Lernen? Ja, Gerne! - GGS · 2018. 10. 23. · 02 01 Editorial 02 Impressum 04 „Lernen ist ein...

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02 18 Wissen schafft Vorsprung LERNEN? JA, GERNE!

Transcript of Lernen? Ja, Gerne! - GGS · 2018. 10. 23. · 02 01 Editorial 02 Impressum 04 „Lernen ist ein...

  • 02 18W i s s e n s c h a f f t V o r s p r u n g

    Lernen? Ja, Gerne!

  • 01

    Prof. Dr. Tomás Bayón

    Editorial

    zu behalten, und der Wissensdurst auf

    das Neue, ohne sich vom Unbekannten

    verrückt machen zu lassen.

    Wissensdurst lässt sich mit Lernen löschen.

    Und hierfür ist man bekanntlich nie zu alt. In der

    aktuellen Ausgabe unseres Magazins Quarterly durch-

    leuchten wir deshalb das Thema Lernen von allen Seiten

    und diskutieren mit namhaften Experten über den Wert

    von Bildung. Wir sind uns einig, Lernen ist ein mensch-

    liches Bedürfnis und permanente Weiterbildung wird zu

    einer Pflicht, um zukünftige Herausforderungen mei-

    stern zu können. Denn disruptive Prozesse lösen einen

    Kulturwandel aus und verändern damit nicht nur unsere

    Arbeitswelt, sondern auch die Wissenskultur.

    Wir alle – Lehrende und Lernende – müssen beweg-

    lich bleiben und unsere Kompetenz zum lebenslangen

    Lernen immer wieder überprüfen. Wer flexibel agiert und

    reagiert, wird sich durch den Umgang mit Unsicher-

    heiten und schnellen Veränderungen nicht irritieren oder

    abschrecken lassen. Wir müssen uns die kontinuierliche

    Veränderung immer wieder in Erinnerung rufen, ohne in

    Panik zu verfallen. Und dabei hilft Gelassenheit.

    Viel Gelassenheit und positive Energie wünscht Ihnen

    Ihr

    „Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbe-

    wusstseins.” Dieser weise Satz der mährisch-österrei-

    chischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach

    ist auch über einhundert Jahre nach seiner Schöpfung

    aktueller denn je.

    Doch wie kann man heutzutage Gelassenheit erlan-

    gen oder sich bewahren? Unsere Umwelt ist geprägt

    von Dynamik, neuen Technologien und einer Flut von

    Kommunikation, die immer häufiger von Oberflächlich-

    keit oder gar Fake News geprägt wird. Das sind nicht

    gerade die besten Voraussetzungen für Besonnenheit.

    Für mich liegt daher der Schlüssel im Schaffen persön-

    licher Freiräume sowie der ständigen Reflexion unseres

    eigenen Tuns und dem Verhalten unseres beruflichen

    und privaten Umfelds.

    Gelassenheit ist ein wichtiger Wert, den wir als Busi-

    ness School transportieren können. Nur wer in hitzigen

    Diskussionen ruhig bleibt, mit Ausgeglichenheit ein-

    seitige Sichtweisen kontert und ein ehrliches Interes-

    se an Menschen hat, kann eine verantwortungsvolle

    Führungskraft sein und seinem Umfeld positive Energie

    spenden. Dazu gehören, das große Ganze im Auge

  • 02

    01 Editorial

    02 Impressum

    04 „Lernen ist ein menschliches Bedüfnis“ Interview mit Tatjana Linke und Prof. Dr. Tomás Bayón

    10 Heute schon gelernt? Die GGS fragt nach 12 „Lebenslanges Lernen wird zu einer Pflicht“ Interview mit Thomas Halder

    16 Wann war das letzte Mal das erste Mal? Kolumne von Anja Förster und Dr. Peter Kreuz

    Impressum

    20

    40

    Inhalt

    Herausgeber:

    German Graduate School of Management and Law gGmbH

    Bildungscampus 2 · D-74076 Heilbronn

    Tel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 0

    Fax: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 27

    Geschäftsführer:

    Prof. Dr. Tomás Bayón

    V.i.S.d.P.:

    Thomas Rauh, Public Relations

    Tel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 45

    Redaktion:

    Kerstin Arnold-Kapp

    Tel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 22

    E-Mail: [email protected]

    Autoren dieser Ausgabe:

    Kerstin Arnold-Kapp, Norbert Barnikel, Renée Ricarda Eisel-

    Billau, Anja Förster, Armin Himmelrath, Lennart Jäger, Oliver

    Kössel, Dr. Peter Kreuz, Jürgen Paul, Karina Piersig, Thomas

    Rauh, Ina Rudolph, Ralf Schnörr, Mara Stolle

    Verantwortlich für die Anzeigen:

    Verena Kruppa, Marketing

    Tel.: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 18

    Auflage:

    700 Exemplare

    Gestaltung:

    www.spezial-kommunikation.de

    Druck:

    oeding print GmbH

    Bildquellen:

    Terzo Algeri: (24, 38), Norbert Barnikel: (27, 31), Mario Berger:

    (2, 20-23, 40-43), dfv Mediengruppe: (50), Tobias Fischer/Un-

    splash: (12-13), Anja Förster und Dr. Peter Kreuz: (17), Armin

    Himmelrath: (19), Fotolia: (19, 27, 44-45, 46, 47), GGS: (3, 4-9,

    25, 36-37, 44, 45, 46-47, 50), Thomas Halder: (13), Gaelle

    Marcell/Unsplash: (15), Ina Rudolph: (11, 45), Ralf Schnörr:

    (10), Matt Stark: (1, 3, 32-35), Dieter Schwarz Stiftung GmbH:

    (48-49), Mara Stolle: (10), Maarten van den Heuvel/Unsplash:

    (16-17), Rawpixel/Unsplash: (52)

    Stand:

    Oktober 2018

  • 03

    18 Echtes Plus mit nachhaltigen Effekten Kommentar von Armin Himmelrath

    20 Führung will gelernt sein Der Unternehmer Fabian Hauff im Portrait

    24 Vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter Standpunkt von Karina Piersig

    27 Mehrwert durch Weiterbildung Seminarangebote der Executive Education

    28 Digital Marketing in der Transformation von Norbert Barnikel

    32 Faculty Days 2018

    36 Im Aufzug mit... Prof. Dr. Benjamin von Bodungen

    38 Zwischen den Zeilen Lennart Jäger

    40 Keine halben Sachen Gesichter der GGS: Jan Fries

    44 Alumni-Verein

    46 Zwiebelrostbraten und Deutscher Mittelstand Studierende der Universität Nebraska-Lincoln zu Gast

    48 Der Bildungscampus Heilbronn

    50 kurz notiert/Termine

    52 Life Science Kongress

    12

    32

    04

  • 04

    »Lernen ist ein menschliches Bedürfnis«

    04

  • 05

    Im Interview treffen Tatjana Linke, Geschäftsführerin der Akademie für Innovative

    Bildung und Management (aim), und GGS-Vorstand Prof. Dr. Tomás Bayón aufeinander.

    Sie diskutieren über Trends auf dem Bildungsmarkt, Qualifikationen für die Zukunft und

    erklären, wie wir uns die kindliche Leichtigkeit des Lernens bewahren können.

    Die Menschheitsgeschichte ist auch eine Geschich-

    te des Lernens. Was treibt die Menschen an, sich

    weiterzubilden? Welche Ziele können sie dadurch

    erreichen?

    Tatjana Linke: Lernen ist ein menschliches Bedürfnis.

    Jedes kleine Kind hat eine intrinsische Motivation zu ler-

    nen, um selbstständiger und unabhängiger zu werden

    und sich zu verwirklichen. Ich habe einmal gehört, dass

    jedes Kind, das Laufen lernt, im Durchschnitt 8000

    Mal hinfällt und noch keines hat es aufgegeben. Das

    Dranbleiben ist eine substantielle Notwendigkeit, um

    selbstständig zu werden. Das Lernen dient später dazu,

    sich ändernden Verhältnissen und Umständen anzu-

    passen, sich weiterzuentwickeln und letztlich einfach

    auch zu überleben. Also, das wirtschaftliche und auch

    das physische Überleben abzusichern.

    Tomás Bayón: Auch ich glaube, dass jeder Mensch

    nach dem Lernen strebt. Wir können an der GGS be-

    obachten, dass natürlich auch extrinsische Reize eine

    Rolle spielen. Je älter wir werden, desto wichtiger wird

    der Abschluss an sich, weil die notwendigen Investiti-

    onen gegengerechnet werden. Ich bin trotzdem davon

    überzeugt – auch wenn die Leute sagen, sie seien nur

    am Abschluss interessiert – dass es einen intrinsischen

    Reiz beim Lernen gibt. Sonst könnten sie nicht in einem

    berufsbegleitenden Weiterbildungsformat wie bei uns in

    den Studiengängen zwei Jahre durchhalten.

    Welche Trends gibt es auf dem Bildungsmarkt?

    Bayón: Im Vergleich zu vor zwanzig, dreißig Jahren

    geht es heutzutage stärker um Reputation. Natür-

    lich sind Inhalte nach wie vor wichtig. Die Marke und

    Innovation spielen bei der Auswahl des Bildungspart-

    ners eine wichtige Rolle. Da geht es um Innovation in

    der Methodik und um Innovation in den behandelten

    Themen. Hinzu kommt natürlich die ganze Thematik

    der Digitalisierung, die momentan ein bisschen hoch

    „gehyped“ wird.

    Linke: Das Thema Digitalisierung muss man von zwei

    Seiten sehen. Ganz explizit wird von uns gefordert –

    das ist auch im Bildungsplan von Baden-Württemberg

    verankert –, dass Mediennutzung und -kompetenz im

    Fachunterricht mitvermittelt werden müssen. Das heißt,

    dass wir Angebote aufgenommen haben, um Lehr-

    kräfte in die Lage zu versetzen, die entsprechenden

    Kompetenzen zu erwerben. Die Grundsätze wie

    Datenschutz spielen eine Rolle, aber zum Beispiel auch

    zu lernen, den Unterricht aufzubauen und dabei sinnvoll

    neue Medien einzubinden. Und dann gilt es eben einen

    Fachunterricht zu gestalten, der unterschiedliche As-

    pekte von Medienkompetenz mitvermittelt. Im Vorder-

    grund steht dabei die kritische Auseinandersetzung mit

    Inhalten, was in der Schule ein ganz wichtiges Thema

    ist. Die Bedeutung der Digitalisierung für den Bildungs-

    markt wird sich aber nach und nach relativieren. Als

    Methode setzen wir digitale Instrumente nur ganz

    gezielt ein, weil wir festgestellt haben, sie müssen Sinn

    machen und es ist bei weitem nicht so, dass sie an

    jeder Stelle das beste Mittel sind. Doch sie haben ihre

    Berechtigung. Wenn wir uns den Bereich der Compu-

    terspiele genauer anschauen, stellen wir fest, dass man

    im Rahmen von Strategiespielen wichtige Zukunftskom-

    petenzen wie Verantwortung zu übernehmen, voraus-

    zudenken, strategisch zu planen oder zu reflektieren,

    erwerben kann.

    Abschließend möchte ich das Thema Soft Skills beto-

    nen. Dazu gehören: Wie verkaufe ich mich richtig? Wie

    präsentiere ich mich richtig? Das ist für mich auch ein

    wichtiger Trend auf dem Bildungsmarkt.

  • 06

    Es ist essenziell, dass man offen bleibt für Neues.»Prof. Dr. Tomás Bayón

    Bayón: Dieses Thema ist auch für

    Management und Leadership sehr

    wichtig. Wir nehmen wahr: Persönlich-

    keitsbildung und individueller Nutzen

    stehen im Vordergrund. Vor allem bei

    unseren Firmenkunden geht der Trend

    zu maßgeschneiderten und individuellen

    Lösungspaketen.

