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L M U MünchnerUni .Magazin Zeitschrift der Ludwig-Maximilians-Universität München #03/2002 NEUES FORSCHUNGSPROJEKT DIE NS-GESCHICHTE DER LMU PRO & CONTRA BRAUCHEN LEHRER EINE UNIVERSITÄRE AUSBILDUNG? PROFILE EHREN- PROMOTION FÜR MARCEL REICH- RANICKI STUDIUM ENSEMBLES VON BACH BIS BEAT

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MünchnerUni.MagazinZ e i t s c h r i f t d e r L u d w i g - M a x i m i l i a n s - U n i v e r s i t ä t M ü n c h e n # 0 3 / 2 0 0 2

NEUES FORSCHUNGSPROJEKT

DIE NS-GESCHICHTEDER LMU

PRO & CONTRA

BRAUCHENLEHRER EINE UNIVERSITÄREAUSBILDUNG?

PROFILE

EHREN-PROMOTIONFÜR MARCELREICH-RANICKI

STUDIUM

ENSEMBLESVON BACH BIS BEAT

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I M P R E S S U M

HerausgeberRektorat der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)München

RedaktionKommunikation und PresseCornelia Glees-zur Bonsen (gl)(Leitung)Ortrun Huber (oh) (stellv. Leitung)

Karnik Gregorian (kg)Thomas Pinter (thp)(Online-Redakteur)Susanne Wedlich (suwe)

MitarbeitManuela Baldauf (mb)Luise Dirscherl (dir)Eva Kittel (ki)Stefanie Zuk (zuk)

Geschwister-Scholl-Platz 180539 Münchenfon: +49 (0) 89 2180-3423fax: +49 (0) 89 33 82 97 [email protected]/presse/mum

BildredaktionAngelica Fuss (af)

Designkonzept und LayoutH A A K & N A K A Twww.haak-nakat.de

DistributionMathias Schiener

DruckColor-Offset GmbHGeretsrieder Straße 1081379 München

TitelseiteDie LMU vor 1944Quelle: Stadtarchiv München

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Die Universitäten stehen imWettbewerb um Studierendeund Wissenschaftler undbenötigen die besten zur Verfü-gung stehenden Kräfte beider-lei Geschlechts, um in Lehre,Wissenschaft und Forschungnational und internationalführend zu sein. Zur Sicherungder hohen Qualität in der Lehrewerden zunehmend Eignungs-feststellungsprüfungen vorBeginn des Studiums diskutiert.Um das Abitur als Hochschulzu-gangsberechtigung nicht abzu-werten, bietet sich in wenigernachgefragten Studiengängenauch eine Prüfung innerhalb desersten Fachsemesters an, um dieLeistungsanforderungen desgewählten Faches zu verdeutli-chen und interessierte Studie-rende zu motivieren.

Ein breites Lehrangebot mitmoderner Ausrichtung undBerücksichtigung von Grenzberei-chen lässt sich gerade an einerUniversität mit einem so enormbreiten Fächerspektrum wie an derLMU verwirklichen. Interfakultativangebotene Lehrveranstaltungensetzen eine interfakultative For-schung voraus, die in starkenNetzwerken organisiert ist.

Das nach dem bewährtenMuster des Center for NanoScien-ce (CeNS) neu eingerichteteGeoBioCenter fördert neben derinterdisziplinären Forschung undLehre auch den Wissenstransfer inden Bereichen der Naturwissen-schaften und die Kooperation ver-schiedener Disziplinen. DasGeoBioCenter hat seinen Schwer-punkt in den Geowissenschaftenund kooperiert mit öffentlichenBehörden und wirtschaftlichenInstitutionen. An einem weiterenNetzwerk, dem Zentrum fürPrionforschung und Neuropatho-

logie (ZPN), für das am 17. Aprildieses Jahres mit dem Spatenstichin Großhadern die Basis geschaf-fen wurde, beteiligen sich mehre-re bayerische Universitäten undaußerstaatliche Forschungsein-richtungen (MUM berichtete).

Das Spektrum von Lehre undForschung wird auch durch jenewissenschaftlichen Einrichtungenan der LMU erweitert, die zwarrechtlich selbstständig sind, aberdoch eine große Nähe zur univer-

sitären Lehre und Forschung auf-weisen. Das ifo Institut für Wirt-schaftsforschung ergänzt mit demempirischen Forschungsansatz dieeher theoretische universitäre For-schung. Diese wissenschaftlicheEinrichtung erweitert die Reiheanderer solcher angegliederterInstitute wie beispielsweise Stu-dent und Arbeitsmarkt und dasCenter of Economic Studies (CES).

Die LMU hat ein außerordent-lich breites Fächerspektrum, dassich von der Religions- bis zurRechtswissenschaft, von der Wirt-schafts- bis zur Naturwissenschaftund von den Kulturwissenschaftenbis zur Medizin erstreckt. Die The-matik der Unternehmensgründun-gen war dabei vornehmlich eineDomäne der Wirtschaftswissen-schaften. In den zahlreichen ande-ren Fakultäten herrschte entweder

ein weniger klares Berufsbild voroder der Karriereweg war bereitssowohl durch das Studienfach alsauch die Fachkultur bereits vorge-prägt, so dass im WesentlichenFachwissen vermittelt, betriebs-wirtschaftliche Denkmuster abernicht vorgestellt wurden. DieInternationalisierung und diezunehmende interdisziplinäre Ver-netzung der Fakultäten in der Leh-re und vor allem in der Forschungführte zu einer Erweiterung der

Berufsperspektiven auch in Bezugauf Unternehmensgründungen, sodass auch dieses Jahr wieder meh-rere Preisträger des MünchnerBusiness Plan Wettbewerbs(MBPW) aus der LMU kommen.

Die Leistungsstärke einer Uni-versität zeigt sich auch an derQualifizierung des Nachwuchses.Mit 117 erreichte die Zahl derHabilitationen im Jahr 2001 einenneuen Höchststand, so dass derAnteil der LMU an den Nach-wuchswissenschaftlern in Bayernwieder überproportional groß war.

Angesichts der großen Erfolgein der Forschung, bei dem Aufbauerfolgreicher Forschungsnetz-werke und bei internationalenKooperationen sollten die Wissen-schaftler selbstbewusster das Logoder LMU einsetzen, um die Außen-wirkung dieser Universität zu

intensivieren. Das nationale undinternationale Ansehen einerUniversität wird auch in Zukunftbei Evaluationen und beim Werbenum die besten Studierenden, Wis-senschaftlerinnen und Wissen-schaftler an Bedeutung gewinnen.

Professor Matthias WesterhausenProrektor der Universität München

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UNIVERSITÄTEN IM WETTBEWERB

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■ SOZIOLOGEN BELOHNENFACHSCHAFTSARBEITDie Arbeit von Fachschaften istwichtig für Lehrbetrieb und Stu-dierklima – allerdings drängeln sichdie Studierenden der meisten Fakul-täten nicht gerade darum, sich aufdiesem Gebiet zu engagieren. Unddas, obwohl die Arbeit in Fach-schaften nicht nur für Spaß sorgtund Erfahrung verschafft, sondernsich auch im Lebenslauf gut macht.Wer Feste und Flugblätter organi-siert, Erstsemester durch die Uniführt und auch schon mal seineKommillitonen für eine Demo mobi-lisiert, dokumentiert, dass er team-und organisationsfähig ist undIdeen vermitteln kann. Hier setzt dieInitiative des Instituts für Soziologieund des Instituts Student und Ar-beitsmarkt der LMU an: Studieren-de, die sich in der Fachschaftsarbeit

engagiert haben, bekommen künf-tig Bescheinigungen, die eine Beur-teilung der Arbeit einschließen.Auch wenn diese Bescheinigungenkeine Arbeitszeugnisse im strengenSinn darstellen, werden sie offenbarbei Bewerbungen von Personalchefsernst genommen. Eine Musterbe-scheinigung kann im Internet her-unter geladen werden unter www.-s-a.uni-muenchen.de. ■ oh

■ NORMAN FOSTER ZU GASTAN DER UNI MÜNCHEN„Urban Regeneration“, zu deutsch„Stadterneuerung“, war das Themavon Stararchitekt Lord Foster beiseinem Vortrag an der LMU. Fosterbegeisterte im Rahmen der Vorle-sungsreihe „Iconic Turn“ der HubertBurda Stiftung mit seinem Vortrag,der per Live-Stream aus der über-füllten Großen Aula nicht nur inweitere Räume der LMU übertragenwurde, sondern auch in Hochschu-len in Leipzig, Berlin, Wismar undDortmund. Der geadelte Brite istdurch seinen Umbau des Reichs-tagsgebäudes in Berlin in den 90erJahren auch in Deutschland einembreiten Publikum bekannt. In Mün-chen erläuterte er seine Philosophiezur Harmonisierung von Gestal-tungs- und Lebensqualität in städ-tischen Ballungsräumen. ■ oh

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WER IST DER BESTE ÖKONOM IM LAND?„Geradezu zurückhaltend wirkt da die Selbstdarstellung von ifo-Prä-

sident Hans-Werner Sinn (54). Er übernahm das Institut imFebruar 1999. Damals war er Ordinarius an der Universität Mün-chen. Das ist er nach wie vor – und noch einiges mehr. Sinn bautedas zur volkswirtschaftlichen Fakultät der Uni München gehö-rende Center for Economic Studies (CES) aus und verknüpfte esin Form einer GmbH mit ifo zu CES-ifo. (...) Dem Vorwurf ifo be-treibe zu wenig Forschung, begegnet Sinn mit der Anbindung desInstituts an die Münchener Uni. Dort hatte sich (dank einer Sinn-Initiative) das CES aus einem internationalen Besucherprogrammheraus zu einem anerkannten Forschungszentrum entwickelt.Heute umfasst das Netzwerk 350 Wissenschaftler in aller Welt.“

3 DIE ZEIT, 25.04.02

STUDIEREN VIS-A-VIS VOM MARKUSPLATZ„Rund 10 Minuten dauert die Bootsfahrt vom Markusplatz bis zur In-

sel ‚San Servolo’. Hier befindet sich eine internationale Uni, ander sechs Universitäten, darunter auch die Ludwig-Maximilians-Universität, beteiligt sind: An der ‚Venice International University(VIU)’, die im Juli vor fünf Jahren eröffnet worden ist, könnensich jeweils 43 Student/inn/en einschreiben.“

3Münchner Merkur, 07.05.02

WARUM STUDIEREN NICHTS KOSTEN SOLL„SZ: Wieso begrüßen Sie als einziger Uni-Chef in Bayern die Initiative

des Bundes? Heldrich: Ich finde, dass die bundeseinheitliche Re-gelung nicht der richtige Ort für die Entscheidung dieser Sachfrageist. Das fällt in die Zuständigkeit der Länder. Das ist aber nur dieformale Seite. Inhaltlich bin ich nach wie vor gegen Studienge-bühren für das Erststudium. SZ: Weshalb sind sie dagegen? Hel-drich: Die Beteiligung bildungsferner Schichten am Hochschulstu-dium ist schon jetzt beklagenswert gering. Durch die Einführungvon Studiengebühren wird man Abiturienten aus sozial schwa-chen Schichten eine zusätzliche Hürde in den Weg stellen.”

3 Süddeutsche Zeitung, 21.05.02

JOBS FÜR SCHARFE ANALYTIKER„In einem Labor jagt der Student Alexander Altmeyer Laserstahlen auf

den fremdartigen Materiebrei (...) ‚Hier bin ich schon im Studiumam Puls der Forschung’, freut sich Altmeyer, der gerade seine Di-plomarbeit in der Arbeitsgruppe von Professor Theodor Hänschschreibt. Das Team um den Quantenforscher zählt zur Physik-Weltspitze: Es hat unter anderem 1998 aus dem Bose-Einstein-Kondensat den ersten Laser entwickelt, der Atomstrahlen aussen-det. Nicht nur wegen solch spektakulärer Erfolge kam die Münche-ner Physikfakultät auf den Spitzenplatz bei der FOCUS-Reputati-onsstudie. ‚Die Auswahl an hochkarätigen Forschungsinstitutenhier in der Umgebung ist riesig’, schwärmt Diplomand Altmeyer.“

3 FOCUS, 13.05.02

UNI-KLINIKUM GEWÄHRT EINBLICK„Einen Blick hinter die Kulissen bietet das (...) Klinikum der Univer-

sität. An den beiden Standorten Großhadern und Innenstadtfindet der Tag der offenen Tür statt. Zu sehen ist unter anderemdie Notfallbehandlung im Schockraum, die Intensivstation fürFrühchen und das Herzkatheterlabor.“

3 AZ, 12.06.02

STRIP FÜR DIE FORSCHUNG„,Säkulare Akzeleration’ wird das beschleunigte Längenwachstum

(beim Menschen) genannt, das vor über 150 Jahren einsetzte. Bisheute sind die Fachleute ratlos, was genau den sprunghaftenWachstumsschub (...) ausgelöst haben könnte. (...) ‚Armut machtklein’ lautet die zugespitzte These von John Komlos, einemAnthropometrie-Experten, der an der Universität München Wirt-schaftsgeschichte lehrt. ‚Je höher das Einkommen und der Bil-dungsgrad, desto größer werden die Menschen’, sagt Komlos.Geld und Wissen ermöglichen meist eine gute medizinische Ver-sorgung und eine gesunde Ernährung, erläutert der Forscher: ‚AmKörper lässt sich der Lebensstandard einer Bevölkerungsgruppeablesen.’“

3 DER SPIEGEL, 22.04.02

1 Sprach in der Großen Aula:

Stararchitekt Lord Foster

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PROFILEDAS SYSTEM ERDE IM BLICK -GEOWISSENSCHAFTLERAUF REFORMKURS

LMU-OFFICEVIRTUELLER RUNDGANG DURCHSAKADEMIKERREICH

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MUM 03/2002■ NEWS

2 LMU IN DEN MEDIEN

■ TITEL

4 DIE NS-GESCHICHTE DER LMURektorat vergibt Forschungsauftrag

7 VERBOTEN UND VERBRANNTEin Gespräch mit Georg P. Salzmann, Leiter des Archivs „10. Mai 1933“

■ SPEZIAL

8 WISSEN FÄLLT NICHT VOM HIMMELDie stärksten Unis starten Image-Kampagne

■ PROFILE

9 LOB DES KRITIKERSEhrenpromotion für Marcel Reich-Ranicki

10 VON EUROPA BIS NAHOSTDas C.A.P. bringt Konfliktparteien an einen Tisch

11 PREISWÜRDIGE TRANSPLANTATIONSFORSCHUNGGeorg Heberer Award der LMU geht an Kieler Mediziner

12 DAS SYSTEM ERDE IM BLICK Geowissenschaftler auf Reformkurs

16 WEITER WARTEN AUF FRM IIDie Kristallographie bangt um Nachwuchs

17 LOBBYARBEIT IM KINOAnti-Stigma-Aktion klärt über Schizophrenie auf

18 WER WAGT, GEWINNTDas Gründerbüro der LMU fördert Unternehmermut

19 DEIN FREUND UND HELFERIT-Gruppe löst EDV-Probleme der Geisteswissenschaftler

20 RAN AN DIE TÖPFE Frauenförderung sorgt für mehr Chancengleichheit

■ KUNSTSCHÄTZE

21 KUNST AM BAU IN GROßHADERN

■ STUDIUM

22 NACHWUCHS-SERIE (1): STEINHAUSEN UNTER DRUCK

23 HIER SPIELT DIE MUSIK

■ PRO & CONTRA

24 BRAUCHEN WIR EINE UNIVERSITÄRE LEHRERBILDUNG?

■ PERSONEN & POSITIONEN

25 NEUBERUFEN, PREISE & EHRUNGEN

27 PROBLEME & ANALYSENEin Islamistik-Professor lehrt bei den Kunsthistorikern

■ ESSAY

26 ERINNERUNGSORT: LICHTHOF DER LMUVon Dr. Ulrich Dittmann, Institut für Deutsche Philologie, LMU

■ LMU-OFFICE

30 UNIVERSITÄT UNTER STROMHinter den Kulissen der LMU

30 HOCHSCHULWAHLEN: ZU DEN URNEN

31 EIN VIRTUELLER RUNDGANG SETZT DIE LMU INS BILD

■ SERVICE

■ IMPRESSUM (UMSCHLAG)

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DIE NS-GESCHICHTE DER LMU REKTORAT VERGIBT NEUEN FORSCHUNGSAUFTRAG

Auf Initiative des Rektors der Ludwig-Maximilians-Universität München, Professor Andreas Heldrich,soll die Forschung zur Geschichte der LMU in der NS-Zeit um ein neues, großes Projekt erweitert wer-den. Drei Leitmotive stehen dabei im Vordergrund: „Rassismus an der LMU“, „Militarisierung der Uni-versitäts-Mitglieder“ und „Vernetzung der Universität mit den Machtzentren des Nationalsozialismusin München“. Die Zeit ist reif und der Zeitpunkt günstig. Denn in den vergangenen zehn Jahren hat sichbei der Forschung zum Verhältnis von Wissenschaft und Nationalsozialismus einiges getan. Der Hoch-schulleitung ist das Vorhaben so wichtig, dass sie dafür eigens eine Forschungsstelle für zwei Jahrefinanziert: Privatdozentin Dr. Elisabeth Kraus, die derzeit noch einen Lehrstuhl für Zeitgeschichte inRegensburg vertritt, wird von Oktober an dieses Mammutvorhaben betreuen.

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Mehr als 55 Jahre nach dem TodeAdolf Hitlers fällt die Auseinan-dersetzung mit der Zeit desNationalsozialismus in Deutsch-land noch immer nicht leicht.Aktuelle Beispiele, wie die Antise-mitismus-Debatten um FDP-Vor-standsmitglied Jürgen W. Mölle-mann oder den neuen Roman vonMartin Walser, zeigten, so RektorHeldrich, dass die Auseinanderset-zung mit der nationalsozialisti-schen Epoche hochaktuell undunverzichtbar sei. An der Ludwig-Maximilians-Universität Münchengibt es bereits zahlreiche wissen-schaftliche Beiträge zu unter-schiedlichen Facetten der Hoch-schulgeschichte während des sogenannten Dritten Reichs. Dochbislang fehlt eine Bündelung dieserEinzelarbeiten und vor allem einesystematische Aufarbeitung nachaktuellem Stand der Forschung.„Wir wollen dies jetzt in Angriffnehmen, um die Gefährdung derWissenschaft durch die Ver-strickung in eine verbrecherischeIdeologie aufzuzeigen und dasBewusstsein der nachwachsendenGenerationen für die vielen kleinenSchritte zu schärfen, die damals inden Abgrund geführt haben“,erklärte Heldrich vor Journalisten.

Vom Universitätsarchiv der LMUwird derzeit eine eigene Internet-plattform zur LMU-Geschichte inder NS-Zeit vorbereitet. Im Internetwird eine Bibliographie, unter ande-rem mit den bereits vorliegendeneinschlägigen LMU-Forschungsar-

beiten aus unterschiedlichen Berei-chen wie Jura, Theologie, Kunstge-schichte oder Medizin, abrufbarsein. Eine Auswahl dieser Arbeitenwurde bereits Anfang Juni im Rah-men einer Präsentationsveranstal-tung vorgestellt. Daneben gibt esweitere von der Hochschulleitungangestoßene Projekte wie die Editi-on eines Akten- und Dokumenten-bandes oder die Publikation undAusstellung des Universitätsarchivszur Aberkennung akademischerGrade in der NS-Zeit. Allein in Mün-chen wurden mehr als 150 Doktor-titel aberkannt. „Die meistenBetroffenen waren ab 1933 in dieEmigration gegangen, weil sie alspolitische Gegner oder als Juden derVerfolgung des Regimes ausgesetztwaren“, so Stefanie Harrecker vomUniversitätsarchiv.

