LOKALES THEMA DES TAGES Hospizarbeit Jubil um ... · Jubil um: Hospizkreis wird 25 Jahre alt VON...

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Redaktion: 0 29 41 / 201-203 | Dienstag, 1. Oktober 2019 » LIPPSTADT Jubiläum: Hospizkreis wird 25 Jahre alt VON CAROLIN CEGELSKI Lippstadt – Seit 25 Jahren be- gleitet der Hospizkreis Lipp- stadt schwerstkranke und sterbende Menschen auf ih- rem letzten Lebensweg. Für die Festschrift hat ein Team rund um Anitha Liebersbach die Meilensteine zusammen- getragen. Ein Überblick. 1993 Mit der Gründung der sogenannten „Omega- Gruppe“ hält die Hospizidee Einzug in Lippstadt. 1994 Am 2. November gründet sich der Initiativ- kreis Hospizbetreuung. Ers- ter Vorsitzender ist Dr. Carl- Friedrich Walther, Gerburgis Schüttert wird seine Stellver- treterin. Mitglieder: 36. 1995 Um die Mitglieder fortzubilden, die Hospizini- tiative bekannt zu machen und die Themen Tod und Trauer zu enttabuisieren, werden die Mittwochsvorträ- ge eingeführt. Darüber hi- naus wird die Supervision für Ehrenamtliche eingeführt. 1995 tritt die Hospizinitiative unter anderem auch der Hos- piz-AG NRW bei. 1996 Der Initiativkreis be- kommt ein Logo. 1997 Der Initiativkreis be- nennt sich in Hospizkreis Lippstadt um. Dr. Friedrich Bergmann wird der erste Vor- sitzende. 1999 Erstmals gibt’s ein Neueinsteiger-Seminar für Ehrenamtliche. 2004 Die Zahl der Sterbe- begleitungen liegt erstmals bei über 30 im Jahr. 2006 Die Gedenkgottes- dienste für Angehörige wer- den eingeführt. Der Hospiz- kreis hat 101 Mitglieder, da- von sind 35 Sterbebegleiter. 2007 Der Hospizkreis be- kommt das erste Büro: an der Wiedenbrücker Straße 8. 2008 Gerburgis Schüttert, Mitbegründerin des Hospiz- kreises, wird für ihr Engage- ment mit der Lippstädter Ro- se geehrt. 2009 Die erste Koordina- toren-Stelle wird geschaffen. 2011 Gerburgis Schüttert wird Vorsitzende und be- kommt das Bundesverdienst- kreuz am Bande. 2012 Der Hospizkreis zieht in die Geiststraße um. 2014 Der Hospizkreis wird 20 Jahre alt. Außerdem gibt’s ein neues Angebot: das Trauercafé. Es wird eine zwei- te Koordinatoren-Stelle ge- schaffen. 2015 Mechthild Fillinger wird Vorsitzende. Mit dem Projekt „Hospiz macht Schu- le“ startet ein neues Angebot. 2017 Die Trauerarbeit wird intensiviert: Der Trauer- treff, ein offenes Angebot, wird gegründet. 2018 Die Ehrenamtlichen begleiten mehr als 60 Schwerkranke und Sterben- de. Der Hospizkreis schließt mit dem Dreifaltigkeits-Hos- pital einen Kooperationsver- trag. 2019 Der Hospizkreis fei- ert Jubiläum – mit Festakt und geladenen Gästen (2. No- vember, Jakobikirche). Mit- gliederzahl: 150 (48 aktive Ehrenamtliche). „Sterbehilfe nach Schweizer Vorbild“ INTERVIEW Nikolaus und Anne Schneider über den Tod und Paragraph 217 Lippstadt – Das Sterben gehört zum Leben dazu. Nikolaus Schneider, ehemaliger Rats- vorsitzender der Evangeli- schen Kirche Deutschland, und seine Frau Anne, die 2014 an Krebs erkrankte, dis- kutieren über den Tod und Sterbehilfe – und teilen dabei nicht immer die gleiche Mei- nung. Am Mittwoch, 9. Okto- ber, sind sie auf Einladung des Hospizkreises in Lipp- stadt zu Gast. Wie sie zu Ster- behilfe und dem umstritte- nen Paragraphen 217 stehen, erklären sie vorab im Inter- view. Eine bedrohliche Krank- heit, die Aussicht auf ein Dasein mit Schmerzen – erleben möchte dies wohl niemand. Umfragen zei- gen: Fast Dreiviertel der Deutschen würden in ei- nem solchen Fall Sterbehil- fe in Anspruch nehmen. Warum beschäftigen Sie sich so intensiv mit dem