Leonardo Da Vinci

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Leonardo da Vinci [leonardo da vinti] (* 15. April 1452 in Anchiano bei Vinci; 2. Mai 1519 auf Schloss Clos Luc, Amboise, eigentlich Leonardo di ser Piero, toskanisch auch Lionardo) war Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Sein Namenszusatz da Vinci ist kein Familienname, sondern bedeutet aus Vinci. Der Geburtsort Vinci ist ein Kastell bzw. befestigtes Hgeldorf und liegt im Florentiner Territorium (ca. 30 km westlich von Florenz) naheEmpoli.

Herkunft, Lehre und Studien (14521481) [Bearbeiten]Herkunft [Bearbeiten]Leonardos Eltern waren der 25-jhrige Notar Piero da Vinci und nach neuestem Forschungsstand mit hoher Wahrscheinlichkeit die getaufte, damals 22-jhrige arabische Sklavin Caterina, die bei Piero [Anmerkung 1] vorbergehend als Magd arbeitete. Die Mutter heiratete wenig spter den Tpfereibesitzer Accattabriga di Piero del Vacca aus Vinci und bekam fnf weitere Kinder. Der Vater Piero war seinerseits viermal verheiratet und hatte von seinen beiden letzten Frauen neun Shne und zwei Tchter. Nach der Trennung von Caterina nahm er Leonardo als leiblichen Sohn an. Als erfolgreicher Notar gehrten zu seinen Klienten die Medici wie auch Mitglieder der regierenden Signoria, des Rats des Stadtstaates Florenz. Leonardo verbrachte den grten Teil seiner Jugend in Florenz. Schon frh interessierte er sich fr Musik, Zeichnen und Modellieren. Sein Vater zeigte einige seiner Zeichnungen Andrea del Verrocchio, der die knstlerische Begabung des Jungen erkannte und ihn in seine Werkstatt aufnahm.

Lehrjahre bei Verrocchio [Bearbeiten]Verrocchio war einer der bedeutendsten Bildhauer im damaligen Florenz, auerdem als Goldschmied und Maler ttig. In seinem Atelier lernte und arbeitete Leonardo etwa von 1470 bis 1477, unter anderem in Gesellschaft von Lorenzo di Credi und anderen Schlern, die weniger berhmt geworden sind.

Taufe Christi, von Verrocchio und Leonardo, um 1475

Blumen, Skizze Leonardos

Im Alter von 20 Jahren hatte Leonardo seine Lehrzeit abgeschlossen, arbeitete aber weiter in Verrocchios Werkstatt. Er soll so berichtet u. a. Giorgio Vasari, ein Pionier unter den Kunstchronisten und erster Biograph Leonardos auf dem Bild Taufe Christi, das Verrocchio fr die Mnche von Vallombrosa malte, den auf der linken Seite knienden Engel in das Bild seines Lehrers eingefgt haben (heute in den Uffizien in Florenz zu sehen). Das ursprnglich in Tempera gemalte Bild wurde spter z. T. in l bermalt (evtl. von Leonardo), so dass ein fundiertes Urteil ber die Urheberanteile schwierig ist. Leonardos Beitrag wird nicht nur im Gesicht des Engels, sondern auch in Teilen der Bekleidung und des landschaftlichen Hintergrunds vermutet. Im linken Teil des Landschaftshintergrundes ist bereits Leonardos Sfumato-Technik zu erkennen, seine charakteristische Weichzeichnung von Motiven. Das Bild wird um das Jahr 1475 datiert, in dem auch das Bild Verkndigung an Maria und Leonardos Studien fr Faltenwrfe von Gewndern und das Profil eines Kriegers entstanden. Seit 1472 findet sich Leonardos Name in den Listen der St.-Lukas-Gilde, der Malergilde von Florenz. Hier lebte und arbeitete er weitere zehn Jahre und arbeitete gemeinsam unter anderen mit den Malern Sandro Botticelli und Pietro Perugino. Im Gegensatz zum spter geborenen Michelangelo (* 1475) wurde Leonardo als offen und freundlich geschildert. Er hatte jedoch auch einen Hang zur Einsamkeit und wurde beschrieben mit den Worten: Wenn du allein bist, wirst du dir ganz gehren. (Codex Ashburnham I 27 v.) Ihm wurde zudem nachgesagt, homosexuell gewesen zu sein. Der grogewachsene, attraktive, musikalisch und darstellerisch talentierte und immer extravagant gekleidete Leonardo der zeitlebens Mnnerfreundschaften pflegte musste sich 1476 einer Anklage wegen Sodomie stellen. Ihm wurde vorgeworfen, mit dem 17-jhrigenJacopo Saltarelli sexuellen Kontakt gepflegt zu haben, was jedoch nicht eindeutig geklrt werden konnte. Leonardo wurde freigesprochen. Als sensibler Knstler begann er bereits frh, seine Gedanken und Gefhle in Notizbchern (Codici) zu notieren. Aus seinen Ausfhrungen ist abzuleiten, dass er nicht wie andere Renaissanceknstler die Pracht der antiken Kunst durch Imitation von Modellen wiederbeleben wollte, sondern sich als Schler der Natur berufen fhlte, die Schnheiten der Natur selbst und diese im Zusammenspiel mit Menschen darzustellen. Merkwrdige Formen von Hgeln und Felsen, seltene Pflanzen und Tiere, Bewegungen des Wassers, ungewhnliche Gesichter und Figuren von Menschen waren die Dinge, die er in seiner Malerei und in seinen Naturstudien aufgriff. Die frheste datierte Zeichnung ist die Arnolandschaft vom 5. August 1473 (heute in den Uffizien Florenz). Fast alle seine Portrts hat er mit einem Natur-Hintergrund gemalt und in seinen Notizbchern eine Vielzahl an Pflanzen- und Tierstudien festgehalten.

1477 scheint er die besondere Gunst Lorenzo de Medicis gefunden und als freier Knstler unter dessen Patronage gearbeitet zu haben. Es entstanden erste Portrts undMarienbilder, 14751478 die Madonna Benois (St. Petersburg, Eremitage), und 14781480 ein Portrt Ginevra de Bencis, einer Tochter von Amerigo de Benci, der Leonardos Leidenschaft fr kosmografische Studien teilte (Washington, National Gallery). 1481 erhielt er einen ersten greren Auftrag vom Augustinerorden im Kloster San Donato in [2] Scopeto nahe Florenz fr ein Altarbild und zeichnete die Skizzen fr die Anbetung der Heiligen Drei Knige (heute: Uffizien). Trotz seines Talents und seiner Leistungen blieb er arm. Als sich fast alle seine Knstlerfreunde 1481 in Rom niederlieen, um fr den Vatikan zu arbeiten, ergab sich fr ihn in Mailand die Chance einer festen Anstellung am Hof der Sforzas. Frhe Werke

Arnolandschaft (1473)

Madonna mit Nelke (1475)

Madonna Benois (1477)

Genevra de' Benci (1478)

Krieger mit Helm (um 1472)

Frhe Mailnder Jahre (14821499) [Bearbeiten]Die Sforzas regierten Mailand und die Lombardei von 1450 bis 1535. Francesco Sforza (* 1401; 1466) war der erste Herzog und Begrnder der Dynastie, die eng mit den Medici zusammenarbeitete. Nach seinem Tode wurde sein ltester Sohn Galeazzo Herzog. Nach dessen Ermordung kam 1476 Ludovico Sforza (genannt il Moro / der Dunkle) als Protektor seines Neffen Gian Galeazzo Sforza tatschlich aber alsUsurpator des Staates an die Macht. Als er sich etabliert hatte, griff er ein Projekt zur Errichtung eines Reitermonumentes des Franceso Sforza, zu Ehren des Grnders des Herrscherhauses, wieder auf und suchte einen geeigneten Knstler. Von den Medici wurde der junge Leonardo empfohlen, der sich daraufhin am Hofe in Mailand vorstellte.

