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Leitfaden VABO 2016-2017 1 MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT Leitfaden für das VABO Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) Überarbeitete Auflage ab Schuljahr 2016/2017 - Grundlagen bilden die neuen Schulversuchsbestimmungen für das VABO

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Leitfaden VABO 2016-2017

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MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT

Leitfaden für das VABO

Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO)

Überarbeitete Auflage ab Schuljahr 2016/2017 -

Grundlagen bilden die neuen Schulversuchsbestimmungen für das VABO

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Leitfaden VABO 2016-2017

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HINWEIS

Die erste Ausgabe des Leitfadens erschien zu Beginn des Schuljahres 2015-2016.

In diesem Schuljahr wurden über 8400 Schüler in mehr als 510 Vorqualifizierungsklassen

Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen in Baden-Württemberg

unterrichtet. Viele Kolleginnen und Kollegen unterrichteten zum ersten Mal Schüler in VABO-

Klassen und wurden dadurch vor neue Herausforderungen gestellt.

Der gewaltige Zuwachs an VABO-Klassen macht Änderungen zum Schuljahr 2016-2017 in

den Schulversuchsbestimmungen und der Stundentafel des VABO notwendig: Das VABO

wird modifiziert. Die Basis dafür ist eine effektive Sprachförderung und die möglichst

frühzeitige parallele Integration in Regelbildungsgänge. Außerdem werden zusätzliche

Förderangebote durch Ehrenamtliche eingebunden.

Die überarbeitete Ausgabe des Leitfadens VABO basiert auf den Erfahrungswerten und

Beispielen aus dem Schuljahr 2015/2016 und ergänzt die erste Ausgabe insbesondere durch

die Themen, wie VABO-Konzept, Lernberatung und Handlungskompetenz. Die Inhalte des

vorliegenden Leitfadens berücksichtigen den aktuellen VABO-Ausarbeitungsstand bis zum

Redaktionsschluss am 31.05.2016. Das wichtige Thema der punktuellen Integration in

andere Bildungsgänge soll in der nächsten Ausgabe stärker beleuchtet werden.

Um den Kollegen eine unterstützende Orientierung zu bieten, wurden die Ergänzungen und

Überarbeitungen mit der ersten Ausgabe zusammengeführt. So benötigt man für das

aktuelle Arbeiten lediglich die nun hiermit vorliegende Version des Leitfadens.

Der Arbeitsgruppe „Leitfaden VABO“ des Kultusministeriums gehören Winfried Klingler,

Regierungspräsidium Stuttgart, Nelly Zeiler und Roswitha Schäfer, Regierungspräsidium

Tübingen, Christian Liebl, Regierungspräsidium Freiburg sowie Astrid Bohländer, Jutta

Schamel und Daniel Wunsch, Regierungspräsidium Karlsruhe, an.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und

weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten

gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

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Inhaltsverzeichnis

1. Zielsetzung .............................................................................................................. 5

1.1 Allgemeine Ziele ......................................................................................................... 5

1.2 Zielrahmen .................................................................................................................. 5

2. Rahmenbedingungen ............................................................................................ 7

2.1 Schülerinnen und Schüler ........................................................................................ 7

2.2 Lehrkräfte .................................................................................................................. 10

2.3 Eckpunkte des VABO .................................................................................................. 11

2.3.1 Schulorganisation ......................................................................................................................... 11

2.3.2 Unterrichtsorganisation ................................................................................................................ 12

2.3.3 Praktikum ....................................................................................................................................... 12

2.3.4 Notengebung/Prüfung/Abschluss ............................................................................................... 12

2.3.5 Anschlüsse .................................................................................................................................... 13

2.4 Verantwortliche im VABO/Schulleitung ................................................................ 14

3. Bausteine eines VABO-Konzeptes .................................................................... 15

3.1 Aufnahme .................................................................................................................. 16

3.2 Unterstützungssystem ............................................................................................ 16

3.3 Teams und Kommunikation .................................................................................... 17

3.4 Kooperationspartner ............................................................................................... 17

3.5 Lern- und Bildungsberatung .................................................................................. 17

3.6 Durchlässiges System ............................................................................................. 18

3.7 Berufsorientierung ................................................................................................... 19

3.8 Lernen im VABO ....................................................................................................... 19

4. Unterricht .............................................................................................................. 20

4.1 Leitgedanken zur Sprachförderung ....................................................................... 20

4.2 Umsetzung der Handlungskompetenz im VABO ................................................. 21

4.3 Schulische und berufliche Orientierung ............................................................... 22

4.3.1 Allgemeine Ausgangslage ........................................................................................................... 22

4.3.2 Schullaufbahn ............................................................................................................................... 22

4.3.3 Betriebspraktikum ......................................................................................................................... 23

4.4 Vernetzung von Theorie und Praxis ...................................................................... 24

4.4.1 Unterricht in Lernfeldprojekten ................................................................................................... 24

4.4.2 Zertifikate und Noten im Lernprojekt in lebensweltbezogener Kompetenz ......................... 25

4.5 Individuelle Förderung ............................................................................................ 26

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4.6 Sharepoint-Plattform ............................................................................................... 26

5. Lernberatung ....................................................................................................... 27

5.1 Vorüberlegungen ..................................................................................................... 27

5.2 Ziele der Lernberatung ............................................................................................ 29

5.3 Zielvereinbarungsgespräche .................................................................................. 29

5.3.1 Organisation der Gespräche ....................................................................................................... 29

5.3.2 Prozess der Zielvereinbarungen ................................................................................................ 29

5.3.3 Aufgaben eines Lernberaters ..................................................................................................... 30

5.3.4 Grundhaltung des Lernberaters ................................................................................................. 30

5.3.5 Durchführung (Tischvorlage für Lernberater) ........................................................................... 31

5.4 Bildungsberatung .................................................................................................... 33

6. Netzwerk Migration .............................................................................................. 33

7. Unterstützungsangebote für Lehrkräfte: Schulpsychologische

Beratungsstellen .................................................................................................. 35

8. Hilfreiche Adressen, Links und Literatur .......................................................... 35

9. Anlagen ................................................................................................................. 37

9.1 Beispiel für eine Zeitleiste ...................................................................................... 37

9.2.1 Beispiel für ein Beschulungskonzept an der Beruflichen Schule Rottenburg...................... 38

9.2.2 Beispiel für ein Beschulungskonzept an der Louis-Lepoix-Schule ....................................... 39

9.3 Beispiele für Stundenpläne .................................................................................... 40

9.4 Beispiele für einen Aufnahmebogen ..................................................................... 41

9.5 Beispiele für Praktikumsverträge und Zertifikate ................................................ 42

9.6 Themenvorschläge und Beispiele für den Unterricht ......................................... 45

9.6.1 Regelungen in Deutschland ........................................................................................................ 45

9.6.2 Das VABO im Jahresablauf ........................................................................................................ 46

9.6.3 Möglichkeiten der Gestaltung der Orientierungsphase im VABO ......................................... 48

9.6.4 Ideen für Lernprojekte / Lernfeldprojekte .................................................................................. 50

9.7 Übersicht – Asylverfahren ...................................................................................... 51

9.8 Sprachniveaustufen nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen

(GER) ......................................................................................................................... 52

9.9 Beispiele für Lernberatung ..................................................................................... 55

9.10 Zusammenarbeit von Beruflicher Schule und Agentur für Arbeit ..................... 57

9.11 Übersicht zur Beobachtung von Handlungskompetenz (ohne

Fachkompetenz) ....................................................................................................... 59

9.12 Spielerische Übungen zur Förderung der Handlungskompetenz ..................... 59

9.13 Sozialkompetenzwochen am Beispiel der Alfons-Kern-Schule Pforzheim ...... 60

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1. Zielsetzung

1.1 Allgemeine Ziele

Entgegen der übrigen Bildungsgänge des Beruflichen Schulwesens intendiert das

Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit dem Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen

(VABO) keinen Schulabschluss, sondern will in allen Fächern den Deutschspracherwerb

strukturieren und unterstützen. Das bedeutet, dass Sprachförderung die Aufgabe aller

Unterrichtenden in allen Unterrichtsfächern ist.

Als Antwort auf die spezifischen Bedingungen von Migration und Flucht soll das

pädagogische Grundprinzip SAVE die Arbeit der Lernenden und Unterrichtenden begleiten.

In einer mitunter belastenden und ungewissen Lebenssituation können die Schülerinnen und

Schüler durch den Besuch des VABO einen geschützten Raum betreten, der ihnen durch

verlässliche Personen und Strukturen in einer Atmosphäre der Offenheit und des angstfreien

Miteinanders ermöglicht, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die eigene Zukunft zu

entwickeln. Dabei spielen wertschätzende und empathische Beziehungen aller am Unterricht

Beteiligten eine erhebliche Rolle. So kann ausgehend vom Klassenzimmer eine Einbindung

in das soziale Leben in der Schule sowie vor Ort angebahnt werden.

SAVE (= schützen, schonen, bewahren)

S Struktur (Verlässlichkeit, Ordnung)

A Atmosphäre (Offenheit, angstfreies Lernen)

V Vertrauen (Beziehung, pädagogische Arbeit)

E Einbindung (Schulgemeinschaft, Integration)

1.2 Zielrahmen

Die Ausrichtung des Bildungsgangs VABO wird von vier Aspekten gerahmt, die zusammen

jeweils in allen konkreten Zielsetzungen sichtbar werden.

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Ziele:

1. Ankommen in der Schule in Deutschland

Um den Boden für erfolgreiches Sprachlernen zu bereiten, sollte die psychosoziale Situation

der jungen Migranten ernst genommen und dieser entsprechend begegnet werden. Daher

gehört zur Zielsetzung des VABO auch, dass durch das Bereitstellen von interpersonaler und

atmosphärischer Infrastruktur, das Ankommen sowohl in Deutschland als auch im deutschen

Schulsystem erleichtert wird.

2. Ausbildung von Sprachkompetenz zur Alltagsbewältigung

Im Zentrum allen pädagogischen und didaktischen Handelns im VABO steht der Erwerb

deutscher Sprachkenntnisse. Sprache als Mittel der Kommunikation leistet einen essentiellen

Beitrag zur Orientierung in Deutschland und zur Verständigung. Durch die Erweiterung ihrer

Deutschkenntnisse werden die Schülerinnen und Schüler befähigt, die eigenen Bedürfnisse

und Wünsche zu artikulieren sowie aktiv am sozialen Leben in Deutschland teilzunehmen.

Die Entfaltung der Sprachkompetenz ermöglicht es, in Kontakt mit anderen zu treten,

zwischenmenschliche Verbindungen also überhaupt erst anzubahnen und die sozialen

Beziehungen zu erhalten und aktiv zu gestalten. Das betrifft sowohl private als auch offizielle

Kontakte, wie z.B. Behördengänge, Arztbesuche, das Schulleben usw.

Dabei sollte berücksichtigt werden, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur Wortschatz,

Grammatik und Verwendung der deutschen Sprache trainieren, sondern sich auch

Strategien für das Lernen als solches und speziell das Sprachlernen aneignen (z.B. Wege

der Verständnissicherung, Beschaffen von Informationen etc.).

Auch wenn der gesteuerte Deutschspracherwerb eine so prominente Stellung einnimmt,

sollten die Kultur und die Sprache des Herkunftslandes nicht marginalisiert werden. In der

Situation der Migration spielt die mitgebrachte Kultur bzw. die mitgebrachte Sprache eine

nicht unerhebliche Rolle (dabei sollte erwogen werden, dass nicht wenige Migranten bereits

mehrere Sprachen kennen bzw. diverse Kulturen erlebt haben). Das berührt einerseits die

Identität der Lernenden, anderseits auch das Lernen selbst, weil hier Bezüge hergestellt und

an vorhandene Strukturen angeknüpft werden kann.

Im Hinblick auf die Sprachkompetenz muss auch die Alphabetisierung der Schüler

gewährleistet werden. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Lernenden mit

dem lateinischen Alphabet samt der drei deutschen Umlaute (ä, ö, ü) und des Eszett (ß)

vertraut sind. Auch kann es notwendig sein, den Schriftspracherwerb selbst anzubahnen

oder das Lesen und Schreiben zu trainieren.

Schlussendlich hat die Ausbildung von Sprachkompetenz also eine emanzipatorische

Funktion: Sie dient zur Bewältigung des Alltags und versetzt die Schüler in den Zustand der

sprachlichen und sozialen Handlungsfähigkeit.

3. Schulische und berufliche Orientierung

Zufriedenstellende Deutschkenntnisse bilden den Schlüssel für eine weitere schulische bzw.

berufliche Qualifizierung und für eine erfolgreiche Integration in die Arbeitswelt und die

Gesellschaft. Daher will das VABO jungen Migranten neben der Sprachförderung auch

Orientierung für die weitere schulische Laufbahn und eine Perspektive im Hinblick auf die

Berufswelt ermöglichen.

Verfügt ein Schüler am Ende eines Schuljahres im VABO zunächst nur über rudimentäre

Sprachkenntnisse, kann er ein weiteres Mal das VABO durchlaufen, um eine intensive

Sprachförderung erfahren zu können. Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz sind

Sprachkenntnisse auf der Niveaustufe B1 nach dem Gemeinsamen Europäischen

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Referenzrahmen (GER)1. Für die Kammerprüfung oder den mittleren Abschluss ist

selbständige Sprachverwendung (B2) notwendig.

Die sprachliche Förderung aller Schüler soll daher in allen beruflichen Voll- und

Teilzeitschularten fortgeführt werden.

2. Rahmenbedingungen

2.1 Schülerinnen und Schüler

„Bedarfe traumatisierter Kinder und Jugendlicher (vier psychische Grundbedürfnisse):

- Lustgewinn und Unlustvermeidung

- Orientierung bzw. Kontrolle

- positives Selbstwerterleben

- Bindung“2

Migration / Flucht:

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche die Klassen des VABO besuchen,

wurden aus unterschiedlichsten Gründen dazu bewegt, das Land ihres Lebensmittelpunktes

zu verlassen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass das Geburtsland nicht das Heimatland

der Familie ist und dass man schon an zahlreichen Orten gelebt hat. Deutschland muss nicht

das Ziel der Wahl oder die Endstation der Migration darstellen, was entscheidend auf die

Motivation bezüglich des Deutschlernens einwirken kann. Ob man beispielsweise als EU-

Bürger in die Bundesrepublik einreist und hier leben möchte oder überantwortet in die Hände

eines Schleppers einen ungewissen und gefährlichen Fluchtweg angetreten hat, wird das

Ankommen in Deutschland und den weiteren Verlauf des Aufenthaltes erheblich

beeinflussen. 1 Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen (GER): siehe Anhang.

