LIFE-Natur Projekt Nr. LIFE2002NAT/D/8458, Großmuscheln ... · Wasser wird es oxi-diert und in...

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LIFE-Natur Projekt zum Schutz der Flussperlmuschel und der Bachmuschel im Dreiländereck Bayern – Sachsen – Tschechien LIFE-Natur Projekt Nr. LIFE2002NAT/D/8458 Großmuscheln Unionoidea im Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechien Bezirk Oberfranken Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Landkreis Hof Bayerischer Naturschutz- fonds Zweckverband „Naturpark Erzgebirge/Vogtland“

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LIFE-Natur Projekt

zum Schutz der

Flussperlmuschel und der Bachmuschel im

Dreiländereck Bayern – Sachsen – Tschechien

LIFE-Natur Projekt Nr. LIFE2002NAT/D/8458

Großmuscheln Unionoidea im Dreiländereck

Bayern - Sachsen - Tschechien

BezirkOberfranken

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit

und Verbraucherschutz

LandkreisHof

BayerischerNaturschutz-

fonds

Zweckverband „Naturpark

Erzgebirge/Vogtland“

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LIFE-Natur Projekt Großmuscheln im Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechien

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Das GebietUnmittelbar am früheren „Eisernen Vorhang“, im Ge-biet des Dreiländereckes Bayern - Sachsen - Tsche-chien, hat sich eine vielfältige und artenreiche Kultur-landschaft mit hohem Grünlandanteil erhalten. DasGebiet ist dünn besiedelt und hat wenig Industrie.

In den weitgehend noch naturnahen, nährstoffarmenFließgewässern leben viele vom Aussterben bedrohteTiere und Pflanzen, darunter die FlussperlmuschelMargaritifera margaritifera und die Bachmuschel Uniocrassus.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts sind die Vorkom-men der Flussperlmuschel bekannt. Schalen und diesehr seltenen Perlen wurden früher gewonnen und zuSchmuck- und Kunstgegenständen verarbeitet.

Im 20. Jahrhundert ging die Zahl der Flussperl-muscheln sehr stark zurück. Die Bestände im Projekt-gebiet zählen aber immer noch zu den größten Vor-kommen in Mitteleuropa.

Um die Arten im Dreiländereck zu erhalten und denGewässern ihre ursprüngliche Qualität zurückzuge-ben, werden schon seit den frühen 1980er Jahren ingrenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischenBayern, Sachsen und Tschechien Maßnahmen umge-setzt. Dazu zählen die Schaffung von Uferrandstrei-fen, die Renaturierung von Haupt- und Seitengewäs-sern, die Extensivierung der Land- und Teichnutzungund die Herausleitung der Abwässer aus dem gesam-ten Wassereinzugsgebiet der Muschelvorkommen.

Zusammenfassung

Ziel des LIFE-Natur Projektes ist der Schutz der Fluss-perlmuschel Margaritifera margaritifera und der Bach-muschel Unio crassus im Dreiländereck Bayern – Sach-sen – Tschechien.

Das Projekt reduziert die Schlammeinträge. Vor denMündungen von Seitengewässern wurden insgesamtacht naturnahe Schlammfänge gebaut. Sie halten jähr-lich 20 bis 30 m3 Schlamm vom Hauptbach fern. FünfDrainagen wurden geöffnet, so dass schädlicher Eisen-schlamm (Ocker) zurückgehalten wird. Drei Viehdurch-triebstellen wurden zu befestigten Furten ausgebaut.

Der Lebensraum der Muscheln und ihrer Wirtsfischewurde verbessert: Ein verrohrter Seitenbach bekam seinBachbett zurück. In den Muschelbächen wurde an ins-gesamt zehn Stellen verschlammter Kies gereinigt, sodass hier wieder Jungmuscheln und Fischlaich lebenkönnen. Durch neu angelegte Kleinstrukturen im Ge-wässer aus Totholz und Wurzelstöcken und durch Ufer-abflachungen konnte der Wirtsfischbestand deutlichverbessert werden.

Die Verjüngung der Muschelbestände wurde unter-stützt. Wirtsfische wurden gefangen, gleich am Gewäs-ser mit Larven der Bachmuschel infiziert und wiederfreigelassen. In einer Fischzuchtanlage wurden Bachfo-rellen mit Flussperlmuschellarven infiziert und dieJungmuscheln gewonnen. Auf diese Weise konnten ins-gesamt über 100.000 Bachmuscheln und 300.000 Fluss-perlmuscheln direkt in den Bächen ausgesetzt werden.Nach vier Jahren konnten erstmals hiervon stammendejunge Bachmuscheln wiedergefunden werden.

Über Führungen und Informationsveranstaltungen so-wie Pressetermine im Gebiet wurde der Muschelschutzund das Projekt in der Öffentlichkeit bekannt gemacht.Tafeln im Gelände, Informationsmaterialien und eineeigene Projektausstellung unterstützen die öffentlicheInformation auch über die Projektlaufzeit hinaus.

Ein besonderes Hoffnungszeichen für den langfristigenErfolg der Projektmaßnahmen und für den Flussperlmu-schelschutz insgesamt stellt der seltene Fund von mehrals 50 natürlich aufgewachsenen Jungmuscheln dar.

Inhalt

Das Gebiet 1

Gefährdeter Lebensraum 2

Das LIFE-Natur-Projekt: Ziele 3

Reduzierung des Schlammeintrages 4

Verbesserung des Lebensraumes 5

Bestandsstützung 6

Projektdaten, Lage, Projekt-beteiligte, Impressum Rückseite

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LIFE-Natur ProjektGroßmuscheln im Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechien

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Gefährdeter Lebensraum

Wo Flussperlmuschel oder Bachmuschel vorkom-men und sich natürlich vermehren, da sind die Bä-che sauber und biologisch intakt. Schon bei gerin-gen Belastungen mit Schad- und Nährstoffenbleibt zuerst der Muschelnachwuchs aus unddann sterben auch die Alttiere ab.

Auch die in den letzten Jahrzehnten zunehmendzu beobachtende Verschlammung der Gewässer-sohlen hat dazu geführt, dass der Nachwuchs beiMuscheln und kieslaichenden Fischarten aus-bleibt. Unter der Feinsedimentauflage erstickenFischeier und Jungmuscheln im Kies.

Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera

Flussperlmuscheln lebenin sommerkühlen, sauer-stoffreichen, sehr nähr-stoff- und kalkarmenFließgewässern. Trotzdembilden die bis zu 14 cmgroßen Tiere eine dicke

Kalkschale, die zum Schutz vor Korrosion mit einer tief -schwarzen organischen Schicht überzogen ist. Flussperl-muscheln sind weltweit gefährdet und vom Aussterbenbedroht.

Bachmuschel Unio crassus

Mit etwa 4 bis 7 cm bleibtdie Bachmuschel kleinerals ihre Verwandte. Sie be-siedelt etwas nährstoff- undkalkreichere Bäche, Flüsseund Seeausläufe. Sie warfrüher überall so häufig,

dass sie sogar an Schweine verfüttert wurde. Heute istauch sie vom Aussterben bedroht.

Gewässereutrophierung

Algen- und Schlammbeläge in Gräben und Bä-chen zeigen die Eutrophierung der Gewässer an.Hauptquellen für die Nährstoffbelastung sind Ab-wasser aus Streusiedlungen, Teichabwässer undDüngeüberschüsse der Landwirtschaft.

Obwohl die landwirtschaftliche Nutzung der Ge-wässereinzugsgebiete am Dreiländereck ver-gleichsweise extensiv ist, haben doch durch dieZunahme des Düngemitteleinsatzes die Nährstoff-einträge in die Gewässer zugenommen. Neben di-rekten flächigen Abflüssen z.B. bei Starkregen fin-det auch ein Eintrag aus bachferneren Bereichenüber Seitengewässer, Gräben und Dränleitungenstatt.

