Licia Troisi Drachenschwester Thubans Vermächtnis · 2018-12-04 · 6 Thubans mächtige Gestalt...

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Licia Troisi Drachenschwester Thubans Vermächtnis

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Licia TroisiDrachenschwester

Thubans Vermächtnis

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Licia Troisi

DrachenschwesterI. Thubans Vermächtnis

Aus dem Italienischen von Bruno Genzler

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Licia Troisi

DrachenschwesterI. Thubans Vermächtnis

Aus dem Italienischen von Bruno Genzler

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Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

1. Auflage 2010© 2010 für die deutschsprachige Ausgabe

cbt/cbj Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

© 2008 Arnoldo Mondadori Editore S.p.A., MilanoDie Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »La Ragazza Drago. I –

L’Eredità di Thuban« bei Arnoldo Mondadori Editore S.p.A., Mailand.Aus dem Italienischen von Bruno Genzler

Lektorat: Dr. Ulrike SchimmingUmschlaggestaltung: basic-book-design, Karl Müller-Bussdorf

nach einer Vorlage von © 2008 Arnoldo Mondadori Editore S.p.A., Milano;Umschlagillustration: Paolo Barbieri

KK · Herstellung: AnGSatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

Druck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN: 978-3-570-13970-7

Printed in Germany

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Pro log

Noch ein mal brüll te Thu ban auf und die ser Auf schrei er schüt ter te die Erde bis ins Mark. Ein glei ßen der Licht schein er fass te das kah le Ge äst des Wel ten bau mes, und al les ver schmolz, war nur noch Licht und Ge tö se.

Lung press te die Hän de auf die Oh ren und kau er te sich zit ternd zu sam­men. Er war sich si cher: Die ses Brül len wür de al les hin weg fe gen.

Doch als der Schrei ver hall te, ver ebb te auch das Be ben. Vor sich tig öff ne te der Jun ge die Au gen und er blick te durch den Staub des Schlacht­felds wie der die mar mor nen Zin nen der Stadt. Drako nien stand noch, strahl te in blen den dem Weiß vor ei nem blei er nen, re gen ge tränk ten Him­mel. Voll kom me ne Stil le brei te te sich aus, so als war te die ge sam te Welt auf ein Zei chen.

Ver bor gen hin ter dem schüt zen den Fels, hielt Lung den Atem an.Ent setzt hat te er ver folgt, wie die in ei nan der ver krall ten Lei ber Thub­

ans und Nid hoggrs mit ei nan der kämpf ten, hat te mit an ge se hen, wie der Wel ten baum mit je der neu en At ta cke Früch te ver lor und sein Le bens saft stock te. Die Angst, je den Mo ment kön ne die Erde un ter den wuch ti gen Schlä gen die ser rie si gen Lei ber au sein and er bre chen, hat te ihn voll kom men ge lähmt. Er konn te nichts tun, konn te nur be ten, dass der Kampf bald en­den und Thu ban ge win nen wür de. Sonst war al les aus.

Die un wirk li che Stil le aber, die nun herrsch te, kam Lung noch un er­träg li cher vor. Von ei ner schlim men Vor ah nung er füllt, nahm er end­lich al len Mut zu sam men und lehn te sich aus sei nem Ver steck vor, um zu se hen, was ge sche hen war. Nid hoggr war ver schwun den, wäh rend

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Thub ans mäch ti ge Ge stalt vom Schlacht feld auf rag te. Doch sei ne wei­ten Flü gel wa ren zer fetzt und das Blut rann in Strö men an den Schup­pen hi nun ter.

Lung sah, wie sein Herr, der Dra che, das Maul zum Him mel reck­te. Die ers ten Re gen trop fen fie len, ein Don ner zer riss die hei ße Luft in der Ebe ne, und bald füll te das sanf te Pras seln des Re gens die Stil le, die zu vor alle Ge räu sche ver schluckt hat te. Tri um phie rend fun kel ten Thub ans Au­gen, dann sank er fast laut los zu Bo den, sein mäch ti ger Leib reich te fast von ei nem Ende der Lich tung zum an de ren.

»Nein!«Lung sprang aus sei nem Ver steck her vor, rann te so schnell er konn te

über die schlam mi ge Wie se zu sei nem Herrn und knie te sich ne ben ihn. »O Herr, Ihr seid ver wun det«, rief er mit zit tern der Stim me.Spitze Sta cheln zo gen sich über die Sei ten des Dra chen schä dels, das

Maul war rie sig, fast halb so groß wie sein Leib. Je der hät te sich zu Tode ge fürch tet vor die sem Ge biss aus lan gen Reiß zäh nen, doch so furcht er­re gend sein Äu ße res auch sein moch te, Lung hat te kei ne Angst. Für ihn wa ren es die Züge ei nes Freun des.

Der Blick der wun der schö nen blau en Dra chen au gen war ver schlei ert und der Atem kam im mer sto cken der. Lung spür te, wie Trä nen ihm die Keh le zu schnür ten. Nie mals hät te er es für mög lich ge hal ten, den gro ßen Thu ban, den weis es ten und stärks ten al ler Dra chen, ein mal in ei nem sol­chen er bar mungs wür di gen Zu stand se hen zu müs sen.

»Es ist voll bracht … ich habe ihn be siegt …«, mur mel te Thu ban kaum ver nehm lich.

Der Jun ge er kann te sei ne Stim me kaum wie der, so schwach und lei se war sie. »Schont Eure Kräf te, Herr, ich küm me re mich um Eure Wun­den!«, sag te er rasch, wo bei er eine Hand auf den Kopf des Dra chen leg te. Er be trach te te den Kör per des Tie res und jede Wun de ließ ihn zu sam men­zu cken. Thu ban war schwer ver letzt, aber er durf te die Hoff nung nicht sin ken las sen. Er muss te den Dra chen ret ten, dann wür de wie der al les so wie frü her sein.

