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LÖBF- Mitteilungen Nr. 1/2005 Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen Generhaltung: Ulmen in NRW Wechselwirkung: Wild und Vegetation Umsetzung: Positionspapier – Biologische Vielfalt Tagung: Wald im Ballungsraum Renaturierung: Ruhr bei Arnsberg Artenschutz in Nordrhein-Westfalen

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LÖBF-Mitteilungen Nr. 1/2005

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen

Generhaltung:Ulmen in NRW

Wechselwirkung:Wild und Vegetation

Umsetzung:Positionspapier –Biologische Vielfalt

Tagung:Wald im Ballungsraum

Renaturierung:Ruhr bei Arnsberg

Artenschutz in Nordrhein-Westfalen

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LÖBF-Mitteilungen 1/04 3

EditorialErhalt derbiologischen VielfaltWir bitten um Verständnis, wenn Sie dieseAusgabe der LÖBF-Mitteilungen nicht ge-wohnt pünktlich in den Händen halten sollten.Aus technischen Gründen mussten wir An-fang des Jahres kurzfristig die Druckereiwechseln. Das hat bedauerlicherweise zueinigen zeitlichen Verzögerungen im Ablaufgeführt hat. Die nun vorliegende erste Ausgabe des Jahres2005 befasst sich mit unterschiedlichen As-pekten des Naturschutzes. So wird unter an-derem ein Projekt der Stadt Arnsberg vorge-stellt, mit dem sie im Rahmen von Aus-gleichsmaßnahmen und gefördert durch dasLand Nordrhein-Westfalen an zwei Stellen imStadtgebiet einen Teil der Ruhr renaturiert hat. Hinweise für die planerische Praxis bei derBerücksichtigung des Artenschutzes in Fach-planungen zeigt ein weiterer Beitrag auf.Denn seit der Novellierung des Bundesnatur-schutzgesetzes im März 2002 müssen die Be-lange des Artenschutzes bei allen Eingriffs-planungen verstärkt berücksichtigt werden.Besonders geschützte Arten, streng geschütz-te Arten sowie europäische Vogelarten sinddabei die drei Kategorien die zu beachtensind. Die für Nordrhein-Westfalen planungs-relevanten Tier- und Pflanzenarten werden indiesem Beitrag vorgestellt und für die planeri-sche Praxis ein Prüfprogramm vorgeschlagen.Darüber hinaus werden zwei neue Fachinfor-mationssysteme der LÖBF im Internet zumArtenschutz in Nordrhein-Westfalen vorge-stellt.Ebenfalls ein Thema dieser Ausgabe sind die Wechselbeziehungen zwischen Wild undVegetation. Große Wildtiere beeinflussen diePflanzengemeinschaften, werden umgekehrtin der Energiebilanz durch die Vegetation er-heblich beeinflusst und spielen als Vektorender Pflanzen aber auch für Tiere eine wichtigeRolle. Die Berücksichtigung der verschiede-nen Aspekte bietet wichtige Grundlagen fürdie nachhaltige Nutzung von Wildtierbestän-den und den Naturschutz in der Kulturland-schaft.Einen Einblick in die Erhaltungsmaßnahmenfür die Ulmen in NRW durch die Forstgen-bank gibt ein weiterer Beitrag. Die Ulmengehören auch in Nordrhein-Westfalen zu denmeist gefährdeten Baumarten. Denn seit den70iger Jahren verbreitet sich das Ulmenster-ben in einer zweiten Welle auch in Nordrhein-Westfalen. Thematisiert in diesem Heft wird auch die Er-haltung der biologischen Vielfalt in Nord-rhein-Westfalen. Hierzu wird wird ein Posi-tionspapier der LÖBF zur Umsetzung derBiodiversitätskonvention vorgestellt. Ferner berichten die LÖBF-Mitteilungen überdie Tagung Wald und Gesellschaft im Ruhrge-biet, die im Dezember 2004 in Essen stattge-funden hat. Diskutiert wurden dort die Per-spektiven einer nachhaltigen Entwicklung imRuhrgebiet unter ökonomischen und ökologi-schen Gesichtspunkten sowie unter sozialen,kulturellen und ästhetischen Aspekten.

Rolf KalkkuhlPräsident der Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten NRW

Bernward Selter und Dorothe TeschWald und Gesellschaft im Ruhrgebiet – ein Tagungsbericht 34

Gotthard SchejaErste Abschnitte der Ruhr in Arnsberg renaturiert 37

Editorial 3

Informationsmaterial 48

Jahresinhaltsverzeichnis 2004 51

Journal 4

Natur des Jahres 10

Buchbesprechungen 41

Veranstaltungshinweise 11

Die Wildkatze felis silvestris gehört nach § 10 des Bundesnaturschutzgesetztes zu denstreng geschützten Arten. Foto: P. Schütz

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GefährdeteAmphibien-Arten

Jede dritte Amphibienart ist vom Aussterbenbedroht. Über ein weiteres Drittel gibt esnicht ausreichend Daten, um den Status ein-schätzen zu können.Das ergab die bislanggrößte Untersuchung dieser Tierarten. Frösche, Kröten, Salamander und andereAmphibien sind stärker gefährdet als bei-spielsweise Vögel oder Säugetiere, die Na-turschutzorganisation IUCN-World Con-servation Union ermittelt. Der rapide Rück-gang zeige, dass eines der bedeutendstenLebenserhaltungs-Systeme der Erde ver-sagt. Amphibien mit ihrer dünnen Hautseien besonders anfällig für Störungen derUmwelt und könnten daher als eine ArtFrühwarnsystem dienen.Ende der 80er-Jahre bemerkten Herpetolo-gen erstmals einen Rückgang der Amphi-bienbestände in zahlreichen Regionen derWelt. Im Rahmen des „Global AmphibianAssessment“ analysierten Stuart und seineKollegen nun Daten, die ihnen 500 Wis-senschaftler aus 60 Ländern zur Verfügunggestellt hatten. Fast 2.500 der 5.743 be-kannten Amphibienarten erfahren dem-nach einen Rückgang ihrer Bestände,1.856 Arten (32 Prozent) müssen min-destens als gefährdet („vulnerable“) einge-stuft werden. Seit 1980 sind mit hoherWahrscheinlichkeit neun Arten ausgestor-ben, weitere 113 wurden seitdem nichtmehr in freier Wildbahn gesichtet und sindmöglicherweise ebenfalls verschwunden.Die Gründe für den weltweiten Rückgangsind unterschiedlich: Insbesondere inNord- und Südamerika und in Australienwerden viele Populationen von einem Pilzdezimiert. Neueste Forschungsergebnissedeuten darauf hin, dass Klimaveränderun-gen dem Krankheitserreger Tür und Torgeöffnet haben. In Europa scheinen dage-gen Zerstörungen der Amphibien-Lebens-räume die Hauptrolle zu spielen.

Nachwachsende Roh-stoffe haben Zukunft

Der Anbau von Nachwachsenden Rohstof-fen auf den landwirtschaftlich genutztenFlächen in Deutschland könnte von derzeitrund 830000 ha auf mindestens 2 MillionenHektar, nach Meinung einiger Expertenlangfristig sogar auf ca. 3 bis 4 MillionenHektar Ackerfläche, ausgebaut werden.Die zur Verfügung stehenden organischenNebenprodukte und Abfallstoffe (z.B.Stroh, Abfälle der Lebensmittelindustrie,Klärschlamm etc.) stellen zusätzlich einennoch kaum gehobenen Schatz dar. Auch dieNutzung von Waldholz zur Stromerzeu-gung erhält durch die Änderung des EEGeinen wichtigen Impuls. Dabei muss manwissen: In Deutschland wächst jedes Jahrimmer noch viel mehr Holz zu als genutztwird.Wenn diese Potenziale genutzt werden,können Land- und Forstwirte in großemStil zu Energie- und Rohstoffwirten wer-den und Zehntausende Arbeitsplätze vor-nehmlich im ländlichen Raum gesichertund geschaffen werden. Dabei profitiert der ländliche Raum schonheute davon. So wurden im letzten Jahr imBioenergiesektor Umsatzerlöse von rund1,3 Milliarden Euro erzielt, gleichzeitigwurden rund 1,5 Milliarden Euro inves-tiert. In der Gesamtbilanz sind dies fast 2,9Milliarden Euro allein im Bioenergiebe-reich. Wir können davon ausgehen, dass schon jetzt rund 50 000 Arbeitsplätzedurch die Produktion und Nutzung vonBioenergieträgern geschaffen wordensind, mit wachsender Tendenz .Allerdings: Noch sind die nachwachsen-den Rohstoffe kein Selbstläufer. Geeignetestaatliche Rahmenbedingungen sind ge-nauso notwendig wie unternehmerischesEngagement, um die Chancen dieser Zu-kunftsbranche zu nutzen.

GrößtesSchutzgebietsnetz

Über 7000 Naturstandorte wurden auf dieListe der EU-Schutzgebiete gesetzt. DieEU-Kommission bezeichnete dies alseinen großen Schritt zur Vollendung vonNatura 2000, dem Netz geschützter Natur-standorte in der EU. 197 Tierarten, 89Pflanzenarten und 205 Lebensräumen wer-den unter intensivere Schutzbestimmun-gen gestellt. Ziel ist es, die biologischeVielfalt Europas zu erhalten, teilte dieKommission am in Brüssel mit. Das Netz Natura 2000 wurde gemäß der„Habitatrichtlinie“ eingerichtet, um beson-ders wichtige Lebensräume und Arten wildlebender Tiere in Europa zu schützen.Standorte, die für Natura 2000 ausgewiesenwerden, sind der Richtlinie zufolge strengzu schützen. Die Mitgliedstaaten müssenalle erforderlichen Maßnahmen ergreifen,um ihre Erhaltung zu gewährleisten undeine Verschlechterung zu vermeiden.Die EU verfolgt mit Natura 2000 das Ziel,den Rückgang der biologischen Vielfalt biszum Jahr 2010 aufzuhalten. Nach demlangsamen Beginn in den späten neunzigerJahren konnte in den letzten fünf Jahrendeutlich schnellere Fortschritte erzielt wer-den. Mit der Aufnahme der atlantischenund der kontinentalen Region wird Natura2000 zum größten zusammenhängendenSchutzgebietnetz der Welt und bietet derEU ein besonders wirksames Instrumentzum Schutz von Fauna und Flora. Die jetztverabschiedeten Listen für die atlantischeund die kontinentale Region umfassenStandorte in 12 Mitgliedstaaten mit einergroßen Anzahl gefährdeter Tier- und Pflan-zenarten und Lebensräume. Diese unterlie-gen aus wissenschaftlicher Sicht einemeuropäischen Interesse. Deshalb sind ge-meinsame EU-Anstrengungen erforder-lich, um die biologische Vielfalt und dieErhaltung der natürlichen Fauna und Florain diesen Regionen Europas zu gewähr-leisten.

Smoltabwanderung –InternationalerWorkshop

Mitte Februar 2005 veranstaltete dieLÖBF in Zusammenarbeit mit dem Fi-schereiverband NRW im Rahmen desWanderfischprogamms NRW einen inter-nationalen Workshop zum Thema „Ab-wanderung von Junglachsen, (so genann-ten Smolts), im Rhein“. Unter der fachlichen Leitung des Vorsit-zenden des wissenschaftlichen Beirates,Herrn Professor Dr. Neumann von der Uni-versität Köln, berichteten Experten aus

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Nachwachsender Rohstoff Stroh.Foto: P. Schütz

Die Knoblauchkröte, eine Amphibienart,die durch fortschreitende Zerstörung ihresLebensraumes hierzulande gefährdet ist.

Foto: P. Schütz

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England, Schottland, Belgien, den Nieder-landen und Deutschland über Methodenund Ergebnisse Ihrer eigenen Studien undsprachen Empfehlungen zum weiterenVorgehen bei der Überwachung der Lachs-abwanderung im Rhein aus. Bei dem Workshop waren ebenfalls Vertre-ter der Fischereiverwaltungen aus ver-schiedenen Bundesländern und von Ko-operationspartnern des Wanderfischpro-gramms vertreten. Einhellig wurde dieAuffassung geteilt, dass die Wanderungder Smolts aus ihren Heimatgewässernzum Meer eine besonders sensible Phaseim Lebenszyklus darstellt und deshalb Un-tersuchungen zu Schutzmaßnahmen aufden Wanderwegen von zentraler Bedeu-tung sind. Für die Kontrolle dieser Wanderung wur-den verschiedene Methoden detailliert be-schrieben, wie z. B. die Radio-Telemetrie,die Transpondertechnik und die Kontrolleüber speziell konstruierte Fangeinrichtun-gen. Eine sich im Anschluss an den demWorkshop durchgeführte anschließendeExkursion am 17. Februar führte die Teil-nehmer zu den Lachskontrollstationen inLeverkusen an der Dhünn und in Buisdorfan der Sieg. Als ein Ergebnis des Workshops wurde ver-einbart, die neu geknüpften Kontakte zu in-ternationalen Forschungsinstituten zu ver-tiefen und mit Hilfe des Erfahrungsaus-tausches eine konkrete Studie zum ThemaSmoltabwanderung und Fischschutz imRhein mit Partnern aus den Niederlandenauf der Basis ihres bestehenden Trans-pondersystems durchzuführen.

A. Nemitz

WissenschaftlicherBeirat berufen

Der zukünftige wissenschaftliche Beiratdes Internationalen Instituts für Wald undHolz NRW e. V., Teil des Wald-Zentrums,Westfälische Wilhelms-Universität Mün-ster, kam im November in Münster zur kon-stituierenden Sitzung zusammen. Neunrenommierte und international erfahreneSpezialisten aus Wissenschaft und Praxisberaten künftig die Institution in allen Fra-gen der Wissenschaft und Forschung sowieder Ausrichtung und Entwicklung.Unter Leitung von Prof. Dr. AndreasSchulte ist auf der Versammlung mit Wir-kung der wissenschaftliche Beirat des In-ternationalen Instituts für Wald und HolzNRW e. V. ernannt worden. Dieser setztsich aus den folgenden Experten zusam-men (in alphabetischer Reihenfolge):Dr. Jürgen Blaser, Deputy Director der In-tercooperation, Bern / Schweiz.Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Winfried E. H.Blum, Universität für Bodenkultur, Wien /Österreich. Präsident der Europäischen

Konföderation Bodenkundlicher Gesell-schaften („European Confederation of SoilScience Societies“)Alhard Freiherr von dem Bussche-Kessell,Vorsitzender Grundbesitzerverband NRW e.V.Dr. Werner Gräfe, Honorarkonsul der Bun-desrepublik Deutschland, Salta / Argentinien.Dr. h. c. Karl Peter Hasenkamp, Vorsitzen-der PRIMAKLIMA weltweit e. V.Rolf Kalkkuhl, Präsident der Landesan-stalt für Ökologie, Bodenordnung und For-sten NRW.Dirk-Uwe Klaas, HauptgeschäftsführerHauptverband der Deutschen Holz undKunststoffe verarbeitenden Industrie undverwandter Industriezweige e. V.Prof. Dr. Manfred A. Lange, Geschäfts-führender Direktor des Zentrums fürUmweltforschung, Westfälische Wil-helms-Universität Münster.Dietrich Graf von Nesselrode, Vorsitzen-der Waldbauernverband NRW e. V.

Prof. Winfried E. H. Blum wurde als Vor-sitzender des wissenschaftlichen Beiratesgewählt, Dr. Jürgen Blaser als dessen Stell-vertreter. Die wesentliche Aufgabe des neugegründeten Gremiums wird die in die Zu-kunft gerichtete und vom Tagesgeschäftunabhängige Beratung des InternationalenInstituts für Wald und Holz NRW hinsicht-lich Wissenschaft und Forschung sowieAusrichtung und Entwicklung sein. Mitder interdisziplinären und internationalenZusammensetzung ist es dem Institut ge-lungen, die für die zukünftige Tätigkeitwichtigen Bereiche innerhalb der Waldö-kologie, Forst- und Holzwirtschaft auch imBeirat zu repräsentieren.

Wald-Zentrum eröffnet

Unter Mitwirkung namhafter Gäste wurdeim November 2004 das Wald-Zentrum,Westfälische Wilhelms-Universität Mün-

ster, mit einem Festakt feierlich eröffnet.Rund 150 Vertreter aus den BereichenWald, Forst- und Holzwirtschaft, von Um-welt- und Naturschutzverbänden und Poli-tik wohnten dem Festakt bei. Sie erwartetenach dem offiziellen Eröffnungsprogrammam Vormittag eine Vortragsreihe mit inter-essanten Referenten aus Wissenschaft undPraxis. Das Wald-Zentrum ist eine einzig-artige Institution im Bereich Wald, Forst-und Holzwirtschaft in Nordrhein-Westfa-len. Es wurde als einzige in Nordrhein-Westfalen im Bereich Wald, Forst- undHolzwirtschaft bestehende Forschungsein-richtung im Oktober 2003 gegründet. DasWald-Zentrum wird gebildet aus demLehrstuhl für Waldökologie, Forst- undHolzwirtschaft im Institut für Land-schaftsökologie und dem InternationalenInstitut für Wald und Holz NRW e. V. ander Westfälischen Wilhelms-UniversitätMünster. Neben dem Lehrstuhlinhaber,Prof. Dr. Andreas Schulte, umfasst dasTeam des Wald-Zentrums derzeit 13 Mit-arbeiter.

Vögel liebenStoppelfelder

Stoppelfelder und winterliche Grünbra-chen helfen Vögeln durch die kargen Zei-ten des Jahres zu kommen. Wissenschaft-ler des Instituts für Ökologischen Landbauder Bundesforschungsanstalt für Land-wirtschaft (FAL) und des Michael-Otto-In-stituts im Naturschutzbund Deutschland(NABU) haben die Vogelbestände ver-schiedener landwirtschaftlich genutzterFlächen in Ostholstein erfasst. Dabei zeig-te sich, dass Körner fressende Vögel imWinter vor allem auf Stoppelfeldern anzu-treffen waren, Greifvögel im Herbst und

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Stoppelfeld. Foto: A. Pardey

Wissenschaftlicher Beirat berufen.Foto: Wald-Zentrum Münster

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Winter Stoppelfelder und begrünte Flä-chen bevorzugten und Insekten fressendeVögel hauptsächlich auf Grünbrachennach Nahrung suchten.In dem untersuchten Gebiet waren die Vo-gelbestände im Herbst und Winter auf öko-logisch bewirtschafteten Feldern größerund vielfältiger als auf benachbarten kon-ventionell genutzten Flächen. Als Grundvermuten die Wissenschaftler vor allemden unterschiedlichen Bewuchs:Während ein großer Teil der Ökoäcker mitGetreidestoppeln oder einer Grünbrache inden Winter ging, waren die konventionellbewirtschafteten Schläge überwiegend mitWinterweizen bestellt und nur schwach be-wachsen. Auf diesen Feldern fanden dieVögel offensichtlich nicht genügend Nah-rung. Ökologisch und konventionell be-wirtschaftete Flächen mit Schwarzbrache,also ohne Vegetationsbewuchs im Winter,unterschieden sich hinsichtlich ihrer Vo-gelbestände kaum und wurden generell nurselten von Vögeln aufgesucht.

Was unterscheidetStadt- und Waldvögel?

Stadtvögel starten im Frühling früher mitPartnersuche und Brüten als ihre Artgenos-sen im Wald. Für das frühe Brüten vonStadtvögeln bieten sich zwei Erklärungenan: Zum einen könnten die Unterschiedeauf den unterschiedlichen Umweltbedin-gungen beruhen, denen Stadt- und Waldvö-gel ausgesetzt sind; zum anderen könntensie auch auf einer unterschiedlichen geneti-schen Ausstattung der beiden Populationenberuhen. Forscher des Max-Planck Institutsfür Ornithologie in Andechs/Seewiesenund der Wright State University/USA ha-ben jetzt am Beispiel der Amsel nachge-wiesen, dass nicht nur stadtspezifische Um-welteinflüsse, sondern auch genetische Un-terschiede für das frühe Brüten der Stadt-amsel verantwortlich sind. Die in die Stadteingewanderten Vögel haben sich alsoauch durch mikroevolutionäre Prozesse andie besonderen Bedingungen der Stadt an-gepasst.

Naturschutzgebieteim Internet

Wie sind die Klimaverhältnisse in der Tal-mulde? Welche Naturschutzgebiete wur-den zu welchem Zweck ausgewiesen? Woliegen die geschützten Biotope in derGemeinde? – Auf Grundlage solcher In-formationen schätzen Naturschutzbehör-den beispielsweise die Auswirkung vonBaumaßnahmen auf die Umwelt ab. Aus-kunft gibt jetzt das Landschaftsinfor-mationssystem LANIS. Thematische Kar-ten, Luftbilder und mehr als 40.000 Da-tenblätter zur Biotopkartierung und zuSchutzgebieten in Rheinland-Pfalz stehenim Internet bereit unter www.natur-schutz.rlp.de/website/lanis.Mit den amtlichen Daten der Naturschutz-verwaltung erhalten nicht nur die Natur-schutzbehörden schnell und verlässlichDaten, sondern auch Bürgerinnen und Bür-ger, Fachbehörden, Gemeinden oder Pla-ner. Viele Fragen im Zusammenhang mitPlanung und Ausweisung von Schutzge-bieten oder zu Förderauflagen der EU las-sen sich durch LANIS ohne zusätzlichenPersonalaufwand beantworten. Die Natur-schutzverwaltungen, die über Geographi-sche Informationssysteme verfügen, sor-gen dafür, dass in LANIS stets die aktuel-len amtlichen Naturschutzdaten bereit ste-hen.

Böden Verstärker derglobalen Erwärmung

Bodenkohlenstoff reagiert sensibler aufKlimaerwärmung als bisher erwartet undliefert zusätzliches Treibhausgas in dieAtmosphäre Ein internationales Wissen-schaftlerteam konnte jetzt erstmals zeigen,auf welche Weise der Erdboden weltweitauf eine mögliche Klimaerwärmung rea-gieren würde. Die Ergebnisse lassen einenoch schnellere Erwärmung des Welt-klimas erwarten als bisher angenommen.Mikroorganismen würden organisches Ma-terial in den Böden schneller zersetzen, da-durch zusätzliches Kohlendioxid freisetzenund den Klimawandel beschleunigen.Das Forscherteam des Max-Planck-Insti-tuts für Biogeochemie in Jena, der Univer-sität Bristol, England, und des NationalenZentrums für Atmosphärenforschung inBoulder, USA, veröffentlicht seinen Be-fund in der aktuellen Ausgabe der Fach-zeitschrift Nature (Nature, 20. JanuarWeltweit befindet sich so viel Kohlenstoffin den Böden, dass sich bei seiner plötz-lichen Freisetzung der Gehalt an Kohlen-

dioxid in der Atmosphäre sofort verdrei-oder sogar vervierfachen würde. Auchwenn ein solch abruptes Szenario extremunwahrscheinlich ist, würde schon einesich allmählich beschleunigende Zerset-zung in Folge der globalen Klimaerwär-mung – chemische Reaktionen verlaufenbei höheren Temperaturen schneller – zu-sätzliche Mengen an Kohlendioxid in dieAtmosphäre entlassen und das Klima wei-ter anheizen.In letzter Zeit hatten sich Berichte gehäuft,wonach sich die für die Kohlenstoffzerset-zung im Boden verantwortlichen Mikroor-ganismen allmählich an die wärmeren Be-dingungen gewöhnen und die Abbauratedabei an die höheren Temperaturen anpas-sen würden. Die Folge wäre, dass das Koh-lendioxid in praktisch konstanten Ratenfreigesetzt würde. Solche Vorhersagen wi-dersprechen jedoch lang etablierten Geset-zen der physikalischen Chemie, nach de-nen zusätzliche Wärme die Abbaurate che-mischer Prozesse stets beschleunigt.Dem Forscherteam ist es nun gelungen,diesen Widerspruch aufzulösen und mittheoretischen Vorhersagen in Einklang zubringen. Konkret haben die Wissenschaft-ler nachgewiesen, dass der scheinbar sim-ple biologische Anpassungsmechanismusim Boden in Wirklichkeit simplen Regelnder Physik folgt. Es zeigte sich, dass derscheinbar rätselhafte Verlauf des Kohlen-stoff-Abbaus bei Erwärmung auf die enor-me Bandbreite chemischer Eigenschaftendes organischen Bodenkohlenstoffs zu-rückzuführen ist. Dessen Eigenschaftenreichen von zuckerähnlichen labilen Ver-bindungen bis zu kohleartigen stabilenKomplexen, die für Mikroorganismenschwerer abbaubar sind. Diese extremeMischung ganz unterschiedlich stabilerVerbindungen hatte bisher die Interpretati-on der Laborergebnisse erschwert. idw

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Amsel in der Stadt. Foto: I. Teich

Boden kann Verstärker des Klimawandelssein. Foto: P. Schütz

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Algen und Protozoenin der Wahner Heide

Seitdem in der Wahner Heide Rinder, Zie-gen und Schafe weiden sind auch Grün-algen und Protozoen in temporären, größe-ren Pfützen in der Wahner Heide anzutref-fen.Die Jochalge Zygnema spec. ist fadenbil-dend und unverzweigt und lebt in nähr-stoffreichen Gewässern. Der Fadendurch-messer beträgt etwa 20 bis 40 mym. Seltener ist dagegen das Wassernetz Hy-drodictyon spec,eine unbewegliche Grün-alge, die sackförmig geschlossene Netzebildet, die im Mittel 30 Zentimeter langsind teilweise aber auch bis zu zwei Meterlang werden können. Die Grünalge ist ineutrophierten Gewässern zu finden.

Paramaecium bursaria, das grüne Pantof-feltierchen, kommt in großen Pfützen vor.Dieser Cileat enthält die Kugelalge Chlo-rella in großer Anzahl, etwa 1000 Zoocho-rellen pro Cileat. Die einzelnen Zellenwerden von einer Vakuolenmembran derWirtszelle umgeben und geben etwa 30 bis40 Prozent ihrer Fotosyntheseprodukte anden Cileaten ab (P.SITTE, E.W. WEILER,J.W. KADEREIT, A. BRESINSKY und C.KÖRNER: Strasburger, Lehrbuch der Bo-tanik, 2002). Die Algen erhalten im Ge-genzug vor allem Mineralstoffe von derWirtszelle. K. Kriesten

Gelbbauchunke imStolberg-Aachener Raum

In den Jahren 2003 und 2004 wurde die Gelbbauchunken-Population (Bombinavariegata) im Stolberg-Aachener Raummittels Fang-Wiederfang genauer unter-sucht. Kern der Arbeit war die Ermittlungder Populationsgröße der Gelbbauchunkeim Stolberg-Aachener Raum und die Repro-duktionserfolge in neu angelegten Laich-biotopen.Mittels der individuellen Ventralfleckungkonnten im Jahr 2003 101 weibliche und104 männliche adulte Individuen nachge-

wiesen werden (s. Abb.). Laut Berechnungnach dem Peterson-Index ist dementspre-chend mit einer Populationsgröße von 304adulten Individuen zu rechnen, wobei von4 Metapopulationen ausgegangen wurde,die zwischen 29 und 117 Adulti aufwiesen.

In 2004 wurden insgesamt lediglich 76Weibchen und 80 Männchen registriert,was lt. Peterson-Index auf eine Populati-onsgröße von 211 Adulti schließen läßt.Die Metapopulationen wiesen Größenzwischen 35 und 82 Individuen auf.Ob aus der Abnahme der Populationsgrößeein Trend zu erkennen ist, soll in den Fol-gejahren durch weitergehende Untersu-chungen ermittelt werden.Seit Jahren werden Maßnahmen zum Erhaltder Gelbbauchunke durchgeführt. Hierzuzählen die Neuanlage und Pflege von Laich-und Aufenthaltsgewässern und die Offen-haltung verbuschender Lebensräume durchMahd und Beweidung. Für die Neuanlagevon Laichgewässern werden seit 2002 auchPolyethylen-Wannen genutzt (s. Foto), diesich insbesondere in Steinbrüchen bewährthaben, da hier die Schaffung von neuenLaichbiotopen nicht durch einfache Gra-bungen und/oder Bodenverdichtungenmöglich ist. Der Reproduktionserfolg derGelbbauchunke in diesen Laichbiotopenwird seit 2003 untersucht und ist vergleich-bar mit anderen mineralisch abgedichtetenLaichgewässern. Herbert Theißen, Biologische Station im Kreis Aachen e.V

Invasive Arten

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hatein Positionspapier zu den Folgen der„biologischen Globalisierung“ vorgelegt.Es zeigt auf, dass mit dem verstärkten glo-balen Austausch von Waren und Personenauch Pflanzen und Tiere über weiteStrecken in neue Gebiete verbracht. Wer-den. Auch in Deutschland seien bishereinige tausend neue Tier- und Pflanzenar-ten durch den Einfluss des Menschen an-gekommen.Zwar habe es diesen Austausch auch infrüheren Zeiten immer gegeben und einige

der schon vor Jahrhunderten oder Jahrtau-senden eingewanderten „Neubürger“ seienlängst als Bereicherung der heimischenTier- und Pflanzenwelt oder wichtigeNutzpflanzen integriert. Doch verursach-ten bestimmten Arten dagegen wirtschaft-liche Schäden oder gefährdeten die Ge-sundheit. Beispiele hierfür seien Parasitenin der Land- und Forstwirtschaft oder derVerbrennung verursachende Riesen-Bä-renklau (Heracleum mantegazzianum).Schließlich seien auch einige Arten ein Na-turschutzproblem, weil sie andere Artenverdrängen oder ökosystemare Kreisläufeverändern würden (invasive Arten).Das Positionspapier zu gebietsfremdenArten kann beim BfN als Skript 128 unterder E-Mail-Adresse [email protected] be-zogen oder im Internet unter www.bfn.de/09/skript128.pdf heruntergeladenwerden. BfN

Bleiberecht fürSpatz und Fledermaus

Das Verwaltungsgericht Berlin (VG 1A21.02) hat entschieden, dass bei Reno-vierungsarbeiten an Hausfassaden dieLebensräume von Spatzen und Fledermäu-sen erhalten werden müssen. Hausbesitzersind verpflichtet, diesen vom Bundesnatur-schutzgesetz besonders geschützten Artenein neues Quartier zu schaffen, wenn ihrebisherigen Unterkünfte bei den Renovie-rungsarbeiten zerstört wurden. Ein BerlinerHauseigentümer hatte gegen diese Aufla-gen der Senatsverwaltung für Stadtent-wicklung geklagt, doch seine Klage wurdenun abgewiesen. Ihm wurde auferlegt,neun Nistkästen am sanierten Gebäude an-zubringen, um den zerstörten Wohnraumseiner „Haus-Spatzen“ zu ersetzen. Der einstige „Allerweltsvogel“ droht nachund nach aus den Städten zu verschwin-den. Bestandsrückgänge um bis zu 70 Pro-zent brachten ihn bereits auf die Vorwarn-stufe der Roten Liste bedrohter Arten inDeutschland, so die Deutsche WildtierStiftung. Vista

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WeibchenMännchenGesamtPopulationsberechnung

Gelbbauchunkenpopulation im Stolberg-Aachener Raum.

Pfütze mit Oberflächenhäutchen von Grü-nen Paramecien auf einer Sonnenseite.

Foto: K. Kriesten

Haussperling. Foto: M. Woike

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Online-Naturbeobach-tung zum Mitmachen

Das Webportal science4you lädt alle Na-turfreunde ein, ihre Artenfunde auf derWebseite http://www.science4you.org zumelden. Im Forum „Wer sieht was?“ miteinem breiten Spektrum von Tier- undPflanzenarten und im speziellen „Wander-falterforum“ trugen die bisher rund 750Mitglieder seit dem Start des Projektes imletzten Jahr über 30.000 Fundmeldungenzusammen. Angesprochen sind interessier-te Laien, Experten aus der Praxis und Wis-senschaftler. Nach einer kostenfreien Re-gistrierung kann man seine Naturbeobach-tungen eingeben und sofort eine Statistikmit Karten und Diagrammen erhalten.Darüber hinaus bietet die Seite unter ande-rem zahlreiche Artensteckbriefe mit Fotosund ein Diskussionsforum an.Seit Juni letzten Jahres existiert das „Wan-derfalter-Monitoring“, das in Zusammen-arbeit mit der Deutschen Forschungs-zentrale für Schmetterlingswanderungen(DFZS) erstellt wurde. Die Tatsache, dasszahlreiche Schmetterlingsarten nicht inMitteleuropa überwintern, ist nicht sehrbekannt. Zitronenfalter oder Admiral legenjedoch große Strecken zurück, um dieWintermonate in wärmeren Regionen wieNordafrika zu verbringen. Eine webbasier-te Erfassung dieser Wanderbewegungenstellt Daten für die wissenschaftliche Aus-wertung zur Verfügung. Im heißen Som-mer 2003 beispielsweise konnten vieleWanderfalter weiter nach Norden vordrin-gen als gewöhnlich.

Gut für den Feldhasen

Im Rahmen des interdisziplinären Projek-tes „Lebensraum Brache“, das von derDeutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)und Projektpartnern finanziert wird, unter-sucht das Institut für Wildtierforschung ander Stiftung Tierärztliche HochschuleHannover (IWFo) seit dem Frühjahr 2003den Einfluss wildtierfreundlich begrünterAckerbrachen auf die Populationsentwick-lung von Feldhasen.Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchun-gen weisen darauf hin, dass die Feldhasen-bestände in Gebieten mit wildtierfreund-lichen Brachen im Durchschnitt um etwa20 Prozent seit Frühjahr 2003 gestiegensind. Dem gegenüber steht eine Abnahmeder Feldhasen um etwa 5 Prozent in denuntersuchten Kontrollgebieten, in denenkeine wildtierfreundlich begrünten Acker-brachen angelegt wurden.Der Erfolg begründe sich nicht zuletzt aufden Verzicht zu mulchen, wodurch einAusmähen der Jungtiere vermieden wird

so das IWFo. Diese Tatsache wurde auchin der „Direktzahlungen- Verpflichtungen-verordnung“ berücksichtigt, die künftigdas Instandhalten von Flächen regelt, dieaus der landwirtschaftlichen Erzeugunggenommen wurden. In dieser Verordnunghat der Gesetzgeber durch eine SperrfristPflegemaßnahmen wie Mahd und Mul-chen von Brach- bzw. Stilllegungsflächenwährend der Hauptaufzuchtzeit der Wild-tiere vom 1. April bis 15. Juli ausgeschlos-sen. idw

Umweltbewusstseinin Deutschland

Die Deutschen räumen dem Umweltschutz– weiter hohe Priorität ein: 92 Prozent hal-ten einen wirksamen Umweltschutz fürwichtig, 82 Prozent sprechen sich dafüraus, nicht mehr Ressourcen zu verbrau-chen als nachwachsen, und 97 Prozent be-werten den Klimaschutz als wichtige poli-tische Aufgabe. Dies sind Ergebnisse deram Institut für Erziehungswissenschaft derPhilipps-Universität Marburg im Auftragdes Umweltbundesamtes durchgeführten„Studie Umweltbewusstsein in Deutsch-land 2004“.Die Studie zeigt: Die Deutschen machensich wieder grössere Sorgen um die Um-welt. So glauben nun 58 Prozent der Be-fragten, dass wir auf eine Umweltkatastro-phe zusteuern, wenn wir so weitermachenwie bisher. Zwei Drittel sind beunruhigt,wenn sie daran denken, unter welchen Um-weltverhältnissen spätere Generationen le-ben werden.

Das Gefahrenbewusstsein für Umweltrisi-ken ist im Vergleich zu 2002 gestiegen:Von einer Mehrheit der Befragten (53 Pro-zent) werden nun auch die Risiken einesglobalen Klimawandels als persönlich äus-serst oder sehr gefährlich eingeschätzt. Diestärksten Ängste rufen nach wie vor die Ri-siken der Atomtechnologie hervor. 59 Pro-zent der Befragten stufen Atomkraftwerkeund den entstehenden radioaktiven Müllals äusserst oder sehr gefährlich ein, 6 Pro-zent mehr als in der Umfrage 2002.Die Unzufriedenheit mit dem Umfang derUmweltberichterstattung in den Medien istgewachsen. Inzwischen ist die Hälfte derBevölkerung der Meinung, dass die Me-dien eher zu wenig über Umweltproblemeberichten.Seit 1996 wird die Studie zum Umweltbe-wusstsein im Zwei-Jahres-Turnus durch-geführt. Für die aktuelle Umfrage wurdenim Frühjahr 2004 insgesamt 2018 Bürgerbefragt. Schwerpunkt war in diesem Jahrdas Thema „Lebensqualität und Umwelt-bewusstsein“.

Heide in die Agrar-förderung aufnehmen

Mit Unverständnis hat der Deutsche Ver-band für Landschaftspflege (DVL) aufeinen Beschluss der Agrarministerien vonBund und Ländern reagiert, nach welchemfür Heideflächen in Deutschland keineAgrarförderung gewährt werden soll. MitHinweis auf die Vorgaben der EU hatteeine Bund-Länder-Arbeitsgruppe festge-legt, dass Heideflächen nicht als prämien-berechtigte Fläche für die Aktivierung derPrämienansprüche der sogenannten erstenSäule akzeptiert werden. Der DVL fordertnun Bund und Länder auf, ihre Entschei-dung zu überdenken.In Schottland und England werde für be-weidete Heideflächen EU-Agrarpämien

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Feldhase in Stoppelbrache.Foto: K.-H. Volkmar

Heideflächen in Deutschland erhalten bis-land keine Agrarförderungsgelder.. Foto: G. Hellmann

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gewährt, so der DVL. Nachdem fürDeutschland die gleichen EU-Vorgabengelten, werde deutlich, dass juristisch eineIntegration der Heiden in die prämienbe-rechtigte Fläche möglich ist. Deutschland-weit gibt es zwischen 50.000 bis 60.000Hektar Heideflächen. Ökologisch sowiefür Erholung und Tourismus seien Heide-flächen von hoher Bedeutung. So liegendie meisten Heideflächen in Deutschlandim europäischen Schutzgebietssystem Na-tura 2000. Um diese wertvollen Flächen zusichern, muss nach Ansicht der Land-schaftspfleger die mühevolle Pflege derFlächen über Hüteschäfer weiterhin überdie Agrarförderung mit unterstützt werden.

