Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen...

32
Kundenkompass Stress Aktuelle Bevölkerungsbefragung: Ausmaß, Ursachen und Auswirkungen von Stress in Deutschland .

Transcript of Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen...

Page 1: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Kundenkompass

StressAktuelle Bevölkerungsbefragung:

Ausmaß, Ursachen und Auswirkungenvon Stress in Deutschland

.

Page 2: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Kundenkompass Stress

S tress hat viele Gesichter. Menschen ste-hen unter Leistungs- und Zeitdruck, siehaben Freizeit- und Prüfungsstress,

sind belastet durch die Schule, den Beruf undGeldsorgen. Die alltäglichen Anforderungenund Konflikte summieren sich und lösen imKörper schließlich Stressalarm aus. Das mussnicht negativ sein: Wohl dosiert, steigertStress die Motivation und beflügelt zu geisti-gen und körperlichen Höchstleistungen.Doch wenn die Anspannung zum Dauerzu-stand wird, droht Gefahr für die Gesundheit.Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) siehtdarin sogar eines der größten Gesundheits-risiken des 21. Jahrhunderts.

Evolutionsgeschichtlich ist Stress eine Über-lebensstrategie. Für Gefahrensituationen hatder Körper ein spezielles Warnsystem einge-richtet. Das mobilisiert den gesamten Orga-nismus und setzt Energiereserven frei. AlleFunktionen, die nicht zum Überleben not-wendig sind, werden vorübergehend abge-stellt. Der frühzeitliche Mensch konnte so beieiner akuten Bedrohung sofort auf Fluchtoder Angriff umschalten.

Im Vergleich dazu sind heutige Stressaus-löser wie Hetze und Termindruck zwar nichtlebensgefährlich. Der Körper reagiert abermit denselben Mechanismen, also zumeistunverhältnismäßig. Er produziert in der Nebenniere Hormone wie Adrenalin, Nor-adrenalin und Kortisol. Puls, Blutdruck,Atemfrequenz und Blutzuckerspiegel stei-gen, die Verdauungstätigkeit wird gedrosselt,der Blutgerinnungsfaktor nimmt zu. Da Weg-laufen und körperliche Gegenwehr meist

2

INHALT

Vorwort 2

Zusammenfassung 4

Stress – die unterschätzte Alltagsgefahr 8

Ergebnisse der Bürgerbefragung– Volksleiden Stress 12– Arbeiten am Limit 16– Familie als Belastungsprobe 20– Stress schadet Körper und Seele 22– Bewegung und Sport helfen am besten 26

Service: Links und Literaturhinweise 29

Glossar 30

IMPRESSUM

Mai 2009

Haftungsausschluss:Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zu-sammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernehmen Redaktion und Verlag keine Gewähr.

Herausgeber:©2009 F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbHPostfach 20 01 63, 60605 Frankfurt am Main

Techniker KrankenkassePressestelleBramfelder Straße 140, 22305 Hamburg

Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien.

Redaktion: Karin Gangl, Dr. Guido BirknerGestaltung: Nicole BergmannKorrektur: Anna Knetsch, Juliane StreicherDruck & Verarbeitung: Boschen Offsetdruck GmbH, Frankfurt am Main

Bürgerbefragung:forsa Gesellschaft für Sozialforschungund statistische Analysen mbHMax-Beer-Straße 2/410119 Berlin

ISBN-13: 978-3-89981-755-3

Vorwort

Page 3: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

3

keine Optionen sind, bleiben die Reserven,die zur Muskelaktivierung freigesetzt wer-den, ungenutzt. Kommen permanent neueStressreize hinzu, ohne dass der Mensch dienotwendigen Erholungsphasen einhält, rich-ten sich die Stressreaktionen schließlich ge-gen den eigenen Körper – mit zum Teilschwerwiegenden gesundheitlichen Kon-sequenzen.

Das Spektrum möglicher Beeinträchti-gungen reicht von Muskelverspannungen,Kopfschmerzen und Magenproblemen überpsychische Leiden wie Depressionen undAngststörungen bis hin zu lebensbedroh-lichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Selbstwenn der Stress die Beschwerden nicht im-mer unmittelbar auslöst, kann er sie dochverschlimmern.

Nicht in jedem Fall sind äußere Umständedie Ursache für Stress. Oft ist es auch die in-dividuelle Lebenseinstellung. Je nach Persön-lichkeit bewerten Menschen ein Ereignis un-terschiedlich, ja gegensätzlich. Selbst gering-fügige Anlässe, die die meisten Menschenkaum belasten, empfinden andere als bedro-hend. Gerade in der Berufswelt kommt es da-durch häufig zu einer gefährlichen Ketten-reaktion, die bis zum Burnout führen kann.

Mit der Studie „Kundenkompass Stress“ un-tersuchen die Herausgeber Techniker Kran-kenkasse und F.A.Z.-Institut auf der Basis einer aktuellen Bevölkerungsbefragung, wiegestresst Deutschland gegenwärtig ist. Wirwollten erfahren, welche Ursachen Stresshervorrufen. Wie gehen die Menschen mit

akutem Druck und Ärger um? Wie wirkt sichStress auf ihre körperliche und seelische Gesundheit aus?

Im Januar 2009 befragte das Berliner Mei-nungsforschungsinstitut forsa für uns 1.014Bundesbürger zwischen 14 und 65 Jahren zuihrem persönlichen Stresspegel, dem Um-gang mit Stress sowie dessen gesundheitli-chen Folgen. Die interviewten Personen repräsentieren den Querschnitt der Bevölke-rung in Deutschland in dieser Altersgruppe.Die Erhebung erfolgte im Rahmen einerMehrthemenumfrage mittels computerge-stützter Telefoninterviews anhand einesstrukturierten Fragebogens (Computer AidedTelephone Interviewing oder CATI-Methode).

Das Einführungskapitel erläutert den BegriffStress. Des Weiteren stellt das Kapitel Gesund-heitstrends rund um dieses Thema und aktu-elle Erkenntnisse der Stressforschung dar. Relevante Internetseiten und Hinweise aufweiterführende Literatur finden Sie auf Seite 29.

Techniker KrankenkasseF.A.Z.-Institut

Page 4: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

JEDER DRITTE DEUTSCHE UNTER DAUERDRUCK

Mehr als 80 Prozent der Deutschen klagenüber Stress. Bei etwa jedem Dritten ist die An-spannung schon zum Dauerzustand gewor-den. Das Phänomen Stress berührt alle Bevöl-kerungsschichten, unabhängig vom Alterund sozialen Status. 30- bis 39-Jährige sind da-von am stärksten betroffen. Als Ursache nen-nen die Menschen in erster Linie Belastungenam Arbeitsplatz, in der Schule und im Studi-um. Dahinter folgen finanzielle Sorgen sowieStress im Straßenverkehr.

ARBEITEN BIS ZUR BELASTUNGSGRENZE: WORK-LIFE-BALANCE AUS DEM LOT

Der Berufsalltag bringt viele Menschen andie Grenzen ihrer Belastbarkeit. Jeder dritteBerufstätige arbeitet nach eigener Aussagehäufig am Limit. Das gilt besonders für Men-schen, die unregelmäßige Arbeitszeiten haben oder im Schichtdienst tätig sind. Vor allem in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jähri-gen kommen Privatleben, Familie und Freun-de durch die beruflichen Verpflichtungen oftzu kurz. Mehr als jeder zweite Erwerbstätige bezeichnet Hetze und Termindruck am Arbeitsplatz als Hauptgründe für Stress. Zu-dem leiden die Beschäftigten unter Informa-tionsüberflutung und der permanenten Er-reichbarkeit via E-Mail, Handy und Black-berry. Daneben verursachen ungenaue An-weisungen und Vorgaben sowie ein zu hohesArbeitspensum den größten Stress im Job.

Ein Urlaub hilft nach Ansicht der Befragtenin dieser Lage nur kurzzeitig. 52 Prozent ge-ben an, dass der Erholungseffekt schnell ver-pufft.

GESTRESST SCHON IN DER SCHULZEIT

Neun von zehn Schülern und Studierendenklagen über Stress. 30 Prozent stehen nach eigener Aussage häufig oder permanent unter Druck. Stressfaktor Nummer eins sindPrüfungssituationen, dicht gefolgt von demallgemein starken Leistungsdruck. Auch dieSorge um eine unsichere Zukunft belastetviele junge Menschen. 37 Prozent befürch-ten, nach ihrer Ausbildung keinen Arbeits-platz zu finden. Weitere Stressverursacher inden Schulen und Hochschulen sind Aus-einandersetzungen mit Mitschülern bzw.Kommilitonen. Bei jedem siebten Schülerund Studierenden lösen zudem Konflikte mit Lehrern oder Dozenten Stressgefühle aus.

STRESSFALLE FAMILIE: HAUSFRAUEN GESTRESSTER ALS MANAGER

Weit mehr, als es im Bevölkerungsdurch-schnitt der Fall ist, stehen diejenigen Men-schen unter Stress, die ihr Leben in erster Linie der Familie widmen. 95 Prozent derHausfrauen und Hausmänner fühlen sichstressbelastet, 38 Prozent leiden unter häufi-gem bis dauerhaftem Druck. Dabei sind dieKindererziehung und die Sorge um die

4

Stress ist in Deutschland allgegenwärtig. Alle Altersgruppen und Bevöl-kerungsschichten sind davon betroffen. Ob am Arbeitsplatz, zu Hause,in der Schule oder in der Berufsbildung: Überall lauern Stressfallen.Durch wachsenden Druck wird die Anspannung für viele Menschen zueinem Dauerzustand. Das wirkt sich gravierend auf die Gesundheit unddas Wohlbefinden aus.

Deutschland im Stress

Zusammenfassung

Page 5: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Finanzen der Familie jeweils für ein Drittelder Betroffenen die größten Stressquellen.Für die Familie und den Partner stellen insbesondere weibliche Befragte oftmals eigene Interessen zurück. Jede zweite Frausetzt sich unter Druck, weil sie es immer allen recht machen möchte. Menschen, diesich darüber hinaus um kranke oder ältereAngehörige kümmern, sehen dies mit einemAnteil von 41 Prozent als ihre Hauptbelas-tung an.

KEIN JOB, KEINE PERSPEKTIVE: ZUKUNFTSANGSTGRÖSSTER STRESSFAKTOR FÜR ARBEITSLOSE

Arbeitslosigkeit stellt für die meisten Betrof-fenen eine große psychische Belastung dar.Vier von zehn leben in permanenter Sorgeum den Lebensunterhalt, ein Drittel bangtum die Altersversorgung. Zudem kommenSelbstzweifel auf. Jeder fünfte Erwerbslosebefürchtet, nicht mit gesellschaftlichen undtechnischen Entwicklungen Schritt haltenzu können. 28 Prozent haben Angst, den Neu-bzw. Wiedereinstieg in das Berufsleben nichtzu schaffen. Die ständige Anspannung führtbei den Betroffenen unter anderem zu Ma-genbeschwerden und Rückenleiden, raubt ih-nen den Schlaf und verursacht seelischeStörungen wie Depressionen.

KÖRPER UND PSYCHE LEIDEN UNTER DAUERSTRESS

Wer oft gestresst ist, ist anfälliger für körper-liche und seelische Erkrankungen. Jeder fünf-te Befragte ist davon überzeugt, dass derStress bei ihm bereits gesundheitliche Folgenhat. Die Symptome sind vielfältig: So leidenzwei Drittel der Vielgestressten unter Muskel-verspannungen und Rückenschmerzen. 57Prozent von ihnen sind ständig erschöpft,zum Teil sogar ausgebrannt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in Deutschland nach wievor die meisten Todesfälle verursachen, treten bei den Menschen unter Dauerdruckdoppelt so häufig auf wie bei den wenig bisgar nicht Gestressten. Auch Kopfschmerzen,

5

w.n./k.A.

nie gestresst

gelegentlich gestresst

häufig gestresstständig gestresst

1022

50

17

1

Jeder dritte Deutsche unter Dauerdruck(Ausmaß der Stressbelastung, in % der insgesamt 1.014 Befragten)

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Muskelverspannungen und Rückenschmerzen am häufigsten(Angaben zu häufigen bzw. dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen,in % der insgesamt 1.014 Befragten1))

Muskelverspannungen und Rückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl, ausgebrannt zu sein

Kopfschmerzen, Migräne

Erkältungskrankheiten

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Schlafstörungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Übelkeit, Magenbeschwerden

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Tinnitus, Ohrgeräusche

53

31

28

26

20

20

12

12

12

9

Polterer

KonfliktvermeiderProblemlöser

w.n./k.A. In-sich-Hineinfresser10

28

12

47

3

Polterer oder Problemlöser? Die Ärgertypen im Überblick(Selbsteinschätzung zum Umgang mit Ärger und Konflikten, in % der insgesamt1.014 Befragten)

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Page 6: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Nervosität, Angstzustände, eine niederge-drückte Stimmung und Schlafstörungen stel-len sich umso häufiger ein, je gestresster sichein Mensch fühlt.

PROBLEMLÖSER LEBEN GESÜNDER

Über das subjektiv empfundene Stressniveauund dessen Auswirkungen auf die Gesund-heit und das Wohlbefinden entscheidet auchder individuelle Umgang mit Ärger oder Pro-blemen. Dabei haben sich in der Befragungvier unterschiedliche Stressbewältigungs-typen herauskristallisiert: Menschen, diesich in Belastungssituationen nicht aus derRuhe bringen lassen, konstruktive Lösungensuchen und sich bemühen, aus jeder Situa-tion das Beste zu machen (so genannte„Problemlöser“), fühlen sich weniger ge-stresst und sind deutlich gesünder als der Bevölkerungsdurchschnitt. Die Neigung,Dinge persönlich zu nehmen und seinem Ärger lautstark Luft zu machen („Polterer“),sowie die Tendenz, eigene Interessen zurück-zustellen, um Konflikte zu vermeiden („Kon-fliktvermeider“), steigern dagegen das Stress-niveau. Den höchsten Stresspegel weisen die-jenigen Menschen auf, die Probleme perma-nent herunterschlucken oder mit sich selbstausmachen („In-sich-Hineinfresser“). Nebenkörperlichen Beeinträchtigungen wie Mus-kelverspannungen und Rückenschmerzenzeigen sich bei ihnen auch seelische Auswir-kungen. 18 Prozent von ihnen haben depres-sive Verstimmungen, 31 Prozent leiden unterSchlafstörungen, und 41 Prozent zeigen An-zeichen eines Burnout-Syndroms.

