Luisa Piccarreta - Einführung der Laien in das …...“Living in the Divine Will in the Writings...
Transcript of Luisa Piccarreta - Einführung der Laien in das …...“Living in the Divine Will in the Writings...
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Eine Handreichung für Priester
Einführung der Laien
in das
Geschenk des Lebens im Göttlichen Willen
Rev. Joseph L. Iannuzzi, STD, Ph.D.
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Nota bene: die folgenden Unterweisungen sind eine Zusammenschau der genehmigten und
vom Hl. Stuhl approbierten Dissertation, die das Siegel der kirchlichen Anerkennung trägt.
Diese Dissertation von Rev. Joseph L. Iannuzzi, STD, Ph.D.
trägt den Titel:
“Living in the Divine Will in the Writings of Luisa Piccarreta – an inquiry into the early
ecumenical councils, and patristic, scholastic and contemporary theology”
„Das Leben im Göttlichen Willen in den Schriften von Luisa Piccareta -
eine Untersuchung der frühen ökumenischen Konzilien und der Patristik , der Scholastik und
der zeitgenössischen Theologie“
Diese Dissertation ist online erhältlich, (in englischer Sprache).
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1. Öffentliche Offenbarung und Privatoffenbarung
Der Katechismus der Katholischen Kirche erklärt: ,,Es ist keine neue öffentliche Offenbarung
mehr zu erwarten vor der glorreichen Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus" (DV 4).
Obwohl die Offenbarung abgeschlossen ist, ist ihr Inhalt nicht vollständig ausgeschöpft; es
bleibt Sache des christlichen Glaubens, im Lauf der Jahrhunderte nach und nach ihre ganze
Tragweite zu erfassen. (KKK ,66)
Dieser Artikel spricht von der fortschreitenden Enthüllung (Entfaltung) der öffentlichen
Offenbarung. Wenn er sich auf der einen Seite darauf bezieht, dass Jesus uns alles offenbart
hat, was wir für die Erlösung brauchen und keine neue "öffentliche" Offenbarung (bzgl. des
Glaubens) zu erwarten ist, bekräftigt er auf der anderen Seite aber, dass uns nicht alles in der
öffentlichen Offenbarung Christi "ausdrücklich" enthüllt wurde! Was Jesu unausgesprochene
Lehren betrifft, erinnere ich an die Worte Jesu an seine Jünger bevor er diese Welt verließ:
„Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener
kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen.“ (Joh 16; 12, 13a)
Die kirchlichen Dokumente der letzten 2000 Jahre bezeugen die anhaltende fortschreitende
Entfaltung der öffentlichen Offenbarung, da sie nie sagen, die Offenbarung sei mit Christus
"beendet", sondern vielmehr, dass mit Christus die öffentlichen Offenbarung "abgeschlossen."
sei. Leider ist die Verwendung des Wortes "Ende" im 19. Jahrhundert in der Tat eine sehr
unglückliche Wiedergabe des lateinischen „compleo“, welches die Kirche verwendet, um die
öffentliche Offenbarung Christi zu beschreiben. In der Tat, „compleo“ bedeutet nicht "Ende"
überhaupt, sondern es bedeutet, dass die Grundlage der Offenbarung in Christus ein für alle
Mal festgelegt ist. Tatsächlich geschieht Offenbarung durch die offizielle Stimme der
Kirche (das Lehramt) sowie durch das Amt des Propheten (durch das die Kirche heute private
Offenbarungen empfängt), welches der Hl. Paulus unmittelbar nach dem Amt des Apostels
anführt: „So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten,
die dritten als Lehrer; ... "(1 Kor. 12, 28)..