Entwicklungszyklus

Bachmuschel und Flussperlmuschel leben eingegraben imBachbett. Ihre Nahrung filtern sie direkt aus dem Wasser.Die Flussperlmuschel ist ein echter Hungerkünstler undwächst sehr langsam. Sie erreicht dabei aber ein Lebensal-ter von über 100 Jahren. Bachmuscheln werden ''nur''etwa 20 Jahre alt.

Zur Fortpflanzungszeit stoßen die weiblichen Muschelnzwischen 10.000 und mehreren Millionen winzige Larven(Glochidien) in das Bachwasser aus. Diese müssen von ei-nem geeigneten Wirtsfisch eingeatmet werden. An dessenKiemen entwickeln sie sich zur Muschel. Nach einigenWochen bis Monaten fallen die etwa 0,5mm großen Jung-muscheln auf den Bachgrund. Sie leben dann mehrereJahre vollkommen verborgen im Sediment.

Zeichnung: Annick Servant/Gerhard Bauer

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Schlamm und Eisenocker

Der Schlamm im Gewässer besteht aus abgespültemAckerboden oder entsteht an Ort und Stelle aus starkwachsenden Algen, die durch die Nährstoffeinträgegedüngt werden. Im Bach verschließt der Schlammdie Kieslücken. Dadurch wird der Sauerstoff knappund es können sich giftiger Schwefelwasserstoff (H2S)und Nitrit (NO2) bilden.

Eine besonders feine und schädliche Schlammform istder Eisenocker: Ausdem Boden heraus-gelöstes Eisen ge-langt über Dränagendirekt in den Bach.Im sauerstoffreichenWasser wird es oxi-diert und in Flockenausgefällt.

Jungmuscheln sterben im verschlammten Kies ab. Er-wachsene Flussperlmuscheln (rechts im Bild) undBachmuscheln (links im Bild) filtrieren an der Sedi-

ment-Oberfläche. Siekönnen trotz Ver-schlammung über-leben. Um eingestru-delten Ocker undSchlamm auszu-scheiden, müssensie aber ständigEnergie aufwenden.Dies führt zu einer

verminderten Lebenserwartung. Außerdem gebenträchtige Weibchen bei starker Schlammbelastungihre Muschellarven unreif ab.

Wirtsfischmangel

Alle heimischen Süßwassermuscheln leben parasi-tisch an Fischen. Im Gebiet ist die Bachforelle einzigerWirtsfisch der Flussperlmuschel. Wirte der Bachmu-schel sind Elritze, Döbel, Rotfeder und Mühlkoppe.

Bachbegradigung, -verbauung und Verschlammungkönnen zu einem Mangel an geeigneten Laichplätzenund Unterständen im Gewässer führen. Wo Wirtsfi-sche z.B. auch durch Wanderhindernisse fehlen, istder Entwicklungskreislauf der Muscheln unterbrochen.

Das LIFE-Natur Projekt: Ziele

Das LIFE-Natur Projekt dient dem Schutz der Mu-scheln in den Natura-2000 Gebieten „Nordostbayeri-

LIFE-Natur

Mit dem Förderinstrument LIFE-Natur fördert dieEuropäische Union Projekte, die seltene wild lebendeTier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräume imSchutzgebiet system Natura 2000 erhalten und ent-wickeln. Als Voraussetzung muss

das Projektgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH) -Richtlinie oder derVogelschutzrichtlinie gemeldet sein und

die Tier- und Pflanzenarten in denAnhängen II und IV der Habitatrichtlinieund Anhang I der Vogelschutzrichtlinieaufgeführt sein.

Informationen zu LIFE-Natur:http://ec.europa.eu/environment/life/

sche Bachtäler um Rehau“ und „Grünes Band Bayern- Sachsen“. Die Gebiete umfassen die Bäche und ihrdirektes Umland.

Die Projektmaßnahmen setzten daher direkt im undam Bach an:

1) Reduzierung des Schlammeintrages

Schlammeinträge wurden an Knotenpunkten im Stoff-haushalt der Gewässer zurückgehalten. Solche Stel-len sind zum einen die Mündungen von Seitengewäs-sern, Gräben und Dränageleitungen, an denen dieStoffe aus dem Umland den Bach erreichen. Zum an-deren sind es bachnahe Teiche, die Schlamm sam-meln und zurückhalten, aber auch erst bilden undfreisetzen können.

2) Verbesserung des Lebensraumes

Stellenweise wurden verrohrte Seitenbäche geöffnet,Bachsedimente gereinigt und neue Standplätze fürFische geschaffen. Dadurch werden die Muschelnund ihre Wirtsfische direkt gefördert.

3) Bestandsstützung

Die abnehmenden und überalterten Muschelbestän-de wurden gezielt verjüngt. Die Entwicklung von Mu-schellarven über Wirtsfische zu Jungmuscheln ist na-türlicherweise mit hohen Verlusten verbunden undbesonders anfällig für Störungen. Künstliche Wirts-fischinfektionen können die Verluste verringern unddie Verjüngung fördern.

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Reduzierung des Eintrages

SchlammAn den Mündungen von acht Zuflüssen der Muschel-bäche wurden naturnahe Schlammfänge errichtet.

Dazu wurden die Seitenbächeauf die fünf- bis zehnfacheBreite aufgeweitet. Durch einenSteinriegel bleibt der Haupt-wasserstrom erhalten und derBach kann bei HochwasserKies zum Hauptbach transpor-tieren. Bei Normalwasser wirdSchlamm abgelagert. Je nachGröße der Seitengewässerwurden ein bis drei solche Auf-

weitungen hintereinander angelegt. Der Schlammmuss jährlich geräumt werden. Im Frühjahr 2006 ent-hielt der Schlammfang im Bild mit insgesamt drei Auf-weitungen 8,2 m3 Schlamm.

An den Durchtriebstellen einer Mutterkuhherde durchden Bach war das Ufer stark zertrampelt und schlam-mig. Die Durchtriebstellen wurden zu befestigten Fur-ten ausgebaut. Damit konnte der Schlammeintrag ein-gedämmt werden.

Ocker Fünf Drainagen wurden geöffnet und in Gräben umge-wandelt. Der Ocker fällt nun schon im Graben aus undverfestigt sich zu unschädlichen Eisenoxiden. DieLandwirte der gedränten Wiesen nahmen die Behin-

derung durch die Gräbenin Kauf, da das Wassernun besser abfließt. Die ideale Lösung fürdas Ockerproblem wäreaus Sicht des Muschel-schutzes die großflächi-ge Wiedervernässungder Bachauen. Sie wür-

de aber eine landwirtschaftliche Nutzung und Pflegeerschweren oder sogar unmöglich machen.

Erfolgskontrolle

Die Auswirkungen der Maßnahmen auf den Lebensraumwurden überprüft.

Nagelprobe

Als Sauerstoffzeiger wurdenunverzinkte Nägel in den Bach-grund eingebracht. Sie rostenbis in die Tiefe, in der der Kiesgut durchströmt ist. Graue oderblanke Nägel sind ein Zeichenfür Sauerstoffmangel. Hierkönnen junge Muscheln nichtüberleben. Die vier Nägel linksim Bild steckten in gereinigtemSediment, die Nägel rechts imursprünglichen, ungereinigten

Sediment des Gewässers.

