lyl-, Phenylmercaptocarbonyl- und vor allem des Carbo...

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. Konfiguration bekannte« 1.1.2.3.4.4.5.6-Oktachlor-cyclo- hexan vom Schmp. 258° (IX) isoliert werden (IX = lep2e 3e4ep5e6e), dessen Entstehung nur mit Konfiguration II, nicht aber III oder IV im Einklang steht. Das in Mitt. IV und V beschriebene a-1.4-Dichlor- 1.2.4.5-tetrabrom-cyclohexan vom Schmp. 199° (X), das wie I durch Halogenierung aus 1.4.-Dichlor-cyclohexadien- (1.4) (XI) hergestellt werden kann 1 , dürfte unter Berück- sichtigung der oben für II, III und IV angestellten Über- legungen, und wenn XI eben gebaut ist, ebenfalls die Konfiguration Iep2e4ep5e (II) mit dem Dipolmoment Null besitzen, und zwar mit äquatorialer Stellung der beiden Cl-Atome. Für die le4e-Stellung der Cl-Atome spricht ferner die Tatsache, daß bei der Einwirkung von alkoho- lischem Alkali auf X 1.4-Dichlor-2-brombenzol resultiert 1 . Die Messung des Dipolmomentes von X steht noch aus. Aus I entsteht, wie bereits erwähnt, bei Alkalieinwir- kung 1.2.4-Trichlorbenzol. Es ist bemerkenswert, daß die HCl-Abspaltung aus I relativ schwer 11 erfolgt, obwohl sich im I-Molekül zweimal zwei Cl-Atome an einem C-Atom befinden, also die beiden äquatorialen Cl-Atome die bei- den polar gebundenen durch Abstoßung beweglich machen sollten. Diese Alkalistabilität von I steht in einem gewis- sen Gegensatz zu dem Verhalten der 1.1.2.3.4.5.6-Hepta- chlor-cyclohexane (XII), die relativ leicht HCl abspalten. Man wird also nicht die allgemeine Feststellung treffen können, daß CCl2-Gruppen enthaltende Polychlorcyclo- hexane immer sehr alkaliempfindlich sind. Die unter Patentschutz gestellte Beobachtung, daß die für die Ge- ruchs- und Geschmacksbeeinflussung von HCH-Präparaten mitverantwortlich gemachten Hepta- und Oktachlorcyclo- hexane wegen ihrer geringen Stabilität durch partielle Alkalibehandlung aus technischem HCH entfernt werden können, bedarf weiterer Untersuchung, da das Verhalten sämtlicher bei der Chlorierung von Benzol in Nebenreak- tionen entstehenden 12 Hepta- und Oktadhlorcyclohexan- Isomeren (XII und XIII) gegenüber Alkali noch nicht untersucht ist. Die Untersuchungen werden fortgesetzt. 10 T . v a n d e r L i n d e n , Ree. Trav. chim. Pavs-Bas 57, 218 [1938]. 11 III. Mitt., diese Z. 5 b, 308 [1950]. 12 Durch Addition von Chlor an Chlorbenzol und Di- chlor-benzole sowie durch Chlorsubstitution in 1.2.3.4.5.6- Hexachlor-cyclohexanen und 1.1.2.3.4.5.6-Heptachlor-cyclo- hexanen (XII). Die Zahl der theoretisch möglichen XII- und Xlll-Isomeren beträgt 20 bzw. 29, von denen 10 bzw. 17 stabile Strukturen sind. Über leicht abspaltbare Acylreste bei der Peptid- synthese Von A n n e l i e s e und G ü n t h e r Hillmann Chemisches Laboratorium der Med. Klinik, Tübingen (Z. Naturforschg. 6 b, 340—341 [1951]; eingeg. am 4. August 1951) Die Entfernung der zum Schutz der Aminogruppe ein- geführten Acylreste ohne Aufspaltung der Peptidbindung gehört zu den besonderen Schwierigkeiten bei der Peptid- synthese. Die Verwendung des p-Toluolsulfonyl-, Phtha- lyl-, Phenylmercaptocarbonyl- und vor allem des Carbo- benzoxy-Restes hat die Synthese zahlreicher Peptide er- möglicht l . 