Kurzvorstellung des UK S-H - dgem.de · selten schwere systemische Reaktionen hervor (Obst) •...
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Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Campus Lübeck
Nahrungsmittelallergien
Martina Kohl
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Campus Lübeck
Allgemeines
• Inzidenz steigt in den industrialisierten Ländern an • Aktuelle Prävalenz 8% bei Kindern, 5% der Erwachsenen in
den USA
• Proteine, die hitzelabil und leicht verdaulich sind, rufen selten schwere systemische Reaktionen hervor (Obst)
• Stabile, säurefeste Proteine (Nüsse, Erdnüsse) triggern häufiger systemische Reaktionen
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Allergische Reaktionen
Symptome • Anaphylaxie
(lebensbedrohliche Kreislaufreaktion)
• Urtikaria • Proteinvermittelte
Enterokolitis • Atopische Dermatitis • Eosinophile
Gastroenteropathie
Pathomechanismen • IgE
• Zellvermittelte Reaktion
• Mischbild
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IgE vermittelte Reaktionen auf Nahrungsmittelallergene mit akuter
Symptomatik
Erkrankung Symptome Trigger Urtikaria, Angioödem Quaddel, Rötung,
Schwellung Vielfältig, auch bei Haut-, Schleimhautkontakt
Orales Allergiesyndrom Pruritus, Schwellung in der Mundhöhle
Kreuzreaktion mit Pollen: rohes Gemüse, Obst
Anaphylaxie Haut, Atemwege Kreislauf, GI-Trakt
Nüsse, Erdnüsse, Fisch, Milch
Anstrengungsinduzierte Anaphylaxie
Reaktion auf Nahrungsmittel nur durch Ingestion vor Sport
Weizen, Meeresfrüchte, Sellerie
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IgE und zellvermittelte verzögerte und chronische Reaktionen
Erkrankung Symptome Trigger Atopische Dermatitis 35% der Kinder mit
moderater bis schwerer AD Ei, Kuhmilch, Soja, Weizen
Eosinophile Enteropathie
Dysphagie, Schmerzen, Aszites, Gewichtsverlust, intestinale Obstruktion
variabel
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Zellvermittelte verzögerte und chronische Reaktionen
Erkrankung Symptome Trigger Enterokolitis (Säuglinge, Kleinkinder)
Erbrechen, Durchfall, Gedeihstörung
Kuhmilch, Soja, Getreide
Proktitis (Säuglinge) Schleimig, blutige Stühle
(Kuhmilch)proteine in der Muttermilch
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Nahrungsmittelallergien
• Stellung der Diagnose: • Karenz • Reexposition: doppelblind, placebokontrolliert • Spezifische IgE, Pricktest sind orientierend hilfreich, nicht
beweisend
• Etablierte Therapie • Karenz, Epinephrin s.c., Steroide, Antihistaminika • Eosinophile Ösophagitis: lokales Kortison
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Prävention
• Ausschließliches Stillen bis 4 Monate • Frühe Einführung von potentiell allergener Beikost
unter Fortsetzung des Stillen am dem 5.LM • Vermeidung von Applikation potentieller Allergene auf
die Haut (erdnussölenthaltende Körperpflege) • Hygiene Hypothese
• Geringe Biodiversifität von Antigenen in der Umgebung (Bakterien, kommensale Helminthen) befördert die Entstehung von Allegien
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Aktuelle Therapieansätze
• Desensibilisierung oral, sublingual, (epikutan) • Anti IgE Antikörper Omalizumab • Ohne Wirkungsnachweis in Studien
• Probiotika • Chinesische Kräuter
• Versagen in Studien • Subkutane Desensibilisierung – hohe Rate an NW
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Orale Toleranzentwicklung
• Erfolgt entweder im Rahmen einer Desensibilisierung oder spontan
• Bei Ei und Milch wahrscheinlich • Bei Nüssen, Erdnüssen und Meeresfrüchten selten
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Orale Desensibilisierung – Protokoll
Wirksamkeit in Studien belegt, aber ...
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Orale Desensibilisierung
• Studienlage schwierig, nicht immer placebokontrolliert • Patienten mit schwerer Anaphylaxie meistens
ausgeschlossen • nur für einzelne Nahrungsmittel (Milch, Ei, Erdnuss) • Allergische Reaktionen auf die Desensibilisierung
werden beschrieben • Eine regelmäßige Erhaltungstherapie ist erforderlich • Rezidivraten kaum erforscht • Kaum Daten für Routinevorgehen außerhalb von
Studien • Möglicherweise Induktion einer Eosinphilen
Ösophagitis
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Sublinguale Desensibilisierung
• Mundschleimhaut ist gewöhnlich tolerant • Applizierte Mengen geringer als bei der oralen
Therapie • Keine Veränderung des Proteins durch
Verdauungsprozesse • Weniger effektiv, höhere Rezidivraten
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Anti IgE Antikörper
• Omalizumab • Zulassung nur für schweres Asthma und chronische Urtikaria
ab 12 Jahre • In Studien als Ergänzung zur oralen Desensibilisierung • Verbessert die Ergebnisse der OIT und erlaubt eine schnellere
Desensibilisierung • Keine Daten über Langzeitergebnisse
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Unverträglichkeiten jenseits von Allergien
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Funktionelle Störungen des GI-Trakts
• Reizdarmsyndrom • Dyspepsie - Reizmagen • Abdominelle Migräne • Funktionelle Bauchschmerzen
• Bekannte Trigger
• Infektiöse Gastroenteritis • Nahrungsmittel • Dysbiose (Veränderungen der Mikrobiota) • Psychische Einflüsse
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Glutensensitivität
• Definition der Glutensensitivität: • Reizdarmsymptomatik, die sich unter GFD verbessert nach • Ausschluss einer Nahrungsmittelallergie • Ausschluss einer Zöliakie
Scheint im pädiatrischen Patientengut eine untergeordnete Rolle zu spielen
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Glutensensitivität: Trennen der Spreu vom Weizen
• IBS + Versteckte Zöliakie: negative Biopsie aber positive AK und HLA, sprechen auf GFD an
• Weizen enthält nicht resorbierbare Oligosaccharide (FODMAPs), die Symptome auslösen können
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Zusammenfassung
• Die Prävalenz an Nahrungsmittelallergien steigt • Die auf den GI-Trakt beschränkte Proktokolitis des
Säuglings und Enterokolitis ist häufig selbstlimitiert • Nahrungsmittelallergien älterer Kinder und
Erwachsener IgE vermittelte anaphylaktische Reaktionen
• Eine orale Toleranzentwicklung ist möglich und abhängig vom Allergen
• Die Orale Desensibilisierung ist zwar wirksam aber wenig nachhaltig, sodass sie bisher keine Rolle in der Routinetherapie spielt.
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Vielen Dank