kULTur USEDOMER LITERATURTAGE

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P R O G R A M M 2 0 1 2 Wortreiche Landschaften zwischen Ostsee und Karpaten Kulturpartner: USEDOMER LITERATURTAGE 28.März-01.April kULTur USEDOMER LITERATURTAGE Schirmherr der Usedomer Literaturtage: Erwin Sellering · Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern

Transcript of kULTur USEDOMER LITERATURTAGE

P R O G R A M M 2 0 1 2

Wortreiche Landschaften

zwischen Ostsee und Karpaten

Kulturpartner:

USEDOMERLITERATURTAGE

28.März-01.April

kULTurUSEDOMER LITERATURTAGE

Schirmherr der Usedomer Literaturtage: Erwin Sellering · Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern

„Wortreiche Landschaften zwischen der Ostsee und den Karpaten“ bereisen die Use-domer Literaturtage 2012 und lassen den Blick wieder in östliche Richtung schweifen.Deutschland, Polen und vor allem Rumänien stehen dabei im Mittelpunkt. Gemein -samkeiten und Unterschiede zeichnen ein historisch und kulturell vielfältiges Bildder Regionen Siebenbürgen, dem Banat und der Bukowina, und verweben deutsche,rumänische und rumäniendeutsche Perspektiven miteinander. Es sind die deutschenVerknüpfungen, denen die Usedomer Literaturtage auf der Spur sind. Wir laden Sie herz-lich ein, Geschichten eines facettenreichen Landstrichs zu entdecken, die von Rumänen,Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Armeniern, Juden, Ungarn und Österrei-chern erzählen.

Vielfach ausgezeichnete Autoren, Übersetzer, Publizisten und Filmemacher ausDeutsch land, Polen und Rumänien zeigen eine Sicht auf zum Teil vergessene Orte undZeiten. Dabei freuen wir uns unter anderem auf Eginald Schlattner, Ernest Wichner, Jo-anna Bator, Eleonora Hummel und Georg Aescht sowie die Regisseure Radu Gabreaund Stanisław Mucha. Eine Brücke zum Usedomer Musikfestival schlagen wir mit demPianisten und Autor Alfred Brendel. Nach seiner legendären Karriere als Musiker gilter nicht nur als Charakterkopf des Klaviers, sondern auch der Poesie. Den feierlichen Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet die Verleihung des UsedomerLiteraturpreises, der sich an Autoren mit besonderem Engagement für den EuropäischenDialog in Geschichte und Gegenwart richtet. 2012 erhält die polnische SchriftstellerinOlga Tokarczuk den mit 5.000 Euro dotierten Preis, gestiftet von der Seetel Hotelgruppeund den Usedomer Literaturtagen. Verbunden ist die Auszeichnung mit einem Arbeits-aufenthalt im Romantik Seehotel Ahlbecker Hof. Ganz im Sinne von Literaten wieTheodor Fontane, Maxim Gorki oder Thomas Mann, die die Insel schätzten und dortschriftstellerisch tätig waren, wollen wir diese literarische Tradition weiterführen. Interessante geografische, literarische und filmische Einsichten in wortreiche Land-schaften wünschen Ihnen

GRUSSWORT DER VERANSTALTER

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Thomas HummelIntendant

Usedomer Musikfestival

Winfried Smaczny Vorstandsvorsitzender

Deutsches Kulturforum östliches Europa

Dietmar GutscheTourismusdirektor 3 Kaiserbäder

Insel Usedom

Die Usedomer Literaturtage fallen mit ihrem einzigartigen Programm auf. Ich freuemich, dass in diesem Jahr der Bogen von der Ostsee aus bis hinein in eine Gegendmit einer wechselvollen und schwierigen Geschichte gespannt wird. Siebenbürgen,das Banat, die Bukowina und deren deutsche Verknüpfungen sind uns spätestens mitdem Roman Atemschaukel von der Literatur-Nobelpreis trägerin Herta Müller nähergebracht worden. Und seitdem ist es hoffentlich vorbei mit dem Klischee, rumänischeLiteratur ausschließlich mit der Figur Dracula zu verbinden.Unter dem Titel „Wortreiche Landschaften zwischen Ostsee und Karpaten“ könnenBesucherinnen und Besucher Ausschnitte aus der vielschichtigen LiteraturszeneRumäniens, betrachtet aus deutscher, rumänischer und rumäniendeutscher Perspek-tive kennen lernen.Namhafte Autoren, Übersetzer und Publizisten aus Deutschland, Polen und Rumänienwerden mit ihren Geschichten Geschichte erzählen und das Publikum fesseln. Filmestehen auf dem Programm und Ausstellungen. Selbstverständlich ist die beliebteliterarische Inselrundfahrt wieder mit dabei. Gern habe ich die Schirmherrschaft über -nommen.Ich danke allen, die die vierten Usedomer Literaturtage vorbereitet haben und sie be-gleiten: dem Usedomer Musikfestival, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa,der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf und dem NDR für die Medienpartnerschaft.Ich wünsche dem Publikum und den Künstlerinnen und Künstlern unterhaltsame underkenntnisreiche Tage auf der Insel Usedom.

Erwin SelleringMinisterpräsident des Landes Mecklenburg-VorpommernSchirmherr der Usedomer Literaturtage 2012

GRUSSWORT DES SCHIRMHERRN

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Das Land am Nebentisch oder wortreiche LandschaftFilmpräsentation Die Wahrheit über Dracula von St. Mucha (2010)Nominiert für den Grimme-Preis 2012Lesung und Gespräch mit Stanisaw Mucha, Ernest Wichner, Tanja Dückers Moderation: Ilma Rakusa

Die Wahrheit über Dracula ist zur Erönung der Usedomer Literaturtage 2012 zu erfahren.Allerdings hat der Regisseur Stanisaw Mucha in seinem Film nicht nach Draculas Heimatgesucht, sondern nach Menschen des heutigen Rumäniens. Mit ihren Beschreibungenund Assoziationen ist er dem Mythos des Gefürchteten auf der Spur und sammelt dabeidie kuriosesten Geschichten. Sie mögen naiv klingen oder auch erschrecken, beispiels-weise wenn Wünsche nach der Rückkehr des legendären Grafen Tepes als Pfähler vonVerbrechern und Dieben laut werden. Mucha, der als „Spezialist in Sachen osteuropäi-scher Skurilitäten“ gilt, zeichnet in seinem Film ein charmantes, humorvolles und zugleichhochinteressantes Porträt der rumänischen Gesellschaft. Siebenbürgen, die Bukowina und das Banat – Regionen, die zwischen deutscher, ru-mänischer und rumäniendeutscher Prägung schweben und verschiedenste ethnischeund religiöse Gruppen verbinden. Im anschließenden Gespräch mit der Publizistin IlmaRakusa wollen die Autoren Ernest Wichner und Tanja Dückers zusammen mit dem Re-gisseur Stanisaw Mucha auf die Entwicklung der literarischen Welten Südosteuropasin ihrer regionalen Vielfalt und mit ihrer überregionalen Ausstrahlung blicken. Dabeistehen die wechselhafte Geschichte deutscher Kultur sowie die trennenden und ver-einenden Momente von Grenzen und Gedanken im Mittelpunkt.

