Lern- und Arbeits- techniken - Berlin.de · 2 Ausgabe 2013 Autorin: Susanne Hartelt...

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Lehrbrief Verwaltungsakademie Berlin Lern- und Arbeitstechniken - Eine praktische Anleitung - Autorin: Susanne Hartelt

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Lehrbrief Verwaltungsakademie Berlin Lern- und Arbeitstechniken - Eine praktische Anleitung - Autorin: Susanne Hartelt

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Ausgabe 2013

Autorin: Susanne Hartelt

Änderungsdienst

Der Lehrbrief unterliegt einer ständigen Anpassung an neue Entwicklungen aus Politik, Wirtschaft und Verwal-

tung. Wünsche, Anregungen, Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge zu diesem Lehrbrief richten Sie bitte

an die

Verwaltungsakademie Berlin

- Ausbildungszentrum -

Turmstraße 86

10559 Berlin

© Verwaltungsakademie Berlin

Nachdruck sowie jede Art von Vervielfältigung und Weitergabe nur mit Genehmigung der Verwaltungsaka-demie Berlin.

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1. EINFÜHRUNG

3

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................... 3

Vorwort ................................................................................................................................... 5

1. Einführung ......................................................................................................................... 6

1.1 Biologische Voraussetzungen .................................................................................... 6

1.1.1 Unser Gehirn ................................................................................................ 6

1.1.2 Wahrnehmungstypus .................................................................................... 8

1.2 Bekannte Lernformen ............................................................................................... 10

2. Rahmenbedingungen für effizientes Lernen ................................................................. 11

2.1 Äußere Bedingungen ................................................................................................ 11

2.1.1 Lernort ........................................................................................................ 11

2.1.2 Lernmittel .................................................................................................... 13

2.2 Zeitmanagement ...................................................................................................... 14

2.3 Innere Bedingungen ................................................................................................. 18

2.3.1 Psychologische Voraussetzungen .............................................................. 18

2.3.2 Konzentration ............................................................................................. 21

3. Informationseingabe (E) .................................................................................................. 26

3.1 Lesen ....................................................................................................................... 26

3.1.1 Lesetempo .................................................................................................. 27

3.1.2 Lesetechniken............................................................................................. 28

3.2 Fehler und Blockaden ............................................................................................... 29

3.2.1 Fehleranalyse ............................................................................................. 29

3.2.2 Gedächtnisblockaden ................................................................................. 29

3.2.3 Denkblockaden ........................................................................................... 30

4. Informationsverarbeitung (V) .......................................................................................... 32

4.1 Verarbeitungsmethode für Lesestoff ......................................................................... 32

4.2 Hilfsmittel .................................................................................................................. 32

4.3 Bearbeitungsmethode für Texte................................................................................ 33

4.4 Lernmethodik ............................................................................................................ 35

4.4.1 Bildhafte Merktechniken .............................................................................. 36

4.4.2 Weitere Merktechniken ............................................................................... 38

4.5 E-learning ................................................................................................................. 39

4.6 Lernen in der Gruppe ............................................................................................... 40

4.7 Persönliche Lernstrategie ......................................................................................... 41

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1. EINFÜHRUNG

4

5. Informationsausgabe (A) ................................................................................................. 44

5.1 Empfängerorientiert arbeiten ..................................................................................... 44

5.2 Mündliche Wiedergabe ............................................................................................. 45

5.3 Präsentation .............................................................................................................. 45

5.4 Schriftliche Wiedergabe ............................................................................................ 46

5.5 Klausurtechniken....................................................................................................... 48

5.5.1 Fallbearbeitung ............................................................................................ 48

5.5.2 Fachaufsatz ................................................................................................. 49

5.5.3 Fragearbeit .................................................................................................. 51

Literatur- und Quellenverzeichnis ......................................................................................... 52

Nachwort ................................................................................................................................. 53

Danksagung ............................................................................................................................ 54

Musterlösungen der Fragen zur Selbstkontrolle .................................................................. 55

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1. EINFÜHRUNG

5

Vorwort

Willkommen zu unserem Spaziergang durch Ihre "grauen Zellen"! Sie werden Altes neu entdecken, manche Zusammenhänge besser kennen lernen, Neues erfahren und daraus Ihre persönliche Lernstra-tegie entwickeln. Das angeblich moderne Schlagwort vom 'Lebenslangen Lernen' ist in Wirklichkeit ein alter Hut. Denn: Sie können gar nicht anders! Was immer Sie tun, wo immer Sie sind – Sie nehmen neue Eindrücke mit Ihren Sinnen und Ihrem Verstand auf. Manche bleiben für immer in Ihrem Gedächtnis, andere sind schon bald in den gedanklichen "Pa-pierkorb" gewandert. Falls Sie bereits auf ein beachtliches Maß an Lebens- und Lernerfah-rung zurückblicken, muss ich Ihnen den Zahn, dass der Mensch mit zunehmendem Alter schlechter lernt, leider gleich ziehen. Dieser Ein-druck entstand, weil wir nach dem Verlassen der Schule und dem Abschluss der Ausbildung aus dem Prozess der ständigen und ge-zielten Informationsaufnahme von größeren Mengen ausgestiegen sind. Ich möchte mit Ihnen gemeinsam der Frage nachgehen, was Sie nun unternehmen können, damit Sie gezielt bestimmte Informationen ab-speichern, um sie für den von Ihnen vorgegebenen Zweck parat zu haben – bei der Klausurvorbereitung oder auch an Ihrem aktuellen oder zukünftigen Arbeitsplatz, denn Lerntechniken sind zugleich auch Arbeitstechniken, d.h. sie kommen nicht nur beim reinen Lernen zur Anwendung. Erinnern Sie sich an Ihre ersten Laufversuche? Normalerweise wohl nicht! Aber das Ergebnis ist offensichtlich: Sie können aufrecht ge-hen, denn Sie haben sich nie entmutigen lassen. Neugier war der Motor, Motivation das Benzin und Durchhaltevermögen die Batterie. Und: es hat geklappt! Das ist heute nicht anders als gestern, auch bei komplexen Vorgängen nicht. EVA ist Ihre unwiderstehliche Begleiterin vom ersten Lebenstag an. Sie nehmen Eindrücke und Informationen auf (E wie Eingang), Ihr Gehirn verarbeitet sie (V wie Verarbeitung) und Sie geben die Infor-mationen wieder (A wie Ausgang). Folgen Sie also ihr und mir durch die Kapitel dieses Lehrbriefes!

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1. EINFÜHRUNG

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1. Einführung

Lernziele: Am Ende dieses Kapitels werden Sie:

wissen, welcher Wahrnehmungstyp Sie sind,

das effektive Zusammenspiel von linker und rechter Ge-hirnhälfte trainieren können und

Ihre bisherigen Lernformen durchdacht haben.

1.1 Biologische Voraussetzungen

1.1.1 Unser Gehirn

Unsere "Festplatte", das Gehirn, bietet mehr Möglichkeiten, als die größte technische Speicherplatte je vorhalten kann. Wir sind beein-druckt von der Schnelligkeit, mit welcher ein Computer Such-, Re-chen- und andere Aufgaben ausführt, aber das war's dann auch schon, was sein Können anbelangt. Gefühle, Assoziationsvermögen, Kombinationsgabe und vieles mehr werden durch unser Gehirn pro-duziert, gesteuert und bilden die Grundlage für unser Erleben, Erler-nen usw. Der Computer ist Mittel zum Zweck, aber kein Ersatz für das, was nur wir Menschen können. Machen Sie zu Hause einen einfachen Test. Rufen Sie in Google das Übersetzerprogramm auf, geben Sie einen deutschen Text ein und wählen Sie eine Fremdsprache, die Sie kennen. Das Ergebnis wird von 'völlig unverständlich' bis 'einigermaßen verständlich' schwanken. Das eindeutige Erkennen von Satzstrukturen, geschweige denn von kulturell unterschiedlich verwendeten Wörtern und Wortgruppen ist dem menschlichen Gehirn vorbehalten. Bereits hier stößt die Technik an ihre Grenzen. Uns ist es hingegen bei Kenntnis der fremden Spra-che sofort möglich, korrekt zu übersetzen. Also wenden wir uns jetzt unserem Gehirn zu. Allein die Tatsache, dass es nicht so leicht zu erforschen war und ist wie andere mensch-liche Organe, weckt die Neugier der Wissenschaftler. Längst ist nicht alles erforscht, vieles wird unerforscht bleiben; einige Grundstruktu-ren hingegen sind mittlerweile erkannt und überprüft worden. Hierzu zählt eine Art Arbeitsteilung zwischen linker und rechter Ge-hirnhälfte. Schauen Sie sich bitte die nachfolgende schematische Darstellung aufmerksam an.

Festplatte 'Gehirn'

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1. EINFÜHRUNG

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Abb.1: Schematische Darstellung von linker und rechter Gehirnhälfte1

Übung 1:

Schreiben Sie z.B. Ihren Vor- und Zunamen von rechts nach links mit spiegelverkehrten Buchstaben:

Bewerten Sie das Ergebnis: Fiel es Ihnen leicht? Was fiel Ihnen auf? Diskutieren Sie, wenn Sie die Möglichkeit haben, in der Gruppe, wel-che Schlussfolgerungen sich für Sie ergeben? Übrigens: Wenn Sie diese Übung als erwachsene Person noch nie gemacht haben, hat Ihr Gehirn hierbei eine Vielzahl neuer Verknüp-fungen gebildet und Sie werden sich an die Übung, die Gefühle beim Ausführen, das Ergebnis und Ihre anschließenden Überlegungen erinnern.

So schnell geht Informationsaufnahme – in jedem Alter!

1 Decker, Franz (1999), Die neuen Methoden des Lernens, 2. überarb. Aufl. Würz-

burg: Lexika, S. 49

Linke und rechte Gehirnhälfte

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1. EINFÜHRUNG

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1.1.2 Wahrnehmungstypus

Wir nehmen unsere Umwelt über unsere Sinnesorgane wahr und speichern die gewonnenen Eindrücke in unserer "Black Box" ab. Wissen Sie, welcher Wahrnehmungstyp Sie sind?

Übung 2:

Machen Sie die nachfolgende Übung und kreuzen Sie ohne Nach-denken spontan an, welche Assoziation die Begriffe in Spalte 1 bei Ihnen hervorrufen.

ich

sehe

ich

höre

ich

fühle

ich

rieche

ich

schmecke

Brötchen

Mond

Papagei

Wäscherei

Schule

Zahnbürste

Neujahr

Eisbein

Holz hacken

Kinder

Sport

Mathematik

Morgen

Wasserfall

Blume

Regentropfen

Alufolie

Klavier

SUMME

Die Summe in den einzelnen Rubriken gibt Ihnen einen Hinweis da-rauf, mit welchen Sinnesorganen Sie Ihre Umwelt aufnehmen und welche angeborene Gewichtung Sie als "Werkzeug" mitbringen (die-se ändert sich nur im Extremfall. Z.B. setzen Menschen, die erblindet sind, in der Regel ihr Gehör stärker zur Wahrnehmung der Umwelt ein).

Sehen Hören Fühlen Riechen Schmecken

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1. EINFÜHRUNG

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Persönliche Auswertung:

1. Welche Gehirnhälfte setzen Sie überwiegend ein?

2. Welcher Wahrnehmungstyp sind Sie? Welche Sinnesorgane

belegen Platz 1 und 2?

1. ________________ 2. ________________ 3. Machen Sie nun den Sprung vom Wahrnehmungs- zum Lerntyp.

Was können Sie tun, um Ihr Lernverhalten wirkungsvoll durch Ihre bevorzugten Aufnahmekanäle zu unterstützen?

______________________________________________ ______________________________________________ ______________________________________________ ______________________________________________ 4. Denken Sie an die Auswertung der ersten Übung. Was können

Sie tun, um beide Gehirnhälften zu aktivieren, damit beide in

Ihrem Lernprozess aktiv sind?

______________________________________________ ______________________________________________

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1. EINFÜHRUNG

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1.2 Bekannte Lernformen

Aus Schul- und Ausbildungszeiten kennen Sie eine ganze Reihe von Lernmöglichkeiten; manche mochten Sie, andere wiederum lagen Ihnen nicht so sehr. Listen Sie auf, wie Sie bisher gelernt haben, und welche Vor- bzw. Nachteile Sie bei der jeweiligen Lernform für sich persönlich sehen. Beispiel 1 sind Karteikarten.

1. Karteikarten Vorteile: Nachteile: 2. ________________ Vorteile: Nachteile: 3. ________________ Vorteile: Nachteile:

Fragen zur Selbstkontrolle: 1. Welche unterschiedlichen Aufgaben haben die beiden Gehirn-

hälften?

2. Welche Wahrnehmungstypen kennen Sie?

3. Was möchten Sie mit den Ihnen bekannten Lernformen errei-chen?

4. Glauben Sie, dass das 'Lernen lernen' Ihnen etwas nutzt?

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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2. Rahmenbedingungen für effizientes Lernen

Lernziele: Am Ende dieses Kapitels werden Sie:

Ihren Lernort und Ihre Lernmittel auf den Prüfstand gestellt,

Ihr Zeitmanagement überdacht,

Ihre Motivation geprüft und

Ihre Konzentrationsfähigkeit trainiert haben.

2.1 Äußere Bedingungen

2.1.1 Lernort

Übung 3:

Nehmen Sie ein weißes Papier und einen Bleistift zur Hand (keine Sorge, diese Übung gelingt Ihnen auch, wenn der Kunstunterricht nur wenig Spuren hinterlassen hat) und zeichnen Sie den für Sie idealen Lernort (wo ist oder sind das bzw. die Fenster, wo steht der Tisch, der Stuhl, die Lampe/n, welche Raumaccessoires sorgen für Wohlbefin-den usw.). Sie haben maximal 10 Minuten Zeit. Auf geht's!

Lernort

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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Wenn Sie die Möglichkeit haben, Ihre Zeichnung mit einer Kollegin oder einem Kollegen zu vergleichen, werden Sie sehr schnell Unter-schiede feststellen. Jeder Mensch hat seine persönlichen Vorlieben hinsichtlich der Umgebung, in der er lernen oder arbeiten möchte, jeder hat seinen persönlichen Lernstil, sein persönliches Lerntempo usw. Das ist der Maßstab der für Sie wichtigen Dinge. Wenn Sie Rücksicht darauf nehmen und Ihr Lernverhalten danach ausrichten, wird der Lernerfolg sich einstellen. Sie dürfen mir glauben. Vergleichen Sie nun die Gegebenheiten Ihres idealen Lernortes mit den aktuellen. Gibt es Unterschiede und Abweichungen? Sehen Sie Dinge, die Ihren Lernerfolg behindern könnten? Machen Sie eine Checkliste:

IST SOLL

Persönliche Auswertung:

Welche konkreten Maßnahmen können Sie ergreifen, um optimale äußere Lernbedingungen zu schaffen? Was müssen Sie hierfür tun und wie schnell können Sie diese realisieren?

Individuelle Unterschiede

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

13

2.1.2 Lernmittel

Überprüfen Sie nun, was Sie an Lernmitteln zur Verfügung haben, bzw. gerne zur Verfügung hätten. Wie ärgerlich, wenn Sie alles zu Papier gebracht haben, was Sie sich erarbeitet haben, ausdrucken wollen und die Druckerfarbe oder die Tonerkartusche ist leer. Sorgen Sie dafür, dass angefangen bei Stiften und Textmarkern in verschiedenen Farben, über Papier, Ordnern und Kleinkram wie Bü-roklammern bis hin zum Druckmaterial alles bereit liegt, bevor Sie anfangen. Das spart Zeit und Nerven! Wenn Sie mögen, legen Sie sich eine Liste an, was Sie sich demnächst besorgen wollen, um gut ausgestattet zu sein. Wenn Sie einen Kuchen backen, gehen Sie ja auch nicht erst die Hefe kaufen, wenn Sie schon mittendrin und wei-tere Zutaten bereits vermischt sind. Checkliste – Arbeitsmaterialien:

IST SOLL

Lernmittel

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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2.2 Zeitmanagement

Wie geht es Ihrem Untermieter? Sie haben keinen? Glaube ich nicht! Allzeit bereit lauert er darauf, Sie von wichtigen Vorhaben abzubrin-gen, wenn der Spaß- oder Leichtigkeitsfaktor fehlt. Sein Name: mein innerer Schweinehund; und behaupten Sie nun nicht, Sie würden ihn nicht kennen. Doch vorab noch eine andere Frage: Was haben Sie und ein 100-Meter-Sprinter gemeinsam? Ich behaup-te: ziemlich viel. Phase 1: Sowohl sein Fokus als auch Ihrer liegen auf dem Ziel, weil es Priorität hat. Phase 2: Das Ziel soll innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens, des-sen Start- und Endpunkt vorgegeben sind, erreicht werden. (Oder haben Sie schon einmal einen Sprinter erlebt, der in den Startblöcken ruft: "Ich komme gleich nach?") Die Priorität ist gesetzt und es ist völ-lig unerheblich, ob sich das Ziel Sekunden, Tage, Wochen oder Jahre entfernt befindet. Phase 3: Sie legen den Weg in der Ihnen möglichen Zeitspanne zu-rück, genau wie er. Phase 4: Sie haben das Ziel erreicht, haben alles gegeben und kön-nen das Ergebnis nun in Ruhe überdenken. Genau wie der/die Sprin-ter/in oder ein/e andere/r Sportler/in. Definieren Sie nun klar Ihr Ziel:

Mein Ziel ist es: diesen Lehrgang/mein Studium/diese Fortbildung __________________ / __________________ innerhalb von __________________ erfolgreich / so gut wie möglich (Zutreffendes bitte unterstreichen) zu absolvieren.

Die zentrale Frage ist nun, wie Sie alles unter einen Hut kriegen und Ihren "inneren Schweinehund" in Schach halten. Optimale Zeitnut-zung macht's möglich. Wenn Sie mehr über Zeitmanagement und seine Möglichkeiten erfahren möchten, können Sie einen Kurs für Zeitmanagement belegen oder auch die nächsten Seiten aufmerksam lesen und für sich persönlich das herausziehen, was Sie in Ihrem Vorhaben unterstützt.

Sprinterqualitäten

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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Ich komme zurück auf den Vergleich mit dem/der Sprinter/in und der notwendigen Prioritätensetzung. Angeblich war es der amerikanische Präsident General Dwight D. Eisenhower, der seine Aufgaben konse-quent einteilte, so dass das nachfolgend dargestellte Modell auch seinen Namen trägt: das Eisenhower-Prinzip.2

Prioritätensetzungnach Eisenhower

A, B, C, D-AufgabenWICHTIG

DRINGLICH

Bwichtig

Awichtig + dringend

A: muss heute noch erledigt werden, weil dringend und wichtig

B: wichtig, aber nicht unbedingt heute // sollte nicht auf die lange Bank

geschoben werden

C: anscheinend dringend, aber nicht wichtig, am besten delegieren,

damit mehr Zeit für B

D: Ablage P, absagen oder delegieren

60% der Zeit sollten für A-Aufgaben eingeplant werden,

40% der Zeit sind folglich Puffer und können für B- und C-Aufgaben

verwandt werden

Dweder noch

Cdringend

Grau ist alle Theorie, werden Sie jetzt sagen. Dieses und jenes kommt plötzlich dazu, dazwischen, hält auf, stört … Ja, stimmt!

Übung 4:

Machen Sie als nächstes eine Liste der Störfaktoren und der Zeitfres-ser, ohne dass dies eine Wertung darstellt. Was unterbricht Sie regelmäßig beim Lernen (oder auch Arbeiten) und kostet Zeit, die Sie dafür gar nicht vorgesehen hatten. Beispiel: siehe folgenden Punkt 1:

2 Knoblauch, Jörg et all. (2010), Zeitmanagement, Freiburg: Haufe, S. 29

Prioritäten setzen

Zeitfresser ermitteln

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

16

1. Ein/e Freund/in, die Sie lange nicht gesehen haben, ruft an.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, hier Abhilfe zu schaffen?

Und wie sollen diese konkret aussehen?

Was hat Sie bisher davon abgehalten, diese Zeitfresser zu eliminie-ren?

Ein wichtiges Instrument zur Zeiteinteilung ist die 60:40-Regel3, die in der optimalen Anwendung bedeutet, dass Sie 60% der Zeit verpla-nen, 20% für Ungeplantes reservieren und 20% für Spontanes bereit-halten. Sie alle kennen Menschen, die zu spät kommen, weil sie gerade noch etwas sehr Wichtiges tun mussten. Einzelfall? Dann ist es OK, an-sonsten hinkt das Zeitmanagement.

3 Knoblauch et al., ebenda, S. 54

60:40-Regel

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

17

Wenn Sie Ihre Prioritäten festgelegt haben, setzen Sie nun die Zeit dafür an und fangen an, den nächsten Tag zu planen.

Plan A: Vorplanung des nächsten Tages

1. Sortieren Ihrer großen und kleinen Aufgaben nach Wichtigkeit

und Dringlichkeit

2. Festlegen des Zeitrahmens für die einzelnen Aufgaben

3. Einplanen der persönlichen Zeit

Zeit für sich einplanen? Ja, Sie haben richtig gelesen. Ob 5 oder 10 Minuten oder sogar eine Stunde, diese Zeit ist sehr wichtig – für Sie. Gönnen Sie sich das Gefühl, wenigstens ein paar Minuten nur für sich zu haben und nutzen Sie sie für etwas, das Ihnen gut tut.

Plan B: Aktuelle Tagesplanung

1. Überprüfen von Wichtigkeit und Dringlichkeit der am Vortag

festgelegten Aufgaben

2. Überprüfen, welche Aufgaben zusammen erledigt werden kön-nen

3. Verteilen der A- und B-Aufgaben auf die Tagesstunden (Zeit für sich nicht vergessen!)

4. Erstellen von Plan A für den nächsten Tag

5. Übertragen von Unerledigtem des aktuellen Tages

6. Ziehen des Tagesresümees (aufzählen, was erledigt wurde, was gut war usw.)

7. Belohnen Sie sich selbst!

Welches Instrument nutzen Sie zur konkreten Einteilung? Einen Ka-lender in Papierform, Ihr i-Phone, Ihren PC? Finden Sie heraus, was für Sie angenehm ist und eine Übersicht über den ganzen Tag er-möglicht. In Ihrer Stundeneinteilung finden sich bitte auch die Pausenzeiten wieder. Finden Sie heraus, wie lange Sie sich problemlos konzentrie-ren können. Machen Sie nach jeder Lernphase eine Pause - je länger die Lernphase, desto länger die Pause. Als Richtschnur mag Ihnen die Angabe "90 Minuten lernen, 15 Minuten Pause" dienen, nach 4 Stunden lernen aber mindestens 1 Stunde Pause. Und genießen Sie diese Zeit! Eine wesentliche Rolle spielt Ihre innere Uhr. Kennen Sie die Zeiten, zu denen Sie Ihr Leistungshoch erreichen? Wenn nein, notieren Sie eine Woche lang Ihr Gefühl zu den Wachzeiten (eine Exceltabelle von 0-24 ist schnell angelegt). Legen Sie nach Möglichkeit die Erledi-

Gut geplant - ist fast geschafft.

