Ersatz von Importhölzern durch heimische Holzarten für die Produktion von holzgefassten Stiften
Magazin Werte stiften Ausgabe 09/2013
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Transcript of Magazin Werte stiften Ausgabe 09/2013
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de09.2013 . 5. Jahrgang
5,80 Euro
Die ADAC-Stiftung „Gelber Engel“ setzt auf bessere Verkehrssicherheit
Mit Sicherheitetwas verändernMit Sicherheitetwas verändern
Über den WolkenDie Stiftung Maydayunterstützt in Notgeratene Luftfahrer
„Wir können vielvon ihnen lernen“Delfinschützer undSegler-Legende RolloGebhard im Interview
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Hitzewelle in den Monaten Juli und August mag zwar
viele Deutsche in eine Art Agonie versetzt haben, aber der
Kauflaune hat dieses Wetter keinen Abbruch getan. Auch
die Rezession in der Euro-Zone kann den deutschen Ver-
brauchern die Kauflaune nicht verderben. Die Stimmung
war so gut wie zuletzt vor Beginn der Finanzkrise im Jahr
2007. Vor allem die Bereitschaft zu größeren Anschaffun-
gen ist zuletzt gestiegen, wie eine Umfrage der Nürnberger
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt.
Das Forschungsinstitut meldete für August den siebten
Anstieg der Verbraucherstimmung in Folge. Das ermittelte
GfK-Konsumklima ist auf 7.0 Punkte gestiegen. Das ist der
höchste Wert seit September 2007.
Die Forscher, die rund 2.000 Verbraucher befragt
haben, begründen die gute Stimmung vor allem mit der
vergleichsweise geringen Arbeitslosigkeit. Zudem sorgten
auch die positive Lohnentwicklung und die moderate
Teuerung für die gute Laune. Die deutschen Konsumen-
ten befinden sich in einem Sommerhoch, meinten die GfK-
Experten. Neben der Gesamtstimmung konnten auch die
Unterindikatoren für die Konjunktur- und die Einkom-
menserwartung weiter zulegen. Besonders hoch ist dem-
nach die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen. Nach
wie vor halten die Verbraucher es mehrheitlich für ratsam,
größere Anschaffung zu tätigen. Bei historisch niedrigen
Zinsen ist es für die Konsumenten momentan auch nicht sehr
attraktiv, Geld zu sparen oder bei einem Finanzinstitut
Geld anzulegen. Besonders hoch im Kurs stehen derzeit
Investitionen in Immobilien. Bei den niedrigen Zinsen stecken
die Menschen ihr Geld demnach bevorzugt in den Kauf
von Wohnungen und Häusern, oder in Renovierungen und
Möbelkauf.
Und dennoch fragen sich viele Sparer und frühere
Kleinanleger, was sie mit ihrem Geld eigentlich anfangen
sollen. Den Banken das Geld anzuvertrauen ist nicht nur
wegen der niedrigen Zinsen unattraktiv, sondern viele Bür-
ger haben in die Seriosität vieler Banken kein Vertrauen
mehr. Ausnahmen sind hier die Sparkassen und die Volks-
und Raiffeisenbanken. Aber auch sie protzen nicht gerade
mit hohen Zinsen. Unternehmen und Gesellschaften legen
vermehrt ihr Geld oder zumindest einen Teil davon in Stif-
tungen an. Privatleute und Angehörige der mittleren Ver-
dienstgruppe sind aber eher die Ausnahme als Anleger.
Trotzdem kann die Anlage in eine Stiftung recht attraktiv
sein. So kann manche Familie mit einer Stiftung ihr ange-
spartes Vermögen, welcher Größe auch immer, für die Zu-
kunft sichern, wobei auch hier der Zinssatz zur Zeit wenig
anziehend ist, aber die Gewissheit, das Vermögen für die
Zukunft gesichert zu haben, kann schon etwas Beruhi-
gendes sein. Grundprinzip einer Stiftung ist, dass ein mehr
oder weniger großes Kapitalvermögen auf Dauer für einen
bestimmten Zweck zur Verfügung gestellt wird. Und wenn
es auch nur für die Lebensstandardsicherung der künfti-
gen Generation ist.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
Werte stiften � 5
Portraits8 „Über den Wolken“
Stiftung Mayday unterstützt in Not geratene Luftfahrer
12 Mit Sicherheit etwas verändern
Die ADAC-Stiftung „Gelber Engel“
Meldungen16 Hans-Henning-Holm-Preis vergeben
16 Kampf gegen Welpenmafia
16 StiftungsReport 2013/14 vorgestellt
17 Goldene Sportpyramide: Preisgeld verdoppelt
17 Mehr Professionalität im Non-Profit-Bereich
17 „Weltverbesserer“ gesucht
18 Tiere brauchen Freunde
18 Diebe mit Sinn für das Gemeinwohl
18 Veranstaltung „Erben und Vererben“
20 Sonderkongress Kommunale Stiftungen
20 3. Nürnberger Stiftertag
Aktuelles21 Stiften unter einem gemeinsamen Dach
Stadtsparkasse Augsburg gründete Stiftergemeinschaft
22 Bürgerstiftung Schwebheim
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt
25 Fairtrade – eine Reise um die Welt
26 „Wir können viel von ihnen lernen“
Delfinschützer und Segler-Legende Rollo Gebhard
30 Was (nicht nur) Christen über Rechtsextremismus
wissen müssen
Handreichung liefert aktuelle Informationen
32 Vorhang auf und Bühne frei
November feiert die Sparkasse Fürth die Stiftergala
33 Für Menschen mit Erfahrung:
seniorbook.de – eine neue Community
34 Konsequenzen aus Skandalen
Was hat sich in der Organspende geändert?
36 Gemeinsam in der Stiftergemeinschaft Gutes tun
Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen
38 Die Vision einer gerechten Welt
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner ([email protected])Stephan Bühring ([email protected])
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff ([email protected])
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess, SarahBößl,Andrea Löb, Holger Carstens, Johannes Eichhammer
Autoren:Gerhard Meyer, Steffi Machnik, Helge Neuschwander-Lutz
Anzeigen:Monika Rockrohr ([email protected])Petra Lutter ([email protected])Telefon 0 91 31.5 30 20-83
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Mal imJahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Ver-lagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011
Impressum
39 Mehr Ruhe für Tierheimhunde
Hundefreude dringend gesucht!
40 Stiften bedeutet Zukunft
Sparkasse Südwestpfalz
42 Gemeinsam Zukunft schenken
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Nürnberg
43 Stück für Stück die Welt retten
„Fairtrade-Schools“ in Deutschland
44 Weltenbummler gründet Stiftung
Joachim von Loeben führt soziales Engagement fort
45 Gemeinsam schneller helfen
Aktion Deutschland Hilft hilft Flutopfern
46 EuroNatur: Naturschutz ohne Grenzen
Nachhaltige Regionalentwicklung
47 Nicht nur ein Lauf-Highlight
„Laufend Gutes zu tun“ mit dem München Marathon
Berichte und Kampagnen48 Alleingelassen in der Trauer?
Lacrima – das Zentrum für trauernde Kinder
49 Projekte gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt
Sparkassenstiftung Lüneburg
50 Süddeutsche Kinderhospiz-Stiftung
51 Nah an den Menschen und ihren Nöten
52 Ein sinnstiftendes Geschenk
Projekte der Daniel-Dorn-Stiftung
54 „iThemba“ heißt Hoffnung
Berliner Missionswerk: Mit Freude teilen – weltweit!
Vermögen und Finanzen56 Depotcheck: Restlaufzeitrenditen
Die Zeit ist reif zur Realisierung von Kursgewinnen
Recht und Steuern58 Wer trägt die Kosten für Heimunterbringung im Alter?
Elternunterhalt bei Heimunterbringung
Wir danken unseremTitelmodel Amelie(4 Jahre) aus Kosbachfür Ihren Einsatz!Foto: Jochen Kohlert
Werte stiften � 7
Die „Stiftung für Helfer“ isteine Anlaufstelle für Welten-bummler, die auf ihren Rei-sen mehr als Sonne, Sandund gute Laune suchen. Seite 44
8 � Werte stiften
„Mayday“ – wer in der Luft in eine gefährliche Situation gerät,
setzt diese Notmeldung ab. „Mayday“, das ist das Codewort
für einen Notruf im Funksprechverkehr der internationalen
Luftfahrt: Wer immer diesen aussendet, kann auf rasche Hilfe
hoffen. In dieser Verpflichtung sieht sich auch die gleichna-
mige Stiftung, die in ihrem Namen ganz bewusst den Notruf
der Luftfahrt trägt: Die Stiftung Mayday unterstützt in Not ge-
ratene Luftfahrer sowie deren Angehörige. Das geschieht ma-
teriell und ideell und unabhängig von Unfallursache, Schuld-
frage oder einer versicherungsrechtlichen Klärung.
Anlass zur Stiftungsgründung, diese wurde am 7. Dezem-
ber 1994 in Frankfurt am Main von Piloten ins Leben geru-
fen, war der Flugunfall des damals 44-jährigen russischen Test-
piloten Alexander S. Wjatkin, der 1994, am Tag vor der Eröff-
nung der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung (ILA) in Ber-
lin-Schönefeld tödlich verunglückte. Wjatkin hinterließ in
Moskau eine vierköpfige Familie, die durch seinen Tod in eine
Notlage geriet. Flugkapitän Hans Rahmann, damals für seinen
Arbeitgeber Lufthansa auf der ILA vertreten, hört davon, dass
die russischen Piloten für ihren verunglückten Kollegen sam-
meln, teilweise zu dritt in einem Einzel-Hotelzimmer über-
nachten, um den so eingesparten Betrag der Familie als Un-
terstützung zukommen lassen zu können. „Das hat uns sehr
beeindruckt“, sagt Hans Rahmann, Vorstandsmitglied der Stif-
tung Mayday. „Wir Piloten, die Aussteller und Verbände aus
aller Welt, die auf der ILA vertreten waren, haben daraufhin
selbst spontan Geld für die Familie gesammelt.“
Unterstützung für Familienund Angehörige
Der große Erfolg dieser „Aktion Alexander“ ermutigte die
Piloten schließlich dazu, eine eigene Stiftung ins Leben zu
rufen, die es sich fortan zur Verpflichtung machte, sich um
jene Schicksale, wie es Wjatkin und seiner Familie widerfah-
ren war, zu kümmern. „Was es für die Angehörigen bedeutet,
wenn ein junger Pilot, der für seine Familie vielleicht gerade
ein Haus gebaut hat, einen tödlichen Flugunfall hat oder in
Folge dessen sein Leben lang im Wachkoma liegt, kann sich
jeder selbst ausmalen“, sagt Hans Rahmann.
„Friendraising“ statt „Fundraising“steht im Vordergrund
In durchschnittlich etwa 30 solcher Betreuungssituatio-
nen pro Jahr wird die Stiftung, die durch den TÜVNordAvia-
tion ISO-zertifiziert und Mitglied im Bundesverband Deut-
scher Stiftungen ist, um Unterstützung gebeten. Zwar sind Un-
„Über den Wolken“Die Stiftung Mayday unterstützt in Not geratene Luftfahrer
von Michael Kniess
links: Einsatz für in Not geratene Luftfahrer: Hans Rahmann und Bundesminister a. D. Dr. Otto Schily (vordere Reihe, von links) bei dessen offizieller Über-nahme der Schirmherrschaft auf der ILA 2002. Fotos: Stiftung Mayday
Portraits
10 � Werte stiften
Portraits
fälle in der Luftfahrt sehr selten, doch die Bandbreite derer,
die von der Stiftung Hilfe erfahren, ist groß: Zu den unter-
stützten aktiven und ehemaligen Fluglizenzinhabern und
deren Angehörigen, die in eine Notlage geraten sind, gehören
Militär- und Zivilpiloten, egal ob im Flugzeug oder Hub-
schrauber, genauso wie Segelflieger oder Paraglider. Auf etwa
600 Betreuungen im In- und Ausland blickt die Stiftung May-
day seit ihrer Gründung vor 19 Jahren zurück.
Dabei ist es nicht immer nur die monetäre Hilfe, die im
Vordergrund steht. „Natürlich ist in Notfällen zunächst eine
schnelle materielle Hilfe wichtig“, sagt Hans Rahmann. „Meist
ist dies aber nicht der Schwerpunkt unserer ehrenamtlichen
Arbeit. Entscheidend ist oft die persönliche und freundschaft-
liche Zuwendung und Beratung in einem schwierig geworde-
nen Alltag.“ Die Betreuung ist den jeweiligen individuellen Be-
dürfnissen der Betroffenen und Angehörigen angepasst. Sie
kann sich in einem längeren Gespräch erschöpfen, aber auch
über mehrere Monate, ja Jahre erstrecken. Im Vordergrund
der Stiftungsarbeit steht immer die Hilfe zur Selbsthilfe.
Dabei arbeitet die Stiftung Mayday, deren Schirmherr Bun-
desminister a.D. Dr. Otto Schily ist, mit Rechtsanwälten, Sozi-
alarbeitern und anderen Fachkräften zusammen, die dem Luft-
verkehr verbunden sind. Sie verfügt über beste Verbindungen
in Chefarztetagen, zu Bankvorständen und Chefpiloten. „Wir
betreiben deshalb kein Fundraising im klassischen Sinne, son-
dern vielmehr ein Friendraising“, sagt Hans Rahmann. „Für
uns ist es wichtiger, Freunde und Vertraute zu gewinnen, die
uns mit ihrer jeweiligen Expertise langfristig und engagiert
unterstützen, als den schnellen Euro zu erwirtschaften.“ Die
erbrachten ehrenamtlichen Hilfsleistungen seien in Geld
nicht aufzuwiegen. Jeder gespendete Euro werde auf diese
Weise seitens der Stiftung letztlich verhundertfacht.
Gezielte Hilfsmaßnahmenbei „Critical Incidents“
Darüber hinaus unterhält die Stiftung ein Betreuungsnetz,
das Flugbesatzungen nach kritischen und stark belastenden
Vor- oder Unfällen zur Seite steht. Denn unerwartete Zwi-
schenfälle beim Fliegen, so genannte Critical Incidents, kön-
nen unabhängig vom realen Gefahrenpotential individuell als
extrem belastend empfunden werden. Vier Prozent der Vor-
fälle führen nicht betreut zu chronischen Erkrankungen be-
ziehungsweise psychischen Störungen, zwanzig Prozent
haben in den ersten Wochen nach einem solchen Ereignis
starke negative Auswirkungen auf eigene Verhaltensweisen
und die private wie persönliche Umgebung. „Wir haben nach
unseren ersten vier Jahren Betreuungsarbeit festgestellt, dass
bei vielen Kollegen, die berufsunfähig wurden oder psychisch
schwer erkrankten, traumatische Ereignisse, wie Abstürze
oder schwere Zwischenfälle, die nicht richtig verarbeitet wer-
den konnten, zu dieser Situation geführt haben“, sagt Hans Rah-
mann. Um insbesondere diese Zahl zu reduzieren, führte die
Stiftung 1998 mit tatkräftiger Unterstützung der Vereinigung
Cockpit (VC) und des Flugbetriebs der Lufthansa das bis dato
in der deutschen Luftfahrt unbekannte Critical Incident Stress
Management (CISM) für Flugbesatzungen ein.
Die Hilfe erstreckt sich oftüber Monate oder gar Jahre
Damit sind gezielte Maßnahmen nach belastenden Ereig-
nissen umschrieben, die starke psychische und physische Re-
aktionen und die Zahl der Erkrankungen nach kritischen Er-
eignissen um 80 Prozent reduzieren.
Gemeinsam mit Psychologen, Piloten und anderen Kolle-
gen aus dem fliegerischen Umfeld hat die Stiftung Mayday ein
rund um die Uhr erreichbares Netz von Betreuern aufgebaut,
das diese Maßnahmen durchführen kann. Dabei arbeitet die
Stiftung nach den Richtlinien der International Critical Inci-
dent Stress Foundation (ICISF), deren Mitglied sie ist und nach
deren Grundsätzen ihre CISM-Teams organisiert und geschult
sind. Fünfmal pro Woche wird das CISM-Betreuungsangebot
abgerufen, bis zu 250-mal pro Jahr. �
� www.stiftung-mayday.de
Fußgänger, Fahrräder, Motorräder, Autos, Busse und LKW be-
stimmen das bunte Verkehrsbild auf Deutschlands Straßen. Das
Leben ist mobiler und der Verkehr dichter geworden. Allein
die Anzahl der PKW hat sich seit 1970 verdreifacht. Das be-
deutet für alle Verkehrsteilnehmer äußerste Konzentration
und Aufmerksamkeit. Schon die kleinste Unachtsamkeit kann
fatale Folgen haben. Die gute Nachricht ist: In den letzten 40
Jahren hat sich die Anzahl der Verkehrstoten um ein Sechstel
verringert. Der Fortschritt der Technik beschert den Autofah-
rern sicherere Fahrzeuge, ausgerüstet mit elektronischen Assi-
stenzsystemen, Gurten, Airbags, etc. Das Tragen von Helmen
trägt zur Sicherheit von Fahrradfahrern bei. Die schlechte
Nachricht ist: Im Jahr 2012 sind in Deutschland 299.600 Men-
schen im Straßenverkehr verunglückt. Für 3.601 Personen en-
dete der Unfall tödlich. Gerade Kinder und ältere Menschen
tragen ein erhöhtes Risiko getötet oder schwer verletzt zu wer-
den. Durchschnittlich kommt alle fünf Tage ein Kind im Ver-
kehr ums Leben. Einige Gründe für diese traurige Statistik sind,
dass Kinder sich im Straßenverkehr leicht ablenken lassen und
oft unaufmerksam sind. Ihre Reaktionsfähigkeit ist verlang-
samt. Sie können Verkehrssituationen wie beispielsweise Ge-
schwindigkeit und Entfernungen von fahrenden Autos noch
nicht richtig einschätzen. Ähnlich verhält es sich mit Senioren.
Im Alter lässt das Seh- und Hörvermögen, aber auch die Auf-
merksamkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Beweglichkeit
nach. Das führt dazu, dass sowohl Senioren als auch Kinder
manchmal nicht adäquat reagieren können. Die ADAC-Stiftung
„Gelber Engel“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die Sicherheit
im Straßenverkehr zu verbessern. Ihr Motto lautet: „Sozial han-
deln. Mobil leben.“ Um dieses Motto in die Tat umzusetzen,
fördert die Stiftung Projekte zur Unfallprävention und Unfall-
forschung. Ihr Fokus ist dabei besonders auf Kinder und Se-
nioren gerichtet. Sozial schwache Menschen, die aufgrund
eines Unfalls vorübergehend oder dauerhaft auf Hilfe anderer
angewiesen sind, erhalten Unterstützung von der Stiftung.
Not lindern, Mobilität fördern
Ein Unfall kommt oft unerwartet und ist ein einschnei-
dendes Ereignis, meist für eine ganze Familie. Häufig ist da-
nach nichts mehr wie vorher. Je nach Schweregrad der Ver-
letzungen ist der Verunglückte dauerhaft auf Hilfe und Hilfs-
mittel angewiesen. Leider bekommt nicht jeder immer die Un-
terstützung, die er braucht. Die ADAC-Stiftung unterstützt
diese hilfsbedürftigen Menschen nach einem Unfall. Die Hilfe
ist unabhängig davon, ob der Auslöser für die Misere ein Ver-
kehrs-, Freizeit- oder Arbeitsunfall war. Der Beistand wird in
Portraits
Mit Sicherheit etwas verändernDie ADAC-Stiftung „Gelber Engel“ macht mobil,
handelt sozial und setzt auf bessere Verkehrssicherheit
von Andrea Löb
Form von Zuschüssen zu therapeutischen Maßnahmen und
Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern sollen, gewährt. Bei Be-
darf erhalten die Verunglückten eine individuelle Beratung
und Betreuung. Alle Maßnahmen haben zum Ziel, dass der Ver-
unglückte auch bei einer dauerhaften Behinderung in seinem
Rahmen die größtmögliche Mobilität erreichen kann. Die Ar-
beit der Stiftung erfolgt in Kooperation mit Kliniken, Verbän-
den, anderen Stiftungen und Rehazentren. Wie unterschied-
lich die geleistete Hilfe sein kann, zeigen die geförderten An-
träge. Beispielsweise war für den positiven Krankheitsverlauf
eines verunglückten Mannes die Anwesenheit einer Bezugs-
person in der Klinik erforderlich. Für dessen Familie stellte
dieser finanzielle Mehraufwand eine weitere Hürde dar. Von
der Stiftung erhielt sie Tankgutscheine, um den Patienten re-
gelmäßig im Krankenhaus besuchen zu können. Nach einem
Motorradunfall wurde ein 49-jähriger Mann so schwer ver-
letzt, dass er dauerhaft auf Hilfe angewiesen ist. Für sein all-
tägliches Leben waren Umbaumaßnahmen im Haus notwen-
dig. Die Familie bekam entsprechende Unterstützung von der
Stiftung.
Spendebereitschaft erhöhen
Bundesweit warten rund 12.000 schwer erkrankte Men-
schen auf ein lebensnotwendiges Spenderorgan. Jeden Tag
sterben drei von ihnen, weil zu wenige Organe vorhanden
sind. Dabei kann bereits ein einziger Mensch bis zu acht Per-
sonen mit seinen Organen das Leben retten. Im Todesfall ist
die Einwilligung zur Organspende durch einen Organspen-
deausweis nötig. Liegt dieser nicht vor, können die nächsten
Angehörigen im Sinne des Verstorbenen darüber entscheiden.
Diese Entscheidung ist für die Betroffenen nicht immer ein-
fach. Ein Organspendeausweis erleichtert das Procedere im-
mens und spart oft lebensnotwendige Zeit. Den
„Gelben Engeln“ ist es deshalb ein Anliegen, die breite Öffent-
lichkeit über das Thema Organspende umfassend zu informie-
ren und die Bereitschaft zur Organspende zu verbessern.
