Laufgeschwindigkeit als Parameter der Leistungsdiagnostik ... · Dekan: Professor Dr. med. G. Muhr...

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Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med. Hermann Heck (emeritiert) (ehem.) Dienstort: Sportwissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Sportmedizin Laufgeschwindigkeit als Parameter der Leistungsdiagnostik zur Berechnung der Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin der Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von René M. Müller aus Schwerin 2006

Transcript of Laufgeschwindigkeit als Parameter der Leistungsdiagnostik ... · Dekan: Professor Dr. med. G. Muhr...

  • Ruhr-Universität Bochum

    Prof. Dr. med. Hermann Heck (emeritiert)

    (ehem.) Dienstort: Sportwissenschaftliche Fakultät

    Lehrstuhl für Sportmedizin

    Laufgeschwindigkeit als Parameter der Leistungsdiagnostik

    zur Berechnung der Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit

    Inaugural-Dissertation

    zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin

    der Hohen Medizinischen Fakultät

    der Ruhr-Universität Bochum

    vorgelegt von

    René M. Müller

    aus Schwerin

    2006

  • Dekan: Professor Dr. med. G. Muhr

    Referent: Professor Dr. med. H. Heck

    Korreferent: Professor Dr. med. L. Pott

    Tag der mündlichen Prüfung: 23.10. 2007

  • Für Annett,

    Mae, Maximilian & Marcus

  • 1

    Inhaltsverzeichnis

    Inhaltsverzeichnis .............................................................................1

    Abkürzungsverzeichnis .............................................................................3

    1 Einleitung .............................................................................5

    2 Muskulatur und Energiegewinnung..........................................................................8

    2.1 Leistungsphysiologische Grundlage .............................................................................8

    2.1.1 Energiestoffwechsel der Muskulatur...........................................................................8

    2.1.1.1 Anaerobe ATP-Synthese ...................................................….......................8

    2.1.1.2 Aerobe ATP-Synthese ....................................…..................................…9

    2.1.1.3 Maximales Laktat-steady-state und aerob-anaerobe Schwelle nach MADER......11

    2.2 Ausdauer und Ermüdung ............................................................................11

    2.2.1 Ausdauer ............................................................................11

    2.2.2 Ermüdung ............................................................................13

    2.3 Aerobes Ausdauertraining und aerob-anaerobe Schwelle........................................... 14

    2.4 Belastung und Messgröße Laktat in der Leistungsdiagnostik.......................................15

    2.5 Ausdauerleistungsfähigkeit und kritische Geschwindigkeit.........................................16

    2.6 Konklusion aus der Literaturübersicht und Zielsetzung................................................17

    3 Modellstruktur ............................................................................19

    4 Methodik .............................................................................26

    4.1 Untersuchungsgut .............................................................................26

    4.2 Untersuchungsgang .............................................................................26

    4.2.1 Feldstufentest .............................................................................27

    4.2.2 Analyse der Laktatkonzentration ............................................................................28

    4.2.3 Fünf-min-Lauf .............................................................................28

    4.2.4 Ausbelastungsläufe .............................................................................29

    4.2.5 Beschreibung der Laufbedingungen..............................................................................30

    4.3 Berechnungsverfahren .............................................................................30

    4.4 Statistische Verfahren .............................................................................32

    5 Ergebnisse .............................................................................34

    5.1 Kurvendarstellung .............................................................................34

    5.2 Ruhewerte .............................................................................35

    5.3 Feldstufentest .............................................................................35

    5.4 Fünf-min-Lauf .............................................................................37

  • 2

    5.5 Ausbelastungsläufe .............................................................................38

    5.6 Parameter T und b der Regressionsgleichung y(v) = T·e-b·v..........................................40

    5.7 Berechnungsverfahren ............................................................................42

    5.7.1 Geschwindigkeitskonstante Ф ............................................................................42

    5.7.2 Parameter bv/v4 ............................................................................42

    5.7.3 Parameter bv/v4(theor.) ............................................................................43

    5.7.4 Individuelle Laufgeschwindigkeit bei einem Laktatwert

    von 4 mmol/l (v4(theor.)) bei definierten Φ- und b-Werten ........................................45

    5.7.5 theoretische Laufzeit τ bei Schwellengeschwindigkeit...............................................47

    6 Diskussion ...........................................................................48

    7 Zusammenfassung ...........................................................................57

    8 Literaturverzeichnis ...........................................................................60

  • 3

    Abkürzungsverzeichnis a - Verzögerung der Laufgeschwindigkeit beim Übergang von den zeitlich kürzeren zu den zeitlich längeren Strecken Abb. - Abbildung ADP - Adenosindiphosphat ATP - Adenosintriphosphat

    b - Parameter der Gleichung zur Beschreibung der Geschwindigkeits- Zeitbeziehung bv/v4 - Parameter der Gleichung zur Beschreibung der Geschwindigkeits- (Quotienten-)Zeitbeziehung bv/v4(theor.) - theoretischer Parameter der Gleichung zur Beschreibung der Geschwindigkeits-(Quotienten-)Zeitbeziehung bzw. - beziehungsweise CO2 - Kohlendioxid e - Eulersche Zahl, e = 2,718282…….. H+ - Wasserstoff-Ion, Proton H2O - Wasser IAS - individuelle anaerobe Schwelle K - Kreatin KP - Kreatinphosphat Kap. - Kapitel kg - Kilogramm KP - Kreatinphosphat LLD - Laktatleistungsdiagnostik Ln - Logarithmus naturalis, Logarithmus zur Basis e m - Meter MaxLass - maximales Laktat-steady-state min - Minute [min-1] - Schläge pro Minute ml - Milliliter mmol - Millimol m/s - Meter pro Sekunde p - Irrtumswahrscheinlichkeit P - Phosphat r2 - Determinationskoeffizient ± s - Standardabweichung s - Sekunde

    T - Parameter der Gleichung zur Beschreibung der Geschwindigkeits- Zeitbeziehung Tv/v4 - Parameter der Gleichung zur Beschreibung der Geschwindigkeits- (Quotienten-)Zeitbeziehung t - Zeit t4 - Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit τ - theoretische Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit Tab. - Tabelle v - (Lauf-) Geschwindigkeit v5min - theoretische Laufgeschwindigkeit, die einer prognostizierten Laufzeit von fünf Minuten entspricht v4 - Geschwindigkeit bei einer Blutlaktatkonzentration von 4 mmol/l

  • 4

    ∆v - Geschwindigkeitsdifferenz, ∆v = v - v4 v4(theor.) - theoretische Geschwindigkeit bei einer Blutlaktatkonzentration von 4 mmol/l vgl. - vergleiche

    Φ - Phi, Geschwindigkeitskonstante x̄ - arithmetisches Mittel

  • 5

    Einleitung

    Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren, Inlineskaten oder Walken erfreuen sich im

    Freizeitsport einer größer werdenden Beliebtheit. Als Faktor der Motivation gilt in

    zunehmendem Maße ein verstärktes Gesundheitsbewusstsein und das Bestreben, durch

    gesteigerte körperliche Aktivität eine Verbesserung der kardiopulmonalen und

    metabolischen Fitness zu erreichen, um so mit zunehmendem Alter einhergehenden

    degenerativen Prozessen entgegenwirken zu können, das psychische und physische

    Wohlbefinden zu erhöhen sowie die Voraussetzungen für die Bewältigung alltäglicher

    Anforderungen zu verbessern. Darüber hinaus wird sportärztlichen Empfehlungen folgend

    durch ausdauersportliche Intervention eine präventive Beeinflussung von

    Gesundheitsrisikofaktoren angestrebt (Rütten and Abu-Omar, 2004; Völker et al., 2002).

    Die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit stellt zudem eine wesentliche

    Therapiezielstellung in der klinischen Rehabilitation dar (Kuppart et al., 2003).

    Trainingsempfehlungen für den Gesundheitssport sollten sich an der Geschwindigkeit am

    aerob-anaearoben Übergang orientieren (Kindermann, 2004) bzw. sollten sich

    Intensitätsvorgaben für ein aerobes Ausdauertraining in einem Laktatbereich von 2-4

    mmol/l befinden (Hollmann, 1980; Berbalk et al., 1990; Liesen et al., 1980). Begründet

    wird dies mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Verletzungen

    am Bewegungsapparat (Skinner, 1993). Die Steuerung eines aeroben Trainings setzt also

    die Kenntnis der von Mader (Mader et al., 1976) beschriebenen und von anderen Autoren

    (Kindermann et al., 1979; Keul et al., 1979; Bunc et al., 1982; Stegmann and

    Kindermann, 1981) modifizierten 4-mmol/l-Laktatschwelle voraus, will man auf der Basis

    eines metabolischen Bezugssystems Trainingsempfehlungen zur Beeinflussung der

    metabolischen Wirkrichtung sowie zur Vermeidung von Überlastungen geben (Neumann

    et al., 1999). Da die leistungsdiagnostische Bestimmung der "Laktatschwelle", an der das

    sogenannte Laktat-staedy-state gerade noch gehalten werden kann, und die

    Trainingskontrolle mittels Laktat für den Freizeitsportler aus organisatorischen, zeitlichen

    und finanziellen Gründen oft sehr schwer durchführbar sind, wird auf auf Mittelwerten

    basierende Faustformeln mit unpräziser Vorgabe der Trainingsintensität über die

    Herzfrequenz zurückgegriffen (Liesen et al., 1979; Hollmann et al., 1986; Lagerstøm and

    Graf, 1986; Schmidt and Israel, 1983) oder es werden nicht invasive Methoden der

    Schwellenbestimmung wie z.B. der Conconi-Test (Conconi et al., 1982) favorisiert. Dabei

    stellt die Herzfrequenz einen mittels Brustgurt (Sender) und elektronischer

  • 6

    Herzfrequenzuhr (Empfänger) vergleichsweise einfach zu bestimmenden Parameter für

    die Festlegung und Steuerung der Belastungsintensität dar. Aufgrund der unmittelbaren

    Abhängigkeit der Blutlaktatkonzentration von der Belastungsintensität wurde ein

    ursächlicher Zusammenhang zwischen der Conconi-Schwelle und der Laktatschwelle

    angenommen. Untersuchungen von Herren (Herren et al., 1987) und Heck (Heck et al.

    1989) weisen jedoch darauf hin, dass zwischen der Conconi-Schwelle und der

    Laktatschwelle keine kausale Korrelation besteht und nicht mit ihr gleichgesetzt werden

    darf.

    Auch bei der Trainingssteuerung über das subjektive "Anstrengungsgefühl" besteht nach

    Auffassung einiger Untersucher (Löllgen et al., 1980) kein Zusammenhang zwischen der

    Stoffwechselgröße Laktat und der empfundenen Belastung.

    Leistungsphysiologische Untersuchungen belegen die Bedeutung der Laktatschwelle bzw.

    der Laufgeschwindigkeit bei einer Blutlaktatkonzentration von 4 mmol/l als Maß zur

    Beurteilung der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit. Untersuchungen von Föhrenbach

    (Föhrenbach, 1986) konnten zeigen, dass die durchschnittlichen Marathonlaufgeschwin-

    digkeit hochsignifikant mit der Laufgeschwindigkeit bei 2,5 mmol/l Laktat und damit mit

    95 % der Geschwindigkeit der anaeroben Schwelle (Rieder et al., 1987) korreliert. Der

    sehr hohe Korrelationskoeffizienten von Pearson (r = 0,96) lässt zudem eine Prognose

    der Marathonzeit zu (Sjödin and Svedenhag, 1985; Föhrenbach, 1986). Umgekehrt zeigte

    Föhrenbach (Föhrenbach, 1986), dass die Laktatschwelle mit abnehmender Wettkampf-

    strecke an Bedeutung für die Vorhersagbarkeit der Wettkampfgeschwindigkeit verliert.