Ludovico Sforza von Francesco Napoletano, um 1494, Ausschnitt aus dem Sforza-Altar. Mailand, Pinacoteca di Brera

Wegen der bevorstehenden Kmpfe zwischen Mailand und der Republik Venedig hat Leonardo in seinem Empfehlungsschreiben an den Herzog ausfhrlich und detailliert seine Fhigkeiten und Erfindungen in der Militrtechnik erwhnt. Erst am Schluss des Briefes betonte er sein Knnen als Bauingenieur und Architekt und fgte schlielich einen kurzen Hinweis auf seine Kenntnisse als Maler und Bildhauer hinzu, die die Grundlage zu einer angemessenen Ausfhrung des Monuments fr Francesco Sforza bilden knnten. Nach seiner Anstellung arbeitete Leonardo ber zwanzig Jahre (mit Unterbrechungen) fr die Sforzas. In Mailand entwickelte sich Leonardo zum fhrenden Knstler und zum Organisator fr Hofzeremonien und Festivitten. Anlsslich der Hochzeit des jungen Herzogs Gian Galeazzo mit Isabella von Aragon 1487 war der Knstler fr die Bhnenbilder und Kostme der Masque Il paradiso verantwortlich. Weiterhin hat ihn wohl die 14841485 in Mailand wtende Pest veranlasst, dem Frsten Plne vorzulegen, nach welchen die Stadt unterteilt und nach verbesserten sanitren Prinzipien wiederaufgebaut werden sollte. In seinem Notizbuch notierte er: Der mittlere, unterirdische Hauptkanal nimmt kein trbes Wasser auf, sondern Wasser, welches durch die Grben auerhalb der Stadt fliet, mit vier Mhlen am Eingang und vier am Ausgang. Dies macht man, indem das Wasser oberhalb von Romoloutino staut.[3]

Leonardo, der im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen eine uerst gepflegte Erscheinung war und sehr auf Sauberkeit achtete (und den Zusammenhang zwischen Pest und Schmutz erkannte), organisierte mit Hilfe von Booten die erste Mllabfuhr in Mailand und trug somit zu einer wesentlichen Verbesserung der Lebensqualitt in der Stadt bei. In den Jahren 14851486 war er an der Planung der Verschnerung und Verstrkung des Castello und der Vollendung des Mailnder Doms beteiligt. Er konnte sich allerdings nicht durchsetzen und entwarf daraufhin fr die junge Herzogin einen Badepavillon von ungewhnlicher Raffinesse und Schnheit. Parallel dazu machte er Aufzeichnungen ber die Ergebnisse seiner Studien in Geometrie, Statik und Dynamik, menschlicher Anatomie sowie der Phnomene von Licht und Schatten und setzte sich eingehend mit dem Entwurf des Sforza-Reitermonuments auseinander. Intensiv betrieb er Studien ber die Bewegung und die Anatomie von Pferden und ber die Kunst bzw. Wissenschaft der Bronzebearbeitung und Gietechnik. Das Reiterstandbild sollte die grte Bronzestatue der damaligen Zeit werden.

Der vitruvianische Mensch, Proportionsstudie nach Vitruv 1492

Nach sieben Jahren bereitete er 1490 auf Drngen seines Auftraggebers sein Reiterstandbild-Modell vorerst aus Ton - anlsslich der Heirat Ludovicos mit Beatrice dEstezur Vorfhrung vor. Im letzten Moment war er jedoch mit seiner Arbeit nicht zufrieden und begann noch einmal von vorn. Im selben Jahr verbrachte Leonardo ungestrt einige Monate mit mathematischen und physikalischen Forschungen in den Bibliotheken und unter den Gelehrten von Pavia. Hierhin war er als Berater hinsichtlich einiger architektonischer Schwierigkeiten beim Bau der Kathedrale berufen worden. In Pavia erhielt er durch das Studium eines antiken Reitermonuments (des sogenanntenRegisole, der 1796 zerstrt wurde) neue Anregungen fr seinen Francesco Sforza. Aus dem Jahr 1492 stammt die Studie ber Krperproportionen nach Vitruv, sowie Proportions-Studien von menschlichen Krpern und Gesichtern und anatomische Studien, denn er wollte das Innere des Menschen genau kennenlernen und begann an seinem Buch Von der menschlichen Figur zu arbeiten. In den folgenden Jahren verschafften ihm die zunehmenden Festivitten und der Prunk des Mailnder Hofes fortwhrend Auftrge, darunter die Komposition und Rezitation von Sagen, Fabeln und Prophezeiungen (d.h. moralischen und sozialen, im Futurum formulierten Satiren und Allegorien).

Bilder der Mailnder Epoche [Bearbeiten]Zwischen 1483 und 1486 entstand die erste Fassung der Madonna in der Felsengrotte (Felsgrottenmadonna), die er fr die Bruderschaft der unbefleckten Empfngnis in der Kirche San Francesco in Mailand ausgefhrt hatte. Diese Fassung wurde nie bergeben, da die Szene entgegen den Wnschen der Bruderschaft in einer kalten, leblosen Hhle dargestellt ist und Jesus und Johannes der Tufer ohne Gold und Heiligenscheine gezeigt werden, was nicht dem Katholischen Dogma entsprach. 1499 gelangte dieses Gemlde nach Frankreich, heute ist es im Louvre ausgestellt. Die zweite modifizierte Fassung von der Bruderschaft akzeptiert wurde zwischen 1493 und 1508 gemalt, von Leonardo begonnen und fortgefhrt von seinem Schler Ambrogio de Predis. Sie befindet sich heute in der National Gallery in London.

In den 80er Jahren beschftigte sich Leonardo auch ausfhrlich mit technischen Herausforderungen. Seine Notizbcher sind voll mit Skizzen von Kriegsmaschinen, Flugmaschinen, Schiffen und Waffen. Um 1490 malte Leonardo als ein weiteres Madonnenbild die Madonna Litta (zumindest den Entwurf dazu) sowie das bekannte Portrt der Cecilia Gallerani (Dame mit dem Hermelin im CzartoryskiMuseum in Krakau), einer Mtresse Ludovico Sforzas. Zur gleichen Epoche zhlt das Bildnis eines jungen Mannes (Portrt des Musikers Franchino Gaffurio) und das Bildnis einer unbekannten Dame. Beide Bilder knnen allerdings nicht eindeutig Leonardo zugeordnet werden.

Felsgrottenmadonna 1 (14831486)

Felsgrottenmadonna 2 (14931495)

Dame mit dem Hermelin(14831490)

Madonna Litta (1490)

Cenacolo (Abendmahl) [Bearbeiten]Als Leonardo etwa 40 Jahre alt und davon fast zehn Jahre fr den Mailnder Hof ttig gewesen war, bekam er von Ludovico Sforza den Auftrag, ein Bild fr die Stirnwand des Refektoriums der Konventskirche vonSanta Maria delle Grazie in Mailand zu malen. Das bereits whrend der Entstehung von vielen Knstlern bewunderte Bild Das Abendmahl (Cenacolo), ein Wandgemlde mit den Maen von 8,8 x 4,6 m, entstand in den Jahren 1494 bis 1498. Es stellt den Moment dar, in dem Jesus seinen Jngern mitteilt, dass einer von ihnen ihn in wenigen Stunden verraten wrde. Das Bild ist bis heute Gegenstand vieler Legenden.

