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Lehrplan für das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen Sport/Gesundheitsförderung Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung

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Lehrplan für das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen

Sport/Gesundheitsförderung

Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung

ISBN 978–3–89314–954–4

Heft 4297

Herausgegeben vomMinisterium für Schule und Weiterbildung

des Landes Nordrhein-WestfalenVölklinger Straße 49, 40221 Düsseldorf

Copyright by Ritterbach Verlag GmbH, Frechen

Druck und Verlag: Ritterbach VerlagRudolf-Diesel-Straße 5–7, 50226 Frechen

Telefon (0 22 34) 18 66-0, Fax (0 22 34) 18 66 90www.ritterbach.de

1. Auflage 2007

Auszug aus dem Amtsblatt des Ministeriums für Schule und Weiterbildung

des Landes Nordrhein-Westfalen

Nr. 12/07

Sekundarstufe II - Berufskolleg; Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung;

Lehrplan Sport/Gesundheitsförderung

RdErl. d. Ministeriums für Schule und Weiterbildungv. 7.11.2007 – 613.6.08.01.13-17565

Für den Unterricht in den Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung wurde im berufs-

übergreifenden Lernbereich für das Fach Sport/Gesundheitsförderung unter verantwortlicher Leitung

des Arbeitsstabs 7 des Ministeriums für Schule und Weiterbildung für das Land Nordrhein-Westfalen

ein Lehrplan erarbeitet.

Die Veröffentlichung des Lehrplans erfolgt als Heft 4297 in der Schriftreihe "Schule in NRW". Der

Lehrplan ist allen an der didaktischen Jahresplanung für den Bildungsgang Beteiligten zur Verfügung

zu stellen und zusätzlich in der Schulbibliothek u. a. für die Mitwirkungsberechtigten zur Einsicht-

nahme bzw. zur Ausleihe verfügbar zu halten.

Dieser tritt mit Wirkung vom 01. Februar 2008 in Kraft. Gleichzeitig wird der Lehrplan zur Erprobung

"Sport/Gesundheitsförderung (berufsübergreifender Bereich)" BASS- 15-33 Nr. 010.2 (Heft 41044/1)

aufgehoben.

Inhalt Seite

1 Aufgaben und Ziele des Faches Sport/Gesundheitsförderung in den dualen Bildungsgängen der Berufsschule ............................................................................... 7

1.1 Lebens- und Berufseinstiegssituation der Schülerinnen und Schüler............................. 7

1.2 Sport/Gesundheitsförderung im Kontext der APO-BK .................................................. 8

1.3 Sport und Gesundheitsförderung .................................................................................... 8

1.4 Die Kompetenzbereiche für das Fach Sport/Gesundheitsförderung............................... 9

2 Kompetenzbereiche und Unterrichtsvorhaben........................................................ 13

2.1 Beispiele für Unterrichtsvorhaben ................................................................................ 15

3 Gestaltung des Unterrichts......................................................................................... 32

3.1 Themenfindung ............................................................................................................. 32

3.2 Lehren und Lernen ........................................................................................................ 32

3.3 Geschlechterorientierung .............................................................................................. 33

4 Lernerfolgsüberprüfungen......................................................................................... 34

4.1 Grundsätze .................................................................................................................... 34

4.2 Allgemeine Hinweise zum Beurteilungsbereich „Sonstige Leistungen“...................... 35

5 Hinweise zur Arbeit mit dem Lehrplan .................................................................... 37

5.1 Der Lehrplan Sport/Gesundheitsförderung in der Bildungsgangarbeit der Fachklassen des dualen Systems................................................................................... 37

5.2 Beiträge des Faches Sport/Gesundheitsförderung zum Schulprogramm...................... 37

Anhang: Rahmenvorgaben für den Schulsport ........................................................................ 39

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1 Aufgaben und Ziele des Faches Sport/Gesundheitsförderung in den dualen Bildungsgängen der Berufsschule

Das Fach Sport/Gesundheitsförderung ist in allen Bildungsgängen der Berufsschule ein Pflichtfach des berufsübergreifenden Lernbereichs. Es hat gemäß der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs in Nordrhein Westfalen (APO-BK) und den dazugehörigen Verwaltungsvorschriften die berufliche Qualifizierung zu ergänzen und zur allgemeinen Kompetenzentwicklung beizutragen.

Die erweiterte Fachbezeichnung in der APO-BK verpflichtet, die Gesundheitsförderung als integralen Bestandteil des Bildungsauftrags für den Sportunterricht zu berücksichtigen.

Der besondere Bildungsauftrag des Faches Sport/Gesundheitsförderung leitet sich aus der spezifischen Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler ab, die sich in einer Berufsausbil-dung befinden. Insoweit erfahren die in Nordrhein Westfalen für alle Schulstufen und Schul-formen geltenden Rahmenvorgaben für den Schulsport1 in der Berufsschule eine bildungs-gangbezogene Akzentuierung.

1.1 Lebens- und Berufseinstiegssituation der Schülerinnen und Schüler

Der Übergang in die Berufsausbildung führt zu einem Wechsel der Lebensperspektive. Schü-lerinnen und Schüler nehmen ihre Situation neu wahr und beginnen, sie eigenverantwortlich zu gestalten. Als Auszubildende müssen sie

– Verantwortung für sich, für andere und aufgabenbezogen auch für ein Produkt oder eine Dienstleistung übernehmen

– Konsequenz, Entschiedenheit und Verbindlichkeit im eigenen Handeln bei zunächst ab-nehmenden persönlichen Freiräumen zeigen und

– gestiegene Anforderungen an Zeitdispositionen und individuelle Planungen erfüllen.

Die mit diesem Perspektivwechsel wachsenden und sich verändernden Beanspruchungen im Berufsalltag und der damit verbundene neue Lebensrhythmus erfordern eine stützende und orientierende Begleitung der Schülerinnen und Schüler, die zur beruflichen Qualifizierung und zur selbstbestimmten, gesundheitsförderlichen Lebensgestaltung beiträgt.

So ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass als Folge soziokultureller und technologischer Veränderungen unserer Gesellschaft in der Lebenswelt der Heranwachsenden häufig Bewe-gungsanreize fehlen. Dies bringt bei vielen jungen Menschen ungünstige Voraussetzungen für die physischen, psycho-sozialen und motorischen Anforderungen in der Berufsausbildung mit sich.

Das Unterrichtsfach Sport/Gesundheitsförderung setzt vor dem Hintergrund der von den Schülerinnen und Schülern bestimmten persönlichen Bezüge zu Bewegung, Spiel und Sport neue Impulse zu einer bewegungsorientierten, gesundheitsförderlichen Lebensweise in Alltag und Beruf. Sie wird im Rahmen einer ganzheitlichen Förderung der Persönlichkeit angesto-ßen, entwickelt, nachhaltig unterstützt und gestärkt.

1 s. Anhang Seite 38 ff.

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1.2 Sport/Gesundheitsförderung im Kontext der APO-BK

Im Kontext des Berufskolleggesetzes setzen die allgemeinen Aussagen zur Bildungs- und Erziehungsarbeit in der APO-BK mit den speziellen Aussagen in der Anlage A dieser Ver-ordnung Rahmenbedingungen, die aufzeigen, wie das Fach Sport/Gesundheitsförderung seine Inhalte fachspezifisch, lernbereichsbezogen und lernbereichsübergreifend in den jeweiligen Bildungsgang des dualen Systems einbringen kann.

Ziel der beruflichen Bildung in den dualen Bildungsgängen der Berufsschule ist die Entwick-lung und Entfaltung beruflicher, gesellschaftlicher und personaler Handlungskompetenz. In der praktischen Bildungsarbeit am Lernort Schule führen die zentralen Handlungskompeten-zen als Zieldimensionen des Berufskollegs zur engen Kooperation der Fächer des berufsbezo-genen und berufsübergreifenden Lernbereichs. Sie entwickeln differenziert Ansatzpunkte für fächerverbindendes Arbeiten und definieren, inwieweit sie zu berufsbezogenen Lernfeldern beitragen.

So weist das Fach Sport/Gesundheitsförderung Kompetenzen aus, die zur Entfaltung und För-derung der allgemeinen und beruflichen Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler beitragen. In diesem Kontext leistet das Fach des berufsübergreifenden Lernbereichs einen unverzichtbaren und eigenständigen Beitrag. Bewegung, Spiel und Sport eröffnen spezifische Erfahrungen und Lernmöglichkeiten und profilieren diesen Unterricht auch als Feld des Pro-behandelns für fachliches, soziales und individuelles Handeln in beruflichen Situationen.

Durch die Erweiterung der Fachbezeichnung weist die APO-BK dem Fach Sport den beson-deren Auftrag zur Gesundheitsförderung zu.

1.3 Sport und Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung muss so beschaffen sein, dass sie in allen Handlungszusammenhängen den Blick des Menschen auf Faktoren richtet,

– die seine Gesundheit stärken

– die es ihm ermöglichen, eigenes Können und eigene Fähigkeiten zu erleben

– die Freiräume zu selbstbestimmtem Handeln in sozialer Verantwortung (auch in berufli-chen Alltagssituationen) ebenso vermitteln wie das Gefühl sozialer Einbindung.

Dieses Verständnis von Gesundheitsförderung beschreibt eine überfachliche Aufgabe, die im Unterricht des Faches Sport/Gesundheitsförderung zwar in besonderer Weise, aber dort nicht allein gelöst werden kann. Über Initiativen des Faches Sport/Gesundheitsförderung soll des-halb die Gesundheitsförderung in Unterricht und Schulprogramm zum Thema werden.

Berufstätigkeit und mit ihr einhergehende Anforderungen und Belastungen können als „Quel-le von Gesundheit“ aber auch als „krank machend“ wahrgenommen werden. Wie eine Belas-tung auf den Menschen wirkt und subjektiv als Beanspruchung wahrgenommen, erlebt und verarbeitet wird, ist individuell unterschiedlich und hängt von persönlichen Ressourcen (Kompetenzen, Fähigkeiten und Möglichkeiten) ab, die es einem Menschen erlauben, trotz Belastungen gesund zu bleiben.

Die Aufgabe des Faches Sport/Gesundheitsförderung besteht deshalb darin, vor dem Hinter-grund berufsspezifischer Anforderungen und Risiken über die Entwicklung von Kompetenzen die gesundheitsförderlichen Ressourcen der Schülerinnen und Schüler auszubilden und zu stärken. Damit werden im Sinne der Gesundheitsförderung drei Leitlinien für die Unterrichts-gestaltung gesetzt:

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– Stärken und Fördern: Physische, psychische und personale Faktoren wie Freude, Zufrie-denheit, Glück, Erfolg, Bewegung, Entspannung, Entlastung und Ausgleich bewegungsori-entiert thematisieren, um das innere und äußere Wohlbefinden sowie das psychophysische Gleichgewicht der Schülerinnen und Schüler zu sichern und zu stützen.

– Ausgleichen: Berufsbedingte Beanspruchungen und Beanspruchungssituationen bewe-gungsorientiert thematisieren und analysieren, um gesundheitsförderliche Lebensweisen in ihrem Bezug zur Lebens- und Berufssituation der Schülerinnen und Schüler anzustoßen und zu entwickeln.

– Befähigen: Personale und soziale Handlungskompetenzen mit den Mitteln von Sport, Spiel und Bewegung aufgreifen und entfalten, um Selbstbild, Selbstverständnis und Selbststeue-rung der einzelnen Schülerin/des einzelnen Schülers bewusst zu machen und zu fördern.

1.4 Die Kompetenzbereiche für das Fach Sport/Gesundheitsförderung

Der in den Rahmenvorgaben für den Schulsport1 (vgl. dort Kapitel 1.1) beschriebene pädago-gische Doppelauftrag des Schulsports geht von einem Sportverständnis aus, das für verschie-dene Perspektiven, die zu sinnerfülltem entwicklungsförderlichen Sporttreiben führen, offen ist. Sporttreiben wird in seiner Mehrperspektivität angenommen und so genutzt, dass in allen Inhaltsbereichen mit unterschiedlichen Zugängen sinnerfülltes Sporttreiben entfaltet werden kann (vgl. Rahmenvorgaben für den Schulsport, Kapitel 3.1). Damit werden auch Wege er-öffnet, den Sportunterricht in die beruflichen und gesellschaftlichen Bezüge der Schülerinnen und Schüler zu stellen und ihn aus dieser Sicht zu gestalten.

Sinnerfülltes Sporttreiben wird auf der Grundlage aktueller Lebensbezüge der Auszubilden-den unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Bildungsziele des Systems Berufsschule neu gewichtet und im Sinne des Erwerbs beruflicher Handlungskompetenz akzentuiert.

Die Pädagogischen Perspektiven (vgl. Rahmenvorgaben für den Schulsport, Kapitel 1.2) er-fahren so eine berufsschulspezifische Akzentuierung, die in sechs Kompetenzbereichen kon-kretisiert wird (vgl. nachfolgende Abbildung). Sie weisen das Spektrum von möglichen Bei-trägen aus, die das Fach Sport/Gesundheitsförderung in den dualen Bildungsgängen der Be-rufsschule zur Entwicklung von Handlungskompetenzen der Schülerinnen und Schüler leisten kann.

Alle Kompetenzbereiche beinhalten eine gesundheitsförderliche Dimension. Sie umfasst grundlegende Kompetenzen und Erfahrungen, die im Sinne der Gesundheitsförderung in vie-len Situationen und Bezügen des jeweiligen Kompetenzbereiches wirksam werden können. Die folgenden Beschreibungen der Kompetenzbereiche erläutern ihren thematischen Schwer-punkt, grenzen sie inhaltlich voneinander ab.

1 S. Anhang S. 38 ff

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Sport/ Gesundheits-

förderung

Sich, den eigenen Körper und seine Umwelt in Beruf und Alltag wahr-

nehmen

In Alltag und Beruf für sich und andere

Verantwortung übernehmen

Lernen eigen- verantwortlich gestalten, sich

organisieren und Leistungs-

entwicklung erfahren

Mit- einan-

der kom- munizieren, im Team ar-

beiten und aufgabenbezo-

gen kooperieren

Mit berufli- chen Belastungen umgehen lernen und Aus- gleichschancen wahrnehmen

Sich darstellen können und Krea-tivität entwickeln

Kompetenzbereich 1: Sich, den eigenen Körper und seine Umwelt in Beruf und Alltag wahrnehmen

In diesem Kompetenzbereich wird die Wahrnehmung des Körpers, der eigenen Person und der Umwelt als Grundvoraussetzung beruflichen Handelns und gesundheitsbewusster Le-bensweise thematisiert. Die Schülerinnen und Schüler lernen, körperliche Befindlichkeiten differenziert wahrzunehmen (z. B. Spannung/Entspannung, Belastung/Erholung etc.) und mit dem eigenen Körper ebenso wie mit der Körperlichkeit anderer Menschen sensibel, verant-wortlich und kompetent umzugehen.

Als Beitrag zur Sicherheits- und Gesundheitsförderung im Sport lernen sie die Möglichkeiten kennen, Aufmerksamkeit und Konzentration zu lenken und spezifische Fähigkeiten der visu-ellen Wahrnehmung (z. B. Blickbewegungen, ganzheitliches scharfes oder unscharfes Sehen etc.) zu unterscheiden. Sie lernen diese Möglichkeiten der Informationsaufnahme und -verarbeitung gezielt und bewusst einzusetzen bzw. ihre Anwendung auch im Kontext beruf-lichen Handelns situationsgerecht zu gestalten.

Der Ertrag der Lernprozesse einer nach außen gerichteten Wahrnehmung und die Erfahrungen mit der auf die eigene Person gerichteten Wahrnehmung sollen für die Handlungssteuerung in verschiedenen Situationen genutzt werden.

So lernen die Schülerinnen und Schüler, Situationen sportlichen Handelns zu beschreiben und zu definieren. Sie unterscheiden Teilsequenzen des Verlaufs, Rollen und Anteile z. B. in Spielsituationen und verbinden sie mit individuellen Aufgabenstellungen in der jeweiligen Situation. Dazu zählt, mit einzelnen Handlungsschritten verbundene „Wenn-dann-Ent-scheidungen“ zu formulieren, mit deren Hilfe den Verlauf einer Situation vorwegzunehmen und eine angemessene Lösung für das Verhalten zu finden.

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Kompetenzbereich 2: Mit beruflichen Belastungen umgehen lernen und Ausgleichschancen wahrnehmen

Der Unterricht zielt in diesem Kompetenzbereich auf einen langfristig wirksamen Aufbau von Kompetenzen für ein verantwortungsbewusstes gesundes Handeln im Beruf und gesundheits-gerechtes Sporttreiben in eigener Verantwortung. Dies umfasst sowohl die Integration und Pflege sportlicher Aktivitäten in der persönlichen Lebensführung als auch die Nutzung funk-tioneller Übungen und bewegungsorientierter Entspannungstechniken zum Ausgleich und zur Vorbeugung einseitiger beruflicher Belastungen.

Die Schülerinnen und Schüler werden angeregt und bestärkt, „ihren Sport“ zu finden bzw. zu pflegen, um mit ihm Lebensqualität und persönliches Wohlbefinden zu sichern und zu stei-gern. Durch das Kennenlernen, Erproben und eigenverantwortliche Gestalten von prophylak-tischen, kompensatorischen und entwickelnden Bewegungsformen und Bewegungsprogram-men erhalten sie die Möglichkeit, mit den vielfältigen beruflichen Anforderungen, Belastun-gen und Gefährdungen angemessen umzugehen. Sie lernen physische Spannungen und ihre körperlichen Korrelate wahrzunehmen und auszuagieren, Möglichkeiten der Stressreduktion bewusst anzuwenden, die eigene Körperhaltung wahrzunehmen und gesundheitsgerecht zu gestalten. Dabei werden ihnen Möglichkeiten eröffnet, eigenes körperliches Befinden zu be-einflussen die Veränderbarkeit vorhandener Bewegungsmuster und Bewegungsräume zu er-fahren.

Kompetenzbereich 3: Sich darstellen können und Kreativität entwickeln

Dieser Kompetenzbereich thematisiert einerseits den Zusammenhang zwischen sportlicher Betätigung und Körperempfinden, Körperhaltung und Körpersprache und andererseits Zu-sammenhänge zwischen regelgeleitetem und innovativ-kreativem Handeln. Damit werden Erfahrungsräume zugänglich, die im Sinne der Gesundheitsförderung Selbstwert und Selbst-bewusstsein stärken.

Der Körperausdruck ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die Entwicklung der Persönlichkeit von großer Bedeutung. So entwickeln die Schülerinnen und Schüler Fähigkei-ten, Sprache, Musik, Rhythmus kreativ improvisierend in Bewegung umzusetzen. Die in die-sem Prozess gewonnen Erfahrungen und Einsichten tragen zur Fähigkeit der Jugendlichen bei, sich selbstbestimmt, situationsgerecht und authentisch in Handlungssituationen anderer Kontexte einzubringen. Hierzu gehören die dem Alter der Jugendlichen entsprechende kriti-sche Auseinandersetzung mit zeittypischen Erscheinungsformen des Körperausdrucks/der Körpersprache (Schönheitsideale, Magersucht oder fragwürdigen Normen und Praktiken der Fitnessbranche) und eine fundierte Thematisierung kulturspezifischer Unterschiede im Um-gang mit der Körperlichkeit.

Kompetenzbereich 4: In Alltag und Beruf für sich und andere Verantwortung übernehmen

In diesem Kompetenzbereich werden Aufgaben und Situationen aufgegriffen, deren Verlauf, Ausgang und erfolgreiche Bewältigung nicht eindeutig vorhersehbar sind. Insbesondere gilt es, zwischen Anreiz, Erfolg, möglichen Risiken und Folgen für sich und andere abzuwägen.

