Liebe Freunde und Wohltäter von Kloster Reichenstein! · Klosternachrichten XXVIII Reichenstein,...

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Klosternachrichten XXVIII Reichenstein, den 15. November 2016, Fest des hl. Albertus Magnus Sankt Benedikt 5. Folge Liebe Freunde und Wohltäter von Kloster Reichenstein! Zum Ende des Kirchenjahres senden wir Ihnen unsere Klosternachrichten, um Ihnen für alles was Sie für unsere Klostergründung in Reichenstein in geistiger oder materieller Weise getan haben, von ganzem Herzen zu dan- ken. Möge unser Allmächtiger Gott Ihnen dies mit vielen Gnaden und mit der ewigen Glückseligkeit vergelten. Im Monat November vereinigt sich die streitende Kirche in besonderer Weise mit der leidenden Kirche, um den Armen Seelen im Fegefeuer Erlö- sung zu erflehen, und mit der trium- phierenden Kirche, um sich mit deren Gotteslob zu vereinigen. Die Herr- lichkeit des himmlischen Jerusalems kommt sehr schön zum Ausdruck in der Liturgie der verschiedenen Kirch- weihfeste, welche die Heilige Kirche im November feiert. Der Vesperhym- nus beschreibt die wunderbaren Ge- heimnisse der ewigen Stadt Gottes: Möge, liebe Gläubige, unsere Hoff- nung auf das himmlische Jerusalem ständig wachsen, bis wir nach einem wahrhaft christlichen Leben endlich in seine ewige Freude aufgenommen werden. Erfüllt vom Geist aller Gerechten Vir Dei Benedictus omnium Iustorum spiritu plenus fuit... Der Mann Gottes Benedictus war vom Geist aller Gerech- ten erfüllt. 1 So beschreibt St. Gregor die außerordentliche Heiligkeit Benedikts. Der Hymnus zur Matutin erhellt uns diesen Gedanken näher: Quidquid antiqui cecinere vates, Quidquid aeternae monimenta legis, Continet nobis celebranda summi Vita Monarchae. Alles, was die alten Propheten, Alles, was die Monumen- te des ewigen Gesetzes verkündeten, beinhaltet das Leben des erhabenen Patriarchen, dessen Feier wir begehen. 2 Betrachten wir die reiche Heiligkeit und Wundertätigkeit Benedikts ein wenig näher. In den Hymnen und in der Meßsequenz seines Festes vom 21. März kommen sie sehr schön zum Ausdruck. 1 Antiphon V der Laudes vom 21. März; II. Dialoge, VIII, 8 2 Hymnus der Matutin vom 21. März Stadt Jerusalem, du sel‘ge, Die „Gesicht des Friedens“ heißt, Hehr errichtet in den Himmeln Aus lebendigem Gestein, Von der Engel Chor umwoben Wie die Braut vom Festgeleit. Neu schwebt sie vom Himmel nieder Für das Brautgemach geschmückt, Dass dem Herrn zu heil‘gem Bunde Bräutlich sie vermähle sich; Ihre Straßen, ihre Mauern Sind aus reinstem Gold erstellt. Perlen schimmern von den Toren, Offen steht das Heiligtum, Und der Tugend Werke geben Einlass in die Stadt hinein Jedem, der um Christi Namen Hier auf Erden Drangsal litt. Meißelschläge, Hammerhiebe Glätten füglich jeden Stein, Dann erst passt die Hand des Meisters Ihn an seine Stätte ein, Mauert fest ihn, dass er halte In des Tempelwerkes Reih’n. Ruhm und Ehre ohne Ende Gott, dem Höchsten, sei geweiht, Wie dem Vater so dem Sohne Und dem Beistand auch, dem Geist, Lob und Allmacht sind zu eigen Ihm durch alle Ewigkeit. Amen.

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Klosternachrichten XXVIIIReichenstein, den 15. November 2016, Fest des hl. Albertus Magnus

Sankt Benedikt5. Folge

Liebe Freunde und Wohltäter von Kloster Reichenstein!

Zum Ende des Kirchenjahres senden wir Ihnen unsere Klosternachrichten, um Ihnen für alles was Sie für unsere Klostergründung in Reichenstein in geistiger oder materieller Weise getan haben, von ganzem Herzen zu dan-ken. Möge unser Allmächtiger Gott Ihnen dies mit vielen Gnaden und mit der ewigen Glückseligkeit vergelten.

Im Monat November vereinigt sich die streitende Kirche in besonderer Weise mit der leidenden Kirche, um den Armen Seelen im Fegefeuer Erlö-sung zu erflehen, und mit der trium-phierenden Kirche, um sich mit deren Gotteslob zu vereinigen. Die Herr-lichkeit des himmlischen Jerusalems kommt sehr schön zum Ausdruck in der Liturgie der verschiedenen Kirch-weihfeste, welche die Heilige Kirche im November feiert. Der Vesperhym-nus beschreibt die wunderbaren Ge-heimnisse der ewigen Stadt Gottes:

Möge, liebe Gläubige, unsere Hoff-nung auf das himmlische Jerusalem ständig wachsen, bis wir nach einem wahrhaft christlichen Leben endlich in seine ewige Freude aufgenommen werden.

