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Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch. laut & leise Magazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Nr. 1, März 2016, erscheint dreimal jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.– Sucht im Gedächtnis

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Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch.

laut & leiseMagazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton ZürichNr. 1, März 2016, erscheint dreimal jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.–

Sucht im Gedächtnis

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Suchtprävention, laut & leise, März 2016

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Der unkontrollierte Griff nach Gummibärchen«Bei mir sind es Gummibärchen. Es gab Zeiten, da konnte ich beim Anblick eines Sacks voller Gummibärchen nicht mehr aufhö-ren, an diese farbigen, süssen, kleinen Verführer zu denken. Erst als die Gummibärchen aufgegessen waren, hatte ich wieder Ruhe.Kurz gesagt: Die Gummibärchen hatten mein Gehirn, meinen Willen im Griff.» Die Bilder der wissenschaftlichen IllustratorinNadja Baltensweiler zeigen, wie bei einer Sucht die Kontrolle über das bewusste Handeln regelrecht im Martini ertränkt oder un-ter einem Smartphone zerquetscht wird. (www.nadjabaltensweiler.ch)

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Ein Gehirn ist ein Ding, das aussieht wie madiges Sau-erteigbrot und schlabbert. So fantasierte ich als Sieben-jähriger meine Kopffüllung zusammen. Dass dieserKlumpen Gewebe die Wiege der humanen Intelligenz

sein soll, mochte ich nicht wirklich glauben. Entweder werdenwir zum Narren gehalten oder sie stimmt: die Geschichte vonMikro arbeitern, die innerhalb der Gehirnlappen unsere Geschi-

cke steuern. Dieses Ammenmärchen hielt ich als Primarschülerdann doch für plausibel, nachdem uns ein Film die Organe mitkörpereigenen Zeichentrickfiguren erklären wollte. KindlicheEinfalt. Doch diese Idee ist nicht weit entfernt von Erkenntnis-sen der modernen Wissenschaft. Der deutsch-schweizerischePhilosoph Philipp Ruch sagte in einem «Spiegel»-Interview: «Jemehr wir durch die Brille der Naturwissenschaften die Zufällig-keit und Bedeutungslosigkeit des Menschen zu erkennen mei-nen, desto zufälliger und bedeutungsloser werden wir.»

Wie und wo entsteht die Motivation für unser Tun? Sind esdoch Gehirnarbeiter, die mit dem Joystick entscheiden? Diver-se Experimente zeigen, wie neurologische Prozesse den Men-schen steuern. Was wir heute wissen: Bevor ein Mensch eine

S T A N D P U N K T

INHALTWohlfühleffekte im GehirnErkenntnisse der Hirnforschung ......................................... Seite 5

Sucht im GedächtnisInterview mit Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch ..................... Seite 9

Sie wollen es wissenDas jugendliche Gehirn im Wandel ................................... Seite 12

Meldungen aus der Suchtprävention ................. Seiten 14 und 15

IMPRESSUM

laut & leise Nr.1, März 2016

Herausgeber: Die Stellen für Suchtprävention im Kanton ZürichZuschriften: [email protected] und Produktionsleitung: Brigitte Müller,www.muellertext.chRedaktionsteam: Chantal Bourloud, Cathy Caviezel (Vorsitz), Larissa Hauser, Christian IngoldRedaktion Meldungen aus der Suchtprävention: Annett NiklausMitarbeiter/innen dieser Nummer: Etna Engeli, Martin Hafen, Oliver Bilke-HentschIllustrationen: Nadja BaltensweilerGestaltung: Fabian Brunner, [email protected]: FO-Fotorotar, 8132 EggBezug von weiteren Exemplaren: Sekretariat FO-Fotorotar, 8132 Egg, Tel. 044 986 35 10Abonnement: Fr. 20.– jährlich (freiwillig). Bestellen bei: Sekretariat FO-Fotorotar, 8132 Egg, Tel. 044 986 35 10Adressänderung und Abbestellung: FO-Fotorotar, Gewerbestrasse 18,8132 Egg oder [email protected]

Die Beiträge und die Fotos in diesem «laut & leise» geben die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Meinungdes Herausgebers, der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich, überein stimmen.

Neuro ist Modebewusste Entscheidung fällt, geht Gehirnaktivität voraus. Istdann unsere Freiheit eine eingebildete Freiheit, diktiert durchphysiologische Prozesse?

Hirnwissenschaften halten Einzug in viele Lebensbereiche:Neuropädagogik, Neuromarketing, Neuroblabla. Neuro istMode. Wenn die Popstars der Forschung im Rausch der Erfolgs-kaskade hinter Kernspintomografen absolute Ausrufezeichensetzen, müssen fettgedruckte Fragezeichen folgen. Neunzig Pro-zent der Gedankentätigkeit finden im Unterbewusstsein statt.Unsere Entscheidungsbildung wird von Tausenden Faktoren be-einflusst, die wir teils mit vorsichtiger Bestimmtheit benennenkönnen und die teils im Verborgenen bleiben. Eine losgelöste,unbedingte Willensfreiheit gibt es nicht.

Noch ist die Todesanzeige der Willensfreiheit nicht geschrie-ben. Wir tun gut daran, die angekündigte Revolution der Natur-wissenschaften mit Offenheit zu studieren. Aber Sie haben denMenschen noch nicht entmystifiziert, Herr Ruch. Denn wer sagt,dass die Gehirnarbeiter selbständig sind? Vielleicht haben sie jaauch einen Chef.

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Elia Blülle (22) ist freischaffender Journalist, studiert Philosophie und Politikwissenschaften an der Universität Zürich. Lebt und schreibt in Aarau.

Wenn die Popstars der Forschung im Rausch der Erfolgskaskade hinter Kernspintomografenabsolute Ausrufezeichen setzen, müssen fettgedruckte Fragezeichen folgen.

Artikel, Fotos, Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne Genehmigung der Redaktion nicht verwendetwerden. Falls Sie Interesse an einem Artikel haben: Anfrage bitte an Annett Niklaus ([email protected]).

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Suchtentstehungstheorien stehen seit je-her die psychischen und die sozialen Ein-flussfaktoren. Bei der Entstehung einerSucht sind jedoch nicht nur die Psycheund das Soziale entscheidend; vielmehrspielt das Gehirn als körperliches Systemeine bedeutende Rolle.

Die neuartigen bildgebenden Verfah-ren wie die funktionelle Kernspintomo-grafie (f-NMR) oder die Positronen-Emis-sions-Tomografie (PET) ermöglichen einbesseres Verständnis der Vorgänge im Ge-hirn. Mit diesen Verfahren lässt sich er-kennen, welche Hirnareale in welchemZusammenhang aktiv sind. Da diese Apparate «nur» den Energieverbrauch inbestimmten Arealen des Gehirns messen,können keine Aussagen über die Inhalteder psychischen Operationen (Wahrneh-

mungen und Gedanken) gemacht wer-den; die Messungen ermöglichen jedocheine präzise Beschreibung der neurona-len Vorgänge, die für das psychische Sys-tem von Bedeutung sind. Den Erkennt-nissen aus der Hirnforschung wird nichtzuletzt so viel Aufmerksamkeit zuteil,weil sie «harte» – naturwissenschaftli-che – Fakten zum Suchtverhalten bieten.Das bedeutet nicht, dass die sucht -

relevanten Erkenntnisse aus der Hirnfor-schung wichtiger wären als die Erkennt-nisse aus Soziologie, Psychologie und an-dern Geisteswissenschaften. Es geht beiden nachfolgenden Ausführungen alsokeineswegs um biologischen Reduktio-nismus, sondern darum, das bis anhin ge-nutzte Wissen in der Suchtpräventiondurch die verfügbaren Erkenntnisse ausder Hirnforschung zu ergänzen.

Neuronales Netzwerk

Das Gehirn enthält schätzungsweise hun-dert Milliarden Nervenzellen (Roth2003). Jede Zelle kann sich mit zahllosenanderen Neuronen zu Netzwerken ver-binden. Die neuronalen Verschaltungenermöglichen elektrische Reizübertragun-

gen, wobei diese Reize in den Zwischen-räumen der Nervenzellen (den Synapsen)in biochemische Prozesse umgewandeltwerden. Der biochemische «Transport»der Nervenreize in den Synapsen wirddurch Botenstoffe (Neurotransmitter) wieDopamin, Serotonin und andere beglei-tet. Diese Botenstoffe haben einen gros-sen Einfluss auf das psychische Empfin-den eines Menschen. Die Bildung von

Im Oktober 2015 nahmen mehr als30 000 Forscherinnen und Forscheraus über 80 Ländern am Kongress derUS-amerikanischen Gesellschaft für

Neurowissenschaften teil. An diesemKongress werden jedes Jahr über 15 000Studien aus der Hirnforschung zur Prä-sentation eingegeben. Diese Zahlen ver-mitteln einen Eindruck von der immen-sen Forschungstätigkeit, die seit gut20 Jahren in diesem Gebiet der Naturwis-senschaften geleistet wird und deren Er-gebnisse immer mehr in populärwissen-schaftlicher Fachliteratur und Meldun-gen in der Tagespresse publiziert werden.Suchtpräventionsfachleute müssen des-halb dieses schnell zunehmende Wissenwahrnehmen und sich fragen: WelcheMöglichkeiten – aber auch Grenzen – er-geben sich für die Suchtprävention ausden Erkenntnissen der Hirnforschung?