Ziel des Unterrichts im Fach Sport/Gesundheitsförderung ist es, die mit Wagnissituationen verbundenen Entscheidungsprozesse bewusst zu machen, sie verantwortungsbewusst zu ges-talten. Im Sinne der Gesundheits- und Sicherheitsförderung erhalten die Schülerinnen und

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Schüler Einblicke in allgemeine und gesundheitliche Gefahren und Bewegungsrisiken des Sporttreibens.

Neben prickelnder Spannung und lustvollem Genießen gelungener Handlungen, vermitteln Wagnissituationen stets aufs Neue die Erfahrung eigener Fähigkeiten und Grenzen. Durch zunehmend bewussteres und umsichtigeres Abwägen der Risiken in Wagnissituationen ent-wickeln Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeit zur realistischen Einschätzung eigener Mög-lichkeiten und Grenzen weiter. Die realistische Selbsteinschätzung wird auch in Bezug zu Anderen für die Förderung des respektvollen und fairen Umgangs miteinander genutzt.

In unmittelbarer Verknüpfung von praktischer Erfahrung und deren Reflexion erwerben sie entsprechende Kenntnisse und Einsichten. Sie eignen sich Fertigkeiten und Fähigkeiten an, die zur Gesundheit und Sicherheit in Situationen beruflichen und außerberuflichen Handelns beitragen.

Kompetenzbereich 5: Lernen eigenverantwortlich gestalten, sich organisieren und Leistungsentwicklung er-fahren

In diesem Kompetenzbereich werden Zusammenhänge situativer Leistungsfähigkeit und sys-tematisch-langfristiger Leistungsentwicklung bewusst gemacht. Möglichkeiten und Techni-ken von Selbstorganisation und Stressregulation werden ebenso thematisiert wie die Bedeu-tung kurzfristiger Vorbereitung auf Leistungssituationen.

Schülerinnen und Schüler gewinnen Grundlagen für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leistungsbegriff. Im Sinne der Gesundheitsförderung werden sie befähigt, individuelle Bedürfnisse mit äußeren Bedingungen und Möglichkeiten abzugleichen, persönliche Leis-tungsfähigkeit zu erleben und zu gestalten sowie persönlichen Erfolg und Zufriedenheit mit der eigenen Leistung zu erfahren. Sie sind in der Lage, dies im beruflichen Kontext zu reflek-tieren.

Unterschiedliche Möglichkeiten der Selbstkontrolle und selbstbestimmter Einflussnahme auf die Entwicklung und Stabilisierung der Leistungsfähigkeit werden im sportlichen Handeln vermittelt. Schülerinnen und Schüler planen, organisieren, realisieren und reflektieren Prozes-se des Übens und Trainierens selbstständig. Sie erproben Möglichkeiten zur Leistungsstabili-sierung und überprüfen die darin gewonnenen Erfahrungen auf mögliche Transfers in berufli-che und außerberufliche Situationen.

Schülerinnen und Schüler erfahren Grundsätze und Erkenntnisse, nach denen Lernprozesse modelliert und strukturiert werden. Sie lernen, diese zu reflektieren und für sich zu nutzen. Sie werden befähigt, Lerntempo, Lernaufgabe und Lernrhythmus den eigenen Möglichkeiten und Befindlichkeiten sowie der Aufgabe entsprechend zu gestalten. Dabei sind die Kontroll- und Feed-back-Möglichkeiten, die in Prozessen des Lernens im Sport angelegt sind, in beson-derer Weise individuell zu nutzen.

Kompetenzbereich 6: Miteinander kommunizieren, im Team arbeiten und aufgabenbezogen kooperieren

In diesem Kompetenzbereich werden Prozesse aufgegriffen, reflektiert und bewusst gestaltet, die dem Zusammenhalt einer Gruppe und der individuellen Identifikation mit einem Team dienlich sind. Durch das Finden und Vereinbaren gemeinsamer Ziele, Aufgaben und Arbeits-schritte, wird im Sinne der Gesundheitsförderung das Verständnis der Schülerinnen und Schü-ler für Teamfähigkeit und Kooperation entwickelt, differenziert und in praktischem Tun er-

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probt. Damit trägt der Unterricht zum Erwerb einer wesentlichen Schlüsselqualifikation für die aktive Gestaltung der Arbeitswelt bei.

Schülerinnen und Schüler werden befähigt, Formen und Wege aufgabenbezogener Kommu-nikation und Selbstdarstellung zu beobachten, zu reflektieren situationsgerecht und anzuwen-den. Sie beobachten Kommunikationsprozesse gezielt und verständigen sich anschließend darüber. Sie lernen unterschiedliche Situationen kommunikativen Handelns gezielt zu beo-bachten, zu beschreiben und entsprechend der Aufgabe der Handlungssituation zu optimieren (z. B. Situationen, in denen taktische Teilaufgaben erarbeitet werden, in denen betriebs- oder schulinterne Vergleichswettkämpfe gemeinsam vorbereitet werden oder in denen kooperiert wird, um Bewegung unter dem Aspekt des Ausdrucks zu gestalten).

In diesem Kontext steht auch die Entwicklung eines kritischen Regelbewusstseins, das die Formulierung und Einhaltung gemeinsam verabredeter oder akzeptierter Regeln in typischen Situationen des Sports aufgreift und auch im Kontext von Situationen beruflichen Handelns thematisiert. Auf der Grundlage gesicherter Erfahrungen und Kenntnisse über die sozial ver-trägliche Gestaltung sportlichen Handelns in Kooperations- wie in Konkurrenzsituationen wird die Kompetenz entfaltet, Bewegungs-, Spiel- und Sportaktivitäten eigenständig und selbstverantwortet mitzugestalten.

2 Kompetenzbereiche und Unterrichtsvorhaben

Mit den sechs Kompetenzbereichen wird das Fach Sport/Gesundheitsförderung in die päda-gogischen Zielsetzungen des Unterrichts der dualen Bildungsgänge der Berufsschule gestellt. Im Kontext der spezifischen Anforderungen eines Bildungsganges wird der Bildungsauftrag fachspezifisch konkretisiert. Die Zielsetzungen werden durch eine entsprechende Gewichtung und inhaltliche Ausrichtung der Kompetenzbereiche eingelöst und in Unterrichtsvorhaben umgesetzt.

Unter Unterrichtsvorhaben werden sowohl thematisch akzentuierte, zielgerichtete unterricht-liche Einheiten als auch fachgebundene oder fächerverbindende Unterrichtsprojekte verstan-den. Sie verknüpfen somit eine intentionale mit einer inhaltlichen Seite, die die Aufgabenstel-lungen beschreibt und deren Umsetzung konkretisiert.

Unterrichtsvorhaben umfassen in der Regel mehrere Unterrichtsstunden, wobei kleinere und größere Vorhaben möglich sind. Unterrichtsvorhaben müssen nicht zwingend in Blockform nacheinander realisiert werden, vielmehr kann es z. B. pädagogisch sinnvoll sein, zwei Unter-

Kompetenzbereich

Unterrichtsvorhaben

Intention Aufgabenstellungen

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richtsvorhaben parallel laufen zu lassen oder Inhalte über einen längeren Zeitraum sukzessiv aufzugreifen.

Die jeweiligen Aufgabenstellungen in den einzelnen Unterrichtsvorhaben müssen von den konkreten Bewegungserfahrungen der Lerngruppe ausgehen. Sie setzen Impulse, benennen Teilziele oder greifen Problemstellungen auf, die in den Rahmenvorgaben für den Schulsportfestgelegten Inhaltsbereichen (vgl. dort Kapitel 2) im Sinne der bildungsgangspezifisch ange-strebten Kompetenzentwicklungen bearbeitet werden.

Der dort genannte übergreifende Inhaltsbereich „Wissen erwerben und Sport begreifen“ wird unterschiedlich gewichtet in allen Phasen des Unterrichts angesprochen. Indem Unterrichts-prozesse reflektiert, unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler geplant oder mit Blick auf die Anforderungen in Alltag und Beruf ausgewertet werden, werden Berufsbezug und gesundheitsförderliche Wirkung sportlicher Handlungssituationen durch die Vermittlung fol-gender Wissensbestände bewusst gemacht:

– Verständnis, Wirkungsweisen, Steuerungsmöglichkeiten und Bedeutung von motorischer und psychomotorischer Belastung und Beanspruchung (Stressregulation, positive Neube-wertung von Handlungsverläufen und –ergebnissen)

– Grundlagen des Bewegungs- und Halteapparates, physiologische, unphysiologische Hal-tungen und Beanspruchungen, Möglichkeiten des Ausgleichs,

– Zusammenhänge von Leistungsentwicklung und Erhaltung der Leistungsfähigkeit, die Be-deutung und Gestaltung eines systematischen Wechsels von Belastung und Erholung

– Bedeutung, Grundlagen und ausgewählte Möglichkeiten der Ausdauerschulung

– Ansatzpunkte und Inhalte betrieblicher Gesundheitsförderung

– Wissensbestände, die berufsspezifisch zur Qualifizierung im Sinne der beruflichen Hand-lungskompetenz beitragen.

Der Inhaltsbereich „Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen“ ist für den Unterricht im Fach Sport/Gesundheitsförderung in allen Fachklassen des dualen Systems verbindlich, weil die Wahrnehmung des Körpers mit unterschiedlicher Gewichtung von Be-deutung ist und die Erarbeitung der Aufgabenstellung bewegungsorientiert erfolgt.

Die folgende Auswahl von Unterrichtsvorhaben veranschaulicht Möglichkeiten, wie Inhalte vor dem Hintergrund beruflicher Anforderungen und Belastungen aufgegriffen und durch entsprechende Aufgabenstellungen zur Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler genutzt werden können.

Jedes der aufgeführten Unterrichtsvorhaben soll als Beispiel dienen und Anregungen zur Entwicklung eigener Vorhaben geben. Grundsätzlich können dabei Inhalte aus allen Inhalts-bereichen für Aufgabenstellungen in den einzelnen Unterrichtsvorhaben genutzt werden.

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2.1 Beispiele für Unterrichtsvorhaben

Durch Berücksichtigung der in Kapitel 1 genannten Leitlinien „Stärken und Fördern“, „Ausgleichen“ sowie „Befähigen“ eröffnen alle Beispiele auch Möglichkeiten einer ge-zielten Gesundheitsförderung.

Kompetenzbereich 1: Sich, den eigenen Körper und seine Umwelt in Beruf und Alltag wahrnehmen

Die Wahrnehmung der eigenen Bewegung systematisch entwickeln

Intentionen

− Äußere und innere Bilder von Bewegungen aufnehmen und durch geeignetes Wahrneh-mungsverhalten verfeinern.

Aufgabenstellungen

− Bewegungsbilder, z. B. leichtathletischer Techniken aus verschiedenen Beobachtungs-positionen mit unterschiedlichen Beobach-tungstechniken (Detailwahrnehmung, ganz-heitliche Wahrnehmung, Nutzung digitaler Fotografie oder Nutzung von Videotechnik) als äußere Bilder wahrnehmen, dokumentie-ren, beschreiben und nachstellen bzw. spie-geln. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtath-letik)

− Bewegungsbilder, z. B. Bewegungsfolgen aus Gymnastik/Tanz über die kinästhetische Wahrnehmung, z. B. den Vollzug mit ge-schlossenen Augen, „geführt werden“ und/oder „taktile Korrekturen“, über den Wechsel der Umgebung oder die Durchfüh-rung mit wechselnden Widerständen als inne-re Bewegungsbilder wahrnehmen und variie-ren. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gym-nastik/Tanz, Bewegungskünste)

− Die Bedeutung sinnlicher (kinästhetischer, optischer, akustischer und taktiler) Wahr-nehmung für Bewegungssteuerung erkennen und erfahren.

− Vorstellungskraft und kinästhetische Wahr-nehmung durch Formen von Entspannung und Autogenem Training schulen z. B. über Phantasiereisen („Reise durch den Körper“) und Bewegungsgeschichten. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten aus-prägen)

− Formen mentalen Trainierens und Übens am Beispiel leichtathletischer Sprungdisziplinen kennen lernen und erproben. (Laufen, Sprin-gen, Werfen – Leichtathletik)

− Durch Übungsaufgaben zum „volley spielen“ mit unterschiedlichen Bällen und/oder Bal-lons die kinästhetische Wahrnehmung för-dern. (Das Spielen entdecken und Spielräume nutzen)

− Erarbeiten von Sprüngen und einfachen Be-wegungsfolgen auf dem Trampolin. (Bewe-gen an Geräten – Turnen)

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Physische und psychische Beanspruchungen wahrnehmen

Intentionen

− In Situationen des Übens und Trainierens Beanspruchungen physischer und psychischer Art wahrnehmen, charakterisieren und in ih-rer Wirkung einschätzen.

Aufgabenstellungen

− Indikatoren physischer und psychischer Be-lastungen (z. B. Herz- und Atemfrequenz) kennen lernen und Zusammenhänge innerer und äußerer Belastung mit Hilfe der Indikato-ren beschreiben und charakterisieren. (Lau-fen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− Situationen des Übens und Trainierens hin-sichtlich ihrer physischen und psychischen Belastungen unterscheiden, Belastungsanteile (kognitiv, motorisch, Reizumfang, -intensität und -dichte) differenzieren und systematisch gestalten. (Den Körper wahrnehmen und Be-wegungsfähigkeiten ausprägen)

− Leistungs- oder Wettkampfsituationen hin-sichtlich ihrer äußeren, inneren und psychi-schen Belastung differenzieren lernen und Wege der Belastungssteuerung (aktive Erho-lung, Intensivierung, Entspannung oder posi-tive Neubewertung) situationsgerecht anwen-den. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Verfahren zur Bewältigung psychischer Be-lastungen kennen lernen und erfahren.

− Mithilfe systematischer Instruktionen, durch Isolationsübungen und kinästhetische Wahr-nehmung die gezielte Anspannung differen-ziert angesprochener Muskelgruppen erler-nen, Spannungszustände erfühlen, lokalisie-ren und beschreiben, Entspannung mit Hilfe geeigneter Methoden (z. B. progressive Muskelrelaxation) systematisch und gezielt anwenden. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen)

− Erfahren positiver psychophysischer Wirkun-gen von Bewegung, Spiel und Sport auf das eigene Wohlbefinden.

− Zyklische Bewegungsabläufe (Walking, Jog-ging) in ihrer mental ausgleichenden Wir-kung kennen, erfahren und individuell gestal-ten. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathle-tik)

− Die Bedeutung von Körperhygiene für Erho-lung und Wohlbefinden erkennen, erfahren, individuell und systematisch gestalten. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkei-ten ausprägen)

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Physische und psychische Beanspruchungen wahrnehmen

− Individuelle Belastungen im Alltag und am Arbeitsplatz erkennen und einordnen (z. B. Zwangshaltungen, einseitige Belastungen ...).

− Berufliche Tätigkeiten hinsichtlich ihrer Be-anspruchung und Häufigkeit beobachten und analysieren; typische Zwangshaltungen am Arbeitsplatz identifizieren lernen und hin-sichtlich ihrer psychophysischen Beanspru-chung und Folgen einordnen. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten aus-prägen)

− Ergonomische Kriterien zur Gestaltung des Arbeitsplatzes kennen, anwenden und in ihrer Wirkung auf Bewegungs- und Halteapparat erproben und einordnen. (Den Körper wahr-nehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprä-gen)

− Entspannungs- und Bewegungspausen ken-nen und gestalten und entsprechend dem be-ruflichen Tätigkeitsprofil angemessen einset-zen. (Den Körper wahrnehmen und Bewe-gungsfähigkeiten ausprägen)

Das Handeln anderer systematisch beobachten und deren Bewegungen im situativen Kontext lesen lernen

Intentionen

− Bewegungsvollzüge und Bewegungsbilder systematisch beobachten, beurteilen und be-werten.

Aufgabenstellungen

− Eine der Komplexität und den Zeitverläufen einer zu beobachtenden Bewegungstechnik angemessene Beobachtungsposition auswäh-len. (Laufen, Werfen, Springen – Leichtathle-tik)

− Eine Beobachtungsstrategie auswählen, die der Komplexität und den Zeitverläufen einer zu beobachtenden Bewegungstechnik ange-messen ist und sie für gezielte Rückmeldung zum Bewegungsvollzug nutzen. (Laufen, Werfen, Springen – Leichtathletik)

− Sequenzen einer Bewegung erkennen, die für das Gelingen der gesamten Bewegung beson-dere Bedeutung haben. Deren Gelingen und Effektivität im Vollzug beurteilen bzw. sie für die Begründung von Bewertungen nutzen. (Bewegen an Geräten – Turnen)

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Das Handeln anderer systematisch beobachten und deren Bewegungen im situativen Kontext lesen lernen

− Formen der Blickbewegung zur Erfassung sich schnell bewegender Objekte kennen, anwenden und richtig zuordnen können.

− Übungsformen mit mehreren Bällen und koordinativen Zusatzaufgaben kennen lernen und hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Fähigkeiten des visuellen Systems und die Auge-Hand-Koordination charakterisieren. (Das Spielen entdecken und Spielräume nut-zen)

− Höhe und Verlauf der Flugkurven, Flugge-schwindigkeit von Bällen bewusst differen-zieren. Die Fähigkeiten des visuellen Sys-tems diesen Anforderungen zuordnen (Wie kann ich einen Ball, der so fliegt noch erfas-sen und berechnen?), um das Timing eigener Bewegungen (Bewegungsbeginn, Beschleu-nigung) zu optimieren. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Bewegungssignale systematisch beobachten und ihre Handlungsabsichten und Hand-lungsverläufe Aufgaben zuordnen.

− Ausprägung des Bewegungsbildes einer Technik und damit verbundene Pass- oder Zuspielrichtung systematisch beobachten und einander zuordnen. Bewegungsbilder in vari-ierenden Situationen wiedererkennen, eigenes Handeln darauf abstimmen und als Korrek-tur- und Rückmeldemöglichkeit für eine rich-tige Deutung nutzen. (Spielen in und mit Re-gelstrukturen – Sportspiele)

− Fintieren und Täuschen als systematische Anwendung der Bewegungswahrnehmung kennenlernen und anwenden. (Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport)

− Individuelle Bewegungsbilder im Kontext gruppentaktischer Situationen einordnen und als Hinweis für definierte gruppentaktische Entscheidungen deuten, z. B. individuelle Laufwege als Teil bestimmter Angriffszüge im Basketball. (Spielen in und mit Regel-strukturen –Sportspiele)

− Personenkonstellationen in Angriffs- oder Abwehrsituationen als Signal für definierte Spielzüge erkennen und für das eigene Han-deln nutzen. (Spielen in und mit Regelstruktu-ren – Sportspiele)

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Kompetenzbereich 2: Mit beruflichen Belastungen umgehen lernen und Ausgleichschancen wahrnehmen

Berufsbedingte Belastungen ausgleichen

Intentionen

− Durch berufsspezifische Tätigkeiten und An-forderungen bedingte Zwangshaltungen und einseitige Belastungen mit Hilfe von geziel-ten motorischen Aktivitäten ausgleichen.

Aufgabenstellungen

− Tätigkeiten und Tätigkeitsprofile am Arbeits-platz charakterisieren, damit verbundene Be-anspruchungen differenzieren und mögliche bzw. tatsächliche Folgen darin beschriebener einseitiger Belastungen erkennen. (Den Kör-per wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen)

− In Muskelfunktions- oder -längentests muskuläre Dysbalancen aufdecken und durch systematisch entwickelte Entspannungs- und Aufbauprogramme individuell bearbeiten. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfä-higkeiten ausprägen)

− Möglichkeiten erfahren, durch die die Ver-besserung von Fitness (u. a. Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit) erreicht und Bewegungsmän-geln und Folgen einseitiger Belastungen dau-erhaft und nachhaltig vorgebeugt werden kann.