Erfüllt vom Geist aller GerechtenVir Dei Benedictus omnium Iustorum spiritu plenus fuit... Der Mann Gottes Benedictus war vom Geist aller Gerech-ten erfüllt.1

So beschreibt St. Gregor die außerordentliche Heiligkeit Benedikts. Der Hymnus zur Matutin erhellt uns diesen Gedanken näher:

Quidquid antiqui cecinere vates,Quidquid aeternae monimenta legis,Continet nobis celebranda summi

Vita Monarchae.

Alles, was die alten Propheten, Alles, was die Monumen-te des ewigen Gesetzes verkündeten, beinhaltet das Leben

des erhabenen Patriarchen, dessen Feier wir begehen.2

Betrachten wir die reiche Heiligkeit und Wundertätigkeit Benedikts ein wenig näher. In den Hymnen und in der Meßsequenz seines Festes vom 21. März kommen sie sehr schön zum Ausdruck.

1 Antiphon V der Laudes vom 21. März; II. Dialoge, VIII, 82 Hymnus der Matutin vom 21. März

Stadt Jerusalem, du sel‘ge,Die „Gesicht des Friedens“ heißt,Hehr errichtet in den Himmeln

Aus lebendigem Gestein,Von der Engel Chor umwobenWie die Braut vom Festgeleit.

Neu schwebt sie vom Himmel niederFür das Brautgemach geschmückt,

Dass dem Herrn zu heil‘gem BundeBräutlich sie vermähle sich;Ihre Straßen, ihre Mauern

Sind aus reinstem Gold erstellt.

Perlen schimmern von den Toren,Offen steht das Heiligtum,

Und der Tugend Werke gebenEinlass in die Stadt hinein

Jedem, der um Christi NamenHier auf Erden Drangsal litt.

Meißelschläge, HammerhiebeGlätten füglich jeden Stein,

Dann erst passt die Hand des MeistersIhn an seine Stätte ein,

Mauert fest ihn, dass er halteIn des Tempelwerkes Reih’n.

Ruhm und Ehre ohne EndeGott, dem Höchsten, sei geweiht,

Wie dem Vater so dem SohneUnd dem Beistand auch, dem Geist,

Lob und Allmacht sind zu eigenIhm durch alle Ewigkeit. Amen.

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Inclytum proles Abraham decorat.Den erhabenen Abraham ziert ein Nachkomme. (Matutin)

Den großen Abraham zierte ein Sohn, der Sohn der Ver-heißung, Isaac. „Der Herr sprach zu Abraham: ... und Sara wird einen Sohn haben.“3 Ähnlich ziert auch den hl. Benedikt ein Sohn, nämlich sein Orden mit all seinen Mönchen und Nonnen, Äbten, Bischöfen und Päpsten.

Amplum semen magnae prolisIllum fecit instar solis,Abrahae persimilem.

Der reiche Samen einer großen Nachkommenschaft machte ihn dem Abraham ganz ähnlich, der Sonne

gleich. (Meßsequenz)

Und der Herr sprach zu Abraham: Und ich will deinen Samen machen wie den Staub der Erde; wenn jemand den Staub der Erde zählen kann, wird er auch deinen Sa-men zählen können.4 Wie Abraham, Vater von Isaac, der Vater einer unzähligen Nachkommenschaft wurde, so wird auch Benedikt Vater der abendländischen Mönche.

Isaac sponsae decus, et severiJussa parentis decorat.

Isaac schmückte die Schönheit seiner Braut und der strenge Befehl seines Vaters. (Matutin)

Rebecca war schön5, aber unfruchtbar6. Isaac betete zum Herrn, und Rebecca gebar ihm zwei Söhne, Esau und Jacob. Sankt Benedikt schmückt ebenfalls die Schönheit einer geistigen Braut, seines Ordens, die zwar aufgrund des Keuschheitsgelübdes gemäß der Natur unfruchtbar ist,

aber ihrem Gründer und geistlichem Vater eine Unzahl von geistigen Söhnen und Töchtern gebiert, die in zahl-reichen Klöstern unser christliches Abendland, ja die ganze Erde besiedeln und deren viele nun im Himmel ihren Patriarchen glorreich umgeben.

Und wie Isaac, der strenge Befehl seines Vaters und sein Gehorsam schmückten, so kann sich der hl. Benedikt mit seinen Söhnen der Anordnungen der Päpste und seines Gehorsams gegenüber der römisch-katholischen Kirche und der monastischen Überlieferung rühmen, sowie der reichen Früchte dieses Gehorsams für die Heilige Kirche.

Illum Jacob futurorumMens effecit conscia.

Sein prophetischer Geist machte ihn Jacob gleich. (Meßsequenz)

Jakob segnete seine zwölf Söhne7 und weissagte dabei über die Zukunft der zwölf Stämme Israels. Begnügen wir uns mit einem Beispiel: Ein reissender Wolf ist Ben-jamin, der morgens seine Beute verschlingt und abends seine Beute verteilt.8 Saulus, aus diesem Stamm gebürtig, verfolgte in seiner Jugend die Christen wie ein reissender Wolf und später wurde er zum Apostel der Heiden, der diese der Kirche für den Glauben gewann.