Thema? NIKOLAUS SCHNEIDER: Weil das Sterben zu jedem Leben hin- zugehört und für jeden und jede von uns eine nicht ver- meidbare Lebensphase sein wird. Bei der Sterbe-Beglei- tung unserer Tochter Meike, die im 22. Lebensjahr an Leu- kämie starb, bei der Beglei- tung unserer Eltern und Schwiegereltern und in mei- ner Arbeit als Gemeindepfar- rer habe ich erfahren, wie wichtig in dieser Lebenspha- se eine mitfühlende „Sterbe- Hilfe“ für die Sterbenden und die Angehörigen ist. Dabei denke ich jetzt in erster Linie an eine Sterbehilfe beim Ster- ben und nicht um eine Hilfe zum Sterben wie den assis- tierten Suizid. ANNE SCHNEIDER: Unabhängig von unseren persönlichen Er- fahrungen ist uns beiden – al- so Nikolaus und mir – dabei auch die „theologische Fra- ge“ wichtig: also die Frage, was im Bedenken von Gottes Wort und Willen für unser konkretes Entscheiden und Handeln zu sagen ist. Da kein Mensch im Besitz der absolu- ten Wahrheit Gottes ist, müs- sen auch im Blick auf die ethi- schen und rechtlichen Posi- tionen zur Sterbehilfe wir Christen- und Kirchenmen- schen respektvoll miteinan- der streiten. Das tun Nikolaus und ich seit 2001 in den Nie- derlanden die Gesetze zur Sterbehilfe liberalisiert wur- den. Sollten Menschen selbst bestimmen dürfen, wann sie sterben? Sollten sie das letzte Wort über ihren Körper haben? Wenn ja, unter welchen Bedingun- gen? NIKOLAUS SCHNEIDER: Es darf kei- nen Zwang zum Leben geben. Aber den genauen Todeszeit- punkt festlegen kann ein Mensch nicht, es sei denn, er beendet aktiv sein Leben. Der Todeszeitpunkt ergibt sich im Normalfall – ich habe jetzt nicht das gewaltsame Ster- ben durch Terror, Krieg und Gewalt im Blick – durch das Zusammenspiel vieler kör- perlicher und seelischer Fak- toren, die die letzte Phase un- seres Lebensweges bestim- men. Und dieser Zeitpunkt ist für mich letztendlich gut auf- gehoben in Gottes Hand. Ih- rem individuellen Sterbe-Pro- zess und vor allem den Men- schen, die diesen Prozess ver- antworten und begleiten, sol- len Sterbende sich anvertrau- en können in der Gewissheit: Meine Schmerzen werden ge- lindert und meine Wünsche und Verfügungen werden respektiert. ANNE SCHNEIDER: Die biblische Zusage an uns Menschen, von Gott nach seinem Ebenbild geschaffen worden zu sein, hat für mich die Konsequenz: Wir Menschen dürfen auch in Verantwortung vor Gott über unseren Körper und über unseren Todeszeitpunkt bestimmen. Deshalb wäre für mich eine Entscheidung für einen Suizid nicht zwangs- läufig eine Entscheidung ge- gen den Willen Gottes. Gibt es für Sie mit Blick auf Sterbehilfe Grenzen? NIKOLAUS SCHNEIDER: „Sterbehil- fe“ verstehe ich grundsätz- lich als etwas Positives. Es soll Hilfen geben, dass Menschen in Würde und selbstbe- stimmt sterben können: zum Beispiel Medikamente gegen Schmerzen bis hin zur pallia- tiven Sedierung; kein Allein- sein, wenn Begleitung er- wünscht ist; Hilfen zur Er- leichterung und Verschöne- rung des Alltages. Eine Gren- ze ist für mich dann erreicht, wenn „Tötung auf Verlan- gen“ zur Sterbehilfe gehört. ANNE SCHNEIDER: Auch für mich gibt es eine Grenze. Sie ver- läuft zwischen einem selbst verantworteten Suizid und der „Tötung auf Verlangen“. Die Tatherrschaft beim akti- ven Herbeiführen des Todes sollte nach meinen ethischen Kriterien beim Sterbenden liegen. „Euthanasie“ im Sin- ne einer Fremdbestimmung über die Lebensdauer eines anderen Menschen ist für mich nicht akzeptabel. In den Niederlanden ist ak- tive Sterbehilfe erlaubt, in der Schweiz ist ärztlich