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gesundes 15. JAHRGANG NR. 1 | APRIL 2013 MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION P.b.b. 03Z034913 M – Verlagspostamt 1020 österreich Praxis In Spitälern und Pflege- heimen länger und gesünder arbeiten Im Interview Rudolf Karazman, Michael Musalek, Regina Roller- Wirnsberger, Alois Stöger Thema Wie gesundheits- förderlich sind Gesund- heitseinrichtungen? IM GESPRÄCH Das Gesund- heitswesen sollte mehr leisten als Kranke zu behandeln. JÜRGEN PELIKAN, GESUNDHEITSSOZIOLOGE

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PraxisIn Spitälern und Pflege-heimen länger undgesünder arbeiten

Im InterviewRudolf Karazman, MichaelMusalek, Regina Roller-Wirnsberger, Alois Stöger

ThemaWie gesundheits-förderlich sind Gesund-heitseinrichtungen?

IM GESPRÄCH

Das Gesund-heitswesen sollte mehr leisten alsKranke zu behandeln.

“JÜRGEN PELIKAN,GESUNDHEITSSOZIOLOGE

GOE_COVER 27.03.2013 14:42 Uhr Seite 1

IMPRESSUM

Offenlegung gemäß § 25 MedG

Medieninhaber: Gesundheit ÖsterreichGmbH, Stubenring 6, 1010 Wien, FN 281909y,Handelsgericht Wien

Herausgeber/in:Mag. Georg Ziniel, MSc, Geschäftsführer GÖG,und Mag.a Christa Peinhaupt, MBA,Geschäftsbereichsleiterin Fonds GesundesÖsterreich

Redaktionsadresse und Abonnement-Verwaltung:Fonds Gesundes Österreich,Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien,Tel.: 01/895 04 00-0, [email protected]

Redaktionsbüro: Mag. Dietmar Schobel,Hietzinger Hauptstr. 136/3, 1130 Wien,www.teamword.at, [email protected],Tel.: 01/971 26 55

Redaktion:Mag.a Gudrun Braunegger-Kallinger,Dr. Rainer Christ,Sabine Fisch,Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher,Ing.in Petra Gajar,Mag.a Rita Kichler,Helga Klee,Dr.in Anita Kreilhuber,Mag. Harald Leitner,Mag.a Hermine Mandl,Mag. Markus Mikl,Mag.a Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH,Mag. Dr. Klaus Ropin,Mag. Dietmar Schobel (Leitung),Mag.a Gabriele Vasak,Dr.in Verena Zeuschner

Graphik: Mag. Gottfried Halmschlager

Fotos: DI Johannes Hloch, DI Klaus Pichler,Moritz Wustinger, Fotolia

Foto Titelseite: DI Klaus Pichler, www.kpic.at

Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H.Erscheinungsweise: 3 x jährlichVerlags- und Herstellungsort: WienVerlagspostamt: 1020 Wien.

Blattlinie: Das Magazin „Gesundes Österreich" ist Österreichs Plattform zumThema Gesundheitsförderung. Es präsentiertMenschen und vermittelt Inhalte und Know-how aus den Handlungsfeldern Politik,Wissenschaft und Praxis.

INHALT01/13

MENSCHEN & MEINUNGEN

Drei Porträts: Ulrike Sommeregger,Gerit Mayer,Susanna Reisinger4

Kurz & bündig5-7

GesundheitsministerAlois Stöger im Interview: Die Gesund-heitsreform bringt mehrMittel für Prävention8

Coverstory: WeshalbKrankenhäuser nochnicht ausreichend gesundheitsförderlichsind, und wie sie es werden können10

Gastbeitrag von Anita Rieder:Ärzt/innen sollten „Advo-kat/innen“ für die Gesund-heit der Bevölkerung sein13

1 Frage an 3 Expert/innen:„Was bringt Gesundheits-förderung im Spital?“14

WISSEN

Kurz & bündig15-17

Thema: Wie gesund-heitsförderlich sind Gesundheitseinrich-tungen?18-36

Für Spitäler sollte Gesundheitsförderungselbstverständlich sein18

Im Überblick: Gesund-heitsförderung in Versorgung,Verwaltungund Pflege22

Eine Apotheke in Halleinsetzt auf Betriebliche Gesundheitsförderung23

Eine gesunde Zukunft fürdie Pflege24

Regina Roller-Wirnsber-ger im Interview:„In Selbständigkeit undWürde lange leben“27

Wie Gesundheitseinrich-tungen in Wien an die Bedürfnisse anderer Kul-turen angepasst werden28

COVERSTORYDer Gesundheitssoziologe Jürgen Pelikan im Interview:„Spitäler müssen mehr zur Gesundheit beitragen.“

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„Alpha Power“ imGesundheitswesen29

Betriebliche Gesund-heitsförderung in Krankenhäusern30

Rudolf Karazman im Interview: „Die gegen-seitige Erniedrigung hat System“31

Michael Musalek im Interview: „Wer nicht gebrannt hat,kann nicht ausbrennen“34

Die Arbeit im Gesund-heits- und Sozialwesenalternsgerecht gestalten36

SELBSTHILFE

Selbsthilfe und Kranken-häuser als Partner37

Auf einen Blick:Die Adressen der Selbsthilfe-Dachverbände38

Selbsthilfe für pflegende Angehörige39

Gemeinsam erreichen wir mehr:„Pro Rare Austria“40

PRAXIS

Kurz & bündig41-44

Ein Pilotprojekt für Betriebliche Gesund-heitsförderung im Landeskrankenhaus in Hall in Tirol 46

Zwei Projekte für die Ge-sundheit von weiblichenReinigungskräften undAbteilungshelferinnen48

Echte Männer brauchenLob: Eine Gesundheits-initiative für Hausarbeiterim AKH und im SMZ Ostin Wien50

Ein Projekt für Hospiz-kultur stärkt die Würdevon Menschen in der letzten Phase ihres Lebens52

ie gesundheitsför-derlich sind Ge-sundheitseinrich-

tungen? Die Antwortenzahlreicher Fachleute, diewir für die aktuelle Aus-gabe unserer Zeitschriftbefragt haben, lassen sichso zusammenfassen: DasGesundheitswesen sorgtin Österreich dafür, dassmit hoher Qualität Kran-ke behandelt werden. Doch im Bezug auf Gesund-heitsförderung ist noch viel zu tun – auch wenn esschon erfolgreiche bestehende Initiativen gibt. Dazuzählt an erster Stelle das Österreichische Netzwerkgesundheitsfördernder Krankenhäuser und Ge-sundheitseinrichtungen (ONGKG). Aktuell enga-gieren sich darin 27 Spitäler und drei Trägerinstitu-tionen. Zudem steht das Österreichische Netzwerkfür Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) na-türlich auch für Gesundheitseinrichtungen offen.Über die BGF-Servicestellen kann kostenlose Bera-tung genutzt werden, wie Unternehmen systema-tisch zu gesünderen Organisationen weiterentwi-ckelt werden können. Viele Einrichtungen beteili-gen sich bereits – von Spitälern über Apothekenund Rettungsdienste bis zu Wohnhäusern für Senior/innen. Gesundheitsförderliche Projektekönnen auch durch den Fonds Gesundes Öster-reich unterstützt werden und über unser Bildungs-netzwerk ist Fort- und Weiterbildung zugänglich. Das Gesundheitswesen ermöglicht gute Gesund-heitsversorgung für alle. Es kann daher auch in derGesundheitsförderung eine Vorreiterrolle inneha-ben. Hier ist hohe Gesundheitskompetenz vorhan-den, hier können die Patient/innen mit Themender Gesundheitsförderung gut erreicht werden,und hier gibt es Beschäftigte mit viel Erfahrung inSachen Gesundheit – aber auch mit hohen Belastun-gen, die durch Strategien zur Gesundheitsförde-rung verringert werden könnten. Einem Konzeptder WHO folgend, können Gesundheitseinrichtun-gen von Arztpraxen und Apotheken bis zu großenKrankenhäusern schließlich auch Gesundheitszen-tren für die Menschen aus der Region sein und die-sen ihr Know-how zur Verfügung stellen. „Ge-sundheitsförderung sollte im Gesundheitswesen soselbstverständlich sein wie Hygiene“, so hat es dieONGKG-Vorsitzende Ulrike Sommeregger im Inter-view formuliert. In diesem Sinne hoffen wir, dassSie dafür in unserer aktuellen Ausgabe viele An-regungen finden.Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

Christa Peinhaupt,Geschäftsbereichsleiterin des FGÖ

EDITORIALLiebe Leserin, lieber Leser!

50Echte Männer brauchen Lob.

Gesundheitsförderung für Hausarbeiter in Wiener Spitälern.

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Gerit Mayer (39) ist Familien-mensch. „Das Familienlebenist für mich der wichtigste Ge-sundheitsfaktor und gibt mirKraft“, sagt der Leiter der Ab-teilung für Personalentwick-lung der Tiroler Landeskran-kenanstalten GmbH (Tilak), derverheiratet und Vater dreierTöchter ist:Yola Maria ist acht,die Zwillinge Ilva und Jana sindsechs Jahre alt.Ausgleich zumBeruf findet der in Hallein imSalzburger Land geborene Manager auch beim Ausdauer-sport. Er ist gerne mit demMountainbike unterwegs,gehtjoggen und unternimmt imWinter Skitouren.„Ich genießees, dass es von Innsbruck ausmöglich ist, schon nach kurzer

Fahrzeit Tourengebiete mit Gip-feln über 3000 Metern See-höhe zu erreichen, wie etwadas Sellraintal“, sagt Mayer.Die Tilak ist mit rund 7.500Mitarbeiter/innen in vier Kran-kenhäusern und einer Pflege-klinik der größte ArbeitgeberWestösterreichs. Mayer, derWirtschaftswissenschaften ander Leopold-Franzens Universi-tät in Innsbruck studiert hat,war Universitätsassistent undwissenschaftlicher Mitarbeiteram Institut für Organisationund Lernen der UniversitätInnsbruck sowie Trainer undBerater bei der Firma Hauser &Partner Consulting in Augs-burg, bevor er ab 2002 in denBereichen Personalentwicklung

sowie Qualitätsentwicklung beider Tilak zu arbeiten begon-nen hat.„Betriebliche Gesund-heitsförderung betrachte ichdabei als eine meiner Kernauf-gaben. Sie kann Unternehmenwesentliche Wettbewerbs-vorteile am Arbeitsmarkt verschaffen, speziell auch imGesundheitswesen“,meint derPersonalmanager.

Nach ihrer dreijährigen Ausbildungszeit hat SusannaReisinger (50) 1982 die Kran-kenpflegeschule in Graz ab-geschlossen. Seither arbeitetsie am Krankenhaus in Weizin der Steiermark. Zuerst alsKrankenschwester, ab 1987als Stationsschwester, seit1994 als Pflegedirektorin. Ih-ren Mitarbeiter/innen in lei-tender Position empfiehlt siedennoch, den Betrieb aucheinmal zu wechseln. „Meis-tens ist es von Vorteil, ver-

schiedene Unternehmen voninnen kennen zu lernen“,meint die Pflegedirektorin.Sie selbst findet seit 2007auch in ihrer Beratungsfirma„Work-Life-Balance“ neueHerausforderungen, derenGeschäftsführerin sie ge-meinsam mit Johanna Mandlist, ebenfalls einer gelerntenKrankenschwester.Von dem Consultingunter-nehmen wurden unter an-derem schon in Betriebenwie Siemens, der Volkshilfe,Magna, dem Landeskranken-haus in Hartberg und demKrankenhaus der Barmherzi-gen Brüder in Eisenstadt

ganzheitliche Gesundheits-projekte umgesetzt. „Geradein Spitälern können alle vonBetrieblicher Gesundheits-förderung profitieren – dieBeschäftigten ebenso wie diePatient/innen“, meint Reisin-ger. Entspannung findet dieaktive Jägerin in der Natur.Für die Jägerschaft ist sie imBezirk Weiz zudem für dieÖffentlichkeitsarbeit zustän-dig. „Ich esse am liebstenWild und Fisch. Anders alsbei Produkten aus dem Su-permarkt weiß ich dann, wasich auf dem Teller habe“,sagt Reisinger. Sie ist verhei-ratet und hat eine Tochter.

„Von Gesundheitsförderungim Spital

profitieren alle.“

„Betriebliche Gesundheitsförderung ist ein Wettbewerbsvorteil.“

MENSCHEN & MEINUNGEN

Ulrike Sommeregger (59) ist sportlich. DieVorstandsvorsitzende des ÖsterreichischenNetzwerkes gesundheitsfördernder Kran-

kenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (sie-he auch Artikel auf den Seiten 18 bis 22) geht ger-ne Ski fahren und Walken, spielt Tennis undBridge. „Das trainiert den Geist und macht Spaß“,erklärt die Medizinerin, die dem Wiener Verein„Bridgecentrum“ angehört und sich auch anBridge-Turnieren beteiligt. Für Sommeregger wurde es schon während ih-rer Ausbildungszeit zum zentralen Thema, nichtnur Krankheiten zu heilen, sondern die Gesund-heit der Patient/innen zu fördern und deren Ge-sundheitswissen zu erhöhen. „Dazu hat meinerster Chef im Wilhelminenspital beigetragen; daswar der Universitätsprofessor Herbert Schnack,der die Gesundenuntersuchung in Wien einge-führt hat“, erzählt die Internistin.Seit 2002 leitet sie die Abteilung für Akutgeria-trie des Krankenhauses Hietzing. „In diesemFach haben wir es häufig mit älteren Menschenmit sechs, sieben oder acht relevanten Diagno-sen zu tun. Die richtige Behandlung zu findenund zugleich die Selbständigkeit der Betroffenenzu erhalten oder wiederherzustellen, ist eine sehrinteressante Herausforderung“, meint die Pri-maria. Sommeregger ist in Wien geboren und auf-gewachsen und hat auch in der Bundeshaupt-stadt studiert. „Ein längerer Auslandsaufenthalthat sich leider nicht ergeben“, erzählt sie. „Wäh-rend andere berufliche Erfahrungen in anderenLändern gesammelt haben, habe ich eine Fami-lie gegründet.“ Sommeregger ist verheiratet undhat drei erwachsene Töchter.

„Wir müssen das Gesundheitswissen derPatient/innen erhöhen.“

ULRIKE SOMMEREGGER, PRIMARIA FÜR AKUTGERIATRIE DES

KRANKENHAUSES HIETZING

SUSANNA REISINGER,PFLEGEDIREKTORIN DES

LANDESKRANKENHAUSES IN WEIZ

GERIT MAYER,LEITER DER PERSONALENTWICKLUNGDER TILAK

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MENSCHEN & MEINUNGEN

FGÖ-INITIATIVE

Eine funktionierende Nachbar-schaft hat unschätzbaren Wertund kann im Alltag viel zumallgemeinen Wohlbefinden undder eigenen Gesundheit bei-tragen. Denn gute nachbar-schaftliche Beziehungen undpositive Begegnungen im ei-genen Wohnumfeld tun unseinfach gut. Bei der Initiative„Auf gesunde Nachbarschaft“des Fonds Gesundes Österreich(FGÖ) wurden zwei Modellre-gionen ausgewählt, um dortdas Thema ins Bewusstsein derMenschen zu rücken und Nach-barschaftsinitiativen ins Lebenzu rufen: Auwiesen/Schörgen-hub und die Bezirke Kleinmün-chen, Scharlinz, Neue Heimatund Wegscheid in Linz sowiedas Waldviertel.

In der oberösterreichischen Lan-deshauptstadt, wo die Initiati-ve vom VSG – Verein für Sozi-alprävention und Gemeinwe-senarbeit betreut wird, findetunter anderem jeden Monatein Nachbarschaftstreffen imVolkshaus Auwiesen statt. Jetztim Frühjahr sind dieBewohner/innen der erwähntenStadtteile von Linz auch aufge-rufen, in privaten Gärten, imInnenhof oder im öffentlichenRaum Gemeinschaftsgärten an-zulegen und zu bewirtschaf-ten. Die Idee dahinter ist nichtnur, gemeinsam gesundes Ge-müse, Kräuter und Obst anzu-bauen, sondern diese Gärtenauch zu sozialen Treffpunktenzu machen, wo sich Menschenaller Altersstufen und mit unter-schiedlichem kulturellem Hin-tergrund begegnen und aus-tauschen können.

Und es wurden und werdenKleininitiativen von mindestenszwei Personen, die in ihrerWohnumgebung und ihrerNachbarschaft etwas zum Po-sitiven verändern wollen, mitbis zu 300 Euro Budget unter-stützt. „So sind unter anderemschon ein Hip-Hop-Workshopfür Kids und anlässlich des Weltfrauentags sogar zweiNachbarschafts-Initiativendurchgeführt worden“, sagt Karin Mezgolich, die beim VSGdie Initiative betreut. Die letztgenannten Veranstaltungenwurden von zwei Mädchen ausdem Jugendzentrum Auwiesenund von zwei Müttern aus demKindergarten Dauphinestraßeeingereicht – und dann gemein-sam mit anderen umgesetzt.Im Waldviertel, wo die nieder-österreichische „Dorf- undStadterneuerung“ regionaler

Partner des Fonds GesundesÖsterreich ist, wurden im Rahmen eines Wettbewerbs 47 lokale Initiativen für eine gesunde Nachbarschaft einge-reicht und von einer Jury die34 besten ausgewählt. DasSpektrum der Ideen, die seitMärz umgesetzt werden, reichtvon Integration von Jugend-lichen bis hin zum Bücher-stammtisch für Senior/innen.Ein Dorffrühstück in Groß-schönau gehört ebenso dazuwie eine Gemeinderatssitzungfür und mit Menschen mit be-sonderen Bedürfnissen in Traun-stein, ein Beachvolleyballtur-nier in Weißenkirchen oder ei-ne Grätzelwanderung.Weitere Informationen könnenim Internet auf der Websitewww.gesunde-nachbar-schaft.at nachgelesen werden.

In Linz wurde im März im Rahmen der Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft“ ein „Fest für Frauen“ veranstaltet.

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MENSCHEN & MEINUNGEN

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An der Kärntner Initiative „Gesunde Gemein-de“ beteiligen sich mittlerweile 105 Ortschaf-ten. Durch den Kärntner Gesundheitspreis sol-len vor allem die Leistungen und das Engage-ment der Bürger/innen für gesundheitsförder-liche Aktivitäten in diesen „Gesunden Gemein-den“ gewürdigt werden.Anfang Februar wur-de diese Auszeichnung bereits zum zehntenMal vergeben. Insgesamt 48 Projekte wareneingereicht und von einer unabhängigen Fach-jury bewertet worden.In der Kategorie „Allgemeine Gemeindepro-jekte“ errang die „Gesunde Gemeinde“ Gne-sau aus dem Bezirk Feldkirchen den erstenPlatz. Mit dem Projekt „Gnesau für: Gesundheit,Natur, Ernährung, Sport, Arbeit, Unterhaltung“konnten durch vielfältige gesundheitsförderlicheMaßnahmen von lokalen Vereinen, des Kinder-gartens und der Schule alle Zielgruppen im Orterreicht werden. Der Kärntner Gesundheitsre-ferent Peter Kaiser und Franz Wutte, der Ge-schäftsführer von Gesundheitsland Kärnten,

überreichten dafür einen Siegerscheck im Wertvon 2.000 Euro an Brigitte Ritzinger, die Leite-rin des Arbeitskreises für Gesundheitsförderungin Gnesau. In der Kategorie „Gesunde Schule“wurde die Volksschule Brückl ausgezeichnet.Die Direktorin Sigrid Müller und die Künstlerin Jutta Berger hatten das Projekt „4.931 bunte Meter“ initiiert, einen Wanderweg der am Haupt-platz beginnt, und an dem von denVolksschüler/innen gestaltete Ruheinseln zumVerweilen einladen – mit bunt bemalten Bänken

und Schmetterlingen, die im Werkunterricht ent-standen sind. Der Kindergarten Pressegger Seeführte die Initiative „Gesundheit ist lebbar, I willleb’n“ durch und wurde dafür mit dem 1. Platzin der Kategorie „Gesunder Kindergarten“ aus-gezeichnet. „Vor allem auch die große Zahl aneingereichten Projekten stimmt mich mehr als zu-versichtlich für eine gesunde Zukunft Kärntens“,sagte Kaiser – der designierte neue Landes-hauptmann von Österreichs südlichstem Bun-desland – zusammenfassend.

10 JAHRE KÄRNTNER GESUNDHEITSPREIS

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„GRÜNER TELLER“

Die steirische Einrichtung für GesundheitsförderungStyria vitalis vergibt seit 2011 mit Unterstützung durchden Fonds Gesundes Österreich den „Grünen Teller“.Mit diesem Label können Kantinen und Buffets jeneAngebote kennzeichnen, die den Kriterien einerschmackhaften und gesunden Naturküche entsprechen.Beispielsweise sollte Gemüse ein fixer Bestandteil einesGrüner Teller-Gerichtes sein. Bereits 30 steirische Be-triebe, die täglich rund 8.000 Menschen verpflegen, dür-fen ihr geprüftes Angebot mit einem Grünen Tellerkennzeichnen – darunter auch das Landeskrankenhausin Bruck an der Mur. Dort gibt es nicht nur die Mög-lichkeit, täglich fleischfrei zu essen. Es wird zum Bei-spiel auch darauf geachtet, dass die vegetarischen Ge-richte ausgewogen zusammengestellt sind, oder dassabwechselnd verschiedene Getreidespeisen in attrakti-ver Form angeboten werden – etwa Vollkornnudeln,Polenta, Vollkorngemüsepizza oder Hirseauflauf.

Peter Kaiser (rechts imBild) und Franz Wuttemit Brigitte Ritzinger,der Leiterin des Arbeits-kreises für Gesundheits-förderung in Gnesau bei der Preisverleihung.

Von links nach rechts im Bild: Die stellvertretende Küchenleiterin Andrea Pachteau, AloisiaReisinger, Pflegedirektorin Sylvia Noé, die Qualitätsbeauftragte Katalin Oberrainer,Betriebsdirektor Nikolaus Koller, Projektleiter Robert Köhbach und der ärztliche DirektorHeinz Luschnik vom Landeskrankenhaus Bruck an der Mur, das von Styria vitalis mit dem„Grünen Teller“ für gesunde und schmackhafte Naturküche ausgezeichnet wurde.

Gesunde Naturküche im LKH Bruck an der Mur

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Die besten Projekte werden ausgezeichnet

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MENSCHEN & MEINUNGEN

Betriebliche Gesundheitsförderung

Durch Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) sollen Unternehmen ineiner systematischen und strukturierten Weise zu gesünderen Arbeits-welten für alle Beschäftigten werden – von den Mitarbeiter/innen biszu den Führungskräften. Der Fonds Gesundes Österreich unterstütztentsprechende Projekte finanziell, sofern sie bestimmten Kriterien ent-sprechen und bietet kostengünstige Fort- und Weiterbildung für inner-betriebliche Akteur/innen in diesem Bereich an.Außerdem sind in allenBundesländern BGF-Servicestellen eingerichtet. Deren Mitarbeiter/in-nen beraten interessierte Firmen kostenlos dabei, wie sie BGF in diePraxis umsetzen können.Weitere Informationen dazu sind unterwww.netzwerk-bgf.at nachzulesen.Wer BGF entsprechend den Kriterien des Europäischen Netzwerkes fürBetriebliche Gesundheitsförderung nachhaltig umsetzt, kann für seinUnternehmen für einen Drei-Jahres-Zeitraum das „BGF-Gütesiegel“beantragen. Dieses wurde Anfang des Jahres von der Versicherungsan-stalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB) sowie von den Gebietskran-kenkassen in Kärnten, Salzburg, Steiermark,Wien, Oberösterreich understmalig auch in Vorarlberg und Tirol an Unternehmen verliehen, diesich engagiert und konsequent um mehr Gesundheit für ihre Mitarbei-ter/innen bemühen. Insgesamt haben in Österreich nun 356 Firmenmit 255.285 Arbeitsplätzen diese Qualitätsauszeichnung und haben

diese erstmals oder neuerlich erhalten. 87 dieser Unternehmen mit mehrals 50.000 Arbeitsplätzen befinden sich in Oberösterreich – vom Allge-meinen Krankenhaus der Stadt Linz mit rund 3000 Mitarbeiter/innenüber die voestalpine Steel Division mit rund 12.100 Werktätigen bis zurVolkshilfe in Braunau mit 36 Beschäftigten. Bei der feierlichen Verleihungder Gütesiegel an oberösterreichische Unternehmen Anfang Februar imAlten Rathaus von Linz sagte Gesundheitsminister Alois Stöger: „Immermehr Unternehmen gelingt es, die Gesundheit in den Arbeitsalltag zu in-tegrieren und die Betriebliche Gesundheitsförderung gewinnt dadurchauch in der Öffentlichkeit zunehmend mehr Bedeutung.“

VERLEIHUNG DER GÜTESIEGEL

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Hauptsache, das Auto ist gesund

KONGRESS FÜR MÄNNERGESUNDHEIT IN BERLIN

Viele Männer beschäftigen sich im Alltag kaummit dem Thema Gesundheit. Sie achten weni-ger auf das eigene körperliche und seelischeWohlbefinden, leben ungesünder als Frauenund neigen zu Risikoverhalten – wie etwa zuviel Alkohol zu trinken, zu rauchen, sich fettund deftig zu ernähren oder auch kurze Stre-cken lieber mit dem Auto zurückzulegen, alssich selbst zu bewegen.Laut Angaben des deutschen Gesundheitsmi-nisteriums haben Männer denn auch eine etwafünf Jahre geringere Lebenserwartung als Frau-en, verüben drei Viertel aller Suizide und tragendeutlich öfter Unfallverletzungen davon. Diedeutsche Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung (BzgA) hat in Zusammenarbeit mitdem deutschen Ministerium für Gesundheitdeshalb Ende Jänner in Berlin einen Kongresszum Thema „Männergesundheit“ organisiert.Dabei sollte vor allem auch die Frage geklärtwerden: Weshalb nehmen Männer Angebote

zur Gesundheitsförderung und Vorbeugung ge-gen Krankheiten seltener wahr? Elisabeth Pott, Leiterin der BZgA, erklärte dazubei der Fachtagung: „Traditionelle Männerrol-len verhindern nach wie vor Achtsamkeit fürden eigenen Körper. Männer erwarten, dass erwie eine Maschine funktioniert. Erst bei Störun-gen wird eine ‚Werkstatt’ aufgesucht.“ Um Männer zu einem gesünderen Leben zu be-wegen, müsse man sie deshalb auf die richtigeArt und am richtigen Ort ansprechen, darin wa-ren sich die in Berlin anwesenden Expert/inneneinig. Der Arbeitsplatz biete in diesem Zusam-menhang gute Möglichkeiten, auch diejenigenzu erreichen, die sich sonst wenig Gedankenum ihre Gesundheit machen. Eine weitereMöglichkeit ist das Internet, durch das 80 Pro-zent der Männer surfen. Die BzgA hat die Web-site www.maennergesundheitsportal.deeingerichtet, auf der Männer Informationen zuThemen wie Fitness, Ernährung und Früherken-nung finden. Für Österreich gibt es unter derAdresse www.maennerundgesundheit.atein entsprechendes von der Gesundheit Öster-reich GmbH erarbeitetes Portal des Bundesmi-

nisteriums für Arbeit, Soziales und Konsumen-tenschutz.Beim Kongress in Berlin war übrigens auch The-ma, was Männer gesund erhält. Das kann bei-spielsweise eine funktionierende Partnerschaftsein. Arbeitslosigkeit kann hingegen am Selbst-bild, der „Ernährer der Familie“ sein zu müssenkratzen, und somit negativen Einfluss haben.Ingo Froböse von der deutschen Sporthoch-schule gab in seinem Vortrag unter anderemdie Empfehlung ab, im Alltag mehr zu Fuß zugehen. Der Titel seines Referates lautete: „Dasfragwürdige Bewegungsverhalten der Männer– Hauptsache das Auto ist gesund!“.

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Elisabeth Pott, die Leiterin der deutschenBundeszentrale für ge-sundheitliche Aufklä-rung: „Männer erwarten,dass der eigene Körper wieeine Maschine funktioniert.Erst bei Störungen wird ei-ne ‚Werkstatt’ aufgesucht.“

Von links nach rechts im Bild: Christa Peinhaupt (Leiterin des FGÖ), Albert Maringer(Obmann der OÖGKK), Gesundheitsminister Alois Stöger, Johann Kalliauer (Präsi-dent der AK OÖ), Walter Bremberger (Direktor-Stv. der WK OÖ), Julius Stiglechner(Obmann-Stv. der WK OÖ), Franz Kiesl (Ressortdirektor bei der OÖGKK)

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INTERVIEW

GESUNDES ÖSTERREICH Herr Bundesminister Stöger, was sinddie wichtigsten Verbesserungen, wel-che die Gesundheitsreform 2012 denPatientinnen und Patienten in Öster-reich bringen soll?Alois Stöger: Die Strukturen werden an diefür die Patientinnen und Patienten notwen-digen Behandlungen angepasst. Bisher wardas umgekehrt. Durch die bessere Abstim-mung von Spitälern und Arztpraxen wirdauch die Qualität erhöht. Und wir haben be-schlossen, jedes Jahr mehr Geld im Gesund-heitswesen auszugeben. Damit unterscheidenwir uns von vielen anderen EU-Staaten.