DVL

VerbandlicheStellungnahmen

Mit der Novellierung des Bundesnatur-schutzgesetzes im Jahr 2002 wurde dieListe der Beteiligungsfälle nach § 58 deut-lich erweitert. Aus juristischer Sicht wurdedies bereits gewürdigt. Bislang fehlten je-doch aktualisierte einfache und gegebe-nenfalls fortschreibungsfähige Darstellun-gen und Hinweise dazu, welche Mindest-anforderungen und fachlichen Aspekte vonden anerkannten Vereinen (§ 59 BNat-SchG) in Stellungnahmen zu prüfen undvorzubringen sind. Die Abgabe qualifizier-ter Stellungnahmen ist notwendig, um dieRolle der Vereine als Sachverständige, alsMittler zwischen Bürgern und Behörden,als „Anwälte der Natur“ und ggf. Akzep-tanzbeschaffer für bestimmte Entschei-dungen zu festigen. Der Deutsche Rat für Landespflege hat zu-sammen mit dem Landesbüro der aner-kannten Naturschutzverbände versucht,die Lücke zuschließen und dazu einenLeitfaden erarbeitet. Diesen können Siejetzt auf der Homepage des DRL, zusam-men mit weiteren Informationen unterhttp://www.landespflege.de/aktuelles/leit-fa.html als pdf-Datei herunterladen.

DRL

Braunbär und Wolfwillkommen

Laut einer repräsentativen EMNID-Um-frage im Auftrag der Deutschen WildtierStiftung ist die Hälfte aller Deutschen(49%) der Meinung, dass alle einst inDeutschland lebenden Wildtiere das Rechthaben, sich hier wieder anzusiedeln. Weni-ger als ein Drittel der Bevölkerung (30%)spricht sich gegen eine Rückkehr von Wolfund Braunbär aus. Als Gründe werden dieGefährdung des Menschen (22%) undmögliche wirtschaftliche Schäden (18%),etwa durch das Reißen von Schafen, ge-nannt.

Ostsee: Keine neuenWindparks

In zwei Schutzgebieten in der Ostsee dür-fen keine Offshore-Windparks errichtetwerden. Die Anträge auf Genehmigungzweier Windparks in der „PommerschenBucht“ und im angrenzenden Gebiet „Ad-lergrund“ hat das zuständige Bundesamtfür Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)in Hamburg abgelehnt. Deutschland habebeide Gebiete bereits als Teile des europäi-schen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000vorgeschlagen und nach Brüssel gemel-det, teilte das Bundesumweltministerium(BMU) am Dienstag mit. Strategie derBundesregierung sei ein umwelt- und na-turverträglicher Ausbau der Windenergieauf hoher See.

Das europäische Vogelschutzgebiet „Pom-mersche Bucht“ gilt als ideales Rast-,Mauser-, Nahrungs- und Überwinterungs-quartier, insbesondere für verschiedeneEntenarten. Das Gebiet „Adlergrund“zeichne sich vor allem durch wertvolleSandbänke und Riffe aus. Das Bundesamtfür Naturschutz hatte von Beginn an derGenehmigungsverfahren die beiden Ge-biete als naturschutzfachlich äußerst be-deutsame Gebiete eingestuft. Die Antrag-steller waren laut BMU frühzeitig daraufhingewiesen worden, dass die ausgewiese-nen Schutzgebiete in Nord- und Ostseegrundsätzlich nicht für den Bau von Wind-energieanlagen geeignet sind. Die beidenWindparks sollten insgesamt 115 Anlagenumfassen. Vista

Ökologische Verände-rungen in Nordsee

Langzeituntersuchungen an der Biologi-schen Anstalt Helgoland des Alfred-Wege-ner-Instituts für Polar- und Meeresfor-

schung dokumentieren einen raschen öko-logischen Wandel in der Nordsee. Die Wis-senschaftler führen diese Änderungen vorallem auf die Einschleppung gebietsfrem-der Arten und den globalen Klimawandelzurück. Das haben die seit 1962 kontinu-ierlich fortgeführten Untersuchungen er-geben. Mit fast lückenlosen werktäglichenMessungen physikalisch-chemischer undbiologischer Parameter verfügt die Biolo-gische Anstalt Helgoland über einen derweltweit wertvollsten marinen Langzeit-Datensätze. Mit modernen Methoden derLangzeit- Datenerhebung und in enger Ko-operation mit anderen Institutionen leistendie Wissenschaftler auf Helgoland einenwesentlichen Beitrag dazu, ökologischeVeränderungen zu analysieren und damitEntscheidungshilfen für das Managementmariner Ressourcen und die Umweltpoli-tik bereitzustellen..Die Daten belegen einen Anstieg der Was-sertemperatur von 1,1 ºC über die letzten40 Jahre, bei gleichzeitigem leichten An-stieg des Salzgehalts. Meereisbildung beiHelgoland, ein Phänomen das bis in die1940er Jahre im Mittel etwa alle zehn Jah-re auftrat, wurde in den letzten 60 Jahrennur ein einziges Mal beobachtet (1963).Die Nordsee weist deutliche Veränderun-gen in der Häufigkeit von Arten, im jah-reszeitlichen Muster ihres Auftretens undim Artenspektrum auf.Weil die eng miteinander verbundenenGlieder von Lebensgemeinschaften nichtgleichlaufend reagieren, verändert sich dasÖkosystem. Erstmalig konnte für dieNordsee eine mit dem Temperaturtrend ge-koppelte Veränderung von Zeitpunkt undStärke der Kieselalgenblüte nachgewiesenwerden. Kieselalgen stellen die Basis desNahrungsnetzes im Meer dar. Weil ihrWachstum weitgehend die Saisonalität derLebensgemeinschaften in der Wassersäuleund am Meeresboden bestimmt, erwartendie Forscher für die Zukunft eine tiefgreifende Änderung des gesamten Öko-systems.

Journal

Offshore-Windpark. Foto: M. Woike

Auf Helgoland wird der ökologischeWandel in der Nordsee untersucht.

Foto: P. Schütz

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Bachforelle Der Verband Deutscher Sportfischer(VDSF) hat die Bachforelle zum Fisch desJahres 2005 gewählt. Mit dieser Wahl hatunser rund 700 000 Mitglieder zählenderDachverband der Angler eine der wohl be-kanntesten heimischen Fischarten gekürt.Der VDSF will jedoch nicht nur einen mar-kanten und schönen Fisch der Öffentlich-keit vorstellen, sondern ebenso auf dieaktuelle Gefährdung unserer Gewässerund ihrer Bewohner aufmerksam machen.

Bachforellen kommen in klaren, kalten,sauerstoffreichen Fließgewässern vor, aberauch in Seen bis zu einer Seehöhe von rund1.500 Metern, wenn sie einen Zufluß mitLaichmöglichkeiten besitzen. Die Bach-forelle sucht zur Laichzeit (Spätherbst undWinter) kleinere und kleinste Nebenbächeauf, um hier auf sandig-kiesigen, schnelldurchströmten Flachwasserbereichen ab-zulaichen. Deshalb müssen die Bach-systeme durchgängig sein. Die Bachforel-le liebt Verstecke und tiefe Stellen. Unter-spülte Wurzeln, überhängende Büsche,große Steine im Wasser sind Anziehungs-punkte. Aus begradigten Bächen ver-schwindet sie schnell. Auch gegen Ver-schmutzungen ist die Bachforelle emp-findlich. Nur sehr selten taucht sie auch ingroßen Flüssen auf. Durch die Regulierung und Verbauungunserer Flüsse und Bäche sind ihre natür-lichen Lebensräume selten geworden.Viele Barrieren in Form von Staustufenund Wehren behindern die Bachforelle aufihren Wanderungen und schneiden sie vonihren Laichrevieren ab. Außerdem findenviele von ihnen in den Turbinen von Was-serkraftwerken den Tod. Die Gewässerverschmutzung und dersaure Regen haben ihrerseits dazu beige-tragen, dass der Bachforelle heute höch-stens noch 10 Prozent ihres ursprünglichenLebensraumes bleiben. Seit Ende derneunziger Jahre werden zudem von Ang-lern aus Südbayern im Sommer und Herbstmassive Bachforellensterben gemeldet.Mit einem groß angelegten Unter-suchungsprogramm versuchen derzeit derLandesfischereiverband Bayern (LFV)und das Bayerische Landesamt für Wasser-wirtschaft (LfW) den Ursachen auf die

Spur zu kommen. Vieles deutet darauf hindas weder Giftstoffe, noch eine Fisch-krankheit im klassischen Sinn in Fragekommen. VDS

ZebraspringspinneDie Spinne des Jahres 2005 ist die Zebra-springspinne. Sie gehört zur Familie derSpringspinnen (Salticidae), von denen inMitteleuropa 99 Arten bekannt sind. DerName ist Programm: Die vier bis siebenMillimeter großen Tiere haben am Hinter-leib auffällig schwarz-weiße Streifen underbeuten Insekten im Sprung. Die Arach-nologische Gesellschaft e. V. (AraGes)wählt 2005 zum ersten Mal gemeinsam mitder belgischen arachnologischen Gesell-schaft (ARABEL) die Spinne des Jahresaus, damit Menschen mehr über diese klei-nen, aber überaus interessanten Tiere er-fahren und Vorurteile dieser Tiergruppegegenüber abbauen.

Die Zebraspringspinne kommt überall inDeutschland vor. Sie liebt es warm undsonnig und hält sich oft an und in Häusernauf, bewohnt aber auch Felsen oder Zaun-pfähle. Sie ist für den Menschen ein sehrnützlicher Räuber und erbeutet mit ihrerSprungtechnik Fliegen, Käfer und sogarStechmücken. BBA

RosskastanieDas Kuratorium „Baum des Jahres“ hat dieRosskastanie (Aesculus hippocastanum)zum Baum des Jahres 2005 gewählt. Damitsoll auf einen der beliebtesten Stadtbäumeaufmerksam gemacht werden. Außerdemsei die Existenz der Kastanie in Europagefährdet, weil seit einigen Jahren dieMiniermotte die Bäume befalle und ihreBlätter zerstöre.Rosskastanien können bis zu 300 Jahre altund 30 Meter hoch werden. Besondersprächtig ist die Blüte im Frühjahr. Die auszahlreichen cremefarbenen Einzelblütenbestehenden Blütenstände bedecken dieKrone wie aufgesteckte Kerzen. Die Ross-kastanie bekam ihren Namen, weil mitihren Extrakten kranke Pferde gegenHusten und Würmer behandelt wurden.Die Rosskastanie ist erst im 16. Jahrhun-

dert in Mitteleuropa eingeführt worden.Ihre Heimat sind neben Mazedonien auchdie Mittelgebirge Griechenlands und Alba-niens. Im 17. Jahrhundert wurde die Ross-kastanie zunächst zu einem beim Adel be-liebten Alleebaum, der die Wege in denSchlossparks beschattete. Später pflanzteman sie auch außerhalb der fürstlichenGärten entlang der Landstraßen an. In den letzten 15 Jahren hat sich ein bis da-hin unbekanntes Schadinsekt, die nur fünfMillimeter große Kastanien-Miniermotte,epidemieartig über fast ganz Europa aus-gebreitet. Kaum eine Kastanie in Deutsch-land ist von ihr verschont geblieben. VieleKastanienbäume stehen bereits im Augustmit braunen Kronen da, weil sich die Mot-tenlarven durch das Blattgewebe fressen.Dieser vermutlich aus einem anderen Kon-tinent eingeschleppte Klein-Schmetterlinghat hier keine natürlichen Feinde. Die bis-her wirkungsvollste Gegenmaßnahme istdas Zusammenharken des Falllaubs imHerbst und seine Vernichtung durch Ver-brennen, Vergraben oder Heißkompostie-ren, um die dort überwinternden Puppen zureduzieren. SDW

UhuWer ihn jemals in freier Natur gesehen hat,vergisst diesen Anblick nie: Mit 70 cmKörpergröße und einer beeindruckendenSpannweite der Flügel von 160 bis 180 cmist der Uhu die größte Eule weltweit! Al-lerdings gehört schon eine gute PortionGlück zu solch einem Erlebnis: Er ist sel-ten, sehr scheu und jagt in den späten Däm-merungsstunden bzw. bei Einbruch derDunkelheit. Tagsüber sitzt er regungslos inHöhlungen und in Felswänden oder aufhohen Bäumen und schlummert. Nun istBubo bubo, so sein lateinischer Name,vom NABU zum Vogel des Jahres 2005gekürt worden.Der Uhu war in der Mitte des letzten Jahr-hunderts in Deutschland fast ausgerottet.Als Nahrungskonkurrent und angeblicherSchädling wurde er rücksichtslos verfolgt.Auf der Roten Liste steht er unter derKategorie „gefährdet“. Heute leben inDeutschland dank großer Anstrengungenvon Naturschützern wieder etwa 800 Brut-paare. In Nordrhein-Westfalen gibt es zur-zeit mit 120 bis 140 Brutpaaren wiedereine stabile Population. NABU

Natur des Jahres

Bachforelle. Foto: W. Hauer

Zebraspringspinne. Foto: H. Bellmann

Rosskastanienfrüchte. Foto: P. Schütz

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ArnsbergerUmweltgespräche

Die Inanspruchnahme von Freiraum fürSiedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflä-chen gehört schon seit langem zu dengroßen Problemfeldern für eine nach-haltige Entwicklung. Ende der 90er Jahrelag der tägliche Freiraumverbrauch inDeutschland bei rund 130 ha, mittlerweileist dieser Wert auf ca. 100 ha abgesunken.Die Bundesregierung strebt bis 2020 eineSenkung auf 30 ha an. Die Erreichbarkeitdieses Ziels erscheint aber fraglich, wer-den doch auf kommunaler Ebene immerwieder Wünsche nach zusätzlichen Wohn-und Gewerbegebieten geäußert. Im Rah-men dieser Tagung soll diskutiert werden,mit welchen Instrumenten der Flächen-verbrauch reduziert werden kann. WelcheBeiträge können Stadt-, Regional- undLandesplaung leisten? Wie kann die kom-munale Öffentlichkeit für die Notwendig-keit des Freiraumschutzes sensibilisiertwerden? Welchen Beitrag können Natur-schützer leisten? Welche neuen Instrumen-te sind denkbar, um der endlichen Res-source Freiraum mehr Gewicht zu geben? Die 15. Arnsberger Umweltgespräche mitdem Titel: Wege zur Nachhaltigkeit imFlächenverbrauch finden am 21. April inArnsberg statt.Anmeldung: Landesgemeinschaft Natur-schutz und Umwelt Nordrhein-Westfalene.V (LNU), Landesgeschäftsstelle, Hein-rich-Lübke-Str. 16, 59759 Arnsberg-Hüsten, Tel. 02932/4201, Fax 02932/54491, E-Mail: [email protected],www.lnu-nrw.deTeilnahmebeitrag: 27 €, inkl. Mittagessen.Für LNU-Mitglieder, Schüler, Studenten,Wehr- und Zivildienstleistende 24 €.

Biodiversität undKlimaveränderungen

Das Thema Biodiversität und Klimawandelspielt in verschiedenen internationalen Kon-ventionen (v.a. Übereinkommen über diebiologische Vielfalt, Klimarahmenkonven-tion/Kyotoprotokoll, Konvention zur Be-kämpfung der Wüstenbildung) in zweierleiHinsicht eine bedeutende Rolle: einerseitshat der Klimawandel, aber auch die unterdem Kyoto-Protokoll diskutierten Maßnah-men, enorme Auswirkungen auf die Biodi-versität, andererseits hat die Erhaltung bio-logischer Vielfalt einen entscheidenden Ein-fluss auf das Klima. Eng mit diesen beiden Themen verknüpftist auch das Thema Wüstenbildung. Zu diesem Thema bietet das Bundesamtfür Naturschutz vom 27. bis 30. April eineTagung an, die sich an Deutsche Experten

aus Wissenschaft, Politik/Verwaltung undNGOs, die sich mit dem Thema Biodiver-sität und Klima befassen richtet. Ziel derVeranstaltung ist es, einen besseren Infor-mations- und Erfahrungsaustausch der na-tionalen Akteure im Bereich Biodiversitätund Klima sowie eine Vernetzung derdamit befassten Institutionen herbeizu-führen.Tagungsort: Internationale Naturschutz-akademie Vilm, 18581 Putbus.Informationen: Martina Finger, Tel.:038301-86-112, Fax: 038301-86-150, E-Mail: [email protected].

Lernregion für nach-haltige Entwicklung

Im Lande NRW gibt es viele Regionen mitbemerkenswertem Naturpotenzial. Häufigsind sie Naturparke, aber auch großräumi-ge europäische Vogelschutzgebiete. Mehrund mehr dieser Regionen wagen den Auf-bruch zu ihrer nachhaltigen Entwicklung.Vor allem bedeutet dies die Zusammen-führung von Natur, Tourismus, Land- undForstwirtschaft, Energie, Handwerk undGewerbe sowie regionaler, kommunalerund staatlicher sowie vereinsmäßig organi-sierter Institutionen. Im Rahmen dieserProzesse bieten sich Optionen für Persön-lichkeiten und Institutionen, die sich inverschiedenster Form vermittelnd enga-gieren, sei es über die Organisation vonVeranstaltungen, Workshops, sei es überReferate und Führungen, über Infozentren,über Moderationseinsätze usw. Foto. DieTagung soll diese neuen Optionen für mo-derne, der Nachhaltigkeit verpflichteteBildungsarbeit beleuchten und zum Enga-gement ermutigen. Themen: MöglicheWin-Win-Situationen in Natur-Tourismus-Regionen als Grundlage für neue Koopera-tionen und Aufbruchstimmung, Zielerrei-chungs-Strategien, Engagement von Ver-mittlern, erfolgreicher Prozessstart undBedeutung der Vermittlungsarbeit, Beiträ-ge von Institutionen der Erwachsenen- undJugendbildung, von Vereinen und regionalwirkenden Verbänden, Beiträge von regio-nalen Info- und Erlebniszentren, finanziel-le Absicherung der Vermittlungsarbeit. Die Veranstaltung die von NUA, VerbandDeutscher Naturparke – Arbeitsgemein-schaft NRW und Umweltzentrum Westfa-len ausgerichtet wird findet am 3. Mai2005 in Bergkamen statt. Anmeldung: : Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA), Siemensstraße 5,45629 Recklinghausen, Tel.: 02361/305-0,Fax: 02361/305-340, E-Mail: [email protected], Internet:www.nua.nrw.de.Teilnahmebeitrag: 20 €.

BachpassagePlanungen und aktuelle Vorhaben aus dem 2004 angelaufenen Ziel2-Großprojekt„Bachpassagen“ werden vorgestellt. DasZiel: Wiederherstellung der ökologischenDurchgängigkeit ausgewählter Fließge-wässersysteme der Eifel. Dabei werdenstörende Bachverbauungen beseitigt oderso umgestaltet, dass Bachlebewesen –nicht nur die Fische – uneingeschränkt dieBäche durchwandern und die meist quell-nahen Reproduktionsbereiche erreichenkönnen. Dies führt zu einer enormen Er-höhung der Artenvielfalt und schafft da-rüber hinaus potenzielle Lebensraumstruk-turen für ursprünglich typische Auenbe-wohner. Die Maßnahmen greifen der be-vorstehenden Umsetzung der Wasserrah-menrichtlinie vor und werden zu gleichenTeilen von der EU und vom Land NRW fi-nanziert.Die Veranstaltung die von Natur- und Um-weltschutz-Akademie NRW (NUA), Ge-meinde Hellenthal, Biologische Station imKreis Euskirchen e.V. ausgerichtet wird,findet am 18. Mai in Hellenthal statt. Teil-nahmebeitrag: 25 € inklusive Mittag-essen.Anmeldung: Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA), Siemensstraße 5,45629 Recklinghausen, Tel.: 02361/305-0,Fax: 02361/305-340, E-Mail: [email protected], Internet: www.nua.nrw.de.Weitere Informationen: Dieter Pasch; Tel.02486-95070.

Veranstaltungshinweise

Olef – ein naturnaher Bach in der Eifel.Foto: A. Niemeyer-Lüllwitz

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In der planerischen Praxis stellt sich diegesamte Thematik allerdings noch weit-gehend unübersichtlich dar. Angesichts

der unterschiedlichen artenschutzrechtli-chen Kategorien ist beispielsweise unklar,welche Arten in Nordrhein-Westfalen imRahmen der Eingriffsregelung als pla-nungsrelevant i. S. des Artenschutzrechtesanzusehen sind. Weiterhin ist bislang nichtgeklärt, welche fachlichen Prüfschritte imPlanungsfall konkret vorzunehmen sind.

Die planungsrelevanten ArtenBei Eingriffsplanungen müssen grundsätz-lich alle Arten der folgenden Kategorienberücksichtigt werden: Streng geschützteArten und besonders geschützte Arteneinschließlich der europäische Vogelarten.Diese Artengruppen werden im Bundesna-turschutzgesetz in § 10 Abs. 2 Nr. 9 bis 11definiert, wobei sich der Gesetzgeber beider Zuordnung der Arten auf vier ver-schiedene europa- beziehungsweise bun-desweit geltende Richtlinien und Verord-nungen stützt: Flora-Fauna-Habitat-Richt-linie (FFH-RL, Richtlinie 92/43/EWG),Vogelschutz-Richtlinie (VS-RL, Richtlinie79/409/EWG), EU-Artenschutzverord-nung (EUArtSchV, (EG) Nr. 338/97) undBundesartenschutzverordnung(BArtSchV).

Streng geschützte Arten in NRWBei den streng geschützten Arten handeltes sich um Arten, die in Anlage 1, Spalte 3der BArtSchV, in Anhang IV der FFH-RLoder in Anhang A der EUArtSchV aufge-führt sind. In Nordrhein-Westfalen können152 streng geschützte Arten aktuell als pla-nungsrelevant für die artenschutzrecht-liche Prüfung bei Fachplanungen ange-sehen werden. Davon werden 51 Arten inAnhang IV der FFH-RL genannt (vgl. Ta-belle 1). Diese Arten sind in NRW mit re-zenten Vorkommen vertreten, oder tretenregelmäßig als Durchzügler oder Winter-gäste auf. Weitere 16 streng geschützteArten kommen in NRW sporadisch als Zu-wanderer oder Irrgäste vor. Darüber hinaus

gelten 54 streng geschützte Arten derzeit inNRW als verschollen oder ausgestorben.Bei den aktuell ausgestorbenen Arten ist zubeachten, dass diese in Zukunft wieder ge-funden werden könnten oder aus Nachbar-ländern erneut einwandern (z.B. Luchs,Fischotter).Die 152 planungsrelevanten streng ge-schützten Arten verteilen sich deutlichasymmetrisch über die verschiedenen ta-xonomischen Gruppen (vgl. Abbildung 1).Den mit Abstand größten Anteil nehmenmit 76 Arten die Vögel ein, bei insgesamtetwa 270 Brut- und Zugvogelarten, die

regelmäßig in NRW vorkommen. Auch dieSäugetiere (22 von 73 Arten) sowie dieAmphibien und Reptilien (13 von 25 Ar-ten) sind vergleichsweise zahlreich vertre-ten. Allein die Fische und Rundmäulerbleiben innerhalb der Wirbeltiere vomstrengen Artenschutz ausgeschlossen. Vonden mehreren tausend wirbellosen Tier-arten in NRW unterliegen lediglich 33 Ar-ten dem strengen Artenschutz. Am stärk-sten vertreten sind dabei noch die Schmet-terlinge mit 12 Arten, gefolgt von denKäfern (sechs Arten) und Libellen (sechsArten). Auch bei den Farn- und Blüten-

ArtenschutzErnst-Friedrich Kiel

Artenschutz in FachplanungenAnmerkungen zu planungsrelevanten Arten und fachlichen Prüfschritten

Die Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) im März 2002 führte zu einer wesentlichenAufwertung des gesetzlichen Artenschutzes. Insbesondere durch die Änderung des § 19 (3) BNatSchGhat der Artenschutz ein stärkeres Gewicht erlangt, da im Rahmen der Eingriffsregelung die „strenggeschützten Arten“ gesondert zu berücksichtigen sind. Darüber hinaus finden bei Fachplanungen auch die allgemeinen Vorgaben des Artenschutzes nach § 42 (1) BNatSchG für besonders und streng ge-schützte Arten in Zukunft eine stärkere Beachtung (GASSNER 2004, GELLERMANN 2003, 2004,LOUIS 2004).

Abb. 1: Verteilung der Streng geschützten Arten auf taxonomische Gruppen im Vergleichzur gesamten Artenzahl in NRW.

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pflanzen zeigt sich eine deutliche Diskre-panz zwischen dem Gesamtartenbestand inNRW und der Anzahl streng geschützterArten. Von insgesamt 1904 Farn- und Blü-tenpflanzen gelten nur acht als streng ge-schützt.Innerhalb der streng geschützten Artensind einige aus planerischer Sicht als prob-lematisch anzusehen. Hierzu zählen alleArten, die in NRW noch in vergleichsweiseguten Bestandsdichten auftreten, und inder Roten Liste der gefährdeten Pflanzenund Tiere in NRW (LÖBF/LAfAO NRW1999) aktuell als ungefährdet eingestuft

sind, wie Habicht, Sperber, Mäusebus-sard, Turmfalke, Waldkauz, Schleiereule,Zwergfledermaus und Haselmaus.

Besonders geschützte Arten in NRWDie besonders geschützten Arten entstam-men Anlage 1, Spalte 2 der BArtSchV, An-hang A oder B der EUArtSchV sowie An-hang IV der FFH-RL. Darüber hinaus giltder besondere Artenschutz pauschal füralle europäischen Vogelarten. In Nord-rhein-Westfalen gehören demnach allewild lebenden einheimischen Vogelarten

zu den besonders geschützten Arten. In-nerhalb der Säugetiere gelten alle heimi-schen Arten mit Ausnahme der dem Jagd-recht unterliegenden Arten sowie einiger„Problemarten“ (z.B. Feldmaus, Bisam,Nutria u.a.) als besonders geschützt. Eben-so zählen alle Reptilien und Amphibien so-wie alle Rundmäuler zu dieser Schutz-kategorie. Da für alle einheimischenFischarten das Fischereirecht gilt, bleibendie Fische grundsätzlich vom besonderenArtenschutz ausgeschlossen.Insbesondere die Wirbellosen sind bei denbesonders geschützten Arten stark vertre-

Artenschutz

SäugetiereBechsteinfledermaus (1:1c); Biber (1:1c); Braunes Langohr (1:1c); Breitflügelfledermaus (1:1c); Feldhamster (1:1c); Fransenfledermaus (1:1c);Graues Langohr (1:1c); Große Bartfledermaus (1:1c); Großer Abendsegler (1:1c); Großes Mausohr (1:1c); Haselmaus (1:1c); Kleine Bartfleder-maus (1:1c); Kleiner Abendsegler (1:1c); Mopsfledermaus (1:1c); Nordfledermaus (1:1c); Rauhhautfledermaus (1:1c); Teichfledermaus (1:1c);Wasserfledermaus (1:1c); Wildkatze (1:1a; 1c); Wimperfledermaus (1:1c); Zweifarbfledermaus (1:1c); Zwergfledermaus (1:1c).

VögelAlpenstrandläufer (1:1b; 3); Bartmeise (3); Baumfalke (1:1a; 3:3b); Bekassine (1:1b; 3:3b); Beutelmeise (3); Bienenfresser (1:1b; 3); Blässgans(3:3b); Blaukehlchen (1:1b; 3:3a); Brachpieper (1:1b; 3:3a); Brandgans (3); Braunkehlchen (3:3b); Bruchwasserläufer (1:1b; 3:3a); Drosselrohr-sänger (1:1b; 3); Dunkler Wasserläufer (3:3b); Eisvogel (1:1b; 3:3a); Erlenzeisig (3); Fischadler (1:1a; 3:3a); Flussregenpfeifer (1:1b; 3:3b); Fluss-seeschwalbe (1:1b; 3:3a); Flussuferläufer (1:1b; 3); Gänsesäger (3:3b); Gartenrotschwanz (3); Goldregenpfeifer (1:1b; 3:3a); Grauammer (1:1b;3); Graureiher (3); Grauspecht (1:1b; 3:3a); Großer Brachvogel (1:1b; 3:3b); Grünschenkel (3:3b); Grünspecht (1:1b; 3); Feldschwirl (3); Habicht(1:1a; 3); Haselhuhn (3:3a); Haubenlerche (1:1b; 3); Heidelerche (1:1b; 3:3a); Kampfläufer (1:1b; 3:3a); Kiebitz (1:1b; 3:3b); Kleinspecht (3);Knäkente (1:1a; 3:3b); Kolkrabe (3); Kormoran (3); Kornweihe (1:1a; 3:3a); Kranich (1:1a; 3:3a); Krickente (3:3b); Kurzschnabelgans (3:3b); Löf-felente (3:3b); Mäusebussard (1:1a; 3); Merlin (1:1a; 3:3a); Mittelspecht (1:1b; 3:3a); Mornellregenpfeiffer (1:1b; 3:3a); Nachtigall (3:3b); Ne-untöter (3:3a); Nonnengans (3:3a); Orpheusspötter (3); Ortolan (1:1b; 3:3a); Pfeifente (3:3b); Pirol (3:3b); Prachttaucher (3:3a); Raubwürger (1:1b;3:3b); Rauchschwalbe (3); Raufußbussard (1:1a; 3); Raufußkauz (1:1a; 3:3a); Rebhuhn (3); Ringdrossel (3); Rohrdommel (1:1b; 3:3a); Rohr-schwirl (1:1b; 3); Rohrweihe (1:1a; 3:3a); Rosaflamingo (1:1a; 3:3a); Rothalstaucher (1:1b; 3); Rotmilan (1:1a; 3:3a); Rotschenkel (1:1b; 3:3b);Saatgans (3:3b); Saatkrähe (3); Säbelschnäbler (1:1b; 3:3a); Sandregenpfeifer (1:1b; 3); Schafstelze (3); Schellente (3:3b); Schilfrohrsänger (1:1b;3); Schleiereule (1:1a; 3); Schnatterente (3:3b); Schwarzhalstaucher (1:1b; 3:3b); Schwarzkehlchen (3:3b); Schwarzkopfmöwe (3:3a); Schwarz-milan (1:1a; 3:3a); Schwarzspecht (1:1b; 3:3a); Schwarzstorch (1:1a; 3:3a); Seeadler (1:1a; 3:3a); Silbermöwe (3); Silberreiher (1:1a; 3:3a); Sing-schwan (1:1b; 3:3a); Sperber (1:1a; 3); Sperlingskauz (1:1a; 3:3a); Spießente (3:3b); Steinkauz (1:1a; 3); Steinschmätzer (3); Sterntaucher (3:3a);Sturmmöwe (3); Sumpfohreule (1:1a; 3:3a); Tafelente (3:3b); Tannenhäher (3); Teichhuhn (1:1b; 3); Teichrohrsänger (3:3b); Trauerseeschwalbe(1:1b; 3:3a); Tüpfelsumpfhuhn (1:1b; 3:3a); Turmfalke (1:1a; 3); Turteltaube (3); Uferschnepfe (1:1b; 3:3b); Uferschwalbe (1:1b; 3:3b); Uhu (1:1a;3:3a); Wachtel (3); Wachtelkönig (1:1b; 3:3a); Waldkauz (1:1a; 3); Waldohreule (1:1a; 3); Waldwasserläufer (1:1b; 3:3b); Wanderfalke (1:1a; 3:3a);Wasserralle (3:3b); Weißstorch (1:1b; 3:3a); Wendehals (1:1b; 3:3b); Wespenbussard (1:1a; 3:3a); Wiesenpieper (3:3b); Wiesenweihe (1:1a; 3:3a);Ziegenmelker (1:1b; 3:3a); Zippammer (1:1b; 3:3b); Zwergdommel (1:1b; 3:3a); Zwerggans (3:3a); Zwergsäger (3:3a); Zwergschnepfe (1:1b;3:3b); Zwergschwan (3:3a); Zwergtaucher (3:3b).

Amphibien und ReptilienGeburtshelferkröte (1:1c); Gelbbauchunke (1:1c); Kammmolch (1:1c); Kleiner Wasserfrosch (1:1c); Knoblauchkröte (1:1c); Kreuzkröte (1:1c);Laubfrosch (1:1c); Mauereidechse (1:1c); Moorfrosch (1:1c); Schlingnatter (1:1c); Springfrosch (1:1c); Wechselkröte (1:1c); Zauneidechse (1:1c).

WirbelloseZierliche Tellerschnecke (1:1c); Flussperlmuschel (1:1b); Abgeplattete Teichmuschel (1:1b); Gemeine Flussmuschel (Unio crassus) (1:1c);Hochmoor-Mosaikjungfer (1:1b); Scharlachlibelle (Ceriagrion tenellum) (1:1b); Helm-Azurjungfer (1:1b); Vogel-Azurjungfer (1:1b); GroßeMoosjungfer (1:1c); Asiatische Keiljungfer (1:1c); Schwarzer Grubenlaufkäfer (Carabus nodulosus) (1:1b); Heldbock (1:1c); Deutscher Sand-laufkäfer (Cylindera germanica) (1:1b); Mattschwarzer Maiwurmkäfer (Meloe rugosus) (1:1b); Großer Wespenbock (Necydalis major) (1:1b);Eremit (1:1c); Heidekraut-Glattrückeneule (Aporophyla lueneburgensis) (1:1b); Grüner Rindenflechten-Spanner (Cleorodes lichenaria) (1:1b);Heidekraut-Fleckenspanner (Dyscia fagaria) (1:1b); Schwarzfleckiger Feuerfalter (Maculinea arion) (1:1c); Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläu-ling (M. nausithous) (1:1c); Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (M. teleius) (1:1c); Warneckes Heidemoor-Sonneneule (Heliothis maritimawarneckei) (1:1b); Gagelstrauch-Moor-Holzeule (Lithophane lamda) (1:1b); Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle) (1:1b, 1c); Heide-Bürstenspinner (Orgyia antiquiodes) (1:1b); Nachtkerzen-Schwärmer (Proserpinus proserpina) (1:1c); Graubraune Eichenbuscheule (Spudaea ru-ticilla) (1:1b); Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger) (1:1b); Edelkrebs (Astacus astacus) (1:1b); Echter Kiemenfuß (Branchipus scha-efferi) (1:1b); Arctosa cinerea (1:1b); Dolomedes plantarius (1:1b).

PflanzenÄstiger Rautenfarn (Botrychium matricariifolium) (1:1b); Einfache Mondraute (Botrychium simplex) (1:1c); Frauenschuh (Cypripedium calceo-lus) (1:1a, 1c); Froschkraut (Luronium natans) (1:1c); Glanzkraut (Liparis loeselii) (1:1a, 1c); Kriechender Sellerie (Apium repens) (1:1c); Was-ser-Lobelie (Lobelia dortmanna) (1:1b); Zarter Gauchheil (Anagallis tenella) (1:1b).

Legende:1: Streng geschützte Art; 1a: Anhang A EUArtSchV; 1b: Anlage 1, Spalte 3 BArtSchV; 1c: Anhang IV FFH-RL3: Europäische Vogelart; 3a: Anhang I VS-RL; 3b: Art. 4 (2) VS-RL

Tab. 1: Für Nordrhein-Westfalen regelmäßig auftretende, planungsrelevante „Streng geschützte Arten“ und „Europäische Vogel-arten“, die bei der artenschutzrechtlichen Prüfung in Fachplanungen zu beachten sind.

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ten, wobei zum Teil komplette Familienoder Gattungen in das Schutzregime miteinbezogen wurden. Bei den Schmetterlin-gen gilt dies zum Beispiel für alle Bläulin-ge der Gattungen Lycaena, Maculinea,Plebeius und Polyommatus, für alle Perl-mutterfalter (Argynnis, Boloria), Gelblin-ge (Colias), Mohrenfalter (Erebia) sowiefür alle Dickkopffalter (Carcharodus, Pyr-gus), Schwärmer (Hyles) und Widderchen(Zygaena). Unter den Hautflüglern zählenalle Bienen und Hummeln sowie alle Krei-selwespen (Bembix) und Knopfhornwes-pen (Cimbex) pauschal zu den besondersgeschützten Arten ebenso wie bei den Kä-fern nahezu alle Bockkäfer, Prachtkäfer,Schröter und Laufkäfer (Carabus). Inner-halb der Libellen wurden alle heimischenArten zu besonders geschützten Arten er-klärt.Bei den Farn- und Blütenpflanzen sindzahlreiche einzelne Arten sowie einzelneGattungen und Familien besonders ge-schützt. Neben allen Orchideen gilt letzte-res unter anderem für alle Bärlappgewäch-se und Enziane der Gattungen Gentianaund Gentianella. Darüber hinaus zähleninnerhalb der Moose alle Torfmoose(Sphagnum) zu den besonders geschütztenArten.Zusammenfassend ist für die Planungspra-xis festzustellen, dass die besonders ge-schützten Arten bei Eingriffsvorhaben inihrer Gesamtheit kaum bewältigt werdenkönnen. Bereits im Rahmen der Grund-lagenerhebungen zu Flora und Fauna

erscheinen systematische Bestandserfas-sungen aller besonders geschützten Artensowohl aus methodischen als auch aus ar-beitsökonomischen und finanziellen Grün-den nicht leistbar. Sofern konkrete Hin-weise auf Vorkommen von besonders ge-schützten Arten vorliegen, die in der RotenListe der gefährdeten Pflanzen und Tiere inNRW (LÖBF/LAfAO 1999) in eine Ge-fährdungskategorie eingestuft sind (RL-Kategorien 0, 1, R, 2, 3, I), sollten aller-dings gezielte Erkundigungen zu diesenArten eingeholt werden.

