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Japanische Gesellschaft fur Germanistik LEHRWERKFORSCHUNG, LEHRWERKANALYSE, LEHRWERKKRITIK, LEHREN OHNE LEHRWERK KOMMENTIERTE LESEEMPFEHLUNGEN ZUM 9. DAF-SEMINAR 1. EINLEITUNG Diese Leseempfehlungen gliedern sich in zwei Teile. 'lm ersten Teil stellt Bertlinde Vögel Arbeiten zusammen, die auf Deutsch oder Englisch erschienen sind. Masami Morita konzentriert sich auf Forschun- gen, die auf Japanisch publiziert wurden. Bertlinde Vögel versucht mit ihrer themenzentrierten Sammlung, interessierten Leserinnen eine erste Orientie- rung auf dem Gebiet zu ermöglichen. Masami Morita arbeitet chronologisch, da die Lehrwerkforschung in Japan noch in ihren Anfängen steckt. Durch ihre Vermittlungsarbeit kann eine Zusammenfassung der japanischen Lehrwerk- forschung erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt werden. 2. DEUTSCHSPRACHIGE UNTERSUCHUNGEN UND EINIGE ARBEITEN AUS DEM ENGLISCHSPRACHIGEN RAUM Bertlinde VÖGEL 2.1 Definitionen Damit die folgenden Ausführungen klar verständlich werden, erscheint es mir notwendig, einige Begriffe zu definieren. Ich basiere meine Verwendung der Begriffe „Lehrbuch", 11 Lehrwerk", 11 Lehrwerkanalyse", 11 Lehrwerkkritik" und „Lehrwerkforschung" auf Aussagen in Handbuchartikeln von Neuner (2003) und Krumm/Ohm-Duszenko (2001). Neuner (2003, S. 399) unterschei- det zwischen dem Lehrbuch und dem Lehrwerk. Ein Lehrbuch enthält in ei- nem Druckerzeugnis alles, was man zum Lehren und Lernen in einem be- stimmten Kurs braucht. Ein Lehrwerk besteht aus mehreren Teilen, z. B. Kurs- buch, Arbeitsbuch, Glossar, Grammatisches Beiheft, auditive und visuelle Me- dien. Krumm/Ohm-Duszenko (2001, S. 1029) konzentrieren sich mehr auf die Unterscheidung zwischen Lehrwerk und Lehrmaterialien sowie zwischen Lehrmaterialien und Lernmaterialien. Das Lehrwerk enthält Vorgaben zu In- halten, zur Progression und zum Lernprozess, die bei den Lehrmaterialien nur über den Prozess der Auswahl impliziert werden. Lernmaterialien sind 74 NII-Electronic Library Service

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LEHRWERKFORSCHUNG, LEHRWERKANAL YSE,

LEHRWERKKRITIK, LEHREN OHNE LEHRWERK

KOMMENTIERTE LESEEMPFEHLUNGEN ZUM 9. DAF-SEMINAR

1. EINLEITUNG

Diese Leseempfehlungen gliedern sich in zwei Teile. 'lm ersten Teil stellt Bertlinde Vögel Arbeiten zusammen, die auf Deutsch

oder Englisch erschienen sind. Masami Morita konzentriert sich auf Forschun­gen, die auf Japanisch publiziert wurden. Bertlinde Vögel versucht mit ihrer themenzentrierten Sammlung, interessierten Leserinnen eine erste Orientie­rung auf dem Gebiet zu ermöglichen. Masami Morita arbeitet chronologisch, da die Lehrwerkforschung in Japan noch in ihren Anfängen steckt. Durch ihre Vermittlungsarbeit kann eine Zusammenfassung der japanischen Lehrwerk­forschung erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt werden.

2. DEUTSCHSPRACHIGE UNTERSUCHUNGEN UND EINIGE ARBEITEN AUS DEM

ENGLISCHSPRACHIGEN RAUM

Bertlinde VÖGEL

2.1 Definitionen

Damit die folgenden Ausführungen klar verständlich werden, erscheint es mir notwendig, einige Begriffe zu definieren. Ich basiere meine Verwendung der Begriffe „Lehrbuch", 11Lehrwerk", 11Lehrwerkanalyse", 11Lehrwerkkritik" und „Lehrwerkforschung" auf Aussagen in Handbuchartikeln von Neuner (2003) und Krumm/Ohm-Duszenko (2001). Neuner (2003, S. 399) unterschei­det zwischen dem Lehrbuch und dem Lehrwerk. Ein Lehrbuch enthält in ei­nem Druckerzeugnis alles, was man zum Lehren und Lernen in einem be­stimmten Kurs braucht. Ein Lehrwerk besteht aus mehreren Teilen, z. B. Kurs­buch, Arbeitsbuch, Glossar, Grammatisches Beiheft, auditive und visuelle Me­dien. Krumm/Ohm-Duszenko (2001, S. 1029) konzentrieren sich mehr auf die Unterscheidung zwischen Lehrwerk und Lehrmaterialien sowie zwischen Lehrmaterialien und Lernmaterialien. Das Lehrwerk enthält Vorgaben zu In­halten, zur Progression und zum Lernprozess, die bei den Lehrmaterialien nur über den Prozess der Auswahl impliziert werden. Lernmaterialien sind

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Materialien, in denen Lernende selbst auswählen und ihr Lernen unabhängig von Lehrenden nach eigenen Präferenzen gestalten.

Etwas schwierig gestaltet sich die Definition der Begriffe „Lehrwerkana­lyse" und „Lehrwerkkritik". Die Begriffe werden oft zusammen verwendet und lassen sie synonym erscheinen (vgl. Krumm/Ohm-Duszenko, 2001, S. 1033 oder Neuner, 1994, S. 10). Im Handbuchartikel von Krumm/Ohm­Duszenko wird m. E. am deutlichsten, was unter „Lehrwerkanalyse" und „Lehrwerkkritik" zu verstehen ist. Bei der Lehrwerkanalyse wird mit Hilfe ausgewählter Kriterien versucht, einen Ist-Zustand zu beschreiben. Bei­spielsweise wird im Mannheimer Gutachten (Engel u. a., 1977, S. 19-43) zwi­schen Didaktik, Linguistik und Themenplanung unterschieden. In der Lehr­werkkritik hingegen wird versucht festzustellen, inwiefern ein neues Lehr­werk aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und didaktischen Zielvor­gaben gerecht wird (vgl. Krumm/Ohm-Duszenko, 2001, S. 1034). Da die Analysekriterien u. a. aufgrund von neuen Forschungsergebnissen zum Spracherwerb erstellt worden sind und die Zielvorstellungen bei der Ana­lyse sehr oft den Blick lenken, ist die Analyse mit der Kritik sehr eng ver­quickt. Das mag erklären, weshalb häufig von „Lehrwerkanalyse und -kri­tik" gesprochen wird und die beiden Begriffe in der Forschung nicht klar getrennt werden. Auch im Mannheimer Gutachten wird nicht bei Analysen stehen geblieben, sondern es werden auch Bewertungen zur Diskussion ge­stellt (Engel u. a., 1979, S. 52-192).

Etwas eindeutiger gestaltet sich der Begriff „Lehrwerkforschung". Bei ihr stehen das Lehrwerk, seine Erprobungsphase und dessen Wirkung im Unter­richtsprozess im Mittelpunkt (Krumm/Ohm-Duszenko, 2001, S. 1036).

Engel, Ulrich u. a. (1977, 1979): Mannheimer Gutachten. Bd. 1 und 2. Heidel-berg ( Groos).

Krumm, Hans-Jürgen & Maren Ohms-Duszenko (2001): Lehrwerkproduk­tion, Lehrwerkanalyse, Lehrwerkkritik. In: Helbig, Gerhard u. a. (Hrsg.): Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. 2. Halbband. Berlin/New York (de Gruyter), S. 1029-1041.