Das Abendmahl (Secco), entstanden zwischen 1495 und 1498

Leonardo malte das Bild in Tempera auf eine getrocknete Gipswand (Seccomalerei) kein Fresko und auch nicht in l, wie eine Legende spter behauptete. Die Tempera-Trgersubstanz hielt nicht lange auf demGipsuntergrund und dieser auch nicht auf der Wand. Durch Feuchtigkeit und Schimmelbildung kam es zu Abbltterungen und Schuppenbildung. Dieser Prozess dauerte jahrzehntelang. Die Restaurierungsversucheim 18. Jahrhundert grndeten auf der falschen Annahme, das Werk sei in l ausgefhrt worden. So hat man es einmal mit l berstrichen, in der Hoffnung, dadurch die Farben wiederherstellen zu knnen. Andere versuchten es mit unterschiedlichen Geheimmitteln, meistens schdlichen Lacken und Klebstoffen. Erst Mitte der 1970er Jahre konnte der weitere Verfall durch moderne Restaurierungstechniken aufgehalten werden, eine weitere Restaurierung folgte um die Jahrtausendwende. Der Zustand des Werks wurde mittlerweile mit einer Auflsung von 16 Gigapixel [4] dokumentiert. Trotz der groen Beschdigungen hinterlie das schon halb aufgelste Bild immer wieder einen tiefen Eindruck auf die unterschiedlichsten Betrachter. Im Mai 1788 sah auch Goethe auf seiner Rckreise

aus Romdas Bild. Spter schrieb er einen Aufsatz ber Leonardos Abendmahl, in dem es unter anderem heit: wodurch Leonardo dieses Bild hauptschlich belebte: Es ist die Bewegung der Hnde; dies konnte aber auch nur ein Italiener finden. Bei seiner Nation ist der ganze Krper geistreich, alle Glieder nehmen teil an jedem Ausdruck des Gefhls, der Leidenschaft, ja des Gedankens Um die Personen als Charaktere darstellen zu knnen, suchte Leonardo seine Typen sorgfltig aus und fertigte viele Gesichtsstudien an, siehe: Das letzte Abendmahl. Die Gesichter von Jesus und Judas blieben unvollendet, der Perfektionist Leonardo fand keine befriedigende Lsung fr eine malerische Darstellung.

Freundschaft mit Luca Pacioli [Bearbeiten]Nach dem Erfolg seines Werkes Das letzte Abendmahl fuhr Leonardo mit der Arbeit am SforzaMonument dem Cavallo fort, dessen sieben Meter hohes Ton-Modell bereits drei Jahre lang im Corte Vecchio des Castello stand und allgemein bewundert wurde. Nun sollte das Monument in Bronze gegossen werden.

Leonardos Entwurf fr das Sforza-Monument, 1489

Hilfe fr die schwierigen Berechnungen fr den Bronzeguss bekam Leonardo von dem Mathematiker Luca Pacioli aus Borgo San Sepolcro, dessen Summa de aritmetica, geometrica etc. Leonardo bei ihrer Ersterscheinung in Pavia erworben hatte. Der Mathematiker bewunderte Leonardos Malereien und Skulpturen und mehr noch seine mathematischen, physikalischen und anatomischen Forschungen, die er in den Manuskriptsammlungen Leonardos kennen lernte. Beide arbeiteten an Paciolis nchstem Buch De divina proportione, (ber das gttliche Verhltnis), das dem Goldenen Schnitt entsprach. Auch die seit der Antike bestehende mathematische Aufgabenstellung zur Quadratur des Kreises versuchten beide zu lsen. Bald beteiligte sich Pacioli auch an der Fertigstellung der Innendekoration bestimmter Kammern des Castello, des Saletta Negra und des Sala delle Asse, die bereits von anderen Knstlern begonnen worden war. Bei Reparaturarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts legte Paul Mller-Walde unter den neu verputzten und getnchten Raumdecken Spuren von Leonardos Handwerk frei; so wurden im groen Sala delle Asse viele Spuren Leonardos gefunden. Ein Groteil der Dekoration war gut erhalten und deshalb restaurierbar. Fr diese und andere knstlerische Arbeiten wurde Leonardo 1498 mit einem Garten auerhalb der Porta Vercelli belohnt, zu einer Zeit, als Geld nur sprlich floss und sein Gehalt

lange im Rckstand war. Aber wiederum konnte er die Aufgabe nicht beenden, genauso wie das BronzeMonument, das der Herzog aus Mangel an Bronze (die er fr Waffen bentigte) schlielich einstellen lie. Dies half ihm aber nicht, seine Vertreibung im Jahre 1499 durch den franzsischen Knig Ludwig XII. zu verhindern. Ludovico musste fliehen, Leonardo und andere Knstler verlieen Mailand.

Wanderjahre (14991512) [Bearbeiten]Wieder in Florenz [Bearbeiten]Als Leonardo und sein Freund Luca Pacioli Mailand im Dezember 1499 verlieen, war ihr Ziel Venedig. Leonardo bot dort seine Dienste als Ingenieur an und stellte seine Kriegsmaschinen vor, darunter auch einTaucheranzug fr den Unterwasserkampf. Er bekam jedoch keine Anstellung und zog weiter nach Mantua, wo er von der Herzogin Isabella Gonzaga empfangen wurde, die als kultivierteste Dame ihrer Zeit galt. Er versprach, zu einem spteren Zeitpunkt ein Portrt von ihr zu malen; zunchst fertigte er eine Kreidezeichnung an, die sich heute im Louvre befindet.

Anna selbdritt, Paris, Louvre

Die Freunde zogen im April 1500 nach Florenz, das gerade die Schreckensherrschaft Savonarolas berstanden hatte und wieder Republik geworden war. Hier fand Leonardo vorbergehend Unterschlupf im Kloster Annunziata, wo er sich verpflichtete, ein Altarbild fr die Basilica della Santissima Annunziata zu malen. Ein Jahr verging, ohne dass der Auftrag ausgefhrt wurde. Wissenschaftliche Fragen der physikalischen Geografie und des Ingenieurwesens fesselten Leonardo mehr als die Malerei. Er schrieb an Briefpartner, um Erkundigungen ber die Gezeiten im Euxinischen und Kaspischen Meer einzuholen. Zur Information der Mercanti berichtete er ber die gegen einen drohenden Erdrutsch auf dem Hgel von San Salvatore dell'Osservanza zu ergreifenden Manahmen. Er legte Zeichnungen und Modelle fr die Kanalisierung und die Kontrolle des Arno vor und entwickelte einen Plan zum Transport des Florentiner Baptisteriums (Dantes bel San Giovanni) in einen anderen Stadtteil, wo es auf einen groen Marmorsockel gestellt werden sollte. Den ungeduldigen Serviten-Brdern von Annunziata legte er schlielich im April 1501 einen Entwurf des Altarbilds auf Karton vor, der in Florenz unter groer Beteiligung von Publikum ausgestellt wurde. Das Thema war die Jungfrau, die sich auf dem Scho der Heiligen Anna sitzend vorbeugt, um ihr Kind festzuhalten, das halb aus ihrer Umarmung entflohen ist, um mit einem Lamm auf dem Boden zu spielen. Trotz des allgemeinen Lobs fr seinen Entwurf vollendete Leonardo das Altarbild nicht. Die Mnche von Annunziata mussten den Auftrag an Filippino Lippi geben, nach dessen Tod die Aufgabe von Perugino beendet wurde. Leonardo vollendete erst spter das Bild (15061516), das als Anna Metterca oder Anna selbdritt (zu Dritt) heute im Louvre zu sehen ist. In Florenz bemhte sich Leonardo um Auftrge. Der Gonfaloniere Piero Soderini bot ihm einen riesigen Marmorblock zur freien Verfgung an, doch Leonardo lehnte dankend ab. Drei Jahre spter schlug Michelangelo seinen David aus diesem Block. Vom franzsischen Hof erhielt er den Auftrag fr ein weiteres Madonnenbild; 1501 malte er die Madonna mit der Spindel. Aber eigentlich interessierte er sich viel mehr fr technische und wissenschaftliche Herausforderungen und suchte diesbezglich nach einem frstlichen Auftraggeber.

