Kunsthistorische, numismatische und restauratorische Beiträge || Über Conrad Felixmüllers...

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Über Conrad Felixmüllers Graphikstiftung im Kupferstichkabinett zu Berlin/DDR Author(s): Hans Ebert Source: Forschungen und Berichte, Bd. 25, Kunsthistorische, numismatische und restauratorische Beiträge (1985), pp. 96-103+T23-T26 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3880962 . Accessed: 24/06/2014 22:08 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Forschungen und Berichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.101 on Tue, 24 Jun 2014 22:08:51 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Über Conrad Felixmüllers Graphikstiftung im Kupferstichkabinett zu Berlin/DDRAuthor(s): Hans EbertSource: Forschungen und Berichte, Bd. 25, Kunsthistorische, numismatische undrestauratorische Beiträge (1985), pp. 96-103+T23-T26Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/3880962 .

Accessed: 24/06/2014 22:08

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1BER CONRAD FELIXMtYLLERS GRAPHIKSTIFTUNG IM KUPFERSTICHKABINETT ZU BERLIN/DDR

(Mit Tafel 23-26)

Han8 Ebert

Der von Gerhart Sohn erarbeitete CEuvre-Katalog zu Conrad Felixmiillers graphischem Schaffen von 1912 bis 1974 umfaBt 699 Werknummern1. Nach dem Erscheinen dieser Publikation hat der Kiinstler bis zu seinem Ableben im Fruhjahr 1977, soweit nachweisbar, noch funf Graphiken ausgefiihrt. Das Berliner Kupfer- stichkabinett besitzt heute von den bei Sohn ver- zeichneten Arbeiten weitaus die meisten Blatter des gesamten graphischen Werkes. Damit ist diese Felix- muller-Kollektion an Druckgraphik die umfangreichste in offentlichen Sammilungen uberhaupt. Sie konnte kaum einen hoheren Grad an Vollstiindigeit erreichen, weil der Kunstler von seinen Holzschnitten, Radierun- gen und Lithographien oft nur einige wenige Hand- abzuge angefertigt hat, die inzwischen vergriffen sind und von denen selbst seine Erben keine Belegexem- plare mehr besitzen. Das weist schon auf die exzep- tionelle Bedeutung der hier zu behandelnden Graphik- Stiftung von 607 Blatt hin. Vor ihrer Realisierung besaf3 das Kabinett zu Berlin 40 Einzelbliitter und die 12 Blatt umfassende Folge ,,Jahr des Malers", die zu eineni groB3en Teil in den Jahren 1968-1975 in Conrad Felixmullers Atelier erworben worden sind2.

Die Absicht, deni Kupferstichkabinett der Staat- lichen Museen zu Berlin von seinem gesamten druck- graphischen Werk nach M6glichkeit alle dort nicht vorhandenen Blatter nach seinem Ableben als Ver- machtnis zukommen zu lassen, hat Conrad Felixmiiller dem Autor dieses Beitrages gegeniiber im Beisein sei- ner Gattin Londa am 4. Februar 1976 feierlich be- kundet. Es geschah dies wahrend eines Beisammenseins unmittelbar nach der Er6ffnung der grofen retrospek-

tiven Felixmiiller-Ausstellung im Alten Museunm zu Berlin, die von der Genmaldegalerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Kupferstichkabinett und der Sammlung der Zeich- nungen der Staatlichen Museen zu Berlin einschlieB3- lich Katalog gemeinsam erarbeitet worden war3. Wahrend des ersten Rundganges durch die reprasen- tative Ausstellung hatte sich der Kunstler mit herz- lichen Worten des Dankes an alle Mitarbeiter ge- wandt. Am Ende der Besichtigung sagte er zum Autor in ernster Nachdenklichkeit: ,,Das wird wohl eine der letzten groBen Eroffnungsfeiern gewesen sein, die ich erleben durfte. Ich spiire es, daB die mir noch verbleibenden Tage meines Lebens gezahlt sind." In dem schon am nachsten Tag abgeschickten Brief aus Zehlendorf in Berlin (West), wo Conrad Felix-

-~~~~~~

Abb. 1 Professor Conrad Felixmuller (Mitte) mit Dr. Hans Ebert und Dr. Tanja Frank beim Er6ffnungsrundgang durch die Felixmmuller-Ausstellung im Alten Museum zu Berlin am 4. Februar 1976 1 Gerhart Sohn ist Inhaber des Graphiksalons gleichen

Namens in Dusseldorf. In seinem Verlag erschien das von ihm mit groBer Sorgfalt erarbeitete Werkverzeichnis mit 700 Abbildungen, einer Biographie und Bibliographie in einer Auflage von 1000 Exemplaren: Gerhart S6hn, Conrad Felixmiiller. Das Graphische Werk 1912-1974. Mit einer Einfuhrung von Friedrich W. Heckmann, Dusseldorf 1975.

