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Preis des Deutschen Stahlbaues 2010 bauforumstahl Laudatio Das Areal einer ehemaligen Waffenmanufaktur in Saint-Etienne/ Zentralfrankreich sollte zu einem attraktiven Standort für Unter- nehmen und Institutionen aus dem Bereich des Design und der Informationstechnologie umgeformt werden, um Impulse für einen Strukturwandel in der ganzen Region zu geben. Diese anspruchsvolle und vielschichtige Aufgabenstellung ist in einer sehr hohen Gestaltungsqualität und mit großer Phan- tasie umgesetzt worden. Die gelungene Sanierung und In- standsetzung eines Teils der historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert bewahrt dem Ort seine Identität und lässt die Geschichte dieses kleinen Quartiers in einen spannenden Kon- trast zu den neuen Nutzungen und Aufgaben treten. Neues Zentrum dieser Cité du Design ist die so genannte „Platine“, ein knapp 200 m langes und 31 m breites Gebäude, das neben einer Bibliothek und einem Gewächshaus Platz für Meetings, Vorlesungen und Ausstellungen bietet. Die Entwurfs- idee ist eine Raumstruktur, die nicht zwischen Dach und Fassa- den unterscheidet und so die unterschiedlichen Funktionen in einem weiten, stützenfreien Raum „einhüllt“. Sie ist zugleich recyclinggerecht konstruiert. Der 32 m hohe Aussichtsturm mit Leuchtkörpern an den Knotenpunkten seines Fachwerks setzt sich zugleich als Lichtkunstinszenierung in Szene. Mit der „Platine“ und dem Aussichtsturm als weithin sichtbares „Stadtzeichen“ ist den Architekten, Ingenieuren und Bauherrn eine unverwechselbare, gestalterisch sehr anspruchsvolle Ge- samtanlage gelungen, die beispielhaft für vergleichbare Aufga- benstellungen zum Thema Stadtumbau und Stadterneuerung in Europa ist. Architektur: LIN Finn Geipel + Giulia Andi, Berlin Tragwerk: Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (Stahltragwerk/ Fassade); Bétom Ingénierie, Paris/Lyon (Massivbauplanung/ Haustechnik) Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart Stahlbau: Groupement Renaudat, Chateauroux und HeFi France, Straßburg (Platine); Gagne, Le Puy (Aussichtsturm) Bauherr: Saint-Etienne Métropole » Blick auf die Cité du Design mit „Platine“ und Ausichtsturm im Hintergrund » Lageplan, M 1:4000 Auszeichnung Cité du Design, Saint-Etienne © Jan-Oliver Kunze

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Preis des Deutschen Stahlbaues 2010 bauforumstahl

Laudatio

Das Areal einer ehemaligen Waffenmanufaktur in Saint-Etienne/Zentralfrankreich sollte zu einem attraktiven Standort für Unter-nehmen und Institutionen aus dem Bereich des Design und der Informationstechnologie umgeformt werden, um Impulse füreinen Strukturwandel in der ganzen Region zu geben.

Diese anspruchsvolle und vielschichtige Aufgabenstellung istin einer sehr hohen Gestaltungsqualität und mit großer Phan -tasie umgesetzt worden. Die gelungene Sanierung und In-standsetzung eines Teils der historischen Gebäude aus dem19. Jahrhundert bewahrt dem Ort seine Identität und lässt dieGeschichte dieses kleinen Quartiers in einen spannenden Kon-trast zu den neuen Nutzungen und Aufgaben treten.

Neues Zentrum dieser Cité du Design ist die so genannte „Platine“, ein knapp 200 m langes und 31 m breites Gebäude,das neben einer Bibliothek und einem Gewächshaus Platz fürMeetings, Vorlesungen und Ausstellungen bietet. Die Entwurfs-idee ist eine Raumstruktur, die nicht zwischen Dach und Fassa-den unterscheidet und so die unterschiedlichen Funktionen ineinem weiten, stützenfreien Raum „einhüllt“. Sie ist zugleichrecyclinggerecht konstruiert. Der 32 m hohe Aussichtsturm mitLeuchtkörpern an den Knotenpunkten seines Fachwerks setztsich zugleich als Lichtkunstinszenierung in Szene.