Stanisaw Mucha wurde 1970 in Nowy Targ, Polen, gebo renund studierte an der Staatlichen Theaterhochschule in Kra-kau. Bereits während des Studiums folgten erste Rollen amdortigen Theater. 1994 erhielt er ein festes Engagement alsSchauspieler und Regieassistent am Staatlichen Alten Thea-ter in Krakau. Von 1995 bis zum Jahr 2000 absolvierte Muchaein Studium der Film- und Fernsehregie an der Hochschulefür Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Sein Doku-mentarfilm Absolut Warhola wurde im Jahr 2001 mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet,u.a. erhielt Mucha den Publikumspreis bei den Festivals in Mannheim und in Duisburgsowie den DEFA-Nachwuchspreis und den Grimme-Preis.

Ernest Wichner, geboren 1952 in Guttenbrunn/Zbrani im Ba-nat, Rumänien, wanderte 1975 nach Deutschland aus. Er stu-dierte Germanistik und Politologie an der FU Berlin und ist seit1988 Mitarbeiter des Literaturhauses Berlin, seit 2003 dessenLeiter. Er ist als Autor, Übersetzer, Literaturkritiker sowie alsHeraus geber mehrerer Anthologien mit rumäniendeutscherund rumänischer Literatur tätig. Zuletzt veröentlichte er

MITTWOCH, 28.MÄRZ

18.00 UhrHotel Esplanade, Heringsdorf

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USEDOMER LITERATURTAGE

Mi, 28.03. • 18.00 UhrHotel Esplanade, Heringsdorf

Do, 29.03 • 16.00 Uhr Villa Irmgard, Heringsdorf

Do, 29.03 • 19.00 UhrRestaurant „Centrala”,winoujcie (PL)

Fr, 30.03. ab 10.00 UhrBeginn: Inselhof, Zempin

Fr, 30.03. • 11.00 UhrVilla Irmgard, Heringsdorf

Fr, 30.03. • 16.00 UhrHans-Werner-Richter-Haus, Bansin

Fr, 30.03. • 18.00 UhrHotel Palace, Zinnowitz

Sa, 31.03. • 11.00 UhrSteigenberger Grandhotel und Spa,Heringsdorf

Sa, 31.03. • 15.00 UhrRomantik Seehotel Ahlbecker Hof, Ahlbeck

Sa, 31.03. • 19.00 UhrSchloss Stolpe, Stolpe auf Usedom

So, 01.04. • 11.00 UhrAtelier Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort /Koserow

Das Land am Nebentisch oder wortreiche Landschaftmit Stanisaw Mucha, Ernest Wichner, Tanja DückersFilmpräsentation Die Wahrheit über Dracula

Erönung der Ausstellung „In Tallinn leben – Geschichten von Menschen und Häusern“ von Sarah Jana Portner

Starke Frauen in der HauptrolleDeutsch-Polnische Lesung mit Joanna Bator und Eleonora Hummel

Literarische Inselrundfahrt Den Inselnorden per Bus entdecken mit Lesungen und Musik

SchulveranstaltungLesung und Begehung der Ausstellung „In Tallinn leben – Geschichten von Menschen und Häusern“ von und mit Sarah Jana Portner

Das wehrhafte Sachsenlandvon und mit Arne Franke

Rote HandschuhePräsentation des Filmes von Radu Gabrea (2010)Lesung und Gespräch mit Eginald Schlattner und Radu Gabrea

Brendel trit OstenManfred Osten im Gespräch mit dem Pianisten, Musikschriftsteller und Dichter Alfred Brendel

Fäden in die Ferne und ins Nichts gespannt. Literarische Rückreise nach Czernowitzvon und mit Oskar Ansull

Mit deutschem Migrationshintergrund auf dem BalkanLesung mit Jan Koneke und Filip Florian

Verleihung des Usedomer Literaturpreises 2012Festliche Veranstaltung mit Musik und Lesung zum Abschluss der Usedomer Literaturtage,Preisträgerin 2012: Olga Tokarczuk

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Erönung der Ausstellung „In Tallinn leben – Geschichten vonMenschen und Häusern”von Sarah Jana Portner

Für die Foto-Ausstellung „In Tallinn leben – Geschichten von Menschen und Häusern”schaute Sarah Jana Portner den Menschen aus der estnischen Hauptstadt genau hin-ter die Fassade. Von Mai bis September 2011 war die junge Schriftstellerin Stadtschrei-berin in Tallinn, gefördert vom Deutschen Kulturforum östliches Europa. Ihre Erlebnissehielt sie in einem Blog (www.stadtschreiber-tallinn.de) fest. Mit ihren Fotos geht sieauf hintergründige Entdeckungsreise. Pro Gebäude werden zwei Bilder ausgestellt:Das erste zeigt eine Außenaufnahme, das zweite ist eine Fotografie von innen. KurzeTexte erzählen die dazugehörige Geschichte der Menschen und vereinen Vergangen-heit und Gegenwart. Mit dieser in Deutschland erstmalig zu sehenden Ausstellungzeigt Sarah Jana Portner nicht nur dem deutschen Publikum die Vielseitigkeit Tallinns,sondern auch den Bewohnern der Stadt selbst überraschende Einblicke.

Sarah Jana Portner, geboren 1983 und aufgewachsen in Mün-chen, hat in Passau Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraum-studien studiert. Als Schwerpunkt wählte sie osteuropäischeGeschichte und erforschte in ihrer Diplomarbeit die Bedingun-gen musikalischen Schaens in der Sowjetunion. 2011 war siemit einem Stipendium des Deutschen Kulturforums östlichesEuropa fünf Monate als Stadtschreiberin in Tallinn tätig.