2 Der Autor besuchte das von Berlin-Kopenick 1967 nach Zehlendorf in Berlin (West) umgezogene Ehepaar Felix- muller als Direktor des Kupferstichkabinettes mehrmals zwischen 1968 und 1977 zu Ateliergesprachen und Ankaufen von Graphik fur das Kabinett.

3 Die Ausstellung umfaBte 95 Gemalde von 1913-1974, zehn Aquarelle von 1924-1931, sieben Zeichnungen von 1916-1927, 57 Druckgraphiken von 1913-1969 sowie die Folge ,,Das Jahr des Malers" von 1947 und den Zyklus ,,Ich sah und schnitt in Holz" von 1947-1951. In Dresden wurde sie im Albertinum vom 15. Juli bis 7. September 1975 gezeigt, danach in der Kunsthalle Rostock. Im Alten Museum zu Berlin war die Austellung vom 4. Februar bis 18. April 1976 zu sehen.

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tber Conrad Felixmullers Graphikstiftung 97

muller mit seiner Gattin seit 1967 lebte, schrieb er dem Verfasser: ,,Es war wohl der Hohepunkt in mleinem Schaffen, so anerkannt zu werden, wie es gestern geschah."4 Nur ein Jahr und einen Monat spater, am 24. Marz 1977, nahm ihm der Tod buch- stablich den Griffel aus der Hand, als er dabei war, einen Brief zu schreiben.

Die Ehefrau des Kiinstlers, Londa Felixmiiller geborene Freiin von Berg, die seit 1918 in all den bewegten Jahren ihrem Gatten als verstandnisvolle Mitstreiterin, treusorgende Mutter der Sohne Luca und Titus, aber auch als begabte Kunstfotografin hilfreich zur Seite stand, verstarb ini Februar 1979 an den Folgen eines tragischen Autounfalles. In den knapp zwei Jahren, die ihr nach dern Hinscheiden ihres Mannes noch vergonnt waren, besuchte sie mehr- mals das Alte Museum und informierte uns, daB sie an der Aufstellung der Listen arbeite, um die Ubergabe der Graphiken an das Kabinett vorzubereiten. Sie versicherte uns, daB sie sich zutiefst verpflichtet fuihle, das Vermachtnis ihres Mannes gewissenhaft zu er- fullen.

Wahrend die hochbetagte Witwe mit schwersten Verletzungen auf einer Intensivstation lag, schrieb ihr jungerer Sohn Titus Felixmuller, von Beruf Archi- tekt5, am 27. Dezemnber 1978 an den Autor: ,,Ich wurde gern die von meiner Mutter bereits begonnene Auflistung der Arbeiten fortsetzen, die aus dem Graphik-Archiv dem Kupferstichkabinett Berlin/DDR zukommen sollen, soweit sie dort noch nicht vorhan- den sind. Ich habe bei meinen letzten Besuchen ver- sucht, Ihre Liste zu finden, jedoch ohne Erfolg, da diese nicht offen auslag. Meine Mutter hat bis kurz vor ihrem Unfall an der Auflistung gearbeitet. Da ich sie selbst auch noch nicht fragen kann, waire ich Ihnen fur die tbersendung eines Duplikates Ihrer Liste sehr dankbar, damit ich die Arbeit meiner Mutter bei nachster Gelegenheit fortsetzen kann.' '6

Als Frau Londa Felixmnuller nach voriibergehender Besserung ihres Zustandes - (an ihrein 83. Geburts- tag am 14. Januar konnte sie Gesprache fiihren) - am 5. Februar 1979 verschied, schrieb Titus Felix- muller dein Autor, fur erwiesene Anteilnahine dankend: ,,Sie wissen, was wir verloren haben. Nun konnen wir sie nicht mehr fragen! - Ich werde den NachlaB3

verwalten und hoffe, die Zeit und Kraft fiir diese mein restliches Leben fullende Aufgabe zu finden. Das Graphik-Archiv fur das Berliner Kupferstichkabi- nett ist fast vollstandig. Ich denke, in drei bis vier Wochen es geordnet und registriert zu haben."7

Am 11. Marz 1979 war dieser Brief geschrieben worden, am 21. Mai 1979, dem 82. Geburtstag Conrad Felixmiillers, erfiillte sein Sohn Titus, zugleich im volligen Einvernehmen mit seinem Bruder, Professor Dr. Luca Felix Muller8, getreulich das Vermachtnis des Vaters, auch im Geiste liebevoller Verehrung der Mutter. Die feierliche tbergabe der hochherzigen Stiftung erfolgte im Studiensaal des Kupferstichka- binettes im Alten Museum, im Beisein von General- direktor Professor Dr. Eberhard Bartke9 und der Mitarbeiter des Kabinettes sowie des Autors dieses Berichtes, an den damaligen Direktor Dipl. phil. Harri Niindel10. Titus Felixmuller hatte die Zusammen- stellung der in vier Mappen gesammelten groBartigen Stiftung mit Hingabe und Sorgfalt vorgenommen. Dabei war er bestrebt, wo immer die Moglichkeit sich bot, signierte Graphiken in bestem Erhaltungszu- stand auszuwahlen. Samtliche Blatter hat er riickseitig mit dem Stempel versehen:

Stiftung Graphik-Archiv Conrad Felixmiiller

fur Kupferstichkabinett

Berlin/DDR

Insgesamt 593 Graphiken Conrad Felixmullers sind am 21. Mai 1979 vor dem auf einer Staffelei stehenden Holzschnitt des Kiinstlers ,,Selbstbildnis mit Zeichen- stift" aus dem Jahre 1927 dem Kabinett ubergeben worden. Noch fehlende 14 Blatter, die als Leihgaben in der grol3en Wander-Ausstellung ,,Conrad Felix- muller 1897-1977" in der Bundesrepublik Deutsch- land von Oktober 1978 bis Mai 1979 in Dortmund, Wiesbaden und Saarbrucken mit gezeigt wurden, konnte Direktor Niindel am 24. Oktober 1979 aus der Hand von Professor Dr. Luca Felix Muller in Berlin

4Der Brief, am 5. Februar 1976 von C. Felixmuller privat an den Verfasser gerichtet, befindet sich in dessen Besitz.

5 Titus Felixmiiller, Architekt BDA in Hamburg, wurde am 29. Dezember 1920 als zweiter Sohn seiner Eltern in Klotzsche bei Dresden geboren.

6 Der Brief Titus Felixmiillers vom 27. Dezember 1978 befindet sich im Besitz des Autors, an den er privat ge- richtet war, weil dieser im November 1978 sein Amt als Direktor von Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen wegen Krankheit aufgeben mul3te. Er be- kleidete es seit Oktober 1967.

7Der Brief vom 5. Februar 1979 befindet sich ebenfalls im Besitz des Autors.

8 Luca Felix Muller (andere Schreibweise als die des Vaters oder Bruders), Professor Dr. med. vet. in Berlin (West), wurde am 16. Oktober 1918 in Klotzsche bei Dresden ge- boren.

9 Professor Dr. Eberhard Bartke war als Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und Direktor der National- galerie bis August 1983 tatig. Er schied aus gesundheitlichen Griinden aus. Sein Nachfolger wurde der langjiihrige Direktor des Kunstgewerbemuseums Dr. Giinter Schade.

10 Dipl. phil. Harri Niindel war von November 1978 bis Dezember 1980 als Direktor des Kupferstichkabinettes und der Sammlung der Zeichnungen tatig. Sein Nachfolger im Amt wurde der Kustos des Kabinettes Dr. Werner Schade.

7 Forsch. u. Ber., Bd. 25

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(West) ubernehmen. Damit waren alle 607 gestifteten Graphiken in das Berliner Kupferstichkabinett ge- langt11.

Mit der systemnatischen Erfassung der Felixmuller- Stiftung und deren sachgemaBen museumstechnischen Einordnung in die Sammlungsbestiinde wurde bald nach ihrer Vbernahme begonnen. Die Inventarisierung der Blatter erfolgte unter der Sammelnummer 146 -

1979. Bei jeder Graphik wurde die Nummer des Werk- verzeichnisses von Sohn hinzugefiigt. So heiBt es bei- spielsweise bei dem ersten, h6chst seltenen Holz- schnitt Conrad Felixmullers ,,Pierrot" von 1912/13: Inv.-Nr. 146, 1 - 1979. Auch bei Mappenwerken, Zyklen oder Folgen erhalt jedes einzelne Blatt, wie im Werkverzeichnis, seine Nunimer.

Eine beachtliche Zahl von Blattern kleineren und mittleren Formates wurde aufgelegt und in vier so- genannten Schraubbiinden chronologisch gesammelt. Die grofBeren Formate befinden sich in Mappen griff- bereit in den Fachern der Graphikschranke. Nach und nach werden auch diese Bestandegruppen mit der gebotenen Sorgfalt von den Restauratoren auf Karton aufgelegt, mit Passepartout und den entsprechenden Werkbezeichnungen versehen und in stabilen Kasset- ten aufbewahrt.

Das graphische Gesamtwerk Conrad Felixmiillers, das nun im Kupferstichkabinett mnit den Blattern der

Stiftung und den vorher erworbenen Graphiken weit- gehend vollstandig konzentriert ist, steht hier der nationalen und internationalen kunsthistorischen Forschung sowie allen interessierten Kunstfreunden zur Verfugung und kann durch Leihgaben wichtige Ausstellungen im In- und Ausland unterstutzen.

Die Druckgraphik Conrad Felixmnullers ist ebenso wie sein malerisches Werk, wenn auch mit nicht zu leugnenden gradualen Unterschieden, von beachtlicher Bedeutung im Rahmen der Entwicklung deutscher bildender Kunst unseres Jahrhunderts. Dieter Gleis-

Abb. 2 Die Vbergabe der Graphik-Stiftung Conrad Felixmuller am 21. Mai 1979 an das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin/DDR durch Titus Felixmiiller, Architekt BDA (2. v. r.). Rechts im Bild: Professor Dr. Eberhard Bartke, Generaldirektor 1976-1983. Nach links:

_ Dipl. phil. Harri Niindel, IDirektor des Kupferstichkabinettes 1987-1980, und Dr. Hans Ebert,

dsKupferstichkabinettes ~~' ~~~~ ~1967-1978

N~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ . . . Z.

