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Makroökonomik für Betriebswirte 5. Die keynesianische Theorie Dr. Michael Paetz Universität Hamburg Fachbereich Volkswirtschaftslehre Oktober 2019 Email: [email protected]

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Makroökonomik für Betriebswirte5. Die keynesianische Theorie

Dr. Michael Paetz

Universität HamburgFachbereich Volkswirtschaftslehre

Oktober 2019Email: [email protected]

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

Kapitel 5: Die keynesianische Theorie

Ziele/Inhalt5.1 Kurzzusammenfassung5.2 Die Kritik an der neoklassischen Theorie5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik5.5 Wirtschaftspolitische Konzeption5.6 Einfluss auf die Wirtschaftspolitik

Analyse von KreislaufzusammenhängenGeldwirtschaft braucht aktive Rolle des StaatesAnderes Verständnis von Ersparnissen, Investitionen undLohnverhandlungen

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KAPITEL 5.1

KURZZUSAMMENFASSUNG

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5.1 Kurzzusammenfassung

KernelementeEffektive Nachfrage besteht aus zwei Komponenten:• Eine ist einkommensabhängig (vor allem Konsumausgaben).• Die andere ist nicht vom Einkommen abhängig (Investitionen, aber

auch staatliche Ausgaben und Exporte).

Spar- und Investitionsentscheidung werden getrenntvoneinander getroffen.

⇒ Wenn Unternehmen weniger investieren möchten als Haushaltesparen wollen, sinkt die effektive Nachfrage und mit ihrEinkommen und Beschäftigung.

⇒ Mit dem Einkommen sinkt dann auch die Ersparnis, sodassI = S gilt:

I ↓ ⇒ Y ↓ ⇒ S ↓

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5.1 Kurzzusammenfassung

KernelementeDer Zins hängt von der Liquiditätspräferenz der HH ab.

⇒ Der höhere Sparwunsch kann nicht durch einen sinkenden Zinszu steigenden Investitionen führen.Investitionsentscheidung wird zudem unter fundamentalerUnsicherheit getroffen.

⇒ Ökonomisches System verharrt in Zustand einer mittlerenArbeitslosigkeit, weil Investitionen schwanken und Nachfragei.d.R. nicht ausreicht.Flächendeckende Nominallohnsenkungen können eine Kriseverschärfen, weil Arbeitnehmer ihren Verbrauch reduzierenwerden.

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5.1 Kurzzusammenfassung

SchlussfolgerungenZentralbank sollte in einer Krise Zins zum Fallen bringen, umInvestitionen anzuregen.Zusätzlich: Öffentliche Investitionen, um effektive Nachfrage zuerhöhen.Sozialsystem, damit Arbeitnehmer weniger Risikoersparnissebilden.Umverteilung, um Sparquote zu reduzieren.

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5.1 Kurzzusammenfassung

Gegensätze zur neoklassischen TheorieStaat muss in ein in sich instabiles Wirtschaftssystemregelmäßig eingreifen und nicht nur den Rechtsrahmen zurVerfügung stellen.

⇒ Wenn Investitionen sinken, sollte Geld- und FiskalpolitikNachfrage erhöhen, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.Ersparnisse sind keine Quelle für Investitionen, sondern dasKernproblem; Akkumulation braucht keine Enthaltsamkeit.Lohnsenkungen können eine Krise verstärken, weil dieKonsumgüternachfrage zusätzlich sinkt.

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KAPITEL 5.2

KRITIK AN DER NEOKLASSIK

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am ArbeitsmarktArbeitslosigkeit der 1930er Jahre ist nicht auf die Unwilligkeit derArbeitnehmer zurückzuführen, einen geringeren Reallohn zuakzeptieren.Der Reallohn ist gar nicht verhandelbar: Bei sinkenden Löhnenfallen die Grundkosten der Produktion und Unternehmen senkendie Preise.

⇒ Einfluss auf den Reallohn fragwürdig.

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am ArbeitsmarktEinfluss von Lohnsenkungen auf die Beschäftigung hängt vomEinfluss auf Gewinnerwartungen ab:• Geringerer Konsum der Arbeitnehmer kann Gewinnerwartungen

senken.⇒ Investitionen und effektive Nachfrage sinken.• Die geringeren Kosten können Gewinnerwartungen erhöhen.⇒ Investitionen und effektive Nachfrage steigen.

Aber unsichere Gewinnerwartungen und somit Investitionen undeffektive Nachfrage hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab.

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am ArbeitsmarktSind Löhne und Preise flexibel, ist der Reallohn fix und diePreise schwanken sehr stark.Ist der Nominallohn rigide, kann der Reallohn mit den Preisenschwanken und sich anpassen.Nominallohnsenkungen sind schwer durchzusetzen, weil sie dasindividuelle Einkommen reduzieren. Preiserhöhungen treffenhingegen alle gleichermaßen.

⇒ Stabiles Lohnniveau bietet Vorteile.

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am Kreditmarkt: Loanable FundsBei Vollauslastung gilt: Nur eine geringere Produktion vonKonsumgütern schafft den Raum, zusätzliche Investitionsgüterherzustellen.

⇒ Bei Unterauslastung ist Investition aber ohne Verzicht möglich,weil Banken finanzielle Mittel zur Verfügung stellen können.

„(...) the public can save ex ante and ex post and ex any-thing else until they are blue in their face, without alleviatingthe problem in the least (...) The investment market canbecome congested through shortage of cash. It can neverbecome congested through shortage of saving. This is themost fundamental of my conclusions in this field. “

Keynes (1978, S. 222)

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am Kreditmarkt: ZinsmechanismusDer Zins wird nicht auf dem Kreditmarkt bestimmt, sondernhängt von der Liquiditätspräferenz der HH sowie derangebotenen Geldmenge ab.

⇒ Anpassung auf dem „Kreditmarkt“ erfolgt über das Einkommenbei gegebenen Zins.

⇒ Geringere Investitionstätigkeit (oder höherer Sparwunsch) führenzu sinkender Nachfrage.

⇒ Produktion, Einkommen und Beschäftigung fallen.⇒ Da mit dem Einkommen auch die Ersparnisse sinken, gilt

weiterhin I = S.

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5.2 Die Kritik an der NeoklassikKritik am neoklassischen Kreditmarkt: Ausgangssituation

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Zinssatz i

Investitionen I ,Ersparnisse SI0 = S0

i0E0

I0 (i) S (i , Y0)

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5.2 Die Kritik an der NeoklassikKritik am neoklassischen Kreditmarkt: Investitionen sinken

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Zinssatz i

Investitionen I ,Ersparnisse SI0 = S0

i0

ENeo

E0

I1 (i) I0 (i) S (i , Y0)

I ↓

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5.2 Die Kritik an der NeoklassikKritik am neokl. Kreditmarkt: Investitionen sinken ⇒ Einkommen und Ersparnis sinken

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Zinssatz i

Investitionen I ,Ersparnisse SI0 = S0I1 = S1

i0

ENeo

E1 E0

Y1 < Y0

I1 (i) I0 (i) S (i , Y1) S (i , Y0)

Y ↓I ↓

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am Kreditmarkt: ZinsmechanismusAusgangspunkt E0: Investitionen = ErsparnisseDann: Investitionen sinken auf I1 (i)

⇒ Zum gegebenen Zins übersteigen die Ersparnisse dieInvestitionen.

⇒ Bei gegebenem Zins muss das Einkommen sinken, damit beideGrößen gleich sind.

⇒ Die Nachfragelücke, die durch die zu geringen Investitionenentsteht, führt zu einem Rückgang der Produktion.

⇒ Mit sinkendem Einkommen verschiebt sich dieErsparnisfunktion, bis E1 erreicht ist (zum alten Zinssatz).

⇒ Hängen auch die Investitionen vom Einkommen ab, wird es nochschlimmer.

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5.2 Die Kritik an der Neoklassik

Kritik am Kreditmarkt: FazitEs gibt keinen Mechanismus, der dazu führt, dass das alteEinkommens-/Beschäftigungsniveau wieder erreicht wird, weilder Zins auf dem Geldmarkt bestimmt wird und von derLiquiditätspräferenz abhängt.

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KAPITEL 5.3

DAS KONZEPT DEREFFEKTIVEN NACHFRAGE

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

EinführungNachfrage- und Angebotswert können sich unterscheiden. Nichtjedes Angebot wird in voller Höhe nachfragewirksam.Beschäftigung wird nicht auf dem Arbeitsmarkt entschieden,sondern von der effektiven Nachfrage bestimmt.Schnittpunkt aus notwendigen Erlösen und erwartetenUmsätzen bestimmt Beschäftigung.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Aggregierter AngebotswertDer aggregierte Angebotswert Z der Produktion einergegebenen Beschäftigungsmenge ist definiert als „die Erwartungdes Erlöses, welche die Unternehmer gerade noch veranlasst,diese Beschäftigung zu realisieren.“ (Keynes (1936, S. 20))

⇒ Da bei einer Produktionsausweitung die Kosten steigen, werdendie Unternehmer nur dann zusätzliche Güter produzieren, wennsie entsprechend höhere Erlöse erwarten.Im Zuge der Produktionsausweitung erreichen einige Firmen ihreAuslastungsgrenze und Preise für Vorprodukte steigen an.

⇒ Die für eine Beschäftigungssteigerung notwendigen Erlösewerden voraussichtlich überproportional zunehmen.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Aggregierter NachfragewertDer aggregierte Nachfragewert D entspricht „dem Umfang derErlöse (...), den die Unternehmer von der entsprechendenProduktion zu erhalten erwarten.“ (Keynes (1936, S. 21))Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene hängen die erwartetenUmsätze positiv von der Beschäftigung ab, weil mehr MenschenAusgaben tätigen können.Aber auch die geplanten Ausgaben des Unternehmenssektorsnehmen Einfluss.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Aggregierter NachfragewertDer erwartete Zuwachs der Erlöse wird mit steigendemBeschäftigungsniveau vermutlich abnehmen:• Der Konsum wird nicht im gleichen Maße zunehmen wie das

Einkommen, weil die Haushalte einen Teil ihres Einkommenssparen.

• Zusätzliche Investitionsprojekte werden zudem mit steigenderProduktion weniger attraktiv.

Beide Funktionen (Z und D) hängen positiv von der Beschäftigungab und werden von den unsicheren Gewinnerwartungen beeinflusst.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

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Aggregiertes Angebot Z ,Aggregierte Nachfrage D

Beschäftigung N

Z = ϕ(N) :Notwendige Erlöse(Angebotswert,AggregiertesAngebot)D = f (N) :Erwartete Umsätze(Nachfragewert,AggregierteNachfrage)

Z E = DE

Z ′

D′

E D′′

Z ′′

N′ NEN′′

Z = ϕ(N)

D = f (N)

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Die Effektive Nachfrage und das Saysche Theorem

D = D1 (N) + D2, (D1)′N > 0

D1 ist von der Beschäftigung abhängig, z.B.:• Einkommensabhängige Konsumausgaben.• Auch ein Teil der Investitionen kann von der Beschäftigungsmenge

abhängen.

D2 hängt nicht von der Beschäftigung ab, z.B.:• Investitionen.• Exporte.• Staatliche Ausgaben.• Konsumausgaben, die unabhängig vom gesamtwirtschaftlichen

Einkommen getätigt werden.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Die Effektive Nachfrage und das Saysche TheoremDa ein Teil des Einkommens gespart wird, entsteht eineNachfragelücke:

Z (N)−D1 (N) > 0, für alle N > 0.

Nach Sayschem Theorem kein Problem, weil die Ersparnisseinvestiert werden.

⇒ Z - und D-Kurve wären zu jedem Beschäftigungsniveauidentisch:

D2 = Z (N)−D1 (N) ,

Investitionen hängen aber von den Gewinnerwartungen ab.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Die Effektive Nachfrage und die BeschäftigungIn E stimmen notwendige Erlöse mit erwarteten Umsätzenüberein.

⇒ Es gibt keinen Grund die Beschäftigung zu verändern (selbstwenn Arbeitslose bereit wären, zu arbeiten).Aber Z und D hängen von unsicheren Erwartungen ab undkönnen sich verschieben.

⇒ Bei Arbeitslosigkeit sollte Geld- und Fiskalpolitik dafür sorgen,D2 ausreichend zu erhöhen, um die Nachfragelücke zuschließen.

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Lohnsenkungen und effektive NachfrageZ uns D werden vom Nominallohn beeinflusst:⇒ Lohnsenkungen führen zu geringeren Kosten, so dass sich die

Unternehmen mit geringeren Erlösen zufrieden geben können.⇒ Aber auch erwartete Umsätze fallen, wenn der Lohn fällt, weil

Arbeitnehmer ihren Konsum reduzieren.

⇒ Einfluss sinkender Löhne auf die Beschäftigung hängt davon ab,ob erwartete Erlöse oder notwendige Umsätze stärkerbeeinflusst werden.Entscheidend sich unsichere Gewinnerwartungen.

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W W W

N N N

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Klassischer Fall

DW0

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Klassischer Fall

DW0 DW1

ZW0ZW1

N0 N1

N0 N1

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Klassischer Fall

DW0 DW1 DW2

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N0 N1 N2

W 0

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Klassischer Fall

DW0 DW1 DW2

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N0 N1 N2

N0 N1 N2

W 0

W 1

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W W W

N N N

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Klassischer Fall Unterkonsumption

DW0 DW1 DW2

ZW0ZW1 ZW2

DW0

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N0 N1 N2 N0

N0 N1 N2 N0

W 0

W 1

W 2

W 0

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W W W

N N N

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Klassischer Fall Unterkonsumption

DW0 DW1 DW2

ZW0ZW1 ZW2 DW1

DW0

ZW1

ZW0

N0 N1 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N1 N0

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N N N

Klassischer Fall Unterkonsumption

DW0 DW1 DW2

ZW0ZW1 ZW2

DW2

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N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

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N N N

Klassischer Fall Unterkonsumption

DW0 DW1 DW2

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DW2

DW1

DW0

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N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

W 0

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Klassischer Fall Unterkonsumption Keynesianischer Fall

DW0 DW1 DW2

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N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

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N N N

Klassischer Fall Unterkonsumption Keynesianischer Fall

DW0 DW1 DW2

ZW0ZW1 ZW2

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DW0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0

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N N N

Klassischer Fall Unterkonsumption Keynesianischer Fall

DW0 DW1 DW2

ZW0ZW1 ZW2

DW2

DW1

DW0

ZW2

ZW1

ZW0

ZW2

ZW1

ZW0

DW2

DW1

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N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0

N0

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W 1

W 2

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W W W

N N N

N N N

Klassischer Fall Unterkonsumption Keynesianischer Fall

DW0 DW1 DW2

ZW0ZW1 ZW2

DW2

DW1

DW0

ZW2

ZW1

ZW0

ZW2

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ZW0

DW2

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N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0 N1 N2 N2 N1 N0

N0

N0

W 0

W 1

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W 0

W 1

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Lohnsenkungen und effektive NachfrageKlassischer Fall: Erwartete Umsätze fallen schwächer alsnotwendige Erlöse.

⇒ Lohnsenkungen erhöhen die Beschäftigung.Unterkonsumption: Erwartete Umsätze fallen stärker alsnotwendige Erlöse.

⇒ Lohnsenkungen verringern die Beschäftigung.Keynesianischer Fall: Erwartete Umsätze und notwendigeErlöse sinken in gleichem Umfang.

⇒ Lohnsenkungen haben keinen Einfluss auf die Beschäftigung.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 41 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Arbeitsangebot und LohnniveauVollbeschäftigung: Zustand, „in dem die gesamte Beschäftigungsich gegenüber einer Zunahme der effektiven Nachfrage nachihrer Produktion unelastisch verhält.“ (Keynes (1936, S. 23)).

⇒ Vollbeschäftigung ist erreicht, wenn sich zusätzliche Nachfragenicht mehr auf die Beschäftigung auswirkt.

⇒ Bis dort sind Arbeitslose bereit zum herrschenden Lohn zuarbeiten.

⇒ Um Beschäftigung über dieses Niveau zu erhöhen, muss manhöheren Lohn bieten.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 42 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.3 Das Konzept der effektiven NachfrageArbeitsangebot und -nachfrage: Keynesianischer Fall

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 43 / 70

Nominallohn W

Beschäftigung N

GesamtwirtschaftlicheBeschäftigungs-

nachfrage

UnfreiwilligeArbeitslosigkeit

GesamtwirtschaftlichesArbeitsangebot

W0

N0 NV

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Effektive Nachfrage und PreisentwicklungBei Vollauslastung kann eine Nachfragesteigerung die Mengenicht mehr erhöhen.⇒ Preise steigen.Bei Unterauslastung wird eine Nachfragesteigerung aber vorallem die Produktion erhöhen (und nicht so sehr die Preise).Bei völlig flexiblen Löhnen sind ausschließlichPreisveränderungen zu erwarten. Permanente Lohnsenkungenwirken sich aber negativ auf Verbrauch und Gewinnerwartungenaus.

⇒ Um Beschäftigung zu steigern sollte man nicht das Lohnniveau,sondern die Nachfrage ändern.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 44 / 70

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5.3 Das Konzept der effektiven NachfrageInvestitionen und der keynesianische Multiplikator

Keynesianische Konsumfunktion:

C = cY , 0 < c < 1

Konsum hängt positiv vom Einkommen ab, aber marginaleKonsumneigung ist kleiner Eins (c < 1).Investitionen hängen von unbeständigen Erwartungen derUnternehmen ab und können sich plötzlich ändern.

⇒ Kleine Schwankungen in der Investitionsgüternachfrage könnengroße Schwankungen im Einkommen hervorrufen:

Y = C + I,C = cY , 0 < c < 1

⇒ Y =

(1

1− c

)I,

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 45 / 70

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5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Investitionen und der keynesianische Multiplikator

Y =

(1

1− c

)I

1/ (1− c) > 1 bezeichnet man als den keynesianischenMultiplikator.

⇒ Investitionen machen zwar den geringeren Teil der Produktionaus, können aber zu überproportionaler Einkommensvolatilität(inkl. Beschäftigung) führen.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 46 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.3 Das Konzept der effektiven Nachfrage

Investitionen und der keynesianische Multiplikator

Y =

(1

1− c

)I

Hohe marginale Konsumneigung:⇒ Geringe Schwankungen in den Investitionen haben große

Auswirkung auf Produktion und Beschäftigung.⇒ Es ist aber nur geringer Anstieg der Investitionen notwendig, um

eine Nachfragelücke zu schließen.

Geringe marginale Konsumneigung:⇒ Produktionsschwankungen kaum höher als Schwankungen der

Investitionen.⇒ Es ist aber ein großer Anstieg der Investitionen notwendig, um eine

Nachfragelücke zu schließen.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 47 / 70

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KAPITEL 5.4

LIQUIDITÄTSPRÄFERENZ-THEORIE UND GELDPOLITIK

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik

Liquiditätspräferenz (Geldnachfrage)

2-stufiger Entscheidungsprozess:1. Zunächst entscheidet man über die Höhe des heutigen

Konsums, also dem Verhältnis von heutigem Konsum undErsparnis. Die Konsumneigung bestimmt den Anteil desEinkommens, der konsumiert (cY ) bzw. gespart ((1− c)Y ) wird.

2. Als nächstes entscheidet man über die Form des Sparens: Hältman Geld oder einen anderen Vermögenswert und überlässt esdem Markt, die Umstände zu bestimmen, unter denen mandiesen später in Geld umwandeln kann.

⇒ Der Zins ist die Entschädigung für die Aufgabe von Liquidität,also der Preis für das Nicht-Horten von Geld.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 49 / 70

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5.4 Liquiditätspräferenztheorie und GeldpolitikGeldnachfrage (Liquiditätspräferenz)

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 50 / 70

Einkommen

Konsum : cY Nicht-Konsum (Ersparnis) :(1− c)Y

Andere wenigerliquide Vermögenswerte

(Anleihen, Aktien, Fonds etc.)

Geld(höchste Form der Liquidität)

Marginale Konsumneigung c bestimmt denAnteil des Einkommens, der gespart wird.

Liquiditätspräferenz bestimmt den Anteil derErsparnis, der in Form von Geld gehalten wird

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5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik

Exkurs: Zinsen und WertpapierkurseEffektive Verzinsung einer Anleihe mit einjähriger Restlaufzeit,einem derzeitigen Preis von PB , einem Nennwert N und einemZinssatz von i :

ieff =(1 + i)N −PB

PB

⇒ Steigt der Kurs, fällt die effektive Verzinsung.(Man bekommt den gleichen Nennwert, zahlt aber einenhöheren Preis.)

⇒ Negative Beziehung zwischen Zinsen und Anleihekursen.Zinsen neuer Anleihen werden sich effektiver Verzinsungbestehender Anleihen annähern, weil diese alternativeAnlagemöