Local Payers versus Global Players

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EUROPÄISCHE NETZWERKE 257 NEUE WEGE 5/2011 SOZIALE SICHERHEIT So wie im privaten und beruflichen Bereich Netz- werke immer wichtiger werden, gilt das auch für Akteure im Gesundheitssystem. Der Hauptver- band der österreichischen Sozialversicherungsträ- ger – hier vor v. a. die Abteilung Vertragspartner Medikamente – ist Mitglied in verschiedenen in- ternationalen Netzwerken. Die Vorteile daraus sind klar darzustellen: Unbürokratischer und rascher Informationsfluss und Wissenszuwachs zu Preis- und Erstattungsentscheidungen von Arzneimitteln oder Regelungen, die Gesundheitssysteme im All- gemeinen betreffen. Die Netzwerke liefern ver- lässlich aktuelle Informationen. Dazu sind etwa Plattformen oder E-Mailverteiler eingerichtet, wel- che die laufende Kommunikation gewährleisten und den Wissenstransfer erleichtern. Von besonde- rer Bedeutung sind aber auch die regelmäßig statt- findenden Treffen, bei denen die einzelnen Mit- glieder Gelegenheit haben, sich persönlich auszu- tauschen. Die Treffen bieten Möglichkeiten, über Themen mit internationalem Charakter zu disku- tieren – Themen, die nicht nur ein Land betreffen, sondern für viele Akteure von Bedeutung sind und das Gesundheitssystem in ganz Europa prägen. Netzwerke ermöglichen einen Blick über den Tel- lerrand hinaus und bieten die Chance, auf schon vorhandenes Wissen und Erfahrungen zuzugrei- fen. Da die Treffen in abwechselnder Reihenfolge durch die Mitglieder der Netzwerke organisiert werden, gibt es auch regelmäßig Treffen in Öster- reich, die unter anderem vom Hauptverband der österr. Sozialversicherungsträger organisiert wer- den. Oft werden solche Treffen mit internationalen Experten/innen genutzt, um sie mit weiteren Ver- anstaltungen zeitlich zusammenzulegen. Den in- ternationalen Experten wird nicht nur der Aus- tausch innerhalb des Netzwerkes geboten, sondern auch die Teilnahme an Veranstaltungen mit The- menschwerpunkten rund um die Sozialversiche- rung und das Gesundheitssystem. Die Mitglieder der Netzwerke stellen sich auch immer wieder als Vortragende zur Verfügung, wodurch die Veran- staltungen an Qualität durch internationale Erfah- rungen und Perspektiven gewinnen. Daraus ergibt sich eine zusätzliche Win-Win-Situation. Das ge- sammelte Wissen wird oft in Artikeln, die in inter- nationalen Medien erscheinen, zusammengefasst und so der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Natürlich sind auch hier Mitarbeiter/innen des Hauptverbandes unter den Autoren zu finden, die so ihr Expertenwissen teilen. Im Folgenden wird ein Auszug von Netzwerken ge- Mag. Rosemarie Andert 1 ist Mitarbeiterin der Abteilung „Vertragspartner Medikamente“ im Hauptverband der österreichischen Sozial- versicherungsträger. © Victoria - Fotolia.com Local Payers versus Global Players 1 Die in diesem Artikel wiedergegebenen Meinungen und Ansichten sind die der Autorinnen. Sie müssen nicht mit der Meinung des Haupt- verbandes oder dessen Gremien übereinstimmen.