Sedimentsammler

Um die Wirkung derSchlammfänge zu testen,wurden als Sediment-sammler je zwei kiesge-füllte Boxen oberhalb(oh) und unterhalb (uh)des Fanges im Bachgrundeingebaut. Nach vier Wo-chen hatten die Boxen un-terhalb weniger Feinsedi-

ment und Sand gesammelt, waren also weniger „ver-schlammt“.

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Verbesserung des Lebensraumes

Renaturierung

Ein verrohrter Seitenbach wurde auf einer Länge von400 m renaturiert und fließt nun wieder als offenerWiesenbach. Dadurch wurde aus dem letzten verrohr-ten Gewässerstück im sächsischen Teil wieder ein le-bendiger Bach. Oberhalb der wiederhergestelltenStrecke floss der Bach durch einen abwasserbe-lasteten Teich. Der Bach wurde um den Teich herum-geleitet, so dass er nun nicht mehr direkt belastet wirdund der Teich die Abwässer nachklärt.

Schaffung von Kleinstrukturen

In einer Gewässerstrecke kommen Bachmuschel undFlussperlmuschel gemeinsam vor. Hier wurdenFichten als so genannte Raubäume in den Bachgelegt und verankert. Zwischen den Zweigen findenElritzen und andere Kleinfische Schutz vor ihrenFressfeinden. Stellenweise wurden die Uferabgeflacht als Laichgründe und Kinderstube fürKleinfische. Der Bestand der wichtigsten Wirtsfischartder Bachmuschel, der Elritze, stieg daraufhin deutlichan.

Sedimentreinigung

Der verschlammte Bachgrund wurde an zehn Ab-schnitten gereinigt. Hierfür wird das Sediment mit ei-nem Bagger entnommen und auf einen Kipper gela-den. Auf der schräg gestellten Kipperfläche wird dasSediment mit Bachwasser gewaschen. Der Schlammläuft dabei von der Ladefläche auf die ufernahe Wie-

se. Ergänzt mit Steinbruchkies wird der gereinigteBachkies wieder in den Bach eingebracht. Obwohl dieGefahr besteht, dass das gereinigte Sediment wiederneu verschlammt, blieb der Schlammgehalt an denmeisten Stellen seit drei Jahren gering.

Jungmuschelfunde

Vor einer Sedimentreinigung wird der Bach genau nachMuscheln abgesucht, um sie bis nach der Maßnahme inbenachbarte Bachstrecken zu setzen. Bei dieser Gele-genheit wurden über 50 junge Flussperlmuscheln ge-funden. Sie schauen kaum aus dem Bachkies herausund sind daher schwer zu entdecken (siehe Kreis).

Hier vermehren sich die Muscheln bereits wiedernatürlich.

Dieser seltene Fund macht große Hoffnung darauf, dasses gelingt, die Flussperlmuschel am Dreiländereck dau-erhaft zu erhalten.

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Bestandsstützung

Dass die Lebensräume der Muscheln geschädigtsind, zeigt sich immer zuerst daran, dass keine Jung-tiere mehr aufwachsen. Die Verjüngung der Muschel-bestände kann mit künstlichen Wirtsfischinfektionengefördert werden. Dadurch werden die hohen natürli-chen Verluste an Muschellarven, die keinen Wirtsfischfinden, überbrückt. Dies ist aber nur dort sinnvoll, wosich die Qualität der Bäche wieder deutlich verbesserthat.

Elritzen und Döbel wurden imBach elektrisch gefangen, mitLarven der Bachmuschel infi-ziert und wieder freigelassen.Nach vier Wochen fallen diejungen Bachmuscheln von denFischen ab. Auf diese Weisewurden etwa 115.000 Jungmu-scheln freigesetzt.

Im Jahr 2007 konnten aus der Bestandsstützung desJahres 2003 vierjährige Bachmuscheln aufgefundenwerden.