    Das Angebot an Weiterbildung ist

    unheimlich groß. Was gilt es bei der

    Auswahl der richtigen Weiterbildungs-

    maßnahme zu beachten?

    Linke: Auf der einen Seite gilt es

    natürlich, eine passende Fortbildung zu

    finden. Aber dann muss es auch darum

    gehen, eine wirksame Fortbildung zu

    finden. Was macht eine Fortbildung

    qualitativ gut? Wo entsteht ein großer

    Lerneffekt? Wer die richtige Weiterbil-

    dung finden will, muss sich zunächst klar

    darüber sein, was er erreichen möchte.

    Nur dann kann man beurteilen: Was

    leisten die Weiterbildungsanbieter und

    kann ich damit das Ziel erreichen, das

    ich vor Augen habe. Dann ist es natürlich

    sinnvoll, Institutionen auszuwählen, die

    erfolgreich arbeiten, also nachweisen

    können, dass sie zertifiziert sind und gute

    Dozenten beschäftigen. Sich da eine

    gewisse Transparenz zu schaffen, ist ein

    wichtiges Thema.

    Der für mich noch wichtigere Punkt ist

    die reflektierte Praxis. Theoretischen In-

    put zu bekommen, ihn in der Praxis um-

    zusetzen und dann zu reflektieren, ob die

    Dinge tatsächlich so umgesetzt werden

    konnten. Dieser Punkt hat bei uns dazu

    geführt, dass wir fast keine Seminare

    mehr anbieten, sondern überwiegend

    Lehrgänge oder Seminarreihen, in denen

    auch praktische Erfahrungen gesammelt

    werden und jeder das Erlernte reflektie-

    ren muss.

    Bayón: Gerade für Weiterbildung ist

    das sehr wichtig. Das funktioniert nur,

    wenn die jeweilige Person oder das Un-

    ternehmen wissen, was sie wollen und

    welche Kompetenzen erreicht werden

    sollen. Dann kann man gemeinsam mit

    dem Weiterbildungsanbieter definieren,

    wie und welche Methodik erarbeitet wird.

  • 07

    Weiterbildung ist ein klassisches Erfahr-

    ungs- und Vertrauensgut. Da geht es

    selbstverständlich auch um Referenzen

    und Zertifikate. Aber ich glaube, das ist

    gar nicht so wichtig. Das Wichtigste ist,

    dass man selbst weiß, was man will,

    sich einen Überblick verschafft und dann

    Programme anschaut und testet. An der

    GGS bieten wir dafür Formate wie den

    LL.M. for a Day oder Webinare an.

    Linke: Es gibt noch einen weiteren

    Punkt, der wichtig ist. Man muss die not-

    wendigen Voraussetzungen richtig ein-

    schätzen können. Das heißt, Ehrlichkeit

    mit sich selbst und zu wissen, wo man

    steht und ob man das, was man sich

    vornimmt, auch wirklich schaffen kann.

    Man muss sich schon ein Stück fordern,

    aber es darf keine zu starke Überforde-

    rung sein. Dann gibt es Misserfolge und

    das ist eher kontraproduktiv.

    Bei vielen Chefs scheint Weiterbildung

    kein beliebtes Thema zu sein. Woran

    liegt das?

    Bayón: Erfolgreiche Unternehmen

    müssen innovativ sein. Dafür ist es es-

    senziell, dass man offen bleibt für Neues,

    sich austauschen kann und Input in der

    ein- oder anderen Form reinholen kann.

    Dazu gehört, sich selbst zu fordern,

    geistig vital zu bleiben und Dinge zu

    reflektieren. Das bringt kurzfristig nicht

    unbedingt einen Tagesnutzen für den

    Chef. Führungskräfte sehen bei Weiterbil-

    dungsmaßnahmen zunächst das Fehlen

    der Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Statt-

    dessen sollten sie Weiterbildung auch

    langfristig von der Nutzenseite sehen.

    Linke: Weiterbildung ist eine Investiti-

    on. Und jede Investition kostet einfach

    mehr, als sie im ersten Moment bringt.

    Wir machen aber auch die Erfahrung,

    dass Leidensdruck eine gute Motiva-

    tion ist, jemanden zur Fortbildung zu

    schicken. Dann wird sichtbar, dass

    man mit einem gewissen Problem nicht

    umgehen kann. Wir haben zum Beispiel

    seit Jahren Angebote im Programm,

    wie man Fachunterricht für Kinder, die

    nicht Deutsch als Muttersprache gelernt

    haben, gestalten kann. Diese Angebote

    wurden seither nicht genutzt. Doch seit

    viele Zuwanderer im Land sind, deren

    Kinder oft kein Deutsch können, wird der

    Druck viel größer.

    Ein interessanter Ansatz ist für mich

    auch, Fortbildung als Incentive zu platzie-

    ren. Fortbildung wird ja auch von vielen

    Chefs gern genutzt. Wenn Mitarbeiter

    beispielsweise Englisch lernen, dann ist

    es zwar für ihren Job wichtig, aber man

    hat auch privat etwas davon, was den

    Incentive-Ansatz untermauert.

    Hat man als Mitarbeiter ein Anrecht

    auf Weiterbildung?

    Linke: Jeder Arbeitnehmer hat in

    Baden-Württemberg Anspruch auf fünf

    Tage Bildungsurlaub im Jahr. Man kann

    das auf zwei Jahre ansparen, sodass

    man dann zehn Tage hat. Im Unterschied

    zu anderen Bundesländern werden

    in Baden-Württemberg nicht Einzel-

    maßnahmen, sondern Bildungsträger

    anerkannt. In anderen Bundesländern

    können Arbeitgeber unter bestimmten

    Voraussetzungen auch eigene Fortbil-

    dungen auf den Bildungsurlaub anrech-

    nen. Unternehmen, die weniger als zehn

    Mitarbeiter haben, können den Bildungs-

    urlaub ablehnen. Größere Unternehmen

    können Bildungsurlaub ablehnen, wenn

    schon zehn Prozent davon in Anspruch

    genommen worden sind. Unabhängig

    vom Anspruch auf Weiterbildung gefällt

    mir die Argumentation „Es ist nicht nur

    rechtlich festgeschrieben, sondern es

    macht auch ganz viel Sinn“ noch besser.

    Schlagwörter wie „Industrie 4.0“ oder

    „Bildung 4.0“ sind en vogue. Welche

    Qualifikationen sind auf dem Arbeits-

    markt von morgen besonders gefragt?

    Bayón: Vor allem mittelständische

    Firmen sind nicht wirklich gut auf diese

    Entwicklung vorbereitet. Sie wissen oft

    nicht, wie sie neue Technologien mit

    einer herkömmlichen Produktion oder mit

    herkömmlichen Prozessen verknüpfen

    können. Sie setzen auf eine kontinuier-

    liche Weiterentwicklung anstatt sich zu

    fragen: „Wo stehe ich in fünf oder zehn

    Jahren?“ Versucht man diese Frage zu

    beantworten, kommt man nicht umhin

    den Nutzen von Digitalisierung, Indivi-

    dualisierung und Dezentralisierung zu

    diskutieren. Gerade die jüngere Gene-

    ration legt starken Wert auf Freiräume,

    Wertschätzung und gestalterische Dinge.

    Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern

    Räume für Weiterbildung schaffen und

    sie auf dem Weg zur dezentralen Arbeit

    unterstützen.

    Linke: Ich möchte noch so ein Schlag-

    wort in die Runde werfen, das heißt

    „Future Skills“. Ich war neulich bei einem

    Workshop zu diesem Thema und da ha-

    ben wir zuerst einmal das Wort „Future“

    gestrichen, weil es eigentlich um Dinge

    geht, die man schon jetzt braucht. Die

    Basis ist eine natürliche Fachkompetenz.

    Dazu kommt soziale Kompetenz. Wenn

    man zum Beispiel räumlich getrennt

    arbeitet, werden eine ganz andere Em-

    pathie und ein stärkeres Einfühlungsver-

    mögen benötigt. Eine wesentlich stärkere

    Rolle als bisher wird Selbstkompetenz

    spielen. Das heißt, sich selbst motivieren

    zu können und Selbststeuerungsmecha-

    nismen anzuwenden, um mit Frustration

    fertig zu werden und die Persönlichkeit

    zu stärken. Ich persönlich finde auch eine

    gute Allgemeinbildung wichtiger denn

    je. Nur ein breites Allgemeinwissen und

    auch geschichtliches und politisches

    Wissen versetzen einen in die Lage,

    rasant stattfindende neue Entwicklungen

    einordnen und bewerten zu können.

    Allgemeinbildung und Wertebewusst-

    sein geben Stabilität, Orientierung und

    dienen als Leitplanken für die Entwick-

    lung. Man muss sich auch zukünftig auf

    das besinnen, was früher hochgehalten

    wurde: Generalist zu sein und in der

    Lage zu sein, sich immer wieder in neue

  • 08

    Dinge rein zu finden. Das ist eigentlich

    wichtiger denn je.

    Bayón: Es ist schwer zu definieren,

    was in fünf Jahren sein wird. Wird

    unsere Arbeitswelt noch schnelllebiger,

    und werden sich bestimmte Dinge noch

    radikaler ändern? Wir wissen es nicht,

    aber mit Sozial- und Selbstkompetenz

    ist man gut für den Wandel vorbereitet.

    Das ist das Entscheidende.

    Linke: Zur Selbstkompetenz gehört,

    dass man ein Selbstkonzept hat, indem

    Lernen positiv besetzt ist. Dieses Thema

    muss man schon früh mit auf den Weg

    geben. Eigentlich schon im Kindergar-

    ten bei den kleinen Kindern, weil diese

    bereits die Motivation haben. Sie nicht

    kaputtzumachen – das ist eigentlich der

    entscheidende Punkt. Den Kindern zu

    vermitteln: Lernen ist etwas Tolles. Das

    ist auch etwas, was einen durch das

    ganze Leben trägt. Es hilft außerdem,

    Frust zu überwinden und durchzuhal-

    ten. Hier zu motivieren, das ist unsere

    Aufgabe.

    Die Arbeitsanforderungen scheinen

    immer komplexer zu werden und es

    gibt einen Trend zur Höherqualifizie-

    rung. Werden ungelernte Arbeitskräfte

    und ältere Arbeitnehmer bald nicht

    mehr benötigt?

    Linke: Es darf nicht passieren, dass

    ein Teil der Bevölkerung überflüssig

    wird. Ich meine, dass man früh gute

    Bedingungen schaffen sollte, dass jeder

    Mensch im Rahmen seiner Möglich-

    keiten eine gute Bildung mitbekommt.

    Ich glaube, dass ist unstrittig. Aber

    dennoch ist es so, dass nicht jeder die

    Möglichkeiten hat, sich in gleicher Weise

    und auf dem selben Niveau zu qualifi-

    zieren. Ich finde, wir müssen differen-

    zierter denken und zum Beispiel sehen,

    dass es einen sehr hohen Bedarf an

    Menschen gibt, die Dienstleistungen für

    andere erbringen. Zum Beispiel im Ge-

    sundheitsbereich oder in der Pflege. Wir

    müssen eine gesellschaftliche Änderung

    hinbekommen, Kompetenzen, die nicht

    auf „Future Skills“ und Digitalisierung

    ausgerichtet sind, höher zu schätzen

    und auch materiell besser zu honorie-

    ren. Dann ist auch keiner überflüssig,

    weil es dann einfach individuelle Talente

    und Begabungen zu erkennen gilt. Von

    so einer Hierarchie, in der ein Studium

    oder eine Promotion das Nonplusultra

    sind, weg- und zu einem Gleichgewicht

    zu kommen, würde dazu führen, dass

    sich niemand mehr überflüssig fühlt.