Was passiert im Gehirn?

Suchtprävention ist ein hochgradig inter-disziplinäres Feld, was mit der Komplexi-tät des Phänomens «Sucht» zusammen-hängt. Die Entstehung von Sucht ergibtsich aus einem wechselseitigen Zusam-menspiel von psychischen, sozialen, kör-perlichen und – bei den substanzgebun-denen Abhängigkeiten – pharmakologi-schen Faktoren. Diese Faktoren werdenin der Suchtprävention unterschieden inBelastungsfaktoren und Schutzfaktoren.Die Belastungsfaktoren erhöhen das Ri -siko der Suchtbildung, während dieSchutzfaktoren den Einfluss der Belas-tungsfaktoren einschränken und somitdas Risiko verringern. Im Zentrum der

ERKENNTNISSE DER HIRNFORSCHUNG

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Die Hirnforschung ist ein boomender Wissenschaftsbereich. Inwiefern kann die Suchtprävention von den neurowissenschaftlichen Forschungsergebnissen profitieren? Und wo liegen die Grenzen in der Auseinandersetzung mit der Hirnforschung für die Suchtpräventionsfachleute?Text: Martin Hafen

Wohlfühleffekte im Gehirn

Suchtprävention ist ein hochgradig interdisziplinäres Feld, wasmit der Komplexität des Phänomens «Sucht» zusammenhängt.Die Entstehung von Sucht ergibt sich aus einem wechselseitigenZusammenspiel von psychischen, sozialen, körperlichen und–beiden substanzgebundenen Abhängigkeiten–pharmakologischenFaktoren.

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geschieht in überwiegendem Mass unbe-wusst, weil die emotionale Bewertung derneuronalen Prozesse durch die Neuro-transmitter in Gehirnregionen erfolgt, die

nur indirekt mit dem Teil des Gehirns –dem präfrontalen Cortex – verbundensind, der für unser Bewusstsein entschei-dend ist.

Kooperation statt Konkurrenz

Nehmen wir die Sozialkompetenz als Bei-spiel, um zu zeigen, wie neuronale, psy-chische und soziale Prozesse zusammen-spielen und welche Bedeutung ein gutfunktionierendes Zusammenspiel für dasLeben eines Menschen hat. Der Menschist – so Bauers (2006b) These mit Refe-renz auf die Forschungsergebnisse derNeurobiologie – nicht primär auf Konkur-renz und Kampf ausgerichtet, sondern aufKooperation: sehen und gesehen werden,gemeinsame Aufmerksamkeit gegenüberetwas Drittem, emotionale Resonanz (dieErfahrung, dass die eigenen Gefühlevon anderen wahrgenommen werden),

gemeinsames Handeln und das wechsel-seitige Verstehen von Motiven und Ab-sichten. Diese verschiedenen Arten vonKooperation sind die zentralen Voraus-setzungen für eine gelingende Beziehung.Um diese Aspekte lernen zu können,braucht ein Kind entsprechende Erfah-rungen, die es nur im direkten Kontakt zuseinen Bezugspersonen machen kann. Indiesem Kontakt erwirbt das Kind zudemdie Fähigkeit zur Empathie, die für die

neuronalen Netzwerken kann als «Ler-nen» bezeichnet werden. Jeder Lernpro-zess – sei dies nun ein Bewegungsablauf,eine Sprache oder ein Suchtverhalten –

führt zur Verfestigung von neuronalenNetzwerken auf Eiweissbasis (Bauer,2006c). Das Gehirn ist in diesem Sinn ein«plastisches» Organ, welches über einengrossen Reichtum an neuronalen Netz-werken verfügt, die es aktivieren, erwei-tern und neu bilden kann. Ein Abbau istjedoch auch möglich, wenn ein Netzwerklange Zeit nicht gebraucht wird. Von be-sonderer Bedeutung sind die Netzwerke,die in der frühen Kindheit gebildet wer-den, denn sie bilden die Basis für jede wei-tere Netzwerkbildung. Dieser Befund be-stätigt beispielsweise die Auffassung derEntwicklungspsychologie, dass die erstenLebensjahre für die psychosoziale Ent-wicklung eines Menschen von besonde-rer Bedeutung sind.

Die Spiegelneuronen

Eine grosse Bedeutung bei diesen Lern-prozessen kommt dem Imitationslernenzu, das massgeblich durch die Spiegelneu-ronen beeinflusst wird. Spiegelneuronensind besondere Nervenzellen, die nichtnur für das (unbewusste) Kopieren vonBewegungen zuständig sind (Bauer2006a). Vielmehr fördern sie das Kopie-ren von Emotionen und Verhaltenswei-sen, was eine Erklärung für den Umstandist, dass Kinder aus suchtbelasteten Fami-lien im späteren Leben einem erhöhtenRisiko ausgesetzt sind, selbst süchtig zuwerden. Die durch die Spiegelneuronenmitgeprägte Netzwerkbildung ist für dieIdentitätsbildung eines Menschen vonzentraler Bedeutung. Durch das Imita -tionslernen legt jeder Mensch einen riesi-gen Fundus von Bildern handelnder undfühlender Menschen an, die sein eigenesFühlen und Handeln beeinflussen. Dies

Sozialkompetenz von entscheidender Be-deutung ist.

Die durch die gut entwickelte Sozial-kompetenz wahrscheinlicher gemachtenpositiven Beziehungen haben einengünstigen Einfluss auf das sogenannte Be-lohnungssystem im Gehirn. Gemeint istdamit derjenige Bereich im Zentrum desGehirns, der das menschliche Erlebendurch die Ausschüttung von Botenstoffenwie Dopamin, die endogenen Opioideoder Oxytozin prägt (Bauer 2006b). Der«Treibstoff» des Belohnungssystems istDopamin. Dieser Neurotransmitter hateine Doping-ähnliche Wirkung; er ver-setzt die Psyche in einen Zustand vonKonzentration und Handlungsbereit-schaft. Zudem beeinflusst er die Aus-schüttung der körpereigenen Opioideund trägt damit weiter zum Wohlbefin-den bei. Oxytozin wiederum ist ein Bo-tenstoff, der die Bindungsfähigkeit unddie Fähigkeit zu vertrauen erhöht. So istbekannt, dass die Erfahrung von Zuwen-dung und Liebe im ersten Lebensjahr dieAusschüttung von Oxytozin im späterenLeben prägt und damit neben anderen As-pekten die Bindungsfähigkeit eines Men-schen beeinflusst.

Bedeutung des Belohnungssystems

Wie bedeutungsvoll das Belohnungssys-tem unseres Gehirns nicht nur für unse-re Beziehungsfähigkeit, sondern für un-ser emotionales Wohlbefinden im Allge-

meinen ist, zeigt sich auch daran, dass seitUrzeiten versucht wird, die «Wohlfühl -effekte» mit Substanzen und Handlungenaller Art bewusst zu stimulieren. So stei-gert Kokain die Dopaminkonzentrationin den Synapsen und somit die Konzen-trationsfähigkeit und das Selbstvertrau-en. Heroin und Morphium wiederum sti-mulieren die endogenen Opioide und lö-sen so Wohlbefinden und Schmerzfrei-heit aus. Und Ecstasy (die sogenannte Lie-

Wie bedeutungsvoll das Belohnungssystem unseres Gehirns nichtnur für unsere Beziehungsfähigkeit, sondern für unser emotiona-les Wohlbefinden im Allgemeinen ist, zeigt sich auch daran, dassseit Urzeiten versucht wird, die «Wohlfühleffekte» mit Substanzenund Handlungen aller Art bewusst zu stimulieren.

So zeigt etwa die Glücksforschung, dass gelingende Sozial -kontakte das Wohlbefinden von Menschen nachhaltig positivbeeinflussen. Entsprechend kann es ein wichtiges Ziel der Suchtprävention sein, Gemeinschaftsaktivitäten zu fördern.