Europäische Vogelarten in NRWBei den europäischen Vogelarten wird in § 10 BNatSchG auf Artikel 1 der VS-RLverwiesen. Demzufolge handelt es sichhierbei um alle wildlebenden Vogelarten,die in Europa heimisch sind. Insofernwären nicht allein die seltenen Arten zuberücksichtigen sondern auch sehr häufigeArten wie Kohlmeise, Rotkehlchen oderAmsel.In Artikel 4 der VS-RL werden bestimmteVogelarten besonders hervorgehoben, fürdie besondere Schutzgebiete ausgewiesenwerden müssen. Zum einen handelt es sichhierbei um vom Aussterben bedrohte Ar-ten, gegenüber Lebensraumveränderungenempfindliche Arten oder solche mit einemeingeschränkten Verbreitungsgebiet. DieseVogelarten sind in Anhang I der VS-RLaufgeführt. Darüber hinaus sind auch füralle Zugvogelarten und deren Brut-, Mau-

ser-, Überwinterungs- und Rastgebiete beider Wanderung entsprechende Schutzge-biete auszuweisen (Artikel 4 (2) VS-RL),wobei die VS-RL insbesondere auf denSchutz der Feuchtgebiete abzielt. Eine ersteÜbersicht der in NRW relevanten Zug-vogelarten wurde von BROCKSIEPER &WOIKE (1999) zusammengestellt.In Nordrhein-Westfalen lassen sich insge-samt 85 regelmäßig vorkommende Vogel-arten den beiden zuvor genannten Katego-rien der VS-RL zuordnen (49 Arten AnhangI VS-RL, 36 Arten Art. 4 (2) VS-RL). Beider Prüfung der artenschutzrechtlichen Be-lange im Zuge eines Eingriffsvorhabenssollte der Schwerpunkt zum einen auf dieseArten sowie auf die streng geschützten Vo-gelarten gelegt werden. Unter den sonsti-gen „nur“ besonders geschützten euro-päischen Vogelarten sollten darüber hinausalle Rote Liste-Arten der Gefährdungskate-gorien 0, 1, R, 2, 3, I sowie Koloniebrütermit einbezogen werden. Insgesamt könnendamit 128 europäische Vogelarten derzeitals planungsrelevant in ganz NRW ange-sehen werden (vgl. Tabelle 1). Darüberhinaus sollte eine landesweit aktuell nichtgefährdete Vogelart immer dann berück-sichtigt werden, wenn die entsprechendeArt zumindest im betroffenen Naturraum ineiner der genannten Gefährdungskatego-rien eingestuft wurde. Aus arbeitsökonomi-schen und finanziellen Gründen erscheintes angebracht, im konkreten Planungsfalldie Grundlagenerhebungen zur Avifaunaim Hinblick auf den Artenschutz auf die zu-vor genannten Arten zu konzentrieren.

§ 19 (3) BNatSchG – fachliche Anforderungen undPrüfverfahrenIm Rahmen der Eingriffsregelung ist nach§ 19 (3) BNatSchG festzustellen, ob alsFolge eines Eingriffs Biotope zerstört wer-den, die für dort wild lebende Tiere undwild wachsende Pflanzen der streng ge-schützten Arten nicht ersetzbar sind. Wer-den derartige Biotope zerstört, ist der Ein-griff unzulässig. Ausnahmen können nurdann zugelassen werden, wenn der Engriffaus zwingenden Gründen des überwiegen-den öffentlichen Interesses gerechtfertigtist. Dieser in Satz 2 des § 19 (3) neu instal-lierte Prüfauftrag ergänzt die bisherige Ab-wägungsklausel um die Belange des Ar-tenschutzes und muss als eine vom Ge-setzgeber gewollte Verschärfung der Zu-lassungsvoraussetzungen für ein Vorhabenangesehen werden (LUTZ & HER-MANNS 2003).Einige der in § 19 (3) verwendeten Begrif-fe erfordern aus naturschutzfachlicherSicht eine inhaltliche Konkretisierung.Insbesondere ist zu klären, wie die Be-griffe Biotop, Zerstörung und Ersetzbar-keit im Sinne des § 19 (3) zu verstehensind.

Artenschutz

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist eine von zwölf streng geschützten Schmet-terlingsarten in Nordrhein-Westfalen Foto: J. Hillig

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Der Biotopbegriff und die lokalePopulationBiotope werden in § 10 (1) Nr. 2 BNat-SchG allgemein als Lebensstätten und Le-bensräume wild lebender Tiere und Pflan-zen definiert. Exakter lässt sich ein Biotopi.S. des § 19 (3) umschreiben als ein Le-bensraumgefüge von Teilhabitaten undHabitatstrukturen inklusive biotischer undabiotischer Lebensraumfunktionen, dasvon Individuen einer lokalen Populationgenutzt wird. Eine lokale Population ist indiesem Zusammenhang die Gesamtheitaller Individuen einer Art, die eine räum-lich abgrenzbare Fortpflanzungs- oderÜberdauerungsgemeinschaft bilden. Die konkrete räumliche Abgrenzung einesBiotops sowie die Abgrenzung einer loka-len Population sind in den seltensten Fäl-len deckungsgleich. Insbesondere bei Ar-ten mit einem großen Raumanspruch kanndie gesamte lokale Population deutlichüber den Bereich eines Biotops hinausge-hen. Umgekehrt kann bei Arten mit einemsehr kleinen Raumanspruch oder bei weit-gehend immobilen Arten das Vorkommeneiner lokalen Population allein auf denTeilbereich eines Biotops beschränkt sein.Entscheidend sind vor allem die artspezifi-schen Raumansprüche (z.B. Mobilität, Ak-tionsradien), die charakteristischen Vertei-lungsmuster (z.B. Kolonien, Reviere, Ter-ritorien) aber auch die regionaltypischenBestandsdichten und Häufigkeiten einerArt. Dabei können erhebliche Unterschie-de zwischen Populationen im Verbrei-tungszentrum oder am Arealrand einer Artauftreten.Darüber hinaus sind zeitlich und räumlichwechselnde Nutzungsmuster von Indivi-duen und Populationen zu berücksichti-gen. So kann bei Arten, deren Individuenregelmäßig unterschiedliche Teilhabitatenutzen, der einzelne Biotop nur einen klei-nen Ausschnitt des insgesamt im Verlaufdes Lebenszyklus genutzten Habitatspek-trums darstellen. Dies gilt beispielsweisefür Arten mit räumlich getrennten Som-mer- und Winterlebensräumen (z.B. Fle-dermäuse, Amphibien), für wandernde Ar-ten mit traditionellen Rast-, Nahrungs- undSchlafplätzen (z.B. Zugvogelarten) sowiefür mobile Arten, die bestimmte Flugwegeund Wanderkorridore nutzen (z.B. Fleder-mäuse, Amphibien). Zeitlich variierendeRaumnutzungsmuster ganzer Populati-onen treten bei solchen Arten auf, dieMetapopulationen ausbilden. Für zahlrei-che Insektenarten (z.B. Ameisenbläulinge,Eremit) ist belegt, dass eine einzelne Po-pulation aus mehreren miteinander ver-bundenen Teilpopulationen bestehen kann.

Zerstörung von BiotopenEin Biotop kann als zerstört angesehenwerden, wenn Teilhabitate, Habitatstruktu-ren oder biotische beziehungsweise abioti-sche Lebensraumfunktionen, die für die

Individuen einer lokalen Population essen-tiell sind, dauerhaft vernichtet werden. Imkonkreten Planungsfall wäre zunächst fest-zustellen, welche Habitatqualitäten für dielokale Population einer streng geschütztenArt essentiell sind und welche nicht. So-fern derartige Habitatqualitäten als Folgedes Eingriffs nicht mehr zur Verfügung ste-hen, liegt eine Zerstörung des Biotops vor.Dabei muss mit dem Eingriff ein irrever-sibler und nachhaltiger Verlust der Habitat-eignung einhergehen (ALBIG et al. 2003,BREUER 2002). Da ein Biotop sowohl einzelne Individuenals auch ganze lokale Populationen be-herbergen kann, wirkt sich jede Biotop-zerstörung auf individueller und aufpopulationsbiologischer Ebene zugleichaus. Je nach dem artspezifischen Rauman-spruch können sich unterschiedliche Kon-sequenzen auf der Ebene der lokalen Po-pulation ergeben. Bei Arten mit einem großen Rauman-spruch (z.B. Eisvogel) wirkt sich die klein-räumige Zerstörung eines Nahrungshabi-tats vordergründig betrachtet nur auf daseinzelne Individuum aus, indem der indi-viduelle Nahrungserwerb nachhaltig ein-geschränkt wird. Handelt es sich dabeiaber zugleich um eine landesweit selteneArt oder um eine Art mit einer regionalniedrigen Populationsdichte, kann die Ein-schränkung des einzelnen Individuums

zugleich auch den Fortbestand der gesam-ten lokalen Population gefährden. BeiArten mit einem vergleichsweise klei-nen Raumanspruch (z.B. Helmazurjung-fer, Edelkrebs) kann derselbe Lebensraumbereits eine gesamte lokale Population be-herbergen. In diesem Fall würde die Zer-störung des Biotops unmittelbar den Fort-bestand der Population gefährden.An den zuvor genannten Beispielen wirddeutlich, dass jede Eingriffsplanung nureinzelfallbezogen beurteilt werden kann.Darüber hinaus kann es aus naturschutz-fachlicher Sicht sinnvoll sein, im Rahmender Abwägung nach § 19 (3) den Blickvom Individuum auf die lokale Populationeiner Art auszudehnen. In diesem Sinneverfolgen auch ALBIG et al. (2003) beiihrer naturschutzfachlichen Interpretationdes § 19 (3) einen populationsbiologischenAnsatz.

Ersetzbarkeit von BiotopenLUTZ & HERMANNS (2003) weisen zuRecht darauf hin, dass bei der Ersetzbar-keit im Sinne des § 19 (3) der üblicherwei-se im Rahmen der Eingriffsregelung ver-wendete Ersatzbegriff nicht zugrunde ge-legt werden darf. So geht es keinesfalls umdie rein theoretische Möglichkeit einertechnischen Kompensation von Biotopver-lusten. Vielmehr stellt sich die Frage, in-

Nur acht Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen unterliegen dem strengen Artenschutz –unter ihnen der seltene Frauenschuh. Foto: M. Woike

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wiefern die im Biotop lebenden Individuenin der Lage sind, den Lebensraumverlustvor Ort durch ein Ausweichen tatsächlichzu kompensieren. Vor diesem Hintergrundkann ein Biotop als ersetzbar bezeichnetwerden, wenn die Individuen der lokalenPopulation außerhalb des zerstörten Bio-tops geeignete Teilhabitate oder Habitat-strukturen vorfinden, in die sie erfolgreichausweichen können. Derartige Ausweichhabitate können aus-nahmsweise bereits vorhandene, vor allemaber neu geschaffene Biotope sein. In jedemFall müssen sie für die betroffenen Indivi-duen zeitnah zur Verfügung stehen. Die Er-setzbarkeit eines Biotops kann deshalb auchan die Bedingung geknüpft sein, dass ent-sprechende Maßnahmen zur Herrichtung ei-nes Ausweichbiotops dem Eingriff zeitlichvorausgehen (BREUER 2002). Zugleichmuss der neue Lebensraum über geeigneteAusbreitungskorridore in einer angemesse-nen Entfernung zu erreichen sein.Selbst wenn potentiell geeignete Aus-weichhabitate zeitnah verfügbar sind, kannein Biotop dennoch nicht ersetzbar sein,solange die Individuen unter den gegebe-nen Bedingungen nicht in der Lage sind,erfolgreich auszuweichen. Dies hängt inerster Linie vom artspezifischen Aus-

weichvermögen aber auch von den unter-schiedlichen Entwicklungsstadien ab. Zuberücksichtigen sind hierbei die charakte-ristische Mobilität beziehungsweise Sessi-lität eines Organismus, die jeweilige Aus-prägung einer Orts- beziehungsweise Re-viertreue sowie jahreszeitliche Aspekte. Sosind alle Pflanzen (z.B. Frauenschuh) so-wie die Muscheln (z.B. Gemeine Fluss-muschel, Flussperlmuschel) aufgrund ih-rer fehlenden Mobilität nicht in der Lageaus eigener Kraft auszuweichen. Auchvermeintlich mobile Organismen, wieSchmetterlinge, Käfer oder Libellen sindüber weite Strecken ihres Lebenszyklusnahezu immobil, sobald sie als Eier, Lar-ven, Raupen oder Puppen auftreten. Beiden Amphibien zeigen einige Arten einehohe Laichgewässertreue (z.B. Kamm-molch), so dass in diesen Fällen ein aktivesUmsiedeln der gesamten lokalen Popula-tion in ein Ausweichhabitat nur einge-schränkt möglich ist.Grundsätzlich darf auch nicht außer Achtgelassen werden, dass im potentiellen Aus-weichhabitat bereits eine andere lokalePopulation der betreffenden Art existierenkönnte. Infolge einer künstlich erhöhtenIndividuendichte könnten Konkurrenzphä-nomene indirekt zu erheblichen Bestands-

verlusten führen, was den Sinn der neuenartenschutzrechtlichen Regelung prinzipi-ell in Frage stellen würde. Aus diesemGrund ist im Planungsfall auch zu klären,in wie fern eine im Ausweichhabitat be-reits vorhandenen Population möglicher-weise beeinträchtigt wird.Insgesamt kann ein Biotop also nur dannals ersetzbar bezeichnet werden, wennnach der Zerstörung und dem erfolgrei-chen Ausweichen der Individuen der dau-erhafte Fortbestand der lokalen Populationgewährleistet bleibt.

Operationalisiertes PrüfverfahrenEin Vorschlag für die im Rahmen der Ein-griffsregelung zu leistende Prüfung der Ar-tenschutzbelange nach § 19 (3) BNatSchGist in Abbildung 2 (oben, grüne Kästen)schematisch dargestellt. Dieser Teil desPrüfprogramms ist allein auf die streng ge-schützten Arten anzuwenden. Bezüglichder Ersetzbarkeit eines Biotops sind dabeiinsgesamt vier Fragen zu beantworten. So-bald eine der vier Bedingungen nicht er-füllt werden kann, ist davon auszugehen,dass der Biotop für die lokale Populationnicht ersetzbar zerstört wird. In diesen Fäl-len schließt sich zwangsläufig eine Aus-

Artenschutz

(4) Wird ein Biotop zerstört, der von Individuen einer streng geschützten Art genutzt wird?

(5) Ist ein Ausweichhabitat vorhanden?

(6) Lässt sich ein Ausweich-habitat zeitnah herrichten?

(7) Können die Individuen erfolgreich ausweichen?

(9) Bleibt die lokale Population dauerhaft erhalten?

nein nein

nein

nein

nein

nein

ja

ja

ja

ja

(8) Werden im Ausweichhabitat Individuen verdrängt?

ja

(10) Gibt es zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses, die den Eingriff rechtfertigen?

nein

Frage (11)

unzulässig (i.S. § 19 (3))

(11a) Werden Tiere verletzt, getötet bzw. Pflanzen beschädigt, vernichtet? (11b) Werden Nist-, Brut- Wohn- oder Zufluchtsstätten beschädigt od. zerstört?(11c) Werden Tiere gestört bzw. Pflan-zenstandorte beeinträchtigt od. zerstört?

(12) Ist die Handlung erheblich? (i.S. populationsrelevante Fitness)

(15) Gibt es zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses (FFH-RL od. VS-RL) die den Eingriff rechtfertigen?

nein1,2,3 ja

nein

nein

(14) Bleibt die Population im günstigen Erhaltungszustand?

(13) Gibt es eine alternative Lösung? ja

ja

nein

ja

ja1c,3

ja

(2) Besonders geschützte Art? (2a) Anhang B EUArtSchV (2b) Anl. 1, Sp. 2 BArtSchV

(1) Streng geschützte Art? (1a) Anhang A EUArtSchV (1b) Anl. 1, Sp. 3 BArtSchV (1c) Anhang IV FFH-RL

(3) Europäische Vogelart? nein

unzulässig (i.S. § 62)

zulässig (Befreiung i.S. § 62)

ja1a,1b,2 alternative Lösung Fragen (1),(2),(3)

zulässig (i.S. § 42)

zulässig (i.S. § 42)

unzulässig (i.S. § 62)

zulässig (Befreiung i.S. § 62)

ja

1, 2, 3

1, 2, 3

1, 3

Frage (11)

Frage (11)

1

Abb. 2: Prüfschema zu § 19 (3) BNatSchG (Frage 4 bis 10, grüne Kästen) und § 42 (1) BNatSchG (Frage 11 bis 15, blaue Kästen) im Rahmen der Eingriffsregelung.

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nahmeprüfung an, bei der zu klären ist, obzwingende Gründe des überwiegenden öf-fentlichen Interesses vorliegen, die denEingriff rechtfertigen. Sofern sich der Ein-griff im Sinne des § 19 (3) BNatSchG alszulässig erweist, schließen sich unmittel-bar die artenschutzrechtlichen Prüfschrittenach § 42 (1) BNatSchG an.

§ 42 (1) BNatSchG – fachliche Anforderungen undPrüfverfahrenIn § 42 (1) BNatSchG ist ein umfassenderKatalog an Handlungen aufgeführt, die imSinne des Artenschutzes als Verbote gel-ten. So ist es beispielsweise verboten, wildlebende Tiere der besonders geschütztenArten zu verletzen oder zu töten sowie be-sonders geschützte Pflanzen zu beschädi-gen oder zu vernichten. Zu den Verbotenzählt auch die Beschädigung oder Zer-störung von Nist-, Brut-, Wohn- oder Zu-fluchtsstätten der besonders geschütztenTiere. Weiterhin dürfen wild lebende Tiereder streng geschützten Arten und der euro-päischen Vogelarten nicht durch bestimm-te Handlungen gestört werden. Ebensodürfen die Standorte streng geschützterPflanzenarten nicht durch bestimmteHandlungen beeinträchtigt oder zerstörtwerden.

Die Erheblichkeit von Handlungenund der biologische FitnessbegriffGrundsätzlich kann unterstellt werden,dass bei fast allen Eingriffen in Natur undLandschaft einer der vier zuvor genanntenVerbotstatbestände erfüllt sein dürfte.Allerdings können sich durch die betref-fenden Handlungen recht unterschiedlicheKonsequenzen für das konkrete Individu-um ergeben. So besteht durchaus ein qua-litativer Unterschied zwischen der tem-porären Störung oder der endgültigen Ver-nichtung eines Organismus beziehungs-weise seines Lebensraumes. Aus diesemGrund sollte bei der artenschutzfachlichenInterpretation des § 42 die Frage in denVordergrund rücken, mit welcher Erheb-lichkeit sich eine Handlung auf das Indivi-duum auswirkt (WACHTER et al. 2004).Als geeigneter Parameter bietet sich hier-für aus naturschutzfachlicher Sicht der bio-logische Fitnessbegriff an. Handlungen in Verbindung mit einem Ein-griff in Natur und Landschaft ließen sichim Sinne des § 42 (1) als erheblich ein-schätzen, wenn die Fitness der betroffenenIndividuen populationsrelevant verringertwird. Die Fitness eines Individuums ist derrelative Beitrag des Individuums zum Gen-pool der Folgegeneration. Sie kann auchals Anteil des Individuums und seinerNachkommenschaft an der gesamten loka-len Population umschrieben werden. Der größte denkbare Fitnessverlust ergibt

sich für einen Organismus durch dessenTötung. Ansonsten wirken sich reineStörungen oder Lebensraumveränderun-gen eher indirekt aus, wobei der Zeitpunktund die Dauer des Eingriffs eine großeRolle spielt. So stellt die gesamte Fort-pflanzungszeit für jeden Organismus einebesonders sensible Lebensphase dar.Darüber hinaus können sich relevante Fit-nessverluste aber auch außerhalb der Re-produktionszeit durch Störungen in Win-terquartieren (z.B. Fledermäuse) oder anRastplätzen (z.B. Zugvögel) zutragen. Ins-gesamt ist auch hier entscheidend, ob dievom Eingriff betroffene Art zu den eherseltenen oder häufigen Arten zählt, da ein-griffsbedingte Störungen oder Lebens-raumverluste insbesondere bei einer selte-nen Art zu einem nennenswerten Fitness-verlust führen können.

Operationalisiertes PrüfverfahrenIn Abbildung 2 (unten, blaue Kästen) fin-det sich ein Vorschlag für die fachlichenPrüfschritte des speziellen Artenschutzesnach § 42 (1) BNatSchG. Neben den strenggeschützten Arten sind bei diesem Prüf-programm auch die besonders geschütztenArten sowie die europäischen Vogelartenzu berücksichtigen. Bei allen besonders und streng geschütztenArten, die „nur“ in der Bundesartenschutz-verordnung oder der EU-Artenschutzver-ordnung aufgeführt sind, ist bei popula-tionsrelevanten Handlungen im Sinne derVerbote nach § 42 (1) BNatschG eine Be-freiung nach § 62 BNatSchG erforderlich(GASSNER 2004). Sofern es sich jedochum eine streng geschützte Art des AnhangIV der FFH-Richtlinie oder um eine eu-ropäische Vogelart handelt, schließt sichzwangsläufig die Prüfung alternativer Lö-sungen nach Artikel 16 (1) FFH-RL bezie-hungsweise nach Artikel 9 (1) VS-RL an.Sofern es keine andere zufriedenstellendeLösung gibt, wäre im Rahmen dieses Ab-weichungsverfahrens zu klären, in wie fernsich der Erhaltungszustand der Populationverschlechtert (vgl. Artikel 16 (1) FFH-RLbeziehungsweise Artikel 13 VS-RL) undob gegebenenfalls zwingende Gründe desüberwiegenden öffentlichen Interessesvorliegen, die den Eingriff rechtfertigen(vgl. Artikel 16 (1) FFH-RL beziehungs-weise Artikel 9 (1) VS-RL). Nur für denFall, dass es keine alternative Lösung gibt,die Population in einem günstigen Erhal-tungszustand verbleibt und zwingendeGründe des überwiegenden öffentlichenInteresses für das Vorhaben vorliegen, wä-re eine Befreiung nach § 62 BNatSchGmöglich.

LiteraturALBIG, A., HAACKS, M. & PESCHEL, R.2003: Streng geschützte Arten als neuer Tatbe-stand in der Eingriffsregelung – wann gilt ein

Lebensraum als zerstört? Naturschutz undLandschaftsplanung 35 (4), 126–128.BREUER, W. 2002: Die Eingriffsregelung nachdem neuen Bundesnaturschutzgesetz – Konse-quenzen für die Praxis? UVP-Report 3, 100–1004.BROCKSIEPER, R. & WOIKE, M. 1999: Kri-terien zur Auswahl der FFH- und Vogelschutz-gebiete für das europäische Schutzgebietssy-stem „NATURA 2000“, LÖBF-Mitteilungen1999 (2): 15-26.GASSNER, E. 2004: Die Zulassung von Ein-griffen trotz artenschutzrechtlicher Verbote.Natur und Recht 26 (9), 560–564.GELLERMANN, M. 2003: Artenschutz in derFachplanung und der kommunalen Bauleitpla-nung. Natur und Recht 25 (7), 385–394.GELLERMANN, M. 2004: Artenschutz undEngriffsregelung. Zeitschrift für Umweltrecht14 (2): 87–90. LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BO-DENORDNUNG UND FORSTEN/LANDES-AMT FÜR AGRARORDNUNG NRW (Hrsg.)(1999): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen undTiere in Nordrhein-Westfalen, 3. Fassg. LÖBF-Schriftenreihe 17, 644 S.LOUIS, H. W. 2004: Artenschutz in der Fach-planung. Natur und Recht 26 (9), 557–559.LOUIS, H. W. & WEIHRICH, D. 2003: DasVerhältnis der naturschutzrechtlichen Ein-griffsregelung zu den speziellen Artenschutzre-gelungen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie.Zeitschrift für Umweltrecht 13 (6): 385–389.LUTZ, K. & HERMANNS, P. 2003: Streng ge-schützte Arten in der Eingriffsregelung. Natur-schutz und Landschaftsplanung 35 (6), 190–191.WACHTER, T., LÜTTMANN, J. & MÜLLER-PFANNENSTIEL 2004: Berücksichtigung vongeschützten Arten bei Eingriffen in Natur undLandschaft. Naturschutz und Landschaftspla-nung 36 (12), 371–377.

Anschrift des VerfassersDr. Ernst-Friedrich KielLÖBF NRWDezernat: Artenschutz, VogelschutzwarteCastroper Straße 3045665 RecklinghausenE-Mail: [email protected] www.loebf.nrw.de

ZusammenfassungDie Belange des Artenschutzes müssenseit der Novellierung des Bundesnatur-schutzgesetzes im März 2002 bei allenEingriffsplanungen verstärkt berück-sichtigt werden. Dabei sind drei Katego-rien zu beachten: Besonders geschützteArten, streng geschützte Arten sowieeuropäische Vogelarten. Im vorliegen-den Beitrag werden die für Nordrhein-Westfalen i. S. des Artenschutzrechtesplanungsrelevanten Tier- und Pflanzen-arten vorgestellt. Für die planerischePraxis wird ein Prüfprogramm vorge-schlagen, das alle erforderlichen Prüf-schritte nach § 19 (3) BNatSchG und § 42 (1) BNatSchG beinhaltet.

Artenschutz

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18 LÖBF-Mitteilungen 1/05

Das Fachinformationssystem „FFH-Arten und europäische Vogelarten“berücksichtigt alle in NRW vor-

kommenden Arten nach Anhang II und An-hang IV der Flora-Fauna-Habitat-Richt-linie (FFH-RL, Richtlinie 92/43/EWG) so-wie die europäischen Vogelarten nach Ar-tikel 1 der Vogelschutz-Richtlinie (VS-RL,Richtlinie 79/409/EWG). Das Infosystemist als eigenständiger Baustein in den seitdem Jahr 2000 bestehenden Internetauftritt„NATURA 2000“ eingebunden. Auf dieseWeise stehen alle wesentlichen Fachinfor-mationen zum Themenkomplex „FFH-und Vogelschutzgebiete und -Arten“ untereinem gemeinsamen Dach zur Verfügung.Man gelangt entweder über die LÖBF-Homepage unter der Rubrik „Daten &Fakten“ oder direkt über die NATURA2000-Seite unter dem Link „Die Arten“ zuden neuen Fachinformationen (www.loebf.nrw.de/Willkommen/DatenFakten/index.html oder www.natura2000.munlv.nrw.de/fachdoku/ffh-arten/index.htm).

Fachinformationssystem „FFH-Arten und europäische Vogelarten“Das Infosystem besteht aus verschiedenenElementen, zu denen der Benutzer übereinfach zu bedienende Linkleisten per„Mausklick“ gelangt. In einer Einführungwerden die gesetzlichen Grundlagen derFFH-Arten und der europäischen Vogel-arten kurz dargestellt. Darüber hinaus fin-den sich hier auch Angaben zur Berück-sichtigung der Arten bei Eingriffsplanun-gen. Entsprechend ihrer taxonomischenZugehörigkeit werden alle in NRW vor-kommenden FFH-Arten sowie alle rele-vanten europäischen Vogelarten in über-sichtlichen Artenlisten tabellarisch zusam-mengefasst. Hier sind die Arten den An-hängen bzw. Schutzkategorien der jeweili-gen Richtlinie zugeordnet. Neben dem ak-tuellen Rote-Liste-Status finden sich wei-tere Angaben zur derzeitigen Bestands-

situation in NRW. Über diese Tabellen ge-langt man schließlich per Link zu umfang-reichen Fachinformationen zu den einzel-nen Arten. In einer Kurzbeschreibung werden dieArten mit einem prägnanten Text sowie miteinem charakteristischen Foto kurz vorge-stellt. Daneben sind in einer Steckbrief-tabelle alle wesentlichen Informationen zudem Lebenszyklus, der Populationsbiolo-gie, den Lebensraumansprüchen und derVerbreitung der Art aufbereitet. Weiterhinwerden zu jeder Art die maßgeblichen Ge-fährdungsursachen sowie allgemeineSchutzziele und spezielle Pflegemaßnah-men vorgestellt. Unter der Rubrik „Gebie-

te“ werden alle FFH- bzw. Vogelschutz-Gebiete aufgelistet, in denen die betreffen-de Art in NRW gemeldet wurde. An dieserStelle besteht eine Verknüpfung zu denanderen Bausteinen des „NATURA 2000“-Infosystems, indem eine Verlinkung mitden Gebietsbeschreibungen realisiert wur-de. Zusätzlich werden die gemeldeten Ge-biete in einer NRW-Karte als grobe Fund-punkte dargestellt, die ebenfalls mit denGebietsbeschreibungen „verlinkt“ sind. Dadiese Karten bei jeder Anfrage aus dem ak-tuellen Datenbestand des Geoservers derLÖBF neu generiert werden, ist bei demAufbau der Karten bisweilen mit einer zeit-lichen Verzögerung zu rechnen.

ArtenschutzErnst-Friedrich Kiel

Fachinformationssystemezum Artenschutz in NRWZwei neue Fachinformationssysteme der LÖBF im Internet

Mit der Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz-Richtlinie sowie mit denneuen gesetzlichen Vorgaben zu den streng geschützten Arten nach § 19 (3) Bundesnaturschutzgesetz(BNatSchG) hat der Artenschutzgedanke einen Aufschwung erfahren. Mit dieser Entwicklung verbundenist zwangsläufig auch ein zunehmender Bedarf nach Fachinformationen zu den betreffenden Arten. Um diese Informationslücke zu schließen, hat die Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und For-sten NRW zwei Fachinformationssysteme entwickelt, die im Internet für jeden Nutzer verfügbar sind.

Abb. 1: Screenshot Fachinformationssystem FFH-Arten und europäische Vogelarten.

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19LÖBF-Mitteilungen 1/05

Was die Veröffentlichung sensibler Datenanbelangt, wie beispielsweise Standorteseltener Arten oder Angaben von Popula-tionsgrößen, ist darauf hinzuweisen, dassin dem Fachinformationssystem aus-schließlich Daten verwendet wurden, dieüber die Standard-Datenbögen für jeder-mann zugänglich sind. Allerdings wurdezum Schutz ausgewählter Pflanzenarten,wie dem Frauenschuh oder dem Sumpf-Glanzkraut, im Einzelfall bewusst auf einezusammenfassende Veröffentlichung derVorkommen in NRW verzichtet.Das Fachinformationssystem „FFH-Artenund europäische Vogelarten“ wird in denkommenden Monaten nach und nach wei-ter ausgebaut werden. In einer ersten Stufeliegen bis Ende 2004 die Beschreibungenvon 38 FFH-Arten des Anhangs II vor. AbMitte 2005 folgen 32 Anhang IV-Artensowie 56 ausgewählte, planungsrelevanteVogelarten mit eigenen Artbeschreibungen.

Fachinformationssystem„Streng geschützte Arten“ Mit dem zweiten Fachinformationssystem„Streng geschützte Arten“ hat das LandNRW bundesweit Neuland betreten. Erst-malig werden für ein Bundesland alle Ar-ten, die nach § 10 Abs. 2 Nr. 11 BNatSchGdem strengen Artenschutz unterliegen, ineinem zusammenfassenden Informations-system aufbereitet. Zu diesen neuen Fach-informationen gelangt man direkt über dieLÖBF-Homepage unter der Rubrik „Daten& Fakten“ (www.loebf.nrw.de/Willkom-men/DatenFakten/index.html).Eingeleitet wird das Informationssystemmit einer kurzen Darstellung der gesetz-lichen Grundlagen sowie der Bedeutungder streng geschützten Arten für die Pla-nungspraxis. In diesem Zusammenhangwird auch auf die neuen artenschutzrecht-lichen Prüfschritte im Rahmen der Ein-griffsregelung nach § 19 (3) BNatSchGsowie auf die allgemeinen Verbote desArtenschutzes nach § 42 BNatSchG ver-wiesen.Kernstück der Fachinformation sind voll-ständige Listen aller in NRW aktuell undhistorisch vorkommenden streng ge-schützten Arten. Dabei werden die Artenjeweils nach ihrer taxonomischen Zu-gehörigkeit zusammengestellt. In den Ar-tenlisten findet sich zum einen die Angabe,warum eine Art als streng geschützte Artgilt (Anlage 1, Spalte 3 der Bundesarten-schutzverordnung, Anhang A der EU-Ar-tenschutzverordnung oder Anhang IV derFFH-Richtlinie). Darüber hinaus wird fürjede Art der Rote-Liste-Status sowie beiden ausgestorbenen Arten auch der letztebekannte Nachweis in NRW angegeben.Anhand dieser Daten lässt sich die aktuel-le Präsenz der einzelnen Arten in NRW miteinem schnellen Überblick beurteilen.Speziell für die planerische Praxis bei Ein-griffsvorhaben erschien eine weitere Re-

duktion der umfangreichen Artenlisten an-gebracht. Aus diesem Grund wurden diestreng geschützten Arten bezogen auf ihreVorkommen in den sechs Naturräumen inNRW ausgewertet. Gleichzeitig wurdenalle Arten auf 24 übergeordnete Lebens-raumtypen verteilt, in denen sie in NRWangetroffen werden können. Auf dieseWeise lässt sich nun unter der Rubrik„Listen für Naturräume in NRW“ für jedenNaturraum separat ermitteln, in welchenBiotopen welche streng geschützten Artenzu erwarten sind. Ab Mitte 2005 ist auchfür dieses Fachinformationssystem ge-plant, alle streng geschützten Arten miteigenen Artbeschreibungen vorzustellen.

Zielgruppen derInformationssystemeZu den Zielgruppen der beiden Informa-tionssysteme zählen alle Personen undInstitutionen in NRW, die sich mit der The-matik „FFH- und Vogelarten“ oder mit den„streng geschützten Arten“ beruflich, eh-renamtlich oder auch privat auseinander-setzen. Insofern war der Leitgedanke beider Umsetzung der Fachinformationen,das Informationsangebot an den Bedürf-nissen verschiedener Nutzergruppen aus-zurichten. So sollen für Eingriffsplanun-gen oder auch für die Erstellung von Pfle-ge- und Entwicklungsplänen alle wesent-lichen Angaben zur Biologie und denLebensraumansprüchen der planungsrele-vanten Arten schnell und übersichtlich ver-fügbar sein. Entsprechende Nutzer sinddiesbezüglich Landschaftsbehörden, Pla-nungsbehörden, Planungsbüros, Biologi-

sche Stationen und Naturschutzverbände.Gleichzeitig ist das Angebot aber auch zurallgemeinen Information der Bevölkerunggedacht. Daher wurde viel Wert darauf ge-legt, die Arten möglichst anschaulich undauch für den Laien verständlich zu präsen-tieren.

Anschrift des VerfassersDr. Ernst-Friedrich KielLÖBF NRWDezernat: Artenschutz, VogelschutzwarteCastroper Straße 3045665 RecklinghausenE-Mail: [email protected] www.loebf.nrw.de

ZusammenfassungMit der FFH-Richtlinie und der Vogel-schutz-Richtlinie sowie mit neuen Geset-zesvorgaben zu den streng geschütztenArten hat sich ein zunehmender Bedarfnach Fachinformationen im Bereich desArtenschutzes ergeben. Die Landesan-stalt für Ökologie, Bodenordnung undForsten NRW hat zwei Fachinformati-onssysteme entwickelt, die in diesemBeitrag vorgestellt werden: „FFH-Artenund europäische Vogelarten“ sowie„Streng geschützte Arten“. Im Internetstehen die Fachinformationen auf derLÖBF-Homepage („Daten & Fakten“)oder auf der NATURA 2000-Seite („DieArten“) zur Verfügung (www.loebf.nrw.de/Willkommen/DatenFakten/index.html oder www.natura2000.munlv.nrw.de/fachdoku/ffh-arten/index.htm).

Abb. 2: Screenshot Fachinformationssystem Streng geschützte Arten.

Artenschutz

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20 LÖBF-Mitteilungen 1/05

In Nordrhein-Westfalen kommen vonNatur aus die in ganz Mitteleuropa hei-mischen drei Ulmenarten vor. Es sind

dies die Bergulme (ulmus glabra), dieFeldulme (ulmus minor) und die Flatter-ulme (ulmus laevis). Diese drei Ulmen-arten werden der Gattung Ulmus zuge-ordnet, gehören aber unterschiedlichenSektionen an (HEYBROEK 1976).HEYBROEK veröffentlichte eine revi-dierte Fassung der Artengruppierung inSektionen, die erstmals von SCHNEIDER(1916) erarbeitet wurde, für die GattungUlmus. Er weist fünf Sektionen aus, in diesich die Ulmenarten der Erde untergliedernlassen. Interessant ist, dass er die Flatter-ulme (ulmus laevis) einer anderen Sektionzuweist, als die Bergulme (ulmus glabra)und die Feldulme (ulmus minor).HEYBROEK rechnet die Flatterulmenämlich zur Sektion Blephocarpus (Du-mort), die sich durch Blüten, die in hän-genden Büscheln vor dem Blattaustrieb er-scheinen und deren Stiele ungleich langsind, und durch kahle Früchte, die an denRändern jedoch mit Wimpern besetzt sind,auszeichnet.Demgegenüber ordnet er die Berg- und dieFeldulme der Sektion Ulmus zu. Bei dieserSektion sind die im Frühjahr erscheinendenBlüten in aufrechten Büscheln hängend undfast sitzend oder kurzgestielt angeordnet.Die Früchte sind im allgemeinen kahl, nurselten bewimpert. HEYBROEK unterschei-det weitere drei Sektionen, die allerdings inMitteleuropa nicht vorkommen.Alle drei in Mitteleuropa vorkommendenArten sind relativ vielgestaltig, besondersdie Feldulme. Es kommen auch Bastardevor, die in der Regel zwischen Bergulmeund Feldulme spontan gebildet werden,wie die als Ulmus x hollandica mit ihrenverschiedenen Formen oder Varietäten be-zeichnete Kreuzung. Durch die Vielgestal-tigkeit ist eine Bestimmung der Artzu-gehörigkeit oft schwierig, obgleich nichtunmöglich.