1884 hatte C u r t i u s 2 beim Erwärmen von Acetylglycin mit HCl-Alkohol die Bildung von Glycin- esterhydrochlorid und Essigester beobachtet. In analoger Reaktion wurden von A n g i e r 3 aus Pyrrolidoncarbonyl- peptiden unter Aufspaltung der Lactambindung Glut- aminylpeptidester-hydrochloride erhalten. Wir untersuch- ten das Verhalten von verschieden aeylierten Peptiden gegenüber absolut-alkoholischer Salzsäure. Durch mehr- stündiges Erwärmen auf dem Wasserbad wurden unter Bildung der Peptidesterhydrochloride gespalten: Formyl- glycyl-glycin, Acetyl-glycyl-glycin, Chloracetyl-glycyl-gly- ein, Dichloracetyl-glycyl-glycin. Es wurden nicht an- gegriffen : Carbäthoxy-glycyl-glycin,Benzoyl-glycyl-glycin, Phthalyl-glycyl-glycin, Trichloracetyl-glycyl-glycin, Phen- acetyl - glycyl - glycin, Phenoxyacetyl-glycyl-glycin. Über- raschenderweise wurden unter denselben Bedingungen aus p-Toluolsulfonyl-glycyl-glycin und /?-Naphthalin- sulfonyl-glycyl-glycin die aeylierten Glycinester und Glycinester-hydrochlorid erhalten. Für eine präparativ brauchbare Peptidsynthese sind außer der schonenden Abspaltung der Acylgruppe, die Erhaltung der optischen Aktivität, gute Kristallisations- fähigkeit der Zwischenprodukte sowie gute Ausbeuten bei der Kupplung zum Peptid erforderlich. Der Formylrest erwies sich trotz seiner leichten Abspaltbarkeit als wenig geeignet; Formyl-glycyl-glycin, Formyl-cZ,Z-alanyl-glycin und Formyl-Meucyl-glycin konnten bei der Kupplung der Formylaminosäuren mit Glycin auch nach den modernen Verfahren von W i e l a n d 4 , Boissonnas 5 nur in schlechter Ausbeute erhalten werden. Ein Schutz durch den Acetylrest war wegen der leichten Racemisierung bei der Acylierung unzweckmäßig. Die durch die Arbeiten von S c h ö n h e i m e r 6 bekannt gewordene leidite Dar- stellung der Tosylpeptide sowie deren gute Kristallisa- tionsfähigkeit ließen die Verwendung des Tosylglycyl- Restes zum Schutz der Aminogruppe bei der Peptid- synthese besonders geeignet erscheinen. Weitere Unter- suchungen ergaben, daß nur die der p-Toluolsulfamid- gruppe benachbarte Peptidbindung durch HCl-Alkohol aufgespalten wird. Eine Spaltung nicht aktivierter Peptid- bindungen sowie eine Racemisierung konnten auch nach 20-stdg. Erwärmen auf dem Wasserbad nicht beobachtet werden. TSG-glycyl-glycyl-glycin, TSG-d,Z-alanyl-glycin, TSG-c?,Z-valyl-glycin, TSG-Z-leucyl-glycyl-glycin, TSG-Z- tyrosin, TSG-Z-tryptophan, TSG-d,/-serin, Di-TSG-Z-cystin (TSG = p-Toluolsulfonylglycyl) wurden auf diese Weise unter Bildung der Peptid- bzw. Aminosäureesterhydro- 1 Th. W i e l a n d , Angew. Chem. 63, 7 [1951]; J. S. F r u t o n , Advanc. Prot. Chem. V, 1—75. 2 Th. C u r t i u s , Ber. Dtsch. Chem. Ges. 16, 753 [1884]. 3 R. B. A n g i e r et al., J. Amer. chem. Soc. 72, 74 [1950], 4 Th. W i e 1 a n d et al., Liebigs Ann. Chem. 569, 122 [1950]. 5 R. A. B o i s s o n n a s , Helv. chim. Acta 34, 874 [1951]. 0 R. S c h ö n h e i m e r , Hoppe-Seyler's Z. physiol. Chem. 154, 203 [1926].