Planungshilfen

Pausenzeiten

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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gung wichtiger Aufgaben oder das Erlernen von großen Stoffmengen in die Zeit Ihres Leistungshochs. Nun sind Sie schon geübt im Pläne erarbeiten und es folgt Plan C. Stellen Sie sich vor, Sie sind sehr hungrig und auf dem Teller vor Ihnen liegt ein großes Schnitzel. Kommen Sie nun auf die Idee, die-ses auf einmal in den Mund zu schieben? Nein, natürlich nicht! Das würde Ihnen nicht gut bekommen. Also zerlegen Sie es in mundge-rechte Häppchen. Sie ahnen sicher schon, worauf ich hinaus will. Ganz gleich, wie viel Lernstoff zu bewältigen ist, wie viel Arbeitspensum sich vor Ihnen auftürmt, Sie werden alles nur gut und zufriedenstellend schaffen, wenn Sie es in "mundgerechte" Stücke zerteilen und dazu dient:

Plan C: Mittel- und langfristige Aufgabenplanung

1. Erstellen Sie einen Wochenplan. Benennen Sie Teilziele.

2. Erstellen Sie einen Monatsplan und benennen Sie auch hier die Teilziele.

3. Erstellen Sie einen Gesamtplan für das Ziel, das Sie sich gera-de gesteckt haben und erreichen wollen.

Von Zeit zu Zeit sollten Sie Ihre Planung überprüfen und anpassen. Sie füllen in Ihrem Leben viele Rollen aus - in der Partnerschaft, in der Familie, im Beruf, im Freundes- und Bekanntenkreis usw. Reagie-ren Sie flexibel auf die Erfordernisse, die 60:40-Regel hilft Ihnen da-bei, Ihre Priorität Nr. 1 nicht aus den Augen zu verlieren. Via Zeitmanagement haben Sie nun einen entscheidenden Schritt zur Selbstorganisation gemacht, sind zu Ihrem/r eigenen Projektmana-ger/in geworden, können Ihr Ziel in Ruhe angehen, regelmäßig Ihre Planung überprüfen und ggf. anpassen und sich auf das Erreichen Ihres Ziels freuen. Probieren Sie es einfach aus!

2.3 Innere Bedingungen

2.3.1 Psychologische Voraussetzungen

Hand aufs Herz: Sind Sie neugierig? Seien Sie ganz ehrlich, es hört Sie niemand! Manchmal schon, werden Sie sagen - und das ist sehr gut. Neugier ist die größte Antriebsfeder des Menschen, ohne die wir nicht das geworden wären, was wir heute sind. Es besteht also kein Grund, sie abzuschaffen. Auf jeden Fall nicht in dem Rahmen, den wir hier be-leuchten. Sie werden in nächster Zeit viel Neues erfahren, lernen, durchdenken und später anwenden. Blicken Sie neugierig auf das,

„Schnitzelfaktor“

Neugier muss sein

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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was Sie erwartet und stellen Sie anschließend fest, was Sie wo wei-terbringt.

Übung 5:

Nehmen Sie sich maximal 5 Minuten Zeit, planen Sie Ihren nächsten Urlaub und notieren Sie als Checkliste, was Sie mitnehmen müssen und was Sie mitnehmen möchten.

Checkliste Urlaub

Und: Sitzen Sie nach den 5 Minuten vor einem leeren Zettel oder haben Sie eine Liste von Dingen notiert? Ich vermute Letzteres. Und warum hat es geklappt? Ganz einfach: Sie waren motiviert, möglicherweise sogar hoch moti-viert, denn Urlaub ist für uns etwas Angenehmes, Positives und die Planung macht Spaß, d.h. unabhängig von der realistischen Urlaubs-planung waren es positive Gefühle, die Sie bei der Erstellung der Liste begleitet haben. Die Realisierbarkeit des Ziels spielt natürlich ebenfalls eine große Rolle. Unrealistische Ziele führen sehr schnell zu Demotivation und der Misserfolg ist vorprogrammiert. Würden Sie am Tag vor dem Ber-lin-Marathon mit dem Training beginnen? Nein, natürlich nicht! Selbst wenn Sie über eine gute Grundkondition verfügen, werden Sie keine gute Zeit laufen. Es ist ein unrealistisches Ziel und die schlechte Lau-ne nach der schlechten Zeit ist vorprogrammiert. Motivation ist keine Charaktereigenschaft, sondern das Ergebnis einer ganzen Reihe von Überlegungen, die Sie anstellen, wenn Sie ein bestimmtes Ziel verfolgen oder verfolgen möchten, bewusst oder unbewusst unterlegt mit positiven oder negativen Gefühlen. Wie steht es mit Ihrer Motivation? Beantworten Sie einfach die folgenden Fragen:

Ja Nein

1. Das gesteckte Ziel zu erreichen, ist für mich wichtig □ □

2. Ich kann das Ergebnis beeinflussen □ □

3. Wenn ich das Ziel erreiche, hat das für mich positive Auswirkungen

□ □

4. Mein/e Gefühl/e, wenn ich an das Ziel denke, sind

□ noch unbestimmt □ positiv □ negativ

Antriebsfeder Motivation

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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Wenn Sie die drei ersten Fragen mit 'Ja' beantwortet haben, ist Ihre Motivation hoch, Sie werden sich nicht von Ihrem Ziel abbringen las-sen und Tiefpunkte überwinden. Schwingen negative Gefühle mit? Wenn ja, welche? Glauben Sie den Grund zu kennen? Horchen Sie in sich hinein und finden Sie es her-aus. Lassen Sie positive Gefühle an sich heran und verbinden Sie Angenehmes ganz gezielt mit Ihrem neuen Vorhaben. Belohnungen sind Menschen angenehm. Machen Sie sich diese Erfahrung zunutze und belohnen Sie sich für Ihr Tagespensum, einen gelungenen Lernabschnitt oder Arbeitsfortschritt im Zusammenhang mit Ihrem Ziel. Klopfen Sie sich, wenn vielleicht auch nur im Geiste, auf die Schulter oder gehen Sie ins Kino, wenn Sie Filme lieben; wenn nicht, fällt Ihnen bestimmt spontan etwas für Sie Passendes ein. Belohnen Sie sich für jeden erfolgreichen Schritt in Richtung Ziel. Dies fördert die Selbstmotivation. Die Psychologen unterscheiden zwischen zwei Gruppen von Motiva-tionsfaktoren. Gruppe 1 sind die intrinsischen Faktoren, also jene, die Sie aus sich heraus mitbringen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Gruppe 2 sind die extrinsischen Faktoren, das sind äußere Bedin-gungen, die Sie nicht geschaffen haben, Sie aber veranlassen, etwas zu tun, z.B. die Aussicht auf Beförderung, eine Gehaltserhöhung, Anerkennung o.ä.. Das umgekehrte Beispiel (die Demotivation) ist Ihnen aus Ihrer Schulzeit bekannt: im Fach XY war die Lehrerin doof und schon war die Erklärung gefunden, warum das ganze Fach doof, die Mitarbeit, die Klassenarbeiten und die Noten schlecht waren. Sie sehen als Erwachsene heute, wie stark Gefühle, positive wie negative, die ei-gene Leistung beeinflussen und Sie können heute selbst bestimmen, welche die Oberhand gewinnen. Lernen geschieht nicht im luftleeren Raum, sondern ist ein kommuni-kativer Prozess. Die einzelnen Vorerfahrungen der Beteiligten, die Vorkenntnisse, der Rahmen usw. spielen eine entscheidende Rolle und die reine Sache wird schnell zur Nebensache, wenn die "Begleitmusik" (Gefühle, Empfindungen usw.) alles überdeckt. Ziel ist es natürlich Erfolg zu haben, ganz gleich, was Sie tun oder anstreben und Erfolg besteht4 – kurz gesagt – aus drei Komponen-ten:

Erfolg

besteht aus

Wollen Können Dürfen

(= Motivation) (= Fähigkeiten, Wissen, usw.) (= Umgebung)

4 Sprenger, Reinhard K. (2002), Das Prinzip Selbstverantwortung, Frankfurt/M: Cam-

pus, S. 65 ff.

Belohnungen sind sinnvoll

Intrinsische und extrinsische Faktoren

Die 3 Säulen des Erfolgs

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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Säule stellt die Motivation dar, über die Sie in diesem Kapitel nachgedacht haben,

Säule ist das Können, das Sie bereits erworben haben oder noch erwerben werden,

Säule sind die Rahmenbedingungen, die es Ihnen ermöglichen, Ihr Ziel zu erreichen. Misserfolg stellt sich weniger in Folge von mangelnder Anstrengung ein als vielmehr durch ungünstige Rahmenbedingungen und ein Ver-halten, das der Lernsituation nicht genügend Rechnung trägt.

2.3.2 Konzentration

Haben Sie bereits ergründet, wann Sie sich gut und wann schlecht konzentrieren können? Wenn nein, ist jetzt der Zeitpunkt zum Über-legen gekommen. Ihnen werden, je mehr Sie nachdenken, Beispiele positiver und negativer Art einfallen und die Gründe sind meistens auf der Hand liegend. Auch die bereits erwähnte innere Uhr spielt hier wieder eine Rolle.

2.3.2.1 Bedürfnispyramide

Sie kennen möglicherweise die sog. Bedürfnispyramide nach Maslow, die graphisch darstellt, in welcher Reihenfolge welche Be-dürfnisse eines jeden Menschen befriedigt werden müssen, damit die Bedürfnisse der nächsten Stufe und der Wunsch nach Befriedigung überhaupt relevant werden können, um schlussendlich zufrieden mit sich und seiner Umwelt zu sein. Stufe 1: Auf der breitesten und damit untersten Stufe der Pyramide sind die Grundbedürfnisse angesiedelt. Essen, Trinken, Schlafen und weitere zählen dazu und hier kennen Sie bestimmt jede Menge Bei-spiele von sich selbst. Unausgeschlafen oder mit knurrendem Magen lernt/arbeitet es sich denkbar schlecht, weil Sie unkonzentriert sind, entsprechend schleppend ist der Fortschritt und das Ergebnis lässt oft auch noch zu wünschen übrig. Stufe 2: hier stehen die Sicherheitsbedürfnisse. Angefangen von einem Dach über dem Kopf bis hin zur Sicherheit verleihenden Routi-ne brauchen wir Menschen das Gefühl, in Sicherheit zu sein, denn nur dann können wir uns auf andere Aufgaben wirkungsvoll konzentrieren. Stufe 3: Menschen sind "Rudelwesen". Wenn Grund- und Sicher-heitsbedürfnisse befriedigt sind, können wir uns anderen Menschen verstärkt zuwenden und suchen nach Geborgenheit, Anerkennung, Bestätigung. Wenn's hier hakt, ist Sand im Getriebe der Konzentrati-onsfähigkeit. Ein Streit oder Disput mit einem Ihnen nahe stehenden Menschen schleicht Ihnen nach, kommt immer wieder ins Bewusst-

Bedürfnisse erkennen

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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sein und hemmt oder lähmt sogar die Denk- und Konzentrationsfä-higkeit. Stufe 4: Sie erinnern sich an das vorige Kapitel und die Zeit für sich selbst, die ich Sie gebeten hatte unbedingt einzuplanen. Hier treffen wir den Gedanken wieder. Die Ich-Bedürfnisse stellen die nächste Stufe dar, kleiner als die vorherigen aber deutlich sichtbar. Wir möch-ten manchmal auch nur wir selbst sein und alle Rollen, die wir täglich innehaben (als Familienmitglied, als beruflich und in der Freizeit akti-ver Mensch in der Firma, im Sportverein usw.) für kurze Zeit ruhen lassen. Die Zeitspanne legen wir selber fest, aber eingeplant werden sollte sie unbedingt. Stufe 5: Die Selbstverwirklichung als höchste Stufe zu erreichen ist gar nicht einfach, da die ständigen Veränderungen auf den vorherge-henden Stufen ein konsequentes, gerades Zusteuern auf dieses Ziel verhindern. Selbstverwirklichung bedeutet nicht die Perfektionierung des Egoismus sondern die positive Einbeziehung aller Faktoren der vorherigen Stufen, damit das soziale Wesen 'Mensch' zufrieden mit sich und seiner Umwelt lebt.5

Bedürfnispyramide nach Maslow

Selbst-

ver-

wirkl.