Im Dienst Cesare Borgias [Bearbeiten]

Im Frhjahr 1502 trat er in den Dienst Cesare Borgias, des Herzogs von Valentino. Dieser war zu diesem Zeitpunkt mit der Konsolidierung seiner jngsten Eroberungen in der Romagna beschftigt. Zwischen Mai 1502 und Mrz 1503 bereiste Leonardo als oberster Ingenieur einen groen Teil Mittelitaliens. Nach einem Besuch in Piombino an der Kste gegenber Elba fuhr er ber Siena nach Urbino, wo er kartografische Zeichnungen anfertigte. Anschlieend wurde er ber Pesaro und Rimini nach Cesena gerufen; zwischen Cesena und Cesenatico verbrachte er zwei Monate, in denen er Kanal- und Hafenarbeiten plante und leitete und mit der Planung zur Restaurierung des Palasts Friedrichs II. beauftragt wurde. Danach begleitete er seinen Arbeitgeber, der in Imola von Feinden belagert wurde. Hier lernte Leonardo auch Niccolo Machiavelli kennen, der als Abgesandter von Florenz mit Cesare Verhandlungen fhrte. Er folgte ihm nach Sinigallia, Perugia und schlielich ber Chiusi und Acquapendente nach Orvieto und Rom, wo Cesare im Februar 1503 ankam. Als Cesares Gefolgsmann Vito Luzza, mit dem sich Leonardo angefreundet hatte, von Cesare umgebracht wurde, verlie Leonardo den skrupellosen Herzog und kehrte zurck nach Florenz.

Gemlde der Anghiarischlacht [Bearbeiten]

Detail der Anghiarischlacht, 1603 gezeichnete Kopie von Peter Paul Rubens

Leda mit dem Schwan nach einer Vorlage Leonardos, wahrscheinlich von Cesare da Sesto gemalt

Leonardo als Platon, Ausschnitt aus Raffaels Fresco: Die Schule von Athen

Mona Lisa, 150306. Paris, Louvre

In Florenz bekam Leonardo auf Initiative von Machiavelli und Piero Soderini den Auftrag, ein groes Schlachtengemlde fr eine der Wnde des neuen Ratssaals im Palazzo della Signoria zu schaffen. Er whlte als Thema eine Episode des Sieges der Florentiner ber die Mailnder, nahe einer Brcke bei Anghiari im oberen Tibertal. Der jngere Michelangelo, der gerade seinenDavid vollendet hatte, wurde

mit einem weiteren Schlachtengemlde auf einer anderen Wand des gleichen Saals betraut und entschied sich fr die Schlacht bei Cascina. Eigentlich wollte Leonardo keine Gewalt-Verherrlichungen malen, denn er hasste den Krieg, andererseits fhlte er sich gegenber seinem Rivalen Michelangelo herausgefordert. Zur Vorbereitung seines Kartons wurde Leonardo der Sala del Papa inSanta Maria Novella zugewiesen. Er arbeitete hnlich wie an seinem Cenacolo stetig und unermdlich an seiner neuen Aufgabe. Aus seinen Berichten an die Signoria wird sein kontinuierlicher Fortschritt deutlich. In weniger als zwei Jahren (15041505) war der Entwurf fertig. Als dieser zusammen mit dem des Michelangelo ausgestellt wurde, wurden beide Entwrfe als groartige Kunstwerke bewundert und dienten den damaligen Studenten als Modell und Beispiel, so wie die Fresken vonMasaccio in Santa Maria del Carmine den Schlern zwei Generationen zuvor geholfen hatten. Auch der junge Raffael lernte in dieser Zeit von Leonardo, ebenso Fra Bartolommeo. Leonardo bertrug seinen Entwurf auf die Maueroberflche. Dazu hatte er eine neue technische Methode erfunden, die er nach einem vorlufigen Versuch im Sala del Papa fr erfolgversprechend hielt. Die Farben ob Tempera oder andere, ist unklar mussten auf einen speziell prparierten Untergrund aufgetragen werden, worauf jene Farben und Untergrund mittels Wrme verbunden wurden. Nach Beendigung der zentralen Gruppe wurde Hitze angewendet, die aber ungleichmig wirkte: Die Farben im oberen Teil verliefen oder schuppten von der Wand ab, das Bild verfiel und wurde spter (wahrscheinlich) bermalt. Der Kunsthistoriker und Messtechniker Maurizio Seracini vermutet, dass das Gemlde hinter einer geheimen Wand, von Vasari angelegt, noch vorhanden ist.

Mona Lisa [Bearbeiten] Hauptartikel: Mona Lisa In den Jahren 15031506 arbeitete Leonardo auch intensiv am Portrt der Mona Lisa. Die meisten Quellen belegen, dass die neapolitanische Hausfrau Monna Lisa del Giocondo (geb. Gherardini), Gattin des Francesco di Bartolommeo di Zanobi del Giocondo, fr dies Bild das Modell war. In Lisa Gherardini hatte er ein Modell gefunden, deren Antlitz und Lcheln einen einzigartigen, rtselhaften Charme besa. Er arbeitete an ihrem Portrt whrend eines Teils von vier aufeinander folgenden Jahren und lie whrend der Sitzungen Musik aufspielen. Zeit seines Lebens konnte sich Leonardo nicht von dem kleinen Bild (Mae 77 53 cm) trennen. Andere Quellen sollen belegen, dass es sich bei Mona Lisa um den heimlichen Geliebten Salaj handelt, der fr das Bild Modell war. Demnach handele es sich bei dem [5] Gemlde um die Darstellung eines Mannes. Der Name Mona Lisa sei ein Anagramm zu Mon Salai (dt.:Mein Salai). Bereits der erste Biograph von da Vinci Giorgio Vasari (15111574), erwhnte diese [6][7] These zum Anagramm. Erst nach seinem Tod wurde das Werk durch Franz I. von Frankreich fr viertausend Goldflorin erworben. Seit 1804 ist es im Louvre ausgestellt, vorbergehend gelangte es in den Besitz von Napolon, der es in seinem Schlafzimmer platzierte und von ihrem rtselhaften Lcheln fasziniert war. Heute ist das Gemlde ein ausgesprochener Publikumsmagnet, es ist jedoch nach einem Anschlag im Jahr 1956 nur noch durch Panzerglas zu betrachten. Der Reichtum der Farben hat sich im Lauf der Jahrhunderte verflchtigt, teils durch Beschdigungen, teils weil der Maler bei seinen Bemhungen um Effekte daran gewhnt war, seine Figuren auf dunklem Hintergrund zu modellieren. Doch selbst in seinem abgedunkelten Zustand bleibt die Raffinesse des Ausdrucks und die Przision und Feinheit der Zeichnung erkennbar.

Im Dienste des franzsischen Hofes [Bearbeiten]

Am 9. Juli 1504 starb Leonardos Vater in Florenz, im Jahre 1506 sein Onkel Francesco, der seinen berhmten Lieblingsneffen zum Alleinerben einsetzte. Es kam zu lang anhaltenden Rechtsstreitigkeiten mit seinen vielen Halbgeschwistern. Auch mit der Signoria in Florenz gab es Streit, nmlich wegen des missglckten, unfertigen Wandgemldes der Anghiarischlacht und wegen der Bezahlung. So nahm Leonardo erfreut ein Angebot des franzsischen Hofes an und wurde Hofmaler und leitender Ingenieur in Mailand. Dort hatte Ludwig XII. Charles d'Amboise, Marschall von Chaumont, Leutnant des franzsischen Knigs in der Lombardei, als Vizeknig eingesetzt. Beide bewunderten Leonardo sehr (unseren lieben und viel geliebten Leonardo), schtzten besonders sein Organisationstalent, wenn es um die Ausrichtung von kniglichen Festivitten ging, und lieen ihm andererseits freie Hand, vor allem fr seine wissenschaftlichen Forschungen und anatomische Studien, die er zusammen mit dem damals berhmten Professor von Pavia, Marcantonio della Torre, betrieb. Auch als Ingenieur war er gefordert, einerseits mit Planungen fr einen neuen Palast in der Nhe der Porta Venezia, andererseits mit groen hydraulischen Projekten bzw. Bewsserungsarbeiten (Talsperren, Kanle) in der Lombardei. Er konstruierte den ersten Wasserzhler und beschftigt sich in einer Studie intensiv mit dem Wissen des Wassers. Mit Untersttzung Charles d'Amboise konnte Leonardo auch den alten Streit um sein Altarbild Felsgrottenmadonna (das inzwischen in Besitz des Knigs von Frankreich war) regeln. Er fertigte (mit Hilfe von Ambrogio da Predi) eine Kopie an. Etwa zur gleichen Zeit arbeitete er weiter an seinen Bildern Anna Metterca und Mona Lisa, und malte Leda mit dem Schwan (das Originalgemlde gilt als verschollen) sowie die ersten Entwrfe fr Johannes der Tufer. Sein neuer Freund und Schler wurdeFrancesco Melzi. In der Villa der Melzi-Familie in Vaprio, wo Leonardo regelmig verkehrte, wurde eine Madonna auf einer der Wnde traditionell ihm zugeschrieben, zumindest wurde es unter seiner Anleitung gemalt. Einen interessanten Auftrag bekam Leonardo von Gian Giacomo Trivulzio, der als franzsischer Kommandant Mailand erobert hatte, und sich nach seinem Tod eine wrdige Grabsttte wnschte. In Anlehnung an die alten Arbeiten des Sforza-Reiterstandbildes entwarf Leonardo das Trivulzio-Monument (aufbumendes Pferd mit Reiter). Aber auch dieses Projekt konnte schlielich nicht realisiert werden, genauso wie seine Plne, das Wissen der Zeit (mit Hilfe seiner inzwischen vielen Notizbcher) alsEnzyklopdie zusammenzutragen. Als sein Mzen Charles d'Amboise 1511 pltzlich verstarb und sich zudem die politischen Verhltnisse in Norditalien abermals vernderten (die Medici und die Sforzas kamen 1512 wieder an die Macht), verlie der inzwischen Sechzigjhrige Mailand und zog vorbergehen zu seinem jungen Freund in den Pallazo Trezzo der Melzi nachVaprio d'Adda. Dort malte er (wahrscheinlich) die Rtelzeichnung mit dem Kopf (Quelle?) eines brtigen Mannes, sein vermeintliches Selbstportrt, das in der Biblioteca Reale in Turin hngt.

Die letzten Jahre (15121519) [Bearbeiten]Rom, im Dienste des Vatikans [Bearbeiten]Inzwischen hatte Papst Julius II. Rom zum Zentrum der italienischen Kunst gemacht. Als ihm 1513 Giovanni de Medici als Leo X. nachfolgte, wurde durch den jngeren Bruder des Papstes, Giuliano II. de Medici, Leonardo als Knstler nach Rom berufen. Er wurde im Belvedere des Vatikans untergebracht und sah viele alte Freunde wie den Baumeister Donato Bramante oder den Maler Sodoma wieder. Er bekam

ein eigenes Atelier mit einem deutschen Mitarbeiter, der jedoch den Auftrag hatte, den Papst, der keine Sympathien fr Leonardo hegte, stets ber dessen Aktivitten zu unterrichten. Die Bedingungen in Rom stellten sich als ungnstig fr Leonardo heraus. Vom Papst wurde er nur halbherzig geduldet, ganz anders die jngeren Knstler Raffael und Michelangelo, die sich durch ihre Arbeiten in den Stanzen und der Sixtinischen Kapelle groe Anerkennung erwarben und vom Papst gefrdert wurden. Ihre rivalisierenden Anhnger hassten sich gegenseitig und wandten sich erbittert gegen den altgedienten, inzwischen ergrauten Gnstling der Medici. Der junge Raffael allerdings bewunderte sein altes Vorbild und hatte ihn Jahre zuvor in seinem groen Fresco Die Schule von Athen, als den im Zentrum stehenden weisen Platon, verewigt. Leonardo fhlte sich whrend seiner rmischen Jahre nicht nur durch Krankheiten unwohl, sondern auch durch die Hektik und die Intrigen im Vatikan. Zum ersten Mal im Leben fhlte er sich zurckgesetzt und gekrnkt, vor allem als man ihn wegen seiner anatomischen Studien bespitzelte und ihm Leichenfledderei und Piettlosigkeit vorwarf. Insgesamt blieb Leonardo knapp zwei Jahre in Rom und arbeitete kaum als Maler (bis auf den lchelnden Johannes der Tufer), sondern mehr als Ingenieur. Unter anderem arbeitete er an einem Projekt zur Energiegewinnung aus Sonnenlicht. Mit Hilfe eines deutschen Spiegelmachers und eines Metallschmiedes baute er verschiedene Hohlspiegel (Sonnenreflektoren), um mit diesen die Sonnenenergie in Wrme zu verwandeln und kochendes Wasser fr eine Frberei zu gewinnen.

Franz I. von Frankreich (Jean Clouet zugeschrieben, um 1525, Paris, Louvre)

Die einzigen aus Leonardos Zeit in Rom bekannten Ingenieurttigkeiten waren die Arbeiten am Hafen und an den Verteidigungsanlagen von Civitavecchia sowie Aktivitten zur Trockenlegung der Pontinischen Smpfe. Durch weitere umfangreiche anatomische Studien entdeckte Leonardo damals auch die Arteriosklerose bei alten Menschen. Doch seine Aufzeichnungen hierber wurden nie publiziert und blieben jahrhundertelang verschollen, ebenso seine apokalyptischen Visionen, die spter im Codex Atlanticus gefunden wurden.

Inzwischen war sein franzsischer Gnner Ludwig XII. in den letzten Tagen des Jahres 1514 gestorben. Sein junger und brillanter Nachfolger Franz I. von Frankreichberraschte Europa: Er stie an der Spitze einer Armee ber die Alpen vor, um seine Rechte in Italien zur Geltung zu bringen und in der Schlacht von Marignano das Herzogtum Mailand zurckzuerobern. Nach einigem Zgern befahl Leo X. im Sommer 1515 Giuliano de Medici die ppstlichen Truppen in die Emilia zu fhren und die Bewegungen der Invasoren zu beobachten. Leonardo begleitete seinen Mzen bis nach Florenz, wo Giuliano erkrankte und am 17. Mrz 1516 verstarb. In seiner alten Heimatstadt wurde Leonardo dem neuen franzsischen Knig vorgestellt. Der junge Souvern und der alte Knstler und Wissenschaftler verstanden sich gut, und so nahm der Altmeister nach anfnglichem Zgern die Einladung des Knigs an, seine letzten Jahre in Frankreich zu verbringen, wo ihm ein neues Heim, Ehre und Achtung zugesichert wurden. Abermals packte er alles Hab und Gut (vor allem drei seiner Bilder: Mona Lisa, Johannes und Anna selbdritt) und machte sich mit seinen Schlern Salai und Francesco Melzi auf den langen Weg.