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So wie im privaten und beruflichen Bereich Netz-werke immer wichtiger werden, gilt das auch fürAkteure im Gesundheitssystem. Der Hauptver-band der österreichischen Sozialversicherungsträ-ger – hier vor v. a. die Abteilung VertragspartnerMedikamente – ist Mitglied in verschiedenen in-ternationalen Netzwerken. Die Vorteile daraus sindklar darzustellen: Unbürokratischer und rascherInformationsfluss und Wissenszuwachs zu Preis-und Erstattungsentscheidungen von Arzneimittelnoder Regelungen, die Gesundheitssysteme im All-gemeinen betreffen. Die Netzwerke liefern ver-lässlich aktuelle Informationen. Dazu sind etwaPlattformen oder E-Mailverteiler eingerichtet, wel-che die laufende Kommunikation gewährleistenund den Wissenstransfer erleichtern. Von besonde-rer Bedeutung sind aber auch die regelmäßig statt-findenden Treffen, bei denen die einzelnen Mit-glieder Gelegenheit haben, sich persönlich auszu-tauschen. Die Treffen bieten Möglichkeiten, überThemen mit internationalem Charakter zu disku-tieren – Themen, die nicht nur ein Land betreffen,sondern für viele Akteure von Bedeutung sind unddas Gesundheitssystem in ganz Europa prägen. Netzwerke ermöglichen einen Blick über den Tel-lerrand hinaus und bieten die Chance, auf schon

vorhandenes Wissen und Erfahrungen zuzugrei-fen. Da die Treffen in abwechselnder Reihenfolgedurch die Mitglieder der Netzwerke organisiertwerden, gibt es auch regelmäßig Treffen in Öster-reich, die unter anderem vom Hauptverband derösterr. Sozialversicherungsträger organisiert wer-den. Oft werden solche Treffen mit internationalenExperten/innen genutzt, um sie mit weiteren Ver-anstaltungen zeitlich zusammenzulegen. Den in-ternationalen Experten wird nicht nur der Aus-tausch innerhalb des Netzwerkes geboten, sondernauch die Teilnahme an Veranstaltungen mit The-menschwerpunkten rund um die Sozialversiche-rung und das Gesundheitssystem. Die Mitgliederder Netzwerke stellen sich auch immer wieder alsVortragende zur Verfügung, wodurch die Veran-staltungen an Qualität durch internationale Erfah-rungen und Perspektiven gewinnen. Daraus ergibtsich eine zusätzliche Win-Win-Situation. Das ge-sammelte Wissen wird oft in Artikeln, die in inter-nationalen Medien erscheinen, zusammengefasstund so der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.Natürlich sind auch hier Mitarbeiter/innen desHauptverbandes unter den Autoren zu finden, dieso ihr Expertenwissen teilen.Im Folgenden wird ein Auszug von Netzwerken ge-

Mag. Rosemarie Andert1

ist Mitarbeiterin der Abteilung „VertragspartnerMedikamente“ im Hauptverband der österreichischen Sozial-versicherungsträger.

© Victoria - Fotolia.com

Local Payers versus Global Players

1 Die in diesem Artikel wiedergegebenen Meinungen und Ansichten sind die der Autorinnen. Sie müssen nicht mit der Meinung des Haupt-verbandes oder dessen Gremien übereinstimmen.

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geben, bei denen der Hauptverband der österreichi-schen Sozialversicherungsträger – hier insbesonde-re die Abteilung Vertragspartner Medikamente –Mitglied ist und aktive Maßnahmen zur Wissensge-nerierung und zum Wissenstransfer setzt.

Pharmaceutical Pricing and Reimbursement Information – PPRIIm Rahmen des EU-Forschungsprojektes „Phar-

maceutical Pricing and Reimbursement Informati-

on“ (PPRI) wurde im Auftrag der EuropäischenKommission durch die GÖG/ÖBIG2 und der WHO3

