Lexikon Der Geschichte

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Lexikon der Geschichte

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  • Lexikon der Geschichte

  • Lexikonder Geschichte

    Voltmedia

  • ISBN 3-938478-32-2

    2005 Voltmedia GmbH, Paderborn

    Das Werk einschlielich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung auerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulssig und strafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Gesamtherstellung: GGPMedia GmbH, PneckRedaktionsleitung: Kay Szantyr

    Einbandgestaltung: Oliver Wirth, BonnSatz und Layout: Wissen digital GmbH, Mnchen

  • Vorwort

    Der schnste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen, ist die Geschichte. (Jean Paul, 1763-1825)

    Die Geschichte der Welt und der Vlker in ihr ist tatschlich ein unterhaltsamer und farbiger Roman doch wie jeder Roman besitzt auch die Weltgeschichte zahlreiche Interpretationsvarianten, von denen keine als die einzig wahre erkannt werden kann. Aus diesem Grund existieren sie weiterhin alle nebeneinander: die historische Auslegung, die in jedem Ereignis einen nie wiederkehrenden Einzel-fall sieht; die soziologische Deutung, die sich um die Erkenntnis von Mustern und Strukturen in der Geschichte bemht, auf deren Basis Prognosen mglich werden; oder auch die anthropozentrische Interpretation, die groen geschicht-lichen Wandel an der Existenz auergewhnlicher Politiker, Heerfhrer oder De-magogen festmacht.Die Basis aller Deutungsvarianten aber sind unverrckbare Fakten und Daten, die durch jahrhundertelange historische Forschung verifiziert werden konnten. Ihre Quellen reichen von vorzeitlichen Versteinerungen und Spuren, die auf Vlkerwanderungen hindeuten, bis zu den akribischen, wenngleich nicht immer historisch korrekten Geschichtsschreibungen der alten Griechen und Rmer. Sy-stematische Geschichtsschreibung wurde erst in jngerer Zeit betrieben. Aber auch in den letzten Jahrhunderten verzerrten oft ideologische Ziele und religise Ansichten die Darstellungen. Nur mit Mhe konnte die historische Wissenschaft Wahrheit und Legenden trennen und eine (weitgehend) objektive Geschichte der Menschheit niederschreiben.Aufgrund des enormen Wissens, das sich inzwischen erschlossen hat, wird aber auch der berblick zunehmend erschwert. Kein Mensch ist mehr in der Lage, die Unmenge an Fakten zu kennen, die heute Geschichte sind. Gleichzeitig aber ist das Wissen um die Geschichte zentral, will man die Welt in ihrer heutigen Form verstehen denn das Heute ist lediglich das Ergebnis des Gestern.Das vorliegende Lexikon gewhrt in prgnanter Krze einen Zugang zu den einzelnen Personen und Ereignissen der Weltgeschichte und damit zu den Hin-tergrnden der Gegenwart. Denn, wie schon Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) feststellte:

    Die Geschichte soll nicht das Gedchtnis beschweren, sondern den Verstand erleuchten.

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  • Aufbau und Abkrzungen des Lexikons der Geschichte

    Die einzelnen Artikel sind in alphabetischer Ordnung aufgefhrt. Dabei wurde jeweils die in Deutschland bliche Schreibweise bercksichtigt (d. h. Csar statt des im Lateinischen ursprnglich geschriebenen Caesar); existie-ren mehrere gngige Versionen, wurde die blichste gewhlt, whrend die anderen Varianten mit einem Blankverweis gelistet werden (z. B. Kapetinger, Capetinger).Die Geburts- und Sterbedaten von Herrschern werden ohne Klammern, die Daten ihrer Herrschaft mit Klammern genannt.Neben den im Deutschen blichen Abkrzungen, darunter der Adjektiv-endungen auf -isch (.) bzw. -lich (l.) wurden folgende verwendet:

    Abk.= Abkrzungahdt. = althochdeutschallg. = allgemeinamerik. = amerikanischA. T. = Altes Testamentbes. = besondersBez. = Bezeichnungbez. = bezeichnetchin. = chinesischchristl. = christlichd. . = der ltereDep. = Departementd. Gr. = der Groed. J. = der Jngeredt. = deutscheigtl. = eigentlicheurop. = europischev. = evangelischfrz. = franzsischgeb. = geborengegr. = gegrndetgen. = genanntgeogr. = geografischgest. = gestorbenhebr. = hebrischhl. = heilighrsg. = herausgegebeninsbes. = insbesondereinsges. = insgesamtinternat. = international

    ital. = italienischjap. = japanischJh. = JahrhundertJt. = Jahrtausendkath. = katholischlat. = lateinischMA = Mittelaltermhdt. = mittelhochdeutschMio. = MillionenMrd. = MilliardenN = Nordennat.-soz. = nationalsozialistischndt. = neudeutschniederl. = niederlndischN. T. = Neues TestamentO = Ostensterr. = sterreichischportug. = portugiesischProf. = ProfessorS = Sdensog. = so genannteurspr. = ursprnglichvgl. = vergleicheW = Westenwirtsch. = wirtschaftlichwiss. = wissenschaftlichzus. = zusammenzw. = zwischenz. Z. = zur Zeit

  • AZ

  • 9Aachen (lat. Aquae grani, mit-tellat. Aquisgranum; Grannus vermutlich keltischer Gott), Stadt in Nordrhein-Westfalen,

    im 1. Jh. n. Chr. von den Rmern wegen seiner Thermen (heie Quellen, Heilbder) aufgesucht, seit Pippin (75178) Knigs-hof; seit 794 fast stndige Residenz Karls d. Gr., der vor der Pfalz das aus Ravenna herbeigeschaffte eherne Reiterstandbild Theoderichs d. Gr. aufstellen lie; Mittel-punkt der Karolingischen Renaissance, Hofakademie von Dichtern und Gelehrten; 812 Vertrag von A.: Ostrom anerkannte die Kaiserwrde Karls d. Gr.; 8131531 Krnungsort fr 37 dt. Knige: Sttte von 17 Reichstagen und 11 Synoden; unter den Staufern Reichsstadt (Aachener Reich); 15 durch Brand teilweise zerstrt, 1793 von den frz. Revolutionstruppen besetzt. Durch den Frieden von Luneville gehrte A. 18011813 zu Frankreich als Haupt-stadt des Departments Roer; 1815 an Preu-en, im 2. Weltkrieg 1944 hei umkmpft, zur Hlfte zerstrt, am 21. 10. 1944 von alliierten Truppen besetzt. 18021821 (durch Napoleon) und ab 1930 Bischofs-sitz. Jhrliche Verleihung des A.er Karls-preises fr besondere Verdienste um die europ. Einigung.Aachener Friede, beendete 18 den Devolutionskrieg Ludwigs XIV., der A. F. von 1748 den sterr. Erbfolgekrieg.Aachener Kongress, 1818. Frankreich er-reichte hier von den brigen Gromchten (Preuen, sterreich, Russland und Eng-land) den Rckzug der Besatzungstruppen von frz. Boden sowie eine Herabsetzung franzsischen Kriegsentschdigung von 700 auf 25 Mio.Aachener Mnster, Kern des Baus die im byzantininischen Stil gehaltene Pfalz-kapelle Karls d. Gr., 804 von Meister Odo von Metz (?) vollendet, von Papst Leo III. 805 geweiht, gotischer Chor aus dem 14. Jh., spter Anbau weiterer Kapel-len. Marmorner Kaiserstuhl aus der Zeit

    Karls d. Gr., kostbarer Mnsterschatz, be-rhmter Karlsschrein, in den 1215 die ur-sprngl. in antikem Sarkophag beigesetz-ten Gebeine Karls umgebettet wurden.Aargau, Kanton der Schweiz, in der R-merzeit bekannt durch das Legionslager Vindonissa (bei Windfisch) und die Ther-men Aquae Helveticae (Baden); im MA Stammland der Grafen von Habsburg, 1415 bis 1418 von den Eidgenossen er-obert, von Kaiser Friedrich III. vorberge-hend zurckgewonnen, 1474 fr Habs-burg endgltig verloren. 1798 (Einfall der frz. Revolutionsarmee) Kanton der Helve-tischen Republik. 1803 vereinigt mit dem Kanton Baden zum Kanton Aargau mit Aarau als Hauptstadt.Ablard, Peter (Pierre Abelard, Petrus Abaelardus), Scholastiker, 10791142; spielte eine Mittlerrolle im Universali-enstreit. Von seiner tragischen Liebe zu He-loise zeugt ein Briefwechsel, der vermut-lich erst spter von A. erdichtet wurde.Abbasiden, islamische Kalifendynastie 7491258; von Abbas, dem Oheim Mo-hammeds abstammend, strzten im Bunde mit der pers. Opposition die Omaija-den: Abul Abbas, der Blutvergieer (750754), besiegte 750 am Zab den Ka-lifen Merwan II. und bestieg nach der Ausrottung des Geschlechtes der Omaija-den (nur Abd Ar Rahman konnte nach Spanien entkommen) den Thron. Der Sieg der A. bedeutete das Zurckdrngen, nicht jedoch die Ausschaltung der Araber; durch Gleichberechtigung der sich zum Islam bekennenden Perser mit den Ara-bern, berwiegend pers. Beamtenaristo-kratie und Anknpfung an altpers. Hof-zeremoniell wurde die Entwicklung einer bernationalen islam. Kultur angebahnt. Al Mansur (754775) errichtete am West-ufer des Tigris die prunkvolle Residenz Bagdad (73). Glanzzeit unter Harun Ar Raschid (78809), Blte der Litera-tur. Unter Al Mamun (813833) ber-nahme griech. Wissenschaft: Philosophie,

    AAachen

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    Mathematik, Astronomie, Medizin. Seit Mitte des 10. Jh. Verfall des Kalifats: Ab-hngigkeit der Kalifen von wechselnden Machthabern, Sektenwesen; die Bujiden wurden die weltlichen Machthaber. 1037 befreite der Seldschuk Togrulbeg das Kali-fat von dieser Herrschaft, um sie auf seine Familie zu bertragen. 1258 wurde Bag-dad das Opfer des Mongoleneinmarsches unter Hulagu, dem Neffen des Dschingis Khan. Damit ging das 500-jhrige islam. Weltreich der A. zu Ende.Abbe, Ernst, dt. Optiker, 18401905; seit 18 in den Jenaer Zeisswerken, schuf wiss. Grundlagen fr die Errechnung und Herstellung von Mikroskopen; begrn-dete Carl-Zeiss-Stiftung mit moderner Ar-beiterfrsorge und Achtstundentag.Abbevillien, Kulturstufe des Palolithi-kums, benannt nach dem Ort Abbeville im frz. Dep. Somme von dem dort ttigen Prhistoriker J. Boucher de Crevecur de Perthes, frheste Faustkeilkultur. Die hand-tellergroen Keile waren an beiden Seiten roh behauen, die abgeschlagenen Splitter als Kratzer genutzt; das A. ist verbreitet in W- und Mitteleuropa, Nahost, N-Afrika, Indien; um 500 000 v. Chr.: Zeit des Hei-delberger Menschen.ABC-Staaten, Bez. fr die Republiken Ar-gentinien, Brasilien und Chile, die 1899 nach einem Konflikt zw. Argentinien und Chile einen Vertrag ber die Beilegung von Streitigkeiten durch ein Schiedsgericht und ber gegenseitige Abrstung schlossen.Abd Al Asis, Sultan der Osmanen, 1830187; regierte seit 181, versuchte ohne Erfolg, durch Reformen den Staat zu er-neuern, seine Misswirtschaft fhrte 1875 zum Staatsbankrott; wurde durch Volks-aufstand gestrzt und ermordet.Abd Al Hamid II., Sultan der Osmanen, 18421918; gen. der rote Sultan aufgrund seines blutigen Vorgehens gegenber den Armeniern; regierte seit 187, proklamierte eine Verfassung, regierte absolutistisch; auf Betreiben der Jungtrken 1909 abgesetzt.