2 Grawe, Klaus: Neuropsychotherapie. Hogrefe, 2004.

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Unterbringung:

Dazu gehört einerseits die Unterbringung (als Asylbewerber i.d.R. in einer

Gemeinschaftsunterkunft; Enge, fehlende Privatsphäre, Lärm, schwierige hygienische

Verhältnisse, Langeweile der Mitbewohner, Konflikte usw. können den Alltag in der

zugewiesenen Gemeinschaftsunterkunft zu einer Belastungssituation werden lassen),

andererseits muss das Leben in Deutschland oft mit einem schmalen Budget gemeistert

werden.

Psychische Situation:

Die psychische Verfasstheit der Schüler kann darüber hinaus von den Erlebnissen vor und

während der Migration geprägt sein, nicht selten sind die Jugendlichen und jungen

Erwachsenen traumatisiert (Krieg, Gewalt, Bedrohung, Flucht, Zwangsverheiratung,

Missbrauch, Terror, Menschenraub, Armut, Hunger etc.). Die unsichere Situation des

Aufenthaltes in Deutschland, Angst vor Abschiebung, Sorge um die zurückgelassene Familie

und Freunde, Heimweh und Einsamkeit lasten schwer auf den Schülern. All das nimmt

Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit, auf das Sozialverhalten sowie auf die Motivation

bezüglich des Erlernens einer fremden Sprache und auf die Fähigkeit zum kontinuierlichen

Schulbesuch.

Ressourcen:

Wer als Flüchtling in der Bundesrepublik angelangt, hat häufig einen langen,

entbehrungsreichen, ungewissen Weg hinter sich, der Monate oder mit Zwischenstationen

sogar Jahre andauerte. Mitunter wurden auf dieser Reise eine oder mehrere neue Sprachen

in unterschiedlichster Intensität gelernt. Hieran lässt sich deutlich erkennen, welche großen

Kompetenzen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitbringen: Dieser Reichtum in

Sachen Sprache(n), Auffassungsgabe, Sozialkompetenz, handwerklichen Fähigkeiten,

Wissen, Intelligenz usw. will in der Schule erkannt und genutzt werden.

Kultureller Hintergrund:

Wertzuschätzen ist außerdem die Rolle der Religion und der mitgebrachten Kultur.

Atheisten, Alewiten, Jesiden, Katholiken, Orthodoxe jeglicher Couleur, Protestanten,

Schiiten, Sunniten usw. aus aller Herren Länder teilen sich im VABO einen Lernraum. Dass

es dabei zu Konflikten kommen kann, muss nicht extra erwähnt werden. Durchaus aber,

dass das religiöse Bekenntnis, die damit verbundenen Rituale und Regeln sowie jegliche

religiös verankerten moralischen Überzeugungen beispielsweise in Afrika und im Nahen

Osten den Alltag der Menschen viel maßgeblicher leiten als im säkularen Mitteleuropa. Das

findet seinen Niederschlag im Fühlen, Denken, Handeln und Wollen der Schülerinnen und

Schüler. Der eigene Glaube und die mitgebrachte Kultur befüllen die Identität und sind

orientierende und hoffnungsspendende Ankerpunkte in der Situation der Fremde in

Deutschland.

Aktuelle Lebenssituation:

Nicht alle Schüler des VABO leben mit ihren Familien in Deutschland. Bisweilen sind

einzelne Familienmitglieder oder die komplette Herkunftsfamilie (noch) in einem anderen

Land oder, was nicht selten vorkommt, gar nicht mehr am Leben. Die Situation der

Trennung, des Abschieds, der Ungewissheit über den Verbleib oder der Trauer kann den

jungen Migranten einiges abverlangen, was in der Schule mit Sensibilität bedacht werden

muss. Über die Familie zu sprechen, kann dann aufwühlend und schwer sein. Der Empathie

der Lehrkraft bleibt überlassen, solche empfindlichen Themen behutsam zu umschiffen oder

auf einer objektiv-beschreibenden Ebene zu belassen.

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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden von den Jugendämtern in Obhut genommen

und in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht und betreut. Hier erhalten die Jugendlichen

üblicherweise eine Erzieherin als Begleitung, die auch Ansprechpartnerin für Lehrkräfte sein

kann.

Wahrnehmung Deutschlands:

Deutschland ist für die jungen Migranten trotz aller Widrigkeiten meist positiv besetzt: Hier

herrschen Frieden und Wohlstand. Man muss nicht täglich um sein Leben fürchten oder

Gewalt, Hunger, Not und Perspektivlosigkeit trotzen. Auch wer kein Flüchtling ist, schätzt in

der Regel die Chancen, die ihm der neue Lebensort bietet, z.B. wenn es um Ausbildung,

Arbeit und Zukunftsaussichten geht. Nichtsdestotrotz steht auch die Schule vor der sozialen

und humanitären Herausforderung, dass nicht jeder Mensch, der seine Heimat verlässt und

in Deutschland ankommt, dauerhaft seinen Wohnsitz in der Bundesrepublik nehmen darf.

Die Abschiebeproblematik begleitet daher auch das Geschehen im Klassenzimmer, insofern

als, dass die Schülerinnen und Schüler mit der Sorge um die drohende Abschiebung zu

kämpfen haben bzw. dass die jungen Migranten plötzlich nicht mehr zur Schule kommen

(können), weil sie Deutschland verlassen mussten.

Für das Erlernen der deutschen Sprache ist demnach eine Vielzahl an mitgebrachten

Faktoren erheblich. Sie sind verantwortlich für die Geschwindigkeit des Lernens, für die

Erwartungen an Schule und Unterricht und sie konstituieren die Verschiedenartigkeit der

Lernenden.

„Wesentliche Faktoren der Heterogenität der Zielgruppe sind im Einzelnen:

Herkunftsland

Alter

Geschlecht

Muttersprache

ggf. Mehrsprachigkeit

gesellschaftliche Sozialisation

kulturelle Sozialisation

Bildungssozialisation

Lernpotenzial

(Sprach-)Lernerfahrung

Schulbildung/ Berufsausbildung

Bedarf/ Bedürfnisse

Lernvoraussetzungen

Lerntradition

Grad der Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit

Migrationserfahrung

Aufenthaltsdauer in Deutschland (…)

Motivation

Vorhandensein eines Berufswunsches

Berufstätigkeit

vor dem Kurs erworbene Deutschkenntnisse

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Rolle, die in der aufnehmenden Gesellschaft eingenommen wird“3

Religion

Neben dem umfassenden Begegnungsraum mit der deutschen Sprache und kompetenten

Sprechern bietet die Schule den jungen Migrantinnen also die Möglichkeit, sich in einer

kontinuierlichen Gruppe, in verlässlichen Strukturen und angesichts zuverlässiger Personen

aufgehoben zu wissen. Daher kann der Besuch des VABO für die Schülerinnen neben dem

wichtigen Spracherwerb auch dazu beitragen, als Stabilisierungsfaktor den Alltag im neuen

Land zu bewältigen.

2.2 Lehrkräfte

Entscheidend für das Gelingen einer VABO-Klasse wird der Einsatz geeigneter Lehrkräfte

sein. Unter Punkt „2.1 Schülerinnen und Schüler“ wurde auf die Besonderheiten der

Schülerklientel hingewiesen. Aus deren Bedürfnissen und besonderen Problemlagen ergibt

sich für die unterrichtenden Lehrkräfte zwangsläufig ein Anforderungsprofil, das sicherlich

auch in einer Regel-VAB-Klasse notwendig ist. Grundsätzlich müssen die Lehrkräfte freiwillig

und überzeugt in diesen Klassen unterrichten, denn es ist offensichtlich, dass die

pädagogische Arbeit in diesen Klassen überwiegt und vor allem eine professionelle

Beziehungsgestaltung den Schulalltag bestimmt. Lehrkräfte, die schon Erfahrungen im

VAB/BEJ sammeln konnten, sind in der Hinsicht sicherlich im Vorteil.

Neben einer empathischen Grundeinstellung gegenüber den Flüchtlingen und humorvollem

Erziehen und Unterrichten verlangt das Arbeiten in VABO-Klassen von den Lehrkräften

gegenüber der Thematik Migration und Flüchtlinge eine positiv geprägte Haltung.

Weil einige Schülerinnen mit mehr oder weniger starker Ausprägung traumatisiert sind, ist es

bedeutsam, dass die schwierige Situation der Flüchtlinge ausreichend berücksichtigt wird

und sich daraus spezielle Hilfen und Angebote entwickeln können. Auf keinen Fall ist hier die

Rede von einer psychologischen oder therapeutischen Betreuung, aber davon, den Schülern

ein positives Selbstwertgefühl zu vermitteln und durch persönliche Bindung mögliche

Traumata zumindest im schulischen Kontext positiv zu beeinflussen. Die Schule sollte ein

positives Beziehungsfeld mit guten sozialen Erfahrungen mit zuverlässigen Bezugspersonen,

v.a. Lehrkräften, schaffen. „Ermutigende und positive Emotionen wirken sich stabilisierend

auf den seelischen Zustand traumatisierter Jugendlicher aus“4. Die Lehrkräfte sollten

einerseits in der Lage sein, mit dem Schüler eine verständnisvolle Beziehungsebene zu

schaffen, und anderseits auch mit Folgen bzw. Beschwerden eines traumatischen

Ereignisses („Ausraster“, Konzentrationsunfähigkeit, aggressives und/oder gewaltbereites

Verhalten, Dissoziation, innere Unruhe etc.) professionell umzugehen - oder sich auf

Fortbildungen zu diesem Thema einzulassen.

Ein weiteres Merkmal in diesen Klassen ist der Spracherwerb (Deutsch als Zweitsprache).

Von Vorteil sind Kenntnisse in der besonderen Didaktik in DaZ. Deutschlehrkräfte mit

Zusatzausbildung sind auf alle Fälle hilfreich beim Aufbau und der Strukturierung eines

erfolgreichen Deutschunterrichts. Sensibilisiert durch die Reflektion der eigenen

Sprachlernbiografie oder dem Erwerb einer Fremdsprache gilt das übergeordnete

Unterrichtsziel des Spracherwerbs in allen Fächern. Das verlangt auch von Nicht-

3 BAMF/ BMI/ Goethe-Institut: Rahmencurriculum für Integrationskurse Deutsch als Zweitsprache, 2007, S. 5.

4 Gahleitner, Silke B./Hensel, Thomas/Baierl, Martin/Kühn, Martin/Schmid, Marc (Hg): Traumapädagogik in psychosozialen

Handlungsfeldern. Ein Handbuch für Jugendhilfe, Schule und Klinik. Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht, 2014.

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Deutschlehrern eine Auseinandersetzung mit gezielter fächerbezogener Sprachförderung.

Die Lehrkräfte sollten v.a. eine verständliche Aussprache aufweisen und die Bereitschaft

haben, Grammatik und Rechtschreibung über das gewohnte Maß anzuwenden.

Übersicht der besonderen Kompetenzen für Lehrkräfte im VABO:

Freiwilligkeit (noch größere Bereitschaft als im VAB/BEJ für pädagogische

Arbeit)

Bereitschaft zur Beziehungsarbeit

Bereitschaft zur Stärkung der Selbstwirksamkeit der Schülerinnen und Schüler

Freude an Sprache und Lernen

Offenheit/Interesse, Toleranz, Empathie, Geduld, Zuwendung, Verlässlichkeit

Ambiguitätstoleranz: Heterogenität aushalten und gestalten

Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit interkulturellem Lernen

Kompetenzen bzgl. des Sprachunterrichts: Deutsch (Aussprache/ Hochsprache,

Grammatik, Didaktik), Formulierung vollständiger Sätze

Fortbildungsbereitschaft (z.B. zu DaZ, Phonetik, Migration, Interkulturalität,

Traumatisierung usw.)

2.3 Eckpunkte des VABO

2.3.1 Schulorganisation

Für den Unterricht im VABO gilt die den Schulversuchsbestimmungen beigefügte

Stundentafel.

Für das VABO sollte zum Aufbau einer positiven Klassenatmosphäre ein eigenes

Klassenzimmer zur Verfügung stehen.

Im VABO ist das Klassenlehrerprinzip umzusetzen.

Die Klassenlehrerin wird besonders in dieser Schulart bei der Beziehungsarbeit

gefordert, daher sollte im Deputat eine Klassenlehrerstunde verankert sein.

Im VABO sind bis zu 6 Teilungsstunden möglich. Die Schule kann diese

Teilungsstunden flexibel nutzen, z.B. zur Gruppenteilung, für weitere

Differenzierungsmodelle, zur Klassenlehrerentlastung, für die Organisation von

ehrenamtlicher Unterstützung etc.

Im VABO sind zwei Lehrerwochenstunden verbindlich für Lernberatung einzusetzen.

(siehe Kapitel Lernberatung)

Bei Feststellung von Analphabetismus sollten die Schüler dem geschäftsführenden

Schulleiter gemeldet werden, sodass diese nach Möglichkeit zentral in einer Klasse

unterrichtet werden können.

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Durch Parallelschaltung von Unterrichtsfächern sollte eine maximale Durchlässigkeit

zwischen den verschiedenen Lerngruppen ermöglicht werden.

Regelmäßige Teambesprechungen und Absprachen zwischen den Lehrkräften

erleichtern eine effiziente Lernzeitgestaltung und sind ein wirksames Instrument, um

sich gegenseitig zu unterstützen.

Die lebensweltbezogenen Lernprojekte sowie berufsbezogene Lernfeldprojekte sind

so zu organisieren, dass der Erwerb der deutschen Sprache integraler Bestandteil

der Lernfelder ist.

2.3.2 Unterrichtsorganisation

Der Erwerb von Deutschkenntnissen ist zentrales Unterrichtsprinzip in allen Fächern.

Die individuelle Förderung der deutschen Sprache und ein systematisch geplanter

Sprachaufbau bedingen die Zusammenarbeit aller im VABO unterrichtenden

Lehrkräfte.

Die Durchführung der Potentialanalyse im VABO ist noch nicht verpflichtend, jedoch

sollte nach der Aufnahme ins VABO eine Feststellung der deutschen

Sprachkenntnisse erfolgen. Diese Feststellung dient als Grundlage für die darauf

aufbauende individuelle Förderung.

Die individuelle Lernberatung und die Durchführung von Zielvereinbarungs-

gesprächen als Ergänzung zum Unterricht sind fester Bestandteil des VABO.

Die Schule ermöglicht möglichst vielen Schülerinnen und Schülern eine stundenweise

Teilnahme am Unterricht anderer beruflicher Bildungsgänge.