    Die Beziehung zwischen der bei 4 mmol/l Laktat auf dem Laufband ermittelten

    Laufgeschwindigkeit und der Leistung der Haupt- und Nebenwettkampfstrecken

    verschiedener Laufdisziplinen zeigte mit Abnahme der Laufstrecke einen abnehmenden

    korrelativen Einfluss. Als Gründe für die beobachtete kontinuierliche Abnahme der

    Korrelationskoeffizienten mit abnehmender Wettkampfstreckenlänge wurden

    leistungsstrukturelle Unterschiede bei der metabolischen Energiebereitstellung, mit

    Zunahme des anaeroben Anteils am Gesamtenergieumsatz bei

    Mittelzeitausdauerdisziplinen (2-10 Minuten) einerseits und Zunahme des oxidativen

    Anteils mit zunehmender Streckenlänge andererseits, aufgeführt (Föhrenbach, 1986).

    Stoffwechselsimulation zur Darstellung metabolischer Prozesse der Energiebereitstellung

    während dynamischer Muskelarbeit (Mader, 1994b) zeigten, dass die vorhandene

    maximale glykolytische Leistung bestimmt, welcher Anteil für Dauerleistungen nutzbar

    ist: Je höher der Anteil glykolytischer Energiebereitstellung ist, umso geringer ist der für

  • 7

    Ausdauerleistung nutzbare Anteil der maximalen Sauerstoffaufnahme. Auf der anderen

    Seite zeigte Pette (Pette, 1999), dass bei Ausdauerbelastungen Änderungen im zellulären

    Enzymaktivitätsmuster eine Steigerung des aerob-oxidativen Potentials zur Folge haben.

    Aufgrund der Unterschiede in der anteilmäßigen Beanspruchung aller beteiligten

    energieliefernden Stoffwechselsysteme ergibt sich für den Kurz- und Mittelstreckenlauf

    praktisch keine Möglichkeit einer Differenzierung der Leistung allein aufgrund der

    Kenntnis der aerob-anaeroben Schwelle. Das Ausmaß der glykolytischen

    Energiebereitstellung bei einer Belastungsdauer zwischen 1 und 10 Minuten und

    entsprechend hoher Belastungsintensität führt zu einer entscheidenden rekursiven

    Drosselung der Leistung und stellt damit einen nicht unerheblichen leistungslimitierenden

    Faktor dar (Röcker et al., 1994).

    Eine Fragen stellt sich in diesem Zusammenhang bei der Beschreibung der

    Ausdauerleistungsfähigkeit in Bezug auf die Laktatschwelle:

    Lässt sich der o.g. von Föhrenbach (Föhrenbach, 1986) untersuchte Zusammenhang

    zwischen der aeroben Leistungsfähigkeit – gekennzeichnet durch die Laufgeschwindigkeit

    bei einer Blutlaktatkonzentration von 4 mmol/l – und der Laufleistung über der aerob-

    anaeroben Schwelle geeignet funktionell beschreiben, um - basierend auf einer die

    Geschwindigkeits-Zeitbeziehung beschreibenden Approximationsfunktion – eine Laufzeit

    bei Schwellengeschwindigkeit zu ermitteln ?

  • 8

    2 Muskulatur und Energiegewinnung

    2.1 Leistungsphysiologische Grundlagen

    2.1.1 Energiestoffwechsel der Muskulatur

    Die Skelettmuskulatur übernimmt die Aufgabe der Bewegung. Die für die

    Muskelkontraktion erforderliche Energie gewinnt sie durch hydrolytische Spaltung von

    ATP (Nelson and Cox, 2001):

    ATP4- + H2O � ADP3- + P2- + H+

    Die in der Muskulatur gespeicherten ATP-Vorräte limitieren die Anzahl möglicher

    Muskelkontraktionen, so dass die Fortsetzung der Muskeltätigkeit von der Aktivität

    vorhandener zellulärer ATP-Resynthesesysteme abhängt. Prinzipiell kann dies auf der

    Basis aerober oder anaerober Energiebereitstellung erfolgen. (Kindermann, 2004).

    2.1.1.1 Anaerobe ATP-Synthese

    Die Neubildung von ATP im Skelettmuskel kann über verschiedene Stoffwechselwege

    erfolgen. Diesen ist gemeinsam, dass ein Phosphatrest auf ADP übertragen wird.

    Im Zytoplasma der Muskelzellen sind etwa 25 mmol Kreatinphopsphat pro Kilogramm

    Muskel (Feuchtgewicht) enthalten (Neumann et al., 1999). Die alaktazid-anaerobe

    chemische Reaktion (ohne Laktatbildung) der ADP-Phosphorylierung wird durch das

    Enzym Kreatinkinase katalysiert:

    ADP + KP � ATP + K

    Es erfolgt eine indirekte, wirkungsvolle Nutzung der bei der Spaltung von

    Kreatinphosphat freiwerdende Energie durch Anlagerung des ATP-Molekül an die

    Myosinfilamente. Der hohe ATP-Verbrauch wie bei einem Kurzstreckensprint kann nicht

    mehr ausreichend gedeckt werden, da der Gehalt an Kreatinphosphat für intensive

    Muskelkontraktionen nur bis ca. 7 Sekunden reicht (De Mareès, 2003). Ab einem

    Verbrauch von ca. 60-70% des Kreatinphosphats setzt eine deutlich verstärkte

  • 9

    Laktatbildung (laktatzid-anaerobe Reaktion) ein (Heck, 1990a). Laktat entsteht als

    Abbauprodukt der Glykolyse. Diese dient der Auffüllung der ATP-Speicher durch Abbau

    von Glucose bzw. Glycogen zunächst zu Pyruvat. Dieser Schritt liefert 3 Mol ATP pro

    Mol Glykogen bzw. 2 Mol ATP pro Mol Glucose, da hier 1 ATP zur 6-Phosphorylierung

    der Glucose durch das Enzym Hexokinase verbraucht wird. Das Pyruvat wird unter

    Katalyse durch das Enzym Lactatdehydrogenase in Laktat umgewandelt. Als Konsequenz

    anhaltenden aeroben Energiedefizits mit erhöhter Laktatbildung und verzögerter Abgabe

    ins Blut fällt mit Zunahme der Wasserstoffionenkonzentration der zelluläre pH-Wert

    stark ab (Mader et al., 1979). Die Erhöhung der Wasserstoffionenkonzentration führt

    zunächst zu einer Verschiebung des Gleichgewichts zwischen ATP und Kreatinphosphat

    in Richtung ATP (Heck, 1990a) sowie zur Abnahme der Aktivität des Schlüsselenzym der

    Glykolyse, der Phosphofruktokinase (Mader, 1984). Sinkt die ATP-Konzentration jedoch

    weiter bis auf einen Wert von 3mmol/kg , hat dies zur Folge, dass die Muskelkontraktion

    für die Aufrechterhaltung der Leistung zu gering ausfällt bzw. die Belastung abgebrochen

    werden muss (Heck, 1990a).

    2.1.1.2 Aerobe ATP-Synthese

    Bei ausreichender Sauerstoffzufuhr, wird Pyruvat durch Decarboxilierung oxidiert. Es

    entsteht Acetyl-CoA, welches dem Citratzyklus und der Atmungskette zugeführt wird.

    Glykolyse und oxidative Phosphorylierung zusammen stellen insgesamt 31-33 Mol

    energiereiches ATP pro Mol Glucose bereit.

    Bei ausreichend langer Belastungsdauer ist unter aeroben Bedingungen eine Zunahme der

    freien Fettsäuren als Substrat für die Energieproduktion zu beobachten. Sie werden über

    die sogenannte ß-Oxidation zu Acetyl-CoA abgebaut und dann in den Citratzyklus

    eingeschleust, um zu ATP + CO2 + H2O + Energie verstoffwechselt zu werden. Pro

    Fettsäuremolekül werden je nach Art der Fettsäure etwa 130 ATP-Moleküle gebildet

    (Buddecke, 1989).

    Der aerobe Stoffwechsel ist bezogen auf die Möglichkeit seiner Nutzung begrenzt durch

    die maximal aufnehmbare und der ATP-Resynthese zuführbare Menge Sauerstoff. Somit

    stellt die maximale Sauerstoffaufnahme das Bruttokriterium für die aerobe Ausdauer dar

    (Keul et al., 1969; Zitl and Eisenhuth, 2001). Auch in Ruhe und bei Belastungen geringer

    Intensität ist eine Laktatbildung vorhanden (Stegmann and Kindermann, 1982). Da jedoch

    unter rein aeroben Bedingungen der Laktatproduktion eine gleich große Laktatelimination

  • 10

    entgegengesetzt wird, kommt es zu keiner Laktatakkumulation. Die Elimination des

    Laktats erfolgt zum Teil durch Glukoneogenese, dem Resyntheseweg der Glykolyse

    (Buddecke, 1989), bzw. durch Oxidation zu Pyruvat, welches dann über den Zitratzyclus

    und die Atmungskette weiter abgebaut wird. Somit stellt die Höhe der oxidativen

    Leistungsfähigkeit eine Limitierung für die Höhe der Laktatelimination dar (Heck,

    1990b). Die morphologische Grundlage für eine größere Sauerstoffaufnahme und

    Energiegewinnung durch Ausdauertraining ist mit einer Zunahme von Volumen und

    Dichte der zellulären Mitochondrien sowie der Oberflächenzunahme der gefalteten

    inneren Mitochondrienmembran gegeben (Hoppeler et al., 1990; Howald, 1982).

    Abb.1: vereinfachte Darstellung der oben beschriebenen, sich gegenseitig beeinflussenden Prozesse durch ein Simulationsmodell des Energiestoffwechsels (nach Mader , 1984 in Heck, 1990b)

  • 11

    2.1.1.3 Maximales Laktat-steady-state und aerob-anaerobe Schwelle nach MADER

    Das maximales Laktat-steady-state wird als die Leistung angesehen, bei der sich während

    einer Dauerbelastung eine erhöhte, jedoch gleichbleibende Laktatkonzentration gerade

    noch einstellt, wobei ein Gleichgewicht zwischen Laktatbildung und Laktatelimination

    besteht.

    Die auf empirischen Befunden basierende und von Mader (Mader et al., 1976) eingeführte

    aerob-anaerobe Schwelle liegt bei einem mittleren Blutlaktatwert von 4 mmol/l und

    stimmt theoretisch mit dem maximalen Laktat-steady-state überein. Sie stellt den

    „...Bereich des Übergangs zwischen der rein aeroben zur partiell anaeroben, laktazid

    gedeckten muskulären Energiestoffwechselleistung...“ dar. „...Dieser Bereich eignet sich

    zur Charakterisierung der Ausdauerleistungsfähigkeit, wenn man das Maximum der rein

    aerob abgedeckten energetischen Leistung mit dieser gleichsetzt. Die aerob-anaerobe

    Schwelle wird...gleitend überschritten. ...“ (Mader et al., 1976). Heck (Heck, 1990b)

    konnte zeigen, das diese "fixe" aerob-anaerobe Schwelle bei 4 mmol/l Laktat das

    beobachtete MaxLass näherungsweise nicht weniger korrekt bestimmt als die

    "individuelle" anaerobe Schwelle mit individuell variablen Laktatwerten (Kindermann et

    al., 1979; Keul et al., 1979; Bunc et al., 1982).

    Eine geringe Erhöhung der Belastung führte zu einem Anstieg und damit zu einer

    Akkumulation des Laktats. Belastungen bis zum maximalen Laktat-steady-state werden

    energetisch rein aerob erbracht, da das gebildete Laktat in gleichem Maße oxidiert wird

    (Heck, 1990a). Bei rein aerober Energiebedarfsdeckung sind kaum Änderungen in der

    ATP-Konzentration erkennbar (Heck, 1990a), eine laktatbedingte Azidose und die damit

    verbundenen Veränderungen im Gasaustausch mit der Konsequenz eines

    Leistungsabbruchs sind nicht präsent. Das maximale Laktat-steady-state wird daher als

    theoretische Dauerleistungsgrenze (im Zeitbereich bis ca. 60 Minuten) betrachtet.

    2.2 Ausdauer und Ermüdung

    2.2.1 Ausdauer

    Unter Ausdauer versteht man allgemein das Vermögen Ermüdung zu widerstehen.

    Speziell im Ausdauersport bedeutet dies die Gewährleistung des Erhalts der Leistung über

    die gegebene Belastungsdauer.