Europa erstmals ein umfassendes, internationalesNetzwerk aufgebaut. Rund 60 Institutionen, Sozial-versicherungsträger und weitere bedeutsame Akteu-re im Arzneimittelbereich der EU-Mitgliedsstaatenund darüber hinaus (z. B. Kanada, Norwegen,Schweiz, ...) gehören diesem an. Ebenso sind euro-päische und internationale Organisationen – wie z. B. die EMA4, die OECD5, die WHO oder auch dieWeltbank – im PPRI-Netzwerk vertreten. Ziel derInitiative ist es, Wissens- und Erfahrungsaustauschauf internationalem Niveau zu forcieren, sowie dieTransparenz im Arzneimittelwesen zu erhöhen, umdadurch ein verbessertes Wissensmanagement fürdie öffentliche Gesundheit zu erreichen. Im Fokusstehen die Arzneimittelsysteme hinsichtlich Preis-und Erstattungsentscheidungen sowie die dazuge-hörigen Gesetzesgrundlagen und Regulierungen derteilnehmenden Länder. Schwerpunkt des Projektes ist die Analyse von 37Ländern, den EU-Mitgliedsstaaten, und z. B. vonNorwegen, der Schweiz, Süd-Afrika oder Süd-Ko-rea, um „lessons learned“ mit Schlussfolgerungenfür die öffentliche Gesundheit zu generieren. DieDarstellung und vergleichende Analyse des extra-muralen Bereiches steht im PPRI-Projekt im Vor-dergrund.Jedes teilnehmende Land hat im Zuge des Projektesein „PPRI Pharma Profile“ erstellt. Die einzelnenPharmaprofile bieten Hintergrundinformationenüber das jeweilige Gesundheitssystem und gebenAuskunft über das Arzneimittelsystem und dessenzentrale Akteure und zugrundeliegenden Rechts-grundlagen. Weiters liefern sie detaillierte Einblickezur Preisbildung von Arzneimitteln (über erstatteteund nicht-erstattete, verschreibungspflichtige und

rezeptfreie Arzneimittel) und länderspezifischeSpannen für den Großhandel und die Apotheken.Auch findet man darin fundierte Informationen zurErstattung (z. B. Positivlisten, Referenzpreissyste-me, Selbstbeteiligung etc.) als auch zu bereits um-gesetzten und zukünftigen Kostendämpfungs- undReformmaßnahmen.Auch nach dem offiziellen Ende des Forschungs-projektes im Jahr 2007 besteht das PPRI-Netzwerkweiter. Als wertvolle Errungenschaft kann das in-ternationale, interaktive und nachhaltige Experten-netzwerk angesehen werden, welches einen umfas-senden Datenaustausch durch informelle Um- undAnfragen einzelner Länder ermöglicht und regel-mäßig wiederkehrende Treffen organisiert.Der Hauptverband der österr. Sozialversicherungs-träger ist im PPRI-Netzwerk durch die AbteilungVertragspartner Medikamente vertreten. Durch diese Zusammenarbeit werden weiterhin vorhan-denes Wissen und Informationen ausgetauscht, wodurch ein ständiger Erfahrungsgewinn und Lernprozess garantiert ist. Das „PPRI Pharma

Profile Austria“ und weitere Projektberichte stehen unter http://ppri.oebig.at zum Downloadbereit.

Pharmaceutical Health Information System – PHISZiel des EU-Forschungsprojektes „Pharmaceuti-

cal Health Information System“ (PHIS) ist die zen-trale Sammlung von Erfahrungen über die Arznei-mittelsysteme in ihrer Gesamtheit. Das PHIS-Pro-jekt ist als Weiterentwicklung des PPRI-Projektesmit dem Ziel konzipiert, die bereits generierten Er-fahrungswerte einzelner Arzneimittelsysteme umdie „Black Box“ – den intramuralen Bereich – zuergänzen. Somit erfolgt europaweit erstmals eineganzheitliche Bestandsaufnahme länderspezifi-scher Arzneimittelsysteme. Basis dafür stellen diePharma-Profile, die im Rahmen des PPRI-Projekteserstellt wurden, dar. Das Projekt wurde im Septem-ber 2008 von der GÖG/ÖBIG in Zusammenarbeitmit dem State Institute for Drug Control6 im Auftragder Europäischen Kommission ins Leben gerufen.Auch im Bereich des Krankenanstaltenwesens hatsich gezeigt, dass die europäischen Gesundheits-systeme zum Teil stark voneinander abweichen. So

2 Gesundheit Österreich GmbH/Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen.3 World Health Organization.4 European Medicines Agency.5 Organisation for Economic Co-operation and Development.6 SUKL, Tschechische Republik.