Eine wichtige pädagogische Aufgabe aller Fachlehrer im VABO ist eine positive

Beziehungsgestaltung durch das ganze Schuljahr hindurch. Hierzu sollten die

Lehrkräfte auch durch die Einbeziehung außerschulischer Partner unterstützt werden.

2.3.3 Praktikum

Schüler im VABO besuchen nur dann ein Praktikum, wenn sie über ausreichende

Deutschkenntnisse verfügen. Wird ein Praktikum durchgeführt, soll ein

Praktikumsberichtsheft geführt werden.5

2.3.4 Notengebung/Prüfung/Abschluss

Im VABO besteht keine Möglichkeit zum Abschluss eines dem Hauptschulabschluss

gleichwertigen Bildungsstandes. Bei entsprechend guten Deutschkenntnissen ist

jedoch ein Wechsel in ein reguläres VAB auch unterjährig möglich (s. Anschlüsse).

Zum Schulhalbjahr kann ein Halbjahreszeugnis ausgestellt werden.

Im Fach Deutsch wird anstelle der Abschlussprüfung eine Sprachstanderhebung auf

Niveaustufe A2 oder B1 durchgeführt. Eine Sprachstanderhebung auf Niveaustufe A1

ist nicht vorgesehen, kann aber von den Schulen individuell erhoben werden.

Die Sprachstanderhebung bezieht sich auf die Niveaustufen des Gemeinsamen

europäischen Referenzrahmens (GER).

5 Siehe Schulversuchsbestimmung

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Das KM erstellt Musteraufgaben für die Sprachstanderhebung. Hinweise zur

Bewertung und zum Bestehen werden in einem Durchführungsschreiben bekannt

gegeben.

Am Ende des Schuljahres wird ein Zeugnis ausgestellt, in dem das erfolgreiche

Absolvieren der Sprachstanderhebung mit der zu Grunde liegenden Niveaustufe (in

der Regel A2) vermerkt ist.

Schüler im VABO, die die Sprachstanderhebung nicht bestanden haben oder diese

noch nicht sinnvoll ablegen konnten, können das VABO wiederholen.

Bei Bestehen der Sprachstanderhebung mit Niveau A2 und höher ist ein

anschließender Verbleib im VABO möglich, um die Niveaustufe B1 oder B2 zu

erwerben.

Im Zeugnis können die Leistungen in den im VABO erteilten Unterricht als Noten oder

als verbale Beschreibung in einem Beiblatt ausgewiesen werden. Das Zeugnis muss

eine Beschreibung der überfachlichen Kompetenzen, ggf. in einem Beiblatt,

enthalten.

Mit dem Besuch des VABO ist die Berufsschulpflicht nicht erfüllt.

2.3.5 Anschlüsse

Ein Wechsel vom VABO in das VAB in Regelform, ggf. auch ohne die Klasse tatsächlich zu

wechseln, während des Schuljahres ist dann möglich, wenn die Klassenkonferenz dies auf

Grund der bis dahin erlangten Deutschkenntnisse und der insgesamt gezeigten Leistungen

für sinnvoll erachtet. Im Fach Deutsch sollte der Schüler dabei mindestens die Niveaustufe

A2 des europäischen Referenzrahmens erreicht haben. Dies gilt auch für die das VAB

ersetzenden Schulversuche AVdual und BFPE.

Zur Regelung der Übergänge aus dem VABO in andere Schularten im Schuljahr 2017/2018

ist eine weitere Schulversuchsbestimmung geplant. Unter anderem soll hier der Übergang

für Schüler geregelt werden, die keine Zeugnisse aus dem Herkunftsland haben.

Anschlüsse und Übergänge für die VABO-Schüler wird ein wichtiges Thema der neu

eingeführten verpflichtenden Lernberatung sein.6,7

Weil einige Schülerinnen mit mehr oder weniger starker Ausprägung traumatisiert sind, ist es

bedeutsam, dass die schwierige Situation der Flüchtlinge ausreichend berücksichtigt wird

und sich daraus spezielle Hilfen und Angebote entwickeln können. Auf keinen Fall ist hier die

Rede von einer psychologischen oder therapeutischen Betreuung, aber davon, den Schülern

ein positives Selbstwertgefühl zu vermitteln und durch persönliche Bindung mögliche

Traumata zumindest im schulischen Kontext positiv zu beeinflussen. Die Schule sollte ein

positives Beziehungsfeld mit guten sozialen Erfahrungen mit zuverlässigen Bezugspersonen,

v.a. Lehrkräften, schaffen. „Ermutigende und positive Emotionen wirken sich stabilisierend

auf den seelischen Zustand traumatisierter Jugendlicher aus“8. Die Lehrkräfte sollten

einerseits in der Lage sein, mit dem Schüler eine verständnisvolle Beziehungsebene zu

schaffen, und anderseits auch mit Folgen bzw. Beschwerden eines traumatischen

Ereignisses („Ausraster“, Konzentrationsunfähigkeit, aggressives und/oder gewaltbereites

6 Siehe auch Kapitel 5.

7 Siehe auch Kapitel 3.6

8 Gahleitner, Silke B./Hensel, Thomas/Baierl, Martin/Kühn, Martin/Schmid, Marc (Hg): Traumapädagogik in psychosozialen

Handlungsfeldern. Ein Handbuch für Jugendhilfe, Schule und Klinik. Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht, 2014.

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Leitfaden VABO 2016-2017

14

2.4 Verantwortliche im VABO/Schulleitung

Sicherlich stehen auch die Verantwortlichen (z.B. Abteilungsleitung, Schulleitung) neuen

Herausforderungen gegenüber. Viele neue Gedanken und Impulse müssen in ein

gelingendes VABO- Konzept in Einklang mit den anderen Schularten mitgedacht und

eingearbeitet werden. Dabei geht es sicher auch um die Bereitstellung und Verteilung der

Ressourcen in Form von zugewiesenen Deputaten und Sachmittel. Hierbei wird die Kunst

darin bestehen, einerseits die VABO Klassen ausreichend mit geeigneten Personal (vgl. 2.3)

und Räume auszustatten und andererseits keine Benachteiligung anderer Klassen

hervorzurufen. Dennoch sollte auch daran erinnert sein, dass das VABO eine Pflichtschule

ist.

Um die ohnehin schon herausfordernde und z.T. belastende pädagogische Arbeit mit den

Schülern wertzuschätzen, berichten die Lehrer positiv, wenn die verantwortlichen

Entscheidungsträger an den Schulen verstärkt für gute Arbeitsbedingungen der Kollegen

sorgen. Natürlich gilt die Fürsorgepflicht grundsätzlich, aber v.a. bei der Einführung des

VABO benötigt das verantwortliche Lehrer- Team unbedingt den Rückhalt und die

Unterstützung der Schulleitung. Und dies auch gegenüber möglichen Widerständen und

Hindernissen innerhalb des Kollegiums.

Eine gut funktionierende Integration benötigt eine nachhaltige Einbettung der VABO Klassen

in das Schulleben. Diesen äußeren Rahmen zu schaffen (z.B. Netzwerkarbeit) bzw. ihn

mitzutragen ist die besondere Herausforderung der Verantwortlichen. Hilfreich sind ein gutes

„Gespür“ bei der Vergabe der Stunden und Lehrer, sowie ein wertschätzender Umgang im

Alltag. Für alle ist die Situation der Beschulung jugendlicher Geflüchteten in diesem Umfang

neu und wir können auf relativ wenig Erfahrung zurückgreifen oder lang erprobte Konzepte

aufgreifen. Die VABO Klassen sind ein lernendes Konstrukt, sodass auch Fehler und

Erfahrungen möglich sein müssten. Bei aller Schulverwaltung, Schulorganisation und Stress

mögen die Verantwortlichen berücksichtigen, dass die Lehrer in diesen Klassen engagiert

pädagogisches Neuland betreten und sich sozusagen „auf Sicht“ dieser Aufgabe nähern. Vor

diesem Hintergrund ist auch eine gewisse Gelassenheit angebracht, wenn sich bestimmte

Dinge nicht sofort - wie gewollt - etablieren.

Hinweis:

Das Thema Flucht und Migration betrifft die ganze Schule – Lehrerinnen und Lehrer,

Schülerinnen und Schüler, das Schulpersonal aber auch Eltern und alle am Schulleben

Beteiligten.

Auf der Internetseite http://www.engagement-global.de/aktuelle-mitteilung/items/neues-

material-zum-thema-flucht.html

sind Materialien sowie ein Konzept zur Thematisierung von Flucht und Migration in

Schulgremien eingestellt.

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Leitfaden VABO 2016-2017

15

3. Bausteine eines VABO-Konzeptes

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Leitfaden VABO 2016-2017

16

Im Leitfaden war an unterschiedlichen Punkten bereits die Rede von einzelnen hier

genannten Bausteinen und Inhalten. Aus der Praxis ergibt sich die Erkenntnis, dass es

hilfreich sein kann, auf die hier aufgeführten Gesichtspunkte ein besonderes Augenmerk zu

legen.

Die folgenden Überlegungen sind lediglich Vorschläge, die im Einzelfall möglicherweise

situativ angepasst werden können.

3.1 Aufnahme

Um dem Kenntnisstand der Schüler gerecht zu werden, ist es hilfreich, z.B. bei der

Anmeldung oder am Schuljahresbeginn einen Einstufungstest durchzuführen, der die

Grundfertigkeiten prüft (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben). Das kann auf

unterschiedlichem Wege erfolgen: schriftlich analog, online, einzeln, in der Gruppe. Gute

Erfahrungen werden mit 20 bis 30-minütigen Gesprächssituationen gemacht, die ein oder

zwei Kollegen begleiten und welche die Testierung einschließen. Hierbei können einerseits

Schulerfahrungen, Abschlüsse und weitere Daten von Interesse erhoben werden,

andererseits generiert eine offene Gesprächssituation die Möglichkeit, den Schüler kennen

zu lernen und seine Sprachkenntnisse adäquat einschätzen zu können (das betrifft vor allem

das Sprechen und die Alphabetisierung). Hilfreich kann ein Dolmetscherpool sein, aus dem

sich die Schule bedienen kann, um solche Gespräche gelingen zu lassen.

Auf der Grundlage der so gewonnenen Erkenntnisse ist es leichter, Klassen einzuteilen,

sofern die Schule den Auftrag hat, mehrere VABO-Klassen parallel zu führen. Naheliegend

sind drei Niveaustufen: Alphabetisierungsklasse, A0-Stufe und A1-Stufe, gemäß der

Schülerzahl und Sprachkenntnis auch gerne mehrere Klassen einer Stufe.

Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass Migrationsumstände in großer

Zahl männliche Jugendliche in Deutschland ankommen lassen. Schwierig wird es, wenn die

wenigen Mädchen sich am Ende allein in einer Jungenklasse vorfinden. Empfehlenswert ist

dann, sich über die Leistungssituation hinwegzusetzen und die weiblichen Jugendlichen

gemeinsam in einer Gruppe unterzubringen.

3.2 Unterstützungssystem

Es ist offensichtlich, dass die Schüler in den VABO-Klassen besondere Unterstützung

innerhalb der Schule brauchen. Diese Unterstützung umfasst einerseits die Beratung bei

Behörden- und Amtsangelegenheiten, Berufswegeplanung, aber auch psychosozialen

Beistand. Der Beratungsumfang wird sich an der Schule insgesamt deutlich erhöhen.

Insofern sollten die Schulen möglichst dafür sorgen, dass ein vielfältiges

Unterstützungssystem etabliert bzw. ausgebaut wird. Unter Unterstützungsangebote werden

folgende Personen/bzw. Personengruppen subsumiert:

Jugendberufshilfe, Schulsozialarbeit, Beratungslehrer, Sonderpädagogischer Dienst,

Schülerpatenschaften, Bundesfreiwilligendienst (Bufdi), Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ`ler)

und ehrenamtliche Begleitung9.

Ein gut funktionierendes Unterstützungssystem entlastet die Lehrer ganz erheblich, da die

Beratung dann bedarfsgerecht stattfindet und weniger die Unterrichtszeit tangiert. Die

Beratung wird ausschließlich von Kollegen bzw. vom Beratungslehrer vorgenommen (siehe

Gliederungspunkt „Lernberatung“). Außerdem benötigen Beratungssituationen viel Zeit, die

9 Viele Schulen lehnen z.Z. die Einbeziehung von Ehrenamtlichen ab, da es sie zeitliche Ressourcen bindet (Koordination,

Organisation, Kommunikation, Absprachen usw.). Hierfür können jedoch bei entsprechendem Zeiteinsatz Stunden aus dem Kontingent für Teilungsstunden eingesetzt werden.

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Leitfaden VABO 2016-2017

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oftmals von den ohnehin engagierten und beanspruchten Lehrern in diesen Klassen

aufgebracht wird. In der Praxis zeigt sich, dass etwa ein Beschäftigungsumfang von 50

Prozent Schulsozialarbeit (evtl. mit Anteilen der Jugendberufshilfe) für zwei VABO-Klassen

als grober Richtwert zufriedenstellend erlebt wird. Die ersten Erfahrungen machen deutlich,

dass sich ein engmaschiges Netz von Unterstützung sehr positiv auf die Jugendlichen

auswirkt (was nicht anders zu erwarten war) und viele Konflikte in Zusammenhang mit

Migration und Flucht innerhalb der Schule gut bewältigt werden können. Insofern ist das

Unterstützungssystem ein sinnvoller Beitrag – wenn man so möchte – auch zum friedlichen

Miteinander.

3.3 Teams und Kommunikation

Die Anforderungen des VABO erfordern ein hohes Maß an Absprachen und Austausch.

Deshalb empfehlen sich von Anbeginn an integrierte und kontinuierliche Kommunikations-

bzw. Kooperationszeiten und –orte außerhalb der Unterrichtspausen. Dazu gehören

verschiedene Teams: DaZ-, Klassen-, VABO-/ Abteilungsteam. Ratsam ist eine im Stunden-

plan aller Kollegen vorgesehene Kooperationszeit (wöchentlich) sowie ein VABO-Tag (Art

pädagogischer Tag für den VABO-Bereich).

Wenn außerdem die Zuständigkeiten innerhalb der Schule geklärt sind, kann reibungsloser

und effektiver gearbeitet werden: Wer ist der VABO-Ansprechpartner (Abteilungsleiter,

VABO-Bevollmächtigter)? Wann kommt der Schulleiter ins Spiel? Wer leitet das DaZ-Team?

Welche Unterstützung brauchen die Klassenlehrer? Wer kommuniziert mit welchen

Kooperationspartnern?