Dies ist einer der vielen Gründe, warum "private" Offenbarungen in der Kirche – die zwar
nicht unbedingt nötig sind für unser Heil, dennoch wertvoll für unsere Heiligung – heute von
Bedeutung sind, denn sie stellen die anhaltende und kontinuierliche Entfaltung von Christi
"öffentlicher" Offenbarung dar. Ihre Bedeutung kann man daran ablesen, welche geistlichen
Folgen es hätte, hätte die Kirche sie ignoriert: Hätte die Kirche die privaten Offenbarungen
der Hl. Margareta Maria ignoriert, würden wir heute weder die Verheißungen der
Beharrlichkeit bis zum Ende durch die Einhaltung der ersten 9 Freitage eines jeden Monats
kennen, noch das Fest des Heiligsten Herzens Jesu; hätte sie die privaten Offenbarungen des
Heiligen Faustina ignoriert, hätten wir nicht das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit, das einen
vollkommenen Nachlass aller Sünden und Sündenstrafen gewährt; hätte sie die privaten
Offenbarungen der Dienerin Gottes Luisa ignoriert, hätten wir nicht das größte Geschenk
Gottes an die Kirche, das heißt, das Leben im Göttlichen Willen , welches es der Seele auf
der Erde ermöglicht, sich der gleichen inneren Vereinigung mit Gottes Willen zu erfreuen ,
wie es die Heiligen im Himmel tun.
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Zusammenfassend kann man sagen: während sich die "öffentliche" Offenbarung auf die Zeit
der Kirche bezieht, in der Christus die Frohbotschaft des Heils verkündete, auf die das
schriftliche Zeugnis der Apostel gründete und die für immer festgelegt und in der Heiligen
Schrift bezeugt ist, erklären "private" Offenbarungen die öffentlichen Offenbarung mit einer
neuen Botschaft Christi an die Kirche von heute, eine Botschaft, die in der Tradition
verwurzelt ist. Die renommierten Theologen Josef Kardinal Ratzinger, Urs von Balthasar,
René Laurentin und Karl Rahner sind sich einig, dass Offenbarung "nie endet", und dass mit
Christus und den Aposteln die Offenbarung als solche "wesentlich" abgeschlossen und
normativ durch die Apostel in Form der „Schrift“ überliefert ist. Da es jedoch im Verlauf der
Jahrhunderte neue Zeiten und Umstände gibt und Gott sich weiterhin seiner Kirche in jedem
Zeitalter offenbart, erfordert Offenbarung, die wesentlich mit Christus erfüllt ist, eine neue
"Ausdrucksweise", und diese „Weise“ ist oft das schriftliche Zeugnis vieler heutiger
Propheten, wie Luisa.
2. Wer ist Luisa Piccarreta ?
2.1 Ihr Leben
23. April 1865: Luisas Geburt und Taufe an einem „Weißen Sonntag“ (auf den Tag genau
130 Jahre später führt Papst Johannes Paul II. diesen Tag als «Sonntag der Göttlichen
Barmherzigkeit» ein.
23. April 1874: Im Alter von 9 Jahren an einem Sonntag empfängt Luisa ihre erste
Kommunion und Firmung «in Albis». Sie fängt an, die Stimme Jesu zu hören.
Im Jahr 1878: Im Alter von 13 Jahren hat Luisa ihre erste Vision von Jesus, wie er das Kreuz
trägt und sie bittet, «Seele, hilf mir»!
Im Jahr 1881: Im Alter von 16 Jahren willigt Luisa ein, Opferseele zu sein und ist von da an
mit Unterbrechungen ans Bett gefesselt.
Im Jahr 1882: Im Alter von 17 Jahren verfasst Luisa die Weihnachtsnovene, die sie für den
Rest ihres Lebens jedes Jahr halten wird.
November 1887: Im Alter von 22 Jahren ist Luisa endgültig ans Bett gefesselt.
16. Oktober 1888: Im Alter von 23 Jahren erfährt Luisa ihre erste geistliche Hochzeit auf der
Erde.
7. September 1889: Im Alter von 24 Jahren erfährt Luisa ihre zweite geistliche Hochzeit im
Himmel, das heißt, sie erhält das Geschenk des Lebens im Göttlichen Willen, indem Jesus
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von Luisas Herz Besitz ergreift. Einige Tage später bestätigt die Hl. Dreifaltigkeit Luisa und
nimmt mit Seiner Göttlichkeit in ihrem Herzen Wohnung.
Undatierter Eintrag: Luisa erfährt ihre dritte geistliche Hochzeit, die Kreuzesvermählung.
28. Februar 1899: Im Alter von 33 Jahren beginnt Luisa im Gehorsam gegenüber ihrem
Beichtvater zu schreiben.
16. November 1900: Im Alter von 35 Jahren erfährt Luisa ihre vierte Hochzeit, bei der sie
das Herz Jesu in Besitz nimmt, sie erhält dreimal den Göttlichen Atemhauch und macht sich
auf, nur noch im Göttlichen Willen zu leben und den Göttlichen Willen ganz und gar zu
besitzen.