Neuner, Gerhard (2003): Lehrwerke. In: Bausch, Karl-Richard/ Christ, Her­bert/Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunter­richt. 4. Aufl. Tübingen/Basel (Francke), S. 399-402.

2.2 Publikationen aus drei Jahrzehnten zur Lehrwerkanalyse- und -kritik sowie zur Lehrwerkforschung

Zur ersten Orientierung im Bereich „Lehrwerkforschung" sind die Hand­buchartikel von Neuner (2003) und Krumm/Ohm-Duszenko (2001) hilfreich. Aus diesen geht hervor, dass die Lehrwerkanalyse und Lehrwerkkritik eigent-

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lieh fast so alt sind wie die junge Disziplin „Deutsch als Fremdsprache". Zur Lehrwerkforschung an sich gibt es wesentlich weniger Arbeiten.

Ein Meilenstein auf dem Gebiet der Lehrwerkanalyse und -kritik ist das Mannheimer Gutachten (Engel u. a., 1977, 1979). Neun Wissenschaftler wur­den durch die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes in den siebziger Jah­ren aufgefordert, Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache zu prüfen.

Mit dem Gutachten wurde beabsichtigt, Lehrenden „über die methodi­schen Implikationen, die Struktur eines Lehrwerks und seine Zielsetzungen genaue Auskunft" zu geben, um einen „der Konzeption des Lehrwerks ent­sprechenden und den Kursteilnehmern gerecht werdenden lernzielbezoge­nen Unterricht" durchführen zu können (vgl. Engel u. a., 1977, S. 9).

1981 findet ein Werkstattgespräch der Fachgruppe Deutsch als Fremd­sprache des Fachverbandes Moderne Fremdsprachen statt, aus dem die Publi­kation „Lehrwerkforschung - Lehrwerkkritik" (Krumm, 1982) hervorging. Darin stellt Krumm schon damals die Forderung auf, dass die hermeneutische Lehrwerkanalyse, die mit dem Mannheimer Gutachten begonnen worden ist, noch durch eine empirische Lehrwerkforschung ergänzt werden sollte. Beson­ders die Wirkungen des Lehr- und Lernmaterials sollten präzise untersucht werden. (Krumm, 1982, S. 2) Zwanzig Jahre später können Krumm/Ohms­Duszenko (2001, S. 1037) auf einige Untersuchungen verweisen, aber in den publizierten Beiträgen der 19. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts wünschen sich einige Forscher noch mehr empiri­sche Untersuchungen in dem Bereich (Henrici, 1999, S. 86, Krumm, 1999, S. 125-126).

In den späten achtziger Jahren und Anfang der neunziger Jahre wird es etwas still um die Lehrwerkforschung und Lehrwerkanalyse.

1994 erscheinen ein Sammelband zum Thema „Analyse, Begutachtung und Entwicklung von Lehrwerken" und die Erprobungsfassung einer Fern­studieneinheit mit dem Titel „Lehrwerkanalyse" (Duszenko, 1994, Kast/Neu­ner, 1994). 1999 widmet sich außer der oben genannten Aufsatzsammlung (Bausch u. a., 1999) noch ein weiterer Sammelband (Börner/Vogel, 1999) dem Thema Lehrwerkforschung.

Die kürzlich erschienene Studie von Röttger (2004) leistet nach Hu (2005, S. 239) einen Beitrag zur Lehrwerkwirkungsforschung. Röttger untersuchte empirisch die Unterrichtsarbeit mit den Lehrwerken „Sprachbrücke" und „Sichtwechsel" in Griechenland. Es stellte sich heraus, dass „Sprachbrücke" tendenziell positiv gesehen wird, der Zugang zu „Sichtwechsel" jedoch etwas schwieriger zu sein scheint. Bei beiden Lehrwerken wurde beobachtet, dass sie sogar interkulturelle Missverständnisse erzeugen können (vgl. Hu, 2005, S. 240).

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Bachmann, Saskia u. a. (1995, 1996): Sichtwechsel 1-3. München/Stuttgart (Klett).

Bausch, Karl-Richard/Christ, Herbert/Königs, Frank G. & Krumm1 Hans-Jür­gen (1999) (Hrsg.): Die Erforschung von Lehr- und Lernmaterialien im Kontext des Lehrens und Lernens fremder Sprachen. Tübingen (Narr).

Börner, Wolfgang/Vogel, Klaus (1999) (Hrsg.): Lehrwerke im Fremdsprachen­unterricht. Lernbezogene, interkulturelle und mediale Aspekte. Bochum (AKS) (Fremdsprachen in Lehre und Forschung, Bd. 23).

Duszenko, Maren (1994): Lehrwerkanalyse. Erprobungsfassung 7 /94. Mün­chen (Goethe-Institut).

Engel, Ulrich u. a. (1977, 1979): Mannheimer Gutachten. Bd. 1 und 2. Heidel­berg (Groos).

Henrici, Gert (1999): Von der Deskription zur Evaluation von Lehr-/Lernma­terialien oder: Welche Wirkung haben Medien auf den Lehr- und Lern­prozess? In: Bausch u. a. (1999), S. 84-88.

Hu, Adelheid (2005): Rezension zu: Röttger, Evelyn (2004): Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht. Das Beispiel Deutsch als Fremd­sprache in Griechenland. Hamburg (Kovac). In: Info DaF 32. Jg. Heft 2/3 (2005), S. 237-240.

Kast, Bernd /Neuner, Gerhard (1994) (Hrsg.): Zur Analyse, Begutachtung und Entwicklung von Lehrwerken für den fremdsprachlichen Deutschunter­richt. Berlin u. a. (Langenscheidt).

Krumm, Hans-Jürgen (1982) (Hrsg.): Lehrwerkforschung - Lehrwerkkritik. Deutsch als Fremdsprache. München (Kemmler + Hoch).

Krumm, Hans-Jürgen (1999): Zum Stand der Lehrwerkforschung aus der Sicht des Deutschen als Fremdsprache. In: Bausch u. a. (1999), S. 119-128.

Krumm, Hans-Jürgen/Ohms-Duszenko, Maren (2001): Lehrwerkproduktion, Lehrwerkanalyse, Lehrwerkkritik. In: Helbig, Gerhard u. a. (Hrsg.): Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. 2. Halbband. Berlin/New York (de Gruyter), S. 1029-1041.

Mebus, Gudula u. a. (1992): Sprachbrücke 1. Deutsch als Fremdsprache. 2. akt. Aufl. München (Klett).

Mebus, Gudula u. a. (1989): Sprachbrücke 2. Deutsch als Fremdsprache. Mün­chen (Klett).

Neuner, Gerhard (1994): Lehrwerkforschung - Lehrwerkkritik. In: Kast, Bernd/Neuner, Gerhard (Hrsg.) (1994): Zur Analyse, Begutachtung und Entwicklung von Lehrwerken für den fremdsprachlichen Deutschunter­richt. Berlin u. a. (Langenscheidt), S. 8-22.

Neuner, Gerhard (2003): Lehrwerke. In: Bausch, Karl-Richard/Christ, Herbert & Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. 4. Aufl. Tübingen/Basel (Francke), S. 399-402.

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Röttger, Evelyn (2004): Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht. Das Beispiel Deutsch als Fremdsprache in Griechenland. Hamburg (Ko­vac) (LINGUA. Fremdsprachenunterricht in Theorie und Praxis, Bd. 1).

2.3 Lehrwerkgenerationen

Lutz Götze (1994, S. 29-30) unterscheidet in Kast/Neuner (1994) fünf Lehr­werkgenerationen. Die erste Generation folgt dem traditionellen Grammatik­modell, die darauf folgende der audio-visuellen und audio-lingualen Me­thode. In den siebziger Jahren kommt es zur Integration der linguistischen Pragmatik. Die Sprechakttheorie beeinflusst die Ausarbeitung von Sprechakt­katalogen. Eine Sprache lernen bedeutet danach, Sprachhandeln zu erlernen. Zu dieser Generation gehören kommunikative Lehrwerke wie „Deutsch ak­tiv". Lehrwerke, die interkulturelle Ansätze berücksichtigen, ordnet Götze ei­ner vierten Generation zu und er skizziert auch eine fünfte Generation an Lehrwerken, in denen wieder alle vier Fertigkeiten trainiert und in denen For­schungsergebnisse der Psycholinguistik und der Zweitspracherwerbsfor­schung eine stärkere Rolle spielen würden.

