LOCKER schönImmer · 2017-04-25 · COMO SHAMBALA ESTATE, BALI Im Como Shambala pflegt man den...

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S ag mal, Sheila, wie ist es eigent- lich da draußen?“ Diese Frage bekommt Sheila McCann, Ma- nagerin des Hauses, manchmal von Gästen gestellt, die das Re- sort bereits seit Jahren besu- chen. Dabei müsste man sich nicht besonders anstrengen, um dieses geheim- nisvolle Draußen zu erkunden. Man müsste nur drei Minuten gemütlich durch eine tropische Gartenanlage spazieren, dabei zwei kleine Brü- cken überqueren, und schon stünde man auf der wichtigsten Straße der Stadt. Macht aber keiner. Weil man sich ja ins „Chiva Som“ begibt, um das Draußen vor der Tür zu las- sen. Das „Chiva Som“ ist die Mutter aller Health Resorts, der ultimative Gegenpol zu einem wie auch immer geratenen ultimativ stressigen All- tag. Selbst davon, dass aufgrund des kürzlichen Todes des in Thailand hochverehrten Königs Bhumipol noch für zehn Monate Staatstrauer herrscht, merken die Gäste – rein gar nichts. Da draußen gibt es auch nicht viel zu sehen: Hua Hin ist nicht der schönste Ort, den man in Thailand besuchen kann. Das einst beschauliche Fischerdorf am Golf von Thailand, das der könig- lichen Familie seit 1926 als Sommerresidenz dient, ist über die Jahrzehnte zu einem Touris- tenzentrum herangewachsen, von dem nicht ganz klar ist, was all die Touristen dort eigentlich suchen. Der Strand ist ein wenig abgetragen, die Auswahl an Sehenswürdigkeiten überschaubar und das städtische Leben nicht weiter der Rede wert. Dass es im August zu Bombenanschlägen von Gegnern der Militärregierung kam, sollte man allerdings nicht gegen die Stadt verwenden. Nein, wegen Hua Hin sind wir nicht zweiein- halb Stunden von Bangkok mit dem Auto gefah- ren. Wir sind hier wegen eines Wellness- und He- alth-Resorts, das zwar mitten in Hua Hin liegt, aber so tut, als würde es davon nichts wissen. Als die Geschichte des Resorts vor 21 Jahren begann, waren Wellness und ganzheitliche Detox-Kon- zepte noch keine Industrie, sondern Ausdruck tiefster Überzeugung. Dem Gründer Boonchu Rojanastien, einem ehemaligen Banker und stell- vertretenden Premierminister Thailands, ging es zunächst um die eigene Gesundheit sowie die von Freunden und Familie, bis er auf die Idee kam, auch Fremde in sein Haus zu bitten. Vor 14 Jahren wurde dann in Bangkok als hauseigene Schule die „Chiva Som Academy“ gegründet, die Spezialisten für Spa- und Wellness-Hotels in aller Welt ausbildet. Doch selbst heute ist das Ange- bot, wie es das „Chiva Som“ anbietet, immer noch eine Seltenheit. Aus rund 190 verschiedenen Anwendungen und Kursen kann sich der Gast ein Programm zusammenstellen lassen, das ganz nach Bedarf jünger, schöner, gesünder, leichter, biegsamer oder ausgeglichener macht. Regelmä- ßig wird das Haus in die internationalen Besten- listen der Fünf-Sterne-Spa-Hotels gewählt. Damit auch alle ihr persönliches Ziel vor Au- gen halten, gibt es ein paar Regeln. Die wichtigste untersagt die Benutzung von Mobiltelefonen und Laptops im öffentlichen Raum. Wer also un- bedingt Kontakt mit dem Alltag aufnehmen möchte, möge dafür bitte aufs Zimmer gehen. Bis auf den russischen Gast in der Villa nebenan scheinen sich alle daran zu halten. Jeden Tag geht er vor seiner Veranda auf und ab und spricht energisch in den Hörer, als ginge es um sein Leben. Geht es ja auch, nur eben nicht so, wie er denkt. In der Zen-haften Stille des Resorts ist das ein unangemessenes Schauspiel, doch na- türlich beschwert sich niemand. Aufregung wür- de nur weitere Aufregung nach sich ziehen, und die gilt es um jeden Preis zu vermeiden. Um an- dere schlechte Angewohnheiten in den Griff zu bekommen, hat man sich etwa zum Rauchen an den