Forschung rettet undverbessert Leben
Die Statistik zeigt, dass gerade Unfallverletzungen bei jün-
geren Menschen die häufigste Todesursache sind. Anlass
genug, um sich für mehr Sicherheit im Straßenverkehr einzu-
setzen und darüber die Anzahl der Unfälle zu minimieren. Der
Stiftung liegt besonders der Schutz von jüngeren und älteren
Verkehrsteilnehmern am Herzen. Schwerpunktmäßig werden
wissenschaftliche Forschungsaufträge aus den Bereichen Ver-
kehrstechnik und Verkehrsmedizin, die das Thema Unfallprä-
vention und Unfallhilfe im Vezier haben, unterstützt. Bei der
Auswahl der Förderprojekte stehen der Stiftung „Gelber
Engel“ Experten aus den oben genannten Bereichen beratend
zur Seite. Ein Beispiel für ein erfolgreich abgeschlossenes For-
schungsprojekt zur Unfallprävention ist die Installation von
Trixi-Spiegeln neben oder über Ampelanlagen in Kreuzungs-
bereichen. Der gewölbte Spiegel ermöglicht LKW-Fahrern
einen besseren Blick auf die Fahrradfahrer unterhalb des
LKWs. Sie sollen das Unfallrisiko zwischen Fahrrädern und
LKW, häufig verursacht durch den „Toten Winkel“ beim Ab-
biegen, verringern. Das Pilotprojekt wurde in Freiburg zu-
nächst an 20 Kreuzungen durchgeführt. Die Anzahl und der
Schweregrad der Unfälle konnten deutlich reduziert werden.
Grund genug für Freiburg, den Stadtbereich mit 160 Trixi-Spie-
geln auszustatten. Weitere finanzielle Unterstützung erhielt
2007 die österreichische Initiative „Wings for life“. Sie fördert
die Forschung zur Heilung von Rückenmarksschädigungen.
In Deutschland erleiden jährlich etwa 1.800
Werte stiften � 13
Portraits
Portraits
Wohnmobilverleih-Erlangen.de . Dompfaffstraße 122 . 91056 Erlangen . Tel. 0170.21 42 500 . [email protected]
Menschen eine Querschnittslähmung. In 50 Prozent aller Fälle
ist ein Verkehrsunfall die Ursache für die Lähmung. Aufgrund
ihrer Krankheit sind die Betroffenen in ihrem Berufs- und Pri-
vatleben stark eingeschränkt.
Aus Erfahrung klug
Da Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr leicht über-
sehen werden, kümmert sich die Stiftung besonders um diese
Gruppe mit Projekten zur Unfallprävention. Sicherheitswe-
sten für Schulanfänger sollen zu mehr Sicherheit der jungen
Verkehrsteilnehmer beitragen. Sie sollen die Kinder für an-
dere Verkehrsteilnehmer nicht nur bei Dunkelheit, sondern
auch bei Helligkeit früher erkennbar machen. Das Verkehrs-
erziehungsprogramm „Aufgepasst ADACUS“ vermittelt Vor-
schulkindern und Kindern der 1.Klasse spielerisch die Ver-
haltensregeln von Fußgängern.ADAC-Moderatoren bedienen
sich dabei einer Handpuppe namens ADACUS. Diese führt die
Kleinen durch das 45-minütige Verkehrserziehungsprogramm.
In praktischen Übungen wird das richtige Verhalten als Fuß-
gänger zum Beispiel an Ampeln oder Zebrastreifen eingeübt
und Regeln erklärt. Dabei schlüpfen die Kinder auch in an-
dere Rollen beispielsweise in die eines Autofahrers. Besonde-
res Augenmerk wird auf die Interaktion zwischen Autofahrern
und Fußgängern gelegt. Für Jugendliche zwischen 14 und 17
Jahren wurde die Roadshow „ADAC Verkehrswelt-bereit für
Verantwortung“ ins Leben gerufen. In fünf Aktionszelten wird
das Thema Verkehrssicherheit multimedial und interaktiv be-
handelt. In den Zelten setzen sich die Jugendlichen mit all-
täglichen Verkehrssituationen auseinander. Dabei werden al-
tersentsprechende Themenkomplexe wie Kommunikation,
Kompetenz, Verantwortung, Selbstwert, Motorik und Wahr-
nehmung berücksichtigt. Die Heranwachsenden erfahren
zum Beispiel mittels verschiedener Hilfsmittel am eigenen
Körper wie Senioren, Kinder oder LKW-Fahrer andere Ver-
kehrsteilnehmer wahrnehmen, wie sich der Bremsweg für
einen Motorroller auf regennasser Fahrbahn verändert oder
wie das Tragen einer Rauschbrille, welche einen Alkoholspie-
gel von 0,8 Promille simuliert, die Sicht vernebelt. Hautnahe
Erlebnisse, die Spaß machen, schockieren können und sich
einprägen. Diese Erfahrungen sollen die Jugendlichen sensi-
bler für Gefahren im Straßenverkehr machen und darüber
hinaus verantwortungsvolles Handeln schulen.
Damit die Verkehrswelt noch sicherer werden kann, be-
nötigt die Stiftung Spenden: ADAC-Stiftung „Gelber Engel“,
Bayerische Landesbank München, Spendenkonto 41 28 857,
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Portraits
16 � Werte stiften
Meldungen
Die Niedersächsische Sparkas-
senstiftung hat die Autorin
Heinke Hannig aus Drelsdorf
für das Hörspiel „Schattenkind“
mit dem Hans-Henning-Holm-
Preis 2013 ausgezeichnet.
Der Preis ist mit 1.500
Euro dotiert und zeichnet be-
sondere Leistungen auf dem
Gebiet des niederdeutschen
Hörspiels aus. Am 15. Septem-
ber 2013 wird der Preis im
Rahmen der 66. Bevensen-Ta-
gung an Heike Hannig übergeben. In ihrem Hörspiel „Schat-
tenkind“ erzählt Heinke Hannig eine Hiob-Geschichte: Die
erste Tochter, Mechthild, ist an Leukämie gestorben, das
zweite Kind gleichen Namens stürzt an seinem achten Ge-
burtstag aus dem Fenster und kommt mit schweren Verlet-
zungen ins Krankenhaus. Diese zweite Tochter steht im
Schatten ihrer verstorbenen Schwester. Das Bild der trau-
matisierten Eltern und der im Schatten ihrer verstorbenen
Schwester stehenden „zweiten“ Mechthild entwickelt sich
aus geschickt strukturierten und sprachlich präzisen Fa-
cetten: Mutter, Vater, Lehrerin, Bibliothekarin, ihr Freund
Felix und der Arzt liefern mit kurzen, pointierten Aussagen
ein Mosaik, das am Ende die Persönlichkeit des „Schatten-
kindes“ erkennen lässt. Die Autorin verzichtet dabei auf jeg-
liche Redundanz: In der Verknappung und der sprachlichen
Präzision entfaltet sie auf engstem Raum anschauliche Bil-
der mit poetischen Dimensionen.
Heinke Hannig wurde 1957 in Högel/Nordfriesland ge-
boren. 1976 begann sie ihr Studium in Kiel und schloss es
1980 mit dem Examen ab. 2005 erhielt sie bereits den Freu-
denthal-Preis, 2011 ein weiteres Mal gemeinsam mit der Au-
torin Jutta Engbers. 2004 gewann Hannig den 1. Preis beim
Wettbewerb „Vertell doch mal“ des NDR.
Die Niedersächsische Sparkassenstiftung übernahm 2005
den Hörspielpreis und rundet damit ihr Engagement im Be-
reich der Niederdeutschen Sprache ab, das sie außerdem mit
dem Plattdeutschen Lesewettbewerb und der Vergabe wei-
terer Preise wie dem Lüttjepütt-Preis dokumentiert. �
� www.nsks.de
Hans-Henning-Holm-Preisvergeben
Niederdeutsches Hörspiel „Schattenkind“von Heinke Hannig von Niedersächsischer
Sparkassenstiftung ausgezeichnet
Hans-Henning-Holm-Preisträ-gerin 2013 Heinke Hannig.
Kampf gegen Welpenmafia
VIER PFOTEN stellt neue Online-Plattform vor
Die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ruft eine Online-Platt-
form ins Leben, um mehr Bewusstsein für den illegalen Wel-
penhandel zu schaffen und weitere Aufklärung zu betreiben.
Denn der Handel mit Rassewelpen boomt: Zu Tausenden
werden sie preiswert und unter falschen Angaben im Inter-
net, in Zoohandlungen und auf öffentlichen Plätzen angebo-
ten. In Osteuropa unter schlimmsten Bedingungen produ-
ziert, leiden die Hundebabys unvorstellbare Qualen. Nicht sel-
ten werden sie bereits mit drei oder vier Wochen von ihren
geschundenen Müttern getrennt und mit gefälschten Impf-
pässen quer durch
Europa transportiert.
Wenn sie ihre Bestim-
mungsorte erreichen,
sind die Welpen oft
schon todkrank. Dieser
Verlust wird von den
skrupellosen Händlern
von vornherein einkalku-
liert. Ihre neuen, ah-
nungslosen Besitzer hin-
gegen werden mit hohen
Tierarztkosten oder dem
frühen Tod der Welpen
konfrontiert. Die Besucher der Website erwartet zudem eine
Checkliste, worauf bei einem Welpenkauf zu achten ist. �
� www.stopptwelpendealer.org
StiftungsReport 2013/14 vom Bundesver-band Deutscher Stiftungen vorgestellt
Bereits am 11. Juni hat der Bundesverband Deutscher Stif-
tungen den StiftungsReport 2013/14 zum Thema ökono-
mische Nachhaltigkeit vorgestellt. Der letzte Teil der Tri-
logie "Auftrag Nachhaltigkeit" mit dem Titel "Wie Stiftun-
gen Wirtschaft und Gemeinwohl verbinden" geht der
Frage nach, inwiefern sich die Ökonomisierung der Ge-
sellschaft auch im Stiftungswesen niederschlägt. Er rich-
tet den Blick auf die Potenziale des Sozialunternehmer-
tums in Deutschland und zeigt, wie Stiftungen Social En-
trepreneurs stärken können. �
� www.stiftungen.org/stiftungsreport
Werte stiften � 17
Meldungen
Willy Bogner, der im Mai für sein Le-
benswerk die „Goldene Sportpyra-
mide“, Deutschlands wertvollste Sport-
auszeichnung, erhalten hat, spendet
das mit der Ehrung verbundene Preis-
geld in Höhe von 25.000 Euro sowie
weitere 25.000 Euro an die Deutsche
Sporthilfe. Nach seinem Willen wird
das Geld für den Sporthilfe-Förderbau-
stein Paralympics-Prämien für die her-
ausragenden deutschen Teilnehmer an
den kommenden Winter-Paralympics
2014 in Sotschi eingesetzt. „Ich
möchte damit meinen Respekt vor den
besonderen, mitreißenden Leistungen
von Sportlern aus dem Deutschen Be-
hindertensportverband deutlich ma-
chen. Was diese Athleten mit Handicap
zeigen, beeindruckt mich und viele Menschen und ist eine Er-
mutigung für unsere Gesellschaft“, sagt Willy Bogner.
Bogner wurde von der Sporthilfe für seine sportlichen wie
beruflichen Leistungen, sein soziales Engagement und seine
Verdienste um das Ansehen des olympischen Sports ausge-
zeichnet. Die Wahl erfolgt traditionell durch die bisherigen
Preisträger sowie den Sporthilfe-Stiftungsrat als unabhängiger
Jury. Gleichzeitig wurde Bogner in die
„Hall of Fame des deutschen Sports“
aufgenommen.
Schon in den sechziger Jahren,
rund drei Jahrzehnte vor dem Sieges-
zug des Internets, hat Willy Bogner fil-
misch weltumspannende Phänomene
geschaffen und damit vor allem dem
Skisport ungeahnten Schub gegeben.
Er muss gleichermaßen als Vorreiter
von Extremsport auf Ski und Snow-
board gelten wie von dessen faszinie-
render medialer Umsetzung, wie man
sie heutzutage tausendfach auf You-
Tube und anderen Internet-Kanälen
sehen kann.
In gleich drei Bereichen hat Willy
Bogner in seinem Leben Besonderes
geleistet, was sich auch in den vielen Ehrungen aus unter-
schiedlichen Bereichen dokumentiert: in den 1960er Jahren
als herausragender Skisportler und Olympiateilnehmer, spä-
ter als Inhaber und Geschäftsführer des Familienunterneh-
mens für Sportsfashion sowie als Produzent, Regisseur und
Kameramann von faszinierenden Skifilmen. �
� www.sporthilfe.de
Träger der Goldenen Sportpyramide verdoppelt Preisgeld
Willy Bogner spendet 50.000 Euro für paralympischen Spitzensport
Bildquelle: Sporthilfe/Laessig
Die Bayerische Akademie für Werbung und Marketing München
(BAW) vergibt jeweils ein Stipendium für die berufsbegleiten-
den Fachstudiengänge Public Relations und Marketing im Ge-
samtwert von 16.100 Euro. Ab sofort können sich Mitarbeiter
von Non-Profit-Organisationen, kulturellen und sozialen Ein-
richtungen bewerben. Strategisches Marketing, zielführende PR
und weitreichende Kampagnen trotz knappem Budget ist eine
Kombination, die für Non-Profit-Organisationen eine tägliche
Herausforderung darstellt. Gut ausgebildete Fachkräfte können
dabei die Arbeit effektiver gestalten helfen. �
� www.baw-online.de
Mehr Professionalität imNon-Profit-Bereich
BAW München vergibt je ein Stipendiumfür die Studiengänge PR und Marketing
Die ZEIT-Stiftung startet einen großen Ideenwettbewerb für
Engagement in Deutschland.Alle, die genug vom Lamentieren
haben und selbst etwas auf die Beine stellen wollen, können
sich mit ihren Konzepten als „Weltverbesserer“ bewerben. Ge-
sucht wird die beste Idee für ein Projekt, das die Welt ein biss-
chen besser macht, ganz gleich, ob es um die Verschönerung
des Stadtviertels, die Förderung politischer Beteiligung oder
gar die Revolution der Arbeitswelt geht. Gefragt ist alles, was
Menschen hilft, den Zusammenhalt stärkt, die Lebensqualität
erhöht. Die beste Projektidee erhält für ihre Umsetzung
25.000 Euro und Beratung von der ZEIT-Stiftung. Der zweite
Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, der dritte mit 5.000 Euro. Be-
werbungsschluss: ist der 1. Oktober 2013. �
� www.weltverbesserer.zeit-stiftung.de
„Weltverbesserer“ gesucht
ZEIT-Stiftung ruft Ideenwettbewerb aus
Tiere brauchen Freunde
Die Stiftung Tierschutz München will dieWelt zu einem besseren Ort für Tiere machen
Seit ihrem Bestehen setzt sich die Stiftung Tierschutz München
auch für erkrankte Tiere sozial bedürftiger Halter ein, die meist
nur ein Renteneinkommen haben, oder von Hartz IV leben
müssen. Nach Abzug der eigenen Lebenskosten, ist in solchen
Fällen kein Euro übrig für die Behandlung kranker Haustiere.
Dennoch wollen sich viele Bedürftige nicht von ihrem Haustier
trennen und sparen eher am eigenen Essen, als am Futter ihres
Tieres. Das geht aber meist nur so lange halbwegs gut, bis ein
Tierarzt gebraucht wird. Diese müssen sich laut Gesetz an die
offizielle Gebührenordnung halten und lassen sich selten auf
Ratenzahlungen ein. Gerade im Krankheitsfall eines Haustieres
führt deren Weg deshalb besonders häufig in ein Tierheim.
Tieren Leid und Elend zu ersparen und Verantwortung zu
übernehmen, ist der grundsätzliche Leitgedanke der Stiftung
Tierschutz München. Noch ist das Stiftungsvermögen gering,
lediglich rund 15.000 Euro Etat standen der Stiftung bislang
für die Förderung ihrer Projekte zur Verfügung. Die Stiftung
Tierschutz München sucht deshalb dringend Unterstützer
und Förderer, die langfristig helfen und etwas Bleibendes für
die Zukunft der Tierwelt schaffen möchten.
Was der Stiftung fehlt, um erfolgreich arbeiten zu können,
sind Stifter, die bereit sind, die Verantwortung für Tiere in Not
zu teilen und ihr Vermögen dauerhaft dem Wohl der Tiere zu
widmen. Dabei können sich Förderer auf das langjährige und
ausgefeilte Wissen der Gründer verlassen, die als Vorstände des
Münchner Tierschutzvereins vielfältige Erfahrung mitbringen.
Interessierte Tierfreunde haben auch die Möglichkeit, bei der
Verwendung der Stiftungsmittel mitzubestimmen. Stiftungs-
konto 1000140176 bei der Stadtsparkasse München, BLZ
70150000. �
� www.tierschutzverein-muenchen.de/stiftung
Meldungen
Diebe mit Sinn für das Gemeinwohl
Diebe stehlen in Kalifornien aus einem Büro Computer,
Bildschirme und einen Laptop im Wert von 5.000 Dollar.
Soweit so schlecht, mag man denken. Doch als die Ein-
brecher erfuhren, wo sie ihre Beute entwendet hatten,
nämlich aus den Büroräumen einer Non-Profit-
Organisation, die sich um Opfer von Vergewaltigungen
und sexuellem Missbrauch kümmert, packte sie ver-
mutlich das schlechte Gewissen, denn nachdem die Er-
mittler vor Ort mit Passanten gesprochen hatten und er-
klärten, wofür sich die bestohlene Organisation einsetzt,
passierte etwas Unerwartetes: Am nächsten Morgen
stand ein Einkaufswagen mit allem Diebesgut wieder
vor der Tür des Büros, samt eines handgeschriebenen
Entschuldigungsbriefes: „Wir hatten keine Ahnung, was
wir da stahlen. Hier habt ihr eure Sachen zurück. Wir
hoffen, dass ihr weiterhin etwas im Leben von Men-
schen bewegen könnt. Gott segne euch“, soll darauf ge-
standen haben, heißt es seitens übereinstimmender Me-
dienberichten. Der kurzzeitige Diebstahl hatte für Candy
Stallings, so der Name der Organisation, sogar noch
etwas Gutes: Die kuriose Aktion brachte ihr so viel Auf-
merksamkeit ein, dass extra ein Spendenkonto einge-
richtet werden musste, weil plötzlich so viele Menschen
die Arbeit mit einer Spende unterstützen wollten. �
Der Tod ist Teil unseres Lebens. So schlicht diese Aussage auch
ist, kaum ein anderes Thema ist berührender und emotionaler.
Man denkt nicht gerne darüber nach und schon gar nicht in ei-
gener Sache. Dies ist wohl ein Grund dafür, dass es sich hierbei
unverändert um eines der wenigen Tabuthemen unserer heu-
tigen Gesellschaft handelt. Dennoch zeigt sich immer wieder,
wie wichtig es ist, dass jeder für sich persönlich die Weichen für
„die Zeit danach“ frühzeitig und vor allem richtig stellt. Aber
was ist zu bedenken und zu tun? Die Sparkasse Neunkirchen in-
formierte im Rahmen einer Kundenveranstaltung zum Thema
„Erben und Vererben“. Die Referenten führten anhand eines
Fallbeispieles durch den Abend. Dabei spannten sie den The-
menbogen von Vollmachten und Patientenverfügungen über
Erbfolge und Erbvertrag bis hin zur Testamentsgestaltung und
-vollstreckung. Fazit des Abends: Die Regelung für den „Fall der
Fälle“ darf heute eben kein Tabu mehr sein. �
� www.sparkasse-neunkirchen.de
Erben und VererbenVeranstaltung traf auf großes Interesse
18 � Werte stiften
Meldungen
Am 26. September findet der Sonderkongress Kommunale
Stiftungen „Stiftungsverwaltung als Chance für die Kom-
mune“ in Freiburg statt. Der Bundesverband Deutscher Stif-
tungen stellt hier die Ergebnisse der deutschlandweit ersten
Studie zu Kommunalen Stiftungen vor. Neben der Landschaft
kommunaler Stiftungen wird in der Studie die Praxis der kom-
munalen Stiftungsverwaltungen in den Blick genommen. Ak-
tuell gibt es in Deutschland über 1.200 kommunale rechtsfä-
hige Stiftungen bürgerlichen Rechts und fast 800 kommunale
Stiftungen, die als Treuhandstiftungen organisiert sind, so zei-
gen die Studienergebnisse. Die Kongressteilnehmer diskutie-
ren gemeinsam mit Experten und Praktikern erste Empfeh-
lungen, unter anderem zu der Frage, wie kommunale Stiftun-
gen zusammenwirken können um ungenutzte Potenziale bes-
ser zu erschließen. �
� www.stiftungen.org/sonderkongress-kommunales
SonderkongressKommunale Stiftungen
Stiftungsverwaltung als Chancefür die Kommune
Am 27. September lädt die Stifter-Initiative Nürnberg interes-
sierte ab 12.00 Uhr zum 3. Nürnberger Stiftertag ein, der dies-
mal unter dem Motto „Erben.Vererben.Stiften“ im histori-
schen Rathaussaal stattfindet. In vier Foren finden im Stun-
denrhythmus verschiedene Fachvorträge statt. Die Foren sind
thematisch gegliedert in „Erben und Vererben“, „Möglichkei-
ten für Erblasser“, „Stiftungen in Nürnberg“ und „Perspekti-
ven der Stiftungslandschaft“. Nach den Vorträgen stehen die
Referenten für Fragen zur Verfügung. Referenten sind unter
anderem Prof. Dr. Burkhard Küstermann vom Bundesverband
Deutscher Stiftungen, der Finanzreferent der Stadt Nürnberg
Harald Riedel, der Stiftungsgründer Alexander Brochier, Jür-
gen Ziegler und Claus Löw von der Sparkasse Nürnberg und
Dr. Uli Glaser vom Referat für Jugend, Familie und Soziales der
Stadt Nürnberg. Zum Abschluss erwartet die Teilnehmer ein
gemütliches Come-together. Das Programm zum Nürnberger
Stiftertag steht im Internet zum Download zur Verfügung.Um
Anmeldung wird gebeten bis 20. September 2013.�
� www.stifterinitiative.nuernberg.de
3. Nürnberger Stiftertag
Erben.Vererben.Stiften
Nachhaltiges Denken und Handeln, das hat
sich die Stadtsparkasse Augsburg als ‚Zu-
kunftssparkasse’ schon seit langem auf ihre
Fahnen geschrieben. Mit ihrer neuen Stiftung
„Haus der Stifter – Stiftergemeinschaft der
Stadtsparkasse Augsburg“ bietet die Spar-
kasse nun auch ihren Kundinnen und Kun-
den sowie interessierten Bürgern die Mög-
lichkeit, mitzumachen.
„Menschen in der Region Augsburg und
Friedberg, die sich engagieren möchten, kön-
nen unter dem Dach der Stiftergemeinschaft
unser Gemeinwesen aktiv unterstützen und
übernehmen mit ihrem Engagement soziale
Verantwortung“, so Cornelia Kollmer, Vor-
standsmitglied der Stadtsparkasse.
Eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen,
diesen Wunsch verspüren nicht nur Promi-
nente und Millionäre. Auch Menschen mit
kleineren Beträgen wollen gerne gemein-
nützige, kulturelle oder sportliche Zwecke
nachhaltig fördern. Die „Haus der Stifter –
Stiftergemeinschaft der Stadtsparkasse Augs-
burg“ bündelt das Wirken vieler einzelner
Stifter und bewirkt so Gutes für die Allge-
meinheit. Etwas der Gesellschaft zurückge-
ben, Werte zu erhalten, ein Stück Zukunft ge-
stalten – es gibt viele Gründe, die dem Stif-
tungsgedanken zugrunde liegen. Bereits ab
25.000 Euro kann mit einer Namensstiftung
individuell das, was einem am Herzen liegt,
unterstützt werden. Ob dabei der eigene
Name über das eigene Leben hinaus erhalten
wird oder mit der Namensgebung an Vorfah-
ren oder Lebenspartner erinnert werden soll,
dies alles bestimmt der Stifter selbst. Stifter
können nicht nur Privatpersonen sein, auch
Unternehmen, gemeinnützige Organisatio-
nen oder Kommunen sind in der Stifterge-
meinschaft aufs herzlichste willkommen.
Engagement ohne großen Aufwand: Die
Errichtung der eigenen Stiftung erfolgt per
Unterschrift, vorher noch die Höhe des Stif-
tungsvermögens und die zu fördernde Ein-
richtung festlegen – fertig.Alles andere erle-
digt die Stadtsparkasse als Stiftungsverwalter
in Zusammenarbeit mit dem Treuhänder, der
DT Deutsche Stiftungstreuhand AG.
Dabei kann der Stifter den Stiftungs-
zweck jederzeit an geänderte Bedingungen
anpassen. Voraussetzung ist, dass die Ge-
meinnützigkeit weiterhin erhalten bleibt.
Dass Stiftungsbeiträge steuerlich geltend ge-
macht werden können, steht bestimmt nicht
im Vordergrund bei einer solchen Entschei-
dung, sollte aber als kleines „Zuckerl“ nicht
unerwähnt bleiben. Interesse in der Bevöl-
kerung ist vorhanden - und anscheinend
auch Bedarf: Obwohl erst vor kurzem „aus
der Taufe gehoben“, wurden unter dem Dach
der Stiftergemeinschaft bereits mehrere Na-
mensstiftungen errichtet. Die Kunden ver-
trauen auch hier auf die Kompetenz „ihrer“
Stadtsparkasse.
Ansprechpartnerin rund um das „Haus
der Stifter der Stiftergemeinschaft der Stadt-
sparkasse Augsburg“ ist Susanne Stippler,Te-
lefon 0821 3255-205. �
� www.sska.de
Stiften unter einemgemeinsamen Dach
Stadtsparkasse Augsburg gründete Stiftergemeinschaft
Vorstandsmitglied Cornelia Kollmer freut sich mitSusanne Stippler über das neue Zukunftsprojekt derSparkasse: „Haus der Stifter – Stiftergemeinschaft derStadtsparkasse Augsburg“ (von links)
Aktuelles
22 � Werte stiften
Werte stiften: Warum haben Sie sich als Bürgermeister für die
Gründung der Bürgerstiftung Schwebheim eingesetzt?
Bürgermeister Hans Fischer: Den Gedanken hatte ich vor zwei
Jahren, als eine Familie auf mich zu kam, die ihre Nachlassen-
schaft in eine Stiftung einbringen wollte. Daraufhin habe ich
mich damit befasst, was es überhaupt bedeutet, eine derartige
Stiftung zu gründen und bin dann relativ schnell zu der Er-
kenntnis gekommen, dass der Verwaltungsakt, der dahinter
steckt, gewaltig ist. Ein Aufwand, den wir also ohne Unter-
stützung nicht leisten konnten.Als dann allerdings die Sparkasse
Schweinfurt mit ihrer Stiftergemeinschaft Unterstützung in
diesem Bereich anbot, fiel die Entscheidung die Bürgerstif-
tung Schwebheim zu gründen leicht.
Norbert Reuß, Kommunalkundenbetreuung der Sparkasse
Schweinfurt: Wir freuen uns natürlich sehr, mit der Gemeinde
Schwebheim einen Partner auf kommunaler Ebene zur För-
derung des bürgerschaftlichen Engagements gefunden zu
haben. Mit der Einrichtung der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Schweinfurt engagieren wir uns nicht nur nach-
haltig in der Region, sondern bieten damit auch interessierten
Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich hier auch mit
kleineren Beträgen engagieren zu können.
Herr Bürgermeister, welchen Nutzen versprechen Sie sich
denn von der Gründung dieser neuen Bürgerstiftung?
Bürgermeister Hans Fischer: Zunächst einmal gab es für mich
zwei Hauptgründe für die Gründung. Erstens haben wir hier
in Schwebheim viele Familien ohne nahe Verwandte, also auch
ohne direkte Erben. Diesen Menschen geben wir durch die Bür-
gerstiftung die Möglichkeit, mit den finanziellen Mitteln, die sie
sich hart erarbeitet haben, etwas bewegen und die Bürgerstif-
tung Schwebheim in ihrem Wirken unterstützen zu können.
Diese finanziellen Mittel können zu Lebzeiten als Spende oder
Zustiftung in die Stiftung eingebracht werden, auch testamen-
tarische Überlassungen sind natürlich möglich. Und Zweitens
haben die Bürger von Schwebheim so, neben dem Engagement
im Gemeinderat, eine weitere Möglichkeit, sich im Rahmen der
Stiftungszwecke für ihre Heimat einsetzen zu können.
Erich Kuhn, Leiter Vermögensmanagement der Sparkasse
Schweinfurt: Durch die Bürgerstiftung sollen weitere Bürger
dazu angeregt werden, sich durch Zuwendungen an der Stif-
tung zu beteiligen und auf diese Weise bei der eigenverant-
wortlichen Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben in Schweb-
heim mitzuwirken.
Bürgerstiftung Schwebheimschließt erste Förderprojekte ab
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt zählt bereits 19 Stiftungen zu ihrem Kreis
Unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Schweinfurt sind inzwischen 19 Bürgerstiftungen vereint. Damit haben
sich bereits 53 Prozent aller Ortschaften im Geschäftsgebiet der Sparkasse Schweinfurt zu diesem Schritt entschieden. Werte
stiften sprach mit Hans Fischer, Bürgermeister der Gemeinde Schwebheim, Erich Kuhn, Stiftungsberater und Leiter Vermö-
gensmanagement der Sparkasse Schweinfurt, sowie Norbert Reuß, Kommunalkundenbetreuer der Sparkasse Schweinfurt.
Gemeinsam mit Bürgermeister Hans Fischer (mitte) freuen sich ErichKuhn, Leiter Vermögensberatung und Stiftungsberater bei der SparkasseSchweinfurt (links) und Norbert Reuß, Kommunalkundenbetreuer derSparkasse Schweinfurt (rechts), über die ersten Erfolge der Bürgerstiftung.
Aktuelles
Werte stiften � 23
Was sind die Aufgaben der Bürgerstiftung Schwebheim?
Bürgermeister Hans Fischer: Es gibt ja ein sehr breites Spek-
trum, wie man sich mit einer Bürgerstiftung engagieren kann
und was mit den Erträgen der Bürgerstiftung passiert. Auch
bei uns ist der Bürgerstiftungsrat sehr kreativ und bringt sehr
gute förderungswürdige Ideen ein. So wurde beispielsweise
erst kürzlich bei der ersten Ausschüttung die Arbeit mit De-
menzkranken in einem Altenheim der Arbeiterwohlfahrt un-
terstützt, indem die Beschaffung von Therapiematerial geför-
dert wurde. Und das sind Möglichkeiten, die wir als Gemeinde
sonst nicht hätten und nur durch die Bürgerstiftung reali-
sierbar sind. Sehen sie, eine Gemeinde ist in diesem Bereich
teilweise durch die jeweilige Gemeindeordnung beschränkt,
denn hier ist sehr genau festgelegt, was die Gemeinde frei-
willig unterstützen darf und was nicht.
Woher nimmt Schwebheim die Manpower und Energie für
die Errichtung und Verwaltung der Stiftung?
Bürgermeister Hans Fischer: Hier haben wir die Unterstüt-
zung der Sparkasse Schweinfurt, die uns bei der Errichtung
und Verwaltung maßgeblich unter die Arme gegriffen hat. Wir
als Gemeinde könnten diese Manpower nicht aufbringen und
ich hätte den Schritt der Gründung ohne die Unterstützung
der Sparkasse Schweinfurt
auch nicht gewagt. Aber, wie
gesagt, nachdem uns diese
Hilfe zugesagt worden war,
fiel die Entscheidung zur
Gründung der Bürgerstiftung
leicht.
Gibt es in Schwebheim schon
weitere konkrete Projekte,
die in Angriff genommen
werden sollen?
Bürgermeister Hans Fi-
scher: Soweit, dass wir kon-
krete Förderungsprojekte
Mit der Sparkasse Schweinfurt als Partner gründete Hans Fischer, Bürgermeister der Gemeinde Schwebheim, im August 2012 die Bürgerstiftungder Gemeinde Schwebheim. Fotos: Sarah Bößl
Informationen zur Bürgerstif-tung Schwebheim finden Inter-essierte in einem Faltblatt.
hätten, sind wir noch nicht. Die Stiftung ist ja erst vor etwa
neun Monaten aus der Taufe gehoben worden. Insofern
schütten wir die Erträge, die momentan erwirtschaftet wer-
den, allgemein für soziale Projekte aus. Aber eine Stiftung
ist ja an sich schon ein Projekt, das sehr langfristig angelegt
ist. Bevor wir also tatsächlich größere Förderungsprojekte
selbst in Angriff nehmen, ist es zunächst unsere Aufgabe, Stif-
tungskapital zu akquirieren, um höhere Erträge generieren
zu können. Unser Stiftungskapital liegt momentan bei etwas
über 30.000 Euro und soll zunächst weiter erhöht werden.
Ich bin überzeugt, dass der Stiftungsrat dann zu gegebenem
Zeitpunkt geeignete Projekte finden wird. Die Erträge der
Stiftung sind bisher gut, vor allen Dingen, wenn man sie mit
den Erträgen vergleicht, die momentan auf dem freien Markt
mit derartigen Geldanlagen zu erzielen sind.
Wer kann die Bürgerstiftung Schwebheim unterstützen und
wie kann diese Unterstützung aussehen?
Bürgermeister Hans Fischer: Die Bürgerstiftung Schwebheim
kann prinzipiell jeder unterstützen, auch die Art der Unter-
stützung kann unterschiedlichster Art sein. Zunächst ist es na-
türlich wichtig, die Bürgerstiftung bekannt zu machen. In Bür-
gerversammlungen muss also entsprechend auf diese auf-
merksam gemacht werden, es müssen Faltblätter ausgelegt
werden, damit eine breitere Masse mit dem Thema Bürger-
stiftung Schwebheim in Berührung kommt und sich damit
auseinandersetzen kann. Wir möchten die Bürger von
Schwebheim zudem ausdrücklich dazu auffordern, förde-
rungswürdige Projekte und Ideen vorzuschlagen. Dadurch
möchten wir auch erreichen, dass sich die Menschen hier gut
mit der Stiftung identifizieren können. Als Bürgermeister
nehme ich in Schwebheim viele Termine war und treffe dabei
auch immer wieder Menschen, die kinderlos sind, keine Erben
haben und sich darüber Gedanken machen, was mit ihrem
Erwirtschafteten passiert, wenn sie einmal nicht mehr sind.
Auch für diese Menschen ist die Bürgerstiftung eine gute Op-
tion, etwas zum Gemeinwohl in der Gemeinde Schwebheim
beizutragen. Konkret kann die Stiftung von Bürgerinnen und
Bürgern mit Zuwendungen, also mit Spenden oder Zustiftun-
gen bedacht werden. Auch testamentarisch ist dies möglich.
Zustiftungen werden dabei dem Stiftungsvermögen zugeführt,
während Spenden den zeitnah zu verwendenden Mitteln der
Bürgerstiftung zu Gute kommen.
Detaillierte Informationen zur Bürgerstiftung sind auf der
Homepage der Gemeinde Schwebheim und im Faltblatt der Bür-
gerstiftung Schwebheim sowie bei den Stiftungsberatern der
Sparkasse Schwebheim zu erfahren. Spendenkonto 21 232 699
bei der Sparkasse Schweinfurt, BLZ 793 501 01 �
� www.schwebheim.de, www.sparkasse-sw.de
Das Interview führte Johannes Eichhammer
Aktuelles
Berührende und farbenprächtige Fotos sind in „Fairtrade –
eine Reise um die Welt“ von Éric St-Pierre zu sehen: von Frauen
und Männern, die sich ein Stück Würde und Selbstbestimmt-
heit erarbeitet haben. Sie verlesen Kaffebohnen in Äthiopien,
pflanzen Baumwolle in Mali, zerstoßen Sheanüsse in Afrika,
nähen Kleidung in Bangladesch, usw. und ruhen auch mal von
der erledigten Arbeit aus. St-Pierre ist nicht einfach kurz in ein
Land gefahren und hat ein paar Bilder geknipst, er war viel
mehr eine Zeitlang selbst Teil der Gemeinschaft. Gerade des-
wegen kann er tiefe Einblicke in den Lebens- und Arbeitsalltag
der Menschen geben. „Mit meinen Bildern möchte ich den Re-
spekt vermitteln, den ich vor diesen Männern und Frauen
habe“, schreibt er in seinem Vorwort.
17 Nationen bereiste Éric St-Pierre und dabei interessierte
er sich nicht einfach nur für die Schönheit der Länder, er
wollte insbesondere wissen, wie Fairtrade beim Anbau und
bei der Verarbeitung der vielen Fairtradeprodukte in den ver-
schiedenen Ländern im Alltag aussieht und funktioniert. Fair-
trade wolle er nicht als wohltätige Geste verstanden wissen.
Der Kauf von Fairtradeprodukten sei vielmehr eine „Hilfe zur
Selbsthilfe“. Die Konsumenten würden helfen, dass die Pro-
duzenten ein Leben in Würde führen können. Die Auswahl an
Produkten ist inzwischen groß: immerhin besäßen inzwi-
schen weltweit 27.000 Produkte (vorwiegend aus der Le-
bensmittelbranche) von 2.500 Firmen das Fairtrade-Siegel.
In 14 Kapiteln wird jeweils eines dieser Fairtradeprodukte
ausführlich vorgestellt, zum Beispiel. Kunsthandwerk, Kaffee,
Kakao, Zucker, Tee, Blumen, Reis, Baumwolle, Sheanuss oder
Quinoa. Herausgekommen ist ein Buch, das nicht nur von den
beeindruckenden Bildern lebt, sondern auch von interessan-
ten und informativen Texten über Geschichte und Mythologie
sowie Daten zum fairen Handel. Hardcover mit Schutzum-
schlag, 240 Seiten, ca. 350 Farbabbildungen, 39,95 Euro. �
� www.grubbemedia.de
Fairtrade – eine Reise um die WeltNeuer Fotobildband des kanadischen Fotografen und Autors Éric St-Pierre
26 � Werte stiften
Werte stiften: Lieber Herr Gebhard, Sie haben 1991 die Ge-
sellschaft zur Rettung der Delfine gegründet. Was hat Sie da-
mals zu diesem Schritt bewogen?
Rollo Gebhard: Als ich auf der dritten Weltumsegelung zu-
sammen mit meiner Frau Angelika von den Solomon-Inseln
nach Alaska unterwegs war, blieb etwa 300 Meilen nördlich
von Hawaii plötzlich unser Boot stehen. Es war kurz nach
Mitternacht. Wir waren in einem Netz hängengeblieben. Erst
nach einer Stunde kamen wir wieder frei. Nach unserer An-
kunft in Alaska erfuhren wir dann von den einheimischen
Fischern über die katastrophale Entwicklung der Treibnetze
und deren rücksichtslosem Einsatz der japanischen Fischin-
dustrie auf dem Pazifik. Fassungslos und wütend berichte-
ten mir die Fischer, dass in den über 100 Kilometer langen
Kunststoffnetzen Hunderttausende, stellenweise Millionen
Fische und andere Lebewesen elend zugrunde gehen: See-
vögel, Schildkröten und vor allem auch Delfine. Dadurch ist
nicht nur die gesamte Fischerei, sondern das Leben in den
Meeren überhaupt gefährdet. Auf dem letzten Teil unserer
Rückfahrt überlegten Angelika und ich in wochenlangen Ge-
sprächen, was wir unternehmen könnten. Über Funk kon-
taktierten wir schließlich unseren Vortragsmanager und
baten ihn, die Gesellschaft zur Rettung der Delfine ins Leben
zu rufen.
Mit welchen Aktionen und Maßnahmen trägt Ihr Verein ins-
besondere zum Schutz der Delfine bei?
Das Thunfischkontrollprogramm ist nach wie vor der Grund-
pfeiler unserer Arbeit zum Schutz der Delfine und der mari-
nen Biodiversität. Es hat sich zu einem der weltweit größten
Fischzertifizierungsprogramme entwickelt und rettet jedes
Jahr Zehntausende Delfine und Wale vor dem sinnlosen Tod
als Beifang in den Netzen der Thunfischfänger. Darauf bin ich
sehr stolz, das ist ein riesiger Erfolg für die Meerestiere, ein
Erfolg von dem ich damals 1991 nur geträumt habe.
Auf was mit Ihrem Verein bisher Erreichtes sind Sie besonders
stolz?
Es ist für mich natürlich auch eine große Freude zu sehen,
wie sich der Verein mit seinen weltweiten Schutzprojekten
in Ländern wie Peru, Kroatien oder auf der Karibikinsel Do-
minica entwickelt hat. Man kann hier sicherlich von Leucht-
turmprojekten sprechen, denn ohne unsere Initiativen in die-
sen und anderen Ländern sähe es dort ganz übel aus, was den
Schutz der Delfine und der anderen Meerestiere betrifft. Wir
leisten hier Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützen lokale Or-
ganisationen. Stolz bin ich auch, dass es uns gelungen ist, in
Deutschland einem sehr erfreulichen Phänomen auf die Spur
gekommen zu sein: Schweinswale, unsere einzige heimische
Walart, kommen nach etwa 100 Jahren wieder regelmäßig in
Ems, Jade, Weser und Elbe vor. Die Tiere haben sich einen Teil
ihres früheren Lebensraumes zurückerobert. Es liegt an uns,
dass dieser Mut belohnt wird. Wir wollen daher wirkungsvolle
Schutzmaßnahmen für sie durchsetzen.
Wenn Sie die Situation der Delfine aktuell und in der Zeit, in
der Sie die Gesellschaft zur Rettung der Delfine gegründet
haben, vergleichen: Was hat sich seither verändert?
Einerseits sind gravierende Bedrohungen wie der weltweite
Einsatz von Treibnetzen glücklicherweise deutlich zurückge-
gangen, andererseits sind Bedrohungsfaktoren hinzugekom-
men, an die 1991 noch nicht zu denken waren. Für mich ist
es bedrückend zu sehen, wie die Menschheit durch die rück-
sichtslose Ausbeutung der Ressourcen der Meere diese lang-
sam aber sicher zu Grunde richten. Für die Delfine, als in
einer Welt des Schalls lebender Tiere, ist beispielsweise die
zunehmende akustische Vermüllung der Meere ein Problem.
Und auch wenn jetzt weniger Treibnetze eingesetzt werden,
so wird doch immer noch viel zu viel Fisch aus den Meeren
geholt. Wir berauben uns dadurch nicht nur selbst einer wich-
tigen Nahrungsressource, für viele Meeressäugerarten und an-
„Wir können vielvon ihnen lernen“
Delfinschützer und Segler-Legende Rollo Gebhard im Werte stiften Interview
Erschüttert vom millionenfachen Sterben der Delfine in den Treibnetzen der Thunfischfänger gründete der dreifache Weltum-
segler Rollo Gebhard 1991 die Gesellschaft zur Rettung der Delfine. Im Interview mit Werte stiften spricht der Abenteurer, Fil-
memacher, Schriftsteller, Umweltschützer und Träger des Bundesverdienstkreuzes über sein Engagement für die Meeressäu-
ger und über gesellschaftliches Engagement in heutigen Tagen.
Aktuelles
Werte stiften � 27
Aktuelles
dere Jäger der Ozeane bricht somit auch die Nahrungs-
grundlage weg. Als Folge der besonders von den EU-Fische-
reiflotten betriebenen Überfischung sterben nach wie vor
viele Delfine als Beifang in den Netzen. Auch die Belastung der
Meere mit Pestiziden, Plastikmüll oder Schadstoffen gibt An-
lass zur Sorge. Das geht so weit, dass die Belugawale aus dem
Sankt-Lorenz-Strom derart hochgradig mit Giften belastet sind,
dass ihre Kadaver als Sondermüll behandelt werden müssen.
Besonders traurig stimmt mich, dass in manchen Ländern wie
Japan oder auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln
immer noch Delfine gejagt, brutal in einer Art Blutrauschor-
gie getötet werden und ihr Fleisch als Nahrungsmittel genutzt
wird. Doch dies hat es schon gegeben, als ich die Gesellschaft
zur Rettung der Delfine gründete. Im Tier- und Naturschutz
muss man manchmal sehr sehr lange auf Erfolge warten.
Was ist für Sie das Faszinierende am Lebewesen Delfin?