Starke Frauen in der HauptrolleDeutsch-Polnische Lesung mit Joanna Bator und Eleonora HummelModeration: Thomas Schulz

Polen, Russen und Deutsche – unterschiedliche Völker, die eine gemeinsame Ge-schichte vereint. Diese spiegeln die Autorinnen Joanna Bator und Eleonora Hummelin ihren Werken wider. Sie erzählen, jede auf ihre Weise, vom Leben in Orten, die vonSozialismus, Vertreibung, Aussiedlung und Krieg geprägt wurden.

DONNERSTAG, 29.MÄRZ

neben Übersetzungen von M. Blecher, Nora Iuga und Mircea Crtrescu die Bände:Alte Bilder. Geschichten (2001), Rückseite der Gesten. Gedichte (2003) und Neuschneeund Ovomaltine. Gedichte (2010).

Tanja Dückers, geboren 1968 in West-Berlin, ist als Schrift-stellerin, Kunsthistorikerin und Publizistin tätig. Zu ihrenwichtigsten Werken zählen die Romane Spielzone (1999),Himmelskörper (2003), Der Längste Tag des Jahres (2006),Hausers Zimmer (2011), die Lyrikbände Luftpost. GedichteBerlin – Barcelona (2001) und Fundbüros und Verstecke(2012) ihr Theaterstück Grüße aus Transnistrien (2008) sowiedie Essaybände Morgen nach Utopia (2007) und Über das

Erinnern (2008). Sie wurde 2006 vom Deutschen Historischen Museum zu den zehnwichtigsten Schriftstellern unter 40 und den 100 kreativsten Köpfen Deutschlands ge-wählt. Bis Ende 2007 war sie Kolumnistin der Frankfurter Rundschau, seit 2008 schreibtsie gesellschaftspolitische Essays für ZEIT Online. Für ihr literarisches und essayisti-sches Schaen erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien.

Ilma Rakusa wurde 1946 als Tochter eines Slowenen undeiner Ungarin in der Slowakei geboren. Ihre Kindheit ver-brachte sie in Budapest, Ljubljana und Triest. 1951 siedeltesie nach Zürich über. Rakusa studierte Slawistik und Roma-nistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. 1977 debütierte siemit der Gedichtsammlung Wie Winter. Seitdem sind zahlrei-che Lyrik-, Erzähl- und Essaybände erschienen. Sie über-setzt aus dem Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen

und Französischen. Als Publizistin setzt sie sich für die Vermittlung osteuropäischer Li-teraturen ein. Für ihre Arbeit wurde sie mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausge-zeichnet. Ilma Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

USEDOMER LITERATURTAGE

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16.00 UhrVilla Irmgard, Heringsdorf

19.00 UhrRestaurant „Centrala”,winoujcie (PL)

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Foto: Sarah Jana Porter

Foto: Anton Landgraf

Literarische InselrundfahrtManfred Osten und Franziska Franke, LesungCorinna Schulz, FlöteBettina Fritz, Oboe

Die Schönheit des Inselnordens entdecken und sich auf eine literarischen Reise zwi-schen Deutschland, Polen und Rumänien einlassen. Manfred Osten und FranziskaFranke lesen Lyrik und Kurzprosa von bekannten polnischen, rumänischen und deut-schen Schriftstellern. Musikalisch begleitet wird die Fahrt von Studierenden der Hoch-schule für Musik und Theater Leipzig. Nach dem Beginn im Vineta-Hotel in Zempinsind weitere Stationen in Mölschow, Trassenheide (Haus des Gastes) und Peenemün-de sowie ein Mittagessen in Karlshagen geplant.

Buszustieg ab Seebad Ahlbeck (9.00 Uhr) möglich. Weitere Infos unter: 038378-34647.

Manfred Osten, geboren 1938 in Ludwigslust, studierteRechtswissenschaften, Philosophie, Musikwissenschaftund Literatur in Hamburg und München. Nach der Promoti-on trat er in den Auswärtigen Dienst mit Stationen in Kame-run, Tschad, Ungarn, Australien und Japan. 1993 wurde erLeiter des Osteuropa-Referats der Bundesregierung. Von1995 bis 2004 war er als Generalsekretär der Alexander vonHumboldt-Stiftung in Bonn tätig. Manfred Osten ist Autorzahlreicher Publikationen und führte über 30 Fernsehge-spräche mit Alexander Kluge.

Franziska Franke, geboren in Leipzig, schloss ihr Studium inKommunikations- und Medienwissenschaften an der Uni-versität Leipzig ab und bereitet ihre Magisterarbeit im FachMusikwissenschaft vor. Seit dem sechsten Lebensjahr er-hält sie Klavierunterricht. Sie war Regieassistentin von Joa-chim Herz und Matthias Oldag bei Operninszenierungen ander Musikhochschule Leipzig und Mitarbeiterin der Gesamt-ausgabe der Briefe von Felix Mendelssohn Bartholdy. Sieist Pressereferentin für die Usedomer Literaturtage und dasVokalensemble amarcord, arbeitet als freie Journalistin undgestaltet Lesungen und Konzerte.

Corinna Schulz wurde in Esslingen am Neckar geboren. Mitneun Jahren begann sie ihre musikalische Ausbildung ander Städtischen Musikschule Esslingen. Erfolgreich nahmsie am Bundeswettbewerb „Jugend Musiziert” teil und er-hielt eine Förderung des Landes Baden-Württembergs zumkammermusikalischen Unterricht bei Prof. Manfred Lindnerin Essen. Sie wirkte an zahlreichen Orchesterformationen mit,unter anderem bei der Jungen Süddeutschen Philharmonie

FREITAG, 30.MÄRZ

Joanna Bator greift in ihrem Roman Sandberg die Träume, Ängste und Honungen einervon Krieg und Flucht traumatisierten Generation und von der Rebellion und Freiheits-sehnsucht ihrer Kinder auf. Sie erzählt von Jadzia und ihrer Tochter Dominika, die in ei-ner sozialistischen Provinzstadt leben. Es ist die Suche nach Identität und Heimat, diedas Leben der jungen Frau bestimmt. Die Wochenzeitung DIE ZEIT schreibt über BatorsRoman: „Ein großes Epos aus den abgelegenen Provinzen Europas und des Herzens,ein erstaunliches Lesevergnügen.“Auch Eleonora Hummel begibt sich in ihren Romanen Die Fische von Berlin und Die Ve-nus im Fenster auf Identitätssuche. Die Hauptfigur Alina wohnt in Kasachstan. Mit Nach-namen heißt sie Schmidt und in ihrem Pass steht „Nemka“, was soviel bedeutet wie,sie sei eine Deutsche. Doch die Sprache ihrer Vorfahren versteht sie nicht. Und währendihre Eltern auf eine bessere Zukunft in Deutschland und eine Ausreisegenehmigung hof-fen, bringt Alina ihren Großvater dazu, von der Vergangenheit zu erzählen. Anfang der80er Jahre kommt sie mit der Familie nach Dresden. Der Leser beobachtet die wen-dungsreiche Geschichte einer Aussiedlerfamilie, die sich auf eine Reise ins vermeintlichgelobte Land macht und auf dem harten Boden der Realität, im DDR-Sozialismus, landet.

Joanna Bator, geboren 1968 in Wabrzych (ehemals Walden-burg), ist eine polnische Schriftstellerin. Vor der Veröentli-chung ihres ersten Romans Sandberg (2009) arbeitete sie ander Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschauund unterrichtete Kulturanthropologie und Philosophie. Ne-ben den Romanen Sandberg und Chmurdalia schrieb sie eineReportagensammlung Japanischer Fächer über das moder-ne Japan, dessen versierte Kennerin sie ist. Die Bücher von

Joanna Bator wurden mit diversen Literaturpreisen ausgezeichnet und in verschiedeneSprachen übersetzt. Ihr neuester Roman Dunkel, Nacht beinahe wird in diesem Jahrim Verlag WAB in Warschau erscheinen.

Eleonora Hummel, geboren 1970 in Kasachstan, siedeltenach einer kurzen Zwischenstation im Nordkaukasus 1982mit ihrer Familie nach Dresden über. Seit 1995 ist sie litera-risch tätig. Für ihren Debütroman Die Fische von Berlin erhieltsie 2006 den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis. Für ihren2009 erschienenen Roman Die Venus im Fenster wurde Eleo-nora Hummel ein Literaturstipendium der Kulturstiftung desFreistaates Sachsen zuerkannt. 2011 erhielt sie den Hohen-

emser Literaturpreis für einen Auszug aus einem noch unveröentlichten Werk.

Thomas Schulz, geboren 1951 in Polen, studierte Literaturwis-senschaften und Kunsttheorie in Thorn/Toru. Nach einerWeiterbildung im Bereich Kulturmanagement in Saarbrückenund Ludwigsburg ist er als Kurator mehrerer Kunstausstellun-gen und Leiter zahlreicher internationaler Kulturprojekte tätigund hat an Publikationen über moderne Kunst und Literaturdes östlichen Europa mitgearbeitet. Er ist wissenschaftlicherMitarbeiter des Deutschen Kulturforums östliches Europa.

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ab 10.00 UhrBeginn: Inselhof,Zempin

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Foto: Christian Kern

Foto: Geert Maciejewski

Das wehrhafte Sachsenlandvon und mit Arne FrankeModeration: Harald Roth

Seit dem 12. Jahrhundert haben ungarische Könige zur Grenzsicherung und Urbar-machung des Landes deutsche Siedler in die Karpaten geholt. Arne Franke hat inseinem Buch Das wehrhafte Sachsenland 150 aus dieser Region noch erhaltene Kir-chenburgen in ihrer Einzigartigkeit beschrieben. Vor allem seit dem Beitritt Rumäniensin die Europäische Union wird das Karpatenland von immer mehr Reisenden entdeckt.Anhand historischer und aktu eller Illustrationen erläutert Arne Franke die Geschichtedieses Land striches. Im Mittelpunkt steht die Abbildung der Kirchenburgen, ein-schließlich ihrer Ausstattung mit Altären, Orgeln und Taufbecken. Die meisten dieserKirchenburgen entstanden im 14. Jahrhundert, um sich vor Angrien osmanischerTürken zu schützen. Einige dieser heute noch erhaltenen architektonisch wertvollenGebäude stehen bereits unter dem Weltkulturerbeschutz der UNESCO, andere verfal-len zusehends. Arne Franke nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise durch das ‚archi-tektonische’ Karpatenland sowie durch die siebenbürgischen Städte.

Eginald Schlattner schreibt über Arne Frankes Buch: „In der Flut der Bücher über sie-benbürgische Kirchenburgen (…) wunderbar und wundersam dies Buch als Leistung,Inhalt, Bild, Komposition, Struktur des Ganzen und Illustration im Einzelnen.“

Arne Franke, 1959 in Groß-Umstadt (Hessen) geboren, studierte Kunstgeschichte mitdem Schwerpunkt Architekturgeschichte und Denkmalpflege. Nach einer mehrjähri-gen Tätigkeit als Konservator in Görlitz arbeitet er seit 1996 als freiberuflicher Autor

FREITAG, 30.MÄRZ

Esslingen, dem Schüler-Sinfonie-Orchester Stuttgart und bei Freilichtkonzerten mitMusikern des Staats theaters Stuttgart. Seit dem Wintersemester 2010/11 studiert siein der Flötenklasse von Frau Prof. Irmela Boßler an der Hochschule für Musik undTheater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig.

Bettina Fritz, 1988 in Würzburg geboren, erhielt mit achtJahren ihren ersten Oboenunterricht am Badischen Konser-vatorium Karlsruhe und studierte ab 2008 bei Prof. FabianMenzel an der HfMDK in Frankfurt/Main. Sie spielte bereitsin mehreren Orchestern, u.a. dem SBO Karlsruhe, LJORheinland-Pfalz, Jugendorchester Baden-Baden, CollegiumMusicum Pommersfelden und RIAS Jugendorchester.Orchesterreisen führten sie u.a. nach Frankreich, Italien,

Polen, Chile, Nicaragua und Israel. Seit April 2011 studiert sie an der HMT Leipzig beiProf. Nick Deutsch und wurde dort im Oktober 2011 mit ihrem Oboentrio bei LiveMusical Now als Stipendiatin aufgenommen.

SchulveranstaltungLesung und Begehung der Ausstellung „In Tallinn leben – Geschichten von Menschen und Häusern“ von und mit Sarah Jana PortnerModeration: Paulina Schulz

„Treten Sie ein!“ – mit diesen Worten begann Sarah Jana Portner ihren ersten Blog-eintrag als Stadtschreiberin von Tallinn. Gemeinsam mit Schülern aus Deutschlandund Polen wird sie ihre Ausstellung begehen und anhand ihrer Texte Fragen nach demkulturellen Erbe in Estland, dem gegenseitigen Verständnis füreinander und Interkul-turalität diskutieren. Moderiert von Paulina Schulz werden auch Themen gestreift, wieman Schriftstellerin wird und die Welt literarisch entdeckt.

Sarah Jana Portner (siehe Seite 7)

Paulina Schulz wurde 1973 in Polen geboren und lebt seit1989 in Deutschland. Sie studierte Prosa, Film, Dramatik undals Hauptfach Übersetzen am Deutschen Literaturinstitut inLeipzig. Sie arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Dozentin.Ihre Texte wurden sowohl in deutschsprachigen wie auchin polnischen Literaturzeitschriften und Anthologien veröf-fentlicht, für ihre Arbeit erhielt sie mehrere Preise undStipendien.

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16.00 UhrHans Werner RichterHaus, Bansin

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11.00 UhrVilla Irmgard,Heringsdorf

Honigberg, Kirchenburg Foto: Thomas Sindilariu

Foto: Matt Dine

am Bande für seine Verdienste um die deutsch-rumänischen Kulturbeziehungen undinsbesondere seinen künstlerischen Beitrag zum Verständnis der deutsch-rumäni-schen Geschichte ausgezeichnet.

Eginald Schlattner, geboren in Arad, Rumänien ist Pfarrerund Schriftsteller in Siebenbürgen. Er wuchs in Fogarasch/Fgra auf und studierte bis zu seiner Relegation evange-lische Theologie in Klausenburg/Cluj, anschließend Mathe-matik und Hydrologie. 1957 wurde er verhaftet und 1959 we-gen „Nichtanzeige von Hochverrat“ verurteilt. Nach derEntlassung arbeitete er als Tagelöhner und später als Inge-nieur. 1973 nahm Schlattner noch einmal das theologischeStudium auf. Er war bis zur Pensionierung Pfarrer in Roth berg/Roia bei Hermann-stadt/Sibiu und auch als Gefängnispfarrer in Armenierstadt/Gherla tätig. Durch seinedrei erschienenen Romane Der geköpfte Hahn (1998), Rote Handschuhe (2000) undDas Klavier im Nebel (2005) ist Schlattner bekannt geworden. Sie sind in mehrerenSprachen erschienen. Mit diesen Werken holt er Siebenbürgen, einen blinden Winkeleuropäischer Geschichte, aus der Vergessenheit.

Andreas Kossert, geboren 1970 in Hannoversch Münden,studierte in Deutschland, Schottland und Polen Geschichte,Slawistik und Politik. Der promovierte Historiker arbeitete2001-2009 am Deutschen Historischen Institut in Warschau.Seit Januar 2010 ist er als Wissenschaftlicher Mitarbeiterbei der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung inBerlin tätig. Kossert ist ein ausgewiesener Kenner des öst-lichen Mitteleuropa und Autor zahlreicher Publikationen,darunter Masuren (2001), Ostpreußen (2005) sowie der Bestseller Kalte Heimat (2008).Für seine Arbeit wurde ihm der Georg Dehio-Buchpreis des Deutschen Kulturforumsöstliches Europa verliehen.

FREITAG, 30.MÄRZ

und Ausstellungsmacher zu einzelnen Themen ostmitteleu-ropäischer Architekturgeschichte. Nach mehreren Publika-tionen und Ausstellungen zur Kulturgeschichte Schlesienspublizierte er im Verlag des Deutschen Kulturforums östli-ches Europa zwei kulturhistorische Reisebücher Das wehr-hafte Sachsenland und Städte im südlichen Siebenbürgen.Zudem erschienen zwei Kunstführer zu den siebenbürgi-schen Städten Hermannstadt/Sibiu und Kronstadt/Braov.

Harald Roth, geboren 1965, studierte osteuropäische undneuere Geschichte sowie evangelische Theologie in Mün-chen, Freiburg, Heidelberg und Seattle; seine Abschlüsseerwarb er in München. Von 1993 bis 2007 war er verantwort-lich für das Siebenbürgen-Institut mit Sitz in Gundelsheimam Neckar, 2007-2008 arbeitete er am Südost-Institut Mün-chen/Regensburg, seither ist er Südosteuropa-Referent amDeutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam. Seine

Arbeitsschwerpunkte sind Siebenbürgen und das historische Ungarn, zuletzt legte ereinige Stadtgeschichten aus diesem Bereich vor.

Rote HandschuhePräsentation des Filmes von Radu Gabrea (2010)Lesung und Gespräch mitEginald Schlattner und Radu GabreaModeration: Andreas Kossert

In den Fängen der rumänischen Staatsmacht – Eginald Schlattner erzählt in seinemRoman Rote Handschuhe von den Verhältnissen im stalinistischen Rumänien mittelsautobiographischer Erlebnisse. Es ist eine öentliche Aufarbeitung der Vergangenheitund zugleich eine Dokumentation von politischem Unrecht, die von Unterdrückungund Zerstörung der Menschen berichtet. „Romane wie diese, erklären uns Nachge-borenen Europa“, meint Nicole Henneberg in der „Frankfurter Rundschau”. Rote Hand-schuhe wurde kontrovers diskutiert und Schlattner erhielt in seiner Heimat für dieDarstellung des sozialistischen Regimes viel Kritik. Das Buch ist ein Protokoll peinvollerSelbstbezichtigung, eine Vivisektion am eigenen Leid mit dem Werkzeug der Sprache.

Radu Gabrea wurde 1937 in Bukarest, Rumänien, geborenund studierte an der Bukarester Theater- und Filmhoch-schule. Mit seinen ersten beiden Spielfilmen Zu klein füreinen so großen Krieg und Jenseits des Sandes war Gabreaein wichtiger Vertreter des Neuaufbruchs im rumänischenFilm nach 1968. Als der Film Jenseits des Sandes in Rumänienverboten wurde, ging er ins Exil und lebte von 1974 bis 1997in Deutschland. Seit 1998 ist er wieder in Bukarest tätig. Radu

Gabrea verfilmte bereits zwei Romane von Eginald Schlattner: Der geköpfte Hahn(2006/07) und Rote Handschuhe (2009/10). 2011 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz

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18.00 UhrHotel Palace,Zinnowitz

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Foto: Picasa

Foto: Sebastian Pfütze

Keine hundert Jahre umfasst die Blütezeit der Literatur, die von dieser Provinzstadtder österreichisch-ungarischen k. u. k. Monarchie ausging und mit Namen wie RoseAusländer, Paul Celan, Karl Emil Franzos und Alfred Gong verknüpft ist. Fast alle zoges hinaus, nach Bukarest, Wien, Berlin, Paris, in die Sowjetunion und USA. Was an-fangs Aufbruch und Sehnsucht nach Welt und Weite war, wurde später Flucht umsschiere Überleben. So entstand die Literaturstadt Czernowitz eigentlich im „Herzland“der in der Welt verstreuten Poeten, die Sehnsuchtsfäden aus der Ferne ins für sie un-erreichbare Czernowitz spannten, gleichsam in ein Nichts und doch so etwas wieKindheit, in die keiner je wieder zurückkehrt. Ein Ort im Kopf und auf dem Papier. OskarAnsull nimmt einige dieser einst gespannten Fäden auf, gibt ihnen Stimme, verbindetsie miteinander und erönet ein erinnertes Czernowitz, in dem Erst jenseits derKastanien (Celan) die Welt war und es nach Zimmet und Niveakrem (Gong) duftete.