GESUNDES ÖSTERREICH Zu den Reformvorhaben zählt auch,dass „Gesundheitsförderung undPrävention zielgerichtet ausgebaut“werden sollen. Was ist in diesem Bereich konkret geplant?Die Rahmengesundheitsziele, die sich ja al-

le an Kriterien der Gesundheitsförderung ori-entieren, müssen in der Planung für das ge-samte Gesundheitswesen berücksichtigt wer-den. Damit haben wir erstmals eine verpflich-tende Ausrichtung auf Prävention im Ge-sundheitsbereich für die kommenden Jahrefestgelegt. Prävention wird also in das Zen-trum der Gesundheitspolitik gerückt, ein sehrwichtiger Schritt, mit dem wir die Gesundheitder Menschen verbessern wollen.

GESUNDES ÖSTERREICH Für Prävention und Gesundheitsför-derung wurde auf Ebene der Länderauch ein gemeinsamer Gesundheits-förderungsfonds eingerichtet undmit 150 Millionen Euro für zehn Jahre dotiert. Wofür sollen diese Mittel verwendet werden? Über dieses Geld wird vor Ort zwischen derSozialversicherung und dem jeweiligen Landentschieden, um die Notwendigkeiten in derRegion zu berücksichtigen. Grundsätzlich

Die Gesundheitsreform bringt mehr Mittelfür die Prävention

DIE GESUNDHEITSREFORM IM ÜBERBLICK

Bund, Länder und Sozialversicherungen habensich im Dezember 2012 auf eine Reform des österreichischen Gesundheitswesens geeinigt.Kern ist ein partnerschaftliches Zielsteuerungs-system. Die Gesundheitsversorgung in Spitälernund im niedergelassenen Bereich soll künftig ge-meinsam geplant und gesteuert werden. Dabeisollen die Patient/innen und ihre bestmöglichemedizinische Behandlung im Mittelpunkt stehenund nicht mehr die Institutionen. Unter anderemsoll der Anteil der tagesklinischen und ambulan-ten Leistungen erhöht und die Versorgung zu Tagesrand- und Wochenendzeiten sowie die Pri-märversorgung bei niedergelassenen Ärzt/innenverstärkt werden.

Auf Bundes- und auf Länderebene werden Ziel-Steuerungskommissionen neu eingerichtet.Die Zielerreichung soll im Sinn eines Monitoringdurch die Gesundheit Österreich GmbH begleitetwerden – sowohl was die Ausgaben als auch wasdie Versorgung und deren Qualität betrifft, für dieösterreichweit einheitliche Standards eingeführtwerden. Der jährliche Anstieg der öffentlichen Gesundheitsausgaben ohne Langzeitpflege, derseit 1990 durchschnittlich 5,2 Prozent pro Jahrbetragen hat, soll bis 2016 an das prognostizierteWachstum der österreichischen Wirtschaftsleis-tung (BIP) herangeführt werden und dann nurmehr 3,6 Prozent betragen. Für Maßnahmen zurPrävention und Gesundheitsförderung werden auf Ebene der Länder Gesundheitsförderungs-fonds eingerichtet und mit insgesamt 150 MillionenEuro für zehn Jahre dotiert. Die Zielsteuerungs-kommission des jeweiligen Bundeslandes entscheidet über die Verwendung der Mittel.Die Eckpunkte dafür werden im Bundes-Ziel-steuerungsvertrag festgelegt.

Gesundheitsminister Alois Stögerim Interview über die wichtigsten

Änderungen durch die Reform 2012, die Aufwertung der

Prävention und Betriebliche Gesundheitsförderung im

Gesundheitswesen.Text: Dietmar Schobel

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müssen sich die Aktivitäten an den Rahmen-gesundheitszielen und dem Ziel „zwei Jahre länger bei bester Gesundheit leben“ausrichten. Erstmals wird es dadurch zielge-richtete und flächendeckende Aktivitäten im Präventionsbereich geben.

GESUNDES ÖSTERREICH Österreich gibt trotzdem nur rund1,8 Prozent der gesamten öffentli-chen Gesundheitsausgaben für Prä-vention aus. Sollte dies mittelfristigan den EU-Durchschnitt angenähertwerden, der laut Wirtschaftsfor-schungsinstitut 2,9 Prozent beträgt?Statistiken sind immer zu hinterfragen, vor al-

lem wenn nicht alle Staaten im Vergleichdieselben Parameter verwenden.Aber natür-lich muss und wird Österreich mehr in die Prä-vention investieren. Mit den zehn MillionenEuro für Präventionsprojekte im Ernährungs-bereich haben wir dabei schon einen wich-tigen Schritt gemacht. Mir ist wichtig, nichtnur einzelne Projekte durchzuführen, son-dern dass es Gesamtstrategien gibt und einroter Faden in der Präventionspolitik er-kennbar wird. Nur dadurch können wirnachhaltig erfolgreich sein.

GESUNDES ÖSTERREICH Welche Rolle soll die Gesundheits-förderung und speziell die Betrieb-

9gesundesösterreich

„Prävention wird in das Zentrum der

Gesundheitspolitik gerückt.“

Gesundheitsminister Alois Stöger

DIE ZEHN RAHMEN-GESUNDHEITSZIELE

10 Ziele,die als Rahmen für die Steuerung des

Gesundheitswesens in Österreich dienen unddie Handlungsschwerpunkte für die nächsten20 Jahre vorgeben sollen, wurden in einemeinjährigen Prozess von mehr als 30 unter-schiedlichen Institutionen erarbeitet. Außer-dem haben sich 4.300 Bürger/innen über eine Internet-Plattform beteiligt. Im August2012 wurden die zehn Rahmen-Gesundheits-ziele vom Minister/innenrat beschlossen.Sie lauten:

Ziel 1 – Gesundheitsförderliche Lebens-und Arbeitsbedingungen für alle Bevölkerungsgruppen durch Kooperation allerPolitik- und Gesellschaftsbereiche schaffen.

Ziel 2 – Für gesundheitliche Chancenge-rechtigkeit zwischen den Geschlechtern undsozioökonomischen Gruppen, unabhängig vonHerkunft und Alter sorgen.Ziel 3 – Gesundheitskompetenz der Bevöl-kerung stärken.Ziel 4 – Natürliche Lebensgrundlagen wie Luft,Wasser und Boden sowie alle unsere Lebensräume auch für künftige Generationennachhaltig gestalten und sichern.Ziel 5 – Durch sozialen Zusammenhalt dieGesundheit stärken.Ziel 6 – Gesundes Aufwachsen für Kinderund Jugendliche bestmöglich gestalten und unterstützen.Ziel 7 – Gesunde Ernährung mit qualitativ hoch-wertigen Lebensmitteln für alle zugänglich machen.

Ziel 8 – Gesunde und sichere Bewegung imAlltag durch entsprechende Gestaltung der Lebenswelten fördern.Ziel 9 – Psychosoziale Gesundheit in allenBevölkerungsgruppen fördern.Ziel 10 – Qualitativ hochstehende und effizienteGesundheitsversorgung für alle nachhaltig sicherstellen.Eine rund 20 Seiten umfassende Broschüre mitnäheren Erklärungen zu den zehn Rahmen-Gesundheitszielen ist über die Websitewww.gesundheitsziele-oesterreich.atabrufbar. Für den Inhalt der Publikation zeichnen Sektionschefin Pamela Rendi-Wagner vom Gesundheitsministerium undChrista Peinhaupt, die Leiterin des Fonds Gesundes Österreich verantwortlich.

liche Gesundheitsförderung im Gesundheitswesen selbst spielen?Soll dieses Konzept künftig nochstärker umgesetzt werden?Auf jeden Fall. Betriebliche Gesundheits-förderung wird auch in Zukunft ein wesent-licher Schwerpunkt meiner Arbeit sein, unddies natürlich auch ganz besonders im Hin-blick auf Institutionen im Gesundheitsbe-reich. Wenn in Spitälern und anderen Ge-sundheitseinrichtungen und bei den dortarbeitenden Menschen das Wissen vorhan-den ist, wie Gesundheit im Arbeitsalltag er-halten werden kann, werden sie dieses Wis-sen auch an die Menschen weitergeben,die sie behandeln.

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Der Gesundheitssoziologe Jürgen Pelikan im Interview:Weshalb Krankenhäuser noch nicht ausreichend

gesundheitsförderlich sind, und wie sie es werden können. Text: Dietmar Schobel

GESUNDES ÖSTERREICH Herr Professor Pelikan, weshalb sollten Krankenhäuser „gesundheitsförderlich“ gestaltetwerden; sind sie das nicht ohnehin?Jürgen Pelikan: Das wäre schön (lacht).Spitäler sind meist ausschließlich auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet. IhrZiel ist, Gesundheit wiederherzustellen oderzumindest das Fortschreiten von Krankheitenzu stoppen oder zu verlangsamen. Gesund-heitsförderung kann dies in verschiedensterHinsicht ergänzen. Gesundheit soll auch wäh-

rend und nach der Krankenbehandlung erhal-ten und verbessert werden, und zwar in körperlicher, seelischer und sozialer Hinsicht.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie sieht also im Idealfall ein „gesundheitsförderliches Krankenhaus“ aus?Mündige Patient/innen werden von Fachleu-ten für Medizin partnerschaftlich behandelt.Dabei geht es nicht nur darum, Krankheitenzu heilen und die Patientinnen und Patien-ten dabei mitentscheiden und mitarbeiten

zu lassen. Es soll ihnen auch vermittelt wer-den, was sie für ihre Gesundheit tun können,das heißt, ihre Gesundheitskompetenz sollverbessert werden.Während ihrer Zeit in ei-nem Spital sind Menschen für Gesundheits-themen besonders empfänglich. Das ist einegute Gelegenheit, Veränderungen des Le-bensstils anzuregen oder auch auf das Lebenmit einer chronischen Krankheit vorzuberei-ten. In gesundheitsförderlichen Krankenhäu-sern liegt das Augenmerk aber ebenso aufdem umfassenden Wohlbefinden der Be-schäftigten. Und im besten Fall sind Spitälerauch ein Gesundheitszentrum für die nähe-re Umgebung – zum Beispiel indem Kurse zuGesundheitsthemen angeboten werden oderindem Expert/innen aus dem Spital in dieSchulen, Betriebe und Gemeindezentren der Region gehen und dort ihr Know-howweitergeben.

GESUNDES ÖSTERREICH Das sind hohe Ziele. Lässt sich das imohnehin oft schon sehr stressigenKrankenhausalltag verwirklichen?Ja. Doch dazu müssen die Verantwortlichenim Krankenhaus zuerst überzeugt werden,dass gesundheitsförderliche Maßnahmeneinen nachweisbaren zusätzlichen Nutzenbringen und im Speziellen auch die Qualitätder medizinischen Behandlung erhöhen kön-nen. Es stimmt natürlich, dass die Arbeit ineinem Spital zu den Tätigkeiten mit dengrößten physischen und psychischen Belas-tungen gehört. Doch wir wissen, dass Be-triebliche Gesundheitsförderung gerade inKrankenhäusern effizientere Arbeitsabläufe

IM GESPRÄCH

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Spitäler müssen mehr zur Gesundheit

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und ein besseres Arbeitsklima bewirken unddie Beschäftigten entlasten kann. Und für Patient/innen ist zum Beispiel durch Studi-en belegt, dass bessere Kommunikation vor einer Operation eine schnellere Heilungund weniger Komplikationen nach dem Ein-griff bewirkt.

GESUNDES ÖSTERREICH Was soll durchGesundheitsförderung an Krankenhäu-sern insgesamt erreicht werden?Spitäler könnten insgesamt noch wesent-lich mehr zur Gesundheit der Bevölkerungbeitragen, als dies derzeit der Fall ist. Sie sindkomplexe Organisationen, die nicht grund-

legend verändert, aber „neu orientiert“ wer-den sollen, und zwar am Ziel eines best-möglichen Beitrags zur umfassenden Ge-sundheit für Patient/innen, Beschäftigte undMenschen in der Region, wie das die Welt-gesundheitsorganisation WHO gefordert hat.Dafür ist einerseits wichtig, dass die Leitung

Geboren: 21. Jänner 1940Sternzeichen: WassermannIch lebe in zweiter Ehe mit der österreichischen Soziologin und SozialökologinMarina Fischer-Kowalski. Ich habe eine Tochter aus erster Ehe, zwei Stiefkinder vonMarina und zwei Enkelinnen im Alter vonsieben und fünf Jahren.Meine Hobbys sind Lesen, Schwimmen,Wandern, Reisen und Fotografieren.Ich urlaube gerne in Griechenland,im Zelt auf der abgelegenen, gebirgigen und grünen Insel Samothraki in der nördli-chen Ägäis oder im Winter im Villgratental in Osttirol.

Im Wirtshaus bestelle ich gerne eineitalienische Pasta und dazu ein Glas Rotwein.Meine Musik ist Jazz, immer noch Charlie Parker, aber auch Klassik, etwa Franz Schubert oder die zehnköpfige Osttiroler Musikkapelle „Franui“.Auf meinem Nachtkästchen liegt viel zu viel Angefangenes. Aktuell dieneue Übersetzung von Lew Tolstois „AnnaKarenina“, „Wir lassen sie verhungern“ vonJean Ziegler oder von Elfriede Gerstl: „wer ist denn schon zu hause bei sich“.Was mich gesund erhält ist die Arbeit,die für mich eine ständige Herausforderung

ist, und vielleicht auch meine täglichen„Fünf Tibeter“ und mein Müsli.Was krank machen kann ist, sich über sich selbst zu ärgern, sich zu viel vorzunehmen und zu perfekt sein zu wollen.Diese drei Eigenschaften beschreiben mich am besten:Im Geiste des deutschen Protestantismus erzogen bin ich sehr pflicht- und verant-wortungsbewusst; geprägt durch die Studentenbewegung will ich immer wiederdie Verhältnisse verändern; aber abgeklärtdurch die Systemtheorie Niklas Luhmannsbin ich skeptisch, wie weit das gelingenkann.

JÜRGEN PELIKAN IM PORTRÄT

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IM GESPRÄCH

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des Krankenhauses dies unterstützt, und an-dererseits, dass auch spezielle Kapazitätenfür Gesundheitsförderung in den Einrich-tungen geschaffen werden, zum Beispiel in-dem eine Gesundheitsbeauftragte oder einGesundheitsbeauftragter bestimmt werden.Heute übernimmt diese Funktion häufig dasQualitätsmanagement des betreffendenKrankenhauses.

GESUNDES ÖSTERREICH In Österreichwurde unter Ihrer Leitung ab 1989das weltweit erste Pilotprojekt fürein „Health Promoting Hospital“ verwirklicht. Sind wir immer nochVorreiter dieser Initiative?Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahrewaren wir tatsächlich Pioniere. Die Wiener Ge-sundheitsstadträte Alois Stacher und SeppRieder haben das Pilotprojekt unterstützt,und es ist gelungen, den ärztlichen Leiter ei-nes Krankenhauses dafür zu begeistern. Daswar Alfred Huber von der Rudolfstiftung inWien, wo 1990 auch das internationale „Net-work of Health Promoting Hospitals“ ge-gründet wurde – zunächst noch im Rahmendes Netzwerks für Gesunde Städte. In der Fol-ge sind in vielen Ländern nationale Netz-werke entstanden, darunter 1996 auch dasösterreichische Netzwerk für gesundheits-fördernde Krankenhäuser und Gesundheits-einrichtungen. Es zählt aktuell 30 Mitgliederund hält jährlich eine Konferenz ab. Heute gibtes aber Länder, in denen mehr für Gesund-heitsförderung in den Krankenhäusern getanwird und auch mehr Mittel dafür aufgewen-det werden, zum Beispiel Finnland undSchweden. Und es gibt Netzwerke, die rascherwachsen, etwa in asiatischen Ländern wie Tai-wan. In Österreich sind wir jedoch nach wievor auf einem guten und nachhaltigen Weg.

GESUNDES ÖSTERREICH Sie erforschenaktuell die „Gesundheitskompetenz“ derÖsterreicherinnen und Österreicher.Gibtes dabei Zusammenhänge zur Gesund-heitsförderung in Krankenhäusern?Ja, denn wir leben in einer „Multioptionsge-sellschaft“, wie das der Schweizer Soziolo-ge Peter Gross genannt hat, und treffen al-le jeden Tag zahlreiche Entscheidungen, diesich auch auf unsere Gesundheit auswirken.Damit diese so ausfallen, dass sie unser Wohl-befinden möglichst positiv beeinflussen,müssen wir Gesundheitsinformationen finden,verstehen, beurteilen und anwenden können. So ist „Gesundheitskompetenz“ definiert.Eine Studie hat in acht europäischen Ländernuntersucht, inwieweit die Bevölkerung überdiese Fähigkeit verfügt. Dabei hat Österreich

nur den vorletzten Platz erreicht. Nur Bulga-rien ist noch schlechter. Um das zu verbes-sern, kann nun einerseits bei den Menschenangesetzt werden, zum Beispiel durch dieSchulung von Diabetiker/innen oder auchanderen Patient/innen. Noch wichtiger istaber, das Gesundheitssystem so zu gestalten,dass es den Bedürfnissen der Nutzer/innenbesser entspricht.Das ist zum Beispiel möglich, indemVertreter/innen der Patientinnen und Patien-ten in Planung und Management des Gesund-heitssystems einbezogen werden, wie dasin den Niederlanden der Fall ist. Oder auch,indem Ärztinnen, Ärzte und andere Fachleu-te besser geschult werden, wie sie den Pa-tientinnen und Patienten zuhören und ihrWissen in einer einfachen und verständli-chen Sprache weitergeben können.

Jürgen Pelikan wurde 1940 inBreslau in Schlesien geboren, gingals Flüchtlingskind in Esslingen amNeckar in Baden-Württemberg zurSchule, studierte anschließend So-ziologie, Psychologie, Philosophieund Kunstgeschichte in Berlin, Lon-don, Hamburg und Wien und war

Post-Doc an der Columbia Universityin New York. Er hat eine psycho-analytische Lehranalyse absolviertund ist Lehrtrainer für Gruppendy-namik und Organisationsberatung.Ab 1972 war Pelikan Leiter der Abteilung Soziologie des Wiener Instituts für Höhere Studien. 1979

hat er das Ludwig Boltzmann Institutfür Medizin- und Gesundheitssozio-logie mitbegründet und war bis2007 dessen Leiter. Von 1985 bis2007 war er Professor am Institutfür Soziologie der Universität Wien,dessen Vorstand er auch viele Jahre lang war. Seit 2008 ist er

„Key Researcher“ am LudwigBoltzmann Institut Health Promotion Research, zuständig für die Programmlinie „Health Promoting Hospitals“ und Direktordes WHO Collaborating Centre Health Promotion in Hospitals andHealth Care.

EIN KURZER LEBENSLAUF VON JÜRGEN PELIKAN

Der Gesundheitssoziologe Jürgen Pelikan: „Die Verantwortlichen in den Krankenhäusern müssen zuerst über-zeugt werden, dass gesundheitsförderliche Maßnahmen einen nachweisbaren zusätzlichen Nutzen bringen.“

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GASTBEITRAG

W enn man Studierende noch voreinigen Jahren gefragt hat:„Warum Prävention und Ge-

sundheitsförderung?“, so hat die Ant-wort oft gelautet: „Das ist wichtig, weilwir uns das Gesundheitssystem sonstnicht mehr leisten können“. Die Ver-knüpfung mit der Kostendebatte machtes jedoch nicht leichter, die Ziele vonPrävention und Gesundheitsförderungim medizinischen System zu kommuni-zieren. Dennoch lassen sich die Strate-gien der Gesundheitsförderung hervor-ragend in das Berufsbild einer Ärztinoder eines Arztes integrieren und Klini-ker/innen sollten damit vertraut sein –auch wenn sie vielleicht nicht deren ers-te Anbieter/innen sein werden. Gesundheitsförderung bedeutet unteranderem Ressourcen zu stärken – so-wohl jene der Gemeinschaft als auch je-ne des Einzelnen. Das ärztliche Ge-spräch kann dabei enorme Bedeutunghaben – besonders wenn es mit Men-schen aus gesundheitlich stark belaste-ten Gruppen geführt wird, etwa mitpflegenden Angehörigen. Es kann aberauch ganz allgemein das Selbstvertrau-en der Patient/innen heben, deren psy-chische Ressourcen stärken und die Fä-higkeit Probleme zu lösen und die Ge-sundheitskompetenz verbessern.

Anwält/innen für Public HealthIm Sinne von „Advocacy“ als grundle-gender Strategie der Gesundheitsförde-rung sollten sich Ärzt/innen zusätzlichzur individuellen Fürsorge auch als An-wält/innen für die Gesundheit der Be-völkerung verstehen. Eine Studie hatsich 2010 in Kanada damit befasst, inwie-

weit niedergelassene Ärzt/innen die-se Verantwortung wahrnehmen. ZweiDrittel der Befragten gaben an, keineAktivitäten der „Health Advocacy“durchzuführen. Die wesentlichstenGründe: zu viel Stress im Beruf sowie zuwenig Zeit und Ruhe.Trotzdem oder gerade deswegen kön-nen und sollen Gesundheitsförderungund Prävention in der Ausbildung künf-tig eine größere Rolle spielen. Die Har-vard Medical School in den USA hatsich dieser Aufgabe bereits gestellt. DieStudierenden werden im Unterricht darauf vorbereitet, nicht nur für die Gesundheit der Patient/innen, die vorihnen sitzen Verantwortung zu über-nehmen, sondern im Sinne eines PublicHealth-Ansatzes auch für jene der Bevölkerung. Vom King’s College, London wurdenfolgende Praxishinweise für Medizin-curricula im Bezug auf das Thema „Gesundheitsförderung“ gegeben:

•die gesundheitsförderlichen Inhaltesollten auch für den klinischen Kontextrelevant sein

•die praktische Relevanz sollte erklärtund veranschaulicht werden

•der Aspekt der Gesundheit der Stu-dierenden selbst sollte integriert werden

•und medizinische Universitäten sollten ihre Erfahrungen in diesem Feld austauschen und gemeinsam Ressourcen nützen.

Bestandteil der CurriculaIn Österreich sind Gesundheitsförde-rung und Prävention in den reformier-ten Medizincurricula bereits seit rundzehn Jahren schon ab dem ersten

Studienjahr integriert – so zum Bei-spiel an der MedUni in Wien, mit klardefinierten Lernzielen. In Österreichwie international wird zudem rege dis-kutiert, wie Medizin Studierende nochstärker an dieses Thema herangeführtwerden können, und wie ihnen dessenBedeutung für ihr späteres Berufs-leben nahe gebracht werden kann.Im postgraduellen Bereich gibt es inÖsterreich zwar Universitätslehrgängefür Public Health und eine Ausbildungzum „Facharzt für Sozialmedizin undöffentliche Gesundheit“ als Weiterent-wicklung der derzeit bestehenden istin Begutachtung. Da diese Möglichkei-ten voraussichtlich nur von wenigengenutzt werden können, sind jedochweitere Angebote für Aus- und Fort-bildung notwendig. Dafür müssen fürdie verschiedenen Zielgruppen vonÄrztinnen und Ärzten Inhalte der Prä-vention und Gesundheitsförderung sogestaltet werden, dass deren praktischeRelevanz im Mittelpunkt steht undgleichzeitig der Aspekt der eigenen Ge-sundheit berücksichtigt wird. Der Be-darf dafür ist sicher noch groß – auchwenn es bereits verschiedene Angebo-te gibt, wie etwa jenes der „gesund-heitsfördernden Krankenhäuser“.

Ärzt/innen sollten „Advokat/innen“ für die Gesundheit der Bevölkerung sein, aber auch mehr Möglichkeiten haben, auf die eigene Gesundheit zu achten. Das sollte in der Ausbildung undebenso im Beruf berücksichtigt werden, meint Anita Rieder,

Sozialmedizinerin und Curriculum-Direktorin der MedUni Wien.

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ZUR PERSON

Die Sozialmedizinerin Anita Rieder (geboren 1962) ist Leiterin des Zentrums für Public Health und des Instituts für Sozialmedizin und Curriculumdirektorin für das Humanmedizinstudium an derMedizinischen Universität Wien.

GastautorinAnita Rieder

Gesundheitsförderung – (k)ein Thema in der Ausbildung

für Mediziner/innen?

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UMFRAGE

Angelika KresnikArbeitsmedizinerin am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee und dort auch für Betriebliche Gesundheitsförderung zuständig

Die Gesundheit der Mitarbeiter/innen zu fördern ist ein Muss – gerade auch im Gesundheitsbereich, in dem es viele physisch und psychisch belastende Tätigkeiten gibt. Insbesondere Maßnahmen, die das Arbeitsklima positiv beeinflussenund den Teamgeist und die Führungskultur fördern, wirken sich nachweislich positiv aus. Und der administrative Zusatz-aufwand ist bei entsprechender Vorgangsweise überschaubar. Was gesundheitsfördernde Maßnahmen für Patient/innenbetrifft, so ist manches im Krankenhausalltag schon Routine – wird aber nicht unbedingt explizit als „Gesundheitsförde-rung“ benannt. Das umfasst etwa spezielle Ernährungsangebote, verständliche Aufklärung und Information über Gesundheitsthemen sowie Entlassungsmanagement. Für weitere gesundheitsfördernde Aktivitäten für die Patient/innensind in unserem Gesundheitssystem häufig keine Möglichkeiten zu deren Finanzierung vorhanden – obwohl oft schonmit geringen Mitteln große Wirkung zu erzielen wäre. Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Menschen in derRegion werden von den Mitarbeiter/innen und der Leitung von Krankenhäusern in aller Regel sehr positiv gesehen undder mögliche Zusatzaufwand dafür wird gern in Kauf genommen. Dabei bietet sich schließlich auch die Möglichkeit,die Leistungen und Kompetenzen des Krankenhauses zu präsentieren.

Heidemarie Täuberleitet den Bereich Gesundheits- und Wissensmanagement des Gesundheits- und Vorsorgezentrums der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien

Jedes Krankenhaus und jede Gesundheitseinrichtung haben im Rahmen ihrer Strukturen Möglichkeiten, Gesundheitsför-derung in den einzelnen Prozessen mitzudenken und zu integrieren. Je nach der Ausrichtung der betreffenden Organisati-on werden dabei die Schwerpunkte unterschiedlich sein. Wichtig ist in jedem Fall, dass es eine Gesamtstrategie für dieGesundheitsförderung gibt und eine Person mit deren Umsetzung betraut wird, sowie dass sich die jeweilige Führung da-zu bekennt. Ebenso ist von Bedeutung, dass sich die einzelnen Häuser miteinander vernetzen und so voneinander lernenkönnen. Unter diesen Voraussetzungen sind gesundheitsförderliche Maßnahmen in jedem Fall lohnend.Das oberste Ziel muss dabei sein, Patient/innen, Klient/innen, Versicherte und Mitarbeiter/innen zu unterstützen, eigen-verantwortlich einen gesundheitsfördernden Lebensstil zu entwickeln. Das kann auch einen entsprechenden Umgang mitden Symptomen chronischer Erkrankungen umfassen und ist in einer Zeit, in welcher der Arbeitsdruck und die Lebensar-beitszeiten der Menschen steigen, von besonderer Bedeutung. Insgesamt geht es darum, einen Gesundheitsgewinn fürPatient/innen, Mitarbeiter/innen und die regionale Bevölkerung zu erzielen. Dafür muss rechtzeitig in die Gesundheit dereinzelnen Zielgruppen investiert werden – nicht zuletzt auch, um die Kosten in der Akutbetreuung verringern zu können.

Wolfgang Lawatschist am Landeskrankenhaus und Universitätsklinikum Graz für den Bereich Betriebliche Gesundheitsförderung zuständig

Die gesellschaftlichen Veränderungen unserer Zeit erfordern auch Veränderungen in der Gesundheitsversorgung. Fürnachhaltige Ergebnisse ist es heute notwendig, die Patient/innen und ihre Angehörigen dabei zu unterstützen, gesund-heitsfördernde Lebensstile zu entwickeln. Zusätzlich zur bestmöglichen klinischen Versorgung sollten Patient/innen des-halb fundierte Informationen zu Gesundheitsthemen erhalten und Krankenhäuser als gesundheitsfördernde Aufenthalts-bereiche gestaltet werden. Diese Maßnahmen fördern nachweislich Wohlbefinden, Zufriedenheit und klinische Outcomes.Im Bezug auf die Mitarbeiter/innen geht es um umfassende Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Diese fördert die Arbeitszufriedenheit sowie die körperliche und psychische Gesundheit – im Gesundheitswesen ebenso wie in anderenBereichen. Schließlich können sich durch Gesundheitsförderung in Spitälern auch zahlreiche Benefits für die regionale Bevölkerung ergeben – im Speziellen etwa durch Umweltmanagement, Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderenVersorgungsebenen im Sinne nachhaltiger und integrierter Versorgung, aber auch durch Beiträge zur Primärpräventionund Gesundheitsförderung für die Menschen in der Region. All diese Aktivitäten müssen nicht zwingend mit einem Zusatzaufwand verbunden sein. Es geht vielmehr darum, auf welche Weise man die ohnehin erforderlichen Tätigkeitendurchführt. Insgesamt muss Gesundheitsförderung daher als wesentlicher Aspekt der Struktur-, Prozess- und Ergebnis-qualität von Krankenanstalten und anderen Gesundheitseinrichtungen etabliert und weiterentwickelt werden.