DREI LEITMOTIVE ZUR FORSCHUNGKoordiniert werden alle Initiativendes Forschungsprojekts vom Vor-stand des Universitätsarchivs, Pro-fessor Hans-Michael Körner; insti-tutionell ist das Unternehmen beimUniarchiv angesiedelt. Körner ist esein besonderes Anliegen, die For-schungsarbeit auch in der Öffent-lichkeit zu diskutieren: „Der univer-sitätsgeschichtliche Arbeitskreisbeim Uniarchiv wird kontinuierlichPressegespräche zum Fortschrittder Projekte anbieten“, so derExperte für Bayerische Geschichte.

Für Professor Günter Hockerts,Lehrstuhlinhaber für Neuere

Geschichte und Zeitgeschichte amHistorischen Seminar der LMU, istder Zeitpunkt für ein solches Pro-jekt aus wissenschaftlicher Sichtgünstig: In den vergangen zehn bis15 Jahren hätten sich die Vorstel-lungen über das Verhältnis vonNationalsozialismus und Wissen-schaft deutlich verändert. „Die Uni-versitätsgeschichte ist keine Mar-ginalie mehr, sie kann vielmehr spe-zifische Auskünfte über Grundfra-gen und Kernbereiche der NS-Geschichte geben.“ PrivatdozentinKraus will in ihrem Forschungsvor-haben anhand der drei Leitmotiveverschiedene Ebenen bearbeiten: Esgeht ihr erstens um die Verknüp-fungen zwischen NS-Ideologie undeinzelnen Personen; zweitens umden Einfluss des Nationalsozialis-mus auf einzelne Institutionen bzw.Fächer sowie – drittens – um die

Standortfrage: „Es muss diskutiertwerden, welche Rolle die LMU alszweitgrößte Universität im Deut-schen Reich in München, der,Hauptstadt der Bewegung’, spielteund ob ihr von Seiten der NS-Machthaber eine Sonderstellungzugedacht worden war“, sagt dieWissenschaftlerin. Den neuen For-schungsauftrag betrachtet die LMUdaher auch als einen möglichenBaustein für das von der Landes-hauptstadt geplante Dokumentati-onszentrum über die „Hauptstadtder Bewegung“. Zu diesem Themaist bisher nur wenig bekannt. Alsgesichert gilt beispielsweise, dassder „Stellvertreter des Führers“ undder „Reichsärzteführer“ bei Beru-fungen an der LMU mitwirkten.

Unter dem Stichwort Rassismusan der LMU verweist Hockerts auchauf die Medizin: Hier wurde bei-

1 Festumzug zur Grundsteinlegung des Hauses des Deutschen Rechts

am 24.10.1936 auf der Ludwigstraße, im Hintergrund das Siegestor.

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1 Die Ludwig-Maximilians-Universität 1931, zwei Jahre vor der Macht-

ergreifung der Nationalsozialisten.

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1 So wie hier Wolfgang Hallgarten wurde während der NS-Zeit mehr als

150 Personen an der Universität München der Doktortitel aberkannt.

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spielsweise bereits 1927 diedeutschlandweit erste Professur für„Rassenhygiene“ geschaffen. In derSprachwissenschaft widmete mandas Indologie-Institut schon vor1933 in eine Abteilung für arischeKulturwissenschaft um. Und 1943wurde unter großem Pomp anläss-lich der 470-Jahrfeier der Univer-sität München in der großen Auladie Ehrendoktorwürde an SvenHedin verliehen und gleichzeitig

das nach ihm benannte Reichsin-stitut für Innerasienforschungeröffnet. Ein Institut, das de facto,so der Historiker und Projektmitar-beiter Peter Mierau, sowohl perso-nell als auch inhaltlich identischgewesen sei mit der von dem Zoo-logen Ernst Schäfer geleitetenMünchner SS-Einrichtung „For-schungsabteilung für Innerasien-forschung im Ahnenerbe“. Diesewiederum habe dem Reichsführerder SS, Heinrich Himmler, unter-standen und ideologisch ausge-richtete Rassenkunde betrieben.

Allerdings stellte Hockerts beider Präsentation im Juni auch fest,dass die rassenhygienischen Akti-vitäten der LMU nach 1933 offen-bar nicht stärker entwickelt gewe-sen seien als an anderen Universitä-ten. Und dies, obwohl München seitder Jahrhundertwende ein Zentrumbiologistischen Denkens gewesensei und die Universität sich diesemIdeengut früher und weiter alsandere Hochschulen geöffnet habe.„Warum die rassistische Vorprägungnicht zu einer akademischen Radi-kalisierung geführt hat, wäre fürmich ein interessanter Forschungs-aspekt“, so der Zeithistoriker.

Privatdozentin Kraus möchte ihrAugenmerk auch auf den Komplexdes „stillen“ Widerstands richten.Ein LMU-Wissenschaftler, der es

beispielsweise verstand, trotz seinerGegnerschaft gegenüber dem NS-Regime seinen Forschungsbetriebaufrecht zu erhalten, war der Che-miker Heinrich Wieland. Der Nobel-preisträger hatte als Laborleiter undaufgrund seiner Bedeutung für diekriegswichtige chemische Industrieeinen beträchtlichen Handlungs-spielraum. Es gelang ihm, zahlrei-che Stellen mit „Halbjuden“ zubesetzen und selbst eine Arbeit über„Die Farbpigmente an Schmetter-lingsflügeln“ als „kriegswichtig“einstufen zu lassen.

VERBRANNTE LITERATUR Für viele Studenten der LMU beganndie „neue Zeit“ unter den National-sozialisten mit dem Sommerseme-ster 1933. Am 10. Mai wurde dasneue Studentenrecht mit einerKundgebung im Lichthof gefeiert.Anschließend zogen die angehen-den Akademiker zur reichsweitorganisierten Bücherverbrennungauf den Königsplatz. Mit Unterstüt-zung von Studentenschaft undHochschulprofessoren strichen dieNationalsozialisten damit eineganze Generation von Schriftstel-lern aus dem Bewusstsein derBevölkerung. Für die LMU, auch vordem Hintergrund des aktuellen For-schungsvorhabens, war dies Anlassgenug, in diesem Jahr erstmals andie Zerstörung der Bücher zu erin-nern: Am 10. Mai eröffneten RektorHeldrich und Bundesjustizministe-rin Hertha Däubler-Gmelin im Licht-hof der Universität eine Ausstellungmit einer kleinen Auswahl erhalte-ner Erstausgaben der „verbranntenBücher“ aus der privaten SammlungSalzmann. Der Kaufmann Georg P.Salzmann, heute 73 Jahre alt, hatZeit seines Lebens Erstausgaben dervon den Nationalsozialisten ver-brannten und zensierten Literaturgesammelt – ein Zeichen gegen dasVergessen (siehe Interview).

Zu den bemerkenswertenDetails der LMU-Geschichte in derNS-Zeit gehören auch die Aus-landsbeziehungen der Universität.Seit der Jahrhundertwende zähltedie LMU zu den von ausländischenStudierenden am stärksten fre-quentierten deutschen Hochschu-len. Ein besonders großes Kontin-gent wurde hier von Nord-amerikanern gestellt. Der Leiter desLMU-Universitätsarchivs Dr. Wolf-

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1 Walther Wüst, ab 1935 Dekan

der Philosophischen Fakultät und

von 1941 bis 1945 Rektor der LMU

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1 Drei Angehörige der SA stehen Spalier bei einer Feierstunde in der

Großen Aula der Universität München.

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7 Für viele Studenten der LMU

begann die „neue Zeit“ am

10. Mai 1933 mit der Einführung

des neuen Studentenrechts.

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gang J. Smolka wies im März aufeiner Tagung der Universitätsarchi-vare in Heidelberg insbesondere aufdas so genannte „Junior Year“ hin,das 1931 vom US-Amerikanischen„Institute of International Educati-on“ in New York in Absprache mitdem Deutschen Akademischen Aus-tauschdienst an der LMU etabliertwurde. Zweck der Einrichtung wares, ausgesuchte US-Studenten fürein Studienjahr nach Deutschlandzu schicken. Eine Erfolgsgeschichte:Das ,Junior Year’ in München, inDeutschland einzigartig und sonstnur in Basel und Paris vertreten,erfreute sich schnell großer Beliebt-heit. Auch die Machtergreifung derNationalsozialisten konnte diesesRad nicht zurückdrehen. Erst 1939wurde die Einrichtung nach Zürichverlegt, wo sie den Krieg überstand,um in den 50er Jahren nach Mün-chen zurückzukehren.

MITLÄUFER UND WIDERSTANDFür den am 1. Oktober aus dem Amtscheidenden LMU-Rektor Heldrichist das neue Forschungsprojekt einweiterer wichtiger Beitrag zurSchärfung des geistigen Profils derUniversität. „Ich habe mich stetsbemüht, in der LMU ein selbstkriti-sches Geschichtsbewusstsein wachzu halten.“ Auch die Errichtung der„Denkstätte Weiße Rose“ 1997 zumGedenken an den Widerstand derMünchner Studentengruppe umProfessor Kurt Huber geht maßgeb-lich auf die Initiative des scheiden-den Rektors zurück. Nun sollen diedunklen Kapitel der LMU-Vergan-genheit umfassend ausgeleuchtetwerden. Heldrich: „Die Zeit ist reiffür dieses große Forschungs-projekt.” ■ oh

Als die Nationalsozialisten imMai 1933 die Bücher vieler deut-scher Autoren in die Flammenwarfen, war Georg P. Salzmannvier Jahre alt. 40 Jahre späterbegann der gebürtige Thüringerdie Erstausgaben diesergeschmähten Literatur von BertBrecht bis Stefan Zweig zu sam-meln. Heute umfasst das Archivdes gelernten Kaufmanns über10.000 Bände von mehr als 100„verbrannten“ Autoren. MUMsprach mit Georg P. Salzmannüber das Bewahren und Weiter-geben eines fast schon vergesse-nen literarischen Erbes.

MUM: Was war für Sie der Auslö-ser, sich mit den verbranntenBüchern zu beschäftigen? Salzmann: Mein Vater war über-zeugter Nationalsozialist. Als dieAmerikaner 1945 in Thüringen ein-marschierten, erschoss er sich. DieWelt brach damals buchstäblich fürmich zusammen, also musste ichsie mir neu ordnen – auch mit Lite-ratur. Der eigentliche Auslöser kamaber erst 1976. Ich lebte damalsaus beruflichen Gründen in Bre-men, meine Familie in München. Sohatte ich viel freie Zeit und gelangtdurch Zufall in einen Kreis biblio-philer Menschen. Dort war esüblich, dass jede Woche ein Mit-glied einen Vortrag hielt. Ich wur-de aufgefordert, ein Referat überErnst Weiß, einen Vertreter desdeutschen literarischen Expressio-nismus, zu halten. So musste ichalso die Literatur von Weiß aufstö-bern – und wurde fündig in Tröd-lerläden und bei Haushaltsauflö-sungen. Die Bücher kosteten zumTeil nur 50 Pfennige pro Band.Heute sind sie rund 250 Euro Wert.Das war der Anfang.MUM: Wie entstand dann derWunsch, das Gesammelte auch zuzeigen?

Salzmann: 1980 bin ich nachMünchen zurückgekehrt und habe1983 – zum 50. Jahrestag derBücherverbrennung – in der Stadt-bibliothek am Münchner Harraseine Ausstellung gemacht. Es warmeine erste Ausstellung und viel-leicht auch meine schönste. Aberkein Mensch hat sich damals fürdie Bücherverbrennung interes-siert. Nicht einmal die Zeitungenhaben darüber berichtet. Das hatmich so geärgert, dass ichbeschloss, selbst das Erbe weiter-zugeben. MUM: Sammeln Sie auch Bücher,die Sie literarisch weniger mögen? Salzmann: Ich habe immer syste-matisch gesammelt. Dann kamenallerdings auch Bücher von Auto-ren hinzu, die ich zunächst garnicht kannte: Oskar Maria Grafetwa habe ich zunächst gar nichtverstanden, weil seine erstenBücher in altbayerischer Mundartgeschrieben waren. Auch zu RobertMusil habe ich ein gebrochenesVerhältnis. Ich weiß, dass dieseLiteratur gut ist, aber anfangs warsie mir zu hoch. MUM: Also kein Anspruch aufVollständigkeit?Salzmann: Sie können gar nichtalle Autoren, die zensiert oder ver-brannt wurden, sammeln – da ver-zetteln Sie sich. Dann hat manBruchstücke von jedem und nichtsGeschlossenes. Ich habe versucht,die Autoren zu sammeln, bei denenich die Chance hatte, sie geschlos-sen als Erstausgabe zu sammeln. MUM: Warum die Erstausgaben? Salzmann: Ein Buch aus der Zeithat zum einen einfach eine andereAura, es sieht anders aus, es riechtanders, und eine Erstausgabe istnatürlich auch mehr wert als einTaschenbuch. Zum anderen hat einGroßteil der Autoren nach demKrieg die Rechte an ihrem Werk anden Aufbau Verlag in Ost-Berlin

abgegeben. Dieser hat die Werke,die vor 1933 erschienen sind, dannüberarbeitet. Ganze Passagen wur-den da zum Teil gestrichen. MUM: Wird die Literatur, die Siesammeln, noch in der Schulegelehrt?Salzmann: Viele der Oberstufen-schüler, die zu mir kommen, habenvon den Autoren, die hier versam-melt sind, noch nie etwas gehört.Wenn diese Literatur in der Schulevermittelt wird, ist es nur der Initia-tive einzelner Lehrer zu verdanken.Allerdings bin ich stes begeistert,wie die jungen Leute sich für dasThema interessieren, wenn man siedamit konfrontiert. Dabei habe ichnatürlich einen großen Vorteil: Ichbin Zeitzeuge und glaubhaft, alleinschon durch mein Alter. MUM: Wie sehen Sie die ZukunftIhrer Sammlung?Salzmann: Ich würde die Büchergerne als Präsenzbibliothek kom-plett der Öffentlichkeit zugänglichmachen. Die Leute sollen erfahren,was da verbrannt wurde. In denmeisten Publikationen zur Bücher-verbrennnung sind zwar die Schei-terhaufen abgebildet und auch dieAutoren werden besprochen. Aberdass dies Bücher sind, die bei unse-ren Großeltern im Bücherschrankstanden, ganz normale Belletristik,das ist nirgendwo gezeigt. ■

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VERBOTEN UND VERBRANNTEIN GESPRÄCH MIT DEM LEITER DESARCHIVS „10. MAI 1933 – DEUTSCHELITERATUR AUF DEM SCHEITERHAUFEN“,GEORG P. SALZMANN

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71 Über 10.000 Erstausgaben

umfasst die Sammlung Salzmann.

1 Die NS-Bücherverbrennung auf

einem Holzschnitt von Heinz Kiwitz.

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Die Fakultät für Psychologie undPädagogik der LMU hat dem Lite-raturkritiker Marcel Reich-Ranicki am 10. Juli die Würdeeines doctor philosophiae hono-ris causa verliehen. Die Ehrungerfolgte mit der Zustimmung vonsechs Fakultäten. Eine solch brei-te Unterstützung innerhalb derUniversität sei bei einer Ehren-promotion bislang ohne Beispiel,so Rektor Andreas Heldrich. ZurBegründung wird in der Laudatioder Fakultät 11 unter anderem diesozialpsychologische Auseinan-dersetzung Reich-Ranickis mitdem Nationalsozialismus in sei-ner Autobiographie „Mein Leben“hervorgehoben. Das MünchnerUni.Magazin dokumentiert hierden Text in Auszügen.

Der Lebenslauf von Marcel Reich-Ranicki steht gleichermaßen vor-bildhaft und exemplarisch für diedunkelste Phase der deutschenGeschichte und für einen versöhn-lichen Umgang mit dieser. Er stehtgeradezu im Sinne eines Modellsdafür, dass ein schweres Traumanicht zu Verbitterung oder gar zuHass führen muss, sondern dasssich Wege der Verständigung undVersöhnung mit anderen und sichselbst finden lassen. Seine Autobio-

graphie, die eine wichtige(sozial)psychologische Informati-onsquelle darstellt, ist ein Muster-beispiel für das Vollenden einerIdentitätsfindung, die durch unvor-stellbar grausame und unmenschli-che äußere Einwirkungen eigentlichvon Beginn an hätte zum Scheiternverurteilt sein können. MarcelReich-Ranicki selbst sah sich Zeitseines Lebens als Isolierter, Verfolg-ter, Ausgeschlossener, Außenseiter,Heimatloser und dennoch hat er esgeschafft, in einem Land, das ihmden größten Schmerz zugefügt hat,seine Identität aufzubauen und sei-ne Ziele zu verwirklichen. Er selbstbezeichnet die deutsche Literaturals seine eigentliche „Heimat“.

PSYCHOLOGISCHE INTEGRATIONHerr Reich-Ranicki hat somit einenentscheidenden Beitrag zur Aufar-beitung der deutschen Geschichte,insbesondere des Holocaust, gelei-stet und vor allem durch seineAutobiographie diese Problematikgerade den nichtjüdischen Deut-schen nahe bringen können. (...) Die Integrationsleistung ist dabei inerster Linie eine psychologische.Durch sein Leben – und vor allemdurch die Art, wie er seine Vergan-genheit in seiner Biographie aufar-beitet (ohne erhobenen Zeigefinger,

ohne anklagende Worte, sondernsachlich und nüchtern, was dieBetroffenheit noch verstärkt) – zeigtMarcel Reich-Ranicki, wie eineSchicksalsbewältigung vorbildlichvollzogen werden kann. Hervorge-hoben werden muss auch seinEngagement für die deutsche Lite-ratur trotz seiner Erfahrungen imdritten Reich, hervorgehoben wer-den müssen seine Verdienste um diedeutsch-jüdisch-polnische Aussöh-nung. (...)

Marcel Reich-Ranicki wurdebereits oftmals für seine Verdiensteum die Literatur geehrt, nichtjedoch für seinen Lebensweg undseine Lebensleistung und genaudiese könnten weder die Ger-manisten noch eine andere Fakultätbesser auszeichnen als die unsere.Es wird die Lebensleistung geehrt,also die Persönlichkeit in ihrerGanzheit, eine herausragende Per-sönlichkeit, die immer klar Positionbezieht. Gerade die Fakultät für Psy-chologie und Pädagogik hat mitPersönlichkeitsentwicklung, Sozia-lisation, mit Bildungs- und Erzie-hungsprozessen zu tun. AlleStudiengänge unserer Fakultät ste-hen letztlich im Dienst der Bot-schaft, Menschen zu einer ethischbegründeten Lebenskompetenz zubefähigen. ■

LOB DES KRITIKERSEHRENPROMOTION FÜRMARCEL REICH-RANICKI

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Marcel Reich-Ranicki, 1920 inWloclawek an der Weichsel gebo-ren, ist in Berlin aufgewachsen.Von 1960 bis 1973 war er ständi-ger Literaturkritiker der Wochen-zeitung DIE ZEIT, von 1973 bis1988 leitete er die Redaktion fürLiteratur und literarisches Lebender FAZ. Gastprofessuren undVortragsreihen führten Reich-Ranicki nach Europa und in dieUSA. Von 1971 bis 1975 war erGastprofessor für Neue DeutscheLiteratur an den Universitätenvon Stockholm und Uppsala, seit1974 ist er Honorarprofessor ander Universität Tübingen, in denJahren 1991/1992 bekleidete erdie Heinrich-Heine-Gastprofes-sur an der Universität Düsseldorf.Reich-Ranicki ist Autor zahlrei-cher Bücher und Schriften. Ererhielt eine Reihe von Auszeich-nungen, u.a. den Ricarda-Huch-Preis (1981), den Thomas-Mann-Preis (1987), den BayerischenFernsehpreis (1991), den Ludwig-Börne-Preis (1995), den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt (2002)und Doktorwürden der Univer-sitäten Uppsala, Augsburg, Bam-berg, Düsseldorf und Utrecht.