Oskar Ansull, geboren 1950 in Celle, lebt als freier Autor,Herausgeber und „Erfinder von Lesungen“ in Berlin-Pan-kow. Bekannt wurde er vor allem für seine Leseprogrammeund zahlreichen Rundfunksendungen für den NDR undRadio Bremen zu Leben und Werk deutscher Autoren. SeineHerkunft (der„unbekannte” Vater war Pole) hat ihn immerwieder lite rarische Bezüge im östlichen Kulturbereich findenlassen. Neben Horst Bienek, Paul Celan und JohannesBobrowski z.B. den galizischen Schriftsteller Karl Emil Franzos, über den er dasLesebuch Zweigeist (2005) veröentlicht hat.

Mit deutschem Migrationshintergrundauf dem BalkanLesung mit Jan Koneke und Filip Florian Moderation: Georg Aescht

Fremd, mit deutschen Wurzeln in einem unbekannten Land – das ist der Grundtenor bei-der Romane von den Autoren Jan Koneke und Filip Florian. Beide Schriftsteller widmensich Rumänien mit der Hauptstadt Bukarest in verschiedenen zeitlichen Dimensionen. Filip Florian schildert in seinem Buch Die Tage des Königs das Bukarester Schicksal ei-nes deutschen Zahnarztes, der dem im 19. Jahrhundert für den rumänischen Königs-thron geworbenen Hohenzollernprinzen nach Bukarest, am Rande der damaligen Welt,folgt. Er verliebt sich in eine Kinderfrau, worauf sich der neue rumänische König vonihm abwendet. Ab diesem Zeitpunkt ist die Hauptfigur in einer für ihn völlig fremden Um-gebung auf sich allein gestellt. Filip Florians Roman handelt vom Leben, der Liebe undder Macht in den Zeiten des Krieges gegen die Türken im Rumänien des 19. Jahrhun-derts. Die Hauptfigur aus Jan Konekes Roman Die sieben Leben des Felix Kannmacherflüchtet 1934 aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Bukarest, wo er zuerstals Erzieher arbeitet. Als die Beziehung zu seinem Schützling zu eng wird, entlässt ihnder wütende Vater. Unter falschem Namen, als der Siebenbürger Sachse Johann

USEDOMER LITERATURTAGE

Brendel trit OstenManfred Osten im Gespräch mit dem Pianisten, Musikschriftsteller und Dichter Alfred Brendel

Als Schriftsteller und Poet ist der weltberühmte Pianist Alfred Brendel mit vielgelobtenmusikalischen Essays und Gedichtbänden hervorgetreten. Der Name Brendel war,laut eigener Auskunft, „einer der Namen für den Teufel im Mittelalter“. Weshalb ersich auch bestens auskennt mit jenen „kleinen Teufeln“ in seinen Gedichtbänden, dieganz im Sinne der Dadaisten, die Dummheiten hassen und den Unsinn lieben. Sie tundies auch als „eine Art Selbstschutz, die Welt komisch zu sehen, statt in Verzweiflungzu versinken“. Diese Haltung gegenüber der Welt ist, so Brendel, vor allem Erfahrun-gen geschuldet, die zurückreichen in die Zeit seiner Kindheit in der Tschechoslowakei.Eine Einsicht, die sich mit seiner Erkenntnis verschränkt, dass wir „die überzeugendstekomische Musik ohne jedes Hilfsmittel von außen [...] den Wiener Klassikern und ei-nigen Komponisten unseres Jahrhunderts verdanken“. Im Gespräch mit dem Essayistund Kulturhistoriker Manfred Osten soll diesen Einsichten Brendels über das Komischeund den Unsinn nachgegangen werden.

Alfred Brendel, geboren 1931 bei Olmütz/Olomouc in derTschechoslowakei, führte sein Weg bald nach Jugoslawien,später nach Österreich und England. Der gefeierte Pianistspielte auf den großen Konzertpodien der Welt. Er wurdemit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, u.a. die Ehren-doktorwürde der Universitäten von London, Oxford, Yale.2004 wurde ihm der als Nobelpreis der Musik geltende Ernstvon Siemens-Musikpreis für sein musikalisch-interpretato-

risches Lebenswerk übergeben. 2008 folgte der Herbert-von-Karajan Musikpreis. Nachseinem Rückzug von der Bühne 2008 begeistert er seither mit Musikvorträgen und Le-sungen eigener Gedichte. 2011 ist er mit dem erstmals verliehenen Franz-Liszt-Ehren-preis Weimar-Bayreuth ausgezeichnet worden.

Manfred Osten (siehe Seite 9)

Fäden in die Ferne und ins Nichts gespannt. Literarische Rückreise nach Czernowitzvon und mit Oskar Ansull

Czernowitz, ein Ortsname aus ferner Zeit, der in der Poesie fortlebt, von dort her größererscheint; ein Städtchen am Fuße der Karpaten, in der heutigen Ukraine, die sich nunTscherniwzi schreibt und zwischen den Kriegen rumänisch war und Cernui hieß.

SAMSTAG, 31.MÄRZ

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11.00 UhrSteigenberger Grand-hotel und Spa,Heringsdorf

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15.00 UhrRomantik SeehotelAhlbecker Hof,Ahlbeck

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19.00 UhrSchloss Stolpe,Stolpe auf Usedom

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Foto: Geert Maciejewski

Verleihung des Usedomer Literaturpreises 2012Festliche Veranstaltung mit Musik und Lesung zum Abschluss der Usedomer LiteraturtagePreisträgerin 2012: Olga TokarczukJury: Prof. Dr. Hellmuth Karasek, Dr. Andreas Kossert, Dr. Doris Lemmermeier

Laudatio: Marta KijowskaMusik: Signum Saxophonquartett, Preisträger des Usedomer Musikfestivals 2012

Auch in diesem Jahr verleihen die Usedomer Literaturtage den Usedomer Literatur-preis. Damit werden Literaten gewürdigt, die sich in hohem Maß dem europäischenDialog in Geschichte und Gegenwart verpflichtet fühlen und in ihren Werken die lite-rarische Welt mit sprachlicher Überzeugungskraft, historischer Tiefgründigkeit undhumanistischem Gepräge auf herausragende Weise bereichern.