SPORT UND BEWEGUNG AN DER FRISCHEN LUFTENTSPANNEN AM BESTEN

Die bevorzugten Mittel gegen Stress sind für72 Prozent der Deutschen eine sportlicheBetätigung oder Bewegung an der frischenLuft. Sieben von zehn Befragten bauen Druckab, indem sie Probleme mit dem Lebenspart-ner, der Familie oder Freunden besprechen.Insbesondere ein Großteil der jüngeren Be-fragten sowie jeder zweite Abiturient oderHochschulabgänger entspannt sich gerne vordem Fernseher oder dem Computer. Rund einViertel der Menschen greift bei Stress zu Al-kohol, Zigaretten, Chips und Süßigkeiten.Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwi-schen den Geschlechtern. Während vor allemMänner bei Stress gerne zu einem Glas Weinoder Bier greifen, bevorzugen Frauen Chips

oder Schokolade. Entspannungstechnikenwie Yoga, Meditation oder autogenes Trai-ning praktiziert derzeit mit 15 Prozent nureine Minderheit. Diese speziellen Entspan-nungsformen sprechen tendenziell eherFrauen, Menschen ab 50 sowie die Bewohnervon Großstädten an.

Die verschiedenen Wege des Stressabbaussind unterschiedlich effektiv. Dies zeigt sichsowohl im subjektiv empfundenen Stress-niveau als auch im Gesundheitszustand derBefragten. Während die Einnahme von Ge-nussmitteln sowie die Flucht vor den Fern-seher oder Computer keine aktive Auseinan-dersetzung mit der Drucksituation darstel-len, sondern diese nur kurzzeitig verdrän-gen, helfen körperliche Aktivitäten sowie dasGespräch mit Vertrauten den Betroffenenauch längerfristig, Belastungsphasen besserzu bewältigen.

BADEN-WÜRTTEMBERG HAT HÖCHSTE STRESSRATE

In der Bewertung der Stressbelastung zeigensich deutliche regionale Unterschiede. Beson-ders ausgeprägt ist der Druck in Baden-Würt-temberg. Auf Platz zwei der Stressskala liegendie nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Bre-men, dicht gefolgt von Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. In Bayern liegt dasStressniveau dagegen deutlich unter demBundesdurchschnitt. Der außergewöhnlichhohe Belastungswert in Baden-Württembergerklärt sich größtenteils durch Druck am Ar-beitsplatz. Fast jeder Zweite unter den Ba-denern und Schwaben fühlt sich in seinemBeruf gestresst. Auch Geldsorgen plagen dieBaden-Württemberger überdurchschnittlichhäufig.

TENDENZ: STEIGEND!

Mehr als die Hälfte der Befragten hat das Ge-fühl, ihr Leben sei in den letzten Jahren im-mer stressiger geworden. Hohe Anforderun-gen im Beruf, ein vernachlässigtes Privatle-ben sowie das Empfinden, zu wenig Einflussauf die eigenen Arbeitsbedingungen zu ha-ben, verstärken diese Wahrnehmung. Vor al-lem Menschen unter 40 Jahren sind zudemdavon überzeugt, dass sich dieser Trend fort-setzt: Sie glauben, dass der Stress in ihrempersönlichen Umfeld und im Beruf in dennächsten Jahren weiter zunehmen wird.

6

Kundenkompass Stress

Page 7: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

ZUSAMMENSETZUNG DER BEFRAGTEN

Die 1.014 befragten deutschsprachigen Bür-ger zwischen 14 und 65 Jahren repräsentie-ren den Querschnitt der Bevölkerung indieser Altersgruppe.

Sie unterteilen sich nach Geschlecht in 49,6Prozent Frauen und 50,4 Prozent Männer.

25,1 Prozent der Befragten fallen in die Al-tersgruppe der 14- bis 29-Jährigen. 17,8 Pro-zent sind 30 bis 39 Jahre und 23 Prozent 40bis 49 Jahre alt. Der ältesten Gruppe von 50bis 65 Jahren gehören 34,1 Prozent der Be-fragten an.

Nach Bildungsabschluss unterteilen sichdie Befragten in 38 Prozent Hauptschul-absolventen, 31,7 Prozent mit mittlerem Bil-dungsabschluss sowie 29,1 Prozent Abitu-rienten und Hochschulabgänger.

12,6 Prozent gehören der untersten Ein-kommensgruppe an, deren Haushalts-nettoeinkommen unter 1.000 Euro liegt.21,6 Prozent verdienen zwischen 1.000 und2.000 Euro. Bei 21,9 Prozent liegt das Haus-haltsnettoeinkommen zwischen 2.000 und3.000 Euro. Besserverdiener mit einemHaushaltsnettoeinkommen ab 3.000 Eurosind 17,8 Prozent.

57,5 Prozent der Befragten sind erwerbs-tätig, 42,5 Prozent sind es nicht. 83,7 Pro-zent der Erwerbstätigen gehen einer Voll-zeitbeschäftigung nach. 18,5 Prozent arbei-ten im Schichtdienst.

11,2 Prozent der Befragten sind Hausfrauenbzw. Hausmänner. 13,8 Prozent pflegen äl-tere oder kranke Angehörige. 58,7 Prozentsind verheiratet, 38,4 Prozent sind ledig.35,2 Prozent leben in einem Haushalt mitKindern.

7

Kundenkompass Stress

50 bis 65 Jahre

40 bis 49 Jahre

30 bis 39 Jahre

14 bis 29 Jahre25,1

17,823,0

34,1

Befragte nach Altersgruppen(Anteile der Befragten nach Alter, in % der insgesamt 1.014 Befragten)

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

keine AntwortAbitur / Hochschule

Mittlerer Abschluss

Hauptschule38,0

31,7

29,1

1,2

Befragte nach Bildungsniveau(Anteile der Befragten nach Bildungsniveau, in % der insgesamt 1.014 Befragten)

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Befragte nach Art der Tätigkeit(Angaben zu beruflichen und häuslichen Tätigkeiten, in % der insgesamt1.014 Befragten1))

48,1

11,2

42,4

14,0

10,7

5,5

11,2

13,8

10,6

Vollzeitbeschäftigung

Teilzeitbeschäftigung

Regelmäßige Arbeitszeit

Unregelmäßige Arbeitszeit

Schichtdienst

Heimarbeit

Hausfrau/Hausmann

Betreuung kranker oder älterer Angehöriger

Schüler/Student

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Page 8: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

J eder Mensch kennt Stress. Die Aussage„ich bin gestresst“ gehört beinahe zumguten Ton und ist für manchen eine Art

Selbstbestätigung. Doch was bezeichnetStress genau? Das englische Wort „stress“kommt aus der Physik und benennt das Ver-halten von Elementarteilchen unter Druck.In der Materialprüfung steht der Begriff fürdie Anspannung und Verzerrung von Metal-len sowie von Glas.

Der ungarisch-kanadische Mediziner HansSelye, der als Pionier der Stressforschung gilt,übertrug den Begriff in der Mitte des 20. Jahr-hunderts erstmals auf den Menschen. SchonJahre zuvor hatte er entdeckt, dass äußereReize wie Hitze, Lärm und die Einnahme to-xischer Substanzen, aber auch emotionaleFaktoren wie etwa Kummer fast identischeReaktionen des Körpers hervorrufen. SeineEntdeckung bezeichnete er als allgemeinesAnpassungssyndrom. Die auslösenden Fakto-ren heißen Stressoren. Inzwischen ist Stressweltweit ein Synonym für körperliche undseelische Reaktionen auf Belastungen.

VOM ÜBERLEBENSPROGRAMM ZUR ZIVILISATIONSPLAGE

Durch Stressreaktionen ist der Mensch in derLage, sich auf schnell wechselnde Lebensum-stände einzustellen. Sie sind ein uralter Me-chanismus, dessen Hauptziel es war, dasÜberleben zu sichern. In einer Gefahren-situation aktiviert das Gehirn den gesamten

Organismus und setzt Energiereserven frei,um je nach Art der Bedrohung blitzschnellangreifen oder fliehen zu können. Über dieNervenbahnen erfolgt das Signal an die Nebenniere, Stresshormone und Neurotrans-mitter wie Adrenalin, Noradrenalin und Kor-tisol auszuschütten. Sie lösen zahlreiche bio-chemische Reaktionen im Körper aus.

8

Stress – die unterschätzte Alltagsgefahr� Vom Überlebensprogramm zur Zivilisationsplage� Dauerstress schadet der Gesundheit� Eustress versus Disstress� Belastungen in der Arbeitswelt nehmen zu� Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch� Kampf dem Stress: Strategien gegen Überforderung

� Das Herz schlägt schneller, und der Blutdrucksteigt. Dadurch werden vermehrt Sauerstoffund Zucker zu den Muskeln transportiert.

� Die Atmung beschleunigt sich, um die Sauer-stoffaufnahme zu erhöhen.

� Die Verdauung wird heruntergeschaltet.

� Blut wird von der Haut und den inneren Orga-nen weg zum Gehirn und den Skelettmuskelngeleitet.

� Die Muskeln spannen sich an.

� Die Blutgefäße verengen sich, und die Blut-gerinnungsfähigkeit steigt, um den Körper beiVerletzungen vor unnötigem Blutverlust zuschützen.

� Es wird vermehrt Schweiß abgesondert, weilder Körper Kühlung braucht.

� Die Pupillen weiten sich.

� Die Leber wandelt Glykogen in Glukose um,die sich mit freien Fettsäuren verbindet, umSofortenergie für die Muskeln bereitzustellen.

� Die Schmerzempfindlichkeit sinkt.

Körperliche Stressreaktionen

Page 9: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Die Stressreaktion kennt vier Phasen:

1. Orientierungsphase: Ein äußerer Reiz,beispielsweise ein Geräusch, erreicht dasZwischenhirn. Dort wird entschieden, obes sich um eine Bedrohung handelt. Fallsja, kommt es zur

2. Alarm- oder Aktivierungsphase: Der ge-samte Organismus rüstet sich für die Aus-einandersetzung mit der Gefahr. Nichtunmittelbar lebensnotwendige Funktio-nen wie die Verdauung und der Stoff-wechsel werden vorübergehend einge-stellt.

3. Anpassungs- oder Handlungsphase: Diebereitgestellten Energiereserven werdenverbraucht, beispielsweise in einemKampf oder auf der Flucht. Im Anschlussbenötigt der Mensch eine

4. Erholungsphase: Ist die Gefahr vorüber,kann der Organismus regenerieren, dieEnergiespeicher füllen sich wieder auf.

DAUERSTRESS SCHADET DER GESUNDHEIT

Die meisten Stressauslöser von heute sindnicht unmittelbar lebensbedrohlich. Auch istein körperlicher Angriff oder das Davonlau-fen selten eine geeignete Option. Die für dieBewegung mobilisierten Energiereservenbleiben somit ungenutzt. Wenn immer neueStressfaktoren hinzukommen und die Anpas-sungs- und Erholungsphase ausbleibt, wer-den die Energievorräte des Körpers früheroder später erschöpft. Die gestauten Stress-hormone richten sich dann gegen den eige-nen Organismus. Der schaltet auf Dauer-alarm und ist irgendwann nicht mehr in derLage, angemessen auf äußere Anforderungenund Belastungen zu reagieren.

Zu den naheliegenden gesundheitlichen Fol-gen gehören Muskelverspannungen undBluthochdruck. Weitere mögliche Konse-quenzen sind Störungen des Verdauungssys-tems, eine geschwächte Immunabwehr sowie

depressive Verstimmungen aufgrund einerüberhöhten Kortisolausschüttung. Auchernsthafte Herz-Kreislauf-Erkrankungen sindmöglich. So setzen sich die freigesetzten Fette als Cholesterin an den Gefäßwänden ab,was zu Arterienverkalkung und Infarktenführen kann.

Forscher der Universität von Kalifornien ha-ben herausgefunden, dass Stress zudem denAlterungsprozess beschleunigen kann. Sieentdeckten, dass bei Frauen, die über vieleJahre einem erheblichen Druck ausgesetztwaren, die Telomere schwinden. Diese sitzenan den Enden der Erbgutstränge und bestim-men, wie oft sich die Körperzellen teilen kön-nen. Die Forscher vermuten, dass Stress dieBildung freier Radikale begünstigt, die dannwiederum die Zellalterung beschleunigen.

Selbst wenn der Stress die meisten Erkran-kungen nicht alleine auslöst, kann er siedoch verschlimmern. Zudem neigen Men-schen unter Drucksituationen häufiger zugesundheitsschädigenden Verhaltensweisenwie einer ungesunden Ernährung, wenig Be-wegung und dem Konsum von Nikotin undAlkohol.

EUSTRESS VERSUS DISSTRESS

Ob eine Anforderung als Herausforderungoder als Belastung empfunden wird, ist in-dividuell verschieden und wird von der eige-nen Persönlichkeitsstruktur beeinflusst. Da-bei spielen die Grundeinstellung zum Leben,die Belastbarkeit und Begabungen eine Rolle.Fachleute unterscheiden hier zwei Arten vonStress. Eustress (griechisch „eu“ = gut) ist diepositive Form von Stress. Sie spornt zu körper-lichen und geistigen Höchstleistungen anund löst insbesondere in Wettbewerbssitua-tionen Glücksmomente aus.