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

Konfiguration bekannte« 1.1.2.3.4.4.5.6-Oktachlor-cyclo-hexan vom Schmp. 258° (IX) isoliert werden (IX = lep2e 3e4ep5e6e), dessen Entstehung nur mit Konfiguration II, nicht aber III oder IV im Einklang steht.

Das in Mitt. IV und V beschriebene a-1.4-Dichlor-1.2.4.5-tetrabrom-cyclohexan vom Schmp. 199° (X), das wie I durch Halogenierung aus 1.4.-Dichlor-cyclohexadien-(1.4) (XI) hergestellt werden kann1, dürfte unter Berück-sichtigung der oben für II, III und IV angestellten Über-legungen, und wenn XI eben gebaut ist, ebenfalls die Konfiguration Iep2e4ep5e (II) mit dem Dipolmoment Null besitzen, und zwar mit äquatorialer Stellung der beiden Cl-Atome. Für die le4e-Stellung der Cl-Atome spricht ferner die Tatsache, daß bei der Einwirkung von alkoho-lischem Alkali auf X 1.4-Dichlor-2-brombenzol resultiert1. Die Messung des Dipolmomentes von X steht noch aus.

Aus I entsteht, wie bereits erwähnt, bei Alkalieinwir-kung 1.2.4-Trichlorbenzol. Es ist bemerkenswert, daß die HCl-Abspaltung aus I relativ schwer11 erfolgt, obwohl sich im I-Molekül zweimal zwei Cl-Atome an einem C-Atom befinden, also die beiden äquatorialen Cl-Atome die bei-den polar gebundenen durch Abstoßung beweglich machen sollten. Diese Alkalistabilität von I steht in einem gewis-sen Gegensatz zu dem Verhalten der 1.1.2.3.4.5.6-Hepta-chlor-cyclohexane (XII), die relativ leicht HCl abspalten. Man wird also nicht die allgemeine Feststellung treffen können, daß CCl2-Gruppen enthaltende Polychlorcyclo-hexane immer sehr alkaliempfindlich sind. Die unter Patentschutz gestellte Beobachtung, daß die für die Ge-ruchs- und Geschmacksbeeinflussung von HCH-Präparaten mitverantwortlich gemachten Hepta- und Oktachlorcyclo-hexane wegen ihrer geringen Stabilität durch partielle Alkalibehandlung aus technischem HCH entfernt werden können, bedarf weiterer Untersuchung, da das Verhalten sämtlicher bei der Chlorierung von Benzol in Nebenreak-tionen entstehenden12 Hepta- und Oktadhlorcyclohexan-Isomeren (XII und XIII) gegenüber Alkali noch nicht untersucht ist.

Die Untersuchungen werden fortgesetzt.

10 T. v a n d e r L i n d e n , Ree. Trav. chim. Pavs-Bas 57, 218 [1938].

11 III. Mitt., diese Z. 5 b, 308 [1950]. 12 Durch Addition von Chlor an Chlorbenzol und Di-

chlor-benzole sowie durch Chlorsubstitution in 1.2.3.4.5.6-Hexachlor-cyclohexanen und 1.1.2.3.4.5.6-Heptachlor-cyclo-hexanen (XII). Die Zahl der theoretisch möglichen XII-und Xlll-Isomeren beträgt 20 bzw. 29, von denen 10 bzw. 17 stabile Strukturen sind.