Yvonne Schröder, MscPh

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Finanzwirtschaft an der Universität Wien.

Netzwerke ermöglichen einen Blick über den Tellerrand hinaus und bieten dieChance, auf schon vorhandenes Wissen und Erfahrungen zuzugreifen.

Der Hauptverband ist im

PPRI- und PHIS-Netzwerk

durch die Abteilung

„Vertragspartner

Medikamente“ vertreten.

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sind die Finanzierungssysteme, vor allem hin-sichtlich der Beteiligung der privaten und öffentli-chen Hand als auch der Sozialversicherung bzw.des Ausmaßes einer solchen, unterschiedlich aus-gestaltet. Ebenso unterschiedlich ist die Preisge-staltung von Arzneimitteln im intramuralen Be-reich, wie z. B. die Gewährung von Rabatten, diein manchen Ländern verboten sind. Während beiMonopolprodukten kaum bis kein preisliches Ent-gegenkommen erzielt werden kann, gibt es beiNachfolgern zum Teil 100 % Rabatt. Auch der Ein-kauf der Arzneimittel ist unterschiedlich geregelt,ebenso die Versorgung der Krankenanstalten durcheigene Anstaltsapotheken. Im Zuge des Projekts wurden ein themenspezifi-sches Glossar, eine Bibliothek mit länderspezifi-schen Informationen zur Arzneimittelpreisbildungund den Erstattungssystemen der beteiligten Län-der sowie ein Krankenhausbericht (PHIS Hospital

Reports) geschaffen.Das PHIS-Netzwerk besteht überwiegend aus inter-nationalen Organisationen und Experten/innen desintramuralen Sektors aus 35 Ländern. Dadurch wirdder Informations- und Wissensaustausch einzelnerArzneimittelsysteme sowie deren beteiligten Akteu-re verbessert und die Transparenz bzw. Vergleich-barkeit gefördert und gewährleistet. Nähere Infor-mationen sind unter http://phis.goeg.at abrufbar.

Medicine Evaluation Committee – MEDEVDas MEDEV-Komitee, welches 1998 gegründetwurde, stellt eine informelle Gruppe von europä-ischen Experten/innen dar, die auf dem Gebiet derEvaluation von Arzneimitteln im Bereich der Er-

stattung tätig und Mitglied bei der Europä-ischenSozialversicherungsplattform (ESIP) sind. Nachdem belgischen Gesetz existiert ESIP seit Januar2009 als Rechtsträger und repräsentiert eine strate-gische Allianz von über 40 Sozialversicherungsorga-nisationen innerhalb Europas.Der Schwerpunkt des MEDEV-Komitees liegt inder Versorgung der nationalen Krankenversiche-rungsorganisationen und anderer Organisationenmit aktuellen Analysen bzw. Auswertungen sowohlüber Trends bei Arzneimitteln als auch bei Neuent-wicklungen auf nationaler und europäischer Ebene.Mit dem Ziel, einen notwendigen Gegenspieler zurpharmazeutischen Industrie auf EU-Ebene präsen-tieren zu können, bietet das MEDEV-Komitee Un-terstützung bei der Formulierung von „Policies“ an.Damit liefert es einen Beitrag aus der Sichtweise dergesetzlichen Versicherungsträger und weiteren ge-setzlichen Vertretern. Mit der Entwicklung neuerArzneimittel für den Vertrieb innerhalb der EU (alsauch der USA), werden die meisten Länder mit dengleichen Arzneimitteln und „zentralen“ klinischenTests konfrontiert. Der Erfahrungs- und Informati-onsaustausch über neue therapeutische Alternativenhat sich daher als unabdingbar bewiesen.Die aktive Mitgliedschaft des Hauptverbandes derösterr. Sozialversicherungsträger zeigt sich heuerwieder durch die Organisation eines Treffens desMEDEV-Komitees in Wien, das im März stattfand.Dieses Treffen ging einer weiteren Veranstaltung –„Generika: Wissenschaft oder Werbung – was wirkt

wirklich?“ – voran, welche ebenso von der Abtei-lung Vertragspartner Medikamente organisiert wur-de. Weitere Information können unter www.esip.org

gefunden werden.

Der Schwerpunkt des

MEDEV-Komitees liegt in

der Versorgung von Kranken-

versicherungsorganisationen

und Auswertungen bzw.

Analysen über Trends bei

Arzneimitteln sowie

Neuentwicklungen.

© Nikolai Sorokin - Fotolia.com

Das PHIS-Netzwerk besteht überwiegend aus

internationalen Organisationen und Experten/innen des intramuralenSektors aus 35 Ländern. Dadurch wird der Informations- und Wissensaustausch einzelner

Arzneimittelsysteme sowie deren beteiligten Akteure ver-bessert und die Transparenz bzw. Vergleichbarkeit ge-fördert und gewährleistet.

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European network for Health Technology Assessment – EUnetHTAEUnetHTA ist ein europäisches Netzwerk zur Me-dizintechnik-Folgenabschätzung, auch bekanntunter „Joint Action – European Network for He-

alth Technology Assessment“. Man versteht dar-unter einen Prozess zur systematischen Bewertungmedizinischer Technologien, Interventionen undProzeduren, aber auch Organisationsstrukturen, in denen medizinische Leistungen erbracht werden. Eine medizintechnische Folgenabschätzung unter-sucht dabei Kriterien wie Wirksamkeit, Sicherheitund Kosten unter der Berücksichtigung von sozia-len, rechtlichen und ethischen Aspekten. Das primäre Ziel der EUnetHTA ist es, die öffent-lichen HTA-Institutionen, Forschungseinrichtun-gen, Sozialversicherungsträger und Gesundheits-ministerien in Verbindung zu bringen und Grund-lagen für einen effektiven Informationsaustauschund eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungs-unterstützung in den Mitgliedsstaaten zu legen. DasEUnetHTA-Netzwerk koordiniert dabei die An-strengungen von 27 europäischen Ländern, darun-ter die 25 EU-Mitgliedsstaaten, die in Bezug auf dieEvaluation von Gesundheitstechnologien unter-nommen wurden. Die Ergebnisse solcher Bewer-tungen werden in Form von HTA-Berichten veröf-fentlicht, welche als Entscheidungshilfe bei gesund-heitspolitischen Fragestellungen herangezogen wer-den. Information sind unter www.eunethta.net zu-gänglich.In Österreich wurde im April 2006 das LudwigBoltzmann Institut für Health Technology Assess-ment (LBI-HTA), eine unabhängige Instanz zurwissenschaftlichen Entscheidungsunterstützungim Gesundheitswesen, gegründet. Der Input derAbteilung Vertragspartner Medikamente desHauptverbandes bezieht sich auf das sogenannteWork Package 5, welches sowohl das Assessmentder „relative effectiveness“ von Arzneimitteln alsauch die Kooperation mit der europäischen Zulas-sungsbehörde, der EMA, beinhaltet.7

European Integrated Price Information Database - EURIPIDDas Ziel dieses EU-Projektes ist die Entwicklungeiner online-Datenbank, um vollständige, qualitäts-gesicherte und up-to-date Informationen über Arzneimittelpreise von EU-Mitgliedstaten undEEA-EFTA Ländern zeitnah zugänglich zu ma-chen. Die EURIPID-Datenbank umfasst darüber