as- sistierte Selbsttötung und die Suizidbeihilfe (zum Beispiel durch gewerblich organisierte Sterbehilfe- Vereine) möglich: Welche Und ich halte meine Position auch theologisch-ethisch für gut begründet. Würden Sie, Herr Schnei- der, Ihre Frau – auch wenn es für Sie selbst nicht infra- ge kommt – bei einem sol- chen Schritt unterstützen und warum? NIKOLAUS SCHNEIDER: Ja, das wür- de ich. Ich würde meine Frau begleiten, ihr die Hand hal- ten und ihren Entschluss res- pektieren, ohne ihr das Herz durch meine ethischen Be- denken schwer zu machen. Wir sind schließlich seit fast 50 Jahren verheiratet, respek- tieren einander gerade auch in unseren unterschiedlichen Positionierungen, und meine Liebe zu meiner Frau wäre auch in diesem Fall maßge- bend. In Ihrem gemeinsamen Buch „Vom Leben und Sterben“ vertreten Sie ihre Meinungen, diskutieren über Sterbehilfe, Tod und Ewigkeit: Wie sind die Re- aktionen darauf? ANNE SCHNEIDER: Wir bekom- men viele positive Reaktio- nen. Menschen empfinden es durchaus als hilfreich, in theologischen und in ethi- schen Fragen mit unter- schiedlichen Positionen kon- frontiert zu werden und da- bei wahrzunehmen: Einstim- Regelung wünschen Sie sich für Deutschland? Was erhoffen Sie sich mit Blick auf das Urteil zu Para- graph 217, Strafgesetz- buch, das die Richter des Bundesverfassungsgerich- tes im Herbst fällen wol- len? ANNE SCHNEIDER: Ich wünsche mir die Aufhebung des Para- graphen 217 und würde es begrüßen, wenn ein neuer rechtlicher Rahmen zur Ster- behilfe nach dem Vorbild der Schweiz gestaltet wird. NIKOLAUS SCHNEIDER: Ich wün- sche mir eine Klarstellung der augenblicklichen Situati- on in unserem Land. Ich möchte, dass Ärzte nicht mit Strafverfolgung oder Appro- bationsverlust rechnen müs- sen, wenn sie im Rahmen ei- nes Vertrauensverhältnisses Patienten bei der Selbsttö- tung beraten oder unterstüt- zen. Sie, Frau Schneider, hatten selbst Brustkrebs: Damals sagten Sie, ein assistierter Suizid sei für Sie denkbar. Ist das immer noch so? ANNE SCHNEIDER: Ja. Meine per- sönlichen Erfahrungen, Dis- kussionen und Reflexionen in den vergangenen fünf Jah- ren – also seit meiner Krebs- diagnose im Juni 2014 – ha- ben daran nichts geändert. migkeit, Eindeutigkeit und Widerspruchsfreiheit sind keine notwendigen Bedin- gungen für unseren Bezie- hungen – weder für die mit anderen Menschen noch für unsere Gottesbeziehung. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Was stel- len Sie sich vor? NIKOLAUS SCHNEIDER: Ja, der Glaube an ein Leben, das stär- ker ist als der Tod, verbindet uns. Wir beide, Anne und ich, verstehen den Tod – bildlich gesprochen – als eine Tür, die sich uns für das unzerstörba- re Leben in Gottes Reich öff- net. Wie das genau aussehen wird, das wissen wir nicht. Aber wir vertrauen den bibli- schen Verheißungen und freuen uns auf Qualitäten dieses Lebens wie „keine Trä- nen, keine Schmerzen, kein Tod“, sondern Leben in der direkten Gegenwart Gottes. Abschließend: Was erwar- tet das Publikum in Lipp- stadt? ANNE SCHNEIDER: Wir hoffen: Motivation und Anregungen zum Nachdenken über ihre eigene Sterblichkeit und über äußere Rahmenbedingungen für ein getrostes Sterben. Das Interview führte Carolin Cegelski Vortrag „Sterbehilfe – Hilfe zum Le- ben. und auch zum Ster- ben?