    Abd Ar Rahman, Grnder des omaijad. Ka-lifats in Cordoba, regierte 75788.Abd El Kader, arab. Emir, 18071883; Fhrer der aufstndischen Stmme Alge-riens gegen die Franzosen; 1847 zur ber-gabe gezwungen.Abd El Krim, Fhrer der Rifkabylen, 1882193; Vorkmpfer fr die Freiheit Marokkos gegen Frankreich und Spanien (1920192), in frz. Gefangenschaft, 1947 nach gypten geflohen, fhrend in der Be-freiungsaktion Nordafrikas ttig.Abdera, im 7. Jh. v. Chr. gegr. ionische Ackerbaukolonie an der thrakischen Kste, vorbergehend an thrak. Stmme verloren gegangen, um 550 von Kolonisten aus dem ion. Theos besetzt, Mitglied des 2. Attischen Seebundes, um 350 makedon., in der R-merzeit freie Stadt. Die Abderiten galten als die Schildbrger des Altertums.Abdul Rahman, malays. Politiker, 19031990; Vorkmpfer der Unabhngigkeitsbe-wegung, 1957 erster Premierminister und Auenminister des Malaiischen Bundes. 1931970 Premierminister des neugebil-deten Staates Malaysia. 19701972 Ge-neralsekretr der Islamischen Weltkonfe-renz.Abendland oder Okzident, urspr. Bez. fr Europa im Gegensatz zum (stl.) Mor-genland oder Orient. In der rm. Kaiser-zeit diente das Begriffspaar Okzident und Orient zur geogr. Orientierung von Ita-lien aus. Erst seit der nach dem Tode Kai-ser Theodosius (395 n. Chr.) vollzogenen Teilung des rm. Weltreiches in ein westl. Reich mit Rom und ein stl. mit Byzanz als Hauptstadt wurde der Gegensatz Ok-zident und Orient allmhlich zu einem allgemein gltigen histor.-polit. Begriff. Mit der Ausbreitung des Islam im Mit-telmeerraum und seit den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Arabern entstand die Idee des christlichen Abend-landes. Seit dem 11. Jh. trat der Gegensatz zw. rm.-kath. und griech.-orthodoxer Kirche hervor, der spter auch eine Rolle

    Abbe

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    bei der Entstehung des Gegensatzes zwi-schen Europa und Russland spielte. Auch dem Vordringen der Trken in Sdost-europa seit dem 15. Jh. stellte sich das A. als politisch-kulturelle Einheit gegenber. Geogr. niemals eindeutig umrissen, wurde der Begriff schlielich geistesgeschichtlich und im Sinne einer europ. Kultureinheit gefasst, die auf der Verschmelzung von Antike und Christentum beruht.Abendmahl (Tisch des Herrn, Eucharistie, Kommunion oder Sakrament des Altars), beim letzten Mahl mit seinen Jngern von Jesus Christus gestiftet, gilt allen christ-lichen Bekenntnissen (auer Qukern) als Sakrament. Der Abendmahl-Streit zw. den Reformatoren Luther, Zwingli und Calvin und der kath. Kirche bewegte die Menschen des 1. und 17. Jh.; auch zw. Luther und Zwingli zeigten sich beim Marburger Religionsgesprch unber-brckbare Differenzen. Die kath. Kirche sanktionierte im 4. Laterankonzil (1215) und auf dem Tridentiner Konzil (1545153) die Lehre von der Transsubstan-tiation (der Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi); Luther lehrte, dass die Stoffe Brot und Wein blei-ben, dass aber Christus in, mit und unter den Abendmahls-Elementen gegenwrtig ist; nach Zwingli sind Wein und Brot nur Symbole, nach Calvin ist Christus geistig im Abendmahl gegenwrtig.Abessinien, ehem. Name von thiopienAblass (lat. indulgentia), nach der Lehre der kath. Kirche der Erlass von zeitlichen Sndenstrafen (nach Tilgung der Schuld) auf Grund von Bu- und Shnetaten; seit dem 9. Jh. wurde die german. Rechtsauf-fassung der geldlichen Buleistung ( Wer-geld) ins Kirchenrecht aufgenommen. Im 13. Jh. fand die Lehre vom Schatz der berschssigen guten Werke der Heiligen Eingang. Die wahre Reue des Snders blieb nach der Kirchenlehre Voraussetzung fr die Wirksamkeit des A. In der Zeit der Kreuzzge (11001250) wurde es blich,

    fr verwirkte Buen Ersatz in Form von Wallfahrt, Kreuzfahrt usw. oder Geldabga-ben zu leisten. A. wurde auch gewhrt fr Bau von Kirchen, Hospitlern, Brcken, Straen. Bonifatius VIII. fhrte 1300 den Jubilums-A. ein. Im 15./1. Jh. entartete das A.-Wesen, sodass im Volk die Meinung entstand, man knne Snden durch Geld abgelten. Der Missbrauch des A. wurde zu einem der Anlsse der Reformation.Abolitionisten (abgeleit. von lat. abolitio, Abschaffung), Anhnger einer philan-throp. (menschenfreundlichen) Vereini-gung in den USA, die sich die Abschaf-fung der Sklaverei zum Ziel setzte; im 19. Jh. bezeichnete A. auch Vereinigungen zur Bekmpfung der Prostitution.Abraham, Abram, nach dem A.T. der 175 Jahre alt gewordene lteste Erzvater des jd. Volkes; wanderte um 1800 v. Chr. aus Ur im sumer. Mesopotamien nach Pa-lstina aus und galt als Kultstifter (Ein-gottglaube); Grab angeblich in Hebron.Abraham a Sancta Clara, Klostername fr Hans Ulrich Megerle, 1441709; seit 177 Hofprediger in Wien, volkstml. Kanzelredner whrend der 2. Trken-belagerung. Verfasser satirisch-pdagog. Schriften: Judas der Erzschelm, Merks Wien (Schilderung der Pest von 180).Abrstungskonferenzen zur Friedens-sicherung und Verringerung der Rstungs-lasten, vor dem 1. Weltkrieg Haager Konferenz; danach Bemhungen des Vl-kerbunds: 192 Einsetzung einer vorberei-tenden Kommission, ergebnislos bis 1930, ebenso die A. in Genf 1932/33. 1947 Ein-setzung einer Abrstungskommission der UNO; 1954 neue Abrstungsvorschlge, die am west-stlichen Gegensatz schei-terten, ebenso wie die Londoner A. 1957; in der Folge Plne zu einer Luftinspektion, verdnnten Zone, dem Auseinander-rcken der Blcke (Eisenhower-, Eden-, Rapacki-Plan u. a.); 1958/59 Genfer Atom-A. (Einstellung der Atombomben-versuche, Kontrolle u. a.); 1959 Chrusch-

    Abrstungskonferenzen

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    tschow-Plan zur totalen Abrstung; Ge-genplne des Westens (zuverlssig kon-trollierter Atomstopp als 1. Stufe einer all-gemeinen Abrstung). 191 Abkommen zw. den USA und der UdSSR ber Prin-zipien einer allgemeinen Abrstung. 193 Atomteststoppabkommen (ohne Frank-reich und China). 197 Abkommen ber friedliche Erforschung und Nutzung des Weltraums. 198 Atomwaffensperrvertrag. Schwergewichtsverlagerung auf Manah-men der Rstungskontrolle zwischen den Weltmchten, seit 1970 SALT-(Strategie Arms Limitation Talks) Gesprche. 1972 SALT-I-Abkommen, sah die quantitative Begrenzung von Anti-Raketensystemen (ABM-Vertrag) und strategischen Angriffs-waffensystemen vor. Seit 1973 Verhand-lungen in Wien ber Reduzierung der Streitkrfte in Mitteleuropa (MBFR) zwi-schen NATO- und Warschauer-Pakt-Staa-ten; zeitweise Stagnation v. a. nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979. Im Nov. 1981 Wiederaufnahme, Verhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion ber die in Europa sta-tionierten Mittelstreckenwaffen. 1983 ohne Ergebnis von der UdSSR abgebro-chen, ebenso wie die seit 1982 parallel laufenden Verhandlungen ber die Ver-minderung der Interkontinentalraketen (START). 19848 Stockholmer Kon-ferenz ber Vertrauensbildung und Ab-rstung in Europa (KVAE). 1985 neue amerik.-sowjet. Gesprche in Genf ber Nuklear- und Weltraumwaffen, beein-flusst vom amerik. SDI-Projekt (Abwehr-system gegen Raketenwaffen im Welt-raum) und von dem sowjet. Vorschlag, bis zum Jahr 2000 alle Kernwaffen abzu-bauen; ein erstes Abkommen ber die Ver-schrottung landgesttzter Mittelstrecken-waffen (Reichweite 1505 500 km) wurde im Dez. 1987 geschlossen (INF-Abkom-men). 1989 Beginn einseitiger Truppenre-duzierungen der Sowjets in Mitteleuropa. Im Zuge der Entspannungspolitik unter

    Gorbatschow (198591) Fortschritte auf dem Gebiet der chemischen und konven-tionellen Waffen; 1991 START-I-Vertrag (Strategic Arms Reduction Talks), sah eine Verringerung der atomaren Gefechtskpfe auf jeweils 000 Stck bis 2001 vor, 1993 Neufassung im START-II-Vertrag; auer-dem unterzeichneten rund 100 Staaten eine Internationale Konvention zum Ver-bot und zur Zerstrung von Chemiewaf-fen. 1995 unbefristete Verlngerung des Atomwaffensperrvertrages, Mai 2000 UN-Konferenz ber seine Umsetzung, die fnf Atommchte einigten sich auf eine vllige nukleare Abrstung. Dez. 2001 einseitige Aufkndigung des ABM-Vertrages durch die USA.Abs, Hermann Josef, dt. Finanzfachmann, 19011994; wurde 1938 Vorstandsmit-glied der Dt. Bank, besa bereits in der nat.-soz. Zeit groen wirtsch. Einfluss (1942: Aufsichtsratsmandate in 42 Fir-men). Nach dem Krieg war er Finanzbera-ter Adenauers, 195153 Leiter der dt. De-legation bei der Londoner Schuldenkon-ferenz, 1957197 Vorstandssprecher der Dt. Bank, 197197 deren Aufsichtsrats-vorsitzender.Absolutismus, Regierungsform, in der der Herrscher unbeschrnkter Inhaber der ge-setzgebenden und vollziehenden Gewalt ist ( Bodin: Summa in cives ac subditos legibusque soluta potestas = hchste von den Gesetzen entbundene Gewalt ber Brger und Untertanen). Zu Beginn des 17. Jh. in fast allen europ. Staaten begrn-det, erreichte der A. in Frankreich unter Ludwig XIV. bis 1715 seinen Hhepunkt. Unter dem Einfluss der Aufklrung er-fuhr er eine Wandlung zum aufgeklrten A.. Hervorragender Vertreter dieses A. wurde Friedrich der Groe, der als ers-ter Diener des Staates den Grundsatz der Erhaltung und Steigerung der absoluten staatlichen Macht zu verknpfen suchte mit der Sorge fr das Glck der Unterta-nen; er schtzte u. a. die Bauern vor dem

    Abs

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    Bauernlegen. Zeugnis fr seine Toleranz war die Errichtung der kath. Hedwigs-kirche in Berlin (1747). Joseph II., sterr. Vertreter des aufgeklrten A., machte sich verdient durch die Bauernbefreiung (17811785) und Reformen auf sozialem Gebiet. Nach der Frz. Revolution wurde der A. zunehmend abgelst vom moder-nen Verfassungsstaat.Abt (syrisch Abba = Vater), seit dem 5. Jh. Titel des Klostervorstehers bei nicht zen-tralisierten Orden; auerhalb der Amts-gewalt des regionalen Bischofs direkt dem Papst unterstehend; trgt bischfliche In-signien (Mitra, Stab, Ring). Wahl erfolgt durch Klosterkonvent.Abu Bekr, Schwiegervater und Nachfol-ger Mohammeds, 57334; seit 32 erster Kalif ( Kalifat).Abukir, Ort an der gypt. Kste; vor A. schlug Nelson 1798 die frz. Flotte vernich-tend. Landschlachten bei A. zwischen Eng-lndern und Franzosen 1799 und 1801.Abul Abbas, erster Kalif aus der Dynastie der Abbasiden, gest. 754.Abu Simbel, Tempelanlage (Groer und Kleiner Tempel) am westl. Nilufer in Obergypten, erbaut unter Ramses II. (12901223 v. Chr.). Da ihr Untergang im Assuan-Stausee drohte, wurden die Tem-pel 1948 in Blcke zerlegt und auf h-herem Gelnde wieder aufgebaut.Abydos, 1) bedeutende Ruinensttte in Obergypten, Hauptverehrungssttte des Osiris, mit Tempeln Sethos I. (13031290 v. Chr.) und Knigsgrbern der bei-den ersten Dynastien (2900250 v. Chr.). 2) antike Stadt an der engsten Stelle des Hellespont, bergang nach Kleinasien; Schauplatz der Hero-und-Leander-Sage; thrak. Grndung, um 700 v. Chr. von Mi-let aus besiedelt, im 14. Jh. durch die Os-manen zerstrt.Academie franaise, Akademie.Accra, Konferenz von, 1959; 2 Organisa-tionen aus 28 afrikan. Lndern forderten sofortige Souvernitt der afrikan. Vl-

    ker, Schaffung eines African Common-wealth, Untersttzung der noch nicht entkolonisierten Vlker in ihrem Befrei-ungskampf.Acher, indogerman., zunchst in Thessa-lien (Achaier), dann in der Nordwestecke des Peloponnes ansssige Volksgruppe, Trger der myken. Kultur, Sammelname der ersten Stmme der Griechen. Bei Homer auch als Gesamtbezeichnung der Griechen verwendet. Von den A. gingen bedeutende Staatsgrndungen und Kolo-nisationen in der gischen Inselwelt und an der kleinasiat. Kste aus.Achala (gialos), Landschaft des Pelo-ponnes; benannt nach der Volksgruppe der Acher, urspr. von Ioniern, dann von Achern besiedelt. In rm. Zeit Teil der Provinz Makedonien; heute mit Elis griech. Verwaltungsbezirk.Achischer Bund (griech. Kolonie), einer der Bnde, die sich in der hellenistischen Zeit, der Zeit eines letzten Ringens um die Erhaltung staatlicher Existenz in Grie-chenland bildeten. Wie der tolische, so richtete sich auch der um 280 v. Chr. von Achaia ausgehende Bund gegen den make-don. Knig Antigonos Gonatas, gleich-zeitig auch in scharfer Rivalitt zu Sparta. Seiner Verfassung nach war der Bund, dem u. a. Sikyon (seit 251 v. Chr.) und Korinth (seit 243) angehrten, mehr ein Bundes-staat als ein Staatenbund. Als Makedo-nien von Rom bereits niedergeworfen und als Provinz dem rmischen Imperium an-gegliedert war, wagte der Bund einen Krieg mit Sparta, der Rom zum Eingreifen ver-anlasste: Konsul Mummius eroberte Ko-rinth, den Hauptort des Bundes, zerstrte ihn und lste den Bund auf (14 v. Chr.).Achmeniden, altpers. Dynastie, herrschte seit etwa 700 v. Chr., schttelte 559 v. Chr. die Oberherrschaft der Meder ab ( Ky-ros II. d. Gr.) und erhob Persien zum Weltreich; gestrzt von Alexander d. Gr. 330 v. Chr. (einzelne Herrscher Kamby-ses, Darius, Xerxes, Artaxerxes).