Was bringt Gesundheitsförderung im Krankenhaus – mehr Gesundheit für alle oder nur mehr Büroarbeit für das ohnehin schon überlastete Spitalspersonal? Gabriele Vasak hat für

Gesundes Österreich dazu drei Expert/innen befragt.

Mehr Gesundheit oder bloß mehr Arbeit?

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WISSEN

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STUDIE DER UNIVERSITÄTBIELEFELD

Die Anforderungen an Pflege-kräfte in Häusern für Senior/in-nen nehmen stetig zu. Die Zahlan Bewohner/innen mit sehr ho-hem Pflegeaufwand wächst, undes bleibt immer weniger Zeit fürpersönliche Zuwendung. Trotzhoher psychischer und physischerBelastungen sind jedoch rund65 Prozent der professionell Pfle-genden mit ihrer Arbeitssituati-on zufrieden. Zu diesem Ergeb-nis kommt eine Studie der Uni-

versität Bielefeld im Auftrag derdeutschen Stiftung Zentrum fürQualität in der Pflege. Neun vonzehn Befragten bewerten ihreAufgabe als wichtigen gesell-schaftlichen Beitrag und sind inihrem Job hoch motiviert. Dies seiauch darauf zurückzuführen,dass sie ihr erlerntes Fachwis-sen bei der täglichen Arbeit sehrgut einbringen könnten, so dieTeilnehmerinnen und Teilnehmerder Mitarbeiterbefragung.Diese wurde in acht Einrichtun-gen der stationären Versorgungdurchgeführt. 297 Pflegekräftesowie Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeiter mit direkter Beteiligungan der Pflege wurden befragt –zum Beispiel aus den BereichenHauswirtschaft und Betreuung.90 Prozent sind Frauen, rund 60Prozent haben eine Ausbildungin der Altenpflege absolviert und8,1 Prozent im Bereich Gesund-heits- und Krankenpflege. Rund65 Prozent geben an, ein odermehrere Kinder zu haben.Die wachsenden Anforderungengehen allerdings nicht spurlosan den Pflegenden vorbei. Mehrals die Hälfte der Befragten sag-ten, dass sich der Zeitdruck ne-gativ auf die Arbeit auswirke.

Über 30 Prozent müssen ihre Ar-beit sehr oft unterbrechen, dasie an anderer Stelle einsprin-gen müssen. Vorgesehene Pau-sen können deshalb oftmalsnicht eingehalten werden. Daswirkt sich auf den Gesundheits-zustand aus: Jede fünfte Pflege-kraft klagt täglich über Rücken-schmerzen. Sogar jede vierte ar-beitet mit Schmerzen im Schul-ter- und Nackenbereich weiter.Auch das Privatleben leidet. Sogab mehr als jede dritte Pflege-person an, dass ihr Beruf nichtmit ihrem Familienleben verein-bar sei.Fo

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Pflegekräfte sind hoch motiviert

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WISSEN

AVOMED

Die Zahl der von Typ-2-Dia-betes Betroffenen nimmt zu.Laut der IDF (International Dia-betes Federation) gab es 2010weltweit bereits 285 Millio-nen Menschen, die daran lit-ten. Bis 2030 sollen es 439Millionen sein.Die Erkrankungsteht unter anderem in Zu-sammenhang mit Bewe-gungsmangel und einer un-ausgewogenen Ernährungund ist vor allem dadurch ge-kennzeichnet, dass Körperzel-len zunehmend gegenüberdem in der Bauchspeicheldrü-se gebildeten Hormon Insulinunempfindlich werden. Die-ses wird benötigt, um Zuckeraus der Blutbahn in die Zellenzu befördern, wo er zur Ener-giegewinnung „verbrannt“wird. In Tirol gibt es seit demJahr 2000 das „Tiroler Diabe-teskonzept“. Nach diesem

NEU ERSCHIENEN

werden Multiplikator/innen ausbestimmten Fachgebietenselbst geschult, wie sie Schu-lungen für Diabetiker/innen ambesten durchführen sollten.Diese sollen dann erlernen,wiesie aus medizinischer Sichtbestmöglich mit ihrer Erkran-kung umgehen können, aberauch, wie sie von einer ausge-wogenen Ernährung und ge-sunder Bewegung profitierenund Folgeerkrankungen desDiabetes vermeiden können.

Das strukturierte, evidenzba-sierte und multidisziplinäreSchulungssystem für Diabetes-spezialist/innen wird vom avo-med – Arbeitskreis für Vorsor-gemedizin und Gesundheits-förderung in Tirol, der Stoff-wechselambulanz an der Inns-brucker Universitätsklinik,denniedergelassenen Ärzt/innensowie den Diaetolog/innenund Diabetesberater/innen ge-meinsam getragen. Die Teil-nehmer/innen der Schulungenerhalten kostenlos ein Begleit-buch.Anfang des Jahres konn-te bereits dessen 5. Auflagepräsentiert werden, an derenErstellung der neue Leiter derDiabetesschulungen in Tirol,Markus Laimer, sowie PetraWohlfahrtstätter Feder füh-rend beteiligt waren. Das Be-gleitbuch wurde für die aktu-elle Auflage komplett überar-beitet und nach dem „Easy toRead“-Prinzip übersichtlicherund leichter lesbar gestaltet.

Neues Begleitbuch für Diabetes-Schulungen in Tirol

NIEDERÖSTERREICH

Kinder und Jugendliche in Nie-derösterreich nehmen im Durch-schnitt zu viele Süßigkeiten undSoftdrinks zu sich und zu wenigObst und Gemüse. Rund einFünftel der Schülerinnen undSchüler sind übergewichtig oderadipös. Die Empfehlung derWeltgesundheitsorganisationWHO, pro Tag zumindest eineStunde lang körperlich aktiv zusein,wird nur von 17 Prozent be-folgt. Schon unter den 13- bis14-Jährigen rauchen fast zehnProzent täglich, unter den 18-Jährigen sind es dann über 40

Prozent – wobei der Anteil anRauchenden unter den Mädchenfast ebenso groß ist wie unterden Burschen.Das sind einige derzentralen Ergebnisse des erstenniederösterreichischen Kinder-und Jugendgesundheitsberich-tes, der von der Gesundheit Österreich GmbH erarbeitet wur-de.Die darin enthaltenen Datenund Fakten sollen eine wissen-schaftlich fundierte Grundlagefür gezielte Strategien zur Förde-rung der Gesundheit von Kin-dern und Jugendlichen bilden.„Denn die beste Gesundheits-vorsorge beginnt bereits im Kin-desalter“,betonte die niederös-terreichische Landesrätin für Ge-

sundheit, Karin Scheele, bei derPräsentation des Berichtes An-fang des Jahres.Arbeitsgruppenvon Expertinnen und Expertenaus unterschiedlichsten Sekto-ren des Gesundheitswesens wer-den in den nächsten MonatenVorschläge für konkrete Maß-nahmen in den Bereichen Be-wegung und Ernährung, Rau-chen und Alkohol sowie psycho-soziale Gesundheit erarbeiten.Die Ergebnisse sollen bis Endedes Jahres 2013 vorliegen.

Erster Kindergesundheits-bericht in Niederösterreich

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WienerSelbsthilfe-

gruppen-Verzeichnis 2013

Für 2013 gibt es wieder eine aktua-lisierte Neuauflage des WienerSelbsthilfegruppen-Verzeichnis-

ses. Dieses Nachschlagewerk kann vorallem auch für Menschen hilfreich sein,die im Gesundheits- oder Sozialbereichtätig sind und die Klient/innen undPatient/innen bei der Suche nach einerfür sie geeigneten Selbsthilfegruppeunterstützen und beraten wollen. Das Verzeichnis enthält nun auch Kontaktkärtchen, die herausgetrenntwerden können und so die Weitergabevon Informationen noch einfacher ma-chen. Bestellungen sind kostenlos beim Broschüren-Bestellservice der WienerGesundheitsförderung möglich, per E-Mail an [email protected] odertelefonisch unter der Nummer:01/4000-769 24.

Die niederöster-reichische Landesrätin fürGesundheit Karin Scheele:„Die beste Ge-sundheitsvorsorgebeginnt bereits im Kindesalter.“

Ab sofort kostenlos erhältlich: Das Wiener Selbsthilfegruppen-Verzeichnis 2013

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WISSEN

NEUE FÖRDERSCHIENEDES FGÖ

Seit April hat die Förderschie-ne „Gemeinsam gesund“ desFonds Gesundes Österreich(FGÖ) für Projekte auf Ge-meindeebene einen neuenThemenschwerpunkt.Von deraktuellen FGÖ-Initiative „Aufgesunde Nachbarschaft!“ aus-gehend,werden nun kommu-nale Projekte in ganz Öster-reich gefördert, bei denen ge-sunde nachbarschaftliche undsoziale Beziehungen im Zen-trum stehen. Für die Projektegilt ein vereinfachtes Antrags-

verfahren. Diese können sich prinzipiell an alle Einwoh-ner/innen richten, allerdingssollte dabei besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, Gruppen einzu-binden, die sonst weniger am sozialen Leben teilhabenoder hohen Belastungen aus-gesetzt sind. Beispielsweiseneu Zugezogene, Menschenmit eingeschränkter Mobilität,Mehrkindfamilien,Alleinerzie-hende, ältere Menschen, Mi-grant/innen oder Arbeitssu-chende. Für Gemeinden mitbis zu 2.000 Einwohner/innengilt für derartige Nachbar-schaftsprojekte ein Gesamt-

kostenrahmen von 5.000 bis10.000 Euro. Für Ortschaftenmit bis zu 10.000 Einwoh-ner/innen beträgt dieser Kos-tenrahmen 7.500 bis 15.000Euro und für jene mit über10.000 Einwohner/innen10.000 bis 20.000 Euro.Vondiesen Kosten können dannvom FGÖ 50 Prozent geför-dert werden.Weitere Erklärungen sind imInternet unter info.projekt-guide.fgoe.org/index.php?id=42 zu finden, und zwarin der „Information für An-tragsteller/innen von kommu-nalen Projekten – Gemein-sam gesund in …“.

Gemeinden starten Nachbarschaftsprojekte

PSYCHISCHE GESUNDHEIT

900.000 Personen nehmen inÖsterreich wegen psychischerDiagnosen jährlich das Ge-sundheitssystem in Anspruch– mit steigender Tendenz undjährlichen Kosten von rund 800Millionen Euro.Allein von 2009auf 2010 ist die Zahl der Kran-kenstände wegen psychischerLeiden um zwölf Prozent

gestiegen. Fast 36 Prozent derNeuzugänge zur Berufsunfä-higkeitspension sind durch psy-chische Erkrankungen bedingt.Die Trägerkonferenz der Öster-reichischen Sozialversicherunghat deshalb eine Gegenstrate-gie beschlossen, die in den drei Bereichen „Krankheit verhindern“, „Versorgung ver-bessern“ und „Invalidität ver-ringern“ 23 nachvollziehbareund evaluierbare Ziele für dienächsten zehn Jahre verfolgt.

Prävention spielt dabei eine wesentliche Rolle. Dazu gehörtlaut der Strategie, die Früherken-nung zu verstärken, aber auchdie schulische Gesundheitsför-derung auszubauen und dabeieinen Schwerpunkt auf den Bereich „Gesunde Psyche“ zulegen. Das Dokument steht aufder Website www.hauptver-band.at zum Download zurVerfügung, in der Rubrik „Service“ unter „PsychischeGesundheit“.

Strategie der Sozialversicherung

18. KONGRESS IN BERLIN

Armut undGesundheit

Bereits zum 18. Mal hat heuer AnfangMärz in Berlin der Kongress „Armutund Gesundheit“ stattgefunden.

Mehr als 2.000 zentrale Akteur/innen ausPolitik, Forschung, Praxis und Wohlfahrts-verbänden waren zusammengekommen,um unter dem Motto „Brücken bauen zwi-schen Wissen und Handeln“ in über 80Workshops, Foren und Podiumsdiskussio-nen das Spannungsfeld zwischen Wissenund Handeln zu beleuchten. Im Zentrumder Debatten stand in diesem Jahr unter anderem, wie Konzepte nachhaltig im Alltag verankert werden können, welcheAkteur/innen für den Transfer von Wissenin die Praxis geeignet sind, und wie Wissenaufbereitet werden muss, um in der Praxisangenommen zu werden. Auch die Frage,wie bereits bewährte Ansätze breit in dieFläche getragen werden können, wurde re-ge diskutiert. Den Settings Stadtteil/Kom-mune und Kindergarten/Schule sowie ge-sundheitlich benachteiligte Zielgruppenwurde dabei besondere Aufmerksamkeitgewidmet. Weitere Infos zum Kongresssind unter www.armut-und-gesundheit.deabrufbar.

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18 gesundesösterreich

WISSEN

Es begann 1989. An der Rudolf-stiftung in Wien wurde dasweltweit erste Pilotprojekt der

Weltgesundheitsorganisation WHOfür ein „gesundheitsförderndesKrankenhaus“ begonnen, geleitetvon Jürgen Pelikan vom LudwigBoltzmann-Institut für Medizin- undGesundheitssoziologie in Wien (sie-he auch Interview auf den Seiten 10bis 12), unterstützt vom Wiener Ge-sundheitsstadtrat Alois Stacher unddem ärztlichen Leiter der Rudolfstif-tung Alfred Huber.Acht Subprojekte wurden in demKrankenhaus im 3. Wiener Gemein-debezirk umgesetzt. So wurde zumBeispiel ein Team für Hygiene etab-liert, um die Gefahr für Spitalsinfek-tionen zu reduzieren und den Ein-satz von Antibiotika besser zu ko-ordinieren. Eine Station wurde neuorganisiert und gemeinsame Bespre-chungen für alle Berufsgruppen wur-den eingeführt. Dank der „Gruppen-

pflege“ waren Schwestern und Pfleger nicht mehr für bestimmteeinzelne Tätigkeiten zuständig, sondern jeweils für die gesamte Pfle-ge einer bestimmten Gruppe von Patientinnen und Patienten.Außerdem wurde damit begonnen,Diabetiker/innen zu schulen, wie

sie selbst besser mit ihrer Erkran-kung umgehen können. Unter demTitel „Kreuzweh muss nicht sein“wurde den Mitarbeiter/innen Rü-ckengymnastik angeboten und das„Patientenhilfsteam Rudolfstiftung“wurde etabliert. Ehrenamtliche Mit-arbeiter/innen kümmerten sich umPatient/innen. Sie führten Gesprächemit ihnen, begleiteten sie zu Unter-suchungen oder bei Spaziergängenoder erledigten Hilfsdienste, wiebeim Essen Unterstützung zu geben.

Nachhaltige Wirkung„All das und mehr leisten die rund60 Freiwilligen des Patientenhilfs-teams heute wie vor 20 Jahren“, be-richtet die Sozialarbeiterin VeronikaHolzknecht, die in der Rudolfstiftung

die Aktivitäten der ehrenamtlichenMitarbeiter/innen koordiniertund begleitet. Menschen aus al-len Bevölkerungs- und Berufs-gruppen engagieren sich: einTopmanager ebenso wie eineApothekerin, ein Schneider,eine Uni-Professorin oder einArzt. Doch nicht nur die frei-willige Unterstützung für

Patient/innensei nachhal-

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Für Spitäler sollteGesundheits-

förderung selbst-verständlich sein

Vor 24 Jahren wurde in Österreich das erste Pilot-projekt für ein gesundheitsförderndes Krankenhaus gestartet. Heute gibt es ein Netzwerk, dem weltweit

mehr als 900 Spitäler und Gesundheitseinrichtungenangehören. Text: Dietmar Schobel

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Die Koordinatorin des Patientenhilfs-teams Rudolfstiftung Veronika Holzknecht:„Viele der gesundheits-förderlichen Maßnah-men sind heute an der Rudolfstiftung und anderen Kranken-häusern Standard.“

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gesetzt worden, betont Holzknecht:„Das Hygieneteam ist bei uns eben-falls längst etabliert, es gibt weiterhinGesundheitskurse für die Beschäf-tigten und verschiedene andere Maß-nahmen sind heute auch an anderenKrankenhäusern Standard – etwa dieGruppenpflege oder die Schulungenfür Patient/innen mit Diabetes.“

Aus einem Spital wurden 900Das Pilotprojekt konnte aber vor al-lem auch auf zahlreiche weitere Ein-richtungen übertragen werden. Wasin Wien begann, ist zum WHO-Netz-werk der „Health Promoting Hospi-tals and Health Services“ geworden,dem aktuell mehr als 900 gesund-heitsfördernde Krankenhäuser undGesundheitseinrichtungen in 40 Län-dern auf allen fünf Kontinenten an-gehören. „Vor allem in asiatischenLändern, wie etwa Taiwan wächstdie Zahl der Mitglieder derzeitrasch“, weiß Christina Dietscher vomLudwig Boltzmann Institut für Ge-sundheitsförderungsforschung inWien, wissenschaftliche Koordina-torin des österreichischen Netzwerksfür gesundheitsfördernde Kranken-häuser und Gesundheitseinrichtun-gen (ONGKG). Das ONGKG ist einesder nationalen Netzwerke, die ab1996 unter dem Dach des internatio-nalen WHO-Netzwerkes entstandensind. 27 Spitäler gehören ihm an so-wie drei Trägerorganisationen – derWiener Krankenanstaltenverbund,die Steiermärkische Krankenanstal-tenges.m.b.H. und die Tiroler Lan-deskrankenanstalten GmbH.„Die Kooperation und der Erfah-rungsaustausch in nationalen undinternationalen Netzwerken sind we-sentlich, damit die einzelnen Kran-kenhäuser den Weg zu mehr Ge-sundheit erfolgreich gehen können“,betont Dietscher. Welche weiterenRahmenbedingungen günstig sind,um Krankenhäuser als Gesamtorga-nisation gesünder zu gestalten, wur-de schon im Endbericht zum WHO-Modellprojekt in der Rudolfstiftungzusammengefasst. Dazu zählt lautdiesem Dokument, dass die Mitarbei-

ter/innen einem Projekt zur Gesund-heitsförderung an ihrem Haus mehr-heitlich zustimmen sollten, dass kla-re Entscheidungsstrukturen dafürgeschaffen und externe Beratung inAnspruch genommen werden sollte.Außerdem ist zu beachten, dass inden Arbeitsgruppen, die dann kon-krete gesundheitsförderliche Maß-nahmen an einem Spital umsetzensollen, verschiedene Berufsgruppenund Hierarchieebenen vertreten seinsollten. Nicht zuletzt sollte ein haupt-amtlicher Koordinator oder auch Ge-sundheitsbeauftragter bestellt unddie Entwicklung und die einzelnenUmsetzungsschritte der Gesund-heitsinitiative sollten durch interneund externe Öffentlichkeitsarbeitstets für alle transparent gemachtwerden.

Warum Gesundheitsförderung im Spital?Doch weshalb sollten sich Kranken-häuser überhaupt mit Gesundheits-förderung beschäftigen, schließlichsind sie ohnehin zentraler Bestand-teil des Gesundheitssystems? „Spitä-ler sind darauf fokussiert, Krankhei-ten zu behandeln und Gesundheitwiederherzustellen. Das wird durchGesundheitsförderung ergänzt, diedarauf ausgerichtet ist, die gesund-heitlichen Ressourcen der Patient/in-nen zu stärken und Krankenhäuserals Arbeitswelt für die Beschäftigtenmöglichst gesund zu gestalten. Au-ßerdem sollen gesundheitsförderndeSpitäler und deren Mitarbeiter/innennach Möglichkeit auch zur Gesund-heit der Menschen in ihrer Regionbeitragen“, erklärt Dietscher.

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Das internationale Netzwerk für gesundheitsfördernde Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtun-gen (International Network of Health Promoting Hospitals & Health Services – HPH) setzt sich ausmehr als 40 nationalen oder regionalen Netzwerken zusammen, denen jeweils zumindest drei Spitäler oder Gesundheitseinrichtungen angehören. Außerdem gibt es über 60 gesundheitsfördern-de Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen, die Einzelmitglieder des HPH sind. Insgesamt ergibt das mehr als 900 gesundheitsfördernde Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen, die in dem weltweiten Netzwerk Erfahrungen und Know-how austauschen. Diese Einrichtungen orientieren sich an den Prinzipien zur Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation WHO,wie sie in der Ottawa Charta von 1986, der Budapest Declaration von 1991, den Wiener Empfeh-lungen von 1997 sowie der Bangkok Charta und den Standards für gesundheitsfördernde Kranken-häuser aus dem Jahr 2006 beschrieben sind. Weitere Informationen dazu können auf der Webseitewww.hphnet.org nachgelesen werden.

DAS INTERNATIONALE NETZWERK

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Zeitfenster für Gesundheitsinfos„Während eines Krankenhausaufent-haltes sind Menschen meist beson-ders empfänglich für Gesundheits-informationen. Dieses Zeitfenster sollte für die Prävention und Gesund-heitsförderung genutzt werden“, betont auch Ulrike Sommeregger,

Leiterin der Abteilung für Akutger-iatrie des Krankenhauses der StadtWien in Hietzing und Vorstandsvor-sitzende des ONGKG. Deshalb seies unter anderem wichtig, schon beider Anamnese, also beim Erfragender Krankengeschichte eines Patien-ten, dessen Gesundheitsverhaltenmit zu erheben und im Lauf des Auf-enthalts im Spital zum Thema zumachen und Möglichkeiten der Ge-sundheitsförderung anzusprechen.Was die Beschäftigten betrifft, sokann für diese vor allem die Betrieb-liche Gesundheitsförderung (sieheauch Artikel auf den Seiten 30 bis33) von Bedeutung sein. Das ist einestandardisierte und strukturierteVorgangsweise, durch die nicht nurdas Gesundheitsverhalten der Mitar-beiter/innen, sondern vor allem auchdie Arbeitsprozesse und die Arbeits-verhältnisse verbessert und die Kran-kenhäuser insgesamt zu gesund-heitsförderlichen Betrieben entwi-ckelt werden.

Mindestens drei MaßnahmenKrankenhäuser, die Gesundheitsför-derung strukturiert umsetzen undordentliche Mitglieder des ONGKGwerden wollen, müssen dazu einenAntrag stellen. Die Mitgliedschaftist jeweils auf drei Jahre befristet,und es muss nachgewiesen werden,dass innerhalb dieses Zeitraums min-destens drei Maßnahmen zur Ge-sundheitsförderung durchgeführtwerden, welche den Kriterien derWeltgesundheitsorganisation WHOentsprechen.

Einige Beispiele aus dem breitenSpektrum an „vom ONGKG aner-kannten Maßnahmen“ sind etwa

• dass am Klinikum Klagenfurt amWörthersee Elektrofahrräder für dieMitarbeiter/innen zur Verfügunggestellt wurden

• dass das Allgemeine Kranken-haus Linz besonders auf die Bedürf-nisse von Menschen mit Migrations-hintergrund Rücksicht nimmt

• dass das Krankenhaus St. Josef in

Braunau seinen Beschäftigten ein Ar-beitsbewältigungscoaching anbietet

• oder dass das Landeskranken-haus in Salzburg als „selbsthilfe-freundliches Krankenhaus“ die Ideeder gegenseitigen Beratung und Hil-fe von Patient/innen unterstützt (sie-he auch Artikel auf Seite 37).Zahlreiche weitere Beispiele sind auf der Website www.ongkg.at auf-gelistet.

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Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungenin Österreich können sich auch als „Rauchfreie Gesundheitseinrichtung“ zertifizieren lassen. 2007wurde dafür eine eigene Sektion des ÖsterreichischenNetzwerkes Gesundheitsfördernder Krankenhäuserund Gesundheitseinrichtungen (ONGKG) gegründet.Die Zertifizierung erfolgt nach den zehn Standards desEuropäischen Kodex für Rauchfreie Gesundheitsein-richtungen. Je nachdem, inwieweit diese Kriterien erfüllt werden, ist eine Zertifizierung in Bronze,Silber oder Gold möglich. Weitere Informationen sind auf der Website www.ongkg.at in der Rubrik„Rauchfrei“ nachzulesen.

RAUCHFREIE GESUNDHEITSEINRICHTUNGEN

Gesundheitsfördernde Krankenhäuser sollensich dem Konzept der Weltgesundheitsorga-nisation WHO entsprechend nicht nur an dieBeschäftigten und die Patient/innen wen-den, sondern auch an die Menschen in derRegion. Das wird allerdings im Vergleich inangelsächsischen und skandinavischen Län-dern wesentlich häufiger umgesetzt als etwain Österreich. So ist es etwa in Großbritan-nien durchaus üblich, dass Mitarbeiter/inneneines Spitals in Schulen und Betriebe in dernäheren Umgebung gehen und dort ihrKnow-how zu Themen wie Sucht- und Un-fallprävention weitergeben.Der Verein „Große schützen Kleine“ ist einBeispiel dafür, wie dieser Ansatz auch in Ös-terreich erfolgreich verwirklicht wurde. DieseInitiative wurde vor 30 Jahren von engagier-ten Ärzt/innen der Grazer Universitätsklinikfür Kinderchirurgie ins Leben gerufen. Heutegibt es in fast allen österreichischen Bundes-ländern Landesstellen und Kooperationspart-ner des Vereins. Zu den vielen Maßnahmen,die von diesem umgesetzt wurden und wer-den, zählt unter anderem ein Sicherheits-check für Spielplätze. Außerdem hat sich derVerein zum Beispiel dafür eingesetzt, dassein Gespräch über Unfallverhütung zu einemTeil der Mutter-Kind-Paß-Untersuchungengemacht wurde.2008 wurde die „Bärenburg“ eröffnet, dasist ein Haus zum Thema „Kindersicherheit“in Graz, in dem anschaulich vorgezeigt wird,wo es im Haushalt Gefahrenquellen gibt.Unfälle sind nach Angaben der Statistik Aus-tria bei Kindern die häufigste Todesursache.Weitere Informationen sind auf der Webseitewww.grosse-schuetzen-kleine.at zu finden.

GROSSE SCHÜTZEN KLEINE

Christina Dietscher, diewissenschaftlicheKoordinatorindes ONGKG:„Der Erfahrungs-austausch in Netz-werken ist wesent-lich, damit die einzelnen Kranken-häuser den Weg zumehr Gesundheiterfolgreich gehenkönnen.“

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Selbstverständlich die Gesundheit fördernTrägereinrichtungen, Krankenanstal-ten, Pflegeeinrichtungen und größe-re Gesundheitseinrichtungen, welchedie Kriterien erfüllen, können ordent-liche Mitglieder des ONGKG wer-den. Für größere Gesundheitseinrich-tungen, auf die dies nicht zutrifft,aber auch für kleinere, wie Praxenund Praxisgemeinschaften sowie Ein-zelpersonen gibt es auch die Mög-lichkeit einer „außerordentlichen Mit-gliedschaft“. Einmal pro Jahr treffensich die beteiligten Institutionen bei ei-ner Konferenz. 2012 stand bei der 17.Tagung in Graz das Thema „Genera-tionengerechtes Arbeiten – GesundesFühren“ im Zentrum. Die 18. Konfe-

renz des ONGKG wird heuer AnfangNovember in Klagenfurt stattfinden.Was würde sich die Vorstandsvor-sitzende für die Zukunft wünschen?„Die Auszeichnung als ,gesundheits-förderndes Krankenhaus’ soll nochmehr als bisher zu einer Marke wer-den, die allen Menschen im Gesund-heitswesen bekannt ist und mit dersich auch jede Gesundheitsinstitutionschmücken will. Einerseits, um denPatient/innen durch dieses Label zuzeigen, dass sie hier mit Beratung undUnterstützung bei der Förderung ih-rer Gesundheit rechnen können, undandererseits, um Mitarbeiter/innendarauf aufmerksam zu machen, dasssie hier ein an den Kriterien der Ge-sundheitsförderung orientiertes Ar-

beitsumfeld vorfinden“, sagt Som-meregger: „Vor allem würde ich miraber wünschen, dass es für alle Kran-kenhäuser selbstverständlich wird,Gesundheitsförderung zu einem zen-tralen Thema zu machen – so wie et-wa Hygiene schon ein solches ist.“

Spitäler mit Geburtseinrichtungen können sich als „baby-freundlich“ auszeichnen lassen und so zeigen, dasssie von Beginn an auf die gesündesteErnährungsform setzen: das Stillen.Muttermilch enthält alles, was ein Babybraucht und das Stillen gibt ihm Wärme, Si-cherheit und Geborgenheit. Es fördert die Ent-wicklung des Immunsystems, und wer als Kindgestillt wurde, ist später seltener übergewich-tig oder adipös. Zudem sind Mütter, die gestillthaben, weniger häufig von Brust- oder Eier-stockkrebs betroffen.Weil das so ist, wurde1991 die UNICEF- und WHO-Initiative „Baby-friendly Hospitals“ gestartet, die in Österreichim Rahmen des Netzwerkes für gesundheits-fördernde Krankenhäuser und Gesundheitsein-richtungen durchgeführt wird (ONGKG).Krankenhäuser sollen für eine stillfreundlicheAtmosphäre sorgen und mindestens 75 Pro-zent der Mütter voll stillend entlassen. Es wur-den „zehn Schritte auf dem Weg zum baby-freundlichen Spital“ definiert:

1 Es gibt schriftliche Stillrichtlinien, die mit allen Mitarbeiter/innen regelmäßig besprochen werden.

2Alle Mitarbeiter/innen werden so geschult,dass sie über die notwendigen Kenntnisse fürdie Umsetzung der Stillrichtlinien verfügen.