Den Usedomer Literaturpreis 2012 erhält die polnische Auto -rin Olga Tokarczuk für ihr bisheriges Oeuvre, in dem sie u.a.die Thematik der mitteleuropäischen Grenzregion Nieder-schlesiens aufgreift. Sie setzt sich mit der Vergangenheitder Region auseinander, beschreibt ihre Gegenwart undschlägt eine Brücke in die Zukunft. Sie baut eine äußerstoriginelle Ikonographie Niederschlesiens aus und erschateine Metaphysik der kleinen Dinge, die in die große Ge-schichte eingebunden sind. Die 1962 geborene Autorin zähltzu den bekanntesten und bedeutendsten Schriftstellerinnenihres Landes. Ihre klare, ruhige Sprache steckt voller poetischer Mystik und verzaubertmit langem Nachhall. Ihre Inhalte sind mutig, bisweilen radikal und werfen kanoni-sierte, scheinbare Gewissheit um.

Das Eigene und das Fremde befinden sich bei Olga Tokarczukstets im Dialog. Sie hinterfragt bestehende Meinungen undfeste Gewohnheiten und bricht starre Zuordnungen wieStaat, Sprache, Religion auf. Das Leitmotiv der Autorin ist dieBewegung. Dabei meint sie nicht nur die geografischeMobilität und ihre Liebe zum Reisen, sondern vor allem diegeistige Beweglichkeit gepaart mit persönlicher Courage.

Der Usedomer Litertaturpreis, gestiftet von der SeetelHotelgruppe und den Usedomer Literaturtagen, ist mit 5.000Euro dotiert und ermöglicht zusätzlich der Preisträgerineinen Arbeitsaufenthalt auf der Insel Usedom im RomantikSeehotel Ahlbecker Hof. Die Mitglieder der dies jährigenJury sind Dr. Doris Lemmermeier, Direktorin des Deutschen

SONNTAG, 01.APRIL

Gottwald, irrt er als Fremder in einem ihm unbekannten Land, zur Zeit als die Nazis inBukarest waren und Rumänien an die Russen fällt. Das einzige, was ihn die gesamteZeit über hinweg begleitet, ist die Beziehung zu seiner Jugendliebe.

Filip Florian wurde 1968 in Bukarest geboren. Nach demStudium der Geologie und Geophysik arbeitete er als Jour-nalist für die Zeitung Cuvîntul und für Radio Free Europe so-wie die Deutsche Welle. Sein Roman Degete mici (KleineFinger) wurde mehrfach u.a. vom rumänischen Schriftstel-lerverband als bestes Prosa-Debut 2006 ausgezeichnet.Sein 2008 erschienener Roman Zilele regelui (Die Tage desKönigs) wurde vom „Kolloquium des zeitgenössischen ru-

mänischen Romans” zum Buch des Jahres gekürt. Filip Florian gilt als eine der großenBegabungen der osteuropäischen Literatur. Er lebt in Bukarest.

Jan Koneke wurde 1960 geboren, wuchs in Darmstadt,Neu-Isenburg, Braunschweig und wieder Darmstadt auf,ging 1981 zum Studium nach Berlin und ist seit 1987 freierSchriftsteller. Nach einem Stipendium in der Villa Massimo(1995) blieb er für sieben weitere Jahre in Rom. Seit 2003pendelt er zwischen Wien, Bukarest und Maneciu, einemDorf in den Südkarpaten. Jan Koneke veröentlichte bis-lang fünfzehn Bücher, darunter Romane, Erzählungen und

Gedichtbände, außerdem vier Kinder- und Jugendbücher. Er arbeitet auch als Über-setzer aus dem Italienischen und Rumänischen.

Georg Aescht, geboren 1953 in Zeiden, Siebenbürgen, Ru -mä nien, war nach einem Studium der Germanistik und Ang-listik an der Universität Klausenburg/Cluj in SiebenbürgenLehrer am dortigen deutschsprachigen Gymnasium. Nebenliteraturkritischen Beiträgen in deutschsprachigen Publi ka -ti onen übersetzte er rumänische Autoren und arbeitete anden Gymnasiallehrbüchern für deutsche Literatur mit. 1984wanderte er mit Frau und Tochter in die Bundesrepublik

Deutschland aus. Nach siebenjähriger Arbeit als Korrektor in einer Setzerei trat er dieStelle eines Redakteurs bei der Bonner Stiftung Ostdeutscher Kulturrat an, wo er der-zeit die „Kulturpolitische Korrespondenz“ redigiert. Er hat zahlreiche Bücher aus demRumänischen und Französischen übersetzt.

USEDOMER LITERATURTAGE

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11.00 UhrAtelier Otto Niemeyer-Holstein,Lüttenort/Koserow

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Foto: Mircea Struteanu

Verleihung des ersten Usedomer Literaturpreises 2011 an Radka Denemarkova (rechts),

(von links) Rolf Seelige-Steinho · Seetel Hotelgruppe, Eva Profousová, Helmut Karasek

Foto: Geert Maciejewski

Kulturforums östliches Europa, Dr. Andreas Kossert, Historiker, Autor, wissenschaft-licher Mitarbeiter der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Berlin, sowieProf. Dr. Hellmuth Karasek, Journalist, Buchautor und Literaturkritiker.

Olga Tokarczuk, geboren 1962 in Sulechów, studierte Psychologie in Warschau. Sie giltals eine der interessantesten polnischen Autorinnen. Ihr Romandebut Podró ludzi ksigi(Die Reise der Buchmenschen) erschien 1993 und wurde von der Gesellschaft der pol-nischen Buchverlage als bestes Prosadebut ausgezeichnet. Fur ihren Roman Ur undandere Zeiten erhielt sie 2000 den Nike-Literaturpreis. Auf Deutsch sind von ihr weitereBucher erschienen, u.a.: Der Schrank (2000) und Unrast (2009). Ihr Roman Taghaus,Nachthaus (2001) verleiht der Kulturregion Niederschlesiens eine neue literarischeStimme und setzt gänzlich neue Akzente im Umgang mit heiklen historischen Themen.2011 ist im Schöing Verlag ihr letzter Roman Gesang der Fledermäuse erschienen.