    Achmeniden

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    Acheulen, benannt nach der Faustkeil-Fundsttte Saint-Acheul bei Amiens, die dem Abbevillien folgende Kulturstufe der Altsteinzeit (Palolithikum), fllt in die 2. Eiszeit, in die 2. Zwischeneiszeit und die 3. Eiszeit. Verbreitung: Vorderasien, Afrika, S-, W-, Mitteleuropa. Sammler und Jger, Hordenbildung, Grabbeigaben, Tieropfer, Schmuck. Universalwerkzeug: gegenber dem Abbevillien technisch her-vorragend gearbeitete Faustkeile, die als Messer, Sgen, Schaber, Kratzer und Boh-rer zugleich benutzt werden konnten.Achse (Achse Berlin-Rom, Achsenmchte), Bez. fr das enge auenpolit. Verhltnis zw. Deutschland und Italien nach Hitlers Untersttzung der ital. Annexion thio-piens. Die A. wurde ideologisch ausge-baut durch den Beitritt Italiens zum Anti-kominternpakt (1937) und militr.-ko-nom. durch den Abschluss des Stahlpakts (1939). Der Begriff fand spter Anwen-dung auf die Partner des Dreimchtepakts (1940), Deutschland, Italien und Japan, sodass sogar von einer A. BerlinRomTo-kio gesprochen wird. Fr die mit Deutsch-land im 2. Weltkrieg verbndeten Staaten brgerte sich die Bez. Achsenmchte ein. Die A. fand ihr Ende mit dem ital. Son-derwaffenstillstand im Sept. 1943.Acht (mhdt. = Verfolgung, Fried- und Rechtlosigkeit). Nach altgermanischem Recht galt jede Missetat als Friedensbruch, der Friedensbrecher wurde zum Feind, den der Verletzte und dessen Sippe oder das Volk tten durften. Gegen den nicht gefassten Missetter wurde vom Thing die Acht verhngt, der Friedlose wurde dadurch aus der Friedens- und Rechtsge-nossenschaft ausgestoen, als vogelfrei konnte er gettet werden. Wer ihm Schutz gewhrte, verfiel unter Umstnden selbst der Acht. In der frnk. Zeit Milderung der Acht, die durch Wergeld geshnt werden konnte. Im MA war die Acht prozessuales Zwangsmittel; der Verbrecher, der sich dem Gericht nicht stellte, verfiel der Acht

    innerhalb des Gerichtsbezirks, nach Jahr und Tag der Aberacht, der vollen Friedlo-sigkeit im ganzen Reich. Gegen Verbrecher wider Knig und Reich (Landfriedens-bruch) verhngten der Knig oder sein Ge-richt die Reichsacht. Die Vollstreckung der Reichsacht gegen einen Landesherrn oder eine Reichsstadt wurde einem benachbar-ten Landesherrn bertragen.Acta, bei den Rmern alle amtlichen Pro-tokolle und Verffentlichungen. Die A. di-urna oder A. publica, von Csar begrn-det, waren die offiziellen Tagesberichte der Kaiserzeit, enthielten urspr. nur die Sit-zungsberichte des Senats, entwickelten sich durch Einbeziehen von Familiennachrich-ten usw. zu einer Art Zeitung. A. Apo-stolicae Sedis, das Amtsblatt des Ppstl. Stuhles. A. Eruditorum, die erste dt. Ge-lehrtenzeitschrift, in lat. Sprache, nach frz. Vorbild (Journal des Savants), gegr. 182 von dem Leipziger Professor Otto Men-cke, 1782 eingegangen. A. Martyrum, Protokolle und Berichte ber die Prozesse und Hinrichtungen der christl. Mrtyrer. A. Sanctorum, Verzeichnis der Heiligen mit Lebensbeschreibung, Ausgabe und Be-arbeitung der Quellenschriften, hrsg. von den Bollandisten (7 Bde., 1431940).Action Franaise, rechtsradikale Bewe-gung in Frankreich; gegr. 1898. Die A. F. und ihr geistiger Fhrer Charles Maur-ras bekmpften die Republik, forderten Revanche fr 1870/71 und planten die Errichtung einer Erbmonarchie auf stn-discher Grundlage (integraler Nationalis-mus). Parlamentarisch nicht organisiert, blieb die A. F. nach dem 1. Weltkrieg polit. ohne Einfluss, wirkte aber auf die intellek-tuelle Jugend der Zwischenkriegszeit. Ihre Verherrlichung der Gewalt, die antisemit. Kampfparolen und ihre Lehre vom absolu-ten Primat der Politik brachten sie in Kon-frontation zur Kirche (192 vom Papst verurteilt) und machten sie zum Wegbe-reiter des frz. Faschismus. Trotz unver-minderter Deutschfeindlichkeit wendeten

    Acheulen

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    sich die Anhnger der A. F. 1939 vehe-ment gegen einen Krieg mit Deutschland und untersttzten nach der frz. Niederlage 1940 die Regierung Petain. Durch Kol-laboration diskreditiert, verschwand die A. F. nach 1944. Ihr Gedankengut tauchte gewandelt in den Programmen der Neuen Rechten in Frankreich wieder auf ( Neo-faschismus).Act of Settlement, engl. Staatsgesetz zur Regelung der Thronfolge fr Grobritan-nien (1701). Bereits die Bill of Rights (189) hatte festgelegt, dass keine Person, die einen Katholiken heiratete, in England regieren durfte. Der A. setzte die Kurfrs-tin Sophie von Hannover und ihre Nach-kommen als Thronerben ein ( Georg I.): 1714 Personalunion Grobritannien-Hannover.Adalbert, 1) A. von Prag, hl., um 95997; Sohn des bhm. Hzgs. Slavnik, mit dem schs. Kaiserhaus der Liudolfinger verwandt, Freund Ottos III., Bischof von Prag, missionierte 994/95 erfolgreich im ungar. Raum; Apostel der Preuen, als Mrtyrer im Samland erschlagen. 2) A., Erzbischof von Bremen, um 10001072; aus dem Geschlecht der schsischen Pfalz-grafen, von Knig Heinrich III., dessen Vertrauter er war, zum Erzbischof erho-ben, entfaltete rege Missionsttigkeit bis Grnland, Island und Finnland, plante Er-hebung Bremens zum Patriarchat des Nor-dens (an den Bedenken Roms gescheitert), 10310 Berater Heinrichs IV., auf Be-treiben der Frsten entlassen. 3) A., Erzbi-schof von Mainz, gest. 1137; 110 Kanzler Heinrichs V., als Erzbischof (11111137) seit 1112 Haupt der Frstenopposition ge-gen den Kaiser, betrieb nach dessen Tod 1125 die Wahl Lothars von Sachsen.Adam von Bremen, Domherr und Ge-schichtsschreiber (gest. um 1081); verfasste vier Bcher hamburgischer Geschichte, bedeutend durch geogr. Beschreibung des Nordens, erwhnt die Amerikafahrten der Wikinger um 1000.

    Adams, 1) A., John, amerik. Staatsmann, 1735182; Vorkmpfer der Unabhn-gigkeit Nordamerikas, Gefhrte Washing-tons, war dessen Nachfolger in der Prsi-dentschaft 17971801. Von seinem Par-teifreund Hamilton bekmpft, legte A. 1799 den Konflikt mit Frankreich bei, strkte durch seine ungeschickte Politik die Opposition gegen eine starke Bun-desgewalt. 2) A., John Quincy, Sohn von 1), 1771848; erwarb als Staatssekre-tr unter Monroe 1819 von Spanien fr 5 Mio. Dollar Florida und formulierte die Monroedoktrin, folgte Monroe als (.) Prsident der USA (18251829). Vertre-ter der Zollschutz fordernden Industrie. 3) A., Samuel, radikaler Vorkmpfer der nordamerik. Unabhngigkeit, 17221803; trat fr vllige Trennung von England ein, propagierte den offenen Widerstand der Kolonien, organisierte Korrespondenz-ausschsse zwischen den einzelnen Ko-lonien, leitete als Vertreter von Massachu-setts nach dem Bostoner Teesturm (Tea Party, 1773) den Kongress von Philadel-phia (1774), der die Besteuerung durch England verwarf.Addison, Joseph, engl. Schriftsteller und Politiker (Whig), 1721719; glnzender Essayist, Begrnder der moralischen Wo-chenschrift The Spectator.Adel (von ahdt. adal = Geschlecht), der in der stndischen Ordnung des MA mit polit. und sozialen Vorrechten (Privile-gien) ausgestattete und durch Erfllung entsprechender Pflichten fhrende Stand. Einen A. hat es fast berall und zu allen Zeiten gegeben, mit der Herrschaft hat sich jeweils auch ein Herrenstand entwi-ckelt (Geburts-, Besitz-, Priester-, Krieger- oder Berufsadel). In den ltesten oriental. Hochkulturen, in gypten, bei den Assyr-ern usw. gab es fhrende Geschlechter, im trojan. Sagenkreis Homers hervorragende Sprosse berhmter Geschlechter myth. Herkunft. In den Alkmoniden erscheint das alte Knigsgeschlecht von Athen. Im

    Adel

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    republikan. Rom waren die Patrizier (Ge-schlechtsadel) staatsfhrend. Bei den Ger-manen der Vlkerwanderungszeit galt zu-nchst grundstzlich nur der Unterschied zw. frei und unfrei; im Zusammenhang mit krieger. Wanderzgen bildete sich ein Volksadel, aus dem die Herzge und K-nige gekrt wurden. Diese Adelssippen ragten auch durch reicheren Grundbesitz (hheren Beuteanteil) aus der Masse der Freien hervor. Durch das Lehnswesen wurde seit der frnk. Zeit dieser Adel ein-gebaut in die Lehnspyramide, seine Stel-lung im Staat war damit rechtl. festgesetzt (fortan Hochadel der groen Vasallen, der spteren Reichsfrsten). In der Staufer-zeit Entwicklung eines sich aus kleineren Gefolgsleuten rekrutierenden Amtsadels der sog. Ministerialen (niederer Adel), aus dem spter die Reichsritterschaft her-vorging ( Ritterstand). Aus den Unter-lehnsleuten der groen Lehnsherren ent-wickelte sich der Land-A. der einzelnen dt. Territorien. Ausbung des Waffen-handwerks und Verwaltung des (Lehens)-Grundbesitzes wurden Grundlage der standesbewussten ritterl. Lebensweise und stndischen Abkapselung gegenber dem gemeinen Mann (Prinzip der Ebenbr-tigkeit, d. h. der gleichen Geburt, im Rechtswesen, bei Heiraten usw.; Recht auf Wappenfhrung; Satisfaktionsfhigkeit). Das Nachrcken von Unfreien als Inhaber knigl. mter in den Ritter- oder A.-Stand hrte im spten MA auf, dafr gab es seit Kaiser Karl IV. den Brief-A.: Angehrige der kaiserl. Kanzlei, vornehme Juristen, die sich ein Landgut kaufen konnten, er-hielten den A.-Brief (Erhebung in den A.-Stand bis 180 nur durch den Kaiser, bis 1918 auch durch die Landesfrsten). Mit dem Absinken in die Anarchie des Feh-dewesens, der Ablsung des Lehnsstaates durch den modernen Staat mit Beamten-tum und Sldnerheer und mit dem Auf-kommen eines wirtschaftl. und kulturell berlegenen Brgertums verlor der A. po-

    lit. und sozial seine alte Geltung und im Zeitalter des Absolutismus auch einen Teil seiner Privilegien, den Rest erst durch die Revolution des Dritten Standes (1789; 1848/49) und (in Deutschland) durch die Mediatisierungen von 1803, doch hatte der A. (z. B. in Preuen) prakt. bis 1918 noch eine gewisse Vorzugsstellung (hhere Beamtenschaft, Offizierskorps); die Wei-marer Verfassung erkannte A.-Titel nur noch als Teil des Namens an. In Frank-reich wurde der A. polit. vom Knigtum entmachtet, blieb aber sozial privilegiert, wurde 1789 abgeschafft, doch rief Na-poleon I. die adligen Emigranten zurck. In England ging der alte Feudal-A. in den Rosenkriegen zugrunde, seine Reste, die Nobility oder die Peers, beschicken das Oberhaus; der Titel vererbt sich nur auf den Erstgeborenen. Der niedere Adel, die Gentry, bildete sich durch Inbesitznahme herrenlosen Landes seit dem 15. Jh., hatte keine Lehnspflichten, stellte die Friedens-richter der Grafschaften, machte das Par-lament (Unterhaus) stark gegenber der Krone und trat mit dem Brgertum den Anstzen zum Absolutismus entgegen. In Russland stellte sich der A. nach der Ausblutung des alten Bojaren-A. unter Iwan IV. in den Dienst des (zarist.) Csaro-papismus und herrschte seinerseits gleich despotisch auf seinen riesigen Gtern; doch bildete sich im 19. Jh. der Typ der reuigen Adligen als eines revolutionren Gegners dieser Gesellschaftsordnung aus; in der bolschewist. Revolution wurde der A. ausgerottet, soweit er nicht emigrierte. In den USA konnte sich ein A. nicht ausbilden.Adelheid, dt. Kaiserin, um 931999; Tochter Knig Rudolfs II. von Burgund, vermhlt in 1. Ehe mit Knig Lothar von Italien, in 2. Ehe seit 951 mit Kaiser Otto I., fhrte 991995 fr ihren Enkel Otto III. die Regentschaft. Geistig hoch-gebildet, untersttzte die cluniazens. Re-formideen ( Cluny).