    Nach der Art der Energiebereitstellung wird in aerobe und anaerobe Ausdauer unterteilt

  • 12

    (siehe Kap. 2.1.1 Energiestoffwechsel der Muskulatur). Weitere Kriterien von Bedeutung

    für die Charakterisierung der Ausdauer sind (Hollmann and Hettinger, 2000):

    - der Umfang der beanspruchten Muskulatur (lokale und allgemeine Ausdauer)

    - die Arbeitsweise der Skelettmuskulatur (dynamisch/statisch)

    Nach Auffassung verschiedener Autoren (Harre et al., 1982; Neumann et al., 1999) spielt

    die Zeitdauer der Beanspruchung bei höchstmöglicher Belastungsintensität für die

    Beurteilung der leistungstrukturellen Differenzierung der Ausdauer eine wesentliche

    Rolle. Man unterscheidet:

    - Kurzzeitausdauer 35 s -2 min

    - Mittelzeitausdauer > 2 min – 10 min

    - Langzeitausdauer I > 10 min – 30 min

    - Langzeitausdauer II > 30 min – 90 min

    - Langzeitausdauer III > 90 min – 360 min

    - Langzeitausdauer IV > 360 min.

    Eine ausführliche Definition der Ausdauer lieferte Röthig (Röthig, 1992). Demnach

    versteht man unter Ausdauer:

    „1. die Fähigkeit, eine gegebene Belastung ohne nennenswerte Ermüdungsanzeichen über

    einen möglichst langen Zeitraum aushalten zu können,

    2. die Fähigkeit, trotz deutlich eintretender Ermüdungserscheinungen die sportliche

    Tätigkeit bis zur individuellen Belastungsgrenze fortsetzen zu können,

    3. die Fähigkeit, sich sowohl in Phasen verminderter Beanspruchung als auch in Pausen

    während des Wettkampfs oder Trainings und nach Abschluss derselben schnell zu

    regenerieren“.

    Die Ausdauer stellt ein Element der Gesamtheit konditioneller Fähigkeiten dar. Unter

    Kondition versteht man „... die gewichtete Summe aller leistungsbestimmenden

    physischen Fähigkeiten und ihre Realisierung durch Bewegungsfertigkeiten/-techniken

    und Persönlichkeitsmerkmale...“ (Zintl and Eisenhut, 2001). Die konditionellen

    Fähigkeiten wie Ausdauer, die Kraft, die Schnelligkeit und die Beweglichkeit lassen sich

    nicht isoliert erfassen und sollten daher in der Leistungsdiagnostik in ihrer komplexen

    Abhängigkeit betrachtet werden.

  • 13

    2.2.2 Ermüdung

    Allgemein betrachtet stellt die Ermüdung einen Zustand des Organismus dar, bei dem die

    Leistungsfähigkeit im körperlichen bzw. psychischen Bereich herabgesetzt ist (Röthig,

    1992). Sie geht bei der Bewältigung körperlicher und geistiger Anforderungen oder im

    Zusammenhang mit biorhythmischen Vorgängen mit Veränderung in bzw. an den Nerven-

    und Muskelzellen im Sinne des Rückgangs der Gesamt- und Einzelleistung einher

    (Schnabel and Thies, 1993).

    Bei der Ermüdung handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen, dessen Ereignisse

    in ihrer Gesamtheit die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit verändern

    (Neumann et al., 1999). In der Literatur werden verschiedene Phänomene genannt, die im

    Zusammenhang mit der Herabsetzung körperlicher Leistungsfähigkeit auftreten.

    Muskuläre Ermüdung bei Ausdauerleistung wird u.a. verursacht durch eine mit der

    Akkumulation des Laktats verbundene metabolische Azidose (Mader, 1994a). Des

    weiteren wird das Ausmaß der Ermüdung wesentlich bestimmt vom Verbrauch

    muskulärer Energiequellen wie Glykogenspeicher und (energiereicher) Phosphat-Speicher

    (Zintl and Eisenhut, 2001). Andere Ursachen werden im Zusammenhang mit dem

    Absinken des Blutzuckerspiegels (Newsholme and Parry-Billings, 1991), der

    Akkumulation von Ammoniak (Schulz and Heck, 2001), dem Anstieg des Gehaltes an

    Plasma-Harnsäure (Neumann and Volk, 2001) sowie starken Elektrolyt- und

    Flüssigkeitsverlusten (Noakes, 1992) und Hyperthermie in der Muskulatur (Coudreuse et

    al., 2001) genannt. Neben der bisher beschriebenen muskulären Ermüdung existiert noch

    die Form der neuralen Ermüdung aufgrund der Erschöpfung der Neurotransmittervorräte

    (Zintl and Eisenhut, 2001).

  • 14

    2.3 Aerobes Ausdauertraining und aerob-anaerobe Schwelle

    Durch ein ausdauerorientiertes Training kommt es zu Anpassungsreaktionen der an der

    Erbringung der Ausdauerleistung beteiligten Funktionssysteme des Organismus. Die Art

    des Trainingsreizes bestimmt die Art der adaptiven Veränderungen (Neumann et al.,

    1999). Im Gesundheitssport wird neben der Entwicklung der Kraftfähigkeit hauptsächlich

    eine Verbesserung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit angestrebt.

    Trainingsempfehlungen sollten sich deshalb an der Geschwindigkeit am aerob-anaearoben

    Übergang orientieren (Kindermann, 2004) bzw. sollten sich Intensitätsvorgaben für ein

    aerobes Ausdauertraining in einem Laktatbereich von 2-4 mmol/l l befinden (Hollmann,

    1980; Berbalk et al., 1990; Liesen et al., 1980). Bei zu hoch gewählter Trainingsintensität

    besteht zudem ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Verletzungen am

    Bewegungsapparat (Skinner, 1993). Ein Training mit dem Schwerpunkt der Entwicklung

    aerober Leistungsvoraussetzungen erhöht die Ermüdungsresistenz sowie die Kraft und

    Kraftausdauer, einhergehend mit der Erhöhung des Energieumsatzes, der Zunahme der

    Substratspeicher und einer Verstärkung der Durchblutung der Arbeitsmuskulatur

    (Neumann et al., 1999).

    Als Kriterium für die Ausdauerleistungsfähigkeit gilt u.a. die Leistung an der aerob-

    anaeroben Schwelle, die mittels Laktatleistungsdiagnostik als "fixe" (bei einem

    Blutlaktatwert von 4 mmol/l) oder "individuelle" anaerobe Schwelle (IAS) bestimmt wird

    (Mader, 1994b). Der Einfluss von aerobem Training auf den Laktatgehalt des Blutes bei

    Belastung war in den vergangenen Jahrzehnten Thema vieler wissenschaftlicher

    Untersuchungen. Stoffwechselsimulationen zur Darstellung metabolischer Prozesse der

    Energiebereitstellung während dynamischer Muskelarbeit (Mader, 1994b) konnten zeigen,

    dass die Laktatleistungskurve im Wesentlichen das Verhältnis von maximaler

    glykolytischer Leistung und maximaler oxidativer Leistung widerspiegelt. Demnach

    bestimmt die vorhandene maximale glykolytische Leistung welcher Anteil für

    Dauerleistungen nutzbar ist: Je höher der Anteil glykolytischer Energiebereitstellung ist,

    umso geringer ist der für Ausdauerleistung nutzbare Anteil der maximalen

    Sauerstoffaufnahme (Mader, 1994b). Aerobes Ausdauertraining führt zu einer Abnahme

    der Aktivität glykolytischer Schlüsselenzyme und damit auch der Laktatbildung,

    ausgleichend zu einer Zunahme des aeroben Energiestoffwechsels sowie zu einer

    Vergrößerung des für Ausdauerleistung nutzbaren Anteils der maximalen

    Sauerstoffaufnahme, was sich in einer Anhebung der Leistung an der aerob-anaerobe

  • 15

    Schwelle manifestiert (Neumann et al., 1999). Begründet wird dies mit einer zunehmend

    besseren O2-Versorgung durch verbesserte Diffusionsbedingungen in der trainierten

    Muskulatur oder auch einer ökonomischeren Nutzung des Sauerstoffes durch Steigerung

    der zellulären Aktivität der für die Nutzung aerober Stoffwechselwege bedeutenden

    Schlüsselenzyme (Benzi, 1981), z.B. der Citratsynthetase, deren Aktivität über einen

    Rückkopplungsmechanismus der mitochondriale ATP- Konzentration gesteuert wird

    (Buddecke, 1989).

    2.4 Belastung und Messgröße Laktat in der Leistungsdiagnostik

    MADER et al. (1976) beschrieben die Veränderung des Blutlaktatspiegels als eine

    Funktion der Belastungsintensität und der Belastungsdauer. Es konnte gezeigt werden,

    dass der gemessene Laktatgehalt mit stufenförmiger Belastungszunahme ansteigt. Die

    Laktatleistungskurve zeigt dabei einen charakteristischen Verlauf, der sich durch eine

    Exponentialfunktion der allgemeinen Form y = a·ebx beschreiben lässt (Pansold and

    Zinner, 1994). Aufgrund der geringen Anzahl von nur zwei Freiheitsgraden ergibt sich

    jedoch für den unteren Leistungsbereich ein Defizit an Abbildungsgenauigkeit.

    Diesbezüglich bessere Ergebnisse liefert die Beschreibung von Laktatleistungskurven mit

    Hilfe eines kubischen Polynoms (Heck, 1990b).

    In Abhängigkeit von der Höhe einer vorgegebenen, konstanten Belastung und der

    individuellen Laktatkinetik lässt sich die Laktatzeitkurve unter steady-state-Bedingungen

    gleichfalls exponentiell beschreiben. Die Geschwindigkeit der Einstellung des Laktat-

    steady-state bestimmt demnach dessen Höhe: Je träger die Laktatkinetik bei der

    Gleichgewichtseinstellung von Laktatbildung und Laktatelimination ist, desto größer ist

    der entsprechende steady-state-Laktatwert (Heck, 1990a).

    Leistungsdiagnostische Verfahren haben die Aufgabe, den Status quo

    leistungsbestimmender Funktionssysteme durch die Wahl geeigneter Funktionsparameter

    zu erfassen und differenziert zu analysieren. In der Laktatleistungsdiagnostik (LLD) wird

    die physiologische Messgröße "Blutlaktatkonzentration" in Bezug zur konkreten Leistung

    bzw. Laufgeschwindigkeit gesetzt. Auf diese Weise ist eine Beurteilung von

    Veränderungen des Laktatverhaltens bei vorgegebener und vergleichbarer Belastung eines

    Probanden z.B. vor, während oder auch nach Ende eines spezifischen Trainings, zur

    Feststellung des Ausgangszustandes bzw. des Trainingserfolges, möglich. Interpretationen

  • 16

    bezüglich der Laktatleistungskurve sind jedoch auf Aussagen zur aeroben

    Ausdauerleistungsfähigkeit anhand der aerob-anaeroben Schwelle beschränkt (Mader,

    1994b).

    In der Praxis der Laktatleistungsdiagnostik finden Tests sowohl im Labor als auch

    Ergometertests statt oder werden als Feldstufentest durchgeführt. Die Vorteile der

    Labortests liegen in der Reproduzierbarkeit der Belastungsbedingungen und der

    Möglichkeit der Untersuchung zusätzlicher Parameter, die im Feldtest nicht oder nur

    schwer bestimmbar sind, wie z.B. spirometrische Größen (Heck, 1990a). Da im Rahmen

    dieser Untersuchung die Leistungsdiagnostik auf die Laktat- und

    Herzfrequenzbestimmung begrenzt wurde, wurde aus organisatorischen Gründen der

    Feldstufentest favorisiert. Des weiteren hat der Feldtest den Vorteil, dass er unter

    annähernd den Bedingungen stattfindet, die denen im Training oder im Wettkampf

    entsprechen, wodurch die Ergebnisse leichter auf die erforderlichen Leistungen

    übertragbar sind. Eine Beschreibung der durchgeführten Feldtests wird im Kapitel 4.2

    (Untersuchungsgang) gegeben. Bei der Bestimmung der Laktatkonzentration im Rahmen

    leistungsdiagnostischer Untersuchungstests sollte bei der protokollarischen Festlegung der

    Stufendauer und der Steigerung der Intensität pro Belastungsstufe dem Anstiegsverhalten

    des Laktats unbedingt Rechnung getragen werden. Als empfehlenswert gilt bei

    Laufbanduntersuchungen in der Laktatleistungsdiagnostik eine Stufendauer von

    mindestens fünf Minuten bei einer Steigerung der Laufgeschwindigkeit von 0,4 m/s pro

    Belastungsstufe (Heck, 1990a).