Strand zu begeben. Dafür sind ein oder zwei Gläser Wein erlaubt, aber erst zur Dinnerzeit. Stattdessen kann man sich jederzeit einen Smoothie mixen lassen. Natürlich genießt das Wohlbefinden der Gäs- te höchste Priorität. Gleich nach der Ankunft wird man ausgemessen, gewogen und befragt. Was sind die Probleme? Was wollen Sie errei- chen? Wollen Sie abnehmen? Wollen Sie ent- spannen? Besser schlafen? Wie sieht es mit der Verdauung aus? Vielleicht wäre Entgiftung etwas für Sie? Für beinah jedes Defizit gibt es passende Programme, die zum Beispiel „Optimale Perfor- mance“, „Nachhaltiges Abneh- men“, „Natürliche Erneue- rung“ oder „Zellvitalität“ heißen. Die Ärztin befindet, dass aus Mangel einer kon- kreten Problemlage eine Mischform aus Entspannung und Fitness angeraten sei, denn das schade nie. „Gewicht und Blutdruck sind in Ordnung, aber wie sieht es mit Ihrer Be- weglichkeit aus?“ – „Nun ...“ – „Okay, dann trage ich Sie auch vier Mal fürs Superstretching ein und eine Einzelstunde Yoga. Aber erst einmal bekommen Sie unsere Chi- va-Som-Massage, Sie sind bestimmt von der Anreise ganz verspannt.“ Entsprechend gelockert kehrt man nach 50 Minuten Massage und noch einmal 50 Minuten Stretching zurück aufs Zimmer, das Programm für den gesamten Aufenthalt liegt bereits vor- bildlich arrangiert auf dem Kopfkissen. 18 Termi- ne sind für die kommenden drei Tage anbe- raumt, rechnet man die Mahlzeiten noch hinzu, ist man eigentlich permanent beschäftigt. Wo- mit wir bei einem weiteren Thema wären: Essen. Im Resort gibt es zwei Restaurants, das eine bie- tet internationale Küche, im anderen wird thai- ländisch gekocht. Während am Strand die Wel- len branden, blättert man versonnen in der Kar- te und denkt: „Ach, für ein Haus, das solch einen Luxus bietet, sind die Speisen aber ungewöhn- lich günstig!“ Dass es sich bei den Zahlen jedoch nicht um Preisangaben in thailändischen Baht, sondern um die Kalorien handelt, merkt man spätestens, wenn das Essen auf den Tisch kommt. Es ist köstlich und sieht zauberhaft aus, doch die Vorspeise ist eher ein Gruß aus der Kü- che, und das Hauptgericht ist kleiner als eine Vorspeise. Wie soll man davon nur satt werden? „Ja“, sagt die Ärztin bei der Konsultation des zweiten Tages, „wenn Ihnen das nicht reicht, dann bestellen Sie doch einfach mehr!“ Es ist be- ruhigend, wie Pragmatik und gesunder Men- schenverstand im „Chiva Som“ Hand in Hand gehen, da fühlt man sich gleich noch wohler. Nachdem die Sorge um die Energiezufuhr aus dem Weg geräumt ist, wird das Programm mit dem nötigen Elan in Angriff genommen. Körperanalyse: „Sie haben einen Beruf, in dem Sie viel sitzen, nicht wahr? Aber da können wir Ihnen helfen. Ich verordne Ihnen noch eine Stunde Gyrotonic!“ – was man sich ungefähr so vorstellen muss wie Pilates auf dem Reformer. Gesichtshautanalyse: „Auf diesen Fotos sehen Sie, wie sehr die Sonne Ihre Haut bislang Schä- den zugefügt hat. In den vergangenen zwölf Mo- naten haben Sie sich offenbar gut geschützt. Aber in den Jahren davor ...“ – man sieht ein alar- mierendes Bild voller schwarzer Flecken – „... keine Sorge, so ist es eigentlich bei jedem.“ Belebende Massage: „Soll ich lieber sanft oder fester zupacken?“ Superstretch: „Sie legen sich jetzt auf den Rücken, und ich nehme dann Ihre Beine in die Hand und werde Sie mit Hilfe mei- nes Körpers dehnen“ – was übrigens viel ange- nehmer ist, als sich selbst zu dehnen. Mien-Aku- pressur: „Schließen Sie jetzt einfach die Augen!