    Adelheid

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    Adenauer, Konrad, 187197, dt. Po-litiker; seit 190 Mitglied der Zentrums-partei; 19171933 war A. Oberbrger-meister seiner Heimatstadt Kln und ge-wann als Mitglied des Preu. Staatsrates (19201933 dessen Prsident) in der Weimarer Republik groen polit. Ein-fluss, lehnte aber 192 die Reichskanzler-schaft ab. Als Katholik stand er dem Nati-onalsozialismus ablehnend gegenber und wurde 1933 im Zug der Gleichschaltung seines Amts enthoben. 1934 vorberge-hend in Haft, zog sich A. ins Privatleben zurck, wurde im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 erneut in-haftiert, doch bald wieder auf freien Fu gesetzt. Nach dem Zusammenbruch baute er kurzfristig wieder Klner Oberbr-germeister die CDU mit auf und wurde als Prsident des Parlamentar. Rates einer der Vter des Grundgesetzes. Als 1. Bun-deskanzler (1949193) stellte er sich dem schweren Erbe der NS-Zeit: u. a. Abkom-men ber Wiedergutmachung mit Israel, Verhandlungen in Moskau zur Freilassung der Kriegsgefangenen, Ausshnung mit Frankreich. A. fhrte die Bundesrepublik ins westl. Bndnis; seine ra begrndete, nicht zuletzt dank wachsenden Wohl-stands, eine stabile freiheitliche polit. Kul-tur im Westteil Deutschlands. Seine Erin-nerungen erschienen 195198.dil, hoher Beamter im alten Rom, urspr. wohl Verwalter des Tempelschatzes, zu-stndig fr Markt- und Straenaufsicht, Wegebau, berwachung der ffentlichen und privaten Bauten, Organisation von Volksspielen und Feuerlschwesen.Adler, als Knig der Vgel Wappentier und Symbol vieler Vlker und Kulturkreise in alter und neuer Zeit (Japan, Indien, Grie-chenland); mit Vorliebe von Reichen mit universalem Herrschaftsanspruch verwen-det. So erscheint der einkpfige A. auf den Feldzeichen der Perser und der Makedo-nier; den Rmern war er das Symbol Ju-piters, des hchsten der Schutzgtter des

    Heeres und der Kaiser (Augustus, Kon-stantin). Durch den bergang der rm. Reichstradition auf die dt. Kaiser (seit Karl d. Gr.) schmckte er die dt. Reichsbanner des MA; zusammen mit dem Kreuz war er Symbol des Reiches (schwarzer Adler auf weiem Grund), wobei das Knigs-wappen den einkpfigen und das Kaiser-wappen den zweikpfigen A. zeigte; ab Mitte 12. Jh. auch Wappenbild der groen Reichsfrsten. Im 15. Jh. bernahmen ihn die Reichsstdte als Zeichen ihrer Frei-heit. Der Doppeladler in Fortsetzung der Tradition des 1. Reiches das Wappen der Habsburger Monarchie wie des zarist. Russlands. Napoleon I. verlieh seit 1804 (Beginn des imperialen Anspruchs) sei-nen Heeren goldene A.-Standarten; mit weniger imperialem Bewusstsein machten ihn auch die jungen USA zu ihrem Wap-pentier. 1848 Doppeladler Symbol des Dt. Bundes; das 2. Kaiserreich von 1871 bernahm den preu. Einkopfadler, ber-gang 1919 auf die Weimarer Republik und 1950 auf die Bundesrepublik Deutschland (schwarzer Adler mit rotem Schnabel und roten Fngen in goldenem Schild).Adler, 1) A., Viktor, sterr. Sozialist, 18521918; Fhrer der sterr. Sozialde-mokratie, Mitbegrnder der sterr. Repu-blik. 2) A., Friedrich, Sohn von 1), sterr. Sozialist, 1879190, erschoss 191 den sterr. Ministerprsidenten Graf Strgkh.Adolf, Name von Herrschern. Dt. Knig: 1) A. von Nassau, um 12551298; 1292 von den Kurfrsten, die einer starken Reichsgewalt widerstrebten, als Nachfol-ger Rudolfs von Habsburg gewhlt, ver-letzte die Interessen des mchtigen Erzbi-schofs von Mainz, 1298 abgesetzt und im Kampf gegen den Gegenknig Albrecht, Sohn Rudolfs, gefallen. Holstein-D-nemark: 2) A. II. von Schauenburg, Graf von Holstein, gest. 114; erwarb endgltig Wagrien, Parteignger seines Lehnsherrn Heinrichs des Lwen, Kolonisator rechts der Elbe, Grnder Lbecks, gefallen im

    Adolf

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    Kampf gegen die Slawen. Luxemburg: 3) A., Groherzog, 18171905; war 183918 letzter Herzog von Nassau, das von Preuen annektiert wurde; 1890 bis 1905 Groherzog von Luxemburg. Mecklen-burg-Schwerin, Schweden: 4) A. Friedrich, 17101771; aus dem Hause Holstein-Got-torp, das mit ihm 1751 durch russ. Hilfe auf den schwed. Thron gelangte, beteiligte sich am 7-jhrigen Krieg.Adoptivkaiser, in Rom (9180); Zeit der guten Kaiser, A. gelangten durch Adoption zur Herrschaft (die Annahme an Kindes Statt, eine alte rm. Rechtseinrich-tung, konnte auch auf Erwachsene ange-wendet werden, um ihnen die Rechte leib-licher Nachkommen zu verschaffen). Die Abneigung des Senats und des Volkes ge-gen kaiserliche Dynastien und die Furcht vor einer Wiederholung der Despotie Domitians lieen den Senat 9 n. Chr. bestimmen, dass von nun an jeweils der Beste unter den fhrenden Brgern Kai-ser werden solle, in seine Nachfolgerechte durch Adoption eingesetzt. Nerva, selbst noch gewhlt, adoptierte Trajan, es folgten Hadrian, Antoninus Pius, Mark Aurel und Commorus. Seit 180 Soldatenkaiser).Adrianopel, heute Edirne, das europ. Tor der Trkei am Grenzfluss Maritza in Thrazien, benannt nach Kaiser Hadrian, der es um 125 n. Chr. ausbauen lie; 378 Ort der vernichtenden Niederlage Kai-ser Valens durch die Goten, 13 bis zum Fall von Konstantinopel trk. Resi-denz; im 19./20. Jh. mehrmals von Russen und Balkanvlkern besetzt. 1829 Friede von A. (Unabhngigkeit Griechenlands, Sonderstellung Serbiens und der Donau-frstentmer). 1920 (Svres) wurde A. an Griechenland abgetreten, 1923 (Lau-sanne) wieder trkisch.Aldua, Stadt in N-thiopien; 189 endete der ital. Angriff von Eritrea aus mit der schweren Niederlage von A. und fhrte 1935 eben da zu einem Sieg der Italiener ber die abessin. Truppen ( thiopien).

    Aetius, Flavius, westrmischer Feldherr und Politiker, um 390454; der letzte groe Rmer, verteidigte in der Vlker-wanderung Roms Oberherrschaft ber Gallien, vernichtete 43 mithilfe der Hunnen das Burgunderreich am Mittel-rhein und siedelte die berlebenden als Grenzwacht gegen die Alemannen an der oberen Rhone an (Kern des spteren Burgund), rettete 451 auf den Katalau-nischen Feldern mit german. Aufgeboten (u. a. Westgoten unter Theoderich I., der in der Schlacht fiel) das Abendland vor der Hunnengefahr, wurde 454 nach einer Palastintrige ermordet.Afghanistan, im SW Zentralasiens, zwi-schen dem Iran und Indien, durch seine Gebirge und Wsten Puffer zwischen den asiat. Groreichen, zugleich Bindeglied durch wichtige Passstraen (Khaiberpass). Im Altertum wiederholt von asiat. Reiter-vlkern berflutet und unter wechseln-der Herrschaft: Assyrer (erste Stdtegrn-dung), Perser (Nord-A. = Satrapie Bak-trien), Alexander d. Gr. und Diadochen, Parther. Um 150 n. Chr. Kern des Indo-skythischen Reiches, 22 wieder beim Per-serreich (Sassaniden) mit iran.-buddhist. Mischkultur, seit 7./8. Jh. von Arabern und Trken umkmpft, im 11./12. Jh. Reich der Ghasnawiden, im 13./14. Jh. von Dschingis Khan und Timur ver-heert. 1747 begrndete Achmed Schah nach Abschttelung der pers. Oberherr-schaft ein Reich A., das 18381842 seine Unabhngigkeit gegen England nach blu-tigem Kampf behauptete, dank der brit.-russ. Rivalitt. Der zweite brit. Feldzug (18781880) fhrte schlielich zur Festle-gung einer brit.-russ. Interessengrenze. Im 1. Weltkrieg blieb A. neutral. 1919 erhob sich der Emir Amanullah gegen England und erhielt trotz Niederlage polit. Freiheit; Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion. Amanullah machte A. 1925 zum Knig-reich, seine Reformen nach dem Muster der Trkei stieen jedoch auf Widerstand

    Adoptivkaiser

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    der konservativ-mohammedan. Kreise und fhrten zu seinem Sturz 1928. Weiteres Lavieren als Pufferstaat zwischen West und Ost. 1937 Pakt mit Trkei, Irak und Iran; 1950 Freundschaftsvertrag mit der Ind. Union; 191 Aufflackern alter Grenz-streitigkeiten mit Pakistan. 1973 Sturz der Monarchie, Ausrufung der Republik, Staatsoberhaupt Mohammed Daud Khan. 1978 kam dieser bei einem Militrputsch ums Leben; Beistandspakt der neuen Re-gierung mit der Sowjetunion, eine in Angriff genommene Landreform fhrte zum Brgerkrieg, im Dezember 1979 Einmarsch der Sowjets, schwere weltpo-lit. Krise zw. Ost und West und Abkehr zahlreicher Staaten der Dritten Welt von der Sowjetunion. 1988/89 Abzug der sow-jet. Truppen, dennoch Fortgang des Br-gerkriegs der Mudschaheddin gegen das Regime von Staats- und Parteichef (seit 198) Nadschibullah. April 1992 Sturz der kommunist. Regierung durch die Mu-dschaheddin; ab 1994 groer Einfluss der radikal-muslimischen Taliban-Milizen, die begannen, einen streng islamischen Staat gem der Scharia, dem islamischen Sit-tengesetz, in den von ihnen kontrollierten Regionen (199 2/3 des Landes) zu errich-ten, ab Okt. 1997 Islamisches Emirat A. Ab 1999 Sanktionen der USA (aufgrund der Beteiligung des in A. lebenden Osama Bin Laden am Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Nairobi) und wenig sp-ter der UN gegen A. Nach den Attentaten vom 11. 9. 2001 (World Trade Center) Aufforderung der USA zur Auslieferung des als Drahtzieher verdchtigen Osama Bin Laden, blieb wirkungslos, daraufhin im Okt. 2001 Angriff der USA und ihrer NATO-Verbndeten auf A., Vertreibung der Taliban aus Kabul und Kandahar, im Dez. 2001 Vereidigung einer bergangs-regierung unter Hamid Karzai, auerdem Stationierung einer internationalen Frie-denstruppe. Jan. 2004 Verabschiedung ei-ner neuen Verfassung (Prsidialsystem)

    durch die Loya Jirga (Groe Ratsversamm-lung), Herbst 2004 erste freie Wahlen, Be-sttigung Karzais als Prsident.Afrika, Urmenschenfunde bei Oran (Alge-rien), Casablanca und Rabat (Marokko), Broken Hill (Simbabwe), Soldanha (Sd-afrika), Oldoway (Kenia), z. T. mit dem Javamenschen verwandt; Kulturreste lie-gen aus der frhen bis spten Altsteinzeit vor. Im Allg. die gleichen Stufen von der Faustkeil- zur Klingen-Kultur wie in Eu-ropa; der frheste bekannt gewordene Mensch mit negriden Merkmalen stammt vom Niger; er gehrt der Mittelsteinzeit an; im Osten war der Mensch Zeuge der Vulkanbildung. In N-A., Tunesien, Alge-rien, Marokko mit Auslufern zum Niger und Nil im bergang zur Jungsteinzeit ausgepr. die Capsienkultur; der Mensch dieser Zeit gleicht dem europischen Cro-Magnon-Menschen, Wechselbeziehungen der Kulturwelt der Pyrenenhalbinsel und Siziliens sind sicher; der Capsien-Mensch kannte keine Beile, er fertigte Gefe aus Straueneiern mit Ritzornamenten an; er bewohnte auch die damals noch vegeta-tions- und tierreiche Sahara (Elefanten, Nashrner, Flusspferde, Warzenschweine, Giraffen, Hirsche, Rinder, die er auf Fel-sen zeichnete oder farbig ausmalte); seit dem 5. Jt. v. Chr. allmhliche Verbreitung des Ackerbaus. Die Zeitfolge der Verbrei-tung und die Wanderbewegungen der heu-tigen Rassen sind unsicher; als Altrassen gelten in der Regenwaldzone die hell- bis gelbhutigen, kleinwchsigen Pygmen, die viel weiter verbreitet waren und heute noch steinzeitl. leben; den Altrassen ge-hren ebenfalls an die mittelwchsigen Buschmnner im Sden, deren Felszeich-nungen Beziehungen zur Spanien- und Sahara-Felskunst aufzuweisen scheinen, und die hochwchsigen Hottentottenvl-ker im S und SW. Auf Madagaskar wur-den schon frh die negriden Altstmme von indones. Einwanderern berlagert. Spt verbreiteten sich, wahrscheinlich aus