    Bayón: Es es gibt einen Unterschied

    zwischen beruflicher und akademischer

    Bildung und man sollte den Meister nicht

    mit dem Master gleichsetzen. Trotz-

    dem sollte eine akademische Bildung

    per se nicht höher bewertet werden als

    berufliche Bildung. Das ist eine Frage

    der Gesellschaft, dass wir uns dessen

    bewusst werden. Im Moment haben wir

    ein Problem auf der Fachqualifikations-

    ebene und leiden unter dem Mangel an

    Fachkräften. Denken wir langfristig kann

    es schon passieren, dass einfache oder

    ungelernte Arbeitskräfte – ich sage es

    einmal so wie vor dreißig Jahren – durch

    den Computer ersetzt werden. Aber ge-

    rade deswegen ist das Thema Bildung im

    Kinder- und Jugendalter extrem wichtig.

    Hier müssen wir motivieren, damit die

    heutigen Kinder- und Jugendgenera-

    tionen so qualifiziert sind, dass sie am

    Arbeitsmarkt nicht verloren gehen.

    Linke: Und dass man dran bleibt. Wir

    sehen das aktuell an vielen Stellen, zum

    Beispiel mit jugendlichen Flüchtlingen.

    Die kommen hierher und sind im dualen

    System sehr gerne gesehen. Wir führen

    ein Vorbereitungsprogramm durch, in

    dem sie Deutsch lernen. Die meisten

    haben aber große Schwierigkeiten, das

    B1- oder B2-Level zu erreichen. Dann

    geht es darum, dass man sie nicht fallen

    lässt und aussortiert, sondern sie durch

    Weiterbildung und Begleitung in der

    Ausbildung und im Berufsleben unter-

    stützt, sodass sie dann im Rahmen ihrer

    Möglichkeiten partizipieren können und

    auch einen Beitrag leisten. Dazu gibt es

    im Moment eine Bereitschaft, weil wir

    einen Fachkräftemangel haben.

    Wie können wir uns die kindliche Leich-

    tigkeit des Lernens bis ins hohe Alter

    bewahren?

    Bayón: Ich glaube wir können uns den

    Lernwillen vor allem bewahren, indem wir

    uns frühzeitig mit dieser Frage beschäfti-

    gen. Entscheidend ist, die Motivation zu

    aktivieren, sodass man mit Freude lernt

    und es nicht als Druck empfindet.

    Linke: Es wird leider nicht klappen, die

    kindliche Leichtigkeit hundertprozentig

    zu behalten, denn das hat unter ande-

    rem etwas mit Synapsenbildung zu tun.

    Im Alter wird man einfach ein bisschen

    träger. Aber ich glaube, man kann sich

    selbst aktiv unterstützen, indem man nicht

    aufhört, zu lernen und in keinem Moment

    nachlässt, sondern immer in irgendeiner

    Weise lernt. Es gibt immer etwas Neues

    zu entdecken: Wir können Sportarten

    lernen oder Kochrezepte ausprobieren

    und damit den Lernprozess fördern. Hat

    man Übung im Lernen, fällt es einem auch

    leichter. Aktiv unterstützend für diejenigen,

    die später einmal ins Berufsleben kom-

    men. Und für die Kleinen, da gilt es die

    intrinsische Motivation zu erhalten sowie

    zu fördern und nicht zu zerstören.

    Wie läuft das ab, wenn die intrinsische

    Motivation zum Lernen bei Kindern

    zerstört wird?

    Linke: Das geht ganz einfach. Zum

    Beispiel im Kindergarten, wenn zu Kin-

    dern, die sich gerade mit etwas beschäf-

    tigen, gesagt wird: „So jetzt ist Schluss.

    Jetzt machen wir alle zusammen etwas

    anderes. Wir malen jetzt“. Indem man

    Kindern einfach nicht die Möglichkeit

    lässt, sich wirklich konzentriert mit einer

    Aufgabe auseinanderzusetzen und den

    kindlichen Interessen nicht genug Raum

    gibt. Mein Sohn hat zum Beispiel, als er

  • 09

    Zur Selbstkompetenz gehört, dass man ein Selbstkonzept hat, indem Lernen positiv besetzt ist.

    »Tatjana Linke

    klein war, ein ganz tiefes Loch im Garten

    gegraben und wollte sehen, ob er irgend-

    wo auf der anderen Seite rauskommt.

    Das hat eine Woche gedauert und wurde

    später auch ein bisschen gefährlich, weil

    man das Ganze abstützen musste. Im

    Anschluss wurde ein Gartenteich daraus.

    Das war eine ganz wichtige Erfahrung und

    das Ergebnis hat am Ende auch gezeigt,

    dass gute Rahmenbedingungen und eine

    förderliche Umgebung zu schaffen, Kin-

    dern Anregung bringt und sie unterstützt.

    Es ist nicht wichtig, dass Kinder nur das

    machen können, was sie wollen. Sie

    brauchen auch ein Gegenüber, jemanden

    mit dem sie über diese Dinge reflektieren

    können und der ihnen weiterführende

    Fragen stellt. Es gibt ein Projekt, das heißt

    „Ich bin ich“ und findet in Kindergärten

    statt. Dort möchte man erfahren, was

    für ein Selbstkonzept Kinder haben. Es

    gibt Klötzchen und den Kindern werden

    Fragen gestellt, wie: „Kannst du gut Tur-

    nen?“. Die Kinder können dann anhand

    der Größe der Klötzchen zeigen, wie gut

    sie in diesem Gebiet sind. Dabei wurde

    festgestellt, dass sich das Selbstkonzept

    von Kindern zu 100 Prozent von dem

    von Eltern und Erziehern unterscheidet.

    Kinder wissen genau, was sie können

    und was sie nicht so gut können. Das ist

    dann eben die Grundlage für Förderung.

    Dass man Lernen als etwas Positives

    empfindet, ist ein ganz wichtiger Punkt.

    Wir reden ja auch viel darüber, was Kinder

    mitbringen müssen, wenn sie in die

    Schule kommen. Dann heißt es immer:

    „Sie müssen wissen wo die Turnhalle ist“.

    Ich bin anderer Meinung. Ich finde, die

    Kinder müssen Lernen als etwas Positives

    erfahren haben. Wenn man das geschafft

    hat und das noch weiter unterstützen

    kann, bekommt man das nicht mehr

    kaputt. Das hält an und trägt durch das

    ganze Leben.

  • 1010

    Schon seit meiner Kindheit faszinieren mich Autos und Motor-

    sport. Als Jugendlicher wollte ich beruflich irgendetwas rund

    um das Thema Kraftfahrzeuge lernen. Wie bei so vielen kam

    es aber auch bei mir ganz anders: Ich absolvierte eine Ausbil-

    dung in der Rathausverwaltung mit anschließendem Studium

    der Verwaltungswissenschaften.

    Heute bin ich als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskam-

    mer Heilbronn-Franken immerhin auch für das Kfz-Handwerk

    zuständig und konnte dadurch beispielsweise schon Gesel-

    len- und Meisterprüfungen im Kfz-Handwerk live miterleben.

    Die Branche hat in den letzten Jahrzehnten tolle Entwick-

    lungen und Innovationen hervorgebracht und wird dies auch

    in Zukunft tun. Man denke nur an das Antiblockiersystem,

    Notbrems- und Spurhalteassistenten, Müdigkeitswarner oder

    die Elektromobilität.

    Trotz dieser herausragenden technischen Innovationen

    üben auch Youngtimer und Oldtimer eine ganz besondere

    Anziehungskraft auf mich aus. Sehr gerne würde ich eines

    Tages ein Auto meines Geburtsjahrgangs 1973 mein Eigen

    nennen. Vielleicht einen VW Käfer oder einen Ford Mustang.

    Wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, möchte ich aber

    auch gerne selbst an diesem Fahrzeug herumschrauben

    können. Deshalb möchte ich mich im Bereich Kfz-Technik

    unbedingt noch fortbilden und lernen, wie man ältere Kraft-

    fahrzeuge technisch und optisch in Schuss hält.

    Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer

    Heilbronn-Franken

    Heute schon gelernt?Was treibt Menschen an zu lernen? Welche Ziele stecken sie sich dabei und was möchten sie im Leben durch Lernen erreichen? Das Quarterly hat eine Schauspielerin, einen Personalleiter, eine Studentin und den Geschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken befragt.

    Ich möchte die Frage umdrehen: Wann wäre denn der richtige

    Zeitpunkt, um mit dem Lernen aufzuhören? Nach dem Studi-

    um? Nach einem Jobwechsel? Nach der Familiengründung?

    Nach Erreichen eines Alters von 40, 50 oder 60 Jahren?

    Es fällt mir nicht schwer, immer mindestens einen Grund zu

    finden, warum dies eben nicht der richtige Zeitpunkt wäre.

    Folglich werde ich mein Leben lang lernen. Und aus der Sicht

    einer Bankerin ist Bildung, und damit gleich gesetzt Erfahrung,

    für mich eine, wenn nicht sogar die risikoloseste Anlagemög-

    lichkeit.

    Mara Stolle, Studentin LL.M. in Business Law an der GGS

    Was möchte ich un-bedingt noch lernen?

    Warum ist lebens-langes Lernen wichtig für Sie?

  • 1111

    Seit einigen Monaten hält mich das Studium der Quanten-

    physik in Atem. Aus Büchern, Vorträgen und Filmen erfahre

    ich, dass höchstwahrscheinlich vieles, was ich über das,

    „was die Welt im Innersten zusammenhält”, gelernt habe,

    nicht stimmt. Weite ich meinen Blick, sehe ich, dass das

    schon immer so war. Es gab Zeiten, da war die Erde eine

    Scheibe, und Zeiten, in denen wir geglaubt haben, dass

    unsere Gene alles bestimmen und unveränderlich festgelegt

    sind. Ich helfe seit fast zwanzig Jahren Menschen, blockie-

    rende gedankliche Konstrukte abzulegen. Wie ich die Welt

    wahrnehme, hängt davon ab, was ich glaube. Ich nehme

    Dinge, Eigenschaften und Umstände, an die ich nicht glaube,

    schlicht nicht wahr.

    Nun könnte es sein, dass unsere Welt eine 3D-Projektion von

    im Universum gespeicherten Informationen ist, das Universum

    ein Hologramm und von allem, was wir Materie nennen, gibt

    es mehrere Möglichkeiten, bevor wir es durch unsere Beob-

    achterrolle in eine bestimmte Form materialisieren. Mir gefällt

    die Vorsicht, mit der Wissenschaftler den Konjunktiv benutzen:

    „Es könnte sein...“. Es streichelt mich geradezu innerlich, dass

    nicht einfach behauptet wird: Es ist so. Dann wird es von vie-

    len geglaubt, bis neue Entdeckungen diesen Glauben wieder

    ablösen und man in der Zeitung liest: Entdeckung! Es ist doch

    anders, als wir dachten!

    Ina Rudolph, Schauspielerin

    …als erstes für die Flexibilisierung der Bildung eintreten.

    Früher wurde oft nach Lehrberuf oder Studium ein Leben lang

    im jeweiligen Fachgebiet gearbeitet. Heute benötigen wir deut-

    lich mehr Anpassungsbereitschaft und eben auch -fähigkeit.

    Das heißt, wir müssen organisations- und unternehmensüber-

    greifend Möglichkeiten zur Querqualifizierung bieten und diese

    gesellschaftlich anerkennen. Damit können wir Menschen aller

    Altersklassen die Möglichkeit geben, ihre Qualifikation den

    Bedürfnissen anzupassen. Industrie 4.0 und digitale Transfor-

    mation führen am Arbeitsmarkt zu einer gewaltigen Nachfrage

    an Software-Experten, die aktuell nicht gestillt werden kann.

    Schmerzhaft spüren wir das bei technischer Software, die für

    den Betrieb modernster Maschinen und im Kontext digitaler

    Geschäftsmodelle wichtig ist. Wir müssen früh damit anfan-

    gen, Kinder für Digitalisierung zu begeistern. Mit Smartphone

    und Tablet kommen die meisten frühzeitig in Kontakt und

    können damit umgehen. Entscheidend ist aber das Interesse

    daran, wie die Geräte funktionieren. Hier muss schon in der

    Grundschule die Basis geschaffen werden, um das Interes-

    se der Kinder an Technik, Software und digitalen Medien zu

    wecken. Auch in den Lehrberufen und in den Studiengängen

    muss dieses Thema stärker integriert werden.

    Als Minister würde ich den Austausch des Lehr- und Wis-

    senschaftsbetriebs mit Industrie und den anwendenden

    Organisationen forcieren. Damit könnten Lehrpläne frühzeitig

    und flexibel den Bedürfnissen angepasst werden. Auch in

    den späteren Phasen des Arbeitslebens muss dafür gesorgt

    werden, dass digitale Medienkompetenz zur Bereicherung und

    nicht zur Belastung wird. Hier gilt es, attraktive Angebote zur

    Weiterbildung zu schaffen. Schließlich werden viele von uns

    zukünftig deutlich länger leben, arbeiten und lernen. Dabei

    bedarf es neben einem „Ohr am Markt“ auch der Bereitschaft,

    mehr und gezielt in Bildung zu investieren. Weil die Karriere-

    wege nicht mehr linear sein werden, müssen wir als Gesell-

    schaft jedem die Möglichkeit zum Links- und Rechtsabbiegen

    bieten. Deshalb setze ich mich für die Weiterbildung in allen

    Lebensphasen ein. Und noch eines: Deutschland verfügt im

    internationalen Vergleich über ein starkes duales Ausbildungs-

    system. Das ist ein wesentliches Element unseres Erfolgs-

    modells. Wir dürfen uns daher auch nicht von irgendwelchen

    OECD-Statistiken ins Bockshorn jagen und in ein reines Studi-

    ensystem zwängen lassen. Hier muss die Politik entschieden

    widerstehen!

    Oliver Kössel, Personalleiter WITTENSTEIN SE

    Was haben Sie zuletzt gelernt?

    Als Minister für Bil-dung und Forschung würde ich….

  • 121212

    Lebenslanges

    einer Pflicht

  • 131313

    Lebenslanges

    einer Pflicht

    wird zuLernen

    Interview mit Thomas Halder, Geschäftsführer

    des Verbands der Privaten Hochschulen

    Zur Person:Thomas Halder ist seit 2011 Geschäftsführer des Verbands der Privaten Hochschulen (VPH) in Heidelberg. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen arbeitete er von 1979 bis 2011 als Landesbeamter in Baden-Württem-berg, unter anderem in führenden Positionen des Kultusmi-nisteriums und als Amtschef im Ministerium für Arbeit und Soziales. Der Volljurist ist verheiratet, hat drei Töchter und wohnt in Schwäbisch Gmünd.

  • 14

    Was fasziniert Sie besonders am

    Wissenschaftsbetrieb?

    Mich fasziniert einerseits, dass die For-

    schung in unterschiedlichsten Bereichen

    unser menschliches Wissen ständig

    erweitert und andererseits, dass mittler-

    weile – gerade an privaten Hochschulen –

    vor allem durch berufsbegleitende, duale,

    Teilzeit- und Fernhochschul-Studiengän-

    ge Personen an das tertiäre Bildungs-

    system herangeführt werden, die sonst

    vermutlich nie ein Studium begonnen

    hätten.

    Viele werfen der Wissenschaft vor, im

    Elfenbeinturm zu hausen. Wie kann

    man die Wissenschaft einer breiten

    Bevölkerungsschicht verständlich

    machen?

    Schon heute schafft es der Wissen-

    schaftsbetrieb über Formate wie Tag

    der offenen Tür, Nacht der Wissenschaft

    oder laienverständliche Veröffentli-

    chungen Verständnis zu wecken und

    Informationen zu streuen. Mit dem Vor-

    marsch der tertiären Weiterbildung wird

    dies auch dadurch flankiert werden.

    Bildung und Forschung sind in

    Deutschland Ländersache. Ist das ein

    Vorteil oder eher ein Nachteil im inter-

    nationalen Wettbewerb?

    Kirchturmpolitik ist nachteilig, Bildungs-

    föderalismus als Wettbewerbsfödera-

    lismus von Vorteil. Bund und Länder

    arbeiten in der Kultusministerkonferenz

    (KMK) oder der Gemeinsamen Wissen-

    schaftskonferenz (GWK) eng zusam-

    men. Im internationalen Wettbewerb

    sind dezentrale Strukturen durch das

    flächendeckende Vorhandensein gleich-

    mäßiger Forschungs- und Hochschul-

    landschaften von Vorteil, jedoch durch

    weitgehendes Fehlen absoluter Hoch-

    schul- und Forschungs-Leuchttürme

    teilweise auch von Nachteil. Bund und

    Länder versuchen hier mit verschiedenen

    Hochschulpakten wie der Exzellenzini-

    tiative entgegen zu steuern. Hinweisen

    möchte ich an dieser Stelle, dass sich

    die privaten Hochschulen durch die

    bisher nicht gleichberechtigte Teilhabe

    an den Hochschul-Förderprogrammen

    in Bund-Länder-Vereinbarungen massiv

    benachteiligt sehen.

    Bei der Digitalisierung hinkt Deutsch-

    land hinterher – inwiefern kann die

    Wissenschaft dazu beitragen, einen

    Vorsprung zu erarbeiten?

    Die Hochschulen wirken im Hochschul-

    forum Digitalisierung des Stifterverbands

    für die Deutsche Wissenschaft zusam-

    men. Dort wurde das Diskussionspapier

    „20 Thesen zur Digitalisierung der Hoch-

    schulbildung“ erarbeitet. Gerade die in-

    novationsfreudigen, privaten Hochschu-

    len marschieren hier mit Online-Campus,

    Online-Vorlesungen, Fernhochschul-Stu-

    diengängen voran und können Vorbild

    für Wirtschaft und Verwaltungen sein.

    Die Rahmenbedingungen für schnelles

    Internet und Digitalisierung müssen aber

    Staat und Kommunen bereitstellen.

    Der deutsche Forschungsbetrieb

    steht im internationalen Wettbewerb um

    die besten Wissenschaftler. Was muss

    passieren, damit Deutschland nicht den

    Anschluss verliert?

    Forscher benötigen ein Forschungsum-

    feld, das ihnen praktisch „den Rücken

    freihält“, um ihre Forschungen voran-

    zutreiben: sachliche, regulatorische

    und finanzielle Rahmenbedingungen,

    Mitarbeiter und kooperierende Unterneh-

    men. Dank der Unterstützung staatlicher

    Programme gelingt es deutschen Hoch-

    schulen und Forschungseinrichtungen

    immer besser, mit ausländischen Einrich-

    tungen erfolgreich zu konkurrieren.

    Es gibt immer mehr Abiturienten und

    damit auch Studenten. Dafür bleiben

    zahlreiche Ausbildungsplätze unbe-

    setzt. Wieso hat Ausbildung einen so

    schlechten Stellenwert? Wie kann

    man das ändern?

    Die OECD-Vorgaben zu Abiturienten-

    quoten missachten, dass außerhalb

    Deutschlands die Berufsausbildung

    meistens an Hochschulen und nicht

    im dualen System, in den Betrieben,

    stattfindet. Der Europäische und der

    Deutsche Qualifikationsrahmen (EQR

    und DQR) für lebenslanges Lernen

    haben glücklicherweise schon eine

    gewisse Gleichstellung (hoch)schulischer

    und beruflicher (Aus-)Bildung bewirkt.

    Außerdem wirken Handwerks- und

    Industrie- und Handelskammern mit

    Berufspraktika, Bildungspartnerschaften

    und Kontaktbörsen auf ein positives Bild

    von Ausbildungsberufen hin. Zusätzlich

    könnte eine Schulpolitik, die mehr auf

    die Förderung der unterschiedlichen

    Talente als auf Gleichmacherei und Abi-

    turientenschwemme setzt, das Ausbil-

    dungsimage nachhaltig stärken.

    Welche Ausbildungsform wird zukünf-

    tig an Bedeutung gewinnen?

    Die duale Ausbildung ist ein Export-

    schlager Deutschlands und wird auch

    künftig die bevorzugte Ausbildungsform

    in Deutschland sein. Warum sollen die

    oberen Klassen von Haupt- und Real-

    schulen nicht noch mehr mit denen der

    Beruflichen Schulen kooperieren bis hin

    zur Verschmelzung? Auch die Flexi-

    bilisierung der Studienangebote wird

    eine bedeutende Rolle spielen, damit

    Personengruppen den Zugang zum

    Studium finden, die bisher aufgrund ihrer

    Berufstätigkeit oder familiärer Aufgaben

    kein klassisches Vollzeitpräsenzstudium

    machen können.

    Sie haben ein Studium der Rechts-

    wissenschaften abgeschlossen

    und danach zahlreiche Ämter in der

    Politik ausgeübt. Wie wichtig ist für

    Sie lebenslanges Lernen?

    Lebenslanges Lernen ist unabdingbar

    in jedem Beruf. Zu meinem Berufs-

    start 1979 gab es weder Handy noch

    Internet. Nur wer auf der Höhe der Zeit

  • 15

    bleibt, wird seinen Arbeitsplatz dauer-

    haft sichern können. Da das in Zukunft

    für fast alle Arbeitnehmer gelten wird,

    lässt sich festhalten, dass lebenslanges

    Lernen zu einer Pflicht wird.

    Wie werten Sie aktuell die Verknüpfung

    von Wissenschaft und Wirtschaft? Ent-

    stehen hier Abhängigkeiten, die nicht

    gut sind?

    Private Hochschulen kooperieren in

    positiver Weise mit der Wirtschaft, etwa

    bei der Trägerschaft, im Hochschulrat,

    bei der Entwicklung praxisnaher Studi-

    engänge, Praktika oder mit Dozenten

    aus der Wirtschaft. Wirtschaftsnahe und

    anwenderbezogene Forschung ist für die

    Weiterentwicklung des Wirtschaftsstand-

    orts Deutschland unabdingbar. Werden

    die hier gegebenen Regeln eingehalten,

    ist dies in keinster Weise zu beanstanden.

    Zu guter Letzt: Welche Ziele haben

    Sie sich persönlich als Geschäftsführer

    des Verbands der Privaten Hochschu-

    len gesetzt?

    Ich möchte die plurale Hochschul-

    bildung in Deutschland fördern und

    dafür sorgen, dass private Hochschu-

    len an wettbewerblichen staatlichen

    Hochschul-Förderprogrammen und an

    Wissenschaftsgremien gleichberechtigt

    teilhaben können. Ein ganz persönlicher

    Wunsch ist es, die Zahl der VPH-Mit-

    gliedshochschulen von 14 in 2004

    über 48 in 2011 und aktuell 79 auf

    90 zu erhöhen.

  • 16

    ls sie das fünfte Mal sex hatten … wird Ihnen kaum im Gedächtnis geblieben sein.

    Jede Wette, dass Sie sich nicht mehr daran erinnern.

    Genauso wenig wie an Ihren dreizehnten Schultag, den

    sechsten Tag, als Sie Ihr neugeborenes Baby auf dem Arm

    hatten oder den Tag, an dem Sie zum dritten Mal an einer Wahl

    teilnehmen durften.

    Nein, Sie erinnern sich an die Premieren! An die erste eigene

    Wohnung. An das erste selbstverdiente Gehalt. An den ersten

    Kuss, an die erste Freundin, an den ersten Urlaub ohne Eltern.

    Mit deM alter niMMt die Zahl der PreMieren stetig abWir können uns an viele Premieren in unserem Leben erinnern.

    Das sind fantastische Erinnerungen, die unser Leben enorm

    bereichert haben. Ihnen wird es genauso gehen. Natürlich

    erinnern wir uns an die Premieren genau deshalb so viel besser

    als an das zweite oder dritte Mal, weil beim ersten Mal so viel

    mehr Emotionen im Spiel waren. So funktioniert unser Gehirn:

    Je emotionaler, desto tiefer der Eindruck, desto länger die Halb-

    wertszeit der Erinnerung.