Delfinen bin ich auf meinen Weltumseglungen oft begegnet,
es war immer eine freudige Begegnung in den langen Wochen
und Monaten allein in meinem kleinen Boot. Sie gaben mir
Mut und Hoffnung, immer. Was man damals noch nicht
wusste, sondern vielleicht als Ahnung mit sich im Herzen trug,
wenn man diesen Lebewesen in den schier endlosen Weiten
der Ozeane begegnete, ist die heute durch zahlreiche wis-
senschaftliche Studien untermauerte Tatsache, dass Delfine
als eigenständige Persönlichkeiten angesehen werden müs-
sen. Diese Tiere verfügen wie wir Menschen oder sonst nur
noch die großen Menschenaffen und einige wenige andere
Tierarten, über ein Ich-Bewusstsein. Sie haben – und das
zeichnet sie ganz besonders aus – Einfühlungsvermögen, ver-
fügen über die Fähigkeit, sich ihrerseits in die Bewusstseins-
vorgänge und Gedankenwelt anderer intelligenter Lebewe-
sen – nicht nur von Angehörigen der eigenen Art – hineinzu-
versetzen. Sie verfügen über eine „Theory of Mind“. Deshalb
fordern wir, wie auch zahlreiche Wissenschaftler, eine eigene
Delfin-Ethik: Die Anerkennung diese Tiere als nicht-menschli-
che Personen mit allen damit verbundenen Folgen. Dies hätte
zum Beispiel die Konsequenz, dass es ein Verbrechen wäre,
einen Delfin zu töten – wie es dies in der Antike bei den Grie-
chen bereits schon einmal der Fall war. Dann müssten wir von
einem Mord und von einem Mörder sprechen, ganz klar. Dann
wäre es ebenso ein Verbrechen, diese Tiere zu unserem Ver-
gnügen in Gefangenschaft zu halten oder sie für fragwürdige
therapeutische Zwecke zu missbrauchen. Dieser vielleicht ra-
dikal klingende Schritt, die Anerkennung der Delfine als nicht-
menschliche Personen, wird zu meiner großen Freude in ei-
nigen Teilen der Welt bereits umgesetzt. So wagten im August
2012 die Bewohner der bei Tokio gelegenen kleinen japani-
schen Insel Toshima den weltweit bis dahin einmaligen
Schritt, die in den Gewässern um die Insel lebenden Delfine
als ihre Mitbürger anzuerkennen. Und jetzt hat gerade Indien
Aufgrund der Erfahrungen während seiner dritten Weltumsegelung zu-sammen mit seiner Frau Angelika, fassten Rollo Gebhard und sie denEntschluss, sich fortan für die Meeressäuger einzusetzen: Die Geburts-stunde der Gesellschaft zur Rettung der Delfine. Fotos: Gesellschaft zurRettung der Delfine
„Sich aktiv für die Erhaltung unserer Natur und damit für das Überle-ben der Menschheit einsetzen“: Für Delfinschützer und Segler-LegendeRollo Gebhard sollte man das einmal im Leben gemacht haben.
28 � Werte stiften
Aktuelles
diesen Weg eingeschlagen: Dort gelten Delfine nun offiziell
als nicht-menschliche Personen, deren Rechte und Lebens-
bedürfnisse respektiert werden müssen.
Ihr neuestes Schutzprojekt: Die Gesellschaft zur Rettung der
Delfine hat Anfang Juli ein Delfinschutzzentrum auf der nord-
dalmatinischen Insel Molat in Kroatien eingeweiht. Inwiefern
stellt dieses einen Meilenstein in ihren Delfinschutzbemühun-
gen in Kroatien dar, wie ihre Projektleiterin Ulrike Kirsch sagte?
Gemeinsam mit unseren kroatischen Partnern haben wir über
viele Jahre darauf hingearbeitet, dieses Zentrum auf den Weg
zu bringen. Endlich haben wir damit eine nah am Meer gele-
gene feste Basis, können so die Delfinschutzbemühungen in
Kroatien noch besser vorantreiben. Es geht um viel. In der
kroatischen Adria leben nur noch etwa 220 Große Tümmler,
die einst großen Delfinbestände in dieser Region wurden ver-
nichtet und sind zusammengebrochen. Die Tiere leben immer
hier, haben offenbar keine Verbindung mehr zu den Popula-
tionen im Mittelmeer. Sie sind die letzten. Es gilt sie vor der
endgültigen Ausrottung zu bewahren. Das ist meine, das ist
unsere Verpflichtung. Ohne ein Delfinschutzzentrum ginge
es nicht. Schutzprojekte benötigen, wie Naturreservate oder
Nationalparks, ein Zentrum, von dem alles ausgeht, wo sich
Besucher informieren und Wissenschaftler und Naturforscher
arbeiten können.
Sie waren über vierzig Jahre auf den Weltmeeren zuhause,
haben die Welt gleich dreimal - davon zweimal alleine – um-
segelt. Welches ist Ihr schönstes Erlebnis mit Delfinen, das
Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Delfine waren die einzigen Lebewesen, die mir in den Jahren
auf See begegneten. Auch das geschah nicht jedes Jahr und
war für mich deshalb jedes Mal eine Sensation. Einmal sogar in
all den Jahren, die ich alleine auf den Ozeanen verbracht habe,
waren es Delfine, die mir das Leben retteten, als ich in der
Nähe des Kaps der Guten Hoffnung in die Felsen eines Riffs
geriet. Ich war übermüdet und eingeschlafen und wachte
plötzlich durch das aufgeregte Pfeifen etlicher Delfine auf, die
um das Boot kreisten. Es ging um Sekunden, beinahe wäre
mein Boot gesunken! Die Delfine hatten mich gewarnt.
„Ich habe keine Ziele mehr, ich habe alles gemacht, was ich
wollte“ - so werden sie anlässlich Ihres 85. Geburtstags zitiert.
Mit der Erfahrung von mittlerweile 92 Lebensjahren deshalb
die Frage: Was sollte man Ihrer Ansicht nach einmal im Leben
gemacht haben?
Sich aktiv für die Erhaltung unserer Natur und damit für das
Überleben der Menschheit einsetzen.
Fehlt es der heutigen Gesellschaft Ihrer Ansicht nach an Men-
schen, die sich gemeinnützig engagieren und gesellschaftli-
ches Engagement an den Tag legen?
Ja und nein. Das gemeinnützige, bürgerschaftliche, gesell-
schaftliche Engagement ist in den letzten Jahren stark ge-
wachsen. Das ist sehr erfreulich, wie sich bei der jüngsten Flut-
katastrophe in Deutschland eindrücklich gezeigt hat. Und doch
sind es natürlich nie genug Menschen, die sich engagieren. Der
Bedarf ist hoch. Die moderne Arbeitswelt lässt auch oft nur
wenig Raum, sich hier extra zu engagieren, da müssten mehr
flexiblere Arbeitszeitmodelle geschaffen werden. Der Staat
müsste Pauschalen, wie für Übungsleiter oder fürs Ehrenamt,
deutlich günstiger ausgestalten, als dies bisher der Fall ist.
Ihr Wunsch, wenn es um die künftige Wahrnehmung von Del-
finen geht?
Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen erkennen, dass
wir es hier, obwohl wir evolutionsbiologisch und genetisch
kaum Gemeinsamkeiten haben, mit uns viel näher stehen-
denden Tierarten zu tun haben, als vielfach angenommen
wird. Vielleicht rührt daher die rästelhafte und wissenschaft-
lich nicht zu erklärende Faszination, die diese Tiere seit jeher
auf uns Menschen ausüben. Sie scheinen etwas tief in uns zu
berühren. Der Mensch ist die höchst entwickelte Spezies an
Land. Delfine sind in ihrem Lebensraum, der zwei Drittel der
Erde umfasst, die höchst entwickelte Spezies. Wir müssen sie
als in einem anderen, fremden und uns gefahr- und totbrin-
genden Milieu lebende Partner anerkennen. Wir können viel
von ihnen lernen und müssen selbst endlich beginnen zu ler-
nen, besser mit ihnen umzugehen. Wenn uns dies nicht ge-
lingt, werden wir es auch nie lernen, miteinander in Frieden
auszukommen und die Ressourcen des Planeten gleichmäßig
zu verteilen und nachhaltig zu nutzen. �
� www.delphinschutz.org
Interview: Michael Kniess
Welche Gefahren vom Rechtsextremismus ausgehen, haben
der breiten Öffentlichkeit die Enthüllungen um den so ge-
nannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) deutlich
gemacht. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um neue
Entwicklungen: Nach Rechercheergebnissen von „Zeit“, „Zeit
online“ und „Der Tagesspiegel“ starben zwischen 1990 und
2012 mindestens 152 Menschen durch rechtsextreme Ge-
walttaten. Oft wird zudem übersehen, dass diese Taten nur
die Spitze des Eisbergs sind und auf in der Gesellschaft breit
verankerten antidemokratischen, rassistischen, antisemiti-
schen und menschenfeindlichen Haltungen basieren.
Studien zu rechtsextremen Einstellungen in Europa bele-
gen, dass rechtsextremes Gedankengut wie Fremdenfeind-
lichkeit, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus in vielen Ge-
sellschaften verbreitet sind. So zeigen Langzeiterhebungen für
Deutschland, dass Ablehnung und Hass gegen vermeintlich
andere ebenso wie Autoritarismus zum Teil ausgeprägt sind
und bei einigen Bevölkerungsgruppen gar zunehmen. Ein Be-
fund, den die aktuelle Rechtsextremismus-Studie „Die Mitte
im Umbruch“ zulässt. Die seit
2006 im Zweijahresrhythmus
von der Friedrich-Ebert-
Stiftung in Auftrag gegebenen
„Mitte-Studien“ dienen als Ba-
rometer antidemokratischer
Einstellungen und führen vor
Augen, dass rechtsextreme
Haltungen in allen Teilen der
Gesellschaft in erheblichem
Maße anzutreffen sind.
Nach ihren jüngsten Zah-
len ist in Gesamtdeutschland
zwischen den Jahren 2010
und 2012 die Zahl derer, die
ein geschlossenes rechtsex-
tremes Weltbild in sich tra-
gen, von 8,2 auf 9 Prozent
gestiegen – zu einem sol-
chen Weltbild gehören Anti-
semitismus, Chauvinismus, Diktaturbefürwortung, Fremden-
feindlichkeit, Sozialdarwinismus sowie die Verharmlosung der
nationalsozialistischen Diktatur.
Dies zeigt, wie groß die Herausforderungen sind, vor
denen Zivilgesellschaft, demokratische Parteien, Träger politi-
scher Bildung und Kirchen stehen. Rechtsextreme versuchen
mitunter ganz bürgerlich, ihre Ideen in die Mitte der Gesellschaft
zu tragen. Und es ist erschreckend aber wahr: Rechtsextreme
Tendenzen machen auch vor Kirchentüren nicht Halt. „Insbe-
sondere die so genannte Neue Rechte gibt sich intellektuell und
zielt auf konservative Erwachsene, gerade auch in kirchlichen
Kreisen“, sagt die Autorin und Theologin Angelika Strube.
„Rechtsextreme Weltbilder wieder häufiger in der Gesellschaft verankert“
In ihrer Handreichung „Rechtsextremen Tendenzen be-
gegnen“ vermittelt sie knapp und verständlich wichtige
Grundinformationen über Rechtsextremismus: Was ist ei-
gentlich „rechts“? Mit welchen Strategien arbeiten Rechtsex-
treme? Welche Themen besetzen sie? Bin ich rechts, wenn ich
konservativ bin? Mit fundierten Informationen und Diskussi-
onsanregungen schließen die Ausführungen eine gesell-
schaftlich und innerkirchlich relevante Informationslücke.
Das Buch stellt den aktuellen Wissensstand zum Themen-
feld „Rechtsextremismus“, vor allem aber „Rechtspopulismus
und Neue Rechte“ ganz allgemeinverständlich dar und zeigt
auf, in welchem Ausmaß auch Gemeinden und Kirche von
diesem Thema berührt und unmittelbar betroffen sind. Dabei
fließen neueste Beobachtungen zum Wirken neurechter Per-
sonenkreise und Medien im kirchlichen Raum fundiert in die
Darstellungen ein.
Anders als andere Bücher, Arbeitshilfen und Internetme-
dien zum Thema, richtet sich „Rechtsextremen Tendenzen be-
gegnen“ nicht in erster Linie ausschließlich an Jugendliche
oder junge Erwachsene und nimmt deren Bedrohung und Ver-
führbarkeit durch rechtsextreme Jugendangebote, Musik oder
etwa die Fußballszene in den Fokus, sondern nimmt vor allem
die „Neue Rechte“ und ihre auch in den kirchlichen Bereich
30 � Werte stiften
Was (nicht nur) Christen über Rechtsextremismus wissen müssen
Handreichung liefert aktuelle Informationen zu einem brisanten Thema
von Michael Kniess
Angelika Strube, „RechtsextremenTendenzen begegnen – Handrei-chung für Gemeindearbeit undkirchliche Erwachsenenbildung“,Verlag Herder, Freiburg 2013, 160Seiten, 16,99 Euro.
Aktuelles
hinein ragenden Aktivitäten in den Blick und die davon be-
troffene, meist konservative Erwachsenengeneration.
Das Buch möchte insbesondere Christen, Gruppen und Ge-
meinden zum Engagement gegen Rechtsextremismus ermuti-
gen, insbesondere aber darüber aufklären, wo man mit neu-
rechtem Gedankengut in Berührung kommt, woran dieses zu
erkennen ist, was daran schlimm ist und wie sich christlicher
Konservatismus von neurechtem Gedankengut unterscheidet.
Die Handreichung leitet aber auch zur selbstkritischen Refle-
xion eigener Haltungen an und ermutigt zu einer Streitkultur.
So bietet das Buch am Ende jeden Kapitels nicht nur Anre-
gungen zum Nachdenken und zum Gespräch, sondern liefert
auf einer beiliegenden CD-ROM zudem ergänzende Arbeits-
materialien und ist damit eine anschauliche und fundierte Hil-
festellung für Gemeindearbeit und kirchliche Erwachsenbil-
dung, genauso wie für alle am Thema Interessierten. �
Sonja Angelika Strube, geb.
1968, ist promovierte und habi-
litierte katholische Theologin.
Sie arbeitet derzeit in der Inter-
disziplinären Forschungs-
gruppe „Frieden, Religion, Bil-
dung“ an der Universität Osna-
brück.
Werte stiften: Was war für Sie
ausschlaggebend, sich mit dem
Thema Rechtsextremismus auseinanderzusetzen?
Angelika Strube: Als politisch interessierte Bürgerin habe ich
schon seit Ende der 1980er Jahre immer mal wieder einen
wachen Blick auf das Thema Rechtsextremismus gehabt. Den
Ausschlag dafür, mich intensiv in die Thematik einzuarbeiten
und ein Buch darüber zu schreiben, gab ein ganz konkreter
Anlass: Ich surfte im Internet zu aktuellen kirchlichen The-
men und landete dabei auf Internetseiten, die sich „katho-
lisch“ nennen, aber für Medien der „Neuen Rechten“ wer-
ben, oder sogar, wie im Falle von „kreuz.net“, heftigsten An-
tisemitismus und andere offen rechtsextreme Inhalte ver-
breiteten. Die Frage, wie es zu so einer „unheiligen Allianz“
zwischen rechtsextremen Einstellungen und katholisch-tra-
ditionalistischer Religiosität kommt, kann und muss eine ka-
tholische Theologin umtreiben.
Weshalb haben Sie sich dafür entschieden, eine Handrei-
chung für Gemeindearbeit und kirchliche Erwachsenenbil-
dung zu verfassen?
Ein wesentlicher Grund ist natürlich meine eben genannte
Entdeckung, dass rechtsextreme Einstellungen offenbar vor
Kirchentüren nicht Halt machen, sondern auch unter Chri-
sten vorkommen. Die Gruppe der Katholiken, die sich be-
wusst im politisch extrem rechten Spektrum engagieren,
halte ich zwar für sehr klein, aber mittels gerade benannter
Internetseiten können ganz generell recht viele Christen
erreicht werden. Sie möchte ich informieren und aufklären,
beispielsweise über das bürgerliche, oft auch intellektuelle
Erscheinungsbild vieler neurechter und rechtspopulisti-
scher Gruppen, die auch im kirchlichen Bereich auf Stim-
menfang gehen.
Inwiefern sind gerade Christen angesprochen, sich mit die-
sem „scheinbar rein politischen Problem“, als solches Sie es
selbst im Buch thematisieren, auseinanderzusetzen?
Auf das „scheinbar“ kommt es an. Als Christen sind wir dop-
pelt gefordert, uns mit diesem Problem zu befassen. Zum
einen, weil wir selbst davon betroffen sind, wie ich bereits
erwähnt habe, zum anderen aber auch, weil unser Glaube
eine politische Dimension hat: Er fordert uns dazu auf, un-
sere Welt, unsere Gesellschaft gerecht, friedvoll und men-
schenfreundlich zu gestalten.
Rechtsextreme Ideologien und Einstellungen sind
immer menschenfeindlich. Ihnen liegt eine „Ideologie der
Ungleichwertigkeit“ zugrunde, wie sie der Soziologe Wil-
helm Heitmeyer benennt. Das heißt, sie gehen davon aus,
dass nicht alle Menschen gleichermaßen wertvoll sind.
Mit dem Menschenbild der biblischen Tradition, mit der
Würde der Gottebenbildlichkeit aller Menschen, mit dem
Gebot der Nächstenliebe, den prophetischen Gerechtig-
keitsforderungen und der Botschaft der Bergpredigt sind
rechtsextreme Einstellungen nicht zu vereinbaren. �
Das Interview führte Michael Kniess
Aktuelles
32 � Werte stiften
Aktuelles
Gut acht Wochen sind es noch, bis es im Stadttheater Fürth
wieder heißt „Vorhang auf für die Stiftergala“, dem gesell-
schaftlichen Ereignis, bei dem sich die Haute-Volée aus Stadt
und Landkreis Fürth die Klinke in die Hand gibt. Zum zweiten
Mal nach 2010 lädt die Sparkasse Fürth am 6. November zu
einem glanzvollen Abend mit tollem Ambiente, um unter an-
derem den diesjährigen Fürther Stifterpreis zu verleihen. Ein
angemessener Rahmen für den zwar nicht dotierten, aber
wohl wichtigsten gesellschaftlichen Preis der Stadt, der alle
drei Jahre ausgelobt wird, um beispielhafte, in Stadt und Land-
kreis Fürth ansässige
Stiftungen beziehungs-
weise Stifter auszu-
zeichnen.
Spannung verspricht
an diesem Abend aber
nicht nur die Frage, wel-
cher Stifter geehrt wird,
der mit viel Herz und
Engagement zum Wohle
der Allgemeinheit eine
eigene Stiftung ins
Leben gerufen hat. Dar-
über hinaus hat sich
die Sparkasse Fürth
dazu entschlossen,
selbst eine Stiftung zu
gründen, um sich auf
diese Weise nachhaltig
und dauerhaft für das
Gemeinwohl in Stadt
und Landkreis Fürth
einzusetzen.
Offiziell vorgestellt wird
die neue Stiftung erst
im Rahmen der Stifter-
gala. Denn noch weiß
niemand, für welchen
Zweck sich die Stiftung
der Sparkasse künftig einsetzen wird. Das Besondere an die-
ser Stiftungsgründung : Unter dem Motto „Wir gründen eine
Stiftung. Sie entscheiden wofür.“ bestimmten die Bürger der
Region selbst über den Stiftungszweck. Sie wählten aus, wel-
che von der Sparkasse Fürth vorgestellten Stiftungsideen
ihnen am meisten am Herzen liegt. Jetzt können sich 100 aus-
geloste Bürger, die an der Abstimmung teilgenommen haben,
darauf freuen, diesem Abend beizuwohnen, für den im freien
Handel keine Karten erhältlich sind.
Für einen unvergesslichen Abend in einem sicherlich wie-
der voll besetzten Stadttheater, darunter Landrat Matthias Dießl
und Fürths Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, welche die
Stiftergala unterstützen, sorgen außerdem spannende Gäste
und ein beeindruckender Showact. So werden mit Anne Folger
und Jennifer Rüth gleich zwei preisgekrönte Pianistinnen in
die Klaviertasten greifen.
Und was die beiden ihren
Instrumenten entlocken, ist
viel mehr als es Pianisten
üblicherweise tun.
Denn wer ein klassi-
sches Klavierkonzert er-
wartet, wird sich wundern.
Mit sprühendem Witz und
einem Hang zur Selbstiro-
nie bieten „QUEENZ OF
PIANO“ Auftritte, die Jung
und Alt gleichermaßen be-
geistern. Ob im Sitzen, Ste-
hen oder bäuchlings auf
dem Flügel liegend - die Vir-
tuosinnen lassen die Finger
scheinbar schwerelos und
in atemberaubendem
Tempo über’s Schwarz-
weiß gleiten und treffen
dabei auch noch immer
den richtigen Ton.
„Vorhang auf und
Bühne frei“ für genau wie
im Jahr 2010 wieder viele
strahlende Gesichter, wie
Hans-Georg Mathias, den
Gewinner des ersten Für-
ther Stifterpreises der sich an diesem Abend selbst mit den
Worten charakterisierte, „der glücklichste Mensch der Welt
zu sein“. Wer sich wohl am 6. November so bezeichnen wird,
wenn sie oder er den Preis in Händen hält? �
� www.die-stifter.de, www.sparkasse-fuerth.de/stiftungen
Vorhang auf und Bühne freiAnfang November feiert die Sparkasse Fürth die Stiftergala 2013
Aktuelles
Die QUEENZ OF PIANO zeigen im festlichen Fürther Stadttheater ihr Könnenam Klavier und begeistern mit Witz und Taktgefühl. Foto: Felix Groteloh
Aktuelles
Gerade mal elf Monate ist seniorbook online und zählt bereits
rund 55.000 Nutzer –Tendenz steigend. Mit aktuellen Themen,
den Lokalteilen und Projekten für bürgerschaftliches Engage-
ment richtet sich das Netzwerk an Menschen mit Lebenser-
fahrung. Übersichtlich gestaltet und nach deutschen Daten-
schutzrichtlinien – als erwachsene Alternative zu Facebook.
Ein Netzwerk für die beste Zeit im Leben
Einer der größten Wünsche der Menschen ist, so lange wie
möglich an der Gesellschaft teilnehmen zu können, gebraucht
zu werden und Wertschätzung zu finden. Wie die „Generali
Altersstudie 2013“ vom Institut für Demoskopie Allensbach
belegt, ist die Lebenszufriedenheit der 65- bis 85-Jährigen
heute sehr hoch. Der großen Mehrheit geht es gut und sie
fühlen sich fit. Sogar fit genug, um auch für andere dazu sein.