Abb. 3 Conrad Felixmmuller, Fille du roi donnez moi votre coeur, 1918, Holzschnitt

11 Alle Unterlagen befinden sich in der Akte ,,Conrad Felixmuller - Vermiichtnis - Schriftwechsel mit den Erben. 1978-1980" im Sekretariat des Kupferstichkabinettes der Staatlichen Museen zii Berlin/DDR.

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tYber Conrad Felixmullers Graphikstiftung 99

berg12, einer der besten Kenner von Leben und Werk Conrad Felixmullers und Autor der 1982 in Dresden erschienenen Monographie uber den Meister'3, schrieb in dem schon erwahnten Dresdener und Berliner Katalog14 von 1975 zu dessen Entfaltung und Be- wahrung als Graphiker: ,,DaB sich Felixmiiller uiber- haupt der Graphik zuwandte, war kurz vor dem ersten Weltkrieg nichts Ungewohnliches. Was einer Gene- ration zuvor noch Ausnahme blieb: Radiernadel, Lithokreide oder Holzschnittmesser in der Hand des Malers, gilt nunmehr als gesicherte Regel. Durch alle oft labyrinthischen Wegwendungen der modernen Kunst bewahrte und bewahrte das gedruckte Blatt seine Rolle als feinnerviges Instrument fur die iiule- ren und inneren Gesichte ihrer Schopfer. Einen unge- heuren Aufschwung erlebte die reaktionsschnelle und massenwirksame Schwarzweif3kunst vor allem als Sprachrohr und schlagkraLftige Waffe in den revolu- tionaren Kampfen des 20. Jahrhunderts. Conrad Felix- muller pragte diese Entwicklung wesentlich miit. Sein reiches Graphik-CEuvre steht dem gemalten Lebenswerk ebenbiirtig zur Seite. AuBerst intensiv

war sein graphisches Schaffen nach 1918 und nach 1948 als er am konsequentesten seine Kunst zum Zeitspiegel erhob, zum Mittel, urn zu wirken in seiner Zeit."

Obwohl sich Felixmuller auf autodidaktischem Wege von Jugend auf in der Kunst des Radierens (Tafel 23, 1 u. 2) und Lithographierens (Tafel 25, 9 u. 10) ebenso iibte und vervollkommnete wie in der Holzschnitt-Technik, dominiert doch, sein graphi- sches Werk insgesamt betrachtet, der Holzschnitt (Tafeln 23-26, 3-8 u. 11-14). Diese Technik, die nach Barlachs Auffassung ,,zum Bekenntnis heraus- fordert, zum unmil3verstandlichen Darlegen dessen, was man letztlich meint",15 kam auch Felixmiillers kiinstlerischem Anliegen zeitlebens entgegen. Er be- vorzugte den Holzschnitt nicht nur in seiner Sturm- und-Drang-Periode als revolutionar engagierter Ex- pressionist der fruhen zwanziger Jahre, sondern auch in den Phasen allmahlicher Beruhigung auf dem Wege zur konsequenten realistischen Gestaltungsweise zwi- schen 1925 und 1933.

In den Jahren der faschistischen Gewaltherrschaft hat Conrad Felixmuller nur vier Druckgraphiken ge- schaffen und sich auf intim-familiare Malerei und Landschaftsdarstellungen zuriickgezogen. Mit seiner Familie muBte der Kunstler eine Reihe schwerer Nak- kenschliage erdulden. Die unverschiimte Diffamierung als sogenannter ,,entarteter Kiinstler", die fur ihn in Dresden bereits 1933 mit der 6ffentlichen Anprange- rung von 40 Werken einsetzte, fand mit der Entfer- nung von 151 Werken aus deutschen Museen im Jahre 1937 ihren absoluten H6hepunkt. Im selben Jahr wurden in der skandal6sen Ausstellung ,,Ent- artete Kunst" in Hitlers Munchener ,,Haus der Kunst"

-II

Abb. 4 Conrad Felixmuller, Kohlenbergarbeiter, 1921, Stahlstich

Abb. 5 Conrad Felixmiller, Kirche von Helgoland, 1924, Holzschnitt

12 Dipl. phil. Dieter Gleisberg, als langjiihriger Direktor des Lindenau-Museums in Altenburg (dort Nachfolger von Hanns Conon von der Gabelentz, dem besten Freund und Forderer C. Felixmiillers) eng mit dem Werk Felixmullers vertraut, ist seit 1981 Direktor des Museums fur bildende Kunste zu Leipzig.