Ich-

Bedürfnisse

Soziale Bedürfnisse

Sicherheitsbedürfnisse

Grundbedürfnisse

5 http://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnishierarchie

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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2.3.2.2 Balanceakt

Nur eine ausgeglichene Balance zwischen Anspannung (z.B. geisti-ger Arbeit) und Entspannung (Ruhephase) schafft die Voraussetzung für eine dauerhafte Konzentrationsfähigkeit. Sie können viel dafür tun, dass der negative Stress nicht die Oberhand gewinnt. Sie möchten sich schließlich nicht wie der Hamster im Rad fühlen! Planen Sie Tag für Tag und Woche für Woche regelmäßige Pausen ein. Lernen Sie regelmäßig und finden Sie heraus, nach wie viel Zeit Sie eine Pause benötigen, weil Ihre Konzentration nachlässt.

Übung 6:

Was entspannt Sie? Wie viel Zeit müssen Sie für Ihre Entspannung einplanen? Sie haben 5 Minuten Zeit, um die Liste anzufertigen. Genießen Sie's!

Checkliste - Entspannung

Mindestzeitdauer

2.3.2.3 Konzentration herstellen

Nun geht's an die Praxis! Spätestens hier macht sich auch Ihre Moti-vation wieder bemerkbar. Sind Sie grundsätzlich motiviert, das große Ziel zu erreichen? Sind Sie motiviert, jetzt Ihr für heute gestecktes Teilziel in Angriff zu nehmen? Wenn nein, überlegen Sie genau, wa-rum. Wenn ja, liegen alle Utensilien (Stifte usw.) bereit oder fehlt etwas? Dann holen Sie es jetzt. Wenn's also losgehen kann, beginnen Sie mit einer kleinen Auf-wärmübung, mein Vorschlag hier:

Ausgleich schaffen

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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Übung 7:

Lesen Sie 10 Zeilen eines x-beliebigen Textes dieser Anleitung, aus der Zeitung oder einem Buch rückwärts. Sie werden erstaunt sein, wie schnell Sie sich stark in diese Aufgabe vertiefen (müssen) und sich punktgenau konzentrieren lernen. Vielleicht fällt Ihnen spontan aber auch etwas Anderes ein. Nur zu! Probieren Sie aus, was für Sie das Beste ist und machen Sie die Übung immer dann, wenn Sie sich punktgenau für eine Weile kon-zentrieren müssen. Oder haben Sie schon einmal Leistungssportler gesehen, die ohne sich aufzuwärmen starten?

Fragen zur Selbstkontrolle: 5. Welchen Einfluss hat der Lernort auf den Lernerfolg?

6. In welchem Verhältnis stehen Wichtigkeit und Dringlichkeit im Eisenhower-Modell zueinander?

7. Wodurch wird die Konzentration beeinflusst?

8. Welche Konzentrationsübungen kennen Sie? Unterstreichen Sie, welche Sie selbst anwenden.

9. Welche Faktoren beeinflussen die Motivation?

Auf den Punkt genau konzentriert sein

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2. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR EFFIZIENTES LERNEN

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3. INFORMATIONSEINGABE (E)

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3. Informationseingabe (E)

Lernziele: Am Ende dieses Kapitels werden Sie:

Ihre Lesegeschwindigkeit einschätzen und steigern können,

Lesetechniken kennen gelernt und

Ihr persönliches Fehlermanagement erforscht haben.

3.1 Lesen

Sie erinnern sich vielleicht an eine Zeit, als Sie die Menschen benei-deten, die lesen konnten. Für Kinder oder Nicht-Lesende ist es eine faszinierende Welt, die anderen offen steht und deshalb ist das Ziel, selbst lesen zu können, erstrebenswert. Sobald wir lesen können, machen wir uns den Vorgang nicht mehr bewusst, nehmen ihn deshalb nicht mehr als eigenständigen Prozess wahr, lesen unbewusst vieles mit, nehmen manches nur halb wahr, setzen uns hin, lesen los, weil es ja so einfach ist, und wundern uns regelmäßig, dass nur wenig von dem Gelesenen "hängen geblieben" ist. Lesen ist ein hoch komplexer Vorgang und unser Gehirn vollbringt eine große Leistung in kürzester Zeit. Dazu ein Beispiel!

Übung 8:

Betrachten Sie bitte die nachfolgende Strichfolge!6 \ כ │ ≡ │ │ ⧵ \ │ │ ≡ │

Kommt Ihnen die Abfolge bekannt vor? Es ist das Wort 'EIMER', dessen Buchstaben sich aus eben diesen Strichen zusammensetzt. Sobald die Striche in einer bestimmten Zu-ordnung und Enge zueinander stehen, erkennen wir die einzelnen Buchstaben, die sich in Bruchteilen von Sekunden zum uns bekann-ten Wort 'EIMER' formen, was wir dann auch noch korrekt ausspre-chen und schreiben können, vorausgesetzt wir beherrschen die deut-sche Sprache. Für andere buchstabenbasierte Sprachen gilt das Gleiche. Über die vielen Jahre, da Sie geübte Leser geworden sind, haben Sie ein bestimmtes, Ihnen angenehmes Lesetempo entwickelt, wobei

6 vgl. Metzig/Schuster (2003), Lernen zu lernen, Köln: Springer, S. 13

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3. INFORMATIONSEINGABE (E)

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Ihnen aufgefallen sein wird, dass der Krimi abends im Bett sich schneller liest als ein Gesetzestext. Für beides haben Sie Ihr indivi-duelles Tempo, was natürlich vom Grad an Aufmerksamkeit und Inte-resse, die Sie dem Lesestoff entgegen bringen, mit beeinflusst wird.

3.1.1 Lesetempo

Übung 9:

Suchen Sie sich aus einem Buch, einer Zeitung oder Zeitschrift einen allgemeinsprachlichen Text heraus (wenn Sie ihn aus dem Internet herunterladen, speichern Sie ihn z.B. als Word-Datei ab, da Sie unter 'Datei' / 'Eigenschaften' die genaue Wortanzahl erhalten). Lesen Sie nun den Text in dem für Sie üblichen Tempo und stoppen Sie die Zeit, die Sie brauchen, sekundengenau. Anschließend zählen Sie die Wörter des Textes (wenn er Ihnen nicht in digitaler Form vor-liegt) und machen folgende Rechnung auf:

Schritt 1: Anzahl der Wörter dividiert durch die Anzahl der benötigten Sekun-den ist gleich der Anzahl der Wörter, die Sie pro Sekunde lesen: _______Wörter : _______Sekunden = _______Wörter/Sekunde Schritt 2: Anzahl der ermittelten Wörter pro Sekunde mal 60 Sekunden ist gleich der Anzahl der Wörter, die Sie pro Minute lesen: _______Wörter/Sekunde x 60 Sekunden = _______Wörter/Minute

150-200 Wörter pro Minute sind bei einem normal schweren Text eine durchschnittliche Geschwindigkeit.7 Diese Übung können Sie mit einigem zeitlichen Abstand wiederholen, wenn Sie sich mit den Lesetechniken im nachfolgenden Kapitel befasst haben. Ein Vergleich der Ergebnisse ist interessant. Die Geschwindigkeit sagt aber noch nichts darüber aus, wie gut Sie das Gelesene behalten. Hierfür ist es wichtig, konzentriert zu lesen. Lesen Sie zu langsam, schweifen Ihre Gedanken ab, lesen Sie zu schnell, überfordern Sie möglicherweise Ihr Gehirn und behalten ebenfalls nur wenig. Lesen Sie aber konzentriert und konsequent, haben Sie alles getan, um das Gelesene behalten und bearbeiten zu können.

7 Backwinkel/Sturtz (2007), Schneller lesen, 4. Aufl., Planegg: Haufe, S. 24

Lesegeschwindigkeit berechnen

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3. INFORMATIONSEINGABE (E)

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3.1.2 Lesetechniken

Ganz grundsätzlich und intuitiv werden Sie zwischen zwei Techniken unterscheiden: dem schnellen Überfliegen und dem gründlichen Lesen. Je nach Textart und Zweck haben sowohl die eine wie auch die ande-re ihre Vorzüge.

3.1.2.1 Schneller Lesen

Um sich schnell einen Überblick zu verschaffen, genügt es meistens nicht Einleitung, Vorwort, Klappentext o.ä. zu lesen, der ganze Text muss überflogen werden. Wenn Sie sich für diese Methode entschieden haben, gehen Sie wie folgt vor:

Machen Sie eine kurze Konzentrationsübung, damit Sie "warm" werden.

Legen Sie los und lassen Sie den Satz, den Sie gerade le-sen, nicht aus den Augen.

Springen Sie nie zurück, sondern lesen Sie konstant weiter.

Erfassen Sie ganze Wortgruppen und Satzteile.

Damit haben Sie einen ersten Eindruck, sozusagen die Vorschau, die auch den ersten Schritt zu einem gründlichen Erfassen des Textes darstellt.

3.1.2.2 PQ4R-Methode

Hinter dieser zugegeben unhandlichen Bezeichnung steckt eine Lesemethode in sechs Schritten (nach J.R. Anderson), die sich auf alle Textsorten anwenden lässt. Sie vereint den reinen Vorgang des Lesens bereits mit ersten Verarbeitungsschritten, die wiederum not-wendig fürs Behalten sind. Ich stelle sie Ihnen der Reihe nach vor.8

P = Preview = Vorschau Sie überfliegen den Text

Q = Question = Fragen Sie stellen sich Fragen zum überflo-genen Text

R = Read = Lesen Sie lesen aufmerksam, suchen nach Antworten auf Ihre Fragen, markieren

R = Reflect = Nachdenken Sie denken über das Gelesene nach, verknüpfen es mit bereits bekanntem Wissen, assoziieren, finden Beispiele

R = Recite = Wiedergeben Sie geben den Inhalt wieder, können Fragen an den Text beantworten

R = Review = Rückblick Sie können den Text zusammenfas-sen

8 hier zitiert aus: Bordemann, Günter (2003), Lerntechniken, Berlin: Verwaltungsaka-

demie, S. 66

Schnelles Lesen

Lesemethode in 6 Schritten

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3. INFORMATIONSEINGABE (E)

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Übung 10:

Nehmen Sie einen Text, der aus Ihrem beruflichen oder Ihrem Ler-numfeld stammt und wenden Sie die PQ4R-Methode an. Überlegen Sie zuerst, wie Sie die Schlüsselwörter und Kernsätze des Textes (und bitte nur die!) markieren möchten. Legen Sie eine Farbe fest, mit der Sie unbekannte Worte und unverständliche Sätze markieren. Unter R=Reflect müssen sie als erstes geklärt werden!

3.2 Fehler und Blockaden

3.2.1 Fehleranalyse

Bei der "Eingabe" können Fehler passieren. Wie oft haben Sie schon einen Fehler gemacht und sich anschließend richtig geärgert? Ich vermute oft. Der Ärger hilft jedoch nicht weiter, denn der Fehler ist passiert und nicht aus der Welt zu räumen. Nehmen Sie also den Fehler zur Kenntnis und zum Anlass, Ihre eigene Fehleranalyse zu starten.

Fehleranalyse

Lag es an der fehlenden Motivation? War Ihre Aufmerk-samkeit nicht groß genug?

Lag es daran, dass Ihnen eine Fähigkeit oder die Kennt-nis(se) fehlten?

Waren ungünstige Rahmenbedingungen mit verantwort-lich?

Haben Sie ganz einfach "falsch gedacht" und einen logi-schen Fehler begangen?

Wenn Sie diese Fragen ehrlich beantworten, werden Sie schnell die Ursache finden und abstellen können, denn: Es reicht, wenn Sie je-den Fehler einmal machen.

3.2.2 Gedächtnisblockaden

Gedächtnisblockaden, wie sie z.B. in Prüfungssituationen entstehen, sind ein Reaktion auf eine zu große Anspannung, die möglicherweise auch schon durch vorherigen Lernstress längere Zeit andauerte. Der Überfluss an Stresshormonen verhindert das gezielte Abrufen von gespeicherten Informationen. Manchmal sind nicht alle Informationen weg, aber Sie sind "sprachlos". Das richtige Wort liegt Ihnen auf der Zunge, aber …. auch hier sind die Stresshormone schuld. Sollte Ihnen das widerfahren, gönnen Sie sich einige Minuten und stellen Sie sich eine Situation vor, in der Sie Leistung zeigen mussten und bringen konnten. Atmen Sie ruhig und bewusst und konzentrie-ren Sie sich auf den Erfolg, den Sie erzielten. Sie werden ruhiger und

Prüfungsangst abschaffen

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3. INFORMATIONSEINGABE (E)

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können nach dieser Pause in aller Regel weiter arbeiten, die mündli-che Prüfung bestehen oder Ihre Präsentation fortsetzen. Diese Übung können Sie natürlich auch schon gezielt in Ihre Vorbereitung auf den Tag und am Tag selbst mit einbeziehen. Sie können allerdings eine Menge tun, um von vornherein Lernstress zu vermeiden; vieles davon wurde schon in den vorherigen Kapiteln angesprochen. Lernstress ist negativer Stress (im Gegensatz zum positiven, der eine leichte Anspannung und erhöhte Aufmerksamkeit erzeugt, ähnlich dem Lampenfieber der Schauspieler).

Lernstress – ade! 1. Bauen Sie Ihre Motivation auf und belohnen Sie sich.

2. Legen Sie sich Ihren Zeitplan zurecht und setzen Sie Prioritä-ten.

3. Teilen Sie Ihre Aufgaben in handliche Portionen.

4. Zählen Sie auf, was Ihnen Stress bereitet und eliminieren Sie die Stressfaktoren.

5. Akzeptieren Sie Fehler und ermitteln Sie die Ursache.

6. Sorgen Sie für regelmäßige Entspannung und einen Ausgleich zu geistigen Tätigkeiten.

3.2.3 Denkblockaden

Sie möchten ein Thema bearbeiten und durchdenken und Ihnen fällt nichts Verwertbares ein. Dann haben Sie eine Denkblockade, die Sie mit einer Kreativitätstechnik lösen können. Hier ist eine Auswahl von Kreativitätstechniken, die Sie in nächster Zeit einfach einmal ausprobieren können9:

Kreativitätstechniken 1. Schreiben Sie jedes Details zu dem Thema auf einen einzelnen

Zettel.

2. Wechseln Sie den Ort und gehen Sie gezielt anderen Dingen nach.

3. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Kind. Wie würde ein Kind an die Sache herangehen?

4. Sammeln Sie verrückte Ideen zu dem Thema.

9 Nöllke, Matthias (2002), Kreativitätstechniken, 3. überarb. Aufl., Planegg: Haufe, S.

53 ff.

Stress – nein danke!

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3. INFORMATIONSEINGABE (E)

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Fragen zur Selbstkontrolle: 10. Welche Lesetechniken kennen Sie?

11. Welche Aussagekraft hat die Lesegeschwindigkeit?

12. Was ist der Unterschied zwischen einer Gedächtnis- und einer Denkblockade?

13. Welche Strategie zur Verhinderung von Lernstress ist für Sie sinnvoll?

14. Welche Kreativitätstechniken zur Überwindung von Denkblo-ckaden kennen Sie?

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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4. Informationsverarbeitung (V)

Lernziele: Am Ende dieses Kapitels werden Sie:

Ihre persönlichen Verarbeitungsmethoden überdacht,

eine Reihe von Merktechniken kennen gelernt und

Ihre persönliche Lernstrategie festgelegt haben.

4.1 Verarbeitungsmethode für Lesestoff

Schritt 1: Unbekanntes wird zuerst geklärt! Auch wenn es sich hinterher als nicht so wichtig herausstellen sollte, muss es doch erst geklärt werden, weil Sie erst dann die Bedeutung für Ihren Text erkennen können. Schritt 2: Was wissen Sie schon zu diesem Thema oder Themenkomplex? Gleichen Sie Ihr Vorwissen mit den neuen Erkenntnissen aus dem Text ab. Gibt es Überschneidungen, ergänzen sich Vorwissen und aktuelles Leseergebnis? Schritt 3: Suchen Sie nach weiteren Beispielen, die zu Ihrem Thema passen. Dadurch steigen Sie automatisch tiefer ins Thema ein. Schritt 4: Beantwortet der Text die Fragen, die Sie zum Thema allgemein und speziell zu diesem Text haben? Wenn nein, was fehlt? Wo finden Sie Hilfe?

4.2 Hilfsmittel

Nein, es geht jetzt nicht um Bandagen. Aber Spaß beiseite, wenn ich Sie jetzt fragte (und in einem Präsenzseminar werde ich das glatt fertigbringen), was Sie zur Klärung von Begriffen u.ä. heranziehen, was würden Sie antworten? Ich wette mit Ihnen, dass mindestens eine Antwort 'Wikipedia' lautet. Das Internet bietet eine Informationsfülle, die Ihnen die Suche nach weiter führenden Informationen enorm erleichtern kann. Doch ziehen Sie nur Quellen heran, die seriös sind. Was für die Zeitung gilt und

Verarbeitung von Lesestoff

Quellen prüfen

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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galt, gilt auch fürs Internet. Es muss noch lange nicht stimmen, was Sie hier finden und lesen. Im beruflichen Umfeld sind Sie auf absolut verlässliche Informationen angewiesen. Klopfen Sie also als erstes die Verlässlichkeit Ihrer Quellen ab. Wer ist der Autor? Warum äußert er sich im Netz zu die-sem Thema? Ist er ein Fachmann? Steht wohlmöglich eine Firma hinter der Veröffentlichung? Lässt das Impressum Rückschlüsse auf die Kompetenzen in dieser Firma zu? Universitäre und öffentlich-rechtliche Quellen sind in aller Regel fehlerfrei und umfassend, leider nicht immer so gepflegt, dass der allerletzte Stand auch an erster Stelle im Internet genannt wird. Prüfen Sie also unbedingt das Datum der Veröffentlichung. Spätestens dann, wenn die Internetrecherche unübersichtlich oder vom Zeitfaktor her zu umfangreich wird bzw. Sie mehrere Quellen aus Vergleichsgründen gleichzeitig betrachten möchten, bietet sich der Weg in eine Bibliothek an. Informieren Sie sich, welche Bibliothe-ken für Ihr Thema das größte Angebot haben und wie die Zugangsvo-raussetzungen sind (erste Anlaufstelle ist im Zweifelsfalle die Stadt-bücherei, wo Sie eher allgemeine Literatur und gängige Quellen fin-den. Fachfragen lassen sich in den Universitäts- und Staatsbibliothe-ken klären. Informieren Sie sich über die Zugangsbedingungen. Wenn eine Ausleihe nicht möglich ist, können Sie das gewünschte Buch evtl. als Fernleihe in Ihrer Stadtbücherei bestellen).

Übung 11:

Machen Sie die Probe aufs Exempel. Nehmen Sie eine Verordnung oder einen Gesetzestext. Welche Erläuterungen und Erklärungen finden Sie hierzu im Internet? Sind die Quellen authentisch und glaubwürdig? Wie viel Zeit haben Sie gebraucht, um die gewünschten Informatio-nen zu bekommen? Haben Sie alles klären können?

4.3 Bearbeitungsmethode für Texte

Schritt 1: Formulieren Sie um, wenn nötig! Lange Sätze, schwierige Satzkonstruktionen, Fremdwörter lassen sich umformulieren und werden so für Sie leichter zu bearbeiten und zu behalten. Schritt 2: Nutzen Sie die Schlüsselwörter, die Sie markiert haben, um ab-schnittsweise in einer Stichwortliste das Wichtigste zusammen zu tragen. Erscheint Ihnen diese Liste, wenn Sie in Stichwortform vor-liegt, logisch und nachvollziehbar? Wenn nein: noch 'mal 'ran an den Text!

Bibliotheken nutzen

Textbearbeitung

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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Schritt 3: Schreiben Sie anhand der Stichwortliste eine Zusammenfassung des Textes, die die Kernaussage und die wichtigsten Gedanken enthält. Schritt 4: Freuen Sie sich über die Ausarbeitung Ihrer persönlichen Ver- und Bearbeitungsmethode, denn sie wird so individuell sein wie Sie selbst.

Übung 12:

Nehmen Sie den im vorigen Kapitel ausgewählten Text und bearbei-ten Sie ihn in drei Schritten. Lassen Sie, wenn möglich, Ihren Text von einer neutralen Person lesen. Sie wird Ihnen sagen, ob Ihr Text logisch und nachvollziehbar ist.

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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4.4 Lernmethodik

Informationen und ihr Erinnerungsgrad hängen von vielen Faktoren ab, u.a. auch davon, wie viele Sinne Sie bei der Aufnahme und Ver-arbeitung einsetzen. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht dies sehr gut.10

10

Bordemann, Günter (2003), Lerntechniken, Berlin: Verwaltungsakademie, S. 32

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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4.4.1 Bildhafte Merktechniken

Da der Nürnberger Trichter immer noch nicht funktioniert, möchte ich Ihnen nun einige Merktechniken (auch Mnemotechniken11 genannt) vorstellen, die hilfreich sind, wenn große Mengen an Stoff im Gehirn dauerhaft abzuspeichern sind. Wir nehmen ständig neue Informationen auf, ob wir wollen oder nicht. Alle unsere Sinne sind im ständigen Einsatz um Bekanntes und Un-bekanntes zu erfassen, zu vergleichen, einzuordnen usw. Vieles ge-schieht unbewusst und geht wieder verloren, wenn wir der damit ver-bundenen Information keine weitere Aufmerksamkeit schenken. Negative wie positive Emotionen haben großen Einfluss auf Speiche-rung und Absicherung der neu gewonnenen Informationen. Wenn wir also unseren sensorischen Speicher bewusst mit einbezie-hen, unterstützen wir uns bei der gezielten Aufnahme, Abspeicherung und dem Abruf der Informationen. Neben dem sensorischen Speicher verfügen wir über zwei weitere, große Speicher, dem Kurzzeit- und dem Langzeitgedächtnis. Die Verweildauer im Kurzzeitgedächtnis ist, wie der Name schon sagt, kurz. Alles, was hier landet, taugt nicht zur "Archivierung". Den Lang-zeitspeicher können wir uns wie eine riesige Bibliothek vorstellen, die aber sehr viel flexibler als eine echte Bibliothek ist, da Sinneseindrü-cke mit abgespeichert werden und das erneute Auffinden erleichtern. Das Problem ist also nicht nur die Speicherung sondern auch die Wiederauffindbarkeit.12 Damit der Lernstoff im Langzeitgedächtnis verankert werden kann, muss er gelernt, am besten mehrfach wie-derholt und gebraucht werden. Die nachfolgend vorgestellten Metho-den sollen Ihnen helfen sowohl den Strang 'Speicherung' als auch den Strang 'Wiederauffinden' zuverlässig zu bedienen. Sie werden bei den unterschiedlichen Methoden auch feststellen, was anderen als Methode liegt, ist noch lange nicht die richtige für Sie. Finden Sie die für Sie beste heraus, seien Sie kreativ und wandeln Sie sie wenn nötig ab. Instrumente taugen nur dann etwas, wenn sie gut in der Hand liegen.12

4.4.1.1 Bildertechnik

Mit Hilfe dieser Technik können Sie sich eine wahllose Aufzählung von Wörtern merken, wenn Sie diese miteinander zu Bildern verbinden. Und: je ungewöhn-licher oder verrückter desto besser. Wir merken uns Dinge, die sich außerhalb des Alltäglichen und Banalen bewegen schneller und leich-ter. Die Reihenfolge spielt hierbei keine Rolle.

11

spätlateinisch: mnemonica, griechisch mnēmoniká = Regeln der Gedächtniskunst

12 Metzig/Schuster (2003), Lernen lernen, 6. Aufl., Köln: Springer, S. 2ff.

Kurz- und Langzeit- gedächtnis

Denken in Bildern

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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Übung 13:

Bitten Sie jemanden aus Ihrer Umgebung 16 Begriffe aufzuschreiben und Ihnen in mäßigem Tempo vorzulesen. Sie verbinden beim Zuhö-ren die Begriffe miteinander zu Bildern oder sogar zu einer kleinen Geschichte. Anschließend notieren Sie die Begriffe und vergleichen mit der Vorla-ge. Vielleicht haben Sie dann schon "Ihre" Methode gefunden.

4.4.1.2 Zahlensymbole

Geisselhart und Zerbst13 haben eine Technik entwickelt, die es Ihnen ermöglicht, Begriffe in der notwendigen Reihenfolge exakt wiederzu-geben. Voraussetzung ist, dass Sie sich einige Minuten Zeit nehmen, um die Zahlensymbole zu lernen. So ist z.B. die Zahl 1 als Kerze dargestellt. Sie nehmen nun den Be-griff z.B. aus Ihrer Stichwortliste, der unbedingt als erster in einer Aufzählung oder Zusammenfassung wiedergegeben werden muss und verbinden ihn gedanklich mit der Kerze usw.

Probieren Sie dies mit Ihrer nächsten Einkaufsliste aus!

13

hier zitiert aus: Geisselhart/Burkart (2002), Memory, 2. akt. Aufl., Planegg: Haufe, S.32

Zahlensymbole

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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4.4.2 Weitere Merktechniken

4.4.2.1 Merktechnik für Zahlen

Wenn Sie sich Zahlenreihen, Telefonnummern usw. leicht merken können, gehören Sie zu den glücklichen Naturtalenten. Für andere Zeitgenossen (z.B. wie mich) muss eine Methode her. Hier ist sie: Verbinden Sie Zahlen von 0-9 mit b, c, d, f, g, h, k, l, m, n, p, r, s, t, v, w. Welcher Buchstabe kann an welche Zahl erinnern? 'N' besteht aus zwei Längsstrichen, also könnte 'N' für die 2 stehen usw. Entwickeln Sie Ihr eigenes System! 0 = 1 = 2 = 3 = 4 = 5 = 6 = 7 = 8 = 9 = Die Buchstaben a, e, i, o, u werden nun als Verbindungsstücke ein-gesetzt, so dass sich Wörter oder kleine Sätze ergeben. Probieren Sie es aus, am besten mit Ihrer eigenen Telefonnummer.14

4.4.2.2 Loci-Methode

Lokus und Locus ist nicht dasselbe. Während ersteres im Deutschen einen ganz bestimmten Ort bezeichnet, ist 'locus' im Lateinischen die allgemeine Bezeichnung für 'Ort', 'loci' ist eine mögliche Pluralform. Der Legende nach geht die Methode auch auf die alten Römer zu-rück. Die römischen Senatoren waren berühmt für ihre Kunst der freien Rede. Sie legten sich den Inhalt ihrer Rede in Stichworten zu-recht, gingen einen ihnen vertrauten Weg durch Rom entlang und verknüpften an jeder markanten Stelle ein Stichwort bildhaft mit dem Ort. Diese Stichworte riefen sie dann während ihrer Rede in der rich-tigen Reihenfolge wieder ab. Diese Methode ist gut geeignet für große Stoffmengen und lässt sich ohne weiteres auf andere Orte (Haus, Wohnung oder einzelne Räu-me oder Gegenstände usw.) übertragen. Auch hier gilt: ausprobieren!

4.4.2.3 Mindmaps

Mindmaps sind Landkarten im und für den Kopf.

14

nach: Geisselhart/Burkart (2002), Memory, 2. Aufl., Planegg: Haufe, S. 71 f.

Buchstaben statt Zahlen

Orte als Merkhilfe

Landkarten für den Kopf

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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Zentraler Punkt in der Mitte ist die Überschrift / das Thema, wieder-gegeben in einem Wort, das z.B. mit einer ovalen Außenlinie umfasst wird. Von diesem Mittelpunkt aus gehen nun Äste in verschiedene Rich-tungen ab und geben in der ersten Verzweigung die ersten Unterbe-griffe wieder, in die sich das Hauptthema gliedern lässt. Auch diese werden mit einer ovalen Linie umfasst und durch einen Strich (ohne Pfeil) mit dem Hauptbegriff verbunden. Jeder Unterbegriff kann sich nun weiter verästeln und jeder Begriff erhält ein eigenes Oval als Ein-fassung und einen Verbindungsstrich zu seinem Ursprungsbegriff. Dieses System lässt sich weiter fortsetzen. Achten Sie unbedingt auf Übersichtlichkeit, sonst verfehlt die Mindmap ihren Zweck. Ihrer Kreativität und Malfreude sind keine Grenzen gesetzt. Setzen Sie z.B. unterschiedliche Farben für die unterschiedlichen Ebenen ein.

Übung 14:

Stellen Sie die Inhalte dieses Lehrbriefes in einer Mindmap dar. Für alle Techniken gilt: Probieren geht über Studieren, nur so werden Sie die für Sie beste Technik ermitteln, möglicherweise verfeinern und für Ihre Bedürfnisse anpassen.

4.5 E-learning

Das Lernen mit Hilfe elektronischer Medien kann sinnvoll sein, wenn Sie diese gerne einsetzen. Unter E-learning versteht man das virtuelle Lehren und Lernen. Es gibt bis dato keine normierte Definition und wenn Sie sie im Netz su-chen, werden Sie eine Fülle von Punkten und Unterpunkten finden, die auf Anhieb nicht unbedingt verständlich sind und ein buntes Ge-misch aus Deutsch und Englisch bieten, dessen Sinn es zu ergrün-den gilt. Anmerkung: Eine Auflistung aktuell interessanter Links entfällt, weil sie bereits übermorgen veraltet ist. Bevor Sie eine Lernsoftware (und in aller Regel sind diese Program-me teuer) kaufen, prüfen Sie zuerst, ob Sie sich ein ähnliches Werk-zeug nicht selbst zu recht legen können. Die gängigen Office-Programme aller Anbieter sind mit Funktionen und Vorlagen bestens ausgestattet. Wenn Sie in einer Behörde arbeiten, fragen Sie gezielt nach Lernpro-grammen, da einige Behörden behördeninterne anbieten.

Lernsoftware

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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4.6 Lernen in der Gruppe

Neben Lernsoftware und Material zu allen gewünschten Lernthemen finden Sie im Netz auch Möglichkeiten, sich mit anderen Lernenden auszutauschen. Ein Beispiel sei hier stellvertretend genannt: www.neue-lernkultur.de (Stand: August 2012). Hier finden Sie weiter-führende Informationen aller Art. Oder bilden Sie Lerngruppen, wenn Sie in Präsenzseminaren auf Gleichgesinnte stoßen. Wenn Sie der/die Initiator/in sind, ergreifen Sie die Möglichkeit gleich am Anfang die Regeln festzulegen oder fragen Sie danach, wenn Sie zu einer Gruppe hinzukommen:

Wer trägt was zum Lernerfolg der ganzen Gruppe bei? Die Arbeit in Gruppen soll Synergien freisetzen, von denen alle profi-tieren. Dies setzt voraus, dass jedes Gruppenmitglied seinen Beitrag wie vereinbart liefert.

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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4.7 Persönliche Lernstrategie

Wir sind an einem Punkt angelangt, wo alle bisher behandelten Punk-te in einem Plan zusammengefasst werden können, Ihrem persönli-chen Lernplan nämlich, den Sie natürlich von Zeit zu Zeit überprüfen sollten.

1. Teil Meine persönlichen Voraussetzungen

Mein/e bevorzugter/n Lernkanal/-äle

Mein/e Motivator/en:

Mein Lieblingslernort:

Meine zwei besten Konzentrationsübungen:

Mein bevorzugte/n Merktechnik/en:

Ihre persönliche Strategie

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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2. Teil Mein Zeitplan für den Zeitraum: __________

Zeitvorgabe Ziel erledigt

Monat 1

Monat 2

Monat x

Freuen Sie sich vor allem über jedes Häkchen unter 'Erledigt' im Zeit-plan.

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4. INFORMATIONSVERARBEITUNG (V)

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Fragen zur Selbstkontrolle: 15. Was ist der Unterschied zwischen einer Ver- und einer Bearbei-

tungsmethode?

16. Nennen Sie mindestens 3 Unterschiede zwischen der Recher-chearbeit per Internet und in der Fachbibliothek.

17. Was sind die Vor- und Nachteile von Gruppenarbeit?

18. Nennen Sie 4 Merktechniken und charakterisieren Sie sie.

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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5. Informationsausgabe (A)

Lernziele: Am Ende dieses Kapitels werden Sie:

empfängerorientiert arbeiten,

die Technik der Wiedergabe gelernt haben und

diese anwenden können

unterschiedliche Klausurtechniken kennen gelernt, bzw. wiederholt haben,

können Sie Klausurtechniken aufgrund ihrer Eigenschaften zuordnen und

gezielt einsetzen.

Wie immer Sie die erhaltenen Informationen wiedergeben, ob nur mündlich, schriftlich oder als Präsentation, das oberste Gebot lautet: Achten Sie auf Logik! Setzen Sie keine Vorkenntnisse beim Empfänger voraus, sondern entwickeln Sie Ihren Gedankengang logisch, nachvollziehbar und verständlich. Dies gilt selbstverständlich auch, wenn Sie selbst der Empfänger sind, denn nur so werden sich die Informationen problem-los abspeichern und abrufen lassen.

