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EINSCHLAUFENBetrifft: Der beste Schrottplatz der Welt Impressum No 01.09

DER MUSIKZEITUNG LOOP 12. JAHRGANG

P.S./LOOP VerlagPostfach 8026 ZürichTel. 044 240 44 25 / Fax [email protected], Layout Thierry Frochaux

Admin., Inserate Manfred Müller

Redaktion Philippe Amrein (amp), Koni Löpfe

MitarbeitPhilipp Anz (anz), Reto Aschwanden (ash),Yves Baer (yba), Reto Baumann, SilvioBiasotto (sio), Thomas Bohnet (tb), PascalCames (cam), Christian Gasser, Nino Kühnis(nin), Hanspeter Künzler (hpk), Tony Lauber(tl), Mathias Menzl (men), PhilippNiederberger, David Sarasin, Benedikt Sartorius

Druck Rotaz AG, Schaffhausen

Das nächste LOOPerscheint am 26. Februar 2009Redaktions-/Anzeigenschluss: 19.2.2009

Titelbild Franz Ferdinand

Cartoon Markus König, Stefan Baldauf

LOOP Musikzeitung, Langstr. 64, Postfach, 8026 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected]

Ich will ein Abo: (Adresse)10 Mal jährlich direkt im Briefkasten für 30 Franken.

Zugegeben, wir leben nur in Zwischenräumen.Lassen uns dort nieder, wo man uns erwartet undgestalten dann einfach so lange an der Umgebungherum, bis sich schliesslich ein Wohlgefühl einstellt.Furnierte Wandschränke flankieren unser heimischesDasein ebenso wie abwaschbare Plastiktischdecken,tischtennistischgrosse Flachbildschirme oder singen-de Gummifische.Andere haben es da bedeutend einfacher. Nehmenwir nur mal die Gebrüder Ludolf. Peter, Manni, Uweund Günter bewirtschaften im Westerwald einenSchrottplatz, auf dem sie mehrere Millionen Auto-teile aufgetürmt haben. Vom Rücklicht über dieStossstange bis hin zum holzveredelten Schalt-knüppel findet sich hier so ziemlich alles, was mansich an Ersatz-Zubehör nur wünschen kann. Um einsolches Unternehmen auch effizient führen zu kön-nen, betreiben die Gebrüder Ludolf strikte Arbeits-teilung: Manni und Uwe kümmern sich um dieDemontage der angelieferten Schrottautos, Güntersitzt am Telefon und nimmt Kundenbestellungen ent-gegen. Um herauszufinden, ob das gewünschte Teilauch tatsächlich an Lager ist, muss er jeweils denPeter fragen, der die diversen Ersatzteile nach einemfein ausgetüftelten «Haufensystem» geordnet hatund als Einziger weiss, was wo zu finden ist. PeterLudolf ist freilich nicht nur «The Brain» innerhalb

des Betriebs, sondern auch «The Cook», der jedenTag in der leicht angesifften Küche steht und dort soschmackhafte Gerichte wie Jägergulasch, Bauern-frühstück, Weisswürste oder auch mal Rühr-gebratenes anfertigt. Am allerliebsten kocht er aller-dings Nudeln, wobei er jeweils zu kurzen philosophi-schen Exkursen ansetzt («Jaaaa, der Italiener. Derkocht mit’m Herzen, nicht bloss mit den Händen!»).Deutlich schweigsamer ist hingegen der Günter.Seitdem ihn seine Frau betrogen hat, fährt er nichtmehr Auto, spricht nur noch ganz wenig und ernährtsich ausschliesslich von Zigaretten, Kaffee, Kondens-milch – und Vitamintabletten, die er aber wohl nurdeshalb zu sich nimmt, weil sich das Wort auf«Zigaretten» reimt. In einer gerechten Welt gäbe eszu Ehren des grossen Schweigenden längst eineFacebook-Gruppe mit dem Titel «The Günter LudolfAppreciation Society», aber da die Welt noch immerungerecht ist, bleibt uns bloss das Ersatzvergnügen,den Ludolf-Brüdern im Rahmen der Reality-TV-Show «Die Ludolfs – 4 Brüder auf’m Schrottplatz»bei ihren täglichen Verrichtungen zuzuschauen. Undeine knappe Erkenntnis: Das Leben ist ein Schrott-platz, der von vier übergewichtigen und unterbelich-teten Brüdern bewirtschaftet wird.

Der Italiener

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DIE NEUEN PLATTEN

Buraka Som SistemaBlack Diamonds(Fabric/MV)

«Afrika», der neue Pacema-ker in den westlichen Klubs:Letztes Jahr war es derSüdafrikaner DJ Mujava aufWarp, der mit «TownshipFunk» einen der Technohitsder Saison schrieb. BurakaSom Sistema wiederumgehören schon seit 2006 zuden festen Werten des soge-nannten Gettotech akaTropical (in der neuen Be-zeichnung), seit sie sich voneiner Institubes-Mix-CD ausauf die Blogs dieser Welt aus-gebreitet haben und quasizur Defaulteinstellung wur-den für den Sound namensKuduro, dem digitalen Bass-Bastard mit Homebase inAngola und mindestens sowichtiger Zweigstelle inLissabon. Von dort stammenauch Buraka Som Sistema.«Black Diamonds» nun, dasDebüt auf Fabric (und wohl-gemerkt das erste Künstler-album darauf), ist schlichteine Killer-Sammlung. Beiderart viel Synthesizerkom-petenz, Klarheit und Pro-duktionsfeinsinn möchteman das Trio gleich in eineReihe stellen mit Techno-Eminenzen wie Villalobos.Das ist höchste Energie fürdie Electro-Generation, ausRetro-Rave-Signalen undBleep-Techno, schnellfüssi-gen Karneval-Beats und por-tugiesischen Raps, die in die-sem Zusammenhang unwei-gerlich an den Carioca Funkaus Brasilien erinnern. «BlackDiamond» ist die neue, harteWährung auf der AchseAngola-Lisboa-London. Damuss selbst die werte alteDame Shirley Bassey einUpdate erfahren – zu «BlackDiamonds Are Forever»!

sib.

Big ZisUnd jetz ... was hätdas mit mir z tue?(Nation)

Zis isch zrugg: Immer nochbig, aber ein bisschen älter(dreieinhalb Jahre sind seitdem letzten Album «Dörfalles» vergangen). «Mit 25dachte ich: Wenn ich mit 35noch rappe, wäisch wi piin-lech!», sagte sie neulich der«NZZ am Sonntag». 35 istsie zwar noch nicht, aberrappen tut sie immer noch.Zum Glück. Die Party magnicht mehr der ewige Früh-lingsanfang sein und «s’läbeen sugus» («Prrrdy»), aberhey, dafür öffnen sich andereGravitationsfelder. Und so ist«Und jetzt...» kein juvenilesSchnurri-Album, sondern einfein ausbalanciertes, zum Teilschön versponnenes Werkgeworden. Die Produzenten-riege aus verschiedenen Stil-ecken (Beatjugglers, Rumpel-musiker und Elektronik-ingenieure) sorgt für vielfälti-ge Atmosphären – auch hiereher aufs feine Ohr denn aufKnalleffekte angelegte. Dazuliefert Zis Betrachtungen undBefindlichkeiten zum Lebenim Kleinen und im Grossenin überaus originären Sprach-bildern: «Das isch nöd chu-gelrund, aber 3D, perspekti-visch klaar zum driigsee.»Gäste hat sie ausser SophieHunger in der metaphori-schen Beziehungskiste «Biber-räis» keine, doch das ist auchnicht nötig. Songs wie«Suure Räge», «Wissi Chu-chi» oder «S isch all» sindbeste Beispiele dafür, dasssich älter werden auch alleineverdammt gut anhören kann.

anz.

Sound SurprisenSoul-Compilations gibt es wie Sand am Meer. Die Geschichtedes Soul wurde wieder und wieder erzählt, die Archive sinderforscht, der Kanon ist erstellt. Da sollte es weder Not-wendigkeit noch Platz für neue Sampler, geschweige dennSamplerreihen geben. Könnte man meinen.Das stimmt jedoch nur bedingt. Die meisten grossen Soul- undRhythm’n’Blues-Box-Sets erzählen nur einen Teil derGeschichte – die Geschichte eines bestimmten Labels (Atlantic,Stax, Motown etc.) oder einer regionalen Ausprägung des Soul(Memphis, Detroit, Chicago, Muscle Shoals etc.). EineCompilation-Reihe, die sich zum Ziel gesetzt hat, dieGeschichte des Soul über alle Label- und regionalen Grenzenhinweg zu erzählen, gab es meines Wissens bisher noch nichtoder zumindest nicht mit der notwendigen Konsequenz undErnsthaftigkeit – und dieses Manko wurde mir erst richtigbewusst, als ich die ersten fünf CDs von «Sweet Soul Music»in den Händen hielt. «Sweet Soul Music» von Bear Family Records ist eine auf zehnCDs angelegte Reihe, welche die Geschichte des Soul von 1961bis 1970 aufarbeitet und von der nun die erste, die Jahre 1961bis 1965 abdeckende Staffel vorliegt. Damit ist «Sweet SoulMusic», dies als Klammerbemerkung, der Nachfolger von BearFamilys 16-teiligem «Blowin’ the Fuse», das sich mit demRyhthm’n’Blues zwischen 1945 und 1960 beschäftigte. Pro Jahr eine CD, pro CD rund 30 Interpreten und Songs,mehrheitlich grosse Namen, mehrheitlich Hits und Evergreens,dazwischen die eine oder andere vergessene, aber wiederent-deckungswürdige oder einflussreiche Perle. Namen und Titelzu nennen, ist müssig. Was in so eine Reihe gehört, ist auchdrauf (mit Ausnahme von Sam Cooke und Ray Charles, derenRechte nicht zu haben waren). Die Auswahl ist repräsentativund lässt kaum Wünsche offen - sowohl für Kenner als auchfür Einsteiger. Musikalisch konzentriert sich «Sweet Soul Music» auf Soul.Abstecher in verwandte und parallele Gefilde, in Blues,Rhythm’n’Blues oder Pop, sind Ausnahmen. Das grosse Gefühldominiert, es geht, zumindest vordergründig, mehr um Liebeals um Sex; der schweisstreibende Schmutz des Rhythm’n’Blueswird zugunsten der Wiederentdeckung der Gospelroots bis zueinem gewissen Grad verdrängt. Das verleiht dieser Soul-Jukebox gelegentlich eine gewisse Glätte. In Wahrheit abererzählt die Geschichte des Soul nicht nur Geschichten über dieLiebe und andere zwischenmenschlichen Sorgen – Soul stand,nicht zuletzt wegen seines kommerziellen Erfolgs beim weissenPublikum, auch für das erstarkte Selbstbewusstsein der ameri-kanischen Schwarzen und wurde ganz natürlich zum Sound-track der Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre.Auch dieser Aspekt der Soul-Geschichte kommt in «Sweet SoulMusic» nicht zu kurz. Die jeweils rund 80 Seiten dickenBooklets liefern neben vielen Fotos auch eine beeindruckendeFülle an musikhistorischen Informationen, biographischenAnekdoten und nicht zuletzt auch Verweise auf gesellschafts-politische Ereignisse und zeitgeschichtliche Zusammenhänge.Schliesslich wird «Sweet Soul Music» vom deutschen LabelBear Family Records herausgegeben, und dieser Labelnamesteht bei derlei Unterfangen für hohe Qualität. Von derSongauswahl über die Soundqualität bis hin zur Gestaltung derDigipacks und zur redaktionellen Einbettung der Musik lässt«Sweet Soul Music» kaum Wünsche offen, und man wünschtsich nur, dass die zweite Staffel möglichst bald nachfolgt.

Christian Gasser

Bruno SpoerriVoice of Taurus(Inzec/Godbrain)

Drei Jahrzehnte nach seinerErstveröffentlichung erfährtdas «legendäre» Synthesizer-Album «Voice of Taurus»von Bruno Spoerri seinenverdienten Re-Release. Woandere das Personal auflis-ten, ist es bei Spoerri dasGeräte-Ensemble: Lyricon,Prophet-5, von EMS – natür-lich – amongst others derSynthi 100 (Spoerri warweltweit einer der wenigen,der einen solchen besass),verschiedene AKS undARPs, der Mini-Moog na-türlich, kurz: die Ahnen-gallerie der Synthesizer.«Voice of Taurus» von 1978ist kein Konzeptalbum, son-dern eine Werkschau ver-schiedenster Aufnahmen.Der Opener «Hymn of Tau-rus» funkt zuerst wie vomMars und beweist Spoerrianschliessend als den funkyMoroder aus der Schweizmit einer satten PortionHumor. Ebenso Moroder-Disco ist «Hallo World», dasso ungefähr zur selben Zeitentstanden sein muss wie «IFeel Love». Spoerri ist eben-so auf Augenhöhe mit ande-ren Stilen und Synthesizer-Pionieren wie den minimalenAmbient-Architekturen vonCluster und Ashra, kenntlyrisch verspielte Momenteebenso wie den bauch-groovenden Jazz-Jam undOpulenz im Anschluss anProg-Rock. Synthie-Histori-ker könne beruhigt schlafen– diese wichtige Lücke ist nungeschlossen. Mit diesem Titelund dem phantastischenSpace-Artwork von DüdeDürst (!) allerdings hättediese Platte schon längst einFall für Red Bull sein sollen.

sib.

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DIE NEUEN PLATTENAnimal Collective«Merriweather Post Pavilion» sei ihre Easy-Listening-Plattegeworden, schreibt Noah «Panda Bear» Lennox auf derWebsite der «Spex». Easy Listening, weil die ohne Hierarchieorganisierte Band aus Baltimore für ihr bereits neuntes AlbumSongs schreiben wollte, «die einfach so ins Ohr tröpfeln.»Lieder - gemessen an Animal-Collective-Verhältnissen - sind esin der Tat geworden, elf beglückende, neugierige Lieder vollersinnesverwirrender Klangdetails und dennoch eingängig, hym-nisch und tanzbar.Vor einem Jahr bannten die drei musikhistorisch beflissenenAbenteurer Lennox, Dave «Avey Tare» Portner und Brian«Geologist» Weitz ihre bereits konzerterprobten Lieder beina-he ohne herkömmliches Rockinstrumentarium auf Band. Diesorgsam arrangierten Sampler- und Synthesizer-Fragmente zir-pen und flirren in den verschiedensten Frequenzen nur schein-bar anarchisch durch den Klangraum, die Bässe des Chef-elektronikers Weitz sind stellenweise so tief, wie man sie nur inden Techno-Clubs zu hören bekommt, während sich die jubi-lierenden, bewegenden Gesänge der Liedschreiber Avey Tareund Panda Bear verschränken und umgarnen. Naiv und auf-richtig besingen die Beiden das einfache Familienleben undsprechen im karnevalistischen Techno-Schlusspunkt «Brother-sport» dem Bruder von Panda Bear auf herzzerreissende ArtMut zu. Ein Prachtstück wie «My Girls» knüpft mit seinereuphorisierenden Repetition an das loop-basierende Panda-Bear-Solowerk «Person Pitch» an, das schwebende «Bluish»wartet mit einer zauberhaften Harmonieabfolge auf und derausgelassene Schwerenöter «Summertime Clothes» beglückt,als stünde dem Jahr 2009 eine Neuauflage des Liebessommersbevor. Die harmonische Glückseligkeit ist denn auch die letzteReferenz an eine Zeit, als das Kollektiv noch knisternde«Campfire Songs» veröffentlichte.«Merriweather...» funktioniert gleichermassen als geschicktaufgebautes DJ-Set wie als berückend schöne Liedersammlung:Die zuckende Ekstase des Tanzes vermischt sich mit Tränen desGlücks zu einem Werk, das die Geschichte der elektronischenMusik ebenso zitiert und spiegelt wie die LSD-Harmonieweltender Beatles und der Beach Boys. Eine einzige Ode an diePopmusik, das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

Benedikt Sartorius

«Merriweather Post Pavilion» (Domino/MV)

N.A.S.A.The Spirit of Apollo(Anti/Phonag)

Hast du dich je gefragt, wiees wäre, durchs Weltall zutanzen? Die kalifornischenMix-Freaks Sam Spiegel(Squeak E. Clean) und seinbrasilianischer Partner ZeGonzales (DJ Zegon), dieMasterminds hinter demProjekt N.A.S.A. (NorthAmerica/South America –nicht zu verwechseln mitdem Raumfahrtprogramm)– haben Grosses geleistet undmit Freunden und musikali-schen Vorbildern wie ChuckD, George Clinton, MethodMan, Karen O (Yeah YeahYeahs) oder Sizzla alles darangesetzt, um der Schwerkraftzu trotzen. Inspiriert von bra-silianischem Funk und ande-ren Dance-Stilen, ist ihnenmit «The Spirit of Apollo»ein Album gelungen, dasrundum Spass macht. Aufden 17 Tracks hören wir eineReihe ungewöhnlicher (ge-glückter) Kollaborationen:«Spacious Thoughts», bringtTom Waits mit Hip-HopperKool Keith zusammen, Ka-ren O spottet, während Ol’Dirty Bastard mit Fatlip (vonThe Pharacyde) wetteifert,David Byrne, Chuck D &Co. deklarieren, warum«Money» des Teufels ist.Trotz der Bandbreite derbeteiligten Künstler klingendiese Paarungen meist orga-nisch und inspiriert. DazuSam Spiegel: «Wir wollteneinfach ein Album überZusammengehörigkeit ma-chen. Grenzen überwinden,das war unsere Vision.»

tl.

AnnakinTorch Songs(Akinrecords/Phonag)

Gemeinhin neigt man dazu,Alben aufgrund ihrer musi-kalischen Beschaffenheit ei-ner Jahreszeit zuzuordnen.Beschwingt-hymnischeWerke verbindet man kur-zerhand mit warmen, unbe-schwerten Sommertagen,während trostlos-melancho-lische Platten in der klirrendkalten Dunkelheit des Win-ters verortet werden. Zu letz-terer Kategorie wird manwohl auch «Torch Songs»aufs erste Ohr zählen, dennhier dominiert kosmischeKälte in Kombination miteiner fast schon sakral for-mulierten Tristesse. Moll-Akkorde und opulente Strei-cher, Maschinen-Beats undnüchterne Synthesizer-Spu-ren bilden den KlanglichenEisblock, aus dessen MitteAnnakins feenhafte Stimmedringt.Auf ihrem zweiten Solowerkfolgt die ehemalige Swan-dive-Sängerin konsequentdem Weg, den sie mit demErstling «Falling Into Place»eingeschlagen hat. IhrenEntwurf von Post-Trip-Hopperfektioniert sie hier underreicht mit ihren Liedernmittlerweile fast universaleGültigkeit. Das mag bei dergegenwärtigen Wetterlageetwas verstörend klingen,doch «Torch Songs» wirdsich als perfekte Sommer-platte erweisen, die mandurch die iPod-Ohrstöpselschweben lässt, währendman bei 30 Grad im Schattenauf den glitzernden Pazifikhinausblickt.

amp.

TribandSo Together(Herzog Records)

Manche mögens heiss – undkalt. Also extrem, wie zumBeispiel Triband aus Berlin:Auf der einen Seite machensie es gerne wolkig undobskur. Es klingt, als hättensie bei Ebay eine FuhreMoogs ersteigert und gleichmal an den Knöpfchen ge-dreht und dazu ein bisschenBass gezupft und Klaviergespielt. Klingt hübsch undtut nicht weh. Auf der ande-ren Seite ist alles so ver-dammt kristallklar und per-fekt, zum Beispiel die Folk-Gitarre, das Groove-Pianound natürlich Sandie Wol-laschs bezaubernde Stimme,eine Verführerin vor demHerrn. Nicht zu vergessendie Mitmusiker, allesamt ver-sierte Session-Cracks ausDeutschland. Im März wirddas Quartett mit EsperanzaSpalding auf grosse Jazzreise(Jazz Today) gehen – aberwas ist Jazz an diesem Pop?Der Jazz liegt im ausgefuch-sten Sounddesign, in goldi-gen Soundtupfern, an klei-nen Wendungen in denSongs, an überraschendenMomenten, wenn eine E-Gitarre (tatsächlich handeltes sich um eine verfremdeteTrompete!) wie die Kaval-lerie über den Groove reitet.Als Zuckerl gibt es aufTribands Album Nummerdrei noch den «Rosegar-den», einen 14-Minuten-Ohrwurm, der auf einem 40-Sekunden-Loop aufbaut. Essingen, jauchzen und soulen:Laura Lopez-Castro, EdoZanki, Laith Al-Deen...Keine Rose ohne Dornen.Hübsch.

cam.

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DIE NEUEN PLATTEN

James YuillTurning Down WaterFor Air(Moshi Moshi Records)

Hm, der erste Song («YouAlways Do») klingt nach«Blackbird», und «HeadOver Heels» könnte pro-blemlos als Re-Interpretationvon «For Your Love» durch-gehen. Der Singer/Songwri-ter-Soundbastler James Yuillist nicht von allen gutenGeistern verlassen, vielmehrspielt er mit ihnen. BeimHören wird man auf NickDrake, Kraftwerk, TheBeatles, Depeche Mode (inihrer heiteren Phase), Yard-birds, New Order und ande-re Ikonen treffen. Nichtschlecht, weil die Zitate nichtaufdringlich sind. Manchmallässt sich auch eine Referenzrespektive Wahlverwandt-schaft im Geiste (die Grad-linigkeit von New Order, dashimmlisch Abgehobene vonden Beach Boys) erahnen.Auch gut. Der Mann, dervom Pophimmel fiel, in derlinken Hand einen Laptop,in der rechten Hand eineAkustikgitarre, hat auf sei-nem 12-Song-Debüt das eineoder andere Lied gezimmert,den man gerne wiederhörenmöchte und gerne mit-summt. Zum Beispiel amStrand oder am Sonntag-morgen mit einem Milch-kaffee. Heiter bis folkig istdiese verspielte Melange. Ifyou need me, I will run toyou...

cam.

Andrew BirdNoble Beast(Bella Union/CooperativeMusic)

Der 35-jährige US-Amerika-ner ist eine Art Wunderkinddes ambitonierten Pops undblickt schon auf eine beacht-liche Karriere als Singer/Songwriter zurück. So ist«Noble Beast» bereits dasachte Studio-Album, das derMann aus Chicago seit sei-nem Debüt 1996 veröffent-licht hat. Und auch dasbesticht – wie schon dasMeisterwerk «Armchair Apo-cryphia» – mit musikalischund textlich ausgeklügeltenSongs, die unangestrengt da-herkommen. «Ist das schön»– das knappe Statement mei-nes 7-jährigen Sohnes, als erdie ersten fast schon kam-mermusikalischen Töne von«Oh No» hörte, passt: Birdschafft den Spagat zwischenschwerem Kammerpop undleichtem Folk-Feeling, kom-plexem Sound und poppigenMelodien mit gelegentlichgrandiosen Songs. Akustik-gitarren, Streicher, Glocken-spiel, Pfeifen, dezente Loopsin geschmackvollen Arrange-ments – man hört demMann seine klassische Aus-bildung an, ohne dass er dasWort «Kunst» wie einenSchild vor sich herträgt. Ge-tragene Stücke wie das folki-ge «Effigy» stehen nebenlockerem Gitarrenpop. Einfrüher Höhepunkt des jun-gen Pop-Jahres.

tb.

London HotlineDas Cover zeigt den Meister, wie er im Liegestuhl amKieselstrand von Brighton sitzt, neben sich einen antikenAufzieh-Grammo, im Hintergrund das Stahlgerippe des abge-brannten West-Pier, wo sich einst Mods und Rocker zur erbit-tert-lustigen Schlägerei trafen. Natürlich sitzt der Meister nichtin der Badehose da, nein, ganz und gar nicht. Er trägt einen bei-gen Anzug, bemerkenswert konventionelle braune Schuhe undauf dem Kopf einen beigen Panama-Hut mich schwarzemBand. In seiner Rechten ruht ein Martini-Glas, um seinenMund rankt ein fein zisellierter, roter Bart, für dessen Form ichleider den korrekten Namen nicht weiss, und der Gesichts-ausdruck ist halb Herausforderung, halb Trotz: «Ist etwa etwasnicht in Ordnung?» Ob man dem Meister zuraunen darf, dassdie Idee mit dem beigen Anzug und dem Strand so wahnsinnigoriginell auch wieder nicht ist? Nein, besser schweigt man dis-kret ob der Tatsache, dass daheim im Plattenregal das einzigeSolo-Album von Andy Newman steht, dem rundlichenPianisten und Saxophonisten, der einst mit ThunderclapNewman das unsterbliche «Something in the Air» kreierte.Nicht nur spielt Newman auf jenem gloriosen Aussenseiter-werk etliche Kazoo-Soli, auch steht er im genau gleichen beigenAnzug an einem Strand, allerdings nicht mit einem Grammozur Begleitung, sondern einem klapprigen Bar-Piano. Dies nurso nebenbei - mit der Bemerkung noch, dass dieses Solo-Albumvon Newman, betitelt «Rainbow», natürlich in jede ernstzu-nehmende Plattensammlung gehört. Aber zurück zum anderen Herrn in Beige. Es handelt sich beiihm um einen gewissen Luke Haines, einen Mann, der zumin-dest in seiner Selbsteinschätzung zu den grössten Songwriterngehört, die Grossbritannien seit der Erfindung der Queen her-vorgebracht hat. Mit dieser Meinung macht er uns ausgiebigbekannt im Verlauf des Buches, auf dessen Umschlag die besag-te Strandidylle prangt. «Bad Vibes» heisst das Werk, Untertitel:«Britpop and my part in its downfall». Haines ist fürwahr keinSuperstar, aber doch ein mutiger Mensch. Oder wenigstens einMensch, der sowieso immer das Gegenteil macht. So ging esschon mit seiner Karriere los. Irgendwie landete dieser angebo-renerweise zutiefst unsympathische Mensch bei einer Post-New-Wave-Schrummelband namens The Servants. Dann for-mierte er mit Ex-Mitgliedern der Servants (darunter seine spä-ter langjährige, leidgeprüfte und gegen das Ende des Buchesvergangene Freundin) die Gruppe The Auteurs. Sie machte cle-vere Songs in der Tradition von The Kinks und so, ein, zweiJahre, bevor Blur und Oasis auf eine ähnliche Idee verfielen.Deswegen hält sich Haines für den Urvater von Britpop – undist stinksauer, dass alle anderen schliesslich den Zaster einsam-melten, nur er nicht. Dazu muss man wissen, dass The Auteursmehrmals ganz knapp vor dem grossen Durchbruch standen.Aber einmal kippte Haines im Suff in Spanien von einer Mauerund brach sich beide Fussgelenke, ein paar Tage vor dem Startder grossen Euro-Tournee. Dazu passierte es ihm ganz ähnlichwie Morrissey immer wieder, dass das des wahren Lesensunkundige Publikum Song-Titel wie «Sick of Hare Krischna»immer wieder in den falschen Hals bekam. Anyway. Ich habe «Bad Vibes» soeben gelesen. In einer Nachtvon A bis Z. Heissa, wie dieser kuriose Vogel das Leben in einertotal auf anti eingestellten Popband auf den Punkt bringt! Fastglaube ich vermuten zu dürfen, dass Haines doch nicht ganzder arrogante, bärbeissige Vollidiot ist, als der er sich hier mithinreissender Passion porträtiert.

Hanspeter Künzler

Luke Haines: «Bad Vibes», Heinemann-Verlag, London, £ 12.99

RobynHitchcockGoodnight Oslo(Proper/Smart)

Robyn Hitchcock ist einervon denen, die schon immerda waren. Immer da undimmer ein bisschen abseitsvom Rampenlicht – unddoch: da war er und strickteseine exentrisch angehauch-ten, mal verspielt absurden,mal blitzhaft existenzialisti-schen Reime und unterlegtesie mit süffigen Melodien inder Tradition von Byrds,Barrett und Beatles. Trotzseinen ohrwurmigen undwitzigen Qualitäten war erzumindest in England immerein Aussenseiter. Seine ersteBand, The Soft Boys, warenden Punks zu melodisch.Seine nächste Combo, TheEgyptians, den New-Wave-Fans zu power-poppig. Zuder Zeit hatte er aber bereitseine beträchtliche Kolonievon Fans in den USA, zumBeispiel R.E.M. oder auchdie Neo-Bluegrass-SängerinGillian Welch. «GoodnightOslo» ist das dritte Albumeiner Trilogie, die mit «Olé!Tarantula» begann – dasAlbum in der Mitte hängtnoch in der Luft. Entstandenist es wiederum mit Venus 3,bestehend aus den R.E.M.-Mannen Peter Buck, ScottMcCaughey und Bill Rieflin.Sie werden ergänzt durchGallon Drunks Teddy Ed-wards an Trompete und Saxsowie mit allerhand Bongos,Geigen und Celli. Der spuk-hafte Titelsong ganz zumSchluss ist das Highlighteines unaufdringlich subtilenund merkwürdig englischenAlbums, das sich nicht zuschade ist, auch mal anT.Rex zu erinnern («Satur-day Groovers»).

hpk.

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DIE NEUEN PLATTEN

Alela DianeTo Be Still(Fargo/Irascible)

Eine eindrückliche Bestäti-gung. Wenn Sie schon amDebüt von Alela DianeGefallen fanden, können Siehier die Lektüre einstellenund beim Plattenhändlerihres Vertrauens den Nach-folger kaufen gehen. Sie wer-den es nicht bereuen. Denneines wird hier schon in denersten Minuten klar: Die 25-Jährige aus Portland ist keineEintagsfliege, sondern eineSongwriterin, die erst ange-fangen hat, ihr Talent zu ent-wickeln. Sie schreibt mitgrosser Selbstverständlich-keit schlichte, stimmige Lie-der, die einen ganz eigenenTon treffen. War das Erst-werk noch sehr karg arran-giert, wird diesmal dasInstrumentarium ein wenigerweitert: Zur akustischenGitarre kommt etwas Schlag-werk, da und dort eineFiedel, und manchmal singtder Papa mit, der erneut alsProduzent und Gitarrist fun-giert. Klang der Erstlingnoch, als wäre er in einerkleinen Kammer aus dunkelgebeiztem Holz aufgenom-men worden, denkt man hieran ein etwas geräumigeres,heller getäfertes Zimmer mitTageslicht; ein Ort, der Platzbietet für Besucher undGeselligkeit. Aber keineBange: Noch immer findetsich in den Liedern kein Tonzu viel – die dunkle Stimmegenügt sich selbst und bietetein wunderbar intimes Hör-erlebnis in der heimischenStube.

ash.

Derek TrucksAlready Free(Legacy/SonyBMG)

Derek Trucks könnte manohne Übertreibung als inno-vativsten Gitarristen seinerGeneration bezeichnen. Seinemotionsgeladenes Spiel zeugtvon grosser Gestaltungskraftund erstaunlicher Reife. Diesist auch seinem Onkel Butch,immerhin Gründungsmit-glied und Drummer derlegendären Allman BrothersBand, nicht entgangen. 1999bot er dem Ausnahmetalentan, bei der Southern-Rock-Institution einzusteigen. Eben-falls angetan vom Saiten-feuerwerk des Blondschopfswar Eric Clapton: Vor zweiJahren holte er ihn in seineTourband. Auf seinem sech-sten Soloalbum präsentiertder 30-jährige Amerikanernun seine bislang zugänglich-ste Blues-Rock-Kollektionund kocht Rhythm & Blues,Jazz sowie orientalische Ein-flüsse zu einem solidenGroove auf. «Already Free»beginnt mit einer bodenstän-digen Swamp-Boogie-Ver-sion von Dylans «Down inthe Flood» und enthält einstürmisches Cover des Sou-thern-Soul-Klassikers «SweetInspiration». Den Löwen-anteil der CD macht jedocheigenes Material aus: VomLoFi-Sound des Titelstückszum Slidegitarren-Feuerwerk«Get What You Deserve».Ehefrau Susan Tedeschi gas-tiert auf «Back Where IStarted», wo Trucks die indi-sche Sarod in bester Bottle-neck-Manier spielt.

tl.

Franz FerdinandAnfang 2007 gingen Franz Ferdinand nach einer dreimonati-gen Pause, die sie nach dem Ende der Tour eingelegt hatten,wieder zusammen ins Studio. «Wir gingen alles in einem relax-ten Rahmen an», erzählt Bassist Bob Hardy im Interview mit«Loop». Die Band nahm sich die Zeit, um den Sound zu ent-wickeln, den sie für richtig hielt. Natürlich wurde auch rumge-blödelt. So erstand man sich auf einem Flohmarkt ein mensch-liches Skelett und missbrauchte dessen Knochen als Drums (zuhören auf «Katherine Kiss Me»). Nach gut einem Jahr tratenFranz Ferdinand wieder live auf, spielten einige neue Songs undtestete deren Wirkung. Vor allem «Ulysses» habe dank derKonzerte seine endgültige Form erhalten, erläutert Bob. DasTempo wurde aus den Songs genommen: «Tonight» wurdewieder tanzbar. Man hört den Liedern die lange Ent-stehungszeit und die Live-Erprobung an. Das Vorgängeralbum«You Could Have It Better With...» wirkt im Vergleich dazuwie ein Schnellschuss. «Tonight» hingegen erinnert wieder stär-ker an das Debütalbum, ohne ganz an dieses anzuknüpfen undauch ohne dieses zu kopieren. «Wir wollten kein weiteresFranz-Ferdinand-Album nach dem Schema F aufnehmen»,meint Bob Hardy. Dennoch muss sich die Band die Kritik gefal-len lassen, dass es ihr nicht immer gelungen ist. Es spricht nichtsdagegen, die Fans mit typischen Erkennungsmerkmalen wietreibenden Gitarren und Mitgrölrefrains abzuholen. Während der ersten zwei Drittel der Platte ist man ein wenigenttäuscht angesichts der vornehmen Zurückhaltung bei denneu verwendeten Disco- und Elektropop-Sounds. Zwar amü-siert man sich mit der Band über die dummen Journalisten-fragen, die sie in «What She Came For» persiflieren, allerdingssind Songs wie «Turn It On» oder «Bite Hard» Franz-Ferdi-nand-Dutzendware wie auf der letzten Platte. Doch wie damalswecken einige grandiose Songs wie die perfekt arrangierteSingle «Ulysses», «Lucid Dreams», das sich in einer dreiminü-tigen Acid-House-Synthesizer-Orgie auflöst, das roboterartigegesungene «Dream Again» oder die Ballade «Katherine KissMe» die Lust auf mehr, und man verzeiht der Band ihreVorsicht vor allzu vielen Neuerungen auf einmal.

Yves Baer

Franz Ferdinand: «Tonight» (Domino/MV)

SusanTedeschiBack to the River(Verve/Universal)

Die amerikanische Singer/Songwriterin Susan Tedeschiist viel auf Achse – oftgetrennt von Ehemann De-rek Trucks und ihren zweiKindern. Tedeschi lässt sichnicht auf ein Genre festna-geln. War ihr bisherigesSchaffen klar von Blues undSoul geprägt, so beschreitetsie auf ihrem fünften Album«Back to the River» neueWege: Jetzt dominieren Rock,Country und Folk, wassicher auch mit der Wahl desProduzenten zusammen-hängt – George Drakoulias(Black Crowes, Tom Petty &The Heartbreakers) gilt alsGarant für erdigen Rock-sound. Dennoch bleibt die38-Jährige ihren Wurzelntreu und schafft locker denSpagat zwischen Led Zep-pelin und John Lee Hooker.Und sie brilliert als grossarti-ge Sängerin und versierteGitarristin. Eine Top-Song-schreiberin ist Tedeschi so-wieso. Eine, die beseelteMelodien mit klaren Aus-sagen paart. Vom Feinstensind auch die Begleitmusiker:Derek Trucks, Doyle Bram-hall II (Eric Clapton Band),Gary Louris (Jayhawks), BigAl Anderson (NRBQ) sowieTony Joe White, mit demTedeschi den Titelsong «Backto the River» schrieb.

tl.

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Di. 3.2.09 Ziegel oh Lac 21:30Ziischtigmusig

THE WAVE PICTURES& Support

Sa. 7.2.09 Fabriktheater 22:00

SEINSa. 7.2.09 Clubraum 21:00Woo-Hah!

*OH NO, ROC CDj Little Maze

Mi. 11.2.09 Clubraum 20:30Fabrikjazz

CUONG VU TRIODas Cuong Vu Trio: There‘s dark-darkness, joyful lament, quick-stepping spy funk...

Do. 26.2.09 Clubraum 21:00Seh-Tank

JAQUES PALMINGER& The Kings of Dub Rock

Sa. 28.2.09 Clubraum 22:30

Film und Party

DACHKANTINE - SALTO MORTALE FINALE*Vorverkauf: Zürich: Jamarico, Crazy Beat, BIZZ (auch per Post: 044 221 22 83), Jelmoli (044 212 13 11), Migros City • Aarau: Dezibelle • Baden: Zero Zero • Basel: Roxy Records • Bern: Olmo Tickets • St. Gallen: BRO • Winterthur: Jamarico

programm

sa 07.02. Pirate Love (nor)

black voodoo space blues

so 08.02. Amanda Palmer & TheDanger Ensemble (usa)

sängerin der dresden dolls

fr 13.02. Unhold (ch) distortion

Verwaltzen (ch)

mi 18.02. Mark and the Spies (nl)

garage beat pop

Choo Choo (ch)

fr 13.03. Blisstrain 2009 Tour

Ostinato (usa) psychedelic

We Insist! (fr) Bulbul (at)

Beehoover (de)

The Antikaroshi (de)

sa 21.03. Bible of the Devil (usa)

Solenoid (b) rock

fr 27.03. Supersuckers (usa) rock

Nashville Pussy (usa)

SO, 1. FEBRUAR 2009, 19.30

WENDY MCNEILL (S/CA)SUPPORT: PIERRE OMER (CH)

FR, 6. FEBRUAR 2009, 22 UHRBALKANEKSPRESS FEAT.

PALKOMUSKI (CH)DJS ALAIN FORD & BOB ROCK

MI, 11. FEBRUAR 2009, 19 UHR

ALL THAT REMAINS (USA)

THE HAUNTED (S)SUPPORT: DEADLOCK (D)

SA, 14. FEBRUAR 2009, 23 UHRSMELLS LIKE DISKO ACTION FEAT.

OBI BLANCHE (BERLIN)DJS: VANGELINI (MOCCA MUSIC), AUNT-ONE & STROBOKOPP

FR, 20. FEBRUAR 2009, 19 UHR

TEN YEARS AFTER (UK)SUPPORT: HANK SHIZZOE (CH)

SA, 21. FEBRUAR 2009, 19 UHR

LOVEBUGS (CH)SUPPORT: RAMBLING WHEELS (CH)

DO, 26. FEBRUAR 2009, 20 UHR

FARLOW (CH)CD-TAUFE

SO, 1. MÄRZ 2009, 19.30

KRAPF (CH)CD-TAUFE

FR, 6. MÄRZ 2009, 21 UHR

KARAOKE FROM HELLSA, 7. MÄRZ 2009, 19.30

ILL NIÑO (USA)

GOD FORBID (USA)SUPPORT: EXILIA (I)

VORSCHAU:MI 11.03.09* BOTANICA (USA)DI 17.03.09* KIERAN GOSS (IRL)SA 21.03.09* ANNAKIN (CH)DI 07.04.09* EKTOMORF (H), DEBAUCHERY (D)DO 16.04.09* MICHEL BIRBEAK (DK)FR 17.04.09*GOD IS AN ASTRONAUT (IRL), LEECH (CH)DO 23.04.09* MILLENCOLIN (S)SA 25.04.09* GOJIRA (F), HATESPHERE (DK)* VORVERK AUF* STARTICKET.CH

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DIE NEUEN PLATTEN

Antony & TheJohnsonsThe Crying Light(Rough Trade)

Als Antony Hegarty vor einpaar Jahren für sein zweitesAlbum «I Am a Bird Now»der Mercury-Preis fürs das«wichtigste britische oder iri-sche Album des Jahres»zugesprochen wurde, be-kleckerten sich diverse lokalePopgrössen nicht gerade mitRuhm. Typisch waren dieKaiser Chiefs, die verkünde-ten, Antony habe den Preisnur wegen einer spitzfindigenRegelauslegung durch dieSchiedsrichter bekommen.Hegarty war ihnen also nichtbritisch genug! In der Tat hatder Sänger mit der regenbo-genhaften Schimmerstimmelange Zeit in New Yorkgewohnt – und es ist fraglich,ob er etwa in London eineseiner Muse ähnlich zuträgli-che Szene vorgefunden hätte.Es brauchte schon einenziemlich beschränkten Hori-zont, um Antony seinenüberraschenden Schritt insgrossen Lampenlicht zu ver-gönnen – statt die Tatsachezu loben, dass es hier wenig-stens ein Preiskomitee gab,das mutig genug war, nicht inSchubladen zu denken. Seitjener Preisverleihung gehörtAntony zur erlauchten Elitevon Musikanten, deren CDsauf Pop-Labels erscheinen,die aber ein ihnen in tiefer,stiller Verinnerlichung huldi-gendes Kultur-Publikum inelegante Theaterhallen locken.Nun also das dritte Antony-Album – es trägt auf demCover ein Bild des legendä-ren Butoh-Tänzers KazuoOhno. Das könnte sich wieplumpe Anbiederung aus-nehmen – wenn da nicht dieausserirdisch schönen Liederwären. Und eben diese Stimme.

hpk.

A CampColonia(Reveal/MV)

Klar kann man im VexierbildPopkultur hinter gefeature-ten Musikern die kapitalisti-sche Weltformel der absolu-ten Profitmaximierung deut-lich erkennen. Ein grosserName trällert oder zupftoder reglert beim noch unbe-kannten Talent mit, und –zack! – das nächste Entleinmausert sich zum Star derIndustrie. Kategorisches Ab-winken wäre allerdings trotz-dem falsch, da einem so ebenauch durchaus gute Musikabgehen kann. Beispielsweisedie Platten von A Camp.Ursprünglich ein Soloprojektvon Cardigans-FrontfrauNina Persson, faktisch eineflirrende, wüstenhafte Zusam-menarbeit von Persson undSparklehorse-Obergaul undIndie-Ikone Mark Linkous.Ungeachtet der Frage, obsich Persson mit Linkous alsProduzent Street Credibilityzurückkaufen wollte, musstedie Musikfreundin beim A-Camp-Debüt von 2001nickend zugeben: feineSache. Und nun, acht Jahrespäter, dreht sich der Zweit-ling im CD-Schacht. undman muss sagen: feine Sacheauch das. Mittlerweile zurBand angewachsen, hat sichA Camp phänotypisch zwarverändert, konzeptionell bliebman aber beim Hilfe-von-aussen-Holen. Wieder wur-den vornehmlich Untergrund-Helden rekrutiert: Guided-By-Voices-Drummer KevinMarch ebenso wie Shudder-To-Think-Gitarrist NathanLarson. Musikalisch merktman davon nicht allzu viel:weder knarzt noch rauschtnoch wummert es. Statt-dessen dominieren Klarheit,Ruhe und Raum.

nin.

Lester BangsIm wunderbaren Film «Almost Famous» drückt der dreizehn-jährige Pop-Fan William Miller seine Nase an der Glastüreeines Lokalradios platt und bewundert eines seiner grossenIdole: Das ist kein Musiker, sondern der Rock-Kritiker LesterBangs, der im Studio herumtobt, die Musik der frühenSiebzigerjahre verflucht und die Moderatorin nötigt, «RawPower» von Iggy & The Stooges aufzulegen. Vermutlich warensich die wenigsten Zuschauer bewusst, dass dieser Lester Bangs(gespielt von Philip Seymour Hoffman) keine fiktive Figur war– Lester Bangs war und ist einer der legendärsten und einfluss-reichsten Rock-Kritiker überhaupt.Diese Filmszene sagt viel aus über Lester Bangs. Sein Dramawar, dass er zur falschen Zeit lebte. Der 1948 geborene Bangswurde in den aufregenden sechziger Jahren mit demRock’n’Roll infiziert, doch als er ab 1969 für den «RollingStone» und später für das Magazin «Creem» arbeitete, gerieter in die ödeste Phase der Rock-Geschichte – zwischenStadionrock, Progrock, Jazzrock, Bubblegum und Disco. Fürjemanden, der von sich selber schrieb: «Nun, ich habe nie auf-gehört, Lärm zu mögen. Von Little Richard über Cecil Taylorund John Cage bis zu den Stooges», war das die Hölle. Liestman heute seine Texte, spürt man, wie er geradezu verzweifeltden Punkrock herbeischrieb. Als der Punkrock endlich da war,wurde Bangs selber zum Star und fiel wenige Jahre später,1982, seinem Rock’n’Roll-Lebensstil zum Opfer. Hass und Ablehnung waren Bangs’ grösste Inspirationsquellen.Am besten war er, wenn er zu gnadenlosen, nicht selten hyste-risch irrationalen Rundumschlägen ansetzte. Die deutschenElektronik-Bombastiker Tangerine Dream verhöhnte er ineiner Konzertkritik wahlweise als «Baggermatsch», «glitschen-der Schlamm auf dem Grund des Ozeans» und als «beschisse-ner Regen», der auf «zuckerwattiges Gewebe» fällt. Aber auchvor seinen Helden machte nicht Halt: In einem Interviewbeschimpfte er Lou Reed als einen alten Langweiler, «der denimmer gleichen Brei kocht». Kein Wunder, wurde Bangs 1973vom «Rolling Stone» wegen «mangelnden Respekts den Musi-kern gegenüber» entlassen.Lester Bangs war leidenschaftlich. Er war besessen. Er warabsolut. Er liebte und hasste, er verschmähte Kompromisseund Zwischentöne. Er urteilte und verurteilte, er beleidigte undschwärmte, er hatte keine Angst vor Widersprüchen. Mal warer von atemloser, ja primitiver Unmittelbarkeit, dann wiederhob er an zu überaus intelligenten Reflektionen. Vor allem aberverstand er es als einer der wenigen Rockkritiker, den Rock’n’Rollin eine Sprache zu übersetzen, die nicht weniger elektrisierend,kraftvoll und inspirierend ist als ein guter Song. Lester Bangsschrieb nicht nur über Lou Reed, Iggy Pop, David Bowie,Kraftwerk, The Clash, Miles Davis, John Coltrane, PIL oderElvis – Lester Bangs schrieb, von einer radikal subjektivenWarte aus, immer auch über sich selber und sein Leben undreflektierte seinen persönlichen Zugriff auf den Rock’n’Rollund die Platten, die sein Leben bereicherten oder zum Alp-traum machten. Lester Bangs’ Vision von Rock’n’Roll als Subversion undLärm, als Experiment und Lebenshaltung hat wenig an Aktua-lität und Dringlichkeit eingebüsst. Das macht seine Texte, dienun erstmals endlich auch auf Deutsch vorliegen, auch 27 Jahrenach seinem Tod lesenswert, gleichermassen als ein StückPopkultur, Rockliteratur und Zeitgeschichte.

Christian Gasser

Lester Bangs: «Psychotische Reaktionen und heiße Luft. Rock’n’Roll als

Literatur und Literatur als Rock’n’Roll», Edition Tiamat, 400 Seiten, Fr. 35.90.

DarrenHayman &The SecondaryModernPram Town – A FolkOpera(Wohnzimmer Records)

Das Ende der wunderbarenbritischen Band Hefner anno2002 nach vier sehr gutenAlben haben viele Musikfansbedauert. Mit Songs wie«Love Will Destroy Us InThe End», «The Hymn forAlcohol» oder «ChristianGirls» hat Sänger DarrenHayman tolle Brit-Pop-Songs geschaffen, die so garnicht dem Brit-Pop-Klischéeverhaftet waren. Nach einemkurzen Ausflug mit TheFrench und einem Solo-album hat Hayman inzwi-schen mit The Second Mo-dern eine adäquate Begleit-band gefunden.«Pram Town» ist bereits daszweite Werk und zeigt ihnauf der Höhe seines Schaf-fens. Nicht ohne Ähnlichkei-ten zu den Kinks schildertauch Hayman das Leben inder englischen Kleinstadt, der«Kinderwagenstadt» Har-low. Mit Kleinstadt-Ge-schichten wie jener von«Rachel and Amy», die diebeste Band hatten, die je ausHalrlan kam. Musikalisch istdas sehr angenehmer, unauf-geregter Indie-Pop, mal inflotten Folk-Pop lappend,mal mit elektronischem Ge-frickel verziert. Eine singendeSäge, Ukulele, Banjo, Geige,Flügelhorn und andere Blä-ser, Dulcimer – Hayman &Co fahren eine ganze Mengean Instrumenten auf undschenken uns eine hübschePlatte.

tb.

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Fon +41 (0) 81 667 11 68Fax +41 (0) 81 667 13 68

Das Sport- und Kulturhotel auf2030 m über Meer

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BABY GENIUS > baby geniusRAPTOR KIT > please don’t misunderstand us …PARTIES BREAK HEARTS > life is too short …

MOTHERS PRIDE > mothers prideSIDEWALKPOETS > revenge is sweet

KUTTI MC/HEIDI HAPPY/BAZE > 90 minute für miMANESH > trickster calls

recorded at chevalac recordings

>chevalac.ch

Live!

Sa.14 Feb. «YAKARI»Sa.28 Feb. «JOHN SARS»Do.12 März «SIMON LIPSIG» Slam Poetry, Story Telling

Sa.28 März «TRIKEABAND»

www.marsbar.ch

Saisonpause bisEnde März 2009

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ThursdayCommon Existence(Epitaph/Phonag)

Reihenweise sind sie demMainstream und dem schnö-den Mammon anheim gefal-len, all die Emo-Core-Bandsder späten Neunzigerjahre.Thursday gelten als Genre-definierend und auch alsmehr oder weniger resistent,was musikalische wie auchinhaltliche Zugeständnissean die Industrie betrifft. Unddies trotz zwei Platten aufdem Universal-Sub-LabelIsland. «Common Existen-ce» erscheint nun bei Epi-taph Records, also wiederauf einem Indie. Der Soundder US-Amerikaner ist der-selbe geblieben: Emo-Coremit Hang zu New Wave,Vollgas in punkto Epos undLarmoyanz. Das Songwri-ting dreht sich wie immer beiThursday um die grossenThemen wie Liebe, Tod,Verzweiflung und Krieg. DiePerspektive ist jene des klei-nen Mannes, Sozialkritikinbegriffen. Besser als auf«Full Collapse» erleben wirdie Recken freilich nichtmehr. Aber nach «War Allthe Time» und «A City Bythe Lights Devided» ist«Common Existence» einekleine Steigerung auf hohemNiveau. Sie sind und bleibendie unbestrittenen Alphatier-chen im emotionalen Hard-core-Bereich.

men.

M. WardHold Times(Universal)

M. Wards Aufstieg in dieerste Gilde der amerikani-schen Singer/Songwriter istvergleichbar mit einem stetiglodernden Feuer. Seit sechsJahren und drei Alben ist erJahr führ Jahr ein Karriere-Treppchen nach dem ande-ren emporgestiegen. DerDurchbruch kam 2007 mit«Post-War». Norah Joneswar dermassen begeistert,dass sie ihn auf ihre Welt-Tournee als Support-Act mit-nahm. Die Platten von M.Ward gehören zu denabwechslungsreichsten Ela-boraten der popkulturellenZeitgeschichte. Schubladisie-ren kann man den Musikeraus Portland nicht. Country,Folk, Indie, Blues, Singer/Songwriter, Pop, Bluegrass –sein Repertoire scheint gren-zenlos. Die vielschichtigeInstrumentierung mit Banjo,Gitarre, Bass, Schlagzeug,Streichern und Bläsern trägtzur kurzweiligen Unterhal-tung bei. So üppig dieInstrumentierung, so redu-ziert und simpel ist sein cha-rakterisierendes Fingerpi-cking-Gitarrenspiel. WeitereMarkenzeichen sind seinegeschmeidig-rauchige Stimmeund sein lockeres Händchenfür Melodien und überra-schende Breaks. Neben sei-nem Solo-Werk hat Ward injüngster Vergangenheit auchals Produzent im Duett mitZoe Deschanelle alias She &Him zu überzeugen ver-mocht. Fürwahr ein Tausen-dsassa.

men.

Asobi SeksuHush(One LittleIndian/Namskeio)

Jetzt rauschts wieder. Auchauf dem dritten Album vonAsobi Seksu fliessen Key-boards und Hall-Gitarrenineinander wie Wasserfar-ben. Die Musiker aus Brook-lyn arbeiten mindestens sohart am Sound wie an denSongs und wirkten früherwie eine Reinkarnation vonSlowdive oder den CocteauTwins. Mittlerweile schielendie Masterminds Yuki Chi-kudate und James Hannavermehrt Richtung Indie-Pop. Auf früheren Albensorgte Sängerin Yuki mitjapanischen Texten fürIrritation, und kollektiveKlanggewitter, wie sie auchMiranda Sex Garden pfleg-ten, erzeugten Verstörung.Nun geht man konventionel-ler zu Werke, was wir alsReifungsprozess deuten wol-len, denn Grund zur Klagegibt es deshalb nicht. Inte-ressant ist aber allemal, dassein bekannter Anbieter digi-taler Musikformate «Hush»dem Genre Shoegaze zuord-net, während der Vorgängernoch unter Pop firmierte,denn wenn schon müsste esumgekehrt sein. Egal: «Hush»liefert zwölf Songs meistmittleren Tempos. Der elabo-rierte Wall of Sound bildetdie Kulisse für Yukis Kind-frau-Gesang, der diesmalstärker im Vordergrund steht,und Albenhörer werdengegen Ende für ihre Geduldbelohnt mit der Single «Me& Mary», bei der dann dochnoch die Post abgeht. Kannman gelten lassen.

ash.

DIE NEUEN PLATTENSAVE

VOODOO RHYTHM

Reverend Beat-Man

brauchtDeine Hilfe.

Mehr Infos unterwww.voodoorhythm.com

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DIE NEUEN PLATTEN

BaskeryFall Among Thieves(Glitterhouse/Irascible)

Lassen Sie sich nicht täu-schen. Die adretten Damenauf dem Cover mögen einwenig den Dixie Chicksähneln, und musikalisch be-wegen sich Baskery durchausim Folk-Bereich. Bloss wirdhier nicht suggestiv gesäuselt,sondern richtig zugelangt.Mud-Country oder Killbillylässt das schwedische Schwes-terntrio als Stilbezeichnun-gen gelten, und dem schlies-sen wir uns an. Rustikal gehtes zu auf diesem weitgehendlive im Studio eingespieltenDebüt. Das Banjo scheppert,der Kontrabass rumpelt imVerbund mit Snare und Kick,und wenn dann noch dieResonatorgitarre angeschlos-sen wird, gehts in wildemRitt durchs Songmaterial.Das klingt meist eher urchigals heimelig, auch wenn Gre-ta, Stella und Sunniva Bon-desson rührende Harmoniensingen. Darin liegt denn auchder Pluspunkt gegenüberähnlich gearteten Bands: Dieroh belassene Aufnahmeschafft einen spannendenKontrast zum stimmlichenWohlklang, der in einer glat-teren Produktion womöglichbanal wirken könnte. Dennauch wenn die Songs an undfür sich durchaus Potenzialhaben, fehlen doch ein, zweiherausragende Nummern,die als Vignetten dienenkönnten. Gleichwohl: Zuwünschen wäre ein baldigerBesuch, um in hiesigenKonzertlokalen eine zünftigeStubete anzuzetteln.

ash.

Songs FromUtopiaBring Me Home(Tapir/Cede.ch)

Okay, wir haben hierzulandekeine Highways, doch immer-hin gibt es Autobahnen, aufdenen man nach misslunge-nen Wochenenden wiederzurück in die Städte fährt.Schweigen hinter dem Steuer-rad, Schweigen auf demBeifahrersitz. Eine Ansamm-lung von Momenten, dieüberaus beklemmend sind.Also ist man froh, die müh-sam betriebene Konversationruhen zu lassen und sichstattdessen von der CD ab-lenken zu lassen, die imAbspielgerät rotiert.Im vorliegenden Fall handeltes sich dabei um die Liederder Songwriterin RebekkaZarkava alias k-cee, die frü-her bei geschätzten Bandswie Valiumspeed und Mary-gold tätig war und nun unterdem Namen Songs of Utopiaein Werk eingespielt hat, dasauf unprätentiöse Weisecountryeske Fragmente mitpopaffiner Finesse verbindet.Dermassen gekonnt, dassman damit nicht nur diesonntägliche Heimfahrt an-genehm beschallen kann,sondern auch spätabends vorder heimischen Stereoanlagenoch mit einem entspanntenGesichtsausdruck zuhört. Umdann zu vorgerückter Stundeein weiteres Mal auf denStart-Knopf zu drücken.

amp.

Empire of theSunEmpire of the Sun(Virgin/EMI)

Die gnädige Leserschaft die-ses Blattes möge dem Schrei-ber dieser Zeilen verzeihen,wenn er für einmal seinenÜberschwang nicht zu zäh-men weiss. Es passiert janicht so oft, oder? In diesemSinne denn auf gradem Wegan die Gurgel: dieses Albumaus Australien ist in jederBeziehung widerlich. Dasgeht mit dem Cover los,einem wohl – oder wenig-stens: hoffentlich – alsParodie gedachten CGI-«Poster» für ein futuristi-sches Heldenepos, mit Ele-fanten und Tigern undWolkenkratzern und natür-lich unseren beiden Musi-kanten, die daherkommenwie eine Kreation von Fran-kenstein aus den Gewändernvon Billy Idol und RichardLöwenherz. Garstig! Aberwenigstens zur Musik pas-send. Luke Steele singt sonstbei Sleepy Jackson, NickLittlemore wirkt sonst unterdem Elektronika/Dance-Na-men Pnau. Im Duo fabrizie-ren sie einen Multicolor-Breitleinwand-Pop-Soundwie in den tiefsten Achtziger-jahren. Also: unablässig undblechern fiepende und cras-hende Synthis, Refrains wieArnold Schwarzenegger unddazu die Seele eines Staub-saugers. Im Vergleich dazuwaren sogar T’Pau authenti-cally soulful. Diese Review soll als War-nung dienen: In der briti-schen Presse wimmelt es seitWochen von Nebensätzen,wo – wie zufällig – über dieseBand geschwärmt wird. Viel-leicht hängt ja wieder mal dieZukunft von EMI davon ab.

hpk.