    Afrika

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    ihrem Kerngebiet um die groen ostafri-kan. Seen, die braun- bis sehr dunkelhu-tigen Negridenvlker ber den Kontinent, vermischten sich mit frheren Vlkern, nahmen neue Lebensformen an und wur-den wieder sesshaft; der N war Wohnge-biet mittelmeerischer, thiop. (osthamit.), berberischer Vlker; erst der Sklavenhan-del der Araber brachte Schwarze vermehrt an die N-Kste; die Europisierung setzte schon in der frhen Antike ein.A. wurde im Altertum zunchst als Teil Asiens angesehen (zu dem auch gyp-ten gerechnet wurde); in der Niloase erste Reichsgrndung um 3 000 v. Chr. (noch steinzeitliche Kultur); seit etwa 1200 v. Chr. phnik.-semit. Handelskolo-nien entlang der Nordkste, bes. im heu-tigen Tunesien ( Karthago, Phniker), Ausbildung libyscher und berber. Le-bensformen; um 800 v. Chr. Grndung des Reiches Kusch im mittleren Sudan; um 700 v. Chr. im thiop. Hochland An-fnge des spteren Reiches von Aksum; um 00 v. Chr. vermutlich erste Umseg-lung A.s durch die Phniker vom Roten Meer aus, Rckkehr durch die Strae von Gibraltar; im . Jh. v. Chr. Fahrten des Hanno, vielleicht bis zum Kamerun-berg, des Kolonialgriechen Euthymenes wahrscheinlich bis zur Senegalmndung. 14 v. Chr. wurde das Gebiet um das (zer-strte) Karthago als Africa rm. Provinz. 30 v. Chr. kam gypten hinzu, 42 n. Chr. Mauretanien. Um 20 v. Chr. drang Cor-nelius Balbus in Libyen vor (bis Fezzan?), um 25 v. Chr. C. Petronius bis Nubien, 41/42 n. Chr. Suetonius Claudius ins At-lasgebirge, bald danach rm. Zenturionen bis zu den Nilsmpfen. Um die Zeitwende scheint eine neue groe Vlkerbewegung von Zentralafrika ausgegangen zu sein, deren Stmme bereits Eisen frdern und schmelzen konnten und im Besitz besserer Waffen waren; sie breiteten sich v. a. in bisherigen Leerrumen aus; unter ihnen vermutl. auch die Stammesgruppen der

    Bantu. Anfang des 2. Jh. soll der Rmer Julius Maternus den Tschadsee erreicht haben. Im 7. Jh. stieen die Araber bis zur W-Kste N-Afrikas vor und besiedelten im 10. Jh. die Ostkste, wohin schon frh chinesische Handelsfahrten fhrten (Por-zellanfunde in Tansania). Im MA blhten zahlreiche Knigreiche und Kulturen, bes. im Sudangrtel und im Nigergebiet. Das Christentum behauptete sich nur in thio-pien und im kopt. gypten. Seit dem 1. Jh. geriet N-Afrika unter trk. Herr-schaft oder Oberhoheit. Entdeckungsge-schichte seit dem MA: Um die Mitte des 14. Jh. berhrten Italiener Madeira und Azoren, die aber erst im 15. Jh., dem Zeit-alter der Entdeckungen, wirklich bekannt wurden. 1402 erreichte der Normanne Bethencourt die Kanarischen Inseln. Die Erschlieung der Westkste war das Werk der Portugiesen (144 Cap Verde umfah-ren, 145 Goldkste, 1471 Guineakste entdeckt, 148 Kongomndung erreicht); 1487 umschiffte Bartolomeu Diaz das Kap der Guten Hoffnung, 1497/98 fand Vasco da Gama von dort den Seeweg nach Ost-indien. Mit der Erforschung Inner-A.s begannen 1788 die Englnder, sie wurde gefrdert durch Afrika-Gesellschaften (1788 London, 1873 Berlin, 187 Brs-sel) und vorangetrieben durch die Kolo-nialpolitik der europ. Mchte, in groen Zgen erst 1900 abgeschlossen. Der Er-forschung folgte die Aufteilung A.s, die Ende des 19. Jh. in ein Wettrennen nach Kolonien ausartete und A. zum Haupt-schauplatz der imperialist. Konflikte machte. Bis dahin hatten die seefahrenden Nationen nur befestigte Sttzpunkte zur Sicherung des Seeweges nach Ostindien (Portugiesen: Moambique, Angola) oder fr den Sklavenhandel angelegt. Eine Aus-nahme war Kapland, das 152 den Spani-ern von den Hollndern entrissen und zur Siedlungskolonie ausgebaut wurde. Den Auftakt zur Kolonialpolitik neuen Stils bildete die Eroberung Algeriens durch

    Afrika

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    Frankreich; 1880 stellte der frz. Minister-prsident Ferry ein groes koloniales Ak-tionsprogramm auf und verwirklichte es mit Hilfe des Generals Faidherbes: 18811883 wurde durch Vertrge das Protekto-rat ber Tunis errichtet, durch Expansion in Westafrika wurde Algier mit Senegam-bien und Gabun verschmolzen zu einem riesigen, mit dem Mutterland unmittel-bar verbundenen Kolonialreich. In gyp-ten war England zuvorgekommen (1882), nachdem bereits 180 die Kapkolonie er-obert worden war; seit den 80er Jahren propagierte Cecil Rhodes den Zusammen-schluss aller brit. A.-Besitzungen durch die Verbindung Von Kapstadt nach Kairo. 1898 Zusammensto mit Frankreich im Sudan (Faschoda-Krise), frz. W-O-Vor-sto gegen den oberen Nil abgebrochen. England blieb Herr des Sudans und un-terwarf 19001902 die Burenrepubliken Oranje und Transvaal (1910 mit Kapland und Natal zum Dominion Sdafrikan. Union zusammengeschlossen). Belgien erwarb den Kongostaat durch Initiative Knig Leopolds II. (1885). Im Norden Interessenkonflikte Frankreichs mit Ita-lien um Tunis (1881), mit Deutschland um Marokko (1905/0 und 1911; Ma-rokko). Deutschland verlor durch den 1. Weltkrieg seine Besitzungen (Erwer-bungen: 1884 Dt.-Sdw.-A., Togo, Kame-run; 1885 Dt.-Ost-A., fhrender Kolonial-pionier: Peters); Italien seine Kolonien (er-worben: 1889 Eritrea, Somaliland; 1912 Tripolis und Cyrenaika = Libyen; 193 Abessinien) durch den 2. Weltkrieg. Die Auflsung der brit., frz., span. und portug. Kolonialreiche nach dem 2. Weltkrieg lie zahlr. selbst. Staaten entstehen. Als letzte erhielten Simbabwe (das ehemalige Rho-desien) 1980 und Namibia (ehemals Sd-westafrika) 1989 ihre Unabhngigkeit.Seit der Bildung national unabhngiger Staaten wird verstrkt die archolog. und histor. Erforschung der voreuropischen Geschichte Afrikas fortgesetzt. Zum Pro-

    blem wurde der Besitz der neuen Rohstoff-gebiete der Sahara, der Hinterlnder Ma-rokkos und Tunesiens; Gegenstze beste-hen nicht nur zw. Afrikanern und Indern, Mohammedanern und den Glubigen ein-heimischer Kulte, zw. Christen und Nicht-christen und Schwarzen und Weien, son-dern auch zw. der panafrikan. und panarab. Bewegung, den Vertretern der panafrikan. und der nationalstaatlichen Ideen, des F-deralismus und Zentralismus, der demo-krat. und autokrat. Regierungsformen, den Fortschrittlern und Traditionalisten, den unterentwickelten und agrarstarken oder industrialisierten Gebieten, den oft nur kleinen Intelligenzschichten und den zum grten Teil noch analphabet. Mas-sen; schwerste Belastung ist die Einbezie-hung in den Machtkampf zwischen der stl. und der westl. Welt.gis, Raum des gischen Meeres (griech. Aigaios Pontos) mit Griechen-land, Kleinasien, den Kykladen-Inseln und Kreta; hier die Mittelpunkte der hel-ladischen, vor- und frhgriech. Kulturen der griech. Halbinsel ( Griechenland), der minoischen Kreta-Kultur, der z. T. selbstndigen Kultur der Kykladen und der des kleinasiat. Kstengebietes.gaten (Ziegeninseln), Inselgruppe an der Westspitze Siziliens; 241 v. Chr. entschied der Seesieg der Rmer ber die Karthager bei den . den 1. Punischen Krieg.Agathokles, Tyrann von Syrakus, 30289 v. Chr.; Gegenspieler der Karthager im Kampf um Sizilien, bemchtigte sich 317 der Herrschaft, die er organisatorisch festigte und erweiterte, brachte einen ost-sizilianischen Bund unter syrakus. Hege-monie zustande, kmpfte mit Erfolg bis 307 in Afrika, nahm den Knigstitel an. Als sein Erbe kam Pyrrhus von Epirus, sein Schwiegersohn, nach Italien, seine entlassenen Sldner entfachten den 1. Pu-nischen Krieg.Agesilaos, Knig von Sparta, 44431 v. Chr.; regierte seit 401, fhrte 399

    Agesilaos

  • 22

    394 Krieg gegen Persien fr die Autonomie der kleinasiat. Griechenstdte. In dem von den Persern angezettelten Korinthischen Krieg (395387) wenig glcklich, lie A. den Unterhndler Antalkidas mit den Per-sern Verhandlungen aufnehmen und gab 387/8 im Knigsfrieden die kleinasiat. Griechen den Persern preis; unterlag 371 bei Leuktra den Thebanern; trotz per-snlicher Tapferkeit auerstande, den Zu-sammenbruch Spartas als fhrende griech. Gromacht und die Selbstzerfleischung der griech. Staaten zu verhindern.Agilolfinger, ltestes bekanntes Herzogs-geschlecht in Bayern, benannt nach dem Stammvater Agilolf, herrschten bis 788, als Bayern dem Frankenreich einverleibt und der letzte A. Tassilo III. ins Kloster verbannt wurde.gina, Insel im Saronischen (oder Athe-nischen) Golf, von Epidauros aus durch Dorer besiedelt (etwa 1200 v. Chr.), be-freite sich um 550 v. Chr. von der Ober-herrschaft der Mutterstadt; Handels- und Seemacht, Sitz einer berhmten (do-rischen) Kunstschule; 45 von Athen be-siegt, das 431 die Bewohner vertrieb und die Insel besiedelte. Dorischer Tempel zu Ehren der aus Kreta stammenden Gttin Aphaia, mit den berhmten, aus dem An-fang des 5. Jh. stammenden Giebelgrup-pen der gineten.Agnaten (lat. agnatus), urspr. der nach dem Tod des Vaters geborene Sohn, im weiteren Sinn der Blutsverwandte vter-licherseits; bei den Rmern die unter v-terlicher Gewalt Stehenden (auch durch einen Rechtsvorgang, z. B. durch Adop-tion), im Gegensatz zu den Kognaten (cognatus = der Blutsverwandte vter-licher- und mtterlicherseits) oder Bluts-verwandten im weiteren Sinne. Im dt. Recht die mnnlichen Blutsverwandten, die in mnnlicher Linie vom gemeinsamen Stammvater abstammen.Agnes von Poitou, 1015(?)1077; zweite Gemahlin Kaiser Heinrichs III. seit 1043,

    nach dessen Tod 105 Regentin fr ihren unmndigen Sohn Heinrich IV., ging nach dessen Entfhrung durch Anno von Kln (Staatsstreich von Kaiserswerth 102) ins Kloster.Agora, in der Antike der Volksversamm-lungs- und Marktplatz griech. Stdte; die von Sulengngen umrahmte A. war der tgliche Treffpunkt fr Politiker, Philo-sophen usw. (lat. Bezeichnung: Forum).Agrargesetze (rmische), Gracchus.Agricola, 1) A., Rudolf (eigentl. R. Huys-mann), Mitbegrnder des dt. Humanis-mus, 14431485. 2) A., Georg (eigentl. G. Bauer), Mineraloge und Arzt, 14941555; Begrnder der systemat. Minera-logie und Metallurgie in Deutschland. 3) A., Johann (J. Schnitter), Humanist aus Eisleben (Magister Islebius), 149415; Schler Luthers, Schpfer der ersten ev. Schulordnung, 1540 Hofpredi-ger Joachims II. zu Berlin. Bekannt durch Sprichwrtersammlung. 4) A., Michael, Reformator Finnlands, um 15081557; Schler Luthers, Begrnder der finn. Schriftsprache (Bibelbersetzung).Agrigentum (lat., griech. Akragas Agri-gento), an der S-Kste Siziliens; in der Antike blhende Handelsstadt, gegr. 580 v. Chr. als dorische Kolonie von Gela aus, anfangs demokratisch, spter unter Tyrannen, 405 von den Karthagern zer-strt, 341 neu besiedelt, 22 von den R-mern nach siebenmonatiger Belagerung erobert, seit 210 v. Chr. stndig rmisch.Agrippa, Marcus Vipsanius, rm. Feld-herr, 212 v. Chr.; Schwiegersohn des Augustus, siegte ber Pompejus zur See bei Mylae 3 v. Chr. und ber Antonius und Kleopatra bei Aktium 31 v. Chr., er-richtete in seinem 3. Konsulat 27 v. Chr. das rmische Pantheon und lie nach einer Reichsvermessung die erste rmische Landkarte anfertigen.Agrippa von Nettesheim (bei Kln), Schriftsteller, Arzt und Philosoph, 1481535; abenteuerliches Wanderleben; der

    Agilolfinger

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    Magie ergeben, doch einer der ersten Vor-kmpfer gegen den Hexenwahn.Agrippina, 1) A. die ltere, Tochter des Vipsanius Agrippa, Gemahlin des Ger-manicus, Mutter des Caligula, starb von Tiberius verbannt auf der Insel Panda-teria 33 n. Chr. den Hungertod. 2) A. die Jngere, Tochter von 1), 1559 n. Chr.; Gemahlin des Claudius, den sie vergiftete, um ihren Sohn Nero, auf den Thron zu bringen; auf Neros Veranlassung ermor-det; Grnderin und Namensgeberin ihres Geburtsortes Kln (Colonia Agrippina).gypten, Vorzeit vor dem 5. Jt.: lteste erhaltene Menschenspuren aus dem Ende der Regenzeit (die der Eiszeit in Europa entspricht), als die Sahara austrocknete und sich das Niltal bildete. Altsteinzeit-liche Kultur im Rahmen der westeurop. bzw. mittelmeer. Kulturkreise. In Horden ziehende Jger und Sammler und nomadi-sierende Hirten. Jungsteinzeit vom 5. Jt. an: eigenstndige Niltalkultur: Zelte be-wohnende Hirtenstmme, Rind und Schaf als Zuchttiere, Stammesverbnde, Zauber-glaube, Erdbestattung; im Delta sesshafte Bauern mit Rind, Schaf, Ziege, Schwein. Anbau von Emmer und Gerste; Lehmsi-los, Reihenhtten, Tpferei ohne Tpfer-scheibe; Fruchtbarkeitskult; Totenbestat-tung im Haus oder in haushnl. Grbern. Kupfersteinzeit im 4. Jt.: neben Stein- auch Kupfergerte, bilderreich verzierte Keramik, Steinbohrer. Lehmziegelbau, Grber mit Ziegelmauerwerk, Fernhandel (Kupfer vom Sinai, Elfenbein aus Nubien, Perlen aus Abessinien, Bauholz vom Liba-non, Obsidian aus der gis, Olivenl aus Libyen und Palstina). Verwaltungszen-tren und Marktflecken mit Handwerkern. Handelskarawanen und Schiffsverkehr. Tiere als Ortsgtter; Sonne, Sterne, Him-mel, Erde, Gewsser als berlokale Gott-heiten. Frhzeit um 2900250 v. Chr.: 1. und 2. Dynastie (Thinitenzeit, Dynastie aus der Gauhauptstadt This). Zeit der Reichsbildung, von Obergypten aus das