12. November 1925: Papst Pius XI führt das Fest „Christkönig“ ein.
7. Oktober 1928: Im Alter von 63 Jahren zieht Luisa in das Waisenhaus der „Schwestern
vom Göttlichen Eifer“ in Corato.
31. August 1938: Drei von Luisas Schriften werden auf den Index der verbotenen Bücher
gesetzt, neben die von Faustina Kowalska und Antonio Rosmini – die schließlich alle von der
Kirche rehabilitiert wurden.
7. Oktober 1938: Im Alter von 73 Jahren verlässt Luisa das Waisenhaus der „Schwestern
vom Göttlichen Eifer“. Father Benedetto Calvi verlegt Luisa in die Via Magdalena, wo sie
ihre letzten Lebensjahre verbringen möchte.
28. Dezember 1938: Luisa schreibt ihren letzten Eintrag des letzten Bandes (den 36. Band).
4. März 1947: Nach einem kurzen Anfall von Lungenentzündung - der einzigen
diagnostizierbaren Erkrankung ihres Lebens – stirbt Luisa.
20. November 1994: Eröffnung des Seligsprechungsprozess Luisas, sie erhält den Titel
Dienerin Gottes.
29. Oktober 2005: Luisas Seligsprechungsprozess findet dem kirchlichen Brauch
entsprechend seinen diözesanen Abschluss.
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2.2 Doktrin (Lehre)
2.2.1 - Die drei Fiats der Schöpfung, Erlösung und Heiligung
Während die drei göttlichen Personen unterschiedlich, aber untrennbar sind, bestehen viele
Theologen, darunter Augustinus, darauf, dass Gottes „ad extra“ Werke je einer der
(göttlichen) Personen zugerechnet werden können. In Luisas Text wird Gott dem Vater das
Werk der Schöpfung zugerechnet, Gott dem Sohn das Werk der Erlösung und Gott dem
Heiligen Geist das Werk der Heiligung.
2.2.2 - Die drei Modi (Arten und Weisen) des Betens und des Handelns
Angesichts der Dreiteilung nach Johannes vom Kreuz in die drei Stufen der mystischen
Vereinigung mit Gott, d.h. Läuterung, Erleuchtung und Vereinigung, und Teresa von Avilas
sieben inneren Wohnungen, zeigen mystische Theologen zwei Weisen (Modi) des Betens und
Handelns auf: das Beten in menschlicher Weise (modo humano) und das Beten in göttlicher
Weise (modo divino). Die menschliche Weise entspricht dem Stadium der Läuterung bei
Johannes und Teresas ersten drei Wohnungen. Die göttliche Weise entspricht bei Johannes
den Stadien der Erleuchtung und Vereinigung und bei Teresa den Wohnungen vier bis sieben.
Bevor das Geschenk des Lebens im Göttlichen Willen von Gott in der Kirche verwirklicht
wurde, war niemals von einer ewigen Weise des Wirkens (modo aeterno) die Rede, das heißt,
bis Luisas genehmigte Schriften zeigten, dass das Geschenk des Lebens im Göttlichen Willen
dem Menschen in Gottes ewigen Modus Zutritt gewährt, wobei Gott die Gebete und
Handlungen der Seelen in sich aufnimmt und zu einer andauernden Teilhabe an dem einen
ewigen Akt der Dreifaltigkeit (ad intra operatio) erhöht. Weil Gottes dreieiniger Akt ewig ist
und damit Raum und Zeit transzendiert, verleiht die Erhöhung der Seele durch Gott ihr die
Macht, Zeit und Raum zu transzendieren und die Fähigkeit an mehreren Orten gleichzeitig zu
sein, gleichzeitig Wirkungen auszuüben auf alle Geschöpfe der Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft, seien sie vernunftbegabt oder vernunftlos. Auf diese Weise wird der Seele das
Geschenk, das Adam und Eva sowie Jesus und Maria besaßen, wieder zurückgegeben und sie
wird wieder eingesetzt in das Amt, Krone der ganzen Schöpfung zu sein. So wie bei Daniel
Kapitel 3,57 ff und Davids Psalm 148, die Gebete in der göttlichen Weise die Geschöpfe
ihrer Zeit beeinflussten, zeigen Luisas "Rundgänge" in der Schöpfung eine Methode des
Betens im ewigen Modus, die sich auf die Geschöpfe aller Zeiten auswirkt.