− Entwicklung und Anwendung einer individu-ellen Funktionsgymnastik. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten aus-prägen)

− Grundkenntnisse der Trainingslehre, des Stretchings und der funktionellen Gymnastik erwerben und für die Konzeption, Gestaltung und Durchführung eines langfristigen indivi-duellen Fitnessprogramms nutzen. (Wissen erwerben und Sport begreifen)

− Durch Inline-Skating Gleichgewichtsregula-tion, Koordination, Ausdauerfähigkeit und Beinkraft verbessern. (Gleiten, Fahren, Rol-len – Rollsport, Bootsport, Wintersport)

− Die entspannende, den Stützapparat entlas-tende und schonende Wirkung des Bewegens im Wasser in der Entwicklung und Durchfüh-rung einer Wassergymnastik kennen, erfahren und für sich nutzen. (Bewegen im Wasser – Schwimmen)

− Verfahren zur Bewältigung psychischer Be-lastungen anwenden.

− Erproben und Anwenden unterschiedlicher Methoden des Wechsels von Spannung und Entspannung, z. B. Progressive Muskelrela-xation. (Den Körper wahrnehmen und Bewe-gungsfähigkeit ausprägen)

− Zyklische Bewegungsabläufe (Walking, Jog-ging) mit ihren Möglichkeiten zu mentalem Ausgleich systematisch gestalten und nutzen. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

20

Wege zur Fitness kennen und gestalten lernen

Intentionen

− Mit Fitness-Tests als Diagnose- und Bera-tungsinstrument umgehen.

Aufgabenstellungen

− Spezifische Leistungsfähigkeiten, die als Fitness umschrieben werden, differenzieren und gezielt überprüfen. (Den Körper wahr-nehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprä-gen)

− Wiederholungszahlen und Bewegungstempo als Indikatoren für Kraftausdauer- und Schnellkraftfähigkeiten erkennen und im Sinne einer langfristigen Fitnessstärkung nut-zen. (Den Körper wahrnehmen und Bewe-gungsfähigkeiten ausprägen)

− In Partnerarbeit die Beweglichkeit messen, vergleichen und den Werten entsprechende Übungen zur Optimierung von Beweglichkeit und Koordination ausprobieren und bewerten. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfä-higkeiten ausprägen)

− Verschiedenartige sportmotorische Tests (Cooper-Test, sportartspezifische Gewandt-heitstests, Maximalkrafttests, Schnellkraft-tests, etc.) erproben, im Hinblick auf ihren Nutzen bewerten und ggf. variieren. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Fitness-Angebote und Trainingsprogramme überprüfen und gestalten.

− Ein Fitness-Programm an Geräten entwi-ckeln, durchführen und auswerten. (Bewegen an Geräten – Turnen)

− Die Problematik eines „Fitnesskults“ und die damit verbundenen geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen und Körperideale thema-tisieren. (Bewegen an Geräten – Turnen)

− Einen Lauftreff planen, durchführen, auswer-ten und reflektieren. (Laufen, Springen, Wer-fen – Leichtathletik)

− Die Bedeutung der Ernährung als Fitness-Faktor erkennen und die Konsequenzen be-rücksichtigen.

− Auswahl von Speisen und Getränken; Ent-scheidung zu Mengen, Häufigkeiten und Zeitpunkten des Essens; Gestaltung des Ab-laufs der Mahlzeit als Möglichkeiten zur ge-sunden Ernährung aufzeigen und in ihrer Auswirkung auf Belastung und Erholung des Organismus erproben und darstellen. (Wissen erwerben und Sport begreifen)

− In der Gruppe eine Szene gestalten, die den Zusammenhang von Ernährung, Bewegung und Gesundheit thematisiert. (Gestalten, Tan-zen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewe-gungskünste)

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Bewegung, Spiel und Sport im Sinne der Gesundheitsförderung in Freizeit und Urlaub integrieren

Intentionen

− Wandertag(e)/Klassenfahrt mit sportlichem Schwerpunkt vorbereiten, durchführen und auswerten.

Aufgabenstellungen

− Ein Kletterangebot ausfindig machen, mit der Lerngruppe ausprobieren und im Hinblick auf den Freizeitwert beurteilen. (Bewegen an Ge-räten – Turnen)

− Als Team mit einem Wanderkajak eine Tour planen und durchführen (nahe gelegener Stausee, geeigneter Baggersee oder geeigne-ter heimischer Fluss). (Gleiten, Fahren, Rol-len – Rollsport, Bootsport, Wintersport)

− Ein Wochenende zum Thema Akrobatik in einer Sportschule des Landessportbundes NRW vorbereiten, durchführen und im Hin-blick auf seinen Wert für das Wohlbefinden bewerten. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

− Die Struktur des organisierten Sports kennen. Sportvereine und kommerzielle Anbieter mit ihren Angeboten vergleichen.

− Organisationsformen des Sports (kommer-zielle Sportangebote, Vereine, Fachverbände, Betriebssportgemeinschaften, sportliche Inte-ressengemeinschaften, z. B. „Lauftreffs“ oder freie Spielgemeinschaften) kennen; Ver-pflichtungen, Chancen und Perspektiven des jeweiligen Sportangebotes in der Bedeutung für eigenes Sporttreiben charakterisieren und bewerten. (Wissen erwerben und Sport be-greifen)

− Kommerzielle Sportangebote und Angebote örtlicher Sportvereine gemäß individueller Neigung erfragen, als Übersicht zusammen-stellen, ausprobieren und bewerten. (Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport)

− Die eigene Sportbiographie skizzieren und das sportliche Handeln optimieren.

− Eigene Bewegungsgewohnheiten im Alltag systematisch selbst beobachten, dokumentie-ren („Bewegungs-Tagebuch“) und reflektie-ren. Die Beobachtungen mit eigenen Ansprü-chen und Befindlichkeiten konfrontieren und alltägliche Gewohnheiten umgestalten. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkei-ten ausprägen)

− In der Freizeit genutzte Bewegungspotentiale und Spielräume zusammenstellen und Mög-lichkeiten aufzeigen, sie den Erfordernissen der neuen Lebenssituation in der Berufstätig-keit anzupassen, sie unter Einbezug der Chancen gemeinsamen Sporttreibens in der Schule bzw. mit der Lerngruppe variieren bzw. ergänzen. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen)

22

Kompetenzbereich 3: Sich darstellen können und Kreativität entwickeln

Körpersprache und Bewegung bewusst und situationsgerecht gestalten lernen

Intentionen

− Befindlichkeiten und Gefühle in Bewegung und Körpersprache zum Ausdruck bringen.

Aufgabenstellungen

− Angst, Freude, Stolz, Zuneigung, Abneigung, Eile, Hast, Ruhe oder Erschöpfung anhand von Handlungsformen aus den Bereichen „Akrobatik“, „Darstellendes Spiel“ oder in pantomimischem Spiel erarbeiten, bewusst gestalten und dabei auch geschlechtsspezifi-sche Unterschiede thematisieren. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewe-gungskünste)

− Situationen und Bewegungsgeschichten „er-zählen“. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

− Gehen, Stehen, Laufen analysieren, bewusst gestalten, variieren.

− Bewegungstechniken des Laufens und Ge-hens individuell erproben und optimieren; Bewegungsanalysen nutzen, um Koordinati-on und Kraftfähigkeiten als Voraussetzungen von Laufen, Gehen und Stehen gezielt zu op-timieren. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− Haltung und Körpersprache beobachten und gesundheitsbewusst physiologisch funktionell gestalten. (Den Körper wahrnehmen und Be-wegungsfähigkeiten ausprägen)

− Interaktions- und Sprechsituationen hinsicht-lich Zweck und Intention analysieren und Verhaltensweisen entsprechend bewusst ges-talten.

− Taktische Verläufe im Spiel (Fußball, Bas-ketball) erläutern, die Aufgabenteilung und Verantwortlichkeiten im Rahmen eines Spielzuges diskutieren, vereinbaren und in Anwendungssituationen erproben. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Bewegungen demonstrieren und erläutern; in Lern- und Übungssituationen von Bewe-gungstechniken Korrekturen systematisch gestalten und anwenden. (Bewegen im Was-ser – Schwimmen)

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Spielräume wahrnehmen und gestalten

Intentionen

− Neue Spiele und Bewegungsmöglichkeiten entdecken und erproben.

Aufgabenstellungen

− Spiele und Spielformen anderer Kulturkreise entdecken und erproben; Spielideen aufgrei-fen und variieren. (Das Spielen entdecken und Spielräume nutzen)

− In und mit Spielen spielen. − Gemeinsames Spielen individual- und grup-penbezogen modifizieren; Große und Kleine Spiele kennen lernen, vergleichen, modifizie-ren. Kriterien gelingenden und nicht gelin-genden Spielens entwickeln und erproben, Spielen nach selbst entwickelten Kriterien. (Das Spielen entdecken und Spielräume nut-zen)

− Geschlechtsspezifische Zugänge und Vorlie-ben im Spiel mit- und gegeneinander aufgrei-fen, reflektieren und in Rollenverteilungen und Regelvereinbarungen gestalten. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Variationsformen der großen Spiele kennen lernen und erproben (Federfußball, Streetball, Beach-Soccer ...). (Spielen in und mit Regel-strukturen – Sportspiele)

− Handlungsspielräume erkennen und mögliche Handlungsalternativen beschreiben, neue Al-ternativen entwickeln und realisieren.

− Standardisierte Verläufe taktischer Situatio-nen aufgreifen und angemessene alternative Lösungsmöglichkeiten entwickeln. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Gestaltungsspielräume in Bewegungsaus-druck und -gestaltung eröffnen und ausfüllen und sich dabei in seinem Können und mit seinen Fähigkeiten erleben. (Gestalten, Tan-zen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewe-gungskünste)

− Geschlechtsspezifische Unterschiede im Um-gang mit „Raum“ thematisieren. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewe-gungskünste)

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Gemeinsam Bewegungspräsentationen, Übungs- und Trainingsbeispiele erarbeiten, vorführen und auswerten

Intentionen

− Ziele vereinbaren, Vorgehen und Aufgaben-teilung gestalten und entscheiden, dabei indi-viduelle Stärken und persönliche Potentiale differenzieren und für Planung und Gestal-tung nutzen.

Aufgabenstellungen

− Diskussion, Erarbeitung und Präsentation einer „Kür“ oder Bewegungsdarstellung in Kleingruppen mit Turngeräten; auf der Grundlage vorher vereinbarter Gestaltungs-kriterien Auswertung der Präsentation und damit verbundener Kommunikations- und Entscheidungsprozesse. (Bewegen an Gerä-ten – Turnen)

− Aktionsformen und Mittel der Gestaltung und Darstellung von Bewegung kennen lernen, erarbeiten und erproben.

− Handlungsformen aus den Bereichen „Akro-batik“, „Darstellendes Spiel“, „Pantomime“, „Bewegungsgeschichten“, „Rollenspiel“, „Bewegungstheater“, Formen der Partnerar-beit, des Spiegelns, Erarbeitung von Themen, Begriffen, Handlungsabläufen in Einzel- und Gruppenbildern. (Gestalten, Tanzen, Darstel-len – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

− Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Auswahl und Gestaltung von Bewegungsdar-stellungen erarbeiten, reflektieren und z. B. in pantomimischem Spiel aufgreifen. (Gestal-ten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

− Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit in Kleingruppen zusammenfassen und präsen-tieren.

− Erkennen und Einordnen von Formen der verbalen und nonverbalen Kommunikation; Formen, Aktionsformen und Medien der Prä-sentation kennen und ihrem Sinn- und Hand-lungszusammenhang entsprechend anwen-den. (Den Körper wahrnehmen und Bewe-gungsfähigkeiten ausprägen)

− Erarbeitung eines gemeinsamen Aufwärm-programms. Präsentation der Arbeitsergeb-nisse und Darstellung zentraler Arbeitsschrit-te (Entwicklung und Entscheidung von Aus-wahlkriterien, Erprobung einzelner Übungen, Entscheidung über Aktionsform und De-monstration sowie sprachliche Gestaltung von Bewegungsanweisungen). (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− Ziele und Gestaltung des Übens gemeinsam festlegen und anwenden (Wissen erwerben und Sport begreifen; alle anderen Inhaltsbe-reiche auch geeignet); Auswahl geeigneter Übungspartner z. B. beim Stationsbetrieb. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sport-spiele)

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Kompetenzbereich 4: In Alltag und Beruf für sich und andere Verantwortung übernehmen

Risiken erkennen, einschätzen und sicherheitsbewusst handeln

Intentionen

− Kenntnisse möglicher Gefährdungen durch Handeln in Bewegung, Spiel und Sport besit-zen sowie Wege zur Vermeidung kennen.

Aufgabenstellungen

− In einem Geräteparcours Formen des Helfens und Sicherns entwickeln, anwenden und da-bei die physischen und geschlechtsspezifi-schen Voraussetzungen angemessen berück-sichtigen. (Bewegen an Geräten – Turnen)

− Eigene Stärken im Spiel gegeneinander mit Mit- und Gegenspieler verantwortungs- und sicherheitsbewusst einsetzen und dabei insbe-sondere geschlechtsspezifische Unterschiede wahrnehmen. (Spielen in und mit Regelstruk-turen)

− Grenzen im Blick auf die Akzeptanz von Risiken im Sport überprüfen.

− In Verbindung mit dem Erlernen von Trend-sportarten die selbst verantwortete Balance von Risikobereitschaft und Sicherheit erfah-ren. (Gleiten, Fahren, Rollen – Rollsport, Bootsport, Wintersport)

− Vertrauen und Zuverlässigkeit als Prinzipien verantwortlichen Handelns erkennen.

− Bewegungs- und Spielaufgaben wie z. B. „blind führen und folgen“, „Fallen ohne zu stürzen“, als Erfahrungsraum nutzen, um Vertrauen zu geben und Zuverlässigkeit für andere zu entwickeln.

− In akrobatischen oder Zirkus-Darstellungen oder beim Klettern Vertrauen und Verantwor-tung für andere entwickeln, dabei eigene Grenzen erfahren und die Grenzen anderer akzeptieren lernen. (Gestalten, Tanzen, Dar-stellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

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Das eigene Wohlbefinden und das Wohlbefinden anderer langfristig sichern

Intentionen

− Sich und andere mit den individuellen Leis-tungsmöglichkeiten akzeptieren und sich mit diesen Möglichkeiten in sportliche Hand-lungszusammenhänge einbringen.

Aufgabenstellungen

− In Sportspielen das eigene Verhalten beo-bachten und mit Fremdbeobachtungen ver-gleichen. Eigene Verhaltensweisen, Ent-scheidungs- und Bewertungspraktiken auf dieser Grundlage kritisch reflektieren und verändern. (Spielen in und mit Regelstruktu-ren – Sportspiele)

− Selbstkritik und Eigen-Feed-back für sich nutzbar machen. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen)

− Sich der eigenen Stärke bewusst werden und sie zum Ausdruck bringen. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Konfliktsituationen als beeinflussbar erleben, kreative Handlungsalternativen entwickeln und das Selbstbewusstsein stärken.

− Das Recht und die Unversehrtheit der Partne-rin/des Partners respektieren und wahren. (Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport)

− Sich in seiner Wirkung auf andere wahrneh-men und rücksichtsvoll handeln. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− In pantomimischen Bewegungsaufgaben und im Bewegungstheater eine heterogene Grup-pe auf ein gemeinsames Ergebnis – mit indi-viduell differenzierten Beiträgen – verpflich-ten und dabei geschlechtsspezifische Unter-schiede berücksichtigen. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungs-künste)

− Projekte zur Gewaltprävention in Verbindung mit anderen Fächern oder Partnern durchfüh-ren.

− Spiele nach dem Fairnessprinzip organisieren und modifizieren.

− Durch die Gestaltung und Veränderung von Spielregeln Großer und Kleiner Spiele die Wirkung von Ausgrenzung und Integration, von Grenzüberschreitung und Respekt – auch im Verhältnis der Geschlechter – erfahrbar machen. (Das Spielen entdecken und Spiel-räume nutzen)

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Kompetenzbereich 5: Lernen eigenverantwortlich gestalten, sich organisieren und Leistungsentwicklung erfahren

Verschiedene Möglichkeiten des Lernens im Sport erfahren und Rückschlüsse auf das eigene Lernverhalten ziehen

Intentionen

− Lernen mithilfe von Skizzen, Bewegungsbil-dern, Funktionsanalysen und von Modelller-nen.

Aufgabenstellungen

− Unterschiedliche Medien wie Bildreihen, Instruktionskassetten, Folien, Videos oder Poster in ihrer Funktion und ihrem Effekt im Lernprozess, z. B. in der Technikschule der großen Sportspiele, einsetzen und bewerten. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sport-spiele)

− Bewegungsbeschreibung und Bewegungser-klärung unterscheiden, formulieren und sie für den Lernprozess und die Gestaltung von Bewegungsanweisungen sowie Selbstinstruk-tionen nutzen. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− Individuell angemessene Lernhilfen auswäh-len und einsetzen.

− Bildhafte Bewegungsanweisungen finden und mit ihnen Modelllernen stützen. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− An Teilbewegungen orientierte Anweisungen und bildhaft ganzheitliche Anweisungen kon-trastierend gegenüberstellen und in ihrer Wirkung für den Lernprozess beurteilen. (Gleiten, Fahren, Rollen – Rollsport, Boots-sport, Wintersport)

− Wirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten des Feed-backs lernen und im Lern- und Übungsprozess mit Mitschülerin-nen/Mitschülern anwenden.

− Eigen-Feed-back beobachten und systema-tisch gestalten lernen, um individuelle Lern-prozesse zu unterstützen. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Fremd-Feed-back annehmen und in seiner Wirkung auf das eigene Verhalten beobach-ten, um es gemeinsam im Sinne effektiven Lernens zu optimieren. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Bedeutung unterschiedlicher Parameter für das eigene Lernen (z. B. Gruppenzusammen-setzung, materiale und organisatorisch-räumliche Bedingungen) beschreiben und er-kennen. (Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

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Übungs- und Trainingsprozesse selbstständig planen, organisieren und reflektieren

Intentionen

− Übungsabläufe in einer kleineren Lerngruppe selbstständig organisieren (Aufteilung, Auf-gabenzuweisung, Festlegen von Übungszei-ten u. a.).

Aufgabenstellungen

− Im Rahmen eines Geräteparcours Bewe-gungsaufgaben entwickeln, umsetzen und in eine gemeinsame Organisationsform (z. B. Stationsbetrieb) integrieren. (Bewegen an Ge-räten – Turnen)

− In abgetrennten Übungskorridoren unter-schiedliche Aufgaben bewältigen. (Das Spie-len entdecken und Spielräume nutzen)

− Gruppenzusammensetzung oder Aufgaben-stellungen so gestalten, dass Leistungsunter-schiede im Spiel ins Bewusstsein rücken, eingeschätzt und zur Gestaltung gemeinsamer Lernprozesse genutzt werden können. (Spie-len in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− In Kooperation miteinander einen Fitnesspar-cours aufstellen, erarbeiten, Stationen erläu-tern, Bewegungen demonstrieren und die Umsetzung betreuen. (Den Körper wahrneh-men und Bewegungsfähigkeiten ausprägen)

− Die Unterschiede von Wiederholen, Üben und Trainieren einer Bewegungstechnik er-kennen und erfahren.

− Wiederholen als Form der Sicherung und Festigung von Kenntnissen oder neu erlernten Bewegungen kennen lernen und gestalten. (Spielen in und mit Regelstrukturen)

− Trainieren als planvollen Prozess der umfas-senden Leistungsentwicklung sportartbezo-gen differenziert kennen lernen und systema-tisch gestalten. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− Die Effekte unterschiedlich strukturierter Wiederholungsvorgänge bei normierten mo-torischen Vollzügen erfahren und ihre Stabili-tät nach unterschiedlich langen Pausen beur-teilen. (Ringen und Kämpfen – Zwei-kampfsportart)

− Gemeinsam Leistungskriterien als Grundlage für eine Bewertung festlegen, begründen und für individuelle Könnenserfahrung nutzen.

− In heterogenen Gruppen/Teams Spiel- und Bewegungsaufgaben so gestalten, dass die unterschiedlichen Stärken im Spiel Berück-sichtigung finden. (Spielen in und mit Regel-strukturen – Sportspiele)

− Aspekte von Bewegung und Verhalten in der Bewertung von Bewegungstechniken oder von individualtaktischem Verhalten beobach-ten und für eine angemessene Leistungsbeur-teilung nutzen. (Spielen in und mit Regel-struktur – Sportspiele)

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Übungs- und Trainingsprozesse selbstständig planen, organisieren und reflektieren

− Auf unterschiedliche Leistungsstandards bezogen Kriterien der Bewertung entwickeln und hinsichtlich ihrer Objektivität und Zuver-lässigkeit überprüfen. (Spielen in und mit Re-gelstrukturen – Sportspiele)

Die individuelle Leistungsfähigkeit entfalten, realisieren und stabilisieren

Intentionen

− Möglichkeiten zur Aktivierung als Form der Selbstorganisation kennen, anwenden und übertragen.

Aufgabenstellungen

− Kleine Spiele und Aufwärmprogramme in ihrer psychophysisch aktivierenden Wirkung bewusst machen und nutzen. (Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten aus-prägen)

− In unterschiedlichen sportlichen Handlungs-feldern das individuelle Leistungsvermögen realistisch einschätzen und mit den Erwar-tungen an sich konfrontieren.

− Das persönliche Leistungsvermögen in ver-schiedenen Rückschlagspielen (z. B. Tisch-tennis, Badminton, Indiaca, Tennis) überprü-fen und deren Bedeutung für die persönliche Freizeitsportgestaltung einschätzen. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Sich zur Verbesserung des eigenen sportli-chen Leistungsvermögens angemessene neue Ziele setzen und sich so neu motivieren. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sport-spiele)

− Strategien zur Konzentration und Aufmerk-samkeitssteuerung kennen lernen und in Übungs- und Wettkampfsituationen als Form der Selbstorganisation anwenden und über-tragen.

− Möglichkeiten zur individuellen Leistungs-verbesserung festlegen, erarbeiten und um-setzen. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Wirkung von mentalem Training zur Verbes-serung von z. B. Springen und Werfen erfah-ren und nutzen. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

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Kompetenzbereich 6: Miteinander kommunizieren, im Team arbeiten und aufgabenbezogen kooperieren

Verbale und nonverbale Kommunikation in Übungs-, Spiel- und Wettkampfsituationen reflektieren und gestalten

Intentionen

− Erste Begegnung und Kontaktaufnahme be-wegungsorientiert gestalten.

Aufgabenstellungen

− Im Team einen Bewegungsparcours bewälti-gen. (Bewegen an Geräten – Turnen)

− Begrüßungsdribbeln (ABC-Konzept, Basket-ball), Miteinander üben und spielen über Zu-ruf ermöglichen und gestalten. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Bewegung und Körpersignale für Verständi-gung nutzen.

− Individuelle Tanzfiguren in eine Gruppenkür integrieren, Musik, Rhythmus und Bewegung für Abstimmung und Timing nutzen. (Gestal-ten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste)

− Bewegungsmerkmale technischer Handlun-gen im Spiel antizipieren und für die Deutung der Handlungsabsicht nutzen. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Bewegungshandlungen, Handzeichen oder Signale zur Abstimmung von Timing und taktischem Handeln nutzen und systematisch gestalten. (Spielen in und mit Regelstruktu-ren – Sportspiele)

− Schnellinformation und Kodierung als Mög-lichkeiten der Kommunikation nutzen, um Aufgaben zu lösen und Abläufe zu optimie-ren.

− Bewegungsformen zur Überwindung von Hindernissen (z. B. Hochsprung) optimieren, dabei Bewegungsanweisungen, unterschiedli-che Formen der Korrektur und Schnellinfor-mation nutzen und reflektieren. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik)

− Feed-back geben, annehmen und mit Blick auf das Gelingen von Übungs- und Wett-kampfsituationen einschätzen.

− Reaktionen auf Erfolg und Misserfolg im Spiel der Mannschaft beobachten, in ihrer Wirkung analysieren und kommentieren und in Ritualen gestalten. (Spielen in und mit Re-gelstrukturen – Sportspiele)

− Kommunikation angemessen gestalten, um sich und andere zu motivieren.

− Formen und Rituale des „Anfeuerns“ und verstärkender Rückmeldungen beobachten, reflektieren – auch unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschied. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

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Faktoren erfolgreichen Arbeitens im Team kennen lernen und anwenden

Intentionen

− Gestaltungsprinzipien und Wirkung von Feedback in ihrer Bedeutung für soziale Be-ziehungen erkennen und erproben.

Aufgabenstellungen

− Formulierung, Intonation und Ansprache von Rückmeldungen zur technischen Ausführung des Kugelstoßes erproben und in ihrer Wir-kung auf Athlet-Trainer-Situationen reflektie-ren. (Laufen, Springen, Werfen – Leichtathle-tik)

− Die Bedeutung von Aufgabenteilung und Organisation für Teamarbeit erfahren und bewusst einsetzen.

− Aufgaben prozessorientiert wahrnehmen und Aufgabenteilungen finden. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Für komplexe Aufgaben im Team Lösungs-strategien entwickeln, unter Zeitvorgaben lö-sen und ergebnisorientiert arbeiten. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele)

− Individuelle Stärken und persönliche Poten-ziale differenzieren und für die Arbeit im Team nutzen. (Spielen in und mit Regelstruk-turen – Sportspiele)

− Die Entstehung von geschlechterbezogenen Rollenbildern erkennen, als veränderbar wer-ten und kreativ Veränderungsmöglichkeiten entwickeln und darstellen.

− Analyse von Bewegungssituationen (s. o.) hinsichtlich selbst gestellter Aufgaben, der Verhaltenserwartungen der Gruppe oder der Verhaltensmöglichkeiten des Einzelnen. (Spielen in und mit Regelstrukturen – Sport-spiele)

− Bewegungshandeln im Rahmen von: Sport-spielen, z. B. Volleyball, Basketball, Kleine Spiele, kooperative Spiele; Spielbeobachtung und -analyse; Bewegungskorrekturen im Rahmen von taktischen Übungs- und Spiel-prozessen. (Spielen in und mit Regelstruktu-ren – Sportspiele)

Die Lerngruppe als Team verstehen

Intentionen

− Thematisierung von Merkmalen und Ereig-nissen, die die Handlungszufriedenheit im Sportunterricht bestimmen.

Aufgabenstellungen

− Auf gemeinsame Vorhaben einlassen, z. B. Entwickeln und Variieren Kleiner Spiele, da-bei Vorschläge zur Optimierung der Hand-lungszufriedenheit erarbeiten und umsetzen. Kritik sachlich formulieren und annehmen. (Das Spielen entdecken und Spielräume nut-zen)

− Angebote des außerunterrichtlichen Schul-sport gemeinsam planen und durchführen.

− Verabredung zu Lauftreffs und gemeinsa-mem Besuch von Fitnesscentern oder Spiel-gemeinschaften. (Laufen, Springen Werfen – Leichtathletik)

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3 Gestaltung des Unterrichts

Die Zielperspektive der dualen Ausbildungsgänge der Berufsschule erfordert eine enge Zu-sammenarbeit aller Lernbereiche und Fächer. Eine diesbezügliche Abstimmung erfolgt in den jeweiligen Bildungsgangkonferenzen.

Grundlage sind die Lehrpläne der einzelnen Ausbildungsberufe. Sie setzen auch für das Fach Sport/Gesundheitsförderung inhaltliche Orientierungen für die Auswahl und Abfolge der Un-terrichtsvorhaben. Die in den Bildungsgangkonferenzen verabredeten Grundsätze zum didak-tisch-methodisch Vorgehen bestimmen auch die Unterrichtsgestaltung im Fach Sport/Ge-sundheitsförderung. Darüber hinaus werden inhaltliche Entscheidungen des Faches mit den Anforderungen der vorgegebenen Lernfelder im berufsbezogenen Lernbereich im Rahmen der Bildungsgangkonferenz abgestimmt, indem das Fach Sport/Gesundheitsförderung seine Bei-träge zur Entwicklung beruflicher, gesellschaftlicher und personaler Handlungskompetenz lernfeldbezogen und lernbereichsübergreifend darstellt und konkretisiert.

In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich, die Beiträge des Faches Sport/Gesundheitsför-derung zur jeweiligen Bildungsgangkonferenz in der Fachkonferenz Sport auf der Grundlage begründeter Schwerpunktsetzungen (Schulprogramm, organisatorische Rahmenbedingungen für den Schulsport und Spezifika der Lerngruppen) grundlegend zu beraten und zu vereinba-ren. Dabei sind Fragen nach dem jeweiligen berufsspezifischen Tätigkeitsprofil, den daraus resultierenden psycho-physischen Anforderungen und Belastungen leitend. Fragen nach be-ruflichen Gefährdungen, die im Sinne einer Sicherheits- und Gesundheitsförderung sinnvoll aufgegriffen werden können, tragen ebenso zur Themenfindung und didaktischen Jahrespla-nung bei wie spezielle Voraussetzungen und Besonderheiten der jeweiligen Lerngruppe.

Die Gewichtung der Kompetenzbereiche, d. h. auch die gesundheitsförderliche Kompetenz-entwicklung wird auf der Grundlage der Lehrpläne für den jeweiligen Ausbildungsberuf und unter Berücksichtigung der im berufsbezogenen Lernbereich ausgewiesenen Lernfelder vor-genommen.

3.1 Themenfindung

Die Inhalte der bekannten Sportarten werden überprüft, in welcher Form und in welchem Um-fang sie genutzt werden können, um Problemstellungen und Akzentuierungen gesundheits- und berufsbezogen zu veranschaulichen und zu bearbeiten. Damit tritt die Orientierung an normierten Sportarten oder einzelnen sportartbezogenen Inhalten mit ihren methodischen und organisatorischen Vorgaben gegenüber einem berufsbezogenen und gesundheitsförderlichen Unterricht in den Hintergrund.

Die mögliche unmittelbare Anbindung der Themen an Lernfelder ist in den jeweiligen Fach-lehrplänen der Ausbildungsberufe dargelegt. Eine mittelbare Verknüpfung resultiert jeweils aus der Entwicklung und Förderung der angestrebten Kompetenzen.

3.2 Lehren und Lernen

Der Grundsatz der Schülerorientierung findet seinen Niederschlag und seine Konkretisierung im selbstständigen Arbeiten und in der Selbstevaluation der Lernenden (vgl. Kapitel 5). Schü-lerinnen und Schüler werden an der Planung und Gestaltung der Lernprozesse beteiligt und im Sinne der Erwachsenenbildung in die Verantwortung für Lernen und Kompetenzentwick-lung eingebunden. Der Unterricht muss darauf zielen, die Person der/des Lernenden zu stär-ken, die Sache zu klären und zur Bewegung zu motivieren. Lernen mit allen Sinnen folgt da-mit folgenden Prinzipien:

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1. Bewegungsorientierung: Sportpraktisches Tun, physische Beanspruchung, Bewegung al-lein und in der Gruppe markieren die Wege, über die die Ziele des Sportunterrichts erreicht werden.

2. Reflexion: Was in sportpraktischem Tun erfahrbar gemacht wird, soll im reflektierenden Gespräch ausgedrückt, gesichert und auf Situationen in Alltag und Beruf übertragen wer-den.

3. Selbstorganisation: Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen im Sportunterricht sichern, dass Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich und selbstbestimmt Problemstellungen und Übungsprozesse bearbeiten und gestalten. Sie sind an Planungsentscheidungen betei-ligt.

4. Prozessorientierung: Lernen im Sportunterricht lenkt die Aufmerksamkeit auf die Prozesse des Organisierens, des sozialen Miteinanders, der Leistungsentwicklung etc. Es verlangt Mitgestaltung und Beteiligung aller Schülerinnen und Schüler.

5. Selbstevaluation: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln themenbezogen Kriterien und Beobachtungspunkte, anhand derer sie eigenständig Lernzuwachs und gewünschte Verhal-tensveränderungen erkennen und bewerten können.

3.3 Geschlechterorientierung

Die Jugendlichen erleben in ihrem beruflichen und privaten Alltag, dass Frauen und Männer jeweils unterschiedliche geschlechtsspezifische Rollenzuweisungen und damit verbundene Wertungen erfahren. Da solche geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen und damit ver-bundene Wertungen auch in Situationen sportlichen Handelns wirksam sind, bekommt der Gedanke der reflexiven Koedukation1 vor dem Hintergrund der Berufseinstiegssituation der Jugendlichen ein besonderes Gewicht.

Mögliche Ansatzpunkte der Reflexion, Diskussion und methodischen Gestaltung bieten Situa-tionen, die

– Vorstellungen zu Körper und Körperlichkeit in Bewertungen und Gesten offen legen, die sich an fremd bestimmten Schönheitsidealen oder absoluten Maßstäben von „richtig“ oder „falsch“ orientieren,

– Raum- und Bewegungserfahrungen thematisieren, die in der Gruppe ausschließlich unter dem Aspekt „Sieg“ oder „Niederlage“ gedeutet werden

– Durchsetzungsstrategien erkennbar werden lassen, in denen Partnerinnen und Partner in-strumentalisiert werden und durch die deren Integrität durch den Einsatz von physischer und psychischer Gewalt verletzt werden könnte.

1 Grundlagen und Praxishinweise zur Förderung der Chancengleichheit („Reflexive Koedukation“) sind dem

Bildungsserver unter − http://www.learnline.nrw.de/angebote/koedukation/ und − http://www.learnline.nrw.de/angebote/gendermainstreaming/ abrufbar, sowie der − Fortbildungshandreichung „Koedukation in der Schule – reflektieren, weiterentwickeln, neu gestalten“

(Hrsg. Landesinstitut für Schule/Qualitätsagentur. Soest 2002) − Informationsbroschüre „Schule im Gender Mainstream – Denkanstöße – Erfahrungen – Perspektiven“

(Hrsg. Ministerium für Schule und Weiterbildung. Soest 2005) zu entnehmen.

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Für diese Situationen bieten Parteilichkeit, Wertschätzung und Selbstbestimmung Orientie-rungen, die helfen, Impulse zur Neubewertung von Situationen oder Verhaltensweisen sowie zur Entwicklung alternativer Verhaltensmuster zu setzen:

– Parteilichkeit meint in diesem Zusammenhang, Schülerinnen und Schüler in ihrer jeweils geschlechtsspezifischen Berufs-, Belastungs-, Körper-, Bewegungs- und Sportentwicklung wahrzunehmen, zu akzeptieren und in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.

– Wertschätzung meint in diesem Zusammenhang, unterschiedliche sportliche Interessen zu akzeptieren, unterschiedliche sportliche Leistungen im Kontext individueller Möglichkei-ten und spezifischer Belastungen zu würdigen und herauszustellen, worin die besondere Leistung der Einzelnen/des Einzelnen liegt.

– Selbstbestimmung meint in diesem Zusammenhang, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Identität zu fördern, Erfahrungsräume für beide Geschlechter so zu gestalten, dass Hand-lungspläne in eigener Verantwortung entwickelt, ausprobiert und realisiert werden können.

Es gilt, geschlechtsspezifische Eigenheiten dort zu berücksichtigen, wo das Interesse an be-stimmten Sportarten oder die Neigungen und Motive zu Bewegung, Spiel und Sport ge-schlechtsspezifisch unterschiedlich ausgeprägt sind. Sportunterricht aus diesem Grunde nach Geschlechtern getrennt durchzuführen bietet sich an, wenn den Jugendlichen damit individu-elle Körper-, Bewegungs-, Spiel- und Sporterfahrungen eröffnet werden, die ihnen Möglich-keiten zur Entwicklung spezifischer Handlungskompetenzen bieten.

Erhalten geschlechtsspezifische Typisierungen im Sportunterricht diffamierenden Charakter oder führen zu Benachteiligung insbesondere von Schülerinnen, sind diese im Unterricht zu problematisieren.

4 Lernerfolgsüberprüfungen

4.1 Grundsätze

Grundsätze der Leistungsbewertung ergeben sich aus den entsprechenden Bestimmungen des Schulgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen (s. § 48 SchulG). Für das Verfahren der Leistungsbewertung gelten die §§ 8 - 10 der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs (Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg, APO-BK).

Die Leistungsbewertung ist Grundlage für die Förderung und Beratung der Schülerinnen und Schüler sowie für Schullaufbahnentscheidungen. Hierbei gilt:

– Leistungsbewertungen sind Teil eines kontinuierlichen Unterrichtsprozesses, wobei alle von Schülerinnen und Schülern im Zusammenhang mit dem Unterricht erbrachten Leis-tungen bewertet werden. Tabellen und absolute Leistungsnormen geben Hinweise für indi-viduelle Leistungsentwicklung. Sie sind im Fach Sport/Gesundheitsförderung jedoch zum Teil Notengrundlage, wenn Leistungsentwicklung thematischer Aspekt eines Unterrichts-vorhabens war.

– Die Leistungsbewertung bezieht sich auf die im Unterricht angestrebte Kompetenzent-wicklung und die in diesem Zusammenhang vermittelten und erworbenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse.

Bewertet werden Qualität und Umfang der erworbenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kennt-nisse, die im Rahmen der sechs zu Grunde gelegten Kompetenzbereiche einen Beitrag zur

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Kompetenzentwicklung bieten (vgl. Kapitel 1 und 2) sowie der damit verbundene individuelle Lern- und Entwicklungsfortschritt der Schülerinnen und Schüler im Verlauf ihrer Ausbildung. Dabei sind insbesondere auch die Lernbereitschaft und Lernanstrengung, Selbstständigkeit sowie die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für die eigene Weiterentwicklung und für die der gesamten Lerngruppe mit einzubeziehen.

Grundlage für die Lernerfolgskontrolle, Beurteilung und Notengebung im Fach Sport/Ge-sundheitsförderung ist ein differenzierter und weit gefasster Leistungsbegriff, der sowohl die Vielfältigkeit der auf die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler bezogenen Aufgaben des Faches als auch die vielfältigen Möglichkeiten im Sportunterricht, Leistungen zu erbringen, berücksichtigt. Im Zusammenhang mit dem Bewegungshandeln erbrachte sportmotorische Leistungen erfassen daher auch nur einen Teilbereich des zu bewertenden Leistungsspektrums.

Erweiternd gehören hierzu insbesondere auch fachliche Leistungen, die als mündliche und schriftliche Beiträge im Rahmen des Unterrichts oder ggf. als häusliche Vor- und Nachberei-tung erbracht werden und im Beurteilungsbereich „sonstige Leistungen“ beschrieben sind.

Diesbezüglich sind Sportlehrkräfte verpflichtet, die Schülerinnen und Schüler zu Beginn eines jeden Halbjahres oder der Arbeit an einem neuen Unterrichtsvorhaben über die fachlichen Anforderungen, über Möglichkeiten, Leistungen zu erbringen, über Formen der Leistungs-überprüfung, über die Bewertungskriterien und über die Zusammensetzung der Note im Fach Sport/Gesundheitsförderung zu informieren.

4.2 Allgemeine Hinweise zum Beurteilungsbereich „Sonstige Leistungen“

Wie in den anderen Fächern des Bildungsganges ohne Klausuren erfolgen die Lernerfolgs-überprüfungen im Beurteilungsbereich ‚Sonstige Leistungen‘. Dazu gehören alle Leistungen, die eine Schülerin bzw. ein Schüler im Unterricht erbringt. Diese Leistungen finden ihren Ausdruck in sportmotorischen Aktivitäten und in weiteren fachlichen Beiträgen.

Wesentliche Aufgabe und wesentlicher Sinn der Leistungsbeurteilung sind es, den Schülerin-nen und Schülern eine Rückmeldung und Orientierung zu geben, in welchem Maß bzw. in welcher Qualität sie die gesetzten Ziele erreicht haben und was sie dazu beigetragen haben, um diese Ziele zu erreichen.

Damit rücken die Ziele des Unterrichts wieder in den Blick: Die Orientierung des Lehrplans auf Kompetenzentwicklung (vgl. Kapitel 1 und 2) wirkt sich grundlegend darauf aus, wie Leistungen erfasst und bewertet werden können. Die vielfältigen Möglichkeiten der Lerner-folgsüberprüfung müssen in engem Zusammenhang mit der Unterrichtsplanung mitbedacht werden. Es muss zum Ausdruck kommen, durch welches Verhalten von Schülerinnen und Schülern die angestrebte Kompetenzentwicklung erkennbar wird und in welchen Handlungs-situationen dies im Unterrichtsverlauf als Ergebnis beobachtbar ist und sich qualitativ erfas-sen lässt.

Kompetenzentwicklung ist prozessorientiert. Die Unterrichtsziele oder Themen lassen sich häufig weder punktuell in Form von sportmotorischen Tests oder Demonstrationen erfassen noch direkt beobachten oder messen. Daher ist es wichtig, die ergebnisbezogene Leistungsno-te um prozessorientierte Bewertungsmaßstäbe zu ergänzen. Zugleich lassen beinahe alle un-terrichtlichen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler im Kontext einer Aufgabenstellung Rückschlüsse auf ihre Beteiligung zu. Dazu zählen im Besonderen:

– Bewegungskönnen zeigen und aufgabengerecht in definierten Handlungssituationen ein-bringen

36

– Aufgabenstellungen annehmen und sich auf Unterrichtssituationen einlassen

– Beiträge zu Analyse, Planung und Gestaltung von Unterrichtsphasen und -situationen leis-ten

– am Unterrichtsgespräch beteiligen, Kenntnisse und Einsichten einbringen, eigene Erfah-rungen zur Diskussion stellen.

Die nachfolgende Übersicht zeigt, wie die Prozess-Bewertung in die gängige Notengebung übertragen werden kann:

Die Prozessbewertung orientiert sich bewusst an Formulierungen, mit denen in Arbeitszeug-nissen die Qualität von Leistungen über einen bestimmten Zeitraum beschrieben und bewertet werden.

Die Fachkonferenz sollte die Auswahl geeigneter und dem Bildungsgang angemessener In-strumente und Verfahren zur Notenfindung und die Gewichtung der Bewertungsmerkmale untereinander abstimmen.

N o te n s k a la :

1 2 3 4 5 6

B e u rte ilu n g s k rite r ie n z u r B e g rü n d u n g :E n ts p re c h en d d e n In te n tio n e n u n d A u fg a b e n s te llu n g e n e in e s U n te rr ic h ts v o rh a b en s w e rd en P roz e s s b ew e rtu n g e n in h a ltlic h k o n k re tis ie rt.

D ie S ch ü le rin n en u n d S c h ü le r so lle n k o n k re t w is s e n , w e lc h e B e iträ g e , In itia tiv en u n d A k tiv itä te n a ls k o n s tru k tiv e u n d a k tiv e M ita rb e it e rw a rte t w e rd en .

B e u rte ilu n g s k rite r ie n z u r B e g rü n d u n g :

E n ts p re c h en d d e n In te n tio n e n u n d A u fg a b e n s te llu n g e n e in e s U n te rr ic h ts v o rh a b en s w e rd en P roz e s s b ew e rtu n g e n in h a ltlic h k o n k re tis ie rt.

D ie S ch ü le rin n en u n d S c h ü le r so lle n k o n k re t w is s e n , w e lc h e B e iträ g e , In itia tiv en u n d A k tiv itä te n a ls k o n s tru k tiv e u n d a k tiv e M ita rb e it e rw a rte t w e rd en .

P ro z e s s -B e w e rtu n g e nS e h r b zw . s te ts in itia tiv /a k tiv / k o n s tru k tiv

In itia tiv /a k tiv /ko n s tru k tiv

Im G an z en a k tiv /ko n s tru k tiv

W en ig a k tiv /k o n s tru k tiv

Ü b e rw ie g en d p a s s iv /n ic h t ko n s tru k tiv

V e rw e ig e rt s ic h /d e s tru k tiv

P ro z e s s -B e w e rtu n g e nS e h r b zw . s te ts in itia tiv /a k tiv / k o n s tru k tiv

In itia tiv /a k tiv /ko n s tru k tiv

Im G an z en a k tiv /ko n s tru k tiv

W en ig a k tiv /k o n s tru k tiv

Ü b e rw ie g en d p a s s iv /n ic h t ko n s tru k tiv

V e rw e ig e rt s ic h /d e s tru k tiv

37

5 Hinweise zur Arbeit mit dem Lehrplan

5.1 Der Lehrplan Sport/Gesundheitsförderung in der Bildungsgangarbeit der Fachklassen des dualen Systems

Der vorliegende Lehrplan beschreibt die Aufgaben und Ziele des Faches Sport/Gesundheits-förderung in den Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung für den Unterricht in allen Bildungsgängen. Ein auf berufliche, gesellschaftliche und persönliche Handlungskom-petenz ausgerichteter Unterricht bedarf zusätzlicher Bindungen an berufliche Tätigkeitsfelder. Die seit dem Schuljahr 2000/2001 in Kraft gesetzten Lehrpläne der jeweiligen Ausbildungs-berufe weisen deren berufsspezifisches Belastungs- und Anforderungsprofil, sowie berufsspe-zifische Gefährdungen aus und benennen für die Kompetenzentwicklung im berufsübergrei-fenden Lernbereich Lerngelegenheiten.

Beide Lehrpläne bilden somit die Grundlage für alle zu treffenden didaktischen Unterrichts-entscheidungen. Ihre Verknüpfung ist Aufgabe der Bildungsgangkonferenz im Rahmen der didaktischen Jahresplanung. Die Sportlehrkräfte verweisen auf die Kompetenzerweiterungen, die besonders durch den Sportunterricht erreicht werden können. Hierbei kann die Fachkonfe-renz Sport/Gesundheitsförderung eine wichtige koordinierende Aufgabe übernehmen, indem sie insbesondere Grundsätze zur fachdidaktischen und fachmethodischen Arbeit aufstellt, die auch der Vergleichbarkeit von Anforderungen im Unterricht und der Bewertung von Schüler-leistungen dienen können.

Die Bildungsgangkonferenz hat die Qualitätssicherung des Unterrichts in dem jeweiligen Ausbildungsberuf sicherzustellen. Evaluation bietet die Möglichkeit, Qualitätsstandards zu entwickeln und deren Umsetzung zu überprüfen. Zugleich erlaubt Evaluation, Ergebnisse und Wirkungen des Unterrichtes zu dokumentieren und nach außen zu legitimieren. Ziele und Evaluationsinstrumente werden in Bildungsgang- und Fachkonferenzen abgestimmt.

5.2 Beiträge des Faches Sport/Gesundheitsförderung zum Schulpro-gramm

Das Schulprogramm versteht sich als das grundlegende Konzept der pädagogischen Zielvor-stellungen einer Schule. Als Instrument der Schulentwicklung beinhaltet es u. a. Aussagen

– zum schulischen Konsens hinsichtlich der Wahrnehmung des Erziehungsauftrages durch die einzelne Schule

– zur Konzeption schuleigener und bildungsgangbezogener didaktischer Jahresplanungen

– zum fächerübergreifenden Lernen

– zur Gestaltung der Schule als Lebensraum und

– zur Öffnung von Schule.

Die Mitwirkung der Sportlehrkräfte an der Erstellung eines Schulprogramms bedeutet eine Fortführung der fachbezogenen Bildungsarbeit. Dabei gilt es herauszustellen, welche Beiträge Bewegung, Spiel und Sport in Wechselwirkung mit allen Lernbereichen zur Entwicklung be-ruflicher, gesellschaftlicher und persönlicher Handlungskompetenz von Schülerinnen und Schüler leisten. Darüber hinaus bieten Bewegung, Spiel und Sport besondere Möglichkeiten, zur Gestaltung des Schullebens und der Öffnung von Schule beizutragen, z. B. durch

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– Kooperation mit dem dualen Partner (Impulse für die betriebliche Gesundheitsförderung, z. B. bewegte Pausen am Arbeitsplatz und vielfältige betriebssportliche Angebote)

– Kooperation mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern

– Etablierung von Sportinitiativen (Lauftreffs, berufsschulspezifische alternative Schulsport-feste etc.).

Die Betonung der Gesundheitsförderung im Fach Sport/Gesundheitsförderung bietet hierbei besondere Chancen, diese als zentrales Element von Schulleben und Schulkultur im Schul-programm aufzunehmen (vgl. Rahmenvorgaben für den Schulsport, Kapitel 4).

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Anhang: Rahmenvorgaben für den Schulsport

Inhalt

Seite

1 Pädagogische Grundlegung für den Schulsport 40

1.1 Auftrag des Schulsports 40 1.2 Pädagogische Perspektiven auf den Sport in der Schule 41 1.3 Beiträge des Schulsports zu überfachlichen Aufgaben der Schule 46

2 Inhaltsbereiche des Schulsports 47

2.1 Auswahl und Gliederung der Inhaltsbereiche 47 2.2 Beschreibung der Inhaltsbereiche 48 2.3 Verbindlichkeiten für den Sportunterricht auf der Inhalts ebene 52

3 Grundsätze pädagogischen Handelns im Schulsport 53

3.1 Prinzipien eines erziehenden Sportunterrichts 53 3.2 Außerunterrichtlicher Schulsport als pädagogisches Handlungsfeld 54

4 Bewegung, Spiel und Sport im Schulleben und im Schulprogramm 55

4.1 Struktureller Rahmen für Bewegung, Spiel und Sport in der Schule 55 4.2 Angebotsformen des außerunterrichtlichen Schulsports 56 4.3 Beiträge des Schulsports zum Schulprogramm 57

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1 Pädagogische Grundlegung für den Schulsport

1.1 Auftrag des Schulsports

Mit dem Schulsport kommt die Institution Schule ihrer Verantwortung für den Aufgabenbe-reich Körper und Bewegung, Spiel und Sport nach. In Spiel und Sport ereignet sich das päda-gogisch Bedeutsame zunächst in und durch Bewegung, womit zugleich die Körperlichkeit der Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise angesprochen wird. Darauf beruhen die Son-derstellung und die Unverzichtbarkeit dieses Aufgabenbereichs in der Schule.

Schulsport ist jedoch in seinen pädagogisch bedeutsamen Wirkungen nicht auf die körperliche und die motorische Dimension der Entwicklung beschränkt, sondern versteht sich als wichti-ger Ansatzpunkt ganzheitlicher Erziehung. Die Bewegungen, um die es im Schulsport geht, aktualisieren immer auch soziale Bezüge, Emotionen, Motive, Kognitionen und Wertvorstel-lungen. Insofern verdienen Unterrichts- und Erziehungsprozesse im Schulsport nachdrücklich das Attribut „ganzheitlich“. Auch darauf beruht angesichts der Lebens- und Lernbedingungen der Heranwachsenden der unersetzliche Wert dieses Aufgabenbereichs.

Wenn der Aufgabenbereich hier Schulsport genannt wird, so ist darin „Sport“ in einem weiten Sinne zu verstehen. Als Sport wird jener Teil unserer Kultur verstanden, in dem die körperbe-tonte, spielerisch-sportliche Bewegung in unterschiedlichen Formen und Zugangsweisen Ges-talt angenommen hat. Neben diesem verbreiteten, weiten Begriffsverständnis begründet auch die sprachliche Zweckmäßigkeit des Terminus diese Entscheidung. Dennoch wird an ver-schiedenen Stellen auch das mit „Sport“ Gemeinte durch Formulierungen wie „Bewegung, Spiel und Sport“ umschrieben. Dadurch wird die pädagogisch wünschenswerte inhaltliche Weite dieses Aufgabengebiets unterstrichen. Schulsport soll den Blick für die Gesamtheit von Bewegung, Spiel und Sport in unserer Gesellschaft öffnen. Er umfasst daher schulrelevante Ausschnitte aus diesem Feld der Möglichkeiten und steht für die Vielfalt pädagogisch wün-schenswerter, hier vermittelbarer Erfahrungen und Qualifikationen.

Die Rahmenvorgaben für den Schulsport wie auch die Lehrpläne Sport der einzelnen Schul-formen und Schulstufen entfalten gemeinsam die hier zugrunde liegende fachdidaktische Po-sition. Sie besteht darin, Bewegung, Spiel und Sport sowohl als Mittel individueller Entwick-lungsförderung einzusetzen, als auch durch den Schulsport die Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur zu erschließen. Deshalb wird als pädagogische Leitidee des Schulsports folgender Doppelauftrag formuliert:

Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport und

Erschließung der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur

Der Auftrag zur Entwicklungsförderung richtet den Blick auf die Kinder und Jugendlichen; sie sollen in ihrer Entwicklung durch Erfahrungen in sportbezogenen Aufgabenstellungen ganzheitlich gefördert werden. Entwicklungsförderung muss von den je individuellen Voraus-setzungen der Schülerinnen und Schüler ausgehen. Die Eigenart des Faches Sport führt dazu, dass diese Voraussetzungen in ihrer Unterschiedlichkeit besonders hervortreten. Zum Beispiel haben Mädchen und Jungen geschlechtstypische Erwartungen an den Sport, aber auch ethni-sche Zugehörigkeit, besondere körperliche Leistungsvoraussetzungen oder Beeinträchtigun-gen begründen einen je spezifischen Anspruch auf Förderung. Je heterogener in dieser Hin-sicht eine Lerngruppe ist, desto anspruchsvoller ist die Planung und Durchführung des Sport-unterrichts.

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Der Auftrag zur Erschließung des facheigenen Sachgebiets richtet den Blick auf die Aktivitäten und Handlungsmuster des Sports; ihre Vielfalt gilt es erfahrbar zu machen und sinnerfülltes Sporttreiben als Teil selbstverantwortlicher Lebensgestaltung anzubahnen. Der Schulsport be-zieht sich damit auf die gesellschaftliche Wirklichkeit des Sports außerhalb der Schule. Sein Auftrag besteht darin, die Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler bezogen auf diesen Sport an exemplarisch ausgewählten Beispielen zu fördern. Das schließt ein, sie auch anzuleiten, den Sport in seinen geläufigen, institutionalisierten Formen auf seine Sinnhaftigkeit zu prüfen, ggf. auch für die eigene Praxis zu ändern. Das ideale Ziel dieser Förderung besteht darin, dass für die Schülerinnen und Schüler Sport ein regelmäßiger Faktor einer aktiven, sinnbewussten Le-bensgestaltung wird und bleibt.

Für die Sportlehrerinnen und Sportlehrer ergibt sich die Verpflichtung, diesen Doppelauftrag als sportpädagogische Aufgabe zu erkennen und im Schulsport umzusetzen. Beide Seiten des Doppelauftrags sind von gleicher Wichtigkeit; in einem erziehenden Sportunterricht werden sie zugleich angesprochen. Nutzt der Schulsport durch die Realisierung des Doppelauftrages die Erziehungs- und Bildungsmöglichkeiten, werden die Schülerinnen und Schüler zuneh-mend sensibler, sachlich kompetenter, urteils- und gestaltungsfähiger für Bewegung, Körper-lichkeit und Sport. Damit trägt der Schulsport auf seine Weise und mit seinen Mitteln zur Er-reichung des allgemeinen Ziels von Schule bei, nämlich personale Identität in sozialer Ver-antwortung so zu fördern, dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, mit der die eigene Lebens-welt sinnvoll und verantwortungsbewusst gestaltet werden kann.

1.2 Pädagogische Perspektiven auf den Sport in der Schule

Der Doppelauftrag kennzeichnet den pädagogischen Standpunkt, von dem aus das komplexe Handlungsfeld von Bewegung, Spiel und Sport in den Blick genommen wird. Von diesem Standpunkt aus werden hier sechs pädagogische Perspektiven herausgestellt. Jede pädagogi-sche Perspektive lässt erkennen, inwiefern sportliche Aktivität pädagogisch wertvoll sein kann, und bietet damit zugleich eine Antwort auf die Frage, wie sich im Schulsport die Ent-wicklung Heranwachsender in einer Weise fördern lässt, die kein anderes Fach ersetzen kann. Diese Chancen gilt es möglichst umfassend zu nutzen.

Unter jeder Perspektive lässt sich auch an Sinngebungen anknüpfen, die im Sport geläufig sind und mit denen Menschen unserer Zeit begründen, was sie im Sport suchen und warum sie ihn als Bereicherung ihres Lebens schätzen. Der Sportunterricht soll auf solche Sinnge-bungen Bezug nehmen und damit dazu beitragen, Sportkultur zu erschließen. Die verbreiteten Sinngebungen des Sports sind schon für Kinder und Jugendliche zugänglich. Insofern lässt sich unter jeder Perspektive auch Anschluss an deren Lebenswelt gewinnen. Aber der Schul-sport darf nicht einseitig auf die Erwartungen bauen, die Schülerinnen und Schüler bereits mitbringen. Typischerweise werden die Lehrkräfte von diesen ausgehen, ihnen dann jedoch ihre eigenen, pädagogisch reflektierten Anliegen gegenüberstellen.

Die Reihenfolge, in der die sechs pädagogischen Perspektiven aufgeführt werden, drückt kei-ne Gewichtung aus. Prinzipiell sind alle Perspektiven gleich bedeutsam. Der Auftrag des Schulsports bleibt unvollständig erfüllt, wenn eine von ihnen vernachlässigt wird.

42

Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern (A)

Die Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen entwickelt sich an den Aufgaben, die er seinen Sinnen stellt. Unter heute typischen Lebensbedingungen konzentriert sich Wahrnehmung ein-seitig auf bestimmte Formen des Sehens und Hörens. Es ist eine Herausforderung für die Schule geworden, dem entgegenzuwirken: Eine vielseitige, entwicklungsgerechte Ansprache aller Sinne fördert das Lernen und zugleich die allgemeine Lernfähigkeit. Das gilt für alle Schulfächer und für alle Schulstufen. Mit Bewegung und Sport können in dieser Hinsicht Bei-träge geleistet werden, die schulisches Lernen insgesamt unterstützen.

Bewegungsaufgaben im Sport stellen vielseitige Anforderungen an die Wahrnehmungsfähig-keit. Sie stimulieren auch vestibuläre, kinästhetische und taktile Wahrnehmungen und fördern deren Integration. Dies kommt auch motorischen Lernprozessen und der sportlichen Leis-tungsfähigkeit zugute. Andererseits lässt sich über die Erweiterung des Bewegungskönnens die Wahrnehmungsfähigkeit differenzieren. Die Wahrnehmungsfähigkeit ist für die Entwicklung und das Lernen im Kindes- und Jugendalter grundlegend. Bewegungsaufgaben, die z. B. An-forderungen an Gleichgewichts- und Spannungsregulierung, Auge-Hand-Koordination und räumliches Sehen stellen, sind in dieser Hinsicht aufschlussreich und förderlich zugleich. Sie sind auch daher unverzichtbare Elemente des Schulsports.

Bewegung ist der fundamentale Zugang zur Erfahrung des Selbst und der Welt. Der erkun-dende, spielerische Umgang mit der materialen Umgebung und die Erschließung von Körper-erfahrungen durch Bewegung gehören daher ebenso in den Sportunterricht aller Schulstufen wie die Einweisung in funktionale Bewegungstechniken des Sports. Mit dem individuellen Bewegungsrepertoire entwickeln sich zugleich die Wahrnehmung der Welt und des eigenen Körpers. Indem Kinder z. B. schwimmen und tauchen lernen, gewinnt für sie das Wasser eine weitere Bedeutung und sie erfahren Neues über sich selbst. Ähnliches gilt für die Eroberung der dritten Dimension beim Klettern oder das Spiel mit der Schwerkraft beim Springen.

Die sinnlichen Empfindungen, die mit Bewegungen im Sport verbunden sein können, reizen zu weiterer körperlicher Aktivität und tragen dazu bei, die Freude an der Bewegung zu erhal-ten. Indem solche Empfindungen im Sport durch eigenes Tun erschlossen und kontrolliert werden können, stärken sie zugleich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Sich körperlich ausdrücken, Bewegungen gestalten (B)

Der menschliche Körper, insbesondere der Körper in Bewegung, ist Träger von Botschaften der Person. Vor allem junge Menschen definieren sich über ihren Körper; ihr Körperkonzept ist ein wesentlicher Teil ihres Selbstkonzepts. Es ist eine der anerkannten Entwicklungsaufga-ben des Jugendalters, im Einklang mit der eigenen Körperlichkeit leben zu lernen. Sie schließt auch ein, dass Jugendliche urteilsfähig gegenüber Vorgaben werden, wie man aussehen und sich bewegen sollte.

Der Sport bietet in der Schule mehr Anlässe als jedes andere Fach, die Ausdrucksmöglichkei-ten des Körpers zu erproben und zu reflektieren. Die Identifikation mit der eigenen Bewegung bringt es mit sich, dass Arbeit am Bewegungsausdruck immer auch Arbeit am Ich ist. Die Aufgabe des Sportunterrichts kann darin bestehen, junge Menschen bei dieser Arbeit zu un-terstützen. Das schließt ein, dass sie auch lernen: Ich bin mehr als mein Körper.

Im Sportunterricht geht es unter dieser Perspektive zunächst darum, die Vielfalt des individu-ellen Bewegungsrepertoires über das instrumentell Zweckmäßige hinaus zu erweitern: mit der

43

Bewegung zu spielen, sich über Bewegung auszudrücken und Bewegungsideen zu gestalten. An geeigneten Beispielen, u. a. aus Tanz, Turnen, Akrobatik, Jonglage, sollen alle Schülerin-nen und Schüler lernen, Bewegungskunststücke auf einem für sie angemessenen Niveau zu gestalten und zu beurteilen. Bewegung bietet sich in diesem Zusammenhang als Medium äs-thetischer Erziehung an. Mit der Entwicklung des individuellen Könnens ergeben sich Anläs-se, die Wahrnehmung zu schärfen, die Gestaltungsfähigkeit auszuprägen und das Urteilsver-mögen zu erweitern. Der Schulsport enthält unter dieser Perspektive auch spezifische Chan-cen für Kooperation, soziales Lernen und die Erfahrung von Gemeinschaft. Die Gestaltung von Bewegungen mit der Partnerin oder dem Partner und in der Gruppe ist daher bevorzugt zu fördern.

Da die Ausdrucksqualität des Körpers geschlechtstypisch gedeutet wird, bietet der koedukati-ve Unterricht unter dieser Perspektive besondere Anlässe sozialer Erfahrung, kann in be-stimmten Entwicklungsabschnitten und Lerngruppen aber auch an seine Grenzen stoßen. Die unterschiedliche Verwendung des Körpers in den Ethnien einer Klasse bietet Ansatzpunkte, die aufgegriffen werden können, um interkulturelles Verstehen zu fördern.

Etwas wagen und verantworten (C)

Wer etwas wagt, sucht aus eigener Entscheidung eine herausfordernde Situation mit unsiche-rem Ausgang auf und bemüht sich, diese im Wesentlichen mit den eigenen Fähigkeiten zu bestehen. Insofern ist das Wagnis eine Situation der Bewährung. Daher suchen junge Men-schen das Wagnis, und sie gehen es nicht ein, obwohl, sondern weil es sie an ihre Grenzen führt. Jedes Wagnis enthält Proben für die Selbsteinschätzung und Anreize, das eigene Kön-nen weiterzuentwickeln. Viele Kinder und Jugendliche brauchen gerade in solchen Situatio-nen Ermutigung und Stärkung.

Besonders dann, wenn der feste Stand auf dem Boden, die gewohnte Position im Raum auf-gegeben wird, wenn sich erhöhte Anforderungen an das Gleichgewicht und die Steuerungsfä-higkeit stellen, liegt es nahe, die Situation als Wagnis zu empfinden. Insofern ist das Wagen typisch für viele Bereiche des Sports, z. B. im Schwimmen, Tauchen und Springen, in Tur-nen, Klettern und Akrobatik, beim Balancieren, Gleiten und Fahren. Dabei hängt es von den individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen ab, wo die Routine endet und das Wagnis beginnt.

Das Wagnis verbindet sich auch mit Erfahrungen im Umgang mit der Angst. Im Sport lässt sich unter dieser Perspektive lernen, einerseits Angst zu überwinden, andererseits aber auch zu seiner Angst zu stehen. Das Wagnis ist eine Grenzsituation, in der die Schwierigkeit der Aufgabe und die eigenen Fähigkeiten realistisch abzuschätzen und die Folgen für sich und andere verantwortlich zu kalkulieren sind. Der Schulsport bietet exemplarische Situationen, in denen diese Einschätzung unter erfahrener Anleitung erprobt werden kann. Damit stellt sich auch ein Bezug zu einer richtig verstandenen Sicherheitserziehung her: Diese kann nicht darin bestehen, alle möglichen Gefahrenmomente auszuschalten. Schülerinnen und Schüler sollten vielmehr lernen, Risiken zu erkennen, einzuschätzen und in gefährlichen Situationen ange-messen zu handeln.

In vielen Situationen des Sports darf nur wagen, wer sich auch auf die anderen verlassen kann, die kooperieren, helfen oder sichern. Andererseits müssen auch diese wissen, was sie einander zutrauen können. Der Schulsport bietet die einzigartige Chance, gegenseitiges Ver-trauen in gemeinsamen Wagnis-Situationen nicht nur zwischen Lehrkräften und Lernenden, sondern auch innerhalb der Lerngruppe zu fördern.

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Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen (D)

Es ist eine grundlegende pädagogische Aufgabe aller Fächer, die Lern- und Leistungsbereit-schaft zu fördern. Sie steht in engem Zusammenhang mit dem Üben. Schon Kinder sollten lernen, zu üben und konzentriert Aufgaben zu verfolgen. Auch im Sport gilt dies unter allen pädagogischen Perspektiven.

Der Sport eignet sich darüber hinaus in der Schule als Feld exemplarischer Leistungserzie-hung. Handlungen im Sport legen es nahe, als Leistungen bewertet und als ich-bedeutsam ausgelegt zu werden. Die Kriterien und Regeln, unter denen das geschieht, sind vergleichs-weise leicht verständlich. Die typischerweise unmittelbare Rückmeldung über das Ergebnis macht im Sport die Erfahrung der eigenen Leistungsentwicklung, aber auch ihrer sozialen Bewertung besonders anschaulich.

Durch Leistungen im Sport können junge Menschen soziale Anerkennung und Selbstbewusst-sein gewinnen; die Erfahrung, immer wieder hinter den Ergebnissen der anderen zurückzu-bleiben, kann das Selbstwertgefühl aber auch empfindlich beeinträchtigen. Die Gestaltung von Leistungssituationen im Sport ist daher eine pädagogisch verantwortungsvolle Aufgabe.

Zunächst geht es darum, dass alle Schülerinnen und Schüler immer wieder vielfältige, indivi-duell angemessene Herausforderungen erhalten, Leistungen zu vollbringen und zu verbessern. Dabei hat die Erfahrung des individuellen Leistungsfortschritts pädagogisch Vorrang vor dem Vergleich mit anderen. Es gilt, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken und die Erfahrung zu vermitteln, was sich durch Anstrengung, Übung, Training und eine angemesse-ne Lebensweise erreichen lässt.

Leistungserziehung ist aber auch eine Aufgabe sozialen Lernens; sie schließt ein, dass gelernt wird, mit den Empfindungen der anderen verständnisvoll umzugehen. Das gilt vor allem auch im koedukativen und im gemeinsamen Unterricht von Behinderten und Nichtbehinderten. Besonders zu fördern ist im Schulsport die Erfahrung gemeinsam erarbeiteter Leistung.

Weiterhin lässt sich gerade im Sport erkennen, dass Leistungen keine objektiven und absolu-ten Größen sind, sondern durch soziale Vereinbarungen und Vergleich ermittelt werden. Im Experimentieren mit Spiel- und Wettkampfregeln kann diese Einsicht entwicklungsgemäß gefördert werden.

Kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen (E)

Verbreitet ist die Einschätzung, dass besonders in der jüngeren Generation die Verbindlich-keit sozialer Werte schwindet und abweichendes Verhalten, bis zur Ausübung von Gewalt, in allen Formen zunimmt. Vor diesem Hintergrund wird von der Schule erwartet, dass sie mehr Gewicht auf Erziehung legt, Anlässe für soziales Lernen schafft und soziale Verantwortung fördert.

Unter den Fächern der Schule hat Sport in dieser Hinsicht ein einzigartiges Potential. Im Sport als einem Spiegel der modernen, ausdifferenzierten Gesellschaft lassen sich Grundfor-men und -probleme des sozialen Miteinander in exemplarischer Verdichtung erfahren. Sport bietet dabei wie kein anderes Fach Anlässe, soziale Handlungsfähigkeit in Verbindung von praktischer Erfahrung und Reflexion weiterzuentwickeln.

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Handeln im Sport steht typischerweise in unmittelbaren sozialen Bezügen. Im Sport kommen sich Menschen näher, Gemeinschaft kann intensiv erlebt und erfahren werden. Darin liegt ein Reiz des Sports, gerade auch für junge Menschen. Darauf beruhen im Schulsport spezifische Chancen, die Lerngruppe als Gemeinschaft zu erleben. Andererseits stellen die großen, hete-rogenen Gruppen im Sportunterricht hohe Anforderungen an die Verständigungsbereitschaft. Das gilt insbesondere für das Miteinander der Geschlechter im koedukativen Sportunterricht sowie für die Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem För-derbedarf.

Spezifische Herausforderungen bieten unter dieser Perspektive die regelgeleiteten Parteispiele in ihren vielfältigen Formen von Kleinen Spielen und Wettkampfvarianten bis zu den Sport-spielen und Wettkämpfen nach den Reglements der Sportverbände. In ihren konkurrenzorien-tierten Situationen kann bei sportgerechtem Verhalten aller Beteiligten eine Handlungsdrama-tik entstehen, die als wertvolle Form des sozialen Miteinander erfahren wird. Die Spielfähig-keit, die der Schulsport fördern soll, schließt ein entsprechendes Regelbewusstsein und eine Orientierung an der Idee der Fairness ein.

Durch eine angemessene Gestaltung des Unterrichts sollen Schülerinnen und Schüler lernen, das soziale Miteinander in den typischen Situationen des Sports zunehmend selbstständig und verantwortungsvoll zu regeln. Anlässe dafür bieten alle sportlichen Aufgaben, die durch ge-meinsames Handeln zu lösen sind, besonders wenn arbeitsteilig kooperiert wird. Das betrifft auch jene Maßnahmen, die Sport erst ermöglichen oder seinen Ablauf modifizieren: Spielflä-chen und Geräte herrichten, Rollen zuteilen, Gruppen bilden, Regeln vereinbaren, Sicher-heitsvorkehrungen treffen usw. Es betrifft aber auch die gegenseitige Beratung und Hilfe beim Lernen, Üben und Trainieren.

Gesundheit fördern, Gesundheitsbewusstsein entwickeln (F)

Gesundheit ist ein hoher individueller und gesellschaftlicher Wert. Sie zu sichern und zu för-dern muss auch ein vorrangiges Anliegen der Schule sein. Wenn Gesundheitserziehung ver-haltenswirksam werden soll, darf sie nicht nur aus Aufklärung bestehen, sondern muss an praktisches Handeln und lebensweltliche Erfahrung anknüpfen. Das ist im Schulsport in be-sonderer Weise möglich.

Bewegung, Spiel und Sport bieten wichtige Ressourcen zur Stabilisierung der Gesundheit, wenn sie gesundheitsgerecht und verantwortungsvoll betrieben werden: Der Sport kann einen Beitrag dazu leisten, die körperliche Leistungsfähigkeit und die psycho-physische Belastbar-keit zu verbessern. Im sportlichen Handeln können darüber hinaus körperliche Anstrengung und Regeneration erfahren und in ihrer Bedeutung für die Gesundheit eingeordnet werden; Körperreaktionen können wahrgenommen und gedeutet, emotionale Stabilität kann aufgebaut und soziale Integration erlebt werden. Im Sportunterricht sollte das von der Grundschule an zum Thema werden.

Sport ist aber auch ein Feld mit eigenen gesundheitlichen Risiken. Deshalb ist es eine Aufga-be des Sportunterrichts, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, einen nach Art und Maß in-dividuell angemessenen Sport zu finden. Damit ist Gesundheitserziehung im Schulsport mehr als die Förderung gesundheitlich bedeutsamer Parameter durch präventives Training. Es geht unter dieser Perspektive auch darum, Erfahrungen zu sichern, wie sich gesundheitsgefährden-de Stressoren abbauen lassen, und Kompetenzen zu vermitteln, die ein regelmäßiges gesund-heitsgerechtes Sporttreiben in eigener Verantwortung ermöglichen.

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Gesundheitliche Vorsorge ist allerdings für Kinder und Jugendliche kein wirksamer Antrieb zu sportlicher Aktivität. Deshalb haben gesundheitserzieherische Ansätze im Schulsport nur dann eine Chance, wenn sie an die Erfahrungen der Heranwachsenden anknüpfen und den Anschluss an Interessen und Betroffenheit der Schülerinnen und Schüler finden.

Auch junge Menschen, deren Gesundheit in der Regel nicht in Frage gestellt ist, können Sinn darin sehen, ihre Fitness zu verbessern, sich mit ihrem Körper auseinander zu setzen und ihn durch Training zu verändern. Es kann ihr Interesse finden, ihre sportliche Aktivität unter ge-sundheitlichen Gesichtspunkten zu beurteilen und, wenn angezeigt, zu korrigieren. Erst recht können gesundheitserzieherische Zielsetzungen für Schülerinnen und Schüler bedeutsam werden, die bereits gesundheitlich gefährdet sind und deren Prognose durch regelmäßige Be-wegung verbessert werden könnte.

___________________

Das pädagogisch Bedeutsame, das hier jeweils unter einer Perspektive beschrieben wurde, ereignet sich nicht von selbst bei beliebigen sportlichen Aktivitäten; es muss vielmehr durch eine entsprechende Auswahl der Inhalte und eine geeignete Gestaltung des Unterrichts ge-stützt oder hervorgehoben werden. Die Inhalte aus dem weiten Gebiet der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur können auf unterschiedliche Weise zum Thema werden. Die Perspektiven verweisen auf die pädagogisch unverzichtbare Vielfalt von Thematisierungen des Sports in der Schule.

Sport ist, unter jeder pädagogischen Perspektive betrachtet, ambivalent. Das heißt: Die Ent-wicklungschancen, die im Sport liegen, können nicht nur verfehlt werden; ihnen stehen auch Gefahren gegenüber. Daraus ergeben sich Hinweise für eine pädagogisch verantwortliche Gestaltung des Sports in der Schule. Der Schulsport soll ein Modell humanen Sports sein.

Aus jeder pädagogischen Perspektive ergeben sich auch Kriterien, unter denen bereits Kinder und Jugendliche lernen sollten, ihr Handeln im Sport und ihren Umgang mit dem eigenen Körper in zunehmender Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu entwickeln. Indem der Schulsport dazu beiträgt, gewinnt er erzieherische Qualität.

1.3 Beiträge des Schulsports zu überfachlichen Aufgaben der Schule

Die pädagogischen Perspektiven sind mit dem Blick auf die spezifische Zuständigkeit des schulischen Aufgabenbereichs Sport formuliert. Der allgemeine Erziehungs- und Bildungs-auftrag der Schule enthält jedoch auch Aufgaben, für die nicht ein einzelnes Fach zuständig sein kann. Dabei gehen die fachspezifischen pädagogischen Perspektiven und die fächerüber-greifenden Beiträge zum Teil ineinander über. Insbesondere zu folgenden gegenwärtig be-deutsamen überfachlichen Erziehungsaufgaben kann der Schulsport einen besonderen Beitrag leisten: Gesundheitsförderung, Sicherheitserziehung, Verkehrserziehung, reflexive Koeduka-tion, gemeinsamer Unterricht, interkulturelle Erziehung, Umwelterziehung, politische Bil-dung, ästhetische Erziehung und Medienerziehung.

47

2 Inhaltsbereiche des Schulsports

2.1 Auswahl und Gliederung der Inhaltsbereiche

Die pädagogischen Perspektiven verwirklichen sich im Schulsport an ausgewählten Inhalten. Diese verstehen sich vorrangig als ein Spektrum vielfältiger Bewegungshandlungen. Sie schließen Kenntnisse und Einsichten ein, deren Erwerb das Lernen im Schulsport begleitet.

Für die folgende Systematisierung wird die umfassende Bezeichnung Inhaltsbereiche benutzt. Auswahl und Zuschnitt der Inhaltsbereiche setzen pragmatisch an. Einerseits wird Bewährtes aus dem traditionellen Inhaltskanon des Schulsports aufgegriffen, aber es wird pädagogisch neu gewichtet und teilweise neu geordnet. Andererseits werden neue Inhalte einbezogen.

Folgende zehn Bereiche stecken das Spektrum der Inhalte des Schulsports ab (vgl. Abb. 1). Die Inhaltsbereiche 1 und 2 Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägenund Das Spielen entdecken und Spielräume nutzen sind als sportbereichsübergreifende Bewe-gungsfelder von grundlegender Bedeutung für die Entwicklungsförderung durch Bewegung und schaffen damit auch Voraussetzungen für die Arbeit in den Inhaltsbereichen 3 bis 9. Themen in diesen beiden Bewegungsfeldern können den Unterricht eigenständig bestimmen; sie können aber auch in die Lernprozesse der Inhaltsbereiche 3 bis 9 einbezogen werden.

Abb. 1: Inhaltsbereiche des Schulsports

3) Laufen, Springen, Werfen - Leichtathletik

4) Bewegen im Wasser - Schwimmen

5) Bewegen an Geräten - Turnen

6) Gestalten, Tanzen, Darstellen - Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste

7) Spielen in und mit Regelstrukturen - Sportspiele

8) Gleiten, Fahren, Rollen - Rollsport, Bootssport, Wintersport

9) Ringen und Kämpfen - Zweikampfsport

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Die Inhaltsbereiche 3 bis 9 tragen zweiteilige Überschriften. Der erste Teil (z. B. „Laufen, Springen, Werfen“) steht für ein Bewegungsfeld, das sich durch seine typischen Bewegungs-anforderungen, Handlungsstrukturen, Erlebnisgehalte, sozialen Bezüge und Umgebungsbe-dingungen beschreiben und von anderen abgrenzen lässt. Nach dem Gedankenstrich sind Sportbereiche und Sportarten aufgeführt, die diesem Bewegungsfeld zuzuordnen sind. Durch diese Formulierung soll die didaktische Notwendigkeit unterstrichen werden, im Schulsport einerseits den Bezug zu den außerschulisch verbreiteten Sportarten zu suchen, andererseits deren Grenzen immer wieder zu überschreiten. Bei der Systematisierung der Inhaltsbereiche sind Überschneidungen unvermeidlich; sie sind allerdings eher dienlich als hinderlich, wenn sie im Rahmen didaktischer Planungen produktiv genutzt werden.

Der 10. Inhaltsbereich umschließt die im Schulsport zu erwerbenden wesentlichen Kenntnisse und Einsichten. Sie sind eng an die Inhaltsbereiche 1 bis 9 gebunden und unterstützen das kompetente Sportlernen und Sporttreiben der Schülerinnen und Schüler. Sie beziehen sich auch auf grundlegende Fragen des Sports, die sich unter allen pädagogischen Perspektiven und der überfachlichen Aufgaben der Schule stellen, und können damit die Entwicklung be-gründeter Einstellungen und Werthaltungen unterstützen.

