Lemmens Medien brochure2

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Green Campus 2020 Die gesellschaftliche Debatte konzentriert sich auf eine nachhaltige Energiewandlung, -speicherung und eine Verbesserung der Energieeffizienz in allen Lebensbereichen. Davon sind auch das Management von Liegenschaften und die Konzeption neuer oder modernisierter Immobilienprojekte in Bildung, Wissenschaft und Forschung betroffen. Somit steht jede Fachhochschule, Universität und auch außeruniversitäre Einrichtung vor der Frage: Wie kann mit prinzipiell unveränderten Budgets ein Mehr an Energieeffizienz erreicht und damit ein Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz geleistet werden? GESAMTKONZEPTION FÜR LEHRE, FORSCHUNG & TRANSFER DRESDEN EFFIZIENZ & NACHHALTIGKEIT

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Green Campus2020

Die gesellschaftliche Debatte konzentriert sich auf eine nachhaltige Energiewandlung,

-speicherung und eine Verbesserung der Energie effizienz in allen Lebensbereichen.

Davon sind auch das Management von Liegenschaften und die Konzeption neuer oder

modernisierter Immobilienprojekte in Bildung, Wissenschaft und Forschung betroffen.

Somit steht jede Fachhochschule, Universität und auch außer universitäre Einrichtung

vor der Frage: Wie kann mit prinzipiell unveränderten Budgets ein Mehr an Energieeffizienz

erreicht und damit ein Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz geleistet werden?

GESaMtKonzEptIon FüR LEhRE, FoRSchUnG & tRanSFER

DRESDEnEFF Iz IEnz & nachhaLtIGKEIt

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wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Standorte der Nachhaltigkeit

Ressourcenverknappung, Klimawandel und abnehmende Biodiversi-

tät sind große globale Veränderungen, die für die nachfolgenden Ge-

nerationen von existenzieller Bedeutung sind. Die Abkehr von der seit

Beginn der industriellen Revolution praktizierten Verbrennung fossiler

Brennstoffe und die überwiegende Nutzung erneuerbarer Energie wer-

den weltweit langfristig angestrebt. Die Bundesregierung hat 2007 die

Eckpunkte eines Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes verab-

schiedet. Eine 55-prozentige Reduzierung des CO2-Ausstoßes bis 2030

gegenüber 1990 wurde als Ziel für alle Sektoren einschließlich Straßen-

und Luftverkehr formuliert. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat der Deutsche Bundes-

tag 2011 darüber hinaus noch den Ausstieg aus der Kernenergie bis 2024 beschlossen.

Viele Städte reagieren wie Dresden mit der Rekommunalisierung ihrer lokalen Energieunternehmen.

2012 tragen Stadtwerke bereits mit mehr als zwölf Prozent zur Stromversorgung Deutschlands bei,

vorwiegend aus Kraft-Wärme-Kopplung und erneuerbaren Energien. Gleichzeitig sichern sie die

Wärmeversorgung ihrer Bürger. Eher in den großen Städten wird sich entscheiden, ob die ener-

gie- und klimapolitischen Beschlüsse der Bundesregierung erfolgreich umgesetzt werden. Es geht

dabei um große Energiemengen und bereitzustellende Anschlussleistungen, weitreichende Investi-

tionsentscheidungen und immense Geldbeträge. Um die Zielvorgaben zu erreichen, müssen gezielt

und durch das koordinierte Zusammenwirken aller betroffenen Akteure investive und nichtinvestive

Maßnahmen umgesetzt werden. Neben deklaratorischen Erklärungen haben wir als Verantwortliche

der Kommunen eine Reihe von Möglichkeiten, selbst aktiv Maßnahmen durchzuführen oder mittel-

bar Maßnahmen zu veranlassen, um Klimaschutz und Energieeffizienz zu fördern.

Gestaltungsräume eröffnen sich Wissenschaftsstädten als Eigentümer, Nutzer und Verkäufer von

Immobilien, als Eigentümer und Betreiber von Fahrzeugen, Geräten und Anlagen, als Berater und

Förderer von Unternehmen und Investitionen der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur und als Eigen-

tümer bzw. Mitgesellschafter von Betrieben und Einrichtungen wie den Ver- und Entsorgungsbetrie-

ben, Krankenhäusern, Kultureinrichtungen. Zu den konkreten Maßnahmen zählen:

u Optimierung von Energieversorgung, energetischer Sanierung und ÖPNV-günstige Anordnung

von Verwaltungsstandorten

u Eigennutzung von Photovoltaik und Wärmepumpen zur Klimatisierung

u Flottenmodernisierung

u Fernwärmeanschluss von Gewerbebetrieben, die Prozesswärme benötigen

u Förderung des hydraulischen Abgleichs zur Steigerung der Effizienz von Heizungsanlagen und

Senkung der Energieverluste

u Schrittweise Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie im Wärme-, Gas- und Stromnetz

u Energetische Nutzung der Potenziale des Abfalls und Abwassers

Das Handlungsportfolio für Städte, Nachhaltigkeit umzusetzen, ist groß und reichhaltig. Wir in Dres-

den stellen beispielsweise im Frühjahr 2013 unser Integriertes Energie- und Klimakonzept der Öf-

fentlichkeit vor. Auch Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen haben daran mitgewirkt.

Die Handelnden in Kommunen und Wissenschaftseinrichtungen sind vielschichtig, wie auch die fol-

genden Beiträge zu Green Campus. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

Dirk Hilbert,

Erster Bürgermeister der Stadt Dresden

18. Jahrgang · Heft 6 · November/Dezember 2012

SchwerpuNkt Green campus

Grüner Masterplan 2

Umweltmanagementsystem 4

Ganzheitlicher Umweltschutz 6

Nachhaltigkeitsforschung 10

Studierendeninitiative 12

Facility-Management 16

Nachhaltigkeitsstrategie 20

Public Private Partnership 25

Nachhaltigkeitsanalyse 28

Green Hospital 30

editorial 1

Impressum

RedaktionleitungMarkus Lemmens (verantw.)Telefon: +49 228 42137-14E-Mail: [email protected]

Redaktion BonnBruni KöppenLemmens Medien GmbHMatthias-Grünewald-Str. 1-3, 53175 BonnTelefon: +49 228 42137-11E-Mail: [email protected]

Redaktion BerlinGerhard Wolff, M.A. und K.Rüdiger DurthLemmens Medien GmbH – Büro BerlinSchiffbauerdamm 40/1203, 10117 BerlinTelefon: +49 30 206253-82E-Mail: [email protected]

Verlag und AnzeigenLemmens Medien GmbH Matthias-Grünewald-Str. 1-3, 53175 Bonn Telefon: +49 228 42137-0 Telefax: +49 228 42137-29 E-Mail: [email protected] Internet: www.lemmens.de

Internet www.lemmens.de

Herstellung Kössinger AG, Schierling

ISSN 0947-9546

Bildnachweis Cover Carlo Taccari/Shutterstock.com

Hinweis: Wegen der besseren Lesbarkeit wird die männliche Form verwendet, welche die weibliche inkludiert.

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2 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

peter Joehnk

Ökologie und Ökonomie vereinbaren Beispielhafte Umsetzung von Nachhaltigkeit während der Sanierung eines Forschungsstandortes

Nachhaltigkeit und deren Umsetzung in Wissenschaftscampi unter dem Begriff Green

Campus ist ein allgegenwärtiges Thema. Beides – Nachhaltigkeit und Green Campus –

sind keine Erfindungen der letzten Jahre, bis heute aber konnten die Begriffe nicht eindeu-

tig definiert werden. Während das Thema „Green Campus“ wohl eher unter Marketingge-

sichtspunkten beim Wettstreit um die besten Köpfe in den USA erfunden und nach Europa

übergeschwappt ist, dürfte als erster verbriefter Beschreiber der Nachhaltigkeit ein Sach-

se sein. Der Begriff Nachhaltigkeit wurde durch den sächsischen Oberberghauptmann Carl

von Carlowitz in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ (1713) erstmalig erwähnt.

Die Weiterentwicklung der Begrifflichkeit findet man dann in sustainable development, sustaina-

ble campus oder eben Green Campus. Programme der Bundesregierung oder der Europäischen

Union zielen auf die Schonung von Ressourcen ab. Im „Club of Rome“ (1972), der „Brundtland

Kommission“ oder dem „Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ werden Grenzen des Wachstums

oder Leitlinien für eine Selbstverpflichtung von Firmen und Institutionen definiert.

Nachdem bereits Einzelmaßnahmen am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) zur Sanie-

rung des Forschungsstandortes Rossendorf umgesetzt worden waren, sollte ein Masterplan alle As-

pekte bei Sanierungs- und Baumaßnahmen zusammenführen. Im Jahr 2002 erfolgte zunächst eine

Sanierungsstudie, um den Gesamtumfang der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu erfassen

und festzulegen, welche Gebäude aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht saniert, sondern abgeris-

sen werden. Ab 2003, mit der Verabschiedung des Masterplanes, folgte eine schrittweise grundle-

gende Sanierung von Gebäuden und Infrastruktur. Die Vorstudie zum Masterplan wurde gemeinsam

mit der TU Dresden erarbeitet, im Übrigen die einzelnen Themen in der Regel durch Diplomarbeiten

der Hochschulen für Technik und Wirtschaft Dresden sowie Zittau/Görlitz unterstützt.

Ziel der damaligen Analyse war es, die anstehenden Maßnahmen nachhaltig, zugleich aber auch

betriebswirtschaftlich sinnvoll anzugehen: Ressourcen und Geld für den Betrieb eines rund 200 ha

großen Forschungsstandortes sollten eingespart und dem Budget für die Wissenschaft zuge-

schlagen werden. Diese Analyse mündete in einem Umsetzungskonzept zur Modernisierung von

Gebäuden und Laboren auf einem Gesamtstandort – und dies im laufenden Betrieb. Dabei stan-

den folgende Gesichtspunkte im Vordergrund:

u energetische Gebäudesanierung

u Modernisierung der Wärmeversorgung

u Einsatz erneuerbarer Energie bzw. deren Äquivalente

u Energieeinsparung in der Gebäudeausrüstung durch Gebäudeleittechnik (GLT)

und optimale Betriebsregime

u Elektroenergieeinsparung und Betriebsregimeanpassung

u Entwicklung und Fortschreibung eines Masterplanes zur baulichen Entwicklung

des Standortes mit Anschluss an die Bebauungspläne der Stadt Dresden

u bauliche Konzentration, Konzentration von Arbeitsgruppen/Abteilungen mit starken

Zusammenarbeitsbeziehungen

u Verkehrsberuhigung am Standort und radfahrerfreundliche Gestaltung des Umfeldes

Mit einem Masterplan zur ökonomisch sinnvollen Nachhaltigkeit: Green Campus.

Foto: Stephanie Hofschlaeger/pixelio

Literatur:

von Carlowitz, H.C., Sylvicultura oeconomica, 1713.

Club of Rome, Die Grenzen des Wachstums, erster Bericht, 1972.

Green Campus Rossendorf – Eine Bilanz, 2012.

Rat für Nachhaltige Entwicklung, Der Deutsche Nach- haltigkeitskodex (DNK), 2011.

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Grüner Masterplan 3

u Bewirtschaftung von Regenwasser

u Verbesserung der Abwasserentsorgung

Die daraus erzielten Effekte sind nennenswert bis beachtlich, auch wenn sich die Sanierungs-

aufwendungen nicht aus den erzielten Einsparungen tragen ließen. Einsparungen von Wärme-

energie konnten durch die Gebäudedämmung, die Anpassung im Betriebsregime der Haustech-

nik und die Erneuerung des Nahwärmenetzes optimiert werden. Eine Optimierung der Wärmeer-

zeugung erfolgte mit dem Aufbau und Betrieb einer großen Geothermieanlage von 350 kW und

dem Neubau eines Heizwerkes auf Blockheizkraftwerk-Basis. Die Wärme- und Kälteversorgung

eines Gebäudes mit rund 5.000 m² Brutto-Geschossfläche erfolgt über die Geothermieanlage.

Im Winter erfolgt die komplette Gebäudeheizung aus der Geothermie, ein Anschluss an das

Nahwärmenetz ist nicht erforderlich (Green Campus Rossendorf 2012).

Derzeit werden im Zentrum einige Neubaumaßnahmen durchgeführt, die voraussichtlich 2016

abgeschlossen sein werden. Bis zu diesem Zeitpunkt dürften auch die noch ausstehenden Sa-

nierungsmaßnahmen bei einzelnen Gebäuden beendet. Aktuell wird die dritte Fortschreibung

der Masterplanung vorbereitet, die den Zeitraum bis 2020 umfassen soll. Neben den bisherigen

Aspekten, die sich auf weitere betriebswirtschaftliche Einsparungen konzentrieren, sollen jetzt

Freiraumpotenziale des Forschungsstandortes untersucht und weiterentwickelt werden. Die Ent-

wicklungsziele sind dabei:

u Minimierung des Ressourcenverbrauches hinsichtlich Boden, Wasser und Biotope

u Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Grundlagen der Forschungsstandorte

u Ausbau und Sicherung der Attraktivität der Standorte im Wettbewerb um internationale

Spitzenforscher

u Schaffung neuer Kommunikationsorte für Wissenschaftler durch attraktive Freiraum-

gestaltung

u Aktivierung von Fußgänger- und Radverkehr zur Verbesserung der Mobilität am Standort

u Gestaltung von sportlichen Angeboten im Außenbereich, um den für Bürotätigkeit typischen

Bewegungsmangel abzubauen.

Dieser Prozess wird offen gestaltet werden. In die Fragestellungen werden sowohl externe Fach-

leute als auch Mitarbeiter des Forschungszentrums einbezogen werden. Eine nachhaltige Ent-

wicklung des Freiraums kann nur im ganzheitlichen Planen und Gestalten des Campus erfolgen.

Die Suche nach einem Genius loci wird auch die Frage beantworten, was für ein Standort das

HZDR sein soll und wie es für die Nutzer und Gäste erfahrbar sein soll. Und dabei geht es auch

um die Frage, wie attraktiv das Arbeitsumfeld bei der Suche nach den besten Köpfen ist. Inso-

fern sind die Marketingideen aus den USA auch in Deutschland angekommen.

Am HZDR forschen wir für und im Auftrag der Gesellschaft. Green Campus zeichnet sich nicht

nur durch das Bauen mit ressourcenschonenden Materialien, die Nutzung regenerativer Energi-

en oder die Berücksichtigung nachhaltiger städtebaulicher Aspekte aus; es ermöglicht das öko-

logische Bewirtschaften von Standorten, das Tragen der ökologischen Philosophie durch seine

Mitarbeiter und ist damit Schaufenster für die Gesellschaft.

Im Deutschen Nachhaltigkeitskodex heißt es hierzu: „[...] Im Wesentlichen ist dauerhafte Ent-

wicklung ein Wandlungsprozess, in dem die Nutzung von Ressourcen, das Ziel von Investitionen,

die Richtung technologischer Entwicklung und institutioneller Wandel miteinander harmonieren

und das derzeitige und künftige Potenzial vergrößern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu

erfüllen.“ (Rat für Nachhaltige Entwicklung 2011) Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist eine

nachhaltige Entwicklung im Sinne des Green Campus vonnöten.

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Joehnk ist seit 2002 Kauf-männischer Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf.

Kontakt:

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Joehnk Kaufmännischer Direktor Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf Bautzner Landstraße 400 01328 Dresden www.hzdr.de

keywordssustainability

masterplan

Green campus

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4 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

kathrin Brömmer und Stephan Schöps

Verantwortung für die umwelt zeigenUmsetzung des Green-Campus-Ansatzes in Lehre, Forschung und Verwaltung an der Technischen Universität Dresden

Der Green-Campus-Ansatz an der TU Dres-den spiegelt sich in den drei Bereichen Lehre, Forschung und Verwaltung wider. Eine wesentliche Schnittstelle dabei bildet das Umweltmanagement. Seit Jahresbe-ginn 2003 verfügt die TU Dresden als erste Technische Universität Deutschlands über ein geprüftes Umweltmanagementsystem nach der EG-Öko-Audit-Verordnung (auch EMAS genannt). In dieses werden die Stu-dierenden und Mitarbeiter aus allen Berei-chen einbezogen.

Im Jahr 1991 wurde die Kommission Umwelt

als beratendes Gremium der Universitätslei-

tung ins Leben gerufen. In der Kommission

sind Mitglieder aller Fakultäten, Verwaltungs-

einheiten, der Stadt Dresden, der Industrie-

und Handelskammer und des Sächsischen

Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft sowie der Studentenschaft vertreten. Die Kommis-

sion Umwelt versteht sich als Impuls- und Ideengeber im Bereich Umweltschutz.

Umweltrelevanz und UmweltauswirkungenUnter Federführung der Kommission Umwelt werden alle neuen Studiengänge an der TU Dres-

den auf ihre Umweltrelevanz und Umweltauswirkungen untersucht. Ist ein neuer Studiengang

geplant, wird darüber diskutiert, inwieweit die Ausbildungsinhalte und Ausbildungsprozesse

umweltrelevant sind. Das heißt, neben den vermittelten Inhalten wird der Einsatz von Energie

und Gefahrstoffen geprüft. Außerdem wird beurteilt, ob die mit der Ausbildung verbundene For-

schung eine Umweltrelevanz hat. Ziel dieses Vorgehens, das 2003 eingeführt wurde, ist es, alle

Beteiligten für Umweltaspekte eines neuen Studienganges zu sensibilisieren und schädliche

Umweltauswirkungen zu minimieren.

Eine Vielzahl umweltrelevanter Forschungsthemen wurde in den vergangenen Jahren an der TU

Dresden bearbeitet. Neben den klassischen Umweltdisziplinen, wie Abfall- oder Forstwissen-

schaften, hat sich an der TU Dresden auch eine Reihe von Studiengängen etabliert, die interdis-

ziplinär angesiedelt sind. Ein Beispiel dafür ist die Betriebliche Umweltökonomie an der Fakultät

Wirtschaftswissenschaften. Hier steht das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie im

Mittelpunkt. Der Schwerpunkt liegt auf der Berücksichtigung der natürlichen Umwelt in betrieb-

lichen Entscheidungsprozessen. Die Professur besteht bereits seit 1996 und war im Rahmen

mehrerer Forschungsprojekte, Diplomarbeiten und Dissertationen maßgeblich an der Einführung

des Umweltmanagementsystems an der TU Dresden beteiligt.

Ein ganzheitlicher Green-Campus-Ansatz integriert auch Lehrende und Lernende – wie hier an der TU Dresden.

Foto: TUD/Eckold

summary

Environmental management is at the core of the Green Campus approach of the TU Dresden. It acts as an interface between education, research and administration. The article describes how the Green Campus approach has been implemented at the TU Dresden and presents and evaluates the measures taken.

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Umweltmanagementsystem 5

Ein neuer interdisziplinärer Studiengang, der zum Wintersemester 2011/2012 eingerichtet

wurde, ist das Studium „Regenerative Energiesysteme“, der gemeinsam von den Fakultäten

Maschinenwesen und Elektrotechnik getragen wird. Dabei wird fundiertes ingenieurwissen-

schaftliches Basiswissen im Grundstudium und eine individuelle fachliche Vertiefung mit einem

modernen Modulkonzept im Hauptstudium vermittelt.

Umweltinitiative TUUWIEine Besonderheit in der Lehre an der TU Dresden sind die von der Studentenschaft organisier-

ten Umweltringvorlesungen. Schon kurz nach den politischen Umbrüchen 1989 formierte sich

ein Kreis von umweltinteressierten Studierenden und begann mit der Organisation von Ringvor-

lesungen, zu denen als Referenten externe Fachleute und Praktiker zu aktuellen Umweltthemen

eingeladen wurden. Organisiert werden die Veranstaltungen von der studentischen Umweltiniti-

ative TUUWI. In jedem Semester werden drei Vorlesungsreihen und mehrere Wochenendsemi-

nare angeboten. Für die Teilnehmer ist dabei der Erwerb von Leistungsscheinen möglich. Die

Themenwahl erfolgt auf Basis aktueller umweltrelevanter Fragestellungen. Beispiele sind Veran-

staltungen zur Energiewende, Biodiversität oder zu den Potenzialen des Radverkehrs. Die Veran-

staltungsreihen stehen auch den Teilnehmern der Senioren- und Bürgerakademie offen. Es wird

versucht, durch eine verständliche, interdisziplinäre Herangehensweise auch Nicht-Fachleute zu

erreichen und ihnen durch die Veranstaltungen Grundlagenwissen zu vermitteln. Damit werden

Umweltwissen und Ergebnisse der Umweltforschung auch für andere Fachrichtungen und die

Allgemeinheit erfahrbar gemacht.

Energieverbrauch optimierenMit der Umsetzung des Umweltmanagementsystems stellt sich auch die Verwaltung der TU

Dresden dem Anspruch der stetigen Verbesserung der Umweltleistung. Ein Schwerpunkt ist die

Optimierung des Energieverbrauchs bei kontinuierlicher Zunahme an Studierenden und Mitar-

beitern sowie Anwachsen der Hauptnutzfläche. Beispielsweise wird mit der Errichtung eines

Kälteverbundes eine Zentralisierung und damit auch effektivere Betreibung der Kältetechnik ver-

folgt. Hinzu kommen diverse Maßnahmen, um den Altbaubestand der TU Dresden energetisch

zu sanieren. Die Veröffentlichung aller Daten der Umweltleistung erfolgt jährlich im Umweltbe-

richt der TU Dresden.

Mehr Transparenz beim UmweltschutzDurch die Einführung des Umweltmanagementsystems gelang es, eine bessere Strukturierung

und mehr Transparenz bei allen Fragen des Umweltschutzes zu erzielen. Zudem konnten Studie-

rende und Mitarbeiter besser für die Belange des Umweltschutzes sensibilisiert und eine stär-

kere Vernetzung zwischen Umwelt- und Arbeitsschutz in allen Bereichen erreicht werden. Die

Rechtssicherheit wurde erhöht, und die Glaubwürdigkeit insbesondere für Lehrende und For-

schende auf dem Gebiet des Umweltschutzes wurde verbessert.

ErgebnisDie Technische Universität Dresden übernimmt als Bildungseinrichtung Verantwortung für die

Umwelt und sieht sich in der Rolle des Multiplikators unter dem Motto „Wissen schafft Brücken“

und schafft so Synergien zwischen Mensch, Technologie und Umwelt, zwischen Gesellschaft,

Wissenschaft und Wirtschaft.

Dipl.-Kffr. Kathrin Brömmer vertritt zur Zeit die Um-weltkoordinatorin der TU Dresden und ist Mit- arbeiterin in der Gruppe Umweltschutz.

Stephan Schöps ist Mitar-beiter in der Gruppe Um-weltschutz der TU Dresden.

Durch die einführung des umweltmanagement-systems gelang es, eine bessere Strukturierung und mehr transparenz bei allen Fragen des umwelt-schutzes zu erzielen.

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Kontakt:

TU Dresden Dezernat Liegenschaften, Technik und Sicherheit Gruppe Umweltschutz E-Mail: [email protected] www.tu-dresden.de/umwelt

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wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

6 schwerpunkt Green Campus

edeltraud Günther

Das Green campus Dreieck Umweltschutz hat an der Technischen Universität Dresden eine lange Tradition

In der Gesellschaft hat die Berücksichti-gung von Lebenszyklen in Entscheidun-gen bisher eine relativ geringe Bedeutung. Dies zeigt sich insbesondere in kurzfristi-gen Planungshorizonten, aber auch in der fehlenden Berücksichtigung der Dimensi-on Umwelt bei Entscheidungen. Aus Sicht einer technischen Universität stellt sich deshalb die Frage: Welchen Beitrag kann das Konzept eines Green Campus leisten, um einen Umbau der Gesellschaft in Rich-tung längerer Entscheidungszeiträume und der Erfordernisse der ökologischen Umwelt einzuleiten?

Unter Green Campus wird in diesem Beitrag

eine Universität verstanden, die sich in all ihren

Tätigkeitsbereichen, also Verwaltung, Lehre und

Forschung, den Herausforderungen der ökologischen Umwelt stellt. Am Beispiel des Green Campus

Dreiecks (siehe Abb. 1) der Technischen Universität Dresden wird gezeigt, wie Umweltaspekte Ein-

gang in Verwaltung, Lehre und Forschung finden können. Umweltschutz in der Verwaltung sowie die

Berücksichtigung von Umweltfragen in Forschung und Lehre haben an der TU Dresden eine lange

Tradition. Entsprechend können hier nur einige Beispiele vorgestellt werden.

Verwaltung: Umweltmanagement nach EG-Öko-Audit-VerordnungAls erste technische Universität Deutschlands, vielleicht sogar weltweit, beschloss die TU Dres-

den 1998, ein Umweltmanagementsystem nach EG-Öko-Audit-Verordnung (im Englischen:

EMAS-Standard – Eco-Management and Audit Scheme) aufzubauen. Im Jahr 2000 beschloss

die Universitätsleitung die „Umweltleitlinien der TU Dresden“:

u Einbeziehung des Umweltgedankens und Entwicklung eines fundierten Umweltbewusstseins:

Der Umweltgedanke soll in der Aus- und Weiterbildung bzw. der täglichen Arbeit von allen

Studierenden und Mitarbeitern einbezogen werden. Das hierfür erforderliche Verantwortungs-

bewusstsein für die Umwelt fördern wir auf allen Ebenen.

u Umweltschutz über das gesetzlich geforderte Maß hinaus: Umweltgesetze, -verordnungen,

-richtlinien und -regeln halten wir strikt ein. Darüber hinaus bemühen wir uns im Hinblick auf

zukunftsorientiertes, nachhaltiges Handeln ständig, umweltbelastende Emissionen und Abfäl-

le zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu reduzieren sowie Ressourcen zu schonen.

u Stoff- und Energieflussanalyse sowie Untersuchung von Umweltbelastungen als Instrumente

zur Aufdeckung von Verbesserungspotenzialen: Die Erfassung von Umweltdaten (Wasserver-

Die TU Dresden nimmt das „green“ in Green Campus wörtlich.

Foto: TUD/Eckold

eine Besonderheit zeich-net alle Studiengänge der tu Dresden aus. Seit 2003 werden alle Studiengänge einer um-weltverträglichkeits- prüfung unterzogen.

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Ganzheitlicher Umweltschutz 7

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

brauch, Abwasser, Elektroenergie, Wärmeenergie, Abfall) ist Grundlage für die umfassende

Einsparung von Energie und Ressourcen an der TU Dresden.

u Optimierung rationeller Hilfsmittel zur Umsetzung des Umweltmanagements: Die Optimierung

der Hilfsmittel (Betriebliches Umweltinformationssystem, Schnittstellenpläne, Umwelthand-

buch, Umweltverfahrens- und Umweltarbeitsanweisungen) soll die Umsetzung des Umwelt-

managements unterstützen und zum Ausbau der effektiven Zusammenarbeit mit allen rele-

vanten Partnern an der TU Dresden beitragen.

u Verbesserung der Verkehrssituation: Die TU Dresden strebt, unterstützt durch Fachgremien,

eine Verbesserung der Verkehrssituation zur Minderung umweltbelastender Transport- und

Verkehrsströme an.

u Rationelle Energieanwendung: Die TU Dresden unterstützt Maßnahmen zur Planung und Um-

setzung einer rationellen Energieanwendung.

u Berücksichtigung von Umweltaspekten bei Planungsvorhaben: Die Kommission Umwelt er-

klärt die Bereitschaft, bei der Planung ausgewählter Anlagen bzw. von Bauinvestitionen mit

Umweltrelevanz hinsichtlich Ressourcenschonung, Energieeinsparung und Umweltverträg-

lichkeit beratend mitzuwirken.

u Umweltfreundliche Beschaffung: Bei der Beschaffung werden entsprechende Umweltaus-

wirkungen bei Herstellung, Verteilung, Verwendung und Entsorgung berücksichtigt und mög-

lichst die umweltverträglichste Variante gewählt.

u Verknüpfung von Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz: Die TU Dresden strebt eine kontinu-

ierliche Verbesserung des Umweltschutzniveaus unter besonderer Berücksichtigung des Gefahr-

stoffmanagements sowie der Beachtung des Gesundheitsschutzes und der Arbeitssicherheit an.

u Umweltforschung: Ein besonderes Augenmerk erhält die Umweltforschung an der TU Dresden.

u Regelmäßige Umweltberichterstattung: Die erreichten Ergebnisse werden regelmäßig im Umwelt-

bericht bzw. in entsprechenden Publikationen zu herausragenden Umweltleistungen dargestellt.

Abb. 1: Green Campus Dreieck der TU Dresden

summary

The author describes TU Dresden’s sustainable concept of research, education and administra-tion.

Stichwörterumweltmanagementsystemumweltverträglichkeitsprüfungumweltforschung

Forschung

VerwaltungLehre

Profillinie Energie und Umwelt im Zukunftskonzept

der Exzellenzuniversität

validiertes Umweltmanagement-

system

Umweltverträglichkeitsprüfung aller Studiengänge

Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren

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8 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

2002 wurde das Umweltmanagement erstmals validiert und ist seit 2003 als EMAS-Organisa-

tion registriert. Hierzu erstellt die TU Dresden regelmäßig ein Umweltprogramm, das mit Zielen,

aber auch Verantwortlichkeiten und finanziellen Mitteln hinterlegt ist und regelmäßigen Umwelt-

betriebsprüfungen unterzogen wird. Die jährlich veröffentlichte Umwelterklärung in Form eines

Umweltberichts enthält neben dem Umweltprogramm Daten zur Umweltleistung wie beispiels-

weise Energie- und Wasserverbrauchs- sowie Abfallkennzahlen (die mittlerweile zehn Berichte

finden Sie hier: http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/umweltschutz/umwelterklaerungen_tud).

Die Validierung erfolgt durch zugelassene Umweltgutachter und führt bei Erfolg zu der Berech-

tigung, das EMAS-Logo zu nutzen und als validierte Organisation im EMAS-Register geführt zu

werden.