Mit der „Platine“ und dem Aussichtsturm als weithin sichtbares„Stadtzeichen“ ist den Architekten, Ingenieuren und Bauherrneine unverwechselbare, gestalterisch sehr anspruchsvolle Ge-samtanlage gelungen, die beispielhaft für vergleichbare Aufga-benstellungen zum Thema Stadtumbau und Stadterneuerungin Europa ist.

Architektur: LIN Finn Geipel + Giulia Andi, BerlinTragwerk:Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (Stahltragwerk/Fassade); Bétom Ingénierie, Paris/Lyon (Massivbauplanung/Haustechnik)Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, StuttgartStahlbau: Groupement Renaudat, Chateauroux und HeFi France,Straßburg (Platine); Gagne, Le Puy (Aussichtsturm)Bauherr: Saint-Etienne Métropole

» Blick auf die Cité du Design mit „Platine“und Ausichtsturm im Hintergrund

» Lageplan, M 1:4000

AuszeichnungCité du Design, Saint-Etienne

© Jan-Oliver Kunze

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» Oben, Mitte: Längsschnitt, Querschnitt, M 1:1000» Unten: Stützenfreier Innenraum mit sichtbaremRaumtragwerk

© Jan-Oliver Kunze

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Gebäudehülle

Die Außenhaut der Platine besteht aus über 14 000 dreieckigenPlattenelementen. Diese dienen dem Witterungsschutz und derWärmedämmung, haben darüber hinaus aber noch unter-schiedliche Funktionen und Eigenschaften. Ein Teil der Plattenist transparent, zum Teil in Kombination mit Lichtlenkelementen,und trägt so zur Versorgung des Gebäudeinneren mit natürlichemLicht bei. Ein anderer Teil dient durch integrierte Photovoltaik-Elemente der Stromerzeugung. Wieder andere Elemente dienender natürlichen Belüftung des Gebäudes, der Entrauchung odereiner gezielten Verbesserung der akustischen Eigenschaften im Innenraum. Es handelt sich also um eine multifunktionaleGebäudehülle, die ohne großen Aufwand gezielt an sich ändern-de Nutzerbedürfnisse angepasst werden kann. Die Verteilungder Paneele wurde auf der Grundlage von detaillierten thermi-schen und lichttechnischen Gebäudesimulationen festgelegt.Mehrere der eingebauten Elemente wurden speziell für das

» Oben: Auf- und Untersicht der Gebäudehülle» Unten: Fachwerkabschnitt, M 1:400

» Oben: Eckausbildung des Raumfachwerks» Links: Stahltragwerk

Tragwerk „Platine“

Das Raumfachwerk der Platine ist aus vorgefertigten Querfach-werk-Abschnitten zusammengesetzt, die aufgrund der leichtbombierten Dachgeometrie alle voneinander verschieden sind.Die einzelnen Abschnitte wurden im Werk aus miteinander verschweißten Rechteck-Hohlprofilen mit Abmessungen von 60 x 60 bis 180 x 60 Millimetern gefertigt. Auf der Baustellewurden die Abschnitte miteinander verschraubt und so zu ei-nem zusammenhängenden Tragwerk verbunden. Die Auflager-punkte sind über Stahleinbauteile gelenkig und nachjustierbaran den Massivbau angeschlossen. Die Struktur ruht auf denDeckenrändern der Kellerdecke aus Stahlbeton. Das Unterge-schoss in Massivbaubauweise ist auf Pfählen gegründet undvon einem „Graben“ mit etwa einem Meter Breite umgeben.Der Zugang zum Gebäude erfolgt über Stege aus Stahlblech.

© Jan-Oliver Kunze

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Bauvorhaben entwickelt. Die multifunktionale Gebäudehüllewar wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Nachhaltig-keitszertifizierung des Gebäudes nach dem französischen HQE-Standard.

Aussichtsturm

Der 32 Meter hohe Aussichtsturm mit seiner auskragenden Be-sucherplattform setzt ein weithin sichtbares Zeichen. Das Rah-men-/Fachwerkgerüst des Turms hat ein Rastermaß, das – inAnlehnung an die historischen Bindertragwerke in den umlie-genden Hallen und an das engmaschige Tragwerk der Platine –bewusst auf 1,20 Meter begrenzt wurde. Das rund 120 Tonnen

schwere Tragwerk wurde im Werk vormontiert, in mehrerenTransporteinheiten nach St-Etienne gebracht und dort in liegender, einfach zugänglicher Position mittels Baustellen-schweißung montiert. Anschließend wurde der Turm im Laufeeines Nachmittags von vier Mobilkränen aufgerichtet und aufder vorbereiteten Pfahlgründung mit vorgespannten Anker-schraubenverbindungen befestigt.

Die Aussichtsplattform ist mit einem vorelementierten Beton-fußboden und einem beweglichen Sonnen- und Witterungs-schutz ausgestattet. An den Knotenpunkten des Tragwerks be-finden sich Leuchtkörper, die für Lichtkunstinszenierungen verwendet werden.

» Aussichtsturm bei Nacht © Jan-Oliver Kunze

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Laudatio

Die Aufgabe, in unmittelbarer Nachbarschaft zu der 2002 zumUNESCO-Weltkulturerbe erklärten Altstadt der Hansestadt Stral-sund einen großen Museumsneubau umzusetzen, verlangt Fin-gerspitzengefühl und Visionen. Das Grundstück ist gezeichnetdurch die Spuren der Hafennutzung und ist bis heute ein eigen-ständiger Stadtbaustein, der bis zur Wende 1990 Sperrgebietwar. Das Konzept der Architekten, ein offenes Haus zu errichten,das – wie vom Wasser umspülte Steine im Meer – von allen Sei-

Architektur: Behnisch Architekten, StuttgartTragwerk: Schweitzer GmbH Beratende Ingenieure, SaarbrückenBrandschutz: TÜV Nord Systems GmbH & Co. KG, HamburgEnergiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, StuttgartStahlbau: Arbeitsgemeinschaft Rohbau Ozeanum, WolgastReiners, Donges SteelTec, KöthenbürgerBauherr: Deutsches Meeresmuseum, Stralsund

ten von Besuchern und Licht durchströmt wird, ist die richtigeAntwort auf diesen Standort.

Die Baumasse des Baukörpers ist nur zu erahnen. Die Fassadewurde mit Technologien des Schiffbaus aus großformatigen,vorgebogenen Stahlblechen zusammengesetzt und von derTragkonstruktion getrennt. Sie vermittelt den Eindruck von frei-schwingenden Bändern, die auch vom Wind geblähte Segelsein könnten. Sie wirken an ihren auskragenden Rändern leichtund elegant, verbinden die unterschiedlichen Funktionen dereinzelnen Gebäudeteile und lassen so ein einheitliches Ganzesentstehen.

Eine besondere Lösung fanden Architekten und Ingenieure beider stählernen Konstruktion der Walhalle. Die atemberaubende,aber gleichzeitig auch stabile und räumliche Tragstruktur mitder verspielten Außenhaut steht für wirtschaftliche und nach-haltige Konstruktionen.

Im Bereich der energetischen Performance sind alle modernenTechnologien zur Anwendung gekommen, die für eine Museums-nutzung zielführend waren.

Insgesamt entsteht ein einprägsames und identitätsstiftendesElement im Stadtbild, das Modernität transportiert, den mari -timen Standort unterstützt und sich in das Stadtbild einfügtohne sich zu verleugnen. Den Architekten ist es gelungen, ge-meinsam mit den Fachplanern und ausführenden Gewerken einen spektakulären Museumsneubau zu errichten. Der sensibleStandort wird für die Stadt und die Menschen zurück gewonnen.Das Bauwerk ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass sichModernität, Nachhaltigkeit und Bewahrung des kulturellen Erbesgut miteinander verbinden lassen.

» Haupteingang

AuszeichnungOzeaneum Stralsund

© Roland Halbe

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» Oben: Hafenansicht» Unten: Grundriss, Schnitte, M 1:1000

© Roland Halbe

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Das Ozeaneum ist in vier einzelne, den Themen des Ausstel-lungskonzepts zugeordnete Baukörper gegliedert: Die Walhalle(Riesen der Meere), das Ausstellungsgebäude, das Ost- sowiedas Nordsee-Aquarium. Ein zentrales, über mehrere Ebenenreichendes Foyer erschließt die einzelnen Museumsbereichedurch Stege, Treppen und Aufzüge. Formal und konstruktiv vonder eigentlichen Baumasse unabhängig, umgeben monumen-tale Skulpturen aus frei gebogenen Stahlplatten die unter-schiedlichen Baukörper und fassen sie zu einem einheitlichenErscheinungsbild zusammen.