2.2 Beschreibung der Inhaltsbereiche

Den Körper wahrnehmen und Bewegungsfähigkeiten ausprägen (Inhaltsbereich 1)

In diesen Inhaltsbereich gehören Aufgaben, in denen die differenzierte Wahrnehmung des eigenen Körpers, seiner Aktionsmöglichkeiten und -grenzen und deren Veränderbarkeit zum Thema werden. Dies ist insbesondere bei solchen Aufgaben der Fall, in denen es um die Aus-einandersetzung mit konditionellen und koordinativen Fähigkeiten sowie den Wechsel von Spannung und Entspannung geht. Die Bewegungsanlässe dieses Inhaltsbereichs legen die Konzentration auf die individuelle Bewegungsausführung besonders nahe. Dies gilt für eine Fülle von Herausforderungen an Koordination und Mobilisation zur Stärkung von Bewe-gungssicherheit und Haltungsaufbau. Darüber hinaus bezieht dieser Inhaltsbereich die erpro-bende Auseinandersetzung mit konditionellen Belastungen sowie die Entwicklung von Erfah-rungen und Kenntnissen für die selbstständige Verbesserung allgemeiner konditioneller Vor-aussetzungen ein; dies gilt auch für ein verantwortungsvolles Fitnesstraining und schließt die kritische Bewertung von Körper- und Fitnessidealen ein. Funktionsgymnastik und die Ver-mittlung von Einsichten und Verhaltensgewohnheiten für ein funktionsgerechtes Bewegen im Alltag gehören ebenfalls zum Spektrum möglicher Inhalte dieses Bereichs.

Dieser Inhaltsbereich bietet damit vielfältige Chancen, sich mit dem eigenen Körper ausein-ander zu setzen, ihn zu formen und zu bilden. Schülerinnen und Schüler sollen ihren Körper in seiner Einzigartigkeit und Veränderbarkeit begreifen und lernen, mit ihm verantwortungs-voll als Teil ihrer selbst umzugehen. Solche Erfahrungen und Kompetenzen sind für alle Schulstufen und Schulformen wichtig und für alle anderen Inhaltsbereiche grundlegend. Sie müssen einerseits zu einem eigenständigen Anliegen des Sportunterrichts gemacht, anderseits aber auch in den weiteren Inhaltsbereichen immer wieder aufgegriffen und erweitert werden.

Das Spielen entdecken und Spielräume nutzen (Inhaltsbereich 2)

In diesem Inhaltsbereich erfahren und begreifen Schülerinnen und Schüler, wie sie selbst Spielideen entwickeln und gestalten können. Hier werden Spiele nachgeahmt, nachgespielt

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und gestaltet, spielhafte Situationen erlebt sowie eigene Spiele erfunden. Vor allem sollen die Schülerinnen und Schüler dahin geführt werden, ein für alle gelingendes Spielen zu gestalten und aufrecht zu erhalten. Spielverläufe fordern die Schülerinnen und Schüler ständig zwi-schen den Polen Geschlossenheit und Offenheit, Regelhaftigkeit und Ungeregeltheit heraus. Durch die Gestaltung ihrer Spiel-Umwelt lernen die Spielenden viel über sich selbst, vor al-lem auch über ihre kreativen und sozialen Fähigkeiten.

In diesem Inhaltsbereich geht es also nicht nur um spielerisches Lernen, das auch in der unter-richtlichen Begegnung mit den übrigen Bewegungsfeldern und Sportbereichen seinen Platz hat, und auch nicht um das Lernen und Üben von Sportspielen (vgl. Inhaltsbereich 7). Gerade hier hat das Spielen seinen Sinn in sich selbst und stellt ein Stück erfüllte Gegenwart dar.

Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik (Inhaltsbereich 3)

Laufen, Springen und Werfen sind Grundformen menschlicher Bewegung und zugleich Basis vieler sportlicher Aktivitäten. Schnell laufen, hoch und weit springen, weit werfen zu können ist schon für Kinder und noch für Jugendliche ein Erlebnis und eine Herausforderung, insbe-sondere auch in natürlichen Bewegungsräumen. In der Leichtathletik sind daraus normierte Wettkampfdisziplinen geworden. Typisch für dieses Bewegungsfeld sind koordinativ-rhythmische Anforderungen bei der Ausbildung allgemeiner Lauf-, Sprung- und Wurfge-schicklichkeit. Eine weitere Anforderungsdimension stellen konditionell-athletische Fähigkei-ten dar, die insbesondere beim ausdauernden Gehen und Laufen benötigt werden. Ein dritter Bereich von Anforderungen stellt sich durch koordinativ-technische Aufgaben, die sich als schnelles Laufen, als weites bzw. hohes Springen oder als weites Werfen und Stoßen darstel-len.

Die pädagogische Bedeutung leichtathletischen Handelns wird besonders durch die Tatsache geprägt, dass hier der Einzelne und sein Körper in besonderer Weise in den Mittelpunkt rü-cken. So erfährt man sich und seinen Körper umfassend in psychophysischen Dimensionen wie Anpassung / Belastung, Spannung / Entspannung oder Kräftemobilisation / Leistungsfä-higkeit. Das Streben nach Verbesserung des eigenen Könnens und der persönliche Umgang mit Erfolg und Misserfolg sind in diesem Sportbereich nachdrücklich zu erleben und zu ges-talten.

Bewegen im Wasser – Schwimmen (Inhaltsbereich 4)

In diesem Inhaltsbereich soll den Schülerinnen und Schülern das Element Wasser als Bewe-gungsraum nahe gebracht werden. Schwimmen zu können stärkt das Selbstwertgefühl, er-schließt vielfältige Sportarten und hat gesundheitsfördernde, unter Umständen sogar lebens-rettende, Bedeutung bis ins hohe Alter. Deshalb ist es notwendig, dass alle Schülerinnen und Schüler Schwimmen lernen und sich sicher und gern im Wasser bewegen. Die möglichen Bewegungsaktivitäten umfassen neben den verschiedenen Formen des Schwimmens, Tau-chens, Springens und Rettungsschwimmens auch vielfältige Formen des Spielens und der Wasser-Gymnastik.

Dieses Bewegungsfeld bietet für Schülerinnen und Schüler besondere Möglichkeiten, Bewe-gungserlebnisse und Körpererfahrungen zu erweitern, Gesundheit und Fitness zu erhalten bzw. zu verbessern sowie Leistungsfortschritte unmittelbar zu erfahren. Schwerpunkte der pädagogischen Aufbereitung dieses Inhaltsbereichs sind das Entdecken der Bewegungsvielfalt

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im Wasser, das Erlernen sportartspezifischer Techniken, das Verbessern von Bewegungsqua-lität und das Gestalten von Bewegung.

Bewegen an Geräten – Turnen (Inhaltsbereich 5)

In diesem Inhaltsbereich eröffnen sich den Schülerinnen und Schülern vielfältige zum Teil außerhalb der Schule kaum gegebene Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten. Hierzu gehö-ren ungewöhnliche Körperlagen im Raum, z. B. beim Hängen, Handstehen, Rollen oder Ü-berschlagen, das Spielen mit der Schwerkraft und dem Gleichgewicht, z. B. beim Balancieren oder bei der Akrobatik, das Erfahren der Höhe, z. B. beim Klimmen und Klettern, sowie des Fliegens, z. B. beim Schwingen, Schaukeln, Springen. Somit bietet das „Sich Bewegen“ an Geräten für Schülerinnen und Schüler besondere Anreize, Bewegungsgefühl und Bewegungs-erlebnisse zu entdecken und zu erweitern, Risiken abzuwägen, Angst zu äußern und zu bewäl-tigen, sowie bewegungstechnisches Können zu entwickeln und Körperbeherrschung zu erfah-ren und dabei auch gemeinsam zu handeln (z. B. miteinander turnen, helfen, sichern, korrigie-ren).

Schwerpunkte der pädagogischen Erschließung dieses Inhaltsbereichs sind das Finden von Bewegungen, das Erarbeiten von turntechnischen Bewegungsformen und akrobatischen Ele-menten, das Verbessern von Bewegungsqualität sowie die kreative Auseinandersetzung mit Bewegungsformen, Geräten und Bewegungssituationen.

Gestalten, Tanzen, Darstellen – Gymnastik/Tanz, Bewegungskünste (Inhaltsbereich 6)

Dieser Inhaltsbereich bietet in besonderer Weise Anlässe zum gestalterisch-kreativen Bewe-gungshandeln. Ausgehend vom explorierenden Umgang mit der Vielfalt von Bewegungs-grundformen und ihren rhythmischen, räumlichen und dynamischen Variationen kann hier die Wahrnehmungsfähigkeit differenziert herausgefordert und mit gestalterischen Erfahrungen verknüpft werden. Miteinander zu tanzen oder gemeinsam Partner- oder Gruppengestaltungen zu entwickeln, kann darüber hinaus die Erfahrung erschließen, in einem nicht-kompetitiven Bereich gemeinsam zu handeln und sich zu verständigen.

In diesem Inhaltsbereich geht es um das Erlernen und phantasievolle Finden von Bewegungs-formen und ihren Verbindungen, sowie von Bewegungskunststücken, wie z. B. Jonglage oder Rope-Skipping, aber auch um das Üben und Verbessern von Bewegungssicherheit und Bewe-gungsqualität. Dies kann in manchen Fällen bis hin zur Beherrschung hoher Schwierigkeiten und ihrer Präsentation führen. Das Erleben des stimmigen Zusammenklangs von Bewegung und Rhythmus / Musik, das „Sich Ausdrücken“ und Darstellen sowie das Improvisieren und Kom-ponieren in und mit Bewegung runden das Spektrum pädagogisch bedeutsamer Erfahrungs-möglichkeiten ab. Die mit diesem Inhaltsbereich angesprochenen Möglichkeiten für kreatives Bewegungshandeln bieten ein Entfaltungsfeld für beide Geschlechter und dürfen Jungen nicht vorenthalten werden.

Spielen in und mit Regelstrukturen – Sportspiele (Inhaltsbereich 7)

Dieser Inhaltsbereich umfasst die als Sportspiele geläufigen Partner- und Mannschaftsspiele einschließlich ihrer Vorformen. Das mögliche Spektrum umschließt vielfältige Formen von

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Tor- und Malspielen, Rückschlagspielen und Schlagballspielen. Spiele im hier gemeinten Sinn sind durch spezifische Spielgeräte, eine vorgegebene Spielidee und ein historisch ge-wachsenes Regelwerk charakterisiert. Sportspiele erfordern von den Schülerinnen und Schü-lern Kompetenzen für ein gelingendes Spielen in strukturierten Spielhandlungen unterschied-licher Komplexität. Für die Bewältigung der komplexen Sportspielsituationen ist der Erwerb spielbezogener Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Handlungsmuster sowie angemessener konditioneller, technischer und taktischer Grundlagen eine wesentliche Voraussetzung. Eben-so stellt der Umgang mit verschiedenen Zielsetzungen, Regeln, Rahmenbedingungen und situativen Veränderungen von Sportspielen ein wichtiges Themenfeld dieses Inhaltsbereichs dar.

Das Handeln in den Sportspielen ist einerseits in hohem Maße durch differenzierte Regelvor-schriften, strategische Festlegungen und motorische Standards charakterisiert. Diese Forde-rungen zielen auf Kalkulierbarkeit und Stabilität des Spielverhaltens. Andererseits gelingt hier erfolgreiches Agieren erst durch flexibles und kreatives Spiel. Im Ausbalancieren dieser Her-ausforderungen bei möglichst konfliktarmer, sozial gelingender Kommunikation unter den Spielbeteiligten halten gerade die Sportspiele bedeutsame Erfahrungen bereit.

Gleiten, Fahren, Rollen – Rollsport/Bootssport/Wintersport (Inhaltsbereich 8)

Gleichgewichtsfähigkeit ist in vielen Bereichen des Sports grundlegend. In diesem Inhaltsbe-reich steht das Gleichgewicht in besonderer Weise im Mittelpunkt. Rad, Kufe und Schwimm-körper erschließen vielfältige Bewegungsvariationen. Dabei stellen sich typischerweise zugleich besondere Anforderungen an das dynamische Gleichgewicht und die Bewegungs-steuerung. Dieser Inhaltsbereich legt es besonders nahe, Bewegungen sowohl als Wagnisse wie auch als Kunststücke zu erfahren und zu gestalten. Darauf beruht die Attraktivität immer wieder neuer Entwicklungen wie Inline-Skating, Rollbrett-Fahren, Snowboarden. Ist die Grundform beherrscht, bieten sich viele Techniken dieses Bereichs, z. B. Skilaufen, Radfah-ren, Rudern, auch als Ausdauersport, an.

Die Wahrnehmungsfähigkeit, insbesondere im Zusammenwirken mehrerer Sinne, und das ästhetische Spiel mit Bewegungsideen werden in diesem Inhaltsbereich besonders angespro-chen. Für das erprobende, spielerische Erlernen und das eigenständige Variieren von Bewe-gungen unter verschiedenen Geländebedingungen bieten sich reichhaltige Möglichkeiten. Vor allem außerhalb normierter Sportstätten lassen sich Naturerlebnisse vermitteln und Anlässe für die Umwelterziehung aufgreifen. Die Erziehung zu sicherheitsbewusstem und verantwort-lichem Umgang mit Partnerinnen bzw. Partnern und Material hat in diesem Bewegungsfeld eine hohe Bedeutung.

Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport (Inhaltsbereich 9)

In diesem Inhaltsbereich geht es um Erfahrungen des Kräftemessens bei gleichzeitigem Erle-ben von Fairness und verantwortlichem Handeln gegenüber anderen, was sich deutlich von bedrohlichen Situationen des Schlagens, Stoßens und Tretens sowie von der praktischen An-leitung zur bewussten Verletzung von Menschen unterscheidet. Der unmittelbare Körperkon-takt, das „Sich Anfassen“ und „Sich Spüren“ ermöglichen wichtige Erfahrungen des Mitein-ander im Gegeneinander und können eine besondere Vertrautheit schaffen. Die Beherrschung von Emotionen (Selbstdisziplin, Aggressionskontrolle) und die Sorge um die körperliche Un-versehrtheit der Partnerin oder des Partners müssen das Kräftemessen steuern. Unter dem As-

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pekt der Fürsorge und Verletzlichkeit gilt es, die unterschiedlichen körperlichen Vorausset-zungen und Fertigkeiten wie auch die psychischen Dispositionen der Schülerinnen und Schü-ler besonders zu beachten.

Das Spektrum dieses Inhaltsbereichs beschränkt sich daher im Schulsport auf die Ring- und Kampfspiele ohne direkten Körperkontakt (z. B. Tauziehen, Medizinballschieben, Medizin-ballziehen) und mit Körperkontakt am Boden und im Stand (z. B. Bodenkampf, Bodenrugby, Schildkrötenwenden, Sitzringkampf, Zieh- und Schiebespiele, Reiterkämpfe, Gleichgewichts-kämpfe, Hahnenkampf, Randori) sowie einige normierte Formen des Zweikampfsports (z. B. Aikido, Judo, Fechten).1 Weitere Schwerpunkte der pädagogischen Aufbereitung dieses In-haltsbereichs sind die Krafterprobung sowie das schnelle Reagieren und Einstellen auf das „Angreifen und Täuschen“ bzw. das komplementäre „Abwehren und Ausweichen“ oder das „Treffer erzielen und Treffer verhindern“.

Wissen erwerben und Sport begreifen (Inhaltsbereich 10)

Das Lernen, Erleben und Erfahren von Bewegung, Spiel und Sport in der Schule kann letzt-lich nur dann seine pädagogischen Möglichkeiten voll entfalten, wenn die Lernenden auch ein angemessenes Wissen von dem haben, was sie da tun und warum sie dies so ausführen oder erarbeiten. Deshalb muss auch das Lernen und Handeln im Sport von einer altersgemäßen, tendentiell zunehmenden Bewusstheit des Lernens geprägt sein. Dieser Grundsatz gilt insbe-sondere für ein Schulsportkonzept, das Erfahrungen mit Bewegung, Spiel und Sport mehrper-spektivisch vermitteln und die Schülerinnen und Schüler dahin führen will, diesen Bereich in die eigene Lebensgestaltung einzubeziehen.

Inhalt dieses Bereichs ist das weite Feld des für den Schulsport relevanten sportbezogenen Wissens. Kenntnisse von Regeln, Spielideen, Bewegungsstrukturen und Lernwegen sollen zu einem besseren Verständnis und Gelingen des Bewegungsvollzuges verhelfen. Vertiefte Sachzusammenhänge über Aufbau, Ablauf und Gestaltung der sportlichen Bewegung führen hin zu Grundlagen des Übens, Trainierens, Variierens und Kommunizierens im Sport und leitet auch zur Auseinandersetzung mit wissenschaftlichem Wissen an. Das Reflektieren und Einordnen von Lernerfahrungen sowie die Auseinandersetzung mit Sport zielen ab auf die Verständigung über den Sinn des eigenen Tuns und des Sports im Allgemeinen.

2.3 Verbindlichkeiten für den Sportunterricht auf der Inhaltsebene

Der Schulsport muss Erfahrungen und Kompetenzen in allen zehn Inhaltsbereichen erschlie-ßen und vermitteln. Die Inhaltsbereiche 1 und 2 werden in den Lehrplänen für das Fach Sport aller Schulformen verbindlich ausgelegt. In den Schulformen der Primarstufe und der Sekun-darstufe I sind auch die Inhaltsbereiche 3 bis 10 verbindlich. Die Schulformen der Sekundar-stufe II treffen in ihren Lehrplänen eine akzentuierende Auswahl aus den Inhaltsbereichen. Weiter gehende Regelungen über die Verbindlichkeiten in den jeweiligen Inhaltsbereichen werden in den Lehrplänen für das Fach Sport der verschiedenen Schulformen getroffen. Ge-nerell gilt, dass sich diese Aussagen zur Verbindlichkeit der Inhaltsbereiche ausschließlich auf den obligatorischen Sportunterricht laut Stundentafel beziehen. Das Inhaltsspektrum kann in der Verantwortung der einzelnen Schule im außerunterrichtlichen Schulsport (vgl. Kapitel 3.2 und 4.2) ausgeweitet werden. Aber auch im Pflichtunterricht können, z. B. je nach örtlichen

1 Boxen gehört nicht zu den Schulsportarten.

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Gegebenheiten, gelegentlich weitere Bewegungs- und Sportaktivitäten thematisiert werden. Eine generelle Aufnahme in den Pflichtunterricht ist jedoch nur auf Antrag bei der obersten Schulaufsichtsbehörde möglich.

3 Grundsätze pädagogischen Handelns im Schulsport

3.1 Prinzipien eines erziehenden Sportunterrichts

Ein pädagogisch orientierter Sportunterricht versteht sich als erziehender Unterricht, der mit Bezug auf die außerschulische Lebenswelt sowohl fachimmanente Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse vermitteln als auch Einstellungen und Haltungen anbahnen will, die für eine urteils- und handlungsfähige Teilnahme an sozialen und politischen Gestaltungsprozessen notwendig sind. Der Sport vermag – durchaus in enger Zusammenarbeit mit anderen Schulfä-chern – dazu einen unverwechselbaren Beitrag zu leisten, da er einen unmittelbar über den Körper und die Bewegung erfahrbaren Zugang zu individuellen und gesellschaftlich relevan-ten Problemen und Aufgaben bietet. In diesem Verständnis des erziehenden Unterrichts spie-gelt sich der Doppelauftrag des Schulsports. Er wird durch die Berücksichtigung folgender Prinzipien des Lehrens und Lernens verwirklicht.