    2.5 Ausdauerleistungsfähigkeit und kritische Geschwindigkeit

    Alternativ zur Stufenbelastung wird auch in einer Reihe von Untersuchungen die

    Ausdauerleistungsfähigkeit noninvasiv mit Hilfe von Dauerbelastungen bei konstanter

    Geschwindigkeit überprüft (Smith et al., 1999; Baron, 2004; Jenkins and Quigley, 1992).

    Seit den ersten Studien zu dem von Monod und Scherrer vorgeschlagenen Konzept der

    sog. Critical Power (Monod and Scherrer, 1965) erschien eine Vielzahl von Studien, die

    zeigten, dass die kritische Leistung (Critical Power) bzw. die kritische Geschwindigkeit

    (Critical Speed) mit bekannten Meßgrößen, die mit der aeroben Ausdauer in Beziehung

    stehen, z.B. die ventilatorische Schwelle (Moritani et al., 1981), das maximale Laktat-

    steady-state bzw. die Laktatschwelle (Housh et al., 1991; Denadai et al., 2000; Mc Lellan

    and Cheung, 1992) korreliert. Theoretisch stimmt die kritische Geschwindigkeit mit der

  • 17

    maximalen Dauerleistungsgeschwindigkeit überein und entspricht dem Anstieg der

    Geraden der linearen Weg-Zeit-Beziehung bzw. der Geschwindigkeitsasymptote der

    hyperbolen Beziehung zwischen der Laufgeschwindigkeit und der Durchhaltezeit bis zum

    ermüdungsbedingten Leistungsabbruch.

    In der vorliegenden Untersuchung wird der Zusammenhang zwischen der Beziehung

    zwischen der Laufgeschwindigkeit und der Durchhaltezeit bis zum ermüdungsbedingten

    Leistungsabbruch und der Laufgeschwindigkeit an der aerob-anaeroben Schwelle

    untersucht. Auch hierbei ist – genau wie bei der Bestimmung der Critical Power – die

    Kenntnis von Beurteilungsparametern der Geschwindigkeits-Zeit-Beziehung unerlässlich.

    Um diese Beziehung entsprechend der (im Kapitel 3) dargestellten Modellstruktur be-

    schreiben zu können, ist die Durchführung einer Serie von Läufen bis zur Erschöpfung -

    so wie sie zur Bestimmung der Critical Power in der Literatur angegeben wird (Le

    Chevalier et al., 2000; Bull et al., 2000), erforderlich. Eine Beschreibung des

    Untersuchungsganges zur Ermittlung der Parameter der Geschwindigkeits-Zeit-Beziehung

    wird im Kapitel 4.2 gegeben.

    2.6 Konklusion aus der Literaturübersicht und Zielsetzung

    Die in der Literaturübersicht dargestellten Publikationen verdeutlichen die Bedeutung der

    aerob-anaeroben Schwelle als Indikator der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit einerseits,

    anderseits stellt diese aus der Laktatleistungskuve gewonnene Kenngröße keinen

    zuverlässigen Parameter für die Leistungsprognose im Kurz- und

    Mittelzeitausdauerbereich dar, da insbesondere individuelle Unterschiede in der

    Anteiligkeit aerober Stoffwechselleistungen an der metabolischen Energiebereitstellung

    durch die Laktatleistungsdiagnostik nicht aufgeklärt werden können. Ein Training mit

    dem Schwerpunkt der Entwicklung aerober Leistungsvoraussetzungen erhöht die

    Ermüdungsresistenz und wirkt sich somit auf Kenngrößen der Geschwindigkeits-Zeit-

    Beziehung aus. Da sowohl die aerob-anaerobe Schwelle, was empirisch gesichert ist, als

    auch in der Literatur beschriebene Beurteilungsparameter der Geschwindigkeits-Zeit-

    Beziehung die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit hinreichend erfassen, kann aus diesen

    Befunden die Annahme eines Zusammenhangs zwischen der aerob-anaeroben Schwelle

    und zu definierender Kenngrößen zur Beschreibung des Ermüdungscharakteristik der

    Geschwindigkeits-Zeit-Beziehung formuliert werden. Die komplexe Analyse der

    Schwellengeschwindigkeits-Geschwindigkeits-Zeitbeziehung stellt in Bezug auf die

  • 18

    einfache Interpretation der Laktat-Geschwindigkeitskurve durch Einbeziehen der

    zusätzlichen Variablen "Zeit" einen wesentlichen Zugewinn an Information dar. Die

    Thematik dieser Arbeit beinhaltet die Zielstellung, mit Hilfe eines mathematischen

    Modells zu überprüfen, ob eine Berechnung der Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit

    theoretisch möglich ist.

  • 19

    3 Modellstruktur

    Bereits in der Vergangenheit wurde durch eine Vielzahl von Modellen versucht, die

    Beziehung zwischen der Leistung und der Zeit bis zum ermüdungsbedingten

    Leistungsabbruch zu beschreiben (Gaesser, 1995). Für die Verwendung eines

    Exponentialmodells anstelle eines linearen (hyperbolischen) Modells, wie es Monod und

    Scherrer mit ihrem Critical-Power-Modell (Monod and Scherrer, 1965) beschrieben,

    sprechen folgende Gründe:

    Zwei-Parameter-Exponentialmodelle beschreiben die zu untersuchende Geschwindigkeits-

    (bzw. Leistungs-)Zeitbeziehung signifikant besser (r2 0.99 vs. 0.88) (Gaesser, 1995).

    Lineare Modelle überbewerten die Critical Power (Housh et al., 1989) und korrelieren

    nach Meinung einiger Autoren weniger gut mit der aerob-anaeroben Schwelle (Jenkins

    and Quigley, 1990; Mc Lellan and Cheung, 1992).

    Das Critical-Power-Modell schließt eine Berechnung eines Zeitpunkts des Übergangs von

    gemischt anaerob-aerob zu rein aerob erbrachter Leistung formelmäßig aus.

    Die Beziehung zwischen der Laufgeschwindigkeit v und der Laufzeit t bis zum

    erschöpfungsbedingten Leistungsabbruch kann charakterisiert werden durch die

    Funktionsgleichung: t(v) = Τ ·e-b·v.

    Bei Zeitvorgabe kann die Gleichung durch mathematisches Umformen nach v aufgelöst

    werden. Auf diese Weise kann die erforderliche Geschwindigkeit v prognostiziert werden

    (Gleichung 1): t(v) = Τ ·e-b·v

    t = eln Τ · e-b·v

    t = e (ln Τ - b·v) lnt = ln Τ - b·v b·v = ln Τ - lnt v(t) = ln Τ · b-1 - lnt · b-1 (1)

  • 20

    Aus Gleichung 1 ergibt sich z.B. für einen 5-min-Lauf eine theoretische

    Laufgeschwindigkeit v5min:

    v(t) = ln Τ · b-1 ·[1 - lnt · (ln Τ) -1 ]

    v5min = ln Τ · b-1 ·[1 - ln5 · (ln Τ) -1 ]

    (2)

    Analog ergibt sich für die Schwellengeschwindigkeit v4:

    v4 = ln Τ · b-1 ·[1 - lnt4 · (ln Τ)

    -1 ] (3)

    Geschwindigkeiten oberhalb v4 können maximal t< t4 durchgehalten werden.

    Für das Verhältnis der beiden Geschwindigkeiten v4 und v5min ergibt sich:

    v4 : v5min 1 - lnt4 · (ln Τ) -1

    1 - ln5 · (ln Τ) -1

    bzw., wenn LnT durch den griechischen Buchstaben Φ ersetzt wird::

    Φ - lnt4 (4) Φ - ln5

    Die Laufzeit t4 lässt sich durch Umstellen der Gleichung 4 berechnen (Gleichung 5b):

    lnt4 = Φ - v4 / v5min · (Φ - ln5) (5a)

    t4 = e (5b)

    Φ 2,1·Φ

    0

    30

    60

    90

    0 20 40 60 80 100

    Laufgeschwindigkeit v [% von v5min]

    Lauf

    zeit

    [min

    ]

    ·

    Geschwindigkeits-Zeitbeziehung

    v4

    t4

    t4

    Abb. 2: Beispiel für den Anstieg der Exponentialfunktion t = e (1 - v : v

    5min )· Φ + ln5· v : v

    5min

    (hier: Geschwindigkeitskonstante Φ = 9,88)

    v4 /v5min =

    v4 /v5min =

    [Φ - v4 / v5min · (Φ – ln5)]

    1,0·Φ 2,1·Φ

  • 21

    Aus der Abbildung 2 ergibt sich die Feststellung, dass die Zeit t4 um so kleiner wird, je

    kleiner der Term (1– v4 /v5min) oder Φ werden. Es ist weiter festzustellen, dass der Term

    (1–v4/v5min) ein relatives Maß für die Differenz (v5min - v4) darstellt – also des

    Geschwindigkeitsanteils, der zusätzlich zur (auf rein aerober Energiebereitstellung

    basierenden) Geschwindigkeit v4 aufgebracht werden muss, um mit v5min laufen zu können.

    Aus der Trainingspraxis ist diesbezüglich bekannt, dass mit zunehmender aerober

    Ausdauerleistungsfähigkeit eine Abnahme der anaeroben Leistungsfähigkeit (und damit auch

    der Laufleistung mit v = v5min) resultieren kann, wenn nicht in gleicher Weise ein Training der

    anaeroben Leistungsvoraussetzungen durchgeführt wird (Heck, 1990a; Neumann et al., 1999).

    Die oben genannte erste Feststellung stimmt im Wesentlichen mit der von Monod und

    Scherrer getroffenen Feststellung im Zusammenhang mit dem von ihnen beschriebene Modell

    der sogenannten Critical Power (Monod and Scherrer, 1965) überein: Je größer der

    prozentuale Anteil der Critical Power in Bezug auf die Maximalleistung ist, desto rascher

    erfolgt eine zeitliche Annäherung der Kurve im Zeit-Leistungsdiagramm an den Übergang zur

    rein aeroben Energiebereitstellung. Die Beantwortung der Frage nach der Art und der Stärke

    des Zusammenhangs zwischen der aeroben Leistungsfähigkeit, charakterisiert durch die

    Schwellengeschwindigkeit v4, und der Zeit t4 ist damit wichtig für das Verständnis der

    zeitlichen Einordnung der Geschwindigkeit an der aerob-anaeroben Schwelle und stellt somit

    die Grundlage für die Untersuchungen in dieser Arbeit dar.