Funk (2001, S. 282) hält die Lehrwerkgenerationenfrage für obsolet. Auch die Lehrwerke der neunziger Jahre („Moment mal!", „Eurolingua", „Stufen international") hätten sich in die Tradition der kommunikativen Lehrwerke eingereiht.

Götze sollte Recht behalten mit seiner Voraussage, dass die Zweitsprach­erwerbsforschung bei der Verfassung von Lehrwerken eine stärkere Rolle spielen würde. Das wird beispielsweise im Aufsatz von Koenig (2005) deut­lich. Koenig zeigt, wie das Übungsgeschehen zum Grammatikerwerb im Lichte neuerer Zweitspracherwerbsforschungen verändert werden sollte. An­gehenden Lehrwerksautorinnen, die sich einen schnellen Überblick über die Einflüsse der Zweitspracherwerbsforschung auf die Grammatikvermittlung in der Praxis verschaffen wollen, ist dieser Aufsatz sehr zu empfehlen.

Funk, Hermann (2001 ): Das Ende ist nah! Oder auch nicht. Zum Funktionswan­del der Fremdsprachenlehrwerke. In: Funk, Hermann/Koenig, Michael (2001) (Hrsg.): Kommunikative Fremdsprachendidaktik - Theorie und Praxis in Deutsch als Fremdsprache. München (Iudicium), S. 279-293.

Funk, Hermann und Michael Koenig (1996): Eurolingua Deutsch 1. Berlin (Cornelsen).

Götze, Lutz (1994): Fünf Lehrwerkgenerationen. In: Kast/Neuner (1994), S. 29-30.

Koenig, Michael (2005): Grammatikübungen unter der Lupe. Impulse für die Lehrwerksplanung und die Unterrichtsebene. In: Französisch heute, 36. Jg. Heft 2 (2005), S. 148-176.

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Müller, Martin u. a. (1996): Moment mal. Lehrbuch 1. Berlin/München (Lan­genscheidt).

Neuner, Gerd u. a. (1986): Deutsch aktiv. Neu. Lehrbuch lA. Berlin/München (Langenscheidt).

Vorderwülbecke, Anna & Vorderwülbecke, Klaus (1995): Stufen international 1. Deutsch als Fremdsprache für Jugendliche und Erwachsene. München (Klett).

2.4 Regionale Lehrwerkforschung

In den achtziger Jahren kommt es zu einer Neubewertung der örtlichen Lehr­und Lerntraditionen und in immer mehr Projekten werden „regionale Lehr­werke" entwickelt (vgl. Krumm, 1999, S. 125 oder Breitung/Lattaro, 2001, S. 1042).

Slivensky (1996) erforscht Lehrwerke, die in Japan erschienen sind. An eine Lehrwerkkritik ausgewählter Werke schließt sich eine Auswertung von Daten zur Wirkung der Lehrwerke an. Ein weiterer Beitrag zur Wirkungsfor­schung ist Terada/Holzer-Terada (2002). Sie vergleichen die Einflüsse zweier Lehrwerke auf die Interaktion im Unterricht. Eines der untersuchten Lehr­werke ist in Japan erschienen, das andere in Deutschland.

Fujiwara (1999) vergleicht siebzehn Bestseller japanischer Verlage des Jah­res 1998. Sie konzentriert sich vor allem auf kommunikativ orientierte Lehr­werke. Unter Bezugnahme auf die Beschreibung der Lehrwerkgenerationen von Götze (1994, S. 29-30) kommt sie zu dem Ergebnis, dass Lehrwerke der kommunikativen, dritten Phase großen Zuspruch erfahren. Sie stellt 1999 ein Fehlen von Materialien zur Entwicklung interkultureller Kompetenz fest (Fu­jiwara, 1999, S. 96).

Schart (2005) geht in seinem Aufsatz der Frage nach, wie die Arbeit mit dem Lehrwerk „Die Suche" bei japanischen Studierenden ankam. Sein Ziel ist es, eine mögliche Antwort auf die Frage zu finden, warum ein kluges Unter­fangen wie „Die Suche" auf dem Lehrbuchmarkt nicht überleben konnte. Schart möchte mit seinem Aufsatz auch einen Beitrag zur empirischen Wir­kungsforschung leisten (Schart, 2005, S. 1).

Breitung, Horst & Lattaro, Elisabeth (2001): Regionale Lehrwerke und Lehr­methoden. In: Helbig Gerhard u. a. (Hrsg.): Deutsch als Fremdsprache. Ein internationales Handbuch. 2. Halbband. Berlin/New York (de Gruy­ter), S. 1041-1053.

Eismann, Volker & Enzensberger, Hans-Magnus (1993): Die Suche. Das andere Lehrwerk für Deutsch als Fremdsprache. Band. I. München (Langen­scheidt).

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Fujiwara, Mieko (1999): Regionale Lehrwerkforschung: Entwicklungstenden­zen japanischer DaF-Lehrwerke unter besonderer Berücksichtigung kommunikativ orientierter Lehrwerke. Konan Universität. In: Gengo to bunka Nr. 3 (1999), S. 85-101.

Schart, Michael (2005): Die Suche - ein Nachruf. Das „andere Lehrwerk" aus der Sicht japanischer Studierender. In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht [Online], 10 (2), 20 Seiten. Abrufbar unter http://zif.spz.tu-darmstadt.de/jg-10-2/beitrag/Schart3.htm (18. Juli 2005).

Slivensky, Susanna (1996): Regionale Lehrwerkforschung in Japan. München (iudicium). (Studium Deutsch als Fremdsprache - Sprachdidaktik, Bd. 11)

Terada Tetsuo & Holzer-Terada, Sigrid (2002): Der Einfluss des Lehrwerks auf die Interaktion im Unterricht. In: Nakagawa Shinji/Slivensky, Susanna &

Sugitani, Masako (2002) (Hrsg.): Pädagogische Interaktion und interkul­turelles Lernen im Deutschunterricht. Innsbruck/Wien/München/Bo­zen (Studienverlag), S. 69-93.

2.5 Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen und Profile deutsch

Eine wesentliche Neuerung auf dem Lehrbuchmarkt bringen das Erscheinen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen und von „Profile deutsch", dessen „erste konkrete Umsetzung[ ... ] für eine Einzelspra­che" (Müller /Wertenschlag, 2002, S. 5).

Viele neue Lehrwerke, die in Deutschland nach 2000 erschienen sind, rich­ten sich nach den Niveaubeschreibungen des Gemeinsamen europäischen Re­ferenzrahmens. Eine Kurzbeschreibung zu „Profile deutsch" liefert Seiffert (2003). Als Einführung in den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen ist die Rezension von Quetz (2003) nützlich.

Der Referenzrahmen betont die Mehrsprachigkeit. Dieser Ansatz könnte in Japan Argumente gegen die Vorherrschaft des Englischen liefern (vgl. Fuji­wara, 2003, S. 98-99).

Fujiwara Mieko (2003): Rezension des Gemeinsamen europäischen Referenz­rahmens. In: Deutschunterricht in Japan, Heft 8 (2003), S. 95-99.

Glaboniat, Manuela u. a. (2002): Profile deutsch. Berlin u. a. (Langenscheidt). Müller, Martin & Wertenschlag, Lukas (2002): Vorbemerkung. In: Glaboniat

u. a. (2002), S. 5-6. Quetz, Jürgen (2003): Al - A2 - Bl - B2 - Cl - C2. Der Gemeinsame europäi­

sche Referenzrahmen. In: Deutsch als Fremdsprache, 40. Jg. Heft 1 (2003), S. 42-48.