Auch der hl. Benedikt sah gleich Jacob vieles vorher, z.B. die Besessenheit eines Klerikers9, eine große Mehl-lieferung für das Kloster in der Hungersnot10, die Heim-suchung Roms durch Unwetter, Blitzschlag, Stürme und Erdbeben, sowie seinen Zerfall11, seinen eigenen Tod12 (~547), den Tod Totilas13 (552) und die Zerstörung des Monte Cassino14 (575).

Zudem sah der Patriarch Jacob im Traum die geheim-nisvolle Himmelsleiter, auf der die Engel Gottes auf- und abstiegen, und auf der der Herr selbst stand und sprach: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams und Isaacs.15 Ge-

3 Gen XVIII, 13-144 Gen XIII, 165 Gen XXVI, 76 Gen XXV, 217 Gen XLIX8 Gen XLIX

9 II. Dialoge, XVI, 210 II. Dialoge, XXI11 II. Dialoge, XV, 312 II. Dialoge, XXXVII, 113 II. Dialoge, XV, 114 II. Dialoge, XVII

Der hl. Benedikt als Vater des abendländischen Mönchtums und Lehr-meister der Kirche, Altarbild aus Weihenstephan (Jan Polack, um 1435-1519), München, Alte Pinakothek

St. Benedikt und Totila, Cod. Vat. Lat. 1202, f. 44 r.

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mäß dem dogmatischen Sinn sehen die Kirchenväter in der Jacobsleiter ein Bild der göttlichen Vorsehung und ein Vorbild der Menschwerdung des Messias. Im mora-lischen Sinn sah St. Benedikt voraus, wie seine Mönch-söhne auf der Jacobsleiter der Furcht Gottes und der Demut zu Gott aufsteigen.16

(Fortsetzung folgt)

Bericht von der Klosterbaustelle

Wie Sie auf dem Foto (Seite 4) sehen können, sind mitt-lerweile die Decke über dem Erdgeschoss des Südflügels und bereits zwei Überzüge betoniert worden. Es war nicht immer einfach, das gesamte Material (Ziegelein-hängdecke, Eisenträger, Beton) auf eine Höhe von etwa 4 m zu schaffen. Die Muskelkraft wurde dabei, trotz ma-schineller Hilfe, sehr gefordert.Auf den Überzügen werden die Zellenwände stehen.

15 Gen XXVIII, 12-1516 Hl. Regel, Kap. VII

Vor Weihnachten wollen wir mit den Mauern unter den großen Binderbalken des Daches angekommen sein.

Das Foto unten mit der Außenansicht des Südflügels zeigt, dass sich das große Loch in der Außenwand lang-sam schließt. Die Balken für die Decke über dem Kreuz-gang sind, soweit es wegen dem Gerüst möglich war, ver-legt. Auch hier wird es nun kräftig weitergehen, so dass das Dach bald nach oben gedrückt werden kann. Es wird allerdings nicht möglich sein, die durch den Einsturz ent-standene Delle komplett wieder zu beseitigen.

Das kleine Foto (Seite 4) zeigt die Sakristei. Im Septem-ber ist sie innen und außen verputzt worden. Als nächs-ter Schritt muss nun die Fußbodenheizung eingebaut werden. Wir hoffen, dass wir in den ersten Monaten des neuen Jahres mit der Sakristeieinrichtung in den neuen Raum umziehen können.

Es sollte uns allen angesichts der katastrophalen Krise der katholischen Kirche, denken wir zum Beispiel an die ver-räterische Verbrüderung mit dem Protestantismus, klar sein, dass es eine ganz große Ehre, ja eine Auserwählung ist, am Aufbau eines zukünftigen Benediktinerklosters, eines Ortes wahrer Reform, mitwirken und mithelfen zu dürfen.

Das große Loch in der Außenwand des Südflügels schließt sich

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Wir Mönche von Bellaigue beten und hoffen, dass wir im nächsten Jahr nach Reichenstein kommen können. Gott möge Ihnen alles, was Sie für Kloster Reichenstein tun, mit ewigem Lohn vergelten!

Die betonierte Decke über dem Erdgeschoß im Südflügel

Die verputzte Sakristei

Verein Sankt Benedikt e.V.Historische Klosteranlage Reichenstein D-52156 Monschau Tel. +49 (0) 2472 9701452E-Mail: [email protected] Informationen über das Kloster:

www.kloster-reichenstein.de

Der Verein St. Benedikt e.V. ist als gemeinnützig anerkannt.Steuerabzugsfähige Spendenquittungen werden am Ende des Kalenderjahres versandt.

Spendenkonto für die BauarbeitenSparkasse Aachen Konto: 1070506017BLZ 39050000 BIC: AACSDE33 IBAN: DE89 3905 0000 1070 5060 17