“ Und nach 50 Minuten möchte man sie noch längst nicht wieder öffnen. Bei der Mien-Aku- pressur handelt es sich um eine alte chinesische Technik, bei der sanfter Druck auf die Gesichts- meridiane ausgeübt wird. Das soll entspannen, Energien lösen und emotional entgiften. Aus der Wellness-Sprache ins Allgemeinverständliche übersetzt könnte man auch sagen: Mien ist eine ernst zu nehmende Alternative für Ecstasy und MDMA. Man fließt praktisch dahin, driftet da- von, verliert an Schwere, ist ganz eingenommen von erfreulich prickeligen Wärmewellen, die kreuz und quer durch den Körper ziehen. Ganz wunderbar auch die Watsu-Behandlung, zu der man mit Schwimmelementen an den Bei- nen in einen Pool steigt, um dann vom Thera- peuten, der einen sanft an Hals und Schultern hält, 50 Minuten lang durchs Wasser geschwenkt wird. Eine Therapieform, die vorzugsweise bei Managern und Geschäftsleuten zur Anwendung kommt, die nicht loslassen können. Sie ist folg- lich ideal für den telefonierenden Russen von nebenan. Wo ist der eigentlich? Hoffentlich ge- rade zur Behandlung im Pool. Information: Das Basispaket für eine Woche im „Chiva Som“ kostet etwa 3700 Euro pro Person. Da- rin sind Flug ab Frankfurt, Transfer von Bangkok nach Hua Hin sowie Vollpension und Unterbringung im Zimmer mit Meerblick enthalten (chivasom.com) T Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Airtours und „Chiva Som“. Unsere Stan- dards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axel- springer.de/unabhaengigkeit Immer schön LOCKER bleiben Es gibt sie tatsächlich, die Mutter aller Health Resorts. Wer das „Chiva Som“ in Thailand besucht, kann seine Gewohnheiten erst mal vergessen. Hier ist Entspannung das Resultat eines straffen Programms Einfach mal loslassen: Die Watsu- Behandlung im Hotelpool CHIVA-SOM (4) WELT AM SONNTAG NR. 52 25. DEZEMBER 2016 74 REISEN COMO SHAMBALA ESTATE, BALI Im „Como Shambala“ pflegt man den ganzheitlichen 360-Grad-Ansatz, in dem Körper, Geist und Kopf untrennbar mit- einander verschränkt sind. Das bedeutet: viel Yoga und Pilates, Workshops, gesun- des Essen, Ayurveda, Meditation und Mas- sagen. Mit Flug ab Frankfurt kostet hier eine Woche im DZ mit Frühstück 2500 Euro p. P. (www.comohotels.com) ANANDA IN THE HIMALAYAS, INDIEN In der Nähe der nordindischen Stadt Rishi- kesh, die als Geburtsstätte des Yoga gilt, findet man das „Ananda“ in einem Maha- radschapalast. Es gilt als das beste Luxus- Spa Indiens. Neben Yoga ist Ayurveda, zu dem auch Einläufe, Brechtherapie und das Trinken geklärter Butter gehören, einer der Schwerpunkte. Basierend auf Körpertyp und Ungleichgewichten wird die Behand- lung ärztlich verordnet. Eine Woche im Standardzimmer für zwei Personen kostet ohne Flug etwa 4000 Euro (www.anandaspa.com). BARBERYN AYURVEDA RESORTS, SRI LANKA Das „Barberyn Reef Resort Beruwala“ liegt an der West- küste, das „Barberyn Beach Resort Weliga- ma“ im Süden des Lan- des. Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Heilung durch Ayurveda in seiner tradi- tionellsten Ausprägung. Die Resorts sind vor allem bei Leuten gefragt, die ernst- hafte Leiden haben. In Weligama kostet das DZ im Winter 205 Euro pro Nacht (www.barberynresorts.com). THE FARM AT SAN BENITO, PHILIPPINEN Zwei Autostunden südlich von Manila, in Lipa City auf einer Kokosnuss-Plantage, liegt dieses Haus mit Schwerpunkt auf Entgiftung, womit die körperliche Rei- nigung wie auch die emotional-psycho- logische Entschlackung gemeint ist. Zu- dem ist „The Farm at San Benito“ für seine Küche berühmt, die Zutaten kommen zu großen Teilen aus dem eigenen Garten, der biologisch-dynamisch bewirtschaftet wird. Sechs Nächte kosten für zwei Per- sonen etwa 1200 Euro (www.thefarmatsanbenito.com). Ganzheitlich und biologisch – weitere Health-Resorts in Asien 18 TERMINE IN DREI TAGEN: ADDIERT MAN DIE MAHLZEITEN, IST MAN PERMANENT BESCHÄFTIGT Das Wohl hat Priorität: Wer bei der Essens- fülle zweifelt, darf mehr bestellen, ohne den Wellness-Plan damit gleich zu unterminieren VON HARALD PETERS