Die negative Art von Stress ist der Disstress(lateinisch „dis“ = schlecht). Sie wird als belas-tend empfunden und führt dazu, dass mansich hilflos und ausgeliefert fühlt. Beim Dis-stress entsteht ein Missverhältnis zwischen

9

Page 10: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

dem, was ein Mensch erreichen möchte, unddem, wozu er tatsächlich in der Lage ist. Ent-scheidend ist die Stressdosis. Sie wird durchHäufigkeit, Dauer und Intensität des Stressessowie durch die individuelle Bewertung derStressfaktoren bestimmt, denen ein Menschausgesetzt ist. Zu den Faktoren, die Stress her-beiführen, zählen äußere Umstände wie et-wa Lärm, Wartezeiten, Krankheiten und Kon-flikte sowie innere Auslöser wie überhöhteAnsprüche und Erwartungen.

BELASTUNGEN IN DER ARBEITSWELT NEHMEN ZU

Vor allem im modernen Berufsleben ist esvon der Anspannung zur Überforderung oftnur ein kleiner Schritt. Häufig sind personel-le, technische und finanzielle Ressourcen in einem Unternehmen knapp. Wenn die quali-tativen und quantitativen Anforderungen,die an einen Beschäftigten gestellt werden,seine zeitlichen Möglichkeiten oder seine Leistungsfähigkeit übersteigen, entsteht arbeitsbedingter Stress. Davon war laut derEuropäischen Agentur für Sicherheit undGesundheitsschutz am Arbeitsplatz 2005 etwa jeder vierte Arbeitnehmer in den EU-15-Ländern betroffen. Rund 60 Prozent der Fehl-zeiten gehen ihren Angaben zufolge auf beruflichen Stress zurück, wodurch jährlichgeschätzte Kosten von 20 Milliarden Euro ent-stehen. Meist ist Zeitknappheit der Grund,doch auch Konkurrenz- und Leistungsdruck,unklare Zielvorgaben sowie Langeweile undUnterforderung lösen Stress aus. Hinzu kom-men soziale und organisatorische Faktorenwie belastende Arbeitszeiten (beispielsweiseSchichtdienst), ein schlechtes Betriebsklima,die Angst um den Arbeitsplatz sowie die Un-vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Eine Ursache von extremem psychosozialenStress ist das Mobbing. Dabei wird eine Person über einen längeren Zeitraum durchKollegen oder Vorgesetzte schikaniert, herab-gewürdigt oder ignoriert. Typische Formendes Mobbings sind üble Nachrede, die Zuwei-sung sinnloser Aufgaben, soziale Isolationund ständige Kritik. Die Betroffenen leidenhäufig unter Ängsten und Schlafstörungen,ihr Selbstwertgefühl geht verloren. Mobbingkann auch Kopf- und Magenschmerzen sowieLeistungseinbrüche und Depressionen her-vorrufen und zu krankheitsbedingten Fehl-tagen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen.Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz undArbeitsmedizin sind in vielen Fällen mangel-hafte betriebliche Rahmenbedingungen mit-

verantwortlich. Dazu zählen eine unzu-reichende Arbeitsorganisation mit unklarenKompetenzzuweisungen, der Karrierewett-bewerb, aber auch betriebliche Umstrukturie-rungen, die häufig mit Arbeitsplatzunsicher-heit einhergehen. So ist das Risiko für Arbeit-nehmer, gemobbt zu werden, in solchen Organisationen hoch, die große technischeNeuerungen einführen oder ihre Eigentümer-struktur verändern. Das wirkungsvollste Ge-

10

Kundenkompass Stress

Arbeitsinhalt:� Monotone, uninteressante oder sinnlose

Aufgaben (qualitative Unterforderung)� Zu komplizierte oder zu komplexe Aufgaben

(qualitative Überforderung)� Unklare Arbeitsanweisungen und Ziele

Arbeitsorganisation/Arbeitsprozesse:� Hoher Zeit- und/oder Leistungsdruck� Mangelnde Koordination der Prozesse� Störungen des Arbeitsablaufs/

außerplanmäßige Anforderungen

Position/Rollenverständnis:� Unklare Verantwortungszuweisung/

zu hohe Verantwortung� Rollenkonflikt oder Rollenunsicherheit� Zu wenig Mitwirkungs- und Gestaltungs-

möglichkeiten

Psychosoziale Bedingungen:� Betriebsklima und Führungsstil� Mangelnde soziale Unterstützung (bis hin

zum Mobbing)� Kommunikationsbarrieren� Abhängigkeiten und Kooperationszwänge

Arbeitsumgebung:� Lärm, Hitze, Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit� Schadstoffe� Unergonomischer Arbeitsplatz

Organisatorische Rahmenbedingungen:� Belastende Arbeitszeiten

(z.B. Schichtdienst, Überstunden)� Unfaire Lohnpolitik� Zu wenig Anerkennung/Statusprobleme� Negative Zukunftsaussichten (Arbeitsplatzun-

sicherheit, mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten)� Veränderungen und Umstrukturierungen

Quellen: Nach Weltgesundheitsorganisation/Techniker Krankenkasse.

Stressfaktoren am Arbeitsplatz

Page 11: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

genmittel gegen Mobbing ist ein kompetentesund verantwortungsvolles Führungsverhalten,bei dem Vorgesetzte ihrer Fürsorgepflicht fürden einzelnen Mitarbeiter gerecht werden undfeste Regeln für das Miteinander etablieren.

PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN AUF DEM VORMARSCH

Kommt zum Arbeitsstress auch noch privateroder familiärer Druck hinzu, ist die Grenze derBelastbarkeit schnell erreicht. Im schlimmstenFall kommt es zur völligen Erschöpfung. Diebetroffene Person sieht in ihrem Leben keinenSinn mehr, fühlt sich hilflos, ist frustriert undausgebrannt. Dieser Zustand wird als Burnout-Syndrom bezeichnet.

Laut dem Gesundheitsbericht des Bundes ver-ursachten psychische Störungen und Erkran-kungen in Deutschland 2006 Kosten in Höhevon 26,7 Milliarden Euro und bestätigten da-mit ihren Zuwachs der vorangegangenen Jah-re. Damit haben sie erstmals die Krankheitendes Muskel- und Skelettsystems von Rang dreider teuersten Erkrankungen verdrängt. DieZahl der Arbeitnehmer, die psychisch erkran-ken, steigt. Der Gesundheitsreport 2008 derTechniker Krankenkasse belegt, dass die Medi-ziner 2006 bereits bei jedem fünften Erwerbs-tätigen psychische Störungen diagnostizier-ten. Der Anteil der Frauen ist dabei höher alsder der Männer. Fast jede dritte Frau zwischen15 und 65 Jahren war von psychischen Störun-gen betroffen.

Im Durchschnitt sind Arbeitnehmer elf Tagepro Jahr krankgeschrieben. Davon entfallenmehr als zehn Prozent auf psychisch beding-te Beschwerden. Zu den häufigsten Diagno-sen zählten Depressionen, Reaktionen aufschwere Belastungen und psychisch bedingtekörperliche Beschwerden wie beispielsweiseHerzrasen. Auch stieg die Zahl der verschrie-benen Psychopharmaka, allen voran der Anti-depressiva. Sie stehen auf der Liste der ammeisten verordneten Medikamente auf Platzacht. Besonders gefährdet sind Callcenter-Mitarbeiter oder Menschen, die soziale Beru-fe ausüben.

KAMPF DEM STRESS: STRATEGIEN GEGEN ÜBERFORDERUNG

Stresssituationen lassen sich im Alltag nieganz vermeiden, aber die Reaktion darauf istzum Teil steuerbar. Der erste Schritt ist, die

Belastung zu erkennen und richtig einzu-schätzen. Dies setzt eine genaue Analyse deseigenen Verhaltens voraus, auf deren Basis gezielt Gegenmaßnahmen ergriffen werdenkönnen. Welche Stressbewältigungsstrategieden größten Erfolg verspricht, ist individuellverschieden. Neben Entspannungstechnikenhelfen insbesondere Sport und Bewegung,die durch Stress freigesetzten Energiereser-ven abzubauen und längerfristig schädlicheAuswirkungen der Stressreaktion zu vermei-den.

Auch die Arbeitgeber sind gefragt, die Stress-belastung ihrer Mitarbeiter durch gezieltesStress- und Ressourcenmanagement zu redu-zieren. Das empfiehlt sich im eigenen Inter-esse, denn Beschäftigte, die dauerhaft über-lastet sind, sind weniger leistungsfähig undöfter krank. Zudem setzen sich Arbeitgeber,die den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitervernachlässigen, gemäß dem Arbeitsschutz-gesetz einem Haftungsrisiko aus. Deshalblohnt es sich für die Verantwortlichen, in eingesundes Arbeitsumfeld zu investieren. Darü-ber hinaus sollten Betriebe gesundheitsdien-liches Verhalten belohnen und den Mitarbei-tern aufzeigen, wie sie mit Stresssituationenbesser umgehen können. Unterstützen kön-nen dabei die Krankenkassen, die etwa ent-sprechende Leitfäden herausgeben und Semi-nare für Führungskräfte veranstalten.

11

Kundenkompass Stress

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Stress ist Mitverursacher der häufigsten und teuersten Erkrankungen in Deutschland (Krankheitskosten in Deutschland 2006 nach ausgewählten Erkrankungen und Geschlecht in Milliarden Euro)

16,879

18,300

15,740

16,911

9,788

16,869

9,607

17,023

7,861

9,246

5,630

6,997

6,130

5,932

Krankheiten des Kreislaufsystems

Krankheiten desVerdauungssystems

Psychische undVerhaltensstörungen

Krankheiten desMuskel-Skelett-Systems

Tumore

Hormonelle, Ernährungs- undStoffwechselkrankheiten

Krankheiten desAtmungssystems

Männer Frauen

Page 12: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Stress prägt den Alltag der meisten Deut-schen. 82 Prozent der befragten Frauenund Männer fühlen sich von Zeit zu Zeit

gestresst. Etwa jeder Dritte steht häufig odersogar ständig unter Druck. Frauen beklagenöfter regelmäßigen Stress als die männlichenInterviewten (35 Prozent gegenüber 29 Pro-zent). Besonders stark betroffen sind Men-schen mittleren Alters, allen voran die 30- bis39-Jährigen. Unter ihnen stehen vier vonzehn Befragten unter Dauerdruck.

Auch bei Haushalten mit ein bis zwei Kin-dern sowie bei Geschiedenen ist die täglicheAnspannung überdurchschnittlich groß. Eslässt sich hingegen kein direkter Bezug zwi-schen dem jeweiligen Schulabschluss der Be-fragten und ihrer Stressbelastung erkennen.Der Anteil der häufig bzw. ständig gestress-ten Personen ist unter Abiturienten oder

Hochschulabgängern nur geringfügig höherals bei Menschen mit einem niedrigeren Bildungsabschluss (34 Prozent gegenüber 31Prozent). Gleichermaßen gering fallen dieUnterschiede in der Dauerstressbelastungzwischen Großstädtern (34 Prozent) und Be-wohnern kleinerer und mittelgroßer Städte(je 31 Prozent) aus.

JOB- UND LERNSTRESS VOR FINANZIELLEN SORGEN

Als Hauptgrund für Stress nennen 43 Prozentder Befragten die hohen Anforderungen amArbeitsplatz bzw. in Schule oder Studium.Für mehr als jeden zweiten Vollzeitbeschäf-tigten stehen Jobbelastungen an obersterStelle der Stressskala. Führungskräfte emp-finden mit einem Anteil von 62 Prozent noch

12

Ob Hausfrau, Schüler oder Topmanager: Stress betrifft inDeutschland alle Lebensbereiche, Altersgruppen und Gesell-schaftsschichten. Acht von zehn Deutschen fühlen sich ge-stresst, ein Drittel der Menschen steht sogar unter Dauer-druck. Mehr als jeder Zweite glaubt, dass die Belastungen inden letzten Jahren zugenommen haben. Dabei stehen vor allem junge Erwachsene zwischen 30 und 40 Jahren beruflichwie privat unter großem Druck. Als Hauptursache geben dieMenschen die wachsenden Anforderungen am Arbeitsplatz, inder Schule beziehungsweise in der Ausbildung an.

Volksleiden Stress

Ergebnisse der Bürgerbefragung

w.n./k.A.

ständig gestresst

nie ge-stresst

häufig gestresst

gelegentlich gestresst

2519 10

49

21

1 w.n./k.A.

ständig gestresst

nie ge-stresst

häufig gestresst

gelegentlich gestresst

1

13

25

51

10

Frauen leiden häufiger unter Dauerstress (Ausmaß der Stressbelastung, in % der insgesamt 1.014 Befragten nach Geschlecht)

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Männer Frauen

Page 13: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

stärkeren Druck. Gut drei Viertel der Schülerund Studierenden klagen über Lernstress.

Bereits auf Rang zwei der Auslöser von Stresssteht im Bevölkerungsdurchschnitt die Sorgeum das finanzielle Auskommen. Sie plagt angesichts der derzeit unsicheren Wirt-schaftslage mehr als ein Viertel der Befrag-ten. Ein erhebliches Stresspotenzial birgtauch der Straßenverkehr. Jeder vierte Befrag-te empfindet Fahrten zu Hauptverkehrszei-ten, ob mit dem Auto oder mit öffentlichenVerkehrsmitteln, als belastend. Staus undVerspätungen, rücksichtslose Verkehrsteil-nehmer, überfüllte Busse und Bahnen sowieParkplatzmangel sorgen bei vielen Menschenfür einen erhöhten Adrenalinausstoß.