5.1 Empfängerorientiert arbeiten

Den wütenden Briefleser, den schnarchenden Zuhörer bzw. Sie selbst als lustlose/n Leser/in Ihrer eigenen Aufzeichnungen können Sie sich mühelos vorstellen. Möchten Sie diese Reaktionen errei-chen? Wohl kaum! Wie gehen Sie also vor, wenn Sie einen Brief, eine Präsentation oder einen Vortrag vorbereiten? Stellen Sie einige Vorüberlegungen an, bevor Sie sich an die Detail-arbeit machen.

Überlegung 1

An welche Person oder welche Gruppe richte ich mich?

Überlegung 2:

Wechseln Sie die Perspektive. Wie möchten Sie selbst den Sachver-halt oder die Informationen dargeboten bekommen, wenn Sie der/die

Logischer Gedankengang

Perspektivwechsel

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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Empfänger/in wären? Bei dieser Vorgehensweise merken Sie sehr schnell, was wichtig und was weniger wichtig ist.

Überlegung 3:

Welche Informationen und Fakten passen zu welchem W-Punkt? (siehe in diesem Kapitel Punkt 5.4)

Überlegung 4

Formulieren Sie: klar einfach verständlich eindeutig und positiv Ihr Gegenüber muss anschließend Ihre Meinung nicht teilen, sie aber sehr wohl nachvollziehen können und wissen, wie Sie zu dem oder den Gedanken, zu diesem oder jenem Schluss gekommen sind, sonst sind Missverständnisse und Mehrarbeit vorprogrammiert. Glei-ches gilt, wenn Sie selbst mit der Ausarbeitung leben und arbeiten müssen. Es kostet Sie mehr Zeit, wenn Sie jedes Mal überlegen müssen, wie etwas gemeint war, bzw. wie Sie zu dem und jenem Schluss gekommen sind.

5.2 Mündliche Wiedergabe

Was für die schriftliche Wiedergabe gilt, gilt natürlich auch für die mündliche. Der Zuhörer, der nicht mitlesen kann, ist auf einen präzi-sen Verlauf in Ihrer Wiedergabe angewiesen, damit er nicht den Fa-den verliert. Oder lieben Sie schnarchende Zuhörer? Bei der mündlichen Wiedergabe können Sie nun auch Ihre Merktech-niken einsetzen, damit Sie nicht monoton vom Blatt lesen, was für Zuhörer sehr ermüdend ist. Sprechen Sie keinesfalls zu schnell, lieber etwas lauter als zu leise und atmen Sie ruhig und im Rhythmus Ihrer Sprechmelodie.

Übung 15:

Wiederholen Sie ein Kapitel dieses Lehrbriefes und geben Sie seinen Inhalt mündlich wieder. Wenn Sie keine/n Partner/in zum Üben ha-ben, nehmen Sie Ihren Vortrag auf und hören ihn sich selbst wieder an. Am besten auch hier mit etwas zeitlichem Abstand! Überprüfen Sie auch, ob Sie empfängerorientiert formuliert und aufgebaut haben.

5.3 Präsentation

In einer Präsentation haben Sie die Möglichkeit, Ihren Vortrag mit kurzen schriftlichen Hinweisen per Folie oder Beamer (oder per Flip-chart bzw. Pinnwand) zu untermauern.

Formulierungs- grundsätze

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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Achten Sie hierbei darauf, dass nicht zu viele Informationen pro Seite erscheinen, denn dies wirkt unübersichtlich und ermüdet die Zuhörer schnell. Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand. Der Zuhörer wird auf zwei Wahrnehmungskanälen angesprochen, so dass der Grad des Behaltens größer wird und Sie selbst haben Ihre Stichworte gut sicht-bar vor sich, was Ihnen das freie Sprechen erleichtert.

Übung 16:

Nehmen Sie z.B. eine Anzeige (Anzeige, aus einer Imagekampagne des Berliner Senats oder eine Werbeanzeige aus der Zeitung), be-schreiben und interpretieren Sie diese. Beginnen Sie bei Ihrer Prä-sentation mit dem Vorstellen der Anzeige im Bildformat und geben Sie nun parallel dazu Ihre Beschreibung, danach folgt Ihre Interpreta-tion, wobei die wichtigsten Aussagen in Stichworten schriftlich festge-halten werden.

5.4 Schriftliche Wiedergabe

Wie möchten Sie Ihre Aufzeichnungen und Notizen über Vorträge, gelesene Texte usw. haben? Chaotisch und unstrukturiert? Mit Si-cherheit nicht! Was möchten Sie beim Leser Ihres Briefes, Bescheids, Vermerks usw. erreichen? Dass er wutschnaubend das Ganze vernichtet? Wohl kaum! Bereiten Sie Ihren Lernstoff, Ihren Aufsatz, Ihren Brief, kurzum alles Schriftliche, das zweckgebunden aufbewahrt wird, nach bestimmten Prinzipien auf. Die ersten beiden Schritte sind die Ver- und Bearbei-tungsmethode des Textes (hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Verordnung, ein Gesetz oder etwas anderes handelt), die Sie bereits kennen gelernt haben. Richten Sie sich nach den W's. Sie sind nicht nur in der journalisti-schen Ausbildung und Arbeit Grundlage jedweder Überlegung, wie ein bestimmter Sachverhalt an den Mann oder die Frau zu bringen ist: W Wer W Was W Wann W Wo W Wie W Warum W Wozu / weshalb Nicht immer, aber in den meisten Fällen, können und müssen Sie nach diesem Schema alle W's unterbringen, damit Sie ans Ziel kom-men, denn schließlich möchten Sie mit Ihrem Schriftstück etwas er-reichen.

Die 7 W‘s

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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Übung 17:

Sie verfassen einen Brief, um zu einem Seminar über die Lerntechni-ken einzuladen und stellen gleichzeitig die Vorteile des Seminarbe-suchs heraus. Bringen Sie nach Möglichkeit alle W-Punkte unter. Lassen Sie anschließend den Brief von einer Ihnen bekannten Per-son lesen und fragen Sie, ob sie sich durch diesen Brief umfassend über das Seminar und seine Inhalte informiert fühlt. Wenn Sie das nicht möchten, lassen Sie den Brief ein paar Tage liegen und lesen Sie ihn dann noch einmal selbst. Mit etwas Abstand fallen Ihnen eventuelle Ungereimtheiten selbst auf.

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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5.5 Klausurtechniken

Vorbemerkung Für alle Klausurtechniken gelten 2 Grundregeln, die immer beachtet werden müssen, damit Sie sich Arbeit ersparen und eine grundlegen-de Fehlerquelle ausgeschaltet ist:

lesen Sie die Aufgabenstellung aufmerksam durch und

lesen Sie alles (Aufgabenstellung, Texte, Fragen usw.) ein-mal von Anfang bis Ende.

Die Formulierungsgrundsätze (vgl. Kapitel 5.1) gelten auch hier. Korrekte Rechtschreibung und Interpunktion sind unabdingbar.

5.5.1 Fallbearbeitung

Praktische Fälle, bzw. Fallbeispiele und ihre Analyse eröffnen die Möglichkeit, an einem praktischen Beispiel das gelernte Wissen mit den eigenen Überlegungen zu verknüpfen und niederzuschreiben. Insofern ergibt sich ein gewisser Spielraum in der Darstellung, der vollständig ausgeschöpft werden kann, wenn die Darlegung logisch und nachvollziehbar ist. Ein schrittweises Vorgehen ist dringend geraten und unterstützt die Bildung einer später zu führenden Argumentationskette.

Schritt 1: Beschreibung

1.1 Überfliegen Sie den Fall, um sich einen ersten Eindruck zu ver-schaffen. Grenzen Sie den Fall ein, indem Sie sich fragen, z.B. wel-ches Problem, das es zu lösen gilt, zu erkennen ist. 1.2 Nachdem Sie sich einen Überblick verschafft haben, lesen Sie mit Fachverstand nun sehr sorgfältig und stellen Sie sich folgende Fragen:

Welcher Fall / welches Problem tritt auf?

Welche Merkmale charakterisieren den Fall?

Welche Informationen sind wesentlich?

Fehlen Informationen?

Gibt es Unklarheiten oder Widersprüche?

Schritt 2: Analyse

Welche Rahmenbedingungen führten zu dem geschilderten Sachverhalt?

Wie sind die Informationen zu bewerten?

Sind sie beweisbar?

Handelt es sich bei ihnen um eine persönliche Einschätzung,

Alles einmal von Anfang bis Ende lesen!

Beispielfälle

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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eine Spekulation oder eine Annahme?

Welche Ziele verfolgen die Beteiligten?

Schritt 3: Lösungsvorbereitung

Welche Lösungsalternativen gibt es?

Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Alternati-ven?

Welche Alternative hat welche Folgen?

Welche Alternative soll als erste erprobt werden, welche als zweite usw.?

Welche Faktoren müssen erfüllt sein, um ans Ziel zu gelan-gen?

Schritt 4: Lösung / Umsetzung / Entscheidung

Die aus Ihrer Sicht beste Lösung, Umsetzung oder Entschei-dung wird in einem ersten Schritt dargelegt.

Die Argumentationskette muss logisch und nachvollziehbar sein.

Sie begründen, warum Sie diese Alternative ausgewählt ha-ben und was den Ausschlag für die Ablehnung oder Zurück-stellung der anderen ergab.

5.5.2 Fachaufsatz

Der Fachaufsatz unterscheidet sich von einem Schulaufsatz haupt-sächlich durch das Thema, das beim Fachaufsatz immer ein Sachthema ist. Die hier beschriebene Vorgehensweise beschreibt nicht nur den Fall eines Fachaufsatzes in einer Klausur, sondern die allgemeinen Grundsätze zur Erstellung eines solchen. Überlegen Sie gut, wer Ihre Leser und Leserinnen sein werden und setzen Sie im Zweifelsfalle keine Vorkenntnisse voraus. Formulieren Sie klar, präzise, sachlich exakt und verwenden Sie Fachausdrücke nur dort, wo sie unbedingt nötig sind. Je nach Le-ser/in können Sie diese erläutern. Gehen Sie auch hier schrittweise vor!

Schritt 1: Stoffsammlung

Sammeln Sie alle Unterlagen, Texte usw. zu Ihrem Thema, werten Sie sie aus und fertigen Sie Auszüge, am besten in Form von Stich-wortlisten an. Legen Sie sich Ihren "roten Faden" zurecht. Überlegen Sie, welches Ziel Sie mit dem Aufsatz erreichen möchten und an welche Leser-schaft er sich richtet.

Fachaufsatz

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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Schritt 2: Feingliederung

Machen Sie eine Feingliederung Ihrer Notizen. Überlegen Sie, welche bereits in der Einleitung erwähnt werden sollen. In welche Einzelabschnitte möchten Sie den Hauptteil untergliedern und welche Notizen sollen in welchem Einzelabschnitt ihren Nieder-schlag finden? Nummerieren Sie anschließend Ihre Aufzeichnungen in der festgeleg-ten Reihenfolge. Nun können Sie loslegen.

Schritt 3: Einleitung

In der Einleitung legen Sie kurz dar, um welches Thema es geht und welches Ziel Sie mit dem Aufsatz verfolgen. Die Einleitung sollte max. 10% des Gesamttextes ausmachen.