2.2.3. - Eine neue Heiligkeit
Wenn Jesus Luisa zeigt, dass Heiligkeit im ewigen Modus eine neue Heiligkeit ist, die alle
anderen Formen der Heiligkeit übertrifft, erfordert diese Behauptung einen Nachweis:
Mystisches Leben ist in vielerlei Hinsicht ein Phänomen subjektiver Erfahrung, und es liegt
oft außerhalb unseres geistigen Horizonts objektiv die Größe der Heiligkeit einer Person zu
erkennen, noch weniger eine Form der Heiligkeit mit einer anderen zu vergleichen. So
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versichert Jesus Luisa, dass das Geschenk des Lebens in Seinem Göttlichen Willen nicht so
sehr ein Aufruf zur persönlichen Heiligkeit ist, als vielmehr ein Aufruf, alle Dinge zu
heiligen, damit Sein Reich kommen kann. Während es nicht sinnvoll ist, Vergleiche zwischen
dieser oder jener Heiligkeit zu machen, kann man doch sicher behaupten, dass eine Form der
Heiligkeit größer sein kann als andere, wenn ihre Größe durch die innewohnende Natur des
Geschenks bestimmt wird und nicht durch das gläubige Mitwirken des Empfängers für
welche Gnade Gottes auch immer, dessen Maß nur Gott allein kennt.
2.2.4 - Unterschied zwischen "den Göttlichen Willen tun“
und „Leben im Göttlichen Willen“
Bei der Betrachtung der göttlichen und ewigen Modi des Betens und Handelns, macht Jesus
Luisa gegenüber deutlich, dass die Ausdrucksweise, „den göttlichen Willen tun" den ersten
Modus beschreibt und der Begriff "Leben im Göttlichen Willen“ den letzteren. Er bekräftigt,
dass "Leben im Göttlichen Willen" das Modell ist, welches dem Leben der Heiligen im
Himmel am nächsten kommt und es ist so weit entfernt von "den Göttlichen Willen tun" wie
der Himmel von der Erde entfernt ist. Die folgende Analogie zeigt diese zwei Modi: Der
göttliche Modus des Betens lässt sich so beschreiben: Eine heiligmäßige Person auf Erden
will für die verstorbenen Seelen auf einem Friedhof beten. Um dies zu tun, muss sie von
einem Grabstein zum anderen gehen, um zu sehen, wer es ist, für den sie betet und dann betet
sie für diese Seele, eine bestimmte Zeit für eine jede Seele. Der ewige Modus des Betens
unterscheidet sich davon: In ihrem Wunsch, für die Seelen auf einem Friedhof zu beten, wird
diese Person auf eine höhere Ebene gebracht; wie aus der Vogelperspektive nimmt sie alle
Seelen gleichzeitig in den Blick und betet für alle gleichzeitig. Leben im Göttlichen Willen
besteht darin, Gottes einziges ewiges Wirken in unsere endlichen Gebete und Aktionen
fließen zu lassen. Dies verleiht ihnen eine ewige Qualität, wodurch sie sich auf alle Seelen der
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig auswirken.
2.2.5 - Das Geschenk des Lebens im Göttlichen Willen begründet in der Seele Jesu
Wirkliches Leben" (Real Life)
Dieses „Wirkliche Leben“ ist identisch mit Jesu '"Realpräsenz" in der Eucharistie, und es setzt
sich endlos fort in der Seele, die im Göttlichen Willen lebt. Der „Baltimore Katechismus“
bestätigt, dass nach dem Verzehr die geweihte Hostie in ihrer Akzidenz von Brot für etwa 15
Minuten in dem verbleibt, der sie verzehrt und dann wird sie verdaut. In der Seele, die im
Göttlichen Willen lebt, so teilt Jesus Luisa mit, setzt sich Seine Anwesenheit in der
geweihten Hostie in der Seele auf ewig fort und begründet so Sein Wirkliches Leben in ihr,
obwohl die Hostie in ihrer Akzidenz verzehrt ist. Auf diese Weise wird die Seele, die im
Göttlichen Willen lebt, eine "Lebendige Hostie", das heißt, ein „anderer Jesus“, der im Namen
der Menschheit und für die ganze Menschheit Fürsprache hält.
