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Lehrstuhl BWL V – Produktionswirtschaft und Industriebetriebslehre 1 Kapitel 6: Organisation der Fertigung im Wandel BA Deutsch/Wirtschaftswissenschaften: „Grundzüge der Produktionswirtschaft“

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Kapitel 6: Organisation der Fertigung im Wandel

BA Deutsch/Wirtschaftswissenschaften:

„Grundzüge der Produktionswirtschaft“

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Illustrationsbeispiel zur Prozessorientierung

Betrachtet wird eine Abteilung innerhalb des Konzerns IBM, deren Aufgabe darin besteht, Kredite zur Finanzierung von Computern zu vergeben.

(aus: Hammer/Champy: Business Reengineering. Die Radikalkur für das Unternehmen, Frankfurt 1994, S. 53 ff.)

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Illustrationsbeispiel zur ProzessorientierungSituation vorher

• Telefonische Anfrage bei einem von 14 Mitarbeitern, der eine Notiz anfertigt.

• Papier wird eine Etage höher von einem Spezialisten in die EDV eingegeben, der Kunde auf Kreditwürdigkeit geprüft und das Papier an die Vertragsabteilung weitergegeben.

• Die Vertragsabteilung passt den Standarddarlehensvertrag an den Kunden an und erstellt ein Papier mit den Kreditkonditionen.

• Ein weiterer Mitarbeiter gibt die Daten in einen PC ein und berechnet den Zinssatz.

• Als letztes erstellt ein Verwaltungsmitarbeiter ein Angebotsschreiben, das per Post verschickt wird.

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Illustrationsbeispiel zur ProzessorientierungSituation vorher

• Durchschnittliche Dauer (Durchlaufzeit): 6 Tage (Maximum 2 Wochen).

• Effektive Bearbeitungszeit: etwa 90 Minuten

• Ständige Anfragen von Käufern

• Keine Informationen über den Stand der Bearbeitung.

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Illustrationsbeispiel zur ProzessorientierungDas Erfolgsrezept

Ein Großteil der Kunden waren reine Routinefälle, die von einem Generalisten mit EDV-Unterstützung allein erledigt werden können (Prozessorientierte Aufgaben-Reintegration).

Ergebnis: Reduktion der Durchlaufzeit auf 4 Stunden bei 100 mal (!) so vielen Anträgen (ohne neue Mitarbeiter).

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Taylorismus - Merkmale

• Weitgehende Zerlegung der gesamten Arbeitsaufgabe in kleine Einheiten.

• Feste Zuweisung von Arbeitsinhalten zu Personen. • Trennung geistiger und manueller Tätigkeit. • Zentrale Koordination und Kontrolle.

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Taylorismus - Vorteile

• Niedrige Bearbeitungszeiten und hohe Produktivität (bezogen auf die einzelne Arbeitsaufgabe) durch Spezialisierungs- und Übungseffekte (Lernkurve).

• Geringe Qualifikationsanforderungen.

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Taylorismus - Nachteile

• Problem der Übergangszeiten. • Fehlender Überblick des einzelnen über den

Gesamtzusammenhang. • Geringe Verantwortung der ausführenden

Arbeitskräfte. • Geringe Flexibilität. • Monotonie. • Fehlende Motivation. • Qualitätsprobleme.

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Lean Management

• Fundamentales Umdenken in der Philosophie der Führung von Unternehmen.

• „Schlank“ = abgespeckt, athletisch fit.• Ausgangspunkt MIT-Studie:

Von 1984 bis 1989 untersuchten 54 Wissenschaftler 90 Montagewerke der Automobilindustrie in 14 Ländern. Ergebnis: Die Japaner waren in fast allen Belangen überlegen, weil sie mit- der Hälfte der Mitarbeiter,- der Hälfte der Entwicklungsstunden,- einem Drittel der Bestände,- einem Fünftel der Zulieferer,- doppelt so viele Modelle,- mit dreimal so hoher Produktqualität und- viermal kürzeren Lieferzeiten herstellten.

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Genese industrieller Fertigungskonzepte (sehr grob)

(1) Handwerkliche Produktion- hochqualifizierte Arbeiter- Universalwerkzeuge- auftragsbezogene Einzelfertigung

(2) Taylorismus/Fordismus- Massenfertigung- extrem spezialisierte Arbeitsteilung- Fließfertigung

(3) Lean Production/Management

IndustrielleRevolution

„ZweiteRevolution“

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Genese industrieller Fertigungskonzepte (sehr grob)

handwerklicheFertigung Lean

Production

Taylorismus

Flexibilität

Effizienz

1. Rev.2. Rev.

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Kernelemente des Lean Management

• Analyse der gesamten Wertschöpfungskette (Prozessorientierung).Zentraler Begriff: MUDA (Verschwendung) beseitigen, z.B.:- keine unnötigen Nacharbeiten,- keine Blindleistungen (non-value-added)- keine Doppelarbeiten- keine überflüssige Bürokratie- keine unnötigen Transportwege

• Perspektivenwechsel: Vom Sach- zum Humanvermögen.(z.B. auch betriebliches Vorschlagwesen).