»Hör ge nau zu, was ich dir zu sa gen habe, Lung, denn mir bleibt nicht mehr viel Zeit«, be gann der Dra che. »Nid hoggr ist nicht end gül tig be­siegt. Zwar konn te ich sei ne Kräf te ban nen und ihn hier un ter uns in den

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Tie fen der Erde fest set zen. Doch da für muss te ich mei ne letz ten Re ser ven auf bie ten und mein Ende naht.«

Nein. Er muss te sich ir ren. Das durf te nicht wahr sein, nicht nach al­lem, was ge sche hen war. »Aber Ihr könnt nicht ge hen. Was ist mit dem Wel ten baum? Ihr müsst ihn wie der er blü hen las sen und sei ne ver lo renen Früch te ein sam meln. Und es gibt noch so viel, was Ihr mir bei brin gen müsst, ich …«

»Lung«, un ter brach Thu ban ihn, »das Zeit al ter der Dra chen neigt sich dem Ende zu. Nun ist es an euch Men schen, für den Er halt des Le­bens zu sor gen. Der Wel ten baum ist nicht tot, Nid hoggr hat es nicht ge­schafft, ihn ganz zu ver nich ten. Also ist dies nicht das Ende von al lem, son dern nur ein neu er An fang …«

Jetzt ver stand Lung, was hier ge schah. Die Welt, so wie er sie bis da­hin kann te, ging un ter, und sein Herr wür de nicht mehr an sei ner Sei te sein. Trä nen tra ten ihm in die Au gen, und er ließ es ge sche hen, dass sie ihm über die Wan gen ran nen.

Ei nen Mo ment lang schloss Thu ban die Au gen, be vor er mit letz ter An stren gung wei ter sprach. »Lan ge Zeit wird Nid hoggr nie man dem mehr scha den kön nen. Doch ei nes Ta ges wird er er wa chen und der Kampf muss wie der auf ge nom men wer den. Dann müsst ihr zu al lem be reit sein, auch dazu, euer Le ben zu op fern.«

»Ohne euch schaf fen wir das nie mals. Wenn ihr Dra chen nicht mehr an un se rer Sei te seid, wer den Nid hoggr und die an de ren Lind wür mer sie­gen.«

»Du irrst. Wir Dra chen wer den euch Men schen im mer bei ste hen. Ei ni­ge ha ben be reits ei nen pas sen den Kör per ge fun den, in dem sie ru hen wer­den bis zu dem Tag, an dem Nid hoggr das Sie gel bricht und zu neu em Le ben er wacht.«

Lung er in ner te sich, was Thu ban ihn ein mal, als er noch ein klei ner Jun ge war und sie sich erst seit Kur zem kann ten, ge lehrt hat te:

Man che Dra chen be sit zen die Fä hig keit, be vor sie ster ben, ihre See le in ei nen Men schen über ge hen zu las sen. In die sem Kör per schlum mern sie dann, bis zu dem Tag, an dem sie die Kraft fin den, wie der auf zu er ste hen und in an de rer Ge stalt wei-ter zu le ben.

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Ja, das war es, das muss ten sie tun, dach te der Jun ge, wäh rend er dem Dra chen fest in die Au gen sah.

»Be reits vier von uns sind nicht um sonst ge stor ben«, sprach Thu ban wei ter. »Sie sind ver schmol zen mit den Kör pern von vier Men schen, um in ih nen auf ihre Wie der er we ckung zu war ten.«

Lung wisch te sich die Trä nen von den Wan gen und blick te den Dra­chen ent schlos sen an: »Nehmt mich! Nehmt mei nen Kör per und lebt in mir wei ter!«

Der Dra che reck te sei nen Kopf zu dem Jun gen vor und schwieg eine Wei le.

»Liebst du mich so sehr?«, frag te er dann.»Ja, mehr als al les an de re auf der Welt.«»Du musst wis sen: Wenn du mich in dir auf nimmst, lädst du dir eine

schwe re Bür de auf, die du an dei ne Nach kom men wei ter ge ben wirst. Denn mein Geist wird auch auf dei ne Kin der über ge hen, und auf die Kin der dei ner Kin der. Das heißt, wenn der Tag der ent schei den den Schlacht an­bricht, wer den sie an mei ner Sei te ge gen Nid hoggr kämp fen müs sen. Ver­stehst du?«

»Ja, aber ihr Dra chen habt so lan ge für uns Men schen und die se Welt ge kämpft, dass es nur recht ist, wenn wir euch et was da von zu rück ge ben kön nen«, er klär te Lung fei er lich. »Es ist ein Ge schenk, das mich stolz macht und das ich ger ne an mei ne Nach kom men weit er rei chen wer de.«

Seuf zend schloss Thu ban die Au gen. »Wenn dies dein Wil le ist, so lege dei ne Hand hier her.«

Das ließ sich der Jun ge nicht zwei mal sa gen. Er schluck te die Trä nen hi nun ter und leg te die Hand auf den grü nen Edel stein, der matt auf der Stirn des Dra chen fun kel te.

Die mensch li che See le hat kei nen be stimm ten Platz im Kör-per. Sie steckt in den Hän den des Men schen eben so wie im Kopf oder den Fü ßen und ist gleich zei tig doch in kei nem die-ser Kör per tei le, er in ner te sich Lung wie der an die Leh re des Dra chen. Doch die See le ei nes Dra chen ist in ei nem sol chen Stein ein-ge schlos sen. Er heißt »das Auge des Geis tes«.

»Wenn al les voll zo gen ist und ich nur noch in dir weit er le be, wird vom Wel ten baum und von Drako nien nichts mehr zu se hen sein. Doch hab

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kei ne Angst, sie wer den sich nicht auf ö sen, son dern wei ter in den un end­li chen Wei ten um her schwe ben, bis zu dem gro ßen Tag, an dem sie auf die Erde zu rück keh ren. Dann wer den die bei den Wel ten, die Welt der Dra­chen und die der Men schen, wie der mit ei nan der ver schmel zen.«

Weh mü tig dach te Lung an Drako nien, mit sei nen pracht vol len Ge bäu­den aus schnee wei ßem Mar mor und den brei ten, be leb ten Stra ßen. In die­ser Stadt war er auf ge wach sen, nun wür de er sei ne ge lieb te Hei mat nie mals wie der se hen. Er spür te, wie tie fe Trau er ihm die Brust ein schnür te, doch be­wahr te er in sich die ses ver trau te Bild sei ner Ver gan gen heit – und war be reit.