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2.3 Spiritualität
2.3.1 – Aufopferung am Morgen (siehe Anhang): (Luisa bezeichnet dies als den "zuvor -
kommenden Akt")
Jesus bittet darum, dass wir dieses Gebet am Beginn des Tages verrichten, denn dadurch
können wir Gottes einziges ewiges Wirken in all unsere Gedanken, Worte und Handlungen
während des Tages herabrufen. Dementsprechend nimmt Gott unsere begrenzten Handlungen
in Sein allumfassendes Wirken auf, das alle Dinge belebt und am Leben erhält. Auf diese
Weise wird alles, was wir denken, sagen und tun, alle Wesen im ganzen Kosmos belebt und
am Leben erhalten.
2.3.2 - Die Erneuerung der Aufopferung am Morgen im Laufe des Tages: (Luisa bezeichnet dies als den "gegenwärtigen Akt")
Weil Ablenkungen während des ganzen Tages die Wirksamkeit unserer Hingabe am Morgen
verringern können, sollen wir sie von Zeit zu Zeit während des Tages erneuern. Diese
Erneuerung kann eine Wiederholung der Worte vom Morgen sein, oder es kann eine einfache
Anrufung von ein oder zwei Sätzen sein, in der wir die Dreifaltigkeit einladen unaufhörlich
in unserem Gedächtnis und Verstand zu wirken und unaufhörlich unseren Atem, unseren
Herzschlag und unseren Blutfluss am Leben zu halten.
2.3.3 - Die "Rundgänge" in der Schöpfung
Jeden Tag verlangt die Seele danach, die Liebe Gottes zu erwidern, die Er aus Liebe zu ihr
in die ganze Schöpfung hineingelegt hat. Das tut sie, indem sie durch die ganze Schöpfung
geht, um Gott zu verehren, Ihm zu danken und Ihn zu verherrlichen. Hier vervielfältigt sich
die Seele selbst in der Schöpfung indem sie ihre Gedanken, Worte und Handlungen, mit
denen aller Menschen vereint , und sie lobt, liebt und dankt Gott im Namen aller und für
alle Geschöpfe des Kosmos. Indem sie in ihrem täglichen Leben jeden Gedanken, jedes
Wort und all ihre Werke mit denen aller Kreaturen vereint, vergöttlicht die Seele das Wirken
aller Geschöpfe. In der Tat, so sagt Jesus zu Luisa, haben in Seinem verborgenen Leben jeder
Atemzug, jeder Schritt, jedes Wort, und sogar jede seiner gewöhnlichen Handlungen alle
menschlichen Handlungen und die Akte aller Geschöpfe vergöttlicht; während seine Passion
den Menschen erlöst hat, hat sein verborgenes Leben den Menschen vergöttlicht.
Luisa beendete ihre Rundgänge mit einer von zwei inneren Seelenbewegungen. Zur besseren
Veranschaulichung dieser inneren Dynamik kann man sagen, dass ihre erste innere Bewegung
allgemein war, indem sie Gott die Liebe, den Lobpreis und die Danksagung aller Geschöpfe
und für alle Geschöpfe gleichzeitig angeboten hat. Ihre zweite innere Bewegung war
speziell, wobei sie Gott alle Dinge einzeln oder in Gruppen zusammengefasst anbot, so z. B.
die Handlungen aller Menschen, die Bewegungen der Sterne Gottes, das Rauschen der
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Bäume, etc. Sie machte ihre Rundgänge, die an Daniel Kapitel 3.57 ff und Davids Psalm 148
erinnern, wobei sie - eingeschlossen in Gottes ewigem Wirken - alle Kreaturen gleichzeitig
beeinflusste.
2.3.4 - Das Wiederholen der "Göttlichen Akte " der Seele
Von „Göttlichen Akten“ spricht man, wenn das ewige Wirken der Dreifaltigkeit (welches
Raum und Zeit transzendiert und alle Kreaturen gleichzeitig betrifft) unser endliches Wirken
in einer solchen Weise aufnimmt, dass unsere Taten Auswirkungen auf alle Geschöpfe haben.