3Alle schwangeren Frauen werden über die Bedeutung und die Praxis des Stillens informiert.

4 Den Müttern wird unmittelbar ab der Geburt ununterbrochener Hautkontakt mit ihrem Baby ermöglicht – mindestens eineStunde lang oder bis das Baby das erste Malgestillt wurde.

5 Den Müttern wird korrektes Anlegen ge-zeigt und erklärt, wie sie ihre Milchproduktionaufrecht erhalten können, auch im Falle einerTrennung von ihrem Kind.

6 Neugeborenen Kindern werden wederFlüssigkeiten noch sonstige Nahrung zusätzlich zur Muttermilch geben, außer beimedizinischer Indikation.

7 24-Stunden-Rooming-in wird praktiziert:Mutter und Kind bleiben Tag und Nacht zusammen.

8 Die Mütter werden zum Stillen nach Bedarf ermuntert.

9 Gestillten Kindern werden keine künstlichen Sauger gegeben.

10 Die Mütter werden auf bestehende Stillgruppen hingewiesen und die Entstehungsolcher Gruppen wird gefördert.

Wer diese Kriterien zu mindestens 80 Prozenterfüllt, kann sich nach internationalem Standard als „Baby-friendly Hospital Gold“zertifizieren lassen.Von den knapp achtzig österreichischen Krankenhäusern mit einer

Geburtsstation tragen derzeit nur zwölf diesesGütesiegel. Seit Dezember 2012 gibt es für österreichische Spitäler nunmehr aber auch eine Vorstufe zum internationalen Zertifikat.Wer die zehn Maßnahmen im Durchschnitt zumindestens 60 Prozent erfüllt, kann sich als„Baby-friendly Hospital Silber“ auszeichnenlassen.Weitere Informationen sind unterwww.ongkg.at/baby-friendly abrufbar.

„BABY-FRIENDLY“ HOSPITALS IN ÖSTERREICH

Ulrike Sommeregger,die Vorstands-vorsitzende des ONGKG:„Gesundheits-förderung sollte für Spitäler soselbstverständlichsein wie Hygiene.“

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Das Gesundheitswesen soll-te gesundheitsförderlichsein. Das klingt selbstver-

ständlich, tatsächlich steht nachAnsicht aller von Gesundes Öster-reich dazu befragten Expert/innenin vielen Gesundheitseinrichtun-gen jedoch nach wie vor aus-schließlich die Behandlung vonKranken im Zentrum. Natürlich gibtes gleichzeitig zahlreiche Maßnah-men, die vielleicht nicht unter demTitel „Gesundheitsförderung“ lau-fen, aber trotzdem bereits gesund-heitsförderlich sind. Sei das einLauftreff für Beschäftigte einesKrankenhauses, seien das Gesund-heitstipps von einem Allgemein-mediziner an seine Patient/innenoder sei das eine Teambesprechungfür die Mitarbeiter/innen eines Di-agnosezentrums – bei der dannauch alle zu Wort kommen.

Netzwerk für KrankenhäuserGemeinsam, vernetzt und in struk-turierter Form kann jedoch mehr er-reicht werden. Hier ist an ersterStelle das internationale Netzwerkder WeltgesundheitsorganisationWHO für gesundheitsförderndeKrankenhäuser und Gesundheits-einrichtungen zu nennen, dem auchdas entsprechende nationale ös-terreichische Netzwerk angehört. InÖsterreich engagieren sich hier ak-tuell 27 Spitäler und drei Trägeror-ganisationen, die Know-how undPraxiserfahrungen in der Gesund-heitsförderung austauschen, unter

anderem bei alljährlichen Konfe-renzen. Dem WHO-Konzept gemäß,geht es darum, die Gesundheit derBeschäftigten zu fördern, aber auchjene der Patient/innen sowie letzt-lich ein Gesundheitszentrum fürdie Region zu sein.

Netzwerk für Betriebliche GesundheitsförderungFür Unternehmen jeder Art, die Be-triebliche Gesundheitsförderung(BGF) systematisch, strukturiert undumfassend durchführen und alsGesamtorganisation gesundheits-förderlich werden wollen, gibt eszudem das bereits gut etablierteÖsterreichische Netzwerk für Be-triebliche Gesundheitsförderung(siehe auch Artikel auf den Seiten30 bis 33). In den Gebietskranken-kassen der einzelnen Bundesländerwurde für ganz Österreich ein flächendeckendes Netz von BGF-Regional- und -Servicestellen

eingerichtet, deren Mitarbeiter/in-nen alle Unternehmen kostenlosberaten, wie sie für gesündere Ar-beitsverhältnisse für alle Beschäf-tigten sorgen können.Dieser Service kann natürlich auchvon Gesundheitseinrichtungen –vom Krankenhaus über Apothekenbis zur Arztpraxis und Verwaltungs-institutionen – genutzt werden undebenso von sozialen Hilfsdiensten,Rettungsdiensten, Einrichtungenfür mobile Kranken- und Altenpfle-ge und Institutionen zur stationä-ren Altenpflege. Unternehmen, dieBGF nach den umfassenden Krite-rien des Europäischen NetzwerkesBGF nachhaltig umsetzen, könnenzudem jeweils für einen Drei-Jah-res-Zeitraum auch ein BGF-Gütesie-gel beantragen.

Patient/innen und Bewohner/innenNeben Patient/innen sind die Be-

wohner/innen von Wohn- und Pfle-geeinrichtungen für Senior/inneneine weitere wichtige Zielgruppe fürgesundheitsförderliche Maßnah-men im Gesundheits- oder auchSozialwesen. Ein Pilotprojekt inWien hat mit wissenschaftlicherBegleitung untersucht, was durchstrukturierte und umfassende ge-sundheitsförderliche Aktivitäten füralle Gruppen in Wohnheimen für äl-tere Menschen erreicht werdenkann – für die Bewohner/innenebenso wie für die Beschäftigten,die Angehörigen und die ehren-amtlichen Mitarbeiter/innen (sie-he auch Artikel auf den Seiten 24bis 27).Nicht zuletzt sollen in diesem Überblick – ohne Anspruch aufVollständigkeit – die gesundheits-förderlichen Initiativen von Kran-kenkassen erwähnt werden, etwadas Angebot von „Bewegung aufRezept“ der Wiener Gebietskran-kenkasse (siehe auch Kurzberichtauf Seite 42).Abschließend ist ak-tuell zudem auf die nationale Vor-sorgestrategie zum Thema Ernäh-rung hinzuweisen. Diese soll unteranderem dafür sorgen, dass die Er-nährung in Einrichtungen mit Ge-meinschaftsverpflegung noch ge-sünder gestaltet wird – speziellauch in Spitälern und Wohn- undPflegeheimen für Senior/innen.Das kommt der Gesundheit der Patient/innen und Bewohner/innenzugute und ebenso jener der Beschäftigten.

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Gesundheitsförderung im Gesundheitswesen wendet sich an Patient/innen und Beschäftigte, an Pflegende und Gepflegte und an die Menschen einer Region.

Sie kann in Einrichtungen der Versorgung und Verwaltung umgesetzt werden und ebenso von Rettungsdiensten oder sozialen Hilfsdiensten.

Im Überblick: Gesundheits-förderung im Gesundheitswesen

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In Unternehmen der Gesundheitsbranche sollte besonders gut auf das Wohl der Beschäftigten geachtet

werden, meint eine Apothekerin aus Hallein, die erfolgreich Betriebliche Gesundheitsförderung umsetzt.

Text: Dietmar Schobel

Der Aufwand lohnt sichGerade Betriebe aus dem Gesund-

heitsbereich sollten mit gutemBeispiel vorangehen und etwas

für die Gesundheit der Mitarbeiter/in-nen tun“, meint Marianne Lindner. Inihrer Burgfried-Apotheke in Halleinführt sie deshalb seit 2011 systemati-sche Betriebliche Gesundheitsförde-rung (BGF) durch. In der Regionalstel-le für BGF, die bei der Salzburger – wieauch bei jeder anderen – Gebietskran-kenkasse eingerichtet ist, fand sie kom-petente Ansprechpartner/innen, die siedabei kostenlos beraten und unterstützthaben.Ein Mitarbeiter der SGKK kam in dieApotheke und führte mit den Inhabern– Lindner und ihrem Partner – sowieden sechs Mitarbeiter/innen jeweils ei-nen Gesundheitszirkel durch. Am En-de des Prozesses wurde ein so genann-ter „Zusammenführungs-Workshop“veranstaltet. Dabei ging es um die ge-sundheitlichen Ressourcen und Belas-tungen von Führungskräften und Mit-arbeiter/innen im Job und um die Qua-lität der Zusammenarbeit. Vor allemsollten auch gemeinsam Empfehlun-gen erarbeitet werden, was im Sinneder Gesundheitsförderung verbessertwerden könnte.

Fast alle Vorschläge wurden realisiert„Die Vorschläge, die von unseren Be-schäftigten, aber auch von uns selbst ka-men, wurden fast zu 100 Prozent reali-siert. Die Arbeitszufriedenheit hat sicherhöht und 2012 gab es weniger Kran-kenstände“, sagt Lindner. Im Einzelnenwurde etwa ein Alarmknopf mit Direkt-verbindung zur Halleiner Polizei instal-liert, um so das Sicherheitsgefühl wäh-rend der Nachtdienste zu erhöhen. DerBereitschaftsraum wurde mit einem neu-en Bett ausgestattet und in freundlichen,hellen Farbtönen gestaltet. Außerdemsteht nun täglich für alle ein Obstkorbzur Verfügung sowie ein Kocher fürKräutertees.Die Arbeitsabläufe und die Zuständig-keiten wurden klarer strukturiert. Einzel-

ne Aufgabenbereiche – wie etwa dieWare zu bestellen und zu übernehmenoder Rezepturen zuzubereiten – kön-nen nun alle zwei bis drei Wochen ge-tauscht werden, um für mehr Abwechs-lung und Freude an der Arbeit zu sor-gen. Neu sind auch Einzelgespräche derInhaberin mit den Mitarbeiter/innen,die einmal pro Jahr stattfinden sowie ei-ne Teambesprechung pro Quartal. Bei ei-nem „Führungskräfte-Coaching“ hatteLindner zudem Gelegenheit ihren eige-nen Führungsstil zu reflektieren.

Mit dem BGF-Gütesiegel ausgezeichnet„Ich muss zugeben, dass ich anfangseher skeptisch war, ob uns BetrieblicheGesundheitsförderung etwas bringenwird“, erzählt Lindner. Heute wisse siejedoch, dass der Aufwand vergleichs-weise gering und auch für kleinere Be-triebe leicht zu bewältigen sei. „Es lohntsich, und ich kann das jeder anderenApotheke nur empfehlen“, betont die

Unternehmerin. Ihre Burgfried-Apothe-ke wurde inzwischen auch mit dem Gü-tesiegel für Betriebliche Gesundheits-förderung ausgezeichnet. Dieses wirdfür jeweils drei Jahre verliehen, und eswurde im Salzburger Land im vergan-genen Februar von GesundheitsministerAlois Stöger an elf Betriebe erstmals oderneuerlich überreicht. Weitere Informatio-nen dazu sind im Internet unterwww.netzwerk-bgf.at nachzulesen.

Es werden übrigens nicht nur für dieMitarbeiter/innen der Burgfried-Apo-theke in Hallein gesundheitsförderlicheMaßnahmen angeboten. An der neu ge-gründeten Nordic-Walking-Gruppe anjedem Donnerstagabend haben sich imHerbst auch etwa ein Dutzend Kund/in-nen beteiligt. „Die gemeinsame Bewe-gung an der frischen Luft tut allen gut”,freut sich Lindner: „Jetzt im Frühjahrwerden wir diese Treffen wieder regel-mäßig veranstalten.“

Das Team der Burgfried-Apotheke in Hallein: Andrea Rath, Sebastian Lechner, Petra Kinz, Annemarie Scheicher, die Inhaberin Marianne Lindner, Gudrun Uttenthaler, Zorica Pistalovic und Gerhard Steiger(von links nach rechts im Bild)

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Jeder will alt werden, aber keinerwill es sein“. Dieser Ausspruch desdeutschen Schauspielers Martin Held

ist alt bekannt. Ebenso ist es die Tatsa-che, dass unsere Lebenserwartung er-freulicherweise stetig zunimmt. Da-durch wird es auch mehr Menschengeben, die aus Altersgründen Pflegebenötigen. Allein die Zahl derjenigen,die an einer demenziellen Erkrankungleiden, wird nach Schätzungen von der-zeit rund 100.000 bis zum Jahr 2050 aufüber 240.000 Menschen ansteigen. Daskann in den im Dezember 2012 präsen-tierten „Empfehlungen der Reformar-beitsgruppe Pflege“ des Bundesminis-teriums für Arbeit, Soziales und Kon-sumentenschutz (BMASK) und derSozialreferent/innen der Ländernachgelesen werden. Wie ist es in einer sozial ver-träglichen Weise möglich,der steigenden Nachfragenach Pflege gerecht zu wer-den? In dem erwähnten Do-kument wurden dafür 35 we-sentliche Maßnahmen beschrie-ben. Sie beziehen sich auf dieBereiche „Weiterentwicklung derPflege- und Betreuungsangebote“,„Pflegende Angehörige“, „Personal“und „Finanzierung“. „Gesundheitsför-derung für die Pflegenden und die Ge-pflegten zählt dabei zu den zentralenStrategien“, betont Brigitte Juraszovich-Szirota, die beim BMASK für den Pfle-gefonds sowie für Pflegedienstleistun-gen und -sachleistungen zuständig ist.Konkret empfiehlt die Reformarbeits-gruppe „gesundheitsfördernde Projekte

Eine gesunde Zukunftfür die Pflege

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ASKDer Bedarf an Pflege für ältere und alte Menschen wird steigen.

Gesundheitsförderung für Pflegende und Gepflegte ist eine Notwendigkeit, um diesen auch in Zukunft gut abdecken zu können. Text: Dietmar Schobel

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für ältere Menschen insbesondere inden Settings Pflegeheime und Gemein-den sowie Tageszentren und Mehr-Ge-nerationenhäuser“ zu forcieren. Außer-dem könnten zum Wohle der Beschäf-tigten in der stationären Pflege die„durchaus bewährten Methoden undInstrumente der Betrieblichen Gesund-heitsförderung im klassischen Sinn“genutzt werden, während „bei der mo-bilen Pflege und Betreuung auf innova-tive Maßnahmen zurückgegriffen wer-den müsse“, heißt es in dem Grund-satzpapier.

Casemanagement und StipendienDie weiteren wesentlichen Strategien,die in dem Dokument vorgeschlagenwerden, sind im Sinne des Ansatzes„Health in all Policies“ – oder auch Ge-sundheit in allen Politikfeldern – eben-falls durchwegs als gesundheitsförder-lich zu bezeichnen. Ein Beispiel ist das„Casemanagement“, dem laut den Re-formempfehlungen künftig besondereAufmerksamkeit geschenkt werdensoll. „Das bestehende Angebot an Pfle-gedienstleistungen und -sachleistun-

gen in Österreich ist sehr gut. Dochimmer wieder werden Pflegebe-dürftige und ihre Angehörigennicht ausreichend bei der Auswahlder bedarfsgerechten Betreuungund Pflege unterstützt“, erklärt Ju-

raszovich-Szirota. Das soll sich än-dern. Künftig sollen in ganz Österreichflächendeckend „Case-Manager/in-nen“ zur Verfügung stehen, die Betrof-fene informieren und beraten, aber auchdie Organisation von Pflege- und Be-treuungsmaßnahmen übernehmen. Ei-ne zentrale Frage für die Zukunft derAltenpflege und -betreuung ist auch,wie der wachsende Bedarf an Beschäf-tigten abgedeckt werden kann. DasBMASK schätzt, dass dieser zwischen

2010 und 2025 um rund 50 Prozent ansteigen wird. Die Arbeitsplätze inder Pflege durch Betriebliche Gesund-heitsförderung attraktiver zu machenund so auch dafür zu sorgen, dass dieBeschäftigten länger und bei bessererGesundheit arbeiten können, kann da nur eine wichtige Maßnahme sein.

„Zudem müssen mehr Menschen, vorallem auch Männer, zur Arbeit in derPflege motiviert werden, es sollte mehrMöglichkeiten zur Fort- und Weiterbil-dung und mehr Karrierechancen inPflegeberufen geben sowie weitere An-gebote sich für Pflegeberufe umschulenzu lassen“, sagt Juraszovich-Szirota.

In Österreich haben 2012 rund 440.000 Men-schen Pflegegeld bezogen. Das entspricht überfünf Prozent der Bevölkerung. Mehr als vierFünftel der Pflege erfolgen zuhause durch dieFamilienmitglieder. Davon werden über 73 Pro-zent von Frauen geleistet, auch auf Grund ihrerhöheren Lebenserwartung. Das Durchschnittsal-ter der pflegenden Frauen beträgt rund 59 Jahre,jenes der Männer circa 65 Jahre. Manche derpflegenden Angehörigen betreuen zwei undmehrere Familienangehörige oder auch Bekannte.Zu 47 Prozent erfolgt die häusliche Pflege durchKinder oder Schwiegerkinder für ihre Eltern, zu28 Prozent für Ehepartner/innen. Zu sieben Pro-zent sind es Eltern, die ihre Kinder pflegen, derRest entfällt auf Pflege durch andere Verwandte,Nachbarn oder Bekannte. 54 Prozent der pfle-genden Angehörigen üben keine Berufstätigkeitaus. Je höher die Pflegegeldstufe, desto wenigerist gleichzeitig eine Erwerbstätigkeit möglich.Schon bei Gebrechlichkeit und beginnender De-menz von Angehörigen stellt sich, meist für dieFrau, die Frage der Vereinbarkeit von Beruf undPflegebetreuung. Bei jährlich 20.000 Hausbesu-chen wird die Pflegesituation geprüft und pfle-gende Angehörige werden beraten und überEntlastungsangebote informiert. PflegerischeMängel wurden bei 1,4 Prozent dieser Besuchefestgestellt.

Pflege in HeimenDie Krankheitsverläufe im Alter haben sich inden vergangenen zehn Jahren sehr stark verän-dert. Die circa 800 Alten- und Pflegeheime inÖsterreich sind damit konfrontiert, dass viele al-te Menschen in immer schlechterem Zustand,multimorbid und oftmals an Demenz erkrankt,ins Pflegeheim kommen.Rund 100.000 Personen in Österreich leidenderzeit an einer demenziellen Erkrankung.Nach Schätzungen werden es im Jahr 2050über 240.000 Menschen sein. Der enorme

Anstieg ist durch die höhere Lebenserwartungund die zunehmende Zahl von älteren Men-schen zu erklären.Auf Grund der demografischen Entwicklung inKombination mit familiären Veränderungen wer-den professionelle Pflegedienste stärker nachge-fragt werden. Im Bereich Altenpflege und -be-treuung wird die Anzahl der notwendigen Voll-zeitäquivalente von derzeit 45.155 auf 67.650im Jahr 2025 ansteigen. Derzeit arbeitet in derstationären Pflege rund die Hälfte der Beschäf-tigten teilzeit, in der mobilen Pflege sogar 88Prozent. Der Frauenanteil liegt in der stationärenPflege bei 81, in der mobilen Pflege bei 93 Prozent.

Unfallprävention und -rehabilitationMehr als 148.000 Menschen über 65 Jahre ver-unfallen jährlich, zu rund 85 Prozent handelt essich um Stürze. Bei älteren Menschen hat dieshäufig nicht nur kurzfristig einen Krankenhaus-aufenthalt zur Folge, sondern auch längere odernachhaltige Pflegebedürftigkeit. Gleichzeitig ha-ben Untersuchungen gezeigt, dass die Rehabili-tations-Leistungen der Sozialversicherung in derAltersgruppe ab 65 stark abnehmen. Der Eintrittder Pflegebedürftigkeit könnte jedoch verzögertoder der Verbleib in einer niedrigeren Pflegestufeverlängert werden, wenn ausreichende Reha-Maßnahmen durchgeführt werden. Ziel solltevor allem die Mobilisierung und Aktivierungsein, um Pflegebedürftigkeit zu verringern oderzu vermeiden. Dies würde positive Auswirkun-gen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben sowie mittel- und langfristig gesehenKosten der öffentlichen Hand vermindern.

Nach: „Empfehlungen der Reformarbeitsgruppe Pflege“,BMASK, Dezember 2012 (Download unter:http://www.bmask.gv.at/site/Startseite/News/Bildungsteilzeit_und_Fachkraeftestipendium_verbessern_Qualifikationen_der_ArbeitnehmerInnen) sowie Endbericht zur „Situation pflegenderAngehöriger“, Bundesministerium für soziale Sicherheit,Generationen und Konsumentenschutz, 2005

DATEN UND FAKTEN ZUR PFLEGE IN ÖSTERREICH

Brigitte Juraszovich-Szirota vomBMASK: „Gesund-heitsförderung fürdie Pflegenden und die Gepflegtenzählt zu den zentralen Strategien.“

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Vom Minister/innenrat wurde im Jän-ner bereits beschlossen „Fachkräftesti-pendien“ zu finanzieren, die künftiggering und mittel qualifizierten Arbeit-nehmer/innen und Arbeitslosen er-möglichen sollen, sich zu Facharbeits-kräften in Mangelberufen und zu Pfle-gekräften ausbilden zu lassen. Die Sti-pendien können in Höhe der Aus-gleichszulage von 837,63 Euro pro Mo-nat für die Dauer der Ausbildung undmaximal drei Jahre gewährt werden.Für 2013 und 2014 sind dafür maximal25 Millionen Euro vorgesehen, knapp2.000 Personen pro Jahr sollen davonprofitieren.

Pilotprojekt in WienEin vom Fonds Gesundes Österreichgefördertes und von Sascha Müller vomHauptverband der österreichischen So-zialversicherungsträger geleitetes Pi-lotprojekt hat sich von Jänner 2011 bisMärz 2013 auf wissenschaftlich fun-dierter Basis damit beschäftigt, welcheEffekte sich mit systematischer undumfassender Gesundheitsförderung inder stationären Pflege und Betreuungfür die Bewohner/innen, sowie für die

Beschäftigten erzielen lassen. Die Ge-sundheitsinitiative namens „Gesund-heit hat kein Alter“ wurde in drei Ein-richtungen des Kuratoriums WienerPensionisten-Wohnhäuser (KWP)durchgeführt, dem Haus Tamariske-Sonnenhof, dem Haus Wieden unddem Haus Gustav Klimt.Der Bedarf ist besonders beim Pflege-personal vorhanden. „Zwischen 62 und77 Prozent der Mitarbeiter/innen ausdem Bereich der Pflege sind sich unsi-cher, ob sie ausgehend von ihrem jetzi-gen Gesundheitszustand ihre Arbeits-tätigkeit bis zur Pensionierung ausübenkönnen“, fasst Martin Cichocki vom Lud-wig Boltzmann Institut für Gesund-heitsförderungsforschung, eines derwesentlichen Ergebnisse der Erhebungdes Ausgangszustandes zusammen.An der Befragung nahmen insgesamt235 Mitarbeiter/innen aus allen Ar-beitsbereichen teil. 65 Prozent warenüber 40 Jahre alt, 73 Prozent Frauenund 40 Prozent gaben einen Migrati-onshintergrund an.Von der Erhebung der Belastungen,aber auch der gesundheitlichen Res-sourcen der Mitarbeiter/innen ausge-

hend, wurden Gesundheitszirkel mitden Beschäftigten durchgeführt undgemeinsam Vorschläge erarbeitet, wiedie Arbeitsverhältnisse gesünder ge-staltet werden können. In der Folgewurden dann etwa bessere Möglich-keiten geschaffen, sich in den Pausenzurückzuziehen und es wurden Mitar-beiter/innen zu „Gesundheitslots/in-nen“ ausgebildet – in den BereichenKüche und Pflege ebenso wie etwa inder Hauswirtschaft oder der Verwal-tung. „Diese Beschäftigten wurden er-gonomisch geschult. Das heißt, es wur-de ihnen vorgezeigt, wie sie Tätigkeitenmit möglichst geringer körperlicher Be-lastung ausführen können oder auchwie Arbeitsplätze gestaltet werden soll-ten“, erklärt Ursula Hübel von der Wie-ner Gesundheitsförderung, die stell-vertretende Leiterin des Projekts.

Freiwillige und AngehörigeBei der Gesundheitsinitiative wurdenneben den Beschäftigten auch die ehren-amtlichen Mitarbeiter/innen und dieAngehörigen miteinbezogen und in Fo-kusgruppen deren wesentliche Anlie-gen erfragt. Vor allem wurden aberauch gesundheitsförderliche Maßnah-men für die Bewohner/innen konzi-piert und umgesetzt, mit dem Ziel, de-

ren Mobilität zu erhöhen und ih-nen wieder mehr Selbständig-

keit und Autonomie zu er-möglichen. „Für das Pro-

jekt wurde in Zusam-menarbeit mit Dozen-tin Tanja Stamm vonder MedizinischenUniversität Wien einspezielles Bewe-gungstraining ent-wickelt. Bei diesemwurde das Augen-

merk vor allem

Ursula Hübel von derWiener Gesundheits-förderung, die stellvertretende Leiterin des Projekts:„Die Beschäftigten wurden ergonomisch geschult.“

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darauf gelegt, die Fähigkeit zu verbes-sern, sich im Alltag zu bewegen undzum Beispiel sicher aufstehen, gehen,stehen oder Stiegen steigen zu können“,sagt Karl Krajic vom Ludwig BoltzmannInstitut für Gesundheitsförderungsfor-schung, der wissenschaftliche Beraterfür die Gesundheitsinitiative.

Mehr Mobilität und SelbständigkeitBereits nach 20 Wochen, in denen ein-mal pro Woche eine Stunde dieses Trai-ning abgehalten wurde, berichteten dieteilnehmenden Bewohner/innen, dasssich ihr Gesundheitszustand verbesserthabe. Konkret wurde im Durchschnittauf einer Skala von null bis 100 eineVerbesserung von 54,8 auf 62 erzielt, al-so um 7,2 Punkte. Bei der Kontrollgrup-pe ohne Training wurde im selben Zeit-raum eine Verschlechterung um 6,6 ge-messen. Auch der Aktionsradius derKontrollgruppe hatte sich deutlich ver-schlechtert, während er bei der „Trai-ningsgruppe“ gleich geblieben ist odersogar wieder vergrößert werden konn-te. Es konnte also zum Beispiel wiederselbständig eine Treppe bewältigt oderauch auf eine Gehhilfe verzichtet werden.Als besonderen Erfolg des Projekteswerten dessen Betreiber/innen, dass esgelungen sei, auch solche Bewohner/in-nen erfolgreich zu motivieren, die sichbislang an keinem Bewegungsangebotin ihrem Wohnhaus für Senior/innenbeteiligt hätten. Das bestätigt etwa eineBewohnerin des Hauses Tamariske, diean dem Projekt teilgenommen hat. In ei-nem Imagefilm, der auf der Websitewww.gesundheithatkeinalter.at zu se-hen ist, erzählt sie über die Gesund-heitsinitiative: „Bei mir hat sich allesins Positive gewendet. Ich kann wie-der viel besser und sicherer gehen, spa-ziere jeden Tag eine Runde und fahrejetzt allein mit der U-Bahn zu meinemZahnarzt – nur meinen Rollator benö-tige ich dabei nach wie vor, ohne die-ses Hilfsmittel geht es nicht.“

27gesundesösterreich

Das Pilotprojekt wurde unter anderem im Haus Gustav Klimt/Tamariske des Kuratoriums Wiener

Pensionisten-Wohnhäuser(KWP) durchgeführt.Hier ein Bild von der Start-Veranstaltung.

GESUNDES ÖSTERREICHFrau Professorin Roller-Wirnsberger,womit beschäftigt sich die Geriatrie?Regina Roller-Wirnsberger: Die Geriatrie istdie Lehre von den Krankheiten des alterndenMenschen. Viele unserer Patienten haben fünfoder sechs verschiedene relevante Diagnosen.Manche werden mit bis zu 18 oder 19 verschie-denen Medikamenten behandelt. Wir wissenaber auch, dass schon ab neun Arzneien zu 100Prozent eine Nebenwirkung auftritt. Was ist alsozu tun? Sollte dann etwa noch ein zehntes Medikament eingesetzt werden? Ein Ziel der geriatrischen Behandlung ist des-halb, die medikamentöse Therapie auf fünf oderweniger Medikamente zu beschränken. Dafür isteine ganzheitliche Sicht notwendig, statt jedeeinzelne Erkrankung gemäß der jeweiligen evi-denzbasierten Leitlinie zu behandeln. Ein pa-tientenzentriertes Vorgehen steht im Mittel-punkt. Weiters ist die Geriatrie auch durch dieZusammenarbeit in interdisziplinären Teams ge-kennzeichnet, denen unter anderem Ergo- undPhysiotherapeut/innen, Pflegehelfer/innen undDiätolog/innen angehören sollten. Das ist keinFach für Einzelkämpfer/innen.

GESUNDES ÖSTERREICH Welche Bedeu-tung kann die Gesundheitsförderung unterdiesen Voraussetzungen noch haben?Eine große. Gesundheitsförderung ist geradeauch im Bezug auf geriatrische Patient/innenbesonders wichtig. Sie kann dazu beitragen, einAltern in Selbständigkeit und Würde zu ermögli-chen. Bei älteren Patient/innen geht es nicht nurdarum, ihre jeweilige akute Krankheit zu beseiti-gen oder jedenfalls deren Verlauf zu verlangsa-men, sondern gleichzeitig soll vor allem auch ih-re Mobilität und Selbstversorgungsfähigkeit soweit als möglich erhalten oder wiederhergestelltwerden. Außerdem soll verhindert werden, dass

zusätzlich zu akuten Krankheitsereignissen wei-tere altersspezifische Krankheiten entstehen,wie etwa Demenz, Inkontinenz oder Instabilität.Sturzprävention hat dabei besonders große Be-deutung. – Mehr als 148.000 Menschen über65 Jahren verunfallen jährlich, bei rund 85 Pro-zent handelt es sich um Stürze.

GESUNDES ÖSTERREICH Was kann getan werden, damit Krankheiten nachMöglichkeit erst gar nicht entstehen?Die vier Säulen der Prävention, die ein Lebenlang berücksichtigt werden sollten, sind regel-mäßige Bewegung, ausgeglichene Ernährung,soziale Integration, also Freundschaften,Bekanntschaften und das Familienleben zu pflegen, sowie Bildung, also die Bereitschaftstets noch etwas Neues dazuzulernen. SpeziellLetzteres kann auch dazu beitragen, die Entste-hung demenzieller Erkrankungen zu verzögernoder zu verhindern. Generell gilt, dass 40 Pro-zent aller Menschen ohne geistige Beeinträchti-gungen altern, bei 30 Prozent gibt es bis zumLebensende milde kognitive Einschränkungenund bei weiteren 30 Prozent entsteht Demenz.

Regina Roller-Wirnsberger (geboren 1965) hat seit 2011 an der Medizini-schen Universität Graz die erste Professur für

Geriatrie an eineröffentlichen Uni-versität in Öster-reich inne. Sie istVorstandsmitgliedder ÖPIA, der ÖsterreichischenPlattform für InterdisziplinäreAlternsfragen.

Regina Roller-Wirnsberger, Österreichs erste Professorin für Geriatrie, im Interview über diebesonderen Herausforderungen in ihrem Fach und weshalb vor allem die Selbständigkeit imAlter gefördert werden sollte.

IN SELBSTÄNDIGKEIT UND WÜRDE LANGE LEBEN

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28 gesundesösterreich

Migrant-friendly HospitalsIn Österreich hat sich das Kaiser-Franz-Josef (KFJ) Spital in Wien bei der Initia-tive engagiert, die zwischen 2002 und2004 für Menschen mit Migrationshin-tergrund einen besseren Zugang zurGesundheitsversorgung schaffen soll-te. Dazu sollten unter anderem Schulun-gen beitragen, durch welche die Kom-petenz der Mitarbeiter/innen für denUmgang mit anderen Kulturen verbes-sert werden sollte, aber auch Vorträgezum Thema „Krankheit und Tod imBlickwinkel verschiedener Religionen“.Außerdem wurden zum Beispiel Ge-sundheitsbroschüren in verschiedenenFremdsprachen aufgelegt sowie ein Do-kument erstellt, in dem dieMitarbeiter/innen mit Sprachenkennt-nissen aufgelistet sind. So steht bei Be-

Migrantinnen und Migranten su-chen oft erst dann einen Arztauf, wenn es aufgrund akuter

gesundheitlicher Probleme nicht mehranders geht. Für viele sind die ersten Anlaufstellen dann die Ambulanzender Spitäler“, sagt Kathleen Löschke-Yaldiz, die stellvertretende Leiterin desFrauengesundheitszentrums FEM Südim Kaiser Franz Josef-Spital in Wien-Favoriten. Der zehnte Wiener Gemein-debezirk ist insgesamt der bevölke-rungsstärkste der Bundeshauptstadt –und er ist auch Heimat der meisten Migrantinnen und Migranten.Sprachschwierigkeiten, nicht ausrei-chende Kenntnisse des Gesundheits-systems im neuen Heimats- oder Auf-enthaltsland und nicht selten geringeLese- und Schreibfähigkeiten: Das sindGründe, die nicht nur in Österreich da-zu führen, dass Menschen mit Migrati-onshintergrund die Gesundheitsversor-gung nicht oder nicht adäquat nutzen.Die Europäische Union hat deshalb vorrund zehn Jahren ein Pilotprojekt für„Migrant-friendly Hospitals“ gestartet,an dem sich Krankenhäuser in zwölfeuropäischen Ländern beteiligt haben –vom University Hospital in Turku inFinnland bis zum Hospital Punta deEuropa in Algeciras in Spanien.

darf für fast jede Sprache ein Beschäf-tigter des KFJ zur Verfügung, der über-setzen kann. „Auch etliche weitere Maß-nahmen aus dem Projekt werden nachwie vor umgesetzt“, sagt Margit Endler,die ärztliche Direktorin des Sozialmedi-zinischen Zentrums Süd – Kaiser FranzJosef-Spital. Das beinhaltet unter ande-rem, dass Geburtsvorbereitungskurse intürkischer Sprache abgehalten werden,und dass auf der Geburtshilfe-Station ei-ne professionelle Dolmetscherin für tür-kisch-deutsch zur Verfügung steht.

Gesundheitsvorsorge für Migrant/innenMigrantinnen und Migranten – spe-ziell jene aus der Türkei und Ex-Jugo-slawien – gehen im Durchschnitt auchseltener zur Gesundenuntersuchungals die Bevölkerung in Österreich. In

In Wien werdenGesundheits-

beratungen und Gesundenunter-

suchungen speziellfür Migrantinnen

und Migranten angeboten.

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Wie Spitäler und Einrichtungen für Gesundheits-förderung in Wien versuchen, ihre Leistungen

bestmöglich an die Bedürfnisse anderer Kulturenund Religionen anzupassen. Text: Dietmar Schobel

Mehr Gesundheitfür Migrantinnen

und Migranten

Kathleen Löschke-Yaldiz, die stellver-tretende Leiterin des Frauengesund-heitszentrums FEMSüd: „Migrantinnen und Migranten suchen oft erst dann einen Arzt auf, wenn es nichtmehr anders geht.“

Reinhard Pichler,der Gesamtleiter desKrankenhauses derBarmherzigen Brüderin Wien: „Toleranz für andere Religionen und deren Gebote sollte eigentlich selbstver-ständlich sein.“

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Die Kärntner Volkshochschulen führen schonseit über zehn Jahren kostenlose Basisbildungs-kurse in Lesen, Schreiben und Rechnen durch.Diese wenden sich an Menschen, die zwar viel-leicht einzelne Sätze lesen oder schreiben kön-nen, nicht jedoch zusammenhängende – auchkürzere – Texte. In der deutschen Level-One-Studie wird ihr Anteil auf 14,5 Prozent der Be-völkerung geschätzt. „Auf das österreichischeBundesland Kärnten umgelegt, ergibt das47.000 Kärntnerinnen und Kärntner zwischen18 und 64 Jahren, die Probleme mit dem Lesen,Schreiben und Rechnen haben“, sagt Eva Grilc,von den Kärntner Volkshochschulen.Die Betroffenen haben mit vielen Alltagsangele-genheiten Schwierigkeiten, die für die meistenselbstverständlich sind. „Im Prinzip wird jedeSituation vermieden, in der die Lese- undRechtschreibschwäche öffentlich werden könn-te“, erklärt Grilc. Das führt unter anderem auchdazu, dass Krankenhäuser nicht aufgesucht,Gesundenuntersuchungen nicht genutzt undverschiedene andere Möglichkeiten der Ge-sundheitsversorgung ebenfalls nicht wahrge-nommen werden. Denn auch hier sind zuerstoft vor allem Formulare auszufüllen.

Besondere Bedürfnisse erkennenDas von Beate Gfrerer, der stellvertretendenGeschäftsführerin des Vereins „Die Kärntner

Volkshochschulen“, geleitete, von Grilc koordi-nierte und vom Fonds Gesundes Österreich ge-förderte Projekt „Alpha Power“ sollte deshalbden Zugang der Betroffenen zur Gesundheits-versorgung verbessern. Diesen selbst wird be-reits in den Grundbildungskursen der KärntnerVolkshochschulen gesundheitsförderliches Ver-halten nahe gebracht. Zusätzlich wurde daraufgesetzt, Multiplikator/innen in Gesundheitsin-stitutionen zu schulen, wie sie die besonderenBedürfnisse von Menschen mit geringer Grund-bildung wahrnehmen und auf diese eingehenkönnen.Weil das Interesse dafür so groß war, konntenzehn Workshops statt der ursprünglich geplan-ten fünf durchgeführt werden. 102 Beschäftig-te aus Gesundheitseinrichtungen nahmen da-ran teil. Die Workshops fanden im Landeskran-kenhaus in Klagenfurt, bei der Kärntner Ge-bietskrankenkasse, in einer Rehabilitationskli-nik in Hermagor, in einem Frauengesundheits-zentrum, in einem Krankenhaus der Diakoniesowie in der Kärntner Ärztekammer statt. „Wirhaben den Teilnehmerinnen und TeilnehmernHintergrundinformationen über Menschen mitgeringer Grundbildung vermittelt und gemein-sam erarbeitet, wie sensibel auf die Bedürfnis-se der Betroffenen eingegangen werdenkann“, fasst Grilc den Inhalt der Workshopszusammen.

„ALPHA POWER“ IM GESUNDHEITSWESEN

schrieben ist, worauf bei den unter-schiedlichen Religionsgemeinschaftenzu achten ist. Alle drei bis vier Monatefindet eine Fortbildung statt, bei derKnow-how über andere Kulturen andie Ärzt/innen, Schwestern und Pflegervermittelt wird.

Unter den 900 Mitarbeiter/innen desWiener Krankenhauses sind ebenfallsnicht weniger als 14 Religionen vertre-ten. „Bei uns gibt es Muslime, Christen,Zeugen Jehovas und verschiedene an-dere Glaubensrichtungen. Alle sollenso weit als möglich auch im Arbeitsall-tag ihre religiösen Gebote befolgen kön-nen“, sagt Pichler. Soviel Toleranz, meintder Gesamtleiter des Krankenhausesder Barmherzigen Brüder, sollte eigent-lich selbstverständlich sein.

29gesundesösterreich

Wien wurde deshalb 2006 das Pilotpro-jekt „Ich bleib’ gesund“, gestartet. Inzwei Gesundenuntersuchungsstellender Stadt Wien wird seither türkisch-sprachige medizinisch versierte Beglei-tung bei der Vorsorgeuntersuchung an-geboten. Im ersten Jahr, in dem das Pro-jekt durchgeführt wurde, waren 81 Pro-zent der Untersuchten mit türkischerMuttersprache das erste Mal in ihremLeben bei einer Vorsorgeuntersuchung.2012 waren dann bereits 42,5 Prozentzwei- oder mehrmals bei einer Vorsor-geuntersuchung. Diese wurde zu 64,9Prozent von Frauen und zu 35,1 Prozentvon Männern in Anspruch genommen.Ein Viertel der Untersuchten nutzt auchdie muttersprachliche Sozialberatung,die gleichzeitig angeboten wird.Das Frauengesundheitszentrum FEMSüd und in ähnlicher Weise das Männer-gesundheitszentrum MEN, das eben-falls im KFJ in Wien beheimatet ist, wol-len Migrantinnen und Migranten aberauch mit Maßnahmen zur Gesundheits-förderung erreichen. „Wir gehen inMoscheen und Kulturvereine, halten je-des Jahr zahlreiche Vorträge über dieLeistungen des österreichischen Ge-sundheitssystems ab und informierenüber unsere Kurse zu Themen wie ge-sunde Bewegung, Ernährung und see-lische Gesundheit“, erklärt Löschke-Yal-diz. Das Programm des FEM umfasst QiGong ebenso wie etwa einen Lauftrefffür Frauen oder eine Gruppe , die denTeilnehmerinnen unter dem Titel „rund-um g’sund“ ermöglichen soll, abzuneh-men und ihren Lebensstil zu ändern.

Christliche ToleranzDas Ordensspital der BarmherzigenBrüder im zweiten Gemeindebezirkwurde 1614 gegründet und ist damiteines der ältesten in Wien. Gleichzeitigist es auch eines der modernsten, inso-fern hier der Respekt vor den Regelnund Gepflogenheiten anderer Kulturenund Religionen besonders große Bedeu-tung hat. „Wir achten zum Beispiel da-rauf, dass gläubige Muslime auf einZimmer gelegt werden und den Vorga-ben ihrer Religion entsprechend fünfmalpro Tag beten können“, sagt Reinhard

Pichler, der Gesamtleiter des Kranken-hauses. Für jüdische Patient/innen undMitarbeiter/innen liefert eine Catering-firma koscheres Essen ins Krankenhausund Pichler hat auch einen Leitfadenerstellt, in dem für das Personal be-

Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wienfinden Fortbildungen zu den Besonderheiten andererKulturen statt.

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30 gesundesösterreich

verbessern. Das bedeutet auch, dieQualität der Führungskultur und derZusammenarbeit zu erhöhen.In diesem Zusammenhang könnenKrankenhäuser zunächst als Betriebwie jeder andere betrachtet werden.Zugleich sind sie besonders komplexeOrganisationen, in denen viele spe-zielle Herausforderungen bestehen.„Dazu gehört, dass an Spitälern sehrviele unterschiedliche Berufsgruppentätig sind, deren Zusammenarbeit zukoordinieren ist“, sagt Ropin. DasSpektrum reicht von den beiden größ-ten, den Mediziner/innen und Pfle-ger/innen über Hebammen, Ergo- undPhysiotherapeut/innen, Psycholog/in-nen, Diätolog/innen, Medizinisch-Technische Assistent/innen und La-

Wer in einem helfenden Berufarbeitet, vergisst oft, auf sichselbst zu achten. Das kommt

auch bei den Beschäftigten in Kran-kenhäusern häufig vor“, weiß MarionHoffmann, Qualitätsmanagerin und Ge-sundheitsbeauftragte des niederöster-reichischen Landeskrankenhauses inHainburg an der Donau. Systemati-sche Betriebliche Gesundheitsförde-rung soll das ändern. „Die gesamteOrganisation soll dabei im Sinne derGesundheitsförderung weiterentwi-ckelt werden“, erklärt Klaus Ropin, Ge-sundheitsreferent mit Arbeitsschwer-punkt Betriebliche Gesundheitsförde-rung (BGF) beim Fonds Gesundes Ös-terreich (FGÖ). Das bedeutet, die Ar-beitsprozesse und -bedingungen zu

borant/innen bis zu Apotheker/in-nen, Krankenhaus-Seelsorger/innen,Sozialarbeiter/innen, dem Büroper-sonal, den Reinigungskräften, denHaustechniker/innen und den Mitar-beiter/innen in der Küche.In Spitälern gibt es meist auch nichtnur eine Direktorin oder einen Direk-tor, sondern drei, die für die Bereichemedizinische Versorgung, Pflege undVerwaltung zuständig sind und als sogenannte „Kollegiale Führung“ zu-sammenarbeiten. In größeren Häu-sern gibt es zudem oft noch eine tech-nische Leitung. Je nach Größe einesSpitals kann es natürlich auch sehrunterschiedliche organisatorische An-forderungen geben. In Österreichsgrößtem Spital, dem allgemeinemKrankenhaus (AKH) in Wien, arbeiteninsgesamt 9.304 Menschen. An klei-neren Krankenhäusern mit wenigenAbteilungen sind es oft nur wenigehundert.

Die Arbeit im Spital kann besonders belastend sein. Betriebliche Gesundheitsförderung soll Krankenhäuser zugesünderen Arbeitsplätzen machen. Dies vor allem auch,indem die Team- und Führungskultur verbessert wird.

Text: Dietmar Schobel

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So sollen Spitäler zu gesünderen Arbeitsplätzen werden

Marion Hoffmann,Qualitätsmanagerinund Gesundheits-beauftragte des niederösterreichischenLandeskrankenhausesin Hainburg an der Donau: „Wer in einemhelfenden Beruf arbeitet,vergisst oft, auf sich selbst zu achten.“

FGÖ-Gesundheits-referent KlausRopin: „Bei BGF-Projekten gibt es eine standardisierteVorgangsweise.“

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GESUNDES ÖSTERREICHHerr Karazman, gibt es für die Betriebli-che Gesundheitsförderung in Spitälernbesondere Herausforderungen?Rudolf Karazman: Krankenhäuser beste-hen aus einer Vielzahl verschiedener Arbeits-welten, die ineinander verschränkt sind. Pfle-ger/innen, Mediziner/innen, das Küchenper-sonal, die Haustechniker/innen, die Beschäf-tigten in der Verwaltung und viele anderemehr arbeiten mit-, für-, neben- und manch-mal auch gegeneinander. Dabei kommt eshäufig zu besonderen Problemen. Aus Tiefen-interviews, die wir bei Projekten zur Betriebli-chen Gesundheitsförderung in Spitälerndurchgeführt haben, wissen wir zum Beispiel,dass sich Schwestern oftmals als für die Ärz-tinnen und Ärzte unsichtbar erleben. Aner-kennung ist jedoch ein Grundnahrungsmittel,und bei der Arbeit keine Wertschätzung zuerfahren, kann krank machen.

GESUNDES ÖSTERREICH Gibt es in Me-dizin und Pflege gute Führungskräfte?Die Hierarchien in Krankenhäusern sind steilund gerade auch unter Medizinern hat diegegenseitige Erniedrigung System. Wer dasselbst erfahren hat, gibt es nicht selten andiejenigen weiter, die unter ihm stehen. Auchdie Qualität der Führung ist oft gering, da beider Auswahl der Führungskräfte häufig aus-schließlich auf fachliche Aspekte geachtetwird. Eine gute Schwester ist jedoch nicht au-tomatisch eine gute Oberin und ein beson-ders fähiger Mediziner nicht zwangsläufig einguter Primar. Eine Führungspersönlichkeitsollte vor allem ein Mensch sein, der alle an-deren beflügelt und mitnimmt.

GESUNDES ÖSTERREICH GegenseitigeUnterstützung gilt als Gesundheitsres-source bei der Arbeit, sie kann negati-ven Stress reduzieren. Wie gut funktio-niert das in Krankenhäusern?Ich kann mich noch deutlich an eine Situationaus meinem zweiten Jahr als Turnusarzt erin-nern. Eine Kollegin, die neu dazu gekommen

war, sagte damals bei einer Fallbesprechung,sie müsse zugeben, dass sie bei einem be-stimmten Patienten mit ihrem Latein am En-de sei und bitte um Rat. Wir anderen, lauterMänner, waren bass erstaunt. Davor hatte einJahr lang niemand zugegeben, wenn er nichtweiterwusste. Um die gegenseitige Unterstüt-zung ist es bei den Medizinern also häufigschlecht bestellt. Beim Pflegepersonal funk-tioniert das meistens besser.

GESUNDES ÖSTERREICH Was sollte vorallem verändert werden, damit Spitälergesündere Organisationen werden?Derzeit sind die Mediziner/innen die Haupt-verantwortlichen für alle Prozesse der medizi-nischen Versorgung in einem Spital. Von derBehandlung der Krankheiten über die Hei-lung bis zur Rehabilitation. Sie sind jedochnur Expert/innen dafür, Krankheiten zu besei-tigen oder zu lindern. Bereits für den Prozessder Heilung sind auch die Schwestern undPfleger Fachleute und für die Rehabilitationsind es vor allem auch Physiotherapeut/in-nen, Ergotherapeut/innen, Logopäd/innenund ähnliche Berufsgruppen. Die Verantwor-tung sollte deshalb auch entsprechend auf-geteilt werden.

GESUNDES ÖSTERREICH Was kann dasin der Praxis heißen?Bei einem Projekt zur Betrieblichen Gesund-heitsförderung an einer Intensivstation desWiener AKH konnten die Schwestern undPfleger selbst über die Belegung entscheiden.Der Effekt war, dass die Betten zu 100 Prozent belegt waren und 75 Prozent desbisherigen Personals für die Versorgung derPatient/innen ausreichten. Zugleich berichte-ten die Beschäftigten von weniger Stress und mehr Zufriedenheit bei der Arbeit.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie könntedie Arbeitssituation in der Pflege gene-rell verbessert werden?Im Pflegebereich gibt es kaum Möglichkeiten,sich weiterzuentwickeln. Nur einige wenige

können die Leitung einer Station oder auchdie Pflegedirektion eines gesamten Hausesübernehmen. Ein Reformansatz war das vomFonds Gesundes Österreich geförderte Pro-jekt „Meisterhafte Pflegekunst“ von 1999 bis2003, das von Anna Danzinger geleitet wur-de, der damaligen Direktorin der Kranken-pflegeschule des AKH in Wien. Es ging da-rum, eine „horizontale Karriere“ für Pflege-personen zu konzipieren. Je nach ihrer Erfah-rung konnten wir Kompetenzstufen wie „Be-ginner“, „Fortgeschrittene“ und „Meister“unterteilen. Die „Meister/innen“ sollten dannzunehmend weniger Zeit mit den Patient/in-nen verbringen und stattdessen den Neulin-gen ihr Know-how vermitteln. Das kann auchein Modell sein, wie die oft körperlich undseelisch sehr belastende Arbeit in der Pflegealters- und alternsgerecht gestaltet werdenkönnte.

Rudolf Karazman hat acht Jahre lang alsSpitalsarzt gearbeitet, aber auch Erfahrungaus über zehn Projekten für Betriebliche Gesundheitsförderung in Krankenhäusern. Er ist ausgebildeter Facharzt für Psychiatrie undNeurologie, Arbeitsmediziner und Psycho-therapeut. 1995 hat Karazman das Bera-tungsunternehmen IBG (Innovatives Betriebli-ches Gesundheitsmanagement) GmbH mit-begründet. IBG betreut österreichweit 315Betriebe mit 40.000 Arbeitnehmer/innen.

Rudolf Karazman,Arbeitsmediziner und Experte für Betriebliche Gesundheitsförderung im Interview über steile Hierarchien,geringe gegenseitige Unterstützung und fehlende Karrieremöglichkeiten in Spitälern.

DIE GEGENSEITIGE ERNIEDRIGUNG HAT SYSTEM

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Landeskrankenhaus in Weiz: „Diesel-be Arbeit wie früher soll heute mit we-niger Personal in kürzerer Zeit erle-digt werden.“ Außerdem müssten im-mer mehr Arbeitsstunden am Schreib-tisch verbracht werden, um Evaluie-rungen, Zertifizierungen, Standardi-sierungen und andere Formulare mehrzu bearbeiten. „Der Dokumentations-wahn nimmt überhand“, meint sie.Weil das so sei, seien auch immer mehrMediziner/innen und Pflegekräftefrustriert, ergänzt Reisinger, dennschließlich hätten sie den Beruf ja er-griffen, um mit und für die Patient/in-nen zu arbeiten und nicht, um ihreZeit am Schreibtisch zu verbringen.Auch das soll im besten Fall durch Be-triebliche Gesundheitsförderung po-sitiv beeinflusst werden. „Belastungenbei der Arbeit sollen reduziert, die ge-sundheitlichen Ressourcen der Be-schäftigten gestärkt werden“, sagtFGÖ-Gesundheitsreferent Klaus Ro-pin. Dafür gibt es bei BGF-Projekten ei-ne standardisierte Vorgangsweise.Kurz zusammengefasst, wird zunächstder Ist-Stand erhoben, vor allem auchinwieweit die Beschäftigten ihre Ar-beit als fördernd oder auch gesund-heitlich beeinträchtigend erleben. Dannwerden in so genannten „Gesundheits-zirkeln“ gemeinsam Maßnahmen zurVerbesserung der Situation erarbeitet.Daran sollen sich möglichst viele Mit-arbeiter/innen aller Berufsgruppenund Hierarchieebenen beteiligen.Schließlich werden die Vorschläge um-gesetzt und durch eine neuerliche Er-hebung kann der Erfolg des Projektesbeurteilt werden.

Ein Pilotprojekt in HainburgEin konkretes Beispiel ist ein

zwischen 2008 und 2011 inzwei niederösterreichischenLandeskliniken durchge-führtes Pilotprojekt, das vom

Fonds Gesundes Österreichgefördert wurde. Das

Krankenhaus in Hain-burg war eines der bei-den beteiligten Spitäler.

Mit neun Stationen und 181

Betten soll es für die medizinischeGrundversorgung der niederösterrei-chischen Stadt an der Donau und vonderen näherer Umgebung sorgen.Rund 330 Mitarbeiter/innen, davon59 Ärzt/innen und sechs Konsiliar-ärzt/innen, 200 weitere Beschäftigteim medizinischen und 64 im nicht-medizinischen Bereich sind hier tätig.Pro Jahr betreuen sie etwa 9.000 Pa-tient/innen stationär und über 12.700ambulant.„Es ist uns gelungen, die Arbeitsor-ganisation zu verbessern“, meint Ma-rion Hoffmann, Qualitätsmanagerinund BGF-Koordinatorin und seit über20 Jahren im Spitalswesen tätig, diedas Projekt geleitet hat. So wurde ei-ne gemeinsame interdisziplinäre Auf-nahme für alle Ambulanzen einge-führt und dadurch die Terminplanungoptimiert und die Arbeitsbelastungfür die in diesem Bereich Tätigen ver-ringert. Weiters wurde die Teamkul-tur unter Mediziner/innen, Schwes-tern und Pflegern verbessert und neueMöglichkeiten für Supervision undCoaching wurden geschaffen. EineNordic-Walking-Gruppe für die Be-schäftigten wurde gegründet und Kur-se für die „Alexandertechnik“ undStressworkshops werden angeboten.

Gütesiegel für gesunde BetriebeDas Krankenhaus in Hainburg hat ers-te wesentliche Schritte auf dem Wegder Betrieblichen Gesundheitsförde-rung gesetzt. Das Landeskrankenhaus(LKH) in Weiz in der Steiermark hatschon vor sieben Jahren damit begon-nen und zählt heute zu jenen öster-reichischen Spitälern, die mit dem nachden umfassenden Kriterien des Euro-päischen Netzwerkes BGF vergebe-nen BGF-Gütesiegel ausgezeichnetsind. Dieses wird jeweils für einenDrei-Jahres-Zeitraum verliehen undim Internet finden sich dazu unterwww.netzwerk-bgf.at nähere Infor-mationen. Aktuell tragen es insgesamtrund 75 Unternehmen aus dem Ge-sundheits- und Sozialwesen – nebenSpitälern auch Einrichtungen für Se-nior/innen und soziale Hilfsdienste

Anerkennung ist ein GrundnahrungsmittelWer in einem Spital tätig ist und speziellin den Bereichen Medizin oder Pflege,darf mit vergleichsweise hoher gesell-schaftlicher Anerkennung rechnen undkann seine Tätigkeit in hohem Maßeals Sinn stiftend erleben. Doch im Kran-kenhausalltag gibt es auch zahlreichebesondere Belastungen – der Betriebmuss an 24 Stunden pro Tag während365 Tagen im Jahr gewährleistet werdenund dabei dürfen keine Fehler passie-ren, weil diese gefährliche Folgen habenkönnen – im Extremfall lebensgefährli-che. Außerdem sind die Hierarchien inKrankenhäusern nach wie vor starkausgeprägt. Wer weiter unten steht, lei-det oft darunter. „Schwestern und Pfle-ger haben oft den Eindruck, dass sievon den Mediziner/innen gar nichtwahrgenommen werden. Anerkennungist aber ein Grundnahrungsmittel.Wenn sie fehlt, dann kann das der Ge-sundheit schaden“, weiß Rudolf Karaz-man, Arbeitsmediziner und Unterneh-mensberater, der acht Jahre Erfahrungals Spitalsarzt und bereits mehr als zehnProjekte zur Betrieblichen Gesundheits-förderung an Krankenhäusern durch-geführt hat.