Schritt 4: Hauptteil

Entwickeln Sie hier gemäß Ihrer Feingliederung in sinnvoller und nachvollziehbarer Reihenfolge Ihren Gedankengang. Je umfangrei-cher der Aufsatz ist, desto stärker sollten Sie ihn in Haupt- und Un-terabschnitte gliedern. Wörtliche Zitate müssen als solche durch Anführungsstriche gekenn-zeichnet und in Fußnoten nachgewiesen werden. Sinngemäße Über-nahmen werden durch Fußnoten belegt, die fortlaufend durch- nummeriert werden. Sämtliche Quellen und die durchgearbeitete Lite-ratur werden im Anhang als Verzeichnis aufgeführt. Der Hauptteil macht ca. 85% des Gesamtumfanges aus.

Schritt 5: Schluss

Zum Schluss fassen Sie die wichtigsten Punkte noch einmal zusam-men und begründen, weshalb Sie zu der von Ihnen dargelegten Auf-fassung gelangt sind.

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5. INFORMATIONSAUSGABE (A)

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5.5.3 Fragearbeit

Die Fragearbeit kann unterschiedlich aussehen. Wichtig ist vor allem, dass Sie die Frage sehr aufmerksam durchlesen. Im Multiple-Choice-Verfahren wird die Frage gestellt und eine Reihe von möglichen Antworten vorgegeben, aus denen Sie eine oder meh-rere durch Ankreuzen aussuchen müssen. Sie kennen das z.B. aus der Führerscheinprüfung. Eine abgewandelte Form sind Fragearbeiten, wo Sie nur mit 'Ja' oder 'Nein' antworten können. In den geschilderten Fällen haben Sie keine Möglichkeit zur individuellen Antwort. Entweder Sie wissen, was rich-tig und was falsch ist oder der/die Punkt/e kann/können nicht ange-rechnet werden. Oftmals werden Sie es aber mit Fragearbeiten zu tun haben, bei de-nen Sie Ihre Antwort selbst formulieren können. Machen Sie sich zuerst klar, wonach gefragt wird. Von Ihnen wird eine präzise Antwort erwartet und kein Aufsatz. Schweifen Sie nicht von einem Thema zum nächsten und nutzen Sie auch nicht die Gele-genheit, Ihr gelerntes Wissen vollständig darzulegen; es sei denn, Sie würden durch die Fragestellung hierzu aufgefordert.

Fragen zur Selbstkontrolle: 19. Welche Reihenfolge der W-Punkte erscheint Ihnen logisch?

20. Bereiten Sie Informationen für die schriftliche und mündliche Wiedergabe nach dem gleichen Schema vor?

21. Was heißt 'empfängerorientiert' zu arbeiten?

Zum Schluss habe ich eine Bitte an alle, die ihre Antworten hand-schriftlich zu Papier bringen:

Schreiben Sie leserlich. Sie ersparen sich vermeintliche Fehler, Ärger und den Korrektoren Ärger und graue Haare. Danke!

Fragearbeit

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LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

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Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Backwinkel, H./ Sturtz, P., Schneller Lesen, 4. Aufl., Planegg: Haufe, 2007

2. Bischof, K./ Bischof, A./ Müller, H., Selbstmanagement, Planegg: Haufe, 2010

3. Bordemann, G., Lerntechniken, Berlin: Verwaltungsakademie, 2003

4. Decker, Franz: Die neuen Methoden des Lernens. 2. Aufl. Würz-burg: Lexika, 1999

5. Geisselhart, R./ Burkart, C., Memory, 2. Aufl., Planegg: Haufe, 2002

6. Geuenich, B./ Hammelmann, I. u.a., Das große Buch der Lerntech-niken, München: compact, 2011

7. Heinrich, A./ Mertens, R., Das professionelle 1x1: 99 Tipps für effek-tiveres Denken und Lernen, Berlin: Cornelsen, 2007

8. Kiesel, A./ Koch, I., Grundlagen der Lernpsychologie, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 2011

9. Knoblauch, J./ Wöltje, H. u.a., Zeitmanagement, Planegg: Haufe, 2010

10. Metzig, W./Schuster, M.: Lernen zu lernen, Köln: Springer, 2003

11. Neuburger, R., Lernblockaden bewältigen, München: compact, 2009

12. Niermeyer, R./ Seyffert, M., Motivation, Planegg: Haufe, 2002

13. Nöllke, M., Kreativitätstechniken, 3. Aufl., Planegg: Haufe, 2002

14. Rahn, H.-J., Techniken geistiger Arbeit, Hamburg: Windmühle Ver-lag, 2011

15. Sprenger, R., Das Prinzip Selbstverantwortung, Frankfurt/M: Cam-pus, 2002

16. Stangl und Taller: www.arbeitsblaetter.stangl-taller.at

17. Wikipedia: http://de.wikipedia.org

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Nachwort

Neue Projekte sind spannend, wir freuen uns auf sie, gehen mit Schwung ans Werk und nach einer Weile ebbt die Begeisterung spürbar ab. Schade, oder? Einerseits ja, andererseits aber ein völlig normaler und auch notwendiger Vorgang. Psychologen15 beschreiben die einzelnen Phasen so: Phase 1 Euphoriephase Phase 2 Desillusionierungsphase Phase 3 Lernphase Phase 4 Leistungsphase Stellen Sie fest, in welcher Phase Sie sich gerade befinden. Freuen Sie sich über das Gefühl in Phase 1 und lassen Sie sich in Phase 2 nicht unterkriegen, denn danach geht's erst richtig los.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei allem, was Sie vorhaben!

15

Bischof/Bischof/Müller (2010), Selbstmanagement, Planegg: Haufe, S. 40 ff.

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DANKSAGUNG

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Danksagung

Zum Schluss möchte ich meinen Kolleginnen und Kollegen

an der Verwaltungsakademie Berlin für ihre kollegiale Un-

terstützung, ihre zahlreichen Vorschläge und wertvollen

Hinweise während der Erstellung des neuen Lehrbriefes

herzlichen Dank sagen.

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MUSTERLÖSUNGEN DER FRAGEN ZUR SELBSTKONTROLLE

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Musterlösungen der Fragen zur Selbstkon-trolle

1. Der überwiegende Teil der Menschen hat die gleiche "Aufgabenverteilung" hin-sichtlich der beiden Gehirnhälften. Auf der linken Seite sind die Sprache/n, und das logische Denken usw. angesiedelt, während auf der rechten Seite Emotionen, Kör-persprache, ganzheitliche Erfahrungen, Musikalität usw. beheimatet. sind.

2. Die Umwelt wird zuerst einmal über die fünf Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Rie-chen, Schmecken) wahrgenommen. Hieraus ergeben sich auch die sog. Wahrneh-mungstypen. Die meisten Menschen erleben ihre Umwelt hauptsächlich auf einem Wahrnehmungskanal, ein weiterer spielt die zweite Geige usw.

3. Die Leser/innen sollen hier ihre persönlichen Überlegungen einbringen.

4. Die Leser/innen sollen hier ihre persönlichen Überlegungen einbringen.

5. Der Lernort hat Einfluss auf den Lernerfolg. Die ergonomischen Bedingungen, die schnelle Verfügbarkeit von Material, Lernhilfen und Zusatzinformationen, die Be-leuchtung, die Geräuschkulisse usw. beeinflussen die Lernenden bewusst, un- und unterbewusst.

6. Das Eisenhower-Modell teilt die Aufgaben in A-D-Aufgaben. Wichtigkeit und Dring-lichkeit geben die Gewichtung und damit die Prioritäten vor. Wenn Wichtigkeit und Dringlichkeit zusammenfallen, handelt es sich um eine A-Aufgabe, die unbedingte Priorität hat. Entfällt der Faktor 'Dringlichkeit' handelt es sich um eine Aufgabe vom Typ B. Die dritte Kategorie in der Prioritätenskala sind die C-Aufgaben, die nicht so wichtig, trotzdem aber dringend sind. Aufgaben der Kategorie 'D' verlangen keine sofortige Bearbeitung.

7. Die Konzentration wird durch viele Faktoren beeinflusst, die bei den verschiede-nen Menschen unterschiedlich schwer wiegen, nur die Urbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen, sicherer Ort sind gleich. Ohne die Befriedigung der Urbedürfnisse ist eine gute Konzentration nicht möglich. Des Weiteren spielen die Lernumgebung, die optischen und akustischen Einflüsse usw. eine wesentliche Rolle bei der Kon-zentrationsfähigkeit.

8. Mögliche Beispiele: spiegelverkehrt schreiben; rückwärts lesen, Fingerübungen, malen, Ziffern vergleichen, meditieren

9. Extrinsische und intrisische Faktoren

10. u.a. Schnelllesemethode; PQ4R-Methode

11. Die Lesegeschwindigkeit ist von begrenzter Aussagekraft. Die Tatsache, dass eine Person schnell liest, sagt nichts über den Grad des Behaltens des Gelesenen aus.

12. Bei einer Gedächtnisblockade, z.B. in einer Prüfungssituation blockiert das Übermaß an negativem Stress (vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen) das Abrufen von Gelerntem. Der Körper "entschärft" die für ihn gefährliche Situation, indem er sie beendet. Bei einer Denkblockade fällt nichts Passendes zum Thema ein. Kreativitätstechniken sollten eingesetzt werden, um diese Blockade zu durchbre-chen.

13. Die Leser/innen sollen hier ihre persönlichen Überlegungen einbringen.

14. Mögliche Beispiele.: Brainstorming, Ortswechsel, zeitliche Vertagung, Betrach-tung mit den Augen eines Kindes, alles ins Gegenteil verkehren usw.

15. Die Verarbeitungsmethode dient der Erfassung des Textes, die Bearbeitungsme-thode bereitet ihn für die Wiedergabe auf.

16. Bei Fachbibliotheken gibt es feste Öffnungszeiten, im Internet nicht. Bibliotheken sind ortsgebunden im Gegensatz zum Zugang zum Internet. Die parallele Bearbei-tung von mehr als zwei Quellen ist am Bildschirm schwierig, in der Bibliothek hinge-gen nicht. In Fachbibliotheken ist Hilfestellung durch Fachpersonal möglich, im Inter-net nicht. Fachbibliotheken stehen nicht unbedingt allen zur Verfügung.

17. Der größte Vorteil von Gruppen- und Teamarbeit liegt in der Nutzung der Syner-gieeffekte. Der größte Nachteil ist, dass das Feedback für die Gruppe und nicht für Einzelne gegeben wird.

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MUSTERLÖSUNGEN DER FRAGEN ZUR SELBSTKONTROLLE

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18. Bildertechnik: das Merken einer wahllosen Reihe unzusammenhängender Dinge als Geschichte; Zahlensymbole: das Merken einer Reihe von Dingen in einer festen Reihenfolge; Merktechnik für Zahlen: die Zahlen werden durch Konsonanten ersetzt, die Konsonantenreihe wird anschließend mit Vokalen aufgefüllt, so dass Wörter oder Sätze entstehen; Mindmaps: vom zentralen Begriff in der Mitte gehen Äste für die nächste Reihe von Unterbegriffen aus, die dann ebenfalls in weitere Unterbegriffe unterteilt werden.

19. wer, was, wann, wo, wie, warum, wozu

20. Die Leser/innen sollen hier ihre persönlichen Überlegungen einbringen.

21. Reibungslose Kommunikation – und Lernen ist ein kommunikativer Prozess – funktioniert dann, wenn der Empfänger die Nachricht als klar, eindeutig und nach-vollziehbar aufnimmt. Es ist hierbei ohne Bedeutung, ob man selbst, eine dritte Per-son oder eine ganze Gruppe als Empfänger fungiert. Die Form, in der die Nachricht kommuniziert wird, ist abhängig von der Kommunikationssituation und vom Verhält-nis Sender/Empfänger und spielt eine wesentliche Rolle.

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NOTIZEN

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