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besdroge) beeinflusst die Oxytozin-Aus-schüttung und fördert die Bereitschaft,die emotionale Zuwendung zu anderenPersonen zu verstärken. Ein Base-Jump

von einem Hochhaus schliesslich führt zueinem Adrenalin-Ausstoss, der als Kickwahrgenommen wird. Es ist offensicht-lich, dass diese Erkenntnisse nicht nur fürdie Suchttherapie, sondern auch für dieSuchtprävention von Bedeutung sind. Sokann etwa danach gefragt werden, wiesich diese neuronalen Effekte und die da-mit verbundenen psychischen Zuständeauch ohne Suchtmittel oder Risikoverhal-ten erreichen lassen. So zeigt etwa dieGlücksforschung (Binswanger 2008),dass gelingende Sozialkontakte im Rah-men des geselligen Beisammenseins dasWohlbefinden aller Menschen nachhaltigpositiv beeinflussen. Entsprechend kannes ein wichtiges Ziel der Suchtpräventionsein, Gemeinschaftsaktivitäten zu för-dern. Dabei ist – gerade bei Jugendlichen– nicht auszuschliessen, dass das sozialeBeisammensein durch gemeinsamen Alkoholkonsum begleitet wird. Diesenund anderen Spannungsfeldern kann sichdie Suchtprävention nicht entziehen: Erfolgreiche Konzepte wie das Konzeptder «Risikokompetenz» zeigen, dass siedas auch nicht tut.

Hilfreich, aber kein Ersatz

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kennt-nis der wichtigsten Prinzipien des Gehirnsdabei hilft, psychisches und auch sozialesGeschehen, das für die Suchtpräventionvon Bedeutung ist, besser zu verstehen.Für dieses Verständnis braucht man keinStudium der Neurowissenschaften, son-dern Kenntnisse zu den wichtigsten Zu-sammenhängen – Kenntnisse, die mansich durch die Lektüre der zahlreichen,gut verständlichen populärwissenschaft-lichen Publikationen zur Hirnforschung

beschaffen kann. Schliesslich ist zu beto-nen, dass die inflationär generierten Er-kenntnisse aus der Hirnforschung das bis-herige Präventionswissen bei weitem

nicht ersetzen. Vielmehr bilden sie einWissenselement neben anderen und tra-gen so zur weiteren Professionalisierungder Suchtprävention bei.

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Prof. Dr. Martin Hafen ist Sozialarbeiter und promovierter Soziologe. Er lehrt und forscht an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit am Institut für Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention.

Schliesslich ist zu betonen, dass die inflationär generiertenErkenntnisse aus der Hirnforschung das bisherige Präventions-wissen bei weitem nicht ersetzen. Vielmehr bilden sie ein Wissenselement neben anderen und tragen so zur weiteren Professionalisierung der Suchtprävention bei.

Quellen und Literaturhinweise• Bauer, J. (2006). Warum ich fühle,was du fühlst. Intuitive Kommunika -tion und das Geheimnis der Spiegelneu-rone. 3. Auflage. München (Heyne).• Bauer, J. (2006b). Das PrinzipMenschlichkeit. Warum wir von Naturaus kooperieren. Hamburg (Hoffmannund Campe).• Bauer, J. (2006c). Das Gedächtnisdes Körpers. Wie Beziehungen und Le-bensstile unsere Gene Steuern. 8. Auf-lage. Frankfurt (Piper).• Binswanger, M. (2008). Die Tret-mühlen des Glücks – Wir haben immermehr und werden nicht glücklicher.Was können wir tun? 3. Aufl. Freiburg(Herder).• Hafen, M. (2005). Systemische Prä-vention – Grundlagen für eine Theoriepräventiver Massnahmen. Heidelberg(Carl Auer).• Hafen, M. (2013). Grundlagen dersystemischen Prävention. Ein Theorie-buch für Lehre und Praxis. Zweite, voll-ständig überarbeitete Auflage. Heidel-berg (Carl Auer).• Roth, G. (2003). Aus Sicht des Ge-hirns. Frankfurt am Main (Suhrkamp).

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INTERVIEW MIT DR. MED. OLIVER BILKE-HENTSCH MBA

Als Chefarzt ist Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch auf der Modellstation Somosa in Winterthur tätig. Die mehrheitlich mit einer schweren Adoleszentenstörung behandelten Jugendlichen haben oft eine zusätzliche Suchterkrankung. Welchen Zusammenhang zwischen einer Suchtentwicklung und dem Gehirn besteht, erklärt Bilke-Hentsch im Interview.Text: Brigitte Müller

Sucht im Gedächtnis

Bilke-Hentsch: Ja, wir stellen sogar einen erheblichen Zusammenhang fest.Untersuchungen zeigen, dass über 90 Prozent der süchtigen Jugendlichengleichzeitig eine psychische Störung wieDepression, ADHS, Schizophrenie odereine Angsterkrankung aufweisen. Übri-gens treten soziale Ängste am häufigstenbei Kindern auf. Diese können fatalerwei-se in der Schule entstehen, wenn ein Kindbeispielsweise eine Schwäche beim Lesenoder Rechnen zeigt. Je nach gemachtenSchulerfahrungen kann es je länger,je weniger normale Leistungssituationenbewältigen und entwickelt ein geringes

Selbstwertgefühl. Entdeckt es als Jugend-licher, dass man mit Substanzen solcheunangenehmen Erfahrungen übersprin-gen kann, ist der Weg in eine Sucht oftnicht mehr weit.

l & l: Kennen Sie den Grund, warum psy-chisch erkrankte Jugendliche für einenschädigenden Substanzkonsum anfälligsind?Bilke-Hentsch: Es ist ja nicht so, dass ge-sunde Jugendliche nicht kiffen oder kei-nen Alkohol trinken. Die Motivation desSubstanzkonsums unterscheidet sich je-doch. Gesunde Jugendliche wollen viaSubstanz mehr Spass haben, ihre Leistungsteigern, besseren Sex erleben, relaxenoder eine ganze Nacht durchtanzen. ImGrunde gewinnen sie über das Einneh-men einer Substanz einen Zusatznutzen.Ein psychisch erkrankter Jugendlicherhingegen will aus seiner psychischen Stö-rung heraus, er will so sein wie alle ande-ren, er will normal sein und zur Gruppedazugehören. Ein von ADHS-Störungengeplagter Jugendlicher wird vielleicht

beim Kiffen auch so easy und cool wie seine Freunde oder wird mit Alkoholfröhlicher. Das Einnehmen einer Sub-stanz ermöglicht ihm, einfacher am Lebenseiner Kolleginnen und Kollegen teilzu-nehmen.

l & l: Kennen viele Jugendliche psy-chische Störungen?Bilke-Hentsch: Die grossen Studien zei-gen, dass zwanzig Prozent der Jugendli-chen seelische Auffälligkeiten zeigen.Zehn Prozent der Jugendlichen müsstenbehandelt werden. Leider erhalten nuretwa ein Prozent eine angemessene The-

rapie. Dabei müssen wir sehen, dass sichneben der Schweiz nur noch Finnlanddieser Problematik so intensiv annimmt.In vielen Ländern erhalten psychisch er-krankte Jugendliche kaum entsprechen-de Aufmerksamkeit oder fachliche Hilfe.

l & l: Welche Faktoren können für gesun-de Jugendliche das Risiko für einen miss-bräuchlichen Substanzkonsum erhöhen?Bilke-Hentsch: Während der Pubertätverändert sich nicht nur das Gehirn, son-dern auch der Körper. Sowohl Mädchenwie Jungs fühlen sich phasenweise nichtmehr wohl in ihrem Körper. Manche be-schreiben diesen Zustand so, als ob sienicht mehr in ihrem Körper wohnten.Viele Substanzen bewirken, dass man denKörper anders wahrnimmt. Alkohol oderCannabis können entspannen, so dassman für eine gewisse Zeit der unange -nehmen Körperwahrnehmung entflie-hen kann. Gefährdet sind also Jugendli-che, die sich nicht wohl fühlen in ihremKörper, ein geringes Selbstwertgefühlthaben und beim Experimentieren von

laut & leise: Welches sind die wichtigs-ten zwei Schwerpunkte bei Ihrer Arbeit?Oliver Bilke-Hentsch: Die Modellsta -tion Somosa konzentriert sich auf die sta-tionäre Behandlung von schweren Ado-leszentenstörungen bei männlichen Ju-gendlichen im Alter zwischen 14 und 18Jahren. Ambulant behandeln wir Kinder,Jugendliche und junge Erwachsene bei-den Geschlechts. Schwere Adoleszenten-störungen sind oft eine Kombination vonpsychischen Störungen, Suchterkran-kungen sowie einer mangelnden Anpas-sungsfähigkeit an soziale Regeln. Jugend-liche mit solchen Störungen fallen auf,weil sie quirlig, laut, vielleicht auch ag-gressiv sind. Im Gegensatz dazu beschäf-tigen wir uns auch mit Patienten, diedurch ihren psychischen Rückzug undeine chronische Motivationslosigkeit auf-fallen. Oft konsumieren diese Patientensehr intensiv die Neuen Medien und siekönnen meisterlich ihre negativen Emo-tionen verbergen. Tatsache ist, dass vieleunserer Patienten wegen sehr früh auftre-tender psychischer Störungen schon zehnJahre in Behandlungen sind.

l & l: Warum konzentrieren Sie sich aufJugendliche?Bilke-Hentsch: Im Unterschied zu spä-teren Lebensphasen ist ein Merkmal derPubertät, dass man vieles zum ersten Malmacht und erste wichtige Weichen für dasspäter gelingende Leben legt. Wenn bei-spielsweise der Einstieg ins Berufslebennicht funktioniert, dann verliert man soquasi die Eintrittskarte, um irgendwannim Arbeitsmarkt einen befriedigendenJob zu bekommen. Ein 40-Jähriger mit einer Burn-out-Diagnose kann sich wäh-rend des Genesungsprozesses an gemach-te positive Berufserfahrungen erinnern.Fehlen einem jungen Erwachsenen sol-che positiven Berufserfahrungen, sindviele Probleme – auch Suchterkrankun-gen – vorprogrammiert.

l & l: Gibt es Zusammenhänge zwischeneiner psychischen Störung und einerSuchterkrankung?