Alterssitz in Frankreich [Bearbeiten]

Johannes der Tufer, 15131516, Paris, Louvre

Die letzten zwei Jahre seines Lebens verbrachte Leonardo da Vinci im Schloss Clos Luc in Amboise, das ihm zusammen mit einer grozgigen Pension berlassen wurde. Der Hof kam oft nach Amboise, und der Knig erfreute sich regelmig der Gesellschaft seines Schtzlings. Er erklrte, dessen Wissen in der Philosophie und den schnen Knsten stehe jenseits dem aller Sterblichen. Im Frhjahr 1518 hatte Leonardo Gelegenheit, seine alten Talente als Organisator von Festen einzusetzen, als gleichzeitig der Dauphin getauft und eine Medici-Bourbonische Hochzeit gefeiert wurde. Bereits in Rom hatte er einen mechanischen Lwen konstruiert, der sich zum Erstaunen aller Gste einige Schritte alleine fortbewegen konnte. Unter den Gsten war auch der Kardinal Louis d'Aragon, dessen Sekretr einen Bericht hinterlassen hat, aus dem hervorgeht, dass Leonardo anscheinend an einer Behinderung litt, die die Bewegung seiner Hand beeintrchtigte. Er zeigte dem Kardinal drei seiner Bilder: Mona Lisa, Anna selbdritt und einen jugendlichen Johannes den Tufer. Dieses, wahrscheinlich sein letztes Bild, hat er mglicherweise erst in Frankreich vollendet. Es zeigt das abgedunkelte Bild des

Johannes mit einem von innen kommenden Lcheln, der mit einem Finger prophetisch aufwrts zeigt. Besonders deutlich wird hier Leonardos Chiaroscuro-Technik. Bis wenige Wochen vor seinem Tod war Leonardo aktiv, sei es als Planer fr einen neuen Palast in Amboise, als Projektingenieur fr einen groen Kanal (Canal du Centre) zwischen Loire und Sane oder als Zeichner anatomischer Studien oder Architekturstudien in seinen Bchern. Gegen Ende seines Lebens sah der weise Uomo universale das Ende der - von ihm wenig geachteten - Menschheit voraus und malte verschiedene Wasser-Studien der Sintflut, die man in seinen Heften fand. Dabei war auch zu lesen: Die Luft wird dnner und ohne Feuchtigkeit sein, die Flsse werden ohne Wasserzufuhr bleiben, das Erdreich nichts mehr wachsen lassen. Die Tiere werden verhungern. Auch den Menschen wird nichts brig bleiben, als zu sterben. Die einst fruchtbare Erde wird wst und leer. Tod und Nachlass [Bearbeiten]

Leonardo stirbt in den Armen des Knigs, gemalt von Jean-Auguste-Dominique Ingres

Grab Leonardos in Amboise

Am Osterabend 1519, dem Tode nahe, machte Leonardo sein Testament. Er bestimmte, dass in drei verschiedenen Kirchen in Amboise Messen gelesen und Kerzen angezndet werden sollten. Er wollte auf

dem Friedhof in St. Florentin mit einer Zeremonie, an der sechzig arme Mnner als Fackeltrger teilnehmen sollten, bestattet werden. Vasari berichtet von einer Bekehrung und Reue Leonardos auf dem Totenbett. Obwohl viele seiner Meisterwerke christliche Motive zeigen (es waren meistens Auftragswerke), kann ber seine Haltung zur Kirche und zur Religion keine Aussage gemacht werden. Von der Kirche wurde er oft verdchtigt, er betreibe magische Knste. Leonardo war jedoch Wissenschaftler und lehnte im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen magische Praktiken ab. Grundlage seiner Arbeiten war dieErfahrung. Die Erforschung der Naturgesetze interessierte ihn mehr als religise Dogmen; aber wenn er diese erwhnte, tat er es mit Respekt. Nachdem er die Sakramente der Kirche empfangen hatte, starb er am 2. Mai 1519. Knig Franz in Saint-Germain-en-Laye soll ber den Verlust Leonardos geweint haben, andere Quellen berichten, dass Leonardo in den Armen seines Knigs verstarb. Nach einer vorlufigen Bestattung an einem anderen Ort wurden die Gebeine entsprechend seinem Willen am 12. August zum Kloster von St. Florentin gebracht. Im 19. Jahrhundert gingen bei Restaurierungsarbeiten die sterblichen berreste jedoch verloren, sodass der Verbleib von Leonardos Leichnam bis heute unbekannt ist. Er hinterlie alle seine Manuskripte und die gesamte Ausstattung seines Ateliers zusammen mit anderen Geschenken seinem Testamentsvollstrecker Francesco Melzi, seinem Diener Battista Villani und Salai jeweils die Hlfte seines Weinbergs auerhalb von Mailand, Geld und Kleider seinem Dienstmdchen Maturina, weiteres Geld den Armen des Hospitals in Amboise und vierhundert Dukaten, die in Florenz hinterlegt waren, seinen Halbbrdern.

Werk und Wrdigung [Bearbeiten]

Florenz

Mailand

Vaprio dAdda

Rom

Venedig

(Anchiano bei Vinci, Geburtsort)

Die Hauptwirkungssttten von Leonardo da Vinci. Erst seine letzten zwei Lebensjahre verbrachte Leonardo auerhalb des heutigen Italiens, auf Schloss Clos Luc bei Amboise, Frankreich.

Sigmund Freud schreibt in seinem Bchlein Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci (1910): Er glich einem Menschen, der in der Finsternis zu frh erwacht war, whrend die anderen noch alle schliefen. Leonardo sah sich vornehmlich als Moral- und Naturphilosoph und benutzte zum Ausdruck seiner Intentionen sowohl die Schrift (Prosa und Dichtung) wie auch das Bild (Gemlde und Skizzen) und notierte: Dichtung hat mit Moralphilosophie zu tun, Malerei mit Naturphilosophie. Bedeutung fr Kunst und Wissenschaft [Bearbeiten] Leonardo schuf nicht nur zahlreiche Kunstwerke, sondern mehr noch eine groe Anzahl von Entwrfen fr Gebude, Maschinen, Kunstgegenstnde, Gemlde und Skulpturen, zu deren Realisierung er nie kam. Von sich selber sagte er, dass er die Idee mehr liebe als deren Ausfhrung, und dass er am Anfang einer Ttigkeit bereits ans Ende dchte. Wie andere Genies (Albert Einstein, Wolfgang Amadeus Mozart, Thomas Edison, Richard Wagner) gehrte er zu den Hyperaktiven, denen man eine genetische Veranlagung (ADHS) ihrer Genialitt nachsagt. Tun und Erkennen waren fr ihn gleichermaen wichtig. Teilweise wurde seine Tatkraft von seinem groen Forschungsdrang gelhmt. Zunchst wollte er lernen, Meisterwerke der Kunst zu schaffen. Mehr und mehr interessierte er sich dann aber fr das Wissen ber die Natur und war fasziniert von deren Vielfalt und Schnheit und schrieb: Fr die Ehrgeizigen, die sich weder mit dem Geschenk des Lebens noch mit der Schnheit der Welt zufriedengeben, liegt eine Strafe darin, dass sie sich selbst dieses Leben verbittern und die Vorteile und die Schnheit der Welt nicht besitzen. Leonardo verband die Vergilsche Sehnsucht rerum cognoscere causas (die Ursachen der Dinge zu erkennen) mit dem Willen zum sichtbaren Schaffen. Seine Notizbcher, Zeichnungen und Skizzen

bestehen aus ca. 6000 Blttern. Zu seinen Lebzeiten wurde, insbesondere von seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten, nichts verffentlicht. Erst im 19. und 20. Jahrhundert fanden sich die Manuskripte in Bibliotheken und privaten Sammlungen und wurden somit erst spt gewrdigt. Er schuf im Laufe seines Lebens eine groe Zahl von knstlerisch wertvollen Illustrationen zu verschiedenen Themen wie Biologie, Anatomie, Technik, Waffentechnik,Wasserwirtschaft und Architektur und hinterlie Bauwerke, technische Anlagen und Beobachtungen des Kosmos. Besonders bedeutsam sind seine sehr genauen anatomischen u.a. naturwissenschaftlichen Zeichnungen. Bereits gegen Ende seiner Lebenszeit wurde er als Uomo Universale verehrt und wird auch von heutigen Historikern als eines der auergewhnlichsten Genies aller Zeiten bezeichnet.