Solche „Göttlichen Akte“ versetzen alle Menschen in die Lage, das Geschenk des Lebens im
Göttlichen Willen zu empfangen, sie tragen dazu bei, dass die Schöpfung von der Sklaverei
und Verlorenheit befreit wird (vgl. Röm 8,21), sie bereiten die Welt für ein universelles
Zeitalter des Friedens vor , und sie helfen, dass auf Erden die Bitte im Vater-unser–Gebet
erfüllt wird: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden."
2.3.5 - Betrachtung über die Stunden der Passion unseres Herrn Jesus Christus
Dies ist vielleicht das Werk, das Luisa mit größter Hingabe verfasste, denn die in dieser
Betrachtung enthaltenen Gebete helfen, Seelen zu retten und Katastrophen zu verhindern, sie
bieten den Seelen Schutz und sie sind Wiedergutmachung Gott gegenüber. Jesus sagt Luisa,
dass diejenigen, die diese Schriften regelmäßig betrachten, in der Versuchung alle Schwäche
überwinden werden und dass sie, auch wenn sie nicht vollkommen sind, heilig werden und
die Vollkommenheit erreichen. Außerdem versichert er ihr, dass nicht eine Seele ins
Fegefeuer oder in den Himmel eintritt, ohne von diesen Stunden der Passion profitiert zu
haben.
2.3.6 – Betrachtungen über „Die Selige Jungfrau Maria im Königreich des Göttlichen Willens“ , 36 Lektionen die uns lehren, wie man im Göttlichen Willen lebt (s. Anhang)
Das sind Betrachtungen für jeden Tag im Laufe des Monats Mai (einschließlich 5 zusätzliche
Lektionen auf Geheiß ihres Beichtvaters), aber sie können als Betrachtungen während eines
jeden Monats eingesetzt werden. So wie Jesus uns Lehren in 36 Bänden gab, so bietet Maria
uns hier 36 Lektionen an.
2.3.7 - Die 36 Bände
Diese enthalten Jesu Offenbarungen an Luisa, wie man im Göttlichen Willen lebt. Die 36
Bände umfassen über 5.000 Seiten, die von Luisa, die kaum mehr als eine
Grundschulbildung besaß, verfasst wurden. Von den 36 Bänden betrifft die erste Gruppe von
zwölf Bänden das Fiat der Erlösung, die zweite Gruppe von zwölf Bänden das Fiat der
Schöpfung und die dritte Gruppe von zwölf Bänden das Fiat der Heiligung. Während Luisa in
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einem verstreuten und ungeordneten Stil schreibt, bleibt ihre Lehre unangreifbar, wie in
meiner Dissertation. Ihre 36 Bände sind in erster Linie für die Amtsträger der Kirche
bestimmt, für ihre Priester und Bischöfe, die Jesus auffordert , diese im Licht der Heiligen
Schrift, der Tradition und des Lehramts zu interpretieren und zu überprüfen. Diese sollen sie
dann den Laien in ansprechender und mit der Lehre der Kirche übereinstimmender Weise
vermitteln. Da nur wenige Laien die Zeit finden, über 5000 Seiten zu lesen, wurde der Inhalt
aller 36 Bände systematisch gegliedert und im Rahmen der Dissertation mit dem Titel "Das
Geschenk des Lebens im Göttlichen Willen in den Schriften von Luisa - eine Untersuchung
der frühen ökumenischen Konzilien und Kirchenväter, der Scholastik und zeitgenössischen
Theologie“ auf 400 Seiten für die Laien zusammengefasst (online erhältlich in englischer
Sprache).
2.3.8 – Der Fortschritt der Seele im Göttlichen Willen
Einige Seelen leben unvollkommen im Göttlichen Willen, andere vollkommener, und wieder
andere geben sich hin bis zum völligen Eintauchen in den Göttlichen Willen.
2.3.9 - Die vier Schritte zum Leben im Göttlichen Willen
Die Sehnsucht (eröffnet uns den Zugang zu diesem Geschenk), das Wissen (lässt uns
fortschreiten in diesem Geschenk), die Tugendübung (verankert uns in diesem Geschenk),
und das Leben im Göttlichen Willen (verwirklicht dieses Geschenk). Auch wenn die Seele im
Zustand der Gnade aufgrund ihrer Sehnsucht sofort in Gottes ewiges Wirken eintreten kann
und Wirkungen auf alle Dinge gleichzeitig ausüben kann, so kann sie doch nicht das Leben
im Göttlichen Willen verwirklichen, bevor sie in den Tugenden gefestigt ist, denn das Leben
im Göttlichen Willen bedeutet Fortdauer in Gottes einem ewigen Akt.