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Lethargie, Mangel an Leiden-schaft, Schlafwagenmentalität –zumindest in ihrer Kritik, insbe-sondere an den Deutschen undihrer lustlosen Haltung gegen-über der Europäischen Einigung,waren sich die Referenten allerLänder bei dieser Tagung einig.Unter dem Motto „Fazit: Europa– der imperfekte Souverän“ hat-ten die Frankfurter AllgemeineZeitung (FAZ) gemeinsam mitDeutschlandRadio Berlin unddem Centrum für angewandtePolitikforschung (C.A.P.) an derLMU München kürzlich nachBerlin eingeladen. Seit 1996konzipiert das C.A.P. unter derLeitung von Professor WernerWeidenfeld in Berlin die Veran-staltungsreihe „Fazit“ in Koope-ration mit den beiden Medien-häusern. Dabei werden stetseuropäische und globale Themenmit nationalen und internationa-len Gästen diskutiert.

Diesmal ging es bei den zweitägi-gen Beratungen um die künftigeVerfassung und Handlungsfähig-keit Europas sowie die Solidaritätinnerhalb der Gemeinschaft nachder bevorstehenden Erweiterung.Regierungsmitglieder, führendePolitiker und Gäste aus Spanien,

Italien, Deutschland, Polen und derTschechischen Republik sowie ausSchweden, Großbritannien, Öster-reich und den USA nahmen an denDiskussionsrunden im Verlagsge-bäude der FAZ teil.

KOSTSPIELIGE ERWEITERUNG „Jetzt ist eine neue Souveränitäts-konzeption gefragt“, erklärte Bun-desaußenminister Joschka Fischerund forderte mit Nachdruck eineReform der Institutionen der EU.Andernfalls führe der Beitritt derosteuropäischen Länder zur völli-gen Handlungsunfähigkeit. „DieWelt wartet nicht auf Europa“,warnte Fischer. Sein spanischerAmtskollege Josep Piqué machtesich ebenfalls für eine Verfassungs-reform der EU stark und betontezugleich die Vorteile einer Erweite-rung auf demnächst 20 Mitglied-staaten. Er bezeichnete es aller-dings als „unrealistisch“, zu verlan-gen, dass die Erweiterung nichtauch mit Kosten für den ein oderanderen EU-Partner verbundensein werde.

Die Frage nach der ZukunftEuropas als politische, wirtschaftli-che und militärische Größe stand indiesem Jahr auch im Mittelpunktdes 530. Stiftungsfestes der Univer-sität München. Professor Weiden-

feld hielt den Festvortrag zum The-ma „Europa im Umbruch“.

Für CAP-Geschäftsführer Jür-gen Turek rangieren die Fazit-Tagungen weit vorn bei den Akti-vitäten des Forschungs-Centrums.„Das ist gewissermaßen die S-Klas-se unter unseren Konferenzen“,sagt Turek, die nur noch durch dasInternationale Bertelsmannforumübertroffen werde, das aber nuralle zwei bis drei Jahre stattfindet.Zu den großen Veranstaltungen derMünchner Politikexperten gehörenschließlich auch die „KronbergerGespräche“, bei denen es ProfessorWeidenfeld zuletzt im Januar die-ses Jahres gelang, hochrangigeVertreter der Konfliktparteien desNahen Ostens an einen Tisch zubringen. Für Turek ist die Konferenzim hessischen Kronberg „das einzi-ge noch funktionierende Forum inEuropa zur Zukunft des NahenOstens“. Das C.A.P. sehe seine Auf-gabe nicht nur in der Beschreibungund Analyse von Politik. „Wir ent-wickeln auch Strategien“, erklärtder C.A.P.-Geschäftsführer.

STREIT AM GSI Angesichts der Ausstrahlung desC.A.P. nimmt LMU-Rektor AndreasHeldrich die jüngsten Ankündigun-gen Weidenfelds sehr ernst, mit

„seinem“ Centrum München zuverlassen. Hintergrund ist der Streitum die Berufung des Passauer Par-teienexperten Professor HeinrichOberreuter aufgrund eines Sonder-votums. Dieser Vorgang sorgt seitWochen für Unruhe am Geschwis-ter-Scholl-Institut der LMU. Wei-denfeld hat bereits öffentlich Kritikan der Berufung des umstrittenenKollegen geäußert und gedroht,möglicherweise sein Centrum aneinen anderen Standort zu verla-gern. „In jedem Fall darf der Streitnicht zu Lasten unserer Studieren-den gehen,“ sagt Rektor Heldrich.Die angehenden Politikwissen-schaftler beklagen, dass der Kon-flikt um Oberreuter die Besetzungdreier weiterer vakanter Lehrstühleblockiere. Heldrich will sich dafüreinsetzen, diese Berufungsverfah-ren vom Streit um die Oberreuter-Frage abzukoppeln. ■ gl

VON EUROPA BIS NAHOSTDAS CENTRUM FÜR ANGEWANDTEPOLITIKFORSCHUNG BRINGT KONFLIKTPARTEIEN AN EINEN TISCH

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1 “Europa - der imperfekte

Souverän” lautete das Thema der

“Fazit”-Tagung in Berlin,

konzipiert vom Centrum für ange-

wandte Politikforschung (C.A.P.)

Mit dabei: Bundesaußenminister

Joschka Fischer (oben) und C.A.P.-

Chef Prof. Werner Weidenfeld

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PREISWÜRDIGE TRANSPLANTATIONSFORSCHUNG GEORG HEBERER AWARD DER LMUGEHT AN KIELER MEDIZINER

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Für seine Bahn brechende Arbeitzur Immuntoleranz in Ratten hatProfessor Fred Fändrich von derKlinik für Allgemeine Chirurgieund Thoraxchirurgie des Univer-sitätsklinikums Kiel den GeorgHeberer Award erhalten. DieLMU verlieh den von der US-amerikanischen Chiles Foundati-on (CF) gestifteten Preis in Höhevon 25.000 US-Dollar Ende Junianlässlich des 530. Stiftungsfes-tes der Universität.

Die Operationsverfahren bei Or-gantransplantationen sind heutzu-tage nahezu perfektioniert. Ent-scheidend für den Erfolg ist dieimmunologische Reaktion desEmpfängers auf das transplantierteOrgan eines genetisch fremdenSpenders. Um eine Organtrans-plantation auf Dauer zum Erfolg zumachen, müssen lebenslang hochdosiert nebenwirkungsreiche Medi-kamente verabreicht oder eineBestrahlung zur Vorbehandlungdes Empfängers durchgeführt wer-den, damit der Empfängerorganis-mus das fremde Organ toleriert. Obein „Eindringling“ akzeptiert oderbekämpft wird, hängt vonbestimmten Zellen des Immunsys-tems ab. Das klassische Reaktions-schema wird beispielsweise

während einer Schwangerschaftaußer Kraft gesetzt, denn der gene-tisch fremde kindliche Organismusmüsste im Körper der Muttereigentlich eine Abstoßungsreaktionhervorrufen. Die Arbeitsgruppe vonProfessor Fred Fändrich konnteembryonale Stammzelllinien gene-tisch unterschiedlicher Ratten her-stellen und durch deren Applikati-on eine Immuntoleranz in Rattenmit sich unterscheidender Erbin-formation erzeugen. Bei den aufdiese Weise vorbehandelten Rattenzeigte sich eine signifikant längereOrganüberlebenszeit nach Herz-transplantation. Die Weiterführungdieser Erkenntnisse könnte neueWege eröffnen, transplantierteOrgane im Körper des Empfängersvor Abstoßung zu schützen. Auchbei der Behandlung von Erkrankun-gen wie Morbus Parkinson oderDiabetes könnten vollkommenneuartige Methoden entwickeltwerden.

Die Auszeichnung mit demGeorg Heberer Award soll ProfessorFred Fändrich in der Fortführungseiner wissenschaftlichen Arbeit aneiner deutschen Universität undForschungseinrichtung im Rahmenseiner internationalen Kooperatio-nen unterstützen. Der 42-jährigeFändrich absolvierte sein Studium

der Humanmedizin in Mainz undbegann seine klinische Karrierezunächst an der Uniklinik in Aachen,bevor er 1991 an das Universitätskli-nikum Kiel wechselte. Fändrichswissenschaftlicher Schwerpunktliegt auf dem Gebiet der Stammzell-forschung zur Behandlung bei Or-gantransplantationen und degene-rativen Erkrankungen.

ANERKENNUNG FÜR FORSCHER-ENGAGEMENTDer in diesem Jahr zum dritten Malverliehene Georg Heberer Award istnach dem international anerkann-ten Münchner Chirurgen und Wis-senschaftler Georg Hebererbenannt. Die jährliche Verleihungdes Preises durch die LMU soll dieinternationale wissenschaftlicheAuseinandersetzung mit aktuellenThemen auf dem Gebiet der Chirur-gie fördern und ist eine Anerken-nung für das Engagement deut-scher Forschungseinrichtungenund -fördereinrichtungen im Aus-land. Gestiftet wird der Preis vonder seit 50 Jahren bestehendenChiles Foundation, die medizini-sche Forschung vor allem auf demGebiet der Krebsforschung unter-stützt. Die Stiftung unterhält großeInstitute an der Boston Universityund der Stanford University sowie

das Krebsforschungszentrum „EarleA. Chiles Research Institute“ an derOregon University. Seit 1986 wird ein intensiver wis-senschaftlicher Austausch zwi-schen der Chirurgischen Klinik desKlinikums Grosshadern der LMUunter der Leitung von Prof. Frie-drich Wilhelm Schildberg und derHarvard Medical School sowie derOregon Health & Science Universi-ty gepflegt. Begabte deutscheNachwuchswissenschaftlerinnenund -wissenschaftler sollen mit derVerleihung des großzügig dotiertenGeorg Heberer Awards unterstütztund ermuntert werden, ihre wis-senschaftlichen Projekte im Rah-men internationaler Kooperationenan ihren Heimathochschulen wei-terzuführen. ■ Michaela Kaps

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1 Prof. Dr. med. Fred Fändrich

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Hoffen auf die neue Neutronen-quelle – und kein Ende abzusehen.Während die politische Entschei-dung über den Betrieb des FRM II-Reaktors ein ums andere Mal vonden zuständigen Bundesministeri-en vertagt wird, geht immer mehrbetroffenen Wissenschaftlern dieLuft und auch die Lust aus. Vor al-lem der Nachwuchs läuft denMünchener Forschern davon, aberauch ausgebildete Wissenschaft-ler wandern ab.

„Das kann man fast nur noch alspolitisch motivierte Schikanen auf-fassen“, kritisiert Professor Fritz Frey,Kristallograph am Department fürGeo- und Umweltwissenschaftender LMU München das Gerangel umdie Inbetriebnahme der neuen For-

schungs-Neutronenquelle. Frey hatsich für zwei Projekte, sein Kollegeaus der Physik, Professor DietrichHabs, für ein Forschungsvorhabendie Nutzung des neuen Reaktorsvertraglich gesichert. Wann jedochder Startschuss für den FRM II-Be-trieb fällt, ist weiterhin unklar. Diedritte Teilerrichtungsgenehmigungsteht noch immer aus.

ZU GAST IN GARCHINGFrey ist Leiter einer Arbeitsgruppe,die am alten FRM I als „Dauergast“der TUM zwei Instrumente erfolg-reich betrieben hat. Gegenwärtigsind Wissenschaftler aus dem De-partment für Geo- und Umweltwis-senschaften der LMU München amAufbau zweier neuartiger Instru-mente zur Erforschung der Strukturkristallisierter Materie beteiligt. Freyist auch – zusammen mit Kollegender TU München – Projektleiter beimAufbau eines Neutronendiffrakto-meters, das in dieser Form weltweiteinzigartig ist. Die Forscher fürch-ten nun, dass das Bundesumwelt-ministerium die Genehmigung nurfür einen Probebetrieb des FRMIIerteilen wird. „Das bedeutet im Klar-text, dass die Neutronenstrahlungden eigentlichen Nutzern nicht vor2003 zur Verfügung stehen dürfte“,so Frey. „Besonders schmerzlich ist

aber schon jetzt die immer größerwerdende zeitliche Lücke zwischendem Abschalten der alten Neutro-nenquelle und einer ja noch nichtgesicherten Inbetriebnahme desFRM II. Für unerwartet lange Zeitentfällt damit die Möglichkeit, Stu-denten auszubilden. Die Konse-quenz ist ein Ausbluten an Nach-wuchs – in einem Forschungssektor,in dem Deutschland bislang immermit führend war“, beklagt der Wis-senschaftler. Die Neutronenquellevor den Toren Münchens war bisherein deutlicher Standortvorteil beider Ausbildung von Studenten. Die-se kann jetzt ebenso wenig wie dielaufende Forschungsarbeit durch„Gastmessungen“ an weiter ent-fernten Einrichtungen aufrechter-halten werden.

DEN QUASIKRISTALLEN AUF DER SPURMit Hilfe der Neutronenquelle wol-len die im Bereich sowohl der Struk-tur- wie auch der Materialfor-schung tätigen LMU-Wissenschaft-ler den Aufbau und die Eigenschaf-ten von Kristallen untersuchen, diedie Grundlage bilden für den Auf-bau der Materialien. Dazu gehörenvor allem in der Natur vorkommen-de „Geomaterialien“, biogene kri-stalline Geomaterialien sowie die

erst vor wenigen Jahren entdecktenQuasikristalle. Die Quasikristalle sindeine besonders für die Materialwis-senschaft interessante Gruppe ex-trem harter Legierungen, die bei-spielsweise für den Flugzeugbauverwendet werden. Grundlagenfor-scher wie Professor Frey interessie-ren sich dabei vor allem für die Fehl-ordnungen in derartigen Quasikris-tallen. Die gegenwärtig eingesetz-ten Röntgenmethoden liefertenzwar wertvolle Daten für die Struk-turforschung, so Frey, doch diekomplementäre Neutronenstreu-methode sei unersetzlich.

Gegenwärtig kann man imRahmen des von der Bundesfor-schungsministerin Edelgard Bul-mahn ausgerufenen Jahres derGeowissenschaften deutschland-weit einschlägige Veranstaltungenbesuchen. „Beim Jahr der Geowis-senschaften geht es auch genau umdie Forschung, die hier in Münchenan den Neutronen-Instrumentendurchgeführt werden soll“, sagtFrey. Doch Bulmahns Kabinettskol-lege Trittin spiele offenbar nicht mit.

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WEITER WARTEN AUF FRM II DIE KRISTALLOGRAPHIEBANGT UM NACHWUCHS

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1 Für ihre Forschung (hier ein de-

kagonaler Quasi-Einkristall) benö-

tigen die LMU-Kristallographen den

FRM II-Reaktor (kl. Foto).

1 Kristallograph an der LMU:

Professor Fritz Frey

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„Diese Menschen tun mir schonsehr Leid, aber ich fühle mich ir-gendwie unwohl, wenn sie dasind.“ Oder: „Jetzt sind sie viel-leicht ganz normal, aber man weißja nie, wann die wieder ausrastenund Stimmen hören.“ Wer mit derDiagnose Schizophrenie lebenmuss, kennt solche Kommentareund Reaktionen von Freunden,Verwandten und Arbeitskollegen.Auch bleibt es in den meisten Fäl-len nicht bei bloßen Randbemer-kungen. Die Krankheit hat für dieBetroffenen oft schwere sozialeund finanzielle Konsequenzen,denn mit der Diagnose Schizo-phrenie ist ein regelrechtes Stig-ma verbunden. Viele Patienten ver-lieren ihren Arbeitsplatz und ver-einsamen mit der Zeit. „Die Pati-enten werden wegen ihrer Krank-heit diskriminiert und ausge-grenzt“, erklärt Petra Decker vonder Anti-Stigma-Aktion München(ASAM) der Psychiatrischen Kli-nik der LMU.

Arbeitslosigkeit und Einsamkeit –dass diese Folgen für die Erkranktendie Regel und keine Ausnahme sind,zeigt eine Bevölkerungsumfragevon ASAM in München: Danach hal-ten 83,9 Prozent junger Männer undFrauen weniger von Menschen, die

einmal stationär psychiatrisch be-handelt wurden und 63,9 Prozenthaben etwas dagegen, einen ehema-ligen Patienten zum Freund zu haben.Dabei ist eine schizophrene Erkran-kung nicht so selten, wie viele ver-muten: In Deutschland erkrankenrund 800.000 Personen mindestenseinmal in ihrem Leben an einer Schi-zophrenie, die meisten zwischen dem18. und 24. Lebensjahr. In Münchensind 13.000 Menschen betroffen.

EINE KRANKHEIT WIE DIABETES Dabei ist die Krankheit durchauskontrollierbar und „gut behandel-bar“, so Professor Hans Jürgen Möl-ler, Direktor der Psychiatrischen Kli-nik der LMU. Auch das Vorurteil, dasBetroffene gewalttätig seien undnicht arbeiten könnten, trifft nichtzu: „Schizophrenie ist eine Krankheitwie Diabetes“, erklärt er, „und wer

regelmäßig Medikamente nimmt,verhält sich normal und kann arbei-ten.“ Professor Möller hat vor guteinem Jahr die Anti-Stigma-AktionMünchen (ASAM) mit angestoßen.Mit ihrem Programm will ASAM Bür-ger aufklären, Vorurteile abbauen und„damit das Verhalten und die Einstel-lung der Menschen verändern, umeine Verbesserung der Akzeptanz desEinzelnen zu erreichen“, erklärt diePsychologin Petra Decker von ASAM.

Die Anti-Stigma-Aktion versuchtauf verschiedenen Feldern, zum Bei-spiel mit Vorträgen, Podiumsdiskus-sionen und einem Schülerwettbe-werb zusammen mit Redakteurenvon Schülerzeitungen, gegen dieStigmatisierung anzugehen. Zurzeitwirbt ASAM mit ihrer Plakataktion„Künstler gegen Stigma“ in den Mün-chener U-Bahnen mit den Namenprominenter Künstler, „um damit aufdie Diskriminierung psychisch Kran-ker aufmerksam zu machen“, sagtDecker. Dabei würde noch nach einercharismatischen Persönlichkeit ge-sucht, „die sich als Zugpferd vorunsere Kampagne stellt.“ Die istnoch nicht gefunden, denn auchProminente haben Angst davor, sichals schizophren zu outen: „Auch siehaben Nachteile, wenn sie mit ihrerKrankheit an die Öffentlichkeit ge-hen“, sagt Decker.

FILME GEGEN VORURTEILE Dafür intensiviert ASAM ihre Akti-vitäten. Im Sommer wird die Plaka-taktion in der Innenstadt fortgesetzt,und vom 19. bis 21. August werdendie Filme „A beautiful mind“, „Iris“und „Ich habe Dir nie einen Rosen-garten versprochen“ während derMünchener Filmkunstwochen imNeuen Rottmann-Kino (jeweils ab20 Uhr) gezeigt. „Diese Filme befas-sen sich mit dem Thema Schizo-phrenie“, erzählt Petra Decker, „undnach der Vorführung gibt es eineDiskussion.“ Am 25. Juli bietet ASAMeinen Vortrag von Dr. Ulrike Hoff-mann-Richter zum Thema „Psy-chiatrie in der Zeitung – Urteile undVorurteile“ an. Die Veranstaltung istTeil einer Vorlesungsreihe, die stetsim Hörsaal der Psychiatrischen Kli-nik in der Nussbaumstrasse 7 statt-findet. ASAM-Höhepunkt diesesJahres wird im Dezember eine Aus-stellung mit Lithografien von Gün-ter Grass in der Psychiatrischen Kli-nik sein. ■ kg

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LOBBYARBEIT IM KINOANTI-STIGMA-AKTIONKLÄRT ÜBER SCHIZOPHRENIE AUF

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1 Im August zeigt die Anti-Stigma-

Aktion (ASAM) den Film „A beauti-

ful mind“ (Foto li.) über den schi-

zophrenen Nobelpreisträger John

Nash. Auf ASAM-Plakaten werben

Künstler für mehr Verständnis.