Anatomische Studien [Bearbeiten]In Florenz, Mailand und Rom betrieb Leonardo umfangreiche anatomische Studien. Er soll mehr als 30 [Anmerkung 2] Leichen seziert haben . Dabei kooperierte er meist mit angesehenen rzten der Zeit. Auf Fragen nach seinem Tun antwortete er, derlei Studien hlfen ihm in der Malerei, den menschlichen Krper mit seinen Proportionen, seinen sichtbaren Muskeln und seinen anderen anatomischen Details korrekt wiederzugeben. Als Naturwissenschaftler interessierte er sich aber besonders fr das Innere des Menschen und entdeckte dabei u. a. die Verkalkung von Gefen bei alten Menschen. Besonders faszinierte ihn die Embryologie, er fertigte wahrscheinlich als erster Mensch berhaupt Zeichnungen eines Kindes im Mutterleib an.

Anatomie einer Frau

Ftus in der Gebrmutter

Mnnerkopf-Studie

Mnnergenitalien

Auch Leonardos bekannteste Krperstudie - welche heute die italienische 1-Euro-Mnze und Krankenkassenscheckkarten ziert - Der vitruvianische Mensch, ist eine Art Anatomiestudie. Die Idee dieses Proportionsschemas der menschlichen Gestalt stammt von Vitruv, einem rmischen Architekten, Ingenieur und Schriftsteller des 1. Jahrhunderts v. Chr. (daher der Name Der Vitruvische Mensch.). Allerdings hat Leonardo nur den Mittelpunkt des Kreises in den Nabel gelegt, den des Quadrates aus welchen Grnden auch immer jedoch in den Genitalbereich.

Wissenschaftliche Arbeiten [Bearbeiten]Im fortgeschrittenen Alter beschftigte sich Leonardo, neben der Anatomie, besonders eingehend mit der Botanik, Geometrie, Mathematik und Geologie. Vor allem faszinierte ihn das Wasser. Er versuchte zu ergrnden, warum es Wolken gibt, warum es regnet, warum Wasser fliet, warum es Wellen, Ebbe und Flut gibt und warum man Muscheln auf den Bergen fand. Er konstruierte pfiffige Boote und das erste U-Boot, baute hydraulische Anlagen zur Bewsserung und Kanalisation. Er experimentierte mit Pflanzen und Wasser, um die Bedingungen fr das Pflanzenwachstum zu ergrnden. In vielen Zeichnungen versuchte er die Bewegung des Wassers festzuhalten. Interessanterweise sind fast alle Hintergrnde seiner Bilder Landschaften mit Wasser. Als erster erkannte er die Kugelgestalt eines Wassertropfens und somit die Oberflchenspannung des Wassers und hielt seine Erkenntnisse im Codex Leicester fest, in dem unter anderem zu lesen ist: Das Wasser ist zum Lebenssaft dieser trockenen Erde bestimmt. Auch findet man das Wasser bald sauer, bald scharf, bald herb und bald bitter, bald s, bald dick oder dnn, bald schdlich oder verderblich, bald heilsam oder giftig.[8]

Von Beginn an zeichnete Leonardo Landschaften und hat unter anderen einen Satz von sechs gro angelegten genauen Karten hinterlassen, die fast das ganze Territorium der Maremma,

der Toskana undUmbriens zwischen dem Apennin und der Tyrrhenischen See abdecken. Darber hinaus hat er Plne zur Umleitung des Flusses Arno ausgearbeitet, die jedoch nicht ausgefhrt wurden. Besonders bekannt ist sein Stadtplan von Imola. Die meisten von Leonardos kartografischen Werken befinden sich in der Sammlung der britischen Knigin auf Schloss Windsor sowie im Codex Atlanticus in der Ambrosiana in Mailand.

Wasserstudie

Studie zur Botanik

Studie zur Geometrie

Skizze zur Astronomie

Ingenieurarbeiten [Bearbeiten]Als Ingenieur war Leonardo ein Pionier und seiner Zeit weit voraus. Seine Intention war, Maschinen (und Waffen) zur Entlastung des Menschen bei ihrer Arbeit und Kriegsfhrung zu schaffen, sozusagen: die

Produktivitt zu erhhen. Im Laufe der Zeit nahmen seine wissenschaftlichen Forschungen und sein durch Studium angeeignetes Wissen ber Naturkrfte, die er zum Nutzen der Menschheit einsetzen wollte, immer mehr an Bedeutung zu. Jahrzehntelang skizzierte er beispielsweise Fluggerte, die den heutigen Hubschraubern gleichen. Um 1505 lie Leonardo am Monte Ceceri bei Fiesole , in der Nhe von Florenz, Flugbungen mit einem Segelfluggert durchfhren. Die Versuche scheiterten und er notierte in seinem Manuskript Kodex ber [10] [11] den Vogelflug, dass sich sein Assistent Tommaso Masini dabei ein Bein oder einige Rippen brach. Er konstruierte auch Zahnrder und Getriebe. Viele seiner Gerte wurden inzwischen nachgebaut. Beispielsweise wurde seine Skizze Wunder der Kunst des mechanischen Getriebes als Kunstwerk und alsUnendlichkeitsmaschine fr didaktische Zwecke im Dynamikum realisiert. [9]

Flugspirale

Automobil

Panzerfahrzeug

Zahnradgetriebe

In jngerer Zeit werden Entwrfe Leonardos fr moderne Bauwerke umgesetzt. So gibt es [12] eine Leonardo-da-Vinci-Brcke bei Oslo, die nach seinen Skizzen gebaut wurde und bei der Funktionalitt mit groer Schnheit vereinigt ist. Eine Leonardo-Brcke, die ohne mechanische Befestigung auskommt, wurde 2005 vorbergehend in Freiburg im Breisgau aus Holz errichtet. Auch andere Leonardo-Konstruktionen werden realisiert. So versuchen Wissenschaftler, einen Roboter aufgrund von in verschiedenen Manuskriptseiten gefundenen Hinweisen zu bauen. Ihm selbst fehlten vor allem die mathematischen Kenntnisse und die finanziellen Mittel zur Verwirklichung einiger seiner Erfindungen. Andere waren der Zeit so weit voraus, dass sie erst im 20. Jahrhundert (ohne Rckgriff auf Leonardo) erfunden wurden.

Wegbereiter der Malerei [Bearbeiten] Hauptartikel: Liste der Gemlde von Leonardo da Vinci Fr die malerische Teildisziplin Farbenlehre gilt Leonardo als frhester Wegbereiter. Er beschrieb in seinen Notizen ber Kunst und Malerei farbharmonische Phnomene wie den Simultankontrast und dieKomplementrfarben. Im Regenbogen sah er eine Offenbarung der Harmoniegesetze durch die Natur. Auch die spter von Goethe entwickelte Farbpsychologie nahm Leonardo insofern schon vorweg, als er Farbdisharmonien als unholde Gesellschaft beschrieb. Er vereinte sein Wissen ber Licht und Schatten mit den alten Florentiner Strken der linearen Zeichnung und des psychologischen Ausdrucks und schuf auf dieser Grundlage seine Meisterwerke. Er entwickelt die Sfumato-Technik zu seinem Markenzeichen, wobei er lfarben kreierte und mit uerster Geduld seine Farben abgestuft und schichtweise auftrug. Allein der Versuch, das Verstndnis von Licht und Schatten in die Malerei einzubringen, wurde zum wichtigen Thema der Malerei bis in die heutige Zeit hinein. Eindrucksvolle Beispiele hierfr sind seine Gewnderfalten-Studien und sein letztes Bild Johannes der Tufer, der in einem magischen Licht erscheint. Einzigartig sind Leonardos Skizzen-Studien von Gesichtern, die meist im Vorfeld fr seine Gemlde entstanden sind:

Anghiarischlacht

Rtelzeichnung

Profilstudie

Leda-Studie

Eine vollstndige Aufzhlung der Werke Leonardos ist kaum mglich, weil einerseits die Authentizitt nicht immer genau feststeht (Leonardo hatte viele Schler), andererseits das malerische und zeichnerische Werk, einschlielich der vielen Notizen, den Rahmen hier sprengen wrde. (Siehe [13] auch: ) Eine chronologische bersicht seiner Hauptwerke: um 1472 Die Verkndigung (Florenz, Uffizien) um 1472 Profil eines Kriegers mit Helm (London, Brit. Museum) um 1472 Madonna mit der Blumenvase / Nelke (Mnchen, Alte Pinakothek) um 1473 Zeichnung der Arno-Landschaft (Florenz, Uffizien) um 1478 Benois-Madonna (St. Petersburg, Eremitage) um 1478 Das Bildnis der Ginevra Benci (Washington, National Gallery)

um 1480 Der heilige Hieronymus (Vatikan) um 1480 Madonna Litta (St. Petersburg, Eremitage) um 1481 Anbetung der Knige aus dem Morgenland (Florenz, Uffizien) um 1483 Die Madonna in der Felsengrotte (1) (Paris, Louvre) um 1487 Groteske Kpfe (Windsor, Royal Library) um 1488 Die Dame mit dem Hermelin (Czartoryski-Museum, Krakau) um 1490 Vitruvianischer Mensch (Venedig, Akademie) um 1500 Die Madonna in der Felsengrotte (2) (London, National Gallery) um 1497 Das letzte Abendmahl (Mailand, St. Maria della Grazie) um 1500 Portrt der Isabelle d' Este (Paris, Louvre) um 1503 Studien zur Anghiari-Schlacht (Windsor, Royal Library) um 1503 Bildnis der Mona Lisa (Paris, Louvre) um 1510 Anna selbdritt (Paris, Louvre) um 1512 Bacchus (Paris, Louvre) um 1512 Embryo in der Gebrmutter (Windsor, Royal Library) um 1512 Selbstbildnis, Rtelzeichnung (Turin, Biblioteca Reale) um 1514 Sintflut-Zeichnungen (Windsor, Royal Library) um 1514 Ein Berg strzt auf eine Stadt, Zeichnung (Windsor, Royal Library) um 1515 Johannes der Tufer (Paris, Louvre)

Leonardo als Schriftsteller [Bearbeiten] Hauptartikel: Manuskripte Leonardo da Vincis

Studie: Groteske Kpfe

Es wird vermutet, dass da Vinci beabsichtigte, eine Enzyklopdie zu verfassen, die das Wissen seiner [14][15] Zeit zusammenfhren sollte. Skizzen und Entwrfe, Ideen und Gedanken notierte er in seinen Notizbchern (Codices), meist vllig ungeordnet, scheinbar sprunghaft, gerade da, wo er Platz fand. Ein [16] Zeitzeuge berichtet, dass Leonardo ein kleines Notizbuch stets an seinem Grtel trug. Texte und Kommentare verfasste Leonardo in Spiegelschrift. Die Erklrung dafr ist umstritten. Eine [17] Vermutung ist, dass dies ein Ausdruck seiner ausgeprgten Linkshndigkeit war. Eine andere Annahme besagt, er habe die Spiegelschrift benutzt, um seine Ideen nicht sofort allgemein zugnglich zu [18] machen. Zu seiner Zeit gab es noch keinen rechtlichen Schutz der Urheberschaft an Erfindungen (wie das heutige Patentrecht). Gilden und Geheimbnde bertrugen das Wissen vom Meister auf den Lehrling.

Leonardos Notizbcher, mit allen schriftlichen und zeichnerischen Aufzeichnungen, gingen durch die Achtlosigkeit der Familie Melzi als Gesamtwerk verloren. Bcher und einzelne Bltter wurden verkauft oder verschenkt und sind heute weltweit verstreut. Die wichtigsten Sammlungen (Codices) sind: Codex Arundel, British Library, London Codex Atlanticus, Biblioteca Ambrosiana, Mailand[19]

Codex Forster, Maschinenstudien, Victoria and Albert Museum, London Codices des Institut de France, Bibliothek des Institut de France, Paris Codex Leicester, Naturstudien, Privatbesitz,[20] [21]

Codex Madrid, technische Entwrfe, Landkarten u.a., Nationalbibliothek Madrid Codex Trivulzianus, Vokabellisten, Castello Sforzesco, Mailand Codex Urbinas, Traktat ber die Malerei, Biblioteca Vaticana, Rom Codex Turin, ber den Flug der Vgel, Biblioteca Reale Turin

Codex Atlanticus

Codex Forster

Codex Madrid

Codex Trivulzianus

Reflexionen [Bearbeiten]Viele seiner Notizen sind Reflexionen ber die Welt und den darin lebenden Menschen, oft mit einem Hang zum Sarkasmus und zum Makabren, was sich auch in den zeichnerischen Menschenstudien niederschlug, ganz im Gegensatz zur sthetik der Gesichter in seinen Bildern. Auf seine Zeitgenossen war er berhaupt nicht gut zu sprechen: Zahlreich sind jene, die sich als einfache Kanle fr die Nahrung, Erzeuger von Dung, Fller von Latrinen bezeichnen knnten, denn sie kennen keine andere Beschftigung in dieser Welt. Sie befleiigen sich keiner Tugend. Von ihnen bleiben nur volle Latrinen brig. Aphorismen [Bearbeiten] Leonardo drckte komplexe Zusammenhnge oft in Form von Aphorismen aus, beispielsweise: Jede unserer Erkenntnis beginnt mit den Sinnen. Das Flusswasser, das du berhrst, ist das letzte von dem, was weggeflossen ist, und das erste von dem, das heranfliet. So ist die Gegenwart. Jeder Teil strebt danach, in seinem Ganzen zu sein, in dem er sich besser fhlt. Jeder Teil neigt dazu, sich wieder mit seinem Ganzen zu vereinigen, um seiner Unvollkommenheit zu entgehen. Jeder Teil eines Dings enthlt etwas von der Natur des Ganzen. So wie ein gut angewendeter Tag frohen Schlaf bringt, so bringt ein gut verbrachtes Leben heiteren Tod. Aus dem Tod anderer machen wir unser Leben. In allem Toten bleibt fhlloses Leben, das, sowie es die Mgen der Lebenden erreicht, wieder zu empfindlichem und geistigem Leben wird. Wenn auch der menschliche Geist durch vielfache Erfindungen mit verschiedenen Instrumenten auf dasselbe Ziel zugeht, nie wird er eine Erfindung machen, die schner, leichter und krzer wre als die Natur. Das ist ein armseliger Schler, der seinen Lehrer nicht bertrifft. Wer wenig denkt, irrt viel. Rtsel [Bearbeiten] Vor allem in seiner Zeit am Hofe in Mailand schrieb Leonardo auch viele Rtsel, mit denen er die Gesellschaft der Hoffeste unterhielt, beispielsweise: Die Menschen werden ihre eigenen Vorrte wegwerfen. (Des Rtsels Lsung: beim Sen).

Prophezeiungen [Bearbeiten]Eindrcklich sind die Prophezeiungen, die er im Alter schrieb: Auf der Erde wird man Geschpfe sich unaufhrlich bekmpfen sehen, mit sehr schweren Verlusten und zahlreichen Toten auf beiden Seiten. Ihre Arglist kennt keine Grenzen. In den riesigen Wldern auf der Welt fllen ihre grausamen Mitglieder eine riesige Zahl an Bumen. Sind sie erst mit Nahrung vollgestopft, wie wollen sie ihr Bedrfnis befriedigen, jedem lebenden Wesen Tod, Trbsal, Verzweiflung, Terror und Exil zuzufgen O Erde! Worauf wartest du, um dich zu ffnen und sie in die tiefen Spalten deiner groen Abgrnde und deiner Hhlen zu reien und dem Angesicht des Himmels ein so grausames und furchtbares Monster nicht mehr zu zeigen![22]