    Aber wer hat gesagt, dass Premieren nur etwas für Ihre Ju-

    gendzeit sind? Für die meisten Menschen gilt leider: Mit dem

    Alter nimmt die Zahl der Premieren stetig ab. Und das nicht

    16 Kolumne

  • 17

    etwa, weil die Möglichkeiten beschränkt wären. Das Gegenteil

    ist doch der Fall: Wenn Menschen älter werden, haben die

    meisten sogar mehr Möglichkeiten, Geld und Gelegenheiten

    etwas auszuprobieren. Aber dennoch vermeiden sie die neuen

    Erfahrungen mehr und mehr und richten sich in den Erinne-

    rungen an die Premieren der Vergangenheit ein.

    das geheiMnis jung Zu bleibenDas ist kein kluges Konzept. Denn das Geheimnis jung

    zu bleiben, besteht darin, immer wieder bewusst Premieren

    zu suchen und sich förmlich in die ersten Male zu verlieben.

    Werden Sie süchtig danach! Halten Sie es mit Mark Twain:

    „Wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren

    Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche.

    Träume. Entdecke.“

    Werden sie süchtig nach PreMierenDenn es ist doch so: Sie sind nur so jung, wie die Anzahl der

    Premieren, die Sie in Ihrem Leben zulassen. Wir stellen immer

    wieder fest, dass die erfolgreichsten und interessantesten Men-

    schen, die wir in den letzten 15 Jahren kennengelernt und über

    die wir in unseren Büchern und Artikeln geschrieben haben,

    eine Sache gemeinsam haben: Sie brennen für Premieren!

    Sie treiben das Neue an, selbst wenn das Alte noch bestens

    funktioniert. Wie zum Beispiel René Redzepi, der Küchenchef

    und Mitbesitzer des Noma in Kopenhagen. Oder wie Gisbert

    Rühl vom Stahlhändler Klöckner & Co. aus Duisburg.

    Sie lernen von anderen Branchen und kombinieren Geschäfts-

    modelle. Wie zum Beispiel der schweizerische Matratzen-

    hersteller, der Mikrochips in Matratzen baut und mit ihnen

    zur person:Anja Förster und Dr. Peter Kreuz sind Bestseller-autoren und Managementberater. In einem Um-feld der Digitalisierung, Disruption und tiefgreifen-den Veränderung unterstützen sie Führungskräfte und ihre Teams, erfolgreich zu navigieren und fit für das Morgen zu sein.

    www.foerster-kreuz.com.

    Besuchen Sie das erste Mal eine Konferenz oder Messe, die Sie noch nie besucht haben! – Premiere!

    Gehen Sie einfach mal mit jemand aus Ihrer Firma zum Essen, mit dem Sie noch nie zusammen gearbeitet, diskutiert oder gesprochen haben! – Premiere!

    Setzen Sie ein Projekt auf, das es so in Ihrem Unternehmen oder gar Ihrer Branche noch nie gegeben hat! – Premiere!

    Machen Sie eine völlig andere Art von Urlaub – Rucksack, Luxus, Camping, Hiking, Trampen, AirBnB, Tauchen, Angeln, Kreuzfahrt – in Ländern, in denen Sie noch nie zuvor waren! – Premiere!

    Probieren Sie eine neue Sportart aus! – Premiere!

    Besuchen Sie eine Stadt, ein Museum, ein Konzert, eine Oper, ein Theater, ein Fußballspiel, einen Fast-nachtsumzug, einen Gottesdienst, einen Shop, ein Restaurant, wo Sie noch nie zuvor waren! – Premiere!

    Flottenmanagement betreibt. Oder wie der mittelständische

    Büroartikelhersteller, der eine Flatrate für Büromaterial erfindet.

    Sie arbeiten mit ungewöhnlichen Partnern. Wie zum Beispiel

    das Krankenhaus, das mit Ferrari kooperiert.

    Alles, was Sie brauchen, ist ein kleines bisschen Mut, um ein

    kleines bisschen verrückt zu sein. Ihr Lohn dafür ist, dass Sie

    sich Ihr Funkeln in den Augen bewahren.

    Werden sie Wieder süchtig nach PreMieren!

    reMierentiPPs

    17

  • 18

    as Tempo, mit dem unser Wissen umgeschlagen,

    erneuert und teilweise auch wieder entsorgt wird,

    hat sich dramatisch erhöht. Früher haben sich

    solche Erneuerungszyklen über Generationen

    erstreckt. Und diese langen Zeiträume entließen die Gestalter

    von Bildungsprozessen gewissermaßen aus der individuellen

    Verantwortung, mit der jeweiligen Entwicklung Schritt halten zu

    müssen. Denn: Beim Wissen und beim Vermitteln hinterherzu-

    hinken hatte nur geringe Auswirkungen, wirkte vielleicht schrul-

    lig oder allenfalls veraltet und ein wenig aus der Zeit gefallen

    – aber eben nicht komplett überholt.

    Das hat sich massiv geändert. Die Gefahr, als einzelner Leh-

    render oder als gesamte Bildungsinstitution heute komplett

    abgehängt zu werden, ist längst real und allgegenwärtig. Denn

    wenn es irgendwo auf der Welt jemanden gibt, die oder der

    besser erklärt, moderner vermittelt und Neueres weiß, dann

    werden heutige Lernende als digital natives diesen Menschen

    auftreiben und sein Wissen und didaktisches Können in Ver-

    gleich zu den eigenen Lehrerinnen und Lehrern setzen.

    Klingt nach einer Bedrohung? Vielleicht – aber bei genauerer

    Betrachtung überwiegen doch die Chancen und Vorteile. Das

    fängt bei der eigenen Beweglichkeit an: Die Kompetenz zum

    lebenslangen Weiterlernen muss von Lehrenden nicht mehr

    nur vermittelt, sie muss auch selbst gelebt und immer wieder

    überprüft werden. Sich nicht behaglich auf dem didaktischen

    Wissensstand der eigenen Ausbildung einrichten zu können,

    führt im besten Fall zu einer verstärkten Selbstreflexion und

    gesteigerter fachlicher und didaktischer Aufmerksamkeit: Das

    höhere Tempo der Wissensgenerierung durch disruptive Pro-

    zesse würde damit für bessere Lehrstrategien sorgen.

    Vorteil Nr. 2: Auch Lernende sind stärker gefordert, müssen

    flexibler agieren und reagieren – und bereiten sich damit auf

    genau das Szenario vor, das im zukünftigen Arbeitsalltag

    erwartet werden kann. Wer heute Kompetenzen erwirbt, die

    für noch unbekannte Berufsbilder und Tätigkeiten nutzbar sein

    sollen, der darf sich durch den Umgang mit Unsicherheiten,

    Unklarheiten und schnellen Veränderungen nicht irritieren oder

    abschrecken lassen. Sich diese Selbstsicherheit im eigenen

    Handeln schon früh im Bildungsprozess aneignen zu können,

    ist ein echtes Plus mit nachhaltigen Effekten.

    Und dann gibt es noch einen dritten Vorteil, den disruptive

    Entwicklungen auf die Wissenskultur haben. Sie machen

    eindrücklich klar, wie vergänglich ein bestimmter Entwicklungs-

    stand sein kann – und werden damit zum Warnsignal, sich

    nicht auf dem auszuruhen, was als gesichert und festbetoniert

    wahrgenommen wird. Wissen und Technologie, Gesellschaft

    und Kommunikation sind in Bewegung und werden mutmaßlich

    nicht mehr zur Ruhe kommen. Gut, wenn uns das Wissen um

    diese kontinuierliche Veränderung immer wieder in Erinnerung

    gerufen wird.

    Das alles klingt nach Lernprozessen, die in Zukunft deutlich an-

    strengender für alle Beteiligten werden, könnte man einwenden.

    Eine andere Formulierung ist aus meiner Sicht jedoch pas-

    sender: Das Lernen wird pädagogischer und didaktischer, es

    wird individueller und damit nachhaltiger. Natürlich müssen sich

    Bildungsinstitutionen dafür verändern, reformieren und neue

    Wege gehen. Na und? Viel zu lange haben sich Akteure im

    Bildungssektor auf dem ausgeruht, was sie gelernt und dann

    DDDisruptive Prozesse verändern die Wissenskultur. Welche Chancen bietet das für die Bildung?Ein Kommentar von Armin Himmelrath

    E c h t e s P l u sE c h t e s P l u sm i tm i t

    E f f e k t e nE f f e k t e nn a c h h a l t i g e nn a c h h a l t i g e n

  • 19

    Armin Himmelrath ist Bildungs- und Wissenschaftsjour-

    nalist in Köln und arbeitet unter anderem für Spiegel On-

    line, WDR und Deutschlandfunk. Er ist außerdem Autor

    mehrerer Sachbücher zu bildungspolitischen Themen.

    Zuletzt erschienen: „Berufsschulen auf dem Abstellgleis.

    Wie wir unser Ausbildungssystem retten können“ (mit

    Katharina Blaß) und „Fake News. Ein Handbuch für

    Schule und Unterricht“ (mit Julia Egbers).

    Disruptive Prozesse verändern die Wissenskultur. Welche Chancen bietet das für die Bildung?Ein Kommentar von Armin Himmelrath

    n a c h h a l t i g e nn a c h h a l t i g e n

    Zur Person:Zur Person:

    als dauerhaft gesetzt betrachtet hatten. Doch das war schon

    früher eine Illusion – und jetzt wird sie, endlich, als Trugschluss

    spürbar. Lernen ist (und war schon immer) ein dynamischer

    Prozess, und zwar nicht nur auf Seiten der Lernenden, sondern

    auch bei denen, die Wissen und Kompetenzen weitergaben

    und vermittelten. Gute Lehrer haben das gespürt und verstan-

    den, aber die Umstände erlaubten es eben auch den weniger

    Guten, trotzdem im Lehrberuf zu bestehen. Wenn sich hier

    durch die äußeren Wandlungen der Druck erhöht, Lehre und

    Unterricht nicht von irgendwem, sondern nur noch von den am

    besten Geeigneten durchführen zu lassen, ist das so ziemlich

    das Beste, was dem Bildungssektor passieren kann.

    Ob es gelingt, diejenigen auch zu finden, hängt dann noch

    einmal von ganz anderen Faktoren ab. Da geht es unter ande-

    rem um das Image von wissensvermittelnden Berufen, um die

    finanziellen Rahmenbedingungen von Bildungsinstitutionen und

    nicht zuletzt um Arbeitsbedingungen, die die Wertschätzung

    gegenüber Lehrenden und Forschenden deutlich machen. Hier

    anzusetzen, ist eine notwendige Folgerung aus den Befunden

    zu den sich wandelnden Bildungsprozessen. Das tastende

    Vorangehen mit dem Mut zur Wandlung und zum Irrtum sollte

    also nicht nur innerhalb von Lehreinrichtungen, sondern auch in

    der Bildungs- und Wissenschaftspolitik und darüber hinaus in

    der gesamten Gesellschaft geübt und praktiziert werden. Denn

    ohne die Bereitschaft, nachhaltige Bildung im oben beschrie-

    ben Sinn umfassend zu ermöglichen und abzusichern, droht

    Stillstand – und der wäre sofort ein Rückschritt. Wir haben die

    Chance, das zu verhindern. Nutzen wir sie.

  • 20

    Führung will gelernt seinFührung will gelernt seinDer Leingartener Unternehmer Fabian Hauff setzt auf

    Weiterbildung – bei sich selbst und seinen Mitarbeitern.