Standortansprüche undWaldgesellschaften der UlmenNach der Eiszeit sind relativ wenige Laub-baumarten wieder nach Mitteleuropa

zurückgekehrt. Die selteneren „Neben-baumarten“ sind häufig auf Standorte mitzumindest mittlerer, meist aber mit guterNährstoffversorgung angewiesen. Auf-grund der Rückwanderungsgeschichte undder Konkurrenzstärke der Buche findetman in Mitteleuropa und natürlich auch inNordrhein-Westfalen Laubholzmischbe-stände mit mehreren Baumarten nicht sehrhäufig. Die Ulmenarten gehören von Naturaus in das Spektrum der Laubholzmisch-bestände und zählen grundsätzlich auch zuden Arten mit höheren Ansprüchen an dieNährstoffversorgung. Dies gilt besondersfür die Bergulme und die Feldulme,während die Flatterulme wohl etwas gerin-gere Ansprüche an die Bodenverhältnissehat.JAHN (1991) rechnet die Bergulme zu den Atlantischen, die Feld- und die Flatterulmen zu den SubatlantischenWaldbaumarten. Obwohl die drei Ulmen-arten hinsichtlich der Nährstoffversorgungzumindest mittelmäßige, eher hohe An-sprüche an die Standorte stellen und auf eine mindestens mittlere Wasserver-sorgung angewiesen sind, besiedeln sievon Natur aus differenzierte Lebens-räume:

Bergulme

Schon die Bezeichnung Bergulme deutetdarauf hin, dass diese Art Standorte imBerg- und Hügelland bevorzugt besiedelt.In unseren Mittelgebirgen sind die Berg-ulmen-Standorte solche, die den Block-und Schluchtwäldern und den Schatthän-gen zugeordnet werden können. Inwieweitdie Bergulme von Natur aus aufgrund derKonkurrenz der Buche auf diese Standorte,auf denen sie häufig in Mischung mit Berg-ahorn und Buche vorkommt, zurückge-drängt ist, oder ob auch menschliche Ein-flüsse sie auf diese Standorte beschränkthaben, muss offen bleiben. In geringeremUmfang findet sich die Bergulme natürlichauch im Hügelland und in der Ebene auf gutoder annähernd gut mit Nährstoff versorg-ten Böden. Dabei handelt es sich um Stand-orte, auf denen Eichen und Hainbuchenüberwiegen und die charakterisiert sinddurch Löss-überlagerte oder Löss-beein-flusste Böden. Die standörtliche Amplitudeder Bergulme ist somit recht groß. Immerhandelt es sich jedoch um Standorte mitguter bis mindestens mittlerer Nährstoff-versorgung bei guter Wasserversorgung,aber ohne den Einfluss von Stauwasser.

UlmenerhaltungHeinz Peter Schmitt

Erhaltungsmaßnahmen für dieUlmen in Nordrhein-WestfalenSeit den 70er Jahren verbreitet sich das Ulmensterben auch in Nordrhein-Westfalen in einer zweitenWelle. Die Ulmen gehören deswegen in Nordrhein-Westfalen zu den meist gefährdeten Baumarten. Die Forstgenbank Nordrhein-Westfalen befasst sich seit ihrer Gründung im Jahre 1987 mit Maßnahmenzur Erhaltung der Ulmenarten.

Bergulmensaatgut vor Bergulmenrinde, Forstamt Lüdenscheid, FBB Balve.Foto: E. Hübner-Tennhoff

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21LÖBF-Mitteilungen 1/05

FeldulmeAnders als die Bergulme ist die Feldulmevon Natur aus eine Baumart der planaren,allenfalls kollinen Lagen. Ihr natürlichesVorkommen befindet sich in den Hartholz-auen, also den höher gelegenen Teilen derflussbegleitenden Uferwälder am Mittel-und Unterlauf der Flüsse und Ströme. Die-se Wälder werden fast jährlich bei Hoch-wasser für einige Zeit überflutet, so dassdie Böden der Hartholzauen aus lehmigen,schluffigen oder tonigen Ablagerungen mithohem Nährstoffgehalt bestehen. Zusam-men mit der Stieleiche, der Esche und an-deren Edellaubhölzern bildet die Feldulmeim Auewald vielfältige Mischwälder. Sieist, wie die Stieleiche, überschwemmungs-tolerant und verträgt wochenlanges Hoch-wasser. Neben diesen Auestandorten kannsie von Natur aus auch basenreiche undgrundwassernahe Standorte besiedeln undauf frischen bis feuchten, teilweise humo-sen Böden wachsen. Typisch ist für dieFeldulme, dass sie natürlich immer auf gutmit Feuchtigkeit versorgten Böden vor-kommt, aber typische Staunässe meidet.

FlatterulmeÄhnlich wie die Feldulme ist auch die Flat-terulme eine Art der planaren Stufe. InNordrhein-Westfalen kommt sie vereinzeltauch in den unteren Lagen der kollinenStufe vor. Die Flatterulme tritt oft ver-gesellschaftet mit der Feldulme in denHartholzauen auf und besiedelt auchStandorte mit weniger bewegtem Wasser,wie sie in Traubenkirschen-Erlen-Bruch-

wäldern zu finden sind. Deswegen wächstdie Flatterulme natürlich auch auf Nass-gleye- und auf Anmoor-Böden. Hinsicht-lich des Nährstoffhaushaltes ist sie nicht soanspruchsvoll wie Berg- und Feldulme undzeigt eine recht breite Standorttoleranz. Entsprechend dem oben Gesagten findetman die Flatterulme in Nordrhein-West-falen vor allem in den Auewäldern desRheinlandes, aber auch auf wasserbeein-flussten Standorten der WestfälischenBucht. Die Bergulme hat ihre Standortevor allem im Mittelgebirge, also in derEifel, im Weserbergland und im Sauerland,sie wächst aber auch in der Niederrheini-schen Bucht und im Münsterland. Demge-genüber hat die Feldulme zwar Schwer-punkte in der Niederrheinischen Bucht undim Niederrheinischen Tiefland; sie ist aberwohl aufgrund des Anbaus durch den Men-schen in allen Großräumen Nordrhein-Westfalens anzutreffen gewesen.

UlmensterbenGefährdet sind die drei Ulmenarten unddamit ihre genetische Vielfalt in erster Li-nie durch das „Ulmensterben“. Dieses be-droht nach den Erfahrungen der Forstgen-bank vor allem Feld- und Bergulme; dieFlatterulme ist offensichtlich nicht oderzumindest deutlich weniger betroffen.Berg- und Feldulme stehen aufgrund derdurch das Ulmensterben hervorgerufenentödlichen Erkrankung in Nordrhein-West-falen am Rande des Aussterbens. Ulmensterben wurde erstmals 1918 inFrankreich festgestellt. Von dort aus ver-breitete es sich über Europa und auch inNordamerika. Ursache für die schwerwie-gende Erkrankung der Ulmen war damalsder Schlauchpilz Ophiostoma ulmi, dessenHerkunft bis heute ungeklärt ist. Es wirdvermutet, dass er aus Ostasien einge-schleppt wurde. Die erste Welle des Ul-mensterbens kam etwa ab 1940 zum Erlie-gen. Offenbar hatte der Pilz seine Aggres-sivität gegenüber den einheimischen Ul-men verloren. Erst in den 1960er Jahrenflammte die Ulmenkrankheit erneut auf.Als Erreger wurde zunächst eine aggres-sive Untergruppe von Ophiostoma ulmivermutet, dann aber stellte sich heraus,dass das neuerliche „Ulmensterben“ durcheine gesonderte Art, nämlich „Ophiostomanovo-ulmi“ hervorgerufen wurde. BeideOphiostoma-Arten werden durch die dreiUlmensplintkäferarten Scolytus scolytus,Scolytus laevis und Scolytus multistriatusverbreitet. Inwieweit weitere Scolytus-Arten den Pilz übertragen können, ist nochnicht abschließend untersucht. Jedenfallssind die Ulmensplintkäfer, die vom Mai bisEnde August, also praktisch während derganzen Vegetationszeit fliegen, die Über-träger des Pilzes und der Infektionen. Die von den Käfern übertragenen Pilzeverschließen die Gefäße des infiziertenBaumes und bringen ihn mehr oder weni-ger schnell zum Absterben.

Evaluierung der UlmenDie Ulmen gehören in Nordrhein-West-falen aufgrund des „Ulmensterbens“ zuden meist gefährdeten Baumarten. Des-wegen befasst sich die Forstgenbank NRWseit ihrer Gründung im Jahr 1987 mitMaßnahmen zur Erhaltung der Ulmen-arten.Eine erste Erfassung von Ulmen machte inden Jahren 1988/89 deutlich, dass die Si-tuation der drei Ulmenarten differenziertzu bewerten war. Damals gab es fast keinealten Feldulmen mehr in den Wäldern un-seres Landes, während noch zahlreichealte Bergulmenvorkommen kartiert wer-den konnten, die teilweise bis über 100starke Individuen aufwiesen. Allerdingswurde auch deutlich, dass neben den vomUlmensterben intensiv betroffenen Feld-ulmen auch zahlreiche Bergulmen er-krankt oder abgestorben waren. Die Flat-terulmenvorkommen, die damals gefun-den wurden, waren augenscheinlich ge-sund und unbeschädigt.In der Folgezeit wurden die Ulmenvor-kommen regelmäßig beobachtet. Es wurdedeutlich, dass die Erkrankung bei der Feld-ulme fast alle in Nordrhein-Westfalen be-kannten alten Bäume erreichte und diesezum Absterben brachte. Bei der Bergulmegriff das Ulmensterben immer weiter umsich, aber bis heute sind einzelne Vorkom-men und einzelne Bäume noch unbeschä-digt erhalten. Die Flatterulme blieb prak-tisch bis heute gesund.Um einen aktuellen Überblick über dieSituation der Ulmen zu erhalten, wurde inden Jahren 2003/2004 eine erneute Erfas-sung und Evaluierung der Ulmenvorkom-men durchgeführt. Die Erfahrungen der

Ulmenerhaltung

Akklimatisierte Bergulmenpflanzen aus Ge-webekultur im Gewächshaus.

Foto: E. Hübner-Tennhoff

Nach Kryokonservierung in vitro ausge-triebene Bergulmenknospe.

Foto: K. Müller

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22 LÖBF-Mitteilungen 1/05

früheren Aufnahmen sind dabei bestätigtworden: Im Beobachtungszeitraum sinddie noch vorhandenen Reste an stärkerenFeldulmen befallen worden. Die Erkran-kung der Bergulmen hat weiter um sich ge-griffen, obwohl auch heute noch stärkere,gesunde Bergulmen in unseren Wäldernvorhanden sind. Die Flatterulmenvorkom-men sind weiterhin unbeschädigt, dies giltauch für Flatterulmen starker Dimensi-onen, die wohl deutlich über 100 Jahre altsind.Bei der neuerlichen Erfassung konnte er-freulicherweise festgestellt werden, dassdas Absterben der Altulmen nicht bedeutet,dass die Ulmen aus den Waldgesellschaf-ten verschwinden. Es zeigte sich nämlich,dass sich ein großer Teil der abgestorbenenFeldulmenvorkommen durch Wurzelbrutverjüngt hat, die teilweise sehr zahlreichist. Bei den abgestorbenen Bergulmenvor-kommen konnte keine Wurzelbrut gefun-den werden und nur vereinzelt kamenStockausschläge vor. In einem gewissen,allerdings eher geringen Umfang findetsich generative Naturverjüngung im Um-feld der ehemals kartierten Bergulmen-vorkommen. Auch in den Flatterulmen-vorkommen sind generative Naturver-jüngungs-Ansätze vorhanden, die aller-dings augenscheinlich unter Wildverbissleiden.

ErhaltungsmaßnahmenDie Tatsache, dass die Krankheitswelle,die durch Ophiostoma ulmi Anfang des 20. Jahrhunderts bewirkt wurde, ab 1940abklang, weil der Pilz an Aggressivität ver-

lor, fördert die Hoffnung, dass eine Chan-ce für das Überleben der Ulmenarten be-steht. Deswegen ergreift die ForstgenbankMaßnahmen zur Erhaltung der Ulme fürdie Zukunft:

Erhaltung in-situDurch Pflegemaßnahmen wird mit wald-baulichen Mitteln versucht, insbesonderedie Verjüngung gegenüber der Konkurrenzanderer Baumarten zu unterstützen und siezu fördern. Bei alten Vorkommen sollenDurchforstungsmaßnahmen nur sehr vor-sichtig zur Pflege der Kronen durchgeführtwerden, damit die Bäume möglichst un-auffällig in die Bestände eingebunden blei-ben und nicht durch Freistellung besonde-rem Stress ausgesetzt werden.

Saatguternte, SaatgutlagerungDie Forstgenbank hat in den alten Vor-kommen Saatgut geerntet und Versuchezur Lagerung des Saatgutes durchgeführt.Nach diesen Lagerversuchen ist das Ul-mensaatgut nur für relativ kurze Zeit lager-fähig. Da der Lagerzeitraum fünf Jahrenicht überschreiten sollte, ist es nicht sinn-voll, Dauerkonserven zur Erhaltung dergenetischen Vielfalt zu bilden. Deswegenwird Saatgut der Berg- und der Feldulme ingeringem Umfang geerntet und zur An-zucht von Pflanzen ausgesät. Bei der Flat-terulme erntet die Forstgenbank demge-genüber regelmäßig Saatgut, wenn der Be-hang der alten Bäume dies zulässt, undzieht Pflanzen an.

Anlage von ErsatzbeständenFür die Flatterulme erfolgen in-situ undex-situ Neuanpflanzungen, da bisher Schä-den in den Altbeständen nicht beobachtetwurden. Jährlich werden etwa 1.000 bis2.000 Flatterulmenpflanzen in der Baum-schule der Forstgenbank angezogen und anForstbetriebe abgegeben. Die Kultur-flächen werden von der Forstgenbank ge-nau erfasst und beobachtet.Die Neuanlage von Beständen der Berg-und Feldulme erscheint wenig erfolgver-sprechend. Dennoch werden in ganz gerin-gem Umfang Pflanzen von beiden Ulmen-arten angezogen und als punktuelle An-pflanzungen in die Wälder gebracht. DieseAnpflanzungen werden möglichst weitvon befallenen Ulmen entfernt angelegt,um eine frühzeitige Infektion zu vermei-den. Dennoch ist die Gefahr groß, dassauch die neuangelegten Ulmenkulturenvom Ulmensplintkäfer gefunden und ver-nichtet werden können, wenn die Ulmeneine gewisse Mindeststärke erreicht habenwerden. Geachtet wird auch darauf, dassdurch die kleinen Kulturen die Distanzzwischen erkrankten und noch gesundenUlmenvorkommen nicht wie durch Tritt-steine überbrückt wird. Die Entfernungzwischen den Neuanpflanzungen und zuvorhandenen Ulmenbeständen soll in derRegel 30 Kilometer betragen. Hierdurchsoll erreicht werden, dass isoliert gelegeneVorkommen der Bergulme nicht derKrankheit durch die Anpflanzungen alsTrittsteine erschlossen werden.

Ulmenerhaltung

Vitale Bergulme im Bestand, Forstamt Lü-denscheid, FBB Balve.

Foto: E. Hübner-Tennhoff

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Abb. 1: Ulmen in NRWDie Karte zeigt 291 Bergulmen-Vorkommen, 48 Feldulmen-Vorkommen, 119 Flatterulmen-Vorkommen und 33 Ulmen-Vorkommen, bei denen die Artzuordnung noch unklar ist.

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23LÖBF-Mitteilungen 1/05

Anlage von SamenplantagenUm die genetische Information der Mut-terbäume zu erhalten und diese neu zukombinieren, sowie Saatgut für weiter-führende Maßnahmen zu erzeugen, wur-den für alle drei Ulmenarten Erhaltungs-Samenplantagen angelegt. Da die Gefahreines Befalls mit Ophiostoma novo-ulmidurch Übertragen durch die Ulmensplint-käfer auch bei den Samenplantagen gese-hen wird, werden die Ulmen auf den Sa-menplantagen regelmäßig zurückgeschnit-ten. Teilweise sind die Samenplantagenauch in Form von Hecken aufgebaut, umdem Ulmensplintkäfer nicht das ihm ver-traute Bild der Ulmen-Baumsilhouette zubieten. Die Plantagen werden so isoliertangelegt, dass die Gefahr einer Infektiondurch die Ulmenkrankheit so gering wiemöglich gehalten wird. Das kann aber beialler Sorgfalt nicht garantieren, dass einBefall ausgeschlossen wird.

Gewebekultur und KryokonservierungBei der Bergulme und bei der Feldulmesind aus den oben genannten Gründen dieklassischen Methoden der forstlichen Gen-erhaltung allein nicht ausreichend. Des-wegen muss zusätzlich der Weg der Kryo-konservierung beschritten werden, um diegenetische Information der nordrhein-west-fälischen Ulmenvorkommen langfristig zusichern. Die Kryokonservierung kann je-doch nur zusammen mit der Gewebekul-tur zum Ziel führen, da auf andere Weiseaus den eingelagerten Gewebeteilen keinePflanzen regeneriert werden können.Die Grundzüge der Gewebekultur von Ge-hölzpflanzen sind bekannt, ebenso die Ver-fahren der Kryokonservierung. PraxisreifeVerfahren speziell für die Gewebekulturund die Kryokonservierung bei den dreiUlmenarten wurden im Labor der Forst-genbank NRW entwickelt und an die Be-dingungen zahlreicher, verschiedener Ul-menklone adaptiert. Diese Verfahren wer-den weiter optimiert, vor allem im Hin-blick auf die Kultur des tiefgefrorenenPflanzenmaterials und auf die Entwick-lung eines Standardverfahrens, welchessich für möglichst viele Ulmenklone eig-net. Dies ist für die Generhaltung von zen-traler Bedeutung, um die unkontrollierteSelektion der bearbeiteten Ulmen so ge-ring wie möglich zu halten. Außerdemwerden die Verfahren modifiziert, um einemöglichst hohe Effizienz und die Möglich-keit künftiger Produktion von größerenPflanzenmengen zu erreichen. Von jederregionalen Erhaltungseinheit werden biszu 100 Ulmenklone in vitro etabliert undanschließend in Flüssigstickstoff kryokon-serviert. Mit dem Pflanzenmaterial aus derin vitro-Vermehrung werden, auch zurÜberprüfung und Absicherung des Verfah-rens, dann Pflanzen im Gewächshaus an-gezogen, die anschließend zur Anlage vonGenerhaltungskulturen verwendet werden.

Ebenfalls wird kryokonserviertes Materialregelmäßig zur in vitro-Vermehrung einge-setzt, um die Funktionsfähigkeit des Ver-fahrens abzusichern. Dies ist zur Überprü-fung und Absicherung des Verfahrens undder Qualität der kryokonservierten Pflan-zengewebe notwendig.Die Verfahren der Kryokonservierung undGewebekultur sind aufwendig. Dies ist uns bewusst. Wir denken aber wegen deraußergewöhnlichen Gefährdung der Ulmeund der Hoffnung auf risikoärmere Zeiten,dass dieser Aufwand gerechtfertigt ist. Wirsind überzeugt, dass die Kryokonservie-rung eine besonders geeignete Erhaltungs-maßnahme für die einheimischen Ulmen-arten darstellt.

LiteraturHEYBROEK, H.M. (1976): Sistematiek ennomenklatuur van het geslacht Ulmus. Medded.Rijksinstit.ondersoek bos en landschaps. DeDorschkamp. Nr. 6. WageningenJAHN, G. (1991): Temperate deciduous forestsof Europe. In: Röhrig, E.; Ulrich, B. (Hrsg.)Temperate deciduous forests. Ecosystems of theWord, Vol. 7. Amsterdam, 377–502MAURER, W.D.; LAARZ, A.; TABEL, U.:Morphologische Untersuchungen an den heimi-schen Ulmenarten im Rahmen der Etablierungvon Generhaltungsklonsamenplantagen. Mitt.aus der Forschungsanstalt für Waldökologieund Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz 49/02: 7–19RAMISCH, H. (1999): Zum Problem der Art-identifizierung reiner Ulmenarten und derenHybriden. Mitt. Deutsch. Dendrol. Ges. 84: 95–107RÖHRIG, E. (1996): Die Ulmen in Europa,Ökologie und epidemische Erkrankung. Forst-archiv 67: 179–198SIEBRECHT, D. (2000): Ulmensterben imMünsterland – die aktuelle Situation. Forst undHolz 55: 747–749SCHMITT, H.P.; SCHULZE, L. (1994): Die Er-haltung der Ulme in Nordrhein-Westfalen. Allg.Forstz. 49: 230–233SCHNEIDER, L. (1916): Beiträge zur Kenntnisder Gattung Ulmus. Österr. Bot. Zeitschr. 66:65–82

Anschrift des VerfassersHeinz Peter SchmittLÖBF NRWDezernat: Ökologischer Waldbau undForstgenetikObereimer 2a59821 ArnsbergE-Mail: [email protected]: www.loebf.nrw.de

Sprossbildung bei einer Flatterulme nachKryokonservierung. Foto: J. Heyder

ZusammenfassungIn Nordrhein-Westfalen kommen vonNatur aus Bergulme (Ulmus glabraHuds.), Feldulme (Ulmus minor Mill.)und Flatterulme (Ulmus laevis Pall.) vor.Die erste Erfassung von Ulmen machtein den Jahren 1988/89 deutlich, dass dieFeldulme von der Krankheit besondersintensiv befallen wurde. Demgegenüberwurden noch viele alte Bergulmenvor-kommen kartiert. Allerdings wurde auchdeutlich, dass zahlreiche Bergulmen er-krankt oder abgestorben waren. DieFlatterulmenvorkommen waren gesund.Eine erneute Erfassung und Evaluierungder Ulmenvorkommen erfolgte in denJahren 2003/04. Die Erfahrungen derfrüheren Aufnahmen wurden bestätigt.Durch waldbauliche Maßnahmen wirdversucht, die Vitalität der Ulmenvor-kommen zu unterstützen. Saatgut wirdgeerntet. Da Ulmensaatgut nur relativkurze Zeit lagerfähig ist, werden ausdem Saatgut auch Pflanzen angezogen.Für die Flatterulme sind in-situ und ex-situ Neuanpflanzungen in größerer Zahlerfolgt. Die Neuanlage von Beständender Berg- und Feldulme erscheint wenigErfolg versprechend, deswegen wurdenAnpflanzungen nur in geringer Zahl undGröße vorgenommen.Für alle drei Ulmenarten wurden Erhal-tungs-Samenplantagen angelegt. DieUlmen in den Samenplantagen werdenregelmäßig geschnitten, um dem Ul-mensplintkäfer nicht das ihm vertrauteBild der Baumsilhouette zu bieten.Um die genetische Information der nord-rhein-westfälischen Ulmenvorkommenlangfristig zu sichern, wird Ulmensaat-gut und –gewebe in Flüssigstickstoff ein-gelagert. Im Labor der Forstgenbankwurden praxisreife Verfahren für die Ge-webekultur und für die Einlagerung ent-wickelt. Zur Überprüfung und Absiche-rung des Verfahrens werden im Ge-wächshaus regelmäßig Pflanzen aus demgelagerten Material angezogen.

Ulmenerhaltung

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24 LÖBF-Mitteilungen 1/05

Wild und Vegetation

Große Wildtiere haben im Öko-system nur einen unbedeutendenAnteil am Energie- und Stoffkreis-

lauf. Sie wirken im Ökosystem nicht nurdurch ihre Nahrungsaufnahme, sondernauch durch die Verbreitung von Samen(Eberesche = Vogelbeere!), Lockerung desBodens durch Scharren, Wühlen undPicken – wie beispielsweise von Wild-schwein und Amsel, durch die Ablagerungvon Exkrementen mit ihrer düngendenWirkung, durch die Bildung von Wild-wechseln, an denen sich Zecken und ande-re Parasiten konzentrieren, die aber auchbestimmte Pflanzen fördern und durch dieAnlage von Nestern und Erdbauen, indenen sich ebenso wie in der Losung undin den Kadavern bestimmte Kleinorganis-men ansiedeln. Große Wildtiere wirken imÖkosystem wie Sinnesorgane und Nerven-system in einem Organismus (REMMERT1978).

MethodikWesentliche Methoden zur Untersuchungder Wechselbeziehungen zwischen Wildund Vegetation sind die Beobachtung(Foto 1) und Beschreibung, gezielte Expe-rimente und die Modellentwicklung.Die vergleichende Beobachtung zur Ent-wicklung von Pflanzengemeinschaften mitund ohne Wildeinfluss ist heute weit-gehend standardisiert (Abb. 1). Bei Wald-gesellschaften erfolgen die Untersuchun-gen durch den Vergleich von je 100 Qua-dratmeter großen Probeflächen, von denenjeweils eine gezäunt ist. Für Bäume wirdder Verbiss in der Regel zusätzlich aufge-nommen. In Grünlandgesellschaften sinddie Flächen entsprechend kleiner. (PE-TRAK 1991, REIMOSER F. u. REIMO-SER S.,1998: NATIONALPARK HARZ1994, 1998), (SIMON et al. 1997,SCHULZE 1998). Diese Technik der ver-gleichenden Beobachtung von Entwick-lungsabläufen leitet zum Experiment über:Sowohl für Bäume (POLLANSCHÜTZ1984, 1988) als auch für krautige Pflan-zen (DIEKMANN 1983) werden Verbiss-spuren unter definierten Bedingungen ge-setzt, um den Einfluss des Wildes präziseund nachvollziehbar zu simulieren.

Zu diesen indirekten Methoden der Unter-suchungen der Wechselbeziehungen zwi-schen Wild und Vegetation, d.h. der Auf-nahme der von den Wildtieren hinterlasse-nen Spuren kommt als Methode der Di-rektbeobachtung die Verhaltensstudie, diesowohl Pflanzennutzung durch die Wild-tiere erfasst, als auch die Bedeutung desVerhaltens für die Vegetation (PETRAK1992, 1996). Die methodischen Grund-lagen wurden vor dem Hintergrund derDüsseldorfer Vereinbarung 1992 intensivdiskutiert (PETRAK 1992a).Die Modellbildung baut im Gegensatz zuden beiden genannten Methoden, die un-mittelbar mit den Wildtieren und ihrenLebensräumen arbeiten, auf künstlichenSystemeinheiten auf, die aus dem kon-kreten Zusammenhang abstrahiert sind:Wesentliche Grundlagen sind die Vegeta-tionskunde, die Pflanzenphysiologie, dieMorphologie und Anatomie der Tiere, diePhysiologie des Verdauungssystems unddie Verhaltensforschung. Der Erfolg vonModellen und damit von Vorhersagenhängt wesentlich von der Ableitung des

Analogiefalles aus den unter einer be-stimmten Fragestellung wichtigen Fakto-ren und dem Erkennen damit gezogenerGrenzen ab. Modelle können nur eine be-stimmte Anzahl von Elementen berück-sichtigen und bleiben immer nur Hilfsmit-tel der Forschung. Die Leistungsfähigkeitder Modelle wird wesentlich durch die als Basis dienenden Grundannahmen be-stimmt. So ist die Bewertung des Wildein-flusses durchaus unterschiedlich, je nach-dem ob die Kriterien des Wirtschafts-waldes, des Naturwaldes oder der Ge-samtlandschaft als Bezugsrahmen ange-legt werden.

PflanzenphysiologischeGrundlagenDie physiologische Steuerung von Wachs-tum und Regeneration bestimmt die Reak-tion einer Pflanze auf die mit dem Verbisseinhergehende Verletzung. Die primäreFolge der Beäsung, die gleichzeitig die Ba-sis zu einer Quantifizierung der Nahrungs-aufnahme in der Feldforschung liefert, ist

Michael Petrak, Franz Frielingsdorf und Bernd Reichelt

Wild und VegetationDie Untersuchungen der Wechselbeziehungen zwischen Wild und Vegetation erfordern einen metho-dischen Ansatz, der pflanzenphysiologische Grundlagen, Pflanzenökologie und Verhaltensforschungmiteinander verknüpft. Große Wildtiere beeinflussen die Pflanzengemeinschaften, werden umgekehrt inder Energiebilanz durch die Vegetation erheblich beeinflusst und spielen als Vektoren für Pflanzen aberauch Tiere eine wichtige Rolle. Die Berücksichtigung der verschiedensten Aspekte bietet wichtigeGrundlagen für die nachhaltige Nutzung von Wildtierbeständen und den Naturschutz in der Kulturland-schaft.

Foto 1: Blüte von Schnecke abgefressen (Blütenboden bleibt stehen, Rotwildverbiss(Stängel oben offen) und Bioturbation durch Schwarzwild zur Zeit der Narzissenblüte.

Foto: M. Petrak

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25LÖBF-Mitteilungen 1/05

ein Masseverlust für die betreffende Pflan-ze, der sich sowohl hinsichtlich der ent-fernten Organe als auch der Menge diffe-renzieren lässt (PETRAK 1989).Wichtige Faktoren, die die Beäsungsinten-sität einer bestimmten Pflanzenart bestim-men, sind neben der Beliebtheit der betref-fenden Pflanze ihr phänologischer Zustandzum Zeitpunkt der Beäsung, ihre Erreich-barkeit für das Wildtier, das Artenspektrumder Pflanzengemeinschaft, die angrenzen-den Pflanzengemeinschaften, die Jahres-zeit und das davon abhängige Gesamtnah-rungsangebot des Lebensraumes sowie dieTageszeit und der Einfluss des Menschen,der über sein Verhalten in der Landschaftwesentliche Rahmenbedingungen für dasRaum-Zeit-Verhalten der Nahrungsauf-nahme der Wildtiere setzt. Die Beäsung istaus Sicht der Pflanzenarten ein Faktor, derdie intra- und interspezifische Konkurrenzbeeinflusst und mithin ein Standortfaktorist, der die Entwicklung von Pflanzenge-meinschaften mitbestimmt. Bestimmendaus Sicht des Tieres für die Nahrungswahlsind insbesondere die Sozial- und Alters-klasse, Konstitution und Kondition, dieStoffwechsellage und das Verhalten, zumBeispiel Tradition und Gewöhnung (HOF-MANN 1995, KOSS 1969, PETRAK u.STEUBING 1985).Wesentlich für die betroffene Pflanze sindneben dem Masseverlust das Alter, in demsie beäst wird und die Jahreszeit, d.h. dieEntwicklungs- und Wachstumsphase, zuder dies geschieht. Den den Reaktionen derPflanzen zugrunde liegenden physiologi-schen Mechanismen kommt eine Schlüs-selrolle zum Verständnis der Wechselbe-ziehungen zwischen den Wildtieren undder Vegetation zu (LARCHER 1980,MOHR und SCHOPFER 1985).

Funktionen der Phytohormonebei der Reaktion auf die BeäsungEinmaliges Abbeißen der Gipfelknospekann beispielsweise bei der Fichte imWachstum vollständig ausgeglichen wer-den beziehungsweise auch zu einer leichtenWachstumssteigerung führen (POLLAN-SCHÜTZ 1988). Gleiche Entwicklungensind auch für krautige Pflanzen nachgewie-sen (DIEKMANN 1983). Bei der Fichteführt das plötzliche Aufheben der korrelati-ven Hemmungen der Seitenknospen durchdas Abbeißen der Gipfelknospe vielfach zu einem effektiven Produktivitätszuwachsbei den verbissenen Pflanzen, wesentlichermöglicht durch die rasche Verbesserungder Versorgung der Seitentriebe, so dassbeäste Pflanzen unverbissene Exemplaresogar im Wachstum übertreffen können.Voraussetzung hierzu ist, dass der mit demVerbiss verbundene Masseverlust für diebetreffende Pflanze in Relation zu der überdie Photosyntese definierte Stoffproduk-tion gering bleibt, wie dies zum Beispiel bei einmaligem Abbeißen der Triebspit-

Die Rotbuche toleriert in Mitteleuropa denWildeinfluss insgesamt gut. Sofern derFlächenanteil rund ein Drittel der Wald-fläche nicht unterschreitet, gelingt die Ver-jüngung mit allen in NRW vorkommen-den Schalenwildarten. Neben der Vitalitätder Buche ist hier auch wesentlich, dass die Beäsung bei der Buche geringer aus-

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Centaurea nigra

Narcissus pseudo-narcissus

Hypericum maculatum

Betonica officinalis

Arnica montana

Phyteuma nigrum

Nardus stricta

Meum athamanticum

Klassen-, Ordnungs-, Verbands- und Assoziations-kennarten

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Salix aurita

Betula pendula

Cytisus scoparius

Crataegus oxyacantha

Populus tremula

Picea abies

Gehölze

Anteile der Arten in %

Foto 2: Pflegeinfluss von Rotwild in Wiesengesellschaften: Hier profitieren Schlangen-knöterich, Aufrechtes Fingerkraut und Waldrispengras vom Verbiss der Fichte.

Foto: M. Petrak

ze bei Holzgewächsen(POLLANSCHÜTZ1988) oder nur we-nig intensiver Be-äsung krautiger Pflan-zen (DIEKMANN1983) der Fall ist.Bäume mit wechsel-ständigen Knospen,wie die Rotbuche,wachsen nach einma-ligem Verbiss geradeweiter, während Artenmit gegenständigenKnospen, wie zumBeispiel der Berg-ahorn (Foto 4), zurZwieselbildung nei-gen.

Die Stoffproduktionist bei Bäumen wegendes relativ geringenLaubanteils an derGesamtmasse im Ver-gleich zu krautigenPflanzen gering. Da-raus folgt, dass einemögliche Förderungder Stoffproduktiondurch die Beäsung beiKleinsträuchern undkrautigen Pflanzen ins-gesamt höher ausfällt.Oder anders ausgedrückt, verschiebt Be-äsung in der Biozönose die Konkurrenz-situation zugunsten von Gräsern und Kräu-tern. Dies stimmt mit den Befunden über-ein, nach denen eine sehr intensive Beä-sung in Abhängigkeit von Standortverhält-nissen die natürliche Verjüngung der Waldgesellschaften wesentlich erschwerenkann.

Abb. 1: Vorkommen von Gehölzen und krautigen Pflanzen inbärwurzreichen Magertriften, die dem Rotwild frei zugänglichsind und solchen, die wegen häufiger Störungen deutlich we-niger frequentiert werden.

Wild und Vegetation

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26 LÖBF-Mitteilungen 1/05

Wild und Vegetation

Vegetationsaufnahme Breitenbruch , Abt. 241a Artenzahl ( in der Krautschicht ): 1991 bis 2004

0

5

10

15

20

25

30

1991

1992

1993

1994

1995

1996

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1998

1999

2000

2001

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2003

2004

Jahr

Art

enza

hl

Zaun

frei

Abb. 2: Entwicklung der Artenzahl in einer Buchennaturverjüngung, Vergleich von Zaun-fläche und Freifläche. Probeflächengröße 100 m2.

fällt, als ihr Nährstoffgehalt erwarten lässt(PETRAK u. STEUBING 1985).Zu einer Bewertung ist die Einsicht we-sentlich, dass sich alle Pflanzenarten Mit-teleuropas in Koevolution mit den Pflan-zenfressern entwickelt haben, so dass Be-äsung aus der Sicht der Pflanze nicht ein-fach als Schädigung charakterisiert werdenkann. Diese Koevolution als Optimierung

des gesamten Ökosystems spiegelt sichauch heute noch in den spezifischen, in derPhysiologie begründeten Reaktionen derPflanzen auf die Beäsung wieder.

Beäsung und LebensformenBäume sind in ihrem Assimilathaushalt auf eine lange Lebensdauer eingerichtet.

Schon in der Jugend wird viel Assimilat inden Aufbau der Sprossachse investiert. Inden ersten Lebensjahren kann die Blatt-masse noch die Hälfte der gesamtenTrockensubstanz der Pflanze betragen. Ander Gesamtmasse ausgewachsener Bäumeist das Laub nur noch zu 1 bis 5 Prozent be-teiligt. Die photosynthetisch aktiven Blät-ter müssen also das 20- bis 100fache ihreseigenen Gewichtes mit Betriebs- und Bau-stoffen versorgen. Im Vergleich zu denKrautpflanzen ist der Massenzuwachs des-halb eher bescheiden. Im Hinblick auf dielange Lebensdauer ist dies jedoch keinNachteil. Von Jahr zu Jahr vermehrt derBaum seine Holzmasse, unter dem Ge-sichtspunkt des Assimilathaushaltes totesKapital, das dem Stoffwechsel des Baumesendgültig entzogen ist. Der hohe Aufwandfür Stützgewebe ist bei den Holzpflanzendurch die Wuchsform bedingt. In Gebietenmit langer Vegetationsperiode schafft dieWuchsform den Bäumen entscheidendeKonkurrenzvorteile gegenüber krautigenPflanzen, die langsam aber sicher von denHolzpflanzen überschattet werden. Licht-bedürftige Arten in der Krautschicht wer-den so verdrängt, während sie von einerBeäsung durch Wild oder auch einer Be-weidung profitieren. Die Sukzessions-zyklen führen langfristig über Gebüsch-phasen wieder zum Wald (VERA 2000).Umgekehrt werden bestimmte Pflanzenge-meinschaften durch regelmäßige Beäsungauch stabilisiert. Dies ist vor allem dannder Fall, wenn es darum geht, eine Gehölz-sukzession zu verhindern beziehungsweiseüber längere Zeit zu verzögern.

Abteilung Baumart Alter Verj. Art Topographische Lage295 a Traubeneiche VII NV Süd-West-Hang291 b Traubeneiche VI–VIII NV Süd-Hang286 a Stieleiche VII NV Plateau246 h Buche VI–VII NV Plateau256 Fichte V–VI NV Süd-West-Hang

241 a Bu VII–VIII NV Nord-West-Hang

Tab. 2: Probeflächen im Versuchsrevier Obereimer.

Abteilung Baumart Alter Verj. Art Topographische Lage61 E2 Buche / Eiche VIIII NV Plateau87 C Buche II–III NV Osthang87 D Fichte II Pfl. Osthang81 E3 Buche III Pfl. Plateau / leichter Nordhang19 A1 Buche / Eiche VIIII NV leichter Osthang18 A1 Buche / Eiche VIIII NV leichter Osthang11 A2 Fichte I NV leichter Nord / West Hang6 C1 Nobilis / Fichte I Pfl. Plateau

22 A (Ost) Buche / Eiche X NV Nordhang22 A (West) Buche / Eiche X NV Nordhang

13 F1 Buche X NV Osthang75 d3 (d.a.W.) Fichte X Pfl. Plateau

75 d3 (w.w.v.W) Fichte X Pfl. Plateau

Tab. 1: Probeflächen im Versuchsrevier Schmidtheim.

Lateinischer Name Deutscher NameCerastium Gewöhnlichesholosteoides HornkrautCirsium palustre SumpfkratzdiestelDactylis glomerata WiesenknäulgrasEpilobium montanum BergweidenröschenGaleopsis tetrahit Gewöhnl. HohlzahnGalium aparine KlettenlabkrautHieracium pilosella Kleines HabichtskrautHypericum Gewöhnl. Tüpfel-perforatum JohanniskrautLapsana communis RainkohlPhleum pratense WiesenlieschgrasPoa trivialis Gewöhnl. RispengrasPotentilla erecta BlutwurzRumex acetosa Großer SauerampferStellaria media Gewöhnl. VogelmiereTaraxacum officinale Gewöhnl. LöwenzahnTrifolium repens WeißkleeTussilago farfara HuflattichUrtica dioica Große BrennesselVicia cracca VogelwickeVicia sepium Zaunwicke

Tab. 1a: Liste der eingeschleppten / geför-derten Arten im Versuchsrevier Schmidt-heim.