Alle Neubauten, außer der Walhalle, wurden in Stahlbeton- undStahlverbund-Skelettbauweise ausgeführt, um beispielsweiseweit auskragende Decken wie in den Aquarien realisieren zukönnen. Im Ausstellungsgebäude wurde ein großer Teil des ver-tikalen und horizontalen Lastabtrags durch Konstruktionen aus Verbundhohlprofilen ermöglicht. Die Stahlstützen der Fas-saden in den Gebäuden Ost- und Nordsee belasten die Deckeüber dem Erdgeschoss an den freien Rändern, daher wurden

für die Lasteinleitung an den Fuß- und Kopfpunkten der Stützenstahlbautypische Details entwickelt.

Walhalle

Im Gegensatz zu den anderen Baukörpern wurde die Tragkons -truktion der Walhalle hauptsächlich in Stahl realisiert. Anei-nandergereihte, über Querriegel angeschlossene Stahlrahmen-Verbundkonstruktionen ermöglichen Spannweiten von mehrals 20 Metern. Horizontal ist die Konstruktion durch eine Stahl-verbunddecke und Windverbände ausgesteift. Durch die freieGebäudeform sowie das Vor- und Zurückspringen der Deckensind alle Fassadenstützen im Raum geneigt, was, neben unter-schiedlichen Anstellwinkeln, auch zu unterschiedlichen Längender Stützen führt. Um den gekrümmten Formen der Fassadenfolgen zu können, sind die Stützen teilweise zusätzlich gebogen.Die Verankerung erfolgte durch Knaggen und vorgespannte Anker, sodass ein Ausrichten der Stahlkonstruktion auch imNachhinein noch möglich war.

» Oben, Mitte: Isometrie und Unter-sicht der tragenden Stahlstruktur

» Links: Eine Halle für die Riesen derMeere

© Johannes-Maria Schlorke

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Stahlhüllen

Die frei geformte Außenhaut der vier Neubaukörper wurde ausbis zu 16 Meter langen und drei Meter breiten Stahlblechen mitDicken von acht bis 30 Millimetern gefertigt, wie sie im Schiffs-bau verwendet werden. Die 360 Stahlbleche sind etwa 60 Zenti-meter vor dem eigentlichen Baukörper auf Ringträgern hängendund gleitend gelagert, um Temperaturdehnungen zwängungs-frei zu ermöglichen. Der Lastabtrag erfolgt größtenteils über dieStahlstützen mit hohen Biege- und Torsionsmomenten.

Die komplexe Geometrie konnte im Wesentlichen vorgefertigtund mit einem vergleichsweise geringen Aufwand in kurzer Zeitmontiert werden. Alle geometrischen Fragen wurden vor Pro-duktion und Montage anhand von 3D-Modellen geklärt. Durchdie Entscheidung, nur die äußere Hülle der Fassade in selbst-tragenden, frei geformten Stahlplatten auszuführen, konnte beider Haupttragkonstruktion die Geometrie aus linearen Elemen-ten erstellt werden. Wegen der hohen Festigkeit der gebogenenStahlbleche konnte auf eine entsprechend aufwendig geformteUnterkonstruktion verzichtet werden. Die Stahlbleche selbstsind punktuell an der Primärkonstruktion befestigt.

» Oben: Stahlplattenfassade bei Nacht» Unten: 3D-Modell der Fassade

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Architektur: Allmann Sattler Wappner Architekten GmbH, MünchenTragwerk:Werner Sobek Ingenieure, StuttgartBrandschutz: Hagen Ingenieurgesellschaft für BrandschutzmbH, KleveStahlbau: Friedrich Bühler GmbH & Co. KG, AltensteigBauherr: Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt, München

AuszeichnungDornier Museum Friedrichshafen

Laudatio

Die Situierung des Neubaus in unmittelbarem Bezug zum Flug-feld des Flughafens Friedrichshafen veranlasst die Architektenzu einer baulichen Antwort, die sowohl typologisch als auch inder Wahl der Materialien und Konstruktionen die Inhalte desUnternehmens Dornier und Themen der Luftfahrt transportiert.Die Architektursprache nimmt Bezug auf den Industriebau undunterstreicht damit die Intention der Architekten, einen Hangarals Museum zu gestalten.