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WER WAGT, GEWINNTDAS GRÜNDERBÜRO DER LMU FÖRDERTUNTERNEHMERMUT

Münchener Business Plan Wett-bewerb, Hochsprung, 5-EURO-Business – wer an der Ludwig-Maximilians-Universität Rat undInformationen zur Gründung ei-nes Start-Up oder Förderangebo-te sucht, dem bieten sich ver-schiedene Möglichkeiten. Undwas auf den ersten Blick verwir-rend erscheint, entpuppt sichschnell als logisches System zurFörderung von Studierenden undwissenschaftlichen Mitarbeitern.

„Das LMU-Gründerbüro ist Dach-marke der Programme und Förde-rungen, die die Universität Mün-chen anbietet“, erklärt ChristophZinser vom Gründerbüro. Er und sei-ne zwei Kollegen verstehen sich alszentrale Anlaufstelle für alle Unter-

nehmensgründer an der LMU. AlsEinrichtung der Kontaktstelle fürTechnologietransfer (KFT), einemReferat der zentralen Universitäts-verwaltung, unterstützen sie kos-tenfrei Studierende aller Fachrich-tungen, wissenschaftliche Mitarbei-ter und Professoren bei Existenz-gründervorhaben mit Informatio-nen, Beratungen, Seminaren undKontaktvermittlungen.

BEIM GRÜNDERTAG MIT DABEI Wichtig sei dabei, so Dirk Erfurth, derdas Förderprogramm HOCHSPRUNGbetreut, dass „wir aktiv auf die Leu-te zugehen“. Deshalb sind Erfurthund seine Kollegen auch einmal proWoche in Großhadern auf demHighTechCampusLMU und waren auchbeim Bayerischen Hochschul-Grün-dertag am 11. Juni in der MünchnerResidenz mit einem eigenen Standdabei, um über alle Fördermöglich-keiten zu informieren. Diese reichenvom Projekt „5-Euro-Business“, dasStudierenden der Geistes- undSozialwissenschaften Einblicke alsUnternehmer verschafft, bis zumMünchener Business Plan Wettbe-werb, aus dem mittlerweile rund 20erfolgreiche Ausgründungen derLMU entstanden sind, die zum Teilnoch immer vom Gründerbürobetreut werden.

Eine dieser Ausgründungen istSiREEN, ein Biotechnologie-Start-Up, das in der Arzneimittel-For-schung tätig ist. Die Zusammenar-beit begann während des BusinessPlan Wettbewerbs 1999/2000. „Da-mals haben wir Christoph Zinserkennen gelernt“, erzählt MichaelSchäffer, CEO der SiREEN AG. Seit-dem stehen die Wissenschaftler imregelmäßigen Kontakt mit der KFT.Für Schäffer war das enorm wich-tig, denn SiREEN bekam Probleme:„Wir sind zeitlich in eine wirtschaft-lich ungünstige Phase gerutscht”.Die Weiterentwicklung der Ge-schäftsidee durfte aber nicht ruhen,und so vermittelte ihnen Zinser dasbayerische FLÜGGE-Programm, dasHochschulabsolventen und -mit-arbeiter in der ersten Phase einerUnternehmensgründung finanziellunterstützt. Das gab Schäffer dieChance, zugleich an der LMU undfür die eigene Firma tätig zu sein.Durch diese Hilfe sieht sich derUnternehmer aber auch in derPflicht. Denn viele Innovationen, diein die Firma eingebracht würden,kämen von der LMU. Deshalb sei eswichtig für ihn, so Schäffer, der Uniauch wieder etwas zurückzugeben– als Leiter einer Arbeitsgruppe vonProfessor Michael Hallek am Klini-kum Großhadern. ■ kg

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1 Kultusminister Zehetmair unter-

stützt die Gründerinitiativen.

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WHO IS WHO IM LMU-GRÜNDERBÜRO

• 5-Euro-Business: Bei dempraxisorientierten Wettbewerbkönnen sich Geistes- und Sozial-wissenschaftler während einesSemesters als Unternehmer ver-suchen. Mit einem Startkapitalvon fünf Euro entwickeln sie imTeam eine Geschäftsidee für denrealen Markt. Damit bekommenStudierende die Möglichkeit, sicheinen Einblick in wirtschaftlicheZusammenhänge zu verschaf-fen und sich möglicherweise ei-ne neue Perspektive für das wei-tere Berufsleben zu erschließen. www.5-Euro-Business.de

• Münchener Business PlanWettbewerb (MBPW): BeimMBPW – eine Kooperation zwi-schen bayerischem Wirtschafts-ministerium, Firmen und Hoch-schulen – sollen Teilnehmer ausihrer Geschäftsidee ein tragfähi-ges Unternehmenskonzept (busi-ness plan) erarbeiten. Das LMU-Gründerbüro ist Projektbeteilig-ter und Ansprechpartner fürTeilnehmer der LMU. www.mbpw.de

• HOCHSPRUNG / Gründer-Regio M: Das „HochschulPro-gramm für UnternehmensGrün-dungen“ der Bayerischen High-Tech-Offensive unterstützt Hoch-schulangehörige auf ihrem Wegin die Selbstständigkeit. Ge-meinsam mit anderen Gründer-büros der Region München istdas der LMU darüber hinaus imFörderverein „GründerRegio M“zusammengeschlossen. www.hoch-sprung.de,www.gr-m.de

• FLÜGGE: Das „Förderpro-gramm zum leichteren Über-gang in eine Gründerexistenz“(FLÜGGE) des bayerischen Wis-senschaftsministeriums hilft Ab-solventen und wissenschaftli-chen Mitarbeitern in die Selbst-ständigkeit. Das LMU-Gründer-büro berät und unterstützt beider Antragstellung und hat dar-über hinaus die bayernweiteProjektträgerschaft inne. www.fluegge-bayern.de

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DEIN FREUND UND HELFERIT-GRUPPE LÖST EDV-PROBLEME DER GEISTESWISSENSCHAFTLER

Wie bitte? Das entscheidende Do-kument für den Vortrag lässt sichnicht öffnen, und der Internet-Zugang funktioniert auch nicht!Und eigentlich müsste für die Prä-sentation unbedingt noch ein Fo-to eingescannt werden... Wer inden geisteswissenschaftlichen Fa-kultäten der LMU, etwa den Ge-schichts- oder den Sprachwissen-schaften, mit seinem Computerkämpft, dem steht die IT-GruppeGeisteswissenschaften bei. Dasüberfakultäre Team unterstütztdie Forscher bei der Konzeptionund Organisation aller EDV-bezo-genen Projekte – und hilft, wennes irgendwo hakt und klemmt.

„Vor allem die Einbindung der sogenannten kleinen Fächer wie derAssyrologie oder Byzantinistik liegtuns am Herzen“, erklärt Dr. Christi-an Riepl, Leiter der IT-Gruppe.„Durch die Zusammenarbeit mitanderen Instituten können auch sieangemessen vom technischen Fort-schritt profitieren.“ Inzwischen wer-den 60 Institute und Einrichtungender Fakultäten für Theologie, für Ge-schichts- und Kunstwissenschaften,für Kulturwissenschaften sowieSprach- und Literaturwissenschaf-ten an insgesamt 26 Standorten inSachen EDV von einer zentralen

Stelle betreut. In den frisch bezoge-nen Räumen der IT-Gruppe in derMünchner Ludwigstraße feilt mannicht nur an Konzepten, auch dienötige Hardware steht bereit. Hiergibt es einen neuen Arbeitsplatz mitVideoschnittstelle, Dozentinnen undDozenten können in der Ludwig-straße auch Beamer, Laptop und Di-gitalkamera ausleihen.

In erster Linie ist die IT-Gruppeaber Dienstleister fürs Projektman-gement: Mitarbeiter der Kunstge-schichte entwickeln zurzeit zusam-men mit den EDV-Fachleuten diedigitale Bilddatenbank PROME-THEUS. Erfasst werden Kunstwerkealler Art, die von Dozenten für Lehr-veranstaltungen abgerufen werdenkönnen. Geplant ist hier der Zusam-menschluss mit anderen deutschenUniversitäten zu einer nationalenDatenbank. Sie soll die Diathekender einzelnen Hochschulen ablösen.

Erfolgreich genutzt werdenschon die Sprachanalyseprogram-me SALOMO und AMOS zur Unter-suchung althebräischer Texte. Be-sonders bei diesen Projektarbeitenzahle es sich aus, dass fast alle Mit-arbeiter der IT-Gruppe selbst ausden Geisteswissenschaften stam-men, meint IT-Gruppen-Chef Riepl.„Wir können uns leichter in die An-liegen und Notwendigkeiten dieser

Fächer eindenken und die entspre-chenden Lösungen dann im EDV-Bereich umsetzen.“

HIEROGLYPHEN AM COMPUTER ENTSCHLÜSSELN Mit der Datenbank des Projekts„Deir el Medine“ haben Forscher seiteiniger Zeit auf alte ägyptische Ton-scherben mit Hieroglyphenschriftdirekten Zugriff. Jede Scherbe istauf einem Foto festgehalten sowieeinheitlich und detailliert beschrie-ben: Die Hieroglyphenschrift wirdgraphisch dargestellt, phonetischtranskribiert und der gesamte Textübersetzt und kommentiert. Sogareinzelne Wortelemente sind hier a-nalysiert. Der Vorteil gegenüber ei-ner Print-Veröffentlichung: Textelassen sich abfragen, grammatischeAnalysen und Textdetails bequemsuchen. Auch bei der Erst-Analyseweiterer Texte leistet die Datenbankgute Dienste. Taucht etwa ein Ele-ment auf, das bereits analysiertwurde, dann macht das System denBenutzer gleich darauf aufmerksam.So wird eine einheitliche Überset-zung der zahlreichen Schriften ge-währleistet. Noch gibt es viel zu tun:Erst 200 der insgesamt 10.000Fundstücke wurden bislang erfasst.

Die IT-Gruppe hat darüber hin-aus weitere Pläne: Auch sie arbeitet

an einem Pilotprojekt als möglicherEinstieg in eine so genannte Note-book-University, wie sie die Bun-desregierung derzeit propagiert undan verschiedenen Hochschulen be-reits finanziell unterstützt. Bei demProjekt der IT-Gruppe dient ein Lap-top mit Funkkarte als mobiler Ser-ver, mit dem Clientgeräte über eineFunkverbindung Kontakt halten.Das kleine Netzwerk kann beispiels-weise bei Ausgrabungen der Ar-chäologen eine große Hilfe sein:Arbeiten Mitarbeiter über ein großesAreal verstreut, können sie über denServer Mails austauschen oder be-reits gesammelte Informationen ab-rufen. Derzeit laufen drei kleine Pi-lotprojekte für die Klassische Ar-chäologie sowie die Vor- und Früh-geschichte. „Ein Projekt mit großemPotenzial“, prophezeit Dr. ChristianRiepl. ■ zuk

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IT-Gruppe GeisteswissenschaftenLudwigstr. 28Hotline für Mitarbeiter der geisteswissenschaftlichenFakultäten und studentischeHilfskräfte (Mo.- Fr., 9.15-12Uhr und 13-16 Uhr):Tel. 2180-6400

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Von der „Genetik des erblichenkolorektalen Karzinoms“ über die„Ab-Initio-Moleküldynamik“ biszu den „Ersten Politikerinnen imBayerischen Landtag“: Ein breitesThemenspektrum mit hochkaräti-gen Forschungsergebnissen botsich den Teilnehmenden einesKolloquiums zu Semesterbeginn.Eingeladen hatte die Univer-sitätsfrauenbeauftragte ProfessorDr. Ulla Mitzdorf – und das ausgutem Grund. Denn die Wissen-schaftlerinnen, die dort ihre For-schungsergebnisse präsentierten,wurden alle durch die so genann-ten Frauen fördernden Maßnah-men des Hochschulsonderpro-gramms (HSP) in ihrer Arbeitunterstützt.

Die acht Vorträge waren dabei nureine kleine Auswahl. Seit Beginn desProgramms bis zum vorläufigenAbschluss Ende 2001 wurden ins-gesamt rund 250 Forschungspro-jekte allein an der LMU finanziellbezuschusst. „Es war mir ein Anlie-

gen“, so Mitzdorf, „zum Ende dieserPhase der Öffentlichkeit zu präsen-tieren, was für ein Potenzial anunserer Universität schlummert.“

Das HSP – ein Bund-Länder-Pro-gramm – wurde 1989 initiiert und alsErgänzung 1990 (HSP II) und 1996(HSP III) jeweils neu aufgelegt. Ziel war es, ganz unterschiedlicheSchwerpunkte an den Hochschulenzu fördern. Einer der Förderschwer-punkte war ab 1990 die „insbesonde-re Frauen fördernden Maßnahmen“.Die damit finanzierten Programmewurden von den einzelnen Ländernunterschiedlich ausgestaltet.

IM MITTELPUNKT: DIE POST-DOC-FÖRDERUNG Seit Anfang 2001 hat das HSP nunseine Fortsetzung gefunden im so genannten Hochschulwissen-schaftsprogramm HWP „Chancen-gleichheit für Frauen in Forschungund Lehre“. Dort wurden neueBedingungen und Förderziele for-muliert, aber ein in Bayern vonBeginn an zugrunde gelegtes Prin-

zip beibehalten: Hier lag nämlich derFokus neben der Promotionsförde-rung vor allem auf der Förderungvon Frauen nach der Promotion. DieInitiierenden meinten, es sei wahr-scheinlicher, den verschwindendgeringen Prozentsatz von Professo-rinnen zu erhöhen – eines der wich-tigsten messbaren Ziele von Gleich-stellungsförderung –, wenn manaussichtsreiche Wissenschaftlerin-nen in der Post-Doc-Phase finanzi-ell unterstütze und damit motivie-re, sich weiter ihrer Forschung zuwidmen. Üblicherweise fällt vorallem nach der Promotion die Ent-scheidung für oder gegen eine Lauf-bahn in der Wissenschaft.

Zudem berücksichtigt das Pro-gramm auch die spezifische Doppel-belastung von Frauen, die meist mitFamilienarbeit und Kindererziehungmehr zu kämpfen haben, durch dieAnrechnung von Kindererziehungs-zeiten und Kinderbetreuungszu-schlägen. „Die dringend nötigenPlätze in Kindergärten oder eine Kindertagesstätte können wir aller-

dings damit nicht ersetzen“, so dieFrauenbeauftragte.

Ob die Frauen, die sich bewerben,aussichtsreiche Kandidatinnen füreine Hochschullaufbahn sind, müs-sen sie in einem Auswahlverfahrenbeweisen. Dazu gehören verschiede-ne Gutachten und ein Auswahlgre-mium mit der Stimme der Frauen-beauftragten und vorab ein Bera-tungsgespräch.

Warum aber gibt es überhauptein eigenes Förderprogramm fürFrauen? Manche sehen darin dieGefahr, dass Wissenschaftlerinnen„abgeschoben“ würden und ihrenmännlichen Kollegen andere üblicheWege der Laufbahnfinanzierungvorbehalten blieben. „Das ist die Kruxdieser Form von Frauenförderung“,meint die Frauenbeauftragte. „Sie istdringend nötig, um eine Gleichheitherzustellen. Das Ziel muss aber sein,dass sie in absehbarer Zeit über-flüssig ist.“ ■ dir

Infos zum HWP unter www2.uni-muenchen.de/frauenbeauftragte/

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RAN AN DIE TÖPFEFRAUENFÖRDERUNG SORGT FÜR MEHR CHANCENGLEICHHEIT

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KUNSTSCHÄTZE AN DER LMU Grafiken und Gemälde, Installationen und Fotografien, in Steingehauene Botschaften – die Universität München ist auch eineGalerie für Kunstwerke. MUM präsentiert diese Schätze und zeigt,wo sie zu finden sind. Nicht jeder, der in den 1998 bezogenenGebäuden der Fakultät für Chemie und Pharmazie der LMU arbei-tet, ist begeistert von den Skulpturen, die auf dem Campus inMünchen-Großhadern aufgestellt wurden. „Die Geschmäcker sind verschieden“, sagt Dr. Wolfgang Storchvom Lehrbereich Anorganische Chemie, „aber ich denke, Kunst amBau sollte anregen und nicht unbedingt aufregen“. Die Kunst wur-de hier aber doch zum Aufreger: Besonders umstritten unter denChemikern und Pharmazeuten ist ein Objekt der Künstlerin JuliaMangold. Eigentlich soll ihre dreiteilige Rauminstallation eineBrücke zwischen den verschiedenen Bauten schlagen. Stattdessenfinden viele, dass die zu dem Kunstwerk gehörende, sechs mal zweiMeter messende, schwarze Stahlskulptur in Haus D vor allem Platzverschwende. „Wir bräuchten dringend eine kleine Pausenecke fürdie Studierenden“, sagt Dr. Wolfgang Storch. Der „Sarg“ in derEingangshalle nähme da nur unnötig Fläche weg. Zudem sei dieInstallation als solche nicht zu erkennen. „Nicht mal für eineerklärende Plakette hat es gereicht.“ Als Aufreger Nummer 2 ist die ringförmige Stahlskulptur vonJames Reineking in die Geschichte der Fakultät eingegangen. DieSkulptur steht, und zwar dort, wo der Künstler sie positioniert hat:auf dem kleinen Platz vor den Hörsälen. Das ist nicht selbstver-ständlich. Denn das massive Objekt versperrt die Schwertrans-porter-Zufahrt zu einer Flüssigstickstoffanlage der Chemiker. Dader Stahlkoloss von einigen Fakultätsangehörigen gar nicht alsKunstwerk identifiziert wird, war man schon drauf und dran, das„Altmetall” abzutransportieren. Nach langer Diskussion steht fest:Der Stickstoff muss der unverrückbaren Skulptur weichen. Nunwird nur noch ein verbliebener Tank auf dem Campus mit Nitro-genium befüllt. Längere Wege – zum Wohle der Kunst. ■ oh

1 Das Objekt von James Reineking auf dem Campus in Großhadern.

1 Eine Stele, Wandmalerei (großes Foto) und ein Stahlpodest bilden die dreiteilige Installation von Julia Mangold.

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Es ist ein sonniger Tag Mitte Mai,und die Fahnen am Eingang zumDruckzentrum des SüddeutschenVerlags (SV) in München-Stein-hausen flattern leise im Wind.Ein ruhiger Dienstagnachmittag.Zu ruhig. Zwei Arbeiter habensich am Haupttor postiert,stündlich werden sie abgelöst.Hier ist kein Durchkommenmehr: Warnstreiks im bayeri-schen Druckgewerbe.

Leopold Ferdus, einer der Streiken-den, ist seit mehr als 32 Jahren imDruckzentrum beschäftigt. Undobwohl er in 14 Tagen in Rentegehen wird, zeigt er sich solidarischund setzt sich zusammen mit PeterSeuftl, einem Maschinenführer, fürdie Sache der Drucker ein. „Durchdie Schichtarbeit ist kein geregel-tes Leben mehr möglich“, klagt Fer-dus. „Da muss wenigstens einangemessener Lohn für Ausgleichsorgen.“ Ein Plus von 6,5 Prozentfür zwölf Monate Laufzeit fordertdie Dienstleistungsgewerkschaftver.di und ruft deshalb auch dierund 750 Beschäftigten des SV-Druckzentrums wiederholt zumWarnstreik auf.