Mehr als jeden fünften Befragten belastenKonflikte mit dem Partner, im Verwandten-oder Bekanntenkreis. Insbesondere Schülerund Studierende haben mit einem Anteil vonfast 30 Prozent häufiger Beziehungsstressoder anderen privaten Ärger.

Zwar geben insgesamt nur rund 15 Prozentder Befragten Hausarbeit und Kindererzie-hung als spezielle Stressfaktoren an. Dochmit einem Anteil von 38 Prozent fühlen sichHausfrauen bzw. Hausmänner häufigerdauergestresst als beispielsweise Führungs-kräfte. Eine ganz besondere Belastung stelltdie Betreuung kranker oder älterer Angehöri-ger dar. Laut Statistischem Bundesamt sindin Deutschland mehr als zwei Millionen Men-schen pflegebedürftig. Etwa jeder siebte Be-

fragte kümmert sich um pflege- oder betreu-ungsbedürftige Verwandte. 41 Prozent derBetroffenen sehen dies als ihre Hauptbelas-tung an.

Dabei ist in Ansätzen noch immer die klassi-sche Rollenverteilung der Geschlechter er-kennbar: Während sich deutlich mehr Män-ner als Frauen in Beruf und Straßenverkehrgestresst fühlen, liegen die Frauen bei denStressfaktoren Haushalt und Kinder sowie beider Betreuung von Angehörigen vorne. Auch

13

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Mittlere Altersgruppen sind besondersstark belastet (Ausmaß der Stressbelastung, in %der insgesamt 1.014 Befragten nach Alter)

14–29 Jahre

30–39 Jahre

40–49 Jahre

50–65 Jahre

23

27

25

17

30

41

37

27

7

14

12

10

ständig gestresst häufig gestresst

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Beruf, Schule und Studium sind die Stressauslöser Nr. 1(Angaben zu den häufigsten Stressursachen, in % der insgesamt 1.014 Befragten1))

43

27

25

21

16

14

10

Beruf, Schule oder Studium

Finanzielle SorgenFahrten zu Hauptverkehrszeiten

(z.B. mit Auto, Bus oder Bahn)Konflikte mit dem Lebenspartner,

mit Verwandten oder im BekanntenkreisHausarbeit

Kindererziehung

Betreuung kranker oder älterer Angehöriger

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Familiärer Druck lastet überwiegend auf den Frauen(Angaben zu den häufigsten Stressursachen, in % der insgesamt 1.014 Befragtennach Geschlecht1))

38

27

22

19

23

14

18

9

18

8

12

Beruf, Schule oder Studium

Finanzielle Sorgen

Fahrten zu Hauptverkehrszeiten(z.B. mit Auto, Bus oder Bahn)

Konflikte mit dem Lebenspartner,Verwandten oder im Bekanntenkreis

Hausarbeit

Kindererziehung

Betreuung kranker oder ältererAngehöriger

Männer Frauen

48

28

26

Page 14: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Konfliktsituationen im Verwandten- und Bekanntenkreis belasten die Frauen mehr.

DAS GESTRESSTE LÄNDLE

Deutliche regionale Unterschiede gibt es beider Bewertung der Stressintensität. Beson-ders ausgeprägt ist das Stressempfinden inBaden-Württemberg. Auf Platz zwei der Stress-skala liegt Nordwestdeutschland – Schleswig-

Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Bre-men –, dicht gefolgt von der Region Hessen,Rheinland-Pfalz und Saarland. In Bayern liegtdas Stressniveau dagegen deutlich unter demBundesdurchschnitt. 42 Prozent der Baden-Württemberger fühlen sich ständig oder häu-fig gestresst, in Bayern sind es nur 24 Prozent(Bundesdurchschnitt: 32 Prozent). Die hoheBelastung der Baden-Württemberger erklärtsich größtenteils mit Stress am Arbeitsplatz.Im Bundesland mit der derzeit niedrigstenArbeitslosenquote, wie auch in den nord-westlichen Bundesländern, empfindet fast je-der zweite Befragte beruflichen Druck. Sorgen wegen des Geldes machen sich ins-besondere die Baden-Württemberger sowiedie Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhaltund Thüringen (jeweils 34 Prozent). In letzte-ren ist auch der Stress im Straßenverkehr mit32 Prozent am größten. An zweiter Stellesteht diesbezüglich Nordrhein-Westfalen miteinem Anteil von 29 Prozent der Befragten.

DEN ÄRGER BEWÄLTIGEN

Der individuelle Umgang mit Ärger und Konflikten hat großen Einfluss auf das sub-jektive Stressempfinden. Wer gelernt hat,konstruktiv mit Ärger umzugehen, ist auchweniger anfällig für Stress. In der vorliegen-den Studie werden vier Ärgerbewältigungs-strategien unterschieden:

� Problemlöser: Menschen, die sich in Kon-fliktsituationen nicht aus der Ruhe brin-gen lassen, nach Lösungen suchen und sichbemühen, aus jeder Situation das Beste zumachen.

� Polterer: Impulsive Menschen, die alles per-sönlich nehmen und ihrem Ärger laut-stark Luft machen.

� Konfliktvermeider: Menschen, die eigeneInteressen zurückstellen, um Konflikte zuvermeiden.

� In-sich-Hineinfresser: Menschen, die Pro-bleme am liebsten mit sich selbst ausma-chen und ihren Ärger herunterschlucken.

Wer dazu neigt, Ärger permanent in sich hin-einzufressen, erlebt Stress besonders stark.Fast jeder zweite Betroffene fühlt sich ständigoder häufig unter Druck. Auch bei den Polte-rern liegt der Anteil der Vielgestressten mit43 Prozent deutlich über dem Bevölkerungs-durchschnitt. Unterdurchschnittlich vonDauerstress geplagt sind dagegen die Pro-blemlöser (24 Prozent) sowie die Konfliktver-meider (27 Prozent).

14

Kundenkompass Stress

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Baden-Württemberg führt die Stressskala an /Bayern relativ entspannt(Ausmaß der Stressbelastung, in % der insgesamt 1.014 Befragten nach Region)

Baden-Württemberg

Bremen/Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen

Nordrhein-Westfalen

Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern

Bayern

30

26

21

17

17

21

22

42

35

34

32

29

29

24

12

9

13

15

12

8

2

ständig gestresst häufig gestresst

Jobstress vor allem in Nordwestdeutschland sowie in Baden-Württemberg (Angaben zu den häufigsten Stressursachen, in % der insgesamt 1.014 Befragten nach Region1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

48

34

25

47

26

20

41

24

27

41

34

32

44

25

29

39

26

26

37

20

18

Baden-Württemberg

Bremen/Hamburg/Niedersachsen/Schleswig-Holstein

Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland

Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen

Nordrhein-Westfalen

Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern

Bayern

Beruf, Schule, Studium Finanzielle Sorgen Fahrten zu Hauptverkehrszeiten

Page 15: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

15

Kundenkompass Stress

STRESS NIMMT ZU

Mehr als jeder zweite Deutsche glaubt, dasssein Leben in den letzten Jahren stressiger ge-worden ist. Vier von zehn Befragten und fastdie Hälfte aller männlichen Interviewten erwarten, dass sich dieser Trend in dennächsten Jahren weiter fortsetzen wird. Vorallem Menschen in den Metropolen rechnenmit einem Stresszuwachs in der Zukunft.

Dabei ist einer Bevölkerungsmehrheit durch-aus bewusst, dass Stress auch konstruktivsein kann. Um ein Ziel zu erreichen, nehmendrei Viertel der Menschen nach eigener Aus-sage Belastungen für absehbare Zeit in Kauf.

Bei jedem Zehnten nimmt der Stress jedochein solches Ausmaß an, dass er sich wie in einem Hamsterrad gefangen fühlt. Vor allemFrauen leiden unter Stressfolgen. Jede Zweitegibt an, sich selbst unter Druck zu setzen,weil sie es immer allen recht machen möch-te. Ein Viertel der Frauen ist überzeugt, dassder Stress bereits ihre Gesundheit schädigt.Männer zeigen sich hier robuster. Nur 15 Pro-zent von ihnen sehen ihre Gesundheit durchStress beeinträchtigt.

Selbst nach einem Urlaub verpufft die Erho-lung schnell, sagt mehr als die Hälfte derFrauen und Männer. Ein allzu abrupterStressabfall in den Ferien birgt sogar gesund-heitliche Risiken. Während in Folge vonReisevorbereitungen und bei der Anfahrtzum Urlaubsziel das Stressniveau in vielenFällen besonders hoch ist, lässt die Konzen-tration von Stresshormonen in den ersten

Ferientagen meist schlagartig nach. Dadurchwird das komplette Immunsystem gedrosselt. Viren oder Bakterien, die auf den Körper ein-wirken, haben leichteres Spiel. Nach dem Ur-laub müssen dann liegengebliebene Arbeitenaufgearbeitet werden, so dass der Ent-spannungseffekt in kurzer Zeit verbrauchtist.

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Hausfrauen fühlen sich stärker gestresst als Manager(Ausmaß der Stressbelastung, in % der Befragten nach Art der Beschäftigung)

Erwerbstätige allgemein

Erwerbstätige in Führungspositionen

Schüler/Student

Hausfrau/Hausmann

Betreuung kranker oder älterer Angehöriger

23

26

24

29

25

33

36

30

38

34

10

10

6

9

9

ständig gestresst häufig gestresst

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

In-sich-Hineinfresser sind besonders stressbelastet, Problemlöseram wenigsten (Ausmaß der Stressbelastung, in % der insgesamt 1.014 Befragtennach Ärgertypen)

31

29

21

17

48

43

27

24

17

14

6

7

ständig gestresst häufig gestresst

In-sich-Hineinfresser

Polterer

Konfliktvermeider

Problemlöser

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Frauen leiden stärker unter Stressfolgen; Männer erwarten Stressanstieg(Individuelle Einschätzungen zum Thema Stress, in % der Befragten nach Geschlecht1))

49

35

50

38

25

11

74

52

48

32

27

15

7

75

FrauenMännerIch habe das Gefühl, dass mein Leben in den

letzten Jahren immer stressiger geworden ist

Ich erwarte, dass der Stress in meinem persönlichenUmfeld in den nächsten zwei Jahren weiter zunimmt

Ich setze mich selbst unter Druck,da ich es immer allen recht machen möchte

Ich kann nur schwer richtig abschalten

Stress macht sich bei mir bereits durch gesundheitliche Folgen bemerkbar

Ich fühle mich vor lauter Stresswie in einem Hamsterrad gefangen

Um ein Ziel zu erreichen, nehme ich Stressfür absehbare Zeit in Kauf

Page 16: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Im Berufsleben sind die Stressgefahren besonders groß. Arbeiten bis an die Grenzeder Belastbarkeit – das ist für ein Drittel

aller Erwerbstätigen Realität. Dabei treibtauch die Angst vor einem Jobverlust die Men-schen an. Mehr als jeder Fünfte sorgt sich um seinen Arbeitsplatz. Etwa ebenso viele Be-schäftigte belastet es, dass sie nur geringenEinfluss auf ihre Arbeitsbedingungen neh-men können. Dennoch besteht generell einehohe Jobzufriedenheit. 88 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen der BerufSpaß macht. 53 Prozent fühlen sich von beruflichem Druck sogar angespornt.

KNAPPE ZEIT STRESST AM MEISTEN

Hauptursachen für den Stress am Arbeits-platz sind bei über der Hälfte der Erwerbs-

tätigen Hetze und Termindruck. Von demZwang, in immer kürzerer Zeit immer mehrerledigen zu müssen, sind mit einem Anteilvon 62 Prozent vor allem Bessergebildete betroffen. Auch in den Großstädten befindensich mit 61 Prozent überdurchschnittlich viele Jobber quasi im Wettlauf gegen die Zeit.Dort klagen 36 Prozent über ein zu hohes Arbeitspensum, im Bundesdurchschnitt sindes 28 Prozent.

LEBEN AUF STANDBY

Elektronische Hilfsmittel wie E-Mail, Handyund Blackberry bringen nicht immer die erhoffte Arbeitserleichterung, sondern häu-fig eine noch höhere Belastung. So gilt es fürviele, täglich eine Flut von E-Mails zu sichten,die oft keinerlei Bezug zur eigentlichen Arbeit haben. Laut Bitkom, dem Bundesver-band Informationswirtschaft, Telekommuni-kation und neue Medien e.V., handelt es sichbei bis zu 80 Prozent aller empfangenen E-Mails um Spam. Die Überflutung mit Infor-mationen sowie der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit stören ein Drittel der Erwerbs-tätigen und sind die zweithäufigste Ursachefür berufsbedingten Stress. Vor allem Füh-rungskräften und Bessergebildeten raubendie modernen Kommunikationsformen Zeitund Kraft. Für sie ist es oftmals selbstver-ständlich, E-Mails rund um die Uhr abzuru-fen und auch nach Feierabend und am Wo-chenende erreichbar zu sein. Dadurch sindArbeit und Freizeit nicht mehr klar vonein-ander getrennt.

16

Arbeiten am LimitDie wachsenden Anforderungen am Arbeitsplatz bringenviele Menschen an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Jederdritte Berufstätige arbeitet häufig am Limit. Hauptursachefür den Jobstress sind Termindruck und Hetze, von denenmehr als jeder zweite Erwerbstätige betroffen ist. Ein Drittel der Befragten leidet zudem unter dem Zwang zurständigen Erreichbarkeit sowie der Informationsflut durchE-Mails, Handy und Co. Belastende Arbeitszeiten durchÜberstunden oder Schichtdienst verstärken den Druck.

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Mehr als die Hälfte der Berufstätigen leidet unter Termindruck und Hetze (Angaben zu den häufigsten Stressursachen am Arbeitsplatz,in % der befragten Erwerbstätigen1))

Termindruck oder HetzeInformationsüberflutung und ständige

Erreichbarkeit, z.B. durch Handy, E-Mail etc.Ungenaue Anweisungen und Vorgaben

Zu hohes Arbeitspensum

Hohe Lärmbelastung

Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten

Monotone Tätigkeiten

Unterforderung, Langeweile oder Leerlauf

Konkurrenzkampf bzw. Aufstiegswettbewerb

52

33

29

28

21

21

15

15

15

Page 17: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

UNKLARE KOMPETENZZUWEISUNG

Viele Arbeitgeber fordern von ihren Mitarbei-tern ein hohes Maß an Eigeninitiative undSelbstorganisation. Doch werden Aufgabenund Ziele nicht klar formuliert, reagieren die Beschäftigten verunsichert. SchwammigeAnweisungen und Zielvorgaben verhindern,dass sie effiziente Handlungspläne ent-wickeln können. Dies empfinden knapp 30Prozent der Berufstätigen als belastend.

Konkurrenzkampf und unsichere Beschäfti-gungsverhältnisse erhöhen den emotionalenStress am Arbeitsplatz. Das kann zu Span-nungen zwischen den Beschäftigten bis hinzum Mobbing führen. Mehr als jeder fünfteArbeitnehmer leidet unter Konflikten mitVorgesetzten und Kollegen. Interner Wettbe-werb oder das Ringen um Aufstiegspositionensetzen 15 Prozent der Beschäftigten unterDruck.

STRESS DURCH LANGEWEILE

Nicht nur Überforderung, auch eintönigeoder sinnlose Tätigkeiten und ein Mangel anHerausforderungen können zum Stressfak-tor werden. Dies empfinden 15 Prozent derbefragten Erwerbstätigen. Es droht das so ge-nannte Boreout-Syndrom, eine Mischung ausLangeweile und Unterforderung. HäufigeAuswirkungen sind Unzufriedenheit, Müdig-keit und Antriebsschwäche bis hin zum Verlust der Lebensfreude. Betroffene Arbeit-nehmer fühlen sich oft gezwungen, Betrieb-samkeit vorzutäuschen, denn nicht ausge-lastet zu sein, gilt als sozialer Makel. Insbe-sondere in Berufen, bei denen erbrachte Leis-tungen nicht klar messbar sind, beispiels-weise bei bestimmten Bürotätigkeiten, ist oftverstecktes Nichtstun die Folge. Den ökono-mischen Schaden, der sich daraus ergibt,schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsmedizinauf einen dreistelligen Milliardenbetrag.

Zwar haben im Erwerbsleben psychische Be-lastungen die körperlichen weitgehend ab-gelöst, doch in einzelnen Berufen sind die

17

Bessergebildete sind am Arbeitsplatz besonders stark gefordert(Angaben zu den häufigsten Stressursachen am Arbeitsplatz, in % der befragten Erwerbstätigen nach Bildungsgrad1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

51

44

62

31

28

41

26

28

31

Hochschule/Abitur mittlerer Abschluss Hauptschule

Termindruck oder Hetze

Informationsüberflutung und ständigeErreichbarkeit, z.B. durch Handy, E-Mail etc.

Zu hohes Arbeitspensum

30- bis 39-Jährige beruflich am stärksten unter Druck(Angaben zu den häufigsten Stressursachen am Arbeitsplatz, in % der befragten Erwerbstätigen nach Alter1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

14–29 Jahre 30–39 Jahre 40–49 Jahre 50–65 Jahre

Termindruckoder Hetze

Ungenaue Anwei-sungen/Vorgaben

Zu hohesArbeitspensum

Konflikte mit Kollegenoder Vorgesetzten

42

59

50

54

29

35

28

25

16

35

30 29

18

30

16

22

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Ein Drittel der Erwerbstätigen arbeitet häufig am Limit(Selbsteinschätzung der Stresssituation am Arbeitsplatz, in % der befragtenErwerbstätigen1))

33

30

28

22

21

Ich arbeite häufig am Limit

Mein Privatleben, Familie und Freunde kommenwegen meiner beruflichen Verpflichtungen oft zu kurz

Ich erfahre für meine Arbeit zu wenigAnerkennung und Wertschätzung

Ich habe Angst, meinen Arbeitsplatz zu verlieren

Es belastet mich, dass ich so wenig Einflussauf meine Arbeitsbedingungen habe

Page 18: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Arbeitnehmer weiterhin mit schwierigenäußeren Bedingungen konfrontiert. So istetwa jeder fünfte Beschäftigte, vor allem un-ter den Schichtbediensteten sowie unter Er-werbstätigen mit Hauptschulabschluss, amArbeitsplatz einer hohen Lärmbelastung aus-gesetzt. 13 Prozent von ihnen leiden unterTinnitus. Nach Angaben des Hauptverbandesder gewerblichen Berufsgenossenschaften(HVBG) zählt lärmbedingte Schwerhörigkeitzu den am häufigsten gemeldeten Berufs-krankheiten in der Europäischen Union.

BELASTENDE ARBEITSZEITEN

In vielen Fällen reicht die vertraglich festge-setzte Arbeitszeit nicht aus, um alle Aufga-ben bewältigen zu können. Die Folge istMehrarbeit. Unter den Menschen, die vieleÜberstunden leisten, fühlen sich 94 Prozentgestresst. Fast jeder Zweite ist häufig oderständig im Stress. Vor allem männliche Erwerbstätige (48 Prozent), Menschen mithöherem Schulabschluss (54 Prozent) sowiedie Beschäftigten in Großstädten ab 100.000Einwohnern (50 Prozent) leisten häufigMehrarbeit. In der Regionalbetrachtung liegen die besonders stressbelasteten Baden-Württemberger mit einem Überstunden-anteil von 55 Prozent vorne (vgl. Ergebnis-kapitel 1, Seite 14). Mit dem Grad beruflicherVerantwortung steigt auch die Arbeitszeit-belastung. So sehen sich 53 Prozent derFührungskräfte häufig gezwungen, längerzu arbeiten. Auch unregelmäßige Arbeitszei-ten oder Schichtdienst haben erheblichenEinfluss auf das Stressniveau. Vier von zehnSchichtbediensteten bezeichnen sich alsdauergestresst. Bei Menschen mit unregel-mäßigen Arbeitszeiten ist der Anteil mit 43Prozent noch größer. Gerade für Beschäftig-te, die nachts oder in wechselnden Schichten

18

Kundenkompass Stress

Jobstress vor allem in den Metropolen (Angaben zu den häufigsten Stress-ursachen am Arbeitsplatz, in % der befragten Erwerbstätigen nach Ortsgröße1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

49

45

61

29

38

32

24

32

32

25

25

36

19

20

24

12

14

18

unter 20.000 Einwohner100.000 Einwohner und mehr

20.000 bis unter 100.000 Einwohner

Termindruck oder Hetze

Informationsüberflutung und ständigeErreichbarkeit, z.B. durch Handy, E-Mail etc.

Ungenaue Anweisungen und Vorgaben

Zu hohes Arbeitspensum

Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten

Konkurrenzkampf bzw.Aufstiegswettbewerb

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Überstunden, unregelmäßige Arbeitszeiten und Heimarbeiterhöhen die Stressdosis (Ausmaß der Stressbelastung, in % der Befragtennach Art der Beschäftigung bzw. Arbeitszeitregelung)

Vollzeitbeschäftigung

Teilzeitbeschäftigung

Unregelmäßige Arbeitszeiten

Schichtdienst

Viele Überstunden

Heimarbeit

25

25

29

24

33

32

35

36

43

40

48

45

10

11

14

16

15

13

ständig gestresst häufig gestresst

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Beschäftigte im Osten leiden häufiger unter mangelnder Anerkennung und Jobangst(Selbsteinschätzung der Stresssituation am Arbeitsplatz, in % der befragten Erwerbstätigen nach Region1))

33

31

25

20

19

35

24

38

31

29

WestenOstenIch arbeite häufig am Limit

Mein Privatleben, Familie und Freunde kommen wegenmeiner beruflichen Verpflichtungen oft zu kurz

Ich erfahre für meine Arbeit zu wenig Anerkennungund Wertschätzung

Ich habe Angst, meinen Arbeitsplatz zu verlieren

Es belastet mich, dass ich so wenig Einfluss auf meineArbeitsbedingungen habe

Page 19: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

arbeiten, ist es wichtig, die Balance zwischenArbeit und Freizeit sowie Anspannung undErholung zu wahren. Bereits 37 Prozent allerSchichtbediensteten geben an, sich ständigerschöpft oder ausgebrannt zu fühlen. Des-gleichen stehen vier von zehn Beschäftigtenmit hoher Überstundenbelastung am Randeeines Burnouts.

Unter den beruflichen Belastungen leidetauch das Privatleben: 30 Prozent aller Erwerbstätigen und 46 Prozent der regel-mäßig Überstunden Leistenden ist bewusst,dass Familie und Freunde wegen ihrer Job-verpflichtungen oft zu kurz kommen. Insbe-sondere Menschen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten, Schichtbedienstete und auchHeimarbeiter vernachlässigen zugunsten desJobs oftmals ihr soziales Umfeld. In derAltersgruppenbetrachtung leiden vor allemdie 30- bis 39-Jährigen unter der Unverein-barkeit von Beruf und Familie (39 Prozent).

VIEL ARBEIT, WENIG ANERKENNUNG

Naturgemäß erwarten die Beschäftigten fürihren Einsatz eine angemessene Gegenleis-tung. Doch die bleibt in vielen Fällen aus. 28Prozent aller Erwerbstätigen haben das Ge-fühl, für ihre Arbeit zu wenig Anerkennungund Wertschätzung zu erfahren, im OstenDeutschlands sogar 38 Prozent. Speziell Arbeitnehmer in mittleren Einkommensseg-menten (Haushaltsnettoeinkommen zwi-schen 1.000 und 3.000 Euro) fühlen sich fürihre Leistung häufig nicht gerecht belohnt.Fachleute bezeichnen dies als Gratifikations-krise. Dabei wird das gesellschaftlicheGrundprinzip der Gegenseitigkeit verletzt.Die Betroffenen belastet dies psychisch, siefühlen sich demotiviert. 54 Prozent von ihnen fühlen sich erschöpft und ausgelaugt,37 Prozent sind nervös und reizbar oder leiden unter Angstzuständen. Haben die Beschäftigten zu wenig Einflussmöglich-keiten auf ihre Arbeitsbedingungen, tretendarüber hinaus doppelt so häufig depressiveVerstimmungen auf wie es im Durchschnittder Bevölkerung der Fall ist. Die gesundheit-lichen Auswirkungen werden in Ergebnis-kapitel 4 (Seite 22 ff.) ausführlich erläutert.

SCHON IN DER SCHULZEIT GESTRESST

Noch vor dem Einstieg ins Erwerbslebengehört Stress bereits bei Schülern und Studie-renden zum Alltag. Mehr als drei Viertel emp-

finden die Schule oder Universität als Belas-tung. Gründe dafür sind beispielsweise hoher Lerndruck, die Vielzahl von Freizeit-aktivitäten sowie sozialer Stress unter Gleich-altrigen. Mit einem Anteil von 65 Prozent istPrüfungsangst der größte Stressauslöser. Derinsgesamt starke Leistungsdruck stresst 60Prozent der Lernenden. 37 Prozent allerSchüler und Studierenden, die weiblichenmit einem Anteil von 44 Prozent noch mehrals die männlichen, belastet die Sorge, nachder Ausbildung keinen Arbeitsplatz zu fin-den. Unter Konflikten mit Mitschülern oderKommilitonen leiden 18 Prozent der Befrag-ten. 15 Prozent haben Ärger mit Lehrern oderDozenten. Gemäß einer Anfang 2009 veröf-fentlichten Studie des Bundesinnenministe-riums ist Mobbing an Schulen ein weitver-breitetes Phänomen. 43 Prozent der befrag-ten Schüler berichteten, Provokationen ihrerMitschüler ausgesetzt zu sein, drei Prozenterleben dies mehrmals pro Woche.

19

Kundenkompass Stress

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Leistungsdruck und Prüfungsstress belasten Schüler und Studierende(Angaben zu den häufigsten Stressursachen in Schulen bzw. Hochschulen,in % der befragten Schüler und Studierenden1))

65

60

37

18

15

Prüfungssituationen

Starker Leistungsdruck

Die Sorge, nach der Ausbildungkeinen Arbeitsplatz zu finden

Konflikte mit Mitschülern bzw. Kommilitonen

Konflikte mit Lehrern bzw. Dozenten

Familie und Freunde kommen bei den 30- bis 39-Jährigen oft zu kurz(Angaben zu den häufigsten Stressursachen am Arbeitsplatz, in % der befragten Erwerbstätigen nach Alter1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

14–29 Jahre 30–39 Jahre 40–49 Jahre 50–65 Jahre

Ich arbeite häufigam Limit

Mein Privatleben,Familie und Freunde

kommen wegen meinerberuflichen Verpflich-

tungen oft zu kurz

Ich habe Angst,meinen Arbeitsplatz

zu verlieren

Es belastet mich, dassich so wenig Einfluss

auf meine Arbeits-bedingungen habe

26

38

35

33

27

39

30

2625

26

18

2120

26

18

20

Page 20: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

W eit mehr als der Bevölkerungs-durchschnitt stehen diejenigenMenschen unter Druck, die ihr

Leben in erster Linie der Familie widmen. 95Prozent der Hausfrauen und Hausmännerfühlen sich durch Stress belastet, 38 Prozentleiden unter häufigem bis ständigem Druck.Dabei stellen die Kindererziehung sowie dieSorge um die Finanzen der Familie für einDrittel der Betroffenen die größten Stress-quellen dar. Menschen, die darüber hinauskranke oder ältere Angehörige betreuen, se-hen dies mit einem Anteil von 41 Prozent alsgrößte Belastung an. Kochen, Saubermachen,Kinder hüten und in manchen Fällen zusätz-lich für pflegebedürftige Angehörige da sein:Um das leisten zu können, müssen die Be-troffenen oftmals eigene Interessen oderauch die eigene Karriere zurückstellen. Viervon zehn Nichterwerbstätigen und 52 Pro-zent aller Hausfrauen und Hausmänner ge-ben an, individuelle Bedürfnisse zugunstendes Partners oder der Familie zu vernachläs-sigen. Mit einem Anteil von 42 Prozent gilt

dies insbesondere für die weiblichen Befrag-ten, doch auch jeder dritte Mann ordnet eigene Wünsche der Familie unter.

ZUKUNFTSANGST STRESST

Der Umstand, keinen eigenen Beruf auszu-üben, stellt für viele Betroffene einen erheb-lichen Stressfaktor dar. Vier von zehn Ar-beitslosen und fast ebensoviele Hausfrauenund Hausmänner quält die Sorge um den Lebensunterhalt. Insbesondere Hausfrauenbangen zudem um ihre Altersversorgung. Jeder fünfte Arbeitslose befürchtet,längerfristig nicht mit aktuellen gesellschaft-lichen und technischen EntwicklungenSchritt halten zu können. 28 Prozent der Betroffenen haben Angst, den Einstieg bzw.Wiedereinstieg in das Berufsleben nicht zuschaffen – mit deutlichen Auswirkungen aufdas Stressniveau: Die Hälfte der Menschenohne Job, die diese Erwartungshaltung ha-ben, fühlen sich dauergestresst.

Im folgenden Kapitel werden gesundheitlicheFolgen von Stress ausführlich beleuchtet. Hiervorab einige Besonderheiten, die in Zusam-menhang mit den Anforderungen durch dieFamilie oder mit finanziellen Problemen ste-hen: Speziell Geldsorgen haben in vielen FällenAuswirkungen auf die Psyche der Betroffenen.Etwa ein Viertel der Menschen, die darunterleiden, plagen niedergedrückte Stimmungenund ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Im Be-völkerungsdurchschnitt ist der Anteil halb sogroß. Geld wird häufig gleichgesetzt mit demgesellschaftlichen Status, so dass sich die Tat-

20

Familie als BelastungsprobeDruck und hohe Anforderungen kennzeichnen nicht nur denBeruf, sondern auch das Privatleben vieler Menschen. Dabeineigen vor allem Frauen dazu, eigene Bedürfnisse zugunstender Familie zurückzustellen. Zur Belastung durch Hausarbeit,Kindererziehung oder die Betreuung älterer oder kranker An-gehöriger kommt angesichts wirtschaftlich schwieriger Zeitenoftmals die Sorge um das finanzielle Auskommen. Insbeson-dere Menschen ohne Job leiden unter Perspektivlosigkeit undZukunftsangst.

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Menschen ohne Job leiden unter Zukunftsangst(Aussagen zu Stressfaktoren, in % der befragten Arbeitslosen1))

40

47

33

28

21

Für meine Familie bzw. meinen Partner stelle ichhäufig eigene Interessen zurück

Ich sorge mich um meinen Lebensunterhalt

Ich sorge mich um meine Altersabsicherung

Ich habe Angst, den (Wieder-)Einstieg in das Berufsleben nicht zu schaffen

Ich befürchte, mit aktuellen gesellschaftlichen undtechnischen Entwicklungen nicht Schritt halten zu können

Page 21: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

sache, kein eigenes oder nur ein geringes Ein-kommen zu haben, auch im Selbstwertgefühlwiderspiegelt.

IM GENERATIONENSANDWICH

Die Fürsorge für Familienangehörige kannebenfalls zu einer großen psychischen Belas-tung werden. Während im Bevölkerungs-durchschnitt 31 Prozent der Menschen unterregelmäßiger Erschöpfung oder dem Gefühlleiden, ausgebrannt zu sein, ist unter denjeni-gen, die die Betreuung kranker oder älterer An-gehöriger als Stressursache nennen, fast jederZweite betroffen. Zwölf Prozent von ihnen sindzusätzlich durch Kindererziehung belastet. Siesind zwischen den Anforderungen der Eltern-und der Kindergeneration gefangen, was so-wohl körperlich als auch emotional sehr kraft-raubend ist. Ebenso führen Belastungen durchHausarbeit überdurchschnittlich häufig zu Er-schöpfungszuständen bis hin zum Burnout.Dies geben 46 Prozent der durch HausarbeitGestressten an. Auch der Anteil der an Muskel-verspannungen oder Rückenschmerzen Lei-denden ist unter ihnen mit 69 Prozent beson-ders groß. Häufig sind die Betroffenen einerMehrfachbelastung ausgesetzt: Mehr als jederZweite, der sich durch Hausarbeit oder die Be-treuung von Angehörigen gestresst fühlt, istobendrein erwerbstätig (jeweils 51 Prozent).

Auch knapp die Hälfte aller durch Kindererzie-hung Gestressten (49 Prozent) geht gleichzeitig einem Beruf nach. Wurde die Problematik derDoppelbelastung bislang hauptsächlich er-werbstätigen Müttern zugeschrieben, fühlensich auch immer mehr Väter zwischen den beruflichen und privaten Erwartungen undVerpflichtungen hin und her gerissen.

21

Häusliche Pflege führt fast jeden Zweiten an den Rand der Erschöpfung (Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in % der Befragten insgesamt und nach Art des Stressfaktors1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

57

69

53

48

46

31

34

38

20

26

32

20

21

18

12

Muskelverspannungen undRückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl,ausgebrannt zu sein

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Schlafstörungen

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Stressfaktor Betreuung kranker oder älterer Angehöriger Stressfaktor Hausarbeit

Gesamtbevölkerung

Familie und Partner versus eigene Interessen:Vor allem Frauen stecken oft zurück (Aussagen zu Stressfaktoren, in % der befragten Nichterwerbstätigen1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

33

42

35

36

43

28

15

21

Männer Frauen

Für meine Familie bzw. meinen Partnerstelle ich häufig eigene Interessen zurück

Ich sorge mich um meine Altersabsicherung

Ich sorge mich um meinen Lebensunterhalt

Ich befürchte, mit aktuellen gesellschaftlichen und tech-nischen Entwicklungen nicht Schritt halten zu können

ständig gestressthäufig gestresst

gelegentlich gestresst

nie ge-stresst9

29

57

5

Vier von zehn Hausfrauen unter Dauer-stress (Ausmaß der Stressbelastung, in % der befragten Hausfrauen bzw. Hausmänner)

Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Page 22: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

22

D er Zusammenhang zwischen Stressund Erkrankungen ist seit Beginn derStressforschung im vorigen Jahrhun-

dert Gegenstand zahlreicher Untersuchun-gen. Dass nahezu jeder Teil des Körpers undjedes körperliche System von Stress beein-

flusst wird, ist unbestritten. GesundheitlicheAuswirkungen drohen vor allem dann, wennder Stress zum Dauerzustand wird und diezur Entspannung und Regeneration notwen-digen Pausen ausbleiben.

In Deutschland ist jeder Fünfte davon über-zeugt, dass Stress bei ihm bereits gesundheit-liche Folgen hat. Tatsächlich steigt die Zahlkörperlicher und seelischer Beeinträchtigun-gen, gemessen am Bevölkerungsdurch-schnitt, mit wachsendem Stresspegel um einVielfaches. Die Symptome sind vielfältig.

STRESS VERURSACHT SCHMERZEN

Zwei Drittel aller Dauerstressgeplagten leiden unter Verspannungen und Rücken-schmerzen. Im Bevölkerungsdurchschnitt istder Anteil der Betroffenen mit 53 Prozentdeutlich geringer. Laut dem Gesundheits-report der Techniker Krankenkasse ging imJahr 2008 jeder zehnte Fehltag im Job auf dasKonto von Rückenbeschwerden. Sie sind hier-zulande der häufigste Grund für Krank-schreibungen. Auch Kopfschmerzen bzw. Migräne kommen bei den Vielgestressten miteinem Anteil von 38 Prozent auffallend häu-fig vor. Nur knapp ein Viertel der selten odernie Gestressten ist davon betroffen.

Ein hohes Maß an Stress verursacht zudemüberdurchschnittlich häufig Magenkrämpfeund Übelkeit. Steht man unter Stress, ziehensich die Muskeln zusammen und spannensich an. Folgt daraufhin keine körperliche Re-aktion, wie beispielsweise Kampf oder Flucht,bleibt der Spannungszustand erhalten.

Stress schadet Körperund SeeleMenschen, die großem Druck ausgesetzt sind, sind anfälligerfür körperliche und seelische Erkrankungen. Das Spektrum der möglichen gesundheitlichen Folgen reicht von Muskel-verspannungen und Rückenschmerzen über Erschöpfungs-zustände und Schlafstörungen bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insbesondere hoher Jobstress gefährdetGesundheit und Wohlbefinden. Mit einer positiven Einstel-lung lassen sich Gesundheitsrisiken jedoch abmildern.

Je größer der Stress, desto kränker (Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in % der Befragten insgesamt und nach Stresspegel1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

66

48

57

19

38

23

32

23

40

11

35

13

18

9

20

8

23

6

13

8

häufig oder ständig GestressteGesamtbevölkerung

gelegentlich oder nie Gestresste

Muskelverspannungen undRückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl,ausgebrannt zu sein

Kopfschmerzen, Migräne

Erkältungskrankheiten

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Schlafstörungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Übelkeit, Magenbeschwerden

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Tinnitus, Ohrgeräusche

53

31

28

26

20

20

12

12

12

9

Page 23: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Die Stresshormone Adrenalin und Kortisolwerden aufgestaut und sorgen für eine ArtVergiftungseffekt im Körper.

STRESS ZERRT AN NERVEN UND BELASTET PSYCHE

Wenn immer weitere Stressreize folgen, oh-ne dass die mobilisierten Energien aktiv ab-gebaut werden, geraten die Betroffenen zu-sehends in einen Zustand ständiger Alarm-bereitschaft. Bereits geringste Anlässe rei-chen dann aus, um Stressreaktionen aus-zulösen. Dauert der Zustand zu lange an,erschöpft sich die Widerstandskraft. Es ent-steht ein Gefühl von Überforderung bis hinzum Burnout-Syndrom. 57 Prozent der Men-schen, die häufig oder ständig unter Stressstehen, fühlen sich erschöpft, im Extremfallsogar ausgebrannt. In der Gesamtbevölke-rung liegt der Anteil der Betroffenen bei 31Prozent, bei den unterdurchschnittlich Ge-stressten nur bei 19 Prozent. Nervosität, Reiz-barkeit und Angstzustände treten bei 40 Prozent der Menschen auf, die stark unterDruck stehen. Im Bevölkerungsdurchschnittsind es halb so viele.

Auch Schlafstörungen korrelieren mit demStresspegel. Während durchschnittlich jederFünfte davon betroffen ist, beträgt der Anteilbei den Vielgestressten 35 Prozent. Ein stress-freies Leben sorgt dagegen auch für gesun-den Schlaf. Nur 13 Prozent der selten oder nieGestressten haben Schlafprobleme. Diesesind häufig eine Begleiterscheinung von Depressionen, von denen fast jeder vierteDauergestresste betroffen ist. In der Gesamt-bevölkerung ist der Anteil mit zwölf Prozentnur etwa halb so groß. Etwa vier Millionen Deutsche sind nach Angaben der StiftungDeutsche Depressionshilfe derzeit aufgrundakuter depressiver Verstimmungen in Be-handlung. Neben der genetischen Veranla-gung spielt dabei die Stressbelastung einewichtige Rolle. So vermuten Forscher, dassein Zusammenhang mit der durch Stress er-höhten Kortisolausschüttung besteht. DieKrankheit äußert sich unter anderem durchextrem niedergeschlagene Stimmung, Freud-

losigkeit und Antriebsschwäche. Bei schwe-ren Fällen besteht sogar Suizidgefahr.

Einen psychischen Hintergrund hat oftmalsauch Tinnitus. Hierbei handelt es sich umstörende Ohrgeräusche, die unabhängig vonäußeren akustischen Signalen auftreten. Bereits knapp jeder zehnte Deutsche leidet darunter, unter den Vielgestressten istder Anteil mit 13 Prozent noch größer.

STRESS SCHWÄCHT DAS IMMUNSYSTEM

Zur Untersuchung der Auswirkungen vonStress auf die Immunabwehr existiert mitt-lerweile ein eigenständiges Forschungsfeld,die Psycho-Neuro-Immunologie. Währendbei kurzfristiger Belastung stimulierende Ef-fekte auftreten und beispielsweise die An-zahl der Killerzellen steigt, bremst längeranhaltender Stress die Immunabwehr aus.Viren und Bakterien haben dadurch beistark stressbelasteten Menschen leichtesSpiel. So plagen ein Drittel von ihnen regel-mäßig Erkältungskrankheiten. In der Ge-samtbevölkerung ist dagegen nur etwa jederVierte davon betroffen.

23

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Gefangen im Hamsterrad: Gefühl der Ausweglosigkeit versetztKörper und Seele in den Ausnahmezustand(Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in % der Befragten, die unter einer extrem hohen Stressbelastung leiden1))

75

68

58

48

38

45

23

Muskelverspannungen und Rückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl, ausgebrannt zu sein

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Schlafstörungen

Kopfschmerzen, Migräne

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Erkältungskrankheiten

Übelkeit, Magenbeschwerden

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Tinnitus, Ohrgeräusche

„Fühle mich vor lauter Stress wie in einem Hamsterrad gefangen“

45

40

30

Page 24: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

STRESS BELASTET DAS HERZ

Mit zunehmender Stressbelastung steigt zu-gleich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, der in Deutschland häufigstenTodesursache. 18 Prozent der chronisch Ge-stressten sind davon betroffen – ein doppeltso hoher Anteil wie bei Menschen, die sichselbst als selten oder nie gestresst bezeich-nen. Dauerstress führt zu hohem Blutdruck,verengten Blutgefäßen und einem erhöhtenCholesterinspiegel. Werden die freigesetz-ten Fette nicht durch körperliche Aktivitätabgebaut, lagern sie sich an den Gefäßwän-den ab und lassen die Arterien verkalken. Inder Folge steigt die Gefahr eines Infarktesoder Schlaganfalls.