Der Dokumentationswahn nimmt überhandIn den vergangenen Jahren und Jahr-

zehnten sei die Arbeits-last nicht geringer

geworden, sagt Susanna Reisinger,Pflegedirektorinam steirischen

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sowie einzelne Apotheken. „Wir haben2006 das BGF-Projekt ,RundherumGxund’ gestartet und die Maßnahmenzur Gesundheitsförderung in unseremHaus auch nach dessen offiziellem En-de 2008 fortgeführt“, erzählt SusannaReisinger, die Pflegedirektorin des LKHWeiz. Dazu gehört etwa, dass die so ge-nannte „Gxund-Servicestelle“ einge-richtet wurde. Das ist eine fixe Anlauf-stelle, in der eine diplomierte Gesund-heits- und Krankenschwester mitCoaching-Ausbildung und eine Psy-chologin zu einem Teil ihrer Dienstzeitfür Anliegen und Sorgen aller Beschäf-tigten zur Verfügung stehen. „ZumBeispiel, wenn Mitarbeiter/innen dieStation wechseln wollen, weil sie den

Eindruck haben, schon zu lange immerdasselbe gemacht zu haben, oder wennsie das Gefühl haben, mit den Heraus-forderungen nicht zurecht zu kom-men“, erklärt Reisinger.

Gemeinsamer ErfolgBedarfsorientiert sind zum Beispielauch die Workshops für „Deeskalati-onsmanagement“ im LKH Weiz. Inden Ambulanzen und speziell in derErstaufnahme kommt es immer wiederzu Aggression von Patient/innen undin diesen Kursen kann erlernt werden,wie Konflikte vermieden und gewalt-frei kommuniziert werden kann – aberauch wann am besten rasch die Exeku-tive alarmiert werden sollte. Als um-fassendes Programm wird das Bewe-gungskonzept „Kinästhetik“ angebo-ten, mit Grundkursen, Reflexions- undPraxistagen, die zeigen, wie dadurchkörperliche Belastungen bei der Pa-tient/innenbetreuung reduziert wer-den können. Und „Führen, leiten, ge-

meinsamer Erfolg“ oder kurz „FLUG“heißt eine Seminarreihe, die den Ma-nager/innen des LKH Weiz einen ko-operativen, zielorientierten – und ge-sundheitsförderlichen Führungsstil na-he bringen soll.„Krankenschwester oder auch -pfle-ger ist ein schöner Beruf, aber es istauch einer, den nur wenige mit 60 Jah-ren immer noch ausüben. In Zukunftwerden wir mehr darauf schauen müs-sen, was wir tun können, damit mehrMenschen bei besserer Gesundheit län-ger in der Pflege tätig sein können.Denn die Zahl an älteren und altenMenschen wird weiter wachsen und je-ne an jüngeren, erwerbstätigen sin-ken“, sagt Reisinger zusammenfas-send und ergänzt: „Daher haben wiruns weiterführend auch entschlossen,am Projekt Fit2Work des Sozialminis-teriums teilzunehmen, das ebenfallszum Ziel hat, Arbeitsfähigkeit und Ge-sundheit zu erhalten – oder aber wie-der herzustellen.“

GESUNDES ÖSTERREICHHerr Jiménez, kann ein schlechter Führungsstil die Mitarbeiter/innen krank machen?Paul Jiménez: Ja, das ist möglich.

GESUNDES ÖSTERREICHWie lässt sich das vermeiden?Einer Einteilung der amerikanischen Psycho-log/innen Christina Maslach und Michael Leiter folgend sind sechs Dimensionen für dieQualität der Führung von Bedeutung: Zu-nächst sollten die Mitarbeiter/innen wederüber- noch unterfordert werden, und sie soll-ten ausreichende Kontrolle über die Ergebnis-se der eigenen Arbeit erhalten. Anerkennungund Wertschätzung durch die Vorgesetztensind ebenfalls sehr wichtig, der Zusammenhaltund das Gemeinschaftsgefühl in einem Unter-nehmen sollten gefördert werden. Außerdemist Gerechtigkeit eine wesentliche Dimension.Die einzelnen Beschäftigten sollten erleben,dass sie von ihren Vorgesetzten fair behandelt

und nicht gegenüber anderen benachteiligtwerden. Nicht zuletzt sollten die Werte einesUnternehmens auch gelebte Praxis sein. Wenneine Organisation in ihrem Leitbild hohe Idea-le festgeschrieben hat und der Alltag ganz an-ders aussieht, dann hat das deutlich negativeEffekte auf die Beschäftigten.

GESUNDES ÖSTERREICHGibt es in Krankenhäusern besondereAnforderungen an Führungskräfte?Ja, weil Spitäler ein High-Risk-Bereich sind, in

dem schon kleinste Fehler große negative Aus-wirkungen haben können. Andererseits gibt esaber auch einige Managementprinzipien, diein Krankenhäusern wie in jeder anderen Orga-nisation gelten. Laut Ferdinand Malik vomManagement Center St. Gallen sind das diefolgenden vier Grundsätze:Führungskräfte müssen

• klare Entscheidungen treffen,

• eindeutige Ziele vorgeben,

• ihre Mitarbeiter/innen fördern, indem sie ihnen Aufgaben zuteilen, die ihren Fähigkeiten entsprechen,

• und die Ergebnisse der Arbeit beurteilen und Feedback geben.

Der Psychologe Paul Jiménez lehrt undforscht an der Universität Graz mit dem Themenschwerpunkt Arbeitsmotivation,Arbeitszufriedenheit und Gesunde Führungund ist wissenschaftlicher Leiter des Beratungsunternehmens research-team Jiménez-Schmon-Höfer OG.

PAUL JIMÉNEZ IM INTERVIEW: SCHLECHTE FÜHRUNG KANN KRANK MACHEN

Susanna Reisinger,Pflegedirektorin

am steirischen Landeskranken-

haus in Weiz:„Der Dokumentations-

wahn nimmt überhand.“

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WISSEN

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Thema hingegen von sich aus meist eher nichtansprechen.Es ist typisch für diese Patient/innen,dass sie oft nicht wahrhaben wollen,dass sie amRande ihrer Kräfte stehen.

GESUNDES ÖSTERREICH Was sind die Anzeichen dafür, dass es sich tatsächlichum Burn-out handelt?Der US-Psychoanalytiker Herbert Freudenbergerhat zwölf Stadien bis zu einem vollständigenBurn-out beschrieben. Die ersten sechs habennoch keinen Krankheitswert, Stadium siebenund acht können diesen bereits haben und abStadium neun handelt es sich mit Sicherheit umeine psychische Erkrankung. Kennzeichen, dassein Burn-out entsteht, sind eine Leistungsre-duktion aus subjektiver und objektiver Sicht, Er-schöpfung und schließlich zunehmende Ent-fremdung – sowohl von den Kollegen in derArbeit als auch von den Angehörigen. Men-

GESUNDES ÖSTERREICH Herr Primar Musalek,was ist Burn-out? EinModeleiden oder eine ernste Erkrankung?Michael Musalek: Beides. Es gibt heute vie-le Menschen, die sagen, sie seien davon betrof-fen, ohne dass sie das wirklich wären.Von achtbis vier Uhr an Burn-out zu leiden und nachDienstschluss um fünf nicht mehr,das geht nicht.Nur wer für die Arbeit gebrannt hat, kann auchwirklich ausgebrannt sein. Wer tatsächlich an dieser psychischen Erkrankung leidet, will das

schen in schwierigen Beziehungen und Allein-stehende sind eher von Burn-out betroffen,während eine gelingende Beziehung ein Schutz-faktor sein kann.

GESUNDES ÖSTERREICH Was sind die Unterschiede zu einer Depression?Es gibt verschiedene Erkrankungen, bei denenähnliche Symptome zu beobachten sind wiebei Burn-out und die oft auch gleichzeitig mitdiesem auftreten.Das sind neben Depressionenund Suchterkrankungen auch Angststörungen.Die stärksten Überschneidungen gibt es mit derArbeitssucht, die oft mit einem zunächst nochpositiven, besonders hohen beruflichen Enga-gement beginnt und schließlich in einen Zu-stand mündet, in dem die Arbeit nur mehrSelbstzweck ist. Die Betroffenen sind Getriebe-ne – so wie auch jeder andere Abhängigkeits-kranke. Die Arbeit ist ihr „Suchtmittel“, dessen

Michael Musalek, der Chef von Europas größter Suchtklinik, im Interview über die Kennzeichen von Burn-out als schwerer psychischer Erkrankung, undweshalb das Risiko dafür bei der Arbeit in Spitälern erhöht ist. Text: Dietmar Schobel

Wer nicht gebrannt hat,kann nicht ausbrennen

Das Anton-Proksch-Institut (API) ist ein Therapie-zentrum zur Behandlung von Abhängigkeiten im23. Wiener Gemeindebezirk Liesing. Es verfügt überrund 280 Betten, beschäftigt etwa 220 Mitarbei-ter/innen und ist damit die größte europäischeSuchtklinik. Ärztlicher Leiter des API ist MichaelMusalek, der auch den Verein „BURN AUT – Österreichische Gesellschaft für Arbeitsqualität undBurnout“ mitbegründet hat.Neben Alkohol- und Drogen- und Medikamenten-abhängigkeit werden im API auch so genannte„nicht stoffgebundene Abhängigkeiten“ behandelt,wie Spiel-, Computer- oder Kaufsucht. Weiters bie-tet das Anton-Proksch-Institut ein umfassendesFort- und Weiterbildungsprogamm an und betreibtGrundlagen- und Begleitforschung in Kooperationmit anderen Einrichtungen. Zusätzlich zum Thera-piezentrum für Alkohol- und Medikamentenabhän-gige in Kalksburg, der Drogenentzugsstation inKalksburg und der Langzeittherapiestation für Drogenabhängige in Mödling gibt es noch zweiAmbulatorien und eine Ambulanz in Wien und vierSuchtberatungen in Niederösterreich mit rund40.000 Kontakten jährlich.

DAS ANTON-PROKSCH-INSTITUT

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die man direkt für die Patientinnen und Patien-ten aufwenden kann, ist hingegen gesunken.Auch die Tatsache, dass der Beruf eines Arztesoder eines Krankenpflegers sehr attraktiv istund in hohem Maße Sinn stiftend sein kann,kanneine Gefährdung darstellen. Die durchschnittli-chen Arbeitszeiten liegen dann häufig bei 60Stunden und mehr, und gerade bei denjenigen,die sehr hohe Ansprüche an sich selbst stellen,besteht das Risiko,dass sie nur mehr für den Be-ruf leben und dabei auf die eigenen Bedürfnis-se vergessen. Burn-out ist übrigens auch eineKrankheit, die vor allem Menschen trifft, die ei-gentlich stark sind.

GESUNDES ÖSTERREICH Was kann und soll im Sinne der Prävention undGesundheitsförderung gegen Burn-outunternommen werden?Ganz wichtig ist die Qualität der Führung, inKrankenhäusern ebenso wie in anderen Betrie-ben. Dazu gehört Anerkennung auszusprechen,aber auch für eine gute Teamkultur der Mitar-beiter/innen zu sorgen.Außerdem sollten die ein-zelnen Beschäftigten befähigt werden, die Ge-fahr eines Burn-out bei sich oder bei anderen be-reits in den frühen Stadien zu erkennen, und essollte ihnen vermittelt werden, dass sie keineScheu davor haben sollten, sich bei Bedarf hel-fen zu lassen. Das Tabu zuzugeben, dass manvon einer psychischen Erkrankung betroffen ist,hat sich ja insgesamt erfreulicherweise in denvergangenen Jahren schon ein wenig gelockert.Für Burn-out gilt das ganz besonders. Für man-che ist es geradezu ein Ehrenzeichen am Arbeits-schlachtfeld davon betroffen zu sein.

GESUNDES ÖSTERREICH Als ärztlicherLeiter von Europas größter Suchtklinikstehen sie selbst unter hohem Arbeits-druck. Was sind Ihre persönlichen Strategien gegen Burn-out?Ich hatte sicher Phasen meines Arbeitslebens, indenen ich mich in den ersten Stadien des Burn-

sie ständig bedürfen,und das sie zugleich zu kei-nem Zeitpunkt mehr froh macht. Ein spezifi-sches Kennzeichen von Burn-out ist schließlichvor allem auch, dass zusätzlich zur Arbeitssuchtdie Fähigkeit zur Erholung völlig verloren geht.

GESUNDES ÖSTERREICH Haben Beschäftigte in Krankenhäusern undspeziell Mediziner/innen und Pflege-kräfte ein höheres Risiko für Burn-outals andere Berufsgruppen?Das wissen wir nicht, weil es für Österreich kei-ne wissenschaftlich fundierten Vergleichsdatengibt. Entsprechende Erhebungen wurden fürBeschäftigte aus dem Gesundheits- und Bil-dungswesen gemacht, für alle anderen Be-rufsgruppen jedoch nicht. Einzelne Umfragen,laut denen 30 oder mehr Prozent der Ärztin-nen und Ärzte burn-out gefährdet sind, sindmeines Erachtens nach jedenfalls mit Vorsichtzu genießen. Wenn dem wirklich so wäre,würde ja das Gesundheitswesen längst nichtmehr funktionieren.

GESUNDES ÖSTERREICH Der Burn-out-Experte und Buchautor Klaus Ratheiserhat Krankenhäuser als „krank machen-de“ Organisationen beschrieben. Demwürden Sie also nicht zustimmen?So würde ich das jedenfalls nicht formulieren.Aber es gibt verschiedene Merkmale der Arbeitin Krankenhäusern, welche die Entstehung ei-nes Burn-out fördern können. Sie sind nicht sel-ten ein Arbeitsumfeld, in dem es zu wenig Lobund Anerkennung gibt. Nicht die Leistung undder Arbeitseinsatz des Einzelnen zählen, sondernausschließlich der Erfolg einer Behandlung.Kon-kurrenzsituationen sind häufig stark ausgeprägtund ebenso der gesellschaftliche Druck, spe-ziell auf Ärztinnen und Ärzte, aber auch aufPflegekräfte.Man steht ständig am Pranger undmuss sich ständig absichern.Außerdem ist der bürokratische Aufwand in denvergangenen Jahren stetig gestiegen. Die Zeit,

out-Prozesses befand.Heute fühle ich mich we-niger gefährdet. Mir ist viel bewusster, dass nie-mals nur der Beruf im Mittelpunkt stehen soll-te, sondern stets auch andere schöne Dingedes Lebens – sei es Musik, Natur oder der Blickin die Augen eines geliebten Menschen. DiesesKonzept des Schönen und der Freude, stellen wirübrigens auch im „Orpheus-Programm“ in denMittelpunkt unserer Arbeit mit suchtkrankenMenschen. Sie sollen lernen, wieder die Schön-heiten des Lebens zu erfahren, in Beziehungenund Begegnungen.Die Sucht und das Suchtmit-tel sollen schließlich als Einflüsse wahrgenom-men werden, die das nur stören würden.

Der US-Psychoanalytiker Herbert Freudenberger hat1974 erstmals die Merkmale des Burn-out-Syn-droms definiert und verschiedene Stadien beschrie-ben, die bis zu einem – nur selten vorliegenden –vollständigen Burn-out führen können. Dieses istdurch eine bereits lebensgefährliche geistige, kör-perliche und emotionale Erschöpfung gekennzeich-net sowie durch ein angegriffenes Immunsystemund Selbstmordgefahr.

Stadium 1: der Zwang sich zu beweisenStadium 2: verstärkter EinsatzStadium 3: subtile Vernachlässigung der

eigenen BedürfnisseStadium 4: Verdrängung von Konflikten und

BedürfnissenStadium 5: Umdeutung von WertenStadium 6: Verstärkte Verleugnung der

aufgetretenen ProblemeStadium 7: RückzugStadium 8: beobachtbare VerhaltensänderungStadium 9: Depersonalisation/Verlust des

Gefühls für die eigene PersönlichkeitStadium 10: innere LeereStadium 11: DepressionStadium 12: völlige Burn-out-Erschöpfung.

DIE 12 STUFEN DES BURN-OUT

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Was ist zu tun?Was ist also zu tun, da gleichzeitig be-kannt ist, dass der Bedarf an Pflegekräf-ten künftig steigen wird? Die Arbeit „al-ternsgerecht“ zu gestalten ist eine mög-liche Antwort. „Im Wesentlichen geht esdarum, in jeder Phase des Arbeitslebensdie Anforderungen an die Möglichkei-ten des Beschäftigten anzupassen, so-dass die jeweilige Aufgabe auch in Zu-kunft noch bei guter Gesundheit erledigtwerden kann“, sagt Gruber, die unteranderem schon in Einrichtungen fürmobile Pflege und verschiedenen Kran-kenhäusern so genannte „Arbeitsbewäl-tigungs-Coachings“ durchgeführt hat.Alle Beschäftigten werden dabei zu per-sönlichen und vertraulichen Vorsorge-gesprächen eingeladen. Mit dem so ge-nannten „Arbeitsbewältigungsindex“

Die Belastungen in manchen Berufen im Sozial- und Gesundheitswesen und spe-

ziell auch in der stationären und am-bulanten Kranken- und Altenpflegekönnen sehr hoch sein. „Dazu gehö-ren Wechselschichten rund um dieUhr, Überstunden und häufige Ein-springdienste, Zeitdruck sowieschwierige Körperhaltungen und an-strengende Bewegungsabläufe“, fasst Brigitta Gruber, Expertin für Betrieb-liche Gesundheitsförderung und spe-ziell alternsgerechtes Arbeiten zu-sammen und ergänzt: „Wenn zudem der Zusammenhalt im inter-disziplinären Team nicht gut ist, wirddie Antwort auf die Frage ,Ausstei-gen oder Dabeibleiben?’ oft genugnegativ ausfallen.“

(ABI) werden die Belastungen und Ressourcen der Beschäftigten erhoben.Anschließend werden die Mitarbeiter/innen in einem partizipativen Prozessdabei angeleitet und unterstützt, selbsteinen Plan zu entwickeln, wie sie ihreArbeitsfähigkeit erhalten und fördernwollen.

Klares Bekenntnis zu älteren BeschäftigtenIn der Praxis geht es dabei oft auch umAspekte der Arbeitsorganisation, die aufEbene des Unternehmens zu klären sind.Das kann bedeuten, Dienstpläne gemein-sam so zu gestalten, dass die Arbeit unddas Familienleben besser vereinbar sind.Das kann auch bedeuten, Tätigkeits-wechsel zu erleichtern, damit nicht jederimmer dasselbe tun muss. Und das kannzudem beinhalten, dass mit steigendemAlter körperliche Belastungen verrin-gert, dafür aber vermehrt das Know-how und die Expertise der lang gedien-ten Beschäftigten genutzt werden.

Dabei sollten im Sinne der „Generatio-nenbalance“ auch die Bedürfnisse derjüngeren Mitarbeiter/innen berück-sichtigt werden. „In vielen Bereichenwird es einfach auch notwendig sein,mehr Personal zu beschäftigen undschließlich ist für alternsgerechtes Ar-beiten ein kompromissloses Bekenntnisder Einrichtung, der Führungskräfteund der Kolleg/innen notwendig“, be-tont Gruber: „Sie müssen klar zum Aus-druck bringen, dass jede Mitarbeiterinund jeder Mitarbeiter in jedem Alterfür die betreffende Institution wichtigist und dringend gebraucht wird.“

Die Arbeit alternsgerecht

gestaltenLänger, zufriedener und gesünder arbeiten – speziell

auch im Gesundheits- und Sozialwesen.

Brigitta Gruber:„Die Anforderungensollten in jeder Phase des Arbeits-lebens an die Möglichkeiten der Beschäftigtenangepasst werden.“

Zahlen aus Deutschland zeigen dass, nur 30 Prozent der Pflegehilfskräfte zehn Jahrenach dem Beenden ihrer Ausbildung immernoch in diesem Beruf sind. Das hat eine umfassende Erhebung zur „Verweildauer inPflegeberufen“ im Jahr 2009 im deutschenBundesland Rheinland-Pfalz ergeben. Zwarist die Verweildauer bei den diplomiertenPflegekräften in Deutschland deutlich besser,doch insgesamt ist auch belegt, dass 40 Prozent der Krankenschwestern und 35 Prozent der Altenpflegekräfte aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Pension gehen. Laut einem Bericht des deut-schen Gewerkschaftsbundes waren 2009nur 2,6 Prozent der Beschäftigten in Gesundheitsdienstberufen älter als 60 Jahre.

Für Österreich liegt eine an der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften,Medizinische Informatik und Technik (UMIT)in Tirol erarbeitete Studie vor, für die Datenvon rund 1.500 diplomierten Pflegepersonenausgewertet wurden. Im Detail waren das1.080 „Berufsverbleiber/innen“ mit einemDurchschnittsalter von 35,78 Jahren, 229„Wiedereinsteiger/innen“ mit einem Durch-schnittsalter von 45,07 Jahren und 206„Aussteiger/innen“ mit einem Durchschnitts-alter von 43,39 Jahren. Berufsverbleiber/in-nen gaben an, durchschnittlich 13,46 Jahreund Wiedereinsteiger/innen 16,59 Jahre in der Pflege tätig zu sein. Die Aussteiger/in-nen waren im Durchschnitt 8,95 Jahre in ih-rem erlernten Beruf tätig gewesen.

DATEN UND FAKTEN ZUR VERWEILDAUER IN PFLEGEBERUFEN

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SELBSTHILFE

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Insgesamt betrachtet sollen „selbsthilfefreund-liche Krankenhäuser“ also vor allem den Kon-takt zwischen Patient/innen und Selbsthilfe-gruppen fördern sowie Letztere bei ihren Akti-vitäten unterstützen und auf deren Erfahrungs-wissen zurückgreifen.„In der Praxis beschränktsich die Kooperation derzeit jedoch oft nochdarauf, dass Krankenhäuser Selbsthilfegruppensichtbar machen und sie im Sinne einer komple-mentären Ressource nutzen“, sagt Forster:„Denn Selbsthilfegruppen entlasten letztlichdie Gesundheitsberufe, indem sie Patient/innenemotional unterstützen und lebenspraktische Hilfe leisten.“

Mehr PartizipationDer Soziologe schlägt deshalb vor, dass Selbst-hilfegruppen künftig eine „partizipative Rolle“in Krankenhäusern spielen sollten,und unterschei-det sechs Stufen der Annäherung an diese:Stufe 1: Information von Patient/innen undAngehörigen über SelbsthilfegruppenStufe 2: Aktive Förderung der Kontaktauf-nahme von Patient/innen und Angehörigenmit SelbsthilfegruppenStufe 3: Unterstützung der Aktivitäten vonSelbsthilfegruppenStufe 4: Einbeziehung der Selbsthilfegrup-pen in das Monitoring der Patient/innenorien-tierung der EinrichtungenStufe 5: Beteiligung von einzelnen Selbsthil-fegruppen an der Entwicklung und Durchfüh-rung von spezifischen patient/innenbezoge-nen ProgrammenStufe 6: Beteiligung von Repräsentant/innenunterschiedlicher Selbsthilfegruppen an Prozessen der Planung und Strategie-entwicklung des Krankenhauses.

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es in Öster-reich zunehmend mehr Krankenhäuser,die mit Selbsthilfegruppen kooperieren.

Im Jahr 2012 arbeiteten laut einer wissenschaft-lichen Studie 56 Spitäler in sechs Bundeslän-dern in einer strukturierten Form mit Selbsthil-fegruppen zusammen oder waren dabei einederartige Kooperation aufzubauen. „WährendNiederösterreich und Wien eigene Wege verfolgen, orientieren sich Kärnten, Salzburg,Oberösterreich und Tirol dabei stark an jenen Kriterien, die aus dem Hamburger Modellprojekt,selbsthilfefreundliches Krankenhaus’ abgeleitetwurden“, sagt der Soziologe Rudolf Forster, derdie Studie geleitet hat.

Die genannten Hamburger Kriterien für „selbsthilfefreundlicheKrankenhäuser“ sind:

• Infrastruktur für Selbsthilfegruppenbereitzustellen

• aktiv über Möglichkeiten zur Selbsthilfe zu informieren

• Selbsthilfegruppen in derÖffentlichkeitsarbeit zu unterstützen

• eine/n Selbsthilfebeauftragte/n für das jeweilige Krankenhaus zu benennen

• regelmäßig Informationen undErfahrungen mit Selbsthilfegruppenauszutauschen

• Fort- und Weiterbildung zur und mit der Selbsthilfe anzubieten

• Selbsthilfegruppen in Projekteeinzubeziehen

• sowie eine formelle Vereinbarungeinzugehen.

Vor allem zwischen Stufe 3 und 4 findet eine deut-liche Erweiterung der Aufgaben statt, die mit ei-ner entsprechenden kontinuierlichen Entwick-lung der Kapazitäten einhergehen sollte und zu-sätzliche Ressourcen notwendig machen würde.„Eine derartige Entwicklung braucht Zeit undGeld. Die entsprechenden Strukturen müssenlangsam wachsen und vor allem ist die Bereit-schaft aller Beteiligten notwendig, diesen Weggemeinsam zu gehen“, sagt auch die Bundes-vorsitzende der ARGE Selbsthilfe Österreich Sabine Geistlinger. Die Rolle der bundesweitenSelbsthilfevereinigung sieht sie dabei auch da-rin, das Thema der „selbsthilfefreundlichen Kran-kenhäuser“, das auf Länderebene behandeltwerde, ideell mitzutragen und den Austauschauf Bundesebene zu koordinieren.

„Selbsthilfefreundliche Krankenhäuser“ unterstützen die Arbeit von Selbsthilfegruppen. In Zukunft könnten

sie deren Vertreter/innen auch in die Planung und Strategieentwicklung einbinden. Text: Hermine Mandl

Selbsthilfe und Krankenhäuser als

PartnerSabine

Geistlinger:„Es ist die

Bereitschaft aller Beteiligten

notwendig, diesenWeg gemeinsam

zu gehen.“

Rudolf Forster:„Selbsthilfegruppen

entlasten letztlichdie Gesundheits-

berufe.“

Sabine GeistlingerBundesvorsitzende ARGE Selbsthilfe ÖsterreichSimmeringer Hauptstraße 24, 1110 WienTel. 0662/888 918 [email protected]

Rudolf ForsterInstitut für Soziologie, Universität WienLudwig Boltzmann Institut HealthPromotion Research,WienTel. 01/212 14 [email protected]

INFO & KONTAKT

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ALLE ADRESSEN AUF EINEN BLICK

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SELBSTHILFE

ÖSTERREICHARGE Selbsthilfe ÖsterreichSimmeringer Hauptstraße 24,1110 Wienarge@selbsthilfe-oesterreich.atwww.selbsthilfe-oesterreich.atBundesvorsitzende:Sabine GeistlingerBundesgeschäftsführer: JohannesRampler, Tel: 0664/34 29 136

BURGENLANDSelbsthilfe Burgenland –Dachverband für Selbsthilfe-organisationen im Sozial-und Gesundheitsbereich,Behindertenverbände bzw.-organisationenDie Selbsthilfe Burgenland übersiedelt und ist vorüberge-hend erreichbar unter:Tel. 0660 / 48 61 [email protected]

KÄRNTENSelbsthilfe Kärnten – Dachver-band für Selbsthilfeorganisa-tionen im Sozial- und Gesund-heitsbereich, Behindertenver-bände bzw. -organisationenKempfstraße 23/3, PF 1089021 KlagenfurtTel: 0463/50 48 71Fax: 0463/50 48 [email protected]

NIEDERÖSTERREICHSelbsthilfe Niederösterreich– Dachverband der NÖ

SelbsthilfegruppenTor zum LandhausWiener Straße 54 / Stiege A / 2. Stock3109 St. Pölten, Postfach 26Tel: 02742/226 44Fax: 02742/226 [email protected]

OBERÖSTERREICHSelbsthilfe OÖ – Dachverband der SelbsthilfegruppenGarnisonstraße 1a/2. StockPF 61, 4021 LinzTel: 0732/797 666Fax: 0732/797 [email protected]

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen Magistrat der Stadt WelsQuergasse 1, 4600 WelsTel: 07242/235-7490Fax: 07242/[email protected]

SALZBURGSelbsthilfe Salzburg – Dachverband der SalzburgerSelbsthilfegruppenIm Hause der SGKK / Ebene 01 / Zimmer 128Engelbert-Weiß-Weg 105021 SalzburgTel: 0662/88 89-1800Fax: 0662/88 [email protected]

STEIERMARKSelbsthilfeplattform Steiermark –Dachverband der Selbsthilfein der SteiermarkGeschäftsstelle: Selbsthilfekon-taktstelle Steiermark/SBZLeechgasse 30,8010 GrazTel: 0316/68 13 25Fax: 0316/67 82 [email protected]

TIROLSelbsthilfe Tirol – Dachverband der TirolerSelbsthilfevereine und -gruppen im Gesundheits-und SozialbereichInnrain 43/Parterre6020 InnsbruckTel: 0512/57 71 98-0Fax: 0512/56 43 [email protected]

Selbsthilfe Tirol – Zweigverein Osttirol Selbsthilfevereine und -gruppen im Gesundheits-und Sozialbereich c/o Bezirkskrankenhaus Lienz – 4. Stock Süd Emanuel von Hibler-Straße 5,9900 LienzTel./Fax: 04852/606-290Mobil: 0664/38 56 [email protected]/osttirol

VORARLBERGService- und KontaktstelleSelbsthilfe VorarlbergHöchster Straße 30 6850 Dornbirn Tel./Fax: 05572/26 374 [email protected]

Lebensraum BregenzDrehscheibe im Sozial- undGesundheitsbereichClemens-Holzmeister-Gasse 26900 BregenzTel: 05574/527 00Fax: 05574/ 527 [email protected]

WIENSelbsthilfe-Unterstützungs-stelle SUS Wien c/o Wiener Gesundheits-förderung – WiGTreustraße 35-43Stg. 6, 1. Stock1200 WienTel: 01/4000-76 [email protected]

Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien„Martha Frühwirth“Obere Augartenstraße 26-281020 WienTel./Fax: 01/330 22 [email protected]

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SELBSTHILFE

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starb. Mit ihr erlebte sie Alzheimer vom Anfangs-bis zum Endstadium mit. „Mein Mann arbeite-te damals auswärts und vor allem auch der ad-ministrative Aufwand war zunächst extrem“erinnert sich die Kärntner Landwirtin, die auchVizebürgermeisterin der 2000-Seelen-Gemein-de Klein St. Paul ist. Im zweiten Jahr der Pfle-ge initiierte sie eine Selbsthilfegruppe.