    Die Berechnung der Laufgeschwindigkeit kann prinzipiell mit Hilfe von Gleichung 1

    erfolgen:

    v = ln Τ · b-1 – lnt · b-1 (1) In Anlehnung an Monod und Scherrer lässt sich die Laufgeschwindigkeit v auch als

    Summe eines auf rein aerober Basis erbrachten Geschwindigkeitsanteils v4 und eines

    Anteils mit gemischt aerob-anaerober Energiebereitstellung ∆v darstellen:

    v = v4 + ∆v (6)

    Da für v4 gilt v4 = ln Τ · b-1 – lnt4 · b

    -1

    folgt: ∆v = v – v4

    ∆v = ln Τ · b-1 – lnt · b-1 – (ln Τ · b-1 – lnt4 · b-1)

    ∆v = – lnt · b-1 + lnt4 · b-1 (7)

  • 22

    Die Laufzeit t lässt sich nach Umstellung der Gleichung 7 berechnen:

    lnt = lnt4 – b ·∆v

    t = e lnt4 ·e -b ·∆v

    t(∆v) = t4·e -b ·∆v bzw. (8)

    Für t4 ergibt sich nach Umstellung von Gleichung 8:

    t4 = t(∆v) ·e b ·∆v (9)

    Ausgehend von der allgemeinen Funktionsgleichung t(v) =Τ ·e-b·v lässt sich t4 berechen:

    t4 =Τ ·e-b·v4

    t4 =Τ ·e-b·(v4 + ∆v – ∆v)

    t4 =Τ ·e-b·(v – ∆v)

    t4 =Τ ·e-b·v·e + b·∆v

    t4 = t(v)·e b·∆v (10)

    Vergleicht man die Gleichungen 9 und 10 erkennt man, dass

    t(v) = t(∆v). (11)

    Dieser Zusammenhang wird deutlicher, wenn man sich die Verzögerung der

    Laufgeschwindigkeit v bzw. die der Laufgeschwindigkeitsdifferenz ∆v anschaut. Die

    Verzögerung der Laufgeschwindigkeit a beim Übergang von den zeitlich kürzeren zu den

    zeitlich längeren Läufen lässt sich mit Hilfe der Differentialrechnung über die

    Bestimmung der ersten Ableitung der Geschwindigkeit über die Zeit v´(t) funktionell

    beschreiben:

    v(t) = ln Τ · b-1 – lnt · b-1 (1)

    a = dv = v´(t) dt

    v´(t) = d(ln Τ · b-1 – lnt · b-1)

    dt

    v´(t) = b-1· t-1 (12)

  • 23

    Berechnet man analog zur Laufgeschwindigkeit v auch die Verzögerung der

    Laufgeschwindigkeitsdifferenz ∆v, so erhalten wir Gleichung 13:

    ∆v = – lnt · b-1 + lnt4 · b-1 (7)

    ∆v´(t) = d(lnt4 · b-1 – lnt · b-1)

    dt

    ∆v´(t) = b-1· t-1 (13)

    Vergleicht man die Gleichungen 12 und 13 miteinander, so stellt man fest, dass die

    Verzögerungen v´(t) und ∆v´(t) identisch sind sowie ihr Betrag von der aus der

    Geschwindigkeits-Zeitbeziehung bekannten Größe b abhängen: Je größer b bei definierter

    Höhe der Schwellengeschwindigkeit v4 ist, desto geringer ist die Abnahme der

    durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit v beim Übergang zur zeitlichen längeren

    Laufstrecke. Gleiches gilt entsprechend für die Verzögerung der

    Geschwindigkeitsdifferenz ∆v. Der Parameter b ist daher als absolutes Maß einer

    zeitbezogenen Geschwindigkeitsabnahme zu verstehen. Die Konstante Φ (= lnT) spiegelt

    als zweiter Freiheitsgrad (neben b) unterschiedliche Geschwindigkeits-Zeitcharakteristika

    wider, die relativer Natur sind. Für die Beantwortung der Frage nach der Stärke des

    Zusammenhangs zwischen der Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit und der Höhe der

    aerob-anaeroben Schwelle lassen sich die oben dargestellten modellhaften

    Zusammenhänge nutzen und zusammenfassend beschreiben:

    Die Richtigkeit einer solchen Hypothese vorrausgesetzt hieße, dass sich die theoretische

    Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit τ darstellen lässt als Funktion der theoretischen

    Schwellengeschwindigkeit v4(theor.):

    1) τ = f(v4(theor.)) = Τ ·e-b·v

    4(theor.)

    2) Da bei Schwellengeschwindigkeit gilt v = v4 bzw. v/v4 = 1, folgt:

    t4(v/v4) = Tv/v4·e-bv/v

    4

    bv/v4 = lnTv/v4 –lnt4

    Für einen theoretischen Parameter bv/v4(theor.) folgt entsprechend:

    bv/v4(theor.) = lnTv/v4 –lnτ (14)

  • 24

    3) Desweiteren gilt:

    t(v/v4) = Tv/v4 ·e -b v/v

    4·v/v4 = t(v) (15)

    Bei der durchgeführten Transformation der Geschwindigkeitswerte v in Relativwerte v/v4

    ergeben sich bei der Betrachtung der Werte T, b, Tv/v4 und bv/v4 folgende

    Zusammenhänge:

    T = Tv/v4, da sich an den individuell unterschiedlichen Geschwindigkeits-

    Zeitcharakteristika der einzelnen Läufer durch die durchgeführte Transformation nichts

    ändert. In Gleichung 15 kann demnach Tv/v4 durch T substituiert werden:

    t(v/v4) = T v/v4 ·e -b v/v

    4·v/v4 = T·e -b v/v4·

    v/v4 = t(v) (16)

    Aus Gleichung 16 und der Ausgangsgleichung t(v) = Τ ·e-b·v ergibt sich, dass, wenn

    T·e -b v/v

    4·v/v

    4 = Τ ·e-b·v, gilt:

    v4 = bv/v4/b bzw.

    v4(theor.) = bv/v4(theor.) /b (17)

    Durch die unter Punkt “2)“ beschriebenen Festlegungen wird die Laufzeit τ bei einer

    relativen Laufgeschwindigkeit v/v4(theor.)= 1 determiniert. τ ist somit frei vom Einfluss der

    absoluten Höhe der aerob-anaeroben Schwelle, jedoch abhängig von Tv/v4 (= T = eΦ) und

    bv/v4(theor.). Wie bereits beschrieben, kann die Geschwindigkeitskonstante Φ als relatives

    Maß einer zeitbezogenen Geschwindigkeitsabnahme beim Übergang von den zeitlich

    kürzeren zu den zeitlich längeren Läufen verstanden werden. Die individuelle absolute

    Verzögerung der Laufgeschwindigkeit eines Läufers über die Zeit wird durch den Wert b

    bestimmt (s. Gleichung 12). Die individuelle Verzögerung der Laufgeschwindigkeit in

    Bezug auf die theoretische Schwellengeschwindigkeit –ausgedrückt durch den Quotienten

    v/v4 - wird entsprechend durch den Wert bv/v4 bestimmt. Diese Beziehung lässt sich in

    Analogie zu den Gleichungen 12 und 13 wie folgt beschreiben:

    v/v4´(t) = ∆v/v4´(t) = bv/v4-1· t-1. (18)

  • 25

    Die Beschreibung der relativen Geschwindigkeitszeitcharakteristik kann demnach nicht

    nur mit Hilfe der Geschwindigkeitskonstanten Φ, sondern auch durch den Parameter

    bv/v4, der zudem die Änderung des Verhältnis ∆v/v4 über die Zeit, beschreibt,

    hinreichend erfolgen, weshalb die Annahme eines Zusammenhangs zwischen Φ und bv/v4

    formuliert werden kann.

    Die Parameter bv/v4 und Φ sollen daher regressions- und korrelationsrechnerisch

    miteinander verglichen werden. Mit Hilfe der ermittelten Regressionsgleichung lassen

    sich theoretische Werte für bv/v4(theor.) und - bei Kenntnis des Parameters b - theoretische

    Werte für v4(theor.) und τ berechen (s. Kapitel 4.3 Berechnungsverfahren).

  • 26

    4 Methodik

    4.1 Untersuchungsgut

    Für die Untersuchungen wurden 30 Hobbysportler im Alter zwischen 10 und 53 Jahren

    rekrutiert, darunter 25 leicht bis mittelgradig trainierte Volksläufer, drei Laufanfänger, ein

    nicht spezifisch trainierter Freizeitsportler und ein überwiegend Radsporttreibender. Es

    nahm ein Kind an der Untersuchung teil. Tabelle 1 zeigt die Darstellung der

    anthropometrischen Daten der Probandengruppe.

    Tab. 1: anthropometrische Daten der Probandengruppe

    Die Probanden zeigten eine sehr unterschiedliche Leistungsfähigkeit. Die im 5-min-Lauf

    erzielten maximal erzielten Distanzen lagen zwischen 1072 und 1580 Metern.

    4.2 Untersuchungsgang

    Die Untersuchungen wurden als Feldtest auf einer 400m Laufbahn (Aschenbahn)

    durchgeführt. Zu Beginn absolvierte jeder Proband einen Feldstufentest konstanter

    Abstufung zur Bestimmung der Geschwindigkeit an der aerob-anaeroben Schwelle

    (Mader et al., 1976) sowie der Herzfrequenzen in Ruhe sowie direkt nach jeder

    Belastungsstufe. In Abständen von einer Woche bis 10 Tagen absolvierten die Probanden

    weitere 5 Läufe: einen 5-min-Lauf mit der Anforderung, eine maximal mögliche Strecke

    zurückzulegen, und vier bis zur subjektiven Erschöpfung durchzuhaltende Läufe

    (Ausbelastungsläufe) mit vorgegebener konstanter Geschwindigkeit. Auf diese Weise

    erhielt man fünf Wertepaare (Geschwindigkeit/Laufzeit) zur funktionellen Beschreibung

    Probanden Alter Größe Gewicht BMI

    n = 22 Männer

    x̄ 42,2 179,7 75,3 23,1

    ± s 9,7 7,8 8,9 2,2

    n = 8 Frauen

    x̄ 45,4 167,3 65,1 23,3

    ± s 9,3 4,2 8,2 2,4

  • 27

    der Geschwindigkeits-Zeit-Beziehung (s. Kapitel 4.3 Berechnungsverfahren). Die

    Ermittlung der Durchschnittsgeschwindigkeiten der 5-min-Läufe diente auf der Seite der

    zeitlich kurzen Läufe der Determinierung einer einheitlichen Begrenzung des Zeitfensters.

    Aufgrund der interindividuell als gegeben angenommenen Unterschiede in den

    konditionellen Voraussetzungen, wurden die Geschwindigkeitsvorgaben für die

    Ausbelastungsläufe nach Absolvierung eines jeden Laufes individuell festgelegt, um, wie

    im Kapitel 3 (Modellstruktur) dargestellt, leistungsstrukturelle Unterschiede im

    interindividuellen Vergleich aufdecken zu können. Dabei wurde eine möglichst große

    Streuung der zu ermittelnden Laufzeiten von t = 5 min bis zu dem Zeitbereich, der

    Geschwindigkeitsvorgaben in der Nähe der Schwellengeschwindigkeit entspricht,

    angestrebt. Letzterer Zeitbereich stellte somit die Begrenzung des Zeitfensters auf der

    Seite der zeitlich längeren Läufe dar und war aufgrund der interindividuellen

    Fähigkeitsunterschiede, eine vorgegebene Geschwindigkeit knapp oberhalb der

    Schwellengeschwindigkeit möglichst lange durchhalten zu können, uneinheitlich.

    Die zu ermittelnden individuellen maximalen Laufzeiten sollten mindestens im

    Langzeitausdauerbereich II liegen (tmax > 30 min).

    Die gesammelten Laufdaten wurden der Regressions- und Korrelationsanalyse zur

    Bestimmung der individuellen Regressionsfunktion zugeführt (siehe Kapitel 4.3

    Berechnungsverfahren).

    4.2.1 Feldstufentest

    Allen Untersuchungen lag das gleiche Belastungsschema zugrunde. Die

    Eingangsgeschwindigkeit wurde mit 2,0 m/s - bei leistungsstärkeren Läufern mit 2,4 m/s -

    festgelegt und in den folgenden Stufen um jeweils 0,4 m/s gesteigert. Die Stufendauer

    wurde entsprechend den Angaben von Mader et al., 1976) auf 5 min festgelegt. Die

    Belastung wurde nach jeder Stufe für 30 Sekunden zur Blutentnahme unterbrochen, um

    dann mit gesteigerter Geschwindigkeit bis zum erschöpfungsbedingten Abbruch

    fortgesetzt zu werden. Die Laktatbestimmung erfolgte in Ruhe, direkt nach jeder

    Belastungsstufe und in der 1., 3. und 5. Minute nach Belastungsabbruch.

    Die Laufgeschwindigkeit wurde einer Marschtabelle folgend mittels akustischen Signals

    über einen durch den Läufer mitgeführten Timer (Modell PC 80A, Fa. Conrad electronics)

    gesteuert, der nach jeder Stufe durch einen anderen Timer mit an die neue

    Geschwindigkeit angepasster Signalprogrammierung ausgetauscht wurde. Das akustische

  • 28

    Signal ertönte in letzter Sekunde vor Erreichen der Sollzeit einer durch

    Markierungshütchen sichtbar gemachten Distanz von 25 Metern. Auf diese Weise konnte

    der Läufer sein Tempo korrigieren. Die Timerprogrammierung erfolgte mit einer vom

    Hersteller vorgegebenen Genauigkeit von 1/10 sec. Die telemetrische Messung der RR-

    Intervalle des Herzschlages erfolgte mit einem Elektrodenbrustgurt mit Sender zur

    Datenübertragung auf eine Empfängereinheit, die als Uhr am Handgelenk getragen und

    vor dem Start bzw. nach jeder Stufe abgelesen wurde (Modell Vantage NV, Fa. Polar

    Electroy, Finnland). Die Genauigkeit wurde vom Hersteller als EKG-präzise angegeben.