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27LÖBF-Mitteilungen 1/05

Wild und VegetationMineralgehalte aus. Der Verlust der Pflan-ze ist also bei Sommerverbiss deutlichhöher, d.h. die mögliche Wachstumsde-pression eindeutig größer. Daneben wirddie Bedeutung intakter Wurzelsysteme füreine hohe Regenerationsfähigkeit nach ei-ner Beäsung im Winter deutlich. In derPraxis bewährt es sich bei der Anlage vonForstkulturen bei den Jungpflanzen auchauf eine gute Wurzelausbildung Wert zulegen.

Einfluss auf die WildpopulationBei den Bäumen folgt die Assimilatvertei-lung einem komplizierten Schlüssel. Beisommergrünen Bäumen wie der Buche(Fagus sylvatica) werden kurz vor Beginndes Laubaustriebes die Kohlenhydrat-depots entleert und die Reservestoffe den

Beispiel BärwurztriftenDie Bärwurztriften im Flusssystem desPerlenbachtales in der Eifel sind seit demMittelalter als Folgegesellschaften desHainsimsen-Buchenwaldes in den Tälerndurch Grünlandnutzung entstanden, diedurch Wässerwiesenbewirtschaftung, spä-te Mahd und Nachbeweidung gekenn-zeichnet war. Diese Pflanzengemeinschaf-ten und die darin enthaltenen Arten sindheute insgesamt selten geworden und vonhohem naturschutzfachlichen Wert. DieEinsicht, dass der Erhalt der Triften eineextensive Nutzung voraussetzt, ist in denletzten 30 Jahren erst allmählich gereift.Zur Zeit der erstmaligen Ausweisung derTäler als Naturschutzgebiet in der Mitteder 1970er-Jahre wurde dem nicht Rech-nung getragen, so dass die Triften durchaufkommende Naturverjüngung und kurzvor der Unterschutzstellung begründeteFichtenkulturen vielfach zurückgedrängtwurden (PETRAK 1992 b).In Verbindung mit der ersten umgesetztenPflegeplanung für die Täler wurden Flä-chen verglichen, die aufgrund ihrer Stö-rungsdisposition dem Rotwild permanentzugänglich waren oder aber wegen häufi-ger Störungen weniger frequentiert wur-den (Abb. 1, Foto 1, 2). Bei den Klassen-,Ordnungs-, Verbands- und Assoziations-kennarten zeigt sich, dass lichtbedürftigeArten wie das Borstgras, die SchwarzeFlockenblume und die Kugelblume vonder Beäsung eindeutig profitieren, wäh-rend Gehölze praktisch nur dort nennens-wert an Raum gewonnen hatten, wo derWildeinfluss zu gering ist. Rotwildeinflusskann jedoch die vom Wasserregime desBodens induzierten Änderungen nicht aus-gleichen und auch ein Gesamtmanagementder Täler nicht ersetzen, dass es als Inter-mediärtyp nicht in der Lage ist, dauerhaftgrößere Flächen offen zu halten (PETRAK1992).

Assimilatverteilung,Folgen der BeäsungAus der jahreszeitlich unterschiedlichenAssimilatverteilung in den Bäumen folgt,

dass sich Sommer- und Winterverbiss un-terschiedlich auf das betroffene Individu-um auswirken, wie dies beispielsweisePOLLANSCHÜTZ (1984, 1988) unter an-derem für die Fichte nachgewiesen hat.Während der Masseverlust durch den Ver-biss zur Zeit der Vegetationsruhe im we-sentlichen einen Verlust an Gerüstsubstanzbedeutet, die unter dem Aspekt des Assi-milathaushaltes als totes Kapital zu wertenist, und Assimilate als Reservestoffe ange-sichts der dominierenden Speicherfunk-tion der Wurzel nur in relativ geringemAusmaß verloren gehen, bedeutet Som-merverbiss neben dem Verlust an Gerüst-substanz stets auch einen erheblichen Ver-lust an Assimilaten und Mineralstoffen.Die physiologisch sehr aktiven und alsÄsung attraktiven Blätter und jungen Trie-be zeichnen sich stets durch relativ geringeFasergehalte, jedoch hohe Protein- und

Lateinischer Name Deutscher NameAgrostis alba Weißes StraußgrasAnthoxantumodoratum Gemeines Ruchgras

Cerastiumholosteoides Gewöhnl. Hornkraut

Galeopsis tetrahit Gewöhnl. HohlzahnPoa annua Einjähr. RispengrasRumex acetosella Kleiner SauerampferSonchus oleraceus GänsedistelStellaria media Gewöhnl. VogelmiereTaraxacum officinale Gewöhnl. Löwenzahn

Tab. 2a: Liste der eingeschleppten / geför-derten Arten im Versuchsrevier Obereimer.

Cerastium holosteoides 1 1 2 2 1 1 2 2 2 2 1 1Cirsium palustre 1Dactylis glomerata 1 1 1 1 1 1Epilobium montanum

Galeopsis tetrahit 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 1 1Galium aparine 1 1 1 1 1 1 1Hieracium pilosella 1Hypericum perforatum 1 1 1 1 2 2Lapsana communis 1 1Phleum pratense 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2Poa trivialis 1 1 2Potentilla erecta 1 1 1Rumex acetosa 1 1 2 2 2 2 1Stellaria media 1 1 2 1Taraxacum officinale 1 3 3 3 2 3 3 2 2 4 2 2 1 1Trifolium repens 1 2 1 1 2 2 1Tussilago farfara 1Urtica dioica 1 1 1 1 1 1 1Vicia cracca 1Vicia sepium 1 1 1 1 3 2

1990

1991

1992

1993

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1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

Tab 3: Eintrag / Förderung von Pflanzen in die Versuchsflächen innerhalb des Ver-suchsrevieres Schmidtheim.

Agrostis alba 1 1

Anthoxantum odoratum 1 1 1 1 1 1

Cerastium holosteoides 1 1 1 1

Galeopsis tetrahit 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2

Poa annua 1 1

Rumex acetosella 1

Sonchus olevaceus 1 1 2 1

Stellaria media 3 1 1 1 1 1 1 1 1

Taraxacum officinale 2 1 1 1 1

1991

1992

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2004

Tab. 4: Eintrag / Förderung von Pflanzen in die Versuchsflächen innerhalb des Versuchs-revieres Obereimer.

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Wild und Vegetation

Knospen und später dem Neuaustrieb zu-geführt. Etwa ein Drittel der Reservestoffedient dem Aufbau der Assimilations-flächen, d.h. der Blätter. Diese arbeitensehr bald mit positiver Stoffwechselbilanzund tragen ihrerseits zum Aufbau der Blät-

ter und Sprosse des Neuzuwachses bei.Das Laub versorgt den Baum mit Assimi-laten. In der Regel werden die Blüten undheranwachsenden Pflanzen bevorzugt be-liefert, dann das Kambium und zuletzt dieKnospenanlagen und die Stärkedepots in

Wurzel und Rinde. Blütenknospen werdenmit den verbleibenden Mitteln angelegt.Dieses Assimilatverteilungsprinzip hat zurFolge, dass reichlicher Fruchtansatz mitdem Erstarkungswachstum konkurriert.Der Assimilataufwand für die Reprodukti-on ist erheblich, bei der Buche beträgt er 20 Prozent und mehr des Jahresreinge-winns der Photosyntese. Am Ende der Ve-getationsperiode wird der Assimilatüber-schuss in den Holzkörper und in die Rindean Ästen, Stamm und insbesondere derWurzeln verlagert und über den Winter ge-speichert (LARCHER 1980).Dieser mit der Mast verbundene Ener-gieinput ist auch für die Wildtiere von zen-traler Bedeutung:VAN ELSBERGEN wies in einer Fortbil-dung 2003 darauf hin, dass die Schwarz-wildstrecke in Nordrhein-Westfalen nachMastjahren regelmäßig ansteigt. In Nord-rhein-Westfalen ist die Rotbuche die Leit-art. In den Mastjahren werden in der Regeljeweils stärkere Schäden an der Buchefestgestellt. Dies hängt damit zusammen,dass Laubausbildung und Fruktifikationmiteinander konkurrieren und die Schädenbei einer an der Belaubung orientiertenWaldschadenschätzung automatisch höhereingestuft werden (FALKENRIED 2004).Eine tabellarische Übersicht macht denZusammenhang deutlich (Tabelle 5). InMastjahren, charakterisiert durch eine gutebis sehr gute Blühintensität beziehungs-weise eine entsprechenden Wert über 2,5,erreichen die Schadstufen 2 bis 4 bei derBuche jeweils mehr als 25 Prozent.Dieser Zusammenhang zwischen der Mastund dem Anstieg der Schwarzwildstreckeim darauf folgenden Jahr hat eine Ent-sprechung im vollständigen Ausfall der Zu-wachsrate nach Fehlmastjahren in den Räu-men, in denen das Schwarzwild keinen Zu-gang zu landwirtschaftlichen Flächen hat(BRUINDERINK et al. 1994 u. 1994a).

Ausbreitung von PflanzenSCHMIDT et al. (2005) haben eine zu-sammenfassende Auswertung zur Verbrei-tung von 158 Pflanzenarten durch Schalen-wild vorgelegt. Auf den 6 Walduntersu-chungsflächen der Forschungsstelle imArnsberger Wald und den 13 Flächen in derEifel wird deutlich, dass insgesamt 9 (Arns-berger Wald) (s. Tab. 1, 1a, 3) beziehungs-weise 20 Arten (Eifel) (s. Tab. 2, 2a, 4)durch die großen Wildtiere verbreitet be-ziehungsweise gefördert werden. Die Pro-beflächen sind durch die bodensauren Bu-chenwälder als potentiell natürliche Vege-tation charakterisiert. Die Untersuchungs-befunde machen deutlich, dass die Scha-lenwildarten wesentlich auch zur Vielfaltbeitragen. Die Verknüpfung von Lebens-räumen für Schalenwildarten (BECKER1995) kommt auch der Ausbreitung derPflanzenarten und dem allgemeinen Bio-topverbund zugute.

Foto 3: Beäsung von Himbeere. Foto: M. Petrak

Schwarzwild- Anteile der SchadstufenJagdjahr strecke 2 bis 4 in % der Buchen Blühintensität

über 60 Jahre1984/85 7655 7,0 gering1985/86 7576 6,5 keine1986/87 7919 9,6 mittel1987/88 8143 39,1 gut – sehr gut1988/89 11515 10,8 keine1989/90 10522 10,9 mittel1990/91 14355 35,9 gut – sehr gut1991/92 22358 22,3 schwach1992/93 11730 36,6 3,211993/94 24717 29,9 1,381994/95 19509 23,8 2,011995/96 13250 34,4 3,551996/97 21203 1,241997/98 16093 24,5 1,431998/99 12992 35,2 3,261999/00 21384 34,1 2,052000/01 16709 63,4 2,532001/02 29612 46,4 2,152002/03 21062 45,6 2,192003/04 29400 29,9 2,592004/05 59,1 2,73

Tab. 5: Schwarzwildstrecken und Buchenmast. Jagdstrecke. Grau hinterlegt: Mastjahre.Datenbasis: LEJ - NRW; Daten zu Schadstufen: FALKENRIED 2004; sind wg. Blühin-tensität: SCHNECK 2004; Die Daten zur Blühintensität vor 1992 sind wegen einer an-deren Klassifikation mit den später eingeführten Zahlen nicht unmittelbar vergleichbar.Die verbalen Angaben beziehen sich auf das westliche Norddeutschland.

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Die enge Verzahnung von Verhalten undPflanzengemeinschaften zeigt sich auch inDetailstudien. In Buchnaturverjüngungenist die Anzahl der Pflanzenarten, auf dendem Wild zugänglichen Flächen vielfachsignifikant höher als auf den gezäuntenVergleichsflächen. Wildeinfluss förderthier Struktur- und Artenvielfalt, Abbildung2 bietet ein Beispiel.Wildeinfluss kommt auch der Waldverjün-gung zugute. Bereits 1969 zeigte KOSS,dass bei einem Vergleich gezäunter und

ungezäunter Flächen in der Hälfte der Fäl-le die Jungbäume besser wuchsen, da dieverdämmende Wirkung durch Arten wieBrombeere und Himbeere (Foto 3), zu-gleich beliebte Äsungspflanzen, wesent-lich geringer war.

Auflichtung von Kulturlandschaftführt zu UngleichgewichtenWährend sich in einer Naturlandschaft dieBalance zwischen großen Wildtieren undihrem Lebensraum einpendelt, führt dieAuflichtung des Waldes in der Kulturland-schaft, d.h. die höhere Verfügbarkeit vonNahrung für größere Säuger dazu, dasssich die Balance zwischen Pflanzenfres-sern und Wäldern so verschiebt, dass beifehlender Gegensteuerung die Tragbarkeitvon Wildbeständen für die Wälder leichtüberschritten wird.An der Gesamtmasse ausgewachsenerBäume ist das Laub zu 1 bis 5 Prozent be-teiligt, es muss also das 20- bis 100facheseines eigenen Gewichtes mit Betriebs-stoffen versorgen. Bei einem Laubmisch-wald mit einer Trockensubstanzmenge vonetwa 170 Tonnen pro Hektar – das Frisch-gewicht beträgt das 2- bis 3fache derTrockenmasse – beträgt der Reingewinnaus der Photosynthese etwa 10 Tonnen jeHektar und Jahr.Für Pflanzenfresser stehen in einem Bu-chenwald maximal 0,5 Prozent der Pro-duktion zur Verfügung, in Wiesen 25 bis 30 Prozent und in Weiden 30 bis 45 Pro-zent (LARCHER 1980).Aus Sicht der großen Wildtiere hat derWald den Vorteil, dass die Äsung ganz-jährig zur Verfügung steht, d.h. insbeson-dere auch im Winter in Phasen höherer

Schneelage und die Formation Wald zu-dem Witterungsschutz bietet. Die gesamt-verfügbare Äsungsmasse ist jedoch inGrünlandgesellschaften und in der Agrar-landschaft höher. Die Auflichtung in derKulturlandschaft hat zur Folge, dass durchdas günstige Nahrungsangebot Wildbe-stände ermöglicht werden, die für die Wäl-der in der Nadelöhrsituation Winter ober-halb der Tragbarkeit liegen (BICK 1989).Die Jagd ist in der Kulturlandschaft nichtnur eine legitime Form der nachhaltigenNutzung, sondern auch notwendig zumGegensteuern in einer durch den domi-nanten menschlichen Einfluss geprägtenSituation.

LiteraturLiteraturliste beim Verfasser.

Anschrift des VerfassersDr. Michael Petrak, Franz Frielingsdorfund Bernd ReicheltLÖBF NRWDezernat: Forschungsstelle für Jagdkundeund WildschadensverhütungPützchens Chaussee 22853229 BonnE-Mail: [email protected],[email protected]: www.loebf.nrw.de

Jahresstrecken für Schwarzwild in NRW

0

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Jagdjahr

Str

ecke

= Mast bei Buche

Abb. 3: Buchenmast und Schwarzwildstrecke in NRW.

Foto 4: Zwieselbildung bei Bergahornnach Beäsung durch Damwild.

Foto: M. Petrak

ZusammenfassungPflanzengemeinschaften bieten großenWildtieren Schutz und Deckung, dieWechselbeziehungen zwischen Wildund Vegetation werden bestimmt durchdie stofflich, energetische Basis, diephysiologische Reaktion der Pflanzenauf die Beäsung und die Funktion großerWildtiere als Vektoren. Die Auflichtungder ursprünglichen Waldlandschaft inder Kulturlandschaft erhöht die Verfüg-barkeit der fotosynthetisch gebundenenBiomasse für große Wildtiere und erfor-dert damit ein ständiges Gegensteuern,so dass sachgerechte Jagd nicht nur Be-deutung als nachhaltige Nutzung hat,sondern auch notwendig ist zum Haltender Balance zwischen Wild und Lebens-raum. Schwarzwildstrecken steigen inNRW nach Mastjahren, charakterisiertdurch eine Blühintensität bei der Buchevon über 2,5 und einen Anteil der Schad-stufen von 2 bis 4, über 25 Prozent je-weils signifikant an. Sommerverbissgleicher Intensität wirkt sich auf Forst-pflanzen nachhaltiger aus als Winterver-biss. Die großen Wildarten haben einewichtige Bedeutung für die Verbreitungvon Pflanzen. Ein Biotopverbund fürgroße Wildarten kommt dem allgemei-nen Biotopverbund zugute.

Wild und Vegetation

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30 LÖBF-Mitteilungen 1/05

Biologische Vielfalt

Um diesem Problem zu begegnen,wurde 1992 auf der Umwelt- undEntwicklungskonferenz der Ver-

einten Nationen in Rio de Janeiro dasÜbereinkommen über die biologischeVielfalt (kurz: Biodiversitätskonvention)getroffen.Im Rahmen eines abteilungsübergreifen-den Projektes* der Abteilung „Mensch undUmwelt“ wurde im Jahre 2004 ein Positi-onspapier erarbeitet, das die Handlungs-konsequenzen herausarbeitet, die sich ausdem Übereinkommen aus der Sicht derLÖBF für das Land NRW ergeben; d.h.welche Strategien und Maßnahmen zurUmsetzung der Biodiversitätskonventiongab und gibt es in NRW, wie sind sie inihrem Erfolg zu bewerten und was ist künf-tig zu tun?Die wesentlichen Inhalte dieses Papierssollen hier dargestellt werden:Das „Übereinkommen über die biologi-sche Vielfalt“, das von der BundesrepublikDeutschland und auch von der EU ratifi-ziert wurde, hat folgende gleichrangigeZiele:1. die Erhaltung der biologischen Vielfalt

(Vielfalt der Gene, Arten und Lebens-räume)

2. die nachhaltige Nutzung der Bestand-teile der biologischen Vielfalt

3. die ausgewogene und gerechte Auftei-lung der sich aus der Nutzung der gene-tischen Ressourcen ergebenden Vorteile.

Auf EU-Ebene wurden diese Ziele zumeinen in spezielle umweltbezogene Strate-gien, Aktionspläne und Aktionsprogram-me übernommen, zum anderen aber auchin zahlreichen konkreten Richtlinien undVerordnungen umgesetzt. Beispiele hier-für sind die FFH- und die Vogelschutz-richtlinie, die Wasserrahmenrichtlinie oderdie Richtlinie zur Förderung der Entwick-lung des ländlichen Raumes.

Auch auf Bundesebene werden in ver-schiedenen Strategien, Programmen undGutachten Vorschläge zur Umsetzung der Biodiversitätskonvention entwickelt(Nationale Nachhaltigkeitsstrategie, Son-dergutachten des Sachverständigenratesfür Umweltfragen, Nationales Waldpro-gramm, etc.). Ein wichtiger Grundgedanke bei nationa-len und internationalen Bemühungen zumSchutz von Natur und Umwelt ist die Inte-gration des Ziels „Erhaltung der biologi-schen Vielfalt“ in alle Politik- und Nut-zungsbereiche. Er beruht auf der Erkennt-nis, dass der Schutz der menschlichen Le-bensgrundlagen nicht unabhängig von ih-rer Nutzung durch die auf diese Lebens-grundlagen angewiesenen Menschen gese-hen werden kann. Dies entspricht demKonzept der Nachhaltigkeit, nach dem einAusgleich angestrebt wird zwischenSchutz und Nutzung der Natur, zwischen

der Bewahrung der natürlichen mensch-lichen Lebensgrundlagen und den Le-bensansprüchen der Menschen mit ihrenunterschiedlichen historisch, kulturell undsozial geprägten Identitäten.Hierfür sind neue Strategien und Umset-zungskonzepte zu entwickeln, wie z.B. An-reiz- und Bonussysteme, die dem Natur-schutz dienende Maßnahmen vorteilhaftfür Naturnutzer oder „Eingreifer“machen.

Konsequenzen für NRWDie wichtigsten Handlungsnotwendigkei-ten werden in 10 Thesen zum Erhalt derbiologischen Vielfalt in NRW zusammen-gefasst (siehe Kasten)Im einzelnen werden Strategien und Maß-nahmen zur Erhaltung der biologischenVielfalt in NRW für die wesentlichenbiodiversitätsrelevanten Handlungsfelderentwickelt:

Gabriele Noeke-Börth

Zur Erhaltung der biologischenVielfalt in Nordrhein-WestfalenLÖBF-Positionspapier zur Umsetzung der Biodiversitätskonvention

Jedes Jahr verschwinden weltweit schätzungsweise 25.000 bis 35.000 Tier- und Pflanzenarten.Wissenschaftler befürchten, dass am Ende dieses Jahrhunderts bereits die Hälfte aller Arten ausgestorbensein könnte. Ursachen für diese Entwicklung sind insbesondere die Zerstörung, Zerschneidung undUmwandlung natürlicher Lebensräume, nicht nachhaltige Landnutzungsformen, der Klimawandel sowieBelastungen durch Umweltgifte.

* Mitglieder der Projektgruppe waren neben derVerfasserin :Karsten Falk, Dr. Heiner Klinger, Dr.Bertram Leder, Peter Schütz, Werner Wessels

Vorrausetzung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft ist einenachhaltige land- und forstwirtschaftliche Nutzung. Foto: G. Hellmann

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31LÖBF-Mitteilungen 1/05

Biologische Vielfalt

Arten und BiotopschutzDie aktuellen Instrumente des Natur-schutzes wie Landschaftsplanung und Eingriffsregelung, der Abschluss von Be-wirtschaftungsverträgen im Rahmen derKulturlandschaftsprogramme, die Auswei-sung von Schutzgebieten und die Umset-zung des Artenschutzprogramms NRWmüssen genutzt und weiterentwickelt wer-den. Ziel ist u. a. die Entwicklung einesBiotopverbundsystems in NRW. Groß-schutzgebiete wie Nationalpark Nordeifelund Senne können hier eine „Knotenfunk-tion“ erfüllen, denn sie sind unzweifelhaftauf lange Zeit „hot spots“ der Biodiver-sität.Daneben sind künftig zwei weitere Aspek-te stärker zu berücksichtigen: zum einendie Kontrolle von genetisch verändertenOrganismen (GVO) und Neubürgern(Neobiota), deren Auswirkungen auf diebiologische Vielfalt erst zum Teil bekanntsind und zum anderen der Schutz vonLebensräumen und Arten in der „Normal-landschaft“, d.h. außerhalb von Schutzge-

bieten. Insbesondere die großen landwirt-schaftlichen Flächen und der im Zusam-menhang bebaute Bereich (Ballungsräu-me) verdienen künftig stärkere Beachtung.Beispiele hierfür sind das „Artenschutz-programm Feldhamster“ in der Börden-landschaft der Kölner Bucht und die Ent-wicklung von Industriebrachen im Ruhr-gebiet.

Landwirtschaft und ländlicheEntwicklungDie landwirtschaftliche Nutzung ist schonaufgrund des von ihr eingenommenenhohen Flächenanteils – in NRW etwa 50Prozent – prägend für die Kulturlandschaftund ein bedeutender Einflussfaktor für dieBiodiversität. Daher müssen Bemühungenzur Erhaltung bzw. Entwicklung der biolo-gischen Vielfalt immer auch bei der Ge-staltung der landwirtschaftlichen Nutzungansetzen.Im Rahmen der EU-Agrarpolitik wurdenin den letzten Jahren Natur- und Umwelt-schutzbelange schrittweise immer stärker

in die Landwirtschaftsförderung integriertund Agrarstruktur-, Agrarumwelt- undLandentwicklungsmaßnahmen systema-tisch miteinander verknüpft. Stichwortewie Entkoppelung der Direktzahlungenvon den produzierten Mengen, crosscompliance (= Bindung der Direktzahlun-gen an Umweltauflagen) und Modulation(= Umschichtung von Fördermitteln inRichtung Agrarumweltmaßnahmen) sindkennzeichnend für die aktuelle Agrarpo-litik.Das Land NRW gestaltet die EU-Agrar-politik aktiv mit und setzt sie im Rahmender Landeszuständigkeiten um, insbeson-dere im Rahmen des NRW-Programms„Ländlicher Raum“. Das Programm ent-hält auch eine über die reine Agrarförde-rung hinausgehende Förderung einer inte-grierten ländlichen Regionalentwicklung.Deren Ziel ist es, regionale Wirtschafts-kreisläufe, die meist nicht mehr existieren,wieder in Gang zu bringen und regionaleNutzungspotenziale (z.B. Tourismus, re-gionale Verarbeitung und Vermarktung) zuerschließen. Diesen Zielen dienen auchweitere Maßnahmen, Programme und In-stitutionen in NRW (LEADER+, Regio-nalvermarktungsagentur, Zentrum fürländliche Entwicklung, etc.).Künftige Maßnahmen sollten noch stärkerauf das Ziel ausgerichtet sein, dass öffent-liche Güter wie die Erhaltung der Biodi-versität möglichst durch den Markt finan-ziert werden und Anreize für unterschied-liche Akteure geschaffen werden. AlsStichworte sind hier neue Märkte / neueProdukte, Anerkennung naturverträglicherBodennutzung als Ausgleichs- oder Er-satzmaßnahme für Eingriffe, Qualitäts-management und Zertifizierung oder Re-gionalmarken zu nennen. Hier gilt es (wei-terhin), durch Anreize, Information, Bera-tung und Förderung günstige Rahmenbe-dingungen für regionale Aktivitäten zuschaffen.

ForstwirtschaftAuch der Wald, der gut ein Viertel der Lan-desfläche (27 Prozent) einnimmt und inunseren Breiten nahezu flächendeckenddie natürliche Vegetationsform darstellt, istein bedeutender Träger biologischer Viel-falt in NRW. Neben der Walderhaltung und–vermehrung hat insbesondere die Art undWeise der Waldbewirtschaftung wesent-lichen Einfluss auf die Erhaltung bzw.Steigerung der Biodiversität.Die gesetzliche Verpflichtung zur ord-nungsgemäßen und nachhaltigen Waldbe-wirtschaftung wird in NRW durch ver-schiedene Leitlinien und Konzepte kon-kretisiert. Dazu gehören das Konzept„Wald 2000“ (naturnahe Waldwirtschaft),ein Waldvermehrungskonzept, das Wald-biotopschutzprogramm, die Erhaltung undPflege historischer Waldnutzugsformen,die Einrichtung von Naturwaldzellen, Er-

10 Thesen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in NRW:

Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist in NRW zu gewährleisten durch

1. Zusammenführung der Einzelaktivitäten von Naturschutz, Naturnutzung undNaturerleben in eine gemeinsame, handlungsorientierte und controllingfähigeStrategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in NRW

2. Sicherung, Erhalt und Ausbau des vorhandenen Schutzgebietssystems aus Ge-bieten internationaler und nationaler Schutzkategorien

3. konsequente Umsetzung von Schutz-, Erhaltungs- und Förderungsprogrammenfür spezielle Arten und Artengruppen und ihrer Lebensräume

4. Erhalt von Lebensräumen und Landschaften durch Beibehaltung bzw. Förderungeiner extensiven Nutzung auch durch finanzielle Anreize, insbesondere im Rah-men des Vertragsnaturschutzes und durch neu zu entwickelnde Modelle einestemporären Naturschutzes, vor allem im städtischen Umfeld

5. Aufbau eines landesweiten Biotopverbundes (Umsetzung des BNatschG) unterEingliederung der bestehenden Schutzgebietskulisse und Integration von Brach-,Ausgleichs- und Ersatzflächen des besiedelten Raumes, unterstützt durch Instru-mente wie Flächenmanagement und Ökokonten

6. Verringerung der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszweckeund Erhaltung von möglichst großen, unzerschnittenen Landschaftsräumen inStadt und Land mit Instrumenten der Landschafts- und Regionalplanung und mitfinanziellen Steuerungsinstrumenten

7. Integration des Biodiversitätserhalts in alle Formen der Landnutzung mitdem Ziel nachhaltiger Wirtschaftsweisen (z.B. in Land- und Forstwirtschaft),unter anderem durch gemeinsame Definition und Ausfüllung von Regeln der„guten fachlichen Praxis“, aber auch durch Nutzung und Steuerung von Markt-mechanismen (neue Märkte) und Effekten der Regionalentwicklung, die wirt-schaftliche Anreize für biodiversitätskonforme Nutzungen schaffen

8. Kommunikation und Vermittlung von Zielen und erforderlichen Maßnahmen zurErhaltung der biologischen Vielfalt, vor allem bei den mit Naturgütern wirtschaf-tenden und diese nutzenden Zielgruppen

9. Abstimmung und Definition von Biodiversitätszielen und räumlich differen-zierten Leitbildern (welche Art von Vielfalt ist wo anzustreben?) sowie Maßstä-ben, an denen der Grad der Zielerreichung gemessen werden kann

10. Erstellung eines operativ nutzbaren Beobachtungsinstrumentariums im Sinneeines Biodiversitäts-Controlling unter Verwendung aussagekräftiger Indikatorenfür qualitative und quantitative Veränderungen, die eine Bewertung und die Her-leitung von hieraus resultierenden Handlungsempfehlungen zulassen

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Biologische Vielfaltrichtung und Betrieb der Forstgenbank, dieforstlichen Förderprogramme sowie dieInitiativen des Landes zum verstärktenEinsatz von Holz als Kohlenstoffspeicherund CO2 neutraler Energieträger. Künftige Maßnahmen des Landes zur Er-haltung der biologischen Vielfalt im Waldsollten sich insbesondere im Ausbau beste-hender und in der Schaffung neuer Anreiz-systeme für biodiversitätsfördernde Maß-nahmen konzentrieren. Beispiele hierfürsind der Ausbau ökologischer Gesichts-punkte bei der forstlichen Förderung, dieAnrechenbarkeit aufwertender Maßnah-men zum Ausgleich von Eingriffen (Öko-punkte) , die Förderung der Entwicklungmarktfähiger Produkte bei Umwelt- undErholungsleistungen oder die Unterstüt-zung bei der Etablierung von Zertifizie-rungssystemen für Holz.Zur effizienten, koordinierenden Zusam-menführung solcher Maßnahmen wird dieErstellung eines speziellen Programms zurSicherung der biologischen Vielfalt derWälder in NRW vorgeschlagen.

JagdDer Einfluss der jagdlichen Nutzung auf diebiologische Vielfalt kann positiv, neutraloder negativ sein. So können zum BeispielHegemaßnahmen, die zur Erhaltung oderEntwicklung einer strukturreichen Kultur-landschaft beitragen, der Erhaltung bezie-hungsweise Erhöhung der Biodiversität die-nen. Dagegen können dem Standort nichtangepasste Schalenwilddichten oder jagdli-che Maßnahmen in empfindlichen Bioto-pen Beeinträchtigungen darstellen.Ziel muss daher eine nachhaltige, Ressour-cen schonende jagdliche Nutzung auf öko-logischer Grundlage sein, die Beeinträchti-gungen der biologischen Vielfalt vermei-det. Der Umsetzung dieses Ziels dienen

Artenmonitoring und wissen-schaftliche Untersuchungen, diein Empfehlungen zur Hege undBejagung von Wildarten mün-den, wildbiologische Konzepte(NP Eifel) und Modellprojekte,in denen Lösungsstrategien zumAusgleich der Lebensansprüchevon Wildtieren und der vielfäl-tigen Nutzungsansprüche desMenschen, wie Land- undForstwirtschaft, Erholung, Jagd,erarbeitet und gemeinsam mitden beteiligten Akteuren umge-setzt werden. Insbesondere Kooperationen al-ler im Umfeld von Jagd undNaturschutz relevanten Akteuresind ein wirkungsvoller Beitragzur Integration von Schutz undNutzung. Ihre positiven Effekteliegen nicht nur in konkretenHilfsmaßnahmen, sondern auch im Bereich der Öffentlichkeits-arbeit, Kommunikation und Be-wusstseinsbildung.

Fischerei und WasserwirtschaftErhaltung, Entwicklung undnachhaltige Nutzung von Ge-wässern sind weitere wichtigeBausteine in einer Strategie zur Erhaltung der biologischenVielfalt. Einen einheitlichen, umfassenden Ord-nungsrahmen zum Wasserschutz setzt dieEU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Mitderen Umsetzung wurde auch in NRW be-gonnen, unter anderem durch Entwicklungvon biozönotischen Leitbildern für Fischeund Festlegung von Referenzen für die Be-wertung der Gewässer.

Aus der Richtlinie ergibt sich weitererHandlungsbedarf zum Beispiel in der zen-tralen Frage der linearen Durchgängigkeitvon Fließgewässern, denn erst in der Ver-knüpfung von gesichertem Auf- und Ab-stieg liegt der Schlüssel zur Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversitätauf dem Feld der Wanderfische. DiesemZweck dient auch das Wanderfischpro-gramm NRW, in dessen Rahmen Behördenund Verbände aus Fischerei, Wasserwirt-schaft und Naturschutz zusammenarbei-ten.Darüber hinaus sind Untersuchungen zurDiversität, zur Habitatnutzung und zurÖkotoxikologie sowie die Zusammen-führung aller Daten in einer einheitlichenDatenbank („LAFKAT“) erforderlich.

Tourismus, Erholung, SportTourismus, Erholung und Sport stellenNutzungen von Natur und Landschaft dar,die mancherorts zur Gefährdung der biolo-gischen Vielfalt führen, andererseits aberauch intakte Landschaft als Ressourcebenötigen. Daher besteht auch von dieserSeite ein Interesse an ihrer Erhaltung.Der Tourismus kann ein wichtiges Elementder ländlichen Regionalentwicklung seinund Anreize und Möglichkeiten schaffen,wirtschaftliche Entwicklung mit der Erhal-tung einer vielfältigen Kulturlandschaft zu

Artenvielfalt erfordert die Erhaltung bzw. Entwick-lung intakter natürlicher Lebensräume.

Foto: M. Wengelinski

Auch im Ballungsraum gilt es Freiräume zu erhalten und zu schaffen, zum Beispiel aufIndustriebrachen. Foto: J. Weiss

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verbinden. Hier gilt es, Konzepte für einennaturverträglichen Tourismus zu ent-wickeln, der räumlich und zeitlich ein aus-gewogenes Verhältnis zwischen intensi-vem Naturerlebnis für sehr viele Menscheneinerseits und ungestörter Naturentwick-lung andererseits schafft. Beispielhaft kön-nen Großschutzgebiete wie der National-park Eifel sein. Durch Dialog und Kooperation mit Tou-ristikunternehmen und Sportverbändenlassen sich Konflikte zwischen touristi-schen und naturschützerischen Belangenhäufig entschärfen bzw. vermeiden.

SiedlungDer besiedelte Bereich erfordert mit seinerengen Verzahnung von intensiver Nutzungund Elementen der biologischen Vielfaltein neues Verständnis von Naturschutz,das Impulse für andere Bereiche gebenkann. Hier geht es darum, Freiflächen zuerhalten und/oder zu schaffen und Flächenaller Nutzungsintensitäten, vom Natur-schutzgebiet bis zur bebauten (und evtl.begrünten) Fläche, in ein grünes Netzwerkeinzubinden. Eine besondere Herausforde-rung stellt dabei die Senkung der Flä-cheninanspruchnahme für Siedlungs- undVerkehrszwecke dar, die unterschiedlicheMaßnahmen, wie Brachflächenrecycling,Umnutzung oder Verdichtung bestehenderSiedlungen, sowie die Optimierung beste-hender und die Schaffung neuer Freiräu-me, erfordern.Ein besonderes Potential für die Schaffungvon Freiräumen und Vernetzungselemen-ten stellen die etwa 8.000 ha umfassendenIndustriebrachen im Ruhrgebiet dar, die inFolge des Strukturwandels in den letztenJahrzehnten entstanden sind. Hier müssenkoordinierte Anreize für die Flächeneigen-

tümer (Unternehmen, Kommunen) ge-schaffen werden, naturnahe Strukturen zuerhalten bzw. ihre weitere Entwicklung zu-zulassen und sie für die Menschen zugäng-lich zu machen.

Biodiversitäts-MonitoringEin Biodiversitäts-Monitoring ist für dieSteuerung von Strategien und Maßnahmenunverzichtbar. Hier bietet es sich an, beste-hende Monitoring-Verfahren (insbesonde-re die Ökologische Flächenstichprobe) fürdie Beobachtung der biologischen Vielfaltzu nutzen beziehungsweise auszubauen.

Forschung, Bildung undKommunikationKommunikation und Bildung sind zentraleElemente eines modernen Naturschutzes,der Menschen für den Wert und die Schutz-bedürftigkeit der Natur und ihrer Vielfaltsensibilisieren muss. Nur so können Ak-zeptanz und Vertrauen entstehen sowie dieBereitschaft, das eigene Verhalten zu än-dern oder im Dialog Konflikte zu lösenund neue Konzepte zu entwicklen.Bildung und Öffentlichkeitsarbeit müssendaher künftig ein noch größeres Gewichterhalten. Durch Kooperation der verschie-denen (amtlichen und ehrenamtlichen)Akteure sollte ihre Effizienz erhöht wer-den.Nicht zuletzt ist auch die Forschung ein wichtiger Baustein einer Strategie zurErhaltung der Biodiversität, wobei neben der Definition von Biodiversitätszielenund -indikatoren auch sozioökonomischeund psychologische Fragestellungen, diesich mit der Umsetzung von Umwelt-zielen beschäftigen, an Bedeutung gewin-nen.

LiteraturLANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BO-DENORNUNG UND FORSTEN NRW (2004):Zur Umsetzung der Biodiversitätskonvention inNordrhein-Westfalen – Ein Positionspapier derLandesanstalt für Ökologie, Bodenordnung undForsten NRW; Recklinghausen, Selbstverlag,49 S. veröffentlicht auf der Homepage derLÖBF (www.loebf.nrw.de)

Anschrift der VerfasserinGabriele Noeke-BörthLÖBF NRWDezernat: Projekte zur BiodiversitätCastroper Straße 3045665 RecklinghausenE-Mail: [email protected]: www.loebf.nrw.de

Die Flächeninanspruchnahme für Siedlung und Verkehr muss deutlich reduziert werden.Foto: S. Thimm

ZusammenfassungIm Rahmen eines abteilungsübergrei-fenden Projektes in der Abteilung„Mensch und Umwelt“ der LÖBF wur-den in einem Positionspapier (LÖBF2004) die Konsequenzen, die sich ausdem „Übereinkommen über die biologi-sche Vielfalt“ für das Land NRW erge-ben, herausgearbeitet. Es stellten sich folgende Fragen: WelcheStrategien und Maßnahmen zur Umset-zung der Biodiversitätskonvention gabund gibt es in NRW? Wie sind sie inihrem Erfolg zu bewerten? Was ist künf-tig zu tun?Da die Notwendigkeit einer Integrationvon Natur- und Umweltschutzzielen inalle Politik- und Nutzungsbereiche un-bestritten ist, werden diese Fragen je-weils für die Handlungsfelder Arten-und Biotopschutz, Landwirtschaft undländliche Entwicklung. Forstwirtschaft,Jagd, Fischerei und Wasserwirtschaft,Tourismus, Erholung und Sport, Sied-lung, Biodiversitäts-Monitoring sowieForschung, Bildung und Kommuni-kation beantwortet und in „10 Thesenzum Erhalt der biologischen Vielfalt inNRW„ zusammengefasst.Als Resümee empfiehlt das Positionspa-pier – neben der Weiterführung und Wei-terentwicklung des klassischen Natur-schutz-Instrumentariums – eine stärkereFokussierung auf die Integration vonSchutz und Nutzung (Schutz durch Nut-zung). Dazu wird eine Strategie vorge-schlagen, die neben ökologischen auchökonomische, soziale und psychologi-sche Aspekte stärker ins Blickfeld rücktund neben ordnungsrechtlichen und mo-netären Instrumenten auch kooperativeSteuerungsformen (Partizipation, Kom-munikation, Beratung, Selbstregulie-rung) einsetzt.

Biologische Vielfalt

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Wald im Ballungsraum

Die Tagung „Wald und Gesellschaftim Ruhrgebiet“, zu der das Interna-tionale Institut für Wald und Holz

NRW an der Westfälischen Wilhelms-Uni-versität (WWU) Münster, der Regionalver-band Ruhr (RVR), das Bistum Essen, dieSchutzgemeinschaft Deutscher Wald NRWsowie die LÖBF NRW geladen hatten, fandim Rahmen eines im Frühjahr 2004 gestar-teten Projektes „Wald und Gesellschaft imRuhrgebiet am Beispiel der Stadt Essenund Umgebung“ statt. Das Wald-Zentrum,WWU Münster (s. Kasten), und der RVRgaben den Anstoß zu diesem dreijährigenForschungs- und Entwicklungsvorhaben.Erforscht wird der Wandel der Waldnut-zung und -bewirtschaftung vor dem Hinter-grund wechselnder politischer, wirtschaft-licher und sozialer Rahmenbedingungen in einem Ballungsraum (s. LÖBF-Mittei-lungen Nr. 2/04). Der gewählte Untersu-chungszeitraum erstreckt sich vom begin-nenden 19. Jahrhundert bis in die Gegen-wart. Ein weiteres Ziel ist es, das Bewusst-sein für die besondere Funktion des Waldesim Ballungsraum Ruhrgebiet zu stärkenund anderen Regionen als „Best-Practice-Beispiel“ zu dienen. Die Projektergebnissesollen später veröffentlicht und multimedi-al präsentiert werden. Vor allem Waldbesit-zer, forst- und naturschutzfachliche Ein-richtungen, Bildungseinrichtungen sowiedie allgemeine Öffentlichkeit sollen hier-von profitieren.Die interdisziplinär ausgerichtete EssenerVeranstaltung gewährte nicht nur vielfäl-tige Einblicke in das Thema „Wald und sei-ne multifunktionale Nutzung im Ballungs-raum“, sondern diente als erste Plattformfür weiterführende Diskussionen und Akti-vitäten. Sieben Vorträge aus verschiedenenFachdisziplinen beleuchteten das Thema„urbaner Wald“ aus wissenschaftlicher wie auch aus anwendungsbezogener Per-spektive.

Den urbanen Wald im BlickNach einleitenden Begrüßungswortendurch Christa Thoben, Beauftragte RVR,

und Wolfgang Schöller, Leiter der Abtei-lung Waldökologie, Forsten und Jagd derLÖBF, zeigte Professor Andreas Schultevom Wald-Zentrum in einem in die The-matik einführenden Vortrag die sich wan-delnde Rolle der Ruhrgebietswälder vonder Frühindustrialisierung bis zur postin-dustriellen Gegenwart auf. Anschließend bot Professor Hans-WernerWehling, Universität Duisburg-Essen, ausSicht der Geographischen Landeskundeeinen Überblick über die einzelnen Ent-wicklungsphasen der industriellen Kultur-landschaft des Ruhrgebietes unter Berück-sichtigung der Akteure und Aktionen so-wie der typischen Siedlungselemente.Wehling spannte einen Bogen von der in-dustriellen Aufbauphase zwischen 1840und 1865, über die Ausbreitung einer In-dustrielandschaft nach 1870, die Krisen-und Konsolidationsphase (bis Ende der

1930er-Jahre), bis hin zum bald nach demZweiten Weltkrieg einsetzenden und teilsbis heute andauernden Prozess der De-industrialisierung. Dabei machte er deut-lich, dass der Gang der Besiedlung sich imRuhrgebiet lange Zeit an der Ausdehnungder Montanindustrie orientierte, sodass in-dustrielle Raumansprüche die städtischenund damit auch eine städtebauliche Gestal-tung dominierten. Die Montanindustrie überformte nicht nur die Kulturlandschaft des Ruhrreviers,sondern beeinflusste auch das Denken derdort wohnenden Menschen. Der EssenerHistoriker Dr. Thomas Dupke skizzierteam Beispiel der Stadt Essen die Ausbil-dung einer „urbanen Mentalität“ und ihrerVersuche, den Wald in das Stadtleben dersich im 19. und 20. Jahrhundert industria-lisierenden Stadt Essen zu integrieren.Dupke führte den Essener Stadtgarten und

Bernward Selter und Dorothe Tesch

Wald und Gesellschaft im Ruhrgebiet – ein TagungsberichtDer gesellschaftliche und ökonomische Wandel üben besonders in Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebieteinen langfristigen Einfluss auf die Veränderungen der Stadt- und Industrielandschaft und damit auch auf die Bewirtschaftung urbaner Wälder aus. Um die Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung dieserWälder unter ökonomischen und ökologischen, aber auch unter sozialen, kulturellen und ästhetischenAspekten zu diskutieren, trafen sich im Dezember 2004 rund 80 Vertreter aus den Bereichen Wald, Forst- und Holzwirtschaft, der Umwelt- und Naturschutzverbände, der Geographie und der Kultur-wissenschaften auf einer Vortragsveranstaltung in Essen.

Begrünte Halde. Foto: RVR-Fotoarchiv/J. Schumacher

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Wald im Ballungsraumden Stadtwald als Beispiele für den Ver-such an, Natur, die zum Teil künstlich ge-schaffen wurde, in das Stadtleben zu inte-grieren.Aus praxisnaher Perspektive berichteteBernd Schmid-Knop, Werkleiter von Grünund Gruga in Essen, über das naturgemäßeManagement der sich jetzt seit 100 Jahrenin städtischem Besitz befindlichen Wälder.Die rund 1.650 Hektar waldartig bewirt-schafteten Flächen in Essen sind in vieleKlein- und Kleinstflächen aufgesplittert.Sie erfüllen in erster Linie ihre Funktionals Kulisse der Freiraumerholung beigleichzeitiger Gewährleistung der klassi-schen Schutzfunktionen. Einem jährlichenZuwachs von rund 8.000 Kubikmeter Holzstehe ein Nutzungsansatz von 4.000 Ku-bikmeter beziehungsweise eine tatsäch-liche Nutzung von 3.000 Kubikmeter ge-genüber. Schmidt-Knop wies zudem aufausgewählte Problemfelder urbaner Wald-bewirtschaftung unter Berücksichtung ge-sellschaftlicher und politischer Ansprüchehin. So „inszeniere“ die urbane Forstwirt-schaft den Wald als „Parkwald“, eine„klassische Forstwirtschaft (sei) im hierbesonders intensiv genutzten Erholungs-wald im Konsens mit der Bevölkerungnicht möglich“. Sogar Gefahrenbaumfäl-lungen seien der Bevölkerung oft nur nochschwer vermittelbar, die Nichtrealisierungvon Pflegezielen gefährde aber die Stabi-lität und Vitalität der Waldbestände undnicht zuletzt die Sicherheit der Waldbe-sucher.Jörg Wipf, Werkleiter bei RVR Ruhr Grün,Essen, referierte anschließend über die Ent-wicklung und Perspektiven einer regiona-len Freiraumnutzung. Rückblickend auf diePhasen der Industrialisierung im Ruhrge-biet und der damit verbundenen negativenFolgen von Bevölkerungsexplosion, unge-regelter Flächeninanspruchnahme und Zu-rückdrängung der Wälder, gab Wipf einenÜberblick über die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts stellenden Aufgaben städ-tebaulicher, verkehrstechnischer, land-schaftspflegerischer und sozialpolitischerArt. Für den 1920 gegründeten Siedlungs-verband Ruhrkohlenbezirk war es eine derHauptaufgaben, größere von der Bebauungfreizuhaltende Flächen zu sichern bezie-hungsweise zu schaffen. Eine unterschied-liche wirtschaftsräumliche Entwicklungdes Ruhrgebietes, die Nordwanderung desRuhrbergbaus und nicht zuletzt erste sichformierende Umweltgedanken schufen dieVoraussetzungen dafür, verloren gegange-ne Grünbereiche wiederherzustellen undmiteinander zu verknüpfen. Zu den einstnatürlich gewachsenen Frei- und Wald-flächen traten zunehmend Haldenland-schaften hinzu, Sukzessionsbrachen in auf-gegebenen Bahnanlagen breiteten sich aus, „Industriewälder“ in unterschiedlichenSukzessionen besiedelten ehemalige In-dustrieanlagen. So habe die Natur verlorengegangenes Terrain zurück erobern kön-

nen, Haldenlandschaften beispielsweisehätten sich in Erholungs- und Freizeitge-biete verwandelt. Eine neue Epoche – mitLandschaft und Wald in der Stadt – sei fürdas Ruhrgebiet angebrochen. Wie können Kinder von der Natur lernenlernen? Kann gar der Wald dazu beitragen,eine neue Lernkultur entstehen zu lassen,welche die Entwicklung der Schüler weiterverbessert? Umwelt- und Waldpädagogiksind mehr als nur Unterricht über den Waldund seinen Schutz. Waldpädagogik undWalderlebnis sollten nicht nur drinnenstattfinden, sondern vor allem draußen.„Raus ins Vergnügen! (Industrie-)Wald alsLern- und Erlebnisraum für Kinder der Of-fenen Ganztagsgrundschule in NRW“, soder Titel des Vortrages von Prof. Dr. Karl-

Heinz Otto von der Ruhr-Universität Bo-chum und Dr. Andreas Keil von der Uni-versität Dortmund. Beide verschafftendem Publikum einen Einblick in den Ab-lauf und erste Ergebnisse des von Bochu-mer und Dortmunder Geographen gemein-sam mit dem RVR sowie weiteren Wissen-schaftlern, Bildungsinstitutionen und Part-nern im Auftrag des MUNLV NRW durch-geführten, gleichnamigen Projektes. Zieldes Vorhabens ist es, Wälder auf Alt-industrieflächen im Ballungsraum Rhein-Ruhr zu ermitteln, die im Rahmen derGanztagsgrundschule als neue Erfahrungs-räume für Grundschulkinder verfügbar ge-macht werden könnten für ein differenzier-tes und gestuftes außerunterrichtliches Bil-dungs- und Freizeitangebot.

Das Wald-Zentrum, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Das Wald-Zentrum, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wird gebildet ausdem Lehrstuhl für Waldökologie, Forst- und Holzwirtschaft im Institut für Land-schaftsökologie und dem Internationalen Institut für Wald und Holz NRW e. V. an derWestfälischen Wilhelms-Universität Münster.Die Institution wurde im Oktober 2003 gegründet und nahm zum Januar 2004 ihreArbeit auf. Leiter des Wald-Zentrums ist Prof. Dr. Andreas Schulte. Die in Nordrhein-Westfalen im Bereich Wald, Forst- und Holzwirtschaft einzigartige Forschungsein-richtung hat ihren Sitz an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.Am 18. November 2004 wurde das Wald-Zentrum unter Mitwirkung namhafter Gästein einem Festakt vor rund 150 Vertretern aus den Bereichen Wald, Forst- und Holzwirt-schaft, von Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie aus Politik und Presse feierlicheröffnet. Einen Tag später wurde der wissenschaftliche Beirat des InternationalenInstituts für Wald und Holz NRW e. V. berufen. Die wesentliche Aufgabe des neun-köpfigen Gremiums, dem auch der Präsident der LÖBF NRW, Rolf Kalkkuhl, an-gehört, ist die in die Zukunft gerichtete und vom Tagesgeschäft losgelöste Beratungdes Instituts hinsichtlich Wissenschaft und Forschung sowie Ausrichtung und Ent-wicklung.

Dr. Cecil Konijnendijk, Kopenhagen, hielt einen Vortrag über das Konzept der „UrbanForestry“ im europäischen Kontext. Foto: Wald-Zentrum, WWU Münster / D. Tesch

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Wald im Ballungsraum

Eine für Naturwissenschafter und Prak-tiker eher ungewöhnliche, dennoch aberbedeutsame Frage warf der anschließendeVortrag der Münsteraner Biologin Dr.Petra Michel-Fabian auf. „Brauchen wireine Waldethik? Anstiftung zur Selbstre-flexion“, lautete das Thema. Dabei stellteMichel-Fabian das Thema Wald und Ge-sellschaft in den Kontext umweltethischerDiskussionen. Besitzt der Wald auch unab-hängig vom Menschen einen besonderenmoralischen Status? Gibt es Handlungsan-leitungen für einen „guten“ Umgang mitder Natur, mit dem Wald? Auch bestehegrundsätzlich die Frage, wozu man eineNormen generierende Waldethik brauche,wenn es etliche juristische Normen gibt,die den Umgang mit dem Wald regeln.Allerdings, so die Referentin, beinhaltetenjuristische Normen oft kalkulierte Unbe-stimmtheiten und offene Begriffe. Diegroße fachliche Kunst der Waldnutzungund Forstwirtschaft liege darin, mit diesenFreiheiten weder zufällig, willkürlich oderbeliebig, sondern verantwortlich umzuge-hen. Was das im Einzelnen bedeutet, seizum Beispiel von einer Waldethik zuklären.Den Abschlussvortrag der Tagung hielt derdänische Forstwissenschaftler Dr. CecilKonijnendijk vom Unternehmen wood-SCAPE Consult in Dragør bei Kopen-hagen. Konijnendijk gewährte einen Ein-blick in das neue Konzept „Urban Fores-try“, seiner gegenwärtigen, politischen undgesellschaftlichen Einbindung und seinerEignung für integrierende Konzepte in Eu-ropa. Urban Forestry sei „the art, science,and technology of managing trees and fo-

rest resources in and around urban com-munity ecosystems for the physiological,sociological, economic, and aesthetic be-nefits trees provide society”. Zwar – soKonijnendijk – sei der Begriff „UrbanForestry“ nur schwierig in andere Spra-chen zu übersetzen („Urban Forest“ seieben mehr als „Stadtwald“, „forêt ur-baine“, „stadsbos“, „bynær skov“ ...) dochtäte dies den Stärken der „Urban Forestry“keinen Abbruch. Das Konzept sei integra-tiv und beziehe den Planungsprozess unddie Pflege aller Wälder und Einzelbäumemit ein. Es sei mit seiner langfristigen Per-spektive strategisch gut aufgestellt, inter-/multidisziplinär und partizipativ durchBeteiligung aller Akteure und betroffenerBevölkerungsgruppen sowie multifunktio-nal durch seine Fokussierung auf soziale,kulturelle, wirtschaftliche und Umwelt-funktionen.Den Abschluss der Tagung bildete eineDiskussionsrunde, bei der sich alle Vortra-genden den Fragen der Zuhörerschaft stell-ten. Am Rande der Veranstaltung lud dieAusstellung „Naturentwicklung auf Indus-triebrachen des Ruhrgebietes – eine Doku-mentation der ökologischen Begleitfor-schung zum Projekt Industriewald Ruhrge-biet“ der LÖBF NRW zu einem informati-ven Rundgang ein. Ziel des Projektes „In-dustriewald Ruhrgebiet“ ist es, „auf ausge-wählten Brachen die natürliche Sukzessionzum Post-Industriewald zuzulassen undgleichzeitig durch behutsame Pflege undzurückhaltende Erschließung die neueWildnis für die Bevölkerung erfahrbar undnutzbar zu machen“ (J. Weiss, LÖBF-Mitt., 1/03).

Cluster „Urbaner Wald“gegründetWährend der Vortragsveranstaltung wurdeder Cluster „Urbaner Wald“ ausgerufen.Basierend auf den Erfahrungen der bun-desweit ersten Clusterstudie Forst- undHolzwirtschaft NRW werden beim hier umden Bereich Wald erweiterten Konzept dieNichtholzprodukte, der Waldnaturschutz,waldbezogene Dienstleistungen (z. B. Er-holungsnutzung) und sonstige Waldwerte(z. B. Wald als Bestandteil der industriel-len Kulturlandschaft) im Vordergrund ste-hen. So sollen sämtliche Bereiche und Ak-teure einer nachhaltigen urbanen Waldbe-wirtschaftung identifiziert und bewertet,Trends, Probleme und Potenziale desRuhrgebiets analysiert und Zukunftsszena-rien entwickelt werden. Die Veranstalterriefen alle Interessierten dazu auf, sich amCluster „Urbaner Wald“ zu beteiligen.

Anschrift der VerfasserDr. Bernward SelterDorothe TeschWald-Zentrum, Westfälische Wilhelms-Universität MünsterRobert-Koch-Str. 2648149 MünsterE-Mail: [email protected]: www.wald-zentrum.de

ZusammenfassungSeit einigen Jahren wird verstärkt eine„neue Rolle des Waldes“ besonders inden Ballungsgebieten („urbane Forst-wirtschaft“) diskutiert. Auch auf euro-päischer Ebene haben sich die Aktivitä-ten zum Themenfeld der urbanen Wald-wirtschaft intensiviert. Im Frühjahr2004 haben das Wald-Zentrum, West-fälische Wilhelms-Universiät Münster,und der Regionalverband Ruhr den An-stoß zu einem dreijährigen Projekt zumThema „Wald und Gesellschaft imRuhrgebiet am Beispiel der Stadt Essenund Umgebung“ gegeben. Am 8. De-zember 2004 fand dazu in Essen eine in-terdisziplinär ausgerichtete Tagung statt.Die dort aus unterschiedlichen Perspek-tiven gewährten Einblicke in das Thema„Wald und seine multifunktionale Nut-zung im Ballungsraum“ dienten als erstePlattform für weiterführende Diskussi–onen und Aktivitäten und mündetenschließlich in der Ausrufung eines Clus-ters „urbaner Wald“.

Tagungsimpressionen Foto: Wald-Zentrum, WWU Münster / D. Tesch

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Ruhrrenaturierung

Die Ruhr durchfließt die Stadt aufeiner Länge von 31 km. Insbeson-dere die Ruhrschleife in Alt-Arns-

berg ist aus verschiedenen Gründen für dasStadtbild prägend („Wahrzeichen“). DieRuhr umfließt den Felsvorsprung auf demsich die Altstadt befindet in malerischerWeise und erlaubt von ihren Ufern ausreizvolle Blicke auf die alten Siedlungs-strukturen, inklusive Glockenturm undSchlossberg. Die Ruhr ist damit eingebun-den in dieses historische Ensemble und hatneben den ökologischen Werten auch eineBedeutung für den Tourismus in der Stadt.

RahmenbedingungenDie Ruhr hat auch in Arnsberg in den letz-ten Jahrhunderten und Jahrzehnten Verän-derungen hinnehmen müssen, die demnicht entsprechen, was in der jetzt umzu-setzenden Wasserrahmenrichtlinie der EUals „guter ökologischer Zustand“ bezeich-net wird. Durch Begradigungen, Verle-gung, Nutzung als Antrieb für Wasser-kraftanlagen, Verbau der Ufer und Sied-lung stellenweise bis fast direkt an dieUfer, sind Strukturen geschaffen worden,die eine Eigendynamik dieses Mittelge-birgsflusses verhindern. Die Auen, soweitnoch vorhanden, sind von dem tief insGelände eingeschnittenen Flussbett abge-schnitten und entwertet. Die Ruhr in die- sem Flussabschnitt ist der Äschenregion

zuzuordnen.Trotz dieser Einschränkungen stellt sieeinen wichtigen Baustein im ökologischenGefüge der Stadt dar und dient obendreinder Naherholung und Freizeitgestaltungfür die Arnsberger Bevölkerung. Die Ruhrist im gesamten Stadtgebiet als Natur-schutzgebiet ausgewiesen und der EU alsNatura 2000 – Fläche (FFH) für ein euro-paweites Biotopverbundsystem gemeldetworden.

Konzept zur naturnahen Entwicklung der oberen RuhrBasis für die im Folgenden dargestelltenRenaturierungen ist das „Konzept zur na-turnahen Entwicklung der oberen Ruhr“.

Die Bezirksregierung Arnsberg hat in Ver-bindung mit dem Staatlichen UmweltamtLippstadt dieses Konzept im Jahre 1999 inAuftrag gegeben und 2004 vorgelegt. Zielwar es, in Abstimmung mit den Anlieger-kommunen eine Fachplanung für die Ruhrim Streckenabschnitt zwischen der Quellebei Winterberg und der Mündung der Möh-ne in Neheim Hüsten (80 km) zu erstellen,die wasserwirtschaftliche und naturschutz-fachliche Aspekte integriert. Die Umset-zung des Konzeptes kann auf freiwilli-ger Basis zum Beispiel durch Maßnah-men einer naturnahen Gewässerunterhal-tung oder durch Ausgleichsmaßnahmen imRahmen der Bauleitplanung erfolgen.In diesem Konzept sind nun für das Stadt-gebiet Arnsbergs verschiedene Maßnah-men vorgeschlagen, die eine Durchgängig-

Gotthard Scheja

Erste Abschnitte der Ruhrin Arnsberg renaturiert Stadt Arnsberg nimmt Vorreiterrolle an der oberen Ruhr ein

Die Stadt Arnsberg hat im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen und gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen an zwei Stellen im Stadtgebiet die Ruhr durch Anlage einer 230 Meter langen innerörtlichenVerzweigungsstrecke („Mengen Wiese“) und durch Aufweitung und Entfesselung der Ufer auf einerLänge von 700 m in einem weiträumigeren Talbereich („Altes Feld“) renaturiert.

Die Ruhr um 1800. Der Blick auf das „AlteFeld“ zeigt die Ruhr und den Schloßberg.Deutlich sind die Verzweigungen des Flus-ses in der Aue zu erkennen.

Der Ausschnitt aus dem „naturnahen Entwicklungskonzept der oberen Ruhr“ für dieRuhrschleife in Arnsberg verdeutlicht die vorgeschlagenen Maßnahmen.

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Ruhrrenaturierung

keit des Flusses für Fische und andereLebewesen nach sich ziehen sollen und füreine ökologische Verbesserungen des Ge-wässers und seiner angrenzenden Bereichestehen. Die vorgeschlagenen Maßnahmenorientieren sich an Leitbildern weitgehendnatürlicher Flusslandschaften des Mittel-gebirges. Bei den Planungen sind die nichtmehr veränderbaren Gegebenheiten (in derRegel vom Menschen verursacht) mit indie Überlegungen einbezogen.Für das Stadtgebiet weist das Konzept ins-gesamt 39 Maßnahmenpakete aus. In die-sen Paketen finden sich 10 Vorschläge zurWiederherstellung der aquatischen Durch-gängigkeit, 25 Vorhaben zur Verbesserungder Gewässerbettstrukturen, 9 zur Förde-rung der Uferbeschaffenheit, 41 Entwick-lungsvorschläge zur Aufwertung von Aue-lebensräumen und 51 verstehen sich alsHinweise zur Gewässerunterhaltung. Diesmacht deutlich, wie komplex und standort-bezogen die Darstellungen im Konzept er-arbeitet wurden.

Meter nicht mehr in stark verbauten Uferngeführt. Er kann im vorhandenen Geländebis zu einem gewissen Grade arbeiten. Ver-steckte Sicherungsmaßnahmen, sogenann-te „schlafende Buhnen“, sorgen jedochdafür, dass insbesondere bei Hochwasserein unkontrolliertes Abschwemmen vonUferbereichen in Richtung Bebauung un-terbleibt. Entsprechend dem Leitbild„schottergeprägter Fluss des Grundgebir-ges“ wurde das rechte Ufer sehr flach undin variablen Neigungen mit Flussschotterausgebildet (Neigung 1:10).Durch einen leichten Anstau in Verbindungmit einem aus einer Steinschüttung beste-henden Einlaufbauwerk konnte mit natur-nahen Mitteln erreicht werden, dass sichinsbesondere bei Niedrigwasser eine unge-fähr gleiche Aufteilung der Wassermengenauf den alten und den neuen Flussabschnittergibt. Der bestehende Aufstau unterhalbder Brücke wurde zu Gunsten einer örtlich

begrenzten Beschleunigung der Fließge-schwindigkeit beseitigt.Neben der ökologischen Aufwertung derRuhr steht an dieser Stelle auch das Erleb-barmachen des Flusses für den Stadtmen-schen im Vordergrund. In weiten Teilendes Verlaufes der Ruhr in Siedlungsnäheist diese im Stadtgebiet tief eingeschnittenund von Bäumen und Büschen umgeben.Ein Blick auf den Fluss ist nur selten mög-lich. Durch die Ausbildung flacher Schot-terufer an der Verzweigungsstrecke kön-nen die Menschen nun bis direkt ans Was-ser gelangen.Durch den Erhalt des alten Ufers als baum-bestandene Insel wird der naturgeschützteBereich der Ruhr weitgehend von Störungfreigehalten. Das Erlebbarmachen des dieStadt prägenden Flusses ist für die Bevöl-kerung aus Identifikationsgründen und fürdie Wertschätzung von großer Bedeutung.Hierzu zählt auch, dass seit drei Jahren imRahmen des alljährlich durchgeführtenArnsberger Kunstsommers im und amWasser der Ruhr Kunstwerke („Kunst imFluss“) ausgestellt werden. Bisher sindbeide Projekte sehr gut von der Bevölke-rung angenommen worden und haben inweiten Kreisen schon jetzt eine positiveBeziehung zum Fluss bewirkt.

Mengen Wiese vor den Baumaßnahmen imJuni 2004

Auszug aus der Planung zu Mengen Wiese. Der Beginn des Verzweigungsgerinnes undder alte Verlauf mit Beibehaltung der Uferstrukturen sind zu erkennen.

Die Renaturierungsmaßnahmen „MengenWiese“ und „Altes Feld“ sind aus diesemKonzept abgeleitet worden.

Innerstädtische Renaturierungauf „Mengen Wiese“Bei „Mengen Wiese“, einer Wiesenflächein Mitten der Stadt am Fluss gelegen,kommt das Leitbild des „ortsnahen Flus-ses“ zur Anwendung. Die intensiv genutz-te Fläche wird auf der einen Seite voneinem Fuß- und Radweg mit dahinterlie-gender Bebauung und auf der anderen Sei-te durch den Gehölzsaum der Ruhr be-grenzt. Der begradigte Ruhrlauf wird hierdurch eine Sohlschwelle im Bereich derMarienbrücke deutlich eingestaut, waseine geringe Strömungsdiversität und feh-lende Tiefen-Breitenvarianz des Flussab-schnittes zur Folge hat.Durch die nach Ankauf zur Verfügung ste-hende Freifläche kann dem Gewässer mehrRaum als in vergleichbaren innerörtlichenLagen verschafft werden. Hier sollte dieAnlage einer Flussschleife als Verzwei-gungsstrecke zur Ausführung kommen. Dadie Renaturierungsstrecke an der Ruhr-straße und Uferstraße direkt an Bebauungangrenzt, wurde die Planung in Bürgerver-sammlungen mit den Bürgerinnen undBürgern abgestimmt. Hierbei war den An-wohnern eine Durchströmung beiderparallel laufender Flussabschnitte wichtig,damit es in möglicherweise stehendemWasser nicht zu Geruchs- und Mücken-problemen kommt. In der neu angelegtendauerhaft durchströmten Fließstrecke wirdder Fluss auf einer Länge von etwa 230 Me-ter und einer mittleren Breite von 10 bis 20

Die Bauarbeiten an Mengen Wiese machenFortschritte. Das Verzweigungsgerinne wirdausgebaggert.

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Leitbild „offene Flussaue“ im „Alten Feld“Im Alten Feld am südlichen Ende derRuhrschleife bietet sich ein anderes Bild.Hier durchfließt die Ruhr eine relativ brei-te durch Grünlandnutzung geprägte Tal-aue. In früheren Jahrhunderten war derVerlauf stark verzweigt, wie alte Kupfer-stiche zeigen. Der Fluss schuf sich ständigein neues Bett und konnte eine großeEigendynamik entwickeln. Auch hier wur-de die Ruhr zu Beginn des letzten Jahr-hunderts aus Gründen des Hochwasser-schutzes und der landwirtschaftlichen Nut-zung ausgebaut und durch Steinschüttun-gen in ihr Bett gezwängt. Die Folge wareneine erhöhte Fließgeschwindigkeit und eintiefes Einschneiden in die Talaue.

Als Entwicklungsziel wird hier die „offeneFlussaue“ angestrebt. Die Renaturierungs-fläche wird auf der einen Seite von einerwenig befahrenen Bahnlinie und auf deranderen Seite von der Ruhr beziehungs-weise einem angrenzenden Segelflugge-lände begrenzt.Durch teilweises Entfernung der Ufersi-cherungen, flächige Absenkung der Uferund ein Anheben der Flusssohle wird derFluss auf einer Länge von rund 700 Meterwieder stärker in Kontakt mit der umge-benden Talaue gebracht. Die Ruhr kann

hier in weiten Grenzen eigendynamisch ar-beiten und spiegelt das typische Bild einesMittelgebirgsflusses wieder, in dem sichschnell fließende Strecken mit langsamdurchflossenen abwechseln und tiefereAuskolkungen vorkommen. Inseln im Ge-wässerbett bieten Angriffspunkte für denFluss und zwingen zum Ausweichen.Im nördlichen Bereich der Umgestaltungs-strecke wurde zusätzlich eine circa 300Meter lange, teilweise eingestaute, altarm-ähnliche Flutmulde angelegt, die neben der ökologischen Verbesserung dem Hoch-wasserschutz dient. Die Bauausführung wurde mit dem hiesi-gen Angelsportverein Ruhrwellen abge-stimmt, so dass auch die Belange desAngelsports Berücksichtigung finden. DieRenaturierungsmaßnahme war in dieserAusdehnung nur möglich, weil ein Groß-teil der Flächen bereits in städtischem Be-sitz war und fehlende Parzellen auch durchFörderung durch das Land angekauft wer-den konnten.Dieser Bereich der Ruhr soll, stärker alsMengen Wiese, weitgehend dem Natur-schutz dienen, liegt doch der gesamte Um-gestaltungsbereich im NaturschutzgebietRuhr. Dies hat zur Folge, dass der Menschhier etwas in den Hintergrund treten sollte.Um ihn jedoch nicht ganz auszuschließenund Freizeitnutzung und Naherholung ingewissen Maße zu ermöglichen, wird ent-lang der Bahntrasse ein Weg angelegt. Zurbesseren Einsicht in das Gelände wurdeeine etwas erhöhte Plattform aufgeschüt-tet, um die Neugierde der Menschen zu be-friedigen und sie damit an der Entwicklungteilhaben zu lassen. Die verbleibendenWiesenflächen werden verpachtet und ex-tensiv landwirtschaftlich genutzt. Die durchgeführten Maßnahmen könnennur als Initialmaßnahmen angesehenwerden, da bei einem der nächsten größe-ren Hochwässer der Fluss selber die Si-tuation verändern wird. Daher wird auchweitgehend auf Anpflanzungen verzich-tet. Hier sollen sich Sukzessionen ent-wickeln.

Renaturierung dientHochwasserschutzBeide Maßnahmen wirken sich positiv aufden Hochwasserschutz aus.Der vom Land erarbeitete „Hochwasser-aktionsplan“ (Februar 2004) ermittelt dasStadtgebiet von Arnsberg als den vonHochwasserschäden am stärksten betroffe-ne Siedlungsbereich im gesamten Verlaufder Ruhr. Durch die Aufweitung des Ge-wässerbettes und die Schaffung von Um-flutmulden werden Strukturen geschaffen,die die Hochwasserwelle eines 100-jähri-gen Bemessungshochwasser ohne tech-nisch aufwendige Bauwerke lokal um 15bis 20 Zentimeter senken. Damit wird dieSchadenserwartung verringert. Für einen

effektiven und naturverträglichen Hoch-wasserschutz sind im Stadtgebiet jedochnoch weitere Maßnahmen erforderlich.

Planung, Bauzeit und KostenDie Planungen wurden durch die Gesell-schaft für Wasserwirtschaft, Gewässeröko-logie, Umweltplanung (WAGU) Kasseldurchgeführt. Die Planung, inklusive Ge-nehmigung und Förderung, erstreckte sichüber einen Zeitraum von acht Monaten.Die enge und unkomplizierte Zusammen-arbeit zwischen Bezirksregierung, Kreis-verwaltung, Planungsbüro, Angelvereinund Stadt ermöglichte diesen relativ kur-zen Zeitraum.

Die Bauarbeiten zu den Renaturierungenbegannen am 02. Juli 2004 mit dem erstenSpatenstich durch Staatssekretärin Friede-rich vom NRW-Umweltministerium undArnsbergs Bürgermeister Vogel. Trotz desschlechten Wetters im Juli kam es zukeinen nennenswerten Verzögerungen, sodass Ende August die Bauarbeiten beendetwerden konnten.Beide Maßnahmen werden durch das LandNRW zu 80 Prozent gefördert. Die Förde-rung erfolgt aus Mitteln der Abwasserab-gabe. Der städtische Anteil (20 Prozent)wird über Ausgleichsmaßnamen für dieBaugebiete „Stadtbruch“ und „Berufbil-dungszentrum“ refinanziert.

Das innerstädtische Verzweigungsgerinnebringt den Fluss dem Bürger näher.

Foto: Luftsport-Club Arnsberg

Die Talaue im „Alten Feld“ vor der Bau-maßnahme, vom Fluss ist nicht viel zusehen.

Das Flussbett im „Alten Feld“ wird ver-breitert, die Ufer abgeflacht und der Kon-takt zur Aue hergestellt.

Aufweitungen, Nebengerinne, Kolke undRauschen strukturieren das Gewässer aufengem Raum.

Ruhrrenaturierung

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Ruhrrenaturierung

Der Gesamtfinanzierungsrahmen, ein-schließlich des erforderlichen Grunder-werbs, beläuft sich für beide Maßnahmenauf rund 920.000 €.Die weitere Entwicklung der Renaturie-rungsstrecken soll im Rahmen eines Moni-toring erfasst und bewertet werden. Hierzuhat das Projekt „Lebensraum Ruhr“, andem eine Reihe Arnsberger Schulen betei-ligt sind, bereits Interesse bekundet. Einediesbezügliche Zusammenarbeit mit demvor Ort ansässigen Angelverein wäre einedenkbare Unterstützung.

Lärmschutz als NebeneffektMit der Renaturierung der Ruhr wird nochein weiterer nutzbringender Effekt erzielt.Bei der Anlage der Verzweigungsstreckeund den Aufweitungen fallen ca. 35.000Kubikmeter Aushubmaterial an. DieserAushub wird zur Erhöhung des Lärm-schutzwalles an der A 46 im Bereich Bin-nerfeld Neheim auf einer Länge von 1000Meter genutzt. Aufgrund fehlender sonsti-ger Verwertungsmöglichkeiten in der Um-gebung der Stadt braucht das Aushubmate-rial nicht deponiert zu werden und findetdamit eine sinnvolle Verwendung. DieLärmwerte sind dort durch den zunehmen-den Verkehr so hoch, dass bereits gesund-heitliche Nachteile der Bevölkerung zu er-warten waren. Durch die Erhöhung wirdder subjektiv erfahrbare Lärmpegel rundum die Hälfte gesenkt.

Weitere Planungen der Stadt ArnsbergDie Stadt Arnsberg nimmt an der oberenRuhr damit eine Vorreiterrolle in der Um-

setzung dieser Planung ein. In den vergan-genen 3 Jahren wurde bereits die Durch-gängigkeit der Ruhr durch Anlage einerFischaufstiegshilfe in Niedereimer (WehrPerstorp) und durch das Schleifen desWehres der ehemaligen Hüttenwerke Sie-gerland in Hüsten verbessert. Darüber hin-aus hat die Stadt, durch Ankauf von Ufer-randstreifen oder ganzer Ufergrundstückeeine Extensivierung oder den Wegfall derdem Gewässer oft unzuträglichen Nutzungin Teilabschnitten erreicht und wird diesfortsetzen.

Derzeitige Planungen befassen sich mitden Wehren der Firmen Cascades (Wolfs-schlucht) und Feldmann (Altes Feld), dieentsprechend mit einer funktionsfähigenFischtreppe versehen werden sollen. ImRahmen von Ausgleichsmaßnahmen bzw.zur Aufstockung des Ökokontos werdenschrittweise weitere Vorschläge aus demKonzept umgesetzt. Konzepte für Möhne,Röhr und Baumbach eröffnen weitere Ver-besserungsmöglichkeiten.Im Bereich Arnsberg bestehen zehn Was-serkraftanlagen (Ruhr 7, Röhr 2, Möhne1), die den Erfolg der Maßnahmen be-einträchtigen. Grund hierfür ist die niedri-ge Wasserführung in den Ausleitungs-strecken. Die zur Zeit in Nordrhein- West-falen stattfindende Diskussion um dieWasserkraftanlagen hat die Herausgabevon diesbezüglichen Erlassen durch dieLandesregierung verzögert. Hier bestehtdringender Handlungsbedarf.