Forschung: Umweltforschung ist ohne Interdisziplinarität unmöglichEin Viertel aller Professoren der TU Dresden arbeitet in der im Rahmen der Exzellenzinitiative

im Zukunftskonzept verankerten Profillinie Energie und Umwelt. Die Kompetenzbereiche um-

fassen hierbei Themen wie regenerative Energiesysteme, Wasserressourcenmanagement, Mo-

bilität oder die Anpassung an den Klimawandel. Dabei zeigt sich ein großes Potenzial für inter-

disziplinäre Forschung, wie sie beispielsweise im Graduiertenkolleg „Nachhaltigkeit zukünftiger

Energiesystemoptionen“ umgesetzt wird. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit den außeruni-

versitären Forschungsinstituten, die in Dresden concept zusammenarbeiten. Beispielhaft sei die

Vernetzung der Themen im Graduiertenkolleg dargestellt.Abb. 2: Beispiel für vernetzte Forschung

keywordsenvironmental management system

environmental impact assessment

environmental research

Lehre: Umweltverträglichkeitsprüfung aller StudiengängeTraditionell bietet die TU Dresden eine Vielzahl an Studiengängen mit Umweltbezug an (eine

Zusammenstellung dazu finden Sie unter http://tudresden.de/die_tu_dresden/umweltschutz/

flyer_umweltstudieng%C3%A4nge_download.pdf).

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Kontakt:

Prof. Dr. Edeltraud Günther Technische Universität Dresden Fakultät Wirtschaftswissenschaften Lehrstuhl für Betriebliche Umweltökonomie Tel.: +49 (0) 351 463-32833 Fax: +49 (0) 351 463-37764 E-Mail: [email protected] www.tu-dresden.de/wwbwlbu/team/inhaberin/ Besuchsadresse: Münchner Platz 1/3, 01187 Dresden Postadresse: 01062 Dresden

Ganzheitlicher Umweltschutz 9

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Eine Besonderheit zeichnet allerdings alle Studiengänge der TU Dresden aus. Seit 2003 werden

alle Studiengänge einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen. Diese umfasst die Einschät-

zung der Umweltrelevanz bei der Einführung von neuen Studiengängen bzw. bei Novellierungen.

Anhand folgender Fragen erfolgt diese Einschätzung:

1.) Inwieweit sind die Ausbildungsinhalte umweltrelevant und wie wird diese etwaige Relevanz

aufgegriffen?

2.) Inwieweit ist der Ausbildungsprozess umweltrelevant? (z.B. Umgang mit Gefahrstoffen)

3.) Ist die mit der Ausbildung verbundene Forschung umweltrelevant?

Die Umweltverträglichkeitsprüfung der Studiengänge hat durch die Umstellung auf Bachelor-

und Masterstudiengänge, aber auch durch die generell in einem Zeitraum von zehn Jahren

notwendige Anpassung dazu geführt, dass mittlerweile fast alle Studiengänge der Technischen

Universität Dresden diesen Prozess mindestens einmal durchlaufen haben.

Neben den Studiengängen mit Umweltbezug und der Umweltverträglichkeitsprüfung aller Studi-

engänge organisiert die studentische Umweltinitiative der TU Dresden regelmäßig Umweltring-

vorlesungen (http://www.tuuwi.de/). Diese werden im Rahmen des Zukunftskonzepts über das

Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren noch stärker in die Ausbildung aller Studenten

integriert. Auch hier zeigt sich die Bedeutung der Umweltbildung als interdisziplinäres Thema.

FazitDas Engagement der TU Dresden in allen drei klassischen Aktivitätsbereichen einer Universität

ist mittlerweile zum festen Bestandteil des Green Campus Dreiecks geworden. Umfassende In-

formationen finden Sie unter http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/umweltschutz/.

Prof. Dr. Edeltraud Günther ist Inhaberin des Lehrstuh-ls für Betriebliche Um-weltökonomie der TU Dres-den. Unter ihrer Leitung baute die Universität ein mittlerweile seit zehn Jah-ren validiertes Umwelt-managementsystem auf.

Anzeige

2012, paperback, 184 pages, 29,80 Euro,

ISBN 978-3-86856-006-0

Lemmens Medienwww.lemmens.de

Bernd Wächter, Queenie K.H. Lam, Irina Ferencz (eds.)

Tying it all togetherExcellence, mobility, funding and the social dimension in higher education

Internationalisation and international mobility, inclusiveness, excellence and funding are themes high on the higher education agenda. There is no shortage of literature on them, and there are conferences galore devoted to them. But they are usually dealt with in isolation, which leads to a distorting ‘single issue’ view of higher education. This book – and the conference it emerged from – tried to avoid this mistake. It looks at the ‘inter-relationships’ between the four issues. Can a socially inclusive and responsible university also achieve academic excellence? Can only rich universities be truly international, or do universities become rich through internationalisation? Is excellence possible without strong funding, or does it presuppose it? These are only some of questions which this volume addresses. The ten contributions developed out of presentations given at the 2012 Annual Conference of the Academic Cooperation Association (ACA). The production of this book, as well as the above-mentioned con-ference, was supported by the European Commission in the framework of its Lifelong Learning Programme.

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wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Angela Mensing-de Jong

Sustainable campus htw Dresden Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur nachhaltigen Entwicklung öffentlicher Liegenschaften

Bildungseinrichtungen tragen die Verant-wortung, junge Menschen auf den Beruf und die damit verbundenen Herausforderungen vorzubereiten. Im Umgang mit Ressourcen, bei der Erstellung, Erneuerung und Erwei-terung der Liegenschaften ist von ihnen eine Vorbildfunktion zu erwarten. Durch das Zusammenspiel von Forschung, Lehre und Technologietransfer eignen sich gerade Hochschulen als Labore für die Anwendung von Nachhaltigkeitsprinzipien.

Eine Herausforderung stellt die Tatsache dar,

dass Hochschulen zwar Nutzer von Gebäuden

und Freiflächen sind, die Liegenschaften in

der Regel jedoch dem jeweiligen Bundesland

gehören und somit durch eine landeseigene Behörde verwaltet und bewirtschaftet werden. Ein-

sparungen im Betrieb der Gebäude kommen den Hochschulen selten direkt zugute. Hier müssen

neue Strukturen und „Bonussysteme“ aufgebaut werden, um bei den Institutionen und ihren

Statusgruppen Anreize zu schaffen, Energie und Ressourcen einzusparen.

Idee und Gesamtkonzept Ziel des Projektes „Sustainable Campus“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

(HTW Dresden) ist die Entwicklung eines beispielhaften Hochschulcampus in Sachsen, der alle

Aspekte der Nachhaltigkeit in sich vereint. Neben Forschung und Lehre bilden Hochschulverwal-

tung, Gebäudemanagement, Infrastruktur sowie Öffentlichkeitsarbeit wichtige Handlungsfelder.

Die Erkenntnisse und Methoden sollen langfristig auf andere Hochschulen und öffentliche Ein-

richtungen im Freistaat zu übertragen sein.

Die Felder Forschung und Entwicklung sind an der HTW Dresden traditionell gut besetzt. Die prak-

tizierte Forschung liefert wichtige Impulse und Ansatzpunkte für die Steigerung der Energieeffizienz

bei der baulichen und technischen Infrastruktur und wird in der Profillinie „Nachhaltige Lebensgrund-

lagen“ der HTW Dresden gefördert. Eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie schließt aber weitere

Bereiche ein, sodass mit dem vorliegenden Projekt bewusst eine breite inhaltliche Vernetzung und

ein stark interdisziplinär ausgerichtetes Profil in Forschung und Lehre herausgearbeitet werden soll.

Unter der Initiative „Sustainable Campus HTW Dresden“ wird Nachhaltigkeit nicht als Summe von

Einzelmaßnahmen verstanden, sondern als steuerndes Element für die Gesamtentwicklung.

Durch die beiden idealtypischen Standorte – dem „City Campus“ am Hauptbahnhof und dem

„Green Campus“ in Pillnitz – verfügt die Hochschule über beste Voraussetzungen, Potenziale für

eine Steigerung der Nachhaltigkeit im eigenen „Living Laboratory“ zu erforschen und Erkennt-

nisse in konkreten Projekten umzusetzen.

Nachhaltigkeit als Chance - Neubau des Technikums für Fahrzeugtechnik. Architekten: knerer und lang, Dresden.

Foto: Sebb, HTW Dresden

Stichwörtercampusplanung

Nachhaltige Quartiers- entwicklung

Nachhaltige entwicklung öffentlicher Liegenschaften

Sustainable campus

Page 12: Lemmens Medien brochure2

Nachhaltigkeitsforschung 11

ProjektstrukturBasierend auf einer Projektskizze des Studiengangs Architektur konnte das Vorhaben mit einer

zunächst einjährigen Förderung von sieben forschungsorientierten Teilprojekten aus fünf unter-

schiedlichen Fakultäten durch das Sächsische Wissenschaftsministerium an den Start gehen:

1. Masterplanung und Gebäudeplanung

2. Nachhaltiges Wassermanagement

3. Vegetationsgestützte Regenwasserbewirtschaftung

4. Potenzialabschätzung zum Einsatz regenerativer Energien am Campus Pillnitz

5. Energie- und Wassereinsparung in Gewächshäusern

6. Digitale Erfassung von primären Campus-Infrastrukturdaten

7. Erfolgsfaktoren zur Zukunftssicherung von Hochschulen

Schwerpunkte der ersten Projektperiode waren konzeptionelle Arbeiten, Grundlagenuntersuchun-

gen, Datenerhebungen und Recherchen zu Genehmigungsverfahren für die Realisierung konkreter

Maßnahmen. Behandelt wurden und werden auch im Jahr 2012 ökologische, ökonomische, archi-

tektonische, rechentechnische, energetische und wasserwirtschaftliche Fragestellungen. Die in der

Projektgruppe praktizierte Interdisziplinarität, eine intensive Abstimmung mit Hochschulleitung und

-verwaltung sowie die enge Kooperation mit dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Bau-

management, dem Studentenwerk, der Stadt Dresden, regionalen Unternehmen, Organisationen

und Institutionen sind entscheidende Voraussetzungen für den Erfolg der Initiative.

MethodikDer „Sustainable Campus HTW Dresden“ ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit stark

handlungsorientierter Ausrichtung, in dem Potenziale zur nachhaltigen Entwicklung identifiziert,

nach ihrer Gesamtbilanz bewertet und als Zielsetzungen bzw. Maßnahmen auf allen Ebenen

formuliert und kommuniziert werden sollen. Die Bestandsaufnahme und Bestandsbewertung

umfasst alle Gebäude und Außenanlagen sowie die darin integrierte technische Infrastruktur. Zur

Bestandsaufnahme zählt aber auch die Analyse der auf dem Campus ablaufenden Prozesse als Vor-

aussetzung für deren Optimierung unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Die Prozessanalyse bezieht

sich beispielsweise auf die Raum- und Landnutzung.

Die Entwicklungskonzeption besteht in der Formulierung von Nachhaltigkeitsstrategien unter

verschiedenen Zeithorizonten. „Campus 2030“ beschreibt mögliche Szenarien, die dann in

einem Masterplan auf konkrete strategische Ziele heruntergebrochen werden. Die Umsetzungs-

optionen 2020 können als Zehn-Jahres-Plan verstanden werden, in dem konkrete Maßnahmen

für jedes Jahr definiert werden. Darunter fallen z.B. energetische Gebäudesanierung, nachhalti-

ge Erweiterungsbauten oder Investitionen in die Infrastruktur. Alle Maßnahmen sind jeweils mit

einer Zeitschiene, einem Finanzierungskonzept und mit Evaluationsverfahren zu verbinden.

Die Gliederung in Arbeitspakete spiegelt nur bedingt auch eine zeitliche Reihenfolge wider, da pro-

zessbegleitend analysiert wird und konzeptionelle Überlegungen schon von Beginn an eine Rolle

spielen. Ebenso werden Erfahrungen aus anderen Projekten zu jedem Zeitpunkt Einfluss auf die

Fortschreibung der Entwicklungskonzeption haben. Nach Möglichkeit sollten kleine, wenig kosten-

intensive Umsetzungsprojekte schon kurzfristig sichtbare Zeichen für alle Beteiligten setzen. Über

die Teilnahme am Projekt „ÖKOPROFIT“ der Stadt Dresden – einem Programm, das Unterneh-

men und Institutionen bei der Entwicklung eines betrieblichen Umweltmanagements unterstützt

– werden zurzeit die vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen der Teilprojekte zusammengetragen

und nach ihrem ökologischen und ökonomischen Nutzen bewertet, um dann in ein mit der

Hochschulleitung abgestimmtes Umweltprogramm zu münden.

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Prof. Dipl.-Ing. Angela Mensing-de Jong ist an der HTW Dresden für das Fach Entwerfen und Städ-tebau verantwortlich. Zu ihren Schwerpunkten ge-hören nachhaltige Quar-tiersentwicklung, Stadtum-bauprozesse und die Mo-deration von diskursiven Verfahren.

Kontakt:

Prof. Dipl.-Ing. Angela Mensing-de Jong Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Fakultät Bauingenieurwesen/Architektur Fachgebiet Entwerfen und Städtebau Friedrich-List-Platz 1 01069 Dresden E-Mail: [email protected]

unter der Initiative „Sustainable campus htw Dresden“ wird Nach-haltigkeit nicht als Summe von einzelmaßnahmen verstanden, sondern als steuerndes element für die Gesamtentwicklung.

Page 13: Lemmens Medien brochure2

12 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Daniel Schloz und rena Junginger

Nachhaltigkeit lehren und lernen Das Tübinger Studium Oecologicum als zukunftsweisendes Modell

Die Herausforderungen durch den globa-len Wandel und den damit verbundenen Verantwortungs- und Verteilungsfragen betreffen auch die Hochschulen. Sie sind mehr denn je gefordert, Lehrangebote zu schaffen, die sich mit Nachhaltigkeit und darauf aufbauenden Handlungsansätzen auseinandersetzen. Die Natur- und Tech-nikwissenschaften, die sich mit den Mög-lichkeiten und Begrenzungen durch die natürlichen Gegebenheiten auf unserem Planeten beschäftigen, sind hierbei ebenso angesprochen wie die Geistes- und Sozial-wissenschaften. Gemeinsam können und sollen sie zu einem gelingenden gesell-schaftlichen Wandel unter dem Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung beitragen. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass darauf ausgerichtete interdisziplinä-

re Lehrprogramme einen Mehrwert für jedes Studium bieten. Das Tübinger Studium Oe-cologicum ist hierfür ein zukunftsweisendes Modell.

Den Auftakt für das heute an der Universität Tübingen angebotene Seminarprogramm Studium

Oecologicum bildete das Symposium „Greening the University – Perspektiven für eine nachhaltige

Hochschule“ im Juni 2008, das die Studierenden-Initiative Greening the University lanciert und or-

ganisiert hatte. Für die Planung einer nachhaltigen Universität konnten bei dem hochrangig besetz-

ten Symposium zwei Hauptziele formuliert werden (StudierendenInitiative 2009):

1. Die Universität soll ein Umweltmanagementsystem etablieren, das die gesamte Institution

und ihre Aktivitäten in einem stetigen Prozess zu nachhaltigerem Handeln führt. Im November

2011 war die erfolgreiche Zertifizierung der Universität nach dem Eco-Management and Audit

Scheme (EMAS) erreicht.