3.4 Kooperationspartner

Die außerschulischen Partner der im VABO Tätigen sind oft weniger die Eltern der Schüler

als bürgerschaftlich Engagierte, staatlich Beauftragte und gemeinnützig Organisierte. Sowohl

Ehrenamtliche und Mitarbeiter aus Helferkreisen als auch das Personal des Jugendamtes,

Pflegeeltern oder beispielsweise Integrationsbeauftragte der Gemeinden und Vertreter von

Wohlfahrtsverbänden sowie Hilfsorganisationen (z.B. DRK, Malteser, Feuerwehr), die sich

verschiedenartig um Flüchtlinge bemühen, gehen häufig auf die Schule zu, um sich

auszutauschen, Rat einzuholen oder gemeinsam Entscheidungen hinsichtlich der

Schützlinge zu treffen.

Der Kommunikationspartner der Schule kann der Klassenlehrer, der VABO-Beauftragte/

Abteilungsleiter oder auch die Jugendberufshilfe und der Schulsozialarbeiter sein.

Umgekehrt ebenfalls den Kooperationsfaden aufzunehmen gilt als willkommen und wird als

ertragreich und unterstützend empfunden.

3.5 Lern- und Bildungsberatung10

Die heterogenen Schul- und Lernbiographien der Migranten gewährleisten nicht, dass die

Jugendlichen und jungen Erwachsenen damit vertraut sind, wie in Deutschland gelernt wird.

Mit dem Ziel einerseits im VABO individuell-differenzierend arbeiten zu können und die

Schüler andererseits an die Gepflogenheiten des Lernens in einer deutschen Schule

heranzuführen, tut Unterstützung not. Ein solches Begleitungsinstrument kann neben

kontinuierlichen Individualgesprächen ein Perspektivgespräch zum Schulhalbjahr sein, das

die für die Deutschlernenden mehrfach unverständliche Halbjahresinformation ersetzt. Hier

10

Siehe auch Kapitel „Lernberatung“.

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Leitfaden VABO 2016-2017

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wird zunächst beratend auf Erreichtes zurückgeblickt, der Lernfortschritt wertgeschätzt und

dessen Nutzen für die Alltagskompetenz entfaltet. Mit dem Blick nach vorne wird das

Gespräch abgeschlossen: Der Schüler kann sich nun neue Ziele stecken und mit dem

begleitenden Lehrer klären, welche Hilfen er dabei benötigt, wo und wie er diese erhält.

Zur Lernbegleitung gehört auch elementar das Einüben von Testsituationen schriftlicher und

mündlicher Art. Vielen Schülern besonders auch aus außereuropäischen Ländern sind

Aufgabentypen und Operatoren, wie sie in Deutschland Sozialisierte kennen, nicht geläufig.

Daher brauchen sie wiederholende, vereinfachende und visualisierende Einführungen und

Anleitungen durch den Lehrer. Auch die Bedingungen für eine Leistungserhebung müssen

geübt werden: alleine die Aufgabe zu lösen, Hilfen aus der Arbeitsanweisung zu generieren,

nicht das Smartphone zu zücken, bei Nichtverstehen mehrere Anläufe zu nehmen usw. Dass

und wie man sich selbständig außerhalb des Unterrichts für Tests und Prüfungen vorbereitet,

ist ebenfalls Teil der Lernbegleitung.

Nicht zu vergessen ist auch das vielfache Unterstützungsangebot, das Ehrenamtliche

bereitstellen. Von Übersetzungen über Sachgaben (Lineale, Wörterbücher, Lük-Kästen etc.)

und Hausaufgabenhilfe hin zu Sprachtandems flankieren sie wertvoll das Lernen der

Schüler.

Lernbegleitung nimmt von Seiten des Lehrers ein nicht geringes Maß an Zeit in Anspruch.

Wird es von Beginn des Schuljahres an kontinuierlich in die Unterrichtsituation integriert,

gelingt es leichter und zeitigt befriedigende Wirkungen für den Schüler.

3.6 Durchlässiges System

Die schulische Vorbildung und Abschlüsse der VABO-Schüler sind sehr unterschiedlich.

Lediglich am Anfang beim Erwerb der deutschen Sprache ist das Niveau noch relativ

homogen. Schon nach einigen Wochen werden deutliche Unterschiede sichtbar, die auf die

o.g. Gründe zurückzuführen sind. Besonders für Schüler mit höheren Abschlüssen kann es

nach Beschluss der Klassenkonferenz sinnvoll sein, geeignete Schüler in einzelnen Fächern

(v.a. in Mathematik und Englisch) in anderen Klassen innerhalb der Schule zu unterrichten,

beispielsweise als Gastschüler. Mit der neuen Stundentafel des VABO wird die Bedeutung

der stundenweisen Integration in andere Klassen der beruflichen Schulen deutlich verstärkt.

Die Schule soll dies möglichst vielen Schülerinnen und Schülern ermöglichen. Dies setzt

natürlich eine enge Kooperation mit den entsprechenden Lehrern in den anderen Schularten

voraus und verlangt vom Schüler Orientierungsfähigkeit und Selbstverantwortung. Ziel ist

dabei ein schülerorientierter Unterricht unter Berücksichtigung seiner Sprachförderung.

Fehlende Sprachkenntnisse in Deutsch korrelieren ja nicht zwangsläufig mit den kognitiven

Fähigkeiten der Jugendlichen. Natürlich ist diese Art von erweitertem Unterricht förderlich für

die Integration innerhalb der Schule. Gute Erfahrungen wurden gemacht, wenn die Schüler

mit Unterstützung z.B. eines Schülerpaten in dieser Klasse in einem Fach mit bis zu maximal

vier Wochenstunden (z.B. Mathematik) am Unterricht teilnehmen. Schwerpunkt bleibt der

Spracherwerb in den VABO- Klassen und in deren Sozialgefüge. Zu beachten ist, dass durch

dieses durchlässige System keinerlei Ansprüche resultieren für einen Abschluss oder

sonstige schulische Qualifikationen. Die verwaltungsmäßigen Richtlinien der einzelnen

Schularten (Zugangsvoraussetzung, Prüfungen usw.) dürfen selbstverständlich nicht

modifiziert werden. Wer in einer bestimmten Schulart regelkonform beschult werden möchte,

muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen.11

11

Das KM plant Schulversuchsbestimmungen, die u.a. die Aufnahme von zugewanderten Schülerinnen und Schülern regeln.

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Leitfaden VABO 2016-2017

19

3.7 Berufsorientierung

Nach einiger Zeit finden sich die Jugendlichen in der Schule immer besser zurecht. Sind

auch die sprachlichen Mittel ausreichend, orientieren sich die Schüler immer stärker in

Richtung mögliche Schulabschlüsse und Berufsausbildungsmöglichkeiten. In der Regel

kennen die Migranten das deutsche und hier v.a. das berufliche Schulsystem nicht.

Logischerweise müssen die Schüler Alternativen für die Wege nach dem VABO kennen, um

eigenen Perspektiven auch mit Hilfe von Beratungsangeboten (siehe Unterstützungssystem)

entwickeln zu können. Zu Fragen der Berufs- und Ausbildungssituation junger Flüchtlinge

wurde am 08.12.15 eine „Kooperation Ausbildung junger Flüchtlinge – Rahmenvereinbarung

zu Zusammenarbeit von Beruflicher Schule und Berufsberatung (Regionaldirektion Baden-

Württemberg)“12 verabschiedet. Darin bietet die Agentur für Arbeit Unterstützung bei

individuellen Berufsberatungen an den Schulen an.

Im Grunde folgt die Berufsorientierung im VABO den gleichen Entwicklungsphasen wie bei

Schülern in VAB-Regelklassen: Information, Praktikum, Bewerbung. Besonders die

Bedeutung und den Wert einer dualen Ausbildung gilt es den Schülern zu vermitteln. In ihren

Herkunftsländern ist berufliche Bildung mit unseren Standards oft nicht zu vergleichen,

sodass viele Jugendliche einer Ausbildung zunächst skeptisch gegenüberstehen und lieber

andere Möglichkeiten suchen, wie z.B. weiterführende Schulen zu besuchen. Auch die

Möglichkeiten eines weiteren Aufstiegs innerhalb des Berufes oder das Erreichen eines

höher qualifizierenden Abschlusses sind den Schülern wenig bekannt.

Betriebsbesichtigungen, Praktika (wenn Spracherwerb ausreichend: mindestens A1 besser

A2) und Ausbildungsbotschafter, die sich in der Sprache der Migranten ausdrücken können,

geben einen ersten Eindruck über die Berufswelt in Deutschland. Schwierig ist für die

Jugendlichen das Dilemma zwischen einerseits dem Wunsch oder der Notwendigkeit

möglichst schnell zu arbeiten (im Niedriglohnsektor) und andererseits einer beruflichen

Zukunft, die sich allerdings nicht so schnell - wie oft gewollt - realisieren lässt. Enttäuschung

und Frust entstehen, wenn die Anerkennung der Abschlüsse nicht dem erhofften Niveau

entspricht. Meist liegen die anerkannten Anschlüsse unter denen im Herkunftsland. Auch

sind die Lehrer und Berufsberater mit unrealistischen Berufswünschen konfrontiert. Hier gilt

es, durch kritische Reflexion ein realistisches Potenzial der Fähigkeiten und Kompetenzen

der Schüler (Stärken und Schwächen) auszuarbeiten. Bekanntermaßen taucht diese

Selbstüberschätzung auch bei Absolventen der VAB Klassen auf.

3.8 Lernen im VABO

Die kulturell beeinflussten Lernbiographien der VABO-Schüler stellen ebenso wie die

Heterogenität eine große Herausforderung für die Lehrkraft dar. Erfahrungen zeigen, dass

vor allem zu Beginn des Schuljahres die Jugendlichen mit einem didaktisch-methodisch

offenen Konzept (z.B. Lernfeldunterricht, SOL) zunächst überfordert sind. Aus

psychologischer Sicht ist es außerdem sinnvoll die Lernarrangements so zu gestalten, dass

die Schüler das Gefühl einer überschaubaren Situation innerhalb eines geschützten

Rahmens erleben. Daraus resultiert als didaktische Konsequenz ein lehrerzentrierter

Unterricht mit zunehmend schülerorientierten Anteilen (z.B. Partnerinterview im

Sprachunterricht, Gruppenarbeit bei gestalterischen Elementen). Ebenso haben sich

einfache Übungsphasen in Einzelarbeit bewährt, in denen die Schüler ihr Lerntempo selbst

bestimmen und selbstständig z.B. das nächste Arbeitsblatt bearbeiten oder im Buch

wiederholen können.

12

Siehe Anhang 9.10.

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Leitfaden VABO 2016-2017

20

Sollte eine Schule mehrere VABO-Klassen haben, ist eine Klassenzusammenstellung nach

Sprachkenntnissen (vgl. Schüleraufnahme) natürlich sinnvoll. Zudem hat es sich bewährt,

die DaZ-Stunden „auf Schiene zu legen“, d.h. alle Klassen haben in den gleichen Stunden

ihren Deutschunterricht. Dies hat den Vorteil, dass die Schüler in den entstehenden

Sprachkursen differenziert im Kurssystem unterrichtet werden. So können Zweitkräfte (evtl.

auch Ehrenamtliche, Bundesfreiwilligendienst etc.) gut eingebunden werden. Außerdem wird

man so den Schülern gerecht, die sich innerhalb des Schuljahres erheblich steigern und in

die Klasse des nächst höheren Sprachniveaus wechseln könnten. Sie bleiben dann in ihrer

ursprünglichen Stammklasse, werden aber nach ihrem Lernfortschritt in DaZ passend

gefördert. Für die Stundenplaner kann die parallele Stundenlegung einen erheblichen

Aufwand bedeuten - zuweilen ist es auch eine unlösbare Aufgabe.

Nach Möglichkeit sollte auch ein sprachbasierter Mathematikunterricht stattfinden. Hierbei

sollte es um die Ausbildung alltagstauglicher und anwendbarer Mathematikinhalte gehen. In

den Lehrwerken für DaZ bzw. in der Bearbeitung der einzelnen Themen gibt es viele

Anknüpfungspunkte für eine Unterlegung der Inhalte im Mathematikunterricht. Beispiele:

Einkaufen- Gewichte Maßeinheiten, Geld – große Zahlen, Kopfrechnen usw.. Eine

Abstimmung mit den DaZ-Kollegen ist deshalb unbedingt notwendig (vgl. Teams und

Kommunikation).

4. Unterricht

4.1 Leitgedanken zur Sprachförderung

„Mark Twain schrieb einmal über die deutsche Sprache: „Wer nie Deutsch gelernt hat, macht

sich keinen Begriff, wie verwirrend diese Sprache ist. Es gibt ganz gewiss keine andere

Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff

entschlüpft. Aufs hilfloseste wird man in ihr hin und her geschwemmt, und wenn man glaubt,

man habe endlich eine Regel zu fassen bekommen, die festen Boden zum Verschnaufen im

tosenden Aufruhr der zehn Redeteile verspricht, blättert man um und liest: ‚Der Lernende

merke sich die folgenden Ausnahmen‘. Man überfliegt die Liste und stellt fest, dass diese

Regel mehr Ausnahmen als Beispiele kennt. Also springt man abermals über Bord, um nach

einem neuen Ararat zu suchen, und was man findet, ist neuer Treibsand“.

Das Erlernen der deutschen Sprache ist häufig für die Schülerinnen und Schüler des VABO

ein schwieriger und langwieriger Prozess, der sich von Schüler zu Schüler ganz individuell

gestaltet.

Ein möglichst individuell auf die Schülerinnen und Schüler abgestimmtes Vorgehen, um

diese entsprechend ihren Vorkenntnissen fördern und auf ihrem Weg des Spracherwerbs

begleiten zu können, ist besonders wichtig. Im Bereich der Sprachförderung müssen

verschiedene Kompetenzen entwickelt werden. Dies sind die mündliche Sprache bzw.

Sprechkompetenz, die Lesekompetenz und die Schreib- bzw. schriftsprachliche Kompetenz.

Entsprechend sollte der Unterricht zur Förderung dieser Kompetenzen unterschiedliche

Aufgabenformate und Angebote beinhalten. Die Unterrichtsmethodik sollte daran

ausgerichtet sein, möglichst viele Sprech-, Schreib- und Leseanlässe zu bieten.

Bei aller Sprachförderung ist es für den Lernerfolg maßgebend, dass sich die Schülerinnen

und Schüler akzeptiert und angenommen fühlen. Dies fordert eine positive Grundhaltung der

Lehrkräfte gegenüber den Lernenden und Interesse in Bezug auf zum Beispiel deren

Herkunftssprache, Kultur und Lebenssituation.