Gesunde Jugendliche wollen via Substanz mehr Spass haben, ihre Leistung steigern, besseren Sex erleben, relaxen oder eineganze Nacht durchtanzen. Ein psychisch erkrankter Jugendlicherhingegen will aus seiner psychischen Störung heraus, er will sosein wie alle anderen und zur Gruppe dazugehören.

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Substanzen merken, sie werden miteinem besseren Körpergefühl oder mehrSelbstvertrauen belohnt. Gewöhnt sichdas Gehirn an diese Art von Belohnung,fordert es immer lauter nach diesemscheinbar wohltuenden Mittel.

l & l: Was interessiert Sie an der Hirnfor-schung?Bilke-Hentsch: Dank der Hirnforschungverstehen wir psychische Störungen oderSuchterkrankungen besser. Beispielswei-se interessieren mich Antworten auf dieFragen: Ab wann ist man nicht mehr inder Lage, sein eigenes Verhalten zu steu-ern? Warum laufen Handlungen automa-tisch ab? Was passiert in einem jugendli-chen Gehirn?

l & l: Welche Erkenntnisse der Hirnfor-schung sind für Ihre Arbeit im Suchtbe-reich relevant?Bilke-Hentsch: Erst mit etwa 21 Jahrenist das Gehirn stabiler vernetzt. Mit 16 bis18 Jahren sieht es im jugendlichen Gehirnnoch ziemlich chaotisch aus. Welche Ver-bindungen sich im Gehirn etablieren, istin dieser Wachstumsphase stark abhängigvon der Umgebung, in welcher der Ju-gendliche aufwächst. Herrschen in sei-

nem Leben und seiner Umgebung chao-tische, wechselnde Anforderungen vor,befinden sich beispielsweise die Eltern inScheidung, muss er die Lehrstelle wech-seln, passieren zudem noch andere desta-bilisierende Ereignisse, dann kann dasGehirn keine soliden neuronalen Netz-werke aufbauen. Jugendliche brauchenäussere Konstanz, sie haben schon genugChaos im Gehirn und im Körper.

l & l: Was steckt hinter dem Begriff Sucht-gedächtnis?Bilke-Hentsch: Die Hirnforschung stell-te fest, dass bei Süchtigen unbewusst diepositive Reaktion auf beispielsweise Al-kohol, Cannabis, aber auch auf Glücks-

spiele schneller ausgelöst wird als die be-wusste Wahrnehmung auf die Abbildungeiner Weinflasche, eines Joints oder Rou-lettetischs. Für Süchtige ist es deshalbnicht mehr möglich, eine bewusste Kon-trolle über ihren Substanzkonsum auszu-üben. Das Suchtgedächtnis ist so pro-grammiert, dass die vermeintlich positiveWirkung eines Suchtmittels schneller ab-rufbar ist als die kontrollierenden Gedan-ken. Dies hat letztlich zur Folge, dass sichder Lebensstil auf die dauernde Beschaf-fung des Suchtmittels fokussiert.

l & l: Ein klinischer Schwerpunkt IhrerArbeit ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hy-peraktivitätsstörung ADHS. WelcheSymptome sprechen für eine ADHS-Er-krankung?Bilke-Hentsch: Die Ursache ist eineneurobiologische Funktionsstörung imGehirn. Die Hauptmerkmale sind Auf-merksamkeitsstörungen, Hypermotorikund Impulsivität. Die Aufmerksamkeits-defizite treten immer sowohl in der Schu-le als auch zuhause in der Familie wie inder Freizeit auf. Da es sich letztlich umeine biochemische Balancestörung han-delt, können beispielsweise die Elternoder die Erziehung allein nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Es istentscheidend, dass solche Kinder frühzei-tig und nachhaltig behandelt werden und dass die Rahmenbedingungen in ih-rer Umgebung unterstützend optimiertwerden.

l & l: Wie funktioniert die Wechselwir-kung zwischen Suchtverhalten und demADHS-Syndrom? Bilke-Hentsch: ADHS-Kinder reagierensehr schnell auf jegliche Reize der Umweltund sie können Risiken nicht richtig ein-schätzen. Wird ADHS behandelt, dannsind diese Kinder und Jugendlichen be-züglich riskantem Substanzkonsum inetwa gleich gefährdet wie gesunde Kin-der. Leider wird die medikamentöse Be-handlung oft im Alter von 13, 14 Jahrenabgebrochen, was das Risiko für einenSuchtmittelkonsum als Ersatz erhöhenkann. Beispielsweise kann auch Cannabisberuhigend wirken. In Kombination mitder ohnehin schwierigen Risikoeinschät-

zung in diesem Alter sind ADHS-Jugend-liche deshalb stark gefährdet, eine Suchtzu entwickeln.

l & l: Werden anhand der Hirnforschungneue Sucht-Therapiekonzepte möglich?Wenn ja, welche? Bilke-Hentsch: Es zeigt sich, dass je nachSchweregrad einer Sucht Medikamentesinnvoll sind, um Entzugssymptome zulindern sowie als Substitution und zur Be-handlung anderer Erkrankungen. Wich-tig können in Zukunft Geräte werden, dieden Patienten Neurofeedbacks geben.Wird der Patient an ein solches Gerät an-geschlossen, sieht er auf dem Bildschirm,welche Regionen in seinem Gehirn seinVerlangen nach einem Suchtmittel auslö-sen. Mit positiven Gedanken erkennt er,wie er je länger, je mehr selber andere Im-pulse bewirken und gegensteuern kann.Als dritte Möglichkeit haben wir gute Er-fahrungen mit der Akupunktur gemacht.

l & l: Welche Erkenntnisse aus der Hirn-forschung sollten Suchtpräventionsfach-leute Ihrer Meinung nach im praktischenAlltag umsetzen?Bilke-Hentsch: Die Früherkennung,vor allem die frühe Behandlung vonADHS-Kindern und traumatisierten Kin-dern ist enorm wichtig. Wie bereits er-wähnt, fühlen sich viele Jugendlichenicht wohl in ihrem Körper. Dieses Un-wohlsein wird oft als «Ich bin nicht mehrich» beschrieben. Wenn es gelingt, dass

Modellstation SomosaDer Name Somosa ist eine Abkürzungund bedeutet sozialpädagogische psych -iatrische Modellstation für schwereAdoleszentenstörungen. Als Stiftungist Somosa anerkannt von der Bil-dungs- und der Gesundheitsdirektiondes Kantons Zürich sowie dem Bun-desamt für Justiz. Die Modellstationschliesst seit über 20 Jahren eine Ver-sorgungslücke zwischen klinischenund Jugendhilfeeinrichtungen undversteht sich als Ort der Frühbehand-lung, um chronifizierenden, invalidi-sierenden und ggf. delinquenten Wei-terentwicklungen vorzubeugen. So-mosa gilt gleichermassen als sozialpäd -agogisches Heim wie als jugendpsychi-atrische Klinik (Spitalliste Kanton Zü-rich). Als Teil des kantonalen Versor-gungssystems sichert Somosa ergän-zend zur PUK Zürich (PsychiatrischeUniversitätsklinik) und der IPW (Inte-grierte Psychiatrie Winterthur) die Be-handlung komorbid erkrankter, starktraumatisierter, impulsiver und Sucht-gefährdeter männlicher Jugendlicher.

www.somosa.ch

Mit 16 bis 18 Jahren sieht es im jugendlichen Gehirn noch ziemlichchaotisch aus. Welche Verbindungen sich im Gehirn etablieren, ist in dieser Wachstumsphase stark abhängig von der Umgebung,in welcher der Jugendliche aufwächst.