2. Ein interdisziplinäres Lehrprogramm soll geschaffen werden, das den Studierenden die Mög-

lichkeit bietet, sich mit der Perspektive einer Nachhaltigen Entwicklung fachlich und selbstre-

flexiv auseinanderzusetzen. Bereits zum Sommersemester 2009 startete das von der Studie-

renden-Initiative konzipierte Studium Oecologicum an der Universität Tübingen mit vier Kurs-

angeboten und konnte seither stetig ausgebaut und methodisch vielfältig gestaltet werden.

Das Studium OecologicumDas Seminarprogramm Studium Oecologicum findet im Rahmen des Studium Professionale

statt, welches überfachliche Schlüsselqualifikationen für die Bachelorstudiengänge vermittelt,

StichwörterStudium Oecologicum

Bildung für Nachhaltige entwicklung

Nachhaltigkeit an der hochschule

Eine Gruppe von Studierenden der Universität Tübingen initiierte das Konzept „Greening the University“.

Foto: Simone Stöhr/Greening the University e.V.

Page 14: Lemmens Medien brochure2

Studierendeninitiative 13

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

aber auch von allen Studierenden anderer Studiengänge, z.B. Master oder Staatsexamen, be-

sucht werden kann. Die konzeptionelle Weiterentwicklung und die Organisation des Seminar-

programms führt die Studierenden-Initiative in Kooperation mit dem Career Service und dem In-

ternationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität durch. Im Rahmen

einer Förderung durch das BMBF („Erfolgreich studieren in Tübingen“, ESIT) hat das IZEW dabei

seit 2011 die wissenschaftliche Begleitung des Programms übernommen.

Das Studium Oecologicum ermöglicht den Studierenden, Orientierungswissen und grundle-

gende Kompetenzen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in Grundlagen- und The-

menkursen zu erwerben. Die Grundlagenkurse vermitteln ethische Grundlagen Nachhaltiger

Entwicklung und diskutieren diese in verschiedenen Kontexten. Die Themenkurse beleuchten

unterschiedliche fachliche, inter- und transdisziplinäre Perspektiven des Begriffs der Nachhal-

tigkeit und bieten durch Anwendungsbeispiele eine Konkretisierung von Zielen einer Nachhalti-

gen Entwicklung. In allen Kursen ist die Anwendung diskursiver, offener und partizipativer Lehr-

Lern-Methoden von hoher Bedeutung. Die Teilnehmer bestimmen die Lerninhalte und -prozesse

mit. Die didaktische Umsetzung der Seminare geht von einer starken Kompetenzorientierung im

Sinne von BNE aus (Deutsche UNESCO-Kommission 2011). Die breite Themenabdeckung sowie

die an BNE orientierten Lehrmethoden werden durch eine große Dozentenvielfalt ermöglicht.

Hierbei ergänzen sich erfahrene Praktiker, langjährige Wissenschaftler und Jungdozenten, teil-

weise auch im Teamteaching. Das Studium Oecologicum versteht sich somit als Plattform für

den Austausch innerhalb der Wissenschaft und zwischen Wissenschaft und Praxis. Dadurch soll

BNE schrittweise in die reguläre Forschung und Lehre der Universität implementiert werden.

Studierende aller Fachbereiche und Semesterzahl können im Studium Oecologicum einzelne

Kurse besuchen und Leistungspunkte (ECTS) für ihr Studium erwerben. Zusätzlich kann beim

Besuch von mindestens drei Kursen das Zertifikat „Studium Oecologicum“ erworben werden.

Die Entwicklung des SeminarprogrammsDie erstmals im Sommersemester 2009 an der Universität Tübingen angebotenen vier Semi-

nare im Studium Oecologicum beruhten zu einem Großteil auf dem außerordentlichen Enga-

gement der organisierenden Studierenden und der leitenden Dozenten. Die Finanzierung der

Kurse durch die Universität war bereits zu Beginn gesichert. Über die folgenden Semester hin-

weg konnten immer wieder neue Kurse konzipiert und das Angebot dadurch ausgebaut und

gefestigt werden. Für das Wintersemester 2012/13 stehen bereits 24 Seminare zur Auswahl,

Daniel Schloz (M.Sc.) ist Umweltnaturwissenschaft-ler und als wiss. Mitarbei-ter an der Universität Tü-bingen für die Verankerung von Bildung für Nachhalti-ge Entwicklung zuständig. Er ist Dozent im Studium Oecologicum.

Rena Junginger studiert Englisch, Französisch und Erziehungswissenschaft auf Lehramt an der Univer-sität Tübingen. Sie ist bei der StudierendenInitiative Greening the University aktiv und hat für das Studi-um Oecologicum insbeson-dere die Kursplanung mit-betreut und neue Dozenten akquiriert.

Entwicklung der Kurse und Teilnehmer im Studium Oecologicum

500 30

25

20

15

10

5

0

450

400

350

300

250

200

150

100

50

SoSe 09

KurseTeilnehmer

SoSe 10 SoSe 11 SoSe 12WiSe 09/10 WiSe 10/11 WiSe 11/12 WiSe 12/13

0

100

202 198222

352 355

280

439

4

910

12

18 18

15

24

Anz

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Anz

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urse

summary

A student group initiated an interdisciplinary course programme at the University of Tübingen. Its objective is to encourage students to gain in-sights in aspects concerning sustainable devel-opment.

Page 15: Lemmens Medien brochure2

14 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

die ein breites Spektrum der Nachhaltigen

Entwicklung beleuchten. Davon zählen fünf

Kurse zu den Grundlagenkursen und 19 zu

den Themenkursen. Einen genauen Einblick

in die Angebote finden Sie unter www.gree-

ning-the-university.de/index.php/studium-

oecologicum.

Über die Leitlinien fürs Studium Oecolo-

gicum sind die Kriterien festgelegt, wel-

che die hohen Ansprüche an die Seminare

langfristig garantieren. Die Finanzierung

der Dozenten erreicht heute das Niveau

vergleichbarer Lehrveranstaltungen an der

Universität, und strukturelle Veränderungen

unterstützen zusehends das auf Studieren-

denengagement basierende Seminarpro-

gramm.

Die weitere Integration von BNE an der UniversitätDie Universität Tübingen beabsichtigt, das Studium Oecologicum bei einem Kursangebot von 25

Kursen langfristig zu etablieren. Sie befürwortet zudem eine weitere strukturelle Einbindung von

BNE in den Curricula der einzelnen Studiengänge und in andere Bildungsangebote der Univer-

sität, wie dem Tübinger Flexibilitätsfenster für Bachelorstudierende. Besonders letzteres bietet

sich an, zukünftig eine vertiefte projektorientierte Auseinandersetzung mit Themen der Nachhal-

tigen Entwicklung transdisziplinär und in einem größeren Zeitrahmen zu ermöglichen.

Für eine große Volluniversität wie Tübingen mit einer langjähriger Tradition und Expertise in den

Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften trägt ein interdisziplinäres Studienprogramm wie das

Studium Oecologicum dazu bei, die oft missverstandenen und inhaltsleer wirkenden Schlag-

worte Nachhaltigkeit/Nachhaltige Entwicklung inhaltlich zu füllen und konkret fassbar darzu-

stellen. Das Studium Oecologicum begegnet dieser Herausforderung sowohl fachlich (Inter- und

Transdisziplinarität), didaktisch (partizipative Lehr-/Lernmethoden) als auch konzeptionell durch

ständige Neuerschließung wichtiger aktueller Felder durch die Studierenden-Initiative und die

wissenschaftliche Begleitung (StudierendenInitiative 2012).

Das in Tübingen erfolgreich etablierte Format des Studium Oecologicum bietet sich geradezu als

Modell und Grundkonzept für andere Universitäten und Institutionen an. Die Deutsche UNESCO-

Kommission hat Greening the University und das Seminarprogramm als offizielles Dekade-Pro-

jekt der Weltdekade für BNE bereits wiederholt ausgezeichnet.

Kontakt:

Daniel Schloz Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) Wilhelmstraße 19 72074 Tübingen Tel.: +49 (0) 7071 29-77984 Fax: +49 (0) 7071 29-5255 E-Mail: [email protected] www.izew.uni-tuebingen.de

Literatur:

Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (Hrsg.), Hochschulen für eine Nachhaltige Entwicklung, Bonn 2011.

StudierendenInitiative Greening the University e.V. (Hrsg.), Greening the University. Perspektiven einer nachhaltigen Hochschule, München 2009.

StudierendenInitiative Greening the University e.V. (Hrsg.), Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung! Multi-perspektivische Beiträge zu einer verantwortungsbe-wussten Wissenschaft, Marburg 2012.

UNIV ER S I

T Y

Page 16: Lemmens Medien brochure2

Fachjournalismus: Eine neue Finanzierungsform

www.lemmens-online.net

Der Fachjournalismus bekommt Unterstützung. Mit dem Crowdfunding des Portals lemmens online steht eine neue Finanzierungsquelle zur Verfügung. Leser, die Themen recherchiert und publiziert sehen möchten, spielen eine aktive Rolle. Und sie ermöglichen durch die gemeinschaftliche Finanzierung einen unabhängigen Journalismus.

Die Redaktion erarbeitet Informationen, Hintergründe und Einschätzungen nach dem Leitbild eines medialen Anwaltes, der den Bürgern und Mandatsträgern sowie Firmen und Institutionen in Deutsch-land eine Grundlage zur Meinungsbildung und Entscheidungsfi ndung bietet.

lemmens onlineCROWDFUNDING

Hochschul-, Forschungs- und Innovationspolitik

Page 17: Lemmens Medien brochure2

16 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

karin Albert, Jörg petri und klaus Scholz

Bauen und Bewirtschaften nachhaltig im Griff Professionelles Datenmanagement unterstützt komplexe Facility-Management-Prozesse

Jede Art von Geschäftsbetrieb setzt die Verfügbarkeit geeigneter Baulichkeiten mit den dazugehörigen Technischen Anla-gen und Bewirtschaftungsleistungen vor-aus. Art, Größe und Qualität der Bauwerke, ihrer Bauteile und Nutzungsbereiche wer-den ebenso wie die Qualität und Intensität der erforderlichen Bewirtschaftung, ein-schließlich der Ver- und Entsorgung, vom jeweiligen Nutzungszweck bestimmt. Der Beitrag zeigt, wie miteinander verzahnte und zeitkritische Prozesse der Nutzung und Bewirtschaftung umfangreicher und heterogen zusammengesetzter Immobi-lienbestände effizient und effektiv unter-stützt werden können.

Vor einigen Jahren schlossen sich zehn Un-

ternehmen der chemisch-pharmazeutischen

Industrie in einem Benchmarking-Arbeitskreis

zusammen, um Potenziale zur Erhöhung der Effizienz bei Bewirtschaftung und Betrieb von über-

wiegend in Eigennutzung befindlichen Labor- und Bürogebäuden zu erschließen. Dabei standen

die in hoher Zahl von den forschenden Industrieunternehmen genutzten Laborgebäude im be-

sonderen Fokus. Das ergab sich unter anderem daraus, dass zu diesem Zeitpunkt entsprechen-

de Vergleichsdaten und Benchmarks für Laborgebäude der Industrie nur vereinzelt und für die

Branche „Chemie & Life Science“ überhaupt nicht zur Verfügung standen.

Prozess- und Kostenoptimierung mithilfe von BenchmarkingMit Aufnahme der Tätigkeit des Benchmarking-Arbeitskreises waren sich alle Beteiligten darü-

ber einig, dass eine gründliche methodische Vorbereitung von wesentlicher Bedeutung für den

Erfolg der Untersuchungen sein würde. Dazu gehörte insbesondere die wichtige Entscheidung,

das Benchmarking vor allem auf die Analyse der Ursachen und Bedingungen für etwaig beste-

hende Unterschiede zwischen den jeweiligen Kennwerten für die verschiedenen Gebäude der

teilnehmenden Unternehmen auszurichten. Vordringliches Ziel der Mitwirkung im Arbeitskreis

war, die Erfahrungen anderer für die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des eigenen Gebäude-

betriebes nutzbar zu machen. Ausgehend davon sollten Optimierungspotenziale in Bezug auf

Struktur, Ausstattung und Betriebsweise der Gebäude erschlossen werden. Maßgeblich für den

späteren Erfolg des Arbeitskreises war, dass man sich von Anfang an darauf einigte, das Bench-

marking langfristig anzulegen, um die Nachhaltigkeit der aus den Analyse-Ergebnissen abgelei-

teten Optimierungsmaßnahmen zu sichern.

Homogene Primärdaten ermöglichen qualifizierte Benchmarking-Analysen.

Foto: Rolf van Melis/pixelio

Die wichtigste Vorausset-zung für erfolgreiche Benchmarking-Analysen ist die homogenität der primärdaten.

Page 18: Lemmens Medien brochure2

Facility-Management 17

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Eine weitere, sehr wichtige Forderung der teilnehmenden Unternehmen bestand darin, durch

datentechnische Maßnahmen die Anonymität der Datenherkunft abzusichern. Um dem gerecht

zu werden, wurde die BAUAKADEMIE als ein neutrales, nicht am Benchmarking beteiligtes For-

schungsunternehmen mit der anonymisierten Speicherung, Kontrolle, Analyse und Auswertung

der Daten beauftragt. Ihre erste Aufgabe bestand in der Entwicklung eines speziell zugeschnit-

tenen Datenerfassungs-Tools, das den Anforderungen der beteiligten Unternehmen entsprach.

Zu den Aufgaben der mit der wissenschaftlichen Begleitung beauftragten Institution gehörte von

Beginn an auch das gesamte Datenmanagement einschließlich der anonymisierten Datenhaltung

und der statistischen Datenanalyse. Neben der automatisierten Kontrolle auf Plausibilität unter-

ziehen die Spezialisten der BAUAKADEMIE die von den Teilnehmern gelieferten Daten stets vor

Aufnahme in den Datenpool einer weiteren fachlich-sachlichen Prüfung. Auf diese Weise konnten

von vornherein Fehlinterpretationen in Bezug auf die Dateninhalte durch das Erfassungspersonal

in den Unternehmen weitgehend ausgeschlossen werden. Dieser Aufwand ist zwar nicht gering,

hat sich jedoch als sehr nützlich erwiesen. Die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche Bench-

marking-Analysen – die Homogenität der Primärdaten – konnte damit stets erfüllt werden.

