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Lexikologische Semantik Inhalt 1. Semantische Relationen 1.1 Interne semantische Relationen 1.1.1 Polysemie 1.1.2 Kontextuelle Varianz 1.1.3 Homonymie 1.2 Externe semantische Relationen 1.2.1 Synonymie 1.2.2 Antonymie 1.2.3 Hyponymie, Hyperonymie und Meronymie

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Lexikologische SemantikInhalt

1. Semantische Relationen

1.1 Interne semantische Relationen1.1.1 Polysemie1.1.2 Kontextuelle Varianz1.1.3 Homonymie

1.2 Externe semantische Relationen1.2.1 Synonymie1.2.2 Antonymie1.2.3 Hyponymie, Hyperonymie und Meronymie

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1.1 Interne semantische Relationen

Interne semantische Relationen bestehen zwischen den verschiedenen Bedeutungen einer Lexie.

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1.1.1 Polysemie

„Summe der verschiedenen Bedeutungen“ bzw. „der verschiedenen Sememe einer Lexie“.

Man spricht auch von der Ambiguität, der Mehrdeutigkeit sprachlicher Zeichen.

Interdependenz zwischen Polysemie und Frequenz.

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1.1.2 Kontextuelle Varianz

Jede Lexie bietet über die verschiedenen lexikalisierten Bedeutungen eines polysemen Zeichens (langue-Ebene) hinaus noch aktualisierte Verwendungsweisen desselben Semems.

Die Entscheidung, ob es sich im Einzelfall um eine lexikalisierte Bedeutung, d.h. eine Bedeutung mit einem festen Platz im Wortschatz der jeweiligen Sprache, oder nur um eine Aktualisierung, d.h. um eine spezielle Verwendungsweise der jeweiligen lexikalischen Einheit in einem bestimmten Kontext, handelt ist oft nicht einfach.

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Beispiel:

1. La pelle del pesce è coperta di squame.

2. Sua moglie ha una pelle bellissima.

3. Ieri ho comprato una borsa di pelle.

4. La pelle della carota è piena di vitamine.

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1.1.3 Homonymie

Während wir die Polysemie als ein Zeichen mit mehreren Sememen und die kontextuelle Variante als eine bestimmte Verwendungsweise eines Semems verstehen, handelt es sich bei der Homonymie um zwei oder mehrere Zeichen, die zufälligerweise ein formidentisches signifiant haben.

Varianten von Homonymen im engeren Sinne sind die reinen Homographe (Lexien, die gleich geschrieben, aber nicht gleich ausgesprochen werden) und die reinen Homophone (Lexien, die gleich ausgesprochen, aber nicht gleich geschrieben werden).

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Beispiel:

pesca /'peska/

--> ,Fischfang'

pesca /'pska/

--> ,Pfirsich'

anno /'anno/

--> ,Jahr'

hanno /'anno/

-->,(sie) haben'

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Hinsichtlich der Homonymie, bei denen sowohl Graphie wie Aussprache identisch sind, kommt das Problem auf, nach welchen Kriterien man eigentlich unterscheidet, ob es sich um ein einziges Zeichen mit mehreren Bedeutungen oder um zwei Zeichen, die zufälligerweise eine identische Ausdrucksseite haben.

3 Kriterien zur Unterscheidung von Polysemie und Homonymie:

a) identische/unterschiedliche Etymologieb) semantische Nähe/Distanzc) morphologische/grammatische Gleichheit/Verschiedenheit

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Beispiele:

Zu a.

unterschiedliche Etymologie: Homonyme

Bsp. lama¹= Klinge - (Entlehnung aus frz. lame)

lama²= Lama (Tier) – Aus dem sp. llama

lama³= Lama (buddhistischer Priester)

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Zu b. Polysemie

Semantische Nähe: Verschiedene Lesarten einer Lexie

berühren sich inhaltlich / semantische Ähnlichkeit

piede Gemeinsames Sem piede

stehen

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zu c :

Aspekte der Wortarten: unterschiedlich

parere (Verb)= scheinen

parere (Substantiv) = Meinung Homonyme

fatto (Partizip Perfekt) = gemacht

fatto ( Substantiv) = Faktum

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Aber semantische Nähe bei grammatischer Verschiedenheit:

male (Adjektiv)=schlecht Homonyme

male (Substantiv)= das Übel

Semantische Distanz:

fine (Adjektiv) =fein Homonyme

fine (Substantiv m.)= Zweck

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Genusverschiedenheit: (für die ital. Lexikographie unbedeutend)

il fine: Zweck Polysemie

la fine: Schluss, Ende

ABER:

il pianeta: Planet Homonymie

la pianeta: liturgisches Gewand

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1.2 Externe semantische Relationen

Die externen semantischen Relationen bestehen zwischen den Inhaltsseiten verschiedener Lexien.