13 Vgl. Dieter Glei8berg, Conrad Felixmuller, Leben und Werk, Dresden 1982.

14 Vgl. Joachim Uhlitz8ch, Han8 Ebert, Dieter Glei8berg, Waltraut Schumann, Conrad Felixmmuller - Gemijlde, Aqua- relle, Zeichnungen, Druckgraphik. Gemaldegalerie Neue Meister Dresden und Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen Berlin, Dresden 1975, S. 16ff.

7*

15 Wie Anm. 14, Beitrag von Gleisberg betreffend, S. 17.

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sieben Werke Felixmullers unflatig beschimpft. Auch das Ausweichen vor faschistischen Feinden in Dresden durch die tYbersiedelung nach Berlin 1934 brachte ihm keine freieren Arbeitsmoglichkeiten. Vielmehr ent- faltete hier die beriichtigte Nazizeitung ,,Der SA- Mann" 1937 mit einem gemeinen Hetzartikel eine scharfe Kampagne gegen Felixmuller. Der Kiinstler, der Verhaftung und Schlimmeres zu befurchten hatte, verbrannte selbst einen Teil seiner Werke. Im Jahre 1941 verlor Felixmuller in Berlin bei Fliegerangriffen sein Atelier und die Wohnung. Er muBte mit der Familie in einem Dorf des Flaming Zuflucht suchen, bis er sich schlieBlich 1944 in dem sachsischen Dorf Tautenhain bei Geithain eine Scheune ausbauen konnte, wo er dann bis 1961 seinen Wohnsitz hatte. Im Alter von uber 47 Jahren wurde Felixmuller im Oktober 1944 noch als Landesschutze zu dem ihm so verhaB3ten Kriegsdienst eingezogen. Auch Gefangenschaft blieb ihm nicht erspart. Zum Gluck wurde er aus dem sowjetischen Kriegsgefangenenlager von Kustrin be- reits im Juli 1945 entlassen16.

Nach den Jahren der Diffamierung, Isolierung, Bombardierung, Evakuierung und Kommandierung atmete Conrad Felixmuller auf. Wohl blieb er seinem schon vor 1930 gewonnenen Standpunkt treu, daB Kunst wirklichkeitsverbunden sein muB, Ausdruck von Ordnung, nicht von Chaos. Aber es gab nun, insbesondere in der Periode des schweren Neubeginns, der Beraumung der Kriegstrummer und des miihe- vollen Wiederaufbaus, in Felixmullers Schaffen ge-

wisse Zuge eines expressiven Realismus. Solche Aus- drucksweise findet man in seiner graphischen Folge ,,Das Jahr des Malers" von 1947, in den Holzschnitten fur das Buch ,,Friedrich Wolf - ein Dichter seiner Zeit" 1948 und fur eine Publikation des sorbischen Verlages Domowina zu Novellen von Tolstoi im Jahre 1949. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zu- sammenhang der mit dem Nachkriegsalltag der werk- tatigen Bevolkerung aufs engste verbundene Zyklus ,,Ich sah und schnitt in Holz", der in den Jahren 1947 bis 1951 entstand und 40 kleinformatige Holzschnitte umfaBte. Diese wahrheitsgetreu und lebendig ge- stalteten Blatter gaben, trotz aller Not, positive Impulse fur die Forderung einer neuen Zeit in Frieden und sozialer Gerechtigkeit. Noch einmal, namlich 1958, illustrierte Felixmuller Werke von Friedrich Wolf in dem Buch ,,Zwei Dramen aus dem Bauernkrieg: Der arme Konrad - Thomas Mintzer" mit sechs Holz- schnitten.

Felixmiiller hatte seine bereits 1919 begriindete Freundschaft mit dem von ihm geschiitzten Dichter Friedrich Wolf'7 nach dessen Heimkehr aus der Emi-

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Abb. 6 Conrad Felixmiuller, Der Komponist Clemens Braun auf dem Sterbebett, 1933, Holzschnitt

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Abb. 7 Bildnis Friedrich Wolf, 1947, Holzschnitt

16 Biographische Angaben nach Gleisberg, vgl. Anm. 13, Lebensdaten, S. 275-287.

17 Friedrich Wolf, geb. 1888 in Neuwied am Rhein, gest. 1953 in Lehnitz bei Berlin, Dr. med., seit 1928 Mitglied der KPD, Schriftsteller und Dramatiker, als Emigrant in Frank- reich und in der Sowjetunion. Mitbegriinder des National- komitees ,,Freies Deutschland". 1945 Riickkehr nach Berlin. 1950/51 Botschafter der DDR in der VR Polen.

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VYber Conrad Felixmiillers Graphikstiftung 101

gration in Leipzig 1947 erneuert. Noch im gleichen Jahr schuf er den wohl international bekannt gewordenen, groB.e Uberzeugungskraft ausstrahlenden Portrat- holzschnitt ,,Der Schriftsteller Friedrich Wolf", ein Meisterwerk, das an Felixmiillers beriihmte Bildnisse ,Lovis Corinth", ,,Carl Sternheim", ,,Max Lieber-

mann" und ,,Christian Rohlfs" in Holzschnitt-Technik aus der Mitte der zwanziger Jahre erinnert (Tafel 25-26, 11-15). Vberhaupt ist Conrad Felixmuller von seiner friihen expressionistischen Periode an bis hin zuni abgeklarten Altersschaffen imnier ein hervor- ragender Portratist ini Bereich der druckgraphischen Kunst gewesen. Auch seine zahlreichen Selbstbild- nisse (Tafeln 23-24, 1, 5 und 8) legen davon Zeugnis ab, so z. B. die erstaunliche Radierung aus dem Jahr 1914, der Holzschnitt ,,Zeichner vor Dresden" von 1930 und das ,,Selbstbildnis mit Palette und Pinsel" von 1972.

Der Arbeitersohn Conrad Felixmuller aus Dresden'8, der auch viele Jahre auf dem Lande gelebt hatte, fuihlte sich mit Handwerkern, Fabrik- und Gruben-

arbeitern sowie Bauern und allen einfachen Menschen des Volkes der verschiedensten Berufe in der natur- lichsten Weise verbunden. Diese vollig distanzfreie, jedweder Vberheblichkeit bare Einstellung des Kiinst- lers gegenuber seinen Mitmenschen, seinen Zeitgenos- sen, ist auch in seinem gesamten graphischen Schaf- fen bei den entsprechenden Darstellungen mensch- licher Antlitze, Begegnungen oder Schicksale zu finden. Von den Holzschnitten ,,Reservistenabschied" (1914) und ,,Junge Eltern" (1918) zur Radierung ,,Arbeiterehepaar" (1921), weiter zur Kaltnadelradie- rung ,,Meine GroBrmutter" (1922) und den Holz- schnitten ,,Bergingenieur" (1922) und ,,Die Sohne des Malers" (1924 - Tafel 23, 4) sowie ,,Der Komponist Clemens Braun auf demn Sterbebett" (1933), ,,Der Kunstsanimler" (1934)19, ,,August" (aus: Jahr des Malers, 1947), ,,Der sorbische Geiger" (1949), ,,Winter- liche DorfstraBe" (1956)20, ,,Holzsammlerin" (1957), ferner zur ,,Tiindelstunde" (1962), zum ,,Selbstbildnis mit Frau, II" (1964) und den Blattern ,,Der Sammler und Kuinstler" (1969) bis hin zu ,,Bergleute auf der Zeche ,Schlagel und Eisen' " (1974) spannt sich der Bogen einer nur kleinen Auswahl von Beispielen, die wir anfuhren wollen.

Unter den verhaltnismnaig wenigen Lithographien, die von Conrad Felixmullers Hand stammen, ist das beriihmte Gedenkblatt fur die ermordeten Arbeiter- fiihrer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ,,Men- schen uber der Welt" aus dent Jahre 1919 besonders hervorzuheben. Das groBformatige Werk ,,verklart das historische Ereignis zur expressiven Apotheose. - Das Bild ist wohl weniger im Sinne einer Anklage auszulegen denn als Memento zu verstehen, daB dieser Opfertod nicht umsonst gewesen sein darf."2' In der

I.X ~ ~ ~ N

Abb. 8 Conrad Felixmuller, Winterliche DorfstraBe (Tautenhain), 1956, Holzschnitt

18 Conrad Felixmuller wurde am 21. Mai 1897 in Dresden- Johannstadt geboren als Sohn des aus der Oberlausitz stammenden Fabrikschmiedes Ernst Emil Muller und der aus einem bohmischen Dorf bei Reichenberg (Liberec) nach Dresden gekommenen Hausgehilfin Maria Carolina geb. Morche. Eigentlich Felix Mulller heiBend, nannte er sich ab 1917 Felixmiiller und setzte seinen zweiten Vornamen Con- rad davor. Er besuchte in Dresden die Volksschule, wurde ab 1909 im Klavier- und Violinspiel am Konservatorium ausgebildet, erhielt ab 1911 Zeichenunterricht in der Kunst- gewerbe-Vorschule, ab 1912 bei Ferdinand Dorsch und dann bei Carl Bantzer, dessen Meistersehuler er 1914 wurde. Bereits ab 1915 freischaffend, arbeitete C. F. zunachst kubistisch bis 1919, dann expressionistisch, um schlieBlich ab 1925 zum Realismus iuberzugehen, dem er als Maler,