Treffen für pflegende Angehörige„Der erste Schritt war, in unserer Gemeinde je-ne Personen zu erheben, welche Angehörigepflegen“, erzählt Dörflinger. Die rund 30 betrof-fenen Familien wurden zu einem Informations-abend eingeladen, bei dem Monika Maier vom„Dachverband der Selbsthilfe Kärnten“ Prinzipienund Möglichkeiten von Selbsthilfegruppen vor-stellte. Aus den Anwesenden formierte sich dieGruppe „Treffen für pflegende Angehörige“, diesich seither monatlich trifft. Informationen undErfahrungen werden ausgetauscht und viertel-jährlich zusätzlich Vorträge veranstaltet, bei de-nen beispielsweise fachkundige Personen über

L aut Statistik Austria bezogen 2010 mehrals 440.000 Österreicher/innen Landes-oder Bundespflegegeld, und dem Öster-

reichischen Bundesinstitut für Gesundheitswe-sen zufolge werden mehr als 80 Prozent derPflege von Angehörigen erledigt. Meist sind esdie Frauen, die diese Aufgabe übernehmen.Viele Pflegende nehmen mit dieser Tätigkeitauch körperliche Beschwerden im Nacken- undSchulterbereich sowie Rückenschmerzen inKauf. Hinzu kommen die psychischen Belas-tungen, die von vielen Pflegenden zunächstunterschätzt werden. Sie fühlen sich verpflich-tet, diese Arbeit alleine schaffen zu müssen.Angst, Scham oder auch die Scheu, fremdePersonen in das eigene private Umfeld zu las-sen, spielen eine Rolle. Letztlich führt die Kom-bination von Verantwortung, Überforderungund Aussichtslosigkeit dazu, dass sich mehr alszwei Drittel bei ihrer Betreuungs- und Pflege-arbeit überlastet fühlen.Auch Gabi Dörflinger pflegte sieben Jahre langihre Schwiegermutter, die im Februar 2010 ver-

den Umgang mit verschiedenen Krankheitenoder über Hilfsmittel informieren.

Das Leben abseits der Pflege erhaltenIn der Selbsthilfegruppe ist ein offener Aus-tausch zwischen den Teilnehmer/innen möglichund das gegenseitige Verständnis wird als ent-lastend und unterstützend erlebt. „Wichtig ist,auch das Leben abseits der Pflege zu erhalten.Sonst macht sich schnell Frust breit“, weiß Dörf-linger. Sie selbst hat sich auch externe Hilfe ge-holt und diese mit dem Pflegegeld finanziert:„Am Anfang war es einmal pro Woche eineStunde, später habe ich für einen halben Tag inder Woche Unterstützung gehabt.“Ganz wesentlich sei jedoch vor allem auch derZusammenhalt der Familie, erinnert sich diezweifache Mutter: „Bei uns haben wirklich allemitgeholfen.“ So trat ihr Ehemann nicht zuletztwegen der Pflege der Mutter die Pension zweiJahre früher an, da die Aufgabe für eine Personallein nicht mehr zumutbar war. Auch die Söh-ne wohnten bis zum Tod ihrer Großmutter be-wusst noch zu Hause, um unterstützen zu kön-nen. Dörflinger: „Es geht einfach nur gemeinsamund man muss sich aufeinander verlassen kön-nen. In der Familie und in der Gemeinschaft. Undnatürlich auch in der Selbsthilfe.“

Mehr als 80 Prozent der Pflege wird von Angehörigen erledigt. Viele sind dadurch belastet, manche überfordert.

In Selbsthilfegruppen unterstützen sich Pflegende gegenseitigund tauschen ihre Erfahrungen aus. Text: Hermine Mandl

Gabi Dörflinger, Gründerin einer Selbsthilfe-gruppe für pflegende Angehörige: „Man muss sichaufeinander verlassen können. In der Familie und in derGemeinschaft. Und natürlich auch in der Selbsthilfe.“

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Selbsthilfe für pflegende Angehörige

Treffen für pflegende AngehörigeAnsprechperson: Gabi Dörflinger Tel. 04264/27 [email protected]

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Seltene Erkrankungen“ sind häufig. Zwarbetrifft jedes einzelne dieser Leiden defi-nitionsgemäß höchstens fünf von zehntau-

send Menschen. Doch insgesamt sind bereitszwischen sechs- und siebentausend derartigeErkrankungen bekannt. „Pro Woche kommenfünf neue hinzu, die in der medizinischen Fach-literatur beschrieben werden“, heißt es aufwww.orpha.net, dem von der EuropäischenKommission und französischen Gesundheitsin-stitutionen betriebenen Informationsportal zudiesem Thema. Expert/innen gehen davon aus,dass in Europa bis zu acht Prozent der Gesamt-bevölkerung an einer seltenen Erkrankung leidenoder im Laufe ihres Lebens von einer solchen be-troffen sein werden. Die Nationale Koordinati-onsstelle für seltene Erkrankungen (NKSE) an derGesundheit Österreich GmbH schätzt, dass es inÖsterreich zumindest 400.000 Betroffene gibt.Viele dieser seltenen Leiden sind vererbt. LautNKSE sind etwa achtzig Prozent der Fälle gene-tisch bedingt. Häufig sind es schwere und nichtheilbare Erkrankungen. Das Leid der Patient/in-nen und ihrer Angehörigen ist für Außenstehen-de kaum vorstellbar. Beispiele sind der Verlust dersprachlichen Kommunikationsfähigkeit, späterauch der körperlichen Fähigkeiten und der frü-he Tod von Kindern mit schweren Verlaufsformenvon Mukopolysaccharidosen, das sind vererbteStoffwechselerkrankungen. Oder Epidermolysisbullosa, bei der die Haut schon bei geringstenmechanischen Belastungen Blasen bildet oderreißt. Wunden und Schmerzen sind ständige Begleiter der Betroffenen.

Mehr öffentliche AufmerksamkeitIn Österreich gibt es etwa 60 Selbsthilfegruppenund Patientenorganisationen für seltene Erkran-kungen. Sie ermöglichen Betroffenen den Erfah-rungsaustausch sowie gegenseitige Beratungund Unterstützung. „Viele dieser Gruppen haben noch nicht jene öffentliche Aufmerksam-keit erhalten, die notwendig wäre, um die Anliegen der Betroffenen umzusetzen“, meint

Rainer Riedl, Obmann von DEBRA Austria, derSelbsthilfeorganisation für Menschen mit Epider-molysis bullosa. Als Vater eines „Schmetterlings-kindes“ spricht er aus leidvoller Erfahrung.Der Ende 2011 gegründete Dachverband „ProRare Austria“, dessen Mitgründer und stellver-tretender Obmann Riedl ist, soll dazu beitragen,die Interessen der Menschen mit einer seltenenErkrankung in Österreich besser zu vertreten.„Wir müssen uns zusammenschließen, um gehört zu werden. Gemeinsam erreichen wirmehr“, meint Riedl, denn viele Betroffene hätten zwar unterschiedliche Leiden, jedochhäufig ähnliche Probleme. Dazu zähle, dass ofterst nach jahrelanger Wartezeit die richtige Diagnose gestellt werde, oder dass notwendi-ge Heilbehelfe von den Verantwortlichen beiden Krankenkassen nicht bewilligt würden.

Zu wenig Fachwissen„Da steckt oft gar keine böse Absicht dahinter,sondern meist nur die Tatsache, dass eben auchdie Mediziner nicht genügend Fachwissen zu be-stimmten seltenen Erkrankungen haben“, weißRiedl. Der Dachverband Pro Rare Austria, der ak-tuell 25 Vereine als Mitglieder hat, und auch in

der Expert/innengruppe für seltene Erkrankun-gen des Bundesministeriums für Gesundheitvertreten ist, will dies ändern und hat dabeiunter anderem folgende Ziele:

• die rechtliche Anerkennungdefinierter seltener Erkrankungen

• einen offiziellen Status für alle Patientinn-nen und Patienten, die an seltenen Erkran-kungen leiden, der unter anderem auch dieBefreiung von Gebühren, Behandlungs- undMedikamentenkosten enthalten soll

• sowie eine bessere medizinischeVersorgung durch regionale odernationale Expertisezentren für bestimmte seltene Erkrankungen.

„Außerdem würden wir uns wünschen, ab Mit-te 2013 über ein Büro und eine Halbtagskraftzu verfügen“, meint Riedl. Einmal pro Jahr wirddiesem wichtigen Gesundheitsthema übrigensauch durch den weltweit ausgerufenen „RareDisease Day“ zu Aufmerksamkeit verholfen.An-fang März 2013 wurde in Wien aus diesem An-lass ein „Marsch der seltenen Erkrankungen“durch die Innenstadt veranstaltet.

Es gibt zahlreiche „seltene Erkrankungen“.Der Dachverband „Pro Rare Austria“ will die

Interessen aller Betroffenen vertreten.

Gemeinsamerreichen wir mehr

Anfang März wurde in Wien der „Marsch der seltenen Erkrankungen“ veranstaltet.

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Pro Rare AustriaAm Heumarkt 27/31030 WienRainer Riedl, Stv. [email protected]

INFO & KONTAKT

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PRAXIS

SmokeFree an der Pflegeschule Feldkirch

RAUCHPRÄVENTION INVORARLBERG

Junge Erwachsene, die sich für ei-nen Pflegeberuf entscheiden, kön-nen in Gesundheitsfragen in beson-derer Weise ein Vorbild für ande-re sein. Das ist einer der Gründe,weshalb Irene Fitz, Psychologinder aks gesundheit GmbH in Vor-arlberg, und die Lehrerin Katja Hornung an der Pflegeschule Feld-kirch „SmokeFree“ umsetzen, ei-ne aks-Initiative zur Rauchpräven-tion an Schulen. In der Ausbil-dungsstätte in der westlichstenGemeinde Österreichs wurde vorKurzem schon zum zweiten Mal

ein SmokeFree-Event veranstaltet.Dabei werden ausgewählte Schü-lerinnen und Schüler in Workshopsals „Peers“ ausgebildet, die ihrWissen zur Rauchprävention dannan ihre Schulkolleg/innen weiter-geben sollen. „Unter Gleichaltrigenkann das Thema Nikotinabhängig-keit oft entspannter, aber umsoglaubwürdiger diskutiert werden“,erklärt Fitz.Zudem steht für die Schulen der„Rauchpräventionskoffer“ zur Ver-fügung, der von der aks gesundheitGmbH und der HTL Bregenz ent-wickelt wurde. Er enthält Informa-tionsmaterialen sowie verschiede-ne High-Tech-Geräte, mit denenanhand von praktischen Experi-

menten eindrucksvoll gezeigt wer-den kann, wie Zigarettenrauch demKörper schadet. Weitere Informa-tionen über das Projekt sind unterwww.aks.or.at zu finden. Inte-ressierte Haupt- und Mittelschulen,

Gymnasien und BerufsbildendeHöhere Schulen können bei deraks gesundheit GmbH auch einpersönliches Informationsgesprächvereinbaren oder sich direkt fürSmokeFree anmelden.

Die Schule fürGesundheits- undKrankenpflege inFeldkirch

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PRAXIS

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Ärzt/innen verordnen gesunde

BewegungPROJEKT IN WIEN

Immer mehr Wienerinnen und Wiener beteiligen sich am Projekt „Bewegt gesund“der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und der Initiative „Fit für Österreich“. 376Ärztinnen und Ärzte haben dabei bis EndeFebruar bereits 6.700 Patient/innen körperli-che Aktivität verordnet. Die Palette an „Bewegt gesund“-Kursen, die dafür in An-spruch genommen werden können, reicht von Badminton über Gymnastik und Yoga bis zu Karate und Taekwondo. All jenen, dieein „Bewegt gesund“-Angebot regelmäßigbesuchen und mindestens 18 Einheiten absolvieren, ersetzt die WGKK die Kurskostenin Höhe von bis zu 70 Euro. Voraussetzung ist, dass bei einer Vorsorgeuntersuchung fest-gestellt wurde, dass• der Body-Mass-Index (BMI) über 25 liegt und/oder • der Bauchumfang größer als 88 (bei Frauen) oder 102 Zentimeter (bei Männern) ist und/oder • der Blutdruck erhöht ist und/oder• Diabetes mellitus Typ II festgestellt wurde.Nähere Informationen gibt es über das Internet unter www.bewegtgesund.atoder unter der Telefonnummer 01/601 22 3800.

Gerlinde Rechberger,die Leiterin des Bezirkspensionisten-heimes in Birkfeld in der Steiermark, bei der Präsentation des Projektes

STYRIA VITALIS

Arbeit in der Altenpflege wird zumeist von Frauen geleistet und viele vonihnen haben einen Migrationshintergrund. Die Tätigkeit kann von den Beschäftigten emotional als sehr wertvoll und Sinn stiftend erlebt werden,gleichzeitig kann sie aber auch sehr belastend sein: körperlich durch häufiges Heben und Tragen und seelisch durch den täglichen Umgang mitKrankheit und Tod. Mit einem Konzept zur Betrieblichen Gesundheits-förderung in Pflegeheimen will Styria vitalis die besonders belasteten Beschäftigten in diesem Arbeitsumfeld erreichen, das zunehmend auchvon Leistungs- und Zeitdruck geprägt ist. Im Bezirkspensionistenheim inBirkfeld in der Steiermark wird dieser neue Ansatz erstmals erprobt.In einem von Mitarbeiter/innen der steirischen Einrichtung für Gesund-heitsförderung moderierten Prozess wurden zunächst gemeinsam mit denBeschäftigten des Pflegeheimes die betrieblichen und sozialen Quellen von Gesundheit erfasst und den Anforderungen und Belastungen im Arbeitsalltag gegenübergestellt. „Wir haben die Planung von Maßnahmenzur Gesundheitsförderung in unserem Haus nunmehr abgeschlossen undbefinden uns mitten in der Umsetzungsphase“, sagt Gerlinde Rechberger,die Leiterin des Pflegeheims für Pensionist/innen zum bisherigen Verlaufdes Projektes und ergänzt, dass die Rückmeldungen der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter zu der Gesundheitsinitiative durchwegs positiv seien, unddass es viele gebe, die sich aktiv daran beteiligten.

Gesundarbeiten

im Pflegeheim

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LANDESKLINIKEN IN NIEDERÖSTERREICH

Wie kann das Speisenangebot von Groß-küchen noch ausgewogener und attraktivergestaltet werden? Damit beschäftigt sichseit Frühjahr 2012 das Projekt „Gemeinsambesser essen“ der Initiative „Tut gut!“ inNiederösterreich, an dem auch alle Küchender Landeskliniken teilnehmen. Zu Beginnwird der Ist-Stand erhoben, wobei unter anderem analysiert wird, inwieweit die Menükomponenten auf den Speiseplänenfür Patient/innen und Beschäftigte bereits ernährungsphysiologischen Kriterien ent-sprechen. Ein Ziel des Projektes ist, dass ver-stärkt regionale, saisonale und biologischeProdukte eingekauft werden.Weitere Aspekte sind etwa, dass in den Speisesälenfür eine angenehme Atmosphäre gesorgt,oder dass die Arbeitsabläufe verbessert werden sollen. Die teilnehmenden Häuserund deren Küchen werden vom Team derArbeitsgemeinschaft moderne Ernährung

PRAXIS

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ein Jahr lang begleitet, beraten und geschult.Das Projekt wird noch bis Ende 2013 imRahmen der nationalen Vorsorgestrategie„Ernährung“ aus den Mitteln der Bundesge-sundheitsagentur finanziert. Insgesamt

nehmen 39 nieder-österreichische Einrich-tungen mit Großküchen daran teil, davon 24 Landeskliniken, einige Landespflege-heime, Schulen und Kindergärten sowie eine Justizanstalt.

Gemeinsam besser essen

KNOW-HOW FÜR DIE PRAXIS

Wie können Projekte zur Gesundheitsförde-rung am besten gestartet und durchgeführtwerden? Mit welchen Methoden gelingt es,dass sich möglichst viele Menschen daranaktiv beteiligen und mitentscheiden? Inwelcher Weise kann ein Pro-jekt Ziel orientiert geplantund umgesetzt werden? Aufdiese und andere Fragen ge-ben die kostengünstigen Wei-terbildungsseminare desFonds Gesundes Österreich(FGÖ) Antworten. Sie wen-den sich an Menschen, dieProjekte zur Gesundheitsför-derung umsetzen wollen,Entscheidungsträger/innen

sowie „Stakeholder“ – also diejenigen,in deren Interesse es ist, dass derartige Initiativen durchgeführt werden.Unter www.fgoe.org kann im Bereich„Fortbildung“ das Seminarprogramm für2013 des Bildungsnetzwerkes des FGÖ he-runtergeladen werden. Es enthält auf 123Seiten alle Kurstermine in allen Bundeslän-

dern sowie Beschreibungender Methoden, Inhalte undZiele der Seminare zu Themenwie „Kreative Methoden fürWorkshops“, „Gesundheits-förderung im Sportverein“oder „Burnout-Prävention imberuflichen Alltag für Multipli-kator/innen“. Schwerpunktesind dieses Jahr die Bereiche„Gesunde Nachbarschaften“und das kommunale sowie

das schulische Setting. Zielgruppe der Fort-und Weiterbildungsangebote des FGÖ spe-ziell zum Thema Betriebliche Gesundheits-förderung (BGF) sind Menschen, die in ih-rem Unternehmen entsprechende Aktivitä-ten umsetzen wollen. Das zwölfseitige Pro-gramm enthält Seminartermine zu Themenwie Moderieren von Gesundheitszirkeln,Gesundes Führen oder auch Leitung vonBGF-Projekten. Es steht ebenfalls unterwww.fgoe.org im Bereich „Fortbildung“zum Download zur Verfügung. An sechs Ter-minen ab Ende April finden auch heuer wie-der Bürgermeister/innen-Seminare des FGÖstatt. Sie sollen Ortsvorstände dabei unter-stützen, die Gesundheit ihrer Bürger/innenzu fördern – und dabei nicht auf ihre eige-nes Wohlbefinden zu vergessen. Nähere In-formationen dazu sind unter weiterbil-dungsdatenbank.fgoe.org zu finden.

Fort- und Weiterbildung mit dem FGÖ

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PRAXIS

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Gerichte aus aller Welt in

SalzburgAVOS-PROJEKT FÜR MIGRANT/INNEN

Bei einem Projekt im Salzburger Land können Spezialitäten ausverschiedenen Kulturkreisen verkostet werden.

GESUNDHEITS-LOTS/INNEN

Für Menschen mit Migrati-onshintergrund sind das Gesundheitssystem undspeziell auch die Gesund-heitsvorsorge in Österreichweniger gut zugänglich.Wesentliche Gründe dafürsind mangelnde Sprach-kenntnisse und fehlendesWissen. Die Volkshilfe hatdeshalb seit Oktober 2012in 50 Schulungseinheiten 24Interessierte aus 13 Ländernzu „Gesundheitslots/innen“ausgebildet.Anfang Februarhaben sie diesen Lehrgangabgeschlossen. Jetzt sollendie Gesundheitslots/innen

Menschen aus ihren Com-munities in ihrer Mutter-sprache vor allem auch zudiversen Fragen der Ge-sundheitsvorsorge informie-ren und sie auf die WienerGesundenuntersuchungs-stellen und entsprechendeAngebote der Hausärzt/in-nen aufmerksam machen.Um schließlich als „interkul-

turelle Gesundheitslotsin“oder „interkultureller Ge-sundheitslotse“ zertifiziertzu werden, müssen alle Teilnehmer/innen bis Jahres-ende zumindest zwei Infor-mationsveranstaltungen mitje 15 Teilnehmer/innen inder eigenen Community organisieren. Die VolkshilfeWien unterstützt sie dabei.

Bessere Orientierung im Gesundheitssystem

Die Absolvent/innen des Lehrgangs für Gesundheitslots/innen derVolkshilfe in Wien.

GESUNDER LEBENSSTIL

Ärzt/innen, Pflegekräfte undandere Gesundheitsprofissollen für Patient/innen zu-nehmend auch zuBerater/innen in Fragen derGesundheitsförderung wer-den – das wünschen sichzumindest Fachleute ausdem Bereich der Primärprä-vention. Doch leben diejeni-gen, die sich beruflich umdas Wohlbefinden andererbemühen, eigentlich selbstschon gesund? Das US-amerikanische Center forDisease Control and Preven-tion (CDC) ist dieser Fragenachgegangen und hat inden Jahren 2008 und 2010unter insgesamt 260.558US-Amerikaner/innen derenPräventionsverhalten undLebensstil erhoben. Darunter

waren auch 21.380 Be-schäftigte aus dem Gesund-heitswesen, die direkt Patient/innen versorgen.Laut einem Bericht in derdeutschen „Ärztezeitung“zeigt die Studie, dass dieGesundheitsprofis in denmeisten Bereichen nicht besser abschneiden. Bei derTeilnahme an Vorsorge-Koloskopien, Zahnarztbesu-chen, dem Anteil von Über-gewichtigen,Adipösen und

Raucher/innen so-wie bei der Häu-figkeit von Son-nenbränden imvergangenen Jahrgab es keinen be-deutsamen Unter-schied zur übrigenBevölkerung mitgleichem Alter,Geschlecht, Bil-dungsniveau und

Einkommen. Zur Mammo-grafie gingen Frauen über50 aus dem Gesundheitswe-sen sogar seltener als ande-re. In einigen wenigen Punk-ten waren die Gesundheits-expert/innen jedoch auchgesundheitsbewusster. Sohatten sie etwa häufiger inden vergangenen zwei Jah-ren eine Gesundenuntersu-chung durchführen lassenoder in den vergangenen 30Tagen Sport gemacht.

Ärzt/innen als Vorbilder?

Menschen mit Migrationshintergrund habenein höheres Risiko für verschiedene ernäh-rungsabhängige chronische Erkrankungen. DasProjekt „Gemeinsam aufgetischt“, das vomFonds Gesundes Österreich gefördert und vonAVOS, dem Arbeitskreis für VorsorgemedizinSalzburg, durchgeführt wird, will Migrant/innendeshalb Informationen zu gesunder Ernährungvermitteln und in Kochkursen auch praktischeTipps zu deren Umsetzung geben. Es wurde imAugust 2012 gestartet, und findet in den achtGemeinden Bürmoos, Oberndorf, Grödig, Saal-felden, Mittersill, St. Michael, Bischofshofenund Hallein sowie in den Salzburger StadtteilenLiefering und Elisabeth-Vorstadt statt. Bei sogenannten „interkulturellen Frühstücken“ tref-fen sich dabei zum Beispiel Menschen aus ver-schiedenen Kulturen und tischen füreinanderSpezialitäten aus ihrer Heimat auf. So gab esetwa im Februar für die Teilnehmer/innen des„interkulturellen Frühstücks“ in der GemeindeBürmoos Köstlichkeiten aus Russland und Moldawien.Alle Veranstaltungen in den Gemeinden und Stadtteilen werden von denProjektteilnehmer/innen gemeinsam geplantund organisiert.

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SEPTEMBER 2012

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NOVEMBER 2012

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imInterviewDer Erfinder des „Stadls“zum Trachten-Trend, zu

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SOMMER 2012

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Wenn alle an einemStrang ziehen … gelingt die Gesundheitsreform

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Wenn die Oma mit dem Enkerl … aktuelleSommermode zeigt

Spitzen-platz

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46 gesundesösterreich

hauses Hall mit dem PsychiatrischenKrankenhaus Hall entstanden ist. Hierwird vom März 2011 bis zum März2014 die Gesundheitsförderungsinitia-tive PULS durchgeführt. Ab 2014 solldieses Pilotprojekt dann auch auf dieanderen Häuser der Tilak übertragenwerden. Mayer fasst den Zwischen-stand für das Projekt in Hall zusam-men, das er gemeinsam mit MaritaKreutzer von der Abteilung „Mitarbei-ter/innen-Service & Soziales“ der Tilakund dem Kaufmännischen Direktordes LKH Hall Wolfgang Markl leitet:„Wir haben den Ausgangszustand ana-lysiert, acht Gesundheitszirkel durch-geführt sowie zahlreiche Maßnahmenzur Reduktion der Arbeitsbelastungenerarbeitet, von denen viele schon um-gesetzt wurden oder noch umgesetztwerden.“

Uns ist es ein Anliegen, die Ge-sundheit und somit auch die Ar-beitsfähigkeit unserer Mitarbei-

ter/innen zu erhalten und zu fördern “,beschreibt Gerit Mayer, der Leiter derAbteilung für Personalentwicklung beider Tiroler LandeskrankenanstaltenGmbH (Tilak), die wesentlichen Zieledes vom Fonds Gesundes Österreichgeförderten Projektes PULS. Die Tilakführt die vier LandeskrankenhäuserInnsbruck - Universitätskliniken, Hoch-zirl, Natters und Hall und ist für den Be-trieb der Landes-Pflegeklinik Tirol zu-ständig. Sie ist der größte ArbeitgeberWestösterreichs und beschäftigt insge-samt rund 7.500 Mitarbeiter/innen.1.150 davon sind im Landeskranken-haus (LKH) Hall mit 500 Betten tätig,das 2011 durch eine Fusion des Allge-meinen öffentlichen Bezirkskranken-

PRAXIS

Ein Pilotprojekt im Landeskrankenhaus in Hall in Tirol zeigt vor, wie die Spitäler der Tiroler Landeskrankenanstalten

GmbH (Tilak) durch systematische Betriebliche Gesundheitsförderung zu gesünderen Arbeitswelten

werden sollen. Text: Dietmar Schobel

Wie die Tilak für gesündere Arbeits-plätze sorgen will

Wie gut wird die Arbeit bewältigt?Im Detail wurde zunächst mit einemstandardisierten Messinstrument, dem„Arbeitsbewältigungsindex plus“ erho-ben, wie die Beschäftigten des LKH Hallihre Gesundheit und die Anforderun-gen, Belastungen und Ressourcen beider Arbeit beurteilen. „Dabei hat sichgezeigt, dass die Mitarbeiter/innen imDurchschnitt über eine gute Arbeitsbe-wältigungsfähigkeit verfügen“, sagtMayer. In den Gesundheitszirkeln, diedann in der Folge durchgeführt wur-den, ging es also vor allem darum, die-sen Status nachhaltig zu sichern undweitere Verbesserungen zu erzielen. Weildas Interesse, speziell auch bei den Me-diziner/innen des Spitals in der traditi-onsreichen Stadt am Inn so groß war,wurden statt der ursprünglich geplantensieben Gesundheitszirkel derer acht

Gerit Mayer, der Leiter der Abteilung fürPersonalentwicklung bei der TirolerLandeskrankenanstalten GmbH (Tilak):„Wir wollen die Arbeitsfähigkeit unsererMitarbeiter/innen erhalten und fördern.“

Am Landeskrankenhausin Hall in Tirol wird vonder Tilak ein Pilotprojektfür BetrieblicheGesundheitsförderungdurchgeführt.

