Macht als sozialpsychologisches Konzept

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Macht als sozialpsychologische s Konzept Erich H. Witte Niels van Quaquebeke ׀Arbeitsbereich Sozialpsychologie ׀Fachbereich Psychologie ׀Universität Hamburg ׀Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung: „Macht: Zwischen aktiver Gestaltung und Missbrauch“ an der Christian Albrechts Universität zu Kiel ׀22.6.2005

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Macht als sozialpsychologisches Konzept Erich H. Witte Niels van Quaquebeke

׀ Arbeitsbereich Sozialpsychologie׀ Fachbereich Psychologie׀ Universität Hamburg

׀ Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung: „Macht: Zwischen aktiver Gestaltung und Missbrauch“ an der Christian Albrechts Universität zu Kiel

׀ 22.6.2005

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2Macht als sozialpsychologisches KonzeptErich H. Witte, Niels van Quaquebeke, 22.06.2005

Was man über Macht zu wissen meint

Macht ist allgegenwärtig Macht ist durch die Evolutionstheorie bereits

durch Hierarchiebildung vorgeprägt Macht auszuüben ist schlecht Machtprozesse sind relativ einfach zu verstehen

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Was man über Macht wissen sollte

Macht = [ M, B; M(Q), B(Z); Q(A,R,H), Z(W,Y,X); M{Q(A,R,H)} → B{Z(W,Y,X)} ] .

M : Machthaber mit verschiedenen LegitimationsgradenB : Beherrschter von unterschiedlichem SystemumfangQ  : MachtmittelZ : MachtbereichA : AnstrengungR : Ressourcen für MachtmittelH : Höhe der Reserven für die MachtmittelW : WiderstandY : ÄnderungswahrscheinlichkeitX : Änderungsausmaß→  : eine zweistellige, asymmetrische Relation

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4Macht als sozialpsychologisches KonzeptErich H. Witte, Niels van Quaquebeke, 22.06.2005

Wie man Macht veranschaulichen kann

R: Ressourcen

H: Höhe der Reserven

M:Macht-haber

W:Wider-stand

Änderung

Q:Macht-mittel

Legitimation Systemumfang

Z:Macht-bereich

X

Y

Z B:

Beherrschter

Einfluss

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5Macht als sozialpsychologisches KonzeptErich H. Witte, Niels van Quaquebeke, 22.06.2005

Wie zeigt sich Macht

Macht lässt sich phänomenologisch an Einfluss festmachen.

Einfluss durch Macht kann in drei Bereichen stattfinden: affektiv (Gefühl, Bewertung) kognitiv (Wahrnehmung, Denken) konativ (Handlung, Reaktion)

entweder direkt oder durch strukturelle Einflussnahme.

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Wann wird Macht als „gut“ / „böse“ empfunden

+ Macht muss für die Zielperson (oder Majorität) rechtfertigbar sein, damit sie die gezielte Einflussnahme nicht als Übergriff empfindet.

- Bei illegitimer Machtausübung trifft der Machtausübende auf Widerstand seitens der Zielperson (oder Majorität), den er / sie dann ggf. zu überwinden sucht.

M B

U

U : Kontext B : Zielperson, M : Ausgangsperson : legitimer Einfluss

: illegitimer Einfluss : Legitimitätshorizont von A

: Widerstand von A

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Wodurch wird Macht ausgeübt

Klassische Ansätze unterteilen in verschiedene Quellen der Macht

Positionale Machtquellen Belohnungsmacht Bestrafungsmacht (Informationsmacht)

Personale Machtquellen Identifikationsmacht Expertenmacht

Legitime Macht lässt sich nicht eindeutig zuordnen Legitimität kann sich entweder aus positionalen oder personalen Rechtfertigungen ergeben

(French & Raven, 1959; Hinkin, & Schriesheim, 1989)

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Wie funktioniert Macht

Glaubwürdigkeitdurch Internalisierung

Attraktivitätdurch Identifikation

Nachgiebigkeitdurch Anpassung (an Zwang)

(Kelman, 1958,1961)

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Welche Perspektiven auf Macht gibt es

Systemumfänge von Machtbereichen1. Individualsystem:

bezogen auf die Person des Machthabers

2. Mikrosystem:bezogen auf die konkrete Interaktion zwischen M und B

3. Mesosystem:bezogen auf den organisationalen Kontext

4. Makrosystem:bezogen auf Teilbereiche des gesellschaftlichen Lebens oder die Gesamtgesellschaft

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1. Individualsystem: Beispiele

MachtmotivBspw. lassen Antrittsreden amerikanischer Präsidenten auf ihre Machtmotivation schließen.