“: Am Mittwoch, 9. Ok- tober, sind Anne und Niko- laus Schneider auf Einladung des Hospizkreises in Lippstadt zu Gast, um über dieses The- ma zu sprechen. Der Vortrag findet um 19 Uhr in der Aula des Evangelischen Gymnasi- ums, Beckumer Straße 61, statt. Der Eintritt ist frei. Diskutieren über Sterbehilfe, Tod und Menschenwürde: Nikolaus und Anne Schneider kommen für einen Vortrag nach Lippstadt. Das Ehepaar ist seit fast 50 Jahren verheiratet. Das Ehepaar Schneider Der Theologe Nikolaus Schneider, 1947 in Duisburg geboren, stand von 2003 bis 2013 als Präses an der Spitze der Evangeli- schen Kirche im Rheinland, den Vorsitz der Evangelischen Kir- che in Deutschland (EKD) gab er – nach seiner Wahl im Okto- ber 2009 – im November 2014 vorzeitig auf, weil seine Frau Anne, Lehrerin für Mathematik und Theologie, an Brustkrebs erkrankte. Das Ehepaar lebt in Berlin und hat zwei erwachse- ne Töchter. Die dritte Tochter starb 2005 im Alter von 22 Jah- ren an Leukämie. Unter anderem hat das Ehepaar das Buch „Vom Leben und Sterben“ (Neukirchner, 2019) – zum Thema Sterbehilfe und Menschenwürde – veröffentlicht. LOKALES THEMA DES TAGES Hospizarbeit Lippstadt – Mit viel Pro- gramm startet der Sauerlän- dische Gebirgsverein (SGV) in den Oktober. Ein Über- blick. Mittwoch, 2. Oktober Mit Bus und Bahn geht es um 9.30 Uhr (Treffpunkt ist der Bahnhofsvorplatz) nach Paderborn-Haxterhöhe zur Wanderung nach Schloss Hamborn (mit Ein- kehr). Lippstadts Grenzen werden derweil ab 12.30 Uhr (Treffpunkt: Jahnplatz) bei einer Fahrradtour er- kundet. Die Senioren wan- dern um 14 Uhr ab Jahn- platz durch den Stadtwald (mit Einkehr). Donnerstag, 3. Oktober Eine Wanderung mit Ruck- sackverpflegung vom Alten Bahnhof (Möhnestraße) nach Scharfenberg steht an. Treffpunkt: 9.30 Uhr, Uni- onparkplatz. Die Senioren spazieren an der Barbaros- sastraße (mit Einkehr): Treffpunkt ist um 11.25 Uhr am Bustreff. Samstag, 5. Oktober Zu einer Gesundheitswan- derung durch den Grünen Winkel treffen sich die Teil- nehmer um 10 Uhr, Rixbe- cker Straße 26. Außerdem startet um 14 Uhr eine Rad- tour nach Bad Westernkot- ten. Abfahrt: Jahnplatz. Sonntag, 6. Oktober Zum Aussichtsturm Bier- baums Nagel geht’s zu Fuß mit Rucksackverpflegung um 8.30 Uhr ab Unionpark- platz. Die Senioren spazie- ren durch Bad Waldliesborn (mit Einkehr). Treffpunkt: 11.25 Uhr, Busbahnhof. Zu Fuß und per Rad die Region erkunden Hörste – Am Donnerstag, 3. Oktober, werden in Hörste und Garfeln wieder die Ge- meindegrenzen kontrol- liert. Die Teilnehmer treffen sich zum Schnadgang um 9.30 Uhr am Tennisheim des VfL Hörste-Garfeln, wo auch der Abschluss am Nachmittag stattfindet. Für Speisen und Getränke ist ge- sorgt. Ausrichter ist die Kirchspielschützenbruder- schaft. Hörster gehen die Grenzen ab Lippstadt – „Der Verlust der Nacht Lichtverschmut- zung als Umweltproblem“ – unter diesem Thema steht ein Vortrag den Dr. Andreas Hänel am Donnerstag, 10. Oktober, um 18 Uhr, im Rat- haus in Lippstadt hält. Beim Vortrag – organisiert vom BUND Erwitte/Lippstadt – geht der Physiker, Astro- nom und Sprecher der Ini- tiative gegen Lichtver- schmutzung Dark Sky, un- ter anderem auf die Auswir- kungen der Lichtver- schmutzung auf die Biodi- versität und den Menschen ein. Der Vortrag behandelt darüber hinaus die Ursa- chen und zeigt Möglichkei- ten der Verbesserung auf, so die Ankündigung. Lichtverschmutzung und die Auswirkung Dedinghausen – Zum Schnad- gang bittet der Bürgerring Dedinghausen am Donners- tag, 3. Oktober. Fußgänger und Radfahrer starten um 10 Uhr an der Gaststätte Kehl. Um 11 Uhr steht eine Rast mit den Hörster Schnadgängern am Grenz- stein Dreiländereck an. Im Anschluss gibt’s Erbsensup- pe (13 Uhr, Bürgertreff) so- wie Programm für Kinder. Schnadgang mit Freunden

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Redaktion: 0 29 41 / 201-203 | Dienstag, 1. Oktober 2019» LIPPSTADT

Jubiläum:Hospizkreis wird

25 Jahre altVON CAROLIN CEGELSKI

Lippstadt – Seit 25 Jahren be-gleitet der Hospizkreis Lipp-stadt schwerstkranke undsterbende Menschen auf ih-rem letzten Lebensweg. Fürdie Festschrift hat ein Teamrund um Anitha Liebersbachdie Meilensteine zusammen-getragen. Ein Überblick.

1993 Mit der Gründungder sogenannten „Omega-Gruppe“ hält die HospizideeEinzug in Lippstadt.

1994 Am 2. Novembergründet sich der Initiativ-kreis Hospizbetreuung. Ers-ter Vorsitzender ist Dr. Carl-Friedrich Walther, GerburgisSchüttert wird seine Stellver-treterin. Mitglieder: 36.

1995 Um die Mitgliederfortzubilden, die Hospizini-tiative bekannt zu machenund die Themen Tod undTrauer zu enttabuisieren,werden die Mittwochsvorträ-ge eingeführt. Darüber hi-naus wird die Supervision fürEhrenamtliche eingeführt.1995 tritt die Hospizinitiativeunter anderem auch der Hos-piz-AG NRW bei.

1996 Der Initiativkreis be-kommt ein Logo.

1997 Der Initiativkreis be-nennt sich in HospizkreisLippstadt um. Dr. FriedrichBergmann wird der erste Vor-sitzende.

1999 Erstmals gibt’s einNeueinsteiger-Seminar fürEhrenamtliche.

2004 Die Zahl der Sterbe-begleitungen liegt erstmalsbei über 30 im Jahr.

2006 Die Gedenkgottes-dienste für Angehörige wer-den eingeführt. Der Hospiz-kreis hat 101 Mitglieder, da-von sind 35 Sterbebegleiter.

2007 Der Hospizkreis be-kommt das erste Büro: an derWiedenbrücker Straße 8.

2008 Gerburgis Schüttert,Mitbegründerin des Hospiz-kreises, wird für ihr Engage-ment mit der Lippstädter Ro-se geehrt.

2009 Die erste Koordina-toren-Stelle wird geschaffen.

2011 Gerburgis Schüttertwird Vorsitzende und be-kommt das Bundesverdienst-kreuz am Bande.

2012 Der Hospizkreiszieht in die Geiststraße um.

2014 Der Hospizkreiswird 20 Jahre alt. Außerdemgibt’s ein neues Angebot: dasTrauercafé. Es wird eine zwei-te Koordinatoren-Stelle ge-schaffen.

2015 Mechthild Fillingerwird Vorsitzende. Mit demProjekt „Hospiz macht Schu-le“ startet ein neues Angebot.

2017 Die Trauerarbeitwird intensiviert: Der Trauer-treff, ein offenes Angebot,wird gegründet.

2018 Die Ehrenamtlichenbegleiten mehr als 60Schwerkranke und Sterben-de. Der Hospizkreis schließtmit dem Dreifaltigkeits-Hos-pital einen Kooperationsver-trag.

2019 Der Hospizkreis fei-ert Jubiläum – mit Festaktund geladenen Gästen (2. No-vember, Jakobikirche). Mit-gliederzahl: 150 (48 aktiveEhrenamtliche).

„Sterbehilfe nach Schweizer Vorbild“INTERVIEW Nikolaus und Anne Schneider über den Tod und Paragraph 217

Lippstadt – Das Sterben gehörtzum Leben dazu. NikolausSchneider, ehemaliger Rats-vorsitzender der Evangeli-schen Kirche Deutschland,und seine Frau Anne, die2014 an Krebs erkrankte, dis-kutieren über den Tod undSterbehilfe – und teilen dabeinicht immer die gleiche Mei-nung. Am Mittwoch, 9. Okto-ber, sind sie auf Einladungdes Hospizkreises in Lipp-stadt zu Gast. Wie sie zu Ster-behilfe und dem umstritte-nen Paragraphen 217 stehen,erklären sie vorab im Inter-view.

Eine bedrohliche Krank-heit, die Aussicht auf einDasein mit Schmerzen –erleben möchte dies wohlniemand. Umfragen zei-gen: Fast Dreiviertel derDeutschen würden in ei-nem solchen Fall Sterbehil-fe in Anspruch nehmen.Warum beschäftigen Siesich so intensiv mit demThema?