Etwa 330.000 junge Flussperl-muscheln wurden direkt aus-gebracht: In einer Fischzuchtwurden Bachforellen mit Mu-schellarven infiziert. Nach neunMonaten fallen die Jungmu-scheln von den Fischen ab undwerden über feine Siebe vomBoden des Hälterungsbeckensgewonnen. Sie werden über einRohr in den gereinigten Bach-grund infiltriert.

Elektrobefischung

Mit der schonenden elektrischen Befischung werden dieFischbestände in den Muschelgewässern überprüft und

auch Wirtsfische für die Infektion mit Muschellarven ge-wonnen.

Für die Wirtsfische derBachmuschel wurden Rau-bäume in das Gewässereingebracht und Uferver-flachungen angelegt. DieBefischungen zeigen, dasssich der Bestand an Elrit-zen, dem wichtigstenWirtsfisch im Gebiet,

deutlich erhöht hat. Die Bachforelle, einziger einheimi-scher Wirtsfisch der Flussperlmuschel, zeigt gute Bestän-de und vermehrt sich natürlich.

Mit Rutte, Mühlkoppe und Bachneunauge wurden weite-re gefährdete Fischarten in den Muschelbächen gefunden.

Das LIFE-Natur Projekt in der Öffentlichkeit

Mit eigens erstellten Medien wird der Muschelschutz allgemein und die Pro-jektarbeit in der Öffentlichkeit dargestellt. Zum Projekt gehört eine Ausstel -lung, die an verschiedenen Orten gezeigt und für Schulführungen genutzt wur-de. Informationsveranstaltungen und Führungen wurden mit Land- und Teich-wirten, aber auch mit Studenten und Fachkollegen aus anderen Schutzprojek -ten durchgeführt.

Ein Faltblatt und der Internetauftritt ergänzen die Projektdarstellung.

Der Information einerbreiteren Öffentlichkeitdienten Pressetermine,etwa aus Anlass derVorstellung der Informationstafeln des Projektes im Gelände durch Poli-tiker und Leiter der beteiligten Fachbehörden.

Bei einem Workshop des Projektes wurden die Maßnahmen zum Schutzder Großmuscheln mit Fachkollegen erörtert und Erfahrungen mit LIFE-Natur Projekten im Ausland ausgetauscht.

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Projektdaten

Laufzeit: November 2002 bis Juli 2007

Projektgebiet:267 ha (FFH-Gebiete der Projektbäche)

Einzugsgebiete der Projektbäche: 8.900 ha

Budget:1.056.000 €

EU-Förderung: 50 %

weitere Informationenwww.life.bezirk-oberfranken.de

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Projektpartnerschaft

Bayerisches Staatministerium für Umwelt, Gesundheit und VerbraucherschutzRosenkavalierplatz 281925 Münchenwww.stmugv.bayern.de

Bezirk OberfrankenCottenbacher Straße 2395445 Bayreuthwww.bezirk-oberfranken.de

Bayerischer NaturschutzfondsRosenkavalierplatz 281925 Münchenwww.stmugv.bayern.de

Landkreis HofSchaumbergstr. 1495032 Hofwww.landkreis-hof.de

Zweckverband Naturpark "Erzgebirge/Vogtland"Schloßplatz 8, 09487 Schlettauwww.naturpark-erzgebirge- vogtland.de

gefördert mit Mitteln der Europäischen Kommissionec.europa.eu/environment/life

Herausgeber: Bezirk OberfrankenInhalt und Gestaltung: Schmidt & Partner GbRDruck: Leo - Druck und Medien, BayreuthAuflage: 1.000Fotos: Schmidt & Partner GbR, außer:

- S.2, Muschellarven : Gerhard Bauer- S.3, Elritzen: Fachberatung für Fischerei, Bezirk Oberfranken

Stand: Juli 2007

Lage: Dreiländereck Bayern - Sachsen - Tschechien

ProjektmanagementSchmidt & Partner GbR Leisau 69, 95497 Goldkronachwww.muschelschutz.de