hinaus vielfältige Suchalgorithmen und Übersich-ten zu Arzneimittelpreisen und deren Spannen, alsauch Informationen zur Preisbildung und den Er-stattungsstatus.Dieses Projekt wird von der OEP8 und der GÖG/ÖBIG mit der Unterstützung des State Institute forDrug Control (SUKL) im Auftrag der Europäi-schen Kommission koordiniert. Derzeit sind Öster-reich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Finnland,Ungarn, Irland, Lettland und Großbritannien be-reits mit vollständigen Datensätzen vertreten, diedurch die teilnehmenden Länder laufend aktua-lisiert werden. Die Teilnahme weiterer Länder, umeine umfassende Darstellung zu gewährleisten,steht derzeit im Vordergrund der Bemühungen derProjektkoordination.Mit steigenden Gesundheitsausgaben, aber auch offenen Marktgrenzen, ist es dem Hauptverband derösterreichischen Sozialversicherungsträger wichtig,Leistungen rund um die Gesundheit und Vorsorge ineiner angemessenen Qualität anbieten zu können.Für die Verhandlung rund um gesundheitsökono-misch gerechtfertigte Arzneimittelpreise ist es vonInteresse, einen Informationsaustausch mit nationa-len als auch mit internationalen Experten zu för-dern. Der Hauptverband der österr. Sozialversiche-rungsträger ist durch die Abteilung VertragspartnerMedikamente im EURIPID-Projekt vertreten.

Pharmaceutical ForumDie Europäische Kommission hat zur Weiterfüh-rung des G-10-Prozesses9 das Pharmaceutical Fo-rum geschaffen. Das war eine politische Plattformzur Diskussion der Wettbewerbsfähigkeit des euro-päischen Pharmasektors und der damit verbundenenPublic Health-Fragen. Ziel ist die Entwicklung einer neuen Strategie und Schwerpunktsetzung.Das Pharmaceutical Forum vertritt Patientenorgani-sationen durch die Steering Group, dem Lenkungs-ausschuss, und drei Arbeitsgruppen, die „Working

Group on Information to Patients“, die „Working

Group on Pricing“ und die „Working Group on Re-

lative Effectiveness“. Der Lenkungsausschuss setztsich aus Stakeholdern, Vertretern der Mitgliedslän-der sowie dem europäischen Parlament zusammenund koordiniert die Tätigkeiten des PharmaceuticalForums. Ziel der Working Group on Information to Patientswar die Entwicklung von Empfehlungen zur Bereit-stellung von qualitativen und verständlichen Infor-mationen über Arzneimittel für Patienten. Im Vor-

7 Details dazu siehe Artikel von Dr. Gottfried Endel, Wilbacher, Schiller-Frühwirth, Soziale Sicherheit, 5/2011, S. 268 ff.8 Die nationale ungarische Krankenversicherungskasse. 9 Eine von der Europäischen Kommission errichtete Arbeitsgruppe zum Thema „Innovation und Bereitstellung von Arzneimitteln“, bezeichnet

als G-10-Arzneimittelgruppe.

In der EURIPID-Datenbank

ist unter anderem Österreich

mit einem vollständigen

Datensatz vertreten.

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dergrund der Working Group on Pricing stand die Prüfung und Entwicklung alternativer Preisfest-legungs- und Kostenübernahmemechanismen, umdie Mitgliedsstaaten bei der Umsetzung der G-10-Empfehlungen zu unterstützen. Die WorkingGroup on Relative Effectiveness wird gesondertbeschrieben.10

Der Hauptverband der österr. Sozialversicherungs-träger ist in allen drei Working Groups vertreten.Weitere Informationen sind unter http://ec.europa.eu/

pharmaforum erhältlich.