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Seiffert, Christian (2003): Was ist und was will ,,Profile deutsch"? In: Deutsch als Fremdsprache, 40. Jg. Heft 4 (2003), S. 238-240.

Trim, John u. a. (2001): Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Spra­chen: lernen, lehren, beurteilen. Berlin u. a. (Langenscheidt).

2.6 Die Lehrwerke der Zukunft

Wie werden denn die Lehrwerke der Zukunft aussehen? Dieser Frage stellt sich Funk (2001) in einem Aufsatz. Seiner Ansicht nach wird das Lehrwerk ein Ankermedium bleiben, um das soziale Miteinander in der Kursgruppe und die Integration des Medienangebotes zu strukturieren. Die Lehrwerke werden in Zukunft auch für Verlage zum „Pflegefall", die im Internet Zusatzangebote anbieten müssen. In die Lehrwerkprogression können aktuelle Forschungser­kenntnisse eingearbeitet werden, was viele Lehrende bei den hohen Stunden­belastungen nicht leisten könnten (vgl. Funk, 2001, S. 290-291).

Im Bereich Grammatik kommt Funk zu folgenden Schlüssen:

„Gegenwärtig scheint ein ausbalanciertes Konzept von Training und formfokussierten sowie metakognitiven Verfahren, eingebunden in ein pragmatisches an sprachlichen Handlungen orientiertes von interkulturel­len Reflexionen begleitetes Lehrwerkkonzept dem Stand der didaktischen Forschung zum Grammatikunterricht und der Fremdsprachenerwerbs­forschung am ehesten zu entsprechen." (Funk, 2002, S. 215)

An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf den Aufsatz von Koenig (2005) verweisen, der Anregungen für das Verfassen von Grammatikübungen ent­hält, die dem gegenwärtigen Stand der Zweitspracherwerbsforschung ent­sprechen.

Funk, Hermann (2001 ): Das Ende ist nah! Oder auch nicht.. Zum Funktions­wandel der Fremdsprachenlehrwerke. In: Funk, Hermann & Koenig, Mi­chael (2001) (Hrsg.): Kommunikative Fremdsprachendidaktik - Theorie und Praxis in Deutsch als Fremdsprache. Festschrift für Gerhard Neuner zum 60. Geburtstag. München (iudicium), S. 279-293.

Funk, Hermann (2002): Grammatik im Fremdsprachenunterricht - über eine kreis- und pendelförmig verlaufende Debatte und ihre Wirkung auf die Lehrwerkplanung. In: Barkowski, Hans & Faistauer, Renate (2002) (Hrsg.): ... in Sachen Deutsch als Fremdsprache. Festschrift für Hans-Jür­gen Krumm zum 60. Geburtstag. Baltmannsweiler (Schneider Verlag Ho­hengehren), S. 203-215.

Koenig, Michael (2005): Grammatikübungen unter der Lupe. Impulse für die Lehrwerksplanung und die Unterrichtsebene. In: Französisch heute, 36. Jg. Heft 2 (2005), S. 148-176.

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2.7 Lehren und Lernen ohne Lehrbuch

Ab 2001 wurde in der Zeitschrift „Praxis des neusprachlichen Unterrichts" eine lebhafte Diskussion zum Thema „Fremdsprachen lernen ohne Lehrbuch" geführt.

So wie Bleyhl (1996, S. 340) einige Jahre zuvor, kritisiert Freudenstein (2001, S. 16-17) das lineare Grammatiklernen. Viele fremdsprachendidakti­sche Forschungen hätten ergeben, dass sich das Fremdsprachenlernen nicht an der Progression orientiere, die in der Schulgrammatik aufgelistet ist (Freu­denstein 2001, S. 16).

Ursula Vences (2002, S. 297) hält ein Lehrwerk als Leitmedium für unver­zichtbar. Gießing (2003, S. 93) gibt zu bedenken, dass ein Leitmedium auch in die falsche Richtung leiten könne.

Schäfer (2003) spricht sich zwar für das Lehrbuch aus, ist aber enttäuscht, welch schwaches Lernergebnis es mitbedingt. Er votiert für eine Änderung des Curriculums und empfiehlt andere Schwerpunkte, beispielsweise statt der Textanalyse das Verfassen von Essays, Zusammenfassungen, Stellungnah­men usw. Sprache soll also in verschiedenen Textsorten gebraucht werden. Für die Ausbildung der mündlichen Kompetenz sollte mehr diskutiert wer­den.

Gießing (2004, S. 84) spricht sich schließlich noch einmal gegen die lineare Grammatikprogression aus. So lange daran nichts geändert werde, könnten Änderungen nur oberflächlich bleiben.

Bleyhl, Werner (1996): Der Fallstrick des traditionellen Lehren und Lernens fremder Sprachen. Vom Unterschied zwischen linearem und nicht-linea­rem Fremdsprachenunterricht. In: Praxis des neusprachlichen Unter­richts, 43. Jg. Heft 4 (1996), S. 339-347.

Freudenstein, Reinhold (2001): Fremdsprachen lernen ohne Lehrbuch. Zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft fremdsprachlicher Unterrichtsma­terialien. In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts, 48. Jg. Heft 1 (2001), s. 8-19.

Gießing, Jürgen (2003): Fremdsprachen lernen trotz Lehrbuch. Weitere An­merkungen zur Rolle des Lehrwerks beim Fremdsprachenlernen. In: Pra­xis des neusprachlichen Unterrichts, 50. Jg. Heft 1 (2003), S. 91-93.

Gießing, Jürgen (2004): Zankapfel „Lehrbuch". Für und wider ein etabliertes Unterrichtsmittel. In: Theorie und Praxis des Unterrichts, 1. Jg. Heft 2 (2004), s. 82-84.

Schäfer, Werner (2003): Unterrichten ohne Lehrbuch? Einige unzeitgemäße Bemerkungen. In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts, 50. Jg. Heft 3 (2003), s. 305-311.

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Vences, Ursula & Freudenstein, Reinhold (2002): Fremdsprachen lernen ohne Lehrwerk? Anmerkungen zu einer kontroversen These. In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts, 49. Jg. Heft 3 (2002), S. 295-299.

2.8 Aufgabenbasiertes Lehren und Lernen

Vielleicht vermag ein Ansatz bei obiger Diskussion Abhilfe zu schaffen, der in der englischen Second-Language-Acquisition schon länger diskutiert wird, aber sich noch zu wenig in der Deutsch-als-Fremdsprache-Didaktik etabliert hat: das aufgabenbasierte Lernen und Lehren oder „ Task-Based Language Learning and Teaching". Die kürzlich erschienene Festschrift für Michael K. Legutke ist diesem Thema gewidmet.

Jane Willis argumentiert, dass Interagieren in der Fremdsprache zu mehr Lerneffekt führen könnte als das Arbeiten mit grarnmatikorientierten Übungen.

„Tasks remove the teacher domination, and learners get chances to open and close conversations, to interact naturally, to interrupt and challenge, to ask people to do things and to check that they have been done. Much of this will involve composing in real time. The resulting interaction is far more likely to lead to increased fluency and natural acquisition than form­focused exercises that encourage leamers to get it right from the begin­ning." (Willis, 1996, S. 18).

Hier bietet sich noch ein Betätigungsfeld für zukünftige Lehrwerkautorinnen: das Entwerfen von Aufgaben, die das Interagieren zwischen den Kursteilneh­mer Innen anregen.

Müller-Hartmann & Schocker-von Ditfurth, Marita (2005) (Hrsg.): Aufgaben­orientierung im Fremdsprachenunterricht. Festschrift für Michael K. Le­gutke. Tübingen (Narr).

Willis, Jane (1996): A Framework for Task-Based Leaming. Harlow (Longman).