» Oben: Lageplan, M 1:5000» Unten: Eingangsbereich

Mit der weit spannenden Stahlkonstruktion werden Prinzipiendes Flugzeugbaus hinsichtlich eines möglichst reduzierten unddabei höchst effizienten Einsatzes von Ressourcen bildhaft undnachvollziehbar auf die Architektur des Gebäudes übertragen.

Der Museumsbau vermittelt über seine Geometrie, die gewählteMaterialität, die Präzision in der Detaillierung, aber auch übersein transluzent-weißes Erscheinungsbild in gelungener Weisedie Dynamik, Leichtigkeit und Eleganz, die der Besucher mitden ausgestellten Flugobjekten verbindet.

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» Geschützte Terrasse auf der Rück -seite mit Blick auf das Flugfeld

» Oben: Schnitt, Grundrisse EG und OG, M 1:1500» Links: Rezeption unter der aufgeständerten Aus-stellungsbox

Von weitem unterscheidet sich das Museum mit seiner an denIndustriebau angelehnten Architektur kaum von den umliegen-den Bauten des Flufhafens – lediglich die unter dem rechteckigenDach zurückweichenden Fassaden, die aus der Überlagerung derHalle und einer neu geschaffenen, bogenförmigen Abzweigungvom Rollfeld entstehen, stören das vertraute Bild einer Flugzeug-halle. Die Dachflächen, die an den Längsseiten über die Grund-fläche auskragen, werfen ihre Schatten auf die geschwungenenweißen Wände und verleihen dem Gebäude eine überraschendeDynamik.

Eine vorgelagerte Raumschale auf der Südseite, die über dieauskragende Stahlkonstruktion mit der Ausstellungshalle ver-bunden ist, formt einen überdachten Eingangsbereich. Vorbeian Rezeption, Cafeteria und Museumsshop startet der Rund-gang durch das Museum über eine Wendeltreppe in das Innereder Ausstellungsbox, die als aufgeständerter Baukörper in die Halle eingestellt ist. Im Obergeschoss verlässt der Besucherdie geschlossene Box und tritt hinaus auf die Galerie, die demSchwung der Fassade folgt. Aufzug und Treppe führen zurück in das Erdgeschoss der lichtdurchfluteten Halle. Durch die dun-kel getönte Westfassade, die raumhoch geöffnet werden kann,lässt sich die Spur des Rollweges in die Halle hinein verfolgen.

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© Jens Passoth

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den Verzicht einer konstruktiven Unterteilung auf der Außen-seite. Je nach Blickwinkel erscheinen die Fassaden wie ein Fil-ter, der nur schemenhaft das Innenleben wiedergibt, oder wieein Spiegel, der die lichte Weite des Rollfeldes reflektiert. Deut-lich setzen sich dagegen die West- und Ostfassade ab, die mitihren dunklen Rahmenkonstruktionen und Sonnenschutzglä-sern eine Art Torfunktion übernehmen.

Konstruktion

Das Hallentragwerk verläuft in einem Bogen über die gesamteGrundrisslänge, wobei die Hallenbreite von 33 bis 37 Meter variiert. In Gebäudelängsrichtung misst das Stützenraster vierMeter, in Querrichtung passt sich der Stützenabstand dem Ver-lauf von Nordfassade, Südfassade und Galerie an. Dabei bildendie Stahlstützen des Tragwerks mit ihrem Querschnitt die Kurven-form des Gebäudes ab. Sie sind als geschweißte I-Profile in Rau-tenform ausgebildet, mit Seitenabmessungen von 650 x 360Millimetern an der Nord- und Südseite und 360 x 360 Millime-tern bei den Galeriestützen.

Der Aussteifung des Gebäudes kommt wegen seiner Lage inErdbebenzone 2 eine nicht unerhebliche Rolle zu. Aufgrund desHangartores und des Lichtraumprofils von neun Metern wird dieHalle in Querrichtung über Zweifeldrahmen mit Fußgelenkenausgesteift. Durch Einbeziehung der ohnehin erforderlichenGaleriestützen in das Rahmensystem wird eine effiziente Ab -tragung der Horizontallasten erreicht. In Längsrichtung sindVerbände angeordnet.

Die Ausstellungsbox, die innerhalb der Halle angeordnet ist,besitzt aufgrund einer späteren Demontage möglichkeit beiUmnutzung ein separates Tragwerk. Das statische System deszweigeschossigen Einbaus besteht aus zwei Stahlträgerrostenmit Pendelstützen. Die Aussteifung erfolgt über den Treppen-hauskern aus Stahlbeton.