NIKOLAUS SCHNEIDER: Weil dasSterben zu jedem Leben hin-zugehört und für jeden undjede von uns eine nicht ver-meidbare Lebensphase seinwird. Bei der Sterbe-Beglei-tung unserer Tochter Meike,die im 22. Lebensjahr an Leu-kämie starb, bei der Beglei-tung unserer Eltern undSchwiegereltern und in mei-ner Arbeit als Gemeindepfar-rer habe ich erfahren, wiewichtig in dieser Lebenspha-se eine mitfühlende „Sterbe-Hilfe“ für die Sterbenden unddie Angehörigen ist. Dabeidenke ich jetzt in erster Liniean eine Sterbehilfe beim Ster-ben und nicht um eine Hilfezum Sterben wie den assis-tierten Suizid.

ANNE SCHNEIDER: Unabhängigvon unseren persönlichen Er-fahrungen ist uns beiden – al-so Nikolaus und mir – dabeiauch die „theologische Fra-ge“ wichtig: also die Frage,was im Bedenken von GottesWort und Willen für unserkonkretes Entscheiden undHandeln zu sagen ist. Da keinMensch im Besitz der absolu-ten Wahrheit Gottes ist, müs-sen auch im Blick auf die ethi-schen und rechtlichen Posi-tionen zur Sterbehilfe wirChristen- und Kirchenmen-schen respektvoll miteinan-der streiten. Das tun Nikolausund ich seit 2001 in den Nie-derlanden die Gesetze zurSterbehilfe liberalisiert wur-den.

Sollten Menschen selbstbestimmen dürfen, wannsie sterben? Sollten sie dasletzte Wort über ihrenKörper haben? Wenn ja,unter welchen Bedingun-gen?

NIKOLAUS SCHNEIDER: Es darf kei-nen Zwang zum Leben geben.Aber den genauen Todeszeit-punkt festlegen kann einMensch nicht, es sei denn, erbeendet aktiv sein Leben. DerTodeszeitpunkt ergibt sichim Normalfall – ich habe jetztnicht das gewaltsame Ster-ben durch Terror, Krieg undGewalt im Blick – durch dasZusammenspiel vieler kör-perlicher und seelischer Fak-toren, die die letzte Phase un-seres Lebensweges bestim-men. Und dieser Zeitpunkt istfür mich letztendlich gut auf-gehoben in Gottes Hand. Ih-rem individuellen Sterbe-Pro-zess und vor allem den Men-schen, die diesen Prozess ver-antworten und begleiten, sol-len Sterbende sich anvertrau-en können in der Gewissheit:Meine Schmerzen werden ge-lindert und meine Wünscheund Verfügungen werden

respektiert.ANNE SCHNEIDER: Die biblischeZusage an uns Menschen, vonGott nach seinem Ebenbildgeschaffen worden zu sein,hat für mich die Konsequenz:Wir Menschen dürfen auchin Verantwortung vor Gottüber unseren Körper undüber unseren Todeszeitpunktbestimmen. Deshalb wäre fürmich eine Entscheidung füreinen Suizid nicht zwangs-läufig eine Entscheidung ge-gen den Willen Gottes.

Gibt es für Sie mit Blick aufSterbehilfe Grenzen?

NIKOLAUS SCHNEIDER: „Sterbehil-fe“ verstehe ich grundsätz-lich als etwas Positives. Es sollHilfen geben, dass Menschenin Würde und selbstbe-stimmt sterben können: zumBeispiel Medikamente gegenSchmerzen bis hin zur pallia-tiven Sedierung; kein Allein-sein, wenn Begleitung er-wünscht ist; Hilfen zur Er-leichterung und Verschöne-rung des Alltages. Eine Gren-ze ist für mich dann erreicht,wenn „Tötung auf Verlan-gen“ zur Sterbehilfe gehört.

ANNE SCHNEIDER: Auch für michgibt es eine Grenze. Sie ver-läuft zwischen einem selbstverantworteten Suizid undder „Tötung auf Verlangen“.Die Tatherrschaft beim akti-ven Herbeiführen des Todessollte nach meinen ethischenKriterien beim Sterbendenliegen. „Euthanasie“ im Sin-ne einer Fremdbestimmungüber die Lebensdauer einesanderen Menschen ist fürmich nicht akzeptabel.

In den Niederlanden ist ak-tive Sterbehilfe erlaubt, inder Schweiz ist ärztlich as-sistierte Selbsttötung unddie Suizidbeihilfe (zumBeispiel durch gewerblichorganisierte Sterbehilfe-Vereine) möglich: Welche

Und ich halte meine Positionauch theologisch-ethisch fürgut begründet.

Würden Sie, Herr Schnei-der, Ihre Frau – auch wennes für Sie selbst nicht infra-ge kommt – bei einem sol-chen Schritt unterstützenund warum?

NIKOLAUS SCHNEIDER: Ja, das wür-de ich. Ich würde meine Fraubegleiten, ihr die Hand hal-ten und ihren Entschluss res-pektieren, ohne ihr das Herzdurch meine ethischen Be-denken schwer zu machen.Wir sind schließlich seit fast50 Jahren verheiratet, respek-tieren einander gerade auchin unseren unterschiedlichenPositionierungen, und meineLiebe zu meiner Frau wäreauch in diesem Fall maßge-bend.

In Ihrem gemeinsamenBuch „Vom Leben undSterben“ vertreten Sie ihreMeinungen, diskutierenüber Sterbehilfe, Tod undEwigkeit: Wie sind die Re-aktionen darauf?

ANNE SCHNEIDER: Wir bekom-men viele positive Reaktio-nen. Menschen empfinden esdurchaus als hilfreich, intheologischen und in ethi-schen Fragen mit unter-schiedlichen Positionen kon-frontiert zu werden und da-bei wahrzunehmen: Einstim-

Regelung wünschen Siesich für Deutschland? Waserhoffen Sie sich mit Blickauf das Urteil zu Para-graph 217, Strafgesetz-buch, das die Richter desBundesverfassungsgerich-tes im Herbst fällen wol-len?

ANNE SCHNEIDER: Ich wünschemir die Aufhebung des Para-graphen 217 und würde esbegrüßen, wenn ein neuerrechtlicher Rahmen zur Ster-behilfe nach dem Vorbild derSchweiz gestaltet wird.

NIKOLAUS SCHNEIDER: Ich wün-sche mir eine Klarstellungder augenblicklichen Situati-on in unserem Land. Ichmöchte, dass Ärzte nicht mitStrafverfolgung oder Appro-bationsverlust rechnen müs-sen, wenn sie im Rahmen ei-nes VertrauensverhältnissesPatienten bei der Selbsttö-tung beraten oder unterstüt-zen.

Sie, Frau Schneider, hattenselbst Brustkrebs: Damalssagten Sie, ein assistierterSuizid sei für Sie denkbar.Ist das immer noch so?

ANNE SCHNEIDER: Ja. Meine per-sönlichen Erfahrungen, Dis-kussionen und Reflexionenin den vergangenen fünf Jah-ren – also seit meiner Krebs-diagnose im Juni 2014 – ha-ben daran nichts geändert.

migkeit, Eindeutigkeit undWiderspruchsfreiheit sindkeine notwendigen Bedin-gungen für unseren Bezie-hungen – weder für die mitanderen Menschen noch fürunsere Gottesbeziehung.

Glauben Sie an ein Lebennach dem Tod? Was stel-len Sie sich vor?

NIKOLAUS SCHNEIDER: Ja, derGlaube an ein Leben, das stär-ker ist als der Tod, verbindetuns. Wir beide, Anne und ich,verstehen den Tod – bildlichgesprochen – als eine Tür, diesich uns für das unzerstörba-re Leben in Gottes Reich öff-net. Wie das genau aussehenwird, das wissen wir nicht.Aber wir vertrauen den bibli-schen Verheißungen undfreuen uns auf Qualitätendieses Lebens wie „keine Trä-nen, keine Schmerzen, keinTod“, sondern Leben in derdirekten Gegenwart Gottes.

Abschließend: Was erwar-tet das Publikum in Lipp-stadt?

ANNE SCHNEIDER: Wir hoffen:Motivation und Anregungenzum Nachdenken über ihreeigene Sterblichkeit und überäußere Rahmenbedingungenfür ein getrostes Sterben.

Das Interview führteCarolin Cegelski

Vortrag„Sterbehilfe – Hilfe zum Le-ben. und auch zum Ster-ben?“: Am Mittwoch, 9. Ok-tober, sind Anne und Niko-laus Schneider auf Einladungdes Hospizkreises in Lippstadtzu Gast, um über dieses The-ma zu sprechen. Der Vortragfindet um 19 Uhr in der Aulades Evangelischen Gymnasi-ums, Beckumer Straße 61,statt. Der Eintritt ist frei.

Diskutieren über Sterbehilfe, Tod und Menschenwürde: Nikolaus und Anne Schneider kommen für einen Vortrag nachLippstadt. Das Ehepaar ist seit fast 50 Jahren verheiratet.

Das Ehepaar SchneiderDer Theologe Nikolaus Schneider, 1947 in Duisburg geboren,stand von 2003 bis 2013 als Präses an der Spitze der Evangeli-schen Kirche im Rheinland, den Vorsitz der Evangelischen Kir-che in Deutschland (EKD) gab er – nach seiner Wahl im Okto-ber 2009 – im November 2014 vorzeitig auf, weil seine FrauAnne, Lehrerin für Mathematik und Theologie, an Brustkrebserkrankte. Das Ehepaar lebt in Berlin und hat zwei erwachse-ne Töchter. Die dritte Tochter starb 2005 im Alter von 22 Jah-ren an Leukämie. Unter anderem hat das Ehepaar das Buch„Vom Leben und Sterben“ (Neukirchner, 2019) – zum ThemaSterbehilfe und Menschenwürde – veröffentlicht.

LOKALES THEMA DES TAGES HospizarbeitLippstadt – Mit viel Pro-gramm startet der Sauerlän-dische Gebirgsverein (SGV)in den Oktober. Ein Über-blick.

Mittwoch, 2. OktoberMit Bus und Bahn geht esum 9.30 Uhr (Treffpunkt istder Bahnhofsvorplatz) nachPaderborn-Haxterhöhe –zur Wanderung nachSchloss Hamborn (mit Ein-kehr). Lippstadts Grenzenwerden derweil ab 12.30Uhr (Treffpunkt: Jahnplatz)bei einer Fahrradtour er-kundet. Die Senioren wan-dern um 14 Uhr ab Jahn-platz durch den Stadtwald(mit Einkehr).

Donnerstag, 3. OktoberEine Wanderung mit Ruck-sackverpflegung vom AltenBahnhof (Möhnestraße)nach Scharfenberg steht an.Treffpunkt: 9.30 Uhr, Uni-onparkplatz. Die Seniorenspazieren an der Barbaros-sastraße (mit Einkehr):Treffpunkt ist um 11.25 Uhram Bustreff.

Samstag, 5. OktoberZu einer Gesundheitswan-derung durch den GrünenWinkel treffen sich die Teil-nehmer um 10 Uhr, Rixbe-cker Straße 26. Außerdemstartet um 14 Uhr eine Rad-tour nach Bad Westernkot-ten. Abfahrt: Jahnplatz.

Sonntag, 6. OktoberZum Aussichtsturm Bier-baums Nagel geht’s zu Fußmit Rucksackverpflegungum 8.30 Uhr ab Unionpark-platz. Die Senioren spazie-ren durch Bad Waldliesborn(mit Einkehr). Treffpunkt:11.25 Uhr, Busbahnhof.

Zu Fuß und per Raddie Region erkunden

Hörste – Am Donnerstag, 3.Oktober, werden in Hörsteund Garfeln wieder die Ge-meindegrenzen kontrol-liert. Die Teilnehmer treffensich zum Schnadgang um9.30 Uhr am Tennisheimdes VfL Hörste-Garfeln, woauch der Abschluss amNachmittag stattfindet. FürSpeisen und Getränke ist ge-sorgt. Ausrichter ist dieKirchspielschützenbruder-schaft.

Hörster gehendie Grenzen ab

Lippstadt – „Der Verlust derNacht – Lichtverschmut-zung als Umweltproblem“ –unter diesem Thema stehtein Vortrag den Dr. AndreasHänel am Donnerstag, 10.Oktober, um 18 Uhr, im Rat-haus in Lippstadt hält. BeimVortrag – organisiert vomBUND Erwitte/Lippstadt –geht der Physiker, Astro-nom und Sprecher der Ini-tiative gegen Lichtver-schmutzung Dark Sky, un-ter anderem auf die Auswir-kungen der Lichtver-schmutzung auf die Biodi-versität und den Menschenein. Der Vortrag behandeltdarüber hinaus die Ursa-chen und zeigt Möglichkei-ten der Verbesserung auf, sodie Ankündigung.

Lichtverschmutzungund die Auswirkung

Dedinghausen – Zum Schnad-gang bittet der BürgerringDedinghausen am Donners-tag, 3. Oktober. Fußgängerund Radfahrer starten um10 Uhr an der GaststätteKehl. Um 11 Uhr steht eineRast mit den HörsterSchnadgängern am Grenz-stein Dreiländereck an. ImAnschluss gibt’s Erbsensup-pe (13 Uhr, Bürgertreff) so-wie Programm für Kinder.

Schnadgang mitFreunden