2.9 Qualitätsbewertung von Lehrmaterialien

Wer schon vorhandene Lehrmaterialien einer Qualitätsbewertung unterzie­hen möchte, wird im Quality guide (Lasnier u. a. 2000) vielleicht ein geeigne­tes Instrument finden.

In diesem Leitfaden werden drei Stufen eines Prozesses bewertet: Das De­sign („davor"), die Umsetzung („während") und die Ergebnisse („danach"). Auf der CD-Rom findet sich folgender Erklärungstext dazu (Kapitel Erklä­rungsmodus):

„Die Qualität des Programms/Materials wird durch Fragen und Indikato­ren auf allen drei Stufen in Relation zu den allgemeinen Qualitätsprinzi-

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pien überprüft und ausgewertet. Das Ergebnis dieses Überprüfungspro­zesses ist ein Profil der erreichten Qualität. Dieses Profil kann Hinweise auf Aspekte liefern, die im Programm/Material nicht ausreichend abge­deckt sind; Hinweise, die wieder in die Designstufe einfließen und so die Qualität des Sprachlernangebots weiter erhöhen können."

Die allgemeinen Qualitätsprinzipien sind: Relevanz, Transparenz, Attraktivi­tät, Reliabilität, Flexibilität, Generierungsfähigkeit, Partizipation, Effizienz, Sozialisation. Bei der Entwicklung dieser Prinzipien wurden allgemeine Kon­zepte von Qualität und gegenwärtige Sprachlehr- und lerntheorien aufeinan­der bezogen und für diesen Qualitätsleitfaden adaptiert.

Als Beispiel für die praktische Analyse sei der Bereich „Design" genauer dargestellt. Er gliedert sich in die vier Untergruppen „Präsentation", „Organi­sation", „Aktivitäten" und „Inhalte". Der Bereich „Präsentation" wurde wei­ter in die Untergruppen „Illustration", „Layout", „Farbe und Musik" und „Navigation" differenziert, der Bereich „Aktivitäten" beispielsweise in „Fer­tigkeiten", 11Pädagogische Aufgaben", „Authentische Aufgaben", „Lernstra­tegien". Gemäß den oben genannten Qualitätsprinzipien wurden Leitfragen erstellt, nach deren Beantwortung sich ein Qualitätsprofil ergibt. Positives und Versäumnisse werden graphisch sichtbar und können Lehrende zu Ver­besserungen anregen.

Funk (2004, S. 44-47) schlägt einen Fragenkatalog vor, der Lehrenden hel­fen könnte, für die eigene Unterrichtssituation das geeignetste Lehrwerk aus­zusuchen. Obwohl die Forschungen zum Zweitsprachenerwerb teilweise wi­dersprüchliche Ergebnisse bringen, ergeben sich doch ein paar Leitfragen, die der derzeitigen fachdidaktischen Diskussion entsprechen. Der von Funk vor­geschlagene Fragenkatalog will nicht Normen vorgeben, sondern den Lehren­den ein Instrument zur Entscheidungsfindung an die Hand geben.

Funk, Hermann (2004): Qualitätsmerkmale von Lehrwerken prüfen - ein Ver­fahrensvorschlag. In: Babylonia, Heft 3 (2004), S. 41-47. Im Internet als pdf­Datei unter: www.babylonia-ti.ch/BABY304/funkde.ch (9. Sep. 2005).

Lasnier, Jean-Claude/Morfeld, Petra/North, Brian/Serra Borneto, Carlo & Spaeth, Preben (Hrsg.) (2000): Quality guide. Qualitätshandbuch zur Be­wertung und Entwicklung von Programmen und Materialien zum Spra­chenlernen. CD-Rom. Brüssel (Europäische Kommission).

2.10 Zur Vertiefung für Lehrwerkautorinnen und -autoren

Welche Arbeiten könnten noch interessant sein für Lehrwerkautorinnen oder -kritikerlnnen? Prinzipiell wohl alles, was zum Bereich Spracherwerb erschie­nen ist. Da dies unmöglich aufzulisten ist, folgen nun ein paar subjektive Tipps.

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Das Aufgabenhandbuch gibt einen Überblick über erprobte Übungsfor­men (Häussermann/Piepho, 1996).

Eine interessante Studie zum Grammatikerwerb ist die Arbeit „Gramma­tikunterricht: Alles für der Katz?" (Diehl u. a., 2000). Die Autorinnen haben (wie schon andere Forscherinnen vor ihnen) in einer Langzeitstudie Erwerb­sphasen beim Grammatikerwerb beobachtet. Diese können, so die Erkennt­nis, durch Instruktion nicht verändert werden. Lehrende sollten deshalb zur Einsicht finden, dass in einer limitierten Zeitspanne nur gewisse Bereiche der Grammatik erworben werden können. Deshalb plädieren sie für eine fla­chere Progression beim Grammatikstoff. Das heißt nun nicht, dass das Ni­veau abgesenkt werden soll, sondern dass die Zeit besser dafür genützt wer­den soll, den geringen Lernzuwachs zu konsolidieren (Diehl u. a., 2000, S. 372-377). Diese Empfehlungen führten auf dem Lehrbuchmarkt schon zu Konsequenzen. Im Lehrbuch „Schritte" beispielsweise ist die Grammatik­progression sehr flach und es gibt Übungsvorschläge zur Binnendifferenzie­rung, damit alle Lernenden gemäß ihrem Wissensstand effektiv gefördert werden können (vgl. Diehl, 2000, S. 379 und Klimaszyk/Krämer-Kienle, 2004, S. 9-10).

Eine spannende und vergnügliche Lektüre zum mentalen Lexikon ist Jean Aitchison (1997). Christiane Neveling (2004a) geht in ihrer Studie der Frage nach, welche langfristigen Lernergebnisse beim Lernen mit Wörternetzen zu beobachten sind. Die verwendete Wörternetz-Strategie orientiert sich an For­schungsergebnissen zum mentalen Lexikon. Diese Strategie könnte auch für japanische Lernende interessant sein, die mehr daran gewöhnt sind, Vokabel­listen auswendig zu lernen (siehe auch Köster 2005 oder den Aufsatz von Ne­veling 2004b).

LingoFox ist eine leicht zu bedienende Software, mit der Übungen erstellt werden können. Es wird ein Textkorpus eingegeben, die Software analysiert die Texte und danach können verschiedene Übungstypen erstellt werden (vgl. Florin, 2004, 378-379).

Aitchison, Jean (1997): Wörter im Kopf. Eine Einführung in das mentale Lexi­kon. Tübingen (Niemeyer).

Diehl, Erika/Christen, Helen/Leuchtenberger, Sandra/Pelvat, Isabelle & Stu­der, Therese (2000): Grammatikunterricht: Alles für der Katz? Untersu­chungen zum Zweitspracherwerb des Deutschen. Tübingen (Niemeyer).

Florin, Karl-Walter (2004): Rezension zu Thierbach, Peter und Meinolf Mer­tens: LingoFox. Arbeitsblätter für den modernen Sprachunterricht auf Basis beliebiger Texte selbst erstellen. CD-Rom. In: Info DaF, 31. Jg. Heft 2/3 (2004), s. 377-380.

Häussermann, Ulrich & Piepho, Hans-Eberhard (1996): Aufgaben-Handbuch

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Deutsch als Fremdsprache. Abriß einer Aufgaben- und Übungstypolo­gie. München (iudicium).

Klimaszyk, Petra & Krämer-Kienle, Isabel (2003): Schritte 1. Deutsch als Fremdsprache. Lehrerhandbuch. Ismaning (Hueber).

Köster, Lutz (2005): Rezension zu: Christiane Neveling (2004): Wörterlernen mit Wörternetzen. Eine Untersuchung zu Wörternetzen als Lernstrategie und Forschungsvorhaben. Tübingen (Narr). In: Info Daf, 32. Jg. Heft 2/3 (2005), S. 224-225.