    Von Jürgen Paul

    20

    Fabian Hauff hätte es sich einfach machen können. Als Unternehmer-sohn hätte er nach der Schule in den elterlichen Holzfachmarkt einstei-

    gen und diesen irgendwann komplett übernehmen können. Doch Fabian Hauff ist keiner, der sich gerne ins gemachte Nest setzt. Er geht lieber seinen

    eigenen Weg, auch wenn dieser länger und unbequemer ist.

  • 21

    Führung will gelernt seinFührung will gelernt seinVon Jürgen Paul

    21

  • 22

    as war schon zu Schulzeiten

    so. Nachdem Fabian Hauff die

    Realschule in Schwaigern ab-

    geschlossen hatte, wollte er unbedingt

    noch etwas draufsatteln. Also ging er

    aufs Wirtschaftsgymnasium nach Heil-

    bronn und machte dort sein Abitur.

    Den Zivildienst leistete er im Rettungs-

    dienst beim Deutschen Roten Kreuz

    ab – keine leichte Aufgabe, aber eine

    Tätigkeit, die Fabian Hauff viel füs Leben

    gebracht hat.

    Nach Abitur und Zivildienst wusste der

    junge Mann nicht so genau, wie es

    weitergehen sollte. Klar war ihm ledig-

    lich, dass ein Einstieg ins Unternehmen

    seines Vaters (noch) nicht in Frage kam.

    „Als Juniorchef wäre ich dort entweder

    in Watte gepackt oder von den Kollegen

    nicht wirklich respektiert worden“, sagt

    der 32-Jährige rückblickend. Beides

    wollte Hauff unbedingt vermeiden – und

    entschied sich 2007, an der Dualen

    Hochschule in Mosbach Holzbetriebs-

    wirtschaft zu studieren. Damit war der

    Pfad ins Familienunternehmen angelegt,

    der allerdings erst 2013 zum Ziel führte.

    Denn nach dem Studium zog es Fabian

    Hauff erst einmal weg vom Unterland.

    Beim bayerischen Holzhändler Thalho-

    fer begann er seine berufliche Karriere,

    lernte dort die Holzbranche kennen.

    In Hof und in Nürnberg hat Hauff das

    Geschäft „von der Pike auf gelernt“.

    „Da wusste ich recht schnell, dass mir

    der Beruf Spaß macht und eine Zukunft

    hat“, erinnert sich Hauff. Im Vertrieb und

    im Innendienst übernahm Fabian Hauff

    bei Thalhofer schnell Verantwortung,

    führte ein kleines Team mit zwei Mitar-

    beitern. In dieser Zeit baute er sich auch

    ein Netzwerk auf – „davon profitiere ich

    noch heute“, sagt Hauff.

    Nach dreieinhalb Jahren in Bayern, in

    denen Hauff auch konjunkturell schwie-

    rige Phasen erlebt hatte, spürte der

    damals 27-Jährige, dass es Zeit wird

    für den nächsten Schritt. „Karrieremäßig

    ging es in Nürnberg nicht mehr weiter,

    auch weiterbilden konnte ich mich dort

    nicht so, wie ich es mir gewünscht

    hätte“, blickt Hauff zurück. Sein Vater

    Werner Hauff war damals überzeugt,

    dass seine Söhne – Fabians Bruder

    Sebastian ist vier Jahre älter und heute

    ebenfalls Geschäftsführer – nun in der

    Lage sind, Verantwortung im Familien-

    unternehmen zu übernehmen. „Ich habe

    mich reif gefühlt“, erinnert sich Fabian

    Hauff. Die Jahre fernab von zu Hause

    haben ihm einen unverstellten Blick auf

    die Branche und den Beruf ermöglicht,

    D

    den er so in Leingarten wohl nie be-

    kommen hätte.

    Im April 2013 war es schließlich so-

    weit. Fabian Hauff stieg ins elterliche

    Unternehmen ein, aber nicht gleich als

    Geschäftsführer, sondern zunächt als

    Prokurist. Das war ein wichtiges Zeichen

    für die Belegschaft, dass hier nicht der

    neue Chef kommt, der alles besser weiß

    oder alles anders machen will. Aber

    eben auch keiner, der vom Holzhandel

    und den Gegebenheiten in der Branche

    keine Ahnung hat. „Ich war auf Augen-

    höhe mit den Kollegen, konnte von An-

    fang an überall mitreden“, erinnert sich

    Fabian Hauff an diese wichtige Zeit.

    Ganz bewusst hat der Sohn des Chefs

    zunächst auch keine konkrete Zustän-

    digkeit im Betrieb übernommen. „Ich

    habe mir alle Prozesse und Abläufe im

    Unternehmen in aller Ruhe angeschaut

    und mir meine Gedanken gemacht“, be-

    richtet Fabian Hauff. Mit seinem Wissen

    aus dem Studium und seiner beruflichen

    Erfahrung hat er schnell erkannt, wo es

    Verbesserungspotenzial im bisher eher

    traditionell geführten Betrieb gibt. So hat

    Hauff unter anderem eine EDV-gestützte

    Tourenplanung eingeführt und dafür

    gesorgt, dass die moderne Technik dafür

    eingesetzt wird, die Betriebsabläufe zu

    optimieren. Die Aufträge werden nun bei-

    spielsweise automatisch an die zustän-

    digen Mitarbeiter geleitet – digital, ohne

    den aufwendigen Papierkram von früher.

    Fabian Hauff ist überzeugt: „In zwei bis

    drei Jahren haben wir ein volldigitalisier-

    tes Lagersystem.“ Seit Mitte 2017 führt

    Fabian Hauff gemeinsam mit seinem

    Bruder Sebastian die Geschäfte bei

    Wir haben so viele verschiedene Bereiche im Unter-

    nehmen, da sollte jeder Mitarbeiter Bescheid wissen» «

  • 23

    Holz-Hauff, Vater Werner Hauff mischt

    als Prokurist noch mit. Fabian kümmert

    sich um die Bereiche Lager, Logistik,

    Bearbeitung, Buchhaltung und IT, Se-

    bastian verantwortet Verkauf, Einkauf,

    Marketing und Personal. Die Brüder

    wissen, dass sie das Unternehmen

    Stück für Stück modernisieren müssen,

    um wettbewerbsfähig und zukunftsfest

    zu bleiben. Die Digitalisierung ist für

    einen Mittelständler wie Holz-Hauff eine

    enorme Herausforderung. Doch den

    Geschäftsführern ist auch bewusst, dass

    man die Beschäftigten mitnehmen muss,

    schließlich lösen Veränderungsprozesse

    gerade bei altgedienten Mitarbeitern mit-

    unter Ängste und Verunsicherung aus.

    Entsprechend wichtig sind Fabian Hauff

    die Themen Führung und Fortbildung.

    „Ich war und bin immer bereit, mich

    fortzubilden“, sagt der Geschäftsfüh-

    rer. Nur wenn man selbst als Vorbild

    vorangeht, kann man auch von seinen

    Mitarbeitern verlangen, dass sie offen

    sind für Qualifizierung und Fortbildung.

    Hier kamen Fabian Hauff seine guten

    Kontakte zur German Graduate School

    of Management and Law (GGS) in Heil-

    bronn zu Gute. Im Rahmen der Executi-

    ve Education nahm der Geschäftsführer

    2016 am GGS-Programm „Leadership

    Certificate“ teil. „Das Studium war

    schon sechs Jahre her, da hatte ich das

    Bedürfnis, mich fortzubilden“, erinnert

    sich der Unternehmer. Im Mittelpunkt

    des intensiven einwöchigen Programms

    stand das Thema Führung. „Wie kann

    ich meine eigene Führung verbessern?“

    Diese Frage war zentral für Fabian Hauff.

    Das Programm an der GGS hat ihm viel

    gebracht. „Mein Bewusstsein in Füh-

    rungsfragen und im Umgang mit den

    Mitarbeitern wurde geschärft“, sagt der

    Geschäftsführer. Auch der Austausch

    mit den anderen Teilnehmern, die aus

    unterschiedlichen Branchen kamen, hat

    Hauff als spannend empfunden.

    Für seine Arbeit im eigenen Unterneh-

    men hat Fabian Hauff einige Impulse

    und Instrumente aus dem GGS-Seminar

    mitnehmen können. Gleichwohl weiß

    der Geschäftsführer, dass Fort- und

    Weiterbildung trotz der enormen Fülle

    an Angeboten im Alltagsstress häufig

    zu kurz kommen. „Das geht manchmal

    unter“,räumt er ein. Deswegen beschäf-

    tigt sich Fabian Hauff auch in seiner

    knapp bemessenen Freizeit mit Fach-

    und Branchenthemen, um auf der Höhe

    der Zeit zu sein.

    Im Unternehmen wollen Fabian und

    Sebastian Hauff eine gewisse Weiterbil-

    dungskultur einführen, ohne die Mitarbei-

    ter zu gängeln oder zu überfordern. So

    gibt es seit einigen Monaten das interne

    Programm „Von Kollegen für Kollegen“.

    Dabei geht es schlicht darum, dass

    erfahrene Mitarbeiter jüngere Kollegen

    an ihrem theoretischen und praktischen

    Know-how teilhaben lassen. Und zwar

    abteilungsübergreifend und authen-

    tisch. „Wir haben so viele verschiedene

    Bereiche im Unternehmen, da sollte

    jeder Mitarbeiter Bescheid wissen“, sagt

    Hauff. Ziel sei es, die Mitarbeiter aus

    ihrer Komfortzone herauszuholen und sie

    fit für die anstehenden Veränderungen zu

    machen. Die Geschäftsführer wollen ihre

    100 Mitarbeiter auch ermutigen, selbst

    die Initiative zu ergreifen und Seminare

    zu beantragen. „Wir wollen das forcie-

    ren“, betont Fabian Hauff.

    Breites Wissen über das Unternehmen

    und die Geschäftsabläufe sollen auch

    die Auszubildenden bei Holz-Hauff ver-

    mittelt bekommen. Die 14 Lehrlinge

    in den Berufen Groß- und Außenhan-

    delskaufmann und -kauffrau, Fachkraft

    für Lager und Logistik, Holzbearbei-

    tungsmechaniker und IT-Kaufmann

    durchlaufen alle Abteilungen im Familien-

    unternehmen, um stets das große Ganze

    im Blick zu behalten. Und natürlich

    respektieren es die Geschäftsführer,

    wenn sich ein Lehrling nach der Berufs-

    ausbildung weiterentwickeln möchte

    und studieren geht – auch wenn er dem

    Betrieb dann verloren geht. „Aber bisher

    konnten wir immer alle Stellen besetzen“,

    betont Fabian Hauff. Schließlich bietet

    das Unternehmen dem engagierten

    Nachwuchs eine Menge Entwicklungs-

    möglichkeiten – Weiterbildung inklusive.

    Informationen zum Unternehmen:

    Holz-Hauff wude 1933 von Karl Hauff gegründet.

    Das Familienunternehmen gilt heute als einer der

    führenden Holzhändler für den gewerblichen und

    privaten Bereich in der Region. Geführt wird die

    Firma von Fabian (32) und Sebastian Hauff (36)

    in vierter Generation. Fabian Hauff ist verheira-

    tet und hat einen kleinen Sohn. In seiner Freizeit

    treibt er gerne Sport, auch der Urlaub mit der

    Familie ist dem Unternehmer sehr wichtig.

  • 24

    vom wissensvermittler zum lernbegleiter

    Es gibt kaum einen Gesellschaftsbe-

    reich, der nicht vom digitalen Wandel

    durchdrungen wird. Das gilt auch für

    Hochschulen. Digitale Medien und Tech-

    nologien nehmen Einfluss darauf, wie

    wir lernen, lehren und forschen.

    Das Spektrum reicht vom Einsatz digi-

    taler Medien in der Präsenzlehre, über

    Online-Lernplattformen bis hin zu kom-

    plett virtualisierten Lernumgebungen.

    Die Gegenüberstellung von analog und

    digital weicht zunehmend auf. Statt-

    dessen wird zukünftig die Integration

    digitaler Technologien in die Lehre eine

    der zentralen Aufgaben von Hochschu-

    len sein.