Zeichner und Graphiker, zeitweilig mit romatitischem Ein-

schlag, bis an sein Lebensende verpflichtet blieb. C. F. erhielt

1920 in Dresden den groBen Staatspreis (Rom-Preis) und

1931 den Siichsischen Staatspreis fur Malerei und 1974 die

Goldmedaille der IV. Biennale Internationale della Grafica

d'Arte in Florenz. Der am 24. Marz 1977 in Berlin (West)

verstorbene Kiinstler wurde auf dem Onkel-Tom-Friedhof

in Berlin-Zehlendorf beigesetzt, dort auch 1979 seine Gattin

Londa. Zum 80. Geburtstag gedachte das Fernsehen der

DDR des verstorbenen Kiinstlers mit der Sendung ,,Selbst-

portriit Felixmiiller". - Vgl. bei Gleisbery (wie Anm. 13)

die Lebensdaten und die umfassende Bibliographie zu

Veroffentlichungen von und uber Felixmiiller von 1915 bis

1981 (S. 288-296). 19 Hanns Conon von der Gabelentz, lange Jahre Museums-

direktor in Altenburg, Bibliophile und Verfasser der Biblio-

graphie von Frans Masereel, war seit 1932 Sammler und

Protektor Conrad Felixmiillers, um dessen Werk er sich

verdient machte. (Zitiert nach Sohn [wie Anm. 1], S. 153). 20 Dargestellt ist ein Blick in das Dorf Tautenhain bei

Geithain, zwischen Leipzig und Karl-Marx-Stadt (friuher

Chemnitz) gelegen, wo der Kiinstler von 1944 bis 1961 mit

seiner Frau lebte. 21 Vgl. Gleisbery (wie Anm. 13), S. 37.

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von Franz Pfemfert (Tafel 25, 9) seit 1911 herausgege- benen revolutioniiren Zeitschrift ,,Die Aktion" wurde die eigenwillige Koniposition ,,Menschen fiber der Welt" als gezeichnete Erstfassung Mitte 1919 ver- offentlicht. Felixmuller lieferte etwa 80 Beitrage fur ,,Die Aktion" bis 192422. Auch eine der nur noch in drei Exemplaren erhaltenen, ebenfalls grolformatigen Lithographie ,,Genossen" von 1920 kann nun das Kupferstichkabinett sein eigen nennen. Mit deni Aus- druck von Trauer und Kampfentschlossenheit reichen sich zwei in schwarze Mantel gekleidete, barhauptige Manner die Hand vor dem Grab eines gefallenen revo- lutionaren Matrosen23.

Auch wenn sich Felixmiiller, durch Pfemferts Links- radikalismus und durch Auseinandersetzungen inner- halb der KPD irritiert, nach 1925 vom aktiven poli-

tischen Kampf zuriickzog, blieb er doch immer ein progressiver Kiinstler, der sich vor und nach 1933 sowie nach 1945 stets mit der fortschrittlichen Arbeiter- klasse solidarisch verbunden fiihlte. Diese aufrechte Haltung und seine kiinstlerischen Leistungen wurden Conrad Felixmiiller durch Staatssekretar Dr. Wilhelm Girnus anlaiBlich seiner Emeritierung nach dreizehn- jiihriger Lehrtatigkeit an der Universitat in Halle 1962 nmit folgenden Worten bestatigt: ,,Ihr kiinstleri- sches Schaffen hat internationale Anerkennung ge- funden. Den Kampf um die Losung der nationalen und sozialen Frage in Deutschland haben Sie in der Zeit der Weimarer Republik mit Ihren Gestaltungen aktueller Themen in sozialistischen Zeitschriften unterstutzt. Der Diffamierung Ihrer Werke durch die Faschisten haben Sie getrotzt. Ihre kiinstlerischen Leistungen wurden 1949 durch den ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat mit der Berufung zum Professor gewurdigt. Seit dieser Zeit haben Sie in ver- antwortungsbewuB3ter Arbeit Studenten in Jhrem Fachgebiet unterwiesen und wesentlich durch eigene Arbeiten das neue sozialistisch-kiinstlerische Bild der Martin-Luther-Universitat gestalten helfen. Im Na- men der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik danke ich Ihnen fur Ihre langjahrige erfolg- reiche Tatigkeit."24

Man ist versucht, von einer gewissen Tragik in Conrad Felixmiillers kiinstlerischem Werdegang inso- fern zu sprechen, daB er nicht nur von seinen faschi- stischen Gegnern diffamiert wurde, sondern auch wiederholt falschen Einschatzungen von Zeitgenossen ausgesetzt war, mit denen er letztendlich gemeinsame Ziele verfolgte: fiir eine gluckliche, friedliche Zukunft der von zwei Weltkriegen schwer gepriiften Volker, fur soziale Gerechtigkeit, Freude am Dasein und den Schonheiten unserer Welt, fur Harmionie in den Fainilien und beruflichen Genleinschaften, fur eine Er- ziehung ,,zur Ehrfurcht vor dem Leben und zur Ach tung des Menschlichen".25

Weder als Maler noch als Graphiker lieB sich Felix- muller ,,zu Virtuosentum verleiten. Spielerisches ist ihm fremd. Beherrschung der zeichnerischen Mittel in souveraner Weise, zeichnerisches Konnen sind wichtigste Voraussetzung. - Zeichnen, taglich in Strenge und Zucht geiibt, ist fur ihn das, was fur andere das Atmen ist. - Jede Linie, sei sie streng, lyrisch betont, ruhig oder drangvol bewegt, zeigt die

Abb. 9 Menschen iiber der Welt, 1919, Lithographie

22 Die von Franz Pfemfert 1911 gegriindete Zeitschrift ,,Die Aktion", die bis 1932 erschien, war nicht fest partei- gebunden, aber auf die grolBe deutsche Linke orientiert, deren Intellektuelle sie als Autoren zu gewinnen suchte, vorwiegend waren es Expressionisten. Als Emigrant starb Pfemfert 1954 vereinsamt in Mexiko City. - Vgl. Gleisberg (wie Anm. 13), S. 32-39.