Dem Ausstand zum Trotz rotie-ren allerdings auch an diesem Tagin Steinhausen die Druckmaschi-

nen. „Die Schichtführer und dieAbteilung Zeitungsrotation über-nehmen die Arbeit von den Helfernund Druckern. Den Versand regelndie Versand-Schichtführer und vorallem Abrufkräfte, die nicht zumregulären Arbeiterstamm gehören“,erklären die Streikposten. In denInnenhof des Geländes schlendernimmer mehr Arbeiter, die es sichunter dem aufgestellten Pavillonauf Bierbänken gemütlich machen.Die Stimmung ist ausgelassen, Bierund Grillwürste schmecken – aberauch der Grimm ist spürbar. Vielehaben an ihre Hemden Buttons mitder Aufschrift „Ich bin stolz, keinStreikbrecher zu sein!“ gepinnt. Wiewird die Süddeutsche Zeitung, dieab 18 Uhr in Druck geht, aussehen?„Dünner, mit einer etwas verrin-gerten Farbigkeit. Auch das Layoutwird einfacher sein“, sagt der stell-vertretende Betriebsratsvorsitzen-de Adalbert Schmid. AufmerksameLeser werden am nächsten Tag aufder SZ-Titelseite folgenden Hinweisfinden: „Ein Warnstreik in derDruckindustrie hat die Produktionder Süddeutschen Zeitung beein-trächtigt. Deshalb erscheint dieseAusgabe nicht mit dem ursprüng-lich geplanten Umfang und nichtmit der gewohnten Gliederung undAktualität. Wir bitten unsere Leser

und Anzeigenkunden um Verständ-nis.“ Ähnliche Meldungen findensich auch an den folgenden Tagen.

ZÄHE VERHANDLUNGEN Die Arbeitgeber halten sichwährenddessen bedeckt. An derPforte am Haupteingang ist fürJournalisten Endstation. Auch tele-fonisch ist der Geschäftsführer des SV-Druckzentrums, ReinhardLorch, zu keiner Stellungnahmebereit. Der Bundesverband Druckund Medien weist die Forderungender Arbeitnehmer als „drastisch zuhoch“ zurück, ist dem Internet zuentnehmen.

Acht Tage später ist alles vorbei.Nach sieben zähen Verhandlungs-runden haben sich die Gewerk-schafter von ver.di und die Druck-Arbeitgeber in Frankfurt am Main

geeinigt. Die 220.000 Beschäftig-ten der Druckindustrie bekommenrückwirkend zum 1. Mai 3,4 Pro-zent mehr Lohn und Gehalt sowieeine Einmalzahlung von 43 Eurofür April. Auch die Beschäftigtendes SV-Druckzentrums haben inden nächsten zwölf Monaten mehrGeld im Portemonnaie. Nur LeopoldFerdus nicht. Der ist jetzt Rentner.

■ Sibylle Endres

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„Zeitungspraktikum“ lautet derTitel eines Seminars am Institutfür Kommunikationswissen-schaften der LMU. KW-Studie-rende mit dem BerufswunschJournalist können hier erstepraktische Erfahrungen sam-meln: Nachrichten bewerten,recherchieren und redigieren, mitLayouts arbeiten, Überschriftentiteln, Reportagen schreiben. DasKnow-how dazu kommt auserster Hand: Die Dozenten sindJournalisten mit langjährigerPraxiserfahrung. Besondersgelungene Texte der Nach-wuchsjournalisten, die im Rah-men dieses Seminars entstehen,veröffentlicht das MünchnerUni.Magazin künftig in loserFolge. ■ gl

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SERIE: NACHWUCHSJOURNALISTEN AN DER LMU (TEIL 1)STEINHAUSEN UNTER DRUCK

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„Stopp, stopp, stopp!“ ruft HansRudolf Zöbeley und reißt dieArme in die Höhe. „Die punktier-ten Achtel bitte nicht aussingen!“Der weißhaarige Herr steht, denKnoten seiner Krawatte gelockert,auf einem Podest neben dem Flü-gel in der kleinen Aula der LMU.Um ihn schart sich der gemeinsa-me Unichor der Ludwig-Maximi-lians-Universität München undder Technischen Universität Mün-chen. „Noch mal. Tuttiiiii!“, rufter und hebt die Hände. Hundert-fünfzig Augenpaare folgen ihnen– eine kleine Geste, und aus hun-dertfünfzig Kehlen schallt: „Je-ru–salem“. Nur wenige Takte, derChorleiter schwingt die Arme,bricht wieder ab, diesmal begei-stert: „Ha! Super. Wird gut, wirdgut.“ Seit 1969 leitet Zöbeley, derfrühere Kirchenmusikdirektor derevangelischen Bischofskirche St.Matthäus, den MünchnerUnichor. Sein Ensemble ist einesvon knapp einem Dutzend Ange-boten für Studierende der LMU,die, jenseits von Seminar undBibliothek, ihre Freizeit an der Unimusikalisch gestalten wollen.

Zweimal im Jahr bereiten die Sän-ger des Unichors zwei Werke für dasgroße Konzert vor, das stets zum

Semesterende stattfindet. In diesemSommer haben Zöbeley und diefünfzehn Studierenden des Chor-vorstandes Wolfgang AmadeusMozarts „Davide penitente“ und„Cantata Misericordium“ von Ben-jamin Britten ausgewählt.

VORSINGEN IST PFLICHT Allwöchentlich dienstags um 19 Uhrprobt das Ensemble; bei einemChorwochenende vor den Auftrittenwird noch einmal besonders inten-siv geübt. „Wenn man bei den Kon-zerten mit hundertfünfzig anderenlaut singt und das Orchester allesbegleitet, ist das ein unbeschreibli-ches Gefühl“, erzählt HolgerEmmert, der Betriebswirtschaft undWirtschaftspolitik studiert hat. Der29-Jährige war früher im Kirchen-chor, spielt Klavier und Posaune undsingt seit zwei Jahren unter Zöbe-leys Fittichen. Ania Tennemann istschon ein Jahr länger dabei. Die 25-jährige Lehramtsstudentin schätztam Unichor besonders denAnspruch, Werke zu singen, an diesich andere Chöre nicht wagen.„Außerdem lernt man hier leichtLeute kennen“, findet sie. „Nach denProben gehen wir fast immer nochin eine Kneipe.“

Der Chor steht allen offen.„Noten sollte man allerdings schon

lesen können“, meint HolgerEmmert. Außerdem müssen neueMitglieder zu Semesterbeginn vor-singen. „Natürlich war ich aufge-regt“, erinnert sich Ania Tennemann.„Aber es war halb so schlimm.“ DasVorsingen schließe sich unmittelbaran die Proben an und man müsse,begleitet vom Klavier, nur das vor-tragen, was geübt worden sei. „Trifftman trotzdem den Ton nicht aufAnhieb, darf man es noch mal ver-suchen“, sagt sie. Mut und Engage-ment lohnen sich. Regelmäßig ladenandere Universitäten den Chor ein.Die Studierenden waren schon imwestfälischen Münster und auch inAthen und Prag. Im kommendenWintersemester steht ein Austauschmit dem Chor der Uni Bologna an.

Sänger finden an der LMU aberauch musikalische Alternativen zumUnichor. Dr. Kiwha Kim gründete1995 das Renaissance-Vokalensem-ble der Universität München. „DerUnichor ist sehr groß und ich dach-te, da müsste es noch etwas Kleine-res geben“, erinnert sie sich. Nurzwölf Leute singen im Renaissance-Vokalensemble, das vor allem A-capella-Stücke aus dem Bereich derAlten Musik einübt. Kim leitet auchdie Kammermusikgruppe „Concen-tus Academicus“. „Ich stehe abernicht vorne und dominiere die sie-

ben anderen, sondern spiele am Kla-vier selbst mit“, sagt die Pianistin.

Wer es moderner liebt, ist in derCombo oder der Big Band von Prof.Joe Viera richtig. „Die erste Combohabe ich 1989 gegründet, aus ihr ging1996 die Big Band hervor“, erzählt derMusiker und Lehrer, der 1970 dieInternationale Jazz-Woche Burghau-sen mitgegründete. In der Big Bandseien die Anforderungen etwas höherals in der Combo. Trotzdem empfiehltViera jedem Saxophonisten oderTrompeter in einer Big Band zu spie-len: „Hier lernt man vieles, was manim Jazz braucht. Die Big Bands sinddie Grundschulen des Jazz.“ ■ mb

HIER SPIELT DIE MUSIKLMU-ENSEMBLES VON BACH BIS BEAT

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DAS MUSIKALISCHE ANGEBOT DER LMU

• Unichor München:Dr. Hans Rudolf Zöbeley, Tele-fon 659310, www.unichor.de • Renaissance-Vokalensemble /Concentus Academicus:Dr. Kiwha Kim, Telefon 3148665 • Big Band / Combo: Prof. JoeViera, Telefon 2180-5264 • Chor-Vokal-Ensemble: MartinZöbeley, Telefon 5380147 • Symphonia Nova Orchester:Isabel Mayagoitit-Strauß, Telefon 90937909, www.symphonia-nova.de • Kammerorchester:Frank Helferich,Telefon: 2180-5264 • Kammerchor: Michael Prager,Telefon: 2180-5264 • Abaco-Orchester München:Markus Poschner, Telefon 33995671, www.abaco.uni-muenchen.de • Sinfonietta: Hartmut Zöbeley,Telefon 3005568 • Junge Münchner Symphoniker: Bernhard Koch,Telefon 2712010 • Palestrina EnsembleMünchen: Ltd. Akad. DirektorDr. Venanz Schubert, Telefon98290209, www.palestrina-ensemble.de

Konzerttermine finden sich inden LMU-Broschüren „Veran-staltungskalender“ und „Konzer-te in der Aula“, die kostenfrei inden Gebäuden der UniversitätMünchen ausliegen.

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Zunehmend wird die Forde-rung laut, die Lehrerbildung

aus den Universitäten wieder aus-zulagern und an PädagogischenHochschulen oder Fachhochschu-len neu zu etablieren. Dieser For-derung ist aus mehreren Gründenscharf zu widersprechen.

Eine solche radikale Lösung negierterstens die durch Integration der ge-samten Lehrerbildung in die Univer-sitäten erreichten Vorteile für Studie-rende und Institutionen. Dazu zäh-len auch die Möglichkeiten interdis-ziplinären Lernens, der Kontakt zu ak-tueller wissenschaftlicher Forschungmit der Option interessegeleiteterSpezialisierung und der Erwerb einesbreiten Orientierungswissens. DieUniversität hat durch die Integrationneue wissenschaftliche Perspektivenund Studierende gewonnen. Die Ra-dikallösung verkennt zweitens diefür die Konsolidierung organisato-rischer Strukturen und die Umfor-mung von Fachkulturen notwendi-gen Zeiträume – eine integrierte uni-versitäre Lehrerbildung gibt es bun-desweit (abgesehen von Baden-Württemberg) seit rund 20 Jahren.Erst seit kurzem rücken etwa in denFachdidaktiken habilitierte Hoch-schullehrer nach; eine zufrieden-stellende Integration konnte daherbislang aufgrund der personalenBedingungen nur schwer erfolgen.

Drittens basiert die Forderungnach Auslagerung auf der unbewie-senen Annahme, dass ein Lehramts-studium an PH oder FH besser, weilpraxisnäher sei. Die Ausbildungsfor-schung bekräftigt zwar den Stellen-wert von Praxisbegegnungen imLehramtsstudium, verweist aber auchauf die hohe Bedeutung soliden Wis-sens in den später unterrichteten Fä-chern und des Einblicks in die theore-tische Fundierung didaktischen Han-delns. Viertens wäre mit einer Ver-ankerung der Lehrerbildung au-ßerhalb der Universitäten eine ganzbestimmte gesellschaftliche (Ab-)Wertung dieser Berufsgruppe undihrer bildungspolitischen Aufgabenverknüpft; dies stünde im Wider-spruch zur Forderung nach einerstärkeren Anerkennung von Lehrer-bildung und Lehrertätigkeit.

Die Universitäten dürfen die Leh-rerbildung nicht abgeben. Unsere Ge-sellschaft kann es sich nicht leisten,diejenigen, die in der Erziehung und

Ausbildung der kommenden Genera-tionen eine zentrale Rolle spielen,aus der universitären Lern- und For-schungsgemeinschaft auszugrenzen.Für die Universitäten stellt die Leh-rerbildung zudem eine notwendigeund fruchtbare Herausforderung dar.Denn durch sie werden einerseitsbetroffenen universitären Diszipli-nen stets aufs Neue angeregt, sich

mit bildungspolitischen und -theo-retischen Fragen von Kanonbildung,Elementarisierung, Bildungszielenund Wissensstrukturen ihres Facheszu befassen. Andererseits ergebensich für Fachwissenschaften, -didak-tiken und Erziehungswissenschaften(bislang leider zu wenig genutzte)Möglichkeiten der interdisziplinärenZusammenarbeit in Forschung undLehre. Ein beträchtlicher Teil der Stu-dierenden (LMU: ca. 14 Prozent)strebt ein Lehramt an. Die Universi-täten müssen und werden sich derAufgabe stellen, für eine berufsfeld-bezogene und wissenschaftlich fun-dierte Lehrerbildung zu sorgen, diezukünftige Lehrkräfte auf die kompe-tente Bewältigung ihres Berufs vor-bereitet und ihnen die Basis für le-benslanges Weiterlernen schafft. ■

Die Frage, ob wir eine univer-sitäre Lehrerbildung brau-

chen, beantworte ich nur unter Vor-behalt mit Nein. Als Professor aneiner Pädagogischen Hochschule inBaden-Württemberg werde ichmich hüten, die Wiedererrichtungsolcher Hochschulen andernorts zuempfehlen. Meine Antwort ist anzwei Voraussetzungen geknüpft.

Erstens gehe ich davon aus, dass aufabsehbare Zeit die Struktur der Leh-rerbildung dem gegliederten Schul-wesen folgt. Denn Schulen, die sichihre Klientel nicht selber aussuchenkönnen, müssen auf andere Quali-fikationen ihrer Lehrkräfte setzenals solche, die sich unerwünschterSchülerinnen und Schüler durchVerwaltungsakte auch wieder ent-ledigen können. Zweitens müssendie Pädagogischen Hochschulen imRahmen ihrer besonderen Aufga-ben den Universitäten gleichgestelltwerden, also über einen eigenstän-digen Forschungsauftrag sowieüber Promotions- und Habilitati-onsrecht verfügen. Diese Voraus-setzung ist in Baden-Württemberg,wenngleich halbherzig, in den letz-ten Jahren erfüllt worden.

Auf die Behauptung, dass an einerPädagogischen Hochschule die Leh-rerbildung praxisnäher gestaltetwerden könnte, stütze ich michnicht; dieses Argument riecht nachUnsauberkeit. Niemand stellt dieuniversitäre Verankerung andererberufsfeldbezogener Disziplinen wieMedizin oder Jurisprudenz ernst-haft in Frage. Wer also meint, aus-gerechnet bei der Qualifizierungvon Lehrern Praxisnähe gegen Wis-senschaftlichkeit ausspielen zu kön-nen, muss sich fragen lassen, wel-che Motive ihn umtreiben. DurchLauterkeit und Intelligenz zugleichwerden sie sich nicht auszeichnen.

Vielmehr können Pädagogi-schen Hochschulen gerade zu einerwissenschaftlichen Lehrerbildungwomöglich mehr beitragen als Uni-versitäten. Dafür sprechen Anhalts-punkte bei Organisationsstruktur,Lehre und Forschung:- Durch die besondere Aufgabenstel-lung ist die Aufmerksamkeit für dieLehrerbildung institutionell abgesi-chert und so etwas stabiler gegenü-ber konjunkturellen Schwankungen.Frei werdende Stellen sind nicht soleicht abzuziehen; die Verteilung vonRessourcen erfolgt nicht in Konkur-renz mit Disziplinen außerhalb derLehrerbildung.- Studierende des Lehramts anGrund- und Hauptschulen laufen indieser Institution weniger leichtGefahr, diskriminiert oder vernach-lässigt zu werden. Das Lehrangebotkann sich klar an dem Ziel orientie-ren, die wissenschaftlichen Kompe-tenzen zu vermitteln, die zur Profes-sionalität im Beruf erforderlich sind.- In einer so konzipierten Lehrerbil-dung muss die Fachdidaktik syste-matisch untersuchen können, wiesich Kenntnisse und Fähigkeitenunter der Anleitung von Lehrendenherausbilden. Das erfordert ohneKompetenzstreitigkeiten einen unein-geschränkten Zugriff auch auf fach-wissenschaftliche Fragestellungen.

Selbstverständlich sind Univer-sitäten in den genannten Punktenebenso leistungsfähig, wenn siedenn die wissenschaftliche Qualifi-zierung der an Schulen tätigenPädagogen wirklich als ihre Aufga-be wahrnehmen. Tun sie es? Eineehrliche Antwort auf diese Fragesollte das einzige Kriterium für eineEntscheidung über den Ort derLehrerbildung sein. ■

PRO & CONTRABRAUCHEN WIR EINEUNIVERSITÄRE LEHRERBILDUNG?

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Lehrerausbildung darf keine Nebensache sein – darin sind sich Poli-tiker und Pädagogen spätestens seit der PISA-Studie einig. In Bay-ern wird laut über eine grundlegende Reform nachgedacht. Der imbayerischen Wissenschaftsministerium angesiedelte Rat für Wis-senschaft und Forschung empfahl im April 2002, die Lehrerbil-dung in einer „Hochschule neuen Typs“ anzusiedeln. Die Debatteum eine Verlagerung der Lehrerausbildung an Pädagogische Hoch-schulen (PH) oder Fachhochschulen (FH) erhitzt die Gemüter.

■ Friederike Klippel, Lehrstuhlin-haberin für Didaktik der EnglischenSprache und Literatur an der LMU

■ Eduard Haueis, Professor fürDeutsche Literatur und Didaktik,Pädagog. Hochschule Heidelberg

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PROF. DR. ANDREAS WAGNER Medizinische FakultätDer Internist und GastroenterologeAndreas Wagner ist seit dem 1. April2002 als Leitender Oberarzt der Me-dizinischen Klinik II im Klinikum

Großhadern tätig. Seine klinischeAusbildung hat Wagner, 1964 inSigmaringen geboren, in Univer-sitätskliniken in Neuseeland, Süd-afrika, USA, in der III. MedizinischenKlinik Mannheim, der Uni Heidel-berg und im Klinikum der Univer-sität Marburg erhalten. Die wissen-schaftliche Ausbildung erfolgte imDepartment of Physiology der Uni-versity of Michigan in Ann Arbor,USA. Vor dem Wechsel an die LMUwar er drei Jahre als Oberarzt undLeitender Arzt in der AbteilungGastroenterologie des Inselspitalsder Universität Bern (Schweiz) tätig.

Klinisch liegen Wagners Schwer-punkte in der invasiven und thera-peutischen Endoskopie sowie in derinterdisziplinären Koordination derBehandlung von Patienten mit gas-trointestinalen Tumoren, besondersPankreaskarzinomen. In der Lehrebeschäftigt sich Wagner mit neue-ren Methoden des problemorien-tierten Lernens, wie sie in Münchenim so genannten „Harvard-Pro-gramm“ praktiziert werden. DerSchwerpunkt seiner Forschungs-tätigkeit liegt in der MolekularenPhysiologie und Pathophysiologie

der Bauchspeicheldrüse sowie derSignaltransduktion und reguliertenExozytose.

PROF. DR. EVELYN SCHULZ Fakultät für KulturwissenschaftenSeit dem Sommersemester 2002 istEvelyn Schulz Professorin für Ja-panologie am Institut für Ostasien-kunde. Geboren 1963 in Heidelberg,studierte sie Japanologie, Sinologiesowie Mittlere und Neuere Ge-schichte an der dortigen Universität.Mit einem Stipendium des Deut-schen Akademischen Austausch-dienstes studierte sie zwei Jahre inKyoto; 1994/95 forschte sie amDeutschen Institut für Japanstudi-en in Tokyo. Nach ihrer Promotion1995 arbeitete sie als Assistentin,später als Oberassistentin am Ost-asiatischen Seminar der UniversitätZürich, wo sie sich 2001 habilitier-te. In diese Zeit fiel auch ein For-schungs- und Lehraufenthalt inKobe. Ihre Schwerpunkte liegen inder modernen Literatur sowie derGeschichte der Stadt und der Refle-xion stadtbezogener Themen inJapan.