    Digitale Bildungsrevolution

    Als 2008 der erste Massive Open Online

    Course (MOOC) mit über 2000 Teilneh-

    menden durchgeführt wurde und die

    New York Times 2012 das MOOC-Jahr

    ausrief, war die Rede von einer digitalen

    Bildungsrevolution. Es wurden grund-

    legende Veränderungen im Bildungs-

    system propagiert, die bis zum Ende

    der Präsenzlehre an den Hochschulen

    reichten. In den folgenden Jahren

    wurden weltweit tausende Online-Kurse

    entwickelt und über Plattformen wie

    edX, Coursera und Udacity mit hundert-

    tausenden Teilnehmenden durchgeführt.

    Inhalte werden in diesen Kursen multi-

    medial vermittelt, beispielsweise durch

    Lehrvideos und Online-Konferenzen.

    Das Besondere ist, jede Person, die

    über eine E-Mail-Adresse verfügt, kann

    sich – egal wo sie auf der Welt sitzt – zu

    den Kursen anmelden. Das ermöglicht

    den Austausch mit einer internationalen

    Lerngemeinschaft.

    Digitales Lernen hält zunehmend Einzug

    in die betriebliche Weiterbildung. Dabei

    stehen die neuen Formate aus Unter-

    nehmenssicht für skalierbaren und effi-

    zienten Wissenstransfer. Sie bieten die

    Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig

    zu lernen und das Lernen besser in das

    Berufs- und Privatleben zu integrieren.

    Berufstätige sehen darin die Möglich-

    keit, berufsrelevante Kompetenzen zu

    erlangen, sich zu vernetzen und ihre

    Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu

    .................................................

    ......................................................................................................

    von Karina Piersig

    24

    Über den einsatz digitaler bildungsformate

  • 25

    erhöhen. Bei der Bereitstellung digitaler

    Lernangebote für das lebenslange Ler-

    nen von Studierenden und Arbeitneh-

    menden können insbesondere Business

    Schools mit ihren engen Verbindungen

    zu Wirtschafts- und Industrieunterneh-

    men eine wichtige Rolle einnehmen.

    Herausforderungen meistern

    Trotz der beschriebenen Potentiale ist

    die Verwendung digitaler Werkzeuge

    kein Garant für effizientes Lernen. Zwar

    steigen die Anzahl und die Popularität

    digitaler Formate rapide an, aber feh-

    lende Lernmotivation der Teilnehmenden

    und hohe Abbruchquoten stellen seit

    Beginn eine große Herausforderung dar.

    Ein wesentlicher Grund ist die oft man-

    gelnde Qualität der Angebote. Digitale

    Lehre ist nicht automatisch besser als

    analoge Lehre. Denn wie in der traditi-

    onellen Lehre hängt der Erfolg digitaler

    Lernformate von der didaktischen

    Ausgestaltung ab. Technologische In-

    novationen führen somit nur zum Erfolg,

    wenn sie in sinnvolle Lernstrategien

    eingebettet sind.

    Hinzu kommt, dass die Entwicklung und

    Produktion technologiebasierter Lern-

    umgebungen aufwendig und kostspielig

    ist. Es gibt zwar bereits eine Vielzahl von

    Einzelprojekten, aber es bedarf noch im-

    mer erheblicher Anstrengungen, um die

    Mehrwerte digitalen Lernens flächen-

    deckend zu implementieren. Anstatt den

    digitalen Wandel als ein zusätzliches

    Ärgernis zu begreifen, sollte er als ein

    Lösungsansatz für bestehende Heraus-

    forderungen angesehen werden. Die

    Frage, ob sich digitales Lernen durch-

    setzen wird, stellt sich damit nicht mehr,

    sondern nur noch die Entscheidung, ob

    die Hochschulen den digitalen Wandel

    aktiv mitgestalten wollen.

    Innovation in der Lehre

    Vor diesem Hintergrund setzte die

    GGS die entsprechenden Ressourcen

    für die Entwicklung eines neuen Lehr-

    und Lernformats frei. Ziel war es, das

    interaktive, praxisnahe Lehrprofil der

    Business School in die Online-Welt

    zu überführen und den Anspruch an

    qualitative und vor allem innovative

    Lehre zu untermauern. Das Ergebnis

    ist der Online-Kurs „Human Resource

    Management in the Digital Age“, der als

    Pflichtmodul im MBA-Programm der

    GGS curricular verankert ist, und im

    Herbst 2016 erstmals stattfand.

    Der Kurs beleuchtet, wie sich die Digita-

    lisierung auf zentrale Funktionsbereiche

    im Personalwesen auswirkt und bietet

    den berufsbegleitenden Studierenden

    ein flexibles Format, das die Komplexität

    der digitalen Arbeitswelt widerspiegelt.

    Im Kurs werden selbstorganisiertes

    Lernen, kollaborative Arbeitsweisen und

    virtuelle Teamzusammenarbeit geschult.

    Die Studierenden arbeiten über Foren

    und Chats und mittels digitaler Tools

    zusammen, lösen interaktive Grup-

    penaufgaben und bilden kleine Lern-

    gruppen. Dabei ist der Kurs neben den

    GGS-Studierenden auch für externe

    Teilnehmer mit Interesse an den Themen

    Personalmanagement, Digitalisierung

    und digitale Bildung geöffnet.

    ......................................................................................................

    25

  • 26

    Digitale Lehre gestalten

    Unsere Praxis hat gezeigt, der Einsatz digitaler Formate in der

    Lehre ist kein Selbstzweck. Nur mit einem schlüssigen didak-

    tischen Konzept können digitale Medien die Wissensvermitt-

    lung bereichern und die Kompetenzbildung steigern. Daraus

    ergeben sich folgende Empfehlungen:

    01

    02

    03

    04

    05

    06

    26

    Mit Hilfe von Lehrvideos, Videokonferenzen oder Livestreams können Unternehmenspartner in den

    virtuellen Seminarraum eingeladen werden, um wertvolle Einblicke in die Praxis zu geben und per Chat

    Fragen der Studierenden zu beantworten. Die Fähigkeit, mit digitalen Werkzeugen umzugehen, sollte

    durch ergänzende Tutorials oder Live-Veranstaltungen geschult werden, um Frust zu vermeiden und

    eine positive Lernerfahrung zu gewährleisten.

    Technische Schwierigkeiten und Unsicherheiten im Umgang mit digitalen Werkzeugen sind Teil der

    Lernerfahrung. Der MOOC bietet einen sicheren Ort zum Ausprobieren und Experimentieren.

    Die Rolle des Lehrenden verschiebt sich vom Wissensvermittler zum Lernbegleiter. Während die medial

    aufbereiteten Inhalte jederzeit zur Verfügung stehen, moderiert und steuert er – just in time – die Zusam-

    menarbeit in den Gruppen und unterstützt die individuellen Lernprozesse der Teilnehmenden.

    Während des Kurses sollte mit Hilfe von Learning Analytics der Lernfortschritt der Teilnehmenden sowie

    der Lerngruppen ermittelt werden, um eine zeitnahe und zielgerichtete Unterstützung bieten zu können.

    Ein aktives Community Management ist für eine gute Kursdynamik wesentlich, auch wenn es mit erheb-

    lichen personellen Ressourcen einhergeht.

    Formate wie der GGS-MOOC lassen sich effektiv in die Präsenzlehre integrieren. In sogenannten Blended

    Learning Szenarien bauen jeweils analoge und digitale Lerneinheiten aufeinander auf und werden

    auf diese Weise optimal miteinander verzahnt.

    digitales lernen kultivieren

    An vielen Hochschulen sind bereits Experimentierräume

    für neue, digitale Lehr- und Lernszenarien entstanden. Oft

    beschränken sich die Aktivitäten jedoch auf wenige Leucht-

    turmprojekte. Diese entstehen meist parallel zum regulären

    Lehrbetrieb und werden von ambitionierten Einzelpersonen

    vorangetrieben, leider allzu oft ohne nachhaltigen Erfolg. Um

    die Potentiale digitaler Lehre flächendeckend zu nutzen und

    die neuen Formate in die Studienprogramme zu integrieren,

    müssen übergreifende Strategie- und Veränderungsprozesse

    angestoßen werden. Die sinnvolle Nutzung von Technolo-

    gien in der Hochschulbildung ist nicht nur von vorhanden

    technischen Infrastrukturen und medial aufbereiteten Inhal-

    ten abhängig. Voraussetzung sind zentrale Entscheidungen

    auf strategischer Ebene. Medienlabore und Strukturen für

    unterstützendes Personal müssen aufgebaut, Weiterbildungs-

    programme für das Lehrpersonal entwickelt und durchgeführt

    sowie Anreizsysteme geschaffen werden. Nur dann entwi-

    ckeln sich Hochschulen von einer lehrenden zur lernenden

    Organisation. Digitales Lehren und Lernen will gelernt sein.

    Mehr zum GGS-MOOC unter: https://www.ggs.de/digihrm/

    ....................................................

    ....................................................

  • 27

    Projektmanagement für Rechtsdienstleister in der Digitalen Transformation

    Modul 2: Projektmanagement bei Transaktionen - Ablauf und Anwendungsfälle | 19.-20.10.2018

    Das Management von komplexen Rechtstransaktionen stellt eine große Herausforderung hinsichtlich Kon-zeption und Durchführung dar. Dabei gilt es, unterschiedliche Beteiligte und Informationen zu verknüpfen und effizient zu steuern. Um diese Aufgaben erfolgreich zu meistern, werden erfolgreiche Projektmanagement-Kon-zepte vorgestellt und deren Umsetzung auf das juristische Projekt- und Transaktionsmanagement anhand von Praxisbeispielen vermittelt.

    Dozenten: Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner, Professor für Management und Innovation, GGS Prof. Dr. Martin Schulz, Professor für deutsches und internationales Privat- und Unternehmensrecht, GGS Modul 3: Projektmanagement in der juristischen Wertschöpfungskette | 23.-24.11.2018

    Dieses Modul gibt einen Überblick über die Bestandteile des rechtlichen Risikomanagements in Unternehmen. Außerdem werden die Grundelemente eines effektiven Compliance-Management-Systems (CMS) vermittelt und die Projektschritte beim Aufbau eines CMS im Unternehmen vorgestellt. Im Kapitel „Internal Investigation“ lernen die Teilnehmer die Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung interner Durchsuchungen sowie das erforderliche Krisenmanagement im Rahmen behördlicher Untersuchungen kennen.

    Dozenten: Prof. Dr. Martin Schulz, Professor für deutsches und internationales Privat- und Unternehmensrecht, GGS Dr. Michael Holzhäuser, Rechtsanwalt, Partner der Kanzlei Ashurst, Frankfurt am Main

    Leadership Masterclass

    Digital Marketing Bootcamp für Führungskräfte | 22.-23.11.2018

    Digitales Marketing für Führungskräfte bedeutet, aktuelle Trends und Innovationen in der technologischen Ent-wicklung für das Digitale Marketing frühzeitig zu erkennen und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Aber auch die Arbeitswelt und deren Prozesse unterliegen einem Kulturwandel. Mitarbeiter erwarten Kommunikation und Mo-tivation. Das Bootcamp unterscheidet sich deshalb von klassischen Seminaren oder Workshops und nutzt agile Elemente wie das Arbeiten mit Business Model Canvas, World Caffee, Fishbowl, Sketch Notes und Mock-Ups.

    Dozent: Norbert Barnikel, Experte für Digital Marketing Transformation

    Das Seminarangebot der Executive Education ist vielseitig und reicht von individuell konzipierten Inhouse-Schulungen für Unternehmen über offene Seminare und Zertifi-katslehrgänge bis hin zu langfristigen Projekten des berufsbegleitenden Lernens.