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Leitfaden VABO 2016-2017

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Die Sprachförderung im VABO darf nicht nur auf den originären Deutschunterricht

beschränkt bleiben, sondern sollte immer auch in Verbindung mit dem Fachunterricht

gesehen und geplant und mit diesem verknüpft werden. Hierdurch können sich vielfältigere

Lernanlässe zur Sprachförderung ergeben. Viele Anregungen finden sich hierzu unter dem

Schlagwort „sprachsensibler Fachunterricht“.

Die Sprachförderung und damit das Erlernen der deutschen Sprache wird jedoch nicht am

Ende des VABO abgeschlossen sein, sondern wird sich meist auf die gesamte Schul- bzw.

Ausbildungszeit der Schülerinnen und Schüler erstrecken. Damit ist die Sprachförderung

langfristig nicht nur ein Thema des VABO, sondern nach und nach für alle Schularten, die die

Schülerinnen und Schüler in ihrer Schulzeit durchlaufen. Hierdurch verläuft der

Sprachlernprozess immer parallel zum fachlichen Kompetenzerwerb.

Am Ende darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Schülerinnen und Schüler ein

„großes Pfund“ an Sprachkompetenz bereits mit sich bringen und besitzen, nämlich ihre

Erst- bzw. Muttersprache. Vor diesem Hintergrund muss nicht mehr darauf hingewiesen

werden, dass der Wunsch nach zweisprachigen Fachkräften in vielen Ausbildungsgängen

bzw. Berufszweigen groß ist.

Schülerinnen und Schüler können hier ihre Erst- bzw. Muttersprache als „Fremdsprache“

vorweisen, die damit eine zusätzliche und nicht unerhebliche Zusatzqualifikation darstellt.“13

Die jeweiligen Regierungspräsidien unterstützen die Lehrkräfte im Rahmen von regionalen

und schulinternen Lehrerfortbildungen unter anderem zu Themen wie: DaZ (Deutsch als

Zweitsprache) im VABO, Phonetik, Grammatik, Alphabetisierung.

4.2 Umsetzung der Handlungskompetenz im VABO14

Das Fach Handlungskompetenz ist in der Stundentafel des VAB0 nicht als separate

Unterrichtsstunde ausgewiesen. Handlungskompetenz wird integrativ in allen anderen

maßgebenden Unterrichtsfächern unterrichtet. Das Fach Handlungskompetenz schließt die

Inhalte des vormaligen Faches Projektkompetenz mit Sozialkompetenz ein. Die Ziele und

Inhalte der Handlungskompetenz sind deshalb als Querschnittsbereich zu verstehen und

sollen in der gesamten Lernzeitgestaltung vermittelt werden.

Ein wichtiges Ziel des Unterrichts im VABO ist die Entwicklung von Handlungskompetenz.

Darunter versteht man die Bereitschaft und die Befähigung des Einzelnen, sich in

beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie

individuell und sozial verantwortlich zu verhalten.

Im Vordergrund der Handlungskompetenz stehen deshalb die Förderung und Entwicklung

der überfachlichen Kompetenzbereiche, welche für die Entwicklung von

Handlungskompetenz wichtig sind. Diese zentralen Kompetenzbereiche sind in der Übersicht

zur Beobachtung von Handlungskompetenz (ohne Fachkompetenz) dargestellt (siehe

Anhang).

Wesentlich für die erfolgreiche Förderung der Handlungskompetenz im VABO ist, dass die

überfachlichen Kompetenzbereiche entweder in eigenständigen Übungseinheiten oder

angeknüpft an fachliche Inhalte systematisch eingeübt und gefördert werden. Wichtig ist

daher, dass die Entwicklung von Handlungskompetenz regelmäßig in den gemeinsamen

13

Ausführungen von Frau Almut Ziegler (Koordinatorin der DAZ-Fortbildungen für das VABO im KM). 14

Siehe auch Anhang „Übersicht zur Beobachtung von Handlungskompetenz“

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Leitfaden VABO 2016-2017

22

Teambesprechungen thematisiert wird und eine abgestimmte Vorgehensweise bei der

Umsetzung in der Lernzeitgestaltung stattfindet.

4.3 Schulische und berufliche Orientierung

4.3.1 Allgemeine Ausgangslage

Viele Jugendliche, die zu uns kommen, haben bereits einen breiten Erfahrungsschatz an

Wissen und Kompetenzen. Sie waren oft nicht nur bereits viele Jahre in der Schule, einige

von ihnen haben bereits berufliche Fertigkeiten erworben. Diese können zu Beginn des

Schuljahres oder mit Eintritt in das VABO teilweise gezielt über Fragebögen erfasst werden,

nicht selten stellen sich diese aber erst im Laufe einer gewissen Zeit und Vertrauen - im

Gespräch oder Schulalltag - heraus. Die Schulversuchsbestimmungen VAB gehen davon

aus, dass die jugendlichen Migranten in den VABO-Klassen eine fundierte Förderung in

Deutsch erhalten und erste berufliche Vorkenntnisse erwerben, um anschließend möglichst

rasch in eine Berufsausbildung oder in weiterführende Bildungsgänge wechseln zu können.

Deshalb spielt die Beratung in diesen Bereichen eine wichtige Rolle.

Unbedingt sollte dabei auch der Kontakt zu dem ortansässigen Jugendmigrationsdienst

gesucht und gemeinsam mit ihm an den jeweiligen Lösungen gearbeitet werden.

Das Engagement bei der beruflichen oder schulischen Weiterbildung kann im Einzelfall

Meilensteine setzen, aber auch genauso viele persönliche und objektive Stolpersteine

beinhalten.

4.3.2 Schullaufbahn

Im Einzelfall ist es sinnvoll zu prüfen, welcher ausländische Abschluss mit einem baden-

württembergischen gleichgesetzt werden kann. Dies lohnt sich in der Regel nach mindestens

neun besuchten Schuljahren. Schülerinnen, die Unterhalt nach dem Asylbewerber-

leistungsgesetz erhalten, müssen die Kosten für die beglaubigte Kopie sowie die Prüfung

des Abschlusses selbst übernehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass auf der Flucht oft

keine Zeugnisse mitgeführt wurden.15 Schüler, die Leistungen von der Agentur für Arbeit

beziehen, können einen Antrag auf Kostenbefreiung stellen.

Ein schulischer Wechsel in das Regel-VAB nach entsprechenden Leistungen und (Deutsch-)

Kenntnissen ist jederzeit möglich und ratsam.

Weitere Informationen zur Anerkennung:

https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/Abt7/Seiten/Zeugnis.aspx

Anerkennungsstelle für schulische Bildungsnachweise aus dem Ausland und aus anderen

Bundesländern befindet sich unter folgender Adresse:

Regierungspräsidium Stuttgart Schule und Bildung Anerkennungsstelle Postfach 103642 70031 Stuttgart

15

Siehe auch Fußnote 11

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23

4.3.3 Betriebspraktikum

Grundsätzlich sollen die Schülerinnen und Schüler im VABO ein Betriebspraktikum

absolvieren. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass sie über ausreichende deutsche

Sprachkenntnisse verfügen. Siehe hierzu die Regelungen der Schulversuchsbestimmungen

VABO16.

Rechtliche Situation

Rechtlich ist ein Schulpraktikum jederzeit möglich. Die sogenannte Vorrangprüfung durch

das Arbeitsamt ist nicht notwendig (gemäß der Verordnung über die Beschäftigung von

Ausländerinnen und Ausländern, BeschV §15).

Es sollte darauf geachtet werden, dass die Schülerinnen über eine ausreichende

Schülerhaftpflichtversicherung verfügen (z.B. BGV 1.- €).

Die Schule sollte mit den Betrieben einen Praktikumsvertrag abschließen (siehe Anlage).

Falls ein Praktikum in den Schulferien stattfindet, muss dafür Sorge getragen werden, dass

z.B. ein Lehrer, Schulsozialarbeiter, Bufdi oder Kümmerer den Schüler im Praktikum betreut

und bei etwaigen Problemen Ansprechpartner für den Schüler und den Betrieb ist.

Individuelle Problemlagen

Bei der Praktikumsvermittlung sollten individuelle Problemlagen der Schüler, der Betriebe

und der Lehrkräfte beachtet werden:

Schüler

unzureichende Deutschkenntnisse

mangelnde Kenntnis und teilweise unrealistische Vorstellungen hinsichtlich des

deutschen Arbeitsmarktes

mangelnde Kenntnisse der Arbeitssicherheit und des Arbeitsalltags (Arbeitszeiten,

Pausen, Essen etc.)

Schwierigkeiten in der Kommunikation mit den Mitarbeitern und den Betrieben

bildungsferne Lebensläufe und fehlende Schul- und Berufsabschlüsse sowohl im

Herkunftsland als auch in Deutschland

mangelnde Berufserfahrungen oder Berufserfahrungen aus den Herkunfts- oder

Transitländern, die häufig nicht oder nur begrenzt auf hiesige Arbeitsverhältnisse

übertragbar sind

Belastungsprobleme aufgrund teilweise jahrelangen Ausschlusses vom Arbeitsmarkt

Traumatisierungen und/oder gesundheitliche Beeinträchtigungen, die eingeschränkte

Arbeitsfähigkeit zur Folge haben können

Belastungssituationen durch die Wohn- und Lebenssituation

Führen eines Praktikumsberichtheftes17

16

Schulversuchsbestimmungen Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen zum Schuljahr 2016/17. 17

Vgl. Neue Chancen – Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Ausbildung. Erfolgsbeispiele und Praxisberichte über die berufsbezogene Förderung von Flüchtlingen in Baden-Württemberg. Flyeralarm, Würzburg. http://www.werkstatt-paritaet-bw.de/wp-content/uploads/2013/01/BW-Broschuere-Bleiberechtsnetzwerke.pdf, vom 1.06.2015.

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Leitfaden VABO 2016-2017

24

Betriebe

Schulische Zusammenarbeit mit den Kammern

Anschreiben der Kammern

Sensibilisierung der Betriebe auf die besondere Situation der Schülerinnen

Persönliche Vorgespräche durch Ausbildungsberater und/oder Lehrer

Arbeitsschutz und Praktikumsknigge

Ansprechen der Themen, wie z. B. Arbeitskleidung, Essen, Pausen

Fester Ansprechpartner

Betriebsgröße

Sprachsensibilität und kulturelle Kompetenz der Mitarbeiter als Voraussetzung

Lehrkräfte

Praktikumsvorbereitung im Unterricht (Praktikumsknigge, Berichtsheft,

Arbeitssicherheit, rechtlicher Rahmen)

Erfahrung und zusätzlicher zeitlicher Aufwand bei der Praktikumsbetreuung

Erreichbarkeit der Schüler und der Betriebe

Erreichbarkeit für die Schülerinnen und Schüler

Fertigkeitsanalyse im Werkstattunterricht durchführen (lassen)

4.4 Vernetzung von Theorie und Praxis

4.4.1 Unterricht in Lernfeldprojekten

Wie im VAB erfolgt auch im VABO Unterricht in berufsbezogenen Lernfeldprojekten. Laut

Stundentafel sind hierfür bis zu drei Stunden pro Woche möglich. Wie in allen anderen

Fächern gilt auch hier die Vermittlung von Deutschkenntnissen als ein durchgängiges

Unterrichtsprinzip.

Folgende fachbezogene Inhalte/Fächer werden in die Lernfeldprojekte eingebunden:

- Berufspraktische und berufsfachliche Kompetenz/berufliche Kompetenz

- Sprach- und Rechenkompetenz

- Handlungskompetenz

- Computeranwendung

„Bei der Umsetzung der Lernfeldprojekte sind möglichst wenig verschiedene Lehrkräfte

einzusetzen. Die in den Lernfeldprojekten enthaltenen Inhalte der Sprach- und

Rechenkompetenz sind sehr grundlegend und orientieren sich an den

Leistungsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler. Sie können auch von Lehrkräften

ohne Lehrbefähigungen in Deutsch oder Mathematik unterrichtet werden“18.

Bei der Wahl von Lernfeldprojekten haben die Kollegen große Freiheiten, allerdings sollten

die Kriterien für ein erfolgreiches Lernfeldprojekt (s.u.) berücksichtigt werden. Gute

Erfahrungen machten die Schulen beim Unterrichten in Lernfeldprojekten mit Teams von

höchstens drei Kolleginnen. Dabei ist eine rechtzeitige, gemeinsame Planung der

18

Leitfaden VAB, S.8.

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25

Lernfeldprojekte durch die Kolleginnen unabdingbar. Ein wöchentlicher Jour fixe erleichtert

hierbei die Absprachen für die Lernfeldprojekte.19

Im Unterschied zu früheren Berufsfeldern im Berufsvorbereitungsjahr steht bei den

Lernfeldprojekten des VAB der Handlungsanlass im Vordergrund: Es gibt keine

Lernfeldprojekte mit den Bezeichnungen „Metall“, „Holz“, „Hauswirtschaft“ usw.

Darauf ist bereits bei der Formulierung des Themas von Lernfeldprojekten zu achten.

Kriterien für ein Lernfeldprojekt

Ist das Thema des Lernfeldprojektes für VABO-Schüler relevant/ motivierend?

Kann das Lernfeldprojekt dem Sprachniveau der VABO-Schüler angepasst werden?

Enthält das Thema des Lernfeldprojektes einen Arbeitsauftrag?

Sind in der Planung alle möglichen Fächer berücksichtigt?

Ist ein roter Faden erkennbar?

Erhalten die VABO-Schüler über dieses Lernfeldprojekt einen erkennbaren

Kompetenzzuwachs?

Können außerschulische Partner in das Lernfeldprojekt eingebunden werden?

4.4.2 Zertifikate und Noten im Lernprojekt in lebensweltbezogener Kompetenz20

Das Fach „Lebensweltbezogene Kompetenz“ soll in Lernprojekten unterrichtet werden. Es

können Zertifikate erteilt werden.

In einem Zertifikat werden auch überfachliche Kompetenzen bewertet.21

Nach Abschluss des Lernprojektes, spätestens mit dem Zeugnis, erhalten die Schüler ihr

Zertifikat. Im Zeugnis wird unter Bemerkungen auf das Zertifikat/die Zertifikate hingewiesen.

Im Fach Berufliche Kompetenz können auch weiterhin Zertifikate für Lernfeldprojekt

ausgestellt werden.

Kriterien für ein aussagekräftiges Zertifikat

Sind alle formalen Kriterien des Zertifikates (Schulname, Name des Schülers,

Unterschriften usw.) erfüllt?