    4.2.2 Analyse der Laktatkonzentration

    Die Bestimmung der Laktatkonzentrationen erfolgte nach den enzymatisch-

    amperometrischen Meßprinzip. Dabei wird das in der Blutprobe enthaltene Laktat zu

    Pyruvat und Wasserstoffperoxid oxidiert. Als Katalysator dient das aktive Enzym

    Laktatoxidase, welches immobilisiert in einer Membran im Analysegerät enthalten ist, die

    von der Probe passiert wird. Im vorliegenden polarographischen Verfahren mit dem

    Analysegerät EBIO® plus (Fa. Eppendorf) wird das gebildete H2O2 an einer so genannten

    polarographischen Elektrode oxidiert – die Stromstärke entspricht hierbei der

    Laktatkonzentration. Die methodenbedinge Messungenauigkeit beträgt laut Hersteller

    weniger als 1,5% bei 12 mmol/l. Das mittels kalibrierter Glaskapiletten (Fa. Brand,

    Wertheim) entnommene Vollblut wurde nach der Entnahme hämolysiert und bis zur

    weiteren Analyse zum Zwecke der Probenstabilität sofort kühl gelagert, wodurch eine

    Verbesserung der Stabilität der Laktatkonzentration auf einzelne Tage, innerhalb derer die

    Analyse der Laktatkonzentration erfolgte, ermöglicht wurde (Röcker et al., 2001). Nach

    Ermittlung der Laktatkonzentrationen auf den einzelnen Belastungsstufen wurden die

    gewonnenen Daten dem Berechnungsverfahren (Kapitel 4.3) zur Bestimmung der aerob-

    anaeroben Schwelle nach MADER (Kapitel 2.1.1.3) zugeführt.

    4.2.3 Fünf-min-Lauf

    Von allen Läufern wurde auf der Laufbahn ein 5-min-Lauf als Basis zur Festlegung der

    Geschwindigkeiten der noch anstehenden Ausbelastungsläufe absolviert. Jeder Läufer

    wurde aufgefordert, in 5 Minuten eine längstmögliche Strecke zurückzulegen. Jeder Lauf

    wurde als Einzellauf durchgeführt. Um eine maximale Ausbelastung zu erreichen, wurde

  • 29

    die Laufgeschwindigkeit von einem fahrradfahrenden Schrittmacher offensiv vorgegeben

    und individuell angepasst. Die Läufer wurden permanent über die noch verbleibende

    Restlaufzeit informiert, die letzten zehn Sekunden wurden als 1-Sekunden-Countdown

    heruntergezählt. Nach fünf Minuten Laufzeit wurde die Durchschnittsgeschwindigkeit am

    Fahrradtachometer abgelesen sowie die zurückgelegte Distanz über die

    Geschwindigkeits-Zeit-Beziehung errechnet und auf einen Meter gerundet. Die Zeit- und

    Geschwindigkeitskontrolle erfolgte mit einem geeichten digitalen Fahrradtachometer

    (Modell BC 1200, Fa. Sigma sport). Der Wechsel der Durchnittsgeschwindigkeitanzeige

    erfolgte nach drei Sekunden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit wurde auf 0,03 m/s genau

    angegeben. Die Fa. Sigma gibt einen relativen Fehler von ±1% für strecken- und

    geschwindigkeitsbezogene Messungen an.

    4.2.4 Ausbelastungsläufe

    Es wurden vier bis zur subjektiven Erschöpfung durchzuhaltende Läufe mit vorgegebener

    konstanter Belastung durchgeführt. Bei den Geschwindigkeitsvorgaben wurde sich an der

    im Stufentest ermittelten Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat und der 5-min-

    Laufgeschwindigkeit orientiert. Die Laufgeschwindigkeit wurde mittels akustischen

    Signals über einen durch den Läufer mitgeführten Timer (Modell PC 80A, Fa. Conrad

    electronics) gesteuert. Das akustische Signal ertönte in letzter Sekunde vor Erreichen der

    Sollzeit einer durch Markierungshütchen sichtbar gemachten Distanz von 25 Metern. Auf

    diese Weise konnte der Läufer sein Tempo korrigieren. Die durchgehaltene Laufzeit

    wurde im Moment des erschöpfungsbedingten Leistungsabbruchs vom Probanden

    gestoppt und notiert.

    In Abhängigkeit von der Differenz zwischen der 5-min-Laufgeschwindigkeit und der

    Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat wurden innerhalb dieses Geschwindigkeitsintervalls

    Subintervalle mit einer Differenz von 0,1 bis 0,3 m/s festgelegt (s. Abb. 7). Nach

    Absolvieren eines jeden Laufs wurde die Laufgeschwindigkeit für den darauffolgenden

    Lauf so gewählt, das sich eine möglichst große Streuung der zu ermittelnden Laufzeiten

    ergab (s. Abb. 5). Desweiteren wurde festgelegt, dass die zu ermittelnden individuellen

    maximalen Laufzeiten mindestens im Langzeitausdauerbereich II liegen sollten (tmax > 30

    min). Somit wurde sichergestellt, dass aus sportmethodischer Sicht beim

    Zustandekommen der Geschwindigkeits-Zeitbeziehung ein Gefüge aus mindestens drei

    Ausdauerzeitbereichen vorlag. Dabei ergab sich bei einigen Probanden, dass sich die

  • 30

    Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat bereits innerhalb der Langzeitausdauer I

    unterschritten wurde, so dass Geschwindigkeitsvorgaben für den Langzeitausdauerbereich

    II eine Unterschreitung der Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat bedeuteten (s. Abb. 6). In

    Ausnahmefällen wurde die Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat erst innerhalb der

    Langzeitausdauer III unterschritten. Aus den Geschwindigkeitsvorgaben im Bereich der

    Schwellengeschwindigkeit resultierten daher maximale Laufzeiten länger als 90 min.

    Die Laufdaten wurden der Berechnung der Regressionsgleichung zur Bestimmung der

    Parameter Φ, b und bv/v4 (s. Kapitel 4.3) zugeführt.

    4.2.5 Beschreibung der Laufbedingungen

    Alle Probanden der Untersuchungen wurden vorab durch einen Informationsbrief über die

    Leistungsumsatzbedingungen für die Teilnahme an den Tests in Bezug auf die

    Vorbelastung und den Ernährungszustand (Empfehlungen der Arbeitsgruppe für

    Ergometrie der ICSPE, Mellerovicz, 1975), in Kenntnis gesetzt. Alle Teilnehmer waren in

    guter körperlicher Verfassung.

    Bei der Aschenbahn handelte es sich um eine 400m-Wettkampfbahn. Die Tests wurden im

    Juni und Juli bei trockenem Zustand der Laufbahn und von den Läufer als subjektiv

    "angenehm" empfundenen Lauftemperaturen durchgeführt. Alle Läufer trugen kurze

    Laufkleidung. An Tagen mit ungünstigen Witterungsbedingungen, wie Regen, starkem

    Wind, hohen Temperaturen oder bei Wasserlachen auf der Bahn, wurde von Testläufen

    abgesehen.

    4.3 Berechnungsverfahren

    Die Regressionsrechnung beschäftigt sich mit der Art des Zusammenhangs zwischen zwei

    (oder mehreren) Variablen. Die Methode der kleinsten Quadrate dient der Berechnung

    einer Regressionsfunktion, die in eine bivariate Häufigkeitsverteilung hineingelegt wird.

    Dabei wird die Summe der quadrierten senkrechten Abweichungen zwischen

    beobachteten Y-Einzelwerten und den auf dem Graphen der Funktion liegenden

    (theoretischen) Y-Werten minimiert. In der Vergangenheit wurden in Anlehnung an

    frühere Untersuchungsergebnisse von Monod und Scherrer zur Beschreibung der

    nichtlinearen Geschwindigkeits-Zeitbeziehung (Monod and Scherrer, 1965) sowie

    verschiedener Indikatoren der Ausdauerleistungsfähigkeit verschiedene mathematische

  • 31

    Modelle vorgeschlagen (Lloyd, 1966; Purdy, 1974; Ward-Smith, 1985; Morton et al.,

    1990) und modifiziert (Péronnet and Thibault, 1989), mit dem Ziel, diese Beziehungen

    besser zu beschreiben. Nach Auffassung von Gaesser (Gaesser, 1995) gibt es jedoch, trotz

    „...möglicher Argumente für Modelle, die exponentielle Qualitäten, insbesondere zur

    Beschreibung von Langzeitausdauertests, enthalten...“, keine "korrekte" Gleichung. Die

    Kalkulationen zur Adaptation der Geschwindigkeits-Zeitkurven erfolgten in dieser Arbeit

    mittels eines Exponentialmodells der allgemeinen Funktionsgleichung y(x) = a·e-b·x.

    Diesem Exponentialmodell wurde in Übereinstimmung mit Hopkins (Hopkins et al.,

    (1989) aufgrund des in allen Untersuchungen übereinstimmend hohen statistischen

    Zusammenhangs zwischen der Laufgeschwindigkeit und der ermittelten Abbruchzeit

    gegenüber einem linearen (hyperbolen) Modell der Vorzug gegeben. Basierend auf den

    Untersuchungsbedingungen ist die Geschwindigkeit v die unabhängige, die Zeit t die

    abhängige Variable. Für die Regressionsgleichung gilt demzufolge t(v) = Τ·e-b·v. Für die

    weiteren Berechnungen wurden die aus den Untersuchungen und der Regressionsanalyse

    gewonnen Daten verwendet. Für die Bestimmung der im Kapitel 3 (Modellstruktur)

    beschriebenen Geschwindigkeitskonstanten Ф und die Prognose der Laufgeschwindigkeit

    v4(theor.) wurden die Parameter T und b der Regressionsgleichung t(v) = Τ·e-b·v entnommen.

    Zur Beschreibung der Laktat-Geschwindigkeits- bzw. der Herzfrequenz-

    Geschwindigkeitsbeziehung wurde ein Polynom 3. Grades der allgemeinen

    Funktionsgleichung y(x) = a0 +a1x +a2x2 + a3x

    3 verwand (Keul et al., 1979; Heck, 2004).

    Der Parameter bv/v4 wurde durch Produktbildung entsprechend der Gleichung

    bv/v4 = b · v4 ermittelt und regressions- und korrelationsanalytisch mit Φ verglichen.

    Bei der Berechnung theoretischer Werte für bv/v4 wurde zunächst zur Beschreibung des

    Zusammenhangs zwischen bv/v4 und Φ auf eine lineare Regressionsgleichung der

    allgemeinen Form y = m·x + c zurückgegriffen. Die theoretischen Werte für bv/v4, v4 und

    t4 lassen sich bei gegebenen Werten Φ und b wie folgt berechnen:

    1) bv/v4(theor.) = m· Φ + c (Regressionsgleichung: bv/v4(theor.)= f(Φ))

    2a) v4(theor.) = bv/v4(theor.): b (siehe Modellstruktur, Gleichung 17)

    b) v4(theor.) = (m· Φ + c): b

    3) τ = t(v4(theor.)) = Τ ·e-b·v

    4(theor.)

    τ = Τ ·e-(m· Φ + c)

    4,3 3,7

    2,9

  • 32

    τ = e (Φ -m· Φ - c) (da Φ = lnT)

    Die gefundenen Werte für τ sollen regressionsanalytisch mit Φ verglichen werden.

    4.4 Statistische Verfahren

    Zur statistischen Auswertung der Daten wurde die Software-Programme SPSS, SAS und

    Excel 2000 benutzt.