Fast die Hälfte der Befragten engagiert sich bürgerschaftlich
und jeder Fünfte würde sein Engagement sogar ausbauen. Das
neue soziale Netzwerk im Internet www.seniorbook.de greift
genau dieses Lebensgefühl auf, trägt dazu bei, dass Menschen,
wann immer sie wollen, an der Gesellschaft teilnehmen kön-
nen, fördert ein aktives Bild vom Älter werden und will mehr
Anerkennung und Einbindung von Lebenserfahrung errei-
chen in unserer Gesellschaft. So heißt der Claim der Netz-
werks folgerichtig: „Wir verbinden Menschen mit Erfahrung.“
Jeder Nutzer hat die Möglichkeit, Beiträge, Bilder oder Vi-
deos einzustellen, öffentlich oder unter vier Augen zu diskutie-
ren, gemeinsame Interessen zu entdecken und neue Kontakte
zu knüpfen. Das ehrgeizige Ziel des sozialen Netzwerks: der
Brückenschlag zwischen virtueller und realer Welt. Dieser An-
satz wird mit Hilfe von Lokalteilen umgesetzt. Die Nutzer des
Netzwerks finden in Ihrem Lokalteil interessante Veranstaltun-
gen und Geschichten aus der Region. Unterstützt wird der lo-
kale Bezug durch die „Heimat-Tour“ des Unternehmens: Mitar-
beiter der Seniorbook AG bereisen unterschiedliche Regionen
Deutschlands. Unter dem Motto „Wir bringen das Beste von ge-
stern und heute zusammen“ kommen sie so mit Vereinen, Fir-
men und Privatpersonen ins Gespräch und helfen dabei, ein
ganz persönliches Profil der Region zu erstellen.
Die Bürgerhilfe ist ein weiterer großer Bereich auf der
Plattform und eine Börse für bürgerschaftliches Engagement.
Menschen, die helfen wollen, finden konkrete Aufgaben und
Ideen, wie und wo sie sich einsetzen können und rufen Hilfs-
projekte auch selbst ins Leben. Projektkategorien von Spen-
den über Ehrenämter, Patenschaften, Tauschen und Schenken
zeigen, wie mannigfaltig die Themenbereiche dabei sind. se-
niorbook selbst unterstützt jeden Monat mit bis zu 500 Euro
ein Hilfsprojekt der Aktion „Heimat-Helfer“, die bürgerschaft-
liches Engagement im eigenen Umfeld fördert.
Regionale Inhalte fließen bei seniorbook in über 400 Lo-
kalteilen zusammen, die Landkreisen beziehungsweise kreis-
freien Städten entsprechen.
Die Bereiche Datenschutz und Übersichtlichkeit haben
einen besonders hohen Stellenwert. Daten werden nicht an
Dritte weiterverkauft und können jederzeit vom User voll-
ständig gelöscht werden. Auch entscheidet der Nutzer selbst,
was er öffentlich oder nur mit Wenigen teilen will. Registrie-
rung und Nutzung sind für Privatpersonen kostenlos. Firmen
und Vereine sind auf seniorbook ebenfalls willkommen. �
� www.seniorbook.de
Für Menschen mit Erfahrung:seniorbook.de – eine neue Community, die das Leben bereichert
34 � Werte stiften
Aktuelles
Im Juli letzten Jahres wurde öffentlich bekannt, dass einzelne
Ärzte am Transplantationszentrum in Göttingen Daten mani-
puliert haben, um ihren Patienten schneller zu einem Organ
zu verhelfen. In der Folge wurden auch an Kliniken in Re-
gensburg, München und Leipzig Manipulationen aufgedeckt.
Obwohl ein umfassender Maßnahmenkatalog in die Wege ge-
leitet wurde, ist der Vertrauensverlust der Bevölkerung auch
ein Jahr später noch deutlich spürbar.
Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplanta-
tion (DSO) sind die Organspendezahlen im ersten Halbjahr
2013 um 18 Prozent zurückgegangen – obwohl eine Reihe
von Maßnahmen durch die Bundesärztekammer, die Deutsche
Krankenhausgesellschaft und den Gesetzgeber bereits umge-
setzt wurde, um die Transparenz zu erhöhen, die Kontroll-
gremien zu stärken und Fehlanreize zu vermeiden.
Im Interview mit Werte stiften erläutert Dr. jur. Rainer Hess,
Hauptamtlicher Vorstand für Restrukturierung der DSO, wel-
che Maßnahmen getroffen wurden und wie das Vertrauen der
Menschen für die Organspende wieder gewonnen werden soll.
Werte stiften: Mit welchen Vorurteilen werden Sie in diesen
Tagen insbesondere konfrontiert, wenn es darum geht, Men-
schen davon zu überzeugen, sich einen Organspendeausweis
zuzulegen?
Dr. jur. Rainer Hess: Leider haben sich viele Vorurteile unge-
rechtfertigterweise in den Köpfen manifestiert. Zahlreiche
Menschen gehen davon aus, dass sich Ärzte persönlich be-
reichert hätten und Privatpatienten bei der Organverteilung
bevorzugt wurden. Dieser Verdacht hat sich aber in keinem
Fall bestätigt.
Welche Maßnahmen wurden seit der Aufdeckung des Trans-
plantationsskandals ergriffen, damit sich ein solcher nicht er-
neut ereignen kann?
Zunächst wurden die Richtlinien zur Wartelistenführung ge-
ändert. Es entscheidet nun nicht mehr ein einzelner Arzt über
die Aufnahme eines Patienten auf die Warteliste, sondern eine
so genannte Transplantationskonferenz unter Gewährleistung
eines mindestens Sechs-Augen-Prinzips. Außerdem sind der-
artige Manipulationen künftig strafbar und können mit einer
Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe belegt werden. Neben
den aktuellen Kontrollen sollen zukünftig alle Transplantati-
onszentren mindestens einmal in drei Jahren unangekündigt
geprüft werden.
Welche Rolle spielt die Deutsche Stiftung Organtransplanta-
tion in dem System der Organspende und Transplantation?
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation ist die beauf-
tragte Koordinierungsstelle für die Organspende in Deutsch-
land und unterstützt die Krankenhäuser im gesamten Organ-
spendeprozess. Zu ihren Aufgaben gehören die Unterstützung
in der Organisation der Hirntoddiagnostik, das Gespräch mit
den Angehörigen, medizinische Maßnahmen zur Erhaltung
von Organen und zum Schutz der Organempfänger, die Über-
mittlung der Spenderdaten an die Vermittlungsstelle Euro-
transplant bis hin zum Organtransport in die jeweiligen Trans-
plantationszentren. Daneben unterstützt sie die Kranken-
häuser durch Fortbildungen und Prozessoptimierung inner-
halb der Organspende.
Konsequenzen aus SkandalenNach den Wartelisten-Manipulationen: Was hat sich geändert?
Maßnahmen und Konsequenzen in der Organspende
Dr. jur. Rainer Hess hat das Amt desHauptamtlichen Vorstands für Re-strukturierung für ein Jahr übernom-men. Zu seinen Aufgaben gehört dieUmstrukturierung der Deutschen Stif-tung Organtransplantation zu einerStiftung mit stärker öffentlich-rechtli-chem Charakter. Zukünftig sollenauch Bund und Länder im Stiftungs-rat vertreten sein. Foto: G-BA
Foto
: DSO
/ P
au
l B
isch
off
Aktuelles
Wie soll erreicht werden, dass die Zahl der Organspenden
wieder ansteigt?
Zunächst muss das Vertrauen der Bevölkerung zurück ge-
wonnen werden. Es waren einige wenige Ärzte, die Patien-
tendaten manipuliert haben – aber das reicht leider aus, um
ein ganzes System in Verruf zu bringen. Die Leidtragenden
sind dabei die Patienten auf der Warteliste, die jetzt noch län-
ger auf eine Transplantation warten und im schlimmsten Fall
sogar vergeblich. Wir müssen den Wert und die Sinnhaftigkeit
einer Organspende wieder klar herausstellen. Wer sich der-
zeit weigert, eine Entscheidung zu treffen, bestraft nicht die
Ärzte, die betrogen haben, sondern die Patienten auf der War-
teliste. Eine wichtige Maßnahme für mehr Transparenz in der
Transplantationsmedizin ist mit Sicherheit die Einrichtung
eines nationalen Transplantationsregisters, in dem pseudony-
misiert Spender- und Empfängerdaten zusammen geführt
werden.
Ihr Argument für all diejenigen, die sagen, sie würden spen-
den, wenn sie wüssten, dass mit ihrem Organ ausschließlich
Kindern oder jungen Menschen geholfen werde?
Der Grundsatz der Chancengleichheit, der das deutsche Trans-
plantationssystem prägt, erschwert solche altersbezogenen
Sonderregelungen. Es gibt sie aber bereits jetzt zum Beispiel
im Bereich der Nierentransplantation. Kinder sollen frühzei-
tig transplantiert werden, um ihnen die Chance auf eine ge-
sunde Entwicklung zu geben. Deshalb erhalten sie Bonus-
punkte. Eine zweite Ausnahme besteht im „European Senior
Program“: Nieren von über 65-jährigen Spendern gehen da-
nach grundsätzlich an wartende Patienten derselben Alters-
gruppe. Grundsätzlich müssen auch ältere Patienten die
Chance auf eine Transplantation bekommen, sofern die Er-
folgsaussicht gegeben ist.
Inwiefern kann man heute sicher sein, dass mit den gespen-
deten Organen kein Missbrauch betrieben wird?
Die Prüfungen und die eingeleiteten Strafverfahren haben
allen Beteiligten vor Augen geführt, welchen immensen Scha-
den die wenigen Missbrauchsfälle angerichtet haben, so dass
wir durchaus sicher sein können, dass heute derartige Mani-
pulationen nicht mehr stattfinden.
Warum sollte trotz des Skandals jeder hierzulande bereit sein,
potenzieller Organspender zu sein?
Zunächst einmal sollte jeder seine Entscheidung treffen, damit
die Familie im Akutfall entlastet wird. Eine Entscheidung für
Organspende kann Menschenleben retten, zumal jeder von
uns in die Situation geraten könnte, selbst eine Organspende
zu benötigen, um zu überleben. Das ist relativ einfach: Wenn
jeder mitmacht, kann auch allen geholfen werden. �
Interview: Michael Kniess
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) unter-
stützt seit über 25 Jahren die Entwicklung der Transplan-
tationsmedizin. Organspende ist in Deutschland eine Ge-
meinschaftsaufgabe aller Krankenhäuser mit Intensivsta-
tionen, der Transplantationszentren und der DSO. Das im
Jahr 1997 in Kraft getretene Transplantationsgesetz sieht
die Einrichtung einer Institution vor, die für die Vorberei-
tung und Durchführung der Organspende bundesweit
Verantwortung trägt. Im Juli 2000 hat die DSO die Funk-
tion einer Koordinierungsstelle übernommen. Ihre Aufga-
ben wurden durch einen Vertrag mit der Bundesärzte-
kammer, dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen
und der deutschen Krankenhausgesellschaft festgelegt.
Die DSO vertritt die Interessen sowohl der Menschen, die
auf eine Transplantation hoffen, als auch der Menschen,
die ihre Organe nach dem Tod spenden wollen. Sie schafft
somit die Grundlage für Transplantationen und trägt dazu
bei, die Transplantationsmedizin in Deutschland zu för-
dern. Für den Fall einer Organspende steht die DSO rund
um die Uhr bereit, um die Krankenhäuser zu unterstützen
und den Prozess der Organspende zu koordinieren.
� www.dso.de
36 � Werte stiften
„Geboren“ wurde die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad
Tölz-Wolfratshausen im Oktober 2011. Damit wollte die Spar-
kasse eine Plattform schaffen, mit der Stiftungen ohne um-
fangreichen Aufwand gegründet werden können. Denn viele
Bürger oder Institutionen möchten sich gerne nachhaltig ein-
bringen, werden aber gleichzeitig von diesem Aufwand ab-
geschreckt. Hier kommt die Stiftergemeinschaft ins Spiel: Die
Sparkasse übernimmt die Beratung potenzieller Stifter, die DT
Deutsche Stiftungstreuhand fungiert als Stiftungstreuhänderin
und übernimmt die Stiftungsverwaltung.
Zwischenzeitlich sind unter diesem Dach neun Stiftungen
entstanden, darunter sieben private, eine kommunale – von
der Gemeinde Benediktbeuern – sowie mit der Pfarrei St. Be-
nedikt eine kirchliche. Das Stiftungsvermögen umfasst rund
298.000 Euro, wovon 92.000 Euro von der Sparkasse einge-
bracht wurden. Der Kuratoriumsvorsitzende, Landrat Josef
Niedermaier, betonte in seiner Begrüßung, er sei froh, dass es
die Stiftergemeinschaft der Sparkasse gibt. Hier kann bürger-
schaftliches Engagement gefördert werden, was insbesondere
im ländlichen Raum wichtig sei. Dieter Weisner von der Deut-
schen Stiftungstreuhand verwies auf die Vorteile einer Ge-
meinschaft. Nicht nur die Verwaltung sei entsprechend ein-
facher. Oft ist es den Stiftern auch nicht möglich, entspre-
chende Gremien zu benennen, die über Generationen hin-
weg die Stiftung verwalten.
Direktor Walter Obinger erläuterte die ersten Zahlen der
Stiftergemeinschaft. Das Stiftungsvermögen von 298.000 Euro
erbrachte rund 2.600 Euro, die den jeweiligen Stiftungs-
Gemeinsam in der Stiftergemeinschaftder Sparkasse Gutes tun
Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen seit fast drei Jahren dabei
Aktuelles
Werte stiften � 37
Aktuelles
zwecken zugeführt werden. „Das erscheint auf den ersten
Blick nicht so berauschend“, so Obinger. Aber eine Stiftung
ist immer langfristig und nachhaltig ausgerichtet und wird
sich nach und nach entwickeln. Auch muss man berücksich-
tigen, dass nicht alle Zustiftungen gleich zur Gründung ein-
gezahlt wurden, sondern im Laufe der letzten eineinhalb
Jahre. Auch erklärte er die Struktur der Kapitalanlagen, die in
Zeiten der jetzigen Tiefzinsphasen noch wichtiger sind. Be-
standteil sind nicht nur laufzeitmäßig gestaffelte Sparkassen-
briefe, sondern auch festverzinsliche Wertpapiere und offene
Immobilienfonds. Alles selbstverständlich unter dem not-
wendigen Sicherheitsaspekt.
Stiftergemeinschaft der SparkasseBad Tölz-Wolfratshausen wächst stetig
Erste Nutznießer der Erträge waren die Diakonie Ober-
land sowie die Tafel Schäftlarn, die jeweils einen Scheck ent-
gegennehmen durften. Jeder Stifter kann nicht nur die Emp-
fänger selbst benennen, sondern auch entscheiden, ob die
Ausschüttung öffentlich oder im Stillen geschieht.
8.000 Euro sind noch offen vom Startkapital, das die Spar-
kasse als „Anschubfinanzierung“ für die ersten Zustiftungen aus-
gelobt hat. Und auch die zehnte Stiftung unter diesem Dach
wird wohl bald hinzukommen. Informationen zur Stifterge-
meinschaft gibt es auf der Webseite der Sparkasse Bad Tölz-Wol-
fratshausen sowie bei den beiden Stiftungsbeauftragten Thomas
Eichberger und Anton Ortlieb (kommunale Stiftungen). �
� www.spktw.de
Thomas Eichberger, Stiftungsbeauftragter der Sparkasse, durfte die er-sten zwei Schecks im Rahmen der 1. Stifterversammlung überreichen:550 Euro gab es für Edith Riesmeyer von der Diakonie Oberland und400 Euro für Uli Ruhdorfer von der Tafel Schäftlarn.
38 � Werte stiften
Ob es um Ernährung geht oder medizinische Versorgung, ob
Bildung oder Erhaltung der Lebensgrundlagen, die durch Um-
welteinflüsse gefährdet sind; die Ressourcen sind weltweit un-
gleich verteilt. Tatsächlich lässt sich ein massives Gefälle zwi-
schen der nördlichen und südlichen Halbkugel unserer Welt
feststellen. Diese ungleichen Voraussetzungen an möglichst vie-
len Stellen auszugleichen, hat sich Mission EineWelt, das Cen-
trum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evange-
lisch-Lutherischen Kirche in Bayern, zur Aufgabe gemacht. Mit
finanziellen Mitteln, aber auch mit der Entsendung von Perso-
nal setzt sich das Partnerschaftszentrum für mehr Gerechtig-
keit, für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein.
Ziele sind unter anderem die Überwindung von Hunger,
Armut und Krankheiten, von Unwissenheit und Chancenlo-
sigkeit. Es geht darum, Bewusstsein für die Anliegen der Men-
schen im Süden zu schaffen, sei es bei Themen wie dem Kli-
mawandel oder den Menschenrechten. Weltweit arbeitet die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern mit ihrer größten
Einrichtung, Mission EineWelt, deshalb vernetzt mit Partnern
in allen Erdteilen.
Neben landeskirchlichen Mitteln und Spenden dienen
auch Stiftungen diesem Zweck. So fördert die Stiftung Welt-
mission beispielsweise Projekte der Partnerkirchen in Über-
see. Zu 21 dieser evangelischen Überseepartner pflegt Mis-
sion EineWelt, unter deren Dach diese Stiftung entstanden ist,
enge Beziehungen. Stifterinnen und Stifter haben hier die
Möglichkeit, eine eigene Stiftung mit eigenem Namen und
Zweck zu errichten. Ebenso können aber auch Fonds für un-
terschiedliche Förderbereiche eingerichtet werden. Beispiel-
haft für die Arbeit im Basisgesundheitswesen ist die Unter-
stützung des Health Care Technical Service in Tansania, der
einerseits Wartung und dringend notwendige Reparaturen an
technischen und medizinischen Geräten in lutherischen
Krankenhäusern Tansanias finanziert und andererseits die An-
schaffung wichtiger medizinischer Geräte unterstützt. Dane-
ben werden auch kirchliche Krankenhäuser in südpazifischen
Papua-Neuguinea finanziell gefördert. So wurde für das Gau-
bin-Memorial-Hospital in Karkar ein Fetal-Doppler gekauft, um
die Herzschläge der Babys im Mutterleib zu kontrollieren. Mit
der Finanzierung von Krankentransporten im nur schwer zu-
gänglichen Hochland Papua-Neuguineas wird wichtige Not-
fallhilfe geleistet.
Bildung und Mobilität fördern
Im pädagogischen Bereich finanziert die Stiftung unter an-
derem das Rainbow-Projekt, das Unterrichtsmaterial für den
Religionsunterricht an Grund- und Hauptschulen in Papua-
Neuguinea entwickelt. Aber auch ganz praktische Dinge der
kirchlichen Basisarbeit werden unterstützt, etwa die An-
schaffung von Fahrrädern für Evangelisten, um von einem
Dorf zum nächsten zu kommen. In Mittelamerika unterstützt
die Stiftung unter anderem die Kinder- und Jugendarbeit oder
Bibelfreizeiten der lutherischen Kirchen von El Salvador, Ni-
caragua, Honduras und Costa Rica.
Unter dem Dach von Mission EineWelt fördern neben der
Stiftung Weltmission weitere Stiftungen wie die Lieselotte und
Rosina Heinrich-Stiftung und die Annette und Wolfgang Dö-
brich-Stiftung vor allem Projekte in Lateinamerika. �
� www.mission-einewelt.de
Die Vision einer gerechten WeltDie Stiftung Weltmission fördert Projekte in 21 Partnerländern weltweit
von Helge Neuschwander-Lutz
Die medizinische Arbeit in Tansania wird von der Stiftung Weltmission ebenso gefördert wie im Gaubin-Memorial-Hospital in Papua-Neuguinea.
Fotos: Mission EineWelt
Aktuelles
Im Tierheim Berlin leben dauerhaft mehr als 320 Hunde. Viele
von ihnen sind „Langsitzer“ – das sind Hunde, die es schwerer
haben, einen neuen Besitzer zu finden. Ihre Wege ins Tierheim
Berlin sind sehr unterschiedlich. Einige wurden abgegeben, an-
dere ausgesetzt.Allen gemeinsam ist, dass sie auf ein neues Zu-
hause warten. Mit der Errichtung des einzigen Tierheims in Ber-
lin 2001 wurde in den Hundehäusern eine Glasverkleidung
zwischen den einzelnen Hundeboxen angebracht. Dieser Bau-
stil erwies sich als nicht optimal, da die Tiere durch den stän-
digen Sichtkontakt mit ihren Artgenossen nicht zur Ruhe kom-
men können. Zwischenlösungen mit Folien waren teuer und
unpraktisch. Jetzt möchte der Tierschutzverein für Berlin e.V.
eine nachhaltige Lösung schaffen und hat sich für eine Kunst-
stoffverkleidung zwischen den Hundeboxen entschieden.
Diese ist stabil und schafft für jeden Hund eine Rückzugsmög-
lichkeit. Hierfür werden „Ruhepaten“, gesucht, die die Kosten
von ca. 300 Euro pro Wand übernehmen. Der Dank ist ein aus-
geglichener Tierheimschützling und die Nennung des Spenders
auf einer Spendertafel am Hundehaus. Spendenkonto
35600105 bei der Postbank Berlin, Bankleitzahl 10010010,
Stichwort „Ruhepate“. Der Tierschutzverein für Berlin e.V. fi-
nanziert sich ausschließlich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge
und Nachlässe. �
� www.tierschutz-berlin.de.
Mehr Ruhe für TierheimhundeHundefreude dringend gesucht!
40 � Werte stiften
Wir finden sehr viele individuell geprägte Antworten, wenn
wir nach dem Sinn unseres Lebens gefragt werden. Demzu-
folge wollen die meisten Menschen gesund, glücklich und zu-
frieden, aber auch finanziell unabhängig sein. Doch welche
Ziele hinterlassen wirklich Spuren, gerade wenn die finanziel-
len Möglichkeiten bestehen, anderen Menschen zu helfen?
Die Sparkasse Südwestpfalz unterstützt dieses Engagement.
Sie stellt sich den gesellschaftlichen Herausforderungen unse-
rer Zeit und bietet den kompetenten Rahmen einer regionalen
Stiftergemeinschaft. Die Region Südwestpfalz ist lebendig, weil
die Menschen, die hier leben, ihre Region gestalten. Damit dies
so bleibt, sind engagierte Menschen und finanzielle Mittel ge-
fragt. Ein ideales Werkzeug stellt eine Zustiftung in der Stifter-
gemeinschaft Südwestpfalz dar. So kann Heimat – also kultu-
relle oder soziale Angebote – bewahrt bzw.Vereine oder Sport-
stätten in ihrer Vielfalt und Attraktivität erhalten werden.
Mit der eigenen Stiftung fördern, was einem am Herzen liegt
Unter diesem Motto hat die Sparkasse Südwestpfalz die
Stiftergemeinschaft ins Leben gerufen. Sie bietet jedem, der
als Stifter tätig werden möchte, die Möglichkeit, in der „Stif-
tergemeinschaft Südwestpfalz“ seine ganz persönliche Ver-
bundenheit mit der Region zum Ausdruck zu bringen und ge-
sellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Jeder Bürger – egal ob er Kunde der Sparkasse ist oder
nicht – kann seine eigene Stiftung gründen, ohne komplizierte
juristische Hürden überwinden zu müssen. Die komplette Ver-
waltung, zum Beispiel die Anlage des Vermögens oder die
Rechnungslegung erfolgt durch die DT Deutsche Stiftungs-
treuhand AG. „Mit professionellem Stiftungsmanagement be-
gleiten wir unsere Kunden bei der Realisierung ihrer Stif-
tungsidee, ersparen Interessenten damit mühevollen admini-
strativen Aufwand und sorgen für eine nachhaltige Anlage des
Stiftungsvermögens und dessen Absicherung“, erläutert der
Vorstandsvorsitzende Rolf E. Klein. „Der Vorteil einer Stiftung
liegt im dauerhaften Erhalt des Stiftungsvermögens, das fest
angelegt ist. Nur die Zinserträge werden zur Förderung ge-
meinnütziger Zwecke verwendet, denn das eingezahlte Ka-
pital wird gemeinsam mit demjenigen anderer Stifter kosten-
optimiert von uns betreut. Somit bleibt dem Stifter nur die
schöne Seite des Stiftens“, betont Klein. Im Vergleich zur Ein-
zelstiftung hat die Stiftergemeinschaft den großen Vorteil, dass
die Verwaltungskosten relativ gering sind und die Einrichtung
einer Stiftung äußerst schnell und unkompliziert erfolgt. Dazu
kommt noch, dass sie steuerlich gefördert ist und die Spar-
kasse mit ihrem Partner die professionelle Stiftungsverwal-
tung übernimmt. Der Stifterkreis, der angesprochen werden
soll, sind Menschen, die mit ihrem kleinen und größeren Ver-
mögen gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke
nachhaltig fördern möchten. Innerhalb der Stiftergemein-
schaft ist es bereits ab einem Betrag von 25.000 Euro mög-
lich, eine eigene Namensstiftung zu gründen.
Die Stifter errichten ihre Stiftung, rechtlich eine Zustiftung,
mit einer Unterschrift in der Stiftergemeinschaft. Der Name
der Stiftung und das Dotationskapital werden hierbei indivi-
duell durch den Stifter festgelegt – in der Regel trägt diese den
Namen des Stifters. Der Stifter wählt den Zweck, den seine Stif-
tung verfolgen soll, aus den vielfältigen Zwecken der Stifter-
gemeinschaft aus und bestimmt die begünstigte(n) Einrich-
tung(en). Ein weiterer Vorteil für den Stifter besteht darin, dass
die gestifteten Gelder erbschafts- und schenkungssteuerfrei
sind und steuerlich zu 100 Prozent innerhalb bestimmter
Höchstgrenzen als Sonderausgabe geltend gemacht werden
können. Bei der Festlegung des Stiftungszweckes muss sich
Stiften bedeutet ZukunftDie Sparkasse Südwestpfalz bietet engagierten Menschen durch
die Stiftergemeinschaft die Möglichkeit, nachhaltig helfen zu können
Aktuelles
Der Vorstand der Sparkasse Südwestpfalz (von links: Jürgen Keiper, RolfE. Klein, Peter Kuntz) stärkt mit der Stiftergemeinschaft die Region undschafft eine Plattform für (Zu-)Stifter.
der Stifter nicht auf alle Zeiten bin-
den, sondern kann bei geänderten
Bedürfnissen auch andere Zwecke
innerhalb der Satzungszwecke der
Stiftergemeinschaft auswählen. Der
Wechsel des Stiftungszweckes ist
somit im Gegensatz zu anderen
Stiftungsformen jederzeit möglich.
Stiftergemeinschaft ist Plattform
Sie wird von der Sparkasse jedem Stiftungswilligen inner-
halb des Geschäftsgebietes zur Verfügung gestellt. Egal ob eine
individuelle Namensstiftung durch eine Privatperson, eine
Stiftung zur Förderung eines kommunalen Projektes, eine Stif-
tung zu Gunsten einer gemeinnützigen Organisation oder
eine Firmenstiftung zur Verfolgung steuerbegünstigter
Zwecke errichtet wird, die Stiftergemeinschaft bietet Lösun-
gen für fast alle Bedürfnisse.
„Unsere Stiftergemeinschaft will zum Stiften anstiften und
setzt auf Mäzene in der Region. Bürgerinnen und Bürger, Un-
ternehmen aber auch Kommunen und Bürgerstiftungen, die
dem Allgemeinwohl einen Teil ihrer finanziellen Ressourcen
überlassen möchten“ erläutert der Verwaltungsratsvorsit-
zende der Sparkasse, Landrat Hans Jörg Duppré.
Die neu gegründete Stiftergemeinschaft ist ein weiterer
Baustein, der die umfassende Förderungskultur der Sparkasse
Südwestpfalz sinnvoll ergänzt. Vor diesem Hintergrund hatte
sich die Sparkasse Südwestpfalz auch entschlossen zum Start
dieser Stiftergemeinschaft Südwestpfalz eine eigene Zustif-
tung zu tätigen. Zur langfristigen Unterstützung der öffentli-
chen Musikschulen in der Region hat die Sparkasse Südwest-
pfalz eine Zustiftung in Höhe von 150.000 Euro an die Stif-
tergemeinschaft Südwestpfalz geleistet. Mit dieser „Stiftung
zur Förderung der Musikschulen“ sollen die öffentlich recht-
lichen Musikschulen in der Region nachhaltig unterstützt
werden. Jeder, der diesen Stiftungszweck unterstützen
möchte, kann dies entweder über Spendengelder (ohne Be-
tragsbegrenzung) oder über eine Zustiftung (ab einer Zu-
wendung in Höhe von 200 Euro in beliebiger Höhe) vorneh-
men. Die Spendengelder werden mit den Erträgen aus dem
Stiftungskapital ausgeschüttet – die Zustiftungen werden dem
Stiftungskapital zugerechnet.
„Als Partner der Menschen in der Region freuen wir uns
darauf, viele Menschen für unsere Stiftergemeinschaft zu be-
geistern, mit dem Ziel, die Region und die Menschen, die in
ihr leben, nachhaltig zu stärken", so Landrat Duppré. �
� www.sparkasse-suedwestpfalz.de
Aktuelles
Eine Broschüre informiert über dieStiftergemeinschaft Südwestpfalz
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]
www.medizinrecht-kanzlei.de
42 � Werte stiften
Aktuelles
„Überfluss hat erst dann Wert, wenn wir ihn zum Wohle an-
derer nutzen“ Dieser Ausspruch des Schweizer Staatsrecht-
lers und Laientheologen Claus Hilty bringt das Motiv von Stif-
tern auf den Punkt: Gutes zu tun mit dem, was man nicht
braucht. Immer mehr Menschen entschließen sich, ihr Ver-
mögen oder Teile hiervon einem gemeinnützigen Zweck zu
widmen. Sei es aus rein altruistischen Beweggründen oder
auch deshalb, weil geeignete Erben fehlen. Mit einer Stiftung
stellen sie sicher, dass ihr Engagement nachhaltig wirkt.
Doch nicht selten bleibt es bei der guten Absicht. Manche
hält die Scheu vor bürokratischen Hürden und administrati-
vem Aufwand von der Verwirklichung ihrer guten Tat ab. Dabei
kann Stiften so einfach sein, wie das Beispiel der Stifterge-
meinschaft der Sparkasse Nürnberg zeigt. Die rechtlich selbst-
ständige Stiftung ermöglicht es Menschen, die dauerhaft Gutes
tun wollen, dort ihre „eigene Stiftung“ in Form eines Stif-
tungsfonds einzurichten. Mehr als eine Unterschrift ist nicht
nötig. Rechtlich gesehen handelt es sich um eine Zustiftung,
die ab einem Betrag von 25.000 Euro auf alle Zeiten mit dem
Namen des Stifters verbunden bleibt. In der Zustiftungsver-
einbarung bestimmt der Stifter, welchem Zweck er seine Stif-
tung widmen und welche gemeinnützige Einrichtung er mit
seinem Ertragsanteil Jahr für Jahr unterstützen möchte. Dies
kann beispielsweise eine Kirchengemeinde, ein Tierschutz-
verein, eine Forschungseinrichtung oder ein Kinderheim sein.
Um die weisungsgerechte Ausführung des Stifterwillens
kümmert sich der dreiköpfige Vorstand der Stiftergemein-
schaft, der wiederum durch das Kuratorium überwacht wird.
Als rechtlich selbststän-
dige Stiftung unterliegt
die Stiftergemeinschaft
zudem der staatlichen
Stiftungsaufsicht.
Nicht allen Paaren er-
füllt sich ihr sehnlicher
Wunsch nach eigenen
Kindern. Die Betroffenen
leiden darunter. Im Um-
feld wird das Thema oft
immer noch tabuisiert.
Die Eheleute Paulmann
kennen die psychische
Belastung und möchten
dazu beitragen, anderen
kinderlosen Paaren das Leid zu ersparen. Unter dem Motto
„Wir wünschen uns, dass es weniger ungeborene Wunsch-
kinder gibt“ hat das Ehepaar in der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Nürnberg ihren „Stiftungsfonds Paulmanns-
Wunschkinder“ errichtet. Die Erträge hieraus fließen regel-
mäßig an das Klinikum Nürnberg. Dieses hat sich im Rahmen
einer gesonderten Vereinbarung verpflichtet, die Mittel ins-
besondere für die Beratung und psychologische Betreuung
betroffener Paare sowie die Förderung von Forschungsvor-
haben bei ungewollter Kinderlosigkeit zu verwenden.
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Nürnberg soll spä-
ter auch dafür Sorge tragen, dass die Erträge aus dem Nachlass
des engagierten Stifterehepaares dauerhaft dem von ihnen
bestimmten Zweck zugute kommen. Der Stiftungsfonds ist
offen für Zustiftungen Dritter, die sich mit dem Zweck
„Wunschkinder“ ebenfalls identifizieren.
So einfach das Verfahren auch ist, die Errichtung einer
Stiftung in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Nürnberg
erfordert eine wohl überlegte Entscheidung. Wer weiß
schon, wie viel er von seinem Vermögen aus der Hand geben
kann, ohne seine finanzielle Unabhängigkeit im Alter zu be-
einträchtigen. Deshalb kann der Stifter seine Stiftung auch
testamentarisch nach seinem Tod errichten. Petra Edel, Vor-
sitzende des Stiftungsvorstandes, empfiehlt „Legen Sie mit
einem überschaubaren Betrag den Grundstock für Ihre Stif-
tung und begünstigen Sie diese später als Erben oder Ver-
mächtnisnehmer. Dies hat den Charme, dass Sie am Wirken
Ihrer Stiftung selbst teilhaben können. Sie haben sogar noch
die Möglichkeit, die be-
günstigte Einrichtung im
Rahmen des grundsätz-
lich festgelegten Förder-
schwerpunktes zu
wechseln.“ So verfügt
der Stifter zu Lebzeiten
über ein Höchstmaß an
Flexibilität und zugleich
über die Sicherheit, dass
sein Vermögen tatsäch-
lich in seinem Sinne
wirkt – heute und viele
Jahrzehnte über seinen
Tod hinaus. �
� www.spk-nbg.de
Gemeinsam Zukunft schenkenStiftergemeinschaft der Sparkasse Nürnberg
Das Stiftungsteam der Sparkasse Nürnberg (v.l. Jürgen Ziegler und Petra Edel,Stiftungsvorstände der Stiftergemeinschaft; Claus Löw, Christine Heinzelmann)
Aktuelles
Mittlerweile gibt es 23 Fairtrade-Schulen in Deutschland
(Stand: Mitte August 2013). Weitere 59 Schulen haben inzwi-
schen einen Antrag bei TransFair, dem Verein zur Förderung
des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e. V., gestellt. „Fair-
trade-Schools“ werden von der Stiftung Umwelt und Ent-
wicklung Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert. Die Stif-
tung bietet Schulen in NRW die Möglichkeit, sich aktiv für
eine faire Welt einzusetzen. Aber auch Schulen aus anderen
Bundesländern können sich zertifizieren lassen – allerdings
kostet es diesen Schulen dann einen geringen, einmaligen Bei-
trag. Der Verein würde sich wünschen, wenn sich auch für
Schulen in anderen Bundesländern Sponsoren für die Zertifi-
zierung finden könnten.
Um als „Fairtrade-School“ ausgezeichnet zu werden, müs-
sen unter anderem folgende Kriterien erfüllt sein: Gründung
eines Fairtrade-Schulteams (Lehrern, Schülern, Eltern, etc.), Er-
stellen eines Fairtrade-Konzepts an der Schule, Verkauf und Ver-
zehr von fair gehandelten Produkten an der Schule, Fairtrade
muss im Unterricht behandelt werden und einmal im Schul-
jahr muss es eine Schulaktion zum Thema Fairtrade geben.
Verantwortung für gerechteren Handel
Die Schüler in den „Fairtrade-Schools“ lernen, dass auch
sie schon mit dem Kauf von bestimmten Produkten Verant-
wortung für einen gerechteren Handel übernehmen können.
Das Ergebnis der Aktion einer Klasse: „Wir können die Welt
verbessern, wenn wir Fair-Trade-Schokolade kaufen. Nicht nur
die Umwelt wird besser, sondern wir tun auch etwas für die
Kinder der Kakaobauern. Das ist fair!“ Verkäufer, Händler und
die Hersteller verzichten zum Beispiel beim Verkauf von
„guter“ Schokolade auf ihren Gewinn zugunsten der Kinder-
stiftung Plant-for-the Planet, um Bäume zu pflanzen. Außer-
dem ist „Die gute Schokolade“ Fairtrade- zertifiziert, damit die
Kinder der Kleinbauern ebenso in die Schule gehen können.
Viele Beschreibungen von Aktionen in den Schulen, einen
Ideenpool und eine Übersichtskarte mit allen zertifizierten
Schulen und solchen, deren Anträge gerade geprüft werden,
sind im Internet zu finden. �
� www.fairtrade-deutschland.de, www.fairtrade-schools.de
Stück für Stück die Welt retten Immer mehr Schulen in Deutschland lassen sich zu „Fairtrade-Schools“ zertifizieren.
Seit dem 09.07.2013 ist das Wolfgang-Borchert Gymnasium in Langen-zenn die erste Fairtrade School in Mittelfranken. In dieser Schule verkau-fen Schüler jeden Mittwoch und Freitag in der Pause Fairtrade-Schoko-lade und weitere Produkte aus dem „Eine-Welt-Laden“.
Aktuelles
44 � Werte stiften
Sie nennt sich „Stiftung für Helfer“ und ist eine Anlaufstelle für
Weltenbummler und Menschen mit Fernweh, die auf ihren
Reisen mehr als Sonne, Sand und gute Laune suchen. Wer ins
Ausland reist, kann sich mit finanzieller Hilfe der Stiftung in
seinem Reiseland sozial engagieren. Wie beispielsweise der
Wuppertaler Michael Paetsch und sein Kumpel Lothar Bertels
aus Neuss – Gewinner des diesjährigen Reiseförderpreises
der Stiftung – die mit ihren Motorrädern in diesem Sommer
durchs Baltikum fahren. Ein Abstecher wird sie auch nach Ka-
liningrad, dem ehemaligen Königsberg, führen. Dort engagiert
sich seit mehr als 20 Jahre die Bonner Königsberghilfe, Mit-
glied im Diakonischen Werk Rheinland, und kümmert sich in
verschiedenen Heimen und Schulen um Kinder und Jugend-
liche. Die beiden Motorradfahrer werden vor Ort bei einem
Projekt eingesetzt, wo ihre Hilfe und ihr Know-how am drin-
gendsten gebraucht werden. Das ist ganz im Sinne der „Stif-
tung für Helfer“, deren Zweck einerseits die Förderung des
öffentlichen Gesundheitswesens, der Erziehung und Bildung
ist, sowie die Aufklärung der Öffentlichkeit über Armut und
Hilfsbedürftigkeit weiter Teile der Erdbevölkerung. Sie bietet
andererseits die Möglichkeit, bedürftigen Menschen ganz kon-
kret vor Ort zu helfen entweder durch Sachspenden oder
durch Einsatz der eigenen Arbeitskraft. Mittlerweile sind zehn
Projekte auf der Homepage verzeichnet, deren Arbeit von der
Stiftung unterstützt wird.
„Ich mag Projekte ohne eine große Organisation im Hin-
tergrund“, sagt der Kölner Joachim von Loeben, der die Stif-
tung 2012 zusammen mit seiner Frau Marisa gründete. Der
42-Jährige reiste von 2007 bis 2009 durch 60 Länder dieser
Erde und engagierte sich währenddessen bei 15 Projekten.
Der ehemalige Banker spielte in einem indischen Waisenhaus
den Weihnachtsmann, stiftete in Nepal für ein Kinderheim
Pullover und Handschuhe gegen die Winterkälte und übergab
in Mexiko an bedürftige Familien Schulbücher und Hefte. „Mit
der Stiftung möchte ich diese Projekte weiterhin unterstüt-
zen und darüber hinaus anderen Menschen einen persönli-
chen Perspektivwechsel ermöglichen, wie ich ihn selbst auf
meiner Reise erlebt habe. Ich bin offener und toleranter zu-
rückgekehrt, denn unterwegs habe ich so viele andere Men-
schen kennengelernt und die Welt aus einem anderen Blick-
winkel gesehen. Dadurch habe ich mich persönlich sehr stark
weiterentwickelt. Das möchte ich mit meiner Stiftung auch
anderen Menschen ermöglichen.“ Wer sich mit Hilfe der „Stif-
tung für Helfer“ engagieren möchte, erhält vorab auf Wunsch
spezielle Reiseinformationen und auch Geld aus der Stiftung,
das vor Ort für das Hilfsprojekt genutzt werden muss. Ein ab-
schließender Bericht wird auf der Homepage veröffentlicht.
Der Helfer Jürgen Merkel engagiert sich aktuell für ein
Dorf in Malawi im südlichen Afrika, setzt dort die Trinkwas-
serbrunnen instand und stattet die Schule mit Tischen und
Bänken aus, die die örtlichen Schreiner herstellen. Der Rhein-
länder hat eine recht spektakuläre Art gewählt, um auf das
Hilfsprojekt aufmerksam zu machen: Er war im Mai drei Wo-
chen lang vor seiner Reise nach Afrika von Düsseldorf bis zum
Bodensee auf einem „Hungermarsch“ unterwegs. „Ich wollte
einfach erfahren, was es bedeutet, auf ein Grundbedürfnis,
eben das Essen, zu verzichten
und dennoch körperliche Hoch-
leistung zu bringen“, sagt er. Ge-
rade so spektakulär muss das En-
gagement bei der Stiftung nicht
immer sein. Die „Stiftung für Hel-
fer“ freut sich natürlich auch
über Spenden und Zustiftungen.
Wer die Stiftung kennenlernen
möchte, hat dazu die Gelegenheit
am 30. Oktober um 19 Uhr beim
dritten Stiftungstreffen im „Hahn-
heiser“, Yorckstraße 32 in Köln. �
� www.stiftung-fuer-helfer.de
Weltenbummler gründet StiftungJoachim von Loeben führt soziales Engagement fort
Von Steffi Machnik
Gemeinsamschneller helfenAktion Deutschland Hilft engagiert sichfür die Betroffenen der Flutkatastrophe
Die Hochwasserkatastrophe im Juni war nach der Elbeflut im
Jahr 2002 erst der zweite Inlandseinsatz für die „Aktion
Deutschland Hilft“. „Gemeinsam schneller helfen“ – unter
dem Motto des Bündnisses wurde die Nothilfe in den betrof-
fenen Bundesländern koordiniert und abgestimmt. Mitglieds-
organisationen wie zum Beispiel der Arbeiter-Samariter-Bund,
die Johanniter oder die Malteser führten Evakuierungen
durch, errichteten Notunterkünfte, halfen beim Transport von
Sandsäcken oder kochten Mahlzeiten für die Fluthelfer.
Doch mit dem Rückgang des Wassers ist die Arbeit von
„Aktion Deutschland Hilft“ natürlich noch längst nicht ab-
geschlossen. Die Bündnispartner stoßen zahlreiche Hilfs-
projekte an: Dabei geht es sowohl um Einzelfallhilfe, als auch
um den Wiederaufbau sozialer Einrichtungen. Das Bündnis
hat von Unternehmen und Privatpersonen für die Hoch-
wasserhilfe über 37 Millionen Euro an Spendengeldern er-
halten.