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  • 28

    uch den Marketing Abteilungen sitzt

    seit geraumer Zeit das Gespenst

    Digitalisierung im Nacken. Unsere Welt

    wird rasanter und tiefer denn je tech-

    nologisiert. Der Lifestyle, das Kauf- und

    Nutzungsverhalten der Kunden adaptiert

    dies. Sie verlangen immer mehr – aktiv

    wie passiv – nach digitalisierten Pro-

    zessen und Services. Darum werden

    Arbeitsgruppen gegründet, neue Stellen

    und Verantwortlichkeiten geschaffen

    und Mottos wie „Digital first“ ausgege-

    ben. Trotzdem gelingt es den meisten

    tradierten Unternehmen noch nicht über

    mehr oder weniger gelungene Einzelpro-

    jekte hinaus zu kommen. Es fehlen we-

    sentliche Dynamiken in Strategie, Investi-

    tion und vor allem bleiben viele Prozesse,

    insbesondere im Marketing, tradiert und

    nicht mehr zeitgemäß. Woran liegt das

    und was sollten wir dagegen tun?

    In vielen Marketing-Abteilungen aber

    auch in Agenturen arbeitet man häufig

    noch im finsteren Mittelalter des Digital-

    Marketings. Das erlebe ich in meinen

    über 200 Seminartagen pro Jahr und in

    der Beratung nahezu täglich. Das Tages-

    geschäft hat vorrangigen Stellenwert

    – weit vor Veränderung, Innovation und

    kontinuierlicher Weiterentwicklung. Dabei

    ist das Tagesgeschäft häufig fern vom

    aktuellen Kundenbedarf und beschäftigt

    sich mit Interna, Prozessen und Inhalten,

    die irgendwann festgelegt wurden, aber

    längst überholt sind. Man hört und liest

    Digital Marketing in der Transformation: Agilität und Dynamik sind gefordert.

    zwar von datengetriebenem, automati-

    siertem Arbeiten, Chat-Bots, künstlicher

    Intelligenz und Algorithmen. Es bleibt

    aber nach theoretischen oder halbher-

    zigen Versuchen am Ende doch beim

    Stillstand. Ein exzellentes Beispiel dafür

    ist die DSGVO, die bekanntlich verpflich-

    tend ist und zwei Jahre Vorlaufzeit hatte.

    Kurz vor der Einführung wurden wir dann

    „überrascht“ und die Panik zog in die

    Marketing-Abteilungen ein. Sorry Marke-

    ters. Aber das ist typisch. Hört auf, die

    Getriebenen zu sein und fangt stattdes-

    sen an zu treiben.

    Deshalb möchte ich in diesem Artikel auf

    wichtige Säulen des Digital Marketings

    eingehen, die sich dringend ändern oder

    verbessern müssen, und für die I H R

    anfangen solltet zu kämpfen – am besten

    gestern. Dabei handelt es sich um Kun-

    dennutzen – Technologie – Plattformen

    – Arbeitsweisen.

    Den Einsatz von Marketingtechnologien

    verbindet man zuerst mit dem Wunsch

    nach Performance-Orientierung. Man

    trifft Entscheidungen anhand der KPIs,

    die auf aktuellen Zahlen, Daten und

    Fakten beruhen. Die kontinuierliche An-

    passung der Kanäle und Inhalte sind hier

    der Weg zum Erfolg. Zum anderen steht

    Marketing-Automation, also halb- oder

    vollautomatisiertes Abarbeiten definierter

    Prozesse im Fokus der Marketer. Idealer-

    weise in Echtzeit.

    Beides bedeutet Aufwand und Investiti-

    onen für Unternehmen. Die Umstellung

    fällt nicht leicht. Zumal für beide Einsatz-

    gebiete mittlere bis große, aber valide

    Datenmengen benötigt werden. So

    argumentieren „analoge“ Unternehmen

    meist auf eine der beiden Arten.

    „Wir haben zu viele Daten, das können

    wir nicht handeln“ – das passiert, zum

    Beispiel wenn jahrelanger Investitions-

    stau in moderne Technologien, massive

    Datensilos fabriziert hat.

    Oder das Gegenteil: „Wir haben zu

    wenig Daten, dadurch bekommen wir

    nicht ausreichend Daten“ – das passiert

    durch mangelnde Weitsicht und Investi-

    tionsstau, Reichweitengenerierung und

    insbesondere Markenbildung. Und genau

    hier trifft der Lösungsansatz. Wir müssen

    uns mit Technologie künftig wesentlich

    schneller auseinandersetzen, offene

    Möglichkeiten finden, die zu uns passen,

    und vor allem Investitionsstau vermeiden.

    Weniger als die Hälfte aller Unternehmen

    hat sich bisher mit e-commerce, Platt-

    formökonomie und modernen Vertriebs-

    methoden beschäftigt. Sie setzen weiter-

    hin auf: „Gute Produkte und Lösungen

    findet der Kunde schon von selbst“ oder:

    „Wir haben Vertriebspartner, wir können

    doch nicht …“. Das sind gefährliche

    Werte in einer digitalen Welt, die nichts

    dergleichen verzeiht.

    A

    von Norbert Barnikel

  • 29

    Digital Marketing in der Transformation: Agilität und Dynamik sind gefordert.

    MARKETING AUTOMATION – Soft-

    ware für regelbasierte, immer häufiger

    mit künstlicher Intelligenz versehene

    Kampagnenprozesse, die den Nutzer

    profilieren und ihm individualisierte und

    hoch personalisierte Informationen und

    Produkte auf seinen Devices und je nach

    Ausbaustufe, Omni-Channel ausspielen.

    > Warum brauche ich das?

    Weil die Individualisierung von komple-

    xen Datenmengen nur mit Automati-

    sierung gelingt. Außerdem entscheiden

    Kunden eigenständig, wann, wo und

    welche Informationen und Angebote

    sie erhalten möchten. Mittelgroße und

    große Adressdatenbanken können

    unmöglich manuell gepflegt werden.

    Mit Marketing Automatic qualifiziert sich

    der Kunde durch seine Interaktion mit

    uns selbst. Wir können mittels Scoring

    und Bewertung der jeweiligen Kunden-

    Aktionen feststellen, wohin die Reise in

    der Beziehung geht.

    Eintönige, sich wiederholende Tätig-

    keiten werden dadurch im Marketing

    reduziert, fallen im Idealfall weg und

    schaffen endlich Freiraum für die ele-

    mentare Aufgabe, die das Marketing

    leider zu oft hintanstellen muss: Den

    Kundennutzen.

    > Ist es schon perfekt im Einsatz?

    Marketing Automation und seine Funk-

    tionen sehe ich, insbesondere wegen

    des künftig hohen Einsatzgrades der

    künstlichen Intelligenz, als eine Brücken-

    technologie. Allerdings eine mit hohem

    Reifegrad. Insbesondere marktführende

    Lösungen lassen kaum Wünsche offen.

    Lediglich die Usability der Administrati-

    onsbereiche ist oftmals extrem komplex

    und gewöhnungsbedürftig.

    PLATTFORM ÖKONOMIE - Google,

    Facebook, Amazon und andere wesent-

    liche Plattformen des zweiten und dritten

    digitalen Zeitalters arbeiten verstärkt

    am „vendor log-in“. Das bedeutet, dass

    wir uns immer mehr auf die großen

    Plattformen verlassen müssen, weil sich

    dort, und nur dort, die Menschen auf-

    halten. Google setzt verstärkt Services

    wie Cards, Snippets oder Accelerated

    Mobile Pages in der Suchmaschine ein,

    die Klicks zur Website weitestgehend

    obsolet machen. Mit den von künstlicher

    Intelligenz gesteuerten Instrumenten

    Google Ads, Google Marketing Plat-

    Technologien und Methoden

    für erfolgreiches Digital-

    Marketing

    Digitalisierung in deutschen Unternehmen

    Pioniere, Wegbereiter und

    Ressourcen und Kompetenzen

    Modus Vivendi, Digitale Denker,Hohe Unternehmensdurchdringung

    Verständnis fürRelevanz & Priorität

    Verweigerung und Ablehnung

    51%

    12%

    37%

    AVANT GARDE

    KOMPETENT

    DINOSAURIER

    ExcELLENcE

    AKZEPTANZ

    Hohe Software- und Implementierungs-

    kosten schrecken den Mittelstand ab.

    Leider wird dadurch der Investitionsstau

    und die Schere zu den digitalen Unter-

    nehmen immer größer. Insbesondere

    Entscheider, die keine Digital Natives

    sind oder in einem Umfeld der Digitalen

    Avantgarde oder Excellence denken und

    handeln, müssen deshalb dringend an

    ihrem Skill- und Mind-Set feilen.

    Disruption und Innovation kommen meist

    von außen, weil uns intern die Kapa-

    zitäten, der Mut und der tatsächliche

    Wille zum Change fehlen. Das sollten wir

    ändern.

  • 30

    form und Google Ad Manager setzt das

    Unternehmen den Werbemarkt erneut

    unter Druck. Ähnliches versuchen Fa-

    cebook und Co. mit ihren Messengern

    und entsprechenden Formaten wie in

    Plattform-landing-pages. Amazon ist

    der Shopping-Suchkanal Nummer 1

    geworden und erweitert täglich sein

    Sortiment und seine Service-Bandbreite,

    insbesondere mit Alexa. Die Gesetz-

    mäßigkeiten der Plattformökonomie

    basieren auf Verdrängung und Monopoli-

    sierung. Das setzt langsame, konservativ

    agierende Unternehmen über kurz oder

    lang Schachmatt.

    > Warum brauche ich das?

    Reichweite und Kunden, die sich gezielt

    informieren oder kaufen, gewinnt man

    kaum noch auf anderem Weg als durch

    Cross-Plattform Präsenz. Aber Achtung!

    Aus meiner Sicht kann man nirgends

    so schnell Geld im Marketing verbren-

    nen wie hier. Halten sie Ihre Customer-

    Journey also immer präsent, messen Sie

    diese permanent und entscheiden Sie

    danach, wo sie am meisten Erfolg für Ihr

    Budget haben.

    Jede Plattform hat Stärken und Re-

    geln, die uns nützen. Eignen Sie sich

    fundiertes Fachwissen an, nutzen Sie

    die klaren Vorteile der Plattformen.

    Adaptieren Sie deren Stärken für Ihre

    eigene Strategie und Kanäle. Und im

    Idealfall nutzen Sie deren Schwachstel-

    len für sich. Lange schon plädiere ich

    dafür, dass sich deutsche Unternehmen

    zusammenschließen, eigene Plattformen

    gründen und den internationalen Playern

    Konkurrenz machen. Dabei gilt es keine

    Klone zu erstellen, sondern einmalige

    neue Plattformen zu entwickeln.

    > Ist es schon perfekt im Einsatz?

    Etwa 15 Prozent der Unternehmen

    verstehen bereits die Notwendigkeit,

    konzentrieren sich aber wieder einmal

    der Einfachheit halber auf one-size-fits-

    all-Strategien. Und das funktioniert eben

    nicht für die digitalen Kunden. Indivi-

    dualität auf den Plattformen und der

    Fokus auf „Stars“ und „Cash Cows“,

    anstatt Masse, erfordern Investitionen

    und Umdenken.

    POST-WEB – Keine andere Technologie

    hat bisher so schnell den Modus Vivendi

    erreicht wie digitale Assistenten und

    ChatBots mit Sprachein und -ausgabe.

    Augmented und Virtual Reality haben

    in Nischen ebenfalls ihre Anwendung

    gefunden, warten aber noch auf den

    großen Technologie-Sprung, um ganz

    nach oben zu kommen. Typische Marke-

    ters leben aber immer noch im WWW-

    SocMed-geschriebenes-Wort-Zeitalter.

    Vielleicht ist das ein Grund warum ich

    diesen Artikel noch tippe, anstatt ihn auf

    Podcast, Video oder anderen Medien

    zu veröffentlichen. Die Website „ist