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Suchtprävention, laut & leise, März 2016

Jugendliche über vielfältige, simple Me-thoden ein positives Selbstwertgefühlentwickeln können, dann probieren sievielleicht Suchtmittel aus, haben aber ge-

lernt, ein wohltuendes Körpergefühlebenso mit diesen anderen Methoden zuerreichen.

l & l: Kennen Sie einen praktischen Ratfür Eltern, die sich über ihre pubertieren-den Kinder nerven?Bilke-Hentsch: Bei unseren jugendli-chen Patienten stellen wir leider immerwieder fest, dass Eltern nicht richtig wahr-

nehmen, wie schlecht es ihrem Kind geht.Aus einer zu grossen Nähe wird die eige-ne Wahrnehmung unscharf. Wenn es fürEltern nicht mehr möglich ist, konstruk-

tiv mit dem Jugendlichen zu reden, undsie nicht mehr wissen, wie er sich tatsäch-lich fühlt, empfehle ich, dass sie das Ge-spräch mit einer anderen bekannten ver-trauenswürdigen Person suchen. Viel-leicht kann eine Patin, ein Lehrmeisteroder eine Lehrerin in gewissen Phasen mitdem eigenen Kind besser ins Gesprächkommen. Als Schutz der Entwicklung –auch des Gehirns – ist zudem die Vermei-

dung von zu viel Stress hilfreich, derdurch sich laufend verändernde Rahmen-bedingungen in der Familie entstehenkann. Obwohl Jugendliche ein stabiles,normales Elternhaus nicht immer so coolfinden, ist es auf Dauer die verlässlicheKonstanz zuhause, die sie schützt und ih-nen die Möglichkeit gibt, die Pubertät ge-fahrlos zu überstehen.

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Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch MBA ist Facharzt fürKinder- und Jugendpsychiatrie und PsychotherapieFMH. Er leitet seit 1999 stationäre Einrichtungen,zunächst in Littenheid, dann in Berlin (Vivantes) undseit 2012 in Winterthur (Somosa). Seine Arbeits-schwerpunkte liegen u. a. bei Suchterkrankungen,besonders pathologischem Medienkonsum, beiAggressivität und Dissozialität und kompliziertemADHS.

Brigitte Müller, Texterin und Redaktionsleiterin «laut & leise», stellte die Fragen.

Als Schutz der Entwicklung – auch des Gehirns – ist zudem die Vermeidung von zu viel Stress hilfreich. Obwohl Jugendliche einstabiles, normales Elternhaus nicht immer so cool finden, ist es aufDauer die verlässliche Konstanz zuhause, die sie schützt undihnen die Möglichkeit gibt, die Pubertät gefahrlos zu überstehen.

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Manchmal schaue ich in denSpiegel und kann nicht glau-ben, was ich da sehe. Ich hal-te kurz inne und bin völlig

desorientiert. Ich vergesse, dass ich einenKörper habe. [...] Doch gerade wird mirklar, dass ich seit drei Jahren Brüstehabe», sagt die 15-jährige Minnie, wäh-rend sie ihren Körper betrachtet. Die Prot -agonistin des letztjährigen Films «The Diary of a Teenage Girl» basierend auf einem semi-autobiografischem Buch vonPhoebe Gloeckner erzählt ihr Erleben alsTeenager: von unmoralischen ersten Er-fahrungen mit Sex und verantwortungs-losem Konsum psychoaktiver Substan-zen. Es ist die Beschreibung der faszinie-renden und aufregenden Adoleszenz, dievon verwirrenden Veränderungen phy-sischer und psychischer Natur geprägt ist und die Grenze zwischen dem, wasguttut und was wehtut, verschwimmenlassen.

Das lernende Gehirn

Zahlreiche neurowissenschaftliche Un-tersuchungen zeigen, dass die Reifung desGehirns bis ins junge Erwachsenenalterandauert. Als Übergangsphase in Rich-tung Autonomie ist es eine natürliche Zeitdes Lernens, der Neuausrichtung und derAdaption. Auf neuronaler Ebene bedeu-tet Lernen, dass Verbindungen zwischenHirnregionen reorganisiert werden, sodass wichtige Schaltkreise zwischen denNeuronen, den Nervenzellen im Gehirn,gestärkt werden und dadurch derenKommunikation effizienter wird. Dafürwird in der frühen Pubertät ein Über-schuss an Signalen weiterleitender Neu -ro nenfortsätze (Axone) und Verbindungs-stellen zwischen den Neuronen (Synap-sen) generiert. Zusätzlich zur sogenann-ten grauen Masse aus Synapsen verändertsich auch das Volumen der weissen Mas-se im Gehirn: Diese Entwicklung bewirkt,dass die Signalübertragung schnellerwird. Schliesslich werden die ungenutz-ten Verbindungsmöglichkeiten in derletzten Verfeinerung des Hirnreifungs-

prozesses «gestutzt». Diese neuronalenLernprozesse ermöglichen ein optimal ef-fizientes Zusammenspiel zwischen denHirnre gionen.

Die intensive Sensationslust, welchefür die Adoleszenz charakteristisch ist,scheint ein zentraler Faktor der Entwick-lung zu sein, will doch das lernbereite Ge-hirn mit neuen Informationen gefüttertwerden. Die erhöhte Suche nach Stimu-lation und der gesteigerte Reiz des Neuenbegünstigen neuronale Lernprozesse undsomit das Erlernen von neuen Strategienfür das Leben als junger Erwachsener(Bernheim, 2013).

Risikobereitschaft

Minnie beschreibt, wie sie sich im eigenenKörper, der «von hinten aussieht wie eingrosses, schweres Pferd», nicht wohlfühlt, und schildert das Bedürfnis, sichspüren zu wollen: «Was macht es über-

haupt für einen Sinn, wenn niemandmich liebt, niemand mich berührt, nie-mand mich sieht?» Zugleich beziehungs-weise gerade deshalb ist sie erlebnisdurs-tig: «[...] Ich will einen Körper an meinengepresst spüren, einfach damit ich weiss,dass ich wirklich da bin.» Um ihr Inneresund ihre Aussenwelt zu spüren und zuverstehen, experimentiert Minnie mitDrogen und Sex. Diese Explorationen be-inhalten sowohl befriedigende als auchschmerzhafte bis hin zu gefährlichen Er-fahrungen. Das Verhalten ihrer Alters-gruppe ist häufig durch gesteigerte Impul-sivität (Geier 2013; Steinberg, 2005) undder verminderten Fähigkeit gekennzeich-net, mit stressvollen Situationen umzuge-hen, was schliesslich vermehrt zu risiko-reichem Verhalten führt. Dies scheinenmögliche Gründe für den erhöhten Kon-

sum legaler und illegaler psychoaktiverSubstanzen in der Adoleszenz zu sein.Verschiedene Erhebungen konnten auf-zeigen, dass eine erhöhte Impulsivität miteinem späteren Alkohol- oder Tabakkon-sum einhergeht (Bernheim, 2013; Geier2013).

Präfrontaler Kortex

Diese Beobachtungen zum ersten Kon-takt mit psychoaktiven Substanzen de-cken sich mit den Reifungsprozessen be-stimmter Hirnregionen im jugendlichenAlter. Eine zentrale Rolle spielt dabei dieEntwicklung des präfrontalen Kortex.Dieser ist entscheidend in die Wahrneh-mung und Bewertung von sowohl Beloh-nung als auch Risiko involviert – ebenso,wenn es gilt, Handlungsoptionen auszu-wählen. Während die postnatale Weiter-entwicklung der sensorischen Hirnareale,die beispielsweise mit dem Erlernen von

Sprache assoziiert oder für das Sehen undHören verantwortlich sind, zwischen demersten und fünften Jahr stattfinden, ent-wickelt sich der präfrontale Kortex bis insjunge Erwachsenenalter weiter. Zudemwerden interessanterweise die aktivie-renden Verbindungen im präfrontalenKortex früher entwickelt als die hemmen-den Verbindungen. Dies hat zur Folge,dass in dieser Region die notwenige Ba-lance zwischen Hemmung und Aktivie-rung erst am Schluss des Entwicklungs-schrittes erreicht wird (Insel, 2010).

Studien zu impulsivem und risikorei-chem Verhalten, deuten darauf hin, dassJugendliche häufiger riskante Entschei-dungen treffen als Erwachsene und Kin-der (Bernheim, 2013; Steinberg 2005).Bei verschiedenen Aufgaben zur kogniti-ven Kontrolle wurde berichtet, dass je

DAS JUGENDLICHE GEHIRN IM WANDEL

Mit dem Erwachsenwerden eines Jugendlichen reift auch das Gehirn. Dabei ist das Zusammenspielverschiedener neurobiologischer Prozesse entscheidend: Limbische Gehirnregionen verändern sichund der präfrontale Kortex entwickelt sich weiter. Welche Konsequenzen haben diese Veränderungenfür das gesunde Explorieren und für die Risikobereitschaft in der Adoleszenz?Text: Etna Engeli

Sie wollen es wissen

Suchtprävention, laut & leise, März 2016

Studien zu impulsivem und risikoreichem Verhalten, deuten darauf hin, dass Jugendliche häufiger riskante Entscheidungentreffen als Erwachsene und Kinder.