    Delta umfassend. Sagenhafter Reichsgrn-der Menes, Hauptstadt Memphis (beim heutigen Kairo), erste Gaueinteilung. Aus-bildung der gypt. Bilderschrift ( Hie-roglyphen), Erfindung des Papyrus. Einfhrung des Kalenders ( Zeitrech-nung). Gttlichkeit des Herrscheramtes (der Knig = falkenartiger Gott Horus). Knigliches Beamtentum, Ausprgung des gypt. Kunststils. Altes Reich um 2502190 v. Chr. (3.. Dynastie): Resi-denz Memphis, der erste Knig Djoser er-baute die erste Stufenpyramide (Werk des Baumeisters Imhotep); in der Glanzzeit der 4. Dynastie (um 25952450) entstan-den durch Fronarbeit die gewaltigen Py-ramiden (u. a. Cheops, Chefren, Mykeri-nos). Unter der 5. Dynastie Ausbildung des Sonnenkults (Sonnengott Re), Son-nenheiligtum; die Knige nannten sich nun Sohn des Re, die Grenmae der Pyramiden wurden kleiner; spter Auf-kommen des Osiriskults. 1. Zwischen-zeit um 21902050 v. Chr. (7.10. Dy-nastie): Zerfall der Reichseinheit, fast un-abhngige Gaufrsten, deren Familien an Ansehen zunahmen, in den Gauhauptstd-ten selbstbewusstes Brgertum, zwei riva-lisierende Dynastien: die Herakleopiten in Memphis und die Gaufrsten von Theben; Blte der Lyrik und Lehrdichtung. Mitt-leres Reich um 20501710 v. Chr. (1114. Dynastie): durch den Sieg des Knigs Mentuhotep von Theben ber den He-rakleopiten in Memphis wurde die polit. Einheit des Reiches wiederhergestellt; im Innern straffere Verwaltung und Zurck-drngung der Gaufrsten; bergreifen auf Nubien, Bauten in Karnak, Besiedlung der Oase Fajum, Handelsfahrten nach Punt. 2. Zwischenzeit um 17101570 v. Chr. (15.17. Dynastie): Epoche der Fremd-herrschaft der asiat. Hyksos (Frsten der Fremdlnder), Hauptstadt Auaris (Tanis) im O-Delta. Die Fremden fhrten Pferd (als Bespannung) und Streitwagen in gypten ein und revolutionierten dadurch

    gypten

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    das Kriegswesen. Verbesserte Bronzetech-nik. Neues Reich um 1570715 v. Chr. (17.24. Dynastie): Das durch die theban. Frsten von den Hyksos befreite gypten wurde Weltmacht, dehnte sich ber Pa-lstina und Syrien bis zum Euphrat und im S fast bis zum 4. Katarakt aus (Sudan). Beziehungen zu Babylonien, Mitanni, Assyrien, Hethiterreich. Theben wurde Weltstadt. Ungeheure Reichtmer (bes. nubisches Gold), berfeinerte Lebenshal-tung. Marktwirtschaft, gewaltige Bauten im ganzen Nilland bes. um Theben, des-sen Priesterschaft einen Staat im Staate bildete (riesige Pfrnden). Das Knigtum sttzte sich auf Beamtenschaft und Heer; Knigfelsgrber im Tal der Knige mit riesigen Totentempeln vor dem Gebirge. Bedeutende Pharaonen: Thutmosis III., Amenophis III., Amenophis IV. (Ketzer-knig Echnaton, vorbergehende Verle-gung der Hauptstadt nach Al-Amarna in Mittelgypten, Aton einziger Staatsgott), Ramses II. (monstrse Bauten, Abgren-zung der Interessensphre gegenber He-thitern; Angriffe der Libyer und der See-vlker). Unter den Nachfolgern (3. Zwi-schenzeit) Niedergang: Grenzkriege, Ver-schuldung durch Staatsbauten, Unter-wanderung im Delta durch die Libyer (seit 950). Sptzeit um 715332 v. Chr. (25.31. Dynastie): . durch die thio-pier des Sudans (seit 750) berfremdet. Rckzug der thiopier vor den Assyrern, die 70 Memphis und 3 Theben besetz-ten. Unter der 2. Dynastie (Psammetich, Necho, Apries, Amasis) durch kluge As-syrerpolitik neue Blte; Ausbildung von Beamtendynastien, Krieger- und Berufs-kasten. Der Jenseitsglaube schwand, Ma-gie und Tierverehrung (Stiere, Krokodile) traten an seine Stelle. In der Kunst Alter-tmelei. Seit 525 (Schlacht bei Pelusium) Fremdherrschaft der Perser (mit Unter-brechungen). Hellenistische Zeit um 33230 v. Chr. (Alexander und die Ptole-mer): gewaltige Bauttigkeit (Dendera,

    Edfu, Philae). In der Plastik Rckgreifen auf alte Vorbilder. Individualisierende Bil-derkunst. Reliefbilder aus dem tglichen Leben. Rmische Zeit um 30 v. Chr. bis 395 n. Chr. (bis zur Teilung des rm. Rei-ches): Christianisierung, Begrndung des Mnchtums. Patriarchat von Alexandrien (kopt. Sprache). Byzantinische Zeit seit 395 n. Chr.: . war Teil des Ostreiches. Arabische Zeit seit 39: Provinz des Ka-lifenreiches, allmhliche Mohammedani-sierung. Entwicklung zur Selbstndigkeit seit etwa 850. 88 Trennung vom Kalifat Bagdad. . wurde mit der neugegrnde-ten Hauptstadt Kairo unter den Fatimiden (991171) und Aijubiden (11711250) fhrend in der islam. Welt. Unter den Mamelucken-Sultanen (12501517) Blte der Moscheenbaukunst. 1517 Er-oberung durch die Trken, allgemeiner Niedergang. Erwachendes Selbstbewusst-sein seit dem gypt. Feldzug Napoleons (17981801), Kontakt zu Europa, Beginn der neuzeitlichen gypt. Geschichte. Mo-derne Staatsbildung durch Mehemed Ali (seit 1804). Unabhngigkeitskampf seit 1831. Europisierung unter dem Khedi-ven Ismail, 183 bis 1879 (Armee, Schu-len, Eisenbahnen, Suezkanal; aber Zerrt-tung der Finanzen); 189 Erffnung des Suezkanals; 1882 Eroberung durch die Englnder, nationale Gegenbewegung. 19141922 brit. Protektorat (Hoher Kommissar). 1922 beschrnkte Unabhn-gigkeit, Festigung des Staatswesens. 193 Selbstndigkeit. 1942 dt. Vormarsch auf . durch brit. Truppen bei El Alamein zu-rckgeschlagen. 1948 Ende fast aller Re-servatrechte Englands. 1952 Staatsstreich des Generals Nagib gegen Knig Fa-ruk (seit 193). 1953 . Republik. 1954 Staatsstreich Nassers. 195 Rumung der Suezkanalzone durch England, Nati-onalisierung des Suezkanals; Suezkrise und Suezabenteuer (Israel, England, Frankreich), Rckzug der Interventions-truppen unter dem Druck der USA, der

    gypten

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    UdSSR und der UN. 1958 bundesstaatl. Zusammenschluss mit Syrien zur Ver-einigten Arab. Republik, lose Angliede-rung des Jemen. 191 nach Militrrevolte Austritt Syriens aus der VAR; 191 Ende des Assoziationsvertrages mit dem Jemen. Nasser proklamierte arab. Sozialismus und festigte seine Stellung durch Ausschaltung der Parteien; Bau des Assuanstaudamms mit sowjet. Hilfe. Verluste fr . im 3. Is-rael.-Arab. Krieg 197. Seit 1971 Sa-dat Staatsoberhaupt, erzielte im 4. Israel.-Arab. Krieg Prestigeerfolg fr die Araber. Im Zuge der Entnasserisierung strkere polit. Annherung an die USA, 1975 Wie-dererffnung des Suezkanals. 1979 Frie-densvertrag mit Israel, dadurch Isolation in der arab. Welt, 1981 Ermordung Sadats, sein Nachfolger Mubarak erreichte 1982 die Rckgabe des ges.Sinaigebietes an .; 1989 wurde . wieder als Vollmitglied in die Arabische Liga aufgenommen.Ahnentafel, Verzeichnis der Ahnen einer Person in gesetzmigem Aufbau, vom Ahnentrger aus ber Eltern, Groeltern, Urgroeltern usw. (oft mit Lebensdaten und Wappen); v. a. blich fr die Ahnen-probe zur Zulassung fr Turniere, mter, Orden oder hnliches; Hauptverbreitung jedoch im 1. und 17. Jh., auch auf Bild-teppichen, Gewndern, Grabmlern.Aihun, chin. Ort in der Mandschurei am Amur; im Vertrag von A. 1858, der durch den Vertrag von Peking (180) erweitert und besttigt wurde, musste China das gesamte Gebiet nrdl. des Amur und den Landstreifen zw. Amur-Ussuri und der Kste an Russland abgeben. Diese Grenz-ziehung belastet das chin.-sowjet. Verhlt-nis bis heute (Kmpfe am Ussuri v. a. im Mrz 199).Aijubiden, von Salah Ad Din Jusuf Ibn Aijub ( Saladin) 1171 begr. Dynastie, lste die Herrschaft der Fatimiden in gypten ab. Die A. dehnten ihren Machtbereich auf Syrien und N-Mesopotamien aus und re-gierten 11831232 auch im Jemen.

    Ainu, vermutl. aus Nordasien auf die ja-pan. Inseln eingewanderte hellhutige Rasse, Frhbewohner Japans, verbreiteten sich ber alle Inseln, benannten viele Berge und Flsse; letzte Reste zurckgedrngt auf Hokkaido, Sachalin, den Kurilen-Inseln.Aischa, zweite Gemahlin Mohammeds, um 1478; bekmpfte nach Moham-meds Tod den Kalifen Ali; 5 in der Kamelschlacht von Basra gefangen, nach Medina entfhrt, wo sie 78 starb (Name der Schlacht nach dem Kamel, auf dem A. gesessen hat; als das Kamel strzte, kam der Kampf zum Stehen, und Ali ging als Sieger hervor).Aistulf, Knig der Langobarden (74975); vereinigte das Herzogtum Spoleto mit der Krone und eroberte Ravenna. Um ihn an der Unterwerfung des rm. Herr-schaftsbesitzes zu hindern, reiste 754 Papst Stephan II., von Byzanz im Stich gelas-sen, hilfesuchend zu Knig Pippin III., es kam zw. beiden zu einer Einigung (ppst-lich-frnk. Bund). 75 zwang Pippin den Langobardenknig, seine Eroberungen in Italien (auch das Exarchat Ravenna) zu-rckzugeben, und wies diese Gebiete dem Papst als Oberhaupt der Kirche zu (Entste-hung des Kirchenstaates).Ajatollah (Ayatollah), Ehrentitel fr geist-liche Wrdentrger im schiit. Islam, be-deutet etwa Zeichen (Wunder, Spiegel-bild) Gottes.Akademie (der Wissenschaften), urspr. die Philosophenschule Platons, der seine Schler in einem dem Heros Akademos geweihten Hain bei Athen zu versam-meln pflegte. Die Akademie Platons (gest. 347 v. Chr.) lebte nach seinem Tod fort, wurde erst 529 n. Chr. von Kaiser Justi-nian aufgelst: Die Bezeichnung wurde vom Humanismus fr die Vereinigungen zur Pflege der Dichtkunst (Florenz, Pa-lermo, Toulouse) und spter der Philoso-phie wieder aufgegriffen: um 1445 Grn-dung der Accademia Platonica in Florenz; 1582 entstand die Accademia della Crusca