Mit dem methodischen Konzept wurden weitere wichtige Leitlinien zur Durchführung des

Benchmarkings erarbeitet. Dazu gehörte z.B., dass die Objekt-, Bezugs-, Verbrauchs- und Kos-

tendaten ebenso wie die zu ermittelnden Kennzahlen branchenspezifisch zu strukturieren sind

und darüber hinaus verbindliche Leistungsabgleiche in Bezug auf die Inhalte der zu erfassenden

Daten vereinbart und umgesetzt werden. Gestützt auf diese methodisch ausgereiften Grundla-

gen konnte ein hohes Maß an Datenhomogenität erreicht und die Vergleichbarkeit der Ergeb-

nisse gesichert werden. Auch einigte man sich auf der Basis dieser und weiterer methodischer

Grundsätze bereits beim Start des Projektes darauf, an die Phasen der Datenerhebung und Da-

tenauswertung eine Analysephase anzuschließen. Besonderer Schwerpunkt der Analysephase

waren die jährlich zwei- bis dreimal durchgeführten Best-Practice-Workshops, deren Themen

in Abhängigkeit von den jeweiligen Auswertungsergebnissen zwischen den am Benchmarking

beteiligten Unternehmen abgestimmt wurden. Im Ergebnis einer gründlichen Diskussion einigte

man sich auf ein methodisches Grundkonzept, nach dem der jährliche Benchmarking-Prozess in

drei Ebenen durchlaufen wird (s. Abb. 1).

Abb. 1: Datenfluss im Benchmarking-Prozess

summary

The article describes how connected processes of the use and management of extensive real estate portfolios can be supported efficiently and effectively.

StichwörterBaumonitoringBenchmarkingBest practiceDatenmanagementkostensteuerung

Page 19: Lemmens Medien brochure2

18 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Dr. Karin Albert ist Ge-schäftsführerin der BAU-AKADEMIE. Ihr Spezialge-biet sind betriebswirt-schaftliche Aspekte des Facility Managements in der Bau- und Immobilien-branche.

Jörg Petri ist Dipl.-Ing. der Verfahrenstechnik und arbeitet bei der Bayer Pharma AG. Seit 2005 ist er verantwortlich für alle Büro- und Laborgebäude am Bayer-Standort Berlin.

Klaus Scholz ist Dipl.-Ing. (FH) für technische Kyber-netik und Elektrotechnik. Er arbeitet als Fachgebiets-leiter für Elektro- und Datentechnik beim DLR.

Der mehrmalige Durchlauf des jährlich durchgeführten Benchmarking-Prozesses konnte den be-

teiligten Unternehmen neben einer zielgerichteten Optimierung der Prozessabläufe auch erhebli-

che Potenziale beim Einsatz der personellen und finanziellen Ressourcen erschließen (s. Abb. 2).

Abb. 2: Kennzahlen für Labore im Vergleich zu denen für Büros (Büro = 100 gesetzt)

Monitoring unternehmerischer BauprozesseBauwerke sind eine wesentliche und relativ stabile Ressource der Gesellschaft. Sie überdau-

ern Jahrzehnte und oftmals auch Jahrhunderte. Für Unternehmen stellt das Gebäudeportfolio in

seiner Gesamtheit einen erheblichen Unternehmenswert dar. Weit mehr als die Hälfte aller An-

lageinvestitionen von Unternehmen sind in Gebäuden angelegt. Insofern sind an die Errichtung

und wirtschaftliche Nutzung sowie an die Effizienz des Betriebes von Bauwerken hohe Anforde-

rungen gestellt. Dies bezieht sich bei Neu- und Umbauten zunächst auf eine hohe Bauqualität

bei möglichst geringen Baukosten unter dem Blickwinkel einer nachhaltigen Bewirtschaftung.

Darüber hinaus werden Effizienz und Nachhaltigkeit der Nutzung und Bewirtschaftung sehr

stark von der Verfügbarkeit der zu ihrer Bewertung erforderlichen Informationen bestimmt.

Stellt die Erfüllung dieser Anforderungen bereits bei jedem einzelnen Bauprojekt eine nicht

geringe Herausforderung an die für den Bau Verantwortlichen dar, so ist diese noch erheblich

größer, wenn es sich nicht um einzelne, sondern um eine Vielzahl parallel abzuwickelnder Bau-

maßnahmen handelt, die sich gewöhnlich in jeweils unterschiedlichen Phasen der Planung und

Errichtung befinden. Zur Erfüllung dieser Anforderungen sind Monitoringfunktionen erforderlich,

mit denen es möglich ist, folgende Maßnahmen durchzuführen bzw. zu steuern:

u die Harmonisierung aller Managementprozesse und die Priorisierung von Einzelmaßnahmen,

u die Überwachung der Planmäßigkeit aller Bau- und Bewirtschaftungsmaßnahmen eines

Betrachtungszeitraumes bzw. die Wiederherstellung der Planmäßigkeit bei Abweichungen,

u die unternehmensweite und maßnahmenkonkrete Bilanzierung der Kosten bei gleichzeitiger

Prüfung der Budgeteinhaltung,

u die frühzeitige Identifizierung von Finanzierungsüber- bzw. -unterdeckungen der Budgets,

u die Prozessverfolgung der planmäßigen Einzelmaßnahmen sowie die terminliche und

finanzielle Einordnung außerplanmäßiger Bedarfe

Die prinzipielle Struktur eines derartigen Monitoring-Systems, wie es beim Deutschen Zentrum

für Luft und Raumfahrt unter der Leitung von Dipl.-Ing. Klaus Scholz, Leitung Baumanagement,

Page 20: Lemmens Medien brochure2

Facility-Management 19

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

seit mehreren Jahren nachweislich erfolgreich

eingesetzt wird, stellt Abbildung 3 dar.

Der Baumonitor ist ein Informations- und

Steuerungstool und erlaubt die Analyse und

Strukturierung aller Vorbereitungs- und Ab-

wicklungsprozesse unternehmerischer Bau-

maßnahmen mit dem Schwerpunkt der Kos-

ten- und Abwicklungseffizienz.

Das Monitoring-System umfasst vor allem fol-

gende Hauptfunktionen:

u Zugriff aller Führungs- und Arbeitsebenen

auf standardisierte Prozesse und einheitli-

che Dokumente;

u Einstellen, Ablaufverfolgung und Steuerung

der Einzelmaßnahmen;

u Unternehmensweites Erstellen von lang-, mittel- und kurzfristigen Bauprogrammen;

u Priorisieren von Baumaßnahmen nach Unternehmensrelevanz;

u Maßnahmenübergreifende Steuerung des Finanzmitteleinsatzes;

u Verfolgen des Mittelabflusses und Kostensteuerung sowohl der Einzelmaßnahmen als auch

aller Maßnahmen über alle Standorte (Gesamtplan);

u Datentechnische Prozessverknüpfungen mittels definierter Schnittstellen;

u tagesaktuelle Bilanzierung infolge einer integrierten SAP-Schnittstelle;

u Beschleunigung der Genehmigungsprozesse durch elektronischen Workflow.

Unter Nutzung des Baumonitors sind die verantwortlichen Mitarbeiter in der Lage, den Trägern

der Baubedarfe eine effiziente Unterstützung mit stets aktuellen Informationen und klaren Aus-

sagen zum jeweiligen Stand der einzelnen Baumaßnahmen zu bieten. Zusätzlich ist es möglich,

zusammengefasste Informationen zu den Maßnahmen einzelner Regionen oder Standorte so-

wohl in Bezug auf den sachlichen Stand der Vorbereitung und Durchführung als auch hinsicht-

lich der finanziellen Abwicklung aus dem System abzurufen.

Mit dem durchgängigen Einsatz des Baumonitors als tägliches Arbeitsinstrument konnte vor

allem erreicht werden, dass die gesamte Prozessorganisation zur Vorbereitung und Umsetzung

von Baumaßnahmen optimiert wird und allen Beteiligten ein effizientes Arbeits- und Steue-

rungsinstrument zur Verfügung steht. Dazu tragen vor allem die eindeutigen Verantwortungs-

übergänge durch klare Prozessstrukturen und Schnittstellen bei.

SchlussbemerkungDer Artikel zeigt, wie miteinander verzahnte Prozesse der Nutzung und Bewirtschaftung um-

fangreicher Immobilienbestände effizient und effektiv unterstützt werden können.

Abb. 3: Grundstruktur eines Baumonitoring-Systems

Kontakt:

Dr. Karin Albert BAUAKADEMIE Gesellschaft für Forschung, Entwicklung und Bildung mbH Alexanderstraße 9 10178 Berlin Tel.: +49 (0) 30 54 99 75 10 Fax: +49 (0) 30 54 99 75 19 E-Mail: [email protected] www.bauakademie.de

Dipl.-Ing. Jörg Petri Bayer Pharma AG Facility Management Leitung Berlin Müllerstraße 7 13353 Berlin Tel.: +49 (0) 30 468-14443 Fax: +49 (0) 30 468-94443 E-Mail: [email protected] www.bayerpharma.com

Dipl.-Ing. (FH) Klaus Scholz Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Technische Infrastruktur | Baumanagement Linder Höhe 51147 Köln Tel.: +49 (0) 2203 601-3338 Fax: +49 (0) 2203 601-3240 E-Mail: [email protected] www.dlr.de

Page 21: Lemmens Medien brochure2

20 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Joachim Müller und ralf tegtmeyer

Green campus: Vom umweltschutz zur nachhaltigen entwicklung Zum Stand nachhaltiger Entwicklung im Betrieb deutscher Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Der Umweltschutz an deutschen Hoch-schulen hat seit den 1970er-Jahren einen stetigen Verbesserungsprozess erfahren, ist mittlerweile organisatorisch im Betrieb fest verankert und mit den erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet. Seit 1999 orientieren sich einzelne Hochschulen bei der Organisa-tion auch an normierten Systemen und legen Wert auf eine externe Prüfung des Umweltmanagementsystems, insbeson-dere nach EMAS – Eco-Management Audit Scheme (Verordnung [EG] Nr. 1221/2009). Zu beobachten ist auch, dass einige Hoch-schulen den Betrieb nachhaltig weiterent-wickeln wollen. Hierbei sind individuelle Wege charakteristisch.

Im Gegensatz zur Begrifflichkeit „Green Cam-

pus“ ist die „nachhaltige Entwicklung“ in vie-

len Hochschulen als Begriff eingeführt und wird verstanden im Sinne einer Erweiterung der rein

ökologischen Sichtweise in Richtung einer globalen und intertemporären Gerechtigkeit. In die-

sem Verständnis wird der Begriff hier verwendet.

Deutschland verfügt über mehr als 400 Hochschulen. Davon haben aktuell 14 eine nach EMAS

validierte Umwelterklärung veröffentlicht oder sind nach DIN EN ISO 14001 zertifiziert. FU Berlin

(Erstzertifizierung 2005), Hochschule Bremen (2003), Universität Bremen (2004), BTU Cottbus

(2010), TU Dresden (2003), Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH) (2010),

Hochschule Esslingen (2012), Hochschule Harz (2011), Universität Kiel (2012), FH Köln (2008),

FH Landshut (2002), FH Lübeck (2004), Universität Lüneburg (2000), Universität Tübingen

(2011), Hochschule Zittau/Görlitz (1999).

Die Universität Greifswald, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Hochschule Nür-

tingen und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben mit dem Aufbau eines Umweltma-

nagementsystems nach EMAS begonnen. Insgesamt sind in Deutschland rund 1.250 Unterneh-

men und Organisationen EMAS-registriert; EU-weit sind es rund 4.500 (Quelle: www.emas.de/

teilnahme/wer-hat-schon-emas).

Alle diese Einrichtungen sind in eine kontinuierliche Revalidierung eingetreten und investieren in

das Umweltmanagementsystem oder planen dies konkret. Sie haben in der Regel den Arbeits-

schutz in das Managementsystem integriert. Auch wenn die konkreten Ursprünge und Motivati-

Standards und Normierungen helfen durch den Dschun-gel eines erfolgreichen Umweltmanagements.

Foto: Makrodepecher/pixelio

Page 22: Lemmens Medien brochure2

Nachhaltigkeitsstrategie 21

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

onslagen für die Einführung eines Managementsystems jeweils unterschiedlich sind, so ist allen

gemeinsam, dass eine Person oder Akteursgruppe als Promotor die Einführung vorangetrieben

hat. Darüber hinaus agieren viele Hochschulen auch im Sinne eines Umweltmanagementsys-

tems, ohne dieses an einem normierten System zu messen.

Ökonomische und soziale BetrachtungDas Umweltmanagement hat auch eine sukzessive Veränderung bei den inhaltlichen Themen im

betrieblichen Umweltschutz erfahren. Ursprünglich wurden bei der Maßnahmenfestlegung im Um-

weltmanagement zwei Richtungen verfolgt: der sicherheitsbezogene und der ressourcenschonende

Umweltschutz. Zum sicherheitsbezogenen Bereich gehört vor allem der Umgang mit Gefahrstoffen;

hier ist inzwischen ein sehr hoher Standard erreicht worden. Der ressourcenbezogene Bereich um-

fasst insbesondere den Umgang mit Energie und Wasser, die Abfallvermeidung und die umwelt-

gerechte Beschaffung. Obwohl die personellen, technischen und organisatorischen Entwicklungen

weitreichend sind, bestehen auch hier noch Potenziale zur Energieeinsparung. Mit der Benennung

der indirekten Umweltaspekte hat die Diskussion einen neuen Fokus bekommen. Insbesondere das

Thema Mobilität wurde systematischer analysiert und die Hochschulen begannen sich hiermit zu

befassen. Thematisiert wurde damit auch die Ausbildung der Studierenden. Die einsetzende Diskus-

sion einer nachhaltigen Entwicklung erweiterte die ökologische Sichtweise um eine ökonomische

und soziale; wohl wissend, dass Zielkonflikte vorhanden sind. Damit werden für den Betrieb z.B.

Aspekte der Lebens-, Lern- und Arbeitswelt Hochschule neuer Betrachtungsgegenstand.

Das etablierte Umweltmanagementsystem nehmen einige Hochschulen als Nukleus für die

inhaltliche Weiterentwicklung des Betriebs in Richtung Nachhaltigkeit. Hierzu gehören insbe-

sondere die Leuphana Universität Lüneburg und die Universität Bremen sowie die Hochschule

Zittau/Görlitz; alle Einrichtungen dokumentieren diese Leistungen in regelmäßigen „Nachhal-

tigkeitsberichten“. Ebenfalls mit einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert der Campus Bir-

kenfeld der Fachhochschule Trier seine Leistungen. Alle Berichte haben eine individuelle Sicht-

weise auf die hochschulspezifische nachhaltige Entwicklung. Die Hochschule für nachhaltige

Entwicklung Eberswalde (FH) hat an die Tradition der Einrichtung anknüpfend in ihren Namen

das eigene Programm manifestiert und die inhaltliche Ausrichtung vom Umweltschutz zur nach-

haltigen Entwicklung vollzogen. Mit dem Ziel, eine gemeinsame, von allen Hochschulgruppen

entwickelte, umfassende nachhaltige Entwicklung an der Hochschule zu gewährleisten, wurde

u.a. der Runde Tisch „Nachhaltige Entwicklung der HNE Eberswalde“ ins Leben gerufen, an dem

alle Akteure aus Forschung, Lehre und Verwaltung der Hochschule teilnehmen. In Eberswalde

haben außerdem Hochschule und Studentenwerk gemeinsam den Mensabetrieb nach Prinzipien

der Nachhaltigkeit verändert. Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ergänzt das Ma-

nagementsystem nach EMAS bereits bei der Einführung inhaltlich um Aspekte der nachhaltigen

Entwicklung. An der Universität Tübingen wurde im Rahmen einer auf Nachhaltigkeit ausgerich-

teten Entwicklung das Umweltmanagement in den Jahren 2009 bis 2011 in den betrieblichen

Ablauf sowie in Forschung und Lehre verankert. Die Universität Greifswald und die Hochschule

Esslingen haben, basierend auf Aktivitäten im Umweltmanagement, mit einem „Tag der Nach-

haltigkeit“ auch einen neuen und erweiterten Fokus im Betrieb gesetzt.