PROF. DR. JOHN PARSCH Fakultät für BiologieIm Oktober 2001 hat John Parschseine Professur für FunktionelleGenomanalyse mit SchwerpunktArtbildung am Department BiologieII angetreten. Parsch, Jahrgang1969, machte seinen B.A. in Biolo-gie 1992 am Washington and Jef-ferson College in Washington,Pennsylvania/USA. 1998 promovier-te er in Molekularer Biologie undZellbiologie an der University ofMaryland und war von 1999 bis2001 als Postdoc am Departmentfür Organische Biologie und Evolu-tionsbiologie der Harvard Universi-ty, Cambridge, tätig.

In der Forschung befasst er sich zumeinen mit dem Nachweis der natür-lichen Selektion im Genom vonEukaryonten, zum anderen mit derevolutionären Genomik von Droso-phila: Mit Methoden der kompara-tiven und funktionellen Genomfor-schung werden die Prozesse unter-sucht, die an der Evolution vonmolekularen Netzwerken und vonregulatorischen Sequenzen beteiligtsind.

PROF. DR. MARTIN ZIMMERMANN Fakultät für Geschichts- undKunstwissenschaftenSeit dem 1. März 2002 ist MartinZimmermann, Jahrgang 1959, Pro-fessor für Alte Geschichte im Semi-nar für Geschichte der LMU. Er stu-dierte Germanistik, Geschichte,Klassische Archäologie und Philo-sophie in Kiel und Tübingen, wo er1990 promoviert und 1997 habili-tiert wurde. Schwerpunkte seinerbisherigen Forschungen sind diehistorische Landeskunde Lykiens(Südtürkei), Forschungen zur Histo-riographie der römischen Kaiserzeit,zur antiken Herrschaftsrepräsenta-

tion und zur Geschichte der flavi-schen Dynastie. Seit 1988 ist Zim-mermann an archäologischen Feld-forschungen in der Südtürkei betei-ligt, bei denen die Organisation der

antiken Lebenswelt erforscht wer-den soll; seit 1999 leitet er ein Pro-jekt zur Geschichte kleinasiatischerHäfen und ihrer Rolle bei der Ver-breitung der griechisch-römischenKultur in Kleinasien. Daneben be-treut er in München ein Projekt zurErforschung extremer Formen vonGewalt in der Antike. ZimmermannsSchwerpunkte in der Lehre sind diegriechische Geschichte, die Reprä-sentation sozialer Eliten und dasVerhältnis des antiken Menschen zuseiner natürlichen Umwelt.

PROF. DR. MICHAEL BOSHARTFAKULTÄT FÜR BIOLOGIEMichael Boshart, 1955 in Überlin-gen am Bodensee geboren, ist seitMärz 2002 als Professor für Gene-tik im Department Biologie I tätig.Er studierte in München, Montpel-lier, Freiburg und Paris Medizin undarbeitete an virologischen Themenan der Uni Freiburg, wo er 1986 pro-movierte. Seine molekulargeneti-sche Ausbildung erhielt er an derUni Zürich und am DeutschenKrebsforschungszentrum, wo ersich 1991 habilitierte. Von 1992 bis1998 leitete er eine Nachwuchs-

gruppe der Max-Planck-Gesell-schaft am Genzentrum München imMPI für Biochemie in Martinsriedund baute sein derzeitiges Arbeits-gebiet auf. Darin untersucht er denLebenszyklus und die Wirtsinterak-tion von Trypanosoma, einem ein-zelligen Parasiten, der als Erregerder tropischen Schlafkrankheit be-kannt ist. Diese Arbeiten wurden1998 bis 2001 am Institut für Mole-kularbiologie und Biochemie der FUBerlin fortgesetzt. Im DepartmentBiologie I soll diese Forschung vor-angebracht werden. In der Lehrebietet Boshart Genetik für Biologenan und lehrt zudem Biologie fürMediziner.

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1 Prof. Dr. Evelyn Schulz

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1 Prof. Dr. John Parsch

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■ GRÜNDER-ERFOLG FÜR LMU

Die zweite Stufe des MünchenerBusiness Plan Wettbewerb 2002 istabgeschlossen. Dabei haben dieLMU-Teilnehmer, wie schon in derersten Stufe, hervorragend abge-schnitten: Unter den eingereichten61 Grob-Businessplänen stammenallein neun aus der LMU, und unterden zehn preisgekrönten Teams, dieeine Siegerprämie von je 1250 Euroerhielten, kommen wiederum dreiaus Forschungsinstituten der LMU.Die drei prämierten LMU-Teamssind: „Biotech-G“, PhysiologischesInstitut; Dr. Steffen-Sebastian Bolz,Roland Derwand, Lukas Vogel; RealTime Diagnostics GmbH i. G., Klini-kum der LMU, Abteilung für Infek-tions- und Tropenmedizin; BiancaEbermayer (Geschäftsführerin),Priv.-Doz. Dr. Dr. Heinz Rinder und„Rendoscopy“, Institut für KlinischeRadiologie; Dr. Georg-FriedemannRust.

■ KRUPP-STIFTUNGSPREIS FÜRLMU-PROFESSORENDrei renommierte Wissenschaftlerder LMU haben in diesem Jahr denAlfred Krupp Wissenschaftspreiserhalten: Wolfgang Frühwald, Pro-fessor für Neuere Deutsche Litera-turgeschichte, Herbert Walther, Pro-fessor für Experimentalphysik, so-wie der Physiker Professor TheodorW. Hänsch, Direktor des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik in Gar-ching. Ende April wurde der Preiszum dritten Mal für hervorragendeLeistungen in den Natur- und Inge-nieurwissenschaften sowie in Gei-stes-, Rechts-, und Wirtschaftswis-senschaften verliehen. Er ist jeweilsmit 52.000 Euro dotiert. Der Preis inder Kategorie der Natur- und Inge-nieurswissenschaften wurde in die-sem Jahr erstmalig aufgeteilt. DieAuszeichnungen übergab der Mini-sterpräsident von Nordrhein-West-falen, Wolfgang Clement.

■ DOGMATIKER MÜLLER INKÖNIGLICHER AKADEMIE Professor Dr. Gerhard Ludwig Mül-ler, Ordinarius der Dogmatik an derLMU und Mitglied der Internationa-len Theologischen Kommission inRom, ist zum „KorrespondierendenMitglied“ der Sektion Theologie derReal Academia de Doctores deEspaña ernannt worden. Die seit1922 existierende Königliche Aka-demie hat die Förderung der Wis-senschaften, der Technik, der Kulturund interdisziplinären Zusammen-arbeit auf internationaler Ebenezum Ziel. Zahlreiche Veröffentli-chungen von Prof. Müller sind auchin das Spanische übersetzt worden.Mit seiner Forschung tritt er für eineenge Zusammenarbeit zwischendem spanisch-südamerikanischenRaum und der deutschen Wissen-schaft ein. Müller, Jahrgang 1947,studierte Philosophie und Theologiein Mainz, München und Freiburgund promvierte 1977 in Freiburg. Erhabilitierte sich 1985 in Dogmatikund Ökumenischer Theologie beiBischof Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann.1986 wurde er Inhaber des Lehr-stuhls für Systematische Theologie(Dogmatik) an der LMU.

■ AUSZEICHNUNG FÜR LMU-CHEMIKER SCHNICK Wolfgang Schnick, Professor fürAnorganische Festkörperchemie ander LMU, ist von der Berlin-Bran-denburgischen Akademie zum or-dentlichen Mitglied der Mathema-tisch-Naturwissenschaftlichen Klas-se gewählt worden.

Wolfgang Schnick, Jahrgang1957, promovierte 1986 in Hanno-ver und habilitierte sich 1992 inBonn. 1993 ging er zunächst an dieUni Bayreuth; seit 1998 ist er Ordi-narius für Anorganische Festkör-perchemie und Vorstand amDepartment Chemie der LMU. Erwurde u. a. mit dem Förderpreis desGottfried-Wilhelm-Leibniz-Pro-gramms der DFG, dem Otto-Klung-Preis der FU Berlin, dem Chemie-Preis der Göttinger Akademie derWissenschaften und dem Steinho-fer-Preis der Uni Freiburg ausge-zeichnet.

■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜRLOTHAR GRUCHMANNDie Juristische Fakultät der LMU hatdie Ehrendoktorwürde an Dr. phil.

Lothar Gruchmann verliehen. Der1929 geborene Historiker und Poli-tologe war bis 1992 am Institut fürZeitgeschichte (IfZ) in Münchentätig. Er widmet sich vor allem derJustizgeschichte während der NS-Zeit; seine Arbeiten auf diesemGebiet sind bis heute bahnbrechend.Mit der Verleihung der Ehrendok-

torwürde würdigt die JuristischeFakultät das Lebenswerk Dr. LotharGruchmanns und bekennt sichzugleich zur historischen Aufarbei-tung des nationalsozialistischenUnrechts.

■ COMMUNICATOR-PREIS FÜRPROF. WOLFGANG HECKLProf. Dr. Wolfgang Heckl vom Insti-tut für Kristallographie und Ange-wandte Mineralogie und Center ofNanoScience wird auf Vorschlag derDeutschen Forschungsgemein-schaft vom Stifterverband für diedeutsche Wissenschaft mit demCommunicator-Preis 2002 ausge-zeichnet. Er erhält den mit 50.000Euro dotierten Preis für die außer-ordentlich erfolgreiche Vermittlungseiner Forschungsergebnisse in derÖffentlichkeit und in den Medien.

Wolfgang Heckl, Jahrgang 1958,hat an der TU München Physik stu-diert. 1993 habilitierte er sich beiProf. Theodor Hänsch (LMU) undwurde danach als Professor fürExperimentalphysik ans Institut fürKristallographie und AngewandteMineralogie der LMU berufen. 1993erhielt er den Philip Morris For-schungspreis. Heckl ist an über 100wissenschaftlichen Veröffentli-chungen im Bereich Biophysik,Genetik und Nanowissenschaftenbeteiligt.

Er wirkte in mehr als 50 Rund-funk- und Fernsehsendungen mitund schrieb zahlreiche Beiträge fürPrintmedien im Rahmen des PublicUnderstanding of Science zu The-men wie NanoBio-Science, speziellzum Ursprung des Lebens.

1993 wurde Heckl für dasSchreiben eines atomaren Bits(kleinstes Loch der Welt) ins Guin-ess Buch der Rekorde aufgenom-men. Die Preisverleihung findet am22. August 2002 zum Auftakt desdiesjährigen Wissenschaftssom-mers in Bremen in Anwesenheit vonBundeskanzler Gerhard Schröderund Forschungsministerin Hilde-gard Bulmahn statt.

■ AUSZEICHNUNG FÜR CENS-MITGLIED WIXFORTHProf. Dr. Achim Wixforth, Mitglieddes Center for NanoScience (CeNS)der LMU, ist im Rahmen des Bayeri-schen Innovationspreises 2002 ein„Anerkennungspreis“ verliehen wor-den. Die Auszeichnung, die mit 5000Euro dotiert ist, überreichte derbayerische Staatsminister für Wis-senschaft, Forschung und Kunst,Hans Zehetmair, im Kuppelsaal derbayerischen Staatskanzlei.

Prof. Wixforth ist neben seinerwissenschaftlichen Tätigkeit Mitbe-gründer und Vorstandsmitglied derAdvalytix AG (www.advalytix.de).Das Unternehmen ist eine der er-folgreichen Start-Up Gründungen,die aus dem Center for NanoScienceder LMU hervorgegangen sind. Aus-gangspunkt hierfür waren die For-schungen des Physikers. Der 46-jährige, der sich an der LMU bei Prof.Jörg Kotthaus habilitierte, hat EndeApril 2002 einen Lehrstuhl für Expe-rimentalphysik an der UniversitätAugsburg angetreten.

Mit dem Bayerischen Innova-tionspreis werden Unternehmen,Einzelpersonen, Wissenschaftler,Teams und Unternehmensgründerfür eine herausragende und praxi-sorientierte innovative Leistungausgezeichnet, die sich auch inErhalt und Schaffung von Arbeits-plätzen in Bayern auswirkt.

■ EHRENDOKTORWÜRDE FÜRPROF. HELLBRÜGGEProf. Dr. Dr. h.c. mult. Theodor Hell-brügge, Gründer des Kinderzen-trums München und em. o. Profes-sor für Sozialpädiatrie an der LMU,hat von der Universität Breslau dieEhrendoktorwürde erhalten.

Hellbrügge, der als Pionier dermodernen Pädiatrie gilt, gründetean der LMU den ersten Lehrstuhl fürSozialpädiatrie; er veranlasste bei-spielsweise die Einführung der heu-te üblichen Kinder-Vorsorge-Unter-suchungen in Deutschland. Mit demKinderzentrum München schuf erdie erste sozialpädiatrische Einrich-tung für Entwicklungs-Rehabilitati-on, Früherkennung und -therapiesowie soziale Integration; inzwi-schen gibt es rund 200 dieserHilfsprojekte im In- und Ausland.Zur Gründung weiterer Zentrenschuf Hellbrügge 1999 die Interna-tionale Aktion Sonnenschein e.V.

PREISE & EHRUNGEN

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Avinoam Shalem ist seit kurzemProfessor für die Geschichte der is-lamischen Kunst am Departmentfür Kunstwissenschaften der LMU.Die Ansiedlung des Fachs bei denKunsthistorikern – nicht bei denOrientalisten – ist bundesweit ein-zigartig. Professor Shalem, 1959 inHaifa geboren, ist Sepharadi undwurde, nach eigenen Worten,schon durch seine Abstammung fürsein Spezialgebiet geprägt. Sepha-radim sind orientalische Juden undjene, die sich nach der Vertreibungaus Spanien in Mittel- undSchwarzmeer-Staaten angesiedelthaben. Nach dem Studium in TelAviv und München promovierteund lehrte Shalem in Edinburgh,später auch an der LMU und an derUni Bamberg. Zuletzt vertrat ereine Professur an der Hochschulefür Jüdische Studien in Heidelberg.

MUM: Viele vermuten Ihre Professureher bei den Orientalisten. Warumist Ihr Fach besser bei den Kunsthis-torikern angesiedelt?Shalem: Wir setzen einen anderenAkzent auf die „islamische Kunst“,wenn diese zusammen mit der eu-ropäischen Kunst an einem Institutgelehrt wird. Zudem ist es sehrwichtig, den Islam in die europäi-sche Welt zu integrieren, denn erhat sehr viel mit Europa zu tun. Soist diese Zusammenführung inMünchen ein guter Schritt. MUM: Was ist „islamische Kunst“?Shalem: Wenn man „islamischeKunst“ hört, vermutet man erst ein-mal, dass es eine religiöse Kunst ist.Nach dem Motto: Der Islam ist eineReligion, das heißt die Kunst mussmit dieser Religion zu tun haben.Doch so, wie man in Europa nichtausschließlich von einer christli-chen, das heißt religiösen Kunstspricht, gibt es auch „islamischeKunst“, die nicht sakral ist. Dann exi-stiert „islamische Kunst“ an ver-schiedenen Orten der Welt, auch ansolchen, wo der Islam nicht dieführende Religion ist. Ferner wirdund wurde „islamische Kunst“ auchvon Nicht-Muslimen gemacht, etwavon Juden, die im Jemen Schmuckim islamischen Stil gefertigt haben;zu bestimmten Zeiten gab es auch

„islamische Kunst“ der Kopten inÄgypten, also von Christen. Damithandelt es sich bei der „islamischenKunst“ um einen kulturellen Begriff,also um etwas, das immer an Ortenauftritt, die kulturell und in ihrerästhetischen Sprache islamischgeprägt sind.MUM: Welche Voraussetzung mussKunst noch erfüllen, damit sie als„islamische Kunst“ bezeichnet wer-den kann?Shalem: Oft wird sie geografischdefiniert, also in Regionen verortet,die unter der Herrschaft des Islamwaren, wie Spanien oder Sizilien,oder wo der Islam bis heuteherrscht. Doch an jedem Ort gibt eseine Besonderheit, die sich in derjeweiligen islamischen Kunst wider-spiegelt, ob es sich um die ästheti-sche Sprache oder die verwendetenMaterialien handelt. Sobald manaber den Begriff „islamische Kunst“sehr einschränkend definieren will,kommt man in weitere Grenzberei-che. Beispielsweise sind in Sizilien,trotz der Eroberung durch die Nor-mannen, die Araber als Bürgergeblieben und haben Kunstgeschaffen. Und was passierte? DieHerrscher waren Christen und dieKunst blieb islamisch.MUM: Wo findet man säkulare„islamische Kunst“?

Shalem: Es gibt nichtreligiöse Bü-cher, die anders als der Koran, mitfigürlichen Darstellungen illustriertsind. Ein anderer Ort sind Paläste mitihren Mosaiken und Fresken. So hatman etwa in Samarra, in der Nähevon Bagdad, bei Ausgrabungen eineFülle von Dekorationen und figürli-chen Darstellungen gefunden. InWesteuropa ist der Palast in Grana-da am bekanntesten. MUM: Sehr oft waren die Herrschergleichzeitig religiöse Führer. Kannman dann die Kunst wirklich von derReligion trennen?Shalem: Das ist richtig. Im Mittel-alter war es natürlich sehr schwer,die Kunst von der Religion zu tren-nen, in der Moderne fällt dies leich-ter. Doch es gibt auch im Mittelalterverschiedene Kunstaufgaben. Undimmer wieder folgen daraus unter-schiedliche Motive. Auch wenn derKalif im Mittelalter nicht nur welt-licher Herrscher, sondern auch derGebieter aller gläubigen Muslimewar, kann und konnte er in seinemeigenen Reich diese Trennung inreligiös und säkular vollziehen odernicht. Und wenn wir in die faktischeKunstproduktion schauen, dannglaube ich, kann man sehen, dass esmeistens eine klare Trennung gab.

Interview: kg

PROBLEME& ANALYSEN

ORIENT IM OKZIDENTEIN ISLAMISTIK-PROFESSOR LEHRT BEI DEN KUNSTHISTORIKERN

1 Prof. Avinoam Shalem

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ERINNERUNGSORT: LICHTHOF DER LMU

teinisch“ – sind alle drei Inschriftenin Latein abgefasst. Die erste In-schrift erinnert an die Weiße Rose;sie ist in Stein geschnitten und fin-det sich im 2. Stock der nördlichenLichthof-Galerie. Die Namen dersieben hingerichteten Weiße Rose-Mitglieder rahmt ein Seneca-Zitat.Im Informationsbändchen, das ab1980 der offiziellen Erinnerungdiente, findet sich die Übersetzung:„Menschlichkeit im Herzen, sind ei-nes unmenschlichen, gewaltsamenTodes gestorben: Willi Graf, Kurt Huber, Hans Leipelt, ChristophProbst, Alexander Schmorell, HansScholl, Sophie Scholl. So bewährtsich jene Gesinnung, die wahr istund niemals dem Urteil anderer un-terworfen sein will.“

Diese schon 1946 geschaffene,nur als „Provisorium“ gedachte Plat-te befand sich zunächst gegenüberdem Eingang zur großen Aula: Werdiesen zeitweiligen Versammlungs-

ort von Landtag und Senat verließ –heute sind das während der Semes-ter viele hundert Leute täglich –stand vor der dank Seitenlicht vielbesser leserlichen Tafel; am jetzigenOrt vor Raum 315, wo ProfessorKurt Huber lehrte und von wo dieScholls ihre Flugblätter hinab war-

fen, ist sie so gut wie unlesbar. Einfrühestes Zeichen des seltenen aka-demischen Widerstands spiegelt soauch eine gewisse Verlegenheitheute angemessener Erinnerung.Die spätere Relief-Stele und ein oftübergangenes Bodendenkmal imTrottoir vor dem Haupteingang tra-ten an die Stelle des „Provisoriums“,das nur noch Wissende aufsuchen.