Neveling, Christiane (2004a): Wörterlernen mit Wörternetzen. Eine Untersu­chung zu Wörternetzen als Lernstrategie und Forschungsvorhaben. Tü­bingen (Narr).

Neveling, Christiane (2004b ): Wörterlernen mit Wörternetzen - eine kognitiv­affektive Strategie. In: Börner, Wolfgang & Vogel, Klaus (2004) (Hrsg.): Emotion und Kognition im Fremdsprachenunterricht. Tübingen (Narr), s. 190-216.

Riemer, Claudia (2002): Rezension zu: Diehl, Erika/Christen, Helen/Leuch­tenberger, Sandra/Pelvat, Isabelle & Studer, Therese (2000): Grammatik­unterricht: Alles für der Katz? Untersuchungen zum Zweitspracherwerb des Deutschen. Tübingen (Niemeyer). In: Info DaF, 29. Jg. Heft 2/3 (2002), S. 141-145.

2.11 Rezensionen von Neuerscheinungen auf dem Lehrwerkmarkt

Da in Japan vor allem Anfängerinnen unterrichtet werden, konzentriere ich mich in diesem Teil auf Lehrwerke für die Grundstufe.

Seit dem Erscheinen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens und „Profile deutsch" ist Bewegung in den deutschen Lehrbuchmarkt gekom­men. Die Rezensionen von Vitz-Manetti (2003), Michalak (2003), Pistorius (2004), Spaniel (2004) und Sehreiter (2004) sind beschreibend und eher affir­mativ. Ina Sehreiter rezensiert in ihrem Aufsatz „Tangram", „Eurolingua" und „Unterwegs". Stein-Baßler (2005) äußert sich sehr kritisch gegenüber dem Lehrwerk 11Delfin". Es wäre eine Rückkehr „zur rein imitativen audiolingua­len Methode, zur Lateingrammatik und zum Frontalunterricht" (Stein-Baßler, 2005, S. 52). Vitz-Manetti (2003) und Tichy (2005) empfinden das Lehrwerk nicht als so negativ, aber beide (Vitz-Manetti, 2003, S. 149; Tichy, 2005, S. 112) weisen darauf hin, dass „Delfin" einer steilen Grammatikprogression folgt. Für den japanischen Kontext ist von Fall zu Fall zu überlegen, ob diese ge­wünscht ist.

Martens-Berkenbrink (2004, S. 312) und Rodi (2004, S. 311) betonen, dass das Lehrwerk „Berliner Platz" vor allem für Lernende geschrieben wurde, die schon in Deutschland leben und einwandern wollen.

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Nach Tichy ist „Dimensionen 2" ein Lehrwerk für „lerngewohnte jugend­liche und erwachsene Lerner, die bereits eine oder mehrere Fremdsprachen erlernt haben" (Tichy, 2005, S. 189). Positiv zu vermerken sei an dem Lehr­werk, dass die D-A-CH-Orientierung konsequent durchgehalten wird (vgl. Ti­chy, 2005, S. 189). Das Lehrwerk „Schritte" wird von einer koreanischen Lehr­kraft rezensiert, die es für ein „durchdachtes und gut funktionierendes Mate­rial" (Son, 2005, S. 129) hält.

Der Klassiker „Themen neu" ist graphisch überarbeitet worden und als „ Themen aktuell" erschienen. „ Themen neu 1" und „ Themen neu 2" sind gleichzeitig in jeweils zwei Halbbänden auf den Markt gekommen. Die Halb­bände enthalten jeweils den Lehrbuch- und den Arbeitsbuchteil (Keil, 2005, S. 108-109). Bei diesen beiden Bänden sei es im Großen und Ganzen bei der gra­phischen Überarbeitung geblieben, nur Band 3 sei inhaltlich neu konzipiert worden. Keil vermerkt als positiv, dass es zu den Themen-Bänden viele Zu­satzmaterialien gibt (Keil, 2005, S. 110). Mayer findet die neue Version enttäu­schend, gerade aufgrund des Mangels an Aktualität (e-mails, Handys) (Mayer, 2004, S. 73).

Keil, Stefan (2005): Rezension der Lehrwerke „Themen 1 aktuell" und „The­men 2 aktuell". In: Info DaF, 32. Jg. Heft 2/3 (2005), S. 108-110.

Mayer, Oliver (2004): Rezension des Lehrwerks „ Themen 1 aktuell". In: Deutschunterricht in Japan, Heft 9 (2004), S. 72-73.

Martens-Berkenbrink, Ursula (2004): Rezension des Lehrwerkes „Berliner Platz". In: Info DaF, 31. Jg. Heft 2/3 (2004), S. 312-314.

Michalak, Magdalena (2003): „Passwort Deutsch". Zu einem neuen Lehrwerk für die Grundstufe. In: Deutsch als Fremdsprache, 40. Jg. Heft 3 (2003), S. 174-175.

Pistorius, Hannelore (2004): „geni@l" -Deutsch als Fremdsprache für Jugend­liche. In: Deutsch als Fremdsprache, 41. Jg. Heft 1 (2004), S. 44-47.

Rodi, Margarete (2004): Rezension des Lehrwerkes „Berliner Platz". In: Info DaF, 31. Jg. Heft 2/3 (2004), 6. 310-312.

Sehreiter, Ina (2004): In Lehrwerken geblättert ... In: Deutsch als Fremdspra­che, 41. Jg. Heft 4 (2004), S. 239-244.

Son, Seonghu (2005): Rezension des Lehrwerkes „Schritte". In: Info DaF, 32. Jg. Heft 2/3 (2005). S. 126-129.

Spaniel, Dorothea (2004): geni@l. Deutsch als Fremdsprache für Jugendliche. In: Info DaF, 31. Jg. Heft 2/3 (2004), S. 230-232.

Stein-Baßler, Dorothea (2005): „Delfin" - Revival der 70er Jahre in der DaF­Methodik. In: Deutsch als Fremdsprache, 42. Jg. Heft 1 (2005), S. 47-52.

Tichy, Ellen (2005): Rezension des Lehrwerkes „Delfin". In: Info DaF, 32. Jg. Heft 2/3 (2005), S. 111-112.

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Tichy, Ellen (2005): Rezension des Lehrwerkes „Dimensionen 2". In: Info DaF, 32. Jg. Heft 2/3 (2005), S. 189-190.

Vitz-Manetti, Susanne (2003): Rezension des Lehrwerkes „Delfin". In: Info DaF, 30. Jg. Heft 2/3 (2003). S. 148-150.

Die in Abschnitt 2.11 zitierten Lehrwerke: Albrecht, Ulrike u. a. (2001): Passwort Deutsch 1- der Schlüssel zur deutschen

Sprache. Kurs- und Übungsbuch. Stuttgart (Klett). Aufderstraße, Hartmut u. a. (2003): Themen 1 aktuell. Kursbuch und Arbeits­

buch. Lektion 1-5. Ismaning (Hueber). Aufderstraße, Hartmut u. a. (2003): Themen 1 aktuell. Kursbuch und Arbeits­

buch. Lektion 6-10. Ismaning (Hueber). Aufderstraße, Hartmut u. a. (2004): Themen 2 aktuell. Kursbuch und Arbeits­

buch. Lektion 1-5. Ismaning (Hueber). Aufderstraße, Hartmut u. a. (2004): Themen 2 aktuell. Kursbuch und Arbeits­

buch. Lektion 6-10. Ismaning (Hueber). Aufderstraße, Hartmut u. a. (2003): Themen 1 aktuell. Kursbuch. Ismaning

(Hueber). Aufderstraße, Hartmut u. a. (2001): Delfin 1. Lehrbuch. Ismaning (Hueber). Bahlmann, Clemens u. a. (1998): Unterwegs. Lehrwerk für die Mittelstufe.

Kursbuch. Berlin/München (Langenscheidt). Boverman, Monika u. a. (2003): Schritte 1. Deutsch als Fremdsprache. Kurs­

und Arbeitsbuch. Ismaning (Hueber). Bock, Heiko u. a. (2003): Themen 1 aktuell. Arbeitsbuch. Ismaning (Hueber). Dallapiazza, Rosa-Maria u. a. (1998): Tangram 1. Deutsch als Fremdsprache.

Kursbuch. Ismaning (Hueber). Funk, Hermann u. a. (2002): geni@l. Deutsch als Fremdsprache für Jugendli­

che. Kursbuch Al. Berlin/München (Langenscheidt). Funk, Hermann u. a. (2003): geni@l. Deutsch als Fremdsprache für Jugendli­

che. Kursbuch A2. Berlin/München (Langenscheidt). Funk, Hermann & Koenig, Michael (1996): Eurolingua Deutsch 1. Berlin (Cor­

nelsen). Jenkins, Eva-Maria u. a. (2003): Dimensionen 2. Lehrwerk Deutsch als Fremd­

sprache. Lernstationen 6-10. Ismaning (Hueber). Jenkins, Eva-Maria u. a. (2003): Dimensionen 2. Lehrwerk Deutsch als Fremd­

sprache. Magazin 2. Lernstationen 6-10. Ismaning (Hueber). Lemcke, Christiane u. a. (2002): Berliner Platz 1. Deutsch im Alltag für Er­

wachsene. Lehr- und Arbeitsbuch 1. Berlin u. a. (Langenscheidt). Perlmann-Balme, Michaela u. a. (2004): Themen 3 aktuell. Zertifikatsband. Is­

maning (Hueber).

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3. KLEINE AUSWAHL JAPANISCHSPRACHIGER LITERATUR

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3.1 Die achtziger Jahre-Diskussionen und Debatten über Lehrwerke in Japan

Die Lehrwerkforschung in Japan hat noch keine lange Geschichte. In den acht­ziger Jahren kamen jedes Jahr über hundert neue Deutschlehrbücher - ein­schließlich verbesserter Auflagen - auf den japanischen Buchmarkt. In den „Berichten des Japanischen Deutschlehrerverbandes11 findet man schon in dieser Zeit Erwähnungen zum Thema Lehrwerke, z.B. über die Lage der Lehrbücher (Kutsuwada, 1980), den Wortschatz (Ueda, 1983) und die Beispiel­sätze in japanischen Lehrbüchern (Tachibana, 1984 und Ueda, 1985), über Vi­deomaterialien (Nakayama, 1986 und Saitö, 1987), und Betrachtungen einer Redakteurin über den Wandel der japanischen Lehrbücher (Kishi, 1988). Leb­hafte Diskussionen und Debatten wurden bereits geführt, aber bis Ende der achtziger Jahre kannte man im Deutschunterricht im japanischen Hochschul­bereich fast nur die Aufteilung in „Grammatik" und „Lektüre". Der Lehr­buchmarkt selbst war mehr als doppelt so breit wie heute, trotzdem gab es damals unter Deutschlehrenden keine gemeinsame didaktisch-theoretische Grundlage, auf der sich eine Lehrwerkforschung hätte entwickeln können.

Doitsugo Kyoiku Bukai (Hrsg.): Doitsugo kyoiku bukai kaihö (= DKBK) [Be-richte des Japanischen Deutschlehrerverbandes].

Kishi, Yoshiko (1988): henshu no genba kara mita kyökasho [Das deutsche Lehrbuch im Wandel der Zeit]. In: DKBK, 33, S. 26-30.

Kutsuwada, Osamu (1980): kyökasho wa dare no tarne, nan no tarne [Beden­ken über die Lage der Lehrbücher]. In: DKBK, 17, S. 23-27.

Nakayama, Jun (1986): Nihon no bideo kyözai ni kansuru hihyö [Rezension über die japanischen Videomaterialien]. In: DKBK, 29, S. 40-42.

Saitö, Yoshihiko (1987): doitsugo no kyöiku to bideo kyözai-shöwa 61 nenndo kyöikuhöhö tö kaizen purojekuto [Deutschunterricht und Video als Lehrstoff]. In: DKBK, 32, S. 14-17.

Tachibana, Yoshihiro (1984): Eulen nach Athen- shokyu yö kyözai no reibun wo megutte - [Über Beispielsätze in japanischen Deutschlehrbüchern für Anfänger]. In: DKBK, 25, S. 22-26.

Ueda, Yasunari (1983): doitsugo kyökasho no goi chösa ni tsuite [Wortschatz­untersuchungen in japanischen Deutschlehrbüchern]. In: DKBK, 24, S. 44-49.

Ueda, Yasunari (1985): doitsugo kyökasho no naka no reibun ni tsuite no ichi shoken [Bemerkungen über Beispielsätze in Deutschlehrbüchern - Vom Gesichtspunkt der feministischen Linguistik aus]. In: DKBK, 27, S. 28-32.

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3.2 Die neunziger Jahre - Lehrwerke in Deutschland und „eigene Lehrmaterialien" [ = jishu kyözai]

Nach der Revision des Hochschulgesetzes 1991 ist der Deutschunterricht in Japan zwar quantitativ im Vergleich zu früher rasch zurückgegangen, aber als Wahlfächer wurden und werden immer noch mehrere Varianten von Deutschkursen angeboten, z.B. „Kommunikation Deutsch", „Landeskunde in deutschsprachigen Ländern", „Vorbereitungskurs für das Sprachdiplom Deutsch" usw.

Erst in den neunziger Jahren findet man Abhandlungen zum Thema Lehr­werke und Lehrwerkanalyse. Zuerst richtete sich das Interesse der japani­schen Forschenden auf die Lehrbücher, die in Deutschland erschienen.

1991 analysierte Sugitani im Hinblick auf die Wende von der audiolingu­alen Methode zum kommunikativen Ansatz einige Lehrbücher, z. B. „Deutsch 2000", "Deutsch aktiv I", „Deutsch aktiv Neu IA", „Themen I" und „Sprach­brücke I". Mitte der neunziger Jahre berichtete Nakagawa über den Wandel der Lehrbücher in Deutschland und stellte in Bezug auf die Landeskunde die Lehrwerkforschung von Reinhard Ammer vor. Drei Jahre darauf lenkte Ino­mata 1997 wieder die Aufmerksamkeit auf neue Tendenzen der Lehrbücher aus Deutschland. Der Autor gab zuerst einen Überblick über die Lehrwerk­entwicklung in Deutschland, dann wies er vor allem auf Schwierigkeiten so­wie Möglichkeiten bei der Verwendung des Lehrwerks „Die Suche" im Deutschunterricht in Japan hin.

„Die Suche" erregte auch bei anderen japanischen Forschenden großes Aufsehen. Im Frühling 1996 fanden an den Goethe-Instituten in Tokyo und Kyoto Workshops zum Thema „Die Suche" unter der Leitung von Brigitte Helmling, einer Mitarbeiterin des Lehrwerks, statt. Engagierte Deutschleh­rende nahmen damals die Herausforderung an, mit diesem Lehrwerk den Deutschunterricht zu verändern und ihn noch effektiver zu gestalten. 1998 er­läuterte Wakisaka die Erweiterung der Lernstrategien in diesem Lehrwerk, z.B. „Entdeckendes Lernen" nach dem Prinzip „Hypothesen suchen und fin­den". Das Echo dieses „anderen", alternativ orientierten Lehrwerks klang dann jedoch in Japan schon bald aus.