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S ag mal, Sheila, wie ist es eigent-lich da draußen?“ Diese Fragebekommt Sheila McCann, Ma-nagerin des Hauses, manchmalvon Gästen gestellt, die das Re-sort bereits seit Jahren besu-chen. Dabei müsste man sich

nicht besonders anstrengen, um dieses geheim-nisvolle Draußen zu erkunden. Man müsste nurdrei Minuten gemütlich durch eine tropischeGartenanlage spazieren, dabei zwei kleine Brü-cken überqueren, und schon stünde man auf derwichtigsten Straße der Stadt.

Macht aber keiner. Weil man sich ja ins „ChivaSom“ begibt, um das Draußen vor der Tür zu las-sen. Das „Chiva Som“ ist die Mutter aller HealthResorts, der ultimative Gegenpol zu einem wieauch immer geratenen ultimativ stressigen All-tag. Selbst davon, dass aufgrund des kürzlichenTodes des in Thailand hochverehrten KönigsBhumipol noch für zehn Monate Staatstrauerherrscht, merken die Gäste – rein gar nichts.

Da draußen gibt es auch nicht viel zu sehen:Hua Hin ist nicht der schönste Ort, den man inThailand besuchen kann. Das einst beschaulicheFischerdorf am Golf von Thailand, das der könig-lichen Familie seit 1926 als Sommerresidenzdient, ist über die Jahrzehnte zu einem Touris-tenzentrum herangewachsen, von dem nichtganz klar ist, was all die Touristen dort eigentlichsuchen. Der Strand ist ein wenig abgetragen, dieAuswahl an Sehenswürdigkeiten überschaubarund das städtische Leben nicht weiter der Redewert. Dass es im August zu Bombenanschlägenvon Gegnern der Militärregierung kam, sollteman allerdings nicht gegen die Stadt verwenden.