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Suchtprävention, laut & leise, März 2016

mehr der präfrontale Kortex mit zuneh-mendem Alter der Probanden involviertwar, desto besser die Leistung (Crone,2012) war.

Diese Resultate lassen vermuten, dassdie graduelle Entwicklung der präfronta-len Regionen mit der verminderten Ko-gnitions- und Handlungskontrolle undausgeprägtem impulsivem und riskantemVerhalten in der Adoleszenz zusammen-hängt. Allerdings gibt es ebenso zahlrei-che Untersuchungen, welche diese Be-funde nicht unterstützen oder gar überein gegenteiliges Muster berichtet haben(Crone, 2012). Aufgrund dieser kontro-versen Befundlage kann folglich nicht da-von ausgegangen werden, dass die prä-frontale Unreife die direkte und alleinigeUrsache für die defizitäre Handlungskon-trolle im Jugendalter ist. Denn diesersimple Erklärungsansatz vermag die unterschiedlichen Befunde nicht ausrei-chend zu begründen. Stattdessen könn-ten die unterschiedlichen Studienresulta-te als Flexibilität der kognitiven Fähigkei-ten in der Adoleszenz interpretiert wer-den: Diese Flexibilität ermöglicht den Jugendlichen, ihre Entscheidungen so-wohl durch innere motivationale als auchdurch äussere soziale Faktoren anzupas-sen. Da Jugendliche im Zuge des Erwach-senwerdens mit vielen sich veränderndenAnforderungen und Zielen konfrontiertsind und deshalb häufig unsichere undunstabile Situationen erleben, ist es vor-teilhaft für sie, Entscheidungen flexibelund Kontext-spezifisch fällen zu kön-nen. Durch den flexiblen Einsatz des präfrontalen Kortex können Jugendlicheihre Prioritäten jeweils an die aktuelle eigene Motivation und an die sich wan-delnden sozialen Gegebenheiten situativanpassen.

Neurobiologie der Emotionalität

Dieses flexible Zusammenspiel zwischensozial-emotionalen Prozessen und denkognitiven Fähigkeiten kann Jugendlichezwar in ihren Entscheidungen unterstüt-zen, führt jedoch ebenso, wie schon an-gedeutet, zu riskanten und gefährlichenHandlungen. Die Schwierigkeit liegt da-bei möglicherweise im zeitlichen Ablaufder neurobiologischen Veränderungenvon Emotionalität und Motivation bei Jugendlichen. Denn diese setzen bereitsmit Beginn der Pubertät ein und gehen somit der Entwicklung der kognitivenHandlungskontrolle, die erst in der Ado-

leszenz ausreift, voran. So finden Weiter-entwicklungen in sogenannten limbi-schen Hirnregionen, welche in dieBelohnungs- und Emotionsverarbeitunginvolviert sind, vor der vollendeten Rei-fung des präfrontalen Kortex und seinerRegulationsfunktion statt. Speziell derWirkungsmechanismus des Dopamins,

das als Botenstoff im Gehirn zur Signal-übertragung zwischen Neuronen aktivist, erlebt in diesen Hirnregionen wäh-rend der Adoleszenz starke Veränderun-gen. Dopamin spielt sowohl in der Verar-beitung von belohnenden Reizen wie Es-sen und sozialen Interaktionen sowie beiLernprozessen von positiven, aber auchnegativen Erlebnissen eine wichtige Rol-le. Diese Veränderungen begünstigen dieSensationslust und damit das offene, ex-plorative Verhalten von Jugendlichen. Sokönnen sie neue wichtige Erfahrungenmachen und sich neues Wissen aneignen.Es fördert einerseits eine Bevorzugungvon kurzfristig angenehmen Effekten ge-genüber längerfristigen grösseren Anrei-zen, an dererseits schmälert es Überlegun-gen rund um die negativen Konsequen-zen (Geier, 2013).

Eine neue Welt entdecken

Aus neurobiologischer Perspektive bringtdas Zusammenspiel der emotionalenund kognitiven Fertigkeiten sowie denentsprechenden zugrundliegenden Hirn -mechanismen einerseits adaptive Vor-teile, damit sich die Jugendlichen in einer neuen Welt besser zurechtfinden.Andererseits scheint in dieser Interak -tion zwischen Emotionalität und Regu-lierung von Impulsen und Handlungenauch eine Gefahr für riskantes Verhaltenzu liegen. Diese Herausforderung ent-steht vermutlich durch die zeitlich ver-schobene Reifung von präfrontalenRegionen und deren regulierender Funk-tion im Gegensatz zur früheren Ent -wicklung der Hirnregionen, die Emotio-nen verarbeiten und motivationalenAntrieb generieren.

Minnie bringt sich durch ihre man-gelnde Impulskontrolle und ihre kurz-sichtigen Einschätzungen mehrfach indestruktive Situationen, wo sie von ande-ren benutzt wird und sich anschliessendauch vor sich selbst ekelt. Zugleich lerntsie durch ihren überwältigenden Trieb so-wohl Neues zu entdecken, als auch ihre

Stärken zu kennen: «Es widerstrebt mir,eine jämmerliche Heulsuse zu sein. Ichbin verdammt nochmal eine Frau und dasist mein Leben.»

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Etna Engeli, Neuropsychologin an der PsychiatrischenUniversitätsklinik Zürich, wo sie die neurometaboli-schen Auswirkungen von Kokainabhängigkeit auf dasGehirn sowie auf Emotionsregulation und Cravinguntersucht.

Quellen• Bernheim, A., Halfon, O. & Boutrel, B. Contro -versies about the enhanced vulnerability of the adolescent brain to develop addiction. Frontiers in Pharmacology 4, 118 (2013).• Crone, E. A. & Dahl, R. E. Understanding adoles-cence as a period of social-affective engagement and goal flexibility. Nature reviews. Neuroscience 13,636–650 (2012).• Geier, C. F. Adolescent cognitive control andreward processing: implications for risk taking andsubstance use. Horm Behav 64, 333–342 (2013).• Insel, T. R. Rethinking schizophrenia. Nature 468,187–193 (2010).

Da Jugendliche im Zuge des Erwachsenwerdens mit vielen sichverändernden Anforderungen und Zielen konfrontiert sind unddeshalb häufig unsichere und unstabile Situationen erleben, ist es vorteilhaft für sie, Entscheidungen flexibel und kontext-spezifisch fällen zu können.

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NEUER ONLINE-TEST

Besorgt um FreundeEin neuer Online-Test richtet sich an jun-ge Erwachsene, die sich um den Alkohol-konsum eines Freundes oder einerFreundin sorgen. Junge Erwachsene

nehmen häufig wahr, wenn in ihremUmfeld jemand problematisches Trink-verhalten zeigt – wissen aber nicht recht,wie sie damit umgehen sollen. Der Testumfasst sieben Fragen. Er basiert auf deminternational verwendeten Test Audit-Cund fragt ergänzend ab, ob Auswirkun-gen im Alltag oder im Ausgang beobach-tet oder vermutet werden. In der Aus wertung werden konkrete Tipps ge-geben, wie man Freunde unterstützenkann, und es werden Grenzen des freund-schaftlichen Helfens thematisiert. (EBPI)

Test unter: www.suchttest.ch/freunde

JAHRESTHEMA

Kinder aus suchtbelasteten FamilienDer Verbund aller 16 Stellen für Sucht-prävention im Kanton Zürich befasst sichjeweils während zweier Jahre intensivmit einem Thema. Dies mit dem Ziel,neue Entwicklungen zu verstehen, denBedarf auszuloten und neue Angebotezu entwickeln. In den Jahren 2016 und2017 werden sich die Stellen mit demThema «Kinder aus suchtbelasteten Familien» auseinandersetzen. DieseKinder zu unterstützen, ist wirksamePrävention. Kinder, die in einer suchtbe-lasteten Familie aufwachsen, haben einerhöhtes Risiko, später in ihrem Lebenselbst eine Abhängigkeitserkrankungoder andere psychische Probleme zu ent-wickeln. Fachpersonen im sozialen, pä-

dagogischen oder medizinischen Umfeldkönnen dazu beitragen, gefährdete Kin-der zu erkennen und darin zu unterstüt-zen, Schutzfaktoren auf- und Risikofak-toren abzubauen. Sie müssen dafür ge-schult oder angeleitet werden und Un-terstützungsangebote kennen.