Die Arbeit ist nach dem Wasser-rückgang noch nicht getan
Normalerweise steht beim Bündnis aber die humanitäre
Auslandshilfe im Mittelpunkt: Krieg in Syrien, Tsunami in
Japan, Hungersnot in Afrika oder Erdbeben in Haiti – die Ge-
genwart sowie die jüngere Vergangenheit hat „Aktion
Deutschland Hilft“ einige Großeinsätze beschert. Im Jahr 2001
von zehn renommierten Hilfsorganisationen gegründet, ge-
hören dem Bündnis mittlerweile 23 Mitgliedsorganisationen
an. Die Bündnispartner bündeln im Falle großer Katastrophen
ihre Kräfte, um schnelle und effektive Hilfe zu leisten. Seit
2008 veranstaltet „Aktion Deutschland Hilft“ im Rahmen des
Tages der Deutschen Einheit am 3. Oktober den Tag „Deutsch-
land hilft“. 2013 wird das Bündnis erstmals eine Tour quer
durch Deutschland organisieren. Startschuss ist am 14. Sep-
tember in Nürnberg. Über Frankfurt, Köln, Münster, Hanno-
ver, Hamburg, Berlin, Leipzig und München wird das Infomo-
bil dann am 2./3. Oktober seine finale Station Stuttgart errei-
chen. Dort finden in diesem Jahr die zentralen Feierlichkeiten
zum Tag der Deutschen Einheit statt. Die genauen Tourter-
mine sind im Internet zu finden. �
� www.Aktion-Deutschland-Hilft.de
Was nützt es, wenn wir den Kiebitz in Deutschland schützen,
er dann aber auf seinem Zugweg zwischen Sommer- und Win-
terquartieren abgeschossen wird? Die Zugvögel über Lan-
desgrenzen hinweg zu schützen, war das wichtigste Ziel bei
der Gründung von EuroNatur im Jahr 1987. Bis heute kon-
zentriert sich die Naturschutzstiftung auf den Erhalt des eu-
ropäischen Naturerbes in seiner Vielfalt. „Es gibt Arten, die
sich als Schirmarten anbieten. Wenn wir Bären, Luchse, Wölfe
und Zugvögel schützen, hilft das auch vielen anderen Tieren“,
sagt EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer.
Ein wesentliches Ziel von EuroNatur ist es, Menschen und
Natur zu verbinden. Denn nur wenn die lokale Bevölkerung
direkt vom Naturschutz profitiert, kann die Arbeit zum Schutz
von Wildtieren und ihren Lebensräumen auf Dauer erfolg-
reich sein. So ist nachhaltige Regionalentwicklung wesentli-
cher Bestandteil der EuroNatur-Projekte. Das kann zum Bei-
spiel ein neuer Ofen für eine albanische Schule sein, damit
im benachbarten Nationalpark weniger Bäume für Brennholz
gefällt werden. Ein unverwechselbares Kennzeichen von Eu-
roNatur ist das über ein Vierteljahrhundert gewachsene
Netzwerk. Die Stiftung baut keine europaweiten Ableger auf,
sondern hilft den Partnerorganisationen in den Projektge-
bieten mit einem kleinen, straff organisierten Team, Pro-
bleme anzugehen. Zum EuroNatur-Netzwerk gehören Na-
turschutzorganisationen, aber auch Wissenschaftler, ehren-
amtliche Helfer sowie kooperationsbereite Vertreter von Mi-
nisterien und Behörden.
„Wir können nicht alle Probleme lösen, aber wir können
Modelle schaffen und vor allem die Zivilgesellschaften in den
jeweiligen Ländern stärken. Die Bürger sollen sich verant-
wortlich fühlen für das, was in ihrer Heimat passiert“, sagt
Gabriel Schwaderer. Bei EuroNatur gehen Spenden nicht im
Verwaltungsapparat verloren, sondern kommen Europas
Natur direkt zugute. Nicht umsonst ist EuroNatur einer der
ersten Träger des DZI-Spendensiegels im Naturschutzbereich.
Spendenkonto 818 2005, Bank für Sozialwirtschaft Köln, BLZ
370 205 00 �
� www.euronatur.org
EuroNatur: Naturschutz ohne GrenzenNachhaltige Regionalentwicklung ist Grundlage aller Projekte der Organisation
Aktuelles
Aktuelles
Am 13. Oktober 2013 fällt zum 28. Mal der Startschuss zu
einem der größten Lauf-Highlights des Jahres. Bereits 1972
fand, während der Olympischen Spiele, der erste Marathon in
München statt und wird seit der Neuauflage 2000 nun regel-
mäßig im Oktober durchgeführt.
Im vergangenen Jahr liefen, von rund 18.000 Teilnehmern,
über 7.400 allein die Marathonstrecke von 42,195 Kilome-
tern. Diese Königsdisziplin führt auch in diesem Jahr wieder
an zahlreichen Münchner Sehenswürdigkeiten vorbei. Neben
Englischen Garten, Marienplatz, Residenz und Olympiapark
mit dem Zieleinlauf im Stadion zählen auch die Massen an an-
feuernden Zuschauern zur Attraktion des Laufes.
Mit der Charity-Aktion „Laufend Gutes zu tun“ kann man
nicht nur sportlich aktiv werden, sondern sich auch persön-
lich für eine von derzeit 14 gemeinnützigen Organisationen
engagieren. Eine der gelisteten Organisationen ist unter an-
derem die Aktion Sonnenschein, die sich bereits vor über 45
Jahren der Integration/Inklusion von Kindern mit Behinde-
rung verschrieben hat. Um die Aktion Sonnenschein oder eine
der anderen wohltätigen Organisationen zu unterstützen,
muss man nur seine eigene Spendenseite für die jeweilige
Charity-Aktion anlegen, Familie, Freunden, Bekannten als auch
Kollegen auf die Aktion hinweisen und damit dann für den
guten Zweck Geld sammeln.
Auf einem Spendenportal
im Internet werden die teil-
nehmenden Hilfsorganisatio-
nen vorgestellt. Hat man als
Unterstützer seine entspre-
chende Organisation gewählt,
kann man in wenigen Schrit-
ten zum aktiven Spendenbot-
schafter werden. Mit einer per-
sönlichen Erläuterung, warum
sich für die ausgewählte Orga-
nisation engagiert wird, ist der
Spendenaufruf online sichtbar
und kann im Bekanntenkreis
verbreitet werden. �
� www.muenchenmarathon.de/
charity
Nicht nur einLauf-Highlight
„Laufend Gutes zu tun“mit dem München Marathon
Berichte und Kampagnen
Lacrima – Zentrum für trauernde Kinder ist ein Projekt der Jo-
hanniter-Unfall-Hilfe e.V.. Gegründet 1952 haben die Johan-
niter sich dem Leitgedanken „Aus Liebe zum Leben“ ver-
schrieben. Unfälle, Krankheit oder sozial schwierige Gege-
benheiten können jeden treffen. Genau an dieser Stelle sind
in unserer Gesellschaft gemeinnützige Organisationen wie
die Johanniter gefordert. Mit jedem bedürftigen Menschen,
dem geholfen wird und dem neue Lebensperspektiven er-
öffnet werden, wird zu einer besseren Zukunft für alle beige-
tragen. Mit über 1.983 hauptamtlichen und rund 5.200 eh-
renamtlichen Mitarbeitern im Landesverband Bayern, stehen
die Johanniter Menschen in schweren Situationen mit viel En-
gagement und Herzblut zur Seite.
Kinder sind besonders schutzbedürftig und brauchen ge-
rade in schwierigen Situationen individuelle und kompetente
Hilfe. Dies hat Tobias Rilling, Diakon und Gründer von Lacrima,
bereits vor langer Zeit erkannt. „Die Idee, Lacrima ins Leben zu
rufen, entstand vor dreizehn Jahren, als wir einen Jungen im
Zeltlager beobachteten, der seinen Vater verloren hatte“, erin-
nert er sich. „Das war nicht Heimweh, es war Trauer. Wir ver-
suchten auf den Jungen und seine Situation einzugehen. Wir
haben mit ihm getrauert und die Kinder im Lager haben Anteil
genommen. Das ging aber nur, weil wir einen geschützten Rah-
men hatten. Zurück in München stellte ich fest, dass es so ein
Angebot nicht gab. Ich suchte Ehrenamtliche und wir ließen
uns schulen. Dann riefen wir eine erste Gruppe ins Leben!“
Das Unfassbare ist tägliche Realität: Ein Kind wird mit dem
Tod von Mutter oder Vater, von Schwester oder Bruder kon-
frontiert. Nach dem Schock kommt die Trauer. Und mit der
Trauer oft ein Zustand von Hilflosigkeit, Einsamkeit und Un-
verstandenfühlen. Die wichtigsten Bezugspersonen sind ih-
rerseits in Schmerz und Trauer gefangen. Freunde und Klas-
senkameraden scheuen das Thema und ziehen sich zurück.
Oft fühlen Kinder sich in ihrer Trauer alleingelassen. Dann un-
terdrücken und verdrängen sie ihre Gefühle. Das kann sie an
Leib und Seele dauerhaft krank machen. In 14-tägig stattfin-
denden Gruppen wird Kindern genau die individuelle Be-
treuung gegeben, die sie benötigen. Zu erkennen, wie es jedem
der Kinder gegenwärtig geht und was es gerade braucht, ist
die große Stärke der gut ausgebildeten, erfahrenen Trauerbe-
gleiter. Bei Lacrima ist Trauer eine Selbstverständlichkeit – und
erhält den Platz im Leben, der ihr zusteht. Spendenkonto
4303000, BLZ 370 20 500, Stichwort: Lacrima Bayern �
� www.johanniter.de
Alleingelassen in der Trauer?Lacrima – das Zentrum für trauernde Kinder der Johanniter
hilft Kindern und Familien auf ihrem schwierigen Weg
Foto: Sascha Stolzenburg
Werte stiften � 49
Berichte und Kampagnen
Bunt zusammengewürfelte Menschen mit allen Haut- und
Haarfarben zeigt das Bild, das Udo Lindenberg für sein Aus-
stellungsprojekt „Bunte Republik Deutschland“ gemalt hat:
Schon früh hat der deutsche Ausnahmekünstler das Thema
Rassismus zu seinem Thema gemacht und noch immer ist
Fremdenfeindlichkeit ein drängendes gesellschaftliches Pro-
blem. Nach dem Befund der aktuellen Rechtsextremismus-
Studie „Die Mitte im Umbruch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung
ist in Gesamtdeutschland zwischen den Jahren 2010 und
2012 die Zahl derer, die ein geschlossenes rechtsextremes
Weltbild in sich tragen, von 8,2 auf 9 Prozent gestiegen. Die
Sparkassenstiftung Lüneburg hat daher gemeinsam mit der
Hansestadt, dem Landkreis und dem Kriminalpräventionsrat
Lüneburg eine Kampagne gegen Rechtsextremismus ange-
schoben: „Lieber BUNT als BRAUN“.
Und das Bild von Udo Lindenberg dient als Plakat, an dem
garantiert keiner vorbeischaut. „Udo Lindenberg findet das
Projekt klasse und unterstützt uns gerne bei der Aktion, indem
er unter anderem das Motiv zur Verfügung gestellt hat“, sagt
Carsten Junge, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung. Um
möglichst viele und möglichst junge Leute zu erreichen, setzt
die Kampagne auf Massenmedien und Internet-Netzwerke wie
etwa Facebook. Die Kampagne ist auf so große Resonanz ge-
stoßen, dass die Plakate schon zum dritten Mal nachgedruckt
werden mussten. 10.000 Euro investiert die Stiftung nach ei-
genen Angaben in Theateraufführungen, Vorträge und Plakate.
„Familie verbindet – stärkt – wärmt“: Sympathische Gesichter
auf Fingern geben der Kampagne „Familie“ nicht nur ein sym-
pathisches Gesicht, sondern auch einen hohen Wiedererken-
nungswert. Eleonore Tatge von der Präventionsabteilung der
Polizei, Christine Ullmann, Gleichstellungsbeauftragte von
Hansestadt und Landkreis und Carsten Junge, Geschäftsfüh-
rer der Sparkassenstiftung Lüneburg haben die Plakataktion
angeschoben. Ihr Ziel: Die Internetseite www.gegen-gewalt-
in-der-familie.de soll bekannter werden und damit betroffene
Frauen animieren, aktiv Hilfe anzufordern. Denn Familie be-
deutet nicht nur Zusammenhalt, Wärme und Stärke, sondern
oft auch Gewalt. Gewalt, der die Opfer nur schwer entkom-
men können. 270 Beratungsgespräche hat Hanna Schütz von
der Beratungs- und Interventionsstelle Lüneburg im vergan-
genen Jahr geführt, sie ist oft die erste Anlaufstelle für Ge-
waltopfer. �
� www.gegen-gewalt-in-der-familie.de
Projekte gegenFremdenfeindlichkeit und Gewalt
Sparkassenstiftung Lüneburg betreibt Aufklärung und Prävention
Berichte und Kampagnen
50 � Werte stiften
In Bad Grönenbach im Allgäu befindet sich eine Anlaufstelle
für unheilbar erkrankte Kinder und ihre Familien. Dort wo
Lebensfreude und Geborgenheit Hand in Hand gehen mit
Schmerz und Trauer, entstand ein Haus voller Licht, Freude
und Freundlichkeit.
Im Garten des Kinderhospiz St. Nikolaus wehen bunte
Fahnen. Gleich tibetischen Gebetsfahnen sind sie Wind und
Wetter ausgesetzt, verblassen und zerreißen mit der Zeit. Sie
zeigen die Vergänglichkeit des Daseins, erzählen von Schick-
salen, Träumen und Hoffnungen. Jede Fahne sieht anders aus,
erinnert an einen jungen, schwerkranken Menschen und
seine kurze Zeit auf Erden.
Am 8. Oktober 2001 wurde der Verein Kinderhospiz im
Allgäu e.V. gegründet, mit dem Ziel, das erste süddeutsche
Kinderhospiz zu bauen und zu betreiben. Doch bis zur Ver-
wirklichung sollte es noch einige Zeit dauern. Im März 2007
wurde das Kinderhospiz St. Nikolaus schließlich eröffnet. Bis
zu acht Kinder und ihre Familien betreut das Team aus Pfle-
gekräften, Pädagogen und Seelsorgern. „Sich gut aufgehoben
fühlen“ sollen sich hier nicht nur die schwerkranken Kinder,
sondern auch die Eltern und Geschwister. Ziel der Einrich-
tung ist es, die Familien während der Krankheit, des Sterbens
und bei der Trauer zu unterstützen und zu begleiten. Eine
Entlastung vom anstrengenden Familienalltag erfahren sie be-
reits ab der Diagnosestellung einer lebensverkürzenden
Krankheit. Ganzheitliche medizinische Versorgung geht
dabei Hand in Hand mit professioneller Pflege und psycho-
sozialer Unterstützung. „Wenn Eltern eine solche Diagnose
bekommen, bricht für sie erst mal eine Welt zusammen“, sagt
Anita Grimm, die Hausleiterin, „Sie fühlen sich allein gelas-
sen, wissen nicht, wie ihr Alltag weiter funktionieren soll.“
Anders wie bei einem plötzlichen Unfalltod müssen Eltern
über Jahre hilflos zusehen, wie ihr Kind nach und nach alle
erlernten Fähigkeiten wieder verliert.
„Man freut sich auf sein Kind, dann kommt irgendwann
die Diagnose und man fällt erst einmal völlig in den Keller“,
berichtet ein Vater. Sein Sohn leidet unter PCH2, einer
schweren, vererbten Hirnfehlbildung, bei der Teile des Ge-
hirns zu klein angelegt sind, was schwere körperliche und
geistige Einschränkungen zur Folge hat. Als seine Frau wie-
der schwanger ist, fühlen sie sich stark genug für ein Leben
mit einem kranken und einem gesunden Kind. Doch auch
der zweite Sohn leidet an der Krankheit, beide Kinder brau-
chen eine 24-Stunden-Betreuung. Ohne die regelmäßigen Be-
suche in Kinderhospizen wäre der Alltag für die Eltern kaum
zu bewältigen.
Eine Stütze währendextremer Belastung
„Im Hospiz können Eltern einmal durchschnaufen“, sagt
Anita Grimm, die seit der Gründung das Kinderhospiz leitet
„Sie können sich mit anderen Eltern austauschen, das
schwere Schicksal gemeinsam tragen und sind für kurze Zeit
von der Pflege entlastet.“ 80 Prozent Auslastung weist das
Haus zurzeit auf, dabei bleibt immer ein Platz für den akuten
Notfall, wenn ein Kind im Sterben liegt. Zustiftungs- und
Spendenkonto 100 122 1488 bei der Sparkasse Memmingen-
Lindau-Mindelheim BLZ 731 500 00 �
� www.sueddeutsche-kinderhospiz-stiftung.de
Süddeutsche Kinderhospiz-StiftungKinderhospiz St. Nikolaus – ein Haus voller Leben
Berichte und Kampagnen
„Es gibt ja viele, die eine Stiftungsverwaltung anbieten und
das Geld gut anlegen können, aber so nah an den sozialen und
kulturellen Stiftungszwecken finde ich wenige.“ So formuliert
es Magdalena Theobald, eine Stifterin aus dem Saarland. Sie
hat nach einem für sie einschneidenden Lebensereignis eine
Stiftung gegründet, die Magdalena-Theobald-Stiftung für Men-
schen in Armut. Die Treuhandverwaltung hat sie der Stiftung
Menschen in Not anvertraut. Dies ist die rechtsfähige Caritas-
Stiftung im Bistum Trier. Das Bistum erstreckt sich vom We-
sterwald über Koblenz bis nach Saarbrücken. Zusammen mit
einer weiteren rechtsfähigen Stiftung, der Bischof-Stein-
Stiftung und insgesamt 43 dazu gehörenden Treuhandstiftun-
gen, davon eine die Magdalena-Theobald-Stiftung, wird sie im
Stiftungszentrum des Bistums Trier betreut und verwaltet.
„Nah an den Stiftungszwecken“ ist das Stiftungszentrum, weil
die Caritasdienste, die Seelsorge, die Jugendarbeit und der Bil-
dungsauftrag im Sinne des christlichen Menschenbildes im
gleichen Haus als die allerwichtigsten Ziele verfolgt werden.
Man weiß, wo es brennt, wo neue Herausforderungen ent-
stehen, und sorgt sich nicht nur um das Glaubensleben, son-
dern auch um das, was die Gesellschaft zusammenhält. So be-
richtet es Winfried Görgen. Der Diplom-Volkswirt ist der Lei-
ter des Stiftungszentrums und zugleich der Geschäftsfüh-
rende Vorstand der Stiftungen. „Ein Stifter sagte einmal, er sei
mit der Kirche nicht so eng verbunden, aber er wisse, dass
seine Stiftung gut bei ihr aufgehoben sei“, erinnert sich Win-
fried Görgen. Und: „Wir haben an vielen Ecken und Enden Be-
darfe, weil Kinder und alte Menschen es verdienen, dass man
ihnen in Nöten beisteht und weil sich die Familien oft zuerst
an die Kirche wenden.“
Winfried Görgen berät mit seinem Team Privatpersonen,
die sich für die eine oder andere Form des Stiftens interes-
sieren. Auch Verbände und Kirchengemeinden suchen bis-
weilen solchen Rat. Die Beratung erfolgt im Stiftungszentrum,
zuhause beim Stifter oder unterwegs bei Vorträgen und
Sprechstunden. Die Beratung ist offen, kostenfrei und ver-
pflichtet nicht. Der ethische Blick auf die ausreichende Ei-
genvorsorge eines Stifters, bevor er Geld für immer in eine
Stiftung gibt, ist den Beratern besonders wichtig. „Jeder In-
teressierte ist immer gerne bei uns auf ein Gespräch und zu
einer Tasse Kaffee willkommen!“
Kostenfreie und offene Beratung
Gefragt, warum Menschen sich denn stifterisch engagie-
ren, antwortet der Leiter des Stiftungszentrums: „Es ist tat-
sächlich spannend, mit dem Geld, das man erübrigen kann,
Gutes für andere zu tun und zu sehen, wie es wirkt. Und auch
das ist gewiss, dass man mit einer Stiftung Spuren in die weite
Zukunft hinein hinterlässt. Sie sagen in vielen Jahren noch
etwas aus von dem, was dem Stifter über alle Alltagssorgen
hinweg im Kern wichtig gewesen ist.“ �
� www.stiftungszentrum-trier.de
Nah an den Menschen und ihren NötenDas Stiftungszentrum des Bistums Trier bietet Treuhandverwaltung für Stiftungen an
Stiftervorträge im Bistumsgebiet gehören zum Beratungsangebot des Stif-tungszentrums Trier dazu. Foto: Stiftungszentrum des Bistums Trier
52 � Werte stiften
„Den Menschen in seiner Ganzheit einbeziehen, ihn zu un-
terstützen den sozialen Alltag zu leben, menschliche Zunei-
gung, unterschiedlichste Aktivitäten, sowie künstlerisches
Leben, all das wollen wir am Langlebenhof und Gärtnerhof er-
leben“, sagt Johann Dorn. Der Langlebenhof in Passau und der
Gärtnerhof in Amtszell am Bodensee – diese zwei sozialen Pro-
jekte schuf Johann Dorn mit seiner Daniel-Dorn-Stiftung.
Beide Höfe sind „Wohn- und Lebensgemeinschaften für
seelenpflegebedürftige Menschen“, wie der 56-jährige Pas-
sauer betont. Behinderte Menschen finden in beiden sozialen
Einrichtungen eine Wohneinrichtung und Arbeitsgemein-
schaft mit angeschlossenen Therapieeinrichtungen. Doch das
Wort „Behinderte“ vermeidet Johann Dorn. Es werde diesen
Menschen nicht gerecht, würde sie stigmatisieren, sagt er. Er
spricht, wie es auf den jeweiligen Eingangsschildern steht,
von „Seelenpflegebedürftigen“ oder „zu Betreuenden“. Es hat
einen tieferen Hintergrund.
Bereits 2005 gründete Johann Dorn, damals gemeinsam
mit seinem Vater, dem im vergangenen Jahr verstorbenen Bau-
stoffhersteller Hans Dorn, eine gemeinnützige Stiftung für Be-
hinderte. Inspiriert dazu hat ihn ein „wunderschöner Satz von
Jack Kornfield, der mir immer wieder Freude macht danach
zu leben“, sagt er. „Wenn wir in Harmonie und gegenseitiger
Achtung leben, uns um die verwundbarsten Mitglieder unse-
rer Gesellschaft kümmern, die Umwelt schützen und unsere
Mitmenschen und Nachbarn achten, dann werden wir gedei-
hen und nicht untergehen.“ Daran orientiert sich der Stif-
tungszweck: Menschen, die keine Möglichkeit haben, ihr
Leben selbst bestimmt leben zu können, brauchen Hilfe.