In den neunziger Jahren kann man einen weiteren Trend im Rahmen des Themas Lehrwerke nicht übersehen. Nicht wenige Lehrende bemühten sich, so genannte „eigene Lehrmaterialien" [ = jishu kyözai] herzustellen und ver­wendeten sie in ihrem Unterricht. Diese Materialien sind kein in sich ab­geschlossenes Druckwerk, sondern im Laufe des Semesters entwickeln sie sich nach den Bedürfnissen und Interessen der Lehrenden sowie der Lernen­den. Den Pionieren in diesem Bereich gehörte Sekiguchi an. Er gab verschie­dene Lehrbücher, z.B. „Hallo München!" (mit Video), heraus, und auf dem

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SFC [ = Shönan Fujisawa Campus] an der Keio Universität beteiligte er sich stän­dig mit seinem Team an der Entwicklung von Lehrmaterialien, die der Gestal­tung ihres Unterrichts entsprachen. 1993 berichtete er mit seinen Kollegen in einem Sammelband über ihr bahnbrechendes Projekt. Im selben Jahr veröf­fentlichte er auch eine Analyse von eigenen Übungsmaterialien, die aufgrund von Forschungsergebnissen zu den Augenbewegungen der Lernenden er­stellt worden war und die interessante Erkenntnisse über die Informations­verarbeitung der Lernenden hervorbrachte.

Aufderstraße, Hartmut u. a. (1983): Themen 1. Lehrwerk für Deutsch als Fremdsprache. Kursbuch. Ismaning (Hueber.)

Inomata, Masahiro (1997): Yunyü doitsugo kyökasho shiyöjö no shomondai [Über Lehrbücher Deutsch als Fremdsprache]. In: Waseda shögaku dökökai bunka ronnsyü, 11, S. 25-58.

Mebus, Gudula u. a. (1987): Sprachbrücke I. Deutsch als Fremdsprache. Stutt­gart (Klett).

Nakagawa, Shinji (1994): doitsugo kyökasho no hensen to randesukunde. [Lehrwerkforschung und Landeskunde]. In: DKBK, 45, S. 55-62.

Neuner, Gerhard u. a. (1979): Deutsch aktiv I. Ein Lehrwerk für Erwachsene. München (Langenscheidt).

Neuner, Gerhard et al. (1986): Deutsch aktiv Neu lA. Ein Lehrwerk für Er­wachsene. Berlin/München (Langenscheidt).

Schäpers, Roland u. a. (1972): Deutsch 2000. München (Hueber). Sekiguchi, Ichiro / Saitö, Takaomi (1993): Gankyü undö ni motozuku gogaku

kyözai no bunseki hyöka [Eine Analyse der didaktischen Lehrmateria­lien aufgrund der Forschungsergebnisse der Augenbewegungen]. In: DKBK, 44, S. 20-29.

Sekiguchi, Ichiro (Hrsg.) (1993): Keio Shönan Fujisawa Campus. gaikokugo kyöiku eno chösen - atarashi gaikokugo wo mezashite [Zur Erneuerung des Fremdsprachenunterrichts. Herausforderungen und Versuche auf dem SFC der Keio Universität]. Tokyo (Sanshüsha), S. 76-102.

Sekiguchi, Ichirö (1992): Hallo München! Tokyo (Hakusuisha). Sugitani, Masako (1991): Kaiwa kara ibunka komyünikeishon e - gaikokugo

toshite no doitsugo kyözai no nagare [Von der „Konversation" zur „In­terkulturellen Kommunikation" - Zu Entwicklungstendenzen der Lehr­werke für Deutsch als Fremdsprache]. In: Kansai daigaku kenkyü sentä, 15, s. 31-45.

Wakisaka, Yutaka (1998): Kyözai kenkyü: „Die Suche" no syokyü kurasu deno shiyö ni tsuite [Über Anwendungsmöglichkeiten des Lehrwerks „Die Suche" im Anfängerunterricht]. In: Tenri daigaku gogaku kyöiku sentä gaikokugo kyöiku - Riron to jissen -, 24, S. 59-70.

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3.3 Die letzten Entwicklungen und die Zukunftsperspektiven

Um die Jahrtausendwende erkennt man in Japan eine neue Phase in der Lehr­werkforschung. Einerseits begannen japanische Autorinnen und -autoren selbst, z.B. Itayama und Satö, das Gesamtkonzept ihrer eigenen Lehrbücher, „Farbkasten Deutsch" bzw. „Szenen", vorzustellen und konkrete Beispiele aus der Unterrichtspraxis anzuführen. Die Autorinnen setzten sich mit der Überwindung der traditionellen Aufteilung in „Grammatik" und „Lektüre" auseinander und versuchten, die Förderung der vier Fertigkeiten, d. h. Spre­chen, Hören, Lesen und Schreiben, in den Deutschunterricht zu integrieren. Aus der Notwendigkeit, nach ihrem eigenen Konzept ein regionales Lehr­werk herzustellen, verfassten sie sowohl ihre Lehrbücher als auch ihre Bei­träge. Ihre Bemühungen führten zur lange gewünschten Einstiegsphase in die regionale Lehrwerkforschung, aber für deren Etablierung werden künftig ein kritischer Abstand zu den eigenen Produkten und empirische Datenerhebun­gen notwendig sein.

Andererseits veröffentlichten in Japan einige DaF-Forschende, z.B. Fuji­wara, Terada/Holzer und Schart, deutsche Abhandlungen zum Thema Lehr­werke (siehe die Leseempfehlungen von Vögel, Abschnitt 2.4). Neben diesen Arbeiten ist der Versuch von Yamamoto bemerkenswert, weil der Autor sein Lehrbuch „Deutsch ist leicht" im Rahmen der Lernmotivation bei Anfängern betrachtet. Er warf die Frage auf, welche Einflüsse Lehrbücher auf die Lernen­den ausüben könnten.

Zurzeit beschäftigen sich auch angehende Forschende in ihren Magister­arbeiten mit dem Thema Lehrwerke. Ihr Blick richtet sich auf Lehrwerke nicht nur in den deutschsprachigen Ländern, sondern auch in Japan. Sie werden sicher bald einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der japanischen DaF­Szene leisten. Eine fundiertere Lehrwerkforschung setzt in Japan also gerade ein.

Itayama, Mayumi u. a. (1999): Farbkasten Deutsch. Tokyo (Sanshiisha). Itayama, Mayumi u. a. (2002): Farbkasten Deutsch neu 1. Tokyo (Sanshüsha). Itayama, Mayumi / Morita, Masami (2004) (Hrsg.): Gakushusha chushin no

gaikokugo kyöiku wo mezashite - Rhütsii kagaku daigaku doitsugo kyöjuhö workshop ronbunshü - [Wege zu einem gemeinsamen Ziel -Lernerzentrierter Fremdspachenunterricht]. Tokyo (Sanshiisha).

Satö, Shiiko u. a. (1998): Szenen 1. Tokyo (Sanshiisha). Satö, Shiiko u. a. (2000): Szenen 2. Tokyo (Sanshüsha). Satö, Shüko u. a. (2001): Szenen neu 1. Tokyo (Sanshüsha). Satö, Shüko (2001): Nyiimon, syokyü jugyö to randesukunde [Landeskunde

im Deutschunterricht für Anfänger]. In: Morita, Masami (Hrsg.): Rande­sukunde saikö, sögöteki gengo gakusyii ni mukete - gakusyü mokuhyö,

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Lehrwerkforschung, Lehrwerkanalyse, Lehnverkkritik, Lehren ohne Lehrwerk

kyözai, kyöjuhö [Landeskunde als integrierter Bestandteil im DaF-Un­terricht - Lernziele, Materialien und Methoden]. Tökyö (Studienreihe der Japanischen Gesellschaft für Germanistik, Bd. 6), S. 50-69.

Satö, Shüko u. a. (2004): Szenen 2. Neue Version. Tokyo (Sanshüsha). Yamamoto, Yöichi (1998): Deutsch ist leicht. Tokyo (Hakusuisha). Yamamoto, Yöichi (2003): gakushü no motivation keisei to kyökasho no eikyö

- doitusugo wo hajimete manabu gakushüsha no baai [Lernmotivation und Einfluss des Lehrbuches bei Deutschanfängern]. In: JALT 2002. To­kyo, S. 90-97.

Yamamoto, Yöichi (2004): Deutsch ist leicht. Neu. Tokyo (Hakusuisha).

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