» Innen- und Außenansicht der Halle mit geöffnetem Hangartor

» Galerie mit farbigen Schaukästen

Material und Farbe

Das Tragwerk der eingeschossigen Halle besteht aus Stahlprofi-len. Die Decke, in der sichtbar und auf mehreren Ebenen Primär-und Sekundärträger, Licht- und Installationssysteme orthogo-nal verwoben sind, ist einerseits strukturell differenziert. Gleich-zeitig werden Hierarchien, die sich aus der Art der Fügung er -geben, sowie Komponenten mit unterschiedlichen Funktionenüber eine einheitlich weiße Farbgebung ausgeglichen. Auch dieFassadenstützen, die Galerie oder die Untersicht der Ausstel-lungsbox sind weiß beschichtet. Der Lichteinfall von allen Sei-ten lässt einen zurückhaltenden, hellen Raum entstehen.

Lichtdurchlässige Polycarbonatplatten bilden die geschwunge-nen Längsfassaden. Um die Sonneneinstrahlung zu verringern,wurde auf der Südseite zusätzlich ein Punktraster aufgebracht.Das Montage system der gebäudehohen Elemente ermöglicht

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» Oben: Isometrie des Stahltragwerks» Unten: Blick von der Galerie in dieAusstellungshalle

© Jens Passoth

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Hotel Kameha Grand Bonn

Architektur: Karl-Heinz Schommer, BonnTragwerk:Werner Sobek Ingenieure, StuttgartBrandschutz: H + L Brandschutz Uhlig, WillichStahlbau: Stahlbau Frenken & Erdweg GmbH, Heinsberg- DremmenBauherr: BonnVisio Real Estate GmbH & Co. KG, Bonn

Eine multifunktionale Veranstaltungshalle bildet das Zentrumdes neuen 5-Sterne Hotels in Bonn. Die 21 Meter hohe und 55Meter lange Halle fällt zum Rhein hin ab und weitet sich trapez-förmig von 24 auf 30 Meter. Die filigrane und transparenteStahl-Glas-Konstruktion, die zwischen den beiden Massivbau-teilen spannt, ermöglicht aus allen Geschossen im Inneren desHotels den freien Blick nach außen. Gleichzeitig wird der äußereLandschaftsraum in das Gebäude optisch mit einbezogen.

Konstruktion

Das Haupttragwerk des Hallendachs wird durch sechs Stahl -träger gebildet, die durch Doppelseile und runde Luftstützenunterspannt sind. Die letzten beiden Träger sind zur horizonta-len Aussteifung durch sich kreuzende Zugstäbe miteinanderverbunden. Um Temperaturzwängungen zu minimieren, sinddie Hauptträger an einem Ende gelenkig, am anderen Ende ent-lang der Trägerachse beweglich an der angrenzenden Stahl -betonkonstruktion des Hotels angeschlossen.

Die rechtwinklig mit den Hauptträgern verschweißten Sekundär -träger sind im Bereich der flussseitigen Fassade gebogen und

» Isometrie des Stahltragwerks

» Blick vom Rhein auf die Südfassade des Hotels

gehen schließlich in die an beiden Seiten der Halle gelenkiggelagerten Fassadenpfosten über. Haupt- und Nebenträger be-stehen aus geschweißten Hohlkastenprofilen mit einer Breitevom 140 Millimetern, weisen aber – je nach Beanspruchung –variable Höhen und Wandstärken auf. Neben ihrer tragendenFunktion dienen sie auch als Kabeltrassen.

Das Dach der Halle ist mit Sonnenschutzgläsern eingedeckt,ein zusätzlicher Blend- und Sonnenschutz wurde zwischen denStahlbindern eingehängt. Die Klimatisierung erfolgt über dieFassadenkonstruktion in Verbindung mit den Heiz- und Kühl -flächen des Fußbodens, die über eine Geothermieanlage ge-speist werden.

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» Oben rechts: Ansicht, Schnitt des Haupt-trägers, M 1:20

» Unten: Blick durch die Halle auf den Rhein

» Abgerundeter Übergang des Glas daches

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© Tomas Riehle

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Architektur:Mola Winkelmüller Architekten, BerlinTragwerk:Wetzel & von Seht, Hamburg Stahlbau: Karl Dieringer Blechbearbeitung, BerlinBauherr: Stiftung Berliner Mauer vertreten durch die Senatsverwaltung Berlin

Das Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer ist, von der S-Bahnstation Nordbahnhof kommend, die erste An-laufstelle für Besucher. Sein Standort markiert das Abknickender Berliner Mauer nach Norden, deren ehemaliger Verlaufdurch eine Reihung aus Rundstahlstäben nachgebildet wird.