Entsprechende Bemühungen sindheute im Kanton Zürich noch wenig koordiniert und etabliert. Der Stellen-verbund wird in den kommenden zweiJahren die Zusammenarbeit mit denFachpersonen im Themenfeld, insbeson-dere mit den Sucht- und Familienbera-tungsstellen intensivieren. Gemeinsamsoll ein konkretes Angebot zur Sensibili-sierung und Schulung von Fachperso-nen zur Unterstützung von Kindern aussuchtbelasteten Familien entwickeltwerden. (EBPI)

UNTERRICHTSMATERIAL

Tabakprävention mit VideoDer Workshop «Ready, Set, Action!»richtet sich an Jugendliche der 7. bis 9. Klasse mit dem Ziel, nichtrauchendeJugendliche zu bestärken, rauchfrei zubleiben, und rauchende Jugendliche da-bei zu unterstützen, ihren Tabakkonsumzu reduzieren bzw. zu stoppen.

Der erlebnisorientierte Workshopdauert 90–120 Minuten. Er wird von einem externen Fachteam durchgeführt.Lehrpersonen erhalten zusätzlich eineInfomappe sowie Online-Materialienzur Tabakprävention im Unterricht. DerEinsatz von «Ready, Set, Action!» kostetFr. 500.–. Davon übernimmt Züri Rauch-frei Fr. 250.–.

Im Workshop wird zunächst Wissenrund um das Thema Tabak, z. B. Schäd-lichkeit des Konsums, Suchtmechanis-men und Strategien der Tabakindustrie,vermittelt. In einem zweiten Teil werdendie Jugendlichen vor der Videokamerazu ihren Erfahrungen und ihrer Einstel-lung zum Rauchen interviewt. An-schliessend werden die Aufnahmen inder Klasse angeschaut und in der Grup-pe diskutiert.

In der Evaluation der bisherigen Kur-se geben 83 Prozent der befragten Nicht-rauchenden an, sie fühlten sich durch die

Lektion ein wenig oder sehr bestärkt,nicht mit dem Rauchen anzufangen.(Züri Rauchfrei)

Weitere Informationen unter: www.lungenliga.ch/VTPBuchung: [email protected]

FLYER MEDIKAMENTENMISSBRAUCH

Anabolika und AbführmittelDie Zürcher Fachstelle zur Präventiondes Alkohol- und Medikamentenmiss-brauchs hat zwei neue Informationsfly-er im Angebot: Der Flyer «Bodytuning –Die Risiken» gibt Auskunft über die ge-sundheitlichen Risiken beim Konsumvon Anabolika. Betreiber von Fitness-zentren im Kanton Zürich können denFlyer im Geschäft für ihre Kundschaftauflegen. Der Flyer «Eine falsche Ein-

nahme von Abführmitteln gefährdet dieGesundheit» richtet sich an Personen,die Abführmittel einnehmen, um eineGewichtsreduktion herbeizuführen. Erkann z. B. in Drogerien aufgelegt wer-den. (ZüFAM)

Download und Bestellung: www.zuefam.ch > Angebot > Medikamente > Materialien

KAMPAGNE 1

suchttest.chZum Jahresende haben die Stellen fürSuchtprävention erneut Banner geschal-tet, die sich an junge Erwachsene richtenund diese auffordern, die Selbsttests zumAlkohol- oder Cannabiskonsum auf der

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Suchtprävention, laut & leise, März 2016

M E L D U N G E N A U S D E R S U C H T P R Ä V E N T I O NDie meisten Adressen der zeichnenden Stellen dieser Beiträge finden Sie auf der Rückseite des Heftes

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Suchtprävention, laut & leise, März 2016

Website der Stellen für Suchtpräventionauszufüllen. Wie bereits in früherenKampagnenwellen stiessen die Bannerauf grosse Beachtung. Innert dreier Wo-chen wurden über 20 000 Selbsttestsausgefüllt – 80 Prozent davon von jun-gen Erwachsenen. Dieses Resultat zeigt,dass die Kampagne sehr gut auf die Ziel-gruppe ausgerichtet ist. Wie die Auswer-tung zeigt, haben deutlich mehr Männerals Frauen die Tests gemacht. Die Resul-tate bei den Alkoholselbsttests weisen bei70% der Teilnehmenden auf einen pro-blematischen bis sehr problematischenKonsum hin. Beim Cannabisselbsttestliegen 45% der Resultate in diesem Be-reich. (EBPI)

Mehr: www.suchttest.ch

WEITERBILDUNG

Unterwegs zur gesunden SchuleGesundheit ist Voraussetzung für Wohl-befinden und Leistungsfähigkeit – auchin der Schule. Mit dem Beitritt ins Kan-tonale Netzwerk GesundheitsfördernderSchulen und der Mandatierung einerKontaktlehrperson «Gesundheitsförde-rung und Prävention» schaffen Schulendie Voraussetzung für eine wirksameund in die Schulentwicklung integrierteGesundheitsförderung und Prävention.

Die nächste Weiterbildung zur Kon-taktlehrperson startet im September2016. Anmeldeschluss ist der 8. Juli2016. (Fachstelle Suchtprävention Volks-schule, PH Zürich)

Info und Anmeldung: http://gesunde-schulen-zuerich.ch > Weiterbildung >Weiterbildung zur Kontaktlehrperson

NEU BEI INFODOC

Ratgeber OnlinesuchtDie infoDoc Radix bietet eine breite Pa-lette von Büchern und Medien rund umdas Thema Suchtprävention und Sucht

zur Ausleihe. In dieser Rubrik stellt sieneue Literatur vor – diesmal das Buch«Onlinesucht». Autorin Isabel Willemsezeigt auf, dass ein Grossteil der Jugend-lichen kompetent und vernünftig mitOnlineangeboten umgeht und sich pro-blemlos zwischen digitaler und analogerWelt hin und her bewegt; einem kleinenTeil gelingt dies jedoch nicht. ExzessiveMediennutzung kann negative Auswir-kungen auf das Sozialleben, die Hobbys,den Beruf, die Ausbildung und auch dieGesundheit haben. Der praktische Teildes Buches macht konkrete Vorschlägefür Betroffene und Angehörige. (Radix,Infodoc)

«Onlinesucht: ein Ratgeber für Eltern, Betroffeneund ihr Umfeld», Isabel Willemse, 157 S., Hogrefe Verlag, 2016. ISBN: 978-3-456-85542-4Ausleihe: www.nebis.chKontakt: [email protected]

KAMPAGNE 2

Wenn Spiel zur Sucht wird«Ein schweres Glas mit einem Whisky onthe Rocks – wobei die Eiswürfel Spiel-würfel sind, eine Pillendose mit Casino-Chips und ein Zigarettenpapier in Formeines Rubbelloses». Mit diesen drei star-ken Sujets hat das Zentrum für Spiel-

sucht im Dezember letzten Jahres für dieProblematik der Glücksspielsucht sensibi-lisiert und auf das Angebot des Zentrumsfür Spielsucht und andere Verhaltens-süchte aufmerksam gemacht. In Bars,Lounges und Clubs des Kantons Zürichwurden die drei Sujets als Bieruntersetzer,Postkarten und Kleinplakate verbreitet. Zudem wurde in Winterthur und Zürichvor dem 007-Film «Spectre» ein Kino-spot geschaltet und Medienarbeit getä-tigt. Die Kampagne ist eine Adaption der

im Juni 2015 schon in den zehn Kanto-nen umgesetzten Sensibilisierungskam-pagne von Sucht Schweiz. (Radix, Zen-trum für Spielsucht).

Mehr: www.spielsucht-radix.ch

FÜR ELTERN UND FÜR FACHLEUTE

Suchterkrankte ElternSucht Schweiz hat eine Website für El-tern mit einer Suchterkrankung ins Le-ben gerufen. www.elternundsucht.chzeigt beiden Elternteilen sowie weiterenBezugspersonen betroffener Kinder wieGrosseltern oder Paten, was sie für dasKind tun können. Gleichzeitig werdenEltern ermutigt, kantonale Hilfsangebo-te zu nutzen. Die Texte sind leicht ver-ständlich und alltagsnah.

Zudem bietet Sucht Schweiz auf derWebsite boby.suchtschweiz.ch Fachper-sonen, die 5- bis 8-jährige Kinder aussuchtbelasteten Familien unterstützenmöchten, vier Hörgeschichten und dazu-gehörige Begleitmaterialien an. Diese be-richten aus dem Alltag eines kleinenHundes, dessen Herrchen ein Alkohol-problem hat. Die Geschichten sind dieGrundlage, um mit betroffenen Kindernüber ihren Alltag mit einem suchtkran-ken Elternteil zu sprechen. (Sucht Schweiz)

Weiter im Web: www.elternundsucht.ch undwww.boby.suchtschweiz.ch

IN EIGENER SACHE

Abo für 20 FrankenSie erhalten das laut & leise dreimaljährlich. Das Abonnement ist freiwil-lig und beträgt Fr. 20.–. Aus Kosten-überlegungen legen wir dieser Num-mer für einmal keinen Einzahlungs-schein bei, sondern bitten Sie hiermit,das laut & leise mit einem freiwilligenAbonnement zu unterstützen. Wirdanken sehr – Ihre Stellen für Suchtprä-vention im Kanton Zürich.