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1.2.1 Synonymie

Darunter versteht man die Bedeutungsgleichtheit von zwei oder mehreren sprachlichen Ausdrücken.

Die Bedeutungsbeziehungen, d.h. die Beziehungen zwischen den signifiés der Lexien, sind paradigmatische Beziehungen, sie bestehen also auf der Satzebene und charakterisieren sich durch Austauschbarkeit an derselben syntaktischen Position.

Bsp.:

Ho pietà di un mio parente perché è stato lasciato da sua moglie.

Ho compassione di un mio cugino perché è stato lasciato dalla sua donna.

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Linguistische Synonymenmodelle

Stephen Ullmann unterscheidet zwischen:

1. reinen Synonymen, die in Denotation und Konnotation identisch sind und daher gegeneinander ausgetauscht werden können.

2. Pseudosynonymen

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John Lyons unterscheidet einerseits zwischen totaler und nicht-totaler Synonymie und andererseits zwischen reiner und nicht-reiner Synonymie.

→ Totale Synonymie ist dann gegeben, wenn zwei Synonyme in allen Kontexten austauschbar sind, ohne dass sich der Wahrheitswert verändert

und unabhängig davon, ob reine Synonymie vorliegt;

-->reine Synonymie dagegen setzt die Äquivalenz von kognitivem und emotivem Sinn voraus, ebenfalls unabhängig davon, ob totale Synonymie

gegeben ist.

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Zunächst müssen wir zwischen zwei Typen von vollständiger Synonymie unterscheiden:→ Der erste, äußerst seltene Fall wäre die Übereinstimmung zwischen zwei kompletten Lexien in allen ihren Einzelbedeutungen. → Diese Erscheinung gibt es jedoch wohl nur im wissenschaftlichen Bereich und dann auch nur bei Monosemen → z.B. sedativo – tranquillante; beide: ,Beruhigungsmittel'.

→ Der zweite, realistischere, aber immer noch seltene Fall ist die Übereinstimmung nur jeweils einer Bedeutung – sowohl auf denotativer, konnotativer und distributionaler Ebene. → z.B. viso – faccia ,faccia'.

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Weiterhin ist zwischen verschiedenen Typen partieller Synonymie zu unterscheiden:→ Die erste Art wird durch die Plesionyme realisiert: Es handelt sich dabei um jenen Typ von Synonymen mit leichten Abweichungen auf der denotativen Ebene (vecchio – anziano – antico). Die denotativen Abweichungen dürfen jedoch nicht sehr groß sein.

→ Der zweite Typ wird propositionale Synonymie genannt: Auf der denotativen Ebene sind diese Synonyme gleich, aber sie unterscheiden sich entweder durch unterschiedliche Konnotationen wie z.B. gatto ,Katze' – micio ,Katze', oder aber sie weisen distributionelle Unterschiede auf (d.h. sie sind in einer bestimmten Kollokation austauschbar, in einer anderen dagegen nicht (girare – voltare).

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Synonymie im Italienischen

Im Italienischen nehmen die Geosynonyme einer herausragende Stellung ein.

→ Bsp.: asino/ciuccio (Z:merid.) ,Esel'; avere/tenere (Z:merid.) ,haben'; tabaccaio/tabacchino (Z:sett.,merid.) ,Tabakwarenhändler'.

Weitere Typen propositionaler Synonyme sind solche, die sich durch diastratische oder diaphasische Konnotationen unterscheiden:

→ incinta/pregnante (Z:lett.) ,schwanger'; madre/mamma (Z:fam.) ,Mutter'.

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Konzept STERBEN

Bsp.:

→ andarsene (Z:lett.), trappassare (Z:lett.)