Die Stiftung bemüht sich hierzu entsprechende Rah-
menbedingungen zu schaffen, wie beispielsweise in kleinen
familiären Lebensgemeinschaften, die wirtschaftlich über-
lebensfähig sind. Sein erster Sohn gab der Stiftung ihren
Namen: Daniel-Dorn-Stiftung. Durch eine komplizierte Ge-
burt kam Daniel mit einer schweren Behinderung zur Welt.
Zu dieser Zeit studierte Johann Dorn noch Betriebswirt-
schaft in Berlin.
Der damals 24-Jährige genoss die Leichtigkeit des Seins
als Sohn wohlhabender Eltern. Immerhin hatte er die Über-
nahme des väterlichen Unternehmens in Aussicht, welches
er schließlich ab Mitte der 80er Jahre begeistert übernahm.
Sein Weg als Großunternehmer schien vorgezeichnet. Doch
das Schicksal sollte wieder auf ihn einwirken. Auch sein
zweiter Sohn Hansi kam mit einer Behinderung zur Welt.
Mit Geld lässt sich vieles lindern. Er hätte seiner persönli-
chen Betroffenheit durch Spenden an Behinderteneinrich-
Ein sinnstiftendes GeschenkProjekte der Daniel-Dorn-Stiftung ermöglichen Menschen
mit Behinderung ein sinnhaftes Leben
Berichte und Kampagnen
Wohn- und Lebensgemeinschaften für seelenpflegebedürftige Menschen:Im Langlebenhof in Passau und im Gärtnerhof in Amtszell am Boden-see finden behinderte Menschen eine Wohneinrichtung und Arbeitsge-meinschaft mit angeschlossenen Therapieeinrichtungen.
„Es ist einfach eine wunderschöne Freude für einen Menschen, wenn ereinem anderen Menschen etwas schenken kann“: Johann Dorn setzt sichmit seiner Daniel-Dorn-Stiftung für Menschen ein, die keine Möglichkeithaben, ihr Leben selbst bestimmt leben zu können.
Fotos: Daniel-Dorn-Stiftung
tungen Ausdruck verleihen können. Schließlich spendeten
viele Milliardäre in den letzten Jahren die Hälfte ihres Vermö-
gens für wohltätige Zwecke. Für Johann Dorn kam eine sol-
che Spende aber nicht infrage. Dies erschien ihm zu „simpel
und schlichtweg zu langweilig“. Er trage Verantwortung für
ein Vermögen, das der Gesellschaft gehöre. „Ich bin lediglich
Verwalter“, sagt Johann Dorn.
Mit seiner Stiftung schuf er zunächst den Gärtnerhof in
Amtzell am Bodensee. Für Johann Dorn lag es nahe, ein sol-
ches Projekt auch in seiner Passauer Heimat zu gründen. Als
die damaligen Eigentümer des Langlebenhof in Passau-Hackl-
berg, die Englischen Fräulein-Congregatio Jesu, 2009 be-
schlossen, das landwirtschaftliche Anwesen aufzugeben, er-
warb es die gemeinnützige Daniel-Dorn-Stiftung im Dezember
desselben Jahres. Auch dieses Gut wurde schließlich zu einem
Ort der Geborgenheit für behinderte Menschen verwandelt.
Der Hof schenkt den Bewohnern genügend Freiräume, Pri-
vatsphäre, Therapie und Abwechslung. Es entstand ein Wohl-
fühl-Wohnheim, das knapp kalkulierende kirchliche oder öf-
fentliche Träger so wohl nicht hätten errichten könnten. Am
Langlebenhof, das auch Heimat für Johann Dorns Söhne ist,
werden maximal acht Bewohner von Heiltherapeuten be-
treut. Zur Anlage gehören modern ausgestattete Zimmer und
Bäder, Pferde und Reitstall und ein Streichelzoo neben dem
Esszimmer. Eine sinnvolle Betätigung finden die Menschen in
der biologischen Landwirtschaft.
So gibt es eine Apfelbaumplantage, deren Apfelsaft über
einen eigenen Hofladen vertrieben wird. „Der Langlebenhof
soll sich selbst tragen“, sagt Johann Dorn. „Wir orientieren
uns an den Ressourcen, die jeder Mensch in sich trägt und
nicht an den Defiziten, somit lässt sich viel erreichen.“ Wenig
verwunderlich ist es da, dass zum Hof auch die größte Aro-
niaplantage in Bayern gehört, deren Sträucher in diesem Jahr
das erste Mal erntereife Früchte tragen.
Nun werden die Aroniabeeren, die Frucht enthält Stoffe,
die den Schutz der menschlichen Zellen fördern, gepresst, pa-
steurisiert und abgefüllt. „Wir werden 100-prozentigen Mut-
tersaft in Demeterqualität vertreiben“, sagt Johann Dorn. Der
höchsten Qualitätsstufe des biologisch-dynamischen Anbaus
folgend, ist beim Anbau alles, was nicht im Einklang mit der
Natur steht, tabu. Auf den Aronia-Plantagen reguliert sich die
Natur selbst. Freilaufende Hühner düngen den Boden und zur
Schädlingsbekämpfung wird ein Bussard eingesetzt. Er soll
die Wühlmäuse jagen.
Und Johann Dorn hat bereits neue Sozialprojekte im Auge.
Angedacht ist beispielsweise das Angebot einer tiergestütz-
ten Therapie am Langlebenhof. „Es ist einfach eine wunder-
schöne Freude für einen Menschen, wenn er einem anderen
Menschen etwas schenken kann“, sagt er. Vor allem, wenn es
sinnstiftend ist. �
� www.sparkasse-passau.de, www.daniel-dorn-stiftung.de/
54 � Werte stiften
Philippi – ein Township in Kapstadt, Südafrika. Staubige Stra-
ßen und windschiefe Wellblechhütten. Ohne Fenster, ohne
Toiletten, ohne fließendes Wasser. Die Arbeitslosenrate ist ex-
trem hoch; die Aidsrate auch. 400.000 Menschen leben hier. In
bitterster Armut. Unter ihnen Otto Kohlstock, ein Pfarrer, den
das Berliner Missionswerk entsandt hat. Er hat es geschafft,
den Menschen in Philippi ihre Würde zurückzugeben – und
ihnen neue Hoffnung zu schenken.
Philippi gilt als das ärmste Township von Kapstadt. 40 Pro-
zent der Menschen hier, meist Schwarze, sind HIV-positiv. Ar-
beitslosigkeit, Kriminalität und Alkohol prägen ihren Alltag.
Vor zehn Jahren kam Otto Kohlstock hierher und begann, sich
um Aidskranke zu kümmern. Es gab damals bereits ein Hospiz,
in das die Menschen zum Sterben kamen. Ihr letzter bewuss-
ter Schritt, geprägt von Resignation und tiefer Verzweiflung.
Doch: Was einst ein Ort zum Sterben war, ist heute dank
Spenden ein Zentrum sprudelnden Lebens. Gute Pflege und
wirksamere Medikamente führten dazu, dass viele Menschen
wieder aufstanden und nach Hause gehen konnten. Ein kleines
Wunder. So hat sich das evangelisch-lutherische Gemeindezen-
trum „iThemba Labantu“ („Hoffnung für die Menschen“) nach
und nach entwickelt. Heute bietet es jedem etwas. In einer Vor-
schule finden 30 Kinder einen geschützten Raum zum Spielen
und Lernen; weitere 30 Schüler kommen zur Hausaufgaben-
hilfe und zur Nachmittagsbetreuung. Jugendliche, die sonst die
Straßen unsicher machen würden, reagieren sich bei Body-
building, Gymnastik oder Karate ab. Wer musikalisch begabt ist,
macht in der Marimba Band mit. Alleinerziehende Frauen fin-
den ein Einkommen dank Näh-, Keramik- und Perlenarbeiten,
die sie herstellen und die über das Gemeindezentrum vertrie-
ben werden. 300 hungrige Menschen kommen täglich zur Sup-
penküche, wo sie eine warme Mahlzeit und vor allem viel Zu-
spruch erhalten. In den Werkstätten bilden Mitarbeiter junge
Menschen zu Kfz-Mechanikern, Elektrikern und Solar-Installa-
teuren aus. Und wer möchte, trifft sich sonntags zum Gottes-
dienst in der einst von deutschen Siedlern erbauten Kirche. So
haben hier schon viele Menschen neuen Lebensmut gewon-
nen. Zum Beispiel Thobekani: Zwei Jahre Training im Fitness-
studio von iThemba Labantu haben sein Leben „total verän-
dert“, sagt der junge Mann. Jetzt steht er kurz vor dem Abschluss
seines Wirtschaftsstudiums und möchte im Gemeindezentrum
ehrenamtlich mitarbeiten. Oder Sharon: Die 26-Jährige kam ster-
benskrank in die Aidsstation. Sie hatte so starke Schmerzen, dass
sie kaum mehr laufen konnte. Nach sechs Wochen intensiver
Pflege und Betreuung besserte sich ihr Zustand deutlich. Sie
konnte aufstehen, zaghafte Schritte wagen – und bald nach
Hause gehen. Heute kümmert sie sich wieder selbst um ihren
achtjährigen Sohn. Dass sie so schnell so viel Lebensmut zurück
gewonnen hat, das beeindruckt selbst Zentrumsleiter Otto
Kohlstock: „In unserem letztjährigen Gottesdienst zum Welta-
idstag erhob sich Sharon plötzlich und begann zu tanzen. Zuerst
noch zaghaft, dann entschlossen. Alle sollten sehen, dass sie wie-
der laufen, dass sie wieder tanzen, dass sie sich wieder bewegen
kann!“ Ihm selbst, so erzählt er, standen die Tränen in den Augen.
„Und das kommt nicht mehr oft vor. Dafür habe ich schon zu
viel Leid und Elend hier gesehen.“
„iThemba“ heißt Hoffnung Berliner Missionswerk: Mit Freude teilen – weltweit!
Ein Freiwilliger des Berliner Missionswerks koordinierte ein Jahr langdie Fußballmannschaft von Philippi.
Menschen aus Philippi werden von Helfern des Missionswerks zu Kfz-Mechanikern und Solartechnikern ausgebildet.
Berichte und Kampagnen
Doch solche – mal dramatischen, mal unspektakulären – le-
bensverändernden Geschichten gibt es viele zu berichten aus
iThemba Labantu. Auch junge Freiwillige aus Deutschland, die
fest in dem 40-köpfigen Mitarbeiter-Team eingebunden sind,
sind oft betroffen von der großen Not und zugleich begeistert
von den vielen kleinen Wundern, die täglich möglich sind. So
kam auch der 21-jährige Jonathan über das Freiwilligenpro-
gramm des Berliner Missionswerkes als Volontär nach iT-
hemba Labantu. Er koordinierte ein Jahr lang die Fußball-
mannschaft, arbeitete in der Werkstatt mit und gab Englisch-
unterricht. Mit viel Enthusiasmus widmete er sich seiner Arbeit
und berichtete Freunden und Förderern von seinem Einsatz.
„Von Wundern sprichtman hier öfters“
Auch ein Chorfreund in der Heimat las Jonathans Briefe –
und der Funke sprang sofort über. „Ich war einfach fasziniert",
erinnert sich der Freund. Er reiste nach Südafrika – und fand:
„Ein überschaubares Projekt, persönlicher Kontakt zu den
Menschen, aufopferungsvolle Arbeit, großes Engagement. Ich
hatte mir immer gewünscht, ein solches Projekt unterstützen
zu können, bei dem ich weiß, dass sinnvolle Arbeit geleistet
wird.“ Heute unterstützt der Chorfreund privat und gemein-
sam mit einer Gruppe von Kollegen die Arbeit des Gemein-
dezentrums in Philippi: Jährlich fließen 8.000 Euro in die Aus-
bildung von je fünf Kfz-Mechanikern und Solartechnikern in
den Werkstätten des Zentrums. Der Chorfreund hat „sein“
Projekt gefunden, das ihn noch immer ins Schwärmen geraten
lässt, wenn er an die Offenheit, Herzlichkeit und Lebens-
freude der Menschen in Phillippi denkt. Ihm ist klar, dass
Südafrika ihn nicht mehr loslassen wird. Denn: Das eigene
Glück mit anderen zu teilen – gibt es etwas Schöneres?
Spendenkonto des Berliner Missionswerkes: 716 17, Bank-
leitzahl. 210 602 37, EDG Kiel. �
� www.berliner-missionswerk.de
Berichte und Kampagnen
Depotcheck:Restlaufzeit-
renditenDie Zeit ist reif zur Realisierung
von Kursgewinnen
von Holger Carstens
Während Fachleute noch immer über die Folgen der Niedrig-
zinspolitik und wie darauf am besten reagiert werden kann-
diskutieren, hat die damit einhergehende schleichende Ent-
eignung bereits begonnen. Die Anleiherenditen liegen längst
unterhalb der Inflationsrate und sorgen für einen realen Ver-
mögensverlust. Der starke Zinsrückgang der letzten Jahre
führte in Folge zu teilweise erheblichen Kursgewinnen bei An-
leihen. So konnte auch ein Blick auf die Gesamtrendite eines
Stiftungsportfolios bislang durchaus beruhigend wirken. Noch
auskömmliche Nominalkupons der Anleihen kombiniert mit
steigenden Kursen suggerierten eine bislang heile Welt.
Am Beispiel der Bundesanleihe DE0001135333 wird dies
deutlich. Die Anleihe, welche im Jahr 2007 mit einem Nomi-
nalkupon in Höhe von 4,250 Prozent begeben wurde, notiert
aktuell bei einem Kurs von 114,5 Prozent. Damit konnte in
den vergangenen sechs Jahren eine jährliche Gesamtrendite
von 6,3 Prozent erzielt werden.
Vermögen und Finanzen
Richtet man nun seinen Blick in die Zukunft, so sieht man
sich als Verwalter eines Stiftungsportfolios mit zwei Dingen
konfrontiert: Zum einen einer, zumindest mehrheitlich pro-
gnostizierten, länger anhaltenden Niedrigzinsphase. Zum an-
Werte stiften � 57
Vermögen und Finanzen
deren einer zwingend anstehenden Gegenbewegung der An-
leihekurse: Diese werden sich bis zum Verfalltag wieder auf
ihren Nennwert zurückentwickeln. Häufig liegt daher die Ge-
samtrendite für die Zukunft (Restlaufzeitrendite) bei Werten
nur noch leicht über null, meist auf jeden Fall deutlich unter
der Inflationsrate. Unser Beispiel der zehnjährigen Bundes-
anleihe wird bei einer Laufzeit bis Juli 2017 noch mit einer
Restlaufzeitrendite von 0,5 Prozent p.a. gehandelt. Das be-
deutet, dass der bis Laufzeitende einsetzende Kursrückgang
die jährliche Ausschüttung in Höhe von 4,250 Prozent nahezu
aufzehren wird. Die Restlaufzeitrendite zeigt wesentlich deut-
licher durch Vergleich mit der Inflationsrate (im Gegensatz
zum Nominalzins) den realen Vermögensverlust auf.
Es ist daher zu empfehlen, den Bestand an Anleihen im Stif-
tungsportfolio einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Weist
eine Position eine Restlaufzeitrendite kleiner der Inflations-
erwartung (nach offizieller Lesart liegt diese bei knapp unter
2 Prozent p.a.) auf und notiert über ihrem Nominalwert, so ist
dieses Papier zur Disposition zu stellen.
Ein positiver Nebeneffekt des vorzeitigen Verkaufs liegt in der
Rechnungslegung von Stiftungen: Darf vom jährlichen Zins-
ertrag der Anleihe lediglich ein Drittel der freien Rücklage zur
Erhaltung der realen Vermögenssubstanz zugeführt werden,
kann ein realisierter Kursgewinn, sofern in der Satzung nichts
Gegenteiliges festgeschrieben wurde, vollständig dem Stif-
tungsvermögen (u. a. Umschichtungsrücklage) zugeführt wer-
den. In unserem gewählten Beispiel kann trotz des traumhaft
klingenden jährlichen Zinskupons von 4,250 Prozent allein
mit der Ein Drittel-Rücklage kein realer Werterhalt erreicht
werden. Der auf dem Papier stehende Kursgewinn von über
14 Prozent verschafft hingegen bei Realisierung für die näch-
sten Jahre einen ausreichenden Puffer!
Als Alternative für die aussortierten Anleihen bietet sich
grundsätzlich ein sehr breites Spektrum an Anlageformen an.
Mit Anleihen von Unternehmen guter Bonität (Investment-
grade) kann bereits eine gegenüber Staatsanleihen höhere
Rendite erwirtschaftet werden. Ein genauer Blick ist jedoch
gefragt, da Unternehmensanleihen in der jüngeren Vergan-
genheit bereits stark nachgefragt wurden und somit nur noch
sehr selektiv ein interessantes Rendite-/Risikoprofil aufwei-
sen. Sofern es die Anlagerichtlinien erlauben und die Stif-
tungsgröße und –struktur dies zulassen, kann gewonnene Li-
quidität auch zur Beimischung von Anleihen der „zweiten
Reihe“ oder von Fremdwährungsanleihen genutzt werden.
Hier ist aber in noch größerem Maße ein regelmäßiger Blick
auf das Depot erforderlich. Den Empfehlungsschwerpunkt
bilden weiterhin „Sachwerte“ in Form von Dividendenpa-
pieren sowie Immobilien!
Fazit: Die gute alte Zeit, in der man Anleihen kaufen und bis
zur Fälligkeit halten konnte, ist vorbei. Ein regelmäßiger Blick
auf den Anleihebestand ist heutzutage unabdingbar. Die er-
zielten Gewinne der letzten Jahre werden sich wieder ab-
bauen. Die rechtzeitige Realisierung dieser Kursgewinne
sollte daher im Einzelfall geprüft und auch zur Anpassung der
Vermögensallokation auf die veränderten Gegebenheiten ge-
nutzt werden. �
Quelle der Charts: vwd group
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Ihrgutes
Recht
58 � Werte stiften
Wer trägt die Kosten fürHeimunterbringung im Alter?
Elternunterhalt unterstützt Senioren bei Heimunterbringung
von Rechtsanwalt Gerhard Meyer
Die Kosten für die Unterbringung in einem Alters- oder Pfle-
geheim übersteigen oftmals die finanziellen Möglichkeiten
der Betroffenen. Viele sind daher auf Unterstützung angewie-
sen. Sind Kinder vorhanden, so sind diese wegen des Grund-
satzes der Nachrangigkeit der Sozialhilfe grundsätzlich vor-
rangig zur Leistung von Elternunterhalt verpflichtet. Als Un-
terhaltsverpflichtete müssen Kinder daher regelmäßig die Dif-
ferenz zwischen den Kosten, welche das Heim für die Unter-
bringung und Pflege in Rechnung stellt und den Einkünften
des Unterhaltsberechtigten erbringen, sofern Leistungsfähig-
keit gegeben ist.
Kommt es zum Streit zwischen unterhaltsberechtigten El-
tern und unterhaltsverpflichteten Kindern, muss zunächst die
Notwendigkeit einer Heimunterbringung dargelegt und ge-
gebenenfalls auch nachgewiesen werden. Hinsichtlich der
dann anfallenden Kosten kommt dem untergebrachten El-
ternteil die Obliegenheit zu, diese im Rahmen des Zumutba-
ren so gering wie möglich zu halten. Allerdings ist hierbei
auch zu berücksichtigen, dass vielfach ein Mangel an Heim-
plätzen besteht und eine echte Wahlmöglichkeit des Bedürf-
tigen gar nicht gegeben ist. Sofern der Unterhaltsberechtigte
die Notwendigkeit der Heimunterbringung und der entspre-
chenden Pflegebedürftigkeit darlegt, können die unterhalts-
verpflichteten Kinder die Notwendigkeit der Kosten insofern
in Abrede stellen, als sie kostengünstigere Alternativangebote
vorlegen. Dabei kann nach der Rechtsprechung des Bundes-
gerichtshof schon ein Differenzbetrag von monatlich 98 Euro
genügen, dass sich der Unterhaltsbedürftige auf das kosten-
günstigere Heim verweisen lassen muss.
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs richtet
sich der angemessene Lebensbedarf der Eltern nach deren
konkreter, aktueller Lebenssituation. Wird jemand im Alter so-
zialhilfebedürftig, so beschränkt sich sein angemessener Le-
bensbedarf auf das Existenzminimum und damit verbunden
auf eine ihm zumutbare, einfache und kostengünstige Heim-
unterbringung. Diese Rechtsprechung bedeutet nicht, dass
jemand, der sozialhilfebedürftig wird, automatisch auch auf
ein sehr kostengünstiges Heim verwiesen werden kann. An
den Kriterien der „Zumutbarkeit“ und der „Angemessenheit“
hat sich eine sehr differenzierte Rechtsprechung entwickelt.
Hat der Bedürftige zeitlebens in bescheidenen Verhältnis-
sen gelebt, so besteht grundsätzlich die Obliegenheit, einen
kostengünstigen Heimplatz zu wählen. Auf den billigsten
Heimplatz hingegen muss sich der Bedürftige nicht verwei-
sen lassen, wenn er hierdurch von seinem sozialen Umfeld
abgeschnitten wird.
Hat der Unterhaltsberechtigte die Kosten des Heimes zu-
nächst selbst getragen und führt zum Beispiel erst die Ein-
stufung in eine höhere Pflegestufe dazu, dass er unterhalts-
rechtlich bedürftig ist, kann eine Verweisung auf ein billigeres
Heim unangemessen sein. Ein weiteres Kriterium, welches
gegen eine Verweisung auf einen günstigeren Pflegeplatz
sprechen kann, sind insbesondere gute Einkommen der un-
terhaltsverpflichteten Kinder. Leben diese in wirtschaftlich
bequemen Verhältnissen, kann es nicht angemessen sein,
wenn die Eltern im Heim lediglich eine Basisversorgung auf
der Ebene des Existenzminimums erhalten.
Wegen der Komplexität des Themas Elternunterhalt und
der damit verbundener Rechtsfragen, sollte man sich in jedem
Fall beraten lassen, wenn die Notwendigkeit einer Heimun-
terbringung besteht und die Finanzierung offen steht. �
Recht und Steuern
Rechtsanwalt Gerhard Meyer, Fach-
anwalt für Familienrecht und Fach-
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