    Bei der Auswertung der Untersuchungsergebnisse wurden folgende statistische

    Standartverfahren eingesetzt:

    Deskriptive Verfahren

    arithmetisches Mittel (�)

    Standardabweichung (± s)

    Operative Verfahren

    . Einfaktorielle Varianzanalyse

    Die einfache Varianzanalyse ermöglicht es die Hypothese zu überprüfen, dass die

    Mittelwerte zweier oder mehrerer (aus Grundgesamtheiten mit dem selben Mittelwert

    gezogene) Stichproben identisch sind.

    Korrelationsrechnung

    Sie dient der Bestimmung des Korrelationskoeffizienten von Pearson r. Dieser gibt

    Auskunft über das Maß der Stärke des statistischen Zusammenhangs zwischen zwei

    Variablen. Die Höhe des Anteils der Varianz der abhängigen Variablen, der durch die

    Unabhängige statistisch erklärt wird, entspricht dem Quadrat des

    Korrelationskoeffizienten und wird als Bestimmtheitsmaß bzw. Determinationskoeffizient

    r 2 bezeichnet.

  • 33

    Lineare und nichtlineare Regressionsrechnung

    Die Regressionsrechnung beschreibt die Art des Zusammenhangs zweier oder mehrerer

    Variablen. Dabei kommt die Methode der kleinsten Quadrate zur Berechnung einer

    geeigneten linearen oder nicht linearen Regressionsfunktion zur Anwendung. Diese

    Funktion ist dadurch charakterisiert, dass die Summe aller quadrierten Abweichungen von

    der Regressionsgeraden minimiert wird. Die Erfassung nichtlinearer Zusammenhänge

    zweier Variablen, wie zum Beispiel die Geschwindigkeits-Zeit- oder Laktat-

    Geschwindigkeitsbeziehung, bedarf Funktionen höherer Ordnung (siehe Kapitel 4.3

    Berechnungsverfahren).

    Orthogonale Regressionsanalyse

    Als Sonderform der zweidimensionalen linearen Regression benutzt man die orthogonale

    Regression, um zwei von einander unabhängige Variablen auf Übereinstimmung zu

    überprüfen. Die Winkelhalbierende des X-Y-Koordinatensystems, auch als die

    Identitätslinie gleicher Werte bezeichnet, dient hierfür als Bezugspunkt.

    Signifikanzniveau

    Bei den angewendeten statistischen Verfahren wurden für die Irrtumswahrscheinlichkeit

    p folgende Signifikanzniveaus festgelegt:

    p > 0,05 nicht signifikant(-)

    p < 0,05 signifikant (*)

    p < 0,01 hochsignifikant (** )

  • 34

    5 Ergebnisse

    5.1 Kurvendarstellung

    Vorbemerkung

    Die Beschreibung der Messgrößen Laktat und Herzfrequenz für definierte Belastungen

    (Feldstufentest) erfolgte durch ein kubisches Polynom der allgemeinen

    Funktionsgleichung y(x) = a0 +a1x +a2x2 + a3x

    3 (Keul et al., 1979). Die Berechnung

    erfolgte mit Hilfe des Computerprogramms "Ergometrie" (Heck, 2004). Mittels

    Näherungsverfahren wurde die Laufgeschwindigkeit an der aerob-anaeroben Schwelle

    nach MADER (Mader et al., 1976) durch Berechnung der reellen Wurzeln des kubischen

    Polynoms für einen Laktatwert von 4mmol/l bestimmt. Die Bestimmung der Herzfrequenz

    bei einer Laufgeschwindigkeit bei 4mmol/l erfolgte in analoger Weise.

    In den folgenden Abbildungen sollen vertretungsweise an Beispielen eines 42-jährigen

    Volksläufers charakteristische Ergebnisse aus den einzelnen Untersuchungsgängen

    dargestellt werden.

    Feldstufentest

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    0 1 2 3 4 5

    Geschwindigkeit [m/s]

    Lakt

    at [m

    mol

    /l]

    Abb.3: Beispiel des Kurvenverlaufs des Laktats eines 42-jährigen Mannes

  • 35

    Feldstufentest

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    120

    140

    160

    180

    200

    0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5

    Geschwindigkeit [m/s]

    Her

    zfre

    quen

    z [1

    /min

    ]

    Abb.4: Beispiel des Kurvenverlaufs der Herzfrequenz desselben Probanden aus Abb.3

    5.2 Ruhewerte

    Der Mittelwert der Herzfrequenz in Ruhe lag bei 72,4 ± 12,87 min-1. Es wurden

    Extremwerte von 44 und 102 min-1 gemessen. Der Ruhelaktatwert betrug im Mittel

    1,38 ± 0,28 mmol/l. Die Extremwerte betrugen 0,9 und 2,1 mmol/l. Es wurden sowohl bei

    den Herzfrequenzen als auch bei den Laktatwerten in Ruhe keine geschlechtsspezifischen

    Unterschiede gefunden (Tab. 3).

    5.3 Feldstufentest

    Der Mittelwert der Laufgeschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat lag bei 3,56 ± 0,37 m/s. Es

    wurden Extremwerte von 2,68 und 4,26 m/s ermittelt. Der Mittelwert des maximalen

    Nachbelastungslaktatwertes lag bei 8,54 ± 1,3 mmol/l. Die Extremwerte betrugen

    5,3 und 10,8 mmol/l. Es wurden bei den maximalen Nachbelastungslaktatwerten keine

    geschlechtsspezifischen Unterschiede gefunden. Bei der Laufgeschwindigkeit bei 4

    mmol/l Laktat wiesen die Männer statistisch hochsignifikant höhere Werte auf als die

    Frauen (Tab. 3). Die im Stufentest ermittelte Herzfrequenz bei einer Laktatkonzentration

    von 4 mmol/l Laktat lag im Mittel bei 167 ± 12,3 min –1 mit Extremwerten von 148 und

    201 min –1 (Tab. 2).

  • 36

    Tab. 2: Mittel- und Streuungswerte der im Stufentest ermittelten Herzfrequenzen bei einer Laktatkonzentration von 4 mmol/l Laktat

    Tab.3: Mittel- und Streuungswerte von Herzfrequenz und Laktatwert in Ruhe, der im Feldstufentest ermittelten Geschwindigkeit an der MADER-Schwelle sowie des maximalen Nachbelastungslaktatwertes

    Feldstufentest Herzfrequenz [min-1]

    bei einer Laktatkonzentration von 4mmol/l n

    ± s

    Min

    Max

    30

    167

    12,3

    148

    201

    Ruhewerte Feldstufentest

    Herzfrequenz [min-1]

    Laktat [mmol/l]

    Geschwindigkeit [m/s] bei 4mmol/l Laktat

    Laktatmax [mmol/l]

    n

    ± s

    Min

    Max

    30

    72,40

    12,87

    44,00

    102,00

    30

    1,38

    0,28

    0,90

    2,10

    30

    3,56

    0,37

    2,68

    4,26

    30

    8,54

    1,30

    5,30

    10,80

    Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer

    n

    ± s

    Min

    Max

    8

    72,12

    13,78

    55,00

    101,00

    22

    72,50

    12,86

    44,00

    102,00

    8

    1,28

    0,12

    1,10

    1,50

    22

    1,42

    0,31

    0,90

    2,10

    8

    3,29

    0,18

    2,91

    3,52

    22

    3,66

    0,37

    2,68

    4,26

    8

    8,17

    0,92

    6,60

    9,60

    22

    8,67

    1,40

    5,30

    10,80

    p 0,5400 (-) 0,1826 (-) 0,0042 (** ) 0,1886 (-)

  • 37

    y = 22537e-2,1428x

    R2 = 0,9864

    0

    20

    40

    60

    80

    2,7 3,2 3,7 4,2

    Laufgeschwindigkeit [m/s]

    Lauf

    zeit

    [min

    ]

    Abb.5: Beispiel für den Kurvenverlauf der Laufzeit in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit bei einer 50-jährigen Frau

    y = 72,256e-2,1428x

    R2 = 0,9864

    0

    20

    40

    60

    80

    0 0,5 1 1,5

    v-v4 [m/s]

    Lauf

    zeit

    [min

    ]

    Abb.6: Kurvenverlauf der Laufzeit in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit desselben Beispiels, jedoch mit Angabe der Geschwindigkeit als Differenz zur Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat.

    5.4 Fünf-min-Lauf

    Beim Fünf-min-Lauf betrug der Mittelwert der zurückgelegten Distanz 1332,4 ± 144,3 m.

    Dies entsprach einer mittleren Laufgeschwindigkeit von 4,44 ± 0,38 m/s. Es wurden

    bezüglich der Laufstrecke Extremwerte von 1072 und 1580 m festgestellt. Dies

    entsprach Laufgeschwindigkeiten von 3,57 und 5,27 m/s. Die Männer legten in fünf

    Minuten statistisch hochsignifikant größere Distanzen als die Frauen zurück (Tab. 4).

  • 38

    Tab.4: Mittel- und Streuungswerte der im Fünf-min-Lauf zurückgelegten Distanzen und der zugehörigen Durchschnittsgeschwindigkeiten

    5.5 Ausbelastungsläufe

    Jeder Proband absolvierte vier bis zur subjektiven Erschöpfung durchzuhaltende Läufe

    mit vorgegebener konstanter Belastung. Der Mittelwert der maximal zurückgelegten

    Distanz betrug 15091,5 ± 4718,9 m mit Extremwerten von 6923 und 24615 m. Im

    Mittel betrug die Laufgeschwindigkeit auf der maximal zurückgelegten Distanz

    3,48 ± 0,36 m/s mit Extremwerten von 2,68 und 4,24 m/s. Die maximal benötigten

    Laufzeiten betrugen im Mittel 73,24 ± 24,69 min. Die Extremwerte betrugen 30,36 und

    128,20 min (Tab. 5).

    Fünf-min-Lauf Distanz

    [m] Ø-Geschwindigkeit

    [m/s] n

    ± s

    Min

    Max

    30

    1332,4

    114,3

    1072

    1580

    30

    4,44

    0,38

    3,57

    5,27

    Frauen Männer Frauen Männer

    n

    ± s

    Min

    Max

    8

    1217,8

    101,1

    1072

    1409

    22

    1374,1

    88,3

    1197

    1580

    8

    4,06

    ,34

    3,57

    4,70

    22

    4,58

    0,29

    3,99

    5,27

    p 0,0021 (** )

  • 39

    Tab.5: Mittel- und Streuungswerte der in den vier Ausbelastungsläufen maximal zurückgelegten Distanzen sowie der zugehörigen Geschwindigkeiten und maximalen Laufzeiten

    In Abbildung 7 und 8 sind die Ergebnisse aller in den Kapiteln 4.2.3 (Fünf-min-Lauf) und

    4.2.4 (Ausbelastungsläufe) beschriebenen Läufe zusammenfassend graphisch dargestellt.

    Die entsprechenden Laufgeschwindigkeiten sind als Argumente auf der X-Achse

    vorgegeben. Die von der vorgegeben Laufgeschwindigkeit abhängigen durchgehaltenen

    Laufzeiten wurden auf der Y-Achse aufgetragen.

    Zur Beschreibung der Abhängigkeit der Laufzeit von der vorgegebenen Geschwindigkeit

    (Abb. 7) wurde die Regressionsfunktion y = t(v) = 6350,4 e-1,4519v berechnet. Deren

    Bestimmtheitsmaß liegt bei r2 = 0,5149. Bei der Darstellung der Geschwindigkeit als

    Differenz der absoluten Geschwindigkeitsbeträge und der im Stufentest ermittelten

    Laufgeschwindigkeit bei 4mmol/l (Abb.8) ergab sich bei der Berechnung der

    Regressionsfunktion die Gleichung y = t(v) = 46,437 e-2,2949v und ein Bestimmtheitsmaß

    von r2 = 0,7919. Analog dazu sind in den Abbildungen 5 und 6 beispielgebend für eine

    50-jährige Läuferin die Kurvenverläufe der Laufzeit in Abhängigkeit von der vorgegeben

    Laufgeschwindigkeit dargestellt.