Kontoinformation: Rechnungswesen der Universität Zürichlaut & leise8001 ZürichIBAN: CH33 0900 00008767 3958 1

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laut&leise

Suchtpräventionsstelle der Bezirke Affoltern und DietikonGrabenstr. 9, 8952 SchlierenTel. 044 733 73 65Fax 044 733 73 [email protected]: Cathy Caviezel

Suchtpräventionsstelle des Bezirks AndelfingenLandstr. 368450 AndelfingenTel. 052 304 26 62Fax 052 304 26 00suchtpraevention.andelfingen@ajb.zh.chwww.zentrum-breitenstein.chLeitung: Christa Gomez

Suchtpräventionsstelle für den Bezirk HorgenSamowar, Bahnhofstr. 24, 8800 ThalwilTel. 044 723 18 17Fax 044 723 18 [email protected]: Marlies Desarzens

Suchtpräventionsstelle des Bezirks MeilenSamowarHüniweg 12, 8706 MeilenTel. 044 924 40 [email protected]: Anna Feistle, Tabitha Gassner,Enrico Zoppelli

Suchtpräventionsstelle WinterthurTechnikumstr. 1, Postfach, 8403 WinterthurTel. 052 267 63 80Fax 052 267 63 [email protected]: Beat Furrer

Suchtpräventionsstelle Zürcher Oberland(Bezirke Hinwil, Pfäffikon und Uster)Gerichtsstr. 4, Postfach, 8610 UsterTel. 043 399 10 80Fax 043 399 10 [email protected]: Fridolin Heer

Fachstelle für Alkohol-, Drogen- undMedikamentenprävention im Zusammenhang mit Strassenverkehr. Führt diverse Animationsinstrumentefür Schulen, Betriebe, Vereine usw. (z. B. Funky-Bar, Rauschbrillen undFahrsimulatoren).

Suchtprävention an Berufs- und Mittel-schulen (einschliesslich Arbeit mitBehörden, Eltern und Berufsbildnern/ innen): Macht Lehrer/innenbildung inSuchtprävention. Entwickelt Lehrmittelund Projekte zur Suchtprävention in der Sekundarstufe II. Unterhält ein Netz von Kontaktlehrpersonen.

Fachstelle für Suchtprävention unterder Migrationsbevölkerung. Entwickelt,realisiert und koordiniert Projekte.Unterstützt Fachstellen in der migra -tionsgerechten Entwicklung ihrer Projekte und Materialien (inkl. Über -setzungen).

Das Institut ist im Auftrag der Gesund-heitsdirektion verantwortlich für dieKoordination und Umsetzung vonMass nahmen im Bereich Präventionund Gesundheitsförderung im KantonZürich. Es koordiniert unter anderemdie Aktivitäten aller Stellen und Akteureim Bereich der Suchtprävention und istzuständig für die Öffentlichkeitsarbeitin der Suchtprävention.

Pädagogische Hochschule ZürichFachstelle Suchtprävention VolksschuleLagerstr. 2, 8090 ZürichTel. 043 305 68 00Fax 043 305 55 [email protected]://suchtpraevention.phzh.chLeitung: Ariane Koch

Radix: Spielsuchtprävention & infoDocPfingstweidstr. 10, 8005 ZürichFax 044 360 41 14Spielsuchtprävention: Tel. 044 360 41 [email protected]: Christian JordiinfoDoc: Tel. 044 360 41 05, [email protected]: Diego Morosoli

ZüFAM, Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol- und Medikamenten-MissbrauchsLangstr. 229, 8031 ZürichTel. 044 271 87 23, Fax 044 271 85 [email protected]: Domenic Schnoz

Züri RauchfreiFachstelle für TabakpräventionZähringerstr. 32, 8001 ZürichTel. 044 262 69 66, Fax 044 262 69 [email protected]: Christian Schwendimann

Fachstelle ASN. Alkohol- und Drogen -prävention im StrassenverkehrHotzestr. 33, 8006 ZürichTel. 044 360 26 00Fax 044 360 26 [email protected]: Chantal Bourloud, Paul Gisin

Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und BerufsbildungAusstellungsstr. 80, Postfach8090 ZürichTel. 043 259 78 60Fax 043 259 78 62 infosuchtpraevention@mba.zh.chwww.fs-suchtpraevention.zh.chLeitung: Vigeli Venzin

FISP, Fachstelle für interkulturelleSuchtprävention und Gesundheits -förderungKehlhofstr. 12, 8003 ZürichTel. 043 960 01 60Fax 043 960 01 [email protected]: Claudia Arnold, Joseph Oggier

Institut für Epidemiologie, Biostatis tik und Prävention der Universität Zürich, Abteilung Prävention und Gesundheits -förderung Kanton ZürichHirschengraben 84, 8001 ZürichTel. 044 634 49 99 Fax 044 634 49 [email protected]: Sibylle Brunner

Regionale Suchtpräventionsstellen

Kantonsweit tätige, spezialisierte Fachstellen für Suchtprävention

Suchtpräventionsstelle Zürcher Unterland(Bezirke Bülach und Dielsdorf)Europastr. 11, 8152 GlattbruggTel. 044 872 77 33Fax 044 872 77 [email protected]: Silvia Huber

Suchtpräventionsstelle der Stadt ZürichRöntgenstr. 44, 8005 ZürichTel. 044 412 83 30Fax 044 412 83 [email protected]/suchtpraeventionLeitung: Eveline Winnewisser

Die acht kantonsweit tätigen Fachstellen für Suchtprävention (KFSP)haben unterschiedliche Aufgaben. Sie sind spezialisiert auf eine Ziel -gruppe, auf eine Suchtart oder sie nehmen übergreifende Aufgaben wahr,

z. B. die Gesamtkoordination oder die Dokumentation. Sie arbeiten eng mit den regionalen Suchtpräventionsstellen zusammen. Die KFSP werdenzur Hauptsache vom Kanton finanziert.

Suchtprävention in der Volksschule(einschliesslich Behörden- und Eltern-arbeit): Verantwortlich für die Lehrer/ innenbildung im Bereich Suchtpräven -tion. Erarbeitet Unterrichtshilfen undandere Projekte zur schulischen Sucht-prävention. Führt eine Mediothek undDokumentationsstelle.

Spielsuchtprävention: Fachstelle fürdie Prävention von Spielsucht, insbes.problematischem Lotteriespielen sowieWetten, und anderen Verhaltenssüch-ten. Bietet Fachberatung für Multiplika-toren an und entwickelt Informations-materialien.

infoDoc: Öffentliche Dokumentations-stelle für alle Belange der Sucht-prävention.

Fachstelle für die Prävention des Alkohol- und Medikamenten-Miss -brauchs. Lanciert und koordiniert Projekte, entwickelt Informations -materialien.

Fachstelle für Tabakprävention. Einzel-beratungen (u. a. zu Entwöhnungs -methoden), Beratung von Betrieben.Schaffung von Materialien für Schulen.Expertisen zu Tabakpräventionspro-grammen. Rauchstopp-Programme für Jugend liche.

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al jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.–

Die acht regionalen Suchtpräven tions stellen (RSPS) sind zuständig für diepräventive Grundversorgung in ihrer definierten Region. Sie initiieren dieBasisarbeit und unterstützen und koordinieren bestehende Bestrebungenund Aktivitäten im Bereich Sucht präven tion. Dabei orientieren sie sich anden jeweiligen lokalen und regionalen Bedürfnissen. Die Arbeit der RSPSzielt sowohl auf Individuen (persönliches Verhalten) wie auch auf dieBeeinflussung von Strukturen und Lebensbereichen (gesellschaftliche

Verhältnisse). Die Angebote der Stellen umfassen: Bildung, Informationund Beratung von Gruppen, Schulen, Gemeinden usw., Öffentlichkeits -arbeit und strukturelle Arbeit in Gemeinden, Stadtteilen, Quartieren undFirmen. Diese Suchtpräventionsstellen sind generalistisch tätig und werden von den acht spezialisierten, kantons weit tätigen Fachstellenunterstützt. Die RSPS werden haupt sächlich von den Gemeinden finanziert, der Kanton leistet eine finan zielle Unterstützung bis zu 30%.

Nr.1, M

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www.suchtpraevention-zh.ch

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