Piperska GroupEin Dauerthema im Gesundheitswesen ist der ratio-nale Umgang mit neuen Arzneimitteln. Die phar-mazeutische Industrie präsentiert etwa Indikations-ausweitungen häufig als Innovationen. Dadurch er-höhen sie nicht nur die Arzneimittelkosten, sondernverzögern auch den Marktzutritt von Generika. Diesist einer der Gründe, warum 2008 EU-weit indu-strieunabhängige Wissenschaftler/innen von Uni-versitäten und Institutionen des Gesundheitswesensdie Piperska Group gründeten. Ziel der Gruppe istzum einen die Förderung des rationalen Umgangsmit Arzneimitteln und zum anderen die Verbesse-rung der Gesundheitsversorgung, welche durch dieEntwicklung von neuen Strategien im Umgang mitArzneimitteln angestrebt wird. Eines der Treffen,das 2011 stattfindet, wurde von der Abteilung Ver-tragspartner Medikamente organisiert und fand inWien statt. Themen über die berichtet und referiert

wurde (Status der Projekte, Veröffentlichungen etc.)sind etwa Generika, Arzneimittel zur Krebsbehand-lung, klinische Studien oder Orphan Drugs.Alle Veröffentlichungen der Piperska Group sindunter www.piperskagroup.com abrufbar. Die fol-gende Tabelle gibt einen Überblick über die Publi-kationen an denen der Hauptverband der österrei-chischen Sozialversicherungsträger beteiligt war.Die bisherige gute Zusammenarbeit innerhalb die-ser Netzwerke gibt den Bemühungen und Aktivitä-ten rund um diese recht. Der Hauptverband derösterreichischen Sozialversicherungsträger ist be-strebt, die bestehenden Kontakte aufrechtzuerhaltenund auf jeden Fall auszubauen, da dies Zugewinn anwertvollem Wissen bedeutet.

10 Details dazu siehe im Artikel von Dr. Anna Bucsics, Dr. Markus Toberer, Yvonne Schröder MSc, Soziale Sicherheit, 5/2011, S. 252 ff.

Tabelle 1: Publikationen unter Mitwirkung des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger

2008 “Insight into recent reforms and initiatives in Austria: implications for key stakeholders”Godman, B., Bucsics, A., Burkhardt, T., Haycox, A., Seyfried, H., Wieninger, P., Expert Rev Pharmacoecon Outcomes Res. 2008 Aug; 8 (4): 357–371.

2009 “Impact of recent reforms in Austria on utilization and expenditure of PPIs and lipid-loweringdrugs: implications for the future”

Godman, B., Burkhardt, T., Bucsics, A., Wettermark, B., Wieninger, P., Expert Rev Pharmacoecon Outco-mes Res. 2009 Oct; 9 (5): 475–484.

2010 “Comparing policies to enhance prescribing efficiency in Europe through increasing generic utilization: changes seen and global implications”Godman, B., Shrank, W., Andersen, M., Berg, C., Bishop, I., Burkhardt, T., Garuoliene, K., Herholz, H., Joppi, R., Kalaba, M., Laius, O., McGinn, D., Samaluk, V., Sermet, C., Schwabe, U., Teixeira, I., Tilson, L.,Tulunay, F. C., Vlahović-Palcevski, V., Wendykowska, K., Wettermark, B., Zara, C., Gustafsson,. L. L., Expert Rev Pharmacoecon Outcomes Res. 2010 Dec; 10 (6): 707–722.

2010 “Initiatives to enhance renin-angiotensin prescribing efficiency in Austria: impact and implications for other countries”Godman, B., Bucsics, A., Burkhardt, T., Schmitzer, M., Wettermark, B., Wieninger, P., Expert Rev Pharma-coecon Outcomes Res. 2010 Apr; 10 (2): 199–207.

2010 “Use of Generics – A Critical Cost Containment Measure for All Healthcare Professionals in Europe?”Brian Godman, William Shrank, Bjorn Wettermark, Morten Andersen, Iain Bishop, Thomas Burkhardt, Kristina Garuolienè, Marija Kalaba, Ott Laius, Roberta Joppi, Catherine Sermet, Ulrich Schwabe, Inês Teixei-ra, F. Cankat Tulunay, Kamila Wendykowska, Corinne Zara, Lars L Gustafsson, Pharmaceuticals 2010, 3,2470–2494; doi:10.3390/ph3082470.

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