    Ausbelastungsläufe Distanzmax

    [m] Geschwindigkeit

    [m/s] Laufzeitmax

    [min] n

    ± s

    Min

    Max

    30

    15091,5

    4718,9

    6923

    24615

    30

    3,48

    0,36

    2,68

    4,26

    30

    73,24

    24,69

    30,36

    128,20

  • 40

    n=30

    y = 6350,4e-1,4519x

    R2 = 0,5149

    0

    25

    50

    75

    100

    125

    150

    2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5

    Geschwindigkeit [m/s]

    Lauf

    zeit

    [min

    ]

    Abb.7: Regression und Korrelation zwischen der Laufgeschwindigkeit und der benötigten Laufzeit

    n=30

    y = 46,437e-2,2949x

    R2 = 0,7919

    0

    25

    50

    75

    100

    125

    150

    -1 -0,5 0 0,5 1 1,5

    Geschwindigkeitsdifferenz v-v4 [m/s]

    Lauf

    zeit

    [min

    ]

    Abb.8: Regression und Korrelation zwischen der Geschwindigkeit, dargestellt als Differenz zu der im Feldstufentest ermittelten Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat, und der benötigten Laufzeit

    5.6 Parameter T und b der Regressionsgleichung y(v) = T·e-b·v Der Mittelwert der Determinationskoeffizienten (r2) zur Beurteilung der Güte der

    Kurvenanpassung (Goodness-of-fit) der Regressionsfunktion zur Beschreibung der

    Geschwindigkeits-Zeitbeziehung lag bei 0,98 ± 0,02 bei Extremwerten von 0,93 und 0,99

    (Tab. 6).

  • 41

    Tab.6: Mittel- und Streuungswerte der Parameter zur Beurteilung des Goodness-of-fit der gewonnenen Daten zur Beschreibung der Geschwindigkeit-Zeitbeziehung mittels eines Exponentialmodells der allgemeinen Funktionsgleichung y(x) = a·e-b·x

    Der Parameter T der Regressionsgleichung y(v) = T·e-b·v lag im Mittel bei

    2,169484·106 ± 14,87973 bei Extremwerten von 1,548144·104 und 9,839197·108. Es

    wurden keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gefunden. Die in Tabelle 7

    dargestellten Werte für T sind wegen der besseren Umrechnung in Φ-Werte exponentiell

    dargestellt.

    Tab.7: Mittel- und Streuungswerte der Konstanten T, b der Funktionsgleichung zur Beschreibung der Geschwindigkeits-Zeitbeziehung t = y(v) = T·e-b·v

    Exponentialfunktion t = y(v) = T·e-b·v

    n = 30 Laufzeit [min]

    Anzahl der Messwerte

    5

    Determinations-

    koeffizient (r2)

    ± s

    Min

    Max

    0,98

    0,02

    0,93

    0,99

    Exponentialfunktion t = y(v) = T·e-b·v n = 30 T b

    ± s

    Min

    Max

    e14,59

    e2,70

    e9,65

    e 20,71

    2,93

    0,74

    1,61

    4,73

    Frauen Männer Frauen Männer n

    ± s

    Min

    Max

    8

    e15,98

    e2,22

    e13,07

    e19,50

    22

    e14,08

    e2,73

    e9,65

    e20,71

    8

    3,59

    0,75

    2,57

    4,73

    22

    2,69

    0,58

    1,61

    4,06

    p 0,0913 (-) 0,0042 (** )

  • 42

    Der Parameter b der Regressionsgleichung y(v) = T·e-b·v lag im Mittel bei

    2,93 ± 0,74 bei Extremwerten von 1,61 und 4,73. Es wurden bei den Frauen statistisch

    hochsignifikant größere Werte für b gefunden (Tab. 7).

    5.7 Berechnungsverfahren

    5.7.1 Geschwindigkeitskonstante Ф

    Die Geschwindigkeitskonstante Ф wies im Mittel einen Wert von 14,59 ± 2,70 mit

    Extremwerten von 9,65 und 20,71 auf. Es wurden keine geschlechtspezifischen

    Unterschiede gefunden.

    5.7.2 Parameter bv/v4

    Der Parameter bv/v4 lag im Mittel bei 10,40 ± 2,59 bei Extremwerten von 5,67 und 16,12.

    Es konnte kein geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt werden.

    Tab.8: Mittel- und Streuungswerte der aus regressionsanalytisch gewonnenen Daten berechneten Geschwindigkeitskonstanten Ф, bv/v4 sowie bv/v4(theor.)

    n = 30 Geschwindigkeitskonstante

    Ф bv/v4 bv/v4(theor.)

    ± s

    Min

    Max

    14,59

    2,70

    9,65

    20,71

    10,40

    2,59

    5,67

    16,12

    10,40

    2,55

    5,73

    16,18

    Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer

    n

    ± s

    Min

    Max

    8

    15,98

    2,22

    13,07

    19,50

    22

    14,08

    2,73

    9,65

    20,71

    8

    11,72

    2,23

    9,05

    15,63

    22

    9,92

    2,59

    5,67

    16,12

    8

    11,72

    2,10

    8,97

    15,04

    22

    9,92

    2,58

    5,73

    16,18

    p 0,0913 (-) 0,101(-) 0,091 (-)

  • 43

    5.7.3 Parameter bv/v4(theor.)

    Es konnte ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen dem Parameter bv/v4 und der

    Geschwindigkeitskonstante Ф festgestellt werden. Die Regressionsgleichung zur

    Bestimmung des theoretischer Parameter bv/v4(theor.) bei definierten Werten für Φ ist in

    Abbildung 9, dargestellt. Die Konstanten der linearen Gleichung der allgemein Form

    y = m·x + c wurden mit m = 0,9453 und c = -3,3903 bestimmt. Der Mittelwert für

    bv/v4(theor.) betrug 10,40 ± 2,55 mit Extremwerten von 5,73 und 16,18. Es besteht kein

    geschlechtsspezifischer Unterschied (Tab. 8).

    In Abbildung 10 wurde neben der Regressionslinie aus Abbildung 9 ein Schätzkorridor

    angegeben, innerhalb dessen sich mit einem Grad des Vertrauens von 95 % die

    Regressionslinie der Grundgesamtheit – ausgehend von der Linie, wie sie sich in dieser

    Stichprobe (n =30) ergeben hat, befinden wird.

    Abb.9: Regression und Korrelation zwischen dem Parameter bv/v4 bei definierten Werten der Geschwindigkeitskonstanten Φ

    n=30

    y = 0,9453x - 3,3903

    R2 = 0,9726

    0

    5

    10

    15

    20

    0 5 10 15 20 25

    Ф

    bv/v

    4

  • 44

    Abb.10: Regression und Korrelation zwischen den Parametern bv/v4 und Φ mit Angabe eines Vertrauensbereiches von 95% für die Regressionslinie (s. auch Abb.9).

    n=30

    y = 3,2120x + 0,9835

    R2 = 0,8496

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    14

    16

    18

    0 1 2 3 4 5

    b(Feldtest)

    bv/v

    4(th

    eor.

    )

    Abb.11: Regression und Korrelation zwischen den Parameter bv/v4(theor.) und b mit Darstellung der Linien gleicher (theoretischer) Schwellengeschwindigkeiten (blau, in m/s), welche entsprechend Gleichung 2a (s. Kapitel 4.3 Berechnungsverfahren) bestimmt wurden.

    4,0 3,5

    3,0

    n=30

    5

    7

    9

    11

    13

    15

    17

    7 14 21

    Ф

    bv/v

    4

  • 45

    5.7.4 Individuelle Laufgeschwindigkeit bei einem Laktatwert von 4 mmol/l (v4(theor.))

    bei definierten Φ- und b-Werten

    Die theoretische Schwellengeschwindigkeit v4(theor.) wurde nach der Formel

    v4(theor.) = (0,9453 Φ-3,3903) / b berechnet und lag im Mittel bei 3,56 ± 0,32 m/s mit

    Extremwerten von 2,78 m/s und 4,25 m/s. Die Männer wiesen statistisch hochsignifikant

    größere theoretische Schwellengeschwindigkeiten als die Frauen auf (Tab. 9). Tendenziell

    wies die theoretische Geschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat (v4(theor.)) im

    Geschwindigkeitsbereich unterhalb 3,54 m/s höhere Werte, im Geschwindigkeitsbereich

    oberhalb 3,54 m/s niedrigere Werte auf als die im Stufentest ermittelte

    Schwellengeschwindigkeit (v4) (Abb. 12).

    Die Abbildung 13 zeigt den Zusammenhang zwischen den Φ-, b- und v4(theor.)-Werten

    sowie die Regressionsgleichung der Φ-b-Beziehung.

    Tab.9: berechnete Mittel- und Streuungswerte der individuellen (theor.) Schwellengeschwindigkeit y = v4(theor.) = (m· Φ + c): b

    Theoretische Schwellengeschwindigkeit v4(theor.)

    y = v4(theor.) = (0,9453·Φ -3,3903 ): b

    Theoretische Geschwindigkeitskonstante n

    ± s

    Min

    Max

    30

    3,56

    0,32

    2,78

    4,25

    Frauen Männer

    n

    ± s

    Min

    Max

    8

    3,29

    0,17

    2,94

    3,49

    22

    3,66

    0,31

    2,78

    4,25

    p 0,001(**)

  • 46

    n=30

    y = 0,7956x + 0,7227

    R2 = 0,8246

    2,5

    3

    3,5

    4

    4,5

    2,5 3,0 3,5 4,0 4,5

    v4 (Feldstufentest)

    v4(t

    heor

    .)

    Abb.12: Regression und Korrelation zwischen der im Feldstufentest ermittelten Schwellengeschwindigkeit v4 und der theoretischen Schwellengeschwindigkeit v4(theor.)

    Die Abbildung 12 zeigt die Beziehung zwischen der Geschwindigkeit bei 4mmol/l Laktat

    im Stufentest (v4) und der berechneten (theoretischen) Geschwindigkeit bei 4 mmol/l

    Laktat (v4(theor.)).

    n = 30

    y = 3,3978x + 4,6269

    R2 = 0,8496

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    0 1 2 3 4 5

    b

    Ф

    Abb.13: Regression und Korrelation zwischen den Parameter Ф und b mit Darstellung der Linien gleicher (theoretischer) Schwellengeschwindigkeiten v(theor.) (blau, in m/s), welche entsprechend Gleichung 2b (s. Kap. 4.3, Berechnungsverfahren) bestimmt wurden. Der Schnittpunkt der Linien gleicher Werte mit der Y-Achse liegt bei Ф = 3,5586.

    4,2

    3,3

    2,6

  • 47

    5.7.5 Theoretische Laufzeit τ bei Schwellengeschwindigkeit

    Die theoretische Laufzeit bei Schwellengeschwindigkeit wurde nach der Formel

    τ = e (Φ –0,9453· Φ + 3,3903) berechnet und lag im Mittel bei 67,62 ± 10,38 Minuten bei

    Extremwerten von 50,68 und 94,25 Minuten. (Tab. 10). In Abbildung 13 wurden die

    berechneten τ-Werte Φ gegenübergestellt.

    Tab.10: Mittel- und Streuungswerte der berechneten (theoretische) Laufzeit τ bei Schwellengeschwindigkeit [min] bei definierten Werten Φ

    n=30

    y = 29,497e0,0561x

    30405060708090

    100

    8 10 12 14 16 18 20 22

    Geschwindigkeitskonstante Φ

    Lau

    fze

    it be

    i S

    chw

    elle

    nge

    schw

    ind

    igke

    it [m

    in]

    Abb.14: Regressionsgleichung zur Bestimmung der individuellen Laufzeit τ bei Schwellengeschwindigkeit bei definierten Werten Φ

    Theoretische Laufzeit τ bei Schwellengeschwindigkeit

    y = τ = e (Φ –0,9453· Φ + 3,3903)

    n

    ± s

    Min

    Max

    30

    67,62

    10,38

    50,68

    94,25

  • 48

    6 Diskussion Die Beschreibung der Laktat-Geschwindigkeitsbeziehung für definierte Belastungen

    (Feldstufentest) erfolgte mit Hilfe eines Polynoms 3. Grades. Unter Ausschluss der

    Ruhewerte erfolgte die nichtlineare regressionsanalytische Berechnung der

    Geschwindigkeitswerte für einen Laktatwert von 4mmol/l unter Heranziehung von

    mindestens fünf Messpunkten. In analoger Weise wurden die Herz