DER ENTWAFFNETE SPEERTRÄGERSehr viel prominenter und markan-ter als an die Weiße Rose erinnertim Lichthof eine zweite Steinplattean die Kriegsgefallenen der LMU.Wer vom Haupteingang die Treppezum ersten Stock hinaufgeht, er-blickt nach halber Geschosshöheauf dem Treppenabsatz links übersich klar lesbar das Gedenken an dieToten dreier Kriege (1870/71; 1914-18 und 1939-45). Die 1959 unterdem Rektorat Professor Joseph Pa-

schers angebrachte Tafel ersetzt einfrüheres Kriegerdenkmal mit be-deutender eigener Tradition. In derehemals so genannten „Ehrenhalle“des 1. Stocks, die den langen Gangdes alten Universitätsgebäudes zumLichthof öffnet, waren links undrechts von der Nachbildung des

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Dr. Ulrich DittmannInstitut für Deutsche Philologie,

Ludwig-Maximilians-Universität München

ESSAY

„Die Halle, welche den alten mitdem neuen Bau verbindet, gehörtwohl mit zu den feinsinnigstenmonumentalen architektonischenSchöpfungen Neu-Münchens.“Diese ästhetisierende Betrach-tung des 1905 bis 1909 errich-teten „Lichthofs“ der LMU in ei-nem München-Führer von 1925wird durch spätere Ereignisseverdrängt: Auch wenn nur einekleine, seitlich angebrachte Re-lief-Stele an sie erinnert – mitder großen Kuppelhalle verbin-den sich entschiedener als Zer-störung (1944) und Wiederauf-bau (bis 1957) die Flugblattak-tionen der Weißen Rose. Diemeisten Studenten übersehendas Relief, das, ebenso wie diegereihten Namen, ohne Kontextauskommen muss. Erst die vorfünf Jahren im Souterrain unterdem Audimax eröffnete „Denk-stätte Weiße Rose“ ergänzt dieHalle zu einem informierenden,inhaltlich definierten Erinne-rungsort.

Im Ensemble der Zeichen und In-schriften des großen Kuppelbaus re-gen drei zur Frage an: Wie gegen-wärtig ist Geschichte in einem Zen-trum historischer Reflexion wie derUniversität? Wie entspricht man demMotto, unter das Rektor Joseph Pa-scher die Lichthof-Orgel am WeißeRose-Gedenktag 1961 stellte: „DerOrt der Tat ist mit dem Stempel ihresGeistes für immer geprägt“? Was er-innert am „Ort der Tat“ an die Tat,welches Programm verbindet Tafeln,Texte und ihre Situation? Drei In-schriften sollen auf ihre Wirkung hinbefragt werden.

Wie der anfangs zitierte Mün-chen-Führer feststellt – „Der Geistder alma mater monacensis ist la-

„Doryphoros“ (Speerträger) Registerder Gefallenen angebracht. Dazupriesen zwei griechische Verse imSockel der antiken Jünglingsstatuevergangene und zukünftige Kämp-fe. Vom 18. Januar 1922, dem Jah-restag des 1918 untergegangenendeutschen Kaiserreichs, bis zumBombenangriff 1944 war dies dasGefallenenmal der LMU. Beim Wie-deraufbau wollte man nur bedingtan das vom Krieg zerstörte Krieger-denkmal anschließen. Die Idee, denDoryphoros durch einen knieendenJüngling zu ersetzen, wurde jedochvom Senat zugunsten des restau-rierten Speerträgers verworfen: Oh-ne Speer und Inschriften, in jederHinsicht entwaffnet, wirkt er einwenig verloren zwischen leeren Sei-tenwänden. Die heute pauschale Er-innerung für alle Kriegstoten be-setzt den Platz der Tafel für die Ge-fallenen aus dem 1870/71er Krieg.Sie geriet mit dieser Anbringung ineine – je nach Perspektive – anre-gende oder empörende Spannungzu der dritten, für den Erinnerungs-ort bedeutsamen Inschrift des Lichthofs.

Diese Inschrift befand sich überdem gegenwärtigen Kriegermahn-mal im so genannten Adlergitter, einem der sechs in die Mauerdurch-brüche der Lichthof-Eckpfeiler aufHöhe des ersten Stocks gesetzten,handgeschmiedeten Ornamentgit-ter mit Tiersymbolen. Alle tragenvergoldete klassische Zitate, die1957 beim Wiederaufbau re-instal-liert wurden: Im Adlergitter standdas Horaz-Zitat „Dulce et decorumest pro patria mori“ (Es ist süß undehrenvoll, für das Vaterland zu sterben).

Heute sucht man den Preis des„süßen“ Sterbens vergeblich. Dennunmittelbar nachdem das Horaz-Zi-

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tat wieder angebracht war, regtensich Proteste. Das Universitätsarchivbewahrt viele Einsprüche auf, diekeineswegs nur von Studentenstammen, wie manche Berichte ver-melden. Der erste Einwand kam vondem „tief erschrockenen“ PhysikerProfessor Walther Gerlach, der nachKriegsende drei Jahre lang Rektorder LMU war. Nach ihm protestier-ten andere Professoren und Assi-stenten, von vielen studentischenUnterschriften begleitet. Der dama-lige Rektor, der Chemiker Egon Wi-berg, griff die Einsprüche auf, undder Senat rief Studenten und Pro-fessoren zu Vorschlägen für einenErsatztext auf: Der sollte ein „Ideal,für das sich einzusetzen lohnt“, for-mulieren. Bundesweit berichtete diePresse. Akademischer Protest war inZeiten wieder eingeführter Wehr-pflicht eine Sensation. Insgesamtkamen mehr als 200 Antworten,aber nur wenige von den ursprüng-lichen Adressaten.

STREIT UM HORAZDer Münchner InterkorporativeKonvent, Dachverband der Verbin-dungen, plädierte Seit an Seit mitdem „Stahlhelm“ (Traditionsge-meinschaft und Bund der Frontsol-daten von 1918) für die Wiederein-setzung des Horaz; die Frontsolda-ten drohten Magnifizenz als „deut-schem Mann“ an, bei Wegfalldes Zitats werde einTag kommen,„wo dieseAnge-

legenheit beglichen werden wird“.Weil der Kalte Krieg loderte, unter-stellte man Horaz-Gegnern „so-wjetzonalen Einfluss“ und erklärtedie Studenten zum „Werkzeug“ desOstens. Auch die Vollversammlungam 30. Januar 1958, die wegen An-sturms aus der Aula ins Audimaxübertragen werden musste, standunter diesem Zeichen. Drei Viertelder mehr als 3000 Studierendenstimmten nach langer Diskussiongegen, die katholischen farbentra-genden und nicht farbentragendenVerbindungen laut Pressberichtenfür das „Dulce“. Einen einprägsa-men Höhepunkt der Debatte ergabdie Bitte eines ungarischen Exil-Studenten, man möge ihm den al-ten Text für seine 1956 beim Bud-apester Aufstand gefallenen Kolle-gen überlassen.

„Horaz hat verloren“ titelte dieFAZ. Als Ersatz erwog Rektor Wi-berg ein an die Weiße Rose erin-nerndes Motto: „mortui viventesobligant“ (Die Toten verpflichtendie Lebenden), das jedoch andereGruppen für sich beanspruchten.Den zugrunde liegenden Gedankenschmiedete der damalige Privat-dozent und spätere Salzburger Or-dinarius der klassischen Philologie,Georg Pfligersdorffer, in den heu-te vorfindbaren Satz um: „Mortu-

orum virtute tenemur“ (in des Ver-fassers Übersetzung: „Durch diehohe Bewährung der Toten sindwir gehalten“). Eindrucksvoll be-stätigt diesen Text ein Brief des Ul-mer Oberbürgermeisters i.R. Ro-bert Scholl, der am 1. Februar 1958an den Rektor schrieb: „Ich möch-te Ihnen, ganz im Sinne meiner to-ten Kinder, danken“ – das nach-träglich eingefügte Adjektiv meintaußer Sophie und Hans auch de-ren vermissten Bruder WernerScholl.

SCHWIERIGES GEDENKENDie Entscheidung der Universitätgegen das „süße“ Sterben und fürdas Gedenken an die Hingerichte-ten vollzog nach, was europäischeLiteratur seit dem Ersten Weltkriegformuliert hatte; daher erscheintheute die Diskussion fast anachro-nistisch. Überboten wird dieserAnachronismus allerdings da-durch, dass die erwähnte zweiteInschrift, aufs Jahr 1959 datiert,genau unter die Stelle des 1958verbannten Loblieds auf den Sol-datentod gesetzt wurde und demSinn des Ersatztextes widerspricht.Die gut lesbare Tafel beschwört einanonymes Todesgeschick (mortuisfato oppressis) und entlastet soHitlers Heeresleitung. Die Negati-

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on des „non in vanum“ (des nichtvergeblichen Todes) behauptet ei-ne dem Adlergitter konträre Sinn-gebung: Es wird nicht der Opfergedacht, die – wie Sophie Schollforderte – gegen den NS-Staatstarben, sondern die räumlicheAnordnung verpflichtet die Leserauf die „Tugend, Bewährung“ (vir-tute) auch derjenigen Toten, die fürKaiser, Reich und Führer starben.Die einzig ausformulierte und les-bare Erinnerung an historischeVorgänge widerlegt das Gedenkendes Adlergitter-Zitats.

Archivalien zur Anbringung undzu dem wieder von Georg Pfligers-dorffer formulierten Text fehlen. Le-diglich ein Senats-Protokoll ver-merkt, dass gegen die „Inschrift aufder Gedenktafel für die Gefallenen(...) einige studentische GruppenEinspruch eingelegt (haben). Der Se-nat lehnt es ab, den Wortlaut derGedenktafel zu ändern“. Der Ein-spruch wurde mehrfach wiederholt,zuletzt 2001, als bei einer Verbin-dung NPD-Schläger Unterschlupffanden. Dass eine Sinngebung desKrieges nicht nur den 1958 von derLMU getragenen Protest, sondernauch die mit dem neuen Adlergitterverbundene Erinnerung an den Wi-derstand überlagert, bleibt ein Steindes Anstoßes. ■

Ich danke Prof. G. Pfligersdorffer, Prof.W. Suerbaum und dem Universitäts-archiv München für ihre Unterstüt-zung. Literatur: Irene Söllner, Spurender Antike im Hauptgebäude der Lud-wig-Maximilians-Universität Mün-chen. Staatsexamensarbeit für dasLehramt an Gymnasien 1988. KathrinHoffmann-Curtius, Der Doryphorosals Kommilitone. Antikenrezeption inMünchen nach der Räterepublik. In:Humanistische Bildung 8. Der Menschin Grenzsituationen. Ostfildern 1984.S.73-138.

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Wer die LMU in Zahlen fasst,denkt meist an Studentinnen,Studenten und Professoren. Alsgrößte Hochschule Bayerns undzweitgrößte Universität inDeutschland (nach Köln) zählt dieLudwig-Maximilians-Universitätmit ihren 43.000 Studierendenund 800 Professuren jedoch nichtnur zu den Zentren für Wissen-schaft und Lehre. Sie ist auch einpulsierender Großbetrieb, der amLaufen gehalten werden muss.

Täglich fallen an der UniversitätReparaturen und Wartungsarbeitenan. Pro Jahr werden an der LMU

(ohne Klinikum) zwischen 40 und 50Millionen Kilowattstunden Stromverbraucht, für den rund 3,6 Millio-nen Euro an die Stadtwerke Mün-chen zu zahlen sind. Zum Vergleich:Eine Kleinstadt mit 10.000 Einwoh-nern ließe sich damit ein halbes Jahrlang versorgen. Rund 400.000Kubikmeter Wasser, soviel wie 153Fünfzig-Meter-Schwimmbeckenfüllen, rauschen jährlich durchKühlsysteme, Waschbecken undToiletten der Universität (ohne Kli-nikum). Für Fernwärme musstenhier in den letzten Jahren zwischen3,1 und 3,9 Millionen Euro per annoüberwiesen werden.

Den Betrieb hinter den Kulissennehmen die meisten Erstsemesteran der LMU zunächst nicht wahr.Für die frisch gebackenen Studie-renden macht sich die Größe derLMU schlicht an der Frage fest, wodenn welcher Hörsaal gerade zufinden ist. Auf knapp einer MillionQuadratmeter Gesamtnutzflächeder Universität und des Uni-Klini-kums wird geforscht, gelernt,experimentiert und diskutiert.Einen kompakten Campus kanndie LMU dabei nicht bieten: Insge-samt verfügt die Universität über850 Hektar Grundbesitz, dazuzählt zum Beispiel der Univer-

sitäts-Forst bei Landshut, die Fel-der und Wiesen des Lehr- und Ver-suchsguts der TierärztlichenFakultät in Oberschleißheim oderdas Moorversuchsgut Badersfeld.Allein in den Stadtgrenzen vonMünchen gehören über 380 Hek-tar Grundbesitz zur LMU – mehrals ein Prozent der Gesamtflächeder Landeshauptstadt. Die StadtMünchen ist es denn auch vorallem, die von der Größe undAttraktivität der LMU profitiert.Die Internationalisierung und denZuzug von Neu-Münchnern ver-dankt die Stadt nicht zuletzt der„Denkfabrik“ LMU. ■ oh

Im Juni waren alle Hochschulan-gehörigen der LMU zur Wahl derUniversitäts-Gremien aufgerufen.Aber wer wählt eigentlich wenund wozu?

Insgesamt 55.712 Personen, davonrund 42.000 Studierende, konntenam 18. und 19. Juni über die Beset-zung von Senat und erweitertemSenat, über die Vertreter der zwölfFachbereichsräte und der Fach-schaften abstimmen. (Das Ergebnisstand bei Redaktionsschluss nochnicht fest.) Wahlberechtigt sind ander LMU vier Gruppen: die Profes-sorinnen und Professoren, die wis-senschaftlichen Mitarbeiter, dienicht-wissenschaftlichen Mitarbei-ter und die Studierenden. Jede die-ser Gruppen entsendet ihre eigenen

Vertreter in die Gremien, aufgeteiltnach einem bestimmten Schlüssel.Dem Senat und dem erweiterten Se-nat gehören außerdem die fünf Mit-glieder des Rektoratskollegiums mitStimmrecht an.

Der Senat ist nach wie vor daszentrale Gremium der Universität, indem alle Gruppen vertreten sind. Ertritt während des Semesters einmalim Monat zusammen. Der Senat er-ledigt das „Tagesgeschäft“, be-schließt unter anderem Berufungs-listen, Prüfungs- und Studienord-nungen, Vorschläge zur Gliederungder Universität, neue Studiengängeund bestimmt Forschungsschwer-punkte. Er macht Vorschläge für dieWahl des Rektoratskollegiums, be-schließt den Hochschulentwick-lungsplan und nimmt den Jahres-

bericht der Hochschulleitung entge-gen. Der Senat hat 28 stimmbe-rechtigte Mitglieder aus allen vierGruppen.

Der erweiterte Senat beschließtnach Anhörung des Hochschulratsdie Grundordnung der Universität,wählt den Rektor, den er auch ab-wählen kann, und die Mitglieder desRektoratskollegiums mit Ausnahmedes Kanzlers. Der erweiterte Senathat 61 Mitglieder aus allen vierGruppen. Dazu gehören die Mitglie-der des Senats und die Dekane be-ziehungsweise ihre Stellvertreter,wenn die Dekane selbst Mitgliederdes Senats sind.

Die Fachbereichsräte repräsen-tieren die Selbstverwaltung der 18Fakultäten der LMU. Sie wählen ausdem Kreis der Professoren die„Fachbereichssprecher“ (Dekane)und Studiendekane. Sie beraten undentscheiden alle Angelegenheitenvon grundsätzlicher Bedeutung ih-res Fachbereichs, sofern sie nicht

Aufgaben des Dekans sind, also Be-rufungsvorschläge, Habilitations-,Promotions-, Studien- und Prü-fungsordnungen. In die Fachbe-reichsräte werden je zwölf Mitglie-der aus den vier Gruppen gewählt,als 13. Mitglied kommt die Frauen-beauftragte dazu. Große Fachberei-che wählen die doppelte Anzahl anMitgliedern. ■ kg

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■ ZU DEN URNENWER WÄHLT WEN WOZU?

■ UNIVERSITÄT UNTER STROMHINTER DEN KULISSEN DER LMU

1 Er organisiert die Hochschul-

wahlen an der LMU: der Leiter des

Wahlamts Siegfried Stix.

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Wo muss ich denn nun schonwieder hin? Für die meisten Stu-dienanfänger herrscht in denersten Wochen an der LMU Ori-entierungsnotstand. Zu viele neueProfessoren, zu viel neuer Lern-stoff und vor allem – zu vieleneue Orte. Auf rund einer Milli-on Quadratmeter Nutzfläche sinddie Hörsäle, Labors und Seminar-räume der Universität zwischenOberschleißheim im Norden Mün-chens und Großhadern im Süd-westen auf mehr als 70 Standor-ten in der ganzen Stadt verteilt.Verlaufen muss sich deshalb aberniemand. Denn im Internet kannman sich jetzt unter www.lmu.de/vr auf einen virtuellen Streifzugdurch die LMU begeben.

Ein Spaziergang durch den Engli-schen Garten bei strahlendem Son-nenschein, ein Blick in den Salinen-hof oder ein Besuch im „Schwein-chenbau“ an der Leopoldstraße –das alles ist möglich, ohne auch nureinen Fuß vor die Haustür zu setzen.Per Mausklick lässt sich die Univer-sität bequem vom heimischen Sofaaus erkunden. Möglich machen dasdie Mitarbeiter des Referats „Inter-net und Virtuelle Hochschule“ derLMU, die bislang 26 Stationen rundum das Uni-Stammgelände am Ge-

schwister-Scholl-Platz auf ein „Ku-gelpanorama“ für den Online-Auf-tritt gebannt haben.

MIT DEM FROSCHAUGEUNTERWEGS Das besondere an dem virtuellenBlick in die Universität ist diebewegliche Rundum-Ansicht, die indieser Qualität noch kaum eineInstitution im Internet anzubietenhat. „Selbst die amerikanischen Uni-versitäten liefern zwar virtuelle Tou-ren mit 360°-Panorama. Doch der,Kugelblick’ nach oben oder untenist noch kaum zu finden“, sagt JohnAppoldt, der zusammen mit Marga-reta Weeber und ein paar anderenKollegen das neue virtuelle Angebotentwickelt hat. Seit Sommer 2001sind die Computerspezialisten miteiner speziellen Fotoausrüstung aufdem Uni-Campus unterwegs, umLMU-Impressionen einzufangen.Eine Digitalkamera mit „Froschau-gen“-Objektiv und einem speziellenStativaufsatz liefert pro Motiv fünf120°-Bilder, die später am Compu-ter Punkt für Punkt deckungsgleichaneinander montiert werden müs-sen. „Es ist schon eine Tüftelei, bisman die ideale Bilddarstellungerreicht“, sagt Margareta WeeberWesentliche Hilfe dabei leistet eineSoftware, die Professor Helmut

Dersch von der Fachhochschule inFurtwangen den LMU-Programmie-rern kostenlos überlassen hat.Die Navigation des virtuellen Rund-gangs ist für die Besucher kinder-leicht. Auf der Startpage werdenzwei verschiedene Standard-Zu-gangsvarianten (Quicktime-Pluginab Version 5 oder Java-Applets (PT-Viewer)) angeboten. Dann beginntdie Expedition durch die Uni: Diewichtigsten Bauten können unter„Universitätsgebäude“ besichtigtwerden, der „Großstadtdschungel“führt zu markanten Straßen, Kreu-zungen und Plätzen im innerstädti-schen Uni-Viertel und hinter „Son-stige Standorte“ verstecken sich oftgenutzte Einrichtungen, die nichtdirekt zur Universität gehören, wiedie Bayerische Staatsbibliothek oderder Englische Garten.