Auf einer niederen Stilebene:

→ crepare

Bildhafte Umschreibung mit dem Verb andare:

→ andare all'altro mondo, andare al Creatore

Ein weiteres Verb wäre lasciare:

→ lasciare il mondo, lasciarci la vita

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Synonymie in der Lexikographie

Im einsprachigen Wörterbuch werden Synonyme häufig als Bedeutungsangaben eingesetzt.

Daneben werden in einsprachigen Definitionswörterbüchern oft am Ende der Darstellung einer Bedeutung die entsprechenden Synonyme aufgelistet, wobei diese Aufzählung einerseits die Funktion einer weiteren Erhellung der Bedeutung innehat, andererseits aber auch Möglichkeiten der stilistischen Varianz bei der Erstellung von Texten bieten soll.

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Kumulatives Synonymenwörterbuch

Die kumulative Synonymik ist ein Wortwahlwörterbuch. Ihre einzige Funktion ist die der Textproduktionshilfe. Da die kumulative Synonymik den Unterschied zwischen den Synonymen nicht beschreibt, lässt sich in ihr der Wortgebrauch nicht lernen. Das Wörterbuch setzt die Gebrauchskompetenz der Wörter voraus.

Bsp.: Stoppelli 2001:

vàsto agg. Sin. Ampio, esteso, grande, enorme, immenso; spazioso, largo Contr.

→ Lediglich das Semikolon hat die Funktion einer semantischen Sortierung; insbesondere für den nicht-muttersprachlichen Leser ist die Interpretation dieser Unterteilung ohne Erläuterung jedoch nicht klar.

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Distinktives Synonymenwörterbuch

Bsp.: Cesana 1988:

Hier werden die denotativen Unterschiede dagegen erklärt:

Vasto

Ampio, capace, esteso, grande, immenso, spazioso

Vasto si dice di qualcosa molto grande considerato nella sua superficie, nella sua estensione anche in senso figurato: vasta pianura, vasta piazza, [...]. Ampio si riferisce meglio alla capacità, al volume: ampio salone, abito ampio, ampio cielo, [...]. Esteso è affine a vasto: una città estesa, un prato esteso. [...]

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1.2.2 Antonymie

Antonymie wird in einem allgemeinen Sinne als , Gegensatzrelation' verstanden.

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass von einigen Autoren Antonymie ausschließlich in einem engeren Sinne, nämlich in der Bedeutung der konträren Antonymie, verstanden wird.

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Linguistische Antonymenmodelle

3 Typen der Antonymie zu unterscheiden:

1) Konträren Antonymie.

Diese sind graduierbar, d.h. man kann sie abstufen und sie können Gegenstand eines Vergleichs sein.

→ Sie entsprechen dem logischen Prinzip des tertium datur, d.h. es gibt etwas Drittes zwischen den beiden Polen. Aus diesen Eigenschaften folgt ein bestimmtes Verhalten in Bezug auf Affirmation und Negation: Die Negation des einen impliziert nicht notwendigerweise die Affirmation des anderen:

Il caffè non è caldo impliziert nicht notwendigerweise Il caffè è freddo.

→ Il caffè può essere di una temperatura intermedia e dunque né caldo né freddo.

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2) komplementären Antonymie.

Diese beinhalten einen kontradiktorischen Gegensatz, d.h. sie sind nicht graduierbar und entsprechen dem logischen Prinzip des tertium non datur. Es gibt kein Drittes zwischen den beiden Polen. In Bezug auf Affirmation und Negation zeigen sie ein charakteristisches Verhalten insofern, als die Negation des einen Gliedes des Komplementärpaares die Affirmation des anderen impliziert und umgekehrt

→ z.B. vivo/morto: Il nonno non è morto impliziert notwendigerweise Il nonno è vivo.

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3) Konversion, manchmal auch Inversion genannt.

Zwei Lexien stehen dann in einem konversen Gegensatz, wenn durch sie ein und dieselbe Beziehung von zwei verscheidenen Bezugspunkten her bezeichnet wird. Blank definiert die Relation der Konversion als „spiegelbildliche Aufeinanderbezogenheit der beiden Elemente: der Gegensatz entsteht durch einen Wechsel der Perspektive.“ Die Konversion findet sich insbesondere bei Substantiven → z.B. marito/moglie:Giovanni è il marito di Angela impliziert notwendigerweise: Angela è la moglie di Giovanni. und bei Verben → z.B. vendere/comprare: Sandro ha venduto la macchina a Rosa → Rosa ha comprato la macchina da Sandro.