Bald spür te er un ter der Hand fä che eine woh li ge Wär me, die lang­sam sei ne Arme hi nauf zog, wei ter bis zum Her zen und in alle Glie der, ein Ge fühl, wie Lung es noch nie mals er lebt hat te. Ein tie fer in ne rer Frie­den brei te te sich in ihm aus, und ihm war, als öff ne te sich nun plötz lich eine neue Welt.

»Dan ke für al les, mein Sohn. Wenn in Zu kunft vie le Men schen so groß her zig han deln wie du, ist noch nicht alle Hoff nung für die se Erde ver lo ren.«

Sto ckend und wie aus gro ßer Fer ne dran gen Thub ans Wor te an Lungs Ohr. Und als er ant wor ten woll te, spür te er plötz lich in der Hand, die auf dem Edel stein lag, eine ent setz li che Käl te. Er zuck te zu rück, riss die Au­gen auf und starr te den leb lo sen Dra chen vor ihm an. Das ge ra de noch sat te Grün sei ner Schup pen sah matt und ver bli chen aus. Sein Blick war voll kom men er lo schen, und die ses Bild, wie der einst so ge wal ti ge Dra­chen kör per ver nich tet und be siegt im Staub lag, brach Lung das Herz.

Als er die Arme aus brei te te, um den Freund noch ein mal zu drü cken, zer fiel Thub ans Leib un ter sei nen Hän den, lös te sich auf wie Mor gen nebel in der ers ten Son ne. So ging die Welt der Dra chen un ter.

Als Lung merk te, dass er nur noch das Nichts um arm te, ließ er sei nen Trä nen frei en Lauf. Da bei schluchz te und stöhn te er, und die ses zu nächst nur un ter drück te Stöh nen stei ger te sich zu ei nem wü ten den Schrei, den er dem re gen schwe ren Him mel ent ge gen schleu der te.

Ver zwei felt such te er den Freund in den Tie fen sei nes Geis tes, fand aber nichts als voll kom me ne Stil le. Wo war Thu ban? War er jetzt tat säch­lich in ihm?

Er kam nicht mehr dazu, sich die Fra ge zu be ant wor ten, denn plötz lich

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beb te die Erde, und oh ren be täu ben des Ge tö se er scholl. Lung schrak auf und blick te zur Stadt, de ren Tür me be ängs ti gend schwank ten. Über all wir bel te Staub auf, weil sich Mar mor plat ten lös ten und auf das Pfas­ter krach ten.

Der Bo den un ter ihm riss auf und nur mit ei nem be herz ten Sprung über den wach sen den Spalt konn te er sich vor ei nem Sturz in die Tie fe ret ten. Dann ein hef ti ger Don ner schlag und Drako nien lös te sich von der Erde. Eine Erd schol le von un vor stell ba rer Grö ße, die die ge sam te Stadt und den Wel ten baum trug, stieg auf, und die Luft war er füllt vom Kra chen der bers ten den Mau ern. Doch nur im ers ten Mo ment. Denn als die Schol­le schweb te, schien Drako nien zu ei nem neu en Gleich ge wicht zu fin den. Die Ge bäu de schwank ten nicht mehr und die Tür me reck ten sich senk recht in den Him mel. Ge bannt ver folg te Lung, wie eine un sicht ba re Kraft die Stadt der Dra chen, sein Zu hau se, im mer wei ter hochsog. Be reits mehr als zehn Me ter schweb te sie jetzt über dem Erd bo den und stieg un auf halt sam im mer wei ter in die Höhe. Der Jun ge konn te den Blick von die ser rie sen­gro ßen fie gen den In sel nicht ab wen den, mit der al les ent schweb te, was er lieb te, und ver such te bis zu letzt, die Um ris se ih rer Tür me und die Pracht ih rer Mau ern im Auge zu be hal ten. In die ses Bild misch ten sich Er in ne­run gen, sei ne ei ge nen, aber auch an de re, die ihm fremd wa ren und nicht zu ihm zu ge hö ren schie nen.

»Ach Herr …«, dach te er weh mü tig, wäh rend er die Hand auf das Herz leg te. Dann tauch te Drako nien in die Wol ken ein, wur de ver schlun­gen, und es wur de still. Nur der Re gen pras sel te wei ter und Lung fühl te sich un ge heu er al lein. Vor sei nen Au gen gähn te ein end los wei ter Kra ter. Das war al les, was von der Dra chen stadt ge blie ben war, die Res te sei nes Le bens, wie er es bis her ge kannt hat te.

Der Jun ge trat an den Rand des Kra ters, bück te sich und fuhr mit ei ner Hand durch die lo cke re Erde. Sein Herz beb te und ein Schau der durch­fuhr ihn. Dort un ten in der Tie fe war Nid hoggr ge fan gen. Lung konn­te ihn spü ren, die sen In be griff des Bö sen, das sein Le ben völ lig auf den Kopf ge stellt hat te.

Da nahm er ein we nig Erde in die Hand, ball te die Faust und ver­sprach: »Wir wer den wach sam sein, Herr, und auf Eure Wie der kehr war ten. Ich und alle, die nach mir kom men.«

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Ein Tag wie je der an de re

Wind war auf ge kom men. Kein läs ti ger Wind, der So fi as krau se Haa re zu ei nem un ent wirr ba ren Knäu el zer zaust hät-te, son dern eine wohl tu en de, fri sche Bri se, wie man sie an Deck ei nes Schif fes ge nie ßen kann.

Die Stadt mit ih ren wei ßen Tür men und en gen, ge wun-de nen Gas sen lag un ter ei nem kris tall kla ren, fast un na tür-lich blau en Him mel. Die mar mor nen Brun nen und üp pi gen Blu men bee te, die die vie len Plät ze zier ten, leuch te ten im Son nen licht. Vol ler Be wun de rung, aber auch mit leich ter Weh mut be trach te te So fia die ses präch ti ge Bild: Es war al-les zu schön und zu strah lend, um von Dau er zu sein, und sie wuss te ge nau, dass die ses be tö ren de Pa no ra ma sich bald aufl ö sen und ver schwin den wür de, so als hät te es nie mals exis tiert.