Das Gebäude ist als Mischkonstruktion in Stahlbeton-Massiv-bauweise im Erdgeschoss und als Stahlbau im Obergeschosserstellt. Während das Erdgeschoss parallel zur Mauer verläuft,ist das Obergeschoss zum Gelände der Gedenkstätte ausge-richtet und um 27 Grad verdreht. Die auskragende Ecke überdem Haupteingang bildet einen gedeckten Vorplatz für die Be-sucher aus, die sich an den als Informationsstelen dienenden,blechbekleideten Stahlstützen über weitere Mauerorte infor-mieren können. Durch die Verdrehung der beiden Geschosseentsteht eine Dachfläche über dem Erdgeschoss, die als fünfteFassade mit pulverbeschichteten Gitterrosten belegt ist.

Eine hinterlüftete Kassettenkonstruktion aus gekantetem, wet-terfestem Stahl bildet die Außenhaut des Gebäudes und signa-lisiert so die Zugehörigkeit zu den weiteren, in dem gleichenMaterial ausgeführten Objekten der Gedenkstätte.

» Links: Haupteingang des Besucher-zentrums

»Mitte: Lageplan, M 1:1500» Unten links: Stahlstäbe zeichnen denehemaligen Mauerverlauf nach

» Unten rechts: Gitterrost auf dem Dach

Besucherzentrum Gedenkstätte Berliner Mauer

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© Klemens Ortmeyer

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Architektur: Murphy/Jahn Achitects, ChicagoTragwerk: Reichmann + Partner Ingenieurgesellschaft mbH &Co. KG, ErfurtBrandschutz: Hagen Ingenieurgesellschaft für BrandschutzmbH, KleveStahlbau: Peene Stahl GmbH, Neukalen; Scheldebouw, KerkradeBauherr: Kommunalprojekt ppp GmbH, Potsdam

Das neue Tagungszentrum der Freien Universität Berlin ist alsstringenter Kubus mit Ausschnitt konzipiert. Das Gebäude -ensemble aus Hotel und Tagungszentrum bildet ein Quadratmit einheitlich hoher Bebauung. Der zwischengelagerte, L-för-mige Hof bietet eine Trennung der unterschiedlichen Nutzun-gen und eine weitere Durchwegung des Geländes.

Diagonal verlaufende Stahlträger bilden den oberen Abschlussdes Innenhofs. Die anfallenden Lasten werden über Scheibenaus Stahlprofilen abgetragen, die gleichzeitig als Rankgerüstdienen. Umlaufende Stahlroste auf den in Stahlbetonskelettbau-weise erstellten Gebäuden vervollständigen die filigrane Über-dachung des Ensembles.

» Oben: Verzinkte Stahlroste über den Dächern» Unten: Vertikale Begrünung des Innenhofs

» Hotel und Kongresszentrum unter einem „Dach“ aus Stahl

Campushotel Berlin, Science & Conference Center

© Rainer Viertlböck

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Porschemuseum, Stuttgart

Architektur: Delugan Meissl Associated Architecs, WienTragwerk: Leonhardt, Andrä und Partner, StuttgartBrandschutz: Sachverständigenbüro Halfkann + Kirchner, ErkelenzStahlbau: Arge Stahl + Verbundbau GmbH, Dreieich mit Stahlbau Queck GmbH, DürenBauherr: Dr.-Ing. h. c. Ferdinand Porsche AG, Stuttgart

Die außergewöhnliche Gestaltung des neuen Porschemuseumsist Aufsehen erregend: Ein dynamisch geformter, monolithischerBaukörper, der von nur drei Pylonen getragen wird, scheint überdem Boden und dem Erdgeschossniveau zu schweben. Dieschmalen Fugen der weiß beschichteten Metallelemente lassendie Oberflächen der Fassaden homogen erscheinen. Die Unter-sicht ist mit hochpoliertem Edelstahl verkleidet. Das reflektie-rende Material überträgt die Spiegelung der Glasfront optischwie atmosphärisch in die großzügige Öffnung des Eingangsbe-reichs und akzentuiert die Anziehungskraft der Erschließungs-zone. Die monochrome äußere Farbgebung wird im Innerenfortgeführt.