Anschrift des VerfassersDr. Gotthard SchejaUmweltbüro Stadt ArnsbergRathausplatz 159759 ArnsbergE-Mail: [email protected]: www.arnsberg.de

ZusammenfassungDie Stadt Arnsberg hat im Rahmen vonAusgleichsmaßnahmen und gefördertdurch das Land Nordrhein-Westfalen anzwei Stellen im Stadtgebiet die Ruhrdurch Anlage einer 230 Meter lan-gen innerörtlichen Verzweigungsstrecke(„Mengen Wiese“) und durch Aufwei-tung und Entfesselung der Ufer auf einerLänge von 700 Meter in einem weiträu-migeren Talbereich („Altes Feld“) rena-turiert. Das Aushubmaterial wurde zurAufhöhung eines Lärmschutzwalles ge-nutzt.Die durchgeführten Maßnahmen verei-nigen vier Vorteile für die Bürgerinnenund Bürger der Stadt. Verbesserung derökologischen Situation an der Ruhr,städtebaulicher Gewinn, die Ruhr wirdwieder erlebbar, Hochwasserschutz,durch Schaffung von breiterem Fluss-bett und Umflutmulden, Lärmschutz ander A 46 im Binnerfeld

Die Aufweitung des Flussbettes bringt das Gewässer wieder in Kontakt zur Aue. Foto: Luftsport-Club Arnsberg, H. Gieseke

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FFH-Verträglichkeits-prüfung

Als fachliche Grundlage für die Beur-teilung von möglichen Folgen von Eingrif-fen in FFH-Gebieten und zur Beantwor-tung der Frage der Notwendigkeit vonFFH-Verträglichkeitsprüfungen erarbeite-te die LÖBF im Auftrag des Umweltminis-teriums (MUNLV) eine Broschüre über diein Nordrhein-Westfalen vorkommendenLebensräume des Anhang I sowie Tier-und Pflanzenarten des Anhang II der FFH-Richtlinie. Die 170 Seiten starke Broschü-re ist Ende 2004 erschienen.In den Kurzmonografien über die Lebens-räume und die Arten wird informiert über:– das Vorkommen in FFH-Gebieten in

NRW (mit Verbreitungskarte)– den Umfang der FFH-Gebietsmeldun-

gen– die Lebensraumansprüche der Arten– die Ursachen der Bestandsveränderun-

gen bzw. Gefährdungen von Lebensräu-men und Arten

– die spezifischen Handlungen, die in derRegel zu erheblichen bzw. nicht zu er-heblichen Beeinträchtigungen führen

– die wichtigsten Erhaltungs- und Ent-wicklungsmaßnahmen sowie

– die Vorgaben zur Bewertung des Erhal-tungszustandes aller Lebensraumtypenund Arten

Zielgruppen für die Broschüre sind nebenden Fachbehörden und -büros, die sich mitEingriffsfragen beschäftigen, sowie demehrenamtlichen Naturschutz, auch diekommunalen Verwaltungen. Immerhin lie-gen FFH-Gebiete in 326 (82 Prozent) dernordrhein-westfälischen Kommunen.

Die Broschüre ist beim MUNLV, 40190Düsseldorf kostenlos erhältlich. Darüberhinaus kann man sie sowohl über www.-natura2000.munlv.nrw.de als auch überwww.loebf.nrw.de im Informationssystem„NATURA 2000“ finden.

StechimmenLÖBF (Hrsg.) (2005): Stechimmen inNordrhein-Westfalen. – Ökologie – Ge-fährdung – Schutz -. LÖBF-Schriftenreihe20, 328 Seiten, ISBN: 3-89174-035-2.11 Autoren und Autorinnen stellten inmehreren Jahren eine umfangreiche Mo-nografie über die Gruppe der Stechimmen(dazu zählen Bienen, Wespen und Amei-sen) in Nordrhein-Westfalen zusammen. Der Inhalt ist in zwei große thematischeBlöcke gegliedert: In den Kapiteln I, II undIII werden die Biologie, die wichtigstennordrhein-westfälischen Lebensräume unddie entscheidenden Lebensraumbestand-teile („Requisiten“) mit dort vorkommen-den ausgewählten Stechimmen vorgestellt.Darauf aufbauend widmet sich Kapitel IVdem praktischen Artenschutz. Arten-schutzfragen, die insbesondere auch Kom-munen beschäftigen, werden hier aufge-griffen. Dazu zählen das „Hummelsterbenunter spät blühenden Linden“ und die Ent-scheidung, wann und wie „Umsiedlungvon Wespen und Hornissen“ erforderlichwerden. Ebenso werden wenig bekannte,aber möglicherweise gravierende Konkur-renzverhältnisse zwischen der Honigbieneund den so genannten „Wildbienen“-Artenangesprochen.Neben der Hilfestellung für die Natur-schutzpraxis soll dieses Buch noch einenweiteren Zweck erfüllen: es soll helfenneues Wissen über die StechimmenfaunaNordrhein-Westfalens zu Tage zu fördern.

Dazu wird eine vollständige bzw. nachheutigem Kenntnisstand vollständige Ar-tenliste der Stechimmen Nordrhein-West-falens publiziert.Das vorliegende Buch ist somit ein aktuel-les Resümee der naturschutzorientierten,stechimmenkundlichen Erforschung desLandes Nordrhein-Westfalen, aber sicher-lich noch kein Schlusspunkt. Es ist allenInstitutionen zu empfehlen, die in derLandschaftspflege, bis hin zum Manage-ment in Naturschutzgebieten tätig sind.

P. Schütz

FFH-RichtlinieTobias KADOR: FFH-Richtlinie. Aus-weisungsverfahren, Schutzregime undihre Auswirkungen auf die kommunaleBauleitplanung. Peter Lang-Verlag,Frankfurt, 2004. 195 S., ISBN 3-631-52505-2, 39 €.Am 05. Juni 1992 wurde den Mitgliedstaa-ten der Europäischen Gemeinschaft eineRichtlinie aus dem Bereich des Natur-schutzes bekannt gemacht. Es handeltesich um die Richtlinie 92/ 43/ EWG – diesogenannte FFH-Richtlinie zum Schutzeder europäischen Naturressourcen. LangeZeit ist die Bedeutung der FFH-Richtliniein der Bundesrepublik Deutschland nichtausreichend erkannt worden. Was dieSchutzgebietsausweisung für die kommu-nale Bauleitplanung bedeutet, ist für dieGemeinden vielerorts völlig unklar. DieSituation der Stadt Medebach in Nord-rhein-Westfalen stellt das Problem exem-plarisch dar. Bei dem ausgewiesenenSchutzgebiet „Medebacher Bucht“ imHochsauerlandkreis handelt es sich um daszweitgrößte Gebiet in Nordrhein-Westfa-len. Mit dieser Ausweisung ist fast das ge-samte Stadtgebiet der Gemeinde Mede-bach mit Ausnahme der vorhandenen Be-bauung in den zehn Ortsteilen als Schutz-gebiet gekennzeichnet worden. Selbstrechtskräftig ausgewiesene Bebauungsplä-ne sind überplant. Die Grenzen laufen qua-si an den Häuserwänden entlang. In einesolche Situation gedrängt wirft die FFH-Richtlinie und ihre Umsetzung oft Fragenbei betroffenen Gemeinden auf, die dieseUntersuchung zu beantworten versucht.

RetentionspotenzialeChristian BAUER: Bestimmung der Re-tentionspotenziale naturnaher Maßnah-men in Gewässer und Aue mit hydrauli-schen Methoden; Kasseler Wasserbau-Mitteilung Heft 16. Herkules-Verlag,2004, 223 Seiten, ISBN 3-930150-26-3,23 €.In der öffentlichen Diskussion wird derEinfluss der anthropogenen Verformungender Fließgewässer auf den Hochwasserab-fluss für bedeutend gehalten und auch inder Politik ist diese Meinung stark verbrei-

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tet. Im Umkehrschluss wird die Reduzie-rung der Scheitelabflüsse durch „natür-liche“ Renaturierungsmaßnahmen über-schätzt. Dieses Urteil stützt sich auf ein-zelne Fallbeispiele, die sich in Bezug aufdie Topografie, die geologischen Verhält-nisse, die Nutzung der Oberfläche ein-schließlich ihrer Versiegelung und dieNiederschlagsereignisse stark unterschei-den. Dabei werden die Möglichkeiten undGrenzen der überwiegend hydrologischenVerfahren, auf denen diese Aussagen be-ruhen, nur selten in die Diskussion einbe-zogen. D. h. die Aussagen sind fast nichtvergleichbar. In dieser Arbeit wird eineMethodik vorgestellt, mit der für einzelneGewässerabschnitte das Retentionspoten-zial und die Speicherkonstante ermitteltwerden kann, zwei maßgebende Parame-ter, um erste Aussagen über die Wirksam-keit von natürlichen und technischenMaßnahmen des Hochwasserrisikomana-gements zu erhalten. Die Berechnung er-folgt mit hydraulischen Verfahren und diedamit verbundene Analyse der Programm-struktur und der Rechenergebnisse liefertwertvolle Hinweise für den Anwender inder Forschung und der Ingenieurpraxis.Überraschend deutlich wird der maßgeb-liche Einfluss der Topografie. In den Kerb-tälern der Nebengewässer im Mittelge-birge haben Renaturierungsmaßnahmenkaum Einfluss auf große Hochwasserer-eignisse. In breiten Talauen mit geringemSohlgefälle ist das Retentionspotenzialsehr viel größer, führt aber bei „natür-lichen“ Maßnahmen nicht zu nennens-werten Verkleinerungen der Scheitelab-flüsse. In großen Einzugsgebieten ist dieTopografie des Gewässernetzes maßge-bend. Am Beispiel der Lahn wird gezeigt,dass die Überlagerung der Abflüsse vonHaupt- und Nebengewässern maßgebendfür die Größe der Scheitelabflüsse ist.

Natur im MorsbacherBerglandBUCHEN, C. (2004): Die Tiere und Pflan-zen des Morsbacher Berglandes mit An-merkungen zu angrenzenden Gebieten1967 – 2004. – Martina Galunder-Verlag(Nümbrecht), 296 S. mit 145 überwie-gend farbigen Fotos. – ISBN 3-89909-042-X, 24,90 €.Bezug: info@Martina-Galunder-Verlag,Alte Ziegelei 22, 51588 Nümbrecht.„Inventur im Oberbergischen“: Mit seinemBuch liefert Christoph Buchen erstmalseine zusammenfassende Dokumentationder Tier- und Pflanzenwelt sowie natur-schutzfachlich besonderer Biotope desMorsbacher Berglandes. Basierend aufeiner sehr umfangreichen und konsequentgeführten Dokumentation des Autors, diebereits in eine Vielzahl von Einzelbeiträ-gen in die Regional- sowie FachpresseEingang fand, wurden Naturbeobachtun-gen zu 648 Pflanzen-, 228 Wirbeltier- und358 Insektenarten (v. a. Schmetterlinge,Käfer, Libellen) aus 37 Jahren zusam-mengestellt. Viele Farbfotos und ein al-phabetisches Artenregister runden dasBuch ab.Die Listen beinhalten Häufigkeitsangaben,Aussagen zu Bodenständigkeit und phäno-logischem Auftreten sowie genaue Fund-ortangaben, welche zu überwiegenden Tei-len auf eigenen Beobachtungen basieren.Der bereits frühen Naturbegeisterung desAutors ist es zu verdanken, dass der Leserauf den 296 Seiten immer wieder auf lan-ge Zeitreihen zurückblicken kann. So wer-den über 3.000 Zugbeobachtungen mitmehr als 300.000 Kranichen kommentiertoder umfangreiche Erhebungen z. B. zuSaatkrähe, Braunem Langohr oder denKnabenkräutern präsentiert. Eingestreutfinden sich aber auch ökologische An-gaben z. B. aus Gewölle- oder Magenana-lysen von Greifen, Notizen zu Blütenbesu-chen oder Raupenbeobachtungen zu eini-gen Schmetterlingen oder interessante In-formationen aus Ringfunden an Fleder-mäusen oder Vögeln. Für die Bechsteinfle-dermaus (Anhang II der FFH-RL) wurdeim Rahmen der regelmäßigen Quartier-kontrollen sogar ein Erstnachweis er-bracht.Im Buch werden weiterhin 50 bemerkens-werte Naturobjekte beschrieben. Seit 1974Vertrauensmann für Vogelschutz trug dasehrenamtliche Engagement des Autorsmaßgeblich zur Unterschutzstellungen ei-niger dieser Lebensräume bei. Zudem ist der Autor in wissenschaftliche Pro-jekte involviert (Kranichzug, Kontrollenvon Fledermausquartieren, Tagfaltermoni-toring). Nach eigenen Angaben sollenkünftig weiterführende Betrachtungen fol-gen, diese können mit Spannung erwartetwerden!

M. Vischer-Leopold/P. Leopold

Ökologie kurz gefasstRüdiger WITTIG, Bruno STREIT: Öko-logie (UTB basics); Ulmer-Verlag 2004,304 Seiten, 103 Abbildungen, 52 Tabel-len; ISBN 3-8001-2777-6, 19,90 €.Das basics-Lehrbuch für Biologiestuden-tenDas Lehrbuch „Ökologie“ ist einer vonacht Bänden, die in der Reihe UTB basicserschienen sind. UTB basics steht für Lehr-bücher, die Studierenden in knapper und di-daktisch ausgearbeiteter Form Einführun-gen in wesentliche Fachgebiete liefern.Vermittelt werden die wichtigsten Vor-lesungsthemen des Grundstudiums und desbeginnenden Hauptstudiums. Ein moder-ner didaktischer Aufbau, ein übersicht-liches Layout sowie eine klare und ver-ständliche Sprache ermöglichen einenschnellen und umfassenden Überblick überdas Fachgebiet.Das Lehrbuch „Ökologie“ dient sämt-lichen Biologen und Wissenschaftlern ausNachbardisziplinen als ideale Einführungin die Thematik und eignet sich sowohl alsvorlesungsbegleitende Literatur wie auchfür das Selbststudium. Die Schwerpunktedes Buches liegen auf den Bereichen Autö-kologie, Populationsökologie, Evolutions-ökologie, Ökosysteme, Klima und Boden,Bioindikation, Biomonitoring, Umwelt-,Arten- und Biotopschutz.Zahlreiche Beispiele veranschaulichen diebehandelten Themen. Dabei wurde beson-derer Wert auf Exempel gelegt, die in un-mittelbarer Umgebung nachvollziehbarsind. Farbig gekennzeichnete Merksätze,Definitionen und Infoboxen erleichtern dasLernen; über 100 zweifarbige Abbildungenund mehr als 50 Tabellen machen Faktendeutlich. Prüfungsfragen am Ende jedesKapitels dienen zur Überprüfung des ge-lernten Stoffes und fördern das Verständnis.

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Pflanzengesellschaften inMecklenburg-VorpommernLandesamt für Umwelt, Naturschutzund Geologie Mecklenburg-Vorpom-mern (Hrsg.)C. BERG, J. DENGLER & A. ABDANK(2001): Die Pflanzengesellschaften Meck-lenburg-Vorpommerns und ihre Gefähr-dung – Tabellenband. Jena, Weissdorn-Verlag. 341 Seiten, ISBN 3-936055-00-9,19,80 €.C. BERG, J. DENGLER, A. ABDANK& M. ISERMANN (2004): Die Pflanzen-gesellschaften Mecklenburg-Vorpom-merns und ihre Gefährdung – Textband.Jena, Weissdorn-Verlag. 606 Seiten,ISBN 3-936055-03-3, 59,90 €.Mit dem Textband liegt nun das eindrucks-volle, vom Landesamt für Umwelt, Natur-schutz und Geologie Mecklenburg-Vor-pommern in zwei Bänden herausgegebeneWerk über die Pflanzengesellschaften die-ses Bundeslandes komplett vor. ZahlreicheAutoren und Mitarbeiter haben zum Gelin-gen dieses Werkes, das auf einer umfang-reichen vegetationskundlichen Datenbank(auf der Basis des ProgrammpaketesTURBO(VEG), 51.000 Vegetationsauf-nahmen!) basiert, in unterschiedlichsterForm beigetragen. Doch es ist weit mehrals eine bloße Darstellung der Pflanzenge-sellschaften. Auch naturschutzfachlicheBelange sind ausführlich berücksichtigt.Damit ist es nicht nur eine wichtige Grund-lage für den Vegetationskundler bzw.Fachbotaniker geworden, sondern es istauch ein hervorragendes Nachschlagewerkfür alle amtlich oder ehrenamtlich tätigenNaturschützer – über die Grenzen Meck-lenburg-Vorpommerns hinaus. Im WestenDeutschlands kann es so manchem Natur-Interessierten, der es nicht sowieso schonweiß, die bemerkenswerte Vielfalt und den

Reichtum der Vegetation im weiten Nord-osten der Bundesrepublik vor Augen füh-ren, nicht zuletzt anhand der zahlreichen,zumeist ausgezeichneten Fotos im Text-band.Auf eine allgemeine Einführung zu demProjekt und zum Aufbau des Werkes fol-gen kurze Darstellungen der naturräum-lichen Situation und der pflanzengeogra-phischen Stellung Mecklenburg-Vorpom-merns. Ein ausführliches Kapitel zur Me-thodik schließt den allgemeinen Teil ab. Indem sehr umfangreichen zweiten, speziel-len Teil werden in systematischer Reihen-folge die einzelnen Klassen, Ordnungen,Verbände und Gesellschaften ausführlichund in übersichtlicher Form vorgestellt.Die vielen Tabellen hierzu sind in einemeigenen zweiten Band (Tabellenband) zu-sammengefasst, der bereits 2001 erschie-nen ist. Synonyme fehlen eben so wenigwie Angaben zur Syntaxonomie und zurCharakteristik der einzelnen Gesellschaf-ten (dabei wird auch auf unterschiedlicheAusbildungen eingegangen). Für die ver-schiedenen Klassen werden auch Hinweiseauf ausgewählte, charakteristische Pilz-und Tiergruppen gegeben. Die diagnosti-schen Artenkombinationen werden für dieeinzelnen Pflanzengesellschaften benanntund die Verbreitung der Gesellschaften er-läutert. Diese wird z. T. durch Verbrei-tungskarten bezeichnender Arten oderauch der Gesellschaften selbst verdeut-licht. Für den Naturschutz sind Angabenzur Gefährdung, die Einstufung in „natur-schutzfachliche Wertstufen“ und eine na-turschutzrechtliche Einordnung besondershilfreich. Die Gefährdungseinstufungenwerden dabei durch Angaben zur Be-standssituation, zur quantitativen Entwick-lung und zur Bedrohung nachvollziehbargemacht; die naturschutzfachliche Wert-stufe ergibt sich als Gesamtwert aus demGefährdungsinhalt, dem Natürlichkeits-grad und der Verantwortlichkeit. Erhal-tungsmöglichkeiten sind in einem eigenenkurzen Abschnitt ebenfalls aufgezeigt.Das dritte Kapitel des Textbandes befasstsich mit der Roten Liste der Pflanzenge-sellschaften Mecklenburg-Vorpommerns,der Bilanz der Roten Liste und Konse-quenzen für den Naturschutz. In einerÜbersichtstabelle der Assoziationen undAusbildungen sind noch einmal die Ge-fährdungskategorien und Wertstufen mitihren Einzelkriterien sowie die natur-schutzrechtlichen Aspekte zusammenge-stellt. Für die Naturschutzarbeit besonderswichtig sind hier die Angaben zum Hand-lungsbedarf, die klar vorgeben, um welcheGesellschaften man sich besonders – z. T.umgehend! – kümmern muss. Damit kön-nen klare Prioritäten gesetzt werden, diefür jeden nachvollziehbar sind!Der Textband schließt ab mit einem sehrhilfreichen Glossar, einem ausführlichenQuellenverzeichnis und Registern für dieSyntaxa und Pflanzennamen sowie no-

menklatorisch relevanter Anträge und Be-wertungen.Auch wenn man hier und da, z. B. bei derEinordnung der Gesellschaften oder Ver-bände (das Charion canescentis wird hierbeispielsweise nicht wie sonst meist üblichden Charetea, sondern den Ruppietea ma-ritimae zugeordnet) oder den Einstufungenin die naturschutzfachlichen Wertstufenanderer Meinung sein kann, stellt das Werkinsgesamt gesehen eine wichtige, sehrwertvolle Grundlage für die Beschäftigungmit der Vegetation Mecklenburg-Vorpom-merns sowohl aus wissenschaftlicher wieauch aus naturschutzfachlicher Sicht dar,mit vielen Informationen und Anregungen,die auch über die Grenzen dieses Bundes-landes hinaus interessant sind oder seinsollten!Die beiden Bände können direkt beimWeissdorn-Verlag Jena, Wöllnitzer Str. 53,07749 Jena, bezogen werden.

U. Raabe

Naturschutz-IndikatorenAlfred Toepfer Akademie für Natur-schutz (Hrsg.): Naturschutz-Indikato-ren – Neue Wege im Vogelschutz, NNA-Berichte 16. Jahrgang 2003, Heft 2, 144 Seiten, Heftpreis 9,00 Euro, NNA, Hof Möhr, 29640 Schneverdingen, Tel.(0 51 99) 9 89 – 0, Fax (0 51 99) 9 89 – 46,E-Mail: [email protected], In-ternet: www.nna.de.Täglich mehrfach hören oder lesen wir inden Nachrichten, wie sich DAX und Dow-Jones-Index entwickeln, ob der Euro-Kursgestiegen oder gefallen ist oder wie sichdie Prognosen zum Wirtschaftswachstum,die Arbeitslosenquote, der Ifo-Geschäfts-klimaindex usw. verändert haben. All die-sen Werten ist gemeinsam, dass sie im all-gemeinen Verständnis offensichtlich die

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44 LÖBF-Mitteilungen 1/05

wichtigsten Kenngrößen beziehungsweiseIndikatoren sind für das komplexe Ge-schehen, das man „die Wirtschaft“ nennt.Durch kontinuierliche Wiederholung wirddie Bedeutung der Indikatoren immerselbstverständlicher vorausgesetzt. Vergleichbare, allgemein anerkannte undregelmäßig wiederholte Kenngrößen fürdie Entwicklung von Natur und Umweltfehlen bisher. Zwar werden aktuelle Ein-zelphänomene kurzzeitig von den Medienaufgegriffen. Doch eine Antwort auf dieFrage „Wie geht es der Natur insgesamt?“fällt selbst Fachwissenschaftlern schwer.Es fehlen Umweltindikatoren, die die Fülle an Umweltinformationen auf weni-ge, möglichst aussagekräftige Kenngrößenreduzieren und so die Kommunikationüber Umweltthemen und –ziele erleichternkönnen. Und wo es keine Indikatoren gibt,gibt es auch keine klaren Gesamtziele. Umdiesem Mangel abzuhelfen, wurde inzwi-schen bundes- und europaweit zumindesttheoretisch eine ganze Reihe von „Natur-schutz-Indikatoren“ erarbeitet. Als zentraler Indikator für den Zustandvon Natur und Landschaft hat sich inDeutschland die Bestandsentwicklung re-präsentativer Vogelarten herauskristalli-siert. Die Diskussion um Indikatoren alsKommunikationsinstrument für Natur-schutzziele und andere aktuelle Entwick-lungen lenken den Blick auf die Notwen-digkeit, auch den Vogelschutz (als „Avant-garde des Naturschutzes“) hinsichtlich ak-tuell laufender Programme und Maßnah-men, aber auch der theoretischen Ansätzeund Konzepte, im Sinne einer Bilanzie-rung kritisch zu bewerten. Wie erfolgreichwaren Rote Listen oder Schutzprogrammebisher? Wie lässt sich die besondere Stel-lung der Vögel im öffentlichen Bewusst-sein auch zukünftig für eine erfolgreicheÖffentlichkeitsarbeit nutzen?

Flächenstilllegung undNaturschutzDeutsche Wildtierstiftung (Hrsg.): Flä-chenstilllegung und Naturschutz – Be-wertung der Flächenstilllegung ausSicht des Natur- und Artenschutzes.Brachen gehören seit jeher zum Bild einerintakten Kulturlandschaft. Stets waren sieein Nebenprodukt der landwirtschaftlichenFlächennutzung. Doch mit der Intensivie-rung der Landwirtschaft wurden Brach-flächen als fester Bestandteil der Frucht-folge unnötig. Mit den Brachen ver-schwand ein wichtiger „Lebensraum aufZeit“ für viele Tier- und Pflanzenarten deroffenen Kulturlandschaft. Um den Wissensstand der Brachefor-schung zum Thema „Flächenstilllegungund Naturschutz“ zusammenzufassen,wurde mit dem Beginn des Projektes „Le-bensraum Brache“ die deutschsprachige

Literatur ausgewertet und in einer Studieauf über 280 Seiten zusammengetragen.Die Studie kann per E-Mail unter Angabevon Namen und Adresse zum Preis von17,90 € bei [email protected] be-stellt werden oder laden Sie hier das ent-sprechende Bestellformular herunter.

Zweisprachiges Praxis-wörterbuch UmweltJohann SCHREINER: Praxiswörter-buch Umwelt, Naturschutz und Land-nutzungen. Deutsch / Englisch, Englisch/ Deutsch. Claus-Peter Hutter, Umwelt-stiftung Euronatur (Hrsg.). Wissen-schaftliche Verlagsgesellschaft, 2004,556 Seiten, ISBN 3-88047-2043-9, 49 €.Die fachliche Beschäftigung mit Natur undUmwelt sowie nachhaltiger Entwicklungist heute ohne grenzüberschreitenden In-formationsaustausch undenkbar. Englischhat sich längst als gemeinsame Verständi-gungsbasis etabliert. Seit Jahren führt derVerfasser Fachenglisch-Kurse im Natur-und Umweltschutz durch. In dem fundier-ten Wörterbuch finden sich Fachbegriffeebenso wie in der Praxis häufig wieder-kehrende allgemeine Ausdrücke. Über 30 000 deutsche und über 30 000 eng-lische Stichwörter bieten eine umfassendeGrundlage für Übersetzungen von Fach-texten aus dem Englischen ins Deutscheund umgekehrt. Außerdem erleichtert das Werk den internationalen Umweltdia-log.

Datenbank biolo-gisch-ökologischerMerkmaleSt. KLOTZ, I. Kühn, W. DURKA[Hrsg.] (2002): BIOLFLOR – Eine Da-tenbank mit biologisch-ökologischenMerkmalen zur Flora von Deutschland.Schriftenreihe für VegetationskundeBd. 38, Bundesamt für NaturschutzBonn, 334 Seiten mit CD-ROM, ISBN 3-7843-3508-x, 25 €.Die Datenbank biologisch-ökologischerMerkmale der Flora Deutschlands (BIOL-FLOR) berücksichtigt 3659 Arten von Farn-und Blütenpflanzen einschließlich der inDeutschland etablierten Neophyten sowieder häufigsten unbeständigen Sippen. Sie ist die erste biologisch-ökologische Da-tenbank für die gesamte Gefäßpflanzen-flora Deutschlands mit Angaben zu über 60Merkmalen aus den Bereichen:– floristischer Status – Chromosomenzahlen, Ploidiegrade, DNA-

Gehalte– Phylogenie – Morphologie der vegetativen Organe– Blühphänologie– Blüten- und Reproduktionsbiologie– Merkmale der Samen, Früchte, Ausbrei-

tungs- und Keimungseinheiten– ökologische Strategietypen– Nutzungswertzahlen der Pflanzenarten

des Grünlandes– geographische Areale– Indikation des anthropogenen Einflus-

ses auf die Vegetation– Biotopbindung

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– pflanzensoziologische BindungDurch die Aufnahme der Synonyme derwissenschaftlichen Pflanzennamen aus der „Standardliste“ von Wisskirchen undHaeupler ist unabhängig von der zur Re-cherche verwendeten Nomenklatur eineinfacher Zugriff auf die Daten möglich.Inhaltliche Grundlage von BIOLFLORsind bereits vorhandene Datenbanken, eineumfangreiche Literaturauswertung (über1800 Literaturquellen) sowie neue Daten-erhebungen und Zusammenfassungen vonExpertenwissen. An der Erstellung der Da-tenbank und des vorliegenden Erläute-rungsbandes waren elf Wissenschaftler be-teiligt.BIOLFLOR ist für viele Aufgabenstellun-gen der Forschung, z.B. in der Populations-biologie, Pflanzenökologie und Vegetati-onskunde nutzbar. Für die Praxis natur-schutzbezogener Situationsanalysen, Gut-achten, Bewertungen und Planungen sowiedes nachhaltigen Populations- und Bio-topmanagements wird sich BIOLFLOR alsunverzichtbare Informationsgrundlage undvielseitig einsetzbares Werkzeug erweisen.

Waldvegetation als UmweltanzeigerAnton FISCHER: Forstliche Vegetati-onskunde. Eine Einführung in die Ge-obotanik. 3. aktualisierte Auflage.Stuttgart, Ulmer Verlag, 2003. 422 Sei-ten, 87 Abbildungen, 31 Tabellen, ISBN3-8252-8268-6, 34,90 €.Das Werk „Forstliche Vegetationskunde.Eine Einführung in die Geobotanik“ ist seitvielen Jahren ein unverzichtbares Lehr-und Handbuch für Studierende und Prak-tiker aus dem Bereich Forstwissenschaftund Forstwirtschaft. Das Buch erläutert aufleicht verständliche Weise die wichtigstenvegetationskundlichen Zusammenhängeund hilft dem Leser, Pflanzenarten undPflanzengesellschaften als Zeiger für loka-le Umweltbedingungen zu erkennen. Das Buch gliedert sich übersichtlich in vierTeile. Der erste Teil behandelt die biologi-schen und ökologischen Grundlagen derVegetationskunde. Artbildung und Florawerden dabei ebenso beschrieben wie dieVerbreitungsgebiete von Pflanzen und ihreEntstehung. Teil Zwei erläutert begriff-liche, konzeptionelle und methodischeAspekte, die zum Verständnis von Vegeta-tionstypen von der lokalen bis zur globalenEbene notwendig sind.Im Anschluss bietet der dritte Teil desBuches eine Übersicht über die wichtigs-ten Waldgesellschaften Mitteleuropas mitgeografischem Schwerpunkt Deutschland.Die diagnostisch wichtigen Arten für jedeGesellschaft werden genannt und der zu-gehörige Standort gekennzeichnet, so dassdie Gesellschaften im Gelände erkannt undbewertet werden können. Teil Vier liefert

abschließend Auswertungswege, Einsatz-möglichkeiten und Anwendungsfelder derforstlichen Vegetationskunde in der Praxis.

Finanzierung von NaturschutzmaßnahmenHrsg.: Bundesministerium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit.Stand: Oktober 2004. 155 S. Abgabekostenlos. Kontakt: BMU, Referat Öf-fentlichkeitsarbeit, 11055 Berlin, Fax(01888) 305-2044, Internet: www.bmu.de,E-Mail: [email protected] es eine Stiftung, die unseren geplan-ten Biotopverbund im Landkreis bezu-schusst? Wie spreche ich regionale Unter-nehmen an, um die naturnahe Umgestal-tung unseres Kindergartens zu unterstüt-zen? Wie können wir den Zuschuss desLandes für das Öko-Frühstück an unsererSchule kofinanzieren? Wie schreibe icheinen Spendenbrief? Was muss ich bei derEinreichung eines Förderantrags beach-ten? Was sind die aktuellen Trends imkommunalen Naturschutz? Bei diesen undvielen anderen Fragen rund um die Finan-zierung des Naturschutzes möchten wir Ih-nen weiterhelfen.

Wälder des Tieflandesund der MittelgebirgeHÄRDTLE, W., EWALD, J., HÖLZEL,N.: Wälder des Tieflandes und der Mit-telgebirge. Reihe: Ökosysteme Mittel-europas aus geobotanischer Sicht. Her-ausgeber R. Pott. 252 Seiten, 47 Farb-fotos, 65n Zeichnungen, 41 Tabellen. € 69,90. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer,2004. ISBN 3-8001-3285-0.

Das vorliegende Buch widmet sich demLebensraum Wald aus geobotanischerSicht und legt Schwerpunkte auf die ge-schichtlichen, ökosystemaren, vegetations-kundlichen und naturschutzrelevantenAspekte sowie deren Verknüpfung. Umdiese komplexen Wechselbeziehungen auf-zuzeigen, werden in den ersten drei Kapi-teln allgemeine Ausführungen zur natür-lichen Waldentwicklung in der Spät- undNacheiszeit sowie zur Veränderung dernatürlichen Waldlandschaften unter demEinfluss des Menschen dargestellt. Es fol-gen ausführliche Beschreibungen zurräumlichen Gliederung der Waldvegeta-tion, zur jahreszeitlichen Entwicklung derWaldvegetation, zu den wichtigsten Bau-marten und den Ansprüchen und Wuchsbe-dingungen der Waldsträucher und Boden-vegetation. Die komplexen Zusammenhän-ge zwischen Organismen, Stofftransporteund -umsetzungen im Ökosystem Waldwerden abschließend auch für den natur-kundlich interessierten Laien verständlichdargestellt.In den folgenden Kapiteln werden von denAutoren die Artenzusammensetzung undStruktur der wichtigsten Laub- und Nadel-waldgesellschaften des Tieflandes und derMittelgebirge in ihrer Abhängigkeit vonKlima, Boden und Nutzung beschrieben.Im Einzelnen werden Buchen- und Bu-chenmischwälder, Eichen- und Eichen-Mischwälder, Edellaubwälder (Linden-Es-chen-Ahorn-Mischwälder), TannenreicheNadelmischwälder, Fichten- und Kiefern-Wälder charakterisiert. Zum Verständnisund zur Charakterisierung z. B. der Bu-chen- und Buchen-Mischwälder werdenzunächst die biologischen Eigenschaftender Buche erläutert, wobei besonderswichtige Textpassagen farblich hervorge-hoben werden. Es folgen Erläuterungenzur natürlichen Verbreitung, Struktur undDynamik der Buchenwälder. Der interes-sierte Leser vermisst an dieser Stelle Hin-weise, zumindest Literaturhinweise, aufErgebnisse der Urwaldforschung in Bu-chen-Urwäldern in Europa. Gerade aus der neueren Urwaldforschung lassen sichviele Bewirtschaftungskonzepte ableitenund erklären. Der Schwerpunkt der Erläu-terungen liegt bei der floristischen undökologischen Gliederung der Buchen-Wälder, wobei die einzelnen Waldgesell-schaften gegliedert in einer edaphischenReihe mit abnehmendem Kalk- und Ba-sengehalt des Bodens übersichtlich darge-stellt werden.Das letzte Kapitel des Buches gibt einenEinstieg in den Themenkomplex „Waldund Naturschutz“. Neben den Anmerkun-gen zur Problematik der Waldschäden inMitteleuropa wird die Wirkung von Stick-stoffimmissionen auf Waldökosystemedargestellt. Hier hätten Hinweise auf aktu-elle Diskussionen und Beiträge zum The-ma „Klimaänderung“ das Kapitel be-reichert. Inwieweit und unter welchen

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Rahmenbedingungen Nutzung und Natur-schutz in Wäldern miteinander vereinbarsind, wird im letzten Kapitel behandelt.Das vorliegende Fachbuch richtet sichnicht nur an Studierende und Fachwissen-schaftler der Forst- und Umweltwissen-schaften, der Biologie und Geographiesondern auch an den naturkundlichenLaien, der einen wissenschaftlichen Ein-stieg zum Thema sucht. Nicht zuletztdurch die ergänzende und überzeugendeDokumentation durch Zeichnungen, Farb-fotos und Tabellen stellt das vorliegendeBuch einen weiteren gelungenen Beitragzur Beschreibung der biologischen Vielfaltder Ökosysteme Mitteleuropas dar.

B. Leder

Recht für LandwirteJosef LOHNER: Recht für Landwirte inFrage und Antwort; Ein Ratgeber fürAlltag und Betriebspraxis. 3. völlig über-arb. Auflage, Ulmer-Verlag 2004, 235 Sei-ten, ISBN 3-8001-4467-0, 25,60 €.Ein Landwirt kommt in seiner vielschich-tigen betrieblichen Praxis mit vielen Fra-gen aus allen Rechtsgebieten in Berüh-rung. Wer sich einen Überblick über diewichtigsten Rechtsfragen aus Privatrechtund öffentlichem Recht für Landwirte undLandwirtschaftsberater verschaffen möch-te, findet alles Wichtige in dem Buch„Recht für Landwirte in Frage und Ant-wort“. Das jetzt in dritter, völlig überarbei-teter Auflage erschienene Buch beinhaltetüber 600 Fragen und Antworten zu fastallen Themen aus Alltag und betrieblicherPraxis.Das Buch ist gegliedert in die BereichePrivatrecht, Grundstücksverkehrs- undLandpachtverkehrsgesetz, Verwaltungs-

recht, Landwirtschaftliche Sozialversiche-rung sowie Rechte und Pflichten in der Be-rufsausbildung. Für die dritte Auflage wur-de der Inhalt auf den aktuellen Stand derRechtsprechung gebracht. Änderungen im Gewährleistungs-, Leistungsstörungs-,Verjährungs- und Schadensersatzrechtwurden ebenso aufgenommen wie praxis-relevante Entscheidungen des BGH imLandpacht-, Erb- und Höferecht so-wie Grundstücksverkehrsrecht. WichtigeNeuerungen wie die Rückforderung vonEG-Beihilfen, die neue Trinkwasserver-ordnung 2001 und die 2002 in Kraft ge-tretene Milch-Zusatzabgabenverordnungwurden ergänzt. Der übersichtliche Buchaufbau nach demFrage-und-Antwort-Prinzip sowie zahl-reiche Fallbeispiele ermöglichen dem Le-ser ein schnelles Verständnis der darge-stellten Sachverhalte. Mit dem Buch erhältjeder, der im Bereich Landwirtschaft tätigist, einen wertvollen Begleiter für die täg-liche Arbeit.

