Luftqualität - European Parliament · 2019. 2. 26. · Damit Maßnahmen für eine bessere...

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STUDIE EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments Autor: Didier Bourguignon Wissenschaftlicher Dienst für die Mitglieder PE 625.114 – Juli 2018 DE Luftqualität Quellen und Auswirkungen der Luftverschmutzung, EU-Rechtsvorschriften und internationale UÜ bereinkommen

Transcript of Luftqualität - European Parliament · 2019. 2. 26. · Damit Maßnahmen für eine bessere...

  • STUDIE EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

    Autor: Didier Bourguignon Wissenschaftlicher Dienst für die Mitglieder

    PE 625.114 – Juli 2018 DE

    Luftqualität

    Quellen und Auswirkungen der

    Luftverschmutzung, EU-Rechtsvorschriften

    und internationale UÜ bereinkommen

  • EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

    Luftqualität

    Quellen und Auswirkungen der Luftverschmutzung, EU-Rechtsvorschriften und internationale

    Übereinkommen

    Die Außenluftverschmutzung wird durch die Freisetzung von Schad-stoffen aus natürlichen Quellen und aus menschlichen Tätigkeiten verursacht. Sie hat eine Reihe von nachteiligen Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt und infolgedessen für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Luftverschmutzung kann über große Entfernungen ausgebildet und transportiert werden und große Gebiete betreffen. Damit Maßnahmen für eine bessere Luft-qualität wirksam sind, gilt es, über die lokalen und nationalen Gren-zen hinaus auf europäischer und globaler Ebene zu handeln und zusammenzuarbeiten. In dieser Veröffentlichung werden die wich-tigsten Luftschadstoffe und die natürlichen Quellen der Luftver-schmutzung erläutert sowie die durch menschliche Tätigkeiten verursachten Emissionen im Einzelnen nach Sektoren aufgeführt. Es werden die nachteiligen Folgen für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima sowie die sozioökonomischen Auswirkungen beschrieben. Außerdem enthält diese Veröffentlichung einen Über-blick über die internationalen Übereinkommen und die Rechtsvor-schriften der Europäischen Union, in denen Luftqualitätsnormen zur Senkung der nationalen Schadstoffemissionen und zur Verringe-rung der Freisetzung von Schadstoffen aus bestimmten Quellen festgelegt sind. Des Weiteren wird der Stand der Umsetzung der wesentlichen EU-Rechtsvorschriften über die Luftqualität kurz erläutert. Abschließend werden die Standpunkte des Europäischen Parlaments und der Interessenträger in diesem Politikbereich dargelegt.

  • AUTOR

    Didier Bourguignon, Wissenschaftlicher Dienst für die Mitglieder, Referat Wirtschaftspolitik

    Diese Studie wurde vom Referat Wirtschaftspolitik der Direktion Wissenschaftlicher Dienst für die Mitglieder erstellt. Der Wissenschaftliche Dienst für die Mitglieder gehört zur Generaldirektion Wissenschaftlicher Dienst (GD EPRS) des Sekretariats des Europäischen Parlaments.

    Um sich mit den Autoren in Verbindung zu setzen, senden Sie bitte eine E-Mail an: [email protected]

    SPRACHFASSUNGEN

    Original: EN

    Übersetzungen: DE, FR

    Redaktionsschluss: Juli 2018

    HAFTUNGSAUSSCHLUSS UND URHEBERRECHTSSCHUTZ

    Dieses Dokument wurde für die Mitglieder und Bediensteten des Europäischen Parlaments erarbeitet und soll ihnen als Hintergrundmaterial für ihre parlamentarische Arbeit dienen. Die Verantwortung für den Inhalt dieses Dokuments liegt ausschließlich bei dessen Verfasser/n. Die darin vertretenen Auffassungen entsprechen nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt des Europäischen Parlaments.

    Nachdruck und Übersetzung – außer zu kommerziellen Zwecken – mit Quellenangabe gestattet, sofern das Europäische Parlament vorab unterrichtet und ihm ein Exemplar übermittelt wird.

    Brüssel © Europäische Union, 2018

    Bildnachweise: © soleg/Fotolia

    PE 625.114 ISBN: 978-92-846-3478-1 doi:10.2861/570597 QA-04-18-636-DE-N

    [email protected] http://www.eprs.ep.parl.union.eu (intranet) http://www.europarl.europa.eu/thinktank (internet) http://epthinktank.eu (blog)

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  • Luftqualität

    I

    Zusammenfassung

    Die Außenluftverschmutzung wird durch die Freisetzung von Schadstoffen aus natürlichen Quellen und aus menschlichen Tätigkeiten verursacht. Die Schadstoffe werden entweder direkt in die Atmosphäre freigesetzt oder bilden sich durch chemische Reaktionen in der Atmosphäre. Luft-verschmutzung kann über große Entfernungen ausgebildet und transportiert werden und große Gebiete betreffen. Zu den wichtigsten Luftschadstoffen gehören Partikel (Feinstaub), bodennahes Ozon, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Ammoniak, flüchtige organische Verbindungen außer Methan, Kohlenmonoxid, Methan, giftige Metalle und auch persistente organische Schadstoffe. Luftschadstoffe können durch Verbrennung, Verflüchtigung, mechanische Vorgänge oder andere natürliche Vorgänge freigesetzt werden.

    Luftschadstoffe werden aus natürlichen Quellen (wie Vulkane, Pflanzen, der Boden und die Meere) freigesetzt sowie aus Quellen, die auf menschliche Tätigkeiten (in einer Vielzahl von Wirtschafts-sektoren) zurückzuführen sind und auch als „anthropogene“ Quellen bezeichnet werden. Partikel werden hauptsächlich durch die Wärmeerzeugung, die Industrie und den Verkehr freigesetzt; Stick-stoffoxide stammen vor allem aus dem Verkehrssektor; der Großteil der Schwefeloxidemissionen ist der Energieerzeugung und dem nicht straßengebundenen Verkehr zuzuschreiben; die Ammoniak-emissionen entstammen fast vollständig der Landwirtschaft; flüchtige organische Verbindungen werden vorwiegend von Farben und Chemikalien freigesetzt, die bei Fertigung und Instandhaltung eingesetzt werden; die Kohlenmonoxidemissionen sind der Wärmeerzeugung und dem Verkehr zuzuschreiben, und für den Großteil der Methanemissionen sind die Sektoren Landwirtschaft, Abfall und Energie verantwortlich.

    Die Außenluftverschmutzung hat in der Europäischen Union (EU) in den letzten Jahrzehnten beträchtlich abgenommen, während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Bevölkerung zuge-nommen haben. Im Zeitraum von 1990 bis 2015 haben sich die Schwefeloxidemissionen um 89 % verringert. Auch die Emissionen der drei Luftschadstoffe, die hauptsächlich für die Bildung von bodennahem Ozon verantwortlich sind, sind deutlich zurückgegangen: Kohlenmonoxid um 68 %, flüchtige organische Verbindungen außer Methan um 61 % und Stickstoffoxide um 56 %. Erheblich reduziert (um mindestens 67 %) haben sich auch die Emissionen der wichtigsten giftigen Metalle (Blei, Kadmium und Quecksilber) und auch die Ammoniakemissionen sind um 23 % zurück-gegangen. Die Partikelemissionen haben sich im Zeitraum von 2000 bis 2015 um 25 % verringert. Der geringste Rückgang der Emissionen war bei Benzo[a]pyren zu verzeichnen (−3 %).

    Die Luftverschmutzung hat eine Reihe von nachteiligen Folgen, angefangen bei den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt die Luft-verschmutzung das größte Umweltrisiko für die menschliche Gesundheit dar. Schätzungen zufolge sterben in der EU jedes Jahr rund 450 000 Menschen vorzeitig infolge der Exposition gegenüber Partikeln, Stickstoffdioxid und Ozon. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht gleichmäßig über die Mitgliedstaaten verteilt: Mittel- und Osteuropa sowie Italien sind stärker betroffen als beispielsweise Nord- und Nordwesteuropa.

    Zu den Folgen für die Umwelt gehören die Eutrophierung (die übermäßige Nährstoffanreicherung, die letztlich zur Sauerstoffabnahme führt), die Versauerung (Abnahme des pH-Werts des Bodens und der Gewässer) und Schäden an Pflanzen durch bodennahes Ozon. Im Jahr 2010 waren 7 % der Ökosystemfläche der EU durch Eutrophierung und 63 % durch Versauerung geschädigt. Nur wenige Jahrzehnte vorher waren die Werte erheblich höher. 2014 waren 85 % der europäischen Agrarfläche Ozonkonzentrationen ausgesetzt, die über den langfristigen Zielen der EU lagen. Die Wechselwir-kungen zwischen der Luftverschmutzung und dem Klimawandel sind komplex: Die Luftverschmut-zung kann sowohl zu einer Erwärmung als auch zu einer Abkühlung des Klimas führen.

  • EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

    II

    Durch ihre nachteiligen Folgen für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima hat die Luftverschmutzung auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Laut einer Schätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beliefen sich die Kosten der Luftverschmutzung in ihren Mitgliedstaaten im Jahr 2015 auf 1 640 Mrd. USD, was 1 280 USD pro Person und 5,3 % des Einkommens entspricht. Unter den EU-Mitgliedstaaten variieren die Kosten beträchtlich.

    In ihrem 2013 verabschiedeten Siebten Umweltaktionsprogramm hat sich die Europäische Union verpflichtet, die Außenluftqualität bis 2020 erheblich zu verbessern und sich stärker an die Leitwerte der WHO anzunähern sowie die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Ökosysteme und die biologische Vielfalt weiter zu verringern.

    Die Tatsache, dass die Luftverschmutzung sehr mobil ist, bringt es mit sich, dass Vorschriften, mit denen die Luftqualität gewährleistet werden soll, eine ausgeprägte grenzübergreifende Dimension haben. Die internationalen Übereinkommen und die EU-Rechtsvorschriften über die Luftqualität können anhand ihrer Ziele grob in drei Kategorien eingeteilt werden. Die erste Kategorie betrifft Luftqualitätsnormen: In den Luftqualitätsrichtlinien werden – zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt – bindende Grenzwerte und nichtverbindliche Zielwerte für die Konzentration bestimmter Schadstoffe in der Atmosphäre festgelegt. Die zweite Kategorie betrifft Reduktionsziele für die nationalen Emissionen von Luftschadstoffen: Die auf internationaler Ebene im Rahmen des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung und der zugehörigen Protokolle und im Rahmen des Pariser Abkommens festgelegten Ziele werden in erweiterter Form in EU-Recht umgesetzt. Die dritte Kategorie betrifft die Verringerung der Emission von Schadstoffen aus bestimmten Quellen: Rund 80 Vorschriften unterschiedlicher rechtlicher Natur (internationale Übereinkommen, internationale Leitlinien, EU-Verordnungen, EU-Richtlinien, Rechtsakte der Kommission) regeln die Emissionen eines breiten Spektrums von Sektoren (Industrie, Strom- und Wärmeerzeugung, Straßen-, See- und Luftverkehr einschließlich Brenn- und Kraftstoffe, Landwirtschaft, Abfall und Chemikalien). Sie decken auch die Emissionen von bestimmten Schadstoffen (giftige Metalle und persistente organische Schadstoffe) ab.

    Es hat sich gezeigt, dass die Umsetzung wesentlicher EU-Rechtsakte schwierig ist. Einer der Gründe hierfür ist der komplexe Kontext dieses Politikbereichs, da es um eine Vielzahl von Schadstoffen und Verschmutzungsquellen geht und zahlreiche Wirtschaftszweige und Regierungsebenen betroffen sind.

    Im Jahr 2017 wurden die Luftqualitätsgrenzwerte in 23 von 28 Mitgliedstaaten nicht vollständig eingehalten. Die Europäische Kommission hat gegen mehrere Mitgliedstaaten Vertragsverletzungs-verfahren wegen anhaltender Überschreitung der Grenzwerte für Partikel, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid eingeleitet. Mit den gegenwärtig in den EU-Rechtsvorschriften festgelegten Grenz-werten bleibt zudem ein erheblicher Teil der Stadtbewohner weiterhin einer Luftverschmutzung ausgesetzt, die über den Leitwerten der WHO liegt. Was die Einhaltung der nationalen Emis-sionshöchstmengen für die Jahre ab 2010 angeht, wurden nur mäßige Fortschritte gemacht. Obgleich 2016 die Höchstmengen der vier betreffenden Schadstoffe eingehalten wurden, wenn man die auf EU-Ebene aggregierten Zahlen zugrunde legt, wurden die ab 2010 geltenden Höchstmengen von einem oder mehreren Schadstoffen in sechs Mitgliedstaaten überschritten. Im Hinblick auf die Verschmutzungsquellen hatten die EU-Rechtsvorschriften – wie etwa die Normen für Kraftstoffe – einigen Erfolg. Doch könnte die Umsetzung des EU-Rechts weiter verbessert werden. Schwachstellen im Zusammenhang mit den Emissionen von Kraftfahrzeugen, wie sie der Fall Volkswagen 2015 deutlich gemacht hat, müssen beseitigt werden.

    Das Europäische Parlament ist konsequent für Maßnahmen eingetreten, die darauf abzielen, die Luftqualität zu verbessern, die bestehenden EU-Rechtsvorschriften umzusetzen und wirksame Vorschriften über Verschmutzungsquellen zu erlassen.

  • Luftqualität

    III

    In den letzten Jahren ist die Luftqualität auf der politischen Agenda weiter nach vorn gerückt, zum Teil infolge der Besorgnisse der Bürger, die einer schlechten Luftqualität ausgesetzt sind. In diesem Politikbereich könnte es in den kommenden Jahren mit der Zweckmäßigkeitsprüfung der Luft-qualitätsrichtlinien, die voraussichtlich bis Ende 2019 abgeschlossen sein wird, einige Entwick-lungen geben.

    Zur Verbesserung der Luftqualität müssen Maßnahmen über alle Regierungsebenen (einschließlich der lokalen und regionalen Ebene) und alle Sektoren hinweg ergriffen und auch die weniger bekannten Verschmutzungsquellen wie die Landwirtschaft und die Wohngebäudebeheizung einbezogen werden. Wenn bei den Klimaschutzmaßnahmen und den Luftqualitätsmaßnahmen ein integrierter Ansatz verfolgt wird, könnte auch aus den sich hieraus ergebenden Synergien Nutzen gezogen werden.

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    IV

  • Luftqualität

    V

    Inhalt

    1. Einführung __________________________________________________________________ 4

    2. Quellen der Luftverschmutzung _________________________________________________ 4

    2.1. Die wichtigsten Luftschadstoffe _______________________________________________ 4

    2.2. Natürliche Quellen __________________________________________________________ 7

    2.3. Anthropogene Quellen nach Sektor ____________________________________________ 9

    3. Auswirkungen der Luftverschmutzung ___________________________________________ 12

    3.1. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit _________________________________ 12

    3.2. Folgen für die Umwelt und das Klima __________________________________________ 14

    3.3. Sozioökonomische Auswirkungen ____________________________________________ 17

    4. Die Politik der Union __________________________________________________________ 18

    5. Internationale Übereinkommen und EU-Rechtsvorschriften __________________________ 20

    5.1. Festlegung von Luftqualitätsnormen __________________________________________ 20

    5.2. Verringerung der nationalen Luftschadstoffemissionen ___________________________ 24

    5.2.1. Internationale Übereinkommen ___________________________________________ 24 5.2.2. EU-Recht ______________________________________________________________ 25

    5.3. Verringerung der Luftschadstoffemissionen aus bestimmten Quellen _______________ 27

    5.3.1. Allgemein _____________________________________________________________ 30 5.3.2. Industrie, Elektrizität und Wärme ___________________________________________ 30 5.3.3. Verkehr _______________________________________________________________ 31 5.3.4. Landwirtschaft _________________________________________________________ 34 5.3.5. Abfall _________________________________________________________________ 34 5.3.6. Chemikalien ___________________________________________________________ 34 5.3.7. Bestimmte Schadstoffe___________________________________________________ 35

    6. Umsetzung der EU-Rechtsvorschriften ___________________________________________ 36

    7. Standpunkt des Europäischen Parlaments ________________________________________ 48

    8. Standpunkte der Interessenträger _______________________________________________ 49

    9. Ausblick ____________________________________________________________________ 50

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    VI

    Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1 – Weltweite Emissionen ausgewählter Luftschadstoffe aus natürlichen und anthropogenen Quellen (in Millionen Tonnen pro Jahr) ________________________________ 8

    Abbildung 2 – BIP, Bevölkerung und Luftverschmutzungsindex in der EU, 2000 = 100 % (2000-2015) _____________________________________________________________________________ 9

    Abbildung 3 – Quellen ausgewählter Luftschadstoffe in der EU-28, in tausend Tonnen (2000 und 2015) ________________________________________________________________________ 10

    Abbildung 4 – Vorzeitige Todesfälle in der EU-28, die der Exposition gegenüber Feinstaub, Stickstoffdioxide und Ozon zuzuschreiben sind (2014) ________________________________ 14

    Abbildung 5 – Feinstaub zuzuschreibende vorzeitige Todesfälle pro Millionen Einwohner (2014)14

    Abbildung 6 – Belastung der Ökosysteme durch Eutrophierung, Versauerung und bodennahes Ozon ________________________________________________________________________ 16

    Abbildung 7 – Wichtigste Kosten im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung __________ 17

    Abbildung 8 – Geschätzte Kosten der Luftverschmutzung in den OECD-Mitgliedstaaten (2015 und 2060) ________________________________________________________________________ 17

    Abbildung 9 – Geschätzte Kosten der Luftverschmutzung in Prozent des BIP ausgewählter Länder (2010) _______________________________________________________________________ 18

    Abbildung 10 – Auf EU-Ebene aggregierte nationale Reduktionsverpflichtungen im Vergleich zu 2005 ________________________________________________________________________ 26

    Abbildung 11 – Geografische und sektorale Herkunft des Feinstaubs in Brüssel und Mailand _ 37

    Abbildung 12 – In der EU gemessene Konzentrationen ausgewählter Luftschadstoffe (2015) _ 39

    Abbildung 13 – Prozentsatz der städtischen Bevölkerung der EU-28, der Luftschadstoffkonzentrationen über bestimmten EU- und WHO-Luftqualitätsstandards ausgesetzt ist (2015) _____________________________________________________________________ 40

    Abbildung 14 – Fortschritt der Mitgliedstaaten bei der Einhaltung der nationalen Emissionshöchstmengen für 2010 (2016) ___________________________________________ 42

    Abbildung 15 – Vorschläge der Kommission für Maßnahmen zur Umsetzung der EU-Rechtsvorschriften zur Luftqualität ________________________________________________ 44

    Abbildung 16 – Synergien und Zielkonflikte zwischen den Strategien zum Klimaschutz und zur Luftreinhaltung _______________________________________________________________ 47

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1 – Kurze Beschreibung ausgewählter Außenluftschadstoffe ______________________ 5

    Tabelle 2 – Luftqualitätsstandards zum Schutz der menschlichen Gesundheit, gültig für 2018 22

    Tabelle 3 – Luftqualitätsstandards zum Schutz der Vegetation, gültig für 2018 _____________ 23

    Tabelle 4 – Überblick über die Vorschriften über Luftverschmutzungsquellen auf EU- und internationaler Ebene 2018 ______________________________________________________ 29

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  • Luftqualität

    1

    Glossar

    Alarmschwelle: Luftschadstoffkonzentration, jenseits der eine kurzzeitige Exposition gemäß den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen als Risiko für die Gesundheit angesehen wird.

    Ammoniak (NH3): Luftschadstoff, der zur Bildung von Feinstaubpartikeln beiträgt. Weitere Informa-tionen in Tabelle 1.

    Benzo[a]pyren (B[a]P): Luftschadstoff, der zu der Gruppe der polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe gehört. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Benzol (C6H6): Luftschadstoff, der zu den flüchtigen organischen Verbindungen zählt und zur Bil-dung von bodennahem Ozon beiträgt. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Beste verfügbare Techniken (BVT): Techniken gemäß der Industrieemissionsrichtlinie, mit denen ein hohes Schutzniveau für die Umwelt unter Berücksichtigung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses erreicht werden soll.

    Emissionen im praktischen Fahrbetrieb (Real driving emissions, RDE): Verfahren zur Messung der von Kraftfahrzeugen emittierten Stickstoffoxide und Partikelzahl, ergänzend zu Laborprü-fungen.

    Emissionsüberwachungsgebiete: Seegebiete, in denen Schiffe gemäß dem internationalen Über-einkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe (MARPOL-Übereinkommen) strengere Emissionsgrenzwerte einhalten müssen. Zwei Emissionsüberwachungsgebiete liegen in der Nähe Europas: in der Ostsee sowie in der Nordsee und im Ärmelkanal.

    Eutrophierung: eine Form der Wasserverschmutzung, die durch die Anreicherung von Nährstoffen wie Nitraten und Phosphaten in einem Süßwasserkörper entsteht.

    Flüchtige organische Verbindungen (Volatile organic compounds, VOC): große Gruppe von Stoffen, die leicht bei Raumtemperatur verdampfen.

    Flüchtige organische Verbindungen außer Methan (Non-methane volatile organic com-pounds, NMVOC): Stoffgruppe, die flüchtige organische Verbindungen außer Methan umfasst, die zur Bildung von bodennahem Ozon und Feinstaub beitragen. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Giftige Metalle: im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung sind dies Blei (Pb), Kadmium (Cd), Quecksilber (Hg) sowie Arsen (As), Chrom (Cr), Kupfer (Cu), Nickel (Ni), Selen (Se) und Zink (Zc). Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Grenzwert: in den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen zum Schutz der menschlichen Gesundheit festgelegter, verbindlicher Grenzwert für Partikel (Feinstaub), Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Blei, Kohlenmonoxid und Benzol.

    Indikator für die durchschnittliche Exposition: Durchschnittswert für die Feinstaubexposition der Bevölkerung eines Mitgliedstaats gemäß den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen; er dient als Grundlage bei der Berechnung des Ziels für die Reduzierung der Exposition.

    Informationsschwelle: Luftschadstoffkonzentration, jenseits der eine kurzzeitige Exposition als Risiko für die Gesundheit für bestimmte Bevölkerungsgruppen (wie etwa Kinder) angesehen wird, gemäß den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen.

    Kohlenmonoxid (CO): Luftschadstoff, der zur Bildung von bodennahem Ozon beiträgt. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Kritische Eintragsrate: Obergrenze der Deposition von einem oder mehreren Schadstoffen auf der Erdoberfläche, die ein Ökosystem ertragen kann, ohne dass seine Funktion oder Struktur beein-trächtigt wird.

  • EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

    2

    Kritischer Wert: Wert gemäß den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen, bei dem davon ausgegangen wird, dass Schadstoffe (Schwefeldioxid und Stickstoffoxide) unmittelbare schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben, wenn er überschritten wird.

    Methan (CH4): Treibhausgas, das zur Bildung von bodennahem Ozon beiträgt. Weitere Informatio-nen in Tabelle 1.

    Nationale Emissionsreduktionsverpflichtung: Verpflichtung der Mitgliedstaaten gemäß den EU-Rechtsvorschriften über die nationalen Emissionshöchstmengen, die Emission eines Luftschadstoffs in einem gegebenen Kalenderjahr zu reduzieren.

    Ozon (O3): Luftschadstoff, der nicht direkt in die Atmosphäre freigesetzt wird, sondern auf der Basis anderer Schadstoffe entsteht. Im Zusammenhang mit der Luftqualität bezieht sich der Begriff „Ozon“ auf das bodennahe (troposphärische) Ozon und nicht auf die Ozonschicht in der Stratosphä-re. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Partikel (Particulate matter, PM): Luftschadstoff in Form von Partikel unterschiedlicher Größe und chemischer Zusammensetzung. PM10 bezeichnet Partikel mit einer Größe von höchstens 10 Mikrometern; PM2,5 bezeichnet Partikel mit einer Größe von höchstens 2,5 Mikrometern (auch als „Feinstaub“ bezeichnet). Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Persistente organische Schadstoffe (Persistent organic pollutants, POP): große Gruppe von Stoffen, die in der Umwelt sehr beständig sind und nachteilige Folgen für die menschliche Gesund-heit und die Umwelt haben können. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Gruppe persistenter organischer Schad-stoffe, die Benzo(a)pyren (BaP) und andere Stoffe umfasst.

    Primärschadstoff: Schadstoff, der direkt in die Atmosphäre freigesetzt wird und als Vorläuferstoff für die Bildung von Sekundärschadstoffen fungieren kann. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Referenzdokument für beste verfügbare Techniken (BVT-Merkblatt): Dokument, das die besten verfügbaren Techniken für einen gegebenen Wirtschaftszweig beschreibt und im Rahmen des Infor-mationsaustauschs zwischen den Mitgliedstaaten, den betroffenen Branchen, den nichtstaatlichen Umweltschutzorganisationen und der Europäischen Kommission erstellt und überprüft wird.

    Ruß: bei Verbrennungsprozessen freigesetzte Partikel, die aus Kohlenstoff und organischen Stoffen bestehen. Die Farbe von Ruß ist schwarz.

    Schlussfolgerungen zu den besten verfügbaren Techniken (BVT-Schlussfolgerungen): wich-tigste Elemente der Referenzdokumente für beste verfügbare Techniken, die als Durchführungs-beschlüsse der Kommission nach Zustimmung der Vertreter der Mitgliedstaaten in einem ständigen Ausschuss verabschiedet werden.

    Schwefeldioxid (SO2): Luftschadstoff, der zur Bildung von Feinstaubpartikeln beiträgt. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Schwefeloxide (SOx): chemische Verbindungen, die Schwefel und Sauerstoff enthalten; hierzu gehört auch Schwefeldioxid (SO2).

    Sekundärschadstoff: Schadstoff, der nicht direkt in die Atmosphäre freigesetzt wird, sondern durch die Wechselwirkung zwischen Primärschadstoffen (und atmosphärischen Bedingungen) ge-bildet wird. Bodennahes Ozon ist in jedem Fall ein Sekundärschadstoff; Partikel können ein Primär-schadstoff oder ein Sekundärschadstoff sein.

    Stickstoffdioxid (NO2): Luftschadstoff, der zur Bildung von bodennahem Ozon und Feinstaub beiträgt. Weitere Informationen in Tabelle 1.

    Stickstoffoxide (NOx): Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2).

  • Luftqualität

    3

    Versauerung: Abnahme des pH-Werts des Bodens und der Gewässer infolge des Eintrags von Säuren (Salpeter- und Schwefelsäure) zu Lande und zu Wasser.

    Verpflichtung in Bezug auf die Expositionskonzentration: Referenzwert für die Feinstaub-exposition der Bevölkerung eines Mitgliedstaats gemäß den EU-Rechtsvorschriften über Luft-qualitätsnormen.

    Ziel für die Reduzierung der Exposition: prozentuale Reduzierung der durchschnittlichen Fein-staubexposition der Bevölkerung eines Mitgliedstaats gemäß den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen.

    Zielwert: für Ozon, Arsen, Kadmium, Nickel und Benzo(a)pyren in den EU-Rechtsvorschriften über Luftqualitätsnormen festgelegter Wert, der zum Schutz der menschlichen Gesundheit soweit wie möglich eingehalten werden muss.

  • EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

    4

    1. Einführung Die Außenluftverschmutzung wird durch die Freisetzung von Schadstoffen aus natürlichen Quellen und aus menschlichen Tätigkeiten (auch als „anthropogene Quellen“ bezeichnet) verursacht. Sie hat eine Reihe von nachteiligen Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt und folglich für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Luftverschmutzung kann über große Entfernungen ausge-bildet und transportiert werden und große Gebiete betreffen. Damit Maßnahmen für eine bessere Luftqualität wirksam sind, gilt es, über die lokalen und nationalen Grenzen hinaus auf europäischer und globaler Ebene zu handeln und zusammenzuarbeiten. Diese Maßnahmen betreffen die meisten Wirtschaftszweige ebenso wie die Bürger.

    Informationen zur Luftqualität in der Europäischen Union sind leicht online zugänglich. Der Europäische Luftqualitätsindex stellt Echtzeitdaten zu den Konzentrationen von fünf wichtigen Schadstoffen1 auf der Grundlage der Messungen von mehr als 2 000 Stationen zur Überwachung der Luftqualität in ganz Europa bereit. Auch die Daten zu den Konzentrationen in den vergangenen Tagen und Monaten können abgerufen werden.2

    Laut einer im Oktober 2017 veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage hält fast die Hälfte der Euro-päer die Luftverschmutzung für ein großes Umweltproblem (an zweiter Stelle hinter dem Klima-wandel).3

    In Europa liegt der Schwerpunkt der Maßnahmen für eine bessere Luftqualität auf der Außenluft (oder Umgebungsluft). In den weniger begüterten Teilen der Welt ist jedoch auch die Raumluft-qualität ein ernsthaftes Problem.4 Diese Veröffentlichung spiegelt den Schwerpunkt der EU-Politik wider und befasst sich daher nur mit der Außenluftqualität.

    2. Quellen der Luftverschmutzung 2.1. Die wichtigsten Luftschadstoffe Luftschadstoffe können unmittelbar in die Atmosphäre freigesetzt werden. Solche Stoffe werden als „Primärschadstoffe“ bezeichnet. Schadstoffe können auch durch chemische Reaktionen aus „Vorläuferstoffen“ entstehen. Solche Stoffe werden als „Sekundärschadstoffe“ bezeichnet.

    Die nachstehende Tabelle enthält einen Überblick über die Außenluftschadstoffe sowie ihre wich-tigsten Quellen, Auswirkungen und Wechselwirkungen.

    1 Feinstaub (PM2,5 und PM10), bodennahes Ozon, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid. 2 Air quality index (Luftqualitätsindex), Europäische Umweltagentur. 3 Attitudes of European citizens towards the environment, Eurobarometer Spezial 468. Europäische Kommission,

    Oktober 2017. 4 9 out of 10 people worldwide breathe polluted air, but more countries are taking action. Pressemitteilung,

    Weltgesundheitsorganisation, Mai 2018.

    https://www.eea.europa.eu/themes/air/air-quality-index/indexhttp://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/index.cfm/ResultDoc/download/DocumentKy/81259http://www.who.int/news-room/detail/02-05-2018-9-out-of-10-people-worldwide-breathe-polluted-air-but-more-countries-are-taking-action

  • Luftqualität

    5

    Tabelle 1 – Kurze Beschreibung ausgewählter Außenluftschadstoffe

    Schadstoff Beschreibung und Quellen Nachteilige Folgen für *

    Vorläufer von

    Partikel/Feinstaub (PM)

    Feste oder flüssige Partikel unterschiedlicher Größe und chemischer Zusammensetzung. PM10 haben eine Größe von höchstens 10 Mikrometern und PM2,5 von höch-stens 2,5 Mikrometern.5 Primärpartikel werden unmit-telbar aus natürlichen Quellen (Meersalz, natürlicher Schwebstaub, Pollen und Vulkanasche) oder anthro-pogenen Quellen (durch Verbrennung, Heizung, Ver-kehr, Industrie und Landwirtschaft sowie durch Abrieb von Reifen und Straßenbelägen) freigesetzt. Sekundär-partikel bilden sich aus Emissionen von SO2, NOx, NH3 und NMVOC, die hauptsächlich aus anthropogenen Quellen stammen.

    Gesundheit Klima

    Ozon (O3) Wird nicht unmittelbar in die Atmosphäre freigesetzt. Bodennahes Ozon bildet sich durch komplexe che-mische Reaktionsabläufe unter Sonneneinstrahlung aus Vorläuferschadstoffen und zwar vorwiegend aus NOx, CO, NMVOC und CH4.

    Gesundheit Umwelt

    Klima

    Stickstoffoxide (NOx)

    Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2). Sie werden bei der Verbrennung von Brenn- und Kraftstof-fen, beispielsweise aus Industrieanlagen und vom Ver-kehrssektor (hauptsächlich Dieselfahrzeugen), freige-setzt.

    Gesundheit Umwelt

    Ozon

    PM

    Schwefeldioxid (SO2)

    Es wird hauptsächlich bei der Verbrennung von schwe-felhaltigen Brennstoffen freigesetzt.

    Gesundheit

    Umwelt

    PM

    Ammoniak (NH3) Es wird hauptsächlich beim Einsatz von Dung und Stick-stoffdüngern in der Landwirtschaft freigesetzt.

    Gesundheit

    Umwelt

    PM

    Flüchtige organische Verbindungen außer Methan (NMVOC)

    Sie werden von anthropogenen Quellen (vorwiegend Farben, Lösungsmitteln, chemischer Reinigung, Stra-ßenverkehr) und natürlichen Quellen (hauptsächlich Pflanzen) freigesetzt.

    Gesundheit Ozon

    PM

    Benzol (C6H6) Diese flüchtige organische Verbindung wird bei der Ver-brennung von fossilen Brennstoffen und bei industri-ellen Prozessen freigesetzt.

    Gesundheit Ozon

    Kohlenmonoxid (CO)

    Es wird bei der unvollständigen Verbrennung frei-gesetzt (hauptsächlich aus dem Straßenverkehr, Betrieben, Haushalten und der Industrie).

    Gesundheit Ozon

    Methan (CH4) Es entstammt sowohl anthropogenen Quellen (haupt-sächlich Landwirtschaft, Abfall, Steinkohlebergbau und Gas) als auch natürlichen Quellen.

    Klima Ozon

    Blei (Pb) Es wird bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, der Müllverbrennung und der Herstellung von Nicht-eisenmetallen, Eisen, Stahl und Zement freigesetzt.

    Gesundheit Umwelt

    Kadmium (Cd) Es wird bei der stationären Verbrennung von fossilen Brennstoffen, der Müllverbrennung und der Herstellung von Nichteisenmetallen, Eisen, Stahl und Zement frei-gesetzt.

    Gesundheit Umwelt

    5 Zum Vergleich: Ein menschliches Haar hat einen Durchmesser von 50 bis 70 Mikrometern.

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    6

    Schadstoff Beschreibung und Quellen Nachteilige Folgen für *

    Vorläufer von

    Quecksilber (Hg) Es wird hauptsächlich bei der Verbrennung von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen sowie bei der Her-stellung von Metallen und Zement, der Abfall-beseitigung und der Leichenverbrennung freigesetzt.

    Gesundheit Umwelt

    Arsen (As) Es wird hauptsächlich von Hüttenwerken und bei der Verbrennung von Brenn- und Kraftstoffen freigesetzt.

    Gesundheit Umwelt

    Nickel (Ni) Es wird bei der Müllverbrennung und der Verbrennung von Öl und Kohle sowie von Klärschlamm, im Bergbau und bei der Stahlherstellung freigesetzt.

    Gesundheit Umwelt

    Persistente organische Schadstoffe (POP)

    Chemikalien, die als Pestizide verwendet oder bei Verbrennungs- und mechanischen Prozessen freige-setzt werden. POP verbleiben lange in der Umwelt und reichern sich im Nahrungsnetz an.

    Gesundheit Umwelt

    Benzo(a)pyren (BaP)

    Persistenter organischer Schadstoff, der zu den poly-zyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen gehört. Er wird hauptsächlich bei der Wohngebäudebeheizung (insbesondere bei der Verfeuerung von Holz und Kohle), der Müllverbrennung, der Koksproduktion und der Stahlherstellung freigesetzt.

    Gesundheit Umwelt

    Anmerkung: Große Auswirkungen sind durch Fettdruck hervorgehoben. Quellen: Air pollution fact sheet 2014. Europäische Umweltagentur 2014; Air quality in Europe 2017. Europäische Umweltagentur 2017; Informationen über Chemikalien. Europäische Chemikalienagentur 2018.

    http://www.eea.europa.eu/themes/air/air-pollution-country-fact-sheets-2014/eu-27-air-pollutant-emissionshttps://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2017https://echa.europa.eu/de/information-on-chemicals

  • Luftqualität

    7

    Die Prozesse, welche die Freisetzung von Luftschadstoffen auslösen, können in vier große Kategorien eingeteilt werden:

    1 Verbrennung im Zusammenhang sowohl mit menschlichen Tätigkeiten (wie Verkehr, Energieerzeugung, Beheizung oder Müllverbrennung) als auch mit natürlichen Prozessen (z. B. Waldbrände). Sie führt – durch chemische Reaktionen mit dem Sauerstoff und dem Stickstoff in der Atmosphäre6 – zur Bildung von Stickstoffoxiden, Kohlendioxid und Wasserdampf. Da die Verbrennung gewöhnlich nicht vollständig abläuft, werden dabei auch andere Stoffe wie Kohlenmonoxid, flüchtige organische Verbindungen, Partikel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Dioxine und Furane freigesetzt.

    2 Verflüchtigung von flüchtigen und teilweise flüchtigen Verbindungen, beispielsweise von fossilen Brennstoffen während der Lagerung oder von Farben und Lösungsmitteln bei der Verwendung.

    3 Mechanische Prozesse im Zusammenhang mit sowohl menschlichen Tätigkeiten (bei-spielsweise Bauwesen, Ackerbau, bestimmte industrielle Prozesse und Verkehr) als auch natürlichen Prozessen (wie etwa die Freisetzung von Staub und Meersalz durch den Wind).

    4 Andere natürliche Prozesse wie zum Beispiel der Stoffwechsel von Pflanzen, bei dem flüchtige organische Verbindungen freigesetzt werden, die Wiederkäuerverdauung, bei der Methan entsteht, oder Vulkanausbrüche.

    2.2. Natürliche Quellen Die natürlichen Emissionsquellen der wichtigsten Luftschadstoffe können wie folgt zusammen-gefasst werden:

    Schwefeldioxid wird hauptsächlich von Vulkanen auf natürliche Weise freigesetzt (daher schwanken diese Emissionen stark von Jahr zu Jahr).

    Die natürlichen Emissionen von Stickstoffoxiden sind zu gleichen Teilen auf Blitze und natürliche Böden zurückzuführen.

    Ammoniak und Kohlenmonoxid werden von den Meeren und der natürlichen Vege-tation auf natürliche Weise emittiert.

    Die natürlichen Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen sind der Vege-tation zuzuschreiben.

    Die natürlichen Emissionen von Partikeln sind auf die Winderosion (vorwiegend in Wüsten) und auf die Freisetzung von Meersalz durch Wellen zurückzuführen.

    Abbildung 1 zeigt die geschätzten weltweiten Emissionen der wichtigsten Luftschadstoffe und ihre (natürlichen oder anthropogenen) Quellen. Was die Emissionen von flüchtigen organischen Verbin-dungen und Partikeln angeht, wiegen die natürlichen Quellen schwerer als die anthropogenen Quellen. Doch spielen neben den emittierten Mengen auch andere Faktoren eine Rolle, wenn es gilt, die möglichen Auswirkungen der natürlichen und anthropogenen Quellen zu bewerten. Erstens trägt die gewichtsbasierte Messung nicht der chemischen Zusammensetzung (und folglich der Reaktivität und Toxizität) dieser beiden großen Gruppen von Luftschadstoffen Rechnung. Zweitens sind die natürlichen Quellen über die Erdoberfläche verteilt, während die anthropogenen Quellen gewöhnlich geballt vorkommen und sich in der Nähe von (dicht) besiedelten Gebieten befinden.

    6 Die Erdatmosphäre besteht unter anderem aus rund 78 % Stickstoff (N2), 21 % Sauerstoff (O2), 1 % Wasserdampf (mit einer stark schwankenden Konzentration) und 0,04 % Kohlendioxid (CO2).

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    8

    Abbildung 1 – Weltweite Emissionen ausgewählter Luftschadstoffe aus natürlichen und anthropogenen Quellen (in Millionen Tonnen pro Jahr)

    Anthropogene Quellen Holzfeuer Natürliche Quellen

    Anthropogene Quellen Holzfeuer Natürliche Quellen

    Anmerkung: Die Holzfeuer umfassen nicht die Wohnfeuerung. Sie sind meist auf menschliche Tätigkeiten zurückzuführen, können aber auch natürliche Ursachen haben. Datenquelle: C. Seigneur, Pollution atmosphérique: concepts, théorie et applications. Éditions Belin 2018.

    103

    3

    19

    SO2112

    25

    53

    NO254

    6

    16

    NH3

    629413

    140

    CO

    4336

    460

    PM2,5

    136

    251

    1000

    VOC

    65 49

    1690

    PM10

  • Luftqualität

    9

    2.3. Anthropogene Quellen nach Sektor

    Luftschadstoffe werden von einer Vielzahl von Wirtschaftszweigen emittiert. Partikel werden haupt-sächlich durch die Wärmeerzeugung, die Industrie und den Verkehr freigesetzt; Stickstoffoxide stammen vor allem aus dem Verkehr; der Großteil der Schwefeloxidemissionen ist der Energie-erzeugung und dem nicht straßengebundenen Verkehr zuzuschreiben; die Ammoniakemissionen entstammen fast vollständig der Landwirtschaft; flüchtige organische Verbindungen werden vorwiegend bei der „Lösungsmittel- und Produktanwendung“ (Farben und Chemikalien, die bei Fertigung und Instandhaltung eingesetzt werden) freigesetzt; die Kohlenmonoxidemissionen sind der Wärmeerzeugung und dem Verkehr zuzuschreiben; und für den Großteil der Methanemissionen

    Erheblicher Rückgang der Emissionen der meisten Luftschadstoffe in Europa Die Außenluftverschmutzung ist in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zurückgegangen, während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Bevölkerung zugenommen haben, wie unten zu sehen ist.

    Abbildung 2 – BIP, Bevölkerung und Luftverschmutzungsindex in der EU, 2000 = 100 % (2000-2015)

    Anmerkung: Der Luftverschmutzungsindex basiert auf den Emissionen von PM, NOx, SOx, NH3 und NMVOC. Datenquelle: Eurostat (BIP; Bevölkerung; Luftverschmutzung), 2018.

    Daten, die von der Europäischen Umweltagentur zusammengestellt wurden, zeigen einen Rückgang der anthropogenen Emissionen der meisten Schadstoffe in den letzten Jahrzehnten in der Europäischen Union. Im Zeitraum von 1990 bis 2015 haben sich die Schwefeloxidemissionen um 89 % verringert. Auch die Emissionen der drei Luftschadstoffe, die hauptsächlich für die Bildung von bodennahem Ozon verant-wortlich sind, sind deutlich zurückgegangen: Kohlenmonoxid um 68 %, flüchtige organische Verbindun-gen außer Methan um 61 % und Stickstoffoxide um 56 %. Erheblich reduziert (um mindestens 67 %) haben sich auch die Emissionen der wichtigsten Schwermetalle (Blei, Kadmium und Quecksilber) und auch die Ammoniakemissionen sind um 23 % zurückgegangen. Die Primärpartikelemissionen haben sich im Zeit-raum von 2000 bis 2015 um 25 % verringert. Der geringste Rückgang der Emissionen war bei Benzo[a]py-ren zu verzeichnen (−3 %).

    Quellen: Air quality in Europe 2017. Europäische Umweltagentur 2017, S. 17-18; European Union emission inventory report 1990-2015. Europäische Umweltagentur 2017, S. 11-13.

    0

    20

    40

    60

    80

    100

    120

    140

    160

    180

    2000 2005 2010 2015

    Luftverschmutzung

    Bevölkerung

    BIP

    http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?query=BOOKMARK_DS-406763_QID_5858167C_UID_-3F171EB0&layout=GEO,L,X,0;TIME,C,Y,0;UNIT,L,Z,0;NA_ITEM,L,Z,1;INDICATORS,C,Z,2;&zSelection=DS-406763UNIT,CP_MEUR;DS-406763INDICATORS,OBS_FLAG;DS-406763NA_ITEM,B1GQ;&rankName1=UNIT_1_2_-1_2&rankName2=INDICATORS_1_2_-1_2&rankName3=NA-ITEM_1_2_-1_2&rankName4=GEO_1_2_0_0&rankName5=TIME_1_0_0_1&sortR=ASC_-1_FIRST&rStp=&cStp=&rDCh=&cDCh=&rDM=true&cDM=true&footnes=false&empty=false&wai=false&time_mode=NONE&time_most_recent=false&lang=DE&cfo=%23%23%23,%23%23%23.%23%23%23http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?dataset=demo_pjan&lang=dehttp://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?query=BOOKMARK_DS-057138_QID_-4B5BDB48_UID_-3F171EB0&layout=AIRPOL,L,X,0;TIME,C,Y,0;UNIT,L,Z,0;GEO,L,Z,1;AIRSECT,L,Z,2;INDICATORS,C,Z,3;&zSelection=DS-057138GEO,EU28;DS-057138UNIT,T;DS-057138INDICATORS,OBS_FLAG;DS-057138AIRSECT,TOT_NAT;&rankName1=UNIT_1_2_-1_2&rankName2=INDICATORS_1_2_-1_2&rankName3=AIRSECT_1_2_-1_2&rankName4=GEO_1_2_0_0&rankName5=AIRPOL_1_2_0_0&rankName6=TIME_1_0_0_1&sortR=ASC_-1_FIRST&rStp=&cStp=&rDCh=&cDCh=&rDM=true&cDM=true&footnes=false&empty=false&wai=false&time_mode=NONE&time_most_recent=false&lang=DE&cfo=%23%23%23,%23%23%23.%23%23%23https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2017https://www.eea.europa.eu/publications/annual-eu-emissions-inventory-reporthttps://www.eea.europa.eu/publications/annual-eu-emissions-inventory-report

  • EPRS | Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments

    10

    sind die Sektoren Landwirtschaft, Abfall und Energie verantwortlich.7 Für einen Vergleich der Emissionen der wichtigsten Schadstoffe nach Sektor zwischen den Jahren 2000 und 2015 siehe Abbildung 3.

    Abbildung 3 – Quellen ausgewählter Luftschadstoffe in der EU-28, in tausend Tonnen (2000 und 2015)

    Energieerzeugung und -verteilung

    Straßenverkehr

    Handel, Institutionen und Haushalte

    Landwirtschaft

    Sonstige

    Energieverwendung in der Industrie

    Nichtstraßenverkehr

    Industrieprozesse und Produktanwendung

    Abfall

    Datenquelle: Eurostat (Luftverschmutzung) 2018.

    Die Anteile der verschiedenen Sektoren an den Luftschadstoffemissionen in der Europäischen Union können wie folgt zusammengefasst werden:

    Die Verbrennung von Brennstoffen im Sektor Handel, Institutionen und Haushalte hatte den größten Anteil an den Emissionen von Primärpartikeln (42 %), Feinstaub (57 %), Ruß (44 %), Kohlenmonoxid (47 %) und Benzo(a)pyren (75 %) im Jahr 2015. Die Partikel-emissionen blieben in diesem Sektor zwischen 2000 und 2015 relativ konstant; allerdings sind die Schwefeldioxidemissionen um 49 % zurückgegangen. Es hat sich gezeigt, dass die Verfeuerung von Holz in Kleinfeuerungsanlagen einen Anteil von 5 % bis 40 % an den Partikelemissionen im Winter hatte. Doch können diese Emissionen durch die Verwen-dung moderner und ordnungsgemäß gewarteter Öfen sowie von geeignetem Feuerholz reduziert werden.8

    Der Sektor Straßenverkehr hatte 2015 den größten Anteil an den Stickstoff-oxidemissionen (39 %) und den zweitgrößten Anteil an den Rußemissionen (29 %).

    7 Air quality in Europe 2014. Europäische Umweltagentur 2014, S. 20-27. 8 Für weitere Informationen zu den Emissionen von Kleinfeuerungsanlagen siehe Air quality in Europe 2016.

    Europäische Umweltagentur 2016, S. 22-26.

    0

    2000

    4000

    6000

    8000

    10000

    12000

    14000

    NH3 NMVOC SOx NOx PM

    2000

    0

    2000

    4000

    6000

    8000

    10000

    12000

    14000

    NH3 NMVOC SOx NOx PM

    2015

    http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do?query=BOOKMARK_DS-057138_QID_68E0C874_UID_-3F171EB0&layout=AIRPOL,L,X,0;AIRSECT,L,Y,0;UNIT,L,Z,0;GEO,L,Z,1;TIME,C,Z,2;INDICATORS,C,Z,3;&zSelection=DS-057138GEO,EU28;DS-057138TIME,2015;DS-057138UNIT,T;DS-057138INDICATORS,OBS_FLAG;&rankName1=UNIT_1_2_-1_2&rankName2=INDICATORS_1_2_-1_2&rankName3=GEO_1_2_0_0&rankName4=TIME_1_0_0_1&rankName5=AIRPOL_1_2_0_0&rankName6=AIRSECT_1_2_0_1&rStp=&cStp=&rDCh=&cDCh=&rDM=true&cDM=true&footnes=false&empty=false&wai=false&time_mode=NONE&time_most_recent=false&lang=DE&cfo=%23%23%23,%23%23%23.%23%23%23https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2014https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2016

  • Luftqualität

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    Außerdem war er für 11 % der Partikelemissionen verantwortlich. Die Emissionen der meisten Schadstoffe aus dem Straßenverkehr sind seit 2000 um mehr als 25 % zurück-gegangen, nicht zuletzt dank der Emissionsnormen.9

    Der Sektor Nichtstraßenverkehr (hauptsächlich Luft-, See- und Schienenverkehr) trägt relativ wenig zu den Gesamtemissionen von Schadstoffen bei. Seit 2000 sind die Emis-sionen dieses Sektors bei den meisten Schadstoffen um mehr als 30 % zurückgegangen.

    Im Sektor Industrie waren die industriellen Prozesse und Produktanwendungen für die meisten Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen außer Methan (50 %) und für jeweils 20 % der Emissionen von Arsen, Kadmium und Quecksilber sowie für 26 % der Bleiemissionen im Jahr 2015 verantwortlich.10 Die Energieverwendung in der In-dustrie hatte 2015 den größten Anteil an den Emissionen von Arsen (43 %), Kadmium (35 %) und Blei (35 %). Ihr waren auch 23 % der Emissionen von Quecksilber und Nickel zuzuschreiben. Im Sektor Industrie haben sich die Luftschadstoffemissionen zwischen 2000 und 2015 beträchtlich verringert, insbesondere im Hinblick auf die Emissionen von Schwefeloxiden aufgrund der Energieverwendung. Dies ist auf die Verwendung anderer Brennstoffe und verbesserter Emissionsminderungstechniken (wie Filter) in den Betriebs-einrichtungen zurückzuführen. Allerdings haben die Emissionen von zwei Schadstoffen in diesem Zeitraum zugenommen: Die Emissionen von Benzo(a)pyren aus industriellen Pro-zessen und Produktanwendungen sind um 86 % gestiegen und die Ammoniakemissionen aus der Energieverwendung um 52 %.

    Energieerzeugung und -verteilung war 2015 der Sektor mit den größten Emissionen von Schwefeloxiden (59 %), Nickel (37 %) und Quecksilber (39 %) in die Luft. Die Emissionen sind zwischen 2000 und 2015 in diesem Sektor zurückgegangen, insbesondere dank der Verwendung anderer Brennstoffe und verbesserter Emissionsminderungstechniken in den Betriebseinrichtungen.

    Die Landwirtschaft hatte 2015 den größten Anteil an den Emissionen von Ammoniak (94 %) und Methan (53 %). Die Emissionen von Ammoniak und Methan sind im Zeitraum 2000-2015 um 7 % zurückgegangen, während die Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen außer Methan um 6 % zugenommen haben.11

    Der Sektor Abfall trägt relativ wenig zu den Gesamtemissionen von Luftschadstoffen bei, obgleich er 2015 für 27 % der Methanemissionen verantwortlich war. Zwischen 2000 und 2015 sind die Methanemissionen des Sektors Abfall um 42 % zurückgegangen.

    In einer Veröffentlichung der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission von 2017 werden die geografische Herkunft und die sektoralen Quellen von Feinstaub in 150 Städten der EU im Einzelnen analysiert.12 Das zur kartografischen Darstellung der Emissionen verwendete Tool liefert auch Informationen über die Partikel- und Stickstoffoxidemissionen in der EU.13

    9 Allerdings hat der Fall Volkswagen im Jahr 2015 die Diskrepanz zwischen den Emissionen im Fahrbetrieb und den bei der Typgenehmigungsprüfung gemessenen Emissionen deutlich gemacht. Weitere Einzelheiten enthält Abschnitt 6 „Umsetzung der EU-Rechtsvorschriften“.

    10 Was die Schwermetallemissionen des Sektors Industrie angeht, stellt die Europäische Umweltagentur fest, dass im Jahr 2016 gerade mal 18 von 978 Industriebetriebseinrichtungen für mehr als die Hälfte der von der Großindustrie in Europa freigesetzten Schwermetalle verantwortlich waren. Siehe Environmental pressures of heavy metal releases from Europe's industry. Europäische Umweltagentur, Mai 2018.

    11 Der Sektor Landwirtschaft ist nicht nur eine Quelle von Luftverschmutzung, sondern auch von einigen Schadstoffen nachteilig betroffen. Für weitere Informationen siehe den Abschnitt 3.2 „Folgen für die Umwelt und das Klima“.

    12 Thunis, P. et al.: Urban PM2.5 atlas: Air quality in European cities. Gemeinsame Forschungsstelle, Europäische Kommis-sion 2017.

    13 Das Tool stellt Daten zu Partikeln mit einer räumlichen Auflösung von 7×7 km² bereit. SHERPA: Screening for High Emission Reduction Potential on Air. Gemeinsame Forschungsstelle.

    https://www.eea.europa.eu/themes/industry/industrial-pollution-in-europe/heavy-metal-pollutionhttps://www.eea.europa.eu/themes/industry/industrial-pollution-in-europe/heavy-metal-pollutionhttps://ec.europa.eu/jrc/en/publication/eur-scientific-and-technical-research-reports/urban-pm25-atlas-air-quality-european-citieshttp://aqm.jrc.ec.europa.eu/sherpa.aspxhttp://aqm.jrc.ec.europa.eu/sherpa.aspxhttp://aqm.jrc.ec.europa.eu/sherpa.aspx

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    3. Auswirkungen der Luftverschmutzung 3.1. Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit Laut der Weltgesundheitsorganisation ist die Luftverschmutzung das größte Umweltrisiko für die menschliche Gesundheit.14 Die Exposition gegenüber Luftverschmutzung erhöht erwiesenermaßen das Auftreten von Atemwegs- und Herzkreislauf-Erkrankungen. Neuere Studien weisen darauf hin, dass die schnelle Zunahme der Luftverschmutzung an Orten, an denen die Luftqualität im Allgemei-nen gut ist, zu einer Erhöhung des Infarktrisikos führen kann.15 Die Internationale Agentur für Krebsforschung, eine Einrichtung der WHO, hat sowohl die Außenluftverschmutzung im Allgemei-nen als auch die in Luftschadstoffgemischen gefundenen Partikel als karzinogen eingestuft.16 Die Luftverschmutzung wird mit gesundheitlichen Auswirkungen auf die Schwangerschaft und auf

    14 Ambient air pollution: A global assessment of exposure and burden of disease. Weltgesundheitsorganisation 2016. 15 Rasche, M. et al.: Rapid increases in nitrogen oxides are associated with acute myocardial infarction: A case-crossover

    study. European Journal of Preventive Cardiology 2018. 16 Outdoor Air Pollution. Internationale Agentur für Krebsforschung, IARC-Monographien zur Bewertung von

    Krebsrisiken für den Menschen, Band 109, 2013.

    Wie werden Emissionen berechnet? Der am häufigsten zur Schätzung von Emissionen verwendete Ansatz besteht darin, die Daten über eine menschliche Tätigkeit (Tätigkeitsdaten) mit Faktoren zur Quantifizierung der Emissionen pro Tätigkeits-einheit (Emissionsfaktoren) mithilfe der folgenden Grundgleichung zu kombinieren: Emissionen = Tätigkeitsdaten × Emissionsfaktoren. Im Energiesektor würden die Tätigkeitsdaten beispielsweise auf dem Brennstoffverbrauch basieren und der Emissionsfaktor würde in Abhängigkeit von der Masse eines Schad-stoffs (z. B. Schwefeldioxid) festgelegt, die pro Brennstoffeinheit emittiert wird. In der Regel hängen die verwendeten Methoden von der untersuchten Quelle ab.

    Die Methoden können nach ihrer Differenziertheit in drei große Gruppen eingeteilt werden: Methoden der Ebene 1 legen eine einfache lineare Beziehung zwischen den Tätigkeitsdaten (die aus den verfügbaren statistischen Angaben über beispielsweise die Energie, die Produktion, den Verkehr oder die Bevölke-rungsgröße hergeleitet werden) und Emissionsfaktoren (die im Allgemeinen technologieneutral sind und so festgelegt werden, dass sie durchschnittliche Prozessbedingungen widerspiegeln) zugrunde. Metho-den der Ebene 2 legen ähnliche Tätigkeitsdaten wie die Methoden der Ebene 1 zugrunde, verwenden aber länderspezifische und manchmal auch prozessspezifische Emissionsfaktoren. Methoden der Ebene 3 ver-wenden anspruchsvolle Modelle (wie etwa COPERT für die Emissionen aus dem Straßenverkehr) und/oder Daten auf Ebene der Betriebseinrichtung (wie etwa die Angaben in „Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregistern“).

    Die Quellen können auch kartiert werden. Die Geokartierung wird auf unterschiedliche Weise vorgenom-men: auf der Grundlage von Punktquellen im Fall von Emissionsquellen, deren Standort bekannt ist (z. B. Industrieanlagen und Kraftwerke); auf der Grundlage von Flächenquellen im Fall von diffusen Emissionen (wie etwa die Verfeuerung von Brennstoffen in Kleinfeuerungsanlagen oder landwirtschaftliche und na-türliche Emissionen); oder auf Grundlage von Linienquellen im Fall von Emissionen, die entlang einer Linie auftreten (wie Straßen, Schienenwege, Pipelines oder Schifffahrtsrouten).

    Auf EU-Ebene werden unter Federführung der Europäischen Umweltagentur harmonisierte Emissions-faktoren und Methoden verwendet. Die festgelegten Verfahren sollen gewährleisten, dass die Emissions-inventare die Qualitätsanforderungen im Hinblick auf Transparenz, Kohärenz, Vollständigkeit, Vergleich-barkeit und Genauigkeit erfüllen.

    Quelle: EMEP/EEA air pollutant emission inventory guidebook 2016. Europäische Umweltagentur, September 2016.

    http://www.who.int/phe/publications/air-pollution-global-assessment/en/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29446990https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29446990http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol109/index.phphttps://www.eea.europa.eu/publications/emep-eea-guidebook-2016/part-a-general-guidance-chapters/7-spatial-mapping-of-emissions-2016/view

  • Luftqualität

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    Neugeborene, einschließlich nachteiliger Folgen für die Entwicklung des Gehirns und die kognitiven Fähigkeiten, in Verbindung gebracht.17 Es gibt auch zunehmend Belege für einen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber Luftverschmutzung und dem Auftreten von Typ-2-Diabetes im Erwachsenenalter, Adipositas, Alzheimer und Demenz.18

    Die drei Schadstoffe, die vor allem für nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit verantwortlich sind, sind Partikel, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon. Die nachteiligen Auswir-kungen von Partikeln sind besonders gut belegt: Es gibt Nachweise für die Auswirkungen der kurzzeitigen und der langzeitigen Exposition und für Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Zusammenhänge mit anderen Krankheiten treten möglicherweise noch zutage. Es gibt keine Nach-weise über ein unbedenkliches Niveau der Exposition gegenüber Partikeln, unterhalb dem nicht mit nachteiligen Folgen zu rechnen ist. Die Exposition gegenüber Stickstoffdioxid ist mit Auswirkungen auf die Atemwege verbunden. Im Hinblick auf bodennahes Ozon gibt es Nachweise für nachteilige Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege bei kurzzeitiger Exposition, für Auswirkungen auf die Atemwege bei langzeitiger Exposition und für einen möglichen Zusammen-hang mit Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung und die reproduktive Gesundheit.19

    Schätzungen zufolge wurden in der EU im Jahr 2014 399 000 vorzeitige Todesfälle durch die Expo-sition gegenüber Feinstaub, 75 000 vorzeitige Todesfälle durch die Exposition gegenüber Stickstoff-dioxid und 13 600 vorzeitige Todesfälle durch die Exposition gegenüber Ozon verursacht.20 Die Europäische Umweltagentur hat darauf hingewiesen, dass sich andere Schätzwerte ergeben, wenn man ein anderes Ausgangsszenario zugrunde legt: Ändert man im Fall von Feinstaub die kontra-faktische Konzentration von 0 µg/m3 auf 2,5 µg/m3 (geschätzte Hintergrundkonzentration in Europa) erhält man um 18 % niedrigere Schätzwerte, also 332 000. Ändert man im Fall vom Stick-stoffdioxid die kontrafaktische Konzentration von 20 µg/m3 auf 10 µg/m3 (die niedrigste beobach-tete Konzentration, bei der eine signifikante Korrelation zwischen der Exposition gegenüber Stickstoffdioxid und nachteiligen Folgen für die Gesundheit besteht) erhält man dreimal so hohe Schätzwerte, also 229 000. Die Zahlen werden in der nachstehenden Abbildung 4 dargestellt.

    17 Review of evidence on health aspects of air pollution – REVIHAAP project: final technical report. WHO-Regionalbüro für Europa 2013.

    18 WHO expert consultation: Available evidence for the future update of the WHO Global Air Quality Guidelines (AQGs). WHO-Regionalbüro für Europa 2016.

    19 Review of evidence on health aspects of air pollution – REVIHAAP project: final technical report. WHO-Regionalbüro für Europa 2013.

    20 Unsicherheit der Schätzungen: ±35 % bei PM2,5, ±45 % bei NO2 und ±50 % bei O3. Die durch diese drei Schadstoffe verursachten vorzeitigen Todesfälle können nicht einfach zusammengezählt werden, da die Konzentrationen von Feinstaub und Stickstoffdioxid (manchmal stark) korrelieren.

    http://www.euro.who.int/en/health-topics/environment-and-health/air-quality/publications/2013/review-of-evidence-on-health-aspects-of-air-pollution-revihaap-project-final-technical-reporthttp://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0013/301720/Evidence-future-update-AQGs-mtg-report-Bonn-sept-oct-15.pdf?ua=1http://www.euro.who.int/en/health-topics/environment-and-health/air-quality/publications/2013/review-of-evidence-on-health-aspects-of-air-pollution-revihaap-project-final-technical-report

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    Abbildung 4 – Vorzeitige Todesfälle in der EU-28, die der Exposition gegenüber Feinstaub, Stickstoffdioxide und Ozon zuzuschreiben sind (2014)

    Anmerkung: Die alternative Schätzung basiert auf kontrafaktischen Konzentrationen von 2,5 µg PM2,5/m3 und 20 µg NO2/m3. Datenquelle: Air quality in Europe 2017. Europäische Umweltagentur, Oktober 2017, S. 55-60.

    Die nachteiligen Folgen der Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit sind nicht in allen Mitgliedstaaten gleich. Wie Abbildung 5 zeigt, sind stärkere Auswirkungen in Mittel- und Osteuropa sowie Italien zu verzeichnen; demgegenüber wurden die geringsten Auswirkungen auf die Gesund-heit in Nord- und Nordwesteuropa festgestellt.

    Abbildung 5 – Feinstaub zuzuschreibende vorzeitige Todesfälle pro Millionen Einwohner (2014)

    Datenquelle: Air quality in Europe 2017. Europäische Umweltagentur, Oktober 2017, S. 55-60.

    3.2. Folgen für die Umwelt und das Klima Die Luftverschmutzung hat die folgenden hauptsächlichen Auswirkungen auf die Umwelt:

    1 Eutrophierung: übermäßige Nährstoffanreicherung im Boden oder in Gewässern, die oft die Algenblüte in Wasserkörpern bewirkt und letztendlich zu einer mangelnden Sauerstoff-versorgung führt, was sich auf die Ökosysteme und die biologische Vielfalt auswirkt.

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    Feinstaub Stickstoffdioxid Ozon

    Schätzung

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    https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2017https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2017

  • Luftqualität

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    2 Versauerung: Änderung des pH-Werts der Böden oder Gewässer, die zu Schäden an Fauna und Flora zu Land und zu Wasser führt.

    3 Schäden an der Vegetation: Schädigung der Pflanzenzellen und Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums, was wiederum geringere Landwirtschaftserträge, vermindertes Waldwachstum und verringerte biologische Vielfalt nach sich zieht.

    Auswirkungen auf die Ökosysteme haben vor allem die Luftschadstoffe bodennahes Ozon, Ammo-niak, Stickstoffoxide und giftige Metalle. Hohe Konzentrationen des bodennahen Ozons schädigen Pflanzen, Ökosysteme und landwirtschaftliche Kulturen durch Verringerung ihrer Wachstumsrate. Stickstoffoxide und Ammoniak tragen zur Versauerung von Böden, Seen und Flüssen und zur Zerstörung der Ökosysteme zu Land und zu Wasser durch Eutrophierung bei. Schwefeldioxid trägt zur Versauerung bei. In die Atmosphäre freigesetzte giftige Metalle (wie Arsen, Kadmium, Blei, Quecksilber und Nickel) werden in Böden, Sedimente und Organismen eingetragen und reichern sich dort an, was Auswirkungen auf die Nahrungskette haben kann. Bodennahes Ozon und Ruß sind die Luftschad-stoffe, die hauptsächlich für Auswirkungen auf das Klima verantwortlich sind.

    Die Auswirkungen auf die Ökosysteme sind in den letzten Jahrzehnten in der EU erheblich zurück-gegangen, geben jedoch nach wie vor Anlass zur Besorgnis. Von der Europäischen Umweltagentur durchgeführte Schätzungen der kritischen Belastung ergeben das folgende Bild: 2010 waren 7 % der Ökosystemfläche in der Europäischen Union durch Versauerung geschädigt, während es 1980 noch 43 % waren. Für die Zukunft wird mit einer weiteren Reduzierung gerechnet. 2010 waren 63 % der Ökosystemfläche der EU durch Eutrophierung geschädigt, gegenüber 84 % im Jahr 1980. Abgesehen von wenigen Gebieten im Westen Frankreichs, an den Grenzen zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden und in Norditalien wird auch mit einer beträchtlichen Verringe-rung des Umfangs der Überschreitung der kritischen Belastung gerechnet. Die Ozonbelastung ist seit 2006 rückläufig. Allerdings waren 2014 noch 18 % der landwirtschaftlichen Fläche Europas Konzentrationen ausgesetzt, die über dem in den EU-Rechtsvorschriften festgelegten Grenzwert lagen, und auf 85 % dieser Fläche lagen die Ozonkonzentrationen über dem in den EU-Rechts-vorschriften festgelegten langfristigen Ziel. In den vergangenen sechs Jahren waren rund zwei Drittel der Waldfläche Europas Ozonkonzentrationen oberhalb der international vereinbarten kritischen Konzentration21 ausgesetzt.

    21 Kritische Konzentration, die im Göteborger Protokoll betreffend die Verringerung von Versauerung, Eutrophierung und bodennahem Ozon festgelegt ist (siehe Abschnitt 5.1 für weitere Einzelheiten).

    Luftverschmutzung und Klimawandel: eine komplexe Beziehung Für den Klimawandel sind Treibhausgase verantwortlich, die sehr langlebig sein können und fast gleichmäßig in der Atmosphäre verteilt sind. Im Gegensatz dazu gibt es bei der Luftverschmutzung starke räumliche und zeitliche Schwankungen und die Zeitspannen zwischen dem Zeitpunkt der Freisetzung der Schadstoffe und dem Zeitpunkt, in dem erhebliche Konzentrationen gemessen werden können, sind kürzer. Doch sind die beiden Phänomene miteinander verknüpft, weil einige Stoffe für beide Vorgänge von Bedeutung sind und weil die Verbrennung eine der vorrangigen Quellen sowohl von Luftschadstoffen als auch von Kohlendioxid, dem wichtigsten Treibhausgas, ist.

    Luftschadstoffe haben unterschiedliche Auswirkungen auf das Klima. Auf der einen Seite tragen einige Luftschadstoffe wie Methan (ein Ozonvorläufer), bodennahes Ozon und Ruß (ein Bestandteil von Fein-staub) unmittelbar zur globalen Erwärmung bei. Auf der anderen Seite haben andere Bestandteile des Feinstaubs wie organischer Kohlenstoff, Ammonium (NH4+), Sulfate (SO42-) und Nitrate (NO3-) eine abküh-lende Wirkung.

    Außerdem wirkt sich der Klimawandel auch auf die Luftverschmutzung aus: Änderungen meteorolo-gischer Gesetzmäßigkeiten können Bildung, Verteilung und Transport von Luftschadstoffen verändern. Zugleich bewirken höhere Temperaturen eine verstärkte Freisetzung einiger flüchtiger organischer Verbindungen.

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    Abbildung 6 – Belastung der Ökosysteme durch Eutrophierung, Versauerung und bodennahes Ozon

    Durchschnittliche kumulierte Überschreitung der kritischen Belastungsgrenzen für Versauerung (2000 und 2010)

    Keine Überschreitung

    1 200

    Keine Daten

    In Äquivalenten (H+-Ionen) = (MolÄnderung) pro Hektar und Jahr

    Durchschnittliche kumulierte Überschreitung der kritischen Belastungsgrenzen für Eutrophierung (2000 und 2010)

    Keine Überschreitung

    1 200

    Keine Daten

    In Äquivalenten = (Mol Stickstoff) pro Hektar und Jahr

    Kumulierte Ozonwerte für Kulturen und Wälder, 2014

    Datenquellen: Exposure of ecosystems to eutrophication, Exposure of ecosystems to acidification, Rural concentration of the ozone indicator AOT40 for crops in 2014, Rural concentration of the ozone indicator AOT40 for forest. Europäische Umweltagentur 2015-2017.

    https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/exposure-of-ecosystems-to-eutrophicationhttps://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/exposure-of-ecosystems-to-acidificationhttps://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/rural-concentration-map-of-the-ozone-indicator-aot40-for-crops-year-7https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/rural-concentration-map-of-the-ozone-indicator-aot40-for-crops-year-7https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/rural-concentration-of-the-ozone-1https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/rural-concentration-of-the-ozone-1

  • Luftqualität

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    3.3. Sozioökonomische Auswirkungen Durch ihre nachteiligen Folgen für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima hat die Luftverschmutzung auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Abbildung 7 enthält einen Überblick über die wichtigsten Kosten im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung.

    Abbildung 7 – Wichtigste Kosten im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung

    Nichtmarktbezogene Auswirkungen Marktbezogene Auswirkungen

    Erhöhte Mortalität (vorzeitige Todesfälle) Niedrigere Arbeitsproduktivität

    Erhöhte Morbidität (Krankheit) Zusätzliche Gesundheitsausgaben

    Verschlechterte Ökosysteme und biologische Vielfalt Geringere land- und forstwirtschaftliche Erträge

    Klimawandel Auswirkungen auf den Tourismussektor

    Verfall des Kulturerbes

    Quelle: The economic consequences of outdoor air pollution. OECD Juni 2016, S. 22.

    Die wirtschaftlichen Folgen der Luftverschmutzung sind erheblich. In einem 2016 veröffent-lichten Bericht22 schätzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass sich die Kosten der Luftverschmutzung in ihren Mitgliedstaaten23 im Jahr 2015 auf 1 640 Mrd. USD beliefen, was 1 280 USD pro Person und 5,3 % des Einkommens entspricht.24 Sie veranschlagt auch die Kosten der Luftverschmutzung im Jahr 2060, falls sich die Politik nicht ändern sollte. Für die OECD-Mitgliedstaaten würden sich die jährlichen Kosten auf 4 140 bis 4 240 Mrd. USD belaufen, was 2 280 bis 2 350 USD pro Person und 5,5 % des Einkommens entspricht. Die jährlichen Kosten für die Europäische Union würden 1 366 Mrd. USD betragen.

    Abbildung 8 – Geschätzte Kosten der Luftverschmutzung in den OECD-Mitgliedstaaten (2015 und 2060)

    2015 (insgesamt 1 640 Mrd. USD) 2060 (insgesamt 4 140 bis 4 240 Mrd. USD)

    Anmerkung: Die marktbezogenen Auswirkungen umfassen direkte Kosten und indirekte wirtschaftliche Auswirkungen im Zusammenhang mit der niedrigeren Arbeitsproduktivität, den zusätzlichen Gesundheits-ausgaben und den geringeren Ernteerträgen. Datenquelle: The economic consequences of outdoor air pollution. OECD, Juni 2016, S. 95.

    22 The economic consequences of outdoor air pollution. OECD, Juni 2016. 23 Die OECD hat 35 Mitgliedstaaten, von denen 22 auch Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind. 24 Die Schätzung der Kosten basiert auf den folgenden Auswirkungen: Mortalität durch PM2,5 und Ozon, Morbidität

    durch PM2,5 und Ozon sowie Ernteeinbußen durch Ozon. Die folgenden Auswirkungen wurden bei der Schätzung nicht berücksichtigt: andere gesundheitliche Auswirkungen (z. B. durch Stickstoffoxide oder niedriges Geburts-gewicht), Auswirkungen auf den Tourismus, Verschlechterung der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt, Klimawandel sowie Verfall des Kulturerbes. Während die marktbezogenen Auswirkungen tatsächliche Kosten für die Wirtschaft darstellen, wurden die nichtmarktbezogenen Auswirkungen auf Basis der erklärten Bereitschaft der Menschen veranschlagt, für die Reduzierung der Gesundheitsrisiken zu bezahlen, und repräsentieren keine tatsächlichen Wirtschaftskosten.

    Marktbezogene Auswirkungen 90 Mrd.

    Morbidität130 Mrd.

    Mortalität 1420 Mrd.

    Marktbezogene Auswirkungen390 Mrd.

    Morbidität310 Mrd.

    Mortalität 3490 Mrd.

    http://www.oecd-ilibrary.org/environment/the-economic-consequences-of-outdoor-air-pollution_9789264257474-enhttp://www.oecd-ilibrary.org/environment/the-economic-consequences-of-outdoor-air-pollution_9789264257474-enhttp://www.oecd-ilibrary.org/environment/the-economic-consequences-of-outdoor-air-pollution_9789264257474-enhttp://www.oecd.org/about/membersandpartners/

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    In einem anderen Bericht von 201525 hat die OECD die Kosten der Luftverschmutzung im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) veröffentlicht, was große Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten zutage treten lässt.

    Abbildung 9 – Geschätzte Kosten der Luftverschmutzung in Prozent des BIP ausgewählter Länder (2010)

    Anmerkung: Die Angaben betreffen nur die Länder der EU, die 2010 Mitgliedstaaten der OECD waren. Es fehlen die Angaben zu Bulgarien, Kroatien, Lettland, Litauen, Malta, Rumänien und Zypern. Datenquelle: OECD, Economic Policy Reforms 2015: Going for Growth, 2015, S. 95.

    Die Luftverschmutzung kann Ungleichheiten vergrößern. In einem Bericht der WHO von 2013 wird festgestellt, dass sich die Luftverschmutzung mit anderen Aspekten des sozialen und physischen Umfelds verquickt, wodurch es zu einer unverhältnismäßigen Krankheitslast in den weniger begüterten Teilen der Gesellschaft kommt.26 Dies mag daran liegen, dass die benachteiligten Bevölkerungsgruppen der Luftverschmutzung stärker ausgesetzt sind (weil sie beispielsweise näher an verkehrsreichen Straßen wohnen) oder anfälliger für die Auswirkungen der Luftverschmutzung sind (z. B. infolge langfristiger Krankheitserscheinungen oder weniger gesunder Lebensweisen), oder daran, dass sich die wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen einen besseren Schutz leisten können (beispielsweise aufgrund des Zugangs zu einer besseren Gesundheitsversorgung und zu Gütern, die eine bessere Lebensweise ermöglichen).27

    4. Die Politik der Union Das übergeordnete Ziel der Umweltpolitik der EU ist – wie in Artikel 191 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union28 niedergelegt –, ein „hohes Schutzniveau“ sicherzustellen. Zudem sind im Vertrag die vier Grundsätze niedergelegt, auf denen die Umweltpolitik der EU beruht (die Grundsätze der Vorsorge und Vorbeugung, der Grundsatz, Umweltbeeinträchtigungen mit Vorrang an ihrem Ursprung zu bekämpfen, sowie das Verursacherprinzip), die allesamt von beson-derer Bedeutung für die Politik im Bereich Luftqualität sind.

    25 Economic Policy Reforms 2015: Going for Growth. OECD, Februar 2015. 26 Review of evidence on health aspects of air pollution – REVIHAAP project: final technical report. WHO-Regionalbüro

    für Europa 2013. 27 Science for Environment Policy, Links between noise and air pollution and socioeconomic status. Eingehender

    Bericht 13, herausgegeben von der Europäischen Kommission 2016. 28 Konsolidierte Fassungen des Vertrags über die Europäische Union und des Vertrags über die Arbeitsweise der

    Europäischen Union, ABl. C 202 vom 7.6.2016.

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    https://www.oecd-ilibrary.org/economics/economic-policy-reforms-2015/estimated-costs-of-air-pollution_growth-2015-graph22-enhttps://www.oecd-ilibrary.org/economics/economic-policy-reforms-2015/estimated-costs-of-air-pollution_growth-2015-graph22-enhttp://www.euro.who.int/en/health-topics/environment-and-health/air-quality/publications/2013/review-of-evidence-on-health-aspects-of-air-pollution-revihaap-project-final-technical-reporthttp://ec.europa.eu/environment/integration/research/newsalert/pdf/air_noise_pollution_socioeconomic_status_links_IR13_en.pdfhttps://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:12016ME/TXT&from=DE#C_2016202EN.01004701

  • Luftqualität

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    In dem 200229 angenommenen sechsten Umweltaktionsprogramm hat sich die Europäische Union das Ziel gesetzt, auf der Basis der Leitwerte der WHO, eine Luftqualität zu erreichen, „die keine erheblichen negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hat und keine entsprechenden Gefahren verursacht“. In dem 201330 angenommenen siebten Umwelt-aktionsprogramm verpflichtet sich die Europäische Union, sicherzustellen, dass bis 2020 „die Luftverschmutzung und ihre Auswirkungen auf die Ökosysteme und die biologische Vielfalt weiter verringert werden und dabei langfristig das Ziel verfolgt wird, kritische Belastungen und Werte nicht zu überschreiten“. Außerdem soll die Außenluftqualität in der Union durch Annäherung an die von der WHO empfohlenen Werten wesentlich verbessert werden. In dem Programm wird hervor-gehoben, dass es zum Erreichen dieser Ziele notwendig ist, die Bemühungen um die umfassende Einhaltung der Luftqualitätsvorschriften der Union zu verstärken und eine aktualisierte Unions-politik zur Luftreinhaltung umzusetzen.

    Aufbauend auf die Thematische Strategie zur Luftreinhaltung von 200531 hat das 2013 veröffentlich-te Programm „Saubere Luft für Europa“32 das Ziel, die im sechsten und im siebten Umweltaktions-programm festgelegten langfristigen Ziele umzusetzen. Unter Hinweis auf die weit verbreitete Nichteinhaltung der EU-Rechtsvorschriften über die Luftqualität werden in der Strategie Maßnah-men zur Einhaltung festgelegt, wozu auch gehört, dass sichergestellt wird, dass die Emissionen von dieselbetriebenen Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen im Fahrbetrieb den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten entsprechen, dass EU-Mittel zur Unterstützung der Mitgliedstaaten bereitgestellt und die Einführung von besonders emissionsarmen Technologien gefördert wird. Außerdem werden dort zwei Hauptziele für 2030 festgelegt (Verringerung der durch die Feinstaub- und Ozonexposition verursachten vorzeitigen Todesfälle um 52 % und Reduzierung der die Eutro-phierungsgrenzwerte überschreitenden Ökosystemfläche auf 35 %), die durch eine Kombination von regulatorischen und nichtregulatorischen Maßnahmen erreicht werden sollen. Im Mai 2018 hat die Europäische Kommission eine Mitteilung zum Thema Saubere Luft für alle veröffentlicht, in der insbesondere die erwarteten Maßnahmen zur Umsetzung und Durchsetzung der EU-Rechtsvor-schriften über die Luftqualität hervorgehoben werden.33 Im Juni 2018 hat die Europäische Kommis-sion ihren ersten Ausblick zur Entwicklung der Luftreinheit veröffentlicht, in dem die Situation der Luftqualität in Europa heute und die Situation dargelegt werden, die unter der Voraussetzung, dass alle Rechtsvorschriften vollständig umgesetzt werden, für 2030 zu erwarten ist.34

    Die Städteagenda für die EU unterstützt auf nationaler und lokaler Ebene Maßnahmen zur Ver-besserung der Luftqualität in den Städten.35 Auf globaler Ebene trägt die Luftqualitätspolitik der Europäischen Union unmittelbar und mittelbar dazu bei, dass einige der Ziele für die nachhaltige Entwicklung, die in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen festgelegt sind,36 erreicht werden.

    29 Beschluss Nr. 1600/2002/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Juli 2002 über das sechste Umweltaktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaft, ABl. L 242 vom 10.9.2002.

    30 Beschluss Nr. 1386/2013/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. November 2013 über ein allgemeines Umweltaktionsprogramm der Union für die Zeit bis 2020 „Gut leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten“, ABl. L 354 vom 28.12.2013.

    31 Mitteilung über eine thematische Strategie zur Luftreinhaltung. COM(2005) 446, Europäische Kommission, September 2005.

    32 Mitteilung über ein Programm „Saubere Luft für Europa“. COM(2013) 918, Europäische Kommission, Dezember 2013. 33 Mitteilung über ein Europa, das schützt: Saubere Luft für alle. COM(2018) 330, Europäische Kommission, Mai 2018. 34 Bericht der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss

    und den Ausschuss der Regionen: Erster Ausblick zur Entwicklung der Luftreinheit. COM(2018) 446, Juni 2018. 35 Urban agenda for the EU: Air quality. Europäische Kommission. 36 Für weitere Einzelheiten siehe Air quality in Europe 2017. Europäische Umweltagentur, Oktober 2017, S. 15.

    http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1466151133766&uri=CELEX:32002D1600http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32013D1386http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1522909386419&uri=CELEX:52005DC0446http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1522852000944&uri=CELEX:52013DC0918http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1526630108070&uri=COM:2018:330:FINhttps://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1529488218808&uri=CELEX:52018DC0446https://ec.europa.eu/futurium/en/air-qualityhttps://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2017

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    5. Internationale Übereinkommen und EU-Rechtsvorschriften Da die Luftverschmutzung sehr mobil ist, haben Vorschriften, mit denen die Luftqualität gewähr-leistet werden soll, eine ausgeprägte grenzübergreifende Dimension. Einige Vorschriften werden auf internationaler Ebene vereinbart und dann durch EU-Rechtsvorschriften umgesetzt. Andere Rechtsvorschriften werden auf EU-Ebene eingebracht.

    Die internationalen Übereinkommen und EU-Rechtsvorschriften über die Luftqualität können an-hand ihrer Ziele in drei große Gruppen eingeteilt werden: Festlegung von Luftqualitätsnormen, Reduzierung der nationalen Schadstoffemissionen und Verringerung der Emission von Schad-stoffen aus bestimmten Quellen.

    5.1. Festlegung von Luftqualitätsnormen Die ersten europäischen Rechtsakte zur Festlegung von Grenzwerten für die Konzentrationen verschiedener Schadstoffe wurden in den 1980er Jahren verabschiedet.37 Zwei Rechtsakte (zusammen als Luftqualitätsrichtlinien bezeichnet) legen Luftqualitätsnormen fest: die Luft-qualitätsrichtlinie von 200838 (die vier Richtlinien ersetzt hat, die ungefähr ein Jahrzehnt früher erlassen wurden, und zusätzlich Luftqualitätsnormen für Feinstaub enthält)39 und die Richtlinie von 2004 über Arsen, Kadmium, Quecksilber, Nickel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe in der Luft (manchmal auch als „Vierte Einzelrichtlinie“ bezeichnet).40 Durch die Festlegung von Luftqualitätsnormen sollen diese Richtlinien schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesund-heit und auf die Umwelt vermeiden, verhüten oder verringern. Demgegenüber sind die von der Weltgesundheitsorganisation in den Luftgüteleitlinien41 festgelegten Belastungsschwellen keine bindenden Luftqualitätsnormen.

    Die Richtlinien verlangen von den Mitgliedstaaten, auf ihrem gesamten Hoheitsgebiet Luftqualitäts-gebiete42 festzulegen und die Luftschadstoffkonzentration in allen Gebieten und Ballungsräumen zu bestimmen. Es sind drei Bewertungssysteme vorgesehen, die in Abhängigkeit von den in den

    37 Die Richtlinie des Rates über Grenzwerte und Leitwerte der Luftqualität für Schwefeldioxid und Schwebestaub (80/779/EWG) und die Richtlinie des Rates über Luftqualitätsnormen für Stickstoffdioxyd (85/203/EWG).

    38 Richtlinie 2008/50/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mai 2008 über Luftqualität und saubere Luft für Europa, ABl. L 152 vom 11.6.2008 (siehe auch die konsolidierte Fassung).

    39 Richtlinie des Rates über die Beurteilung und die Kontrolle der Luftqualität (96/62/EG, bekannt als „Luftqualitäts-Rahmenrichtlinie“); Richtlinie des Rates über Grenzwerte für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel und Blei in der Luft (1999/30/EG, bekannt als „Erste Einzelrichtlinie“); Richtlinie über Grenzwerte für Benzol und Kohlenmonoxid in der Luft (2000/69/EG, bekannt als „Zweite Einzelrichtlinie“); und Richtlinie 2002/3/EG über den Ozongehalt der Luft (2002/3/EG, bekannt als „Dritte Einzelrichtlinie“).

    40 Richtlinie 2004/107/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Dezember 2004 über Arsen, Kadmium, Quecksilber, Nickel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe in der Luft, ABl. L 23 vom 26.1.2005 (siehe auch die konsolidierte Fassung).

    41 Luftgüteleitlinien. Globale Aktualisierung 2005. Weltgesundheitsorganisation 2006. 42 Eine interaktive Karte der Luftqualitätsgebiete findet sich hier: Air quality zones. Europäische Umweltagentur.

    Die Luftgüteleitlinien der WHO Die von der Weltgesundheitsorganisation 2005 für eine Reihe von Schadstoffen festgelegten Luftgüteleitwerte sind als politische Orientierungshilfe gedacht. Sie basieren nur auf gesundheitlichen Überlegungen. Die technische Machbarkeit und die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Aspekte der Einhaltung dieser Werte wurden nicht berücksichtigt. Doch können auch bei den empfoh-lenen Konzentrationen oder auch niedrigeren Konzentration weiterhin Gesundheitsrisiken bestehen. Die Luftgüteleitlinien der WHO werden gegenwärtig aktualisiert.

    http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:01980L0779-20010719http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:01985L0203-20010719http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1522918791459&uri=CELEX:32008L0050http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1522918791459&uri=CELEX:02008L0050-20150918http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:31996L0062http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:31999L0030http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32000L0069http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32002L0003http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex:32004L0107http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?qid=1486475021303&uri=CELEX:02004L0107-20150918http://www.euro.who.int/de/health-topics/environment-and-health/Housing-and-health/publications/pre-2009/air-quality-guidelines.-global-update-2005.-particulate-matter,-ozone,-nitrogen-dioxide-and-sulfur-dioxidehttp://maps.eea.europa.eu/wab/AirQualityZones/

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    letzten Jahren verzeichneten Konzentrationen zur Anwendung kommen: Wenn die Konzentra-tionen über bestimmten Schwellenwerten liegen, sind hochwertige Daten erforderlich, liegen sie darunter, sind die Anforderungen an die Daten weniger streng.43 Zudem müssen die Mitglied-staaten Messungen der Luftqualität im ländlichen Hintergrund vornehmen. Die Anforderungen an die Anzahl und die Standorte der Luftqualitätsmessstationen sind harmonisiert. Die Mitgliedstaaten sind gehalten, auf internationalen Normen basierende Referenzmessmethoden oder gleichwertige Methoden zu verwenden.

    Wenn die Grenz- oder Zielwerte in einem bestimmten Gebiet überschritten werden, müssen die Mitgliedstaaten Luftqualitätspläne erstellen, in denen geeignete Maßnahmen festgelegt sind, damit der Zeitraum der Nichteinhaltung so kurz wie möglich gehalten werden kann.

    Zum Schutz der menschlichen Gesundheit sind in den Luftqualitätsrichtlinien mehrere Referenz-werte festgelegt, die in Tabelle 2 angeführt sind und wie folgt zusammengefasst werden können:

    Grenzwerte: verbindliche Werte, die als die Konzentration eines Schadstoffs innerhalb eines Mittelungszeitraums definiert sind. Es gibt Grenzwerte für Partikel, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Blei, Kohlenmonoxid und Benzol.

    Zielwerte: Werte, die nach Möglichkeit eingehalten werden sollten; sie sind als die Konzentration eines Schadstoffs innerhalb eines Mittelungszeitraums definiert. Es gibt Zielwerte für Ozon, Arsen, Kadmium, Nickel und Benzo(a)pyren.44

    Informationsschwelle: Schadstoffkonzentration, jenseits der eine kurzzeitige Exposition als Risiko für die Gesundheit für bestimmte Bevölkerungsgruppen angesehen wird. Wenn diese Schwelle erreicht wird, müssen die Behörden die Öffentlichkeit davon in Kenntnis setzen. Es gibt eine Informationsschwelle für Ozon.

    Alarmschwelle: Schadstoffkonzentration, jenseits der eine kurzzeitige Exposition als Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt angesehen wird. Wenn diese Schwelle erreicht wird, müssen die Behörden die Öffentlichkeit davon in Kenntnis setzen und Pläne für kurzfristige Maßnahmen erstellen. Es gibt Alarmschwellen für Schwefel-dioxid, Stickstoffdioxid und Ozon.

    43 Für weitere Einzelheiten siehe Guidance on assessment under EU air quality directives. Europäische Kommission, S. 10. 44 Die Richtlinie über Arsen, Kadmium, Quecksilber, Nickel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe in der Luft

    verlangt von den Mitgliedstaaten zwar die Messung der Quecksilberkonzentrationen, doch ist in ihr kein Zielwert (oder sonstiger Referenzwert) für die Quecksilberkonzentration in der Umgebungsluft festgelegt.

    Wesentliche Aspekte der Regulierung der Schadstoffkonzentrationen Bei der Regulierung der Schadstoffkonzentrationen kommen sechs Aspekte zum Tragen:

    > der Schadstoff, bei dem es sich entweder um einen einzigen Stoff oder eine Gruppe von Stoffen handeln kann, von denen einer als Indikator verwendet wird (beispielsweise Benzo(a)pyren für die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe);

    > der Mittelungszeitraum, der im Allgemeinen in Abhängigkeit von möglichen Folgen einer chronischen und/oder akuten Exposition für die Gesundheit festgelegt wird;

    > die