Über leicht abspaltbare Acylreste bei der Peptid-synthese

Von A n n e l i e s e und G ü n t h e r H i l l m a n n Chemisches Laboratorium der Med. Klinik, Tübingen

(Z. Naturforschg. 6 b, 340—341 [1951]; eingeg. am 4. August 1951)

Die Entfernung der zum Schutz der Aminogruppe ein-geführten Acylreste ohne Aufspaltung der Peptidbindung gehört zu den besonderen Schwierigkeiten bei der Peptid-synthese. Die Verwendung des p-Toluolsulfonyl-, Phtha-

lyl-, Phenylmercaptocarbonyl- und vor allem des Carbo-benzoxy-Restes hat die Synthese zahlreicher Peptide er-möglicht l . 1884 hatte C u r t i u s 2 beim Erwärmen von Acetylglycin mit HCl-Alkohol die Bildung von Glycin-esterhydrochlorid und Essigester beobachtet. In analoger Reaktion wurden von A n g i e r 3 aus Pyrrolidoncarbonyl-peptiden unter Aufspaltung der Lactambindung Glut-aminylpeptidester-hydrochloride erhalten. Wir untersuch-ten das Verhalten von verschieden aeylierten Peptiden gegenüber absolut-alkoholischer Salzsäure. Durch mehr-stündiges Erwärmen auf dem Wasserbad wurden unter Bildung der Peptidesterhydrochloride gespalten: Formyl-glycyl-glycin, Acetyl-glycyl-glycin, Chloracetyl-glycyl-gly-ein, Dichloracetyl-glycyl-glycin. Es wurden nicht an-gegriffen : Carbäthoxy-glycyl-glycin,Benzoyl-glycyl-glycin, Phthalyl-glycyl-glycin, Trichloracetyl-glycyl-glycin, Phen-acetyl - glycyl - glycin, Phenoxyacetyl-glycyl-glycin. Über-raschenderweise wurden unter denselben Bedingungen aus p-Toluolsulfonyl-glycyl-glycin und /?-Naphthalin-sulfonyl-glycyl-glycin die aeylierten Glycinester und Glycinester-hydrochlorid erhalten.

Für eine präparativ brauchbare Peptidsynthese sind außer der schonenden Abspaltung der Acylgruppe, die Erhaltung der optischen Aktivität, gute Kristallisations-fähigkeit der Zwischenprodukte sowie gute Ausbeuten bei der Kupplung zum Peptid erforderlich. Der Formylrest erwies sich trotz seiner leichten Abspaltbarkeit als wenig geeignet; Formyl-glycyl-glycin, Formyl-cZ,Z-alanyl-glycin und Formyl-Meucyl-glycin konnten bei der Kupplung der Formylaminosäuren mit Glycin auch nach den modernen Verfahren von W i e l a n d 4 , B o i s s o n n a s 5 nur in schlechter Ausbeute erhalten werden. Ein Schutz durch den Acetylrest war wegen der leichten Racemisierung bei der Acylierung unzweckmäßig. Die durch die Arbeiten von S c h ö n h e i m e r 6 bekannt gewordene leidite Dar-stellung der Tosylpeptide sowie deren gute Kristallisa-tionsfähigkeit ließen die Verwendung des Tosylglycyl-Restes zum Schutz der Aminogruppe bei der Peptid-synthese besonders geeignet erscheinen. Weitere Unter-suchungen ergaben, daß nur die der p-Toluolsulfamid-gruppe benachbarte Peptidbindung durch HCl-Alkohol aufgespalten wird. Eine Spaltung nicht aktivierter Peptid-bindungen sowie eine Racemisierung konnten auch nach 20-stdg. Erwärmen auf dem Wasserbad nicht beobachtet werden. TSG-glycyl-glycyl-glycin, TSG-d,Z-alanyl-glycin, TSG-c?,Z-valyl-glycin, TSG-Z-leucyl-glycyl-glycin, TSG-Z-tyrosin, TSG-Z-tryptophan, TSG-d,/-serin, Di-TSG-Z-cystin (TSG = p-Toluolsulfonylglycyl) wurden auf diese Weise unter Bildung der Peptid- bzw. Aminosäureesterhydro-