HOHE GESUNDHEITSRISIKEN DURCH JOBSTRESS

Die meisten Berufstätigen verbringen einenGroßteil ihrer Lebenszeit am Arbeitsplatz.Viele definieren ihren persönlichen Erfolgüber die berufliche Leistung. Denn sie be-stimmt die soziale Stellung, das gesellschaft-liche Ansehen und das materielle Auskom-men jedes Einzelnen. Deshalb können be-rufsbedingte Probleme und Misserfolge gra-vierende Folgen für die Gesundheit und dasWohlbefinden haben. Sieben von zehnBerufstätigen, die das Gefühl haben, für ihreArbeit wenig Anerkennung und Wertschät-zung zu erfahren, sind verspannt oder habenRückenleiden. 54 Prozent fühlen sich starkerschöpft oder sogar ausgebrannt.

Ähnlich hohe Erkrankungsraten weisen Be-schäftigte auf, die unter Konflikten mit Vor-gesetzten und Kollegen leiden, sowie diejeni-gen, denen zu geringe Einflussmöglichkeitenim Job zu schaffen machen. Ein insgesamt zuhohes Arbeitspensum führt fast 60 Prozentder betroffenen Arbeitnehmer an den Randeines Burnouts. Häufige Begleiterscheinun-gen sind Nervosität und Gereiztheit sowieSchlafprobleme.

PERSPEKTIVLOSIGKEIT MACHT KRANK

Wie bereits im vorangegangenen Kapitel erläutert, stellt umgekehrt auch die Erwerbs-losigkeit einen großen emotionalen Stress-faktor dar. Insbesondere Menschen, die davorAngst haben, den (Wieder-)Einstieg in das Berufsleben nicht zu schaffen, leiden unterzahlreichen physischen und psychischen Be-einträchtigungen. So hat beispielsweise jederZweite von ihnen regelmäßig Kopfschmer-zen. Fast ebenso viele sind häufig von Erkäl-tungskrankheiten geplagt, was auf eine allge-mein geschwächte Immunabwehr hindeutet.Auffallend oft leiden die Betroffenen zudemunter Übelkeit und Magenbeschwerden (38Prozent) oder sind depressiv (27 Prozent).

Kommt zum Stress auch noch ein Gefühl derHilflosigkeit hinzu, geraten Körper und Seelein eine Art Ausnahmezustand. Menschen, diesich vor lauter Stress wie in einem Hamster-rad gefangen fühlen und keinen Ausweg sehen, leiden zu 68 Prozent unter Erschöp-fungszuständen. 58 Prozent sind nervös undreizbar, 45 Prozent sind niedergeschlagenoder haben Depressionen. Fast jeden Zweitenunter den Betroffenen quälen Schlafstörun-

24

Kundenkompass Stress

Viel Arbeit, wenig Anerkennung: Hohe Burnout-Gefahr im Job (Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in % der befragtenErwerbstätigen nach Stressfaktor1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

67

70

67

72

59

54

55

52

zu hohes Arbeitspensum zu wenig AnerkennungKonflikte mit Kollegen oder Vorgesetztenzu wenig Einflussmöglichkeiten

Muskelverspannungen undRückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl,ausgebrannt zu sein

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Schlafstörungen

Kopfschmerzen, Migräne

Erkältungskrankheiten

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Tinnitus, Ohrgeräusche

Übelkeit, Magenbeschwerden

38

37

38

42

36

30

36

33

33

31

38

29

29

26

32

31

18

17

24

21

17

20

18

19

13

15

19

14

14

12

17

16

Page 25: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

gen, so dass sich die Erschöpfung immer wei-ter potenziert.

GESÜNDER DURCH POSITIVE LEBENSEINSTELLUNG

Ob Druck und Belastungen zu gesundheit-lichen Schäden führen, ist zum Teil eine Fragedes individuellen Umgangs mit Stress. Wersich bemüht, in jeder Situation das Positive zusehen und bei Problemen und Konflikten nachkonstruktiven Lösungsmöglichkeiten sucht, istauffallend gesünder. Dieser Typus des Pro-blemlösers (vergleiche Ergebniskapitel 1, Seite14) zeigt sämtliche der vorab geschildertenKrankheitssymptome weniger häufig als derBevölkerungsdurchschnitt. So kommen Ver-spannungen und Rückenbeschwerden bei-spielsweise nur bei knapp jedem zweiten Problemlöser vor, lediglich sieben Prozent derProblemlöser leiden unter Niedergeschlagen-heit oder Depressionen. Je öfter ein Mensch dieErfahrung macht, Schwierigkeiten und Proble-me bewältigen zu können, umso mehr steigtsein Selbstvertrauen. So begegnet er künftigenKonfliktsituationen mit einer positiven Erwar-tungshaltung.

Bei allen anderen Stresstypen erhöht sich dagegen das Risiko psychischer Leiden. Wie bereits erläutert, unterscheidet die vorliegendeStudie dabei In-sich-Hineinfresser, die Proble-me permanent herunterschlucken, Konflikt-vermeider, die Ärger aus dem Weg gehen unddafür eigene Interessen zurückstellen, und Pol-terer, die stets einen persönlichen Angriff wit-tern und ihrem Ärger lautstark Luft machen.

Insbesondere die In-sich-Hineinfresser laufenGefahr, sich seelisch zu überfordern. 18 Pro-zent von ihnen haben depressive Verstim-mungen, 41 Prozent zeigen Anzeichen einesBurnout-Syndroms. Schlafstörungen kom-men bei 31 Prozent von ihnen vor. Auchschlägt das Herunterschlucken von Proble-men buchstäblich auf den Magen. Jeden fünf-ten In-sich-Hineinfresser plagen Magenver-stimmungen und Übelkeit.

Überdurchschnittlich häufig nervös undreizbar sind Polterer und Konfliktvermeider.Zudem leidet mit jeweils rund 60 Prozent einhoher Anteil der drei letztgenannten Per-sönlichkeitstypen unter Verspannungen undRückenschmerzen.

25

Kundenkompass Stress

Ärger konstruktiv begegnen: Problemlöser sind gesünder(Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, in % der Befragten nach Ärgerbewältigungsstrategien1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

61

57

27

41

32

25

35

31

29

14

29

24

11

10

20

15

10

8

13

9

„In-sich-Hineinfresser“„Konfliktvermeider“ „Problemlöser“

„Polterer“

Muskelverspannungen undRückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl,ausgebrannt zu sein

Kopfschmerzen, Migräne

Schlafstörungen

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Erkältungskrankheiten

Übelkeit, Magenbeschwerden

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Tinnitus, Ohrgeräusche

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Perspektivlosigkeit macht krank(Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen , in % der befragten Nichterwerbstätigen, die unter Zukunftsängsten leiden1))

Muskelverspannungen und Rückenschmerzen

Erschöpfung bzw. das Gefühl, ausgebrannt zu sein

Kopfschmerzen, Migräne

Erkältungskrankheiten

Übelkeit, Magenbeschwerden

Schlafstörungen

Nervosität, Gereiztheit, Angstzustände

Niedergedrückte Stimmung, Depression

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Tinnitus, Ohrgeräusche

Angst, den (Wieder-)Einstieg in das Berufsleben nicht zu schaffen

55

52

49

48

35

9

38

27

7

34

15

31

22

27

26

28

27

15

9

13

15

16

7

18

16

60

49

37

30

24

Page 26: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

26

Gegen Stress helfen bei 72 Prozent allerDeutschen Sport und Bewegung an frischer Luft am besten. Vor allem

Menschen mit höherem Bildungsabschlusssetzen zur Entspannung in erster Linie aufkörperliche Aktivitäten. Besonders engagiertist die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen(76 Prozent), dicht gefolgt von den 50- bis 65-Jährigen (74 Prozent). Dagegen ist der Anteil der Sportbefürworter unter den jünge-ren Befragten unter 30 Jahren mit 68 Prozentdeutlich geringer.

Bewegung kräftigt den gesamten Organis-mus. Sie fördert die Durchblutung der inne-ren Organe, stärkt das Herz, senkt den Blut-druck, reguliert Blutfett- und Zuckerwerte,erhöht die Knochendichte und kräftigt dieSkelettmuskulatur. Damit ist die körperlicheAktivität das ideale Gegenmittel gegen eineVielzahl von negativen Stressreaktionen.

Doch gerade den Menschen, die ständig ge-stresst sind, fehlt offenbar in vielen Fällen dieZeit für den Sport. Unter ihnen sind nur 60Prozent in der Freizeit körperlich aktiv, umden Druck abzubauen.

DEN STRESS VON DER SEELE REDEN

Auf Rang zwei der Antistresstechniken stehtfür sieben von zehn Deutschen das Bespre-chen von Problemen mit dem Partner odermit Freunden. Sich mit Nahestehenden überbelastende Situationen austauschen zu kön-nen, ist den Menschen unter 40 Jahren sogarnoch wichtiger als Bewegung und Sport. Diestrifft für 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigenund 80 Prozent der 30- bis 39-Jährigen zu.Frauen setzen zur Bewältigung von Stressdeutlich öfter auf Kommunikation als diemännlichen Befragten (76 Prozent gegenüber64 Prozent).

Mit wachsendem Bildungsgrad steigt das Be-dürfnis, sich Probleme von der Seele zu re-den. So sehen Menschen mit Abitur oderHochschulabschluss in körperlichen Akti-vitäten und dem Gedankenaustausch mit an-deren Menschen gleichwertige Mittel, umsich von Druck zu befreien. Auch 78 Prozentder Führungskräfte betonen, dass ihnenZuhörer aus dem privaten Umfeld wichtigsind.

Fernsehen, Computer oder Videospiele hal-ten 46 Prozent der Deutschen für ein geeig-netes Mittel, um Stress zu reduzieren. Vor allem jüngere und besser ausgebildete Be-

Bewegung und Sporthelfen am bestenSport und Bewegung an frischer Luft sind in Deutschland dasbeliebteste Mittel, um Stress abzubauen. Auch das Gesprächmit dem Partner oder mit vertrauten Personen hilft vielenMenschen, sich von Druck zu befreien. Insbesondere viele jüngere Befragte erholen sich in Stressphasen gerne vor demFernseher oder dem Computer. Rund ein Viertel der Bevölke-rung greift zu Genussmitteln wie Alkohol, Zigaretten oderSüßigkeiten. Klassische Entspannungstechniken wie Yoga,Meditation oder autogenes Training praktiziert dagegen nureine Minderheit.

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Sport und Bewegung entspannen am besten(Angaben zu bevorzugten Mitteln gegen Stress, in % der Befragten1))

72

70

46

27

26

25

15

Ich treibe Sport oder bewege mich an der frischen Luft

Ich bespreche Probleme mit der Familie, dem Partner oder Freunden

Ich sehe fern, surfe im Internet oder spiele am Computer

Ich greife zu Chips oder Schokolade

Ich rauche zur Entspannung eine Zigarette

Ich trinke zur Entspannung ein Glas Wein oder Bier

Ich nutze Entspannungstechniken wieMeditation, Yoga oder autogenes Training

Page 27: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

27

fragte entspannen sich gerne vor dem Bild-schirm. 56 Prozent der 14- bis 29-Jährigen so-wie jeder zweite Abiturient und Hochschul-abgänger entflieht auf diesem Weg dem All-tagsstress. Auch ein hoher Anteil von Singles(57 Prozent) sucht darin Zerstreuung. Mitsteigendem Alter und sinkendem Bildungs-niveau verringert sich der Zuspruch zu denelektronischen Medien.

ANTISTRESSMITTEL MIT SUCHTPOTENZIAL

Jeweils rund ein Viertel der Befragten greiftunter Stress zu Genussmitteln wie Chips undSüßigkeiten, Alkohol und Zigaretten, die ne-ben ihrer potenziell gesundheitsschädigen-den Wirkung ein hohes Suchtpotenzial ha-ben. Das Rauchen ist als Entspannungsmittelmit einem Anteil von 34 Prozent vor allembei Befragten mit Hauptschulabschluss be-liebt. Auch jeder zweite Arbeitslose greift un-ter Stress zur Zigarette. Mit zunehmendemAusbildungsgrad sinkt der Raucheranteil ra-pide und liegt bei Abiturienten oder Hoch-schulabsolventen nur noch bei 18 Prozent.

Mit dem Alkohol verhält es sich umgekehrt.Hier liegen die Menschen mit der höchstenSchulbildung mit einem Anteil von 29 Prozent vorn. Ferner zeigen sich große

Unterschiede zwischen den Geschlechtern.Während 30 Prozent der Männer den Genuss

Jeder zweite Abiturient entspannt vor dem Bildschirm(Angaben zu bevorzugten Mitteln gegen Stress, in % der Befragten nach Bildungsgrad1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

71

71

75

67

70

75

44

47

50

34

24

18

13

16

16

Ich treibe Sport oder bewege michan der frischen Luft

Ich bespreche Probleme mit der Familie,dem Partner oder Freunden

Ich sehe fern, surfe im Internet oderspiele am Computer

Ich trinke zur Entspannungein Glas Wein oder Bier

Ich greife zu Chips oder Schokolade

Ich rauche zur Entspannung eine Zigarette

Ich nutze Entspannungstechniken wieMeditation, Yoga oder autogenes Training

Hochschule/Abitur Mittlerer Abschluss Hauptschule

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

Gestresste Männer suchen Entspannung im Alkohol, Frauen bevorzugen Chips oder Schokolade(Angaben zu bevorzugten Mitteln gegen Stress, in % der Befragten nach Geschlecht1))

72

76

45

31

27

19

20

73

64

48

23

25

30

10

FrauenMännerIch treibe Sport oder bewege mich an der frischen Luft

Ich bespreche Probleme mit der Familie, dem Partneroder Freunden

Ich sehe fern, surfe im Internet oder spiele am Computer

Ich greife zu Chips oder Schokolade

Ich rauche zur Entspannung eine Zigarette

Ich trinke zur Entspannung ein Glas Wein oder Bier

Ich nutze Entspannungstechniken wieMeditation, Yoga oder autogenes Training

22

25

29

25

29

28

Page 28: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

von Alkohol als entspannend empfinden,sind es bei den Frauen lediglich 19 Prozent.Doch fast ein Drittel der Frauen tröstet sichgerne mit Chips oder Schokolade, wohin-gegen der Anteil bei den männlichen Befrag-ten bei nur 23 Prozent liegt.