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Cruse geht davon aus, dass auch die Antonyme keine fest abgegrenzte Kategorie darstellen, sondern dass es gute (und schlechtere) Exemplare für Gegensatzpaare gibt:

→ gute Exemplare sind: buono/cattivo; grande/piccolo

→ schlechte Exemplare: madre/padre; città/campagna

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Ein weiterer Aspekt, der bei der Typisierung der Antonyme Berücksichtigung finden kann, ist der morphologische:

→ Dings unterscheidet dabei zwischen: antonimi grammaticali und antonimi lessicali:„Il primo gruppo è costituito dalle coppie antonimiche in cui c'è un legame morfologico tra i due membri.“

→ Damit meint Dings zunächst solche Antonymenpaare, von denen sich die eine Lexie nur durch ein Präfix von der anderen unterscheidet; das Basislexem ist bei beiden identisch.

→ Bsp.: scontento/contento; infedele/fedele.

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Antonyme im Italienischen

konträre Antonyme: grande/piccolo; giovane/vecchio; bello/brutto

komplementäre oder kontradiktorische Antonyme: maschile/femminile; presente/assente

morpholexikalische Antonyme: possibile/impossibile; utile/inutile

Für die semantische Beziehung der Konversion könnte man folgende Paare hinzufügen: padre/figlio; dare/ricevere

direktionale Opposition: salire/scendere; entrare/uscire

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Antonymie in der Lexikographie

In den einsprachigen, allgemeinen Definitionswörterbüchern wird auch die Antonymie gelegentlich – allerdings viel seltener als die Synonymie – als Bedeutungsangabe eingesetzt.

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1.2.3 Hyponymie, Hyperonymie und Meronymie

Hyperonymie: Die Beziehung eines Oberbegriffs zu seinem Unterbegriff.

Das Hyperonym kann je nach Blickwinkel auch als Archilexem bezeichnet werden. Hyperonymie-Relationen finden sich vor allem bei Substantiven.

→ Bsp.: ape, vespa, mosca und zanzara sind Hyponyme zum Hyperonym insetto.

→ violino, tromba, sassofono, chitarra stehen in einer Hyponymie-Relation zu strumento;

→ strumento steht dagegen zu den aufgezählten Bezeichnungen für Musikinstrumente in einer Hyperonymie-Relation.

→ Violino, tromba, etc. sind darüber hinaus untereinander Kohyponyme.

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Das Hyperonym verfügt außerdem über eine größere Extension als das Hyponym:→ Bsp.: si può chiamare fiore tutto ciò che chiama rosa, ma inoltre si può chiamare fiore altre ,cose' (altri referenti) che non si può chiamare rosa.

Das Hyponym weist dagegen eine größere Intesion auf:

[…] il significato dell'iponimo contiene più ,proprietà' […] rispetto a quello del sovraordinato, cioè contiene tutte le proprietà che contiene quello, più altre sue proprie. Il dire rosa implica il dire tutte le proprietà del fiore, più altre proprietà.

(Berruto 1976a,64)

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Hyponymie-Beziehungen haben darüber hinaus trasitiven Charakter:→ Transitiv bezieht sich hier auf die transitive Relation, ein Begriff aus der Logik. „Wenn x Bruder von y ist und y Bruder von z, dann ist x Bruder von z.Bsp.: alano ,Dogge' ist Hyponym von cane, was Hyponym von mammifero ist. Mammifero ist Hyponym animale.→ Folglich ist alano auch jeweils Hyponym von cane, mammifero und animale.

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Meronymie

Die letzte semantische Relation ist die Meronymie, d.h. die Beziehung zwischen den Bezeichnungen für Teile (eines bestimmten Ganzen) und der Bezeichnung für das dazugehörige ganze.

→ so sind violino, tromba, sassofono etc. zwar Hyponyme des Hyperonyms strumento aber Meronyme von orchestra.

- Blank ist der Meinung, dass es bei der Meronymie um enzyklopädische oder Sachfeldbeziehungen geht. Im Unterschied zu den anderen Relationen gibt es hier keine Semembeziehungen, nicht die signifiés, sondern lediglich die Konzepte stehen in Beziehung zueinander.