Nein, wegen Hua Hin sind wir nicht zweiein-halb Stunden von Bangkok mit dem Auto gefah-ren. Wir sind hier wegen eines Wellness- und He-alth-Resorts, das zwar mitten in Hua Hin liegt,aber so tut, als würde es davon nichts wissen. Alsdie Geschichte des Resorts vor 21 Jahren begann,waren Wellness und ganzheitliche Detox-Kon-zepte noch keine Industrie, sondern Ausdrucktiefster Überzeugung. Dem Gründer BoonchuRojanastien, einem ehemaligen Banker und stell-vertretenden Premierminister Thailands, ging eszunächst um die eigene Gesundheit sowie dievon Freunden und Familie, bis er auf die Ideekam, auch Fremde in sein Haus zu bitten. Vor 14Jahren wurde dann in Bangkok als hauseigeneSchule die „Chiva Som Academy“ gegründet, dieSpezialisten für Spa- und Wellness-Hotels in allerWelt ausbildet. Doch selbst heute ist das Ange-bot, wie es das „Chiva Som“ anbietet, immernoch eine Seltenheit. Aus rund 190 verschiedenenAnwendungen und Kursen kann sich der Gast einProgramm zusammenstellen lassen, das ganznach Bedarf jünger, schöner, gesünder, leichter,biegsamer oder ausgeglichener macht. Regelmä-ßig wird das Haus in die internationalen Besten-listen der Fünf-Sterne-Spa-Hotels gewählt.

Damit auch alle ihr persönliches Ziel vor Au-gen halten, gibt es ein paar Regeln. Die wichtigste

untersagt die Benutzung von Mobiltelefonenund Laptops im öffentlichen Raum. Wer also un-bedingt Kontakt mit dem Alltag aufnehmenmöchte, möge dafür bitte aufs Zimmer gehen.Bis auf den russischen Gast in der Villa nebenanscheinen sich alle daran zu halten. Jeden Taggeht er vor seiner Veranda auf und ab undspricht energisch in den Hörer, als ginge es umsein Leben. Geht es ja auch, nur eben nicht so,wie er denkt. In der Zen-haften Stille des Resortsist das ein unangemessenes Schauspiel, doch na-türlich beschwert sich niemand. Aufregung wür-de nur weitere Aufregung nach sich ziehen, unddie gilt es um jeden Preis zu vermeiden. Um an-dere schlechte Angewohnheiten in den Griff zubekommen, hat man sich etwa zum Rauchen anden Strand zu begeben. Dafür sind ein oder zweiGläser Wein erlaubt, aber erst zur Dinnerzeit.Stattdessen kann man sich jederzeit einenSmoothie mixen lassen.

Natürlich genießt das Wohlbefinden der Gäs-te höchste Priorität. Gleich nach der Ankunftwird man ausgemessen, gewogen und befragt.Was sind die Probleme? Was wollen Sie errei-chen? Wollen Sie abnehmen? Wollen Sie ent-spannen? Besser schlafen? Wie sieht es mit derVerdauung aus? Vielleicht wäre Entgiftung etwasfür Sie? Für beinah jedes Defizit gibt es passendeProgramme, die zum Beispiel „Optimale Perfor-mance“, „Nachhaltiges Abneh-men“, „Natürliche Erneue-rung“ oder „Zellvitalität“heißen. Die Ärztin befindet,dass aus Mangel einer kon-kreten Problemlage eineMischform aus Entspannungund Fitness angeraten sei, denndas schade nie. „Gewicht undBlutdruck sind in Ordnung,aber wie sieht es mit Ihrer Be-weglichkeit aus?“ – „Nun ...“ –„Okay, dann trage ich Sie auchvier Mal fürs Superstretching einund eine Einzelstunde Yoga. Abererst einmal bekommen Sie unsere Chi-va-Som-Massage, Sie sind bestimmt von derAnreise ganz verspannt.“

Entsprechend gelockert kehrt man nach 50Minuten Massage und noch einmal 50 MinutenStretching zurück aufs Zimmer, das Programmfür den gesamten Aufenthalt liegt bereits vor-bildlich arrangiert auf dem Kopfkissen. 18 Termi-ne sind für die kommenden drei Tage anbe-raumt, rechnet man die Mahlzeiten noch hinzu,ist man eigentlich permanent beschäftigt. Wo-mit wir bei einem weiteren Thema wären: Essen.Im Resort gibt es zwei Restaurants, das eine bie-tet internationale Küche, im anderen wird thai-ländisch gekocht. Während am Strand die Wel-len branden, blättert man versonnen in der Kar-te und denkt: „Ach, für ein Haus, das solch einenLuxus bietet, sind die Speisen aber ungewöhn-lich günstig!“ Dass es sich bei den Zahlen jedochnicht um Preisangaben in thailändischen Baht,sondern um die Kalorien handelt, merkt manspätestens, wenn das Essen auf den Tischkommt. Es ist köstlich und sieht zauberhaft aus,

doch die Vorspeise ist eher ein Gruß aus der Kü-che, und das Hauptgericht ist kleiner als eineVorspeise. Wie soll man davon nur satt werden?„Ja“, sagt die Ärztin bei der Konsultation deszweiten Tages, „wenn Ihnen das nicht reicht,dann bestellen Sie doch einfach mehr!“ Es ist be-ruhigend, wie Pragmatik und gesunder Men-schenverstand im „Chiva Som“ Hand in Handgehen, da fühlt man sich gleich noch wohler.Nachdem die Sorge um die Energiezufuhr ausdem Weg geräumt ist, wird das Programm mitdem nötigen Elan in Angriff genommen.

Körperanalyse: „Sie haben einen Beruf, in demSie viel sitzen, nicht wahr? Aber da können wirIhnen helfen. Ich verordne Ihnen noch eineStunde Gyrotonic!“ – was man sich ungefähr sovorstellen muss wie Pilates auf dem Reformer.Gesichtshautanalyse: „Auf diesen Fotos sehenSie, wie sehr die Sonne Ihre Haut bislang Schä-den zugefügt hat. In den vergangenen zwölf Mo-naten haben Sie sich offenbar gut geschützt.Aber in den Jahren davor ...“ – man sieht ein alar-mierendes Bild voller schwarzer Flecken –„... keine Sorge, so ist es eigentlich bei jedem.“Belebende Massage: „Soll ich lieber sanft oderfester zupacken?“ Superstretch: „Sie legen sichjetzt auf den Rücken, und ich nehme dann IhreBeine in die Hand und werde Sie mit Hilfe mei-nes Körpers dehnen“ – was übrigens viel ange-nehmer ist, als sich selbst zu dehnen. Mien-Aku-pressur: „Schließen Sie jetzt einfach die Augen!“

Und nach 50 Minuten möchte man sie nochlängst nicht wieder öffnen. Bei der Mien-Aku-pressur handelt es sich um eine alte chinesischeTechnik, bei der sanfter Druck auf die Gesichts-meridiane ausgeübt wird. Das soll entspannen,Energien lösen und emotional entgiften. Aus derWellness-Sprache ins Allgemeinverständlicheübersetzt könnte man auch sagen: Mien ist eineernst zu nehmende Alternative für Ecstasy undMDMA. Man fließt praktisch dahin, driftet da-von, verliert an Schwere, ist ganz eingenommenvon erfreulich prickeligen Wärmewellen, diekreuz und quer durch den Körper ziehen.

Ganz wunderbar auch die Watsu-Behandlung,zu der man mit Schwimmelementen an den Bei-nen in einen Pool steigt, um dann vom Thera-peuten, der einen sanft an Hals und Schulternhält, 50 Minuten lang durchs Wasser geschwenktwird. Eine Therapieform, die vorzugsweise beiManagern und Geschäftsleuten zur Anwendungkommt, die nicht loslassen können. Sie ist folg-lich ideal für den telefonierenden Russen vonnebenan. Wo ist der eigentlich? Hoffentlich ge-rade zur Behandlung im Pool.