Jessica LeaMayfieldWith Blasphemy SoHeartfelt(Munich Records)

Beeindruckendes Debüt die-ser erst 19-jährigen (!) Song-writerin aus Ohio. Produ-ziert von Dan Auerbach vonden Black Keys, überraschtJessica Lea Mayfield miteiner wandelbaren, eigenwil-ligen Stimme und zwölfschönen Songs zwischenNeo-Folk, minimalistischemRock und Americana, diemal melancholisch, mal up-lifting klingen. Wo «I Can’tLie To You, Love» etwassperrig rockt, klingt «KissMe Again» fast schon pop-pig. Gegenüber all den jun-gen englischen Sängerinnen,die derzeit aus allen Radiostönen, klingt das Mädel erfri-schend unaufgeregt. Aufgewachsen in einer mu-sikverrückten Familie, dieständig auf Tour war undihre Kids mitschleppte, lerntesie als 11-Jährige Gitarrespielen und eigene Songs zuschreiben. Erste Auftritte mitihrem Bruder David beiOpen-Mic-Veranstaltungenfolgten. Dort sang man mei-stens, so war zu lesen, Foo-Fighters-Songs. Später spielteJessica Lea in Bars für Pizzaund ein bisschen Geld. ImZimmer des Bruders nahmsie eine erste Platte auf, die ineiner 100er-Auflage gebranntund verkauft wurde. Einesdieser Exemplare fiel DanAuerbach von den BlackKeys auf, und er kontakte dieSängerin. So kamen einefruchtbare Kombination zu-stande, eine erste EP, Auftrittemit den Black Keys, Gast-gesang bei eben jenen und die-ses sehr hübsche Debüt.

tb.

Marion MaerzBurt BacharachSongbook(Bureau B)

Burt-Bacharach-Songs aufDeutsch? Das klingt erst ein-mal seltsam. Aber wenn mandie Anfang der Siebzigerjahreentstandenen Songs der deut-schen Schlagersängerin Ma-rion Maerz hört – das hatschon seinen Charme. Ur-sprünglich 1971 als «SeiteEins – Marion März singtBurt Bacharach» erschienen,ist die Wiederveröffent-lichung dieser Kult-Platte einschönes Zeitdokument. Na-türlich lappen die Übertra-gung ins Deutsche und dieArrangements schwer in dendeutschen Schlager, wobeiMarion Litterschied, so ihrwirklich Name, schon immermit zu den besseren Schla-gersängerinnen gehört hatund einer Hildegard Knefoder Alexandra näher standals dem ülbichen Schlager-Trash. 1971 war das Ba-charach-Album dennoch einFlop: für den nach Ein-fachem gierenden Schlager-Markt zu anspruchsvoll?Arrangiert vom Jazzer Ing-fried Hoffmann klingenSongs wie «Geh vorbei»(«Walk On By») oder «Nimmnicht alles so schwer»(«Don’t Go Breaking MyHeart») oder «Wenn ich dieRegentropfen seh» («Rain-drops Keep Falling on MyHead») ziemlich gut. Und in«Alles ist nun vorbei» liegtmindestens genausoviel Herz-blut wie im Original «Any-one Who Had a Heart».Konsequenterweise klingtdie deutsche Fassung von«24 Hours From Tulsa» mitdem Titel «Das Ende derReise» dann doch eher nach«24 Hours From Erken-schwick»...

tb.

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DIE NEUEN PLATTEN

The GreatBertholinisPlanting A Tree NextA Book(Hazelwood/Irascible)

Von den Rolling Stones überMia bis Britney Spears übtder Zirkus eine seltsameAnziehung auf Musiker aus.Das liegt auch nahe, dennMusikern wie Artisten (plusden Roadies) wurde dasGleiche in die Wiege gelegt:Heute hier, morgen dort,grosse Kunst, wenig Geld,halsbrecherische Risiken,grösster Ruhm, aber auch dieAussicht auf die tiefsteGosse. Die «Wahlungarn»aus Nürnberg gehören eben-falls zu dieser – um es mitWalter Serner («letzte Lo-ckerung») zu sagen – rasta-queren Clique, und sie zele-brieren grosse Manegen-Musik wie z.B. «For theYears» mit seinen runterge-drosselten, aber ewig langenBläserfontänen. So klingt dieallerschönste, aber auchallerschaurigste Abschieds-musik. Die Bertholinis sindaber nicht nur Nachfahrenmagyarischer Rastellis, son-dern auch Nachlassverwalterdes Brit-Pop à la Move;irgendwie kann man sie auchzur Enkelgeneration vonTom Waits zählen. Einegewisse Ruppigkeit (gepaartmit Geigen-Schmonz undGitarren-Perlen) bleibt danicht aus. Progressiven Wirts-leuten sind diese Liebe (liveund/oder als Konserve) drin-gend zu empfehlen. Das isteine Kapelle fürs Leben imhier und jetzt, mit all seinenBegleiterscheinungen: aufden Tischen tanzen, ins Ta-schentuch schnäuzen, Schnapspicheln...

cam.

Eagles ofDeath MetalHeart On(Downtown Records

Während der High-School-Zeit spielten Jesse Hughesund Joshua Homme zusam-men in einer Footballmann-schaft. Danach ergriff Jesseden Lehrerberuf, heirateteund wurde Vater. Als seineEhe zerbrach, begann er mitdem Songwriting und zognach L.A., wo er mit JoshuaHomme die Eagles Of DeathMetall gründete. JessesSchnäuzer wurde ebensozum Markenzeichen derBand wie der schmutzigrock’n’rollende Sound unddie Songs über Frauen, Sex,Drogen und schnelle Autos.Die plüschig schwule Versionvon AC/DCs «High VoltageRock’n’Roll» auf dem letz-ten Album machte deutlich,dass es der Band vor allemum den Spass ging. «HeartOn», die dritte Platte, kommtnun ernster daher. Jesse woll-te eigentlich ein weiteresSpass-Album aufnehmen,wovon ihm Joshua allerdingsabgeraten hat. Der Opener«Anything ‘cept the Truth»erinnert an «Brown Sugar»der Stones, danach klingenmit «Wannabe in L.A.» nocheinmal die alten EODM her-vor, bevor die Songs in Rich-tung einer soliden Queens-of-the-Stone-Age-Produk-tion driften. Obwohl JesseHughes in «Now I’m aFool» sogar seine melancho-lische Seite zeigt und darübersinniert, wie ein Mann mit sovielen Freunden wie er (JackBlack, Dave Grohl, JoshHomme) sich so alleine füh-len kann, hat er den Spassnoch nicht verloren und freutsich sogar über sein «erns-tes» Album.

yba.

45 PrinceDie französischen Sonic Chicken 4 sind nach ihrer US-Tourjetzt endlich auch in Europa zu sehen und machen in Stans halt,also aufgepasst. Im Gepäck werden sie ihre Top-LP auf In theRed mit sich führen, zudem auch ihre dritte Single, diesmal aufRob’s House. «Midnight Girl» startet gemächlich, und es sindnicht die Gesangsparts, die hängen bleiben, sondern die erst-klassigen Gitarrenmelodien. Der eigentlich Hit «Toe Man»wurde bescheiden auf der B-Seite platziert und dauert nicht malneunzig Sekunden. Gitarren und Backingvocals spielen separatverrückt, das Xylophon ist auch wieder mit von der Partie unddas ganze Chaos fügt sich zu einem perfekt Song zusammen. Damals nur auf der selbstbetitelten LP erschienen, gibts BoDiddleys «Give Me a Break» (Checker) nun auch als Single.Dieses Instrumental lässt Pferde Pogo tanzen und gehört zu denbesten Instros aller Zeiten. Vermutlich hat auch hier Lady Boaka Peggy Jones die Saiten geraspelt, vielleicht war es auchschon Norma-Jean Wofford. Wie auch immer: Liebe Frauen,spielt doch anstatt Bass vermehrt Gitarre.Wer das Konzept von The King Khan & BBQ Show nach ihrerzweiten LP für totgelaufen hielt, wird eines Besseren belehrt.Das dynamische Duo macht mit ihrem Fussschlagzeug und denbeiden Gitarren wieder mal ganze Orchester vergessen. Siepimpen ihren Fünfzigerjahre-Doo-Wop-Gesang auf Garageund quetschen Chuck-Berry-Riffs durch den Punk-Wolf. In«Animal Party» (Fat Possum) grunzen die Schweine, und «Godof Raisins» zwinkert dem «God of Hellfire» zu. Dank Rob’s House gibts zum Glück Nachschub von Hunx.Unglaubliche Bubblegum-Hits. Man kann sich nicht entschei-den zwischen «You Don’t Like Rock’n’Roll» und «GimmeBack Your Love». Natürlich wieder mit dabei: die Question-Mark-Orgel und der hochstilisierte homoerotische Gesang.Dieser Kaugummi ist zwar völlig übersüsst, jedoch bestimmtauch noch nach der dreissigsten Riesenblase eine Erfrischung.Speziell erwähnt werden will natürlich auch die irre Rubbel-Plattenhülle mit 100% Gewinnchancen.

Philipp Niederberger

Gerhard PoltApokalypsen(Kein & Aber)

Der inzwischen 66-jährigeMünchner ist nach vie voreiner der besten deutschenKabarettisten. Bayrisch-urig,sich dennoch nicht ansMittelmass anbiedernd, son-dern gerne auch richtig böse,mal derb-vordergründig, malhintergründig, die Befindlich-keiten seiner Landsleute aufsKorn nehmend. So auch aufseiner neusten CD «Apoka-lypsen»: neun live mitge-schnitte Stücke seiner Solo-shows.Ein Höhepunkt ist dassprachlich sehr feine «Mehroder weniger», in dem Poltsich mit dem Thema Min-derheiten/Mehrheit in typi-scher Manier befasst: «Kei-ner soll daherkommen undbehaupten, dass man bei unsgezwungen ist, eine Minder-heit zu sein.Jeder hat dasRecht, sich einer Mehrheitanzuschliessen!» Oder: «Sindsie sich immer noch nichtwenig genug? ... Wenn aMinderheit ein bissl a Hirnhat, dann müssen sie dochwissen, dass sie die Ursachefür die Mehrheit sind.»Grandios auch die Lebens-geschichte vom verstorbenenKumpel Berti, seineszeichensein berühmter Versicherungs-Manager, der schon als Kindeine Banker-Mentaliät anden Tag gelegt hat, indem erseinen Kumpels das Geld ausder Tasche gezogen hat. Im«Apokalyptiker» ist Poltdann der Finanzkrise auf derSpur, und um den latentenFaschismus einiger Landsleu-te geht es in «Duzi Duzi»:«Man kann über den Hitlerviel sagen, aber Zechprellerwar er keiner.»

tb.

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Randalieren mit Selfish CuntZugegeben, guter Geschmack kommt im Bandnamen nun nicht gerade zumAusdruck. Allerdings ist an der Saubande aus London wirklich rein gar nichtsdezent. Der Sound ein primitives Geschreddere, wie man es in dieser Militanzseit der Birthday Party nicht mehr vernommen hat, und Sänger MartinTomlinson zetert dazu provokative, politisch aufgeladene Texte, als wäre JelloBiafra zum Psycho-Prediger mutiert. Die Truppe polarisiert massiv: Der«Guardien» zählt sie zu den 40 wichtigsten Bands des Landes, andere Medienpreisen sie als aufregendsten Live-Act Londons. Handkehrum verhängten eini-ge Klubs ein Auftrittsverbot wegen Randalen, wie etwa jenem, als man dasEquipment von Snow Patrol zerlegte. Ähnlich umgänglich gibt man sichabseits der Bühne. So musste die Polizei eingreifen, weil Sänger Tomlinson PeteDoherty erst mit Pferdemist beworfen und sich anschliessend mit ihm geprü-gelt hatte. Vielleicht stellen Sie sich also besser nicht direkt vor die Bühne. ZumKonzert sollte man aber schon, denn hinter all den Skandalen verbirgt sich eineder raren, radikalen Rockbands der Gegenwart. (ash)

4.2., Hirscheneck, Basel; 5.2., Longstreet, Zürich; 6.2., Palace, St. Gallen;7.2., Le Transformateur, Fribourg

NACHT SCHICHT

Wanken mit Son AmbulanceDrei Jahre liess Joseph Knapp verstreichen, bevor er vor Jahresfrist mit«Someone Else’s Déjà Vu» den dritten Longplayer unter dem Namen SonAmbulance veröffentlichte. In dieser Zeit hat sich der sensible Songschreiberum die Weiterentwicklung und vor allem um eine weitere Verfeinerung seinerKunst gekümmert. Stücke wie «A Girl In New York City» oder «Juliet’s Son»legen Zeugnis ab von diesem artistischen Reifeprozess. Sachte und geschmei-dig singt sich Knapp hier durch feingliedrige Klangstrukturen, reflektiert dieVergangenheit und lässt die Zuhörerschaft Anteil nehmen an seiner lyrischenErschütterbarkeit, lässt sie leise wogen und allmählich wanken. Solch erhabe-ne Authentizität ist selten geworden in diesen Zeiten, doch genau diese perma-nente Erschütterbarkeit, die Joseph Knapp in seinen Songs artikuliert, vermagdie rastlosen Individualisten im Publikum – zumindest für ein paar wertvolleMomente – mit einer gewissen Ruhe und Versöhnlichkeit zu erfüllen. (amp)

21.2., El Lokal, Zürich; 27.2., Mariaberg, Rorschach

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NACHT SCHICHT

Durchhalten mit Chuck ProphetEs ist ein Wunder, dass dieser Mann überhaupt noch aufrecht geht. Bereits inganz jungen Jahren als Gitarren-Wunderkind der amerikanischen Untergrund-Szene gefeiert, war Chuck Prophet acht Jahre lang mit der längst zu einerLegende verklärten Band Green On Red unterwegs, brachte seine Adoleszenzauf Club-Bühnen und in Aufnahmestudios hinter sich und verfiel während die-ser Zeit dem Rauschgift. Erst Heroin, später dann Crack. Doch er rafft sichwieder auf, schüttelt die Sucht ab und konzentriert sich wieder auf dasKerngeschäft, die Musik. Und in diesem Bereich fasst er auch schnell wiederFuss, unterschreibt einen Solovertrag beim Label New West und veröffentlichtdort das grossartige Album «Age of Miracles», auf dem er gekonnt mit unge-wohnten Stilen wie HipHop experimentiert, ohne dabei freilich seine Sub-Country-Wurzeln zu vernachlässigen. Es scheint endlich wieder aufwärts zugehen mit dem ehemaligen Wunderkind – doch dann wird er von New Westfallengelassen. Damit noch nicht genug, macht sich auch Prophets langjährigerManager aus dem Staub, entwindet ihm bei dieser Gelegenheit auch nochsämtliche Verlagsrechte und die Studio-Masterbänder, die er kurzerhand in denMüll schmeisst.Herkömmliche Musikanten hätten sich nach derart geballten Widrigkeitenlängst aus ihrer Karriere verabschiedet und einen unspektakulären Job alsHilfstankwart oder Hausmeister angenommen, doch Prophet liess davon nichtbeeindrucken und machte einfach unbeirrt weiter. Er liess «Age of Miracles»nach dreijähriger Pause das Werk «Soap and Water» folgen und begab sicherneut auf grosse Reise über die Bretter, die die Welt bedeuten. Und dieser Pfaddes Gerechten führt ihn nun für ein exklusives Konzert in die Schweiz zurück.Und zwar dorthin, wo man ihn ohne Unterbruch immer als einen der letztengrossen Helden der Gegenwart verehrt hat. (amp)

23.2., El Lokal, Zürich

Zurückschlagen mit Guz«In Zeiten, wo die Doofen gegen die Blöden kämpfen, wird endlich mit star-ker Hand durchgegriffen. Weltverbesserung in Shmoove!» So umschrieb BigOlifr Machinegun Maurmann in seinen Linernotes den Titeltrack des vorletz-ten Guz-Albums Albums «Geheime Weltregierung». Seither ist eine MengeWasser den Rhein hinuntergeflossen. Guz hat mit dem schmissigen Werk«Mein Name ist Guz» vor einem knappen Jahr nachgedoppelt, begab sich aufausgiebige Tournee – und landete schliesslich im Operationssaal. Diagnose:Herzflimmern. Die Ärzte legten fünf Bypasse und implantierten demKnödelbaron einen Mini-Defibrillator. Nach erfolgreichem Eingriff und einersouverän absolvierten Rehabilitationskur ist Guz nun wieder topfit und zuneuen Taten bereit. (amp)

30.1./21.2./28.2., Helsinki, Zürich

Unterfüttern mit Wendy McNeillEine ordentliche Musiker-Biografie zeichnet sich aus durch wechselnde Reihenvon Vorbildern. Bei Wendy McNeill zeigt sich dies besonders deutlich. In ihrerKindheit liess sie sich von Dolly Parton und ABBA leiten, ersetzte diese frühenHausheiligen in ihrer Jugend durch Velvet Underground, Sisters of Mercy,Siouxie and the Banshees und The Cure und holte sich ihre Inspiration schliess-lich bei Steve Reich, Laurie Anderson und Tom Waits, wobei Letzterer nochimmer deutlich herauszuhören ist, wenn die Kanadierin zum Akkordeon greiftund ihre Moritaten anstimmt. Denn mit Waits teilt sie die Sympathie für rand-ständige, eigenwillige, mitunter schwer verschrobene Gestalten, die sie durchihre dunkel flackernden Lieder torkeln lässt.Eben erst hat McNeill ihr wundervoll betiteltes Album «A Dreamers Guite toHardcore Living» veröffentlicht, und diesen neuen Liederzyklus präsentiert sienun live, erstmals in kleiner Formation mit Cellistin und Kontrabassist an ihrerSeite. Im Mittelpunkt der Auftritte stehen freilich weiterhin die vom schweratmenden Akkordeon getragenen, lakonisch unterfütterten Gegenwarts-betrachtungen, die Madame im diskreten Rampenlicht anstellt. (amp)

29.1., ISC, Bern; 30.1., Südpol, Luzern; 31.1., Grabenhalle, St. Gallen;1.2., Salzhaus, Winterthur

Loswettern mit Jacques Palminger«Es wird klar, dass nur der richtige Mann die falschen Lieder singen muss,damit sie richtig werden. Oder besser: Es muss nur der richtige Mann kom-men, einem zu erklären, dass diese Lieder nie falsch waren», schrieb die FAZ– und lieferte auch gleich den Namen jenes Mannes, der das richtige Lied imfalschen zu singen vermag: Jacques Palminger.Einem grösseren Publikum ist der heitere Hüne aus Hamburg vielleicht nochals Mitglied der Telefon-Schabernack-Truppe Studio Braun in Erinnerung, der-weil versierte Theatergänger und Internetsurfer Palmingers Einzelwerke«Deutsche Frau» oder «Fick dich, Henry Maske» aus jüngeren Jahren schät-zen. Nun kehrt der Mann aus dem hanseatischen Norden mit seiner KapelleThe Kings of Dub Rock in die hiesige Clublandschaft zurück und berichtet inseiner Funktion als Bandleader zu blubbernder Beat-Begleitung aus seinemspektakulären Alltag, der ihn hin und wieder auch an den sagenumwobenenHarakiri-Stammtisch Altona führt. Wenn er denn nicht wieder gegen denarmen Henry Maske loswettert. (amp)

26.2., Rote Fabrik, Zürich; 24.4., Palace, St. Gallen

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