Ist aus dem Titel des Lernprojektes/Lernfeldprojektes ein Arbeitsauftrag mit

Aufforderungscharakter abzuleiten?

Umfasst das Zertifikat fachliche und überfachliche Kompetenzen?

Sind die Lernziele eindeutig (operationalisiert) formuliert?

Können die Lernziele/Kompetenzen von den Schülern und von den evtl. zukünftigen

Arbeitgebern nachvollzogen werden?

Ist die Anzahl der Kompetenzen auf sieben bis acht fachliche und maximal drei

überfachliche Kompetenzen begrenzt?

Besteht die Bewertungsleiste aus: ++ / + / - / --

Berücksichtigt dieses Zertifikat mehrere beteiligte Fächer?

Ist der zeitliche Umfang des Lernprojektes/Lernfeldprojektes in dem Zertifikat

erkennbar?

19

Siehe Anhang, Kapitel 9.3. 20

Siehe auch Anhang: Zertifikate. 21

Siehe Anhang, Kapitel 9.5

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26

4.5 Individuelle Förderung

Individuelle Förderung ist ein durchgängiges Unterrichtsprinzip. Hinsichtlich des VABO liegt

dabei natürlich ein spezieller Fokus auf dem Spracherwerb. Hilfestellungen kann das

Basismodell22 zur individuellen Förderung an beruflichen Schulen mit seinen drei

Handlungsfeldern: Beziehungsgestaltung, pädagogische Diagnose und Förderplanung,

Lernzeitgestaltung, geben.

4.6 Sharepoint-Plattform

Das Landesinstitut hat unter der Adresse https://sps.flska.de eine Sharepoint-Plattform für

alle Schulen mit VABO Klassen eingerichtet.

Das Anmeldeformular für die Schulen kann unter folgender Adresse heruntergeladen

werden: www.ls-bw.de/dienstleistungen/beruflschulen/sonst/vorlagen/VAB

Pro Schule ist nur ein Zugang möglich und sollte allen im VABO unterrichtenden Lehrkräften

zur Verfügung gestellt werden. Auf der Seite werden erprobte

Unterrichtsbeispiele, Projekte, Ideen und vielfältige

Informationen veröffentlicht. Die Plattform soll sowohl als

Informationsquelle als auch als Forum für Lehrer der VABO

Klassen dienen. Ebenso wird es einen Kalender mit den

wichtigsten Terminen geben.

Wir möchten alle Kollegen ermuntern ihre Unterrichtsbeispiele

und Projekte in dem auf der Seite befindlichen Formblatt an

folgende Adresse zu senden: [email protected]

22

Ministerium für Kultus, Jugend und Sport: Basismodell. 1. Auflage 2013. http://www.schule-bw.de/schularten/berufliche_schulen/individuelle-foerderung-bs-bw/konzept/konzept.htm, vom 1.6.2015.

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27

5. Lernberatung23 24

5.1 Vorüberlegungen

Lernberatung ist insbesondere bei Schülern mit keinen oder wenig Deutschkenntnissen

sinnvoll, um sie über Möglichkeiten der schulischen und /oder beruflichen Wege zu

informieren und sie dabei individuell zu beraten.

Die Lernberatung von VABO-Schülern wird stärker von Faktoren, wie z.B. Lern- und

bildungsbiografische Aspekte, Lernumwelt, Motivation, emotionale Verfassung u.a.

beeinflusst, als die Lernberatung von Schülern aus anderen Klassen. Die Lernberatung

unterscheidet sich auch bei VABO-Schülern von einer sozialen Beratung oder allgemeinen

Lebensberatung. Für das Angebot der Lebensberatung stehen Fachleute, wie z.B.

Sozialarbeiter, Psychologen etc. zur Verfügung.

Lernberatung beruht auf freiwilliger Basis, der Lernberater unterbreitet jedem Schüler diese

Möglichkeit - der Schüler selbst entscheidet darüber, ob er das Angebot prinzipiell und von

Termin zu Termin wahrnehmen möchte. Lernberatung sollte nur von Lehrern durchgeführt

werden, die in den VABO-Klassen tätig sind.

Empfehlenswert für die Kollegen ist die Teilnahme an Fortbildungen zum Thema

Lernberatung.

23

Nach Vorlage der Lernberatung AVdual und Ergänzungen von Frau Elke Dörflinger (RPK Referat 77, Qualitätssicherung und –entwicklung, Schulpsychologische Dienste). 24

Siehe auch Anhang 9.9.

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28

Abbildung von den Verfassern des Leitfadens

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29

5.2 Ziele der Lernberatung

Die Ziele der Lernberatung sind:

Lernende beraten und begleiten

Potentiale erkennen und verbessern

Lernprozessen optimieren

Entwickeln von Lernstrategien

Dabei ist die Vorgehensweise immer lösungsorientiert, neutral, am Bedarf des Einzelnen

orientiert und prozessorientiert mit dem Ressourcenblick „Was kann der Schüler, worauf

kann man aufbauen?“.

5.3 Zielvereinbarungsgespräche

5.3.1 Organisation der Gespräche

Lernberater (LB) sind Lehrkräfte, die fünf bis sechs Schülerinnen und Schüler in

ihrem Lernen beraten.

Optimaler Weise sind LB Lehrkräfte, die Erfahrung in Beratung haben (z.B.

Beratungslehrer).

Lernberatungsgespräche finden regelmäßig statt.

Wünschenswert sind drei bis vier Zielvereinbarungsgespräche, je nachdem ob die

Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Schuljahres in die Klasse eingetreten sind,

oder aber erst später hinzukamen.

Ein Gespräch wird mit den SuS fest vereinbart und dauert ca. 20 Minuten.

Über jedes Gespräch wird ein schriftliches Kurzprotokoll erstellt. Die

Gesprächsprotokolle der Zielvereinbarungen sollten von allen Seiten zum Zweck der

Verbindlichkeit unterschrieben werden.

Das Gesprächsprotokoll wird in einem Klassenordner abgeheftet bzw. je nach

Organisation in der Schule in einem Ordner digital abgelegt. Jeder Fachlehrer hat

Zugriff auf die Dokumentation.

Je nach Sprachkenntnissen kann die Lernberatung nicht nach vorgegebenem Verfahren

ablaufen. Bei geringen Sprachkenntnissen sollte nach Möglichkeit ein Dolmetscher

hinzugezogen werden.

5.3.2 Prozess der Zielvereinbarungen

Zielvereinbarung I – Ziel anvisieren (bis zu den Herbstferien)

Mögliche Fragestellungen:

„Wie können Sie dem Unterricht folgen?“

„Welches Ziel streben Sie an?“

„Welche Unterstützung benötigen Sie?“

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Zielvereinbarung II – Ziel festlegen (Dezember/Januar, vor den Zeugnissen)

Mögliche Fragestellungen:

„Wobei haben Sie in der Schule Erfolg? Was bereitet Ihnen Probleme?“

„Welches Ziel streben Sie an?“

„Haben Sie bereits ein Praktikum absolviert?“

„Welche Unterstützung benötigen Sie?“

Zielvereinbarung III – Zielpassung reflektieren, ggf. anpassen (Ende März)

Mögliche Fragestellungen:

„Wobei haben Sie in der Schule Erfolg? Was bereitet Ihnen Probleme?“

„Passt das angestrebte Ziel noch?“

„Haben Sie bereits ein Praktikum absolviert?“

„Welche Unterstützung benötigen Sie?“

Zielvereinbarung IV – Zielpassung reflektieren, ggf. anpassen (Mai/Juni, vor den Prüfungen)

Ggf. Teilnahme an der Prüfung verbindlich festlegen

Mögliche Fragestellungen:

„Wurden die angestrebten Ziele bis jetzt erreicht?“

„Müssen die angestrebten Ziele verändert werden?“

„Was führte zum Erfolg/Misserfolg?“

„Welche Unterstützung benötigen Sie?“

5.3.3 Aufgaben eines Lernberaters

Die individuelle Zielvereinbarung mit dem Lerner abstimmen.

Den Lernprozess auf der Basis dieser Zielvereinbarung beobachten.

Als Ansprechpartner für alle (lernbezogenen) Probleme zur Verfügung stehen.

Mit dem Lernenden den Lernprozess und Kompetenzerwerb reflektieren.

Den Lernberatungsprozess dokumentieren.

Bindeglied zwischen Schüler und Lehrerteam sein.

Hier ist die Klärung zwischen Lernbegleiter und Schüler wichtig, welche Informationen

aus den Gesprächen an andere Lehrkräfte weitergegeben werden dürfen

ggf. weitere Vereinbarungen der Schule …

5.3.4 Grundhaltung des Lernberaters

Den Schüler wertschätzen und ernst nehmen („Schüler ist so wie er ist“), Trennung

zwischen Person und Verhalten/Leistung des Schülers

Pädagogischen Optimismus zeigen, den Schüler ermutigen („Kultur des Gelingens“)

Fragen stellen statt Antworten geben, Einbeziehung des Schülers durch

Verantwortung übertragen

Zielorientiert vorgehen, Probleme in Ziele umformulieren, dem Schüler Perspektiven

aufzeigen

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nicht bagatellisieren, keine Vergleiche ziehen mit anderen Schülern

sich fehlerfreundlich verhalten, Fehler sind Helfer und sollten als Lernchancen für den

Schüler betrachtet werden

Gespräche als vertrauensbildende Maßnahme zwischen Lernbegleiter und Schüler

betrachten

5.3.5 Durchführung (Tischvorlage für Lernberater)

Vorbereitung durch LB:

- mit Schülern Termin/Zeitraum vereinbaren, auf Mitbringen von Unterrichtsmaterialien, Ordner hinweisen

- Dauer ca. 20 Minuten, vorzugsweise Wecker für beide sichtbar positionieren

- ggf. alte Dokumentation sichten

Gesprächsleitfaden für LB:

- Wichtig, beim Erstgespräch Hinweis auf Vertraulichkeit der Gesprächsinhalte (Was darf an Klassenlehrer und andere Lehrkräfte weitergegeben werden? Was sind private Infos?)

- Wichtig beim Einstieg: Hinweis auf den geplanten Ablauf des Gespräches.

Kontaktaufnahme beim Erstgespräch:

„Was gefällt dir besonders gut bei uns?“

„Gibt es etwas, das dir nicht gefällt?“

„Was erwartest du von mir als Lernberater?“

„Möchtest du mir vor dem Gespräch etwas sagen?“

Erfassung Ist-Stand – Was läuft gut und soll so bleiben?

Schüler spricht, Lernberater hört aktiv zu, fragt gezielt nach, wenn Schüler ins Stocken

kommt

(Motto: Fragen stellen, statt Antworten und Ratschläge geben!)

„Wie lernst du?“

„Wann/wo machst du deine Hausaufgaben?“

„Verstehst du den Lehrer im Unterricht?“

„Wann warst du das letzte Mal so richtig stolz auf dich?“; „Woran merkt man das?“

Erfassung Ist-Stand – Was habe ich erreicht und wie habe ich das geschafft?

„Wie hast du in deiner Heimat für die Schule gelernt?“

„Lernst du hier wie in deiner Heimat oder gibt es Unterschiede?“

„Hat dir in deiner Heimat jemand beim Lernen geholfen?“

„Hast du in Deutschland jemand, der dir beim Lernen hilft (außer dem Lehrer)?“

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Erfassung Ist-Stand – Wünsche und Erwartungen?

„Wo hat es Schwierigkeiten/Besonderheiten gegeben? Gab es Herausforderungen?“

„Wie würdest du gerne lernen?“

Zukunft gestalten – Was will ich als nächstes erreichen?

Schüler dokumentiert, Lernbegleiter unterstützt bei Formulierungen und ggf. beim Schreiben,

Lernbegleiter dokumentiert separat

Ziel (z.B. zu entwickelnde Kompetenz) bis zum nächsten Zeitraum festlegen – Achtung: SMART-Methode (siehe unten)

„Welches sind die nötigen Schritte?“ „Was möchte ich dafür tun?“ – sog. Teilziele mit Termin

„Wie können Sie andere (Schüler, Lehrer, Eltern, …) dabei unterstützen?

Reflexion des Lernberatungsgespräches

Lernberater fasst Sitzungsgespräch zusammen, Schüler teilt mit, ob dies so richtig ist.

Abschluss: Frage nach welche Informationen zur Unterstützung an andere Lehrkräfte/Klassenlehrer NICHT weitergegeben werden dürfen.

Nachbereitung durch Lernberater:

- ggf. Klassenlehrer über Maßnahmen informieren

- Dokumentation abheften

Buchstabe Bedeutung Beschreibung

S Spezifisch Ziele müssen eindeutig und für den Schüler verständlich definiert sein (nicht vage,

sondern so präzise wie möglich).

M Messbar Ziele müssen messbar sein (Messbarkeitskriterien).

A Akzeptiert Ziele müssen von den Empfängern akzeptiert werden/sein (auch: angemessen,

attraktiv, ausführbar oder anspruchsvoll).

R Realistisch Ziele müssen möglich sein.

T Terminierbar Zu jedem Ziel gehört eine klare Terminvorgabe, bis wann das Ziel erreicht sein muss.

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Beispiel für eine Lernberatung und Zielvereinbarung

- Frage nach Handlungsbedarf:

z.B. Einsatz und Ausdauer Zielformulierung über Änderungsmöglichkeiten

- Gespräch:

Schüler gibt an:

Schwierigkeiten bei der Konzentration zu haben, da keine Ruhe in der Gemeinschaftsunterkunft

beim alleine Lernen schnell die Lust zu verlieren

dass eh alles keinen Zweck hat, da er Angst vor einer Abschiebung hat …

- Zielvereinbarung:

Ziel 1: Ich bleibe mit Einsatz und Ausdauer bei der Arbeit.

Was muss ich dafür tun? Bis wann?

1. Am Nachmittag in der Schule in leeren Räumen lernen Mai 20…

2. mit anderen lernen April 20…

3. Praktikum machen April 20…

Welche Hilfe brauche ich? Von wem?

bei der Suche nach Praktikumsplatz Herr X / Frau Y

5.4 Bildungsberatung

Ergänzt wird die Lernberatung für Schüler des VABO mit einer Bildungsberatung. Dabei ist

es wichtig, dass die Schüler über das Schulsystem in Baden-Württemberg informiert sind.

In regelmäßigen Abständen sollten Beratungsgespräche gemeinsam mit den Vertretern der

Arbeitsagentur stattfinden, um den Schülern realistische Berufswege aufzuzeigen (siehe

Anhang 9.10.).