• Abkehr vom Taylorismus (Reintegration der Arbeit). • Gruppenarbeit: Delegation der Verantwortung über einen

größeren Ausschnitt der Produktionskette (insbesondere Rüsten und Instandhaltung) auf eine Gruppe.

• Interne-Kunden-Lieferantenbeziehungen.

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Kernelemente des Lean Management

• Flache Hierarchien. • Reduzierung der Fertigungstiefe durch Outsourcing. • Reduzierung der Lieferantenzahl und Schaffung

partnerschaftlicher Beziehungen. • Vermeidung von Lägern (KANBAN, Just-in-Time). • Fertigungssegmentierung und Flussprinzip. • Einfache, funktionierende Lösungen anstelle blinder

Automation. • Total Quality Management.

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Priorität der Funktion

Priorität des Prozesses

Funktionale Spezialisierung

Funktionale Spezialisierungmit prozeßorientierten Stäben

Prozeßteams aus funktionalenSpezialisten

Matrixorganisation

Case Management mit Zugriffauf funktionale Stäbe oderDienstleister

Case management alsreine Prozeßspezialisierung

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Leitung

Beschaffung Produktion Absatz Verwaltung

KundeKunde

Auftrag

Fertigungs-auftragLagerauftrag

Lagerentnahme

Fertigung

Transport

Waren-versand

Auftrags-

papiere

Fakturierung

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Vom Lean Management zum Supply Chain Management

Zulie-

ferer

ZuliefererderZulieferer

Unter-nehmen Kunde

KundedesKunden

Forschung& Entwicklung

Konstruktion

Prototypen-fertigung

Absatz-planung

Komponenten-fertigung

Montage

Vertrieb

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Bull-Whip Effekt: Das Pampers-Beispiel

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Der Peitschenschlageffekt bezeichnet die

Zunahme der Schwankungen im Bedarfsverlauf

entlang der Wertschöpfungskette in Richtung der

Zulieferer.

Informationsfluss

En

d-verb

rau

che

r

Einzel-händler

Groß-händler

HerstellerZulieferer

Güterfluss

Der Bullwhip-Effekt

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Ursachen des Bull-Whip-Effekts

• Unsicherheiten und Informationsdefizite bei der Nachfrageprognose: Materialbestellungen enthalten implizit Sicherheitsbestände, um Unsicherheiten in der Nachfrageprognose zu begegnen. Ferner wird nur auf die jeweils benachbarte Stufe geachtet.

• Defizite in der Bestellmengenplanung: Durch Bestell- und Transportkosten wird mehr eingekauft, als zunächst eigentlich nötig ist.

• Preisfluktuationen (z.B. durch Sonderangenote): Bei Preisschwankungen schwankt auch die Konsumentennachfrage und diese kleine Schwankung verstärkt sich im Verlauf der Supply Chain.

• Auftragskontingentierung und Engpasspoker: Bei wiederkehrenden Verknappungssituationen kaufen die Kunden in Zeiten ausreichenden Angebots mehr als sie benötigen (Hamsterkäufe).

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Gegenmaßnahmen zum Bull-Whip-Effekt

• Keine isolierten und damit mehrfachen Nachfrageprognosen. Übermitteln der Nachfrageprognose des letzten Gliedes der Supply Chain an die Vorläufer.

• Verringerung der Bestellmengen und Erhöhung der Bestellfrequenzen.

• Preisstabilisierungen. • Offenlegung der Material- und Kapazitätssituation

gegenüber Kunden. Bevorzugung von Kunden mit den höchsten Verkaufszahlen.

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Supply Chain Management

Traditionelles Push-Paradigma

Paradigmenwechsel: Pull

Rohstoff-lieferant

Produzent Händler KundeZulieferer

„Extended Enterprise“

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What Supply Chain Management is about

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Klausurperspektiven• operative PPP• Gutenberg oder Typ A• Losgröße/Bestellmenge• Ablaufplanung• Gozintho• ABC-Analyse• BoA

• Teilpläne und Interdependenzen

• Lean Management• SCM/Bull Whip• KANBAN• Materialdisposition• Parameter der

Ablaufplanung• Fertigungstiefe• Zieldiskussion• Strategische Beschaffung

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Die Moral von der Geschichte:

Selbst wenn Dein Professor es nicht schafft, Dich hoch zu ziehen

ABER

fallen lassen wird er Dich auch nicht!

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