Sie trat auf ei nen glä ser nen Bal kon hi naus und sah auf die Wol ken un ter ih ren Fü ßen. Sie flog, hat te aber selt-sa mer wei se kei ne Angst. Nor ma ler wei se wur de ihr schon schwind lig, wenn sie die ers te Spros se ei ner Lei ter nahm. Doch hier oben, wo ihr eine leich te Bri se das Ge sicht strei-chel te, konn te sie sich mit dem gan zen Ober kör per weit ins Nichts vor leh nen. Wie sen und Flüs se zo gen rasch un ter ihr ent lang, wäh rend die Stadt am Him mel ih rer Bahn folg te. Plötz lich leg te sich ein rie sen gro ßer Schat ten auf das grü ne

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Land un ter ihr, und un will kür lich hob So fia den Blick, um zu se hen, wo her er kam. Doch die Son ne blen de te sie und so konn te sie nichts er ken nen.

»Was ist, So fia? Willst du nicht end lich auf ste hen?«Käl te. An den Bei nen und an den Schul tern.»Lang sam hab ich es satt. Je den Mor gen muss ich zwei-

mal zu dir hi nauf und dich we cken. Die an de ren Kin der sind alle schon un ten.«

So fia blin zel te. Die präch ti ge, vom Son nen licht durch flu-tete Stadt, der Flug, der rie si ge Schat ten wa ren ver schwun-den. Wie im mer hat te sie nur die wei ße Zim mer de cke mit den feuch ten Fle cken über sich.

»Nun mach schon …«Die ha ge re, spin del dür re Ge stalt von Gio van na trat vor

sie. Sie war eine al ters lo se Frau, viel leicht war sie auch schon alt auf die Welt ge kom men. Be reits vor So fi as Ge burt hat te sie in die sem Wai sen haus ge ar bei tet und küm mer te sich dort um al les, was an fiel. Sie wusch, bü gel te, koch te. Es hieß, sie sei selbst eine Wai se ge we sen und als klei nes Kind ins Haus ge kom men, und hat te es nie wie der ver las sen. Wenn So fia sie be trach te te, dach te sie häu fig, dass so viel leicht auch ihr ei ge nes Schick sal aus sah: Sie wür de in die sem Wai sen haus auf wach sen, Rom nur durch die Git ter stä be des Ein gangs-to res se hen und ei nes Ta ges eben so ver härmt und sau er töp-fisch wie Gio van na wer den.

Und die an de ren wur den auch nicht müde, ihr im mer wie der alle Hoff nun gen zu neh men: »Mit drei zehn adop-tiert dich nie mand mehr. Da kannst du si cher sein. Du wirst für alle Zei ten hier drin blei ben«, hat te vor ein paar Ta gen Marco ge sagt, der so gar noch zu den net te ren Jun gen im Wai sen haus ge hör te.

»Tut mir leid«, mur mel te So fia jetzt, wäh rend sie sich auf-setz te und aus dem Bett schwang. Sie zuck te kurz zu sam-men, als ihre nack ten Füße die kal ten Ka cheln am Bo den be rühr ten.

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»Tut mir leid, tut mir leid … das hör ich je den Mor gen von dir und am nächs ten Tag muss ich dich doch wie der aus dem Bett schmei ßen!«

So fia mach te sich nichts aus dem Ge schimp fe. Das war eben Gio van na und das hat te sie schon häu fig er lebt.

»Komm, geh dich wa schen. Ich schaue in zwi schen mal nach, ob ich noch ein Crois sant für dich auf trei ben kann.«

Auch das war Gio van na.So fia schlurf te zu den Wasch räu men hi nü ber. Wenn es

et was Gu tes hat te, spä ter aus dem Bett zu kom men, dann dass sie so den Wasch raum ganz für sich hat te. Sie moch te es, al lein zu sein. Wäre sie ge fragt wor den, was sie an dem Le ben im Wai sen haus am meis ten stör te, hät te sie »nie mal für sich sein zu kön nen« ge ant wor tet. Stän dig war man von Leu ten um ringt. Man schlief zu zehnt in ei nem Zim mer, aß mit Dutzenden an de ren im Spei se saal, lern te mit drei ßig Schü lern im Klas sen raum und so wei ter und so fort. Die ein-zi ge Mög lich keit, mal al lei ne zu sein, wa ren die se Mi nu ten mor gens im Wasch raum.

Sie stell te sich an ir gend ein Be cken, um sich zu nächst mal das Ge sicht zu wa schen. Ein Blick in den Spie gel ver riet ihr, dass ihre ro ten, krau sen Haa re wie be fürch tet tat säch lich ein ein zi ges zer zaus tes Knäu el wa ren. We gen die ser Haa-re nann ten sie hier alle »Kür bis«. Sie be trach te te die Som-mer spros sen um ihre Nase he rum und hoff te in stän dig, dass sie kei ne neu en ent de cken wür de. Die se Angst ging auf eine alte Ge schich te zu rück, die ihr, als sie fünf war, ein Jun ge im Wai sen haus er zählt hat te: Er ken ne ein Mäd chen, bei dem sich die Som mer spros sen stän dig ver mehrt hät ten, bis nicht nur das Ge sicht, son dern auch ihr gan zer Kör per da-von über sät war. Ihre wei ße Haut sei so dun kel rot ge wor-den wie eine rei fe To ma te und so ab sto ßend, dass sie sich schließ lich nicht mehr aus dem Haus ge traut habe. Ei gent-lich wuss te So fia ge nau, dass die se Ge schich te er fun den war und der Jun ge sie nur auf ge zo gen hat te. Den noch ließ die

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Angst, dass es ihr eben so er ge hen könn te, sie seit dem nicht mehr los. Und es war mitt ler wei le wie ein Zwang, all mor-gend lich das Ge sicht prü fend im Spie gel zu be trach ten. Lei-der, sag te sie sich trau rig, gab es kaum et was, ge gen das sie sich rich tig weh ren konn te. Sie ließ sich von die ser blöd sin-ni gen Ge schich te ins Bocks horn ja gen, litt au ßer dem un ter die ser schon pein li chen Hö hen angst und war das be vor zug te Op fer, wenn Non nen oder Haus leh rer mal wie der ei nen Sün-den bock brauch ten. Und bei den an de ren Wai sen kin dern sah es auch nicht bes ser aus: Sie trau te sich nicht mal, mit den Al ler jüngs ten zu re den, und alle mach ten sich über sie lus tig.

Sie be en de te die mor gend li che Spie gel kont rol le, in dem sie sich ihre grü nen Au gen und vor al lem den Le ber fleck auf der Stirn, kurz über den Au gen brau en, an sah. Ein selt-sa mes Mal: Es sah fast bläu lich aus und stand leicht her vor. Vor ei ni ger Zeit hat ten die Non nen mal wie der alle Heim-be woh ner zur re gel mä ßi gen me di zi ni schen Un ter su chung ge bracht, und da hat te sich der zu stän di ge Arzt die sen ei-gen ar ti gen Le ber fleck aus gie big an ge schaut: »Hast du den schon lan ge?«

So fia hat te schüch tern ge nickt. Es ver stand sich von selbst, dass sie Angst vor Ärz ten hat te, und die ser hier schien auch noch et was Schreck li ches ge fun den zu ha ben. Au gen blick-lich war sie über zeugt, von ir gend ei ner le bens be droh li chen Krank heit be fal len zu sein.

»Und sah der im mer schon so aus?«Sie nick te wie der.»Hm …«Das Brum men fass te So fia als To des ur teil auf.»Ach te mal drauf, wie er sich ent wi ckelt …«»Ist es denn sehr schlimm?« Ihre Stim me zit ter te be reits.Der Arzt lach te. »Nein, nein … Aber je der Le ber fleck

soll te be ob ach tet wer den. Wenn du fest stellst, dass er sich ver grö ßert hat, sag je man dem Be scheid und komm in mei-ne Sprech stun de, in Ord nung?«

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Seit dem schau te sie sich na tür lich auch das Mut ter mal je-den Tag ganz ge nau an. Als sie sich end lich über zeugt hat te, dass al les in Ord nung war, ging sie un ter die Du sche und ge-noss in vol len Zü gen die sen letz ten Mo ment des Al lein seins.

Kurz da rauf hol te Gio van nas for dern de Stim me sie rup-pig in die Wirk lich keit zu rück. »Was ist denn nun? Wie viel Was ser willst du denn noch ver schwen den? Jetzt be eil dich mal, die Stun de fängt gleich an.«

So fia seufz te. Ihr Le ben kam ihr vor wie ein Buch, das nur eine Sei te hat te, die je den Tag aufs Neue ge le sen wur de. So-gar ihre Träu me wa ren fast im mer gleich. Von die ser wei ßen Stadt, die über den Wol ken schweb te, träum te sie fast jede Nacht, nur mit klei nen Än de run gen. Und je des Mal wenn sie die Stadt vor sich sah, fühl te sie sich selt sam glück lich und trau rig zu gleich. Oh ne hin war sie ein an de rer Mensch, wenn sie von die sem lan gen Bal kon aus auf die Welt zu ih-ren Fü ßen hi nun ter blick te, und das nicht nur, weil ihr im Traum nicht schwind lig wur de. Dort oben fühl te sie sich si-cher, hat te den Kopf frei von Ge dan ken und Sor gen und war ganz in ih rem Ele ment, als wäre die se Stadt ihr ei gent li ches Zu hau se, der Ort, wo sie wirk lich hin ge hör te.

Sie schlüpf te in Pul lo ver und Strümp fe und has te te, im mer zwei Stu fen auf ein mal, die Trep pe hi nun ter. Un ten im Spei-se saal hät te sie fast Gio van na über den Hau fen ge rannt, die ihr mit Milch kaf fee und Crois sant auf ei nem Tab lett ent ge-gen trat. Im Saal war es voll kom men still, die Bän ke stan den schief, ver scho ben von den Kin der hor den, die dort ge früh-stückt hat ten, der lan ge Tisch war mit schmut zi gen Tas sen voll ge stellt und mit Krü meln über sät.

»Dies mal kennt Schwes ter Pru denzia kei ne Gna de. Und ich hab auch kein Mit leid mehr mit dir«, schnaub te Gio-van na.

So fia ging nicht da rauf ein, trank nur in ei nem Zug den Milch kaf fee aus, griff rasch zum Crois sant und war schon un ter wegs in ihre Klas se.

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Kaum hat te sie den Kopf zur Tür hi nein ge steckt, sah die Heim lei te rin sie er bost an. Es war un glaub lich, aber so ein Blick ge nüg te, um die Tem pe ra tur im Raum buch stäb lich sin ken zu las sen. Schwes ter Pru denzia war nicht mehr die Jüngs te, doch ihr Kör per war im mer noch bieg sam und ge ra-de wie eine Ger te. Wie so oft hat te sie die Hän de un ter ih rer schwar zen Kut te ver bor gen und die Au gen brau en zu ei nem Aus druck fei er li cher Stren ge zu sam men ge zo gen. Wenn sie wirk lich zor nig war, hob sie eine Braue leicht an, und schon schlu gen alle die Au gen nie der. Un ter ih rer schwarz-wei ßen Hau be schau te nicht ein ein zi ges Haar her vor und so gar die Fal ten auf ih rer Stirn ver lie fen fast dis zip li niert ge ra de und pa ral lel. So dis zip li niert, wie sie es auch von sich selbst und al len an de ren im Wai sen haus ver lang te.

Jetzt warf sie ei nen Blick auf die Uhr mit dem schwar zen Le der arm band an ih rem Hand ge lenk. »Zwan zig Mi nu ten«, sag te sie.

So fia wuss te, dass sie es dies mal zu weit ge trie ben hat te. Am liebs ten hät te sie sich in Luft auf ge löst.