Marta Kijowska, 1955 geboren, studierte Germanistik in ih-rer Geburtsstadt Krakau und in München, wo sie seit Jahrenals Journalistin für Printmedien, Hörfunk und Fernsehen(u.a. FAZ, NZZ, BR und DLF) sowie als Publizistin und lite-rarische Übersetzerin tätig ist. In ihren Arbeiten beschäftigtsie sich vor allem mit Themen der polnischen Kultur, Litera-tur und Geschichte. Zuletzt sind von ihr erschienen: Der letz-te Gerechte. Andrzej Szczypiorski - ein Biographie (2003),

Krakau. Spaziergang durch eine Dichterstadt (2005), Polen, das heißt nirgendwo (2007)und Die Tinte ist ein Sprengsto. Stanislaw Jerzy Lec – der Meister des unfrisiertenDenkens (2009).

Das Signum Saxophonquartett erhielt denPreis des Usedomer Musikfestivals 2011,gefördert von der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. 2006 von vier jungen Musikern ausDeutschland und Slowenien gegründet,setzt sich das Ensemble über tradierte Hör-gewohnheiten hinweg und bringt demPublikum den facettenreichen Klang des

Saxophons näher. Dabei reicht das Repertoire von klassischer bis zeitgenössischerMusik und schließt Bearbeitungen von Kompositionen mit ein. Das Quartett gastiertebei den renommiertesten Festivals in Europa und Thailand und wurde bereits mehrfachausgezeichnet, u.a. mit dem 1. Preis beim 14. Torneo Internationale di Musica inVerona, und einem dreijährigen Stipendium des deutschen Musikwettbewerbs. DieDebüt-CD mit Arrangements von Kompositionen u.a. von Grieg, Ravel und Bartókerschien bei ARS PRODUKTION.

USEDOMER LITERATURTAGE

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Foto: Jörg Helpenstein

Foto: Jerzy Pirecki

Datum Veranstaltung Euro Anzahl

Mi, 28.03., 18 Uhr Das Land am Nebentisch oder wortreiche Landschaft 12,00Hotel Esplanade, Heringsdorf

Do, 29.03., 19 Uhr Starke Frauen in der Hauptrolle 08,00Deutsch-Polnische LesungCentrala, winoujcie (PL)

Fr, 30.03., ab 10 Uhr Literarische Inselrundfahrt 29,00Beginn: Hotel Inselhof Vineta, Zempin

Fr, 30.03., 16 Uhr Das wehrhafte Sachsenland 08,00Hans Werner Richter Haus, Bansin

Fr, 30.03., 18 Uhr Rote Handschuhe 12,00Hotel Palace, Zinnowitz

Sa, 31.03., 11 Uhr Brendel trit Osten 15,00Steigenberger Grandhotel und Spa, Heringsdorf

Sa, 31.03., 15 Uhr „Fäden in die Ferne und ins Nichts gespannt. 08,00Literarische Rückreise nach Czernowitz“Romantik Seehotel Ahlbecker Hof, Ahlbeck

Sa, 31.03., 19 Uhr Mit deutschem Migrationshintergrund auf dem Balkan 08,00Schloss Stolpe, Stolpe auf Usedom

So, 01.04. 11 Uhr Verleihung des Usedomer Literaturpreises 2012 15,00Atelier Otto Niemeyer-Holstein, Lüttenort / Koserow

Bitte tragen Sie die Anzahl der gewünschten Karten bei der jeweiligen Veranstaltung in der letzten Spalte ein.

Zahlung: Den Gesamtpreis von zuzügl. 2 Bearbeitungsgebührbuchen Sie bitte mit Einzugsermächtigung von folgendem Konto ab:

Konto-Nr.

BLZ

Bank

begleiche ich mit beiliegendem Verrechnungsscheck.habe ich auf das Konto 330001159, Sparkasse Vorpommern, BLZ 15050500oder Konto 132225, Deutsche Kreditbank AG, BLZ 12030000 überwiesen.

Schüler, Studenten, Arbeitssuchende sowie Wehr- und Ersatzdienstleistendeerhalten 50% Ermäßigung. Inhaber der NDR-Kultur Karte erhalten 15% Ermäßigung für alleVeranstaltungen gegen Vorlage eines gültigen Nachweises.

Die bestellten Karten werden nach Zahlungseingang an folgende Adresse gesandt:

Name / Vorname

Straße / Hausnummer

PLZ / Ort

Telefon / Telefax

Ort / Datum

X Unterschrift

VORMERKEN!

Usedomer Musikfestival15.09.-07.10.2012Im Fokus: Russland

NDR Sinfonieorchester, Baltic Youth Philharmonic,Akademisches Sinfonieorchester Nowosibirsk,Kurt Masur, Thomas Hengelbrock, Thomas Sanderling, Anja Silja, Isabelle Faust, Stephan Genz, Alexander Melnikov u.a.

Sichern Sie sich die besten Plätze!www.usedomer-musikfestival.de

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KARTENBESTELLUNG

Die Usedomer Literaturtage sind eine gemeinsame Veranstaltungsreihe des Usedomer Musikfestival, des Deutschen Kulturforums östliches Europa und der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf.

Das Kulturforum wird gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.www.kulturforum.info

Wir danken dem Ministerium für Bildung,Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern sowie unseren Sponsoren und Förderern für die freundliche Unterstützung:

Schirmherr: Ministerpräsident Erwin Sellering

Impressum:Thomas Hummel, Intendant Usedomer Musikfestival

Winfried Smaczny, Vorstandsvorsitzender Deutsches Kulturforum östliches Europa

Klaus Kottwittenborg, Bürgermeister Gemeinde Ostseebad Heringsdorf

Thomas Schulz, Programmgestaltung und Dramaturgie

Franziska Franke, Presse- und Öentlichkeitsarbeit

Jan Hanisch, Technische Leitung

Texte und Redaktion: Franziska Franke, Freia Kollar, Thomas SchulzGestaltung: Geert MaciejewskiDruck: Druckhaus Panzig

Eintrittskarten und InformationenDünenstraße 45, 17419 Seebad Ahlbeck

Tel.: 038378 34647 · Fax: 038378 [email protected]

KurverwaltungTrassenheide

USEDOMERLITERATURTAGE

28.März-01.April

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