Mehrperspektivität Die pädagogischen Perspektiven auf den Sport in der Schule lenken den Blick auf solche As-pekte der Sport- und Bewegungskultur, die die Entwicklung Heranwachsender in je spezifi-scher Weise fördern und ein vielseitiges Interesse wecken können. In diesem Kontext bedeu-tet Mehrperspektivität zum einen, im Rahmen der Schullaufbahn immer wieder alle Perspek-tiven auf den Sport zu berücksichtigen; damit werden der Blick auf das komplexe Phänomen Sport erweitert und zusätzliche Möglichkeiten des Umgangs mit Bewegung, Spiel und Sport erschlossen. Durch den Bezug auf mehrere Perspektiven soll erfahren werden, wie sportliche Aktivitäten mit unterschiedlichem Sinn belegt werden können und sich dadurch verändern. Mehrperspektivität im Sportunterricht soll weiterhin dazu anleiten, die in sportlichen Aktivi-täten enthaltenen Ambivalenzen zu erkennen und zu reflektieren, beispielsweise im Hinblick auf positive und negative Auswirkungen im Zusammenhang mit Gesundheit. Unter dem Prin-zip der Mehrperspektivität erfolgen also spezifische Akzentuierungen von Bewegung, Spiel und Sport, die vor allem den Schülerinnen und Schülern zur Sinnfindung für ihr sportliches Handeln dienen.

Erfahrungsorientierung und Handlungsorientierung Lernen vollzieht sich vorrangig als Prozess der handelnden Auseinandersetzung des Men-schen mit seiner Lebenswirklichkeit. Unterricht muss dabei von individuellen Erfahrungen und konkreten Lebenssituationen ausgehen, in denen Bewegung, Spiel und Sport für Heran-wachsende von Bedeutung sind. Wenn sich Schülerinnen und Schüler als Subjekte ihres Lernprozesses in den Unterricht einbringen können, werden Motivation und Lernbereitschaft gefördert. Zugleich wird die Bereitschaft angeregt, sich neuen Erfahrungen zu stellen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Erfahrungen können vor allem durch eigenes Handeln ge-wonnen werden. Dies kann gerade der Sportunterricht in herausragender Weise verwirkli-chen, wenn durch entsprechende Freiräume Bereitschaft und Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler gefördert werden, selbstständig neue Erkenntnisse und Einsichten zu gewinnen und in praktischen Handlungszusammenhängen zu erproben. Dabei eröffnet sich auch die Chance zu erkennen, dass es geschlechtsspezifische Zugangsweisen zu Bewegung, Spiel und Sport gibt.

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Reflexion Wenn Erfahrungen und Handlungen für die Entwicklung des Menschen fruchtbar werden sollen, dann müssen sie durch Reflexion begleitet werden. Auf diesem Weg können das Er-fahrene in die individuelle Lebenswelt eingeordnet, der Verstehenshorizont erweitert und Zu-sammenhänge erkannt werden. Reflexion bildet somit den Ausgangspunkt für eine selbststän-dige Urteilsbildung, die ihrerseits als Voraussetzung für Handeln in sozialer Verantwortung angesehen werden muss. Diese Verbindung von Erfahrung und Reflexion kennzeichnet z. B. reflexive Koedukation im Sportunterricht. Die Möglichkeit der phasenweisen Trennung von Jungen und Mädchen sollte, wo immer geboten, genutzt werden, um rollenspezifisches Prob-lembewusstsein zu wecken und alternative Verhaltensmuster einzuüben. Das Prinzip Reflexi-on zeigt, dass erziehender Sportunterricht sich nicht in der Vermittlung praktischer Kompe-tenzen erschöpft. Vielmehr soll er dazu beitragen, erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten in mündiger Teilnahme am Sport in unterschiedlichen lebensweltlichen Zusammenhängen zu verwenden und reflektiertes Handeln zu ermöglichen. Hier verbindet sich erziehender Unter-richt mit dem Prinzip der Wissenschaftsorientierung des schulischen Unterrichts.

Verständigung Der Schulsport soll Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, für ihr eigenes Leben eine selbst verantwortete Beziehung zu Bewegung, Spiel und Sport aufzubauen. Dieses Ziel lässt sich nur erreichen, wenn Verständigung ein Prinzip für die Gestaltung des Sportunterrichts ist. Das bedeutet zunächst, dass die Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler entwicklungsgemäß und zunehmend an der Planung, Durchführung und Auswertung des Unterrichts beteiligen und sich mit ihnen über Sinn und Realisierung verständigen. Verständigung ist aber auch ein Prin-zip, das für den Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander gelten sollte. Im Sport-unterricht können sie einerseits gelungenes Miteinander erleben, andererseits mit Problemen und Konflikten im sozialen Miteinander konfrontiert werden. Zugleich kann die Erfahrung vermittelt werden, wie Konflikte in einem gemeinsamen Verständigungsprozess gelöst wer-den können. Dies betrifft insbesondere auch den koedukativen Sportunterricht.

Wertorientierung Ein erziehender Sportunterricht ist wertorientiert. Er leitet an, sinnerfüllt an der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur teilzunehmen, und fördert personale Identität auch über den Sport hin-aus. Zugleich orientiert er sich an der Idee eines humanen Sports. Schülerinnen und Schüler sollen dahin geführt werden, die positiven Potentiale sportlicher Aktivität für sich zu entde-cken und ihr Handeln an ihnen zu messen. Ausgangspunkte können dabei die für den Sport spezifischen, zuweilen ambivalenten Erfahrungen sein. Beispiele sind die Notwendigkeit und Schwierigkeit eines fairen Umgangs miteinander, die Befolgung von Regeln und die Einsicht in ihre Veränderbarkeit, aber auch die Erfahrung, was Bewegung und körperliche Belastbar-keit für das Wohlbefinden bedeuten.

3.2 Außerunterrichtlicher Schulsport als pädagogisches Handlungsfeld

Die pädagogische Verantwortung für Bewegung, Spiel und Sport in der Schule ist nicht auf den Sportunterricht beschränkt, sie gilt prinzipiell auch für alle Formen des außerunterrichtli-chen Schulsports (vgl. Kapitel 4). Dabei bieten die pädagogischen Perspektiven, das Spekt-rum der Inhaltsbereiche und die Prinzipien des erziehenden Unterrichts Orientierung. Gegen-über Erwartungen und Interessen, die von außerschulischen Gruppierungen an die Schule herangetragen werden, stellen sie einen pädagogischen Filter dar.

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Außerunterrichtlicher Schulsport eröffnet den Schülerinnen und Schülern ihren individuellen Neigungen entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten. Die verschiedenen Angebotsformen (vgl. Kapitel 4.2) können auf je unterschiedliche Weise die Erfahrung selbstbestimmter und sinnerfüllter sportlich-spielerischer Aktivität erschließen. Sie erlauben es, sich auf das Bewe-gen und Sporttreiben als gegenwartserfüllende Lebensform einzulassen, ohne an Teilnahme-pflicht und Notengebung gebunden zu sein. Indem sie Chancen für eine freigewählte Zuwen-dung zu Bewegung, Spiel und Sport eröffnen, gewinnen sie eine wichtige über den Sportun-terricht hinausweisende pädagogische Bedeutung. Der außerunterrichtliche Schulsport bietet vielfältige Chancen einer Öffnung der Schule zum Schulumfeld. Die dabei nahe liegende Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern trägt zu einer weiteren Ausprägung des Schulprofils jeder Schule bei. Kontakte mit Nachbarschu-len, Sportvereinen und -verbänden, Einrichtungen und Trägern der Jugendarbeit sowie weite-ren öffentlichen und privaten Sport- und Bewegungsanbietern ermöglichen gemeinsame Sportaktivitäten innerhalb und außerhalb der Schule. In diesem Sinne schlägt der außerunter-richtliche Schulsport eine Brücke zum außerschulischen Sport. Der außerunterrichtliche Schulsport ist zudem besonders geeignet, Schülerinnen und Schüler schon sehr früh an die Übernahme von Verantwortung heranzuführen. Sie sind deshalb in geeigneter Form an der Planung und Organisation außerunterrichtlicher Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote zu beteiligen.

4 Bewegung, Spiel und Sport im Schulleben und im Schulprogramm

4.1 Struktureller Rahmen für Bewegung, Spiel und Sport in der Schule

Der für alle Schülerinnen und Schüler verbindliche Sportunterricht (das Fach Sport) ist das Zentrum der schulischen Bewegungs-, Spiel- und Sporterziehung. Hier werden notwendige Impulse für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gegeben und Grundlagen für de-ren Teilnahme am Bewegungsleben und am Sport in unserer Gesellschaft geschaffen. In eini-gen Schulformen haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Sport zusätzlich zum Ba-sissportunterricht als Wahlpflichtunterricht zu belegen und damit vertiefende Erfahrungen zu machen bzw. einen Schwerpunkt ihrer Schullaufbahn zu bestimmen. Eine besondere Form des Sportunterrichts ist der Sportförderunterricht als zusätzliche unterrichtliche Veranstaltung für Kinder und Jugendliche mit psychomotorischem Förderbedarf. Im Bereich der sonderpä-dagogischen Förderung bestehen Bezüge zwischen dem Sportunterricht und verschiedenen Formen von Bewegungsförderung als Therapie (z. B. Ergotherapie, Therapeutisches Reiten).

Neben dem Sportunterricht bildet der außerunterrichtliche Schulsport einen weiteren wesent-lichen Bestandteil der schulischen Bewegungs-, Spiel- und Sporterziehung. Hierzu gehören der Pausensport, die Schulsportgemeinschaften, die Schulsportfeste bzw. der Sport im Rah-men von Schulfesten, Schulsportwettkämpfe sowie Sporttage und Schulfahrten mit sportlichem Schwerpunkt (vgl. Kapitel 4.2).

Sportunterricht und außerunterrichtlicher Schulsport bilden gemeinsam den Aufgabenbereich Schulsport. Bewegung ist jedoch nicht nur eine Aufgabe des Schulsports. Aus lernbiologi-schen Gründen sind neben dem Schulsport weitere Bewegungsaktivitäten zur Rhythmisierung des Lebens und Lernens in der Schule notwendig. Hierzu gehören z. B. regelmäßige Bewe-gungszeiten an Tagen ohne Sportunterricht sowie spontane Bewegungs- und Entspannungs-zeiten in den anderen Fächern bzw. Lernbereichen. Über den engeren fachlichen Rahmen hinaus weisen auch die Beiträge des Schulsports zum fächerübergreifenden Lernen und zur

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Gestaltung des Schullebens. In Nordrhein-Westfalen steht hierfür die Idee „Bewegungsfreu-dige Schule”.

4.2 Angebotsformen des außerunterrichtlichen Schulsports

Der außerunterrichtliche Schulsport bildet in allen Schulformen neben dem Sportunterricht die zweite Säule des Schulsports (vgl. Kapitel 4.1). Er hat inzwischen mit seinen vielfältigen Formen eine Tradition entfaltet, an die es in den pädagogischen Intentionen und in den Be-grifflichkeiten anzuknüpfen gilt. Im Folgenden werden die wesentlichen Formen des außerun-terrichtlichen Schulsports näher erläutert.

Pausensport Pausen sind ein wichtiges rhythmisierendes Element im Lern- und Lebensraum Schule. Durch einen sinnvollen Wechsel von Pausen und Unterricht erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den unterrichtsfreien Zeitraum nach ihren Bedürfnissen individuell zu gestal-ten. Pausen laden sowohl zu Bewegungsaktivitäten ein als auch zu Ruhe und Entspannung. Entsprechend den konkreten Gegebenheiten des Schulstandortes sollte jede Schule ein Pau-sensportkonzept entwickeln, das diesen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht wird: Das Schulgelände und Schulgebäude wird mit Bewegungsbereichen und Ruhezonen ausgestattet. Einzelne Zonen können z. B. für jüngere Schülerinnen und Schüler, für Mädchen oder Jungen reserviert werden. Die Nutzung der Sporthalle sollte ermöglicht werden, vor al-lem in der Mittagspause in Ganztagsschulen. Erforderliche Spiel- und Sportgeräte für die Be-wegungsaktivitäten in den Pausen können in den Klassen aufbewahrt oder zentral ausgegeben werden.

Schulsportgemeinschaften Schulsportgemeinschaften gehen vor allem von den Interessen und den Bedürfnissen der Schüle-rinnen und Schüler aus. Sie wecken die Neugier für neue Bewegungsaktivitäten und Sportarten, vertiefen im Unterricht bereits behandelte Sportbereiche oder bereiten auf schulische Wettkämp-fe vor (Allgemeine Schulsportgemeinschaften). Sportliche Talente unter den Schülerinnen und Schülern erfahren durch Arbeitsgemeinschaften eine besondere Förderung (Talentsichtungs- / Talentfördergruppen). Im Rahmen des Kompensatorischen Sports in der Schule werden in Schulsportgemeinschaften gezielt Kinder und Jugendliche mit besonderem psychomotorischen Förderbedarf angesprochen (Förder- und Fitnessgruppen). Unter pädagogischen und organisato-rischen Gesichtspunkten ist zu entscheiden, ob Schulsportgemeinschaften altersstufenspezifisch oder jahrgangsübergreifend, koedukativ oder geschlechtshomogen, schulintern oder schulüber-greifend angeboten werden.

Schulsportfeste/Sport im Rahmen von Schulfesten Schulsportfeste setzen Akzente im Schulleben und fördern die Zusammenarbeit und Gemein-schaft von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und beteiligten au-ßerschulischen Partnern. Sie sollten durch eine festliche Ausgestaltung gekennzeichnet sein, einen hohen Aufforderungscharakter für alle Schülerinnen und Schüler haben und aus der gemeinsamen schulischen Arbeit aller Beteiligten erwachsen. Schulsportfeste werden unter verschiedenen Zielorientierungen gestaltet und zählen häufig zu den schulkulturellen Höhe-punkten im Schuljahr. Kreativ entwickelte Bewegungs- und Spielformen können bei diesen Festen genauso im Mittelpunkt stehen wie interessante und vielfältige Ausgestaltungen der Bundesjugendspiele oder auch Wettkampfformen nach festem Reglement. In Zusammenarbeit mit anderen Fächern und Lernbereichen leistet der Schulsport einen Bei-trag zur Gestaltung von Schulfesten, die von Jahrgangs- und Monatsfeiern über Eröffnungs-

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und Abschlussfeiern bis hin zu großen öffentlichkeitswirksamen Schulfeiern reichen. In die-sem Zusammenhang können auch Aufführungen, die die Schulöffentlichkeit von der Eltern-schaft bis zum weiteren kommunalen Umfeld der Schule ansprechen, durch Darbietungen aus dem weiten Bereich von Bewegung, Spiel und Sport wesentlich bereichert werden.

Schulsportwettkämpfe Die besonderen Erfahrungen und pädagogischen Möglichkeiten, die in der Wettkampfteil-nahme liegen, sollten allen Schülerinnen und Schülern unabhängig von ihrer sportlichen Leis-tungsstärke offen stehen und erschlossen werden. Dabei sind Wettkampfformen in ihrer gan-zen Vielfalt von Einzelwettkämpfen, über Mehrkämpfe bis hin zu Gruppenwettkämpfen zu berücksichtigen. Schulsportwettkämpfe sollten sich zudem durch einen festlichen Charakter auszeichnen. Ausgehend von den Wünschen und Anregungen der Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie der Eltern und außerschulischen Partner wird das Schulleben durch vielfältige Wettkampfveranstaltungen auf der Ebene der einzelnen Schule aber auch zwischen mehreren Schulen wesentlich bereichert. Dabei ist insbesondere der Bezug zum lokalen Sportumfeld von wesentlicher Bedeutung für alle Beteiligten. In die Planung und Durchführung einmaliger oder regelmäßiger Veranstaltungen sollten vor allem Schülerinnen und Schüler auf allen Ebenen einbezogen werden. Mit seinen vielfältigen Wettkampfangebo-ten stellt das Landessportfest der Schulen eine besondere Wettkampfform dar, die als eine offene Meisterschaft aller Schulformen – von der lokalen Ebene über die Regionalebene bis zur Landesebene aufsteigend – organisiert wird.

Schulsporttage/Schulfahrten mit sportlichem Schwerpunkt Schulsporttage und Schulfahrten mit sportlichem Schwerpunkt bieten Möglichkeiten, die Schülerinnen und Schüler mit Formen des Sporttreibens bekannt zu machen, die sie im Unter-richt oder in sonstigen schulsportlichen Veranstaltungen z. B. aus zeitlichen und räumlichen Gründen nicht kennen lernen und betreiben können. Die außerunterrichtlichen Aktivitäten reichen hier von eintägigen Sporttagen einer Klasse, Jahrgangsstufe oder Schule über mehrtä-gige Kompaktkurse, die einen sportlichen Schwerpunkt setzen bis hin zu längeren Schulfahr-ten, in die Sportaktivitäten integriert sind.

Schulsporttage und Schulfahrten ermöglichen eine gegenüber dem Schulalltag andere Rhyth-misierung von Sportaktivitäten, eine andere Form des sozialen Miteinanders und ein größeres Maß an Selbstorganisation durch die Schülerinnen und Schüler. Da bei derartigen Fahrten häufig Bewegungsaktivitäten in freier Natur im Mittelpunkt stehen, können Einblicke in öko-logische Zusammenhänge gewonnen und ein Unterricht gestaltet werden, der die beiden As-pekte Natur erleben und Natur bewahren in Einklang bringt. Aufgrund dieser besonderen pä-dagogischen Möglichkeiten sollten alle Schülerinnen und Schüler in ihrer Schullaufbahn an Schulsporttagen und Schulfahrten mit sportlichem Schwerpunkt teilnehmen.

4.3 Beiträge des Schulsports zum Schulprogramm

Sportlehrerinnen und Sportlehrer sind aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz besonders gefor-dert, sich im Rahmen der schulischen Entwicklungsprozesse für die bewegungs- und sportbe-zogenen Anteile in der Schule einzusetzen. Im Rahmen der Schulprogrammentwicklung kommt ihnen die Aufgabe zu, Bewegung, Spiel und Sport als profilbildende Elemente im Le-bensraum Schule zu verankern. Ihre Bemühungen zielen darauf ab, Aspekte von Bewegung und Körperlichkeit auch über die unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Angebote des Faches Sport hinaus zu thematisieren.

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Impulse für eine bewegungsfreundliche Ausgestaltung des Schulprogramms können je nach den individuellen schulischen Bedingungen in verschiedenen Handlungsfeldern gesetzt wer-den. Im Bereich des verbindlichen Sportunterrichts gilt es, an fach- und klassenübergreifen-den Entwicklungsvorhaben der Schule teilzunehmen. Der Sportunterricht kann hier zu wich-tigen überfachlichen Erziehungsaufgaben der Schule einen besonderen Beitrag leisten (vgl. Kapitel 1.3). Die verschiedenen Angebotsformen des außerunterrichtlichen Schulsports kön-nen das Schulleben deutlich bereichern und zum außerschulischen Umfeld öffnen. Dabei soll-ten die außerunterrichtlichen Bewegungsangebote so gestaltet werden, dass sie den Interessen möglichst aller Schülerinnen und Schüler entgegenkommen (vgl. Kapitel 3.2 und Kapitel 4.2). Bewegungsgelegenheiten im Unterricht in anderen Schulfächern eröffnen z. B. die Möglich-keit, Bewegung als entspannendes Element und selbstverständlichen Bestandteil des Lernens zu erleben. Schließlich können die Bemühungen um eine Bewegungsfreudige Schule durch Veränderungen des Schulraums und der Schulorganisation unterstützt werden. Bislang nicht genutzte Räume lassen sich als Bewegungsräume erschließen oder bewegungsanregend um-gestalten; mit der Flexibilisierung des Stundenplans lassen sich Zeiten für besondere Bewe-gungsvorhaben schaffen.

Der profilbildende Beitrag des Schulsports ist aber nicht allein auf das Konzept der Bewe-gungsfreudigen Schule zu begrenzen. Vielmehr geht es auch darum, Schulsport offensiv als ein Element in die Entwicklung solcher Schulprogramme einzubringen, die von bestimmten übergreifenden pädagogischen Leitideen ausgehen. In der hier entfalteten pädagogischen Grundlegung des Schulsports finden sich zahlreiche Ansatzpunkte dafür, wie Bewegung, Spiel und Sport in das Bildungs- und Erziehungskonzept der Schule eingebunden werden können.