Richtungsweisende KriterienkatalogeDoch auch beim Bauen findet der Nachhaltigkeitsgedanke Eingang. Für den Baubereich las-

sen sich aus den drei „Dimensionen der Nachhaltigkeit verschiedene Schutzziele ableiten. Dabei

wird im Rahmen einer Lebenszyklusbetrachtung die Optimierung sämtlicher Einflussfaktoren

über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – also von der Rohstoffgewinnung über die

keywordshigher educationsustainable developmentgreen campusconditions

Die besonderen heraus-forderungen bei der An-wendung normierter Sys-teme liegen im umgang mit den hochschulspe- zifischen Organisations-strukturen, die nicht mit denen von unternehmen zu vergleichen sind. hoch-schulen besitzen keine eindeutige hierarchie mit klaren weisungs-strukturen.

Page 23: Lemmens Medien brochure2

22 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Errichtung bis zum Rückbau – angestrebt.“ (Informationsportal Nachhaltiges Bauen des Bun-

desministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BMVBS – www.nachhaltigesbauen.de)

Eine Reihe von Bewertungssystemen, wie DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)

oder das angelehnte BNB (Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude), LEED (Leadership in Energy

and Environmental Design) u.a., bieten Kriterienkataloge, anhand derer die Nachhaltigkeit von

Neu- und Bestandsgebäuden bewertet, aber auch geplant werden kann. Für die aktuelle Pla-

nungspraxis von Hochschul- oder Forschungsgebäuden spielen diese Systeme bislang jedoch

kaum eine Rolle; wobei nicht bekannt ist, in welchem Maße die in den Bewertungssystemen

enthaltenen Kriterien auch ohne eine Zertifizierung bei Planungen verwendet werden. Die Zertifi-

zierung selbst ist für Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Regel wenig interessant.

So sind bisher nur sehr wenige Gebäude im Hochschul- und Forschungsbereich zertifiziert. Dazu

zählen ein Institutsgebäude der TU Darmstadt, das Hauptgebäude (im Bau) der Leuphana Uni-

versität Lüneburg oder das Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE des Fraunhofer-Instituts für

Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart.

Darüber hinaus liegen noch nicht für alle – insbesondere für den Wissenschaftsbereich wesent-

lichen - Gebäudetypen Kriterienkataloge vor. Für das in der Entwicklung befindliche BNB-Bewer-

tungssystem für Forschungs- und Laborgebäude (Neubau) sind zurzeit einige geplante Laborge-

bäude in der Pilotphase, beispielsweise das Zentrum für präklinische Forschung des Deutschen

Krebsforschungszentrums Heidelberg, das Experimental Research Center des Max-Delbrück-

Centrums Berlin-Buch, das Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln und das Institut

für Energie- und Klimaforschung des Forschungszentrums Jülich.

Das Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch ist in eine nachhaltige Campus-Entwicklung einge-

treten, die über nachhaltiges Bauen hinausgeht und z.B. Ver- und Entsorgungskonzepte sowie

Mobilität und Kommunikation des Gesamtbestandes einschließt.

Potenzial für Nachhaltigkeitskonzepte nutzenIn Hessen sind alle Hochschulen mit einer CO2-Bilanz in die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes

integriert. Geplant ist ferner, für zwei Hochschulen beispielhaft einen Nachhaltigkeitsbericht zu

erstellen. Darüber hinaus existieren bundesweit weitere vielfältige Aktivitäten einer nachhaltigen

Entwicklung im Bereich Forschung und Lehre der Hochschulen, auf die an dieser Stelle nicht

näher eingegangen werden kann. Jedoch gibt es gerade hier an der Schnittstelle zwischen For-

schung und Lehre und dem Hochschulbetrieb als alltäglichem, praktischem Anwendungs- und

Unterstützungsbereich großes Potenzial für die Entwicklung, Erprobung und Realisierung von

angepassten Nachhaltigkeitskonzepten.

Nachhaltige Entwicklung im Betrieb messbar zu machen, wird eine der künftigen Aufgaben sein.

Erste Ansätze hierzu liefern die Nachhaltigkeitsberichte der Leuphana Universität Lüneburg und

des Umweltcampus Birkenfeld der Fachhochschule Trier. Beide Einrichtungen orientieren sich

am Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der Global Reporting Initiative (GRI) (https://

www.globalreporting.org/resourcelibrary/German-G3-Reporting-Guidelines.pdf). Mit dem Ver-

such, nachhaltige Entwicklung messbar zu machen, ggf. analog der Zertifizierung nach EMAS

auch extern prüfbar zu machen, beginnt jetzt ein Dialog über eingesetzte Methoden und konkre-

te Inhalte. Als Verfahren, mit denen eine nachhaltige Entwicklung überprüft werden kann, gelten

u.a. der Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen ISO 26000, das So-

cial Responsibility Management System IQNet SR 10, EMAS Plus (legt zusätzlich den Fokus auf

CSR Corporate Social Responsibility) sowie der GRI-Report.

Dipl.-Geogr. Joachim Mül-ler arbeitet seit 1991 im Themenfeld Arbeits- und Umweltschutz der HIS GmbH. Aktuell begleitet er Hochschulen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit im Be-trieb.

Dipl.-Ing. Ralf Tegtmeyer ist Leiter des Arbeitsbe-reichs Hochschulinfra-struktur der HIS GmbH, der Wissenschaftseinrichtun-gen durch Untersuchungen und Expertisen zu Facility Management, Arbeits- und Umweltschutz und Nach-haltigkeitskonzepte unter-stützt und berät.

hochschulen gelten als expertenorganisationen, in denen die kernbereiche und damit die experten weitgehende Autonomie genießen.

Page 24: Lemmens Medien brochure2

Nachhaltigkeitsstrategie 23

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Selbst gesteckte UmweltzieleBeispielhaft für die Beschreibung der universitären Leistungen im Bereich nachhaltiger Entwick-

lung im Betrieb seien hier die Darstellungen in den Nachhaltigkeitsberichten der Leuphana Uni-

versität Lüneburg und der Universität Bremen angeführt.

Die Leuphana Universität Lüneburg beschreibt im Nachhaltigkeitsbericht unter dem Titel „Die

Leuphana verbessert ihren Betrieb“ folgendes:

u Ökonomische Leistungsfähigkeit sicherstellen: Die Universität stellt die finanzielle Situation

und ökonomischen Wirkungen (z.B. Zahl der Beschäftigten mit Erstwohnsitz in Lüneburg) dar.

u Soziale Verantwortung leben: Die Universität stellt die Aktivitäten im Bereich Gender Diversity,

Entwicklung von Organisation und Personal, Internationalisierung, Gesundheit und Sicherheit,

Partizipation und Mitbestimmung dar.

u Ökologisch verantwortungsvoll haushalten: Die Universität stellt die klimaneutrale Leuphana,

das Umweltmanagementsystem, den Energie- und Ressourcenverbrauch, Mobilität und Ver-

kehr sowie die Treibhausgasemissionen dar.

Die Universität Bremen beschreibt unter dem Titel „Die Innenperspektive: Leistungsfähigkeit si-

chern, die Natur im Blick haben und miteinander die Universität gestalten“ u.a. folgendes:

u Die Natur im Blick: Umweltprobleme erkennen und angehen, Umweltschutz hat Geschichte

an der Universität Bremen, EMAS an der Universität Bremen, die Universität Bremen auf dem

Weg zu einer klimaneutralen Universität.

u Miteinander die Universität gestalten: Gemeinsam mehr erreichen, kritische Begleitung durch

die Studierenden, Chancengleichheit fördern, Vielfalt entdecken, schätzen und gestalten, fa-

miliengerechte Hochschule, Gesundheitsressourcen fördern – Belastungen reduzieren.

Bei der Anwendung normierter Systeme liegen die besonderen Herausforderungen im Umgang

mit den hochschulspezifischen Organisationsstrukturen, die nicht mit denen von Unternehmen

zu vergleichen sind. Hochschulen besitzen keine eindeutige Hierarchie mit klaren Weisungs-

strukturen. Stattdessen wird eine Hochschule als „heterarchische“ Organisation bezeichnet mit

Besonderheiten und spezifischen Strukturbedingungen. Hochschulen gelten als Expertenorgani-

sationen, in denen die Kernbereiche und damit die Experten weitgehende Autonomie genießen.

Hochschulen lassen sich also nicht mit jenen Methoden und Instrumenten analysieren, die für

funktional-hierarchische Organisationen gelten. „Dies hat Auswirkungen auf die Organisation

und die Dynamik von Veränderungsprozessen an Hochschulen, die spezifischen Strukturbedin-

gungen unterliegen.“ (Altvater, 2007).

Die Befassung mit Umweltmanagement und nachhaltiger Entwicklung in Hochschulen bedeutet

auch, diese hochschulspezifischen Rahmenbedingungen zu akzeptieren. Die Instrumente müs-

sen der Struktur und Kultur einer Hochschule angepasst sein. Daher sind andere innovative Ins-

trumente für die Einführung und Aufrechterhaltung eines Umweltmanagementsystems erforder-

lich. Weisung wird durch Überzeugen ersetzt; mit dem Vorteil, die eigenen Argumente schärfen

zu müssen und eine höhere Motivation zu schaffen.

Das Thema nachhaltige Entwicklung gewinnt in der öffentlichen Diskussion immer mehr an

Bedeutung. Unterstützt wird dieses u.a. durch die Klimadiskussion sowie die seitens der UN

für den Zeitraum von 2005 bis 2014 ausgerufene „Welt-Dekade Bildung für nachhaltige Ent-

wicklung“. Beide Aspekte strahlen auch auf den Betrieb der Hochschulen aus. Konkret und von

Literatur:

Adomßent, M., Umweltschutz – nachhaltige Entwicklung: Was ist das Mehr? Forum Nachhaltigkeit, TU Clausthal, 17.09.2012. Vortragszusammenfassung.

Altvater, P., Organisationsberatung im Hochschulbereich – Einige Überlegungen zum Beratungsverständnis und zu Handlungsproblemen in Veränderungsprozessen, in: Altvater, P./Bauer, Y./Gilch, H. (Hrsg.). Organisationsent-wicklung in Hochschulen. Dokumentation. HIS: Forum Hochschule, Nr. 14, 2007, S. 11-24.

Deutsche UNESCO-Kommission e. V. (Hrsg.), Hochschu-len für eine nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb einer Hochschule. (Müller-Christ, G./Liebscher, A.-K. (Red.)). Bonn, 2011.

Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Deutsche UNESCO-Kommission (DUK), Hochschulen für nachhalti-ge Entwicklung. Erklärung der HRK und der DUK zur Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung. Ent-schließung der 7. Mitgliederversammlung der HRK am 24.11.2009; Entschließung des DUK-Vorstands am 22.1.2010 (http://www.hrk.de/positionen/gesamtliste-beschluesse/position/convention/hochschulen-fuer-nachhaltige-entwicklung).

Ketelhön, U./Holzkamm, I./Müller, J./Stratmann, F., Um-weltmanagement im Dienstleistungsbereich – Beispiel Hochschulen, in: Myska, Martin (Hrsg.): Der TÜV-Umwelt-management-Berater. Externe Veröffentlichung. Köln: TÜV Verlag, 2011, 64. S. Aktualisierung, Nr. 0484.

Kück, G.-R. (Hrsg.), Nachhaltigkeitsbericht 2010. Bre-men, 2011.

Leuphana Universität Lüneburg, Schritte in die Zukunft. Nachhaltigkeitsbericht 2011. Lüneburg, 2012.

Müller, J./Holzkamm, I., Die Motivation ist entscheidend. Hochschulen nutzen erfolgreich Managementsysteme für Umwelt- und Arbeitsschutz, in: ReSource Nr. 3, 2010, S. 20-24.

Müller, J., Umweltschutz – ein Beitrag zur Profilbildung der Hochschule?, in: HIS-Magazin Nr. 3, 2008, S. 7-8.

Schneidewind, U., Nachhaltige Wissenschaft. Plädoyer für einen Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. Marburg: Metropolis Verlag, 2009.

Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des europäischen Parla-ments und des Rates vom 25.11.2009 über die freiwilli-ge Teilnahme von Organisationen an einem Gemein-schaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbe-triebsprüfung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 761/2001 sowie der Beschlüsse der Kommission 2001/681/EG und 2006/193/EG. Amtsblatt der Europä-ischen Union L 342/1 vom 22.12.2009.

Stichwörterhochschulen

wissenschaftliche einrichtungen

nachhaltige entwicklung im Betrieb

Sachstand (rahmen- bedingungen)

Page 25: Lemmens Medien brochure2

politischer Aussage ist die Erklärung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Deutschen

UNESCO-Kommission (DUK) aus dem Jahr 2010: „Bei der Verwirklichung nachhaltiger Entwick-

lung (…) kommt den Hochschulen – institutionell und individuell für alle in ihr arbeitenden Per-

sonen – eine herausragende Bedeutung zu, denn nachhaltige Entwicklung fordert gesellschaft-

liche Akzeptanz (…).“ Und weiter: „Institutionell sollten Hochschulen sich auch in ihren internen

Arbeitsweisen und Verfahrensabläufen am Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren. Effektives

Ressourcenmanagement, energieeffizienter Hochschulbau, umfassende Nutzung des öffentli-

chen Nahverkehrs durch Hochschulangehörige oder die Berücksichtigung von Prinzipien des fai-

ren Handels bei Beschaffungsmaßnahmen sind Bereiche, in denen Hochschulen beispielgebend

handeln können.“

Mit der Erklärung werden die Hochschulleitungen aufgefordert, „allen Mitgliedern ihrer Hoch-

schule das Prinzip der Nachhaltigkeit als Grundlage ihrer Tätigkeit mit den Bezügen zu ihren

einzelnen Arbeitsfeldern zu vermitteln“. Die AG Hochschule des Runden Tisches der UN-Dekade

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erarbeitet konkrete Vorschläge zur Verankerung des Leit-

bildes der nachhaltigen Entwicklung im Bildungsbereich Hochschule und vernetzt bundesweit

die Akteure aus Forschung und Lehre auch mit dem Betrieb. Die AG Hochschule hat eine Bro-

schüre vorgelegt, die die Leistungsfähigkeit einzelner Initiativen in Forschung, Lehre und Betrieb

zeigt, Netzwerke vorstellt, Beispiele gibt und eine Checkliste für die interne Selbstprüfung hin-

sichtlich der Nachhaltigkeitsstrategie einer Hochschule offeriert (Deutsche UNESCO-Kommission

e.V. (Hrsg.), 2011).