Leitfaden fürpolitisches HandelnWolfgang E. BURHENNE (Hrsg.): Um-welt und nachhaltige Entwicklung; In-ternationale Politik der Umsetzung. Er-ich-Schmidt-Verlag, 2004, 552 Seiten,ISBN 3-503-06381-1, 48 €.Fast alle Mitgliedstaaten der VereintenNationen haben die Umsetzung ihrer inRio de Janeiro vereinbarten Agenda 21 fürUmwelt und nachhaltige Entwicklung ver-sprochen und in weiteren Beratungen fest-gelegt, wie die Umsetzung im Einzelnenerfolgen soll. Diese wichtigen Dokumente werden hierin der vom Deutschen Übersetzungsdienstder UN vorgelegten Fassung veröffent-licht. Dabei erleichtert die einheitliche Ter-minologie die Verständigung und Anwen-dung in den Staaten, in denen deutschAmtssprache ist. Das Buch stellt eineninternationalen Leitfaden für politischesHandeln dar. Nachhaltigkeit muss – als politischer Leit-faden – ein Querschnittsthema werden, dassich im konkreten Handeln niederschlägt.Eine wichtige Grundlage hierzu ist dieKenntnis der einschlägigen Papiere undBeschlüsse, die auf die Erklärung desWeltgipfels in Rio de Janeiro 1992 zurück-gehen. Die Textsammlung füllt dieseLücke. Zu finden sind Texte über: Rio-Er-klärung zu Umwelt und Entwicklung;AGENDA 21; Resolution der UN-Gene-ralversammlung; Millenniums-Erklärungder Mitgliedstaaten der Vereinten Natio-nen und ihre Umsetzung; Entwicklungs-finanzierung; Umsetzung der Agenda 21;Arbeitsprogramm für die Umsetzung derAgenda 21; Resolution der UN-General-versammlung.

Offenland undNaturschutzBURKART, B. & KONOLD, W. (2003):Offenland und Naturschutz – „Culter-ra“ Heft 31, Schriftenreihe des Institutsfür Landespflege der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 79085 Freiburg,Tel.: 061/ 203-3635, [email protected]. 20 €.Der Verlust von offenen Lebensräumenund den dort ansässigen Tier- und Pflan-zenlebensgemeinschaften beschäftigt be-reits seit Jahren die Fachwelt; mehr undmehr aber auch die Öffentlichkeit. Kon-zepte für ein „Offenlandmanagement“ undeine Grundlage wissenschaftlich abgesi-cherter Erkenntnisse, um mit den genann-ten Problemen umgehen zu können, warendie Hauptziele des interdisziplinären For-schungsverbundes OFFENLAND. Forscher der Universitäten Cottbus (BTU),Potsdam, Freiburg i.Br., dem StaatlichenMuseum für Naturkunde Görlitz sowiedem Agrartechnischen Institut Bornim –finanziell gefördert von Bundesministeri-um für Bildung und Forschung (BmBF) –widmeten sich speziell aufgelassenen undnoch aktiven Truppenübungsplätzen inSachsen und Brandenburg. Die Beiträgeaus diesem großen Projekt bildeten auchden Schwerpunkt einer Tagung, die im No-vember 2002 in Quitzdorf am See/OrtsteilKollm in der Oberlausitz gemeinsam vonder Akademie der Sächsischen Landesstif-tung Natur und Umwelt, der Verwaltungdes Biosphärenreservats OberlausitzerHeide- und Teichlandschaft und dem Insti-tut für Landespflege der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. organisiertwurde. Forschungsergebnisse aus weite-ren Offenlandprojekten, von noch aktivenTruppenübungsplätzen sowie von fast ar-chaisch anmutenden Weidesystemen, dieOffenland höchster Qualität hervor brin-

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gen waren weitere Themen. Abgerundetwurde das Ganze von einem Übersichts-beitrag, der einen möglichen Weg zum Of-fenlandmanagement mit großen Tieren vi-sionär aufzeigte, und einen anderen, derdiese Vision als Realität in den Niederlan-den vorstellte, sowie abschließend einenBeitrag, der versuchte aufzuzeigen, welcheBedeutung Offenlandlebensräume in deralten Kulturlandschaft der Oberlausitz hat-ten. Aufgrund der ausgezeichneten Zusam-menarbeit mit den genannten Institutionenkönnen wir alle Beiträge in diesem inhalts-reichen und voluminösen Band vorlegen,verbunden mit der Hoffnung, auch künftigin dieser Konstellation etwas bewegen zukönnen.

Boden und LandschaftHans J. FIEDLER: Boden und Land-schaft – Soil and Landscape. Wörterbuchengl.-dt., dt.-engl. Expert-Verl. 2005, 187 S., ISBN 3-8169-2207-4. 34,– €.Dieses zweisprachige Fachwörterbuch be-inhaltet Begriffe der Wissensgebiete Bo-denkunde und Standortlehre sowie ihrerNachbardisziplinen Angewandte Ökolo-gie, Land- und Forstwirtschaft sowieLandschaftsplanung. Die Terminologie deraufgeführten Wissensgebiete umfasst etwa10.000 Begriffe in Deutsch und Englisch.Ein Anhang enthält Pflanzennamen, SI-Einheiten und Begriffe der Bodenklassifi-kation.Das Wörterbuch enthält die wichtigstenFachausdrücke in Deutsch und Englischfür alle, die sich mit dem Boden als Natur-körper, als Bestandteil von Ökosystemenund Landschaften sowie als Produktions-mittel in Land- und Forstwirtschaft befas-sen. An Teildisziplinen der Bodenkundewerden Bodengeologie, Bodenmineralo-gie, Bodenphysik, Bodenchemie, Boden-biologie, Bodenökologie, Bodentechnolo-gie und Bodenschutz berücksichtigt. Fer-ner werden relevante Begriffe aus folgen-den Nachbardisziplinen aufgeführt: Mine-ralogie, Petrographie, Geologie, Geo-morphologie, Geographie, Meteorologieund Klimakunde, Botanik, Mikrobiologie,Biochemie, Pflanzenernährung und Dün-gung, Acker- und Pflanzenbau, Waldbauund Immissionsforschung. Der Wortum-fang reicht aus, um die moderne Fachlite-ratur auf den Gebieten der Geo- und Bio-wissenschaften zu verstehen, soweit siesich mit der Entstehung, Beschreibung,Gestaltung und Nutzung von Landschaftenbefassen. Die Übersetzungsarbeit wird da-durch erleichtert, dass den Substantivenjeweils relevante Adjektive zugeordnetsind.Der Autor ist als o. Professor für Boden-kunde und Standortlehre Mitglied derTechnischen Universität Dresden und Eh-renmitglied der Deutschen Bodenkund-lichen Gesellschaft.

IntegrierterPflanzenschutzTheo WETZEL (Hrsg.): IntegrierterPflanzenschutz und Agroökosysteme.Steinbeis-Transferzentrum (STZ), 2.Auflage Halle/Saale 2004. 288 Seiten, 33Tabellen, 82 Abbildungen, ISBN 3-00-012745-3 , 29 €. Bezug: Steinbeis-Trans-ferzentrum, Untere Kirchstraße 6, 07952Pauscha, oder per E-Mail: [email protected] andere Gewerbe lebt die Landwirt-schaft wesentlich von ihren technischenFortschritten. Aber sie muß deshalb nichtin jeder Generation neu erfunden werden.Vielmehr gründet sie vor allem auf Erfah-rung – auf der praktischen Erfahrung derLandwirte und nicht zuletzt auf derjenigeneiner ganzen Schar von Wissenschaftlern.Deren wegweisende Forschung jedochwird, so tiefgreifend diese das Erschei-nungsbild der Natur um uns herum auchverändert, in der Öffentlichkeit seltenwahrgenommen. In dem Buch des Agrar-fachmanns Theo Wetzel über den inte-grierten Pflanzenschutz und die Agraröko-systeme bekommt man einen Eindruckvon dieser prägenden Kraft. Es bietet einebeispielhafte Übersicht über die Entwick-lung einer traditionsreichen ostdeutschenAgrarlandschaft zwischen MagdeburgerBörde und Thüringer Becken, die mit ihrenhochertragreichen Böden, ihren großenFeldern und den dazugehörigen Großwirt-schaftsbetrieben seit langem das Bild die-ser Regionen dominiert. In dem Buch wirdaber nicht einfach eine deutsche Agrar-landschaft beschrieben, sondern es wirddie Entwicklung vom konventionellenzum integrierten Anbau aus dem Blickwin-kel mehr als dreißig Jahre begleitenderAgrarforschung aufgezeigt. Das Buch faßtso eine der aufwendigsten Untersuchungs-reihen der deutschen Landwirtschaftsfor-schung zusammen.

Ökologische TierhaltungGerold RAHMANN: Ökologische Tier-haltung. Ulmer-Verlag, 2004, 136 Seiten,26 Farbfotos, 59 S/W-Fotos und -Zeich-nungen, 63 Tabellen, ISBN 3-8001-4473-5, 24,90 €.Die ökologische Tierhaltung ist ein wichti-ger Teil des ökologischen Landbaus. Tiereproduzieren wertvollen Dünger für denPflanzenbau, verwerten Pflanzen und Pflan-zenreste, die für den menschlichen Verzehrnicht geeignet sind und liefern dabei wich-tige Produkte wie Milch, Fleisch, Eier oderWolle. Das jetzt erschienene Buch „Ökolo-gische Tierhaltung“ gibt einen Überblicküber die Vorteile der ökologischen Tierhal-tung, behandelt alle Richtlinien und erklärtdie gegenwärtige gute fachliche Praxis derökologischen Tierhaltung.Das Buch vermittelt Praktikern und Studie-renden im Bereich Landwirtschaft dieGrundlagen der ökologischen Haltung vonNutztieren. Behandelt werden die wich-tigsten Aspekte artgerechter Haltung, öko-logischer Tierernährung, ökologischer Tier-zucht und Tiergesundheit im Ökolandbau.Eine genaue Darstellung der für diese Formder Landwirtschaft festgelegten Standardsund Richtlinien schließt sich an.Der größte Teil des Buches widmet sichder Praxis der ökologischen Tierhaltung.Übersichtlich und gut verständlich wirddie ökologische Haltung von Rindern,Schweinen, Geflügel, Schafen, Ziegen,Pferden, Bienen und Fischen von der Füt-terung bis zur Wirtschaftlichkeit erläutert.Das Buch berücksichtigt dabei die aktuel-len wissenschaftlichen Erkenntnisse undErfahrungen aus der Praxis. AnschaulicheBilder, Tabellen und Abbildungen erleich-tern das Verständnis. Umfangreiche Litera-tur- und Internetverweise geben einenÜberblick über weiterführende Literatur.

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Rheinaue Walsum auf CD-RomMichael KLADNY, Johannes MESSERund Michael SCHOTT: Naturschutzge-biet Rheinaue Walsum, CD Rom, Preis 7 €, ISBN 3-00-013182-5, Systemvor-aussetzung: Windows 2000/XP. Bezug:Biologische Station Westliches Ruhrge-biet, Ripshorster Str. 306, 46117 Ober-hausen; Tel.: 0209/ 4686090, Fax: 0208/4686099, oder Internet: [email protected] rund 5,2 km2 große NaturschutzgebietRheinaue Walsum ist der südlichste Teildes europäischen Vogelschutz- und Ram-sar-Gebietes „Unterer Niederrhein“ undnicht nur als internationaler Zugvogelrast-platz von Bedeutung. Die CD-ROM ent-hält auf mehr als 200 Einzelseiten Infor-mationen zu den Themenbereichen Ökolo-gische Bedeutung, geschichtliche Ent-wicklung, Lebensräume, Pflanzen, Tiereetc. Daneben wird auf einem virtuellenRundgang das Gebiet mit vielen Bildernvorgestellt und Vorschläge für eigene Spa-ziergänge und Erkundungen des Gebietesgegeben. Tondokumente und Videose-quenzen z.B. über die Tätigkeiten der Ar-beitsgruppe „Rheinaue Walsum“ ergänzendas Informationsangebot.

Wahner HeideentdeckenVor den Toren des Köln-Bonner Ballungs-gebietes liegt eine vielfältig strukturierteLandschaft, die mit ihren zahlreichen wert-vollen Biotopen und einer Fülle an bedroh-ten Tier- und Pflanzenarten internationaleBedeutung erlangt hat. Mit Hilfe der nunvorliegenden NABU-Wanderkarte „Wah-ner Heide“ steht der Erkundung des ehema-ligen Truppenübungsplatzes zu Fuß, mitdem Rad, zu Pferd oder mit dem Kanunichts mehr im Wege. Die Karte im DIN A3Format lässt sich auf ein handliches Pocket-Format falten und kann jederzeit ohneMühen mitgenommen werden. (NABU).

Bezug gegen Einsendung von dreiBriefmarken à 55 Cent: NABU NRW,Merowingerstraße 88, 40225 Düsseldorf,www.nabu-nrw.de

Wanderfalkenschutzim NABU NRWBilanz einer erfolgreichen ArbeitDer Jahresbericht 2004 der Arbeitsgemein-schaft Wanderfalkenschutz (AGW) ist er-schienen. Insgesamt zieht die Arbeitsge-meinschaft eine positive Bilanz. „Das Jahr2004 war wieder ein gutes Jahr für denWanderfalken in Nordrhein-Westfalen“,sagt Dr. Peter Wegner, der Leiter des AGW.Den Bemühungen des AGW sei es zu ver-danken, dass die Anzahl der Wanderfal-kenpaare in den letzten Jahren durch-schnittlich um 10 Prozent gestiegen ist. Sobegannen im letzten Jahr in NRW von 66Revierpaaren 59 mit einer Brut; davon zo-gen 50 Paare insgesamt 133 Jungfalkengroß. Trotz dieses Erfolges kann der Wan-derfalke nicht von der „Roten Liste“ ge-strichen werden, da sein Bestand weiterhinvon Schutzmaßnahmen abhängig ist.Auf 12 Seiten stellt der Bericht nicht nurdie erfolgreiche Arbeit des AGW vor,ebenso werden Besonderheiten aus demGreifvogelalltag hervorgehoben. So wur-den beispielsweise im rheinischen Braun-kohlegebiet einige ungewöhnliche Brut-plätze entdeckt: In Goldberg (Hürth-Knappsack) brütete ein Pärchen sogar lie-ber im Entlüftungsrohr einer stillgelegtenVergasungsanlage als in einem angefertig-ten Horstkasten in der Nähe. Weiter zeigen2 Studien des AGW, dass ‚geringe In-zuchtraten‘ und ‚alte Falken‘ keinen nega-tiven Einfluss auf das Wachstum der Wan-derfalkenpopulation haben. Berichte überdie ‚temporäre Blindheit eines Nestlings‘und über die ‚Bestandsaufnahme der Wan-

derfalken in ganz Deutschland‘ runden dasHeft ab. Der Jahresbericht ist für 3 Euro in Brief-marken erhältlich unter folgender Adresse:NABU NRW, Merowingerstr. 88, 40225Düsseldorf, Tel.: 0211 / 159251-10, E-Mail: [email protected]

Eifel barrierefreiIn Zusammenarbeit des Deutsch-Belgi-schen Naturparks Hohes Venn – Eifel unddes Nationalparkforstamtes Eifel wurdenauf der Internetseite www.eifel-barriere-frei.de barrierefreie Naturerlebnisangebotein der Eifel zusammengestellt. Die Naturund Landschaft in der Eifel laden zum Er-holen und Entdecken ein. Menschen mitBehinderung finden viele Möglichkeiten,die Schönheit und Vielfalt der Eifel zu er-leben. So kann man bequem nach einempassenden Ausflugsziel suchen. Gegliedertsind die Suchmöglichkeiten nach Behin-derungsart, Themen und Orten.„Eifel barrierefrei“ ist auch als Broschüreerhältlich. Darin sind 23 Angebote über-sichtlich dargestellt. Broschüre kann imInternet unter http://www.eifel-barriere-frei.de/go/broschuere.html heruntergela-den werden, oder ist kostenlos beimDeutsch-Belgischen Naturpark, Steinfel-der Str. 8 , 53947 Nettersheim, Tel.: 02486-911117, Fax: 02486-911116, E-Mail [email protected] zu beziehen.

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Stadtgrün in BielfeldJoachim FROHN (Hrsg.): Grün fürKörper und Seele: Zur Wertschätzungund Nutzung von Stadtgrün durch dieBielefelder Bevölkerung.Bielefeld 2000plus, eine Initiative vonUniversität und Stadt Bielefeld, die sichzum Ziel setzt, den Sachverstand der Uni-versität für städtische und regionale Be-lange zu nutzen, führte im Sommer 2003mit WissenschaftlerInnen der UniversitätBielefeld und in Zusammenarbeit mit derStadt Bielefeld eine repräsentative Umfra-ge zu verschiedenen Aspekten von Stadt-grün durch.Bielefeld weist landschaftlich und auf-grund seines vorbildlichen Stadtgrünnet-zes im Verhältnis zu anderen bundesdeut-schen Großstädten vergleichsweise guteVoraussetzungen für Naturerleben und Er-holung auf. Landschaftlich wird Bielefeldvor allem durch seine Lage am Teutobur-ger Wald, aber auch durch die Einbettungin das Ravensberger Hügelland geprägt.Ziel der Umfrage war es die Wertschätzungdieses Bielefelder Grüns durch die Bürgerzu hinterfragen. Die Umfrageergebnisselassen ahnen, dass es hier nicht unerheb-liche volkswirtschaftliche und kommunaleVorteile gibt, ein weites Feld für Zusatzun-tersuchungen. Die erhobenen Zahlen undFakten sind als Auftrag an Politik und Ver-waltung – nicht nur in Bielefeld – zu ver-stehen, die Grünentwicklung innerhalb derStadtentwiklung stärker an den Bedürfnis-sen der Bewohner zu orientieren.Die Ergebnisse der Untersuchung könnender Veröffentlichung entnommen werden,die im Internet unter www.uni-bielefeld.de/bi2000plus/veroeffentlichungen.htmloder bei Bielefeld 2000 plus, UniversitätBielefeld, Fakultät für Wirtschaftswissen-schaften, Postfach 100 131, 33501 Biele-feld, Tel.: 0521 / 106-4874 angefordertwerden kann.

Pflanzen und Tiere im Märkischen KreisDie landschaftliche Schönheit der mär-kisch-westfälischen Region beruht nichtzuletzt auf der eindrucksvollen Vielfalt ih-rer Pflanzen- und Tierwelt.So haben sich Autorinnen und Autoren im-mer wieder der Erforschung dieser Floraund Fauna gewidmet und die Ergebnisseihrer oft mühevollen, viel Geduld undgrosse Fachkenntnis erfordernden Beob-achtungen in Büchern und Zeitschriften-aufsätzen dokumentiert.Entsprechend umfangreich präsentiert sichdie neue, zwölfte Literaturliste der Lan-deskundlichen Bibliothek des MärkischenKreises mit ihren insgesamt 68 Titeln.Dazu zählt beispielsweise die Arbeit desNaturforschers Wilhelm von der Marck

über die „Flora Lüdenscheids und desKreises Altena“ aus dem Jahre 1851 eben-so wie die Ende 2003 erschienene Publika-tion der Naturwissenschaftlichen Vereini-gung Lüdenscheid e.V. und des Natur-schutzzentrums Märkischer Kreis e.V.über „Das Bommecketal in Plettenberg(Sauerland)“.Titel über „Die Orchideen Nordrhein-Westfalens“, „Die Kartoffel“ oder das„Obst in Westfalen“ nebst einer „KurzenAnleitung zur Zucht und Pflege des Obst-baumes“ sind ebenso angezeigt wie Litera-tur über heimische Vögel, Lurche, Käfer,Schmetterlinge und Libellen, über Schafe(„Chronik der westfälischen Schafzucht“),Pferde („Ohne Pferde ging nichts“), Bie-nen („Aus der Chronik des ImkervereinsWerdohl-Neuenrade“) und sämtliche sau-erländische Haus- und Nutztiere.Botanische Bestimmungsbücher („UnsereWildpflanzen im Sauerland“) und die Dar-stellung der „Biologie am Bach“ schliess-lich geben allen Orientierung, die sich inihrem Beruf, ihrer Freizeit oder in derSchule für die Welt der Pflanzen und Tiereinteressieren.Die Landeskundliche Bibliothek schicktdie mehrseitige Titelliste auf Wunsch gernkostenlos zu. Interessentinnen und Interes-senten wenden sich bitte an den Märki-schen Kreis, Kulturamt, LandeskundlicheBibliothek, Bismarckstr. 15, 58762 Altena,Tel.: 02352 / 966 7053, E-Mail: [email protected]). Sie steht aus-serdem unter www.maerkischer-kreis.de/kultur/land_kundl_biblio.html im Internet.

Schmetterlinge – Wesenaus Licht und LuftUnter dem Motto: „Wesen aus Licht undLuft“ stellt der NABU NRW in seinerneuen 24-seitigen Broschüre den Schmet-terling in allen Lebenslagen vor. Informa-tive und phantasievoll gestaltete Texte las-sen den Leser in die Welt des Schmetter-lings eintauchen. So erfährt er unter ande-rem, dass Schmetterlinge mit Millionenwinziger Schuppen an den Flügeln ausge-stattet sind, die für ihr farbenprächtiges Er-scheinen sorgen.Neben detaillierten Informationen zurLebensweise, natürlichen Feinden und Ver-teidigungsstrategien der heimischen Tag-falter geht die Broschüre auf die Gefähr-dung der Arten ein. Ursache hierfür ist häu-fig der Mensch. Intensiver Flächenver-brauch durch die Landwirtschaft aber auchdurch Industrie und Verkehr zerstören dieLebensräume der Schmetterlinge. Hier liegtes wiederum an den Menschen diesen Zu-stand zu ändern. Die Broschüre nennt zahl-reiche Möglichkeiten den heimischen Gar-ten in ein Biotop für Schmetterlinge zu ver-wandeln und so dazu beizutragen, das Über-leben gefährdeter Arten zu sichern.

Wer sich darüber hinaus engagieren möch-te, erfährt wie er beim NABU-Projekt„Tagfaltermonitoring“ mitwirken kann. Sowerden auch in diesem Jahr für ganz Nord-rhein-Westfalen wieder Beobachter ge-sucht, die in einem klar umgrenzten Raumzwischen April und September einmal dieWoche den Schmetterlingsbestand inihrem Bereich dokumentieren. Mehr Infosdazu auch unter www.tagfaltermonito-ring.de.Die Broschüre ist gegen 3 Euro in Brief-marken zu beziehen beim:NABU NRW, Merowingerstr. 88, 40225Düsseldorf, Tel.: 0211 / 159251-10, E-Mail: [email protected].

Schwebfliegen nützlichund schönMehrere Dutzend Schwebfliegen-Artenkönnen in einem naturnahen Garten mitvielen unterschiedlichen Pflanzen zu fin-den sein. Alle sind für den Menschen un-gefährlich. Viele sind nützlich, da ihre Lar-ven Blattläuse fressen. Die BiologischeBundesanstalt hat jetzt eine Broschüreherausgegeben, in der elf Arten mit lebens-getreuen Zeichnungen und einem kurzenText beschrieben werden.Die Faltblätter sind kostenlos erhältlich,allerdings gegen Einsendung des Rückpor-tos: Ein Exemplar als Büchersendung ko-sten 0,56 Euro, zwei bis 25 Exemplare 0,77Euro. Auch grössere Mengen für Garten-vereine und http://www.bba.de/veröff/popwiss/popwSchulklassen werden gegenRückporto verschickt. Bestellungen an:Biologische Bundesanstalt, Pressestelle,Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig.

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Magazin für lokaleNachhaltigkeitDas Magazin „stadtgespräche“ bündeltvierteljährlich ökologische, wirtschaftli-che und soziale Aspekte unserer Gesell-schaft und avanciert damit zur Schnittstel-le zwischen Bürgern und Politik. „stadtge-spräche“ richtet sich an Menschen, die sichlokal und regional für eine zukunftsfähigeEntwicklung „zum Anfassen“ einsetzen.Das Magazin ist dank der Unterstützungdes Ministeriums für Umwelt, Natur-schutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz in Nordrhein-Westfalen für Abon-nenten in NRW kostenlos.Leserinnen und Leser aus anderen Bundes-ländern zahlen für ein Abo von zunächstvier Ausgaben im Jahr 16 Euro. Die erstenbeiden Ausgaben „stadtgespräche“ könnenbei agenda-transfer als Probeabo kostenlosbestellt werden. Zu beziehen ist die Zeitschrift über agen-da-transfer, Agentur für NachhaltigkeitGmbH, Budapester Str. 11, 53111 Bonn,Tel.: 0228.60461-19, Fax: 0228.60461-17,E-Mail: [email protected], Inter-net: www.agenda-transfer.de. Das Abo inNRW ist kostenlos (bundesweit 16 €, Ein-zelheft 5 € zzgl. Porto).

Informationen zumThema „Tropenwald“Die jüngste Informationsmappe der Alli-anz Umweltstiftung widmet sich demSchutz des Tropenwaldes. Seine Vielfaltund Bedeutung werden ebenso dargestellt,wie die akute Bedrohung und möglicheSchutzmaßnahmen (54-seitige Broschüreund 24-teiliger Foliensatz).Warum ist der Tropenwald so artenreich?Wieso ist er auch für uns in Europa vongroßer Bedeutung? Wodurch ist er be-droht? Und was kann jeder Einzelne zu sei-nem Schutz beitragen? Antworten auf die-

se und viele andere Fragen gibt die jüngsteInformationsmappe der Allianz Umwelt-stiftung. In einer 54-seitigen Broschüre mitzahlreichen Abbildungen und Grafikenwerden zunächst die faszinierende Vielfaltdes Tropenwaldes an Pflanzen und Tierensowie seine Bedeutung als weltweite „Kli-maanlage“ und Lieferant zahlreicher Nah-rungsmittel oder anderer Produkte erläu-tert. Der Rückgang der Tropenwaldflächewird danach ebenso dargestellt, wie diezahlreichen direkten und indirekten Ursa-chen für diesen Rückgang. Anschließend wird erklärt, was Politik, in-ternationale Organisationen und jeder Ein-zelne zum Schutz des Tropenwaldes bei-tragen können. Mehrere Beispiele vongelungenen Schutzprojekten bilden denAbschluss der Broschüre.24 Overhead-Folien mit zahlreichen Ab-bildungen und Grafiken ergänzen die Bro-schüre und erleichtern es Multiplikatorenaus Umweltorganisationen und anderenInstitutionen, das facettenreiche Themaanschaulich, übersichtlich und spannendzu vermitteln.Die Informationsmappe „Tropenwald“ wur-de in Zusammenarbeit mit der Topenwald-stiftung „OroVerde“ entwickelt. Die Infor-mationsmappe „Tropenwald“ kann bei derAllianz Umweltstiftung angefordert werdenund steht unter www.allianz-umweltstif-tung.de / Publikationen / Wissen auch zumDownload bereit.

GrundwasserGrundwasser ist ein wichtiger Bestandteildes Wasserkreislaufs. Unsere Trinkwasser-versorgung baut wesentlich darauf auf,kein Feuchtgebiet kann ohne Grundwasserexistieren, es ist prägend für ganze Land-schaften und Lebensräume.Dieser großen Bedeutung des Grundwas-sers steht leider nicht das entsprechende öf-fentliche Bewusstsein gegenüber. Während

die Sensibilität für den Schutz der Ober-flächengewässer deutlich zugenommen hat,finden wir beim Grundwasser oftmals nochInformationsdefizite. Während sich in Ex-pertenkreisen das Wissen um das Grund-wasser in den letzten Jahrzehnten schon fastin Quantensprüngen weiterentwickelt hat,bleibt der begleitende Prozess, der für ein„Grundwasserbewusstsein“ als Basis füreinen breit getragenen und verantwort-lichen Grundwasserschutz notwendig ist,deutlich hinter dieser Entwicklung zurück.Diese Lücke zu schließen, hat sich die VDGmit der Grundwasserbroschüre zum Ziel ge-setzt. Sie richtet sich an die interessierte Öf-fentlichkeit und eignet sich auch besonderszur Behandlung des Themas im Unterrichtder Sekundarstufe II.Die Broschüre ist gegen eine Schutzgebührin Höhe von 3,50 € zzgl. Versandkosten beider Vereinigung Deutscher Gewässerschutze. V. (VDG), Königswinterer Str. 829, 53227Bonn zu beziehen. Tel. 0228 / 375007, Fax0228 / 375515, E-Mail: [email protected], Internet: www.vdg-online.de.

HerkulesstaudeDie aus dem Kaukasus stammende Herku-lesstaude (heracleum mantegazzianum)gehört zu den Neophyten die sich zuneh-mend ausbreiten. Bei der Berührung, undsei es zum Zweck der Beseitigung ist, we-gen heftiger Hautreaktionen äußerste Vor-sicht geboten. In dem Flyer „Die Herkules-staude – Gefährliche Schönheit am Weges-rand“, den die Naturförderstation im KreisCoesfeld herausgegeben hat, sind Informa-tionen zur Pflanze, deren Gefährlichkeitund ihrer ordnungsgemäßen Beseitigungzu finden. Zu beziehen ist der Flyer über dieNaturförderstation im Kreis Coesfeld, Bor-kener Str. 13, 48653 Coesfeld, Tel.: 02541/952531, Fax.: 02541/ 952555, E-Mail:[email protected].

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Inhaltsverzeichnis 2004

LEOPOLD, P.:Arbeitskreis TagfalterMonitoring Nordrhein-Westfalen . . . . 2/51

KOBIALKA, H.:Arbeitskreis zur Kartierung und zum Schutz der Mollusken in NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/52

BUNZEL-DRÜKE, M., SCHARF, M., ZIMBALL, O.:Die Quappe in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/12

NEITZKE, A., HOFFMANN, A., NOLTING, C.:Was die Fische zum Ems-Auenkonzept sagen . . . . . . . . . . 3/18

GOEDEKING, A., KOENZEN, U., PARDEY, A.:Gewässerauenkonzept Rur 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/24

KLINGER, H., HOFFMANN, A., NOLTING, C.:Fischfaunistische Referenzen für Fließgewässertypen . . . . 3/30

SCHWEVERS, U., SCHINDEHÜTTE, K., ADAM, B., STEINBERG; L.:Zur Passierbarkeit von Durchlässen für Fische . . . . . . . . . . 3/37

BUNZEL-DRÜKE, M., SCHARF, M.:Wärmeeinleitung in die Lippe: Auswirkungen auf die Fischfauna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/44

BÜNNING, I., BRÄSECKE, R., GEIGER-ROSWORA, D.:Biber (Castor fiber) in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . 3/52

HÜBNER, T., PARDEY, A., RÖÖS, M., SCHIFFGENS, T., VERBÜCHELN, G.:Bewertung der Erhaltungszustände von FFH-Lebensraumtypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3/59

FALKENRIED, L.:Monitoring der Baumkronen im Wald von Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/12

ZIEGLER, C.:Die Waldzustandserhebung zeigt nicht alles . . . . . . . . . . . . 4/16

HEYDER, J. C.:Tagung der Arbeitsgruppe „Langzeitlagerung“ des ADIVK . 4/18

EYLERT, J.:Nationalpark Eifel – Luchs – Wildkatze . . . . . . . . . . . . . . . . 4/20

KLINGER, H.:3. Nordrhein-Westfälischer Fischereitag in Olpe . . . . . . . . . 4/23

MEYER, E. I., INGENDAHL, D., NIEPAGENKEMPER, O.:Reproduktion des Atlantischen Lachses und Kiessubstratqualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/26

FRENZ, C., PASTER, M., DARSCHNIK, S., ENGELBERG, K., KLINGER, H.:Fischbestände der Forellenregion in Nordrhein-Westfalen . 4/29

HOFFMANN, A., KLINGER, H.:Biomonitoring Fische NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/34

PARDEY, A., RAUERS, H., van de WEYER, K., THOMAS, B.:Gräben in Nordrhein-Westfalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4/40

GARSKE, T.:„Naturprofi“ – ein Weg für Kinder zurück zur Natur . . . . . . . 4/47

LÖBF-Mitteilungen Landesanstalt für Ökologie,

Bodenordnung und ForstenNordrhein-Westfalen

29. Jahrgang LÖBF-Mitteilungen 2004

Jahresinhaltsverzeichnis 2004

LUTZ, W.:Zur Naturgeschichte des Wildkaninchens . . . . . . . . . . . . . . 1/12

von HOLST, D.:Populationsbiologische Untersuchungen beim Wildkaninchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/17

EYLERT, J.:Bleibt das Wildkaninchen auf der Strecke? . . . . . . . . . . . . . 1/22

GORTÁZAR, C., HÖFLE, U.:Das Wildkaninchen in Spanien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/26

SCHÖLLER, W.:Bedeutung des Wildkaninchens in der Industrielandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/29

NOTHERS, P.:Hegepflicht im Niederwildrevier am Beispiel Wildkaninchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/33

SPITTLER, H.:Untersuchungen zur Populationsdynamik des Wildkaninchens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1/36

KÖNIG, S.:Streuobstwiesenschutz im Kreis Coesfeld . . . . . . . . . . . . . 1/42

LEHMANN, A.:Nahrungsökologie des Großen Buntspechtes . . . . . . . . . . . 1/46

GRIESE, T.:Der Nationalpark Eifel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/12

WOIKE, M., PARDEY, A.:Erster Nationalpark in NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/14

LEDER, B.:Waldumbau im Nationalpark Eifel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/21

PETRAK, M.:Nationalpark Eifel: Wildbestandsregulierung und Besucherlenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/26

ILLNER, H., SALM, P., BRABAND, D.:Modellvorhaben „Extensivierte Ackerstreifen im Kreis Soest“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/33

HEYDER, J. C.:Vitalität und genetische Variabilität der Eiche in NRW . . . . 2/39

KRONSHAGE, A., SCHÜTZ, P.:Floristisch-faunistische Arbeitsgruppen in NRW . . . . . . . . . 2/44

KULBROCK, P.:Geobotanische Arbeitsgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/45

LUWE, M.:Arbeitskreis Heimische Orchideen Nordrhein-Westfalen . . 2/46

REHAGE, H.-O., TERLUTTER, H.:Arbeitsgemeinschaft Westfälischer Coleopterologen . . . . . 2/47

VOLPERS, M.:Arbeitskreis Heuschrecken NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/48

CONZE, K.-J.:Der Arbeitskreis Libellen NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/50

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Page 52: LÖBF- - lanuv.nrw.de · Vorsitzender Grundbesitzerverband NRWe. V. Dr. Werner Gräfe, Honorarkonsul der Bun-desrepublik Deutschland, Salta / Argentinien. ... der Waldbauernverband

Die LÖBF ist die Einrichtung des Lan-des Nordrhein-Westfalen für den Grünen Um-weltschutz. Ihre Kernaufgabe ist der Natur-schutz. Sie bietet neben wissenschaftlicherGrundlagenarbeit auch interdisziplinär erarbei-tete Lösungskonzepte für Landnutzungen an.

Sie gliedert sich in fünf Abteilungen:

• Serviceleistungen

• Mensch und Umwelt

• Ökologie, Naturschutz und Landschaftspflege

• Waldökologie, Forsten und Jagd

• Fischerei und Gewässerökologie

Sie hat ihren Sitz in Recklinghausen mitAußenstellen in Arnsberg (Forstgenbank/Wald-arbeitsschule), Kirchhundem (Fischereidezer-nate), Bonn (Forschungsstelle für Jagdkundeund Wildschadenverhütung) und Düsseldorf(Druckerei),

untersteht dem Ministerium für Umweltund Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz (MUNLV) NRW,

nimmt in den Aufgabenbereichen Ökolo-gie, Naturschutz, Landschaftspflege, Forsten,Fischerei und Jagd Stabsfunktion für das Minis-terium wahr,

beschäftigt ca. 320 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter mit speziellen Ausbildungenfür die vielfältigen Fachgebiete der einzelnenAbteilungen sowie im allgemeinen Verwal-tungsdienst und in der Datenverarbeitung.

Sie publiziert wissenschaftlicheGrundlagen in den LÖBF-Mitteilungen, in derLÖBF-Schriftenreihe und im Internet unterwww.loebf.nrw.de.

Sie informiert den Bürger über Inter-net, Infotelefon, Pressemitteilungen und Aus-stellungen.

Sie erfasst Grundlagendaten für den Bio-top- und Artenschutz, die Landschaftsplanung,den Waldbau, die Jagd und die Fischerei,

entwickelt landesweite und regionaleökologische Leitbilder und Fachkonzepte,

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen

Postfach 10 10 5245610 RecklinghausenCastroper Straße 3045665 RecklinghausenTel.: 0 23 61/3 05-0Fax: 0 23 61/3 05-7 00Internet: www.loebf.nrw.deE-Mail: [email protected]

überprüft die Effizienz des Förderpro-gramms „Vertragsnaturschutz“ und der Natur-schutz- und Landschaftspflegemaßnahmen.

Sie setzt sich mit Fragen des ökologi-schen Waldbaus und moderner Waldbehand-lungsmethoden auseinander,

führt diese Arbeiten durch wissenschaftlicheBegleitung zu einem Höchstmaß an praktischerNutzanwendung,

sichert Genressourcen als Grundlage fürökologisch stabile Wälder.

Sie erarbeitet ökologisch ausgerichte-te Bewirtschaftungsmaßnahmen von Fischenund Wild sowie entsprechende Schutzmaßnah-men,

befasst sich mit der Verhütung von Wild-schäden,

untersucht Fische auf Krankheiten undFremdstoffe u. a. mit dem Ziel der Vermehrungund Wiedereinbürgerung bedrohter und ausge-storbener Arten.

Die NUA ist als Bildungseinrichtung desLandes bei der LÖBF eingerichtet und arbeitetin einem Kooperationsmodell eng mit den aner-kannten Naturschutzverbänden (BUND, LNU,NABU) zusammen,

veranstaltet Tagungen, Seminare, Lehr-gänge und Kampagnen für unterschiedlicheZielgruppen mit dem Ziel der Zusammen-führung von Interessengruppen und der nach-haltigen Entwicklung des Landes,

bildet fort durch Publikationen, Ausstel-lungen, Poster, Dia-Serien und Informations-blätter. Lumbricus – der Umweltbus – dientvor allem Schulklassen als rollendes Klassen-zimmer und mobile Umweltstation.

Nr. 1/200530. Jahrgang

LÖBF-Mitteilungen

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und ForstenNordrhein-Westfalen

K 2840 F