    Akademie

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    in Florenz als Vorbild fr alle spteren Sprachgesellschaften, deren berhmteste die Pariser Academie franaise wurde, als hchste Autoritt in Fragen der frz. Spra-che und Literatur, hervorgegangen aus ei-ner von Richelieu angeregten Privatgesell-schaft (135), gebildet von den 40 Un-sterblichen. Ihr folgte die engl. Royal Society (Knigliche Gesellschaft) in Lon-don (10). Die bereits 103 gegr. ppst-liche Accademia dei Lincei erlangte in-ternationales Ansehen durch naturwiss. Forschungen. Auf Anregung von Leibniz wurde 1700 die Preu. A. der Wissen-schaften in Berlin gegrndet. (Nachfolge-rin: Dt. A. d. W. seit 194), desgl. die Pe-tersburger A. 1724; Bayern hat seit 1759 eine A. d. W., sterreich seit 1847, seit-her alle groen Kulturnationen. Diese A. vereinigen die jeweils fhigsten Gelehrten des Landes (geistes- und naturwiss. Zweig) und dienen im Gegensatz zu den Univer-sitten wie zu den Akademien der Knste nur der Forschung, nicht der Lehre.Akadien, ehemaliger frz. Besitz sdl. des St.-Lorenz-Stromes in Kanada, seit 104 von den Franzosen besiedelt, 1713 im Frieden von Utrecht an England abgetre-ten. Zahlreiche Franzosen wanderten frei-willig oder unter Zwang in die Provinzen Neuenglands aus (A. = die heutigen ka-nad. Provinzen Neu-Schottland und Neu-Braunschweig).Akbar (arab. Der Groe), Gromogul von Indien, 1542105; war tatar. Her-kunft, islam. Glaubens; regierte seit 155, genial als Feldherr wie als Staatsmann, einte in schweren Kmpfen fast ganz In-dien und machte es durch umfassende Reformen zu einem Rechtsstaat mit ge-ordneter Verwaltung. Freund der Knste und Wissenschaften, grter Sittenlehrer auf einem Thron seit Mark Aurel, tolerant und aufgeschlossen fr alle Religionen, gewhrte A. nicht nur den Hindus (der Masse seiner Untertanen), sondern auch Christen und Parsen Religionsfreiheit,

    verbot die Exzesse (Witwenverbrennung), verfolgte als toleranter Gottglubiger den Fanatismus der Mohammedaner und grndete einen monotheist. Gottesglau-ben mit hohen sittlichen Anforderungen. Sein absolutist. Regime schuf kein Reich von Dauer, aber seine kulturelle Leistung erhob ihn im Geschichtsbewusstsein der Inder zu myth. Gre und wirkte ber Jahrhunderte hinweg.Akiba, Ben Joseph, jd. Schriftgelehrter, um 50 bis 135 n. Chr.; vermutlich Begrn-der der Riten-, Vorschriften- und Geset-zessammlung Mischna, als Teilnehmer am Aufstand Bar Kochbars hingerichtet.Akkad (Babylonien), erstes Groreich der Geschichte (um 23502150 v. Chr.). Schon seit 2800 v. Chr. beunruhigten se-mit. Hirtenstmme, aus der arab. Wste kommend, die Randgebiete des Reiches Sumer; sie drangen allmhlich ins In-nere, kulturelle Verschmelzung mit den Sumerern. Um 2350 wurde Lugalsagesi, der den energischen Versuch gemacht hatte, das sumer. Reich zu retten, von dem Semiten Sargon I. von Akkad besiegt. Sargons Reich erstreckte sich vom SW-Iran bis nach Syrien, zum Libanon und nach Kleinasien; fhrende Stadt wurde Nippur, 150 km sdstl. von Bagdad. Entwicklung einer reichen Kultur mit Tempelburgen (Zikkurats) und Palaststt-ten; Sargons Nachfolger Naramsin trieb Handel bis Indien, das semit. Akkadisch wurde Staatssprache. Um 2150 berei-tete der Einfall der Guter aus Nordosten (Drachen des Gebirges) dem Reich Ak-kad ein rasches Ende; in der nachakkad. Zeit Wiederaufrichtung der sumer. Stadt-staaten; Akkad und Sumer bis 1955 v. Chr. unter den Knigen von Ur.Akkon (im Zeitalter des Hellenismus: Pto-lemais), Hafenstadt in Palstina, whrend der Kreuzzge umkmpft, daher Kirch-hof der Christenheit genannt. Die Kreuz-fahrer nahmen A. 1104, verloren es 1187, eroberten es 1191 nach zweijhriger Bela-

    Akadien

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    gerung zurck (Richard Lwenherz) und verloren es 1291 endgltig an die Mame-lucken. 1799 von den Trken mit engl. Waffenhilfe gegen Bonaparte verteidigt.Akragas, Agrigentum.AKP-Staaten, Bez. fr die Entwicklungs-lnder in Afrika, in der Karibik und im Pazifik, die durch das Abkommen von Lom (1975) der EU (damals EWG) as-soziiert sind; 1975 in Georgetown auch als formelle Organisation konstituiert, 1979 Unterzeichnung des 2. Lom-Abkom-mens, 2000 Abkommen von Cotonou.Akropolis (griech. Oberstadt), in der An-tike der befestigte hochgelegene Teil der griech. Stdte, Tempel- und Burgberg; die klassische A. von Athen, deren Ruinen er-halten sind, wurde anstelle lterer Anlagen zur Zeit des Perikles gebaut: Neben dem alten Athene-Tempel (. Jh.) und dem al-ten Knigspalast wurden 447 bis 432 der Parthenon, 437 bis 433 v. Chr. die Propy-len, nach 420 der Nike- und der Diony-sostempel, 421 bis 413 das Erechtheion vollendet. In Rmertagen kamen 27 v. Chr. der Tempel der Roma und des Augustus und das Monument des Agrippa hinzu. Nach der Christianisierung Griechenlands wurde der Parthenon christliche Kirche, 1458 nach Einnahme Athens durch die Trken Moschee. Bei der Belagerung des trk. Athen durch die Venezianer (187) wurde der mittlere Teil des Parthenon in die Luft gesprengt. 1801 Bergung der be-deutendsten Schrift- und Bilddenkmler durch den Schotten Lord Elgin; seit 192 Wiederherstellungsarbeiten.Aktiengesellschaft, eine der Haupt-formen der kapitalist. Unternehmung, entwickelte sich aus den (See-)Handels-gesellschaften des Frhkapitalismus (13.1. Jh., vor allem in Italien) und den staatl. konzessionierten Handelskompanien im Zeitalter des Kolonialismus. In der neues-ten Zeit hatte die A. an dem rapiden Auf-schwung des modernen Kapitalismus ent-scheidenden Anteil, nicht zuletzt durch

    die Ausgabe von Klein- oder Volksaktien mit breitester Streuung und Vermeidung jeder Bindung an den Staat oder seine Organe (rein privatrechtliche Unterneh-mungen). Berhmte Beispiele von Aktien-schwindel: John Law in Frankreich und die Grnderjahre in Deutschland.Aksum, hl. Stadt in der Nhe von Adua, im Land Tigre, im 1.7. Jh. n. Chr. zugleich Name fr das altabess. Reich ( thio-piens); erhalten sind zahlreiche Denkm-ler (Stelen von A.), Palast- und Grabrui-nen; hier wurden die Bundeslade der kopt. Kirche und die Gesetzestafeln des Moses aufbewahrt.Aktium, Vorgebirge an der Westkste des Epirus an der Einfahrt zum Golf von Arta. Hier errang 31 v. Chr. Oktavian, der sp-tere Kaiser Augustus, den entscheidenden Seesieg ber Antonius und Kleopatra, der die Vorherrschaft des rm. Westen ber den hellenist. Osten sicherte.Akzise (mittellat. accisia, Herkunft um-stritten), seit dem MA, von den Niederlan-den ausgehend, in England und Deutsch-land Bez. fr Steuern versch. Art, beson-ders in Preuen, ursprnglich stdtisch, dann verstaatlichte, 17178 zentral verwaltete Umsatz- und Verbrauchssteuer; im 19. Jh. weitgehend abgebaut, im 20. Jh. in vielfltigen Formen wiederbelebt.Alandinseln, Inselgruppe von 550 In-seln im Bottn. Meerbusen mit schwed. Be-vlkerung, von strateg. Bedeutung. 1809 zusammen mit Finnland von Schweden an Russland abgetreten. Nach den Bestim-mungen des Pariser Friedens 185 ent-militarisiert. 191 mit stillschweigender Duldung der Alliierten befestigt; Bewoh-ner wnschten nach dem 1. Weltkrieg An-schluss an Schweden, doch wurden die Inseln vom Vlkerbund 1921 Finnland zugesprochen unter den Bedingungen der Autonomie und Entmilitarisierung. 1939 finn.-schwed. Vorsto in der Befestigungs-frage, nach dem russ.-finn. Krieg hinfllig; Entmilitarisierung 1947 erneut besttigt.

    Alandinseln

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    Alanen, iranisches Nomadenvolk. Urspr. in Sdrussland und im nrdl. Kaukasus ansssig, zogen die A., durch die Hunnen verdrngt, um 350 nach W, fielen im Ge-folge der Sueben und Vandalen in Gallien ein und teilten mit den beiden german. Vlkern Spanien unter sich auf; nach der Eroberung Spaniens durch die Westgoten an der Loire angesiedelt. Die in Sdruss-land zurckgebliebenen Reste noch heute als Osseten im Kaukasus erhalten.Alarich, Knige der Westgoten aus dem Geschlecht der Balten: 1) A. I., um 370410; fhrte 395 sein Volk aus Msien nach dem Peloponnes und dem Epirus, schlie-lich nach Italien, eroberte 410 Rom, starb in Unteritalien auf dem Weg nach N-Afrika, begraben im Busento bei Cosenza. (Die mehrfache Suche nach dem groen Goldschatz, den die Goten ihrem Knig mit ins Grab gegeben haben, blieb erfolg-los, 191 aber mit Mitteln der Stiftung Le-rici wieder aufgenommen.) 2) A. II., Sohn und Nachfolger Eurichs, seit 484 ver-mhlt mit Theodegotho, Tochter Theo-derichs d. Gr.; schuf 50 die Lex Romana Visigothorum, unterlag 507 Chlodwig bei Vougl (bei Poitiers) und fiel (Ende des Tolosanischen Reiches der Westgoten).Alaska, Halbinsel im N des amerik. Kon-tinents, durch die Beringstrae vom asia-tischen Festland geschieden; Einfallstor fr die ersten Einwanderer aus Sibirien in den menschenleeren amerik. Kontinent. Im 18. Jh. von meist russ. Seefahrern an den Ksten erforscht (Deschnew) und von Russland in Besitz genommen. 187 fr 7,2 Mio. Dollar an die USA verkauft, brachte es den USA die Kaufsumme durch Gold-funde und Pelzreichtum binnen kurzem wieder ein; zum Territorium der USA er-klrt und 19421945 durch die 400 km lange A.-Strae lngs der Westkste Ka-nadas (Baukosten 115 Mio. Dollar) un-mittelbar mit den USA verbunden, als Flotten- und Luftsttzpunkt wie als Roh-stoffreservoir von wachsender strategischer

    Bedeutung; 1958 Erhebung A.s zum 49. Bundesstaat der USA. Ende der 0er Jahre Entdeckung und Beginn der Frde-rung riesiger Erdlvorrte. Seit 1977 fhrt eine 1300 km lange Pipeline zum eisfreien Hafen Valdez.Alba, Fernando Alvarez de Toledo, Her-zog von, span. Feldherr und Staatsmann, 15081582; entschied als Oberbefehlsha-ber der Truppen Karls V. den Schmalkald. Krieg durch den Sieg von Mhlberg 1547, unterwarf als kaiserlicher Statthalter die aufstnd. Habsburgischen Niederlande mit militr. Gewalt; fhrte ein starres Blutregiment (Hinrichtung Hoorns und Egmonts), Verbitterung des Brgertums durch neue, hohe Steuern. Der Kampf zw. A. und den Rebellen ( Geusen) fhrte zum Abfall der Nordprovinzen. A. wurde 1573 abberufen, 1579 sogar verbannt, fhrte jedoch 1580 wieder ein Heer, das Portugal fr die span. Krone eroberte.Albanien, das Tor zur Adria, in der An-tike Teil der rm. Provinz Dalmatien, im MA in buntem Wechsel unter bulgar., byzant. oder serb. Oberhoheit, teilweise von Venedig oder Sizilien (Normannen) beherrscht, unter eigenen oder fremden Dynastien. 14431448 Freiheitskampf unter dem Nationalhelden Skanderbeg. 147 dem trk. Reich einverleibt und zum grten Teil zum Islam bekehrt. 1913 (2. Balkankrieg) im Frieden von Bu-karest fr unabhngig erklrt (um Serbien am Zugang zur Adria zu hindern), 1914 Wahl des Prinzen Wilhelm von Wied zum Mbret (Frst) der Skipetaren, der aber noch im gleichen Jahr das Land verlie. 19141918 Kriegsschauplatz, nach dem Krieg als selbstndige Republik wieder-hergestellt, gefhrdet durch die Ansprche Italiens, Jugoslawiens und Griechenlands. Nach langen Wirren Regime Achmed Zo-gus (1925 Prsident, 1928 Knig), polit. von Italien abhngig; 1939 von Mussolini annektiert (Personalunion), Operations-basis fr das gescheiterte ital. Unterneh-

    Alanen

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    men gegen Griechenland, 1943 unter dt. Besatzung von der ital. Krone gelst, 1945 sowjetfreundl. Regierung Enver Hox-has, Volksdemokratie und Glied des Ost-blocks; 190/1 Abkehr von Sowjetruss-land (das in A. eine starke Position an der Adria gewinnen wollte) und Bindung an das kommunist. China. 191 Abbruch der diplomat. Beziehungen zur Sowjetunion, 198 Austritt aus dem Warschauer Pakt. 197 Schlieung der Moscheen und Pro-klamation A.s zum ersten atheist. Staat. 1977/78 Streit mit China ber Mao Tse-tungs Dreiweltentheorie, China stellte seine Militr- und Wirtschaftshilfe ein. In den 80er Jahren vorsichtige ffnung des lange Zeit internat. fast vllig isolierten A. gegenber dem Ausland, zu Beginn der 90er demokratische Reformen. Aufgrund der wirtschaftl. Lage massenhafte Auswan-derung, Auseinandersetzungen mit dem Nachbarland Serbien wegen des Kosovo, Untersttzung durch Stationierung von NATO-Truppen.Alberoni, Giulio, span. Kardinal und Staatsmann, 141752; Emporkmm-ling ital. Abstammung, trieb als leitender Minister seit 1717 ohne Rcksicht auf die Erschpfung des Landes durch den Span. Erbfolgekrieg ehrgeizige, abenteuerliche Gromachtpolitik mit Spitze gegen Eng-land und den Kaiser, scheiterte beim Ver-such, Sardinien und Sizilien zurckzuge-winnen, an der Quadrupelallianz und der Vernichtung der span. Flotte bei Pas-saro (1718) durch die Englnder, entlas-sen, spter ppstlicher Legat.Albert, Name von Herrschern. Belgien: 1) A. I., 18751934; Knig der Belgier seit 1909, schiffte sich 1914 mit dem Rest seiner Armee nach England ein; bei einer Felsbesteigung tdlich abgestrzt. Sachsen: 2) A., 18281902; als Kron-prinz 18 Heerfhrer gegen Preuen, 1870 Sieger von Gravelotte, Knig seit 1873. Sachsen-Coburg-Gotha: 3) A., Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha,