Über eine sanft ansteigende Rampe erreichen die Besucher dasFoyer im Gebäudeinneren. Eine besondere Attraktion ist, nebenEmpfang, Kaffeebar, Restaurant und Museumsshop, die mit einer Glaswand abgetrennte Werkstatt für die Instandhaltungklassischer Fahrzeuge. Der Weg in das Obergeschoss wirddurch die langgezogene Erschließung über zwei Rolltreppendramatisch in Szene gesetzt. Gleichzeitig verengt sich der Zugangsraum bevor die Besucher in die großzügige Weite der Ausstellung eintreten. Fließend entwickeln sich die Aus-stellungsbereiche im Raum, wobei die verschiedenen Modelle in chronologischer Reihenfolge präsentiert werden. Vor demHintergrund der hellen Wand- und Deckenflächen setzen die» Oben: Grundrissebenen

» Unten links: Unterseite mit poliertem Edelstahl» Unten rechts: Neutrale Farbgebung im Aus -stellungsraum

» Städtebaulicher Kontext

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© Hertha Hurnus © Delugan Meissl Associated Architects

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Exponate farbliche Akzente. Im Dachgeschoss sind eine Lounge,Konferenzräume sowie eine Terrasse untergebracht, die denBlick hinunter auf das Dach des „Basements“ freigibt, das fürSonderausstellungen genutzt werden kann und befahrbar aus-gelegt ist.

Konstruktion

Die dreieckige Grundstücksfläche bestimmt die Grundform desMuseums. 115 Bohrpfähle sichern das Untergeschoss und dasso genannte „Basement“, die beide in Stahlbeton ausgeführt

wurden. Darüber erhebt sich der eigentliche Ausstellungsbauauf drei hochbeanspruchten Kernen, deren Wände wegen deraußergewöhnlichen Belastung und Geometrie mit Wandstärkenvon bis zu 75 Zemtimeter ausgebildet wurden. Einer der Kernein Y-Form ist mit Spannstahllitzen vorgespannt. Die tragendenGebäudekerne bestehen aus Stahl- und Spannbeton im Verbundmit selbstverdichtendem, hochfestem Beton.

Mit einer Länge von etwa 160 Metern und einer durchschnitt -lichen Breite von 70 Metern erreicht der schwebende Oberbauein Gesamtgewicht von 35 000 Tonnen.

» Front des Museums vom Porsche-Platz aus gesehen

» Längsschnitt, M 1:1000

© Brigida

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Page 19: Laudatio Cité du Design, Saint-Etienne · genden Hallen und an das engmaschige Tragwerk der Platine – bewusst auf 1,20 Meter begrenzt wurde. Das rund 120 Tonnen schwere Tragwerk

Preis des Deutschen Stahlbaues 2010 bauforumstahl

Die extremen Spannweiten und Auskragungen konnten nurdurch dreidimensionale Stahlfachwerke im Verbund mit Ortbe-tondecken realisiert werden. Geschosshohe Stahleinbautenleiten die außergewöhnlich hohen Lasten aus dem Stahltrag-werk in die Kerne ein. Für die Dach- und Deckenkonstruktionenwurden sowohl Vollwandträger (geschweißte Biegeträger) alsauch Fachwerkträger als räumliche Trägerroste eingesetzt.

Bei der Planung des Tragwerkes kamen parametrische Computer-modelle zum Einsatz, mit deren Unterstützung sowohl die Di-mensionen der Bauteile bestimmt als auch die Montageabläufeder zum Teil vormontierten Elemente simuliert werden konnten.Im Falle eines Rückbaues könnten, trotz der Komplexität desGebäudes, bis zu 98 Prozent der 5 500 Tonnen verbauten Stahlsdemontiert und wieder verwertet werden.

» Oben: Verbindung verschiedenerFachwerke in einem Knoten

» Unten links: Vorbereitung des Deckeneinbaus

» Unten Mitte: Montage der Unter -konstruktion für die Rolltreppe

» Unten rechts: Blick in die verschiedenen Trägerebenen

» Rohbau der tragenden Stahlstruktur

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© Hertha Hurnus© Delugan Meissl Associated Architects© Delugan Meissl Associated Architects