INFO & KONTAKT

Projektleiter:Gerit MayerTel. 050504 /284 [email protected]

Zuständiger Gesundheitsreferent beim FGÖ:Klaus RopinTel. 01/895 04 00-14 [email protected]

Kooperationen mit: UNIQA VitalTruck,AUVA

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durchgeführt. „Als Bereiche, in denenVerbesserungen wünschenswert sind,wurden vor allem auch die Qualität derKommunikation durch die Führungs-kräfte sowie Fragen der Planung, Ar-beitsorganisation und der Pausenkulturgenannt“, sagt Mayer. Dementspre-chend zählte zu den Maßnahmen, die inder Folge umgesetzt wurden, unter an-derem ein Arbeitsfähigkeitstraining fürdie Führungskräfte. 70 Beschäftigte inleitenden Funktionen beteiligten sich.„Die Führungskräfte konnten dabei er-lernen, wie sie ihre eigene Arbeitsfä-higkeit erhalten können“, sagt Mayer.„Dabei haben sie gleichzeitig Know-how erworben, was für die Gesundheitder Mitarbeiter/innen getan werdenkann“. Besonders wichtig sei dabei, dassArbeitsaufgaben stets möglichst ein-deutig beschrieben würden, meint derPersonalentwickler: „Es sollte stets klar

sein, wer wofür zuständig und was biswann zu erledigen ist. Wenn das nichtso ist, sollte jeder Mitarbeiter gegen-über seinem Chef auch mehr Klarheiteinfordern können und dürfen.“

Mentor/innen für die Ärzt/innen in AusbildungIm Bereich der Pflege konnten auchsehr konkrete Maßnahmen umgesetztwerden. So wurden etwa Pflege- undDokumentationsleitlinien überarbeitetund die Zusammenarbeit zwischenAmbulanzen und Stationen verbessert.Für die Pausen wurden vier Räumeneu ausgebaut und Massagestühle auf-gestellt. „Außerdem wurde die Dach-terrasse des LKH Hall für eine bessereNutzung während der Pausen der Be-schäftigten adaptiert“, sagt Mayer. Zu-dem wurden für die Mitarbeiter/innenauch Laufgruppen organisiert und Kur-

se für Entspannungstechniken undNordic Walking werden durchgeführt. Veränderungen gab es auch für dieÄrztinnen und Ärzte in Ausbildung.Für jedes Fach gibt es nun einen Beauf-tragten oder auch „Mentor“ für dieTurnusärzt/innen, der für eine struk-turierte Ausbildung sorgt. Auch dieKommunikation im LKH Hall soll sys-tematisch optimiert werden. Dafürwurde ein Gesamtkonzept erarbeitet,das festlegt, welche Art der Informati-on über welche Kanäle kommuniziertwerden soll – vom persönlichen Ge-spräch mit Mitarbeiter/innen und Joursfixes bis zur Kommunikation via E-Mail und Newslettern. „Das Projekthat den Mitarbeiter/innen bereits vie-le wesentliche Verbesserungen ge-bracht“, sagt Mayer zusammenfassend:„Insgesamt betrachte ich das auch alsWettbewerbsvorteil für ein Unterneh-men. Denn dort wo systematische Betriebliche Gesundheitsförderungdurchgeführt wird, sind die Arbeits-plätze attraktiver.“

Für die Pausenräume im Landeskrankenhaus in Hall inTirol wurden Massagestühle angeschafft.

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Hausarbeiter/innen in Spitälern kommen in Sachen Betriebliche Gesundheitsförderung in der Regel

zu kurz. Zwei vom FGÖ geförderte Projekte setzendem effiziente Strategien entgegen. Text: Gabriele Vasak

Veränderungen und Sensibilisierungen „Bei der Evaluierung des Projektsdurch das Ludwig Boltzmann Insti-tut Health Promotion Research zeig-te sich, dass wir mit unseren Gesund-heitsförderungskursen sehr gut anden Grundproblematiken ansetzenkonnten“, berichtet Korn. Und: Auchinnerbetriebliche Veränderungen ha-ben stattgefunden. „So wurden et-wa Teambesprechungen für dieHausarbeiterinnen eingeführt, undes kam zu einer beachtlichen Sensi-bilisierung für alltägliche Missach-tungen, wie etwa das Duzen oderNicht-Grüßen dieser Frauen.“ DenErfolg kann auch Projektmitarbeite-rin Slavica Blagojevic bestätigen: „DieFrauen erlebten das Gefühl, endlichgehört und anerkannt zu werden.Viele von ihnen hatten zuvor nie dieFrage gehört, wie es ihnen eigentlichgeht.“ Freilich gab es auch Hürden,und sie waren nicht nur sprachlicherNatur. Korn: „Teilweise war es fürdie Frauen schwierig, an den Ge-sundheitsförderungskursen teilzu-nehmen, weil sie keine Zeit dafürfanden oder vom Arbeitsplatz nichtwegkonnten. Zudem war der Zeit-raum von sechs Monaten pro Haussehr kurz, um die Projektmaßnah-men nachhaltig zu implementieren.“Für Nachhaltigkeit soll deshalb auchdurch ein weiteres Projekt gesorgtwerden, für das der KAV als Projekt-träger steht und das ebenfalls vomFGÖ gefördert wird: „Vielfältig &gesund: Frauen im Wiener KAV“startete im Jänner 2013 und soll aufmehreren Ebenen ansetzen.

PRAXIS

Betriebliche Gesundheitsförde-rung für die Beschäftigten ist inmanchen Krankenhäusern heu-

te schon eine Selbstverständlichkeit.Doch was Hausarbeiter/innen betrifft,so herrscht diesbezüglich gelinde ge-sagt Mangel. Dabei ist gerade diesemultikulturelle Zielgruppe, die oftnur über geringe Bildung verfügt undsozial benachteiligt ist, von erhebli-chen gesundheitlichen und psycho-sozialen Belastungen betroffen undfindet vor allem aufgrund von Sprach-barrieren kaum Zugang zu Aktivitä-ten zur Gesundheitsförderung. Das

geschlechtssensible und vom FondsGesundes Österreich (FGÖ) geförder-te interkulturelle Projekt Gesund ar-beiten ohne Grenzen 3“ des WienerKrankenanstaltenverbundes (KAV),das in fünf KAV-Krankenhäusern lief,2009 startete und 2012 abgeschlossenwurde, hat dieser Lücke effizienteStrategien entgegengesetzt und wur-de dafür übrigens auch mit dem Ös-terreichischen Vorsorgepreis 2012 ausgezeichnet. Es richtete sich anweibliche Reinigungskräfte, weibli-ches Küchenpersonal und Abteilungs-helferinnen.

Wider mangelnde Wertschätzung und Stress Doch zunächst zum Beginn: „Das Pro-jekt hatte das Ziel, diese Frauen, die häu-fig nicht nur unter zahlreichen körper-lichen Beschwerden, sondern auch man-gelnder Wertschätzung und hohemStress leiden, dazu zu befähigen, dieseBelastungen an- und auszusprechen undgemeinsam mit dem Betrieb und unsLösungen dafür zu erarbeiten“, sagt dieleitende Projektmitarbeiterin Karin Korn,Klinische und Gesundheitspsychologinsowie Arbeitspsychologin vom Frauen-gesundheitszentrum FEM Süd in Wien.Gearbeitet wurde dabei mittels eines invier Sprachen vorliegenden Fragebo-gens, der Lebensstil und Arbeitsbedin-gungen erhob, sowie in maßgeschneider-ten muttersprachlichen Gesundheitszir-keln, weiters mit Steuerungsgruppenund eigens ausgebildeten Gesundheits-beauftragten aus der Zielgruppe, welchedie erarbeiteten Ideen auch dann weiter-tragen, wenn sich das Projektteam wie-der zurückgezogen hat.

Die Projektmitarbeiterinnen Slavica Blagojevic undKarin Korn (FEM Süd)

So arbeiten Frauengesünder

INFO & KONTAKT

„Gesund arbeiten ohne Grenzen 3“Projektleiterin: Huberta Haider Projektmitarbeiterin: Karin Korn Tel. 01/601 91-52 [email protected]

Kooperationen mit:KAV,Wiener Gesundheitsförderung, Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research

„Vielfältig & gesund: Frauen im Wiener KAV“Strategischer Projektleiter:OAR Reinhard Faber Tel. 01/404 09-705 [email protected]

Kooperationen mit:Frauengesundheitszentrum FEM Süd,Wiener Gesund-heitsförderung, queraum. kultur- und sozialforschung

Zuständiger Gesundheitsreferent beim FGÖ für beide Projekte:Klaus RopinTel. 01/895 04 00-14 [email protected]

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Männer achten oft zu wenig auf ihre Gesundheit. InBerufen mit geringer Entlohnung haben sie meistensauch wenig Gelegenheit dazu. Ein Projekt für Hausar-beiter in Wiener Spitälern soll das ändern. Text: Dietmar Schobel

PRAXIS

W arum haben Männer einekürzere Lebenserwartung?“– Diese Frage werde von ihm

oder seinem Team bei Veranstaltun-gen zur Männergesundheit fast im-mer gestellt, um ins Gespräch zu kom-men, sagt Romeo Bissuti, der Leiter desWiener MännergesundheitszentrumsMEN im Kaiser Franz Josef-Spital.Und fast so sicher wie das anschlie-ßende allgemeine Gelächter sei es,dass dann zumindest einer der anwe-senden Herren antworte: „Wegen derFrauen.“Ein guter Einstieg also, um Männernmit einem Augenzwinkern zu erklä-ren, dass ganz im Gegenteil Männerwie Frauen von Partnerschaften ge-sundheitlich profitieren, was für ihrWohlbefinden sonst noch wichtig istund ihnen dieses Thema überhaupteinmal schmackhaft zu machen.„Denn wenn Männer auf Gesund-heitsfragen angesprochen werden,denken sie sich häufig: Was geht michdas an?“, weiß Bissuti, der seit mehrals zehn Jahren im Bereich der Män-nergesundheit tätig ist.

Softbälle und harte FaktenDavon ausgehend wurde für das Pro-jekt „Gesund arbeiten mit Männern“zur Betrieblichen Gesundheitsförde-rung für die Hausarbeiter im WienerAllgemeinen Krankenhaus (AKH)und dem Sozialmedizinischen Zen-trum Ost (SMZ Ost) ab September2011 das Thema „Zufriedenheit beider Arbeit“ in den Mittelpunkt ge-

stellt. Kick-off-Veranstaltungen sorg-ten in beiden Häusern dafür, dass fastalle Hausarbeiter aus Arbeitsberei-chen wie OP-Hilfe, Krankentransport,Ver- und Entsorgung sowie Decken-Reinigung persönlich auf das Vorha-ben aufmerksam gemacht werdenkonnten. Außer dem Projektteam vonMEN – neben Bissuti sind das HansGünter Vetter, Paul Brugger, PredragPljevaljcic, Selim Akmese und HannesTauber – war auch ein Bewegungsex-perte dabei, der in den Pausen Übun-gen mit den Hausarbeitern durch-führte. Außerdem lagen drei Softbäl-le bereit und wurden ebenfalls „insGeschehen geschmissen“, um für Auf-lockerung zu sorgen.Für gute Stimmung war also gesorgt

und die Startveranstaltungen warenauch insofern erfolgreich, als bei deranschließenden Fragebogenerhebungzur Gesundheitssituation der Hausar-beiter unter den 330 AKH-Beschäf-tigten und den 120 Mitarbeitern desSMZ Ost ein Rücklauf von durch-schnittlich mehr als 50 Prozent erzieltwerden konnte. Zu den Ergebnissenzählte, dass der Anteil der Rauchermit 60 bis 70 Prozent in beiden Häu-sern sehr hoch ist, sowie dass dieHausarbeiter den Zusammenhalt inihren Teams als sehr gut und ihreMöglichkeiten zur Mitbestimmungals relativ schlecht einschätzen.

Ganz unten in der HierarchieZumindest in den Gesundheitszir-

Echte Männerbrauchen Lob

Die Startveranstaltung für das Projekt im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) in Wien.

Projektleiter RomeoBissuti: „Auf ein MalKritisieren sollten dreiMal Loben entfallen.“

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mals bestenfalls mit Nichtbeachtungbelohnt werden. Das setzt sich manch-mal auch bei den eigenen Vorarbeiternfort. „Manche denken vielleicht dassein ruppiger Ton die scheinbar ‚hart-gesottenen’ Männer am Besten an-spornt. Dank Expert/innen für gesundes Führen wie Anne Katrin Matyssek ist jedoch bekannt, dass Lobdie beste Motivation ist“, weiß Bissu-ti und ergänzt, dass laut der deut-schen Psychologin durchaus auchsachliche, aber nicht persönliche Kri-tik geübt werden dürfe. „Auf ein MalKritisieren sollten jedoch etwa dreiMal Loben entfallen – so weit es mög-lich ist, das in Zahlen auszudrücken“,sagt der Projektleiter.

Für 1x Kritisieren 3x LobenSeminare für „Gesundes Führen“ ste-hen deshalb bei dem Projekt in Wienim Zentrum. Die Vorarbeiter/innenund andere Personen in leitendenFunktionen sollen dabei als Grundla-ge vor allem erlernen, wie sie auf dieeigene Gesundheit achten können.Zudem soll die Kooperation zwischenden Hausarbeitern und anderen Be-rufsgruppen in den beiden großenSpitälern in der Bundeshauptstadtverbessert werden. Weitere Maßnah-men im Rahmen von „Gesund arbei-ten mit Männern“ sind Informations-Nachmittage zum Thema gesunde Er-nährung sowie „Erste-Hilfe-Kurse“mit einem Schwerpunkt auf Hygie-nethemen, für die bei den Hausarbei-tern besonderes Interesse besteht.Außerdem soll diese Gruppe von Be-schäftigten mit vergleichsweise gerin-

keln, die im Rahmen des Projekts inder Folge eingerichtet wurden, wardas dann anders. Im AKH wurdenvier derartige, von MEN-Mitarbeiternmoderierte Gesprächskreise zusam-mengestellt, an sechs Terminen trafensich jeweils rund zehn Männer, um ge-meinsam die Belastungen und Res-sourcen bei ihrer Beschäftigung zubesprechen, gemeinsam Möglichkei-ten zu erarbeiten, wie die Zufrieden-heit bei der Arbeit erhöht werdenkann, und gemeinsam zu entschei-den, was davon umgesetzt werdensollte. In ähnlicher Weise wurdenauch im SMZ Ost sechs Gesundheits-zirkel mit jeweils drei Teilnehmerndurchgeführt.„An Belastungen bei der täglichen Ar-beit kamen dabei vor allem praxisbe-zogene Themen zur Sprache“, sagtBissuti. Einige Beispiele seien etwa,dass die Hausarbeiter gesagt hätten,es fehle ihnen an Rückzugsräumen, ih-re Arbeitskleidung wärme im Winternicht ausreichend, sie erhielten Infor-mationen für ihre Arbeit oft zu spätoder gar nicht, oder dass die aus-schließlich für sie vorgesehenen Auf-züge ständig besetzt seien – auch des-halb, weil zu viele andere Beschäftig-te dafür einen Schlüssel hätten.„Den Männern hat es sehr gut getan,dass ihre Bedürfnisse in den Zirkelngehört und ernst genommen wurden“betont Bissuti. Im negativen Sinneweit oben sei auf der Liste der Belas-tungen auch gestanden, dass dieHausarbeiter in der steilen Kranken-haushierarchie ganz unten stehen –und von anderen Berufsgruppen oft-

ger Entlohnung und Bildung künftigauch mehr in bestehende Angebotefür Sport und Bewegung am AKHWien und dem SMZ Ost eingebundenwerden. Dazu sollen auch die Steue-rungsgruppen des Projektes beitragen,die in beiden Häusern mitVertreter/innen der Führungsebenebesetzt sind. Das Projekt wird im Juni2013 beendet und die Ergebnisse aus-gewertet werden. Bis dahin soll auchein Leitfaden erarbeitet werden, in dembeschrieben sein wird, was bei der Pro-jektarbeit mit Männern in Berufen mitgeringer Entlohnung generell zu beach-ten ist. Dass die Gesundheitszirkel einvoller Erfolg waren, kann jetzt schonfestgestellt werden: In einer ersten Eva-luation gaben 98 Prozent der Teilneh-mer an, dass sie mit diesen Gesprächs-kreisen sehr zufrieden oder ziemlichzufrieden waren und 94 Prozent sag-ten, dass sie dabei über sich und ihreGesundheit Neues erfahren hätten.

Gesundheitszirkel und Befragungen sind Teil des Projektes.

Projektleiter:Romeo BissutiMännergesundheitszentrum MENTel. 01/60 191-54 [email protected]

Zuständiger Gesundheitsreferent beim FGÖ:Klaus RopinTel. 01/895 04 00-14 [email protected]

Kooperationen mit: Wiener Krankenanstalten-verbund und Wiener Gesundheitsförderung

INFO & KONTAKT

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Dachverband Hospiz ÖsterreichProjektleiterin: Sigrid BeyerTel. 01/803 98 [email protected]

Zuständiger Gesundheitsreferentbeim FGÖ:Rainer ChristTel. 01/895 04 00/[email protected]

INFO & KONTAKT

PRAXIS

für die Beschäftigten eine höhere Ar-beitszufriedenheit – für die Führungs-kräfte ebenso wie für das Pflegeper-sonal, die Ärzt/innen, Seelsorger/in-nen und weiteren Berufsgruppen inAlten- und Pflegeheimen. Die Arbeits-abläufe und die Kommunikation soll-ten verbessert und die Teams gestärktwerden.

Fortbildung für alle BerufsgruppenDie Basis für die Initiative bildetenRichtlinien zur Umsetzung von Hos-pizkultur und Palliative Care in Alten-und Pflegeheimen, die von der Hos-pizbewegung Vorarlberg erarbeitetworden waren. Kern des Projektes istein Prozess zur Organisationsentwick-lung und darin eingebettet Fortbil-dung in palliativer Geriatrie. Das Cur-riculum dafür wurde von der Ärztinund Psychologin Marina Kojer unddem Erziehungswissenschafter UlfSchwänke entwickelt. Alle Mitarbei-ter/innen aller Berufsgruppen nah-men an der Fortbildung teil, von denManager/innen über das Küchenper-sonal bis zu den Reinigungskräften.

Modellheime in NiederösterreichAcht Modellheime in Niederöster-reich beteiligten sich am Projekt. Über 18 Monate hinweg fand ein begleiteter Prozess zur Organisations-entwicklung statt. „Denn es reichtnicht, lediglich die Mitarbeiter/innen

zu schulen, vielmehr muss die ganzeOrganisation in den Prozess einbezo-gen werden“, erklärt Beyer. DieserWeg war erfolgreich: „Die interdis-ziplinäre Zusammenarbeit hat sichverbessert und die Betreuenden ver-fügen jetzt über mehr Wissen undmehr Bewusstsein für die Bedürfnisseder Bewohner/innen. Das gibt ihnenauch mehr Sicherheit bei der Arbeit“,hält die Projektleiterin fest.Der zweite Durchgang mit neun Hei-men wird Mitte 2013 beendet sein.Darüber hinaus bietet der Dachver-band Hospiz Österreich bundeslän-derübergreifende Schulungen fürMultiplikator/innen nach dem Curri-culum palliative Geriatrie und öster-reichweite Vernetzungen an. „Bis aufKärnten, Tirol und Oberösterreichsind mittlerweile alle Bundesländerin einer Projektsteuerungsgruppe ver-sammelt, wobei der DachverbandHospiz als Ort gesehen wird, an demdas gesamte Wissen des Projektes zusammenfließt“, sagt Beyer und fasstdie wesentlichen Inhalte der Initiati-ve zusammen: „Hospizkultur undPalliative Care in Alten- und Pflege-heimen verbessern die Kommunika-tion, schaffen Bewusstsein, geben Sicherheit und Mut und stärken das Für- und Miteinander und dieWürde und Selbstbestimmung vonMenschen in der letzten Phase ihresLebens.“

Wer in ein Pensionistenhausoder Altersheim übersiedelt,weist häufig bis zu zehn ver-

schiedene Erkrankungen auf und istder Pflegestufe 4 zugeordnet“, sagtSigrid Beyer vom Dachverband HospizÖsterreich. 80 Prozent der Bewoh-ner/innen sind Frauen. Die Demenz-rate ist mit 70 Prozent sehr hoch. „Esbraucht in Alten- und Pflegeheimendringend palliativpflegerisches und-medizinisches Wissen und Erfah-rung“, betont Beyer.Zur Umsetzung dieses Gedankenswurde 2009 das vom Fonds GesundesÖsterreich geförderte Projekt „Hos-pizkultur und Palliative Care in derPflege“ aus der Taufe gehoben, des-sen Projektleiterin Beyer ist. Es solltefür die Bewohner/innen mehr Le-bensqualität bis zuletzt bringen und

Das Projekt „Hospizkultur und Palliative Care“ soll mehr Lebensqualität für die Bewohner/innen und mehr

Arbeitszufriedenheit für die Mitarbeiter/innen in Alten- und Pflegeheimen bringen. Text: Sabine Fisch

Palliative Care ist mehr als

SterbebegleitungProjektleiterin Sigrid Beyer: „Hospizkultur stärkt dasMiteinander und die Würde und Selbstbestimmung von Menschen in der letzten Phase ihres Lebens.“

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DER FGÖ IM ÜBERBLICK

KURATORIUM

Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, Vorsitzender des Kuratoriums Fredy Mayer, erster Stellvertretender

Vorsitzender des Kuratoriums, Bundesministeriumfür Gesundheit

SL Priv.-Doz.in Dr.in Pamela Rendi-Wagner,MSc, zweite Stellvertretende Vorsitzendedes Kuratoriums, Bundesministerium für

GesundheitLandesrat Dr. Christian Bernhard,

LandeshauptleutekonferenzDr.in Ulrike Braumüller, Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs

Vizebürgermeisterin Dr.in Christiana Dolezal, Österreichischer Städtebund

MR.in Dr.in Silvia JanikBundesministerium für Finanzen

Dr. Josef Kandlhofer, Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger

Abg. z. Wr. LandtagIngrid Korosec, Österreichischer Seniorenrat

Manfred Lackner,Österreichischer Seniorenrat

Vizepräsident Dr. Harald Mayer,Österreichische Ärztekammer Präsident Bürgermeister

Helmut Mödlhammer,Österreichischer Gemeindebund

SC Kurt Nekula, M.A.,Bundesministerium für Unterricht,

Kunst und Kultur Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely,

Konferenz der Gesundheitsreferentinnen und Gesundheitsreferenten der Länder

Präsident Mag. Max Wellan,Österreichische Apothekerkammer

WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Freidl,Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie

der Med. Universität Graz Martin Hefel,

Leitung Marketing & Kommunikation (Fachhochschule Vorarlberg GmbH),

Obmann des Vorarlberger FamilienverbandesUniv.-Prof. Dr. Horst Noack,

em. Vorstand des Institutes für Sozialmedizin an der Med. Universität Graz

Univ.-Prof.in Dr.in Anita Rieder,Curriculum Direktorin der med. Universität

Wien, stellv. Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der med. Universität Wien

Ass.-Prof.in, Dr.in Petra Rust,Institut für Ernährungswissenschaften

der Universität WienMag. Günter Schagerl,

ASKÖ – Leiter des Referats für Fitness und Gesundheitsförderung

a.o. Univ.-Prof.in Dr.in phil. Beate Wimmer-Puchinger,

Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wienund Professorin am Institut für Psychologie

der Universität Salzburg

GESCHÄFTSSTELLE

Mag.a Christa Peinhaupt, MBALeiterin des Geschäftsbereichs FGÖ

Mag.a Gudrun Braunegger-Kallinger Mag. Dr. Rainer Christ

Mag.a (FH) Sandra DürnitzhoferMag.a (FH) Marion Fichtinger

Ing.in Petra GajarMag.a (FH) Barbara Glasner

Bettina GranditsMag.a Rita Kichler

Helga KleeAnna Krappinger, MA

Susanne MessnigMag. Markus MiklKatharina Moore

Gabriele OrdoAbdüsselam Özkan

Mag.a (FH) Sandra RamhappMag.a Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH

Mag. Dr. Klaus RopinSandra Schneider

Mag.a (FH) Elisabeth StohlAlexander Wallner

Mag.a Dr.in Verena ZeuschnerNataliya Ivasyshyn

Als die bundesweite Kontakt-und Förderstelle für Gesund-heitsförderung und Präventionwurde der Fonds Gesundes Österreich 1998 aus der Taufegehoben. Und das auf der Basis eines eigenen Gesetzes –was auch international als vorbildlich gilt.

Wir unterstützen in der Gesundheitsförderung• praxisorientierte und betriebli-

che sowie kommunale Projekte• Fort- und Weiterbildung

und Vernetzung sowie internationale Projekte.

Dazu kommen andere wichtigeAufgaben: Durch Information,Aufklärung und Öffentlichkeits-

arbeit wollen wir das Bewusst-sein möglichst vieler Menschenfür Gesundheitsförderung und Prävention erhöhen. Außerdemunterstützen wir bestimmte Aktivitäten im Bereich derSelbsthilfe. Für all das steht unsein jährliches Budget von 7,25Millionen Euro aus öffentlichenMitteln zur Verfügung.

KONTAKTINFORMATIONEN

Fonds Gesundes Österreich,ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbHAspernbrückengasse 21020 WienT 01/895 04 [email protected]

GESUNDHEIT FÜR ALLE

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54 gesundesösterreich

Medien des FondsGesundes Österreich

Magazin Gesundes ÖsterreichBietet Ihnen unabhängige, qualitätsgesicherte und serviceorientierte Informationen rund um die Themen Gesundheit und Krankheit.

Alles zu den ThemenBewegung, Ernährung,Seelische Gesundheit,Älter werden, aktiv bleiben sowie GesundeKlein- und Mittelbetriebemit wertvollen Tipps undAdressen.

Das Magazin Gesundes Österreich und alle anderen Publikationen können Sie kostenlos beim Fonds GesundesÖsterreich bestellen, einem Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH.Jetzt bestellen! Einfach per Post an: Fonds Gesundes Österreich,Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien, direkt am Telefon unter: 01/895 04 00,flott per Fax an: 01/895 04 00-20, bequem per E-Mail an: [email protected] oder gleich online unter www.fgoe.org im Bereich „Presse, Publikationen“

ERNÄHRUNGS-HOTLINEKompetente und unabhängige Antworten

zu allen Fragen rund um das Thema Ernährung

0810-810 227Mo bis Fr 9.00-15.00 Uhr (max. 10 Cent/Minute)

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MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION

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49

13 M

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ost

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österreich

PraxisIn Spitälern und Pflege-heimen länger undgesünder arbeiten

Im InterviewRudolf Karazman, MichaelMusalek, Regina Roller-Wirnsberger, Alois Stöger

ThemaWie gesundheits-förderlich ist dasGesundheitswesen?

IM GESPRÄCH

Das Gesund-heitswesen sollte mehr leisten alsKranke zubehandeln.

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TERMINPLANER 2013

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APR, AUG, , OKT,MAI JUNGesundheit 2013Universität Zürich, SchweizInformation:www.gesundheitsfoerderung.ch

,25.-29.08.Best Investments for Health21st IUHPE World Conference on Health Promotion International Union for Health Promotion and Education (IUHPE) und Thai Health Promotion Foundation (ThaiHealth)Pattaya, Thailand.Information:www.iuhpeconference.net/en/index.php

ALLES WICHTIGE IM OKTOBER

,03.10.18. Informationstag zur Betrieblichen Gesundheitsförderung Salzburg Information: www.netzwerk-bgf.at

,15.-16.10.2. Wirtschaftskonferenz zum Generationen-ManagementPraktische Beispiele alter(n)sgerechter ArbeitsgestaltungBregenz, FestspielhausInformation:www.generationen-management.com

,18.-20.10.„Fit für Österreich“ – KongressSaalfeldenInformation: www.fitfueroesterreich.at

,21.-24.10.9th Annual Meeting and 4th Conference of HEPA EuropeHelsinki, FinnlandInformation:www.hepaeurope2013.fi

ALLES WICHTIGE IM JUNI

,05.06.Symposium Forum Ernährung Heute „Markt.Wert. Wahrnehmung – Was ist Essen wert?“ WienInformation:www.forum-ernaehrung.at

,05.06.Vortrag von Sabine Haas und Rosemarie Felder-Puig:Wie können wir Evidenz für die Praxis der Gesundheitsförderung beurteilen?18.00 Uhr s.t., Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research,Untere Donaustraße 47/3, OG, 1020 WienInformation: www.lbihpr.lbg.ac.at

,06.-07.06Tagung des FGÖ: „Nachhaltigkeit und Wissenstransfer“EisenstadtInformation: www.fgoe.org

,12.-13.06.EUFEP-Kongress „Adipositasprävention – eine (ge)wichtige Herausforderung“Kloster Und, KremsInformation: www.eufep.at

,19.-20.06.16. Wissenschaftliche Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health:Public Health: Forschung und AnwendungCity Hotel, St. PöltenInformation: www.oeph.at/wissen-schaftliche-tagungen

ALLES WICHTIGE IM AUGUST

,21.08.„Mehr Wert durch Vielfalt: gesunde Teams und Führung“Nationale Tagung für Betriebliche

ALLES WICHTIGE IM APRIL

,22.04.Jahrestagung DACHGesundheitsförderung, Lebenslagen und soziale Milieus neu verknüpft: Arbeiten mit Sinus-Milieus in der GesundheitsförderungFestspielhaus, BregenzInformation: www.dach-gf.net

,24.04.Tagung des FGÖGesundheitsförderung im Kindergarten – Herausforderungen und LernerfahrungenWien, Tagungszentrum Schloss SchönbrunnInformation: www.fgoe.org

,25.-26.04.VEÖ-Jahrestagung 2013Food News und Food TrendsFestsaal des Bundesministeriums für GesundheitInformation: www.veoe.org

ALLES WICHTIGE IM MAI

,16.05.Symposium Schulgemeinschaft im Glück –„Stark fürs Leben mit Gesundheits- und Lebenskompetenzen“ Cityhotel St.Pölten Information: T. 050899/62 05 [email protected]

,22.-24.05.21st International Conference on Health Promoting Hospitals and Health ServicesGötheburg, SchwedenInformation: www.hphconferences.org/go-thenburg2013

,23.05.Fachtagung „Frühe Hilfen“ Wien, Festsaal der Akademie der WissenschaftenInformation: www.fruehehilfen.at

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