Das Land Hessen hat seine zwölf staatlichen Hochschulen für ihre Zielvereinbarungen für die

Jahre 2011 bis 2015 aufgefordert, zum Thema „Nachhaltigkeitsstrategie“ der Hochschule Aus-

sagen zu machen.

Trotz dieser vielfältigen Aktivitäten wäre es verfrüht, von einem breiten Aufbruch zu sprechen.

Und doch handelt es sich zumindest um vielversprechende Ansätze. „Allerdings hat die Tatsa-

che, dass das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Richtun-

gen in die Hochschulen hineingetragen wurde, in der Summe dazu geführt, dass diese Impulse

mittlerweile an vielen Einrichtungen deutliche Spuren hinterlassen haben.“ (Adomßent, 2012)

Hierbei kommt es sicher auch darauf an, dass Hochschulen die eigenen Potenziale nutzen, um

nachhaltige Entwicklung als Prozess in den Abläufen und Entscheidungen zu verankern.

Eine weitere Anforderung wird die aktivere Einbeziehung von Forschung und Lehre sein. Obwohl

durch die veränderten Studienbedingungen die Belastung für die Studierenden zuzunehmen

scheint, existieren positive Tendenzen, auf ein breiteres Engagement zu hoffen. „Der Glaube und

die Lust daran, die Welt besser zu machen, ist gerade bei vielen deutschen Studierenden wei-

ter vorhanden. Die hohe Akzeptanz nachhaltigkeits-orientierter Lebensstile (…) sind Ausdruck

davon.“ (Schneidewind, 2009)

24 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Kontakt:

HIS Hochschul-Informations-System GmbH Abteilung Hochschulentwicklung Arbeitsbereich Hochschulinfrastruktur Goseriede 9 30159 Hannover

Ralf Tegtmeyer Tel.: +49 (0)511 1220-367 Fax: +49 (0)511 1220-439 E-Mail: [email protected]

Joachim Müller Tel.: +49 (0)511 1220-435 Fax: +49 (0)511 1220-439 E-Mail: [email protected]

summary

In recent years, endeavours to protect the envi-ronment have become more important in Ger-man universities and universities of applied science. Environmental protection systems are often starting points for initiating measures to foster sustainability within the organization.

Page 26: Lemmens Medien brochure2

Public Private Partnership 25

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

karl-heinz heller

Leistungsniveau optimieren Energieeffizienzsteigerung bei Bestandssanierungen durch Öffentlich-Private Partnerschaften

Die Steigerung der Energieeffizienz und die Reduktion von Treibhausgasen sind zentrale langfristige Ziele der Bundesre-gierung. Für die Vergabe von Bauleistun-gen ist der Energieeffizienz-Gedanke seit dem 16. August 2011 gesetzlich verankert: Paragraph sechs der Vergabeverordnung (VgV) schreibt für energieverbrauchs-relevante Waren, technische Geräte oder Ausrüstungen, soweit sie wesentlicher Bestandteil einer Bauleistung sind, das höchste Leistungsniveau an Energieeffizi-enz vor. In geeigneten Fällen ist dazu von den Bietern eine Analyse minimierter Le-benszykluskosten zu fordern. Im Rahmen der Ermittlung des wirtschaftlichsten An-gebotes ist die ermittelte Energieeffizienz als Zuschlagskriterium angemessen zu berücksichtigen.

Eine in diesem Sinne nachhaltige Sanierung

von Bestandsgebäuden im öffentlichen Be-

reich kann erheblich dazu beitragen, sowohl die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung zu

erreichen als auch die öffentlichen Haushalte langfristig zu entlasten. Dies kann in besonderem

Maße dann gelingen, wenn zunächst eine Analyse des Gesamtportfolios einer Verwaltungseinheit

unter Energieeffizienzgesichtspunkten stattfindet. Im Anschluss daran sollten gezielte Maßnahmen,

bezogen auf das Gesamtportfolio, ergriffen werden, die unter Betrachtung der Aufwand/Nutzen-

Relation die größten Einsparungen bringen.

In der Praxis ist jedoch festzustellen, dass Sanierungsmaßnahmen in der Regel als Einzelfall-

maßnahmen wahrgenommen werden und der Lebenszyklusgedanke in der Bestandspflege und

in Sanierungsentscheidungen immer noch keine große Rolle spielt. Sanierungsmaßnahmen im

Rahmen konventioneller Eigenbaulösungen erfordern die zeitnahe Bereitstellung erheblicher

Haushaltsmittel, deren „Erträge“ in Form verminderter Betriebskosten weit in der Zukunft lie-

gen und bei der Entscheidungsfindung zu wenig Berücksichtigung finden. Damit ist eine Hürde

gesetzt, unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz Sanierungsmaßnahmen durchzuführen;

denn die laufenden Betriebskosten eines Bestandsobjekts werden üblicherweise nicht einer

Wirtschaftlichkeitsprüfung unterworfen.

Umfassende Sanierungen werden daher in vielen Fällen gar nicht erst erwogen. In der Folge

wird ein Großteil öffentlicher Gebäude mit schlechter Energieeffizienz unwirtschaftlich und

Energetische Sanierungsmaßnahmen stehen vor allem vor wirtschaftlichen Hürden.

Foto: Gerd Altmann/Shapes:SadMonkey/pixelio

Die themen Nachhaltig-keit und energieeffizienz haben in Öffentlich-priva-ten partnerschaften ein enorm starkes Gewicht.

Page 27: Lemmens Medien brochure2

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

26 schwerpunkt Green Campus

wenig nachhaltig weiterbetrieben. Eine Analyse des Gesamtportfolios einer Verwaltungseinheit

unter Energieeffizienzgesichtspunkten findet im Allgemeinen nicht statt.

Hürden überwindenDas Aufzeigen von Möglichkeiten, Sanierungsmaßnahmen im Rahmen von Öffentlich-Privaten

Partnerschaften (ÖPP) durchzuführen, könnte dazu beitragen, die beschriebenen Hürden zu

überwinden, den laufenden Betrieb einer Analyse zu unterziehen und den öffentlichen Gebäu-

debestand energetisch zu optimieren. Denn die Spezifika von ÖPP kommen hier in besonderer

Weise zur Geltung:

u Der Lebenszyklusansatz ist projektimmanent und macht die durch Energieeinsparungen sin-

kenden Betriebskosten im Wirtschaftlichkeitsvergleich unmittelbar sichtbar.

u Die Finanzierung durch den privaten Partner mit Zahlung gleichbleibender Raten durch den

öffentlichen Auftraggeber entbindet von der Notwendigkeit, im Haushalt unverzüglich die Ge-

samtinvestitionsmittel bereitzustellen.

u Die auf Output-Spezifikationen beruhende Leistungsbeschreibung ermöglicht es, ein Be-

standsportfolio unter energetischen Gesichtspunkten zu analysieren und zu optimieren, da

der private Partner über das Know-how verfügt, Aufwand, Nutzen und Ertrag aller in Frage

kommenden Energieeffizienzmaßnahmen im Hinblick auf die wirtschaftlichste Lösung zu be-

urteilen.

Lebenszyklus und NachhaltigkeitDie Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz haben in Öffentlich-Privaten Partnerschaften ein

enorm starkes Gewicht. Als Musterbeispiel dafür kann zunächst ein Neubau dienen: das ÖPP-

Projekt „Neubau des Berliner Dienstsitzes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“.

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) für Bundesgebäude des Bundesministe-

riums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) stand in diesem Projekt erstmalig ein um-

fassendes Bewertungsverfahren von Nachhaltigkeitsaspekten für Büro- und Verwaltungsbauten

zur Verfügung. In Anlehnung an die Zertifizierung nach dem Bewertungssystem DGNB (Deutsche

Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) wurde für dieses Projekt bereits in der Projektvorberei-

tungsphase mit der Bedarfskonzeption festgelegt, dass für den Neubau ein Nachhaltigkeitszerti-

fikat mit Gold-Status zu erreichen ist. Obwohl das BNB-System zu diesem Zeitpunkt noch in der

Entwicklungsphase war, wurde diese Verpflichtung an die anschließend beauftragten Berater

weitergegeben. Sie haben diesen Anspruch auch in den Verdingungsunterlagen verankert. So

ist heute der private Partner langfristig über die Planungs-, Bau- bis in die Betriebsphase des

Projektes hinein verpflichtet, eine entsprechende Zertifizierung sicherzustellen. Diese Leistungs-

pflicht ist – im Sinne von Service Level Agreements – wiederum mit dem Vergütungssystem

des ÖPP-Projektes verknüpft, sodass bei Nichterreichen des Nachhaltigkeitsniveaus monetäre

Konsequenzen drohen.

Hier wird klar, wie ein konsequent über alle Phasen umgesetzter Lebenszyklusansatz nachhalti-

ge Projekte fördert und fordert. ÖPP, Facility Management, Lebenszyklusansatz und Nachhaltig-

keit reichen sich hier in effektivster Weise die Hand. Im Hinblick auf das Thema Energieeffizienz

wird dies in ganz ähnlicher Form deutlich. In der Regel ist der private Partner für die Beschaf-

fung von Strom, Wärme und Wasser sowie die Abwasser- und Abfallentsorgung verantwortlich.

Ebenso hat er die Verantwortung für den unterbrechungsfreien Betrieb aller entsprechenden Lei-

tungsnetze einschließlich der dazugehörigen Anlagen. Im Verhandlungsverfahren waren die Bie-

StichwörterÖffentlich-private partner- schaften (Öpp)

energieeffizienzBestandssanierungLebenszyklus

Sanierungsmaßnahmen werden in der regel als einzelfallmaßnahmen wahrgenommen und der Lebenszyklusgedanke spielt in der Bestands- pflege und in Sanierungs-entscheidungen immer noch keine große rolle.

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wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Public Private Partnership 27

ter aufgefordert, im Angebot innovative, energieeffiziente wirtschaftliche Lösungen darzustellen,

z.B. zur Verwendung regenerativer Energien.

Daneben wurde auch das Verbrauchsmengenrisiko (Strom, Wärme, Wasser etc.) auf den pri-

vaten Partner übertragen. Die Verbrauchsmengen wurden dann als Teil der Angebote mit ab-

gefragt, bewertet und unterlagen somit dem Wettbewerb. Das Risiko der Überschreitung der

angebotenen Verbrauchswerte trägt dann grundsätzlich der private Partner (Verbrauchsgaran-

tien), es sein denn, der Grund für Über- oder Unterschreitungen der garantierten Maximalwerte

geht auf Änderungen auf Seiten des öffentlichen Partners bzw. des Nutzers zurück (Stichwort

Nachverhandlungsklausel). Der private Partner kann darüber hinaus während der gesamten Ver-

tragslaufzeit verpflichtet werden, Optimierungspotenziale bei der Energie- und Medienversor-

gung auszuschöpfen.

Energieeffizienz bei Bestandsbauten erreichenIn einem Sanierungsprojekt hat der Bund mit der Fürst-Wrede-Kaserne in München Erfahrungen

mit Bestandsprojekten als ÖPP gesammelt. Hier sind durch die Zielsetzung eines wirtschaftli-

chen Verhaltens erhebliche energetische Vorteile erzielt worden:

u Für die Phase des Interimsbetriebes, d.h. in der Bauzeit, wurden eigene Vergütungsmechanis-

men und Controlling-Elemente entwickelt, um auch in dieser Phase Anreize für einen effizien-

ten, die Nutzung möglichst wenig beeinflussenden Betrieb zu setzen.

u Das nicht unerhebliche Mengenrisiko für die Ver- und Entsorgung mit Medien wurde bereits

in der Ausschreibung dem Wettbewerb unterstellt und bewertet. Alle Bieter wurden aufge-

fordert, Mediengarantien abzugeben, die dann im Verhandlungsverfahren verhandelt werden

konnten. Gleichzeitig wurde hierdurch deren Einsatz energieeffizienter.

u Das Energiemanagement wurde in der Betriebsphase mit beauftragt, sodass eine kontinuier-

liche energetische Optimierung gewährleistet ist.

Diese Erfahrungen in ÖPP-Projekten können auch bei der Sanierung von öffentlichen Bestands-

bauten genutzt werden, wenn es um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz als primäres Ziel geht.

So kann z.B. ein ÖPP-Projekt das Ziel haben, ein oder mehrere öffentliche Bestandsgebäude

energieeffizient zu sanieren und über einen längeren Zeitraum (10 bis 30 Jahre) zu betreiben.

In der ergebnisorientierten Leistungsbeschreibung wird als Resultat bzw. Output ein Energieein-

sparziel von z.B. 30 Prozent (ggf. in den Folgejahren steigend) festgelegt, welches im Rahmen

des ÖPP-Vertrages vereinbart wird. An dieses Leistungsziel werden zudem Vergütungsmecha-

nismen und Bonus-Malus-Regelungen geknüpft, welche die Einhaltung der vereinbarten Ziele

sichern.

Das Bundesministerium der Finanzen hat die ÖPP Deutschland AG beauftragt, die Frage der

energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden als ÖPP-Projekt zu prüfen. Die Ergebnisse

werden voraussichtlich 2013 veröffentlicht.

Kontakt:

Karl-Heinz Heller ÖPP Deutschland AG Mauerstraße 79 10117 Berlin Tel.: +49 (0)30 257679-200 Fax: +49 (0)30 257679-4200 E-Mail:[email protected]

Der Jurist Karl-Heinz Heller ist Direktor bei der ÖPP Deutschland AG. Er betreut Projekte im Bereich Hoch-bau mit dem Schwerpunkt Bundesprojekte.

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28 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Andreas Stemmler

Attraktivere hochschulen! Modulares Analyseinstrument TÜV SÜD SCoRE eröffnet neue Chancen

Hochschulen mit ihrem heterogenen Gebäudebestand stellen besondere Herausforderungen an ein nachhaltiges Gebäu-demanagement. Eine modulare Nachhaltigkeitsanalyse hilft, bisher ungenutzte Potenziale zu erkennen und zu nutzen.

Einst als zukunftsfähiger Standard bei Neubauten gestartet, er-

hält das nachhaltige Bauen verstärkt Einzug im Bestand. Was sich

beim Neubau ohne Weiteres planen lässt, ist im Bestand ungleich

schwieriger. Eine besondere Herausforderung ist die heterogene

Gebäudesubstanz von Hochschulen und Forschungseinrichtun-

gen. Die verschiedenen Funktionsgebäude mit unterschiedlichen

Nutzungsprofilen müssen differenziert betrachtet werden. Hörsäle

und Seminarräume stellen bezüglich Energieeffizienz, Lebenszyk-

lus und Ressourceneinsatz andere Anforderungen als Labore oder

Rechenzentren. Bei welchen Gebäuden lohnt es sich besonders,

in die Nachhaltigkeit zu investieren? Welche Maßnahmen ver-

sprechen den größten Erfolg?

Verbesserung der EnergieeffizienzGerade bei älteren Gebäuden lassen sich der Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen

durch eine verbesserte Dämmung signifikant reduzieren. Weitere Möglichkeiten zur Energieein-

sparung bestehen in der Modernisierung der Heizungs- und Klimaanlagen. Außerdem können

dezentrale Energieerzeugungssysteme, wie lokale Blockheizkraftwerke oder Photovoltaik- und

geothermische Anlagen, zu einer Senkung der Energiekosten beitragen. Ob und welche Metho-

den der dezentralen Energieerzeugung ökonomisch und ökologisch sinnvoll sind, sollte Bestand-

teil einer Nachhaltigkeitsanalyse sein.

In den Rechenzentren der Hochschulen und Forschungseinrichtungen bestehen vielfach noch

nicht ausgeschöpfte Potenziale für mehr Nachhaltigkeit. Betrachtet man alle Rechenzentren in-

nerhalb Deutschlands, so könnte laut Bundesumweltministerium der konsequente Einsatz ener-

gieeffizienter Technologien bis 2013 etwa 3,6 Milliarden Euro Stromkosten sparen. Energieein-

sparungen sind bei der Leistungsaufnahme der Server zum Beispiel durch Virtualisierung zu er-

reichen. Ein großer Teil des Energiebedarfs der Rechenzentren entfällt auf die Klimatisierung der

Räume, um die Wärmeabstrahlung der Server abzuführen. Hier können bauliche Maßnahmen für

eine effizientere Kühlung der Server über die Außenluft Abhilfe schaffen. Die Abwärme der Ser-

ver kann auch für die Heizung anderer Gebäude genutzt werden. Auch durch einfache Maßnah-

men, wie zum Beispiel dem Ausschöpfen der Toleranzen bei der zulässigen Höchsttemperatur

für den Serverbetrieb, kann – ohne dass die Ausfallsicherheit beeinträchtigt wird – der Strom-

verbrauch gesenkt werden. Ebenfalls denkbar ist die lokale Produktion des benötigten Stroms

durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW). Ist im BHKW eine Adsorptionskältemaschine integriert,

kann aus der Abwärme des BHKWs Kälte erzeugt werden, die zur Kühlung der Serverfarmen

genutzt werden kann.

Nur ein Beispiel für Energieeffizienz: Die Produktion des eigenen Stroms durch ein Blockheizkraftwerk

Foto: Florian Gerlach/pixelio

summary

Universities with heterogeneous buildings pose particular challenges for sustainable building management. Modular sustainability analysis helps to identify and use untapped potential.

Page 30: Lemmens Medien brochure2

Nachhaltigkeitsanalyse 29

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Modulare NachhaltigkeitsanalyseDer Campus der Universitäten mit den verschiedenen Sonderimmobilien wie zum Beispiel Laboren,

Rechenzentren und Universitätskliniken stellt komplexe Anforderungen an die Potenzialanalyse. Archi-

tektur und Gebäudetechnik sind eng miteinander verschränkt und meist auf einen ganz spezifischen

Zweck zugeschnitten. Deshalb ist ein modularer Ansatz sinnvoll, wenn es darum geht, die individu-

ellen Ziele und den konkreten Nutzen einer nachhaltigen Modernisierung zu identifizieren. Ein sys-

tematisches Vorgehen bietet die modulare Nachhaltigkeitsanalyse SCoRE (Sustainability Scoring of

Real Estate) von TÜV SÜD. Die einzelnen Gebäude des Campus werden schrittweise geprüft. Falls es

sich abzeichnen sollte, dass die Kosten den Nutzen überschreiten, kann die Analyse gegebenenfalls

abgebrochen werden. Im Unterschied zu einer Standardanalyse ist die modulare Variante ergebnis-

offen und steuert nicht zwangsläufig auf eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung zu. Der Vorteil besteht in

der bedarfsgerechten Ausrichtung auf die jeweiligen Erfordernisse des Objekts. Durch die Vielzahl der

Bautypen mit ihren unterschiedlichsten Biografien sind die Ausgangsbedingungen für eine Nachhal-

tigkeitsanalyse individuell für jedes Gebäude auf dem Campus zu erfassen. So spielen das Baujahr

und damit das jeweils geltende Baurecht eine entscheidende Rolle – beispielsweise ob das Gebäude

bereits nach Wärmeschutzverordnung errichtet worden ist und über eine basale Dämmung verfügt.

Gestaffelte MaßnahmenDie Analyse beginnt mit der Klärung, welche Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund stehen und

welche Ziele erreicht werden sollen. Diese Fragen werden in einem Experten-Workshop mit den

Verantwortlichen der Hochschule geklärt. Daran anschließend erfolgen die Prüfung der Unterla-

gen sowie eine Sicht-Prüfung der Gebäude vor Ort auf dem Campus. Grundlage der Prüfung ist

ein detaillierter Kriterienkatalog. Daran muss eine Ist-Bewertung anschließen. Die Nachhaltigkeit

der Gebäude wird bewertet und gegebenenfalls direkt zertifiziert oder es wird ein Maßnahmen-

plan zum weiteren Vorgehen erstellt. Erst auf Grundlage dieser Ist-Analyse lassen sich die Mo-

dernisierungen integriert planen. Optimierungspotenziale werden mit Blick auf die Lebenszyk-

luskosten aufgezeigt, verschiedenen Umsetzungsvarianten verglichen.

Kontrolle bei der UmsetzungEine fundierte Planung garantiert noch keine optimale Umsetzung. Deshalb ist ein unabhän-

giges, baubegleitendes Qualitätscontrolling ein weiteres Modul von TÜV SÜD SCoRE. Hier gilt

es, eventuelle Schnittstellenprobleme zwischen den an der Sanierung beteiligten Gewerken zu

vermeiden. Zum Beispiel sollte darauf geachtet werden, dass keine Dämmmaterialien verbaut

werden, die die in der Planung fixierten Dämmwerte nicht erreichen oder die aus ökologischen

Gesichtspunkten negativ zu bewerten sind. So lassen sich Folgekosten vermeiden, welche die

Wirtschaftlichkeit der Modernisierung nachträglich gefährden könnten. Das baubegleitende

Qualitätscontrolling umfasst auch die Prüfung der Ausschreibungs-, Vertrags- und Planungsun-

terlagen. Nach der Umsetzung der Maßnahmen lassen sich die vorliegenden Analyseergebnisse

und die einzelnen Schritte in eine Zertifizierung einbringen. Das können – neben dem TÜV SÜD

eigenen Zertifikat SCoRE – auch andere gängige Zertifikate sein.

FazitEine modulare Analyse erlaubt Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die ökonomischen,

ökologischen und soziokulturellen Aspekte einer Modernisierung ergebnissoffen zu untersuchen.

Abgestimmt auf das vorhandene Budget können die Maßnahmen identifiziert werden, mit denen

die Nachhaltigkeitsziele kosteneffizient erreicht werden können. Eine abschließende Zertifizie-

rung kann dazu beitragen, das Image der Hochschule zu verbessern und so die Attraktivität der

Hochschule für Studierende, Lehrkräfte und Personal zu steigern.

Andreas Stemmler ist Lei-ter der Region Nordost von TÜV SÜD Industrie Service.

Kontakt:

Dipl.-Ing. Andreas Stemmler TÜV SÜD Industrie Service GmbH Wiesenring 2 04159 Leipzig Tel.: +49 (0) 341 4653-320 Fax: +49 (0) 341 4653-324 E-Mail: [email protected] www.tuev-sued.de/is

eine modulare Analyse erlaubt hochschulen und Forschungseinrichtungen, die ökonomischen, ökolo-gischen und soziokulturel-len Aspekte einer Moder-nisierung ergebnissoffen zu untersuchen.

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30 schwerpunkt Green Campus

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

wolfgang Sittel

wandel im Gesundheitswesen Das Green Hospital Program gibt umfassende und systematische Antworten auf die drängenden Fragen der Gesundheitswirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft erlebt ge-genwärtig insbesondere in Europa einen beschleunigten Paradigmenwechsel: Kli-niken werden immer häufiger privat be-trieben, die öffentliche Hand zieht sich mehr und mehr aus den Kernbereichen der bürgerlichen Grundversorgung zurück, die Risikovorsorge nimmt im Zuge medi-zinischer Leistungserbringung zu. Zudem etablieren sich unterschiedliche Präventi-onsstrategien in der Schulmedizin.

Zeitgleich spielen Fragen der Effizienz und

Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle

im Gesundheitswesen. Das „grüne Kranken-

haus“ oder auch „Green Hospital“, verstanden

als Qualitäts- und Innovationsplattform, bietet

Lösungsansätze, um ökonomische, qualitative

und ökologische Ziele in Einklang zu bringen.

Mediziner, Krankenhausplaner und Entschei-

dungsträger – sie alle diskutieren den ökologisch und sozial orientierten Wandel in der Gesund-

heitswirtschaft. Die Diskussion ist vielfältig, doch konzentriert sie sich immer nur auf Teilaspekte.

Interdependenzen zwischen den Einzelthemen und eine multiperspektivische Betrachtungsweise

des Gesundheitsmarktes sind derzeit nicht in Sicht.

Nach Jahren der Abkehr vom umweltverträglichen Bauen und vom nachhaltigen Investieren bie-

tet die aktuelle „Green-Hospital“-Debatte zwar hilfreiche Ansatzpunkte. Jedoch scheint sie im

Moment wenig geeignet zu sein, um Ökologie zukünftig zum Bestandteil des Versorgungsauftra-

ges einer weltweit sich ändernden Gesundheitswirtschaft zu machen.

Paradigmenwechsel nicht aufzuhaltenFest steht: Gesundheit ist schon heute eine der zentralen Zukunftsfragen unserer Zeit. Vor dem

Hintergrund eines neuen, ökologisch aufgeklärten Bewusstseins gehört „Green-Hospital“ daher

dringender denn je auf die Agenda der Gesundheitswirtschaft. Zudem ist aufgrund geopoliti-

scher Herausforderungen und ungebremstem Bevölkerungswachstum ein Umdenken in Ge-

sundheitsfragen unerlässlich.

Der Architekt Stephen Verderber prognostiziert in seinem Buch „Innovations in hospital architec-

ture“: Die momentane Weltbevölkerung von sieben Milliarden Menschen wächst stündlich um

fast 9.000 Menschen. Experten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2050 zwischen 10 und 10,5

Green Hospital: ein Modell für nachhaltige Lösungssze-narien in Gesundheitseinrichtungen

Foto: JenaFoto24.de/pixelio

StichwörterGreen hospitalGreen health & careGreen patientGreen health care ItGreen Building

Page 32: Lemmens Medien brochure2

Green Hospital 31

wissenschaftsmanagement 6 • november/dezember • 2012

Das „grüne kranken-

haus“ oder auch „Green

hospital“, verstanden

als Qualitäts- und Inno-

vationsplattform, bietet

Lösungsansätze, um öko-

nomische, qualitative und

ökologische Ziele in ein-

klang zu bringen.

Dr. Wolfgang Sittel leitet den Konzernbereich Ar-chitektur und Bau der Asklepios Kliniken Verwal-tungsgesellschaft.

Milliarden Menschen auf der Erde leben werden. Im Jahr 2050 werden zwei Drittel der Bevöl-

kerung in Städten leben. Der demografische Wandel und die zunehmende „Vergreisung“ – vor

allem in Europa und Japan – werden das Gesundheitssystem enorm belasten. Ressourcenkon-

flikte um Energie und Wasser nehmen globale Dimensionen an. Licht- und Luftqualität werden

sich schleichend verschlechtern.

Innovative Gesundheits-ITDer Zugang zu „Medizinischer Qualität und Vorsorge“ in der Gesundheit wird teurer werden.

Im Krankenhaus erworbene Infektionen werden zunehmen. Die Megakliniken weichen zuguns-

ten kleinerer Kliniken. Die häusliche Versorgung wird für die gesundheitliche Betreuung immer

wichtiger. Innovative Entwicklungen in der Gesundheits-IT wie Telemedizin oder virtuelle Medizin

verändern die Art und Weise der medizinischen Betreuung und gesundheitlichen Vorsorge, egal

ob unterwegs oder zuhause.

Angesichts dieser Zukunftsprognosen – von denen heute natürlich niemand weiß, ob sie ein-

treten werden oder nicht – hat sich Asklepios bereits 2010 entschieden, mit der Gründung des

Green-Hospital-Partner-Programms die „Green-Hospital“- Debatte umfassend und systematisch

fortzusetzen. Wir sehen uns hier als großer internationaler Akutklinikbetreiber mit in der Verant-

wortung, gesellschaftlich relevante Impacts frühzeitig in unser Handeln einzubeziehen.

Ganzheitliche LösungenDas Green Hospital Program basiert auf dem Wissen eines erfahrenen Klinikbetreibers und der

Innovationskraft der Industrie. Es soll praxisnah Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit

geben. Wie können Investitionsentscheidungen nachhaltig und ökologisch umgesetzt werden?

Welche Rolle spielt die Prävention in der Medizin? Was ist die Antwort der Gesundheitswirtschaft

auf knapper werdende Ressourcen und eine älter und kränker werdende Gesellschaft?

In den vier Programmbereichen Green Health & Care, Green Patient, Green Health Care IT und

Green Building werden die drängenden Fragen unserer Zeit, wie Prävention, Nachhaltigkeit und

Umweltvorsorge, mit den zentralen Schlüsselbereichen der Gesundheitswirtschaft vernetzt. Zum

Beispiel befasst sich Green Health & Care mit Fragen der Prävention und von gesunden Umwelt-

bedingungen im Krankenhausumfeld. Green Patient steht stellvertretend für gesunde Ernährung

und Patientensicherheit. Green Health Care IT legt seinen Schwerpunkt aktuell auf telemedi-

zinsche und e-health-Lösungen. Green Building unterstützt Produktinitiativen, die das effiziente

und umweltverträgliche Bauen und Betreiben von Immobilien fördern.

Mit dem Green Hospital hat Asklepios ein Programm ins Leben gerufen, das es möglich macht,

die drängenden Themen der Gesundheitswirtschaft miteinander zu vernetzen und multiperspek-

tivisch zu betrachten. Angesichts seines enormen Potenzials steht das Programm nicht nur für

Effizienz, Qualität und Innovation im Klinikmarkt. Vielmehr vermag es, hinsichtlich seines ökono-

mischen Umgangs mit natürlichen Ressourcen und seinem patientenorientierten Umgang in der

Medizin auch auf andere Lebensbereiche auszustrahlen.

Das Green Hospital Program von Asklepios ist kein statisches Modell. Es ist vielmehr ein dyna-

misches Qualitäts- und Innovationskonzept im Zeichen des Wandels im Gesundheitswesen. Es

gibt damit Anstoß für breite Kreise in Industrie und Wissenschaft für gemeinsame Forschung

und praxisrelevanten Wissenstransfer.

Kontakt:

Dr. Wolfgang Sittel Leiter Konzernbereich Architektur und Bau Asklepios Kliniken Verwaltungsgesellschaft mbH Debusweg 3 61462 Königstein Tel.: +49 (0) 6174 90 12 20 E-Mail: [email protected]