Klassische Entspannungstechniken wie Yoga,autogenes Training und Meditation prakti-ziert mit 15 Prozent nur eine Minderheit derBevölkerung. Sie finden bei Frauen und denBefragten ab 50 Jahren den größten Anklang(jeweils 20 Prozent). Doch nur jeder zehnteMann fühlt sich davon angesprochen. Bei denunter 30-Jährigen liegt der Anteil derjenigen,die diese Techniken nutzen, bei lediglich acht Prozent. In Großstädten ab 100.000 Ein-wohnern sind die Menschen den etwas exoti-scheren Entspannungsarten gegenüber auf-geschlossener. Sie werden dort mit einem An-teil von 18 Prozent häufiger angewendet alsin Städten mittlerer Größe (13 Prozent) sowieauf dem Land (14 Prozent).

GEFÄHRLICHE SCHEINLÖSUNGEN

Die verschiedenen Wege zum Stressabbau un-terscheiden sich auch in ihrer Effektivität.Zwar helfen Zigaretten und Alkohol einigen

Menschen kurzfristig, einen Spannungszu-stand abzumildern. Da die Belastungssitua-tion dadurch aber nicht aktiv angegangenwird, bleibt eine längerfristige Erholung aus.Dies zeigt sich auch in der individuellen Be-wertung des Stressniveaus. Während sich bei-spielsweise 43 Prozent der Raucher als häufigoder ständig gestresst bezeichnen, tun diesnur 29 Prozent der Menschen, die regel-mäßig Entspannungstechniken praktizieren.

Die Form der Stressbewältigung spiegelt sichauch im Gesundheitszustand der Befragtenwider. Diejenigen, die einen Ausgleich durchSport und Bewegung sowie das Gespräch mitVertrauten suchen, sind deutlich gesünderals die Menschen, die dem Stress durch Fern-sehen oder Videospiele oder mit Hilfe von Ge-nussmitteln entfliehen möchten. Bei Letzte-ren treten beispielsweise überdurchschnitt-lich häufig Muskelverspannungen, Rücken-schmerzen sowie Erschöpfungszustände auf.So fühlen sich etwa 45 Prozent der Rauchererschöpft und ausgelaugt. Jeder Fünfte vonihnen hat depressive Phasen. InsbesondereAlkohol und Nikotin, aber auch die Flucht indie Scheinwelten des Fernsehens und derComputerspiele bieten keine wirkliche Abhil-fe gegen Stress, sondern sind lediglich einVerdrängungsmechanismus. Dieser kann Ab-hängigkeiten schaffen und dadurch schnellzum Teufelskreis werden. Sport und Gesellig-keit steigern dagegen sowohl das körperlicheals auch das seelische Wohlbefinden. Mitwachsender Lebenszufriedenheit erhöht sichauch die Belastbarkeit der Menschen.

28

Kundenkompass Stress

Die Jüngeren treiben weniger Sport, verbringen aber mehr Zeit vor dem Bildschirm(Angaben zu bevorzugten Mitteln gegen Stress, in % der Befragten nach Alter1))

1) Mehrfachnennungen möglich. Quellen: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut.

68

76

71

74

70

80

69

66

56

47

44

41

28

29

30

25

30

31

28

18

19

17

26

31

8

14

15

20

Ich treibe Sport oder bewege michan der frischen Luft

Ich bespreche Probleme mit der Familie,dem Partner oder Freunden

Ich sehe fern, surfe im Internet oderspiele am Computer

Ich greife zu Chips oder Schokolade

Ich rauche zur Entspannung eine Zigarette

Ich trinke zur Entspannungein Glas Wein oder Bier

Ich nutze Entspannungstechniken wieMeditation, Yoga oder autogenes Training

14–29 Jahre 30–39 Jahre 40–49 Jahre 50–65 Jahre

Page 29: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

LINKS

Das Internet bietet eine Vielzahl von Seiten,die sich mit dem Thema Stress auseinander-setzen. Wir können hier nur auf eine kleineAuswahl hinweisen:

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-medizin:www.baua.de

Bundesministerium für Gesundheit:www.bmg.bund.de

Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz:http://de.osha.europa.eu/

Europäische Kommission:http://ec.europa.eu/health/

Gesellschaft Arbeit und Ergonomie online e.V.:www.ergo-online.de

Gesundheitsberichterstattung des Bundes:www.gbe-bund.de

Initiative Neue Qualität der Arbeit:www.inqa.de

Prävention online:www.praevention-online.de

Simplify Anti-Stress-Programm:www.simplify.de

Stiftung Deutsche Depressionshilfe:www.deutsche-depressionshilfe.de

Techniker Krankenkasse (TK):www.tk-online.de

The American Institute of Stress:www.stress.org

Weltgesundheitsorganisation:www.who.org

LITERATURHINWEISE

Blech, Jörg: Bewegung – Die Kraft, die Krank-heiten besiegt und das Leben verlängert.S. Fischer Verlag. Frankfurt am Main 2007.

Elkin, Allen: Erfolgreiches Stressmanage-ment für Dummies. Wiley-VCH Verlag. 2. Aufl., Weinheim 2007.

F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- undMedieninformationen / Techniker Kranken-kasse (Hrsg.): Kundenkompass Bewegungund Gesundheit. Frankfurt 2007.

Dr. Gapp-Bauß, Sabine: Stressmanagement –Zu sich kommen statt außer sich geraten.Param Verlag. Ahlerstedt 2008.

Geisselhart, R; Hofmann, C.: Stress ade –Die besten Entspannungstechniken.Rudolf Haufe Verlag. 4. Aufl., 2008.

Kaluza, Gert: Stressbewältigung – Trainings-manual zur psychologischen Gesundheits-förderung. Springer. Berlin 2004.

Selye, Hans: The Stress of Life. Mcgraw HillBook Company. Überarbeitete Aufl., NewYork 1978.

Techniker Krankenkasse (Hrsg.): Wagner-Link, Angelika: Der Stress – Stressoren erkennen, Belastungen vermeiden, Stressbewältigen. Hamburg 2008.

Techniker Krankenkasse (Hrsg.): Prof. Dr.Wieland, Rainer: Stress erfolgreich managen– Grundlagen, Instrumente und Strategienfür die betriebliche Praxis. Hamburg 2007.

WHO Europe (Hrsg.): Dr. Friedli, Lynn: Mental Health, resilience and inequalities. Kopenhagen 2009.

WHO (Hrsg.): Leka, Stavroula; Griffiths,Amanda; Prof. Cox, Tom: Work Organization& Stress, Protecting Workers’ Health SeriesNo. 3. Nottingham 2005.

29

Service

Page 30: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Autogenes Training: Entspannungstechnik,die auf dem Prinzip der Autosuggestion be-ruht. Die Übungen bestehen aus kurzen for-melhaften Vorstellungen, die Begriffe wie Ruhe, Schwere und Wärme beinhalten.

Anpassungssyndrom: Ein erstmals vom For-scher Hans Selye beschriebenes Phänomen.Es beruht auf der Entdeckung, dass sehr un-terschiedliche äußere Reize wie Hitze, Kälte,Lärm oder die Einnahme toxischer Substan-zen, aber auch emotionale Faktoren wieKummer im Körper fast identische Reak-tionsmuster hervorrufen.

Boreout-Syndrom: „Boreout“ bezeichnet einen Gemütszustand, der durch eine Mischung aus Langeweile, Desinteresse undUnterforderung charakterisiert ist. Ursachesind beispielsweise eintönige oder sinnloseTätigkeiten am Arbeitsplatz. Bei den Betroffe-nen stellen sich Unzufriedenheit und An-triebsschwäche bis hin zum Verlust der Le-bensfreude ein.

Burnout-Syndrom: Mit „Burnout“ oder „Aus-brennen“ wird ein Zustand starker emotiona-ler Erschöpfung bezeichnet, der mit einemrapiden Abfall der Leistungsfähigkeit verbun-den ist. Erste Anzeichen sind andauerndeKonzentrationsstörungen, Müdigkeit undnervöse Anspannungen.

Depression: Psychische Erkrankung, die sichdurch extreme Niedergeschlagenheit, Freud-losigkeit und Antriebsschwäche äußert. VieleBetroffene sind suizidgefährdet. Als Ursacheder Krankheit vermuten Forscher eineStörung des Hirnstoffwechsels. Diese wirdmöglicherweise durch den bei Stress erhöh-ten Kortisolausstoß begünstigt.

Disstress: Form von Stress, die als belastendund negativ empfunden wird. Beim Disstressentsteht ein Missverhältnis zwischen dem,was ein Mensch erreichen möchte, und dem,wozu er tatsächlich in der Lage ist. Darausfolgt ein Gefühl der Hilflosigkeit und desAusgeliefertseins.

Eustress: Positive Form von Stress, bei demdie stressauslösende Situation nicht als Be-drohung, sondern als Ansporn angesehenwird. Eustress mobilisiert Energiereservenund beflügelt insbesondere in Wettbewerbs-situationen zu körperlichen und geistigenHöchstleistungen.

Mobbing: Extremform von psychosozialemStress, bei dem die Betroffenen über einenlängeren Zeitraum hinweg schikaniert, herabgewürdigt oder ignoriert werden. Fällevon Mobbing finden sich insbesondere amArbeitsplatz und in den Schulen, aber auchim privaten Umfeld.

Psycho-Neuro-Immunologie: MedizinischesForschungsfeld, das sich mit den Auswirkun-gen von Stress auf die Immunabwehr befasst.

Stressoren: Stressauslösende Faktoren, die so-wohl innere als auch äußere Belastungsfak-toren beinhalten können. Diese sind nichtimmer objektiv, sondern können auf subjek-tiven Einschätzungen beruhen (Beispiel Flug-angst).

Stressreaktion: Anpassungsmechanismus desKörpers auf innere und äußere Anforderun-gen und Belastungen. Dabei erfolgt über dieNervenbahnen ein Signal an die Nebenniere,die Stresshormone und Neurotransmitter Ad-renalin, Noradrenalin und Kortisol auszu-schütten. Diese lösen zahlreiche biochemi-sche Reaktionen im Körper aus, die ur-sprünglich dazu dienten, bei Gefahr kampf-oder fluchtbereit zu sein. Dazu gehören un-ter anderem Muskelanspannung, Beschleuni-gung von Atmung und Herzschlag, Erhöhung des Blutdrucks sowie Mobilisie-rung von Energiereserven in Form vonZucker und Fett. Alle nicht überlebensnot-wendigen Funktionen, wie beispielsweise dieVerdauung, werden dagegen vorübergehendgedrosselt.

Tinnitus: Störende Ohrgeräusche, die unab-hängig von einem äußeren akustischen Reizauftreten.

30

Glossar

Page 31: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

Ansprechpartner:

Techniker KrankenkasseInga LundPressestelleBramfelder Straße 14022305 HamburgTelefon: 0 40 / 69 09 - 13 57Telefax: 0 40 / 69 09 - 13 53E-Mail: [email protected]

F.A.Z.-Institut für Management-, Markt-und Medieninformationen GmbHKarin Gangl / Dr. Guido BirknerPostfach 20 01 6360605 Frankfurt am MainTelefon: 0 69 / 75 91 - 22 17Telefax: 0 69 / 75 91 - 19 66E-Mail: [email protected]

Weitere Studien:

Kundenkompass Ernährungsrisiken

Die Studie untersucht auf der Basis einer repräsentati-ven Bevölkerungsbefragung das Ernährungsverhaltender Deutschen, ihre Einstellung zum eigenen Gewichtund die Gründe, warum das Wissen um eine gesundeErnährung oft nicht umgesetzt wird.

Zu beziehen bei:F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbHPostfach 20 01 63, 60605 Frankfurt am MainTelefon: 0 69 / 75 91 - 21 29, Telefax 0 69 / 75 91 - 19 66E-Mail: [email protected]: www.branchendienste.de

Kundenkompass Bewegung und Gesundheit

Eine aktuelle Bevölkerungsbefragung zum Bewegungs-verhalten der Deutschen in Alltag, Beruf und Freizeit. ImFokus der Studie stehen individuelle Einflussfaktorenauf den Bewegungsumfang sowie dessen Auswirkun-gen auf Gesundheit und Wohlbefinden.

Branchenbarometer E-Health

Aktuelle Krankenversicherten- und Ärztebefragung zurelektronischen Gesundheitskarte (eGK). Welche Vor-und Nachteile sehen die Menschen in der Einführungder eGK? Welchen Nutzen erhoffen sie sich? Wie groß istdie Angst vorm gläsernen Patienten?

Page 32: Kundenkompass Stress · Kopfschmerzen und Magenproblemen über psychische Leiden wie Depressionen und ... fenen eine große psychische Belastung dar. Vier von zehn leben in permanenter

ISBN-13: 978-3-89981-755-3