MachiavellismusZitat: „Man sollte nur den wahren Grund seiner Absichten zeigen, wenn es einem nützt“.

(McClelland,1975; Christie & Geis,1970)

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2. Mikrosystem: Beispiele

Emotionale Beziehung-Paarbeziehung-Therapeut-Klient-Lehrer-Schüler

Auswahl und Gestaltung von Mitteilungen-„Shared view – effect“-politische Sozialisation in der Familie

(Brandstätter, 1978; Freud,1914)

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3. Mesosystem: Beispiele

Einflusstechniken (die ihre Macht erst aus einer organisationalen Einbettung erhalten)

Assertivität (Anweisungen geben) Blockieren Sanktionen Tauschangebote Einschmeicheln Rationalität Koalitionsbildung Höhere Instanzen einschalten Inspirierende Appelle Konsultationen (Vorschläge erbitten) Legitimation Persönliche Appelle (Loyalität) Selbst-Präsentation

(Blickle, 2004; Yukl, Guinan, & Sottolano, 1995)

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4. Makro-System: Beispiele

Macht als motivationale Basis für Kriege Leistungsmotiv stärkt die wirtschaftliche Stärke Wirtschaftliche Stärke stärkt das Machtmotiv Machtmotiv mindert das Anschlussmotiv

(Winter, 1993)

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Der Einfluss von Macht auf die Mächtigen

Macht korrumpiert Je mehr Machtmittel einem zur Verfügung stehen,

desto mehr setzt man sie ein. Personen versuchen die Machtdistanz zu

vergrößern. Die Partizipation an der Macht erzeugt

Anpassung an die Machthaber (bspw. SPD nach der Ankündigung der Neuwahlen und vorher.)

(Haney, Banks & Zimbardo, 1973;Lee-Chai & Bargh, 2001;

Mulder,1977)

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Der Einfluss von Macht auf die Mächtigen

Macht hilft Opferbereitschaft von Eltern Verantwortungsübernahme in Krisensituationen Expertenwissen bei der Lösung von Problemen Macht durch Anzahl >> Demokratie

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Das Ziel im Umgang mit Macht

Beschränkung auf relevante Bereiche (individualistische – kollektivistische Kulturen)

Balance zwischen Einfluss, Freiheit und gemeinsamen Grenzen von Machthaber und Beeinflusstem (konkrete Absprachen über Gebrauch und Missbrauch)

Thematisierung von unkontrollierter Machtausübung (Machiavellismus) und unreflektiertem Widerstand (Reaktanz).

Anpassung von Machtprozessen an Zielsetzungen durch reflektierte Steuerung, eine kontinuierliche Aufgabe durch Legitimationsprozesse auf allen Systemebenen (Individual-, Mikro-, Meso-, Makro-Ebene).

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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Literaturauszug

Haugaard, M. (Ed.). (2002). Power: A reader. New York: Manchester University Press.

Hinkin, T. R., & Schriesheim, C. A. (1989). Development and application of new scales to measure the French and Raven (1959) bases of social power. Journal of Applied Psychology, 74(4), 561-567.

Kipnis, D., Schmidt, S. M. & Wilkenson, J. (1980). Intraorganizational influence tactics: Explorations in getting one´s way. Journal of Applied Psychology, 65, 440-452.

Lee-Chai, A. Y., & Bargh, J. A. (Eds.). (2001). The use and abuse of power. Philadelphia, PA: Psychology Press.

McClelland, D. C. (1975). Power. New York: Irvington.

Mulder, M. (1977). The daily power game. Leiden: Stenferd Kroeze.

Winter, D. G. (1993). Power, affiliation, and war: Three tests of a motivational model. Journal of Personality and Social Psychology, 65, 532-545.

Witte, E. H. (2002). Theorien zur sozialen Macht. In D. Frey & M. Irle (Eds.), Theorien der Sozialpsychologie: Gruppen-, Interaktions- und Lerntheorien (2 ed., Vol. 2, pp. 217-246). Bern: Verlag Hans Huber.

Yukl, G. A., Kim, H., & Falbe, C. M. (1996). Antecedents of influence outcomes. Journal of Applied Psychology, 81(3), 309-317.