1 Th. W i e l a n d , Angew. Chem. 63, 7 [1951]; J. S. F r u t o n , Advanc. Prot. Chem. V, 1—75.

2 Th. C u r t i u s , Ber. Dtsch. Chem. Ges. 16, 753 [1884].

3 R. B. A n g i e r et al., J. Amer. chem. Soc. 72, 74 [1950],

4 Th. W i e 1 a n d et al., Liebigs Ann. Chem. 569, 122 [1950].

5 R. A. B o i s s o n n a s , Helv. chim. Acta 34, 874 [1951].

0 R. S c h ö n h e i m e r , Hoppe-Seyler's Z. physiol. Chem. 154, 203 [1926].

Page 2: lyl-, Phenylmercaptocarbonyl- und vor allem des Carbo ...zfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/6/ZNB-1951-6b-0340_n.pdf · diloride gespalten. Aus TSG-d,Z-phenylalanin konnte auch nach 15-stdg.

diloride gespalten. Aus TSG-d,Z-phenylalanin konnte auch nach 15-stdg. Reaktionszeit nur eine geringe Menge d,l-Phenylalaninester-hydrodilorid gewonnen werden. Tosyl-Z-leucyl-glycin und Tosyl-Z-tyrosyl-glycin wurden eben-falls nur wenig angegriffen. Damit entfällt die Möglich-keit, die Reihenfolge der Aminosäuren im Peptidverband durch selektive Abtrennung der endständigen tosylierten Aminosäuren zu bestimmen. Durch die schonende Abspal-tung des Tosylglycylrestes wird die Synthese der nach dem Phthalylverfahren nicht zugänglichen Tryptophanyl-, Seryl- und Cystyl-Peptide ermöglicht.

Die Herstellung der TSG-Peptide erfolgte in 1-n. NaOH bei 0° nach S c h o t t e n - B a u m a n n durch portions-weise Zugabe äquimolarer Mengen des in Benzol odei Essigester gelösten Tosylglycylchlorids. Die Ausbeute war vom Reinheitsgrad des Chlorids abhängig. Als Neben-produkt entstand in geringer Menge das in organischen Lösungsmitteln schwerlösliche Tosylglycyl-anhydrid. Die weitere Kupplung zu den Oligopeptiden wurde über die Hydrazide-Azide nach der üblichen Methode vorgenom-men. Die Synthese über gemischte Anhydride führte zu Nebenreaktionen durch den aciden Wasserstoff der p-Toluolsulfamidgruppe. Die Abspaltung des TSG-Restes wurde durch etwa 8-stdg. Erwärmen auf dem siedenden Wasserbad mit der 10—15-fachen Menge 4—5-n. absolut-alkoholischer HCl (Äthanol oder Isopropanol) erreicht. Nach dem Einengen im Vakuum wurden die Esterhydro-chloride durch Ausfällen mit Essigester bzw. durch Ex-traktion der Essigesterlösung mit Wasser und Einengen zur Trockne im Vakuum erhalten. Die Umkristallisation erfolgte aus Äthanol-Äther. Die durchschnittliche Aus-beute an Peptid- bzw. Aminosäureesterhydrochlorid be-trug 60—80%. Für eine 60-proz. Spaltung des Di-TSG-cystins war eine Reaktionszeit von 15 Stdn. erforderlich.

Blutzuckersenkung und Phosphatase Von H a n s A m a n

Institut für Gärungstechnik und Gärungsphysiologie der Techn. Hochschule, München-Weihenstephan (Z. Naturforschg. 6 b, 341 [1951]; eingeg. am 30. Juni 1951)

Schon vor einigen Jahren habe ich mich mit der Her-stellung und Isolierung eines blutzuckersenkenden Stoffes,

der auch peroral wirksam ist, aus Kulturen von Aspergil-lus niger beschäftigt. Über die Ergebnisse werde ich aus-führlich berichten1.