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Die Aufopferung am Morgen im Göttlichen Willen
(der zuvorkommende Akt)
Jesus sagt zu Luisa, dass jeder Morgen mit einem Gebet im Willen Gottes begonnen werden
soll. Er unterweist Luisa und jeden von uns, wie man dieses Gebet jeden Morgen beten soll.
Am 27. Mai 1922 (in Band 14) offenbart Jesus Luisa, dass der zuvor kommende Akt oder
die Aufopferung am Morgen im Göttlichen Willen dann ausgeführt wird, wenn die Seele bei
Tagesanbruch ihren Willen an den Willen Gottes bindet. Hier entscheidet und bestätigt die
Seele, dass sie allein im Willen Gottes leben und wirken will. Die Seele nimmt bei dieser
Aufopferung am Morgen alle ihre Akte des ganzen Tages vorweg indem sie diese dem
Göttlichen Willen weiht. In diesem Moment fließen die Akte der Seele in den einen ewigen
Akt Gottes, der weder Anfang noch Ende hat und der die Akte dieser Seele erhebt um alle
Akte aller Lebenden der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu umfassen.
Da jedoch Eigenwilligkeit, Nachlässigkeit und andere Dinge im Laufe des Tages die
Wirksamkeit des zuvorkommenden Akts verringern können, wie Wolken vor der Sonne, muss
man diesen Akt im Laufe des Tages erneuern. Jesus verweist auf diese Erneuerung als den
gegenwärtigen Akt, und dieser entfernt die Dinge, die die Wirkung des zuvorkommenden
Akts verringern können. Jesus zeigte Luisa, dass sowohl der zuvorkommende als auch der
gegenwärtige Akt notwendig für das Leben im Göttlichen Willen sind: Der erste befähigt die
Seele und erlaubt es ihr im Göttlichen Willen zu leben, während der letztere die Seele in
demselben Willen bewahrt und ausweitet.
Wenn du deinen täglichen Verpflichtungen nachkommen musst, kannst du den zuvor-
kommenden Akt drei bis vier Mal am Tag erneuern. Nun ist die Art der Erneuerung dieses
Aktes nicht auf dessen Wiederholung beschränkt, obwohl dies eine gute Methode ist. Gott ist
erfreut, zu sehen, wie du deine Liebe zu Ihm in einer Vielzahl von Möglichkeiten zeigst. Du
kannst diesen Akt zum Beispiel im Fiat der Schöpfung, im Fiat der Erlösung, oder im Fiat der
Heiligung erneuern.
Nun, immer wenn du diesen Akt erneuerst, solltest du es wie Luisa, mit zwei Bewegungen
der Seele tun. Luisa geht oft so vor. Die erste Bewegung der Seele ist "allgemein", und hier
bieten wir Gott Liebe, Lobpreis und Danksagung für alle Dinge gleichzeitig an, so wie sie
uns im ewigen Jetzt vor Augen stehen. Die zweite Bewegung ist 'speziell' und hier bieten wir
Gott alle Dinge in bestimmten Gruppen an, jedes zu einer bestimmten Zeit (die Sonnen, den
Kosmos, die Sterne, das Wasser, die ganze Menschheit, etc.) oder einzeln (diese oder jene
bestimmte Sache). Luisa praktizierte konsequent beide Bewegungen, bis sie in ihrem Tode
der ewigen Belohnung entgegen ging.
Der folgende zuvorkommende Akt, der auch als Aufopferung im Göttlichen Willen am
Morgen bekannt ist, ist ein schönes Gebet, zusammengestellt aus zahlreichen Auszügen von
Luisas 36 Bänden, angelehnt an die Art und Weise des Gebets, wie sie es jeden Morgen
verrichtete.
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DIE AUFOPFERUNG AM MORGEN IM GÖTTLICHEN WILLEN
O Unbeflecktes Herz Mariens, Mutter und Königin des Göttlichen Willens, ich bitte Dich
durch die unendlichen Verdienste des Heiligsten Herzens Jesu und durch die Gnaden, die Gott
Dir seit Deiner Unbefleckten Empfängnis gewährt hat, flehentlich um die Gnade, nie vom
Weg abzukommen.