Kenntnisse über das Schul- und Ausbildungssystem können z.B. in den Fächern Deutsch

und/oder Lebensweltbezogener Kompetenz erlangt werden. Das Thema „Schul- und

Ausbildungssystem in Baden-Württemberg“ eignet sich auch für ein Lernprojekt. Außerdem

bieten die Berater der Arbeitsagentur speziell für VABO-Klassen einstündige

Informationsveranstaltungen im Klassenverband an, sobald ausreichende Deutsch-

kenntnisse vorhanden sind.

6. Netzwerk Migration

Berufliche Schulen mit VABO-Klassen sollten möglichst zeitnah mit dem Aufbau von

Netzwerken beginnen, um erfolgreich und nachhaltig mit den jugendlichen Asylbewerbern

und Flüchtlingen zu arbeiten. Je nach Schulart und Standort der Beruflichen Schulen wird es

unterschiedliche Netzwerke geben müssen. Was in Mannheim oder Ettlingen möglich ist,

funktioniert wahrscheinlich nicht in Konstanz oder in Ellwangen. Deshalb muss jede Schule

für sich klären, welche Möglichkeiten es an ihrem Standort gibt.

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Des Weiteren kann die Zusammenarbeit mit den Betreuungspersonen der Jugendlichen, wie

den Ehrenamtlichen, eine Entlastung für die Klassenlehrer sein. Denn sie kennen oft besser

die persönliche Situation und möglicherweise den Hintergrund der Schüler und sind vor

allem in schwierigen Situationen, wie unentschuldigtes Fehlen, Konflikte etc., gute

Ansprechpartner.

Mit der Beantwortung der untenstehenden Fragen kann abgeklärt werden, ob bereits

vorhandene Kooperationspartner auch für die Schülerinnen der VABO-Klassen aktiv sind

und welche neuen Kooperationen unbedingt aufgebaut werden sollten:

Verfügt die Schule über Schulsozialarbeiter, Jugendberufshelfer, Mitarbeiter im

Bundesfreiwilligendienst (Bufdi)?

Welche Institutionen, Vereine und Ehrenamtliche betreuen die Jugendlichen in ihren

Unterkünften und in ihrer Freizeit?

Wer ist im Landratsamt für die Fahrkarten, Schulgeld, Ausflüge sowie Essensgeld

zuständig?

Mit welchen weiteren Kooperationspartnern arbeitet die Schule bereits zusammen

(Arbeitsagentur, Diakonie, Caritas, Theater, Museen, Krankenkassen, Polizei,

Banken, Fahrschulen usw.)? 25

Bestehen Kooperationen mit anderen Beruflichen Schulen aus der Nachbarschaft?

Bietet diese Schule evtl. wertvolle Berufsfelder für die Schüler aus dem VABO (z.B.

Gewerbliche Schule kooperiert mit einer Hauswirtschaftlichen Schule)?

Welche Vereine gibt es vor Ort (Sportvereine, Musikvereine, Kulturvereine,

Pfadfinder, Arbeitnehmer- und Ausländervereine, kirchliche Vereine, Frauenvereine)?

Welche Kooperationspartner wären für die Jugendlichen notwendig, zu denen bisher

noch keine Beziehungen von Seiten der Schule aus bestehen (Ausländerbehörde,

Kinder- und Jugendpsychiatrien, Kinder- und Jugendlichentherapeuten, Dolmetscher,

Jugendmigrationsdienst usw.)?

Welche Betriebe kooperieren bereits mit der Schule?

Empfehlung: Pro Schule sollte eine erfahrene Lehrkraft für das Thema Netzwerk

Initiator und Ansprechpartner sein. Eine enge Zusammenarbeit mit der Schulleitung ist

dabei Voraussetzung.

25

Siehe Anhang 9.10.

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7. Unterstützungsangebote für Lehrkräfte: Schulpsychologische Beratungsstellen

Ab dem Schuljahr 2015/16 bieten die Schulpsychologischen Beratungsstellen in Baden-

Württemberg Fortbildungen zu Flüchtlingen in der Schule sowie Supervision an (Anmeldung

über LfB-Online). Darüber hinaus können Lehrkräfte sich jederzeit mit persönlichen Anliegen

zur Beratung in den jeweiligen Schulpsychologischen Beratungsstellen (SPBS) an die

Staatlichen Schulämter wenden.

Hinweis: Auf der Homepage des Kultusministeriums Baden-Württemberg ist eine

Handreichung „Flüchtlingskinder und jugendliche Flüchtlinge in der Schule“ eingestellt, die

den Lehrkräften Informationen zum Thema Trauma gibt.

8. Hilfreiche Adressen, Links und Literatur

Adressen des Kultusministeriums

http://www.km-bw.de/Fluechtlingsintegration/

http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/fluechtlinge

Adressen der Schulämter

http://www.schulaemter-bw.de/,Lde/Startseite/Schulamtsstandorte

„Basismodell individuelle Förderung“:

http://www.schule-bw.de/schularten/berufliche_schulen/individuelle-foerderung-bs-

bw/konzept/konzept.htm

Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen (GER):

www.europaeischer-referenzrahmen.de.

Informationen zu freiwilligem Engagement in der Flüchtlingsarbeit:

http://asylzentrum-tuebingen.jimdo.com/

http://www.fluechtlingshilfe-bw.de

Informationen zum Thema Asyl:

http://www.bamf.de

http://www.proasyl.de

http://www.integrationsministerium-bw.de

http://www.jmd-portal.de

http://www.einwanderer.net

http://bleibinbw.de

http://www.asyl.net

http://fluechtlingsrat-bw.de

http://www.nds-fluerat.org/leitfaden

Informationen zur Anerkennung:

https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/Abt7/Seiten/Zeugnis.aspx

Informationen für alle am Schulleben Beteiligten

http://www.engagement-global.de/aktuelle-mitteilung/items/neues-material-zum-thema-flucht.html

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Literatur

BAMF/BMI/Goethe-Institut: Rahmencurriculum für Integrationskurse Deutsch als

Zweitsprache, 2007.

Gahleitner, Silke B./Hensel, Thomas/Baierl, Martin/Kühn, Martin/Schmid, Marc

(Hrsg.): Traumapädagogik in psychosozialen Handlungsfeldern. Ein Handbuch für

Jugendhilfe, Schule und Klinik. Göttingen, 2014.

Grawe, Klaus: Neuropsychotherapie. Hogrefe, 2004.

Kultusministerium für Kultus, Jugend und Sport (Hrsg.): Handreichung – Flüchtlings-

kinder und -jugendliche Flüchtlinge in der Schule. 2015. Quelle:

http://www.kultusportal-bw.de

Neue Chancen – Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Ausbildung.

Erfolgsbeispiele und Praxisberichte über die berufsbezogene Förderung von

Flüchtlingen in Baden-Württemberg, Würzburg. Quelle: http://www.werkstatt-paritaet-

bw.de

Schulversuchsbestimmungen berufliche Schulen. Ausbildung und Prüfung im

Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf'. Änderung der Schulversuchsbestimmungen zum

Schuljahr 2016/17 VAB.

Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf. Leitfaden zur Einführung.

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9. Anlagen

9.1 Beispiel für eine Zeitleiste

Beispiel: VABO im Jahresablauf

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9.2.1 Beispiel für ein Beschulungskonzept an der Beruflichen Schule Rottenburg

Autor/Autorin: Claudia Malan/ Sol Sena-Pritsch/ Günther Werz

Schule/Ort: Berufliche Schule Rottenburg

Beteiligte

Kooperationspartner

VABO aus Biberach und Tübingen

freier Sender „Wüste Welle“ (Tübingen)

Literaturhaus Stuttgart: Jose F. A. Oliver

Agentur für Arbeit

Werkrealschule

Nachbarschulen

Diakonisches Werk

Landratsamt

Besonderheiten

Jobpaten: Lebensorientierung, Hausaufgaben, Praktikumssuche, Familie, Behördengänge

Beschulungskonzept

Individuelle Förderung: zeitliche Fenster schaffen zur individuellen Beratung

Unterrichten in Tandems

Wochenplanarbeit

Niveauhomogene Gruppenbildung

Austausch: Lehrer, Abteilungsleitung, Schulsozialarbeit (Jour Fixe)

Praktikum im zweiten Jahr: 1 Woche

Ganztageskonzept

Kooperationen mit externen Partnern wie z.B. örtlichen Sportvereinen

Ziel: Hauptschulabschluss nach 2 Jahren, wenn möglich auch nach 1 Jahr

Anerkennung Zeugnisse aus Heimatland (z.B. Einstieg ins BK, da Mittlere Reife, Abitur oder Studium)

Projekte Radio: Zusammenarbeit mit freiem Sender „Wüste Welle“ (Tübingen):

www.wueste-welle.de. Finanziert durch Sponsoren und KM-Mittel.

Kuchenverkauf: Lernfeld „Backen“ und Computeranwendung „Werbung für den Verkauf““

Schreibwerkstatt: Literaturhaus Stuttgart, Finanzierung durch Friedrich-Bödecker-Kreis

Brieffreundschaft

Ausführliche Information

Sharepointplattform

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9.2.2 Beispiel für ein Beschulungskonzept an der Louis-Lepoix-Schule

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9.3 Beispiele für Stundenpläne

Beispiel 1

Beispiel 2

Beispiel 3

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9.4 Beispiele für einen Aufnahmebogen

Anmeldebogen: Berufliches Bildungszentrum Ettlingen - VABO

Nachname/ last name/ nom de familie/apellido/ nav/ أللقب/ العائلة إسم

Vorname/ first name/ prénom/ nombre/ bernav/ األول اإلسم

Geschlecht/ sex/ sexe/ sexo/ ألجنس

♀ weiblich / mêyene/ أنثوي ♂ männlich / nêr/ ذكري

Geburtsdatum/ date of birth / date de naissance/ fecha de nacimiento / rojbûn/

الميالد تاريخ

Geburtsort/ - land/ place of birth, lieu ne naissance/ lugar de nacimiento/ cîye ji dayîkbûnê/ الوالدة محل/ الرأس مسقط

Adresse/ address/adrèsse/ dirección/ adrês/ navnîșan/ العنوان

Telefon/ cell phone/ telephone/ teléfono/ hejmara telefonê/ الهاتف

E-Mail/ اإللكتروني البريد عنوان

Muttersprache/ mother tongue/ langue maternelle/ lengua maternal/ zimanê/ dayîke/ األم اللغة

weitere Sprachen/ further languages/ autres langues/ otras lenuguas/ dûmahîk ziman/ أخرى لغات

Nationalität/ nationality/ nationalité/ nacionalidad/ الجنسية

Schulbesuch/ school attendance/ typ d´école/ asistencia a la escuela/ metebê/ sınıf/ بالمدارس اإللتحاق

Schuljahre/ school years/ ans d´école/ años de escuela/ الدراسة سنوات

Schulabschluss/ diplôme/ diploma/ diploma escolar/ التخرج

Beruf/ profession/ profession/ profesión/ mesleg

Studium/ studies/ études/ estudios xwendin (erê?/na?)

Ergänzte und bearbeitete Version des Anmeldebogens der Louis-Lepoix-Schule-Baden-Baden

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9.5 Beispiele für Praktikumsverträge und Zertifikate

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Beispiel für ein Zertifikat im Lernprojekt:

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Beispiel für ein Zertifikat im Lernfeldprojekt

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9.6 Themenvorschläge und Beispiele für den Unterricht

9.6.1 Regelungen in Deutschland

Werte, Normen, Umgangsformen in unserer Kultur, Gesetze, z.B.:

- Höflichkeit, z.B. Hände schütteln, in die Augen sehen, gute Wünsche zur Genesung,

Siezen

- Öffnungszeiten von Geschäften, Ämtern usw.

- Pünktlichkeit (Fahrpläne, Ämter, Schule, Beruf)

- (nächtliche) Ruhezeiten z.B. im Krankenhaus, Nachbarschaft

- Krankmeldungen, Beurlaubung

- System Krankenversicherung z.B. Versichertenkarte, Bezahlung

- Ärztliche Schweigepflicht

- Vorschriften im Straßenverkehr

- Arbeitsrecht (Abschluss und Beendigung eines Arbeitsverhältnisses,

Kündigungsschutz, Sanktionen bei Schwarzarbeit usw.)

- Hygiene (Körperpflege, bei der Arbeit usw.)

Deutsch als Zweitsprache – Themenkatalog: Vorschläge:

Sich begrüßen/ sich vorstellen/ sich verabschieden

Familie und Beziehungen

Uhrzeit/ Tageszeit/ Woche/ Jahr: über den Tagesablauf sprechen/ sich

verabreden

Einkaufen: Einkaufsdialoge verstehen/ führen

Orientierung: nach dem Weg fragen/ den Weg erklären

Wohnen: Wohnungsanzeigen verstehen/ sich über eine Wohnung informieren

Gesundheit/ beim Arzt: Befindlichkeiten ausdrücken/ Körperteile benennen/

Termine vereinbaren

Landeskunde

gerne Orientierung am Schulbuch der Wahl

epochal: Vernetzung der Fächer über die Themen (Teamabsprachen auch

außerhalb des Deutschunterrichts)

z.B. Uhrzeiten: Deutsch (Wortschatz, Zahlen, Fragewörter wann, Von wann – bis,

Präpositionen am, um, von - bis), Rechenkompetenz (Errechnen der Fahrtdauer),

Werken (Uhr bauen)

Interkulturelles Lernen

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9.6.2 Das VABO im Jahresablauf

Beispiel der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerische Schule Emmendingen

(GHSE) von Kern, Rombach, Wolf, Kleinstück, Missagia, Liebl.

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Hinweis: Die Prüfung/Sprachstanderhebung findet auf A2 Niveau statt.