DER CLOU: DIE HOTSPOTSÜbersichtskarten und Lageplänebieten eine genaue Orientierung,von welchen Standpunkten ausman die virtuelle Universität betre-ten kann. Von dort kann sich derBesucher frei im Online-Panoramabewegen und Details heran- odervon sich wegzoomen. Ein kurzerText versorgt den Besucher mit Wis-senswertem über die jeweilige Sta-tion. Der besondere Clou des Rund-

gangs sind allerdings die „Hotspots“.„Die Hotspots ermöglichen demBesucher von einem Panorama insnächste zu wechseln und somit perMausklick tatsächlich quer durchdie Universität zu wandeln“, erklärtMargareta Weeber. Ein Klick auf einkleines Icon unterhalb des Panora-mas zeigt die Hotspots farbig imBild an, ein weiterer Klick auf diefarbige Fläche ermöglicht denSchritt zur nächsten Station.

Nach und nach wollen Marga-reta Weeber, John Appoldt und ihreKollegen den virtuellen Rundgangauf die ganze Universität ausdeh-nen. „Natürlich ist das Projekt nochlange nicht komplett. Derzeit sindnur die wichtigsten Standorte rundum das Stammgelände im virtuel-len Rundgang vertreten. Aber wirwerden die Tour natürlich ausbau-en“, kündigt Appoldt schon mal an.Das braucht Zeit und Personal: „Be-sonders für die Erweiterung derenglischen Version des Rundgangskönnten wir den einen oder ande-ren englischen Muttersprachler ge-brauchen.“ ■ oh

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EXPEDITION INS AKADEMIKERREICH EIN VIRTUELLER RUNDGANG SETZT DIE LMU INS BILD

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■ UNTERRICHTSERFAHRUNGIM AUSLANDDer Pädagogische Austauschdienst(PAD) der Kultusministerkonferenzbietet angehenden Lehrern moder-ner Fremdsprachen und Studieren-den anderer Studiengänge die Mög-lichkeit, als COMENIUS-Sprach-assistenten sechs bis acht Monatean einer Schule des SOKRATES-Pro-gramms der europäischen Union imAusland Unterrichtserfahrungen zusammeln. Bewerber für das Aus-tauschjahr 2003/2004, das im Sep-tember 2003 beginnt, müssen min-destens vier Semester studierthaben und über Kenntnisse derjeweiligen Landessprache verfügen.Zu den Aufgaben der Fremdspra-chenassistenten, die in der Regelzwölf Stunden pro Woche an derGestaltung des Unterrichts mitwir-ken, gehören Übungen zur Spracheund Landeskunde sowie die Konver-sation in Kleingruppen, aber auch

Aktivitäten außerhalb des Un-terrichts wie etwa die Mit-

arbeit in einer Theater-AG. Während ihrer

Ass istenzze i terhalten die

Teilneh-mer

einen monatlichen Unterhaltszu-schuss, der die Lebenshaltungsko-sten deckt. Bewerbungsschluss fürdie USA und Kanada ist der 1.November, für alle anderen Länderder 1. Dezember. Weitere Informa-tionen enthält die Broschüre „CO-MENIUS-Sprachassistenten“, die perE-Mail: [email protected] undtelefonisch: 0228 – 501 224 ange-fordert werden kann. Das Bewer-bungsformular gibt es im Internet:www.kmk.org/pad/sokrates2.

■ MEDIZINSYMPOSIUMAus Anlass des 10. Todestages vonProfessor Friedrich Deinhardt ver-anstaltet das Max-von-PettenkoferInstitut für medizinische Mikrobio-logie am 12. Juli ein Mini-Symposi-um. Für die Veranstaltung konntendrei Redner gewonnen werden: Pro-fessor M. Roggendorf vom Institutfür Virologie der Universität Essenwird einen Vortrag zum Thema„Neue gentherapeutische Ansätzezur Behandlung der chronischenHepatitis B“ halten. Über „Evolutionund Ursprung von HIV – epidemio-logische und molekulare Daten“spricht Professor Gürtler vom Insti-tut für medizinische Mikrobiologieder Universität in Greifswald. Alsdritter Redner wird Dr. Schätz vomMax-von-Pettenkofer Institut über„Prion-Erkrankungen: Prophylakti-sche und therapeutische Ansätze“referieren. Beginn der Veranstaltungist 15 Uhr c.t., Hörsaal des Instituts,Pettenkoferstr. 9A. Mehr Informa-tionen: Professor von der Helm undProfessor Koszinowski, Tel.: 51605257.

■ SPINDE ABZUGEBENDie Anatomische Anstalt der LMUsucht Personen, die etwas zu ver-

stauen haben. Der Grund: Sie hat54 Garderobenspinde mit

Münzschloss abzugeben.Die Spindgröße be-

trägt ca. 90x30x48 cm. Inter-

essentenwen-

den sich an: Herrn Benz, Anatomi-sche Anstalt, Pettenkoferst. 11, Tel.:5160 4804.

■ OFFENES FECHTTURNIERDie Fechtabteilung des Hochschul-sports veranstaltet in Zusammenar-beit mit dem USC München am 20.und 21. Juli im ZHS ein offenesHochschulturnier im Florett- undDegenfechten. Dazu sind alle Stu-dierenden und hauptamtliche Mit-arbeiter in- und ausländischerHochschulen zugelassen. Die Teil-nehmerzahl pro Wettkampf ist be-schränkt: 40 Teilnehmer im Damen-und Herrenflorett, 45 im Herren-und 40 im Damendegen. Meldun-gen, unter Angabe der Hochschul-zugehörigkeit, werden in der Rei-henfolge des Eintreffens berück-sichtigt und können postalisch, viaFax oder E-Mail erfolgen. Melde-schluss ist der 15. Juli. VerspäteteMeldungen werden nur bei Zahlungeines erhöhten Meldegeldes ange-nommen. Bitte eine Telefon- oderFaxnummer angeben, damit im Fal-le einer Nichtberücksichtigung ab-gesagt werden kann. Das Meldegeldbeträgt je Waffe 5 €; Zahlung beiTurnierbeginn. Weitere Infos undMeldeadresse: Sportzentrum, Ab-teilung Hochschulsport, FachgebietFechten, Conollystr. 32, 80809 Mün-chen, Fax: 289 24 664, E-Mail: [email protected]. Auswärtige können

Unterkünfte über das Fremdenver-kehrsamt der Stadt München,

Sendlinger Str.1, 80331München; Tel.: 2330

300, Fax: 23 330233 erfragen.

■ ZUSATZQUALIFIKATION FÜR STUDIERENDEDas Institut Student und Arbeits-markt der LMU bietet Studierendenaller Fachbereiche wieder Kurse alsberufliche Zusatzqualifikationen an.Die Kurse sind: EDV-Office, Ein-führung BWL/VWL, Projektmanage-ment, Access, Marketing/Vertrieb,Wissensmanagement, Excel, Perso-nal, Maschinenschreiben, Internet,Öffentlichkeitsarbeit, Wirtschafts-sprachen, Java Script, Auslandsge-schäft, Bewerbungstrainings undvieles mehr. Sie sind im Kurspaketoder als Einzelkurs absolvierbar.Bewerbungsunterlagen könnenMo., Di., Do. und Fr. von 9 bis 12 Uhrim Institut Student und Arbeits-markt, Ludwigstr. 27, 1. Stock (überWendeltreppe), Zimmer 130, abge-holt werden. Bewerbungsschluss istder 12. Juli. Bei der Bewerbung wer-den Studierende geistes-, sozial-und naturwissenschaftlicher Fächerbevorzugt. Weitere Infos: www.s-a.uni-muenchen.de.

■ WISSENSCHAFTSPREIS FÜRINTERKULTURELLE STUDIEN Das Forum Interkulturelles Lebenund Lernen (FILL) e.V., ein Zusam-menschluss von Vertretern aus Kul-tur, Politik, Verwaltung und Wirt-schaft mit ausländischen Vereinen,hat das Ziel, die multikulturelleWirklichkeit aufzugreifen und fürein besseres Miteinander verschie-dener Kulturen zu arbeiten. Auch dieWissenschaft soll stärker in dieseBemühungen eingebunden werden.Dazu schreibt FILL in Zusammenar-beit mit der Universität und derStadt Augsburg den mit 5.000 €dotierten Förderpreis zum Gene-ralthema „Interkulturelle Wirklich-keit in Deutschland: Fragen undAntworten auf dem Weg zur offe-nen Gesellschaft“ aus. Zugelassensind wissenschaftliche Arbeiten, die

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PREISE &STIPENDIEN

TIPPS &TERMINE

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DER SATIRIKER HELMUT ECKL* HAT DAS WORT

SemesterferienDVawoitung schnauft durch. Da Kanzler grüaßt.DMiniröck von de Studentinnengenga ma ob.LMU-Rucksäck kriagstin da U-Bahn net ind Lätschn.DProfessoren hom koa Problem.I kriag an Leberkaas.As Telefon is freindlich.So an Urlaub brauchst hin und wieder.

* HELMUT ECKL IST LEITER DES REFERATS III B 4 DER LMU.

Eine unerwartet steile Karrierehat Günter Karl, Mitarbeiter im Büro des Uni-Kanzlers Dr.Hendrik Rust, mit einem einzi-gen Federstrich gemacht: Beider Wahl zum erweitertenSenat der Universität war Karlauf der Wahlvorschlag-Liste 1der Unabhängigen Mitarbeiterals Vertreter der Zentralen Uni-versitätsverwaltung auf Platz 8zu finden. Für die Beförderungsorgte ein kleiner Zusatz hinterdem Namen des Kandidaten:„Kanzler“ stand dort klar zulesen. Welchen Job Rust derweilübernommen hat, ist nichtbekannt.

■ FORUM HUMORUM

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maximal zwei Jahre vor dem jewei-ligen Bewerbungsschluss an einerdeutschen Universität vorgelegtwurden. Bewerbungen sind an dasRektoramt der Universität Augs-burg, Universitätsstr. 2, 86159 Augs-burg, zu richten. Kontakt und wei-tere Infos: Dr. Peter Kolb, E-Mail:[email protected] und www.fill.de. Bewerbungs-schluss ist der 30. September 2002,die Verleihung wird im Mai 2003stattfinden.

■ ERNST-ENGELBRECHT-GREVE-PREIS 2003Der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis,benannt nach dem ehemaligenLandwirtschaftsminister von Schles-wig-Holstein, ist dem ländlichenRaum gewidmet. Der Bund derDeutschen Landjugend und die R+VVersicherung sind Träger diesesPreises und unterstützen damit dieVerbesserung von Lebens- und Blei-beperspektiven für junge Menschenin den ländlichen Räumen. Damitsollen herausragende und innovati-ve Projekte, Aktionen und Maßnah-men in den Bereichen regionale Ent-wicklung, Grüne Berufe und Ju-gendarbeit gefördert werden. DerPreis in Höhe von 10.000 € wird allezwei Jahre auf der InternationalenGrünen Woche in Berlin an Perso-nen unter 35 Jahren oder an Jugen-dorganisationen aus dem ländli-chen Raum vergeben. Eine Auftei-lung des Preises ist möglich. Abga-befrist ist der 31. Juli 2002. WeitereInformationen unter www.landju-gend.de oder beim Bund der Deut-schen Landjugend, Reinhardtstr. 18,10117 Berlin, Tel.: 030-31904-258.E-Mail: [email protected].

■ GEOWISSENSCHAFTLERPREISFÜR JUNGE WISSENSCHAFTLERDie Deutsche Forschungsgemein-schaft (DFG) hat einen neuen For-schungspreis ins Leben gerufen: denBernd-Rendel-Preis für junge Geo-wissenschaftler. Der mit 1500 €

dotierte Preis richtet sich an jungeDiplom-Geowissenschaftler (Geolo-gen, Mineralogen, Geophysiker,Ozeanographen, Geodäten), dienicht promoviert sind. Er wird die-ses Jahr an fünf Personen vergeben.Diese Preise aus den vom Stifter-verband für die Deutsche Wissen-schaft verwalteten Erträgen derBernd-Rendel-Stiftung sollen den

Preisträgern die Teilnahme an inter-nationalen Kongressen und Tagun-gen ermöglichen. Als Kriterien fürdie Preisvergabe gelten Qualität undOriginalität der bisherigen For-schungsarbeiten, die jedoch nichtabgeschlossen sein müssen (Di-plomarbeiten oder laufende Disser-tationsarbeiten, ggf. andere Arbei-ten). Besondere Beachtung bei derPreisvergabe sollen der gewählteForschungsansatz sowie das wis-senschaftliche Potenzial des Kandi-daten finden. Möglich sind Eigen-bewerbungen sowie Vorschläge vonKandidaten. Einzureichende Unter-lagen sollten eine kurze, maximaleinseitige Begründung, auch in Hin-blick auf die Verwendung des Prei-ses, enthalten, und schließlich einenkurzen tabellarischen Lebenslaufund Exemplare relevanter Arbeiten(Diplomarbeit, Manuskripte, Son-derdrucke) sowie eine kurze Be-schreibung laufender Arbeiten. DieUnterlagen müssen bis zum 1. Au-gust eingeschickt werden an: Dr.Sören B. Dürr – ProgrammdirektorGeologie und Paläontologie, Bernd-Rendel-Preis 2002, 53170 Bonn.Weiter Informationen: Ute Benner-scheid, E-Mail: [email protected], Tel.: 0228 – 885 2455.

■ IDEENWETTBEWERB DES BMWI 2002Mit dem Programm „InnoNet – För-derung von innovativen Netzwerk-en“ unterstützt das Bundesministe-rium für Wirtschaft und Technolo-gie (BMWi) den Aufbau von Koope-rationsnetzwerken zwischen Wirt-schaft und Wissenschaft. Damit solldie Innovationskraft und Wettbe-werbsfähigkeit von mittelständi-schen Unternehmen gestärkt wer-den. Mit nicht rückzahlbaren Zu-wendungen fördert InnoNet jetztzum vierten Mal Verbundprojektezwischen Forschungseinrichtungenund Unternehmen für die Entwick-lung von anspruchsvollen Produk-ten, Verfahren oder Dienstleistun-gen. Damit soll kleinen und mittle-ren Unternehmen der Zugang zumtechnologischen Know-how vonForschungseinrichtungen erleich-tert werden. Projektträger ist dieVDI/VDE-TechnologiezentrumInformationstechnik GmbH (VDI/VDE-IT). Hier können bis zum 31. Juli2002 Ideenskizzen für innovativeVerbundprojekte eingereicht wer-

den. Die Laufzeit sollte nicht mehrals drei Jahre betragen. Teilnahme-unterlagen und weitere Informatio-nen unter: www.vdivde-it.de/inno-net. Ansprechpartner ist dasVDI/VDE-TechnologiezentrumInformationstechnik GmbH (VDI/VDE-IT), InnoNet, Rheinstr. 10B,14513 Teltow, Tel.: 03328 - 435-136,Fax: 03328 - 435-189; E-Mail: [email protected].

■ FÖRDERPREIS DER THERESEVON BAYERN-STIFTUNGAus Anlass des 100-jährigenJubiläums der Verleihung der Ehren-doktorwürde an die Forscherin undMäzenin Prinzessin Therese vonBayern aus dem Hause Wittelsbachwurde im Jahr 1997 an der Univer-sität München die „Therese vonBayern-Stiftung zur Förderung vonFrauen in der Wissenschaft“ insLeben gerufen. Die Stiftung verfolgtunter anderem das Ziel, in regel-mäßigen Abständen herausragendeWissenschaftlerinnen einzelner Fa-kultäten mit einem Förderpreis aus-zuzeichnen, um deren Motivationzur Hochschulkarriere zu unterstüt-zen. Die nächste Preisvergabe findetinnerhalb der Rechts-, Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Fa-kultäten im Mai 2003 statt, undzwar diesmal in der BayerischenAkademie der Wissenschaften, de-ren erstes (und bislang einziges)weibliches Ehrenmitglied die Prin-zessin war. Die Höhe des Preisesbeträgt 5.000 €, der Preis kanngeteilt werden. Zentrale Auswahl-kriterien bei der Preisvergabe sindlaut Stiftungssatzung vor allem her-ausragende wissenschaftliche Leis-tungen, insbesondere in einemtransdisziplinär konzipierten For-schungsvorhaben, sowie ein akade-mischer Karriereverlauf, der Vor-bildfunktion für junge Wissen-schaftlerinnen hat. Wissenschaftle-rinnen aus den Rechts-, Wirt-schafts- und Sozialwissenschaftli-chen Fakultäten (Fak. 3-5,11,15)richten ihre Bewerbung bis zum 30.September 2002 an das Dekanatihrer Fakultät. Weitere Auskünfteüber die Vorsitzende des Kuratori-ums der Stiftung: Dr. HadumodBußmann, Anwänden 3, 82067Ebenhausen/Isartal, Tel.: 08178-4483, Fax: 08178 - 3410, E-Mail:[email protected].

■ AKTIONSPROGRAMM FÜRDAS JAHR DER CHEMIE 2003Zum vierten Mal schreibt der Stif-terverband für die Deutsche Wis-senschaft sein Aktionsprogamm„PUSH – Dialog Wissenschaft undGesellschaft“ aus. Die Ausschrei-bung des Jahres 2002 dreht sich mitBlick auf das „Jahr der Chemie 2003“um Themen rund um die Chemieund wendet sich dabei besonders andie Fachbereiche und Institute fürChemie an Hochschulen und außer-universitären Forschungseinrich-tungen, die mit entfernteren Diszi-plinen wie den Geistes- und Sozial-wissenschaften und interdiszipli-nären Arbeitsgebieten wie der Mo-lekularbiologie, Biochemie, Mate-rialwissenschaften oder Nanowis-senschaften kooperieren. Ange-sprochen sind alle Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler, die sichmit ihren Projekten beispielsweisean Dialogpartner wie Kinder und Ju-gendliche, Familien, öffentliche In-stitutionen und Medien wenden. DieProjekte sollen den Prozess des wis-senschaftlichen Arbeitens, den All-tagsbezug von Wissenschaft undTechnik, sowie ihre Bedeutung fürdie Lösung von Zukunftsproblemen,im Dialog mit der Gesellschaft sicht-bar machen. Denkbare Vorhabenwären die Ansprache von Kinder-gärten, Grundschulen und unter-stufigen Klassen von weiterführen-den Schulen, Mitmachaktionen, Dis-kussionsforen und Workshops bishin zur Verarbeitung wissenschaft-licher Themen im Bereich „Chemieund Kunst“. Gefördert werden Pro-jekte, die sich durch Nachhaltigkeit,Originalität und Aktualität aus-zeichnen. Es ist auch eine Teilfinan-zierung von schon geförderten Pro-jekten möglich. Für das gesamteAktionsprogramm stehen insge-samt 250.000 € zur Verfügung. ProProjekt können 10.000 €, in Einzel-fällen bis zu 25.000 € bewilligt wer-den. Die Bewerbungsfrist läuft nochbis 16. September 2002 (Poststem-pel). Das Merkblatt zur Antragsstel-lung und weiterführende Informa-tionen können unter www.stifter-verband.de oder bei Sandra Roh-mann, Stifterverband der DeutschenWissenschaft, Barkhovenallee 1,45239 Essen, Tel.: 0201-8401-170,Fax: 0201-8401-301, E-Mail: [email protected] an-gefordert .

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Himmel und Erde im Blick: Geowissenschaftler auf Reformkurs.