Information: Das Basispaket für eine Woche im„Chiva Som“ kostet etwa 3700 Euro pro Person. Da-rin sind Flug ab Frankfurt, Transfer von Bangkoknach Hua Hin sowie Vollpension und Unterbringungim Zimmer mit Meerblick enthalten (chivasom.com)

T Die Teilnahme an der Reise wurde unterstütztvon Airtours und „Chiva Som“. Unsere Stan-dards der Transparenz und journalistischenUnabhängigkeit finden Sie unter www.axel-springer.de/unabhaengigkeit

Immer schönLOCKERbleibenEs gibt sie tatsächlich, die Mutter aller Health Resorts. Wer das „Chiva Som“ in Thailand besucht, kann seine Gewohnheiten erst mal vergessen. Hier ist Entspannung dasResultat eines straffen Programms

Einfach malloslassen:

Die Watsu-Behandlung

im Hotelpool

CHIVA

-SOM (

4)

WAMS_Dir/WAMS/WSBE-VP125.12.16/1/Rei3 KWISCHNE 5% 25% 50% 75% 95%

Abgezeichnet von:

ArtdirectorAbgezeichnet von:

TextchefAbgezeichnet von:

ChefredaktionAbgezeichnet von:

Chef vom Dienst

74 25.12.16 25. DEZEMBER 2016 WSBE-VP1BELICHTERFREIGABE: --ZEIT:::BELICHTER: FARBE:

WELT AM SONNTAG NR. 52 25. DEZEMBER 201674 REISEN

COMO SHAMBALA ESTATE, BALIIm „Como Shambala“ pflegt man denganzheitlichen 360-Grad-Ansatz, in demKörper, Geist und Kopf untrennbar mit-einander verschränkt sind. Das bedeutet:viel Yoga und Pilates, Workshops, gesun-des Essen, Ayurveda, Meditation und Mas-sagen. Mit Flug ab Frankfurt kostet hiereine Woche im DZ mit Frühstück 2500Euro p. P.(www.comohotels.com)ANANDA IN THE HIMALAYAS, INDIENIn der Nähe der nordindischen Stadt Rishi-kesh, die als Geburtsstätte des Yoga gilt,findet man das „Ananda“ in einem Maha-radschapalast. Es gilt als das beste Luxus-Spa Indiens. Neben Yoga ist Ayurveda, zudem auch Einläufe, Brechtherapie und dasTrinken geklärter Butter gehören, einer derSchwerpunkte. Basierend auf Körpertypund Ungleichgewichten wird die Behand-lung ärztlich verordnet. Eine Woche im

Standardzimmer für zwei Personenkostet ohne Flug etwa 4000

Euro(www.anandaspa.com).

BARBERYNAYURVEDARESORTS,SRI LANKADas „Barberyn ReefResort Beruwala“liegt an der West-

küste, das „BarberynBeach Resort Weliga-

ma“ im Süden des Lan-des. Der Fokus liegt auf

der ganzheitlichen Heilungdurch Ayurveda in seiner tradi-

tionellsten Ausprägung. Die Resorts sindvor allem bei Leuten gefragt, die ernst-hafte Leiden haben. In Weligama kostetdas DZ im Winter 205 Euro pro Nacht(www.barberynresorts.com).THE FARM AT SAN BENITO,PHILIPPINENZwei Autostunden südlich von Manila, inLipa City auf einer Kokosnuss-Plantage,liegt dieses Haus mit Schwerpunkt aufEntgiftung, womit die körperliche Rei-nigung wie auch die emotional-psycho-logische Entschlackung gemeint ist. Zu-dem ist „The Farm at San Benito“ für seineKüche berühmt, die Zutaten kommen zugroßen Teilen aus dem eigenen Garten,der biologisch-dynamisch bewirtschaftetwird. Sechs Nächte kosten für zwei Per-sonen etwa 1200 Euro(www.thefarmatsanbenito.com).

Ganzheitlich und biologisch –weitere Health-Resorts in Asien

18 TERMINE IN DREITAGEN: ADDIERT MANDIE MAHLZEITEN, ISTMAN PERMANENTBESCHÄFTIGT

Das Wohl hat Priorität: Wer bei der Essens-fülle zweifelt, darf mehr bestellen, ohne denWellness-Plan damit gleich zu unterminieren

VON HARALD PETERS