Die Untersuchungen gestalteten sich deshalb sehr zeit-raubend, da alle Fraktionen und Verarbeitungen aus den Kulturen — es waren bis jetzt ungefähr 200 — erst am gesunden Kaninchen oder an der Alloxanratte auf ihre blutzuckersenkende Wirkung geprüft werden mußten. Deshalb bemühte ich mich, einen einfachen Test zu fin-den, der eine Auslese unter den gewonnenen Fraktionen für die tierexperimentellen Prüfungen zuläßt und so die Anzahl dieser wesentlich verringert. Unter anderem wurde in diesem Zusammenhang untersucht, ob eine Phospha-tase-Wirkung festgestellt und diese in Beziehung gebracht werden könnte zu den Ergebnissen des Tierexperimentes. Als Substrat wurde a- bzw. /?-Natriumglycerophosphat in Gegenwart von Mg" und einem entsprechenden Puffer verwendet, daneben auch Phenolphthaleinphosphat. Die Phosphorbestimmung erfolgte kolorimetrisch nach K. L o h -m a n n und L. J e n d r a s s i k . Aus den zahlreichen Versuchen seien nur zwei herausgegriffen:

Fraktion Spaltungszeit (Stunden)

P-Gehalt (mg/3 ccm)

a (blutzuckersenkend) 0 0,153

24 0,20 b

(keine Senkung 0 0,01 des Blutzuckers) 24 0,325

Es zeigte sich immer wieder, daß Fraktionen, bei denen der Phosphorgehalt zu Beginn schon relativ hoch war und die in den folgenden 24 Stdn. nur eine geringe Spaltung bewirkten, eine gute blutzuckersenkende Wirkung hatten.

Im Gegensatz dazu zeigten Fraktionen mit niedrigem Anfangs-P-Gehalt im Tierversuch keine blutzuckersen-kende Wirkung, selbst wenn ihre Phosphatase-Aktivität innerhalb von 24 Stdn. beachtlich war.

1 Vorläufige Mitteilungen: E. H i l l e n b r a n d , Diss. München 1950, E. H e l m r e i c h , Klin. Wschr. 29, 375—377 [1951].

B E S P R E C H U N G E N

Anorganische Chemie. Von A. F. H o 11 e m a n, bearbei-tet von E. W i b e r g . 26. und 27., wesentlich erwei-terte, umgearbeitete und verbesserte Auflage. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin 1951. 634 S. mit 166 Abb.; Preis geb. DM 24.—.

Die Lehrbücher von Holleman haben von jeher das Verdienst, aus einer ungeheuren Fülle von Details in vor-züglich knapp gehaltener Darstellung den Leser systema-tisch und unkompliziert in die Chemie einzuführen. Wiberg hält sich getreu an diese Tradition und moderni-siert meisterhaft den anorganischen Band unter Berück-sichtigung neuester Entwiddungen. Das Buch teilt aus

allen Gebieten der anorganischen Chemie das Wesent-liche mit und gibt dadurch Studierenden und Praktikern eine gute Gedächtnisstütze.

Der gesamte Stoff wird in die drei Abschnitte: Atom und Molekül, Hauptgruppen des Periodensystems und Nebengruppen des Periodensystems, unterteilt. Von dem in dieser Auflage neu hinzugekommenen Material sei beispielsweise erwähnt: die als anorganische Kunststoffe immer wichtiger werdenden Silicone, neue Ergebnisse auf dem Gebiet der Hydride, Metallisonitrile. Auch die physikalisch-chemischen Abschnitte, z. B. über Reaktions-wärme, chemisches Gleichgewicht, chemische Bindung,