    1819181; vermhlt mit Knigin Vikto-ria von England, seit 1857 mit dem Titel Prinzgemahl, frderte das Verstndnis der Knigin fr den Gedanken der dt. Ein-heit; polit. liberal, weitsichtig; veranlasste Schulreformen; Initiator der 1. Weltaus-stellung in London 1851.Albert von Appeldern, Bischof von Liv-land, um 11701229; Domherr aus Bre-men, fhrte ein Kreuzheer nach Livland, grndete 1201 zusammen mit Kaufleuten aus Gotland Riga, stiftete den Schwertbr-derorden, um auer den Kreuzfahrern, die jeweils erst im Frhjahr aus den Reichs-gebieten kamen, das ganze Jahr hindurch eine schlagfertige Truppe zur Verfgung zu haben, und nahm 1207 Livland von Knig Philipp von Schwaben zu Lehen, teilte aber die tatschliche Herrscherge-walt mit der Stadt Riga und dem Orden der Schwertbrder.Albertiner, jngere Linie des Hauses Wettin (erbliche Kurfrstenwrde), be-nannt nach Herzog Albrecht dem Be-herzten; 1485 Erbteilung des Hauses Wet-tin (Hauptsitz Sachsen-Wittenberg) in die ltere Ernestiner- und die jngere A.-Linie. Die Ernestiner erhielten Kursachsen, fast ganz Thringen, das Vogtland, die Alber-tiner die Markgrafschaft Meien und das nrdl. Restthringen. 1547 gewannen die A. die Kurwrde zurck. 180 wurden sie (durch Napoleon) Knige von Sachsen.Albertus Magnus (Albert d. Groe), Graf von Bollstdt (Lauingen, Schwaben), hl., Kirchenlehrer, genannt Doctor universa-lis, um 11931280; bedeutendster Ver-treter der Scholastik neben seinem Schler Thomas von Aquin. Der Dominikaner er-warb an der Pariser Sorbonne den Doktor-grad, 120122 war er Bischof von Re-gensburg, lehrte vor allem in Kln, wid-mete sich der Auslegung der Philosophie des Aristoteles in christl. Sicht und fhrte sie in die Scholastik ein, pflegte die Na-turwissenschaft (Tierbeobachtungen, che-mische Experimente), wurde von Frsten

    Albertus Magnus

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    und Stdten um Rat und Schiedsspruch angegangen. In der Legende lebt er fort als christlicher Magier mit Zauberkrften.Albigenser, die nach ihrem Hauptsitz Albi (bei Toulouse) benannten, von der Kirche als Ketzer verfolgten Anhnger einer reli-gisen Reformbewegung des 12./13. Jh. in Sdfrankreich und Oberitalien (gehen zu-rck auf die Katharer); sie verwarfen die Lehre der Kirche, predigten Armut und Askese, gaben sich eigene Bischfe und hatten Freunde selbst unter den Frsten; wegen der dauernden Verfolgungen Got-tesdienste in verborgenen Hhlen und Wldern; von der Inquisition und durch Kreuzzge fast ausgerottet.Alboin, Knig der Langobarden (um 50572), vernichtete 57 das Reich der Ge-piden an der mittleren Donau und fhrte 58 sein Volk, verstrkt durch Sachsen, aus dem nordthring. Raum nach Italien; ver-mhlt mit Rosamunde, der Tochter des ge-tteten letzten Gepidenknigs Kunimund; auf deren Veranlassung 572 ermordet.Albornoz, Aegidius Alvarez Carillo, span. Kirchenfrst, um 1305137; Erzbischof von Toledo, machte als Kardinallegat fr Italien in Abwesenheit der Ppste (Avi-gnon) dem Chaos in Rom (Adelskmpfe, Auftreten Cola di Rienzos) ein Ende; ord-nete die Verhltnisse des Kirchenstaates.Albrecht, Name von Herrschern. Dt. K-nige: 1) A. I., von sterreich, 12551308; ltester Sohn Rudolfs von Habsburg, erst 1298 zum Knig gewhlt, besiegte seinen Vorgnger (Gegenknig) Adolf von Nas-sau; tatkrftiger Hausmachtpolitiker, be-kmpfte erfolgreich die egoist. Politik der Kurfrsten, verzichtete auf die das Reich schwchende Italienpolitik, bemht um Ausgleich mit dem Papst. 1308 von sei-nem Neffen Johann Parricida (= Vatermr-der), dem er, um die geschlossene Haus-macht nicht zu zersplittern, sein Erbe vor-enthalten hatte, ermordet. 2) A. II., Her-zog von sterreich, 13971439; folgte 1438 seinem Schwiegervater Sigismund

    auf den Thron; wurde auch zum Knig von Ungarn und Bhmen gekrnt; starb am Sumpffieber. Bayern: 3) A. III., 1401140; 1432 heimlich mit Agnes Bernauer vermhlt (die sein Vater, Her-zog Ernst, 1435 ertrnken lie), seit 1438 Herzog von Bayern-Mnchen. 4) A. IV., 14471508; Herzog seit 143, setzte die Unteilbarkeit seiner Erblande fest und be-erbte die 1500 erloschene Linie Bayern-Landshut. 5) A. V., 15281579; Herzog seit 1550, frderte vor allem die Knste, errichtete 1558 die herzogliche Biblio-thek, infolge einer Adelsverschwrung entschied er sich fr die Gegenreforma-tion. Brandenburg: 6) A. I. der Br, um 11001170; aus dem Hause der Askanier, Graf von Ballenstedt, 1134 mit der Nord-mark belehnt, sicherte sich die Erbfolge im Havelland (1150), begrndete im Kampf gegen die Wenden die Mark Branden-burg. 7) A. III. Achilles, 1414148; Ho-henzoller, Kurfrst seit 1470, setzte 1473 durch Hausgesetz (Dispositio Achillea) die Unteilbarkeit der Mark fest. 8) A. Alcibi-ades, 15221557; Markgraf von Kulm-bach-Bayreuth seit 1541; zahlreiche, mit brutaler Hrte durchgefhrte Feh-den gegen die frnk. Bistmer Bamberg und Wrzburg und die Stadt Nrnberg (Markgrfler Krieg). Von seinen Geg-nern geschlagen und vom Kaiser gechtet, ging A. A. 1554 auer Landes. 9) A., Bru-der des Kurfrsten Joachim von Branden-burg, Kurfrst von Mainz, 14901545; mit 23 Jahren Erzbischof von Magdeburg, 1514 auch von Mainz, 1518 zum Kardinal erhoben, bentigte zur Bezahlung der ho-hen Palliengelder usw. groe Geldmengen und lie die Summe durch einen Ablass aufbringen, fr den Tetzel, der Zeitsitte entsprechend, warb; der Missbrauch des Ablasses forderte Luthers Thesenanschlag heraus. sterreich: 10) A., Erzherzog, 18171895; bedeutender Heerfhrer, 18 Sieger von Custoza gegen die berle-genen ital. Streitkrfte. Preuen: 11) A.,

    Albigenser

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    Sohn des Markgrafen Friedrich von Bran-denburg-Ansbach, 1490158; seit 1511 (letzter) Hochmeister des Deutschen Or-dens; nahm 1525 das Ordensland als welt-liches (protestant.) Herzogtum Preuen von Polen zu Lehen, Stifter der Universi-tt Knigsberg. Sachsen: 12) A. III., der Beherzte, 14431500; fhrte Kaiser Maxi-milians I. Kriege in Flandern, 1485 Her-zog der geteilten schs. Erblande, Stifter der Albertin. Linie des Hauses der Wet-tiner. Wrttemberg: 13) A., Herzog, 1851939; Thronfolger (bis 1918), im 1. Weltkrieg Fhrer einer Heeresgruppe im Westen.Albuquerque, Alfonso d, portug. Seefah-rer, 1421515; als Statthalter Ostindiens seit 1510 (Nachfolger Almeidas) festigte und erweiterte er die portug. Macht am Indischen Ozean (Goa, Ormus, Ceylon).Alchemie oder Alchimie, als wiss. Che-mie in der Antike begr. von den gyp-tern (die ihr Land Kemi = Schwarze Erde nannten; ihre Beiz- und Frbetech-nik wurde im Baumwolle verarbeitenden Indien als Kunst des Schwarzen Landes bekannt). Die Griechen beschftigten sich mit der Chemie mehr philosophisch-spe-kulativ als naturwiss.-experimentell. Erst die Araber griffen die Wissenschaft wieder auf, bauten sie aus und bermittelten ihre Kenntnisse als al Kemia (= die Chemie) dem Abendland, doch blieben sie weit entfernt von einer zutreffenden Einsicht in das Wesen chem. Vorgnge. Ihre ber-zeugung, dass Metalle ineinander umge-setzt werden knnen, bernahmen die abendlndischen Alchemisten (daher A. = Metallscheidekunst); trotz dieses Irrtums blieb die A. in ihren Grundlagen wiss., bis sie bei Ausgang des MA mystisch-theo-sophische Zge annahm und sich in eine Geheimwissenschaft verwandelte; Ziel: den Stein der Weisen zu finden, mit des-sen Hilfe unedle Metalle sich vermeint-lich in Gold verwandeln und Krankheiten heilen lieen. Selbst bedeutende Gelehrte

    glaubten noch bis ins 17. Jh. hinein an den Stein der Weisen und das Walten berird. Krfte in den chem. Vorgngen; erst all-mhlich wurde der Unterschied zwischen berufsmigen Goldmachern und Schar-latanen und den echten Forschern be-griffen: Seit Boyle um 1750 die moderne Chemie begrndet hatte, erhielt das Wort A. jene geringschtzige Bedeutung, die es heute hat. Solange diese Unterscheidung nicht bestand, besaen gerade die phan-tasievollsten Alchemisten hohes Ansehen, oft untersttzt von goldhungrigen Frs-ten; der alchemist. Pseudowissenschaft ist u. a. die (zufllige) Erfindung des Porzel-lans und die Phosphorherstellung zu ver-danken ( Chemie).Aleandro, Girolamo, ital. Humanist und Kardinal, 14801542; fhrte an der Pariser Universitt das Studium des Griechischen ein und wurde ihr Rektor; trat in diplo-matische Dienste der Kurie (ppstlicher Bibliothekar), wurde zusammen mit Eck als Nuntius nach Deutschland gesandt, um dem gegen Luther verhngten Kirchen-bann Nachdruck zu verleihen; betrieb auf dem Reichstag zu Worms 1521 die Verhn-gung der (weltl.) Reichsacht ber Luther und berichtete ber Erasmus, Hutten und Sickingen als Gegner der Kirche nach Rom; verdient um die Geschichtsschrei-bung und Quellenforschung durch Ord-nen des ppstl. Archivs sowie sorgfltig re-digierte Gesandtschaftsberichte.Alemannen, Alamannen, german. Vl-kerschaften, wanderten zu Beginn des 3. Jh. n. Chr. aus ihren alten Siedlungsge-bieten im norddt. Raum in das Maingebiet ab. Erstes histor. Auftreten gemeinsam mit dem Stamm der Semnonen 213 n. Chr., Vorste ber den rmischen Limes bis nach Mittel- und Oberitalien und nach Gallien. Die A. beherrschten im 5. Jh. das Gebiet zwischen Rhein, Bodensee, Lech, Frnk. Alb und Main. Bei Zusam-mensten mit den Franken (Chlodwig) unterlagen sie, mussten einen Teil ihrer

    Alemannen

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    Siedlungsgebiete abtreten und die anderen der frnk. Oberhoheit unterstellen. Chris-tianisierung seit dem . Jh., im 7. und 8. Jh. Aufzeichnung der alemann. Volks-rechte; 74 von den Karolingern endgl-tig unterworfen. Diese Hoheitsgebiete bildeten spter das Herzogtum Aleman-nia, aus dem das Herzogtum Schwaben (abgeleitet von dem alemann. Stamm der Sweben) wurde. Den Namen Alemannia bertrugen die roman. Vlker (ausgehend von Frankreich) auf das gesamte Deutsch-land: Allemagne.Alembert, Jean le Rond d, frz. Mathema-tiker, Aufklrungsphilosoph und Freigeist, 17171783; gab zus. mit Diderot die 28-bndige Enzyklopdie heraus, radikaler Kritiker der christlichen Dogmatik.Aleppo, Stadt in NW-Syrien; im 2. Jt. v. Chr. in einer hethit. Urkunde als Zentrum eines Knigreichs genannt; kam 738 unter assyr. Herrschaft, danach in den Besitz der Meder (um 12), der Achme-niden (539), Alexander d. Gr. (333), der Rmer (5), Perser (540 n. Chr.) und Ara-ber (37944); nach 99 zeitweilig by-zantinisch; 120 Provinzhauptstadt der Mamelucken; 151 osmanisch; nach dem 1. Weltkrieg Teil des Vlkerbundsman-dates Syrien, ab 194 syrisch.Alesia, keltische Stadt (nordwestl. des heu-tigen Dijon), 53 v. Chr. letzter Zufluchts-ort der aufstnd. Gallier unter Vercinge-torix, 52 v. Chr. von Csar erobert. Ausgra-bungen der Lager und Befestigungen.Aluten, Inselgruppe am Sdrand der Be-ringsee zwischen Kamtschatka (Sibiren) und Alaska, um 1740 von Bering ent-deckt, 187 zus. mit Alaska von Russland an die USA verkauft, im 2. Weltkrieg teil-weise von Japan besetzt, spter Flotten- und Luftsttzpunkt der USA.Alexander, N