»Of fen bar willst du nicht zur Ver nunft kom men und be-stehst also starr köp fig da rauf, dich wei ter so un ge bühr lich zu be neh men.«

»Es tut mir leid …«, mur mel te So fia mit kaum ver nehm-li cher Stim me, wäh rend ihre Oh ren heiß und ihr Ge sicht rot wur de.

Schwes ter Pru denzia hob eine Hand und au gen blick lich brach So fia ab. »Das höre ich je den Mor gen von dir. Doch da durch hat sich die ser Aus druck des Be dau erns längst selbst ent wer tet.«

So war sie. Sie sprach, als lese sie aus ei nem Le xi kon ab, wie Gio van na sag te.

»Beim Mit tag es sen wirst du aus rei chend Zeit ha ben, dir über dei ne Ver feh lun gen Ge dan ken zu ma chen.«

So fia wuss te zu gut, was das be deu te te. Aber sie ver such te noch nicht ein mal, sich da ge gen zu weh ren.

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»Du wirst die gan ze Wo che Dienst in der Kü che tun.«Das Mäd chen öff ne te den Mund, be kam aber kei nen

Ton he raus. Es wäre sinn los ge we sen. Al ler dings traf sie das Straf maß mit der Wucht ei nes Faust schlags.

»Setz dich!«Mit ge senk tem Kopf schlich sie zu ih rer Bank, blieb dort

ste hen, bis das all mor gend li che Ge bet fer tig ge spro chen war, und setz te sich dann end lich, um dem Un ter richt zu fol gen.

Ei gent lich war es ein Tag wie je der an de re. So fia war gar nicht so schlecht in der Schu le, je den falls nicht schlech-ter als der Durch schnitt. Aber ob wohl sie sich wirk lich Mühe gab, schweif ten ihre Ge dan ken im mer wie der ab. Es war nicht ihre Schuld, aber hat te sie eine hal be Stun-de, den Kopf in eine Hand ge stützt, da ge ses sen und ver-sucht, sich je des Wort zu mer ken, be gann sie zu träu men und sich in ih ren Ge dan ken zu ver lie ren. Häu fig spann sie die Ge schich ten wei ter, die sie aus Bü chern kann te, er-fand Fi gu ren hin zu und ver setz te sich in de ren Aben teu-er. Sie moch te Bü cher und las nachts un ter der Bett de cke, mit der Ta schen lam pe zwi schen den Zäh nen und ge spitz-ten Oh ren, ob Gio van na oder ir gend ei ne an de re Auf sicht noch ein mal ei nen Rund gang durch die Zim mer mach te. Die Bü cher, die sie am liebs ten las, Fant asy- oder Hor-ror ge schich ten, wa ren nicht nach dem Ge schmack ih rer Leh rer. Doch da von ließ sie sich nicht ab schre cken und be sorg te sie sich heim lich. Al les bot Stoff für ihre blü hen-de Fan ta sie, die sie weit hin aus führ te aus dem klei nen, im Win ter zu kal ten und im Som mer zu hei ßen Klas sen zim-mer, in dem sie mit den an de ren Schü lern, Wai sen wie sie selbst, ler nen muss te.

»So fia!«Sie sprang auf. Jetzt war es ihr wie der pas siert. Eben hat te

sie noch im Klas sen zim mer ge ses sen und dem Mu sik leh rer zu ge hört, der et was von Mo zart er zähl te, und plötz lich fand

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sie sich zwi schen Spit zen und Bro kat am Wie ner Kai ser hof wie der, ih rem Mär chen schloss.

»Nun, was ist? Be kom me ich jetzt eine Ant wort oder nicht?«

Ver zwei felt such te So fia nach ei nem An halts punkt, der ihr ver riet, wo von ei gent lich die Rede war. Sie blick te zur Ta-fel, dann zu den Mit schü lern, de ren Mie nen ihr aber nichts ver rie ten.

»Sali era«, hör te sie da je man den flüs tern. Viel leicht Marco, der in der Bank hin ter ihr saß. »Es ist Sali era.«

Wie an ei nen Ret tungs an ker klam mer te sich So fia an die-sen ver meint li chen Na men und rief: »Salie ra*!«

Die gan ze Klas se brach in schal len des Ge läch ter aus, wäh-rend der Leh rer sie mit eis kal ter Mie ne an starr te. »Ach, das ist mir neu, dass Salz streu er so gro ße Mu si ker sind und ei ner von ih nen so gar Mo zarts größ ter Ri va le war.«

So fia er rö te te bis zu den Haar wur zeln.»Sali eri, So fia, Sali eri hieß der Mann! Wie der eine glat-

te Sechs, die zwei te schon die sen Mo nat, wie ich sehe …«, mur mel te der Leh rer, wäh rend er zum Stift griff.

So fia ließ sich zu rück auf den Stuhl fal len und hoff te da bei in stän dig, un ter ihr wür de sich ein Ab grund auf tun und sie ver schlu cken. Doch vor her konn te sie es sich nicht ver knei-fen, sich zu ih rem hin ter häl ti gen Rat ge ber um zu schau en.

Auf ih ren vor wurfs vol len Blick zuck te Marco nur mit den Ach seln. »Ach, Kür bis, du bist wirk lich ein hoff nungs lo ser Fall. Bei dir macht’s schon gar kei nen Spaß mehr, du fällst ja so wie so auf al les rein.«

»So fia!«Das Mäd chen fuhr he rum.»Legst du Wert auf eine wei te re Sechs oder hörst du frei-

wil lig auf, Marco zu stö ren?«»Aber ich …«

* i tal. Salz streu er

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»Hab we nigs tens den An stand zu schwei gen und er zähl uns bit te nichts mehr von mu si zie ren den Salz streu ern.«

So fia gab auf. Sie hat te kei ne Chan ce, das Schick sal war im mer ge gen sie.

Auch das Mit tag es sen war nicht nach ih rem Ge schmack, denn heu te war Erb sen tag, und sie hass te Erb sen, so wie sie hier im Wai sen haus zu be rei tet wur den. Mit Sel le rie! Eine ab son der li che re Zu sam men stel lung konn te sie sich gar nicht vor stel len.

Der Jun ge ge gen über am Tisch reich te ihr den Salz streu-er. »Na, spiel uns doch mal was vor, Kür bis!« Alle um sie he rum prus te ten los.

So fia ver such te, eine ge wis se Wür de zu wah ren. »Das war Mar cos Schuld. Er hat mir ab sicht lich falsch vor ge sagt.«

»Ach so …? Dann er klär uns doch mal, was so ein Salz-streu er mit dem Mu sik un ter richt zu tun ha ben kann.«

Wie der lach ten alle.So fia seufz te, wäh rend sie die Erb sen auf dem Tel ler he-

rum schob, und hoff te da bei, die gan ze Meu te um sie he rum wür de sich durch ir gend ein Wun der in Luft aufl ö sen.

Nach dem Es sen stand der Kü chen dienst an. Und das war so gar noch schlim mer.

Die an de ren wa ren fast schon alle ge gan gen, als Gio van-na zu ihr an den Tisch trat. »Was ist das denn? Was sol len die gan zen Erb sen auf dem Tel ler?«

So fia ant wor te te nicht.»Na, du bist gut. So vie le Men schen auf der Welt hun gern

und du willst dein Es sen ein fach weg schmei ßen?«Auch Hun gern de lie ßen be stimmt nicht al les mit sich ma-

chen, dach te So fia bis sig, und bei Erb sen mit Sel le rie wür-den die auch strei ken. Doch sie er wi der te nichts, stand auf und mar schier te in die Kü che.

Die ser Ort er in ner te sie im mer an die Höl le, ein ge hüllt in feuch te, kleb ri ge Dunst schwa den, die nach ran zi gem Fett

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und an ge brann ter Soße ro chen. In rie si gen Kes seln bro del-te ohne Un ter lass ir gend et was vor sich hin und die Gas-flam men strahl ten eine Wahn sinns hit ze aus. Au ßer dem war der Fuß bo den glit schig, weil die ver al te te Spül ma schi ne un-dicht war, und mehr als ein mal hät te sich So fia fast den Hals ge bro chen. Ne ben Gio van na ar bei te te dort nur eine jun ge zier li che Schwes ter, die nie ein Wort sag te, und an ge sichts des Per so nal man gels lag es nahe, dass man die Kin der zur Stra fe in die Kü che schick te.

Als So fia ein trat, hat te sich der Dunst zum Glück schon fast voll stän dig auf ge löst. So wür de sich der Dampf der Spül ma schi ne leich ter er tra gen las sen, dach te sie mit ei nem Seuf zer der Er leich te rung. Aber lei der funk ti o nier te das Ge-rät, wie so häu fig, heu te mal wie der nicht, wie es soll te, und so stand So fia bald vor ei nem Berg von Tel lern, die sie von Hand spü len muss te. Der hal be Nach mit tag ging da für drauf, und als sie die Kü che end lich ver ließ, dröhn ten ihr die Oh ren von all dem Tratsch, den Gio van na in ei nem fort in vol ler Laut stär ke über sie er gos sen hat te. Fast war sie er-leich tert, als sie schließ lich in den Ge mein schafts saal hi nü-ber ging, um dort ihre Haus auf ga ben zu ma chen.

Die ser Ge mein schafts saal war ein gro ßer Raum mit Bän-ken und zwei lan gen Ti schen, an de nen in re gel mä ßi gen Ab stän den die Kin der sa ßen und in dem Tru bel zu ler nen ver such ten.

Mit schweiß nas sem Pul lo ver und Haa ren, die nach ver-brann tem Fett und Spül mit tel ro chen, setz te sich So fia. Doch kaum hat te sie ihr Mäpp chen auf ge zo gen, husch te ihr eine Ei dech se ent ge gen. So fia er starr te. Dann sprang sie auf und stieß da bei fast zwei an de re Heim kin der von der Bank. Un ter des sen ver such te das Tier chen zu ent kom men und flitzte quer durch den Saal, wäh rend die Jun gen lach ten und die Mäd chen an ge wi der te, spitze Schreie aus stie ßen. Aus den Au gen win keln nahm So fia Mar cos Ge sicht wahr, der al les zu frie den be ob ach te te. Si cher steck te er da hin ter.

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»Also, So fia, was hast du jetzt wie der an ge stellt?!« Mit ei-nem Be sen be waff net, tauch te Gio van na aus dem Nichts aus.

»Ich kann doch nichts da für.«»Ja na tür lich, du kannst nie was da für. Aber du bist im mer

zur Stel le, wenn es ir gend ein Pro blem gibt.«»Ich …« Die Wor te er star ben ihr auf der Zun ge. Es hat-

te kei nen Sinn, sich zu weh ren, da rauf zu be ste hen, dass es nicht ihre Schuld war. Es fehl te ihr an Res pekt und An se-hen, und da her war es nicht ver wun der lich, dass sie stän dig he rum ge schubst wur de. So senk te sie nur den Kopf und ließ die Straf pre digt von Gio van na über sich er ge hen, die ihr noch zwei wei te re Schich ten Kü chen dienst für den nächs-ten Tag auf er leg te.

Ge gen Abend ging So fia früh aufs Zim mer, warf sich auf ihr Bett und ge noss die Stil le. Drau ßen hat te der Herbst die Blät ter der ho hen Pla ta ne gold gelb ge färbt. Der Him mel schim mer te dun kel rot. Sie lieb te die se Jah res zeit. Die Tage wur den kür zer, und die Dun kel heit lie fer te ihr ei nen gu ten Vor wand, sich früh zu rück zu zie hen, sodass sie län ger für sich war und ih ren Ge dan ken nach hän gen konn te.

Sie lag auf dem Rü cken, starr te die Was ser fle cken an der De cke an und ver form te sie im Geis te zu fan tas ti schen We-sen, ge ra de so wie sie es im Som mer auch mit den Wol ken mach te. Auf die se Wei se konn te sie dem grau en All tag ent-flie hen, den stän di gen De mü ti gun gen, die sie seit dem ers-ten Tag im Heim be glei te ten.

In die ser trau ri gen Stim mung lag sie da, als Gio van na den Raum be trat.

»Schwes ter Pru denzia möch te dich spre chen.«So fort spür te So fia ein flau es Ge fühl im Ma gen. Es kam

nicht häu fig vor, dass die Heim lei te rin je man den zu sich be-stell te. Zu letzt als sich Luca in der Vor rats kam mer be dient hat te. Da hat te sie zum ers ten Mal mit be kom men, wie ein Jun ge zur Stra fe kräf tig was hin ter die Oh ren be kam.

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»Mich?«, frag te sie un gläu big und rich te te sich auf.»Ja, sieht so aus.«So fia schluck te. Gio van nas ru hi ger Ton fall konn te nur be-

deu ten, dass et was Erns tes ge sche hen war, denn sonst hät te die Frau sie wie sonst im mer an ge schrien.

Ei nen Mo ment saß So fia noch reg los da, dann stieg sie vor sich tig aus dem Bett und folg te der an de ren. Nur zwei Flu re und eine Trep pe la gen zwi schen dem Büro der Heim-lei te rin und den Schlaf sä len und doch kam ihr die ser Weg end los vor. Je den falls war er lan ge ge nug, um sich al ler lei Schreck li ches als Grund für die se Vor la dung aus zu ma len.

Als Gio van na sach te an die Tür klopf te, riss das Ge räusch So fia aus ih ren Fan tas te rei en.

Das »He rein« der Di rek to rin klang düs ter und barsch.»Los jetzt, nur Mut«, for der te Gio van na sie auf.Zag haft trat So fia ein. In die ses Büro hat te sie noch nie

ei nen Fuß ge setzt. Alle spra chen mit be son de rer Ehr furcht da rü ber, aber nur we ni ge hat ten es von in nen ge se hen.

Was ihr als Ers tes auf fiel und sie mäch tig be ein druck te, war das vie le Holz. Röt li ches Holz, über all. Röt lich war der Schreib tisch in ei ner Ecke, röt lich die Re gal wand, die von Bü chern über quoll. Und röt lich war so gar das Kreuz, das hin ter der Schwes ter Obe rin hing.

»Darf ich …?«»Ja, komm nur.«Schwes ter Pru denzia saß an ih rem Schreib tisch und trug

mit dem Fül ler ir gend et was in ein gro ßes Buch ein. Lang-sam trat So fia vor. Vor dem Schreib tisch stand ein Stuhl, ein schö nes Stück mit Arm leh nen und ei ner Sitz flä che aus Le der, das mit gro ßen rund kö pfi gen Mes sing nä geln be fes-tigt war. Doch sie wuss te nicht, ob sie dort Platz neh men durf te.

»Ja, setz dich nur.«So fia ge horch te. Sie war eif rig da rauf be dacht, je der An-

wei sung der Heim lei te rin so fort nach zu kom men. So saß sie

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nun auf dem präch ti gen Stuhl und kam sie sich noch klei-ner vor.

End lich hob Schwes ter Pru denzia den Blick und schau te sie an. Sie trug eine Bril le, de ren run de Glä ser gol den ein ge-fasst wa ren. Es war das ers te Mal, dass So fia sie mit Bril le sah.

»Du be kommst mor gen Be such und bist des we gen vom Un ter richt be freit.«

So fia war sprach los. Noch be vor sie die Fra ge for mu lie ren konn te, die ihr auf der Zun ge brann te, fuhr die Di rek to rin fort: »Es han delt sich um ei nen an ge se he nen Pro fes sor, der dich adop tie ren möch te.«

Adop tie ren. Die ses eine Wort war im stan de, je den Laut im Raum ver stum men zu las sen und alle an de ren Ge dan ken aus So fi as Kopf zu ver trei ben. So gar ihre Angst war ver-schwun den.

»Adop tie ren …? Mich?«, frag te sie mit vor Auf re gung hei-se rer Stim me.

Schwes ter Pru denzia blick te sie fei er lich an. »Ja, dich. Er hat aus drück lich dei nen Na men ge nannt. Der Mann ist Pro-fes sor für Anth ro po lo gie und scheint dei ne El tern ge kannt zu ha ben. Mor gen kommt er vor bei, und wenn sich kei ne Prob le me er ge ben, nimmt er dich mit, und du wirst die ses Haus ver las sen.«

Das muss te ein Traum sein. Eine an de re Er klä rung gab es nicht. Das Wai sen haus ver las sen … Viel leicht mor gen Abend schon … Un fass bar. End lich wür de sie Rom se hen kön nen, ohne das Git ter tor vor der Nase.

»Das war es, was ich dir mit zu tei len hat te. Du kannst ge-hen«, for der te Schwes ter Pru denzia sie tro cken auf.

So fia riss sich aus ih rer Er star rung, sprang auf, mur mel te ein paar Mal »vie len Dank, vie len Dank«, ver ab schie de te sich has tig und war hi naus.

Drau ßen vor der Tür, im lee ren Flur, der nur von ei ni-gen De cken lam pen er hellt wur de, blieb sie ste hen. Plötz lich ka men ihr der Fuß bo den, die dunk len Fens ter und das ge-

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Licia Troisi

Drachenschwester - Thubans Vermächtnis

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 320 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-570-13970-7

cbj

Erscheinungstermin: September 2010

Wenn der Drache in ihr erwacht, ist eine neue Heldin geboren Jede Nacht träumt die 13-jährige Sofia von einer weißen Drachenstadt über den Wolken,und jeden Morgen wacht sie in ihrem kleinen grauen Zimmer auf. Sie hat die Hoffnung,das Waisenhaus irgendwann verlassen zu können, längst aufgegeben. Bis sie von einemunheimlichen Jungen mit Metallflügeln angegriffen wird und der rätselhafte ProfessorSchlafen ihr ein unglaubliches Geheimnis offenbart: Sofia trägt das Erbe Thubans in sich, desmächtigsten aller Drachen. Vor Urzeiten besiegte er Nidhoggr, den Wächter der Dunkelheit, undverbannte ihn unter die Erde. Doch Thubans Erzfeind lebt, und der Tag seiner Rückkehr ist nah.Nun ist es an Sofia, dem Mädchen mit dem Drachenherzen, ihre Angst zu überwinden und dasVermächtnis Thubans anzutreten.