9.6.3 Möglichkeiten der Gestaltung der Orientierungsphase im VABO

Lernprojekt aus dem Fach Lebensweltbezogene Kompetenzen

Lernfeld Zielsetzung Unterrichtsmaterial/-ideen

Ankommen/

Kennen lernen

Höflichkeitsformen und Formen der

Begrüßung und Verabschiedung

kennen lernen und anwenden

Sich vorstellen können

Erste Buchstaben kennen lernen

Individuelles Stärkenwappen

ausfüllen (evtl. mit Bildkarten)

Klassenstärkenwappen ausfüllen

Begrüßungsplakat in verschiedenen

Sprachen (wenn möglich den Sprachen

der neuen Schüler) im Eingangsbereich

des Klassenzimmers

Evtl. Sonnenblume für jeden Schüler

Getränke für Schüler(Wasser, Tee oder

Kaffee) evtl. etwas Gebäck

Namensschilder der Schüler mit Bilder

(als Memory)

Unterrichtende Lehrer stellen sich vor

auf Plakat mit Bild; wird im

Unterrichtsraum aufgehängt

Begrüßung und Verabschiedung in

verschiedenen Sprachen

Namensschilder untersuchen:

Buchstaben markieren

Stärkenwappen, Bildkarten

Alle Stärken der individuellen

Stärkenwappen werden in ein großes

Klassenstärkenwappen übertragen→

Erkenntnis. Im Klassenzimmer ist ein

großer „Stärkenschatz“ vorhanden

Herkunft Auf der Weltkarte, Deutschlandkarte,

Karte Baden-Württemberg

zurechtfinden

Die Herkunft und Kultur der anderen

Weltkarte mit selbstgestalteten

Landesfahnen der Schüler versehen

Weltkartenpuzzle

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Schüler kennen lernen

Über Besonderheiten des

Herkunftslandes sprechen

Deutschlandpuzzle

Baden-Württemberg-Puzzle

Bezug: Landeszentrale für politische

Bildung BW

Schulhaus und

Schulgebäude

Sich im Schulhaus zurechtfinden

Schulregeln kennen lernen

Personen der Schule kennen lernen

Frageformen kennen lernen und

einüben

Führung durch das Schulhaus

(Aufenthaltsraum, Sekretariat,

Schulsozialarbeiterin, Schulleitung

Toiletten, Cafeteria, Hausmeister,

Schülerkopierer)

Schulhausrallye

Bildkarten den Namen zuordnen z. B.

Sekretariat

Schulregeln/Hausordnung in Bildform

besprechen und im Klassenzimmer

aufhängen

Stundenplan besprechen

Klassenzimmer/

Schulsachen

Sich im Klassenzimmer zurechtfinden

Einfache Arbeitsanweisungen

verstehen und ausführen können

Möbelstücke im Klassenzimmer

benennen können

Klassenregeln kennen lernen und

lernen

Schulsachen erkennen und benennen

Arbeitsanweisungen verstehen und

ausführen können

Lehrer gibt Anweisung/Schüler geben

sich gegenseitig Anweisungen

Gegenstände im Klassenzimmer mit

Namenkarten versehen

Klassenregeln einführen mit

Bildmaterial/Klassenregeln

aufschreiben

Klassenzimmer-Aufgaben verteilen

Fühlbox

Stadt Sich in der Stadt zurechtfinden Stadtrundgang (Bahnhof, Agentur für

Arbeit, Jugendamt, Bushaltestelle,

Landratsamt, Bibliothek, Stadttheater,

Kino, Sporthalle...)

Lernstandstest Feststellung der Kenntnislage in

Deutsch

Wenn möglich Klassenbildung aufgrund

der Niveaustufen

Elternabend Information und Kennenlernen der

Eltern bzw. der

Erziehungsberechtigten, gesetzlichen

Vertreter

Übersetzer

Gemeinsames

Frühstück

Zuverlässigkeit einüben

Austausch mit den Schülern und

Lehrern in „geselliger“ Atmosphäre

Gewohnheiten der anderen Kulturen

kennen lernen

Jeder Schüler bringt ein Teil des

Frühstücks mit

Frühstück in einem jeweiligen Land

Gesellschafts-

spiele/

Gruppenübungen/

Theaterpädago-

Regeln erkennen und einhalten

Rücksichtnahme üben

Selbstwahrnehmung schulen

Soziale Kompetenzen (auch

Brettspiel

Erlebnispädagogische Parcours in der

Sporthalle oder in einem großen

Klassenzimmer

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gische Übungen

nichtsprachlich) zeigen, positive

Beziehungsgestaltung

Projekt, z.B.

„Waffelverkauf“

Übungen zum Sprechen

Überwinden von Ängsten

Auf die anderen Schüler zugehen

können

Erstellen von Verkaufsplakaten

Durchsage durch Sprechanlage

9.6.4 Ideen für Lernprojekte / Lernfeldprojekte

Schulalltag (Bsp.: „Wir gestalten unser Klassenzimmer“, „Wir organisieren ein

Klassenfest“)

Jahreslauf (Bsp.: Weihnachtsbazar – Herstellung und Verkauf von Produkten auf

dem örtlichen Weihnachtsmarkt)

Interessen der Schülerinnen (Bsp.: „Wir erstellen ein Kochbuch mit Fotos“, „Wir

drehen einen Film“, „Wir planen einen Ausflug“, „Wir bewegen uns mit öffentlichen

Verkehrsmitteln“)

Kooperationspartner (Bsp.: „Wir machen einen Fahrradführerschein“)

Hobbys der Kollegen (Bsp.: Fahrradwerkstatt)

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9.7 Übersicht – Asylverfahren

Ausführliche Informationen finden Sie auf der Sharepointplattform oder unter Hilfreichen

Links (Kapitel 6.)

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9.8 Sprachniveaustufen nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen

(GER)

„In der nachfolgenden Globalskala sind für verschiedene Kompetenzstufen einfach

Aussagen hinterlegt, die bei der Einschätzung des eigenen Sprachniveaus hilfreich sind. Das

Sprachniveau gliedert sich entsprechend des Gemeinsamen Europäischen

Referenzrahmens für Sprachen (GER) in sechs Stufen von A1 (Anfänger) bis C2

(Experten)“.26

Elementare Sprachanwendung

A1

Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die

auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen

Leuten Fragen zu ihrer Person stellen - z. B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was

für Dinge sie haben - und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art

verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich

sprechen und bereit sind zu helfen.

A2

Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz

unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie,

Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen

verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über

vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und

Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen

beschreiben.

Selbstständige Sprachanwendung

B1

Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um

vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen,

denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend

über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und

Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten

kurze Begründungen oder Erklärungen geben.

B2

Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen;

versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend

verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf

beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert

ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile

verschiedener Möglichkeiten angeben.

Einstufungstests:

Auf der Homepage der Europäischen Referenzrahmens27 findet man Einstufungstests, die

auf der Selbsteinschätzung der eigenen Sprachkenntnisse in den Bereichen Verstehen,

Sprechen und Schreiben beruhen.

Im Folgenden sind Beispiele für Niveau A1-B1 aufgeführt:

26

Quelle: http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/sprachniveau.php, vom 1.06.2015. 27

Quelle: http://www.europaeischer-referenzrahmen.de/einstufungstests.php, vom 1.06.2015.

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Einstufungstest Teil I: Verstehen einer Fremdsprache

Hören Lesen

B1

Ich kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare

Standardsprache verwendet wird und wenn es um

vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht.

Ich kann vielen Radio- oder Fernsehsendungen über

aktuelle Ereignisse und über Themen aus meinem

Berufs- oder Interessengebiet die Hauptinformation

entnehmen, wenn relativ langsam und deutlich

gesprochen wird.

Ich kann Texte verstehen, in denen vor

allem sehr gebräuchliche Alltags- oder

Berufssprache vorkommt. Ich kann

private Briefe verstehen, in denen von

Ereignissen, Gefühlen und Wünschen

berichtet wird.

A2

Ich kann einzelne Sätze und die gebräuchlichsten

Wörter verstehen, wenn es um für mich wichtige Dinge

geht (z. B. sehr einfache Informationen zur Person und

zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Ich

verstehe das Wesentliche von kurzen, klaren und

einfachen Mitteilungen und Durchsagen.

Ich kann ganz kurze, einfache Texte

lesen. Ich kann in einfachen

Alltagstexten (z. B. Anzeigen,

Prospekten, Speisekarten oder

Fahrplänen) konkrete, vorhersehbare

Informationen auffinden und ich kann

kurze, einfache persönliche Briefe

verstehen.

A1

Ich kann mich auf einfache Art verständigen, wenn mein

Gesprächspartner bereit ist, etwas langsamer zu

wiederholen oder anders zu sagen, und mir dabei hilft

zu formulieren, was ich zu sagen versuche. Ich kann

einfache Fragen stellen und beantworten, sofern es sich

um unmittelbar notwendige Dinge und um sehr vertraute

Themen handelt.

Ich kann einfache Wendungen und

Sätze gebrauchen, um Leute, die ich

kenne, zu beschreiben und um zu

beschreiben, wo ich wohne.

Einstufungstest II: Das Sprechen einer fremden Sprache

An Gesprächen teilnehmen Zusammenhängendes sprechen

B1

Ich kann die meisten Situationen bewältigen,

denen man auf Reisen im Sprachgebiet

begegnet. Ich kann ohne Vorbereitung an

Gesprächen über Themen teilnehmen, die

mir vertraut sind, die mich persönlich

interessieren oder die sich auf Themen des

Alltags wie Familie, Hobbys, Arbeit, Reisen,

aktuelle Ereignisse beziehen.

Ich kann in einfachen zusammenhängenden

Sätzen sprechen, um Erfahrungen und Ereignisse

oder meine Träume, Hoffnungen und Ziele zu

beschreiben. Ich kann kurz meine Meinungen und

Pläne erklären und begründen. Ich kann eine

Geschichte erzählen oder die Handlung eines

Buches oder Films wiedergeben und meine

Reaktionen beschreiben.

A2

Ich kann mich in einfachen, routinemäßigen

Situationen verständigen, in denen es um

einen einfachen, direkten Austausch von

Informationen und um vertraute Themen und

Tätigkeiten geht. Ich kann ein sehr kurzes

Kontaktgespräch führen, verstehe aber

normalerweise nicht genug, um selbst das

Gespräch in Gang zu halten.

Ich kann mit einer Reihe von Sätzen und mit

einfachen Mitteln z. B. meine Familie, andere

Leute, meine Wohnsituation meine Ausbildung und

meine gegenwärtige oder letzte berufliche Tätigkeit

beschreiben.

A1 Ich kann mich auf einfache Art verständigen,

wenn mein Gesprächspartner bereit ist,

etwas langsamer zu wiederholen oder

Ich kann einfache Wendungen und Sätze

gebrauchen, um Leute, die ich kenne, zu

beschreiben und um zu beschreiben, wo ich

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Leitfaden VABO 2016-2017

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anders zu sagen, und mir dabei hilft zu

formulieren, was ich zu sagen versuche. Ich

kann einfache Fragen stellen und

beantworten, sofern es sich um unmittelbar

notwendige Dinge und um sehr vertraute

Themen handelt.

wohne.

Einstufungstest Teil III: Schreiben in einer fremden Sprache

Schreiben

B1

Ich kann über Themen, die mir vertraut sind oder mich persönlich interessieren, einfache

zusammenhängende Texte schreiben. Ich kann persönliche Briefe schreiben und darin von

Erfahrungen und Eindrücken berichten.

A2 Ich kann kurze, einfache Notizen und Mitteilungen schreiben. Ich kann einen ganz einfachen

persönlichen Brief schreiben, z. B. um mich für etwas zu bedanken.

A1 Ich kann eine kurze einfache Postkarte schreiben, z. B. Feriengrüße. Ich kann auf Formularen, z.

B. in Hotels, Namen, Adresse, Nationalität usw. eintragen.

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9.9 Beispiele für Lernberatung

Name: …………………………………………….Datum:…………………..

Dieses Blatt dient Lernenden, Eltern, Lernberatern – also allen am Lernen beteiligten – zur Vorbereitung auf ein Lernberatungsgespräch. Hilfreich ist, wenn Lernende in ihren Unterlagen, die sie zum Gespräch mitbringen, z.B. mit Haftzetteln, markieren was Ihnen gelungen ist, worauf sie stolz sind. Darüber hinaus können Fotos, Zertifikate, etc. mitgebracht werden.

Fragen und deren Ziele Dazu fällt mir ein …

Was läuft gut und soll so bleiben?

Leistungen des Lernenden und aller Teilnehmenden würdigen

Was habe ich erreicht und wie habe ich das geschafft?

Sichtbarmachen von Erreichtem, Kompetenzen, Ressourcen

Welche Erwartungen und Wünsche, Schwierigkeiten gibt es?

Transparenz schaffen, Lösungen entwickeln

Was will ich als nächstes erreichen?

Verbindlichkeit schaffen, Ziele vereinbaren

Schüler/in: …………………………………………………… Klasse:……………………..

Gespräch durchgeführt am: ……………………….……. durch: …………………………

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………………………………………………… ………………………………………………

Unterschrift Schüler/In und ggf. Erziehungsberechtigte Unterschrift Lernberater

Ziel 1:

Was muss ich dafür tun? Bis wann?

1.

2.

3.

Welche Hilfe brauche ich? Von wem?

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9.10 Zusammenarbeit von Beruflicher Schule und Agentur für Arbeit

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9.11 Übersicht zur Beobachtung von Handlungskompetenz

(ohne Fachkompetenz)

9.12 Spielerische Übungen zur Förderung der Handlungskompetenz

Kompetenzbereiche Übungen

Kommunikation Bewegter Austausch, Sortieraufgabe, Pantomimeübung „Etwas tun“,

Tagesbilder, Standbilder, Gute-Laune-Raumlauf, Kennlernbingo etc.

Kooperation Stabübung, Kippstuhl, Rücken an Rücken, Flüstertandem, Pantomimeübung

„Etwas tun“, Groß- und Kleinschreibung, Turmbau, Brückenbau, Puzzleübung,

Bewegter Austausch, Sortieraufgabe, Wörterpuzzle, Sätzepuzzle etc.

Arbeitsweise Tangram, Pantomimeübung „Etwas tun“, Verwandlungskünstler,

Puzzleübung, 1-2-3 Übung etc.

Verantwortungs-

bewusstsein

Roboter, Blase, Flüstertandem, Rücken an Rücken, Regeleinhaltung,

Verhaltenskarten etc.

Selbststeuerung Raumlauf „Stop and go“, Flüstertandem, Geräusche raten, Ruheminute, im

Stuhlkreis auf 100 zählen, 1-2-3 Übung, Platzwechsel, Regeleinhaltung, Ich

bin nicht ich etc.

Literatur:

- „Einfach Deutsch“ - Schöningh- Verlag.

- „Erlebnispädagogik im Klassenzimmer“-, Ziel-Verlag.

- „Spiele für Workshops und Seminare“ - Haufe-Verlag.

Es ist vorgesehen, dass für Lehrkräfte im VABO ab dem Schuljahr 2016/17 Fortbildungen

zum Thema „Praktische Übungen zur Förderung der Handlungskompetenz bei Schülerinnen

und Schüler im VABO“ angeboten werden.

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9.13 Sozialkompetenzwochen am Beispiel der Alfons-Kern-Schule Pforzheim

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Beispiel des Minibuches der Alfons-Kern-Schule Pforzheim

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