23 Vgl. Sohn (wie Anm. 1), Werk-Nr. 209 und Glei8berg (wie Anm. 13), S. 35 und Abb. 93.

24 Vgl. Katalog des Archivs fur Bildende Kunst am Ger- manischen Nationalmuseum Niirnberg, Autorengruppe: Conrad Felixmuller, Werke und Dokumente, Neue Folge, Bd. 4, Nurnberg 1982, S. 191. - Ein Nationalpreis oder eine andere staatliche Auszeichnung blieb Conrad Felixmiiller trotz der hier zitierten hohen Anerkennung seiner kunstle- rischen Leistungen und antifaschistischen Haltung leider versagt.

25 Hellmuth Heinz, Conrad Felixmiiller. Gezeichnetes Menschenbild, Dresden 1958.

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tVber Conrad Felixmiillers Graphikstiftung 103

Hand des Meisters. - Diese Hand, Kontur und Form sicher beherrschend, hat immer die Zustimmung des Herzens, laBt sanft die Erregung der menschlichen tVbereinstimmung spiiren, ist nie teilnahmslos kiihl."26

Diese feinfuhlige Charakterisierung der Zeichen- kunst Felixmullers durch Hellmuth Heinz trifft weit- hin auch auf sein graphisches Schaffen zu, fur welches sein hohes zeichnerisches Konnen (Tafel 26, 15) die besten Voraussetzungen bot. Doch hat er auch hart gearbeitet als Graphiker und die Techniken dann so ausgezeichnet beherrscht, daBI man meinen konnte, die Blatter seien vollig miihelos entstanden. Natiirlich hat Felixmuller ebenfalls Anregungen fur seine gra- phische Gestaltungsweise empfangen, so z. B. zeit- weilig von den Kunstlern der ,,Bruicke", GroBe Vorbil- der waren ihm die doch recht unterschiedlichen Meister Edvard Munch und Lovis Corinth, welche er immer ,,mit besonderem Respekt" nannte27.

Auch iiber solche Bezuge erhalt der aufgeschlossene

Betrachter Auskunft, wenn er sich in die Schatze der Felixmiiller-Stiftung vertieft. Nach AbschluB der tVbergabe- und tYbernahmeformalitaten und einer vorliiufigen Bestandsaufnahme schrieb der General- direktor der Staatlichen Museen zu Berlin an die Sohne Conrad Felixmiillers: ,,Fur das Kupferstich- kabinett und die Sammlung der Zeichnungen bedeutet das Vermachtnis eine wichtige Bereicherung des Bestandes und eine auBerordentliche F6rderung unserer Bemiihungen um die wissenschaftliche ErschlieBung und Verbreitung einer auf die Arbeiterklasse und den gesellschaftlichen Fortschritt bezogenen Kunst. Dafiir mochte ich der Familie Conrad Felixnuiller unseren herzlichen Dank ausdriicken und die Versicherung abgeben, daB wir uns dieses Erbes wiirdig erweisen wollen."28

Fotonachweis: Staatliche Museen zu Berlin 26 Vgl. H. Heinz (wie Anm. 25), S. 15. 27 Vgl. Friedrich W. Heckmann, Zum Werk von Conrad

Felixmuller, in G. Sohn (wie Anm. 1), S. 8.

28 Eine Kopie des Briefes befindet sich in der Akte Conrad Felixmiiller beim Kupferstichkabinett (wie Anm. 11).

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Hans Ebert: Vber Conrad Felixmiillers Graphikstiftung Tafel 23

Auswahl einiger Arbeiten Conrad Felixmiillers aus dem Kupferstichkabinett sowie aus der Sammlung der Zeichnungen der Staatlichen Museen zu Berlin

1. Selbstbildnis, 1914, Radierung 2. Trostende Frau, 1919, Stahistich

.. ..r7.

3. Junel Elterlni, 1918, Holzschnit 4. DierohnendesFMaler, 1 192,Sthlstchnt

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Tafel 24 Hans Ebert

6. Selbstbildnis vor Staffelei, 1927, Holzschnitt

5. Selbstbildnis mit Akt, 1924, Holzschnitt

7. Selbstbildnis vor Dresden, 1930. Holzschnitt 8. Selbstbildnis mit Palette, 1967, Holzschnitt

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tber Conrad Felixmiillers Graphikstiftung Tafel 25

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Tafel 26 Hans Ebert: tVber Conrad Felixmullers Graphikstiftung

13. Bildnis Lovis Corinth, 1925, Holzschnitt 14. Bildnis Christian Rohlfs, 1927, Holzschnitt

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