Heiligstes Herz Jesu, ich bin arm und ein/e unwürdige/r Sünder/in, und ich bitte Dich um die
Gnade, Deiner Mutter zu erlauben, in mir die Göttlichen Akte zu bilden, die Du für mich und
für alle Seelen erworben hast. Diese Akte sind die kostbarsten von allen, da sie die ewige
Macht Deines Fiat tragen und sie auf mein „Ja, Dein Wille geschehe“ (Fiat Voluntas Tua)
warten.
So flehe ich Euch an, Jesus und Maria, mich zu begleiten, wenn ich nun bete:
Ich bin nichts, Gott ist alles. Komm, Göttlicher Wille. Komm, himmlischer Vater, in meinem
Herzen zu schlagen und in meinem Willen zu handeln. Komm, Jesus, in meinem Körper zu
fließen und in meinem Geist zu denken. Komm, Heiliger Geist, in mir zu atmen und mein
Gedächtnis anzurühren, und mich an Gottes Wohltaten zu erinnern.
Ich verschmelze mich im Göttlichen Willen und lege mein Ich liebe Dich, ich bete Dich an
und ich segne Dich, o Gott, in das FIAT der Schöpfung. Mit meinem Ich liebe Dich
vervielfacht sich meine Seele in der Schöpfung des Himmels und der Erde: Ich liebe Dich in
den Sternen, in der Sonne, im Mond und im Himmel; ich liebe Dich in der Erde, im Wasser
und in jedem lebenden Geschöpf, das mein Vater aus Liebe zu mir geschaffen hat, damit ich
Liebe für Liebe erwidere.
Nun trete ich in die heiligste Menschheit Jesu ein, die alle Akte umarmt. Ich lege mein ich
bete Dich an, Jesus, in jeden deiner Atemzüge, Herzschläge, Gedanken, Worte und Schritte.
Ich bete Dich an in den Predigten Deines öffentlichen Lebens, in den Wundern, die Du
wirktest, in den Sakramenten, die Du eingesetzt hast und in den innersten Fasern Deines
Herzens.
Ich segne Dich, Jesus, in jeder Deiner Tränen, Schläge, Wunden, Dornen, und in jedem
Tropfen Blut, das Licht für das Leben eines jeden Menschen hervortreten ließ. Ich segne Dich
in allen Deinen Gebeten, Wiedergutmachungen, Aufopferungen, und in jedem der inneren
Akte und Leiden, die Du bis zu Deinem letzten Atemzug auf dem Kreuz gelitten hast. Ich
umschließe Dein Leben und alle Deine Akte, Jesus, mit meinem Ich liebe Dich, ich bete Dich
an und ich segne Dich.
Nun trete ich in die Akte meiner Mutter Maria und Luisas ein. Ich lege mein Ich danke Dir in
jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat von Maria und Luisa. Ich danke Dir in den
umarmten Freuden und Leiden von Jesu FIAT der Erlösung und dem FIAT des Heiligen
Geistes in der Heiligung. Verschmolzen in deinen Akten lasse ich meine Ich danke Dir und
ich segne Dich in den Beziehungen eines jeden Geschöpfs fließen, um ihre Akte mit Licht
und Leben zu füllen: um die Akte von Adam und Eva zu füllen; der Patriarchen und
Propheten; der Seelen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; der heiligen Seelen im
Fegefeuer; der heiligen Engel und der Heiligen.
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Ich mache mir nun diese Akte zu Eigen, und ich opfere sie Dir auf, meinem zärtlichen und
liebenden Vater. Mögen sie die Herrlichkeit deiner Kinder vermehren, und mögen sie Dich
verherrlichen, Dir Genugtuung geben und Dich ehren in ihrem Namen.
So wollen wir nun unseren Tag mit unseren Göttlichen Akten, die miteinander verschmolzen
sind, beginnen. Ich danke Dir, Allerheiligste Dreifaltigkeit, mir zu ermöglichen, mich durch
das Gebet mit Dir zu vereinen. Möge Dein Reich kommen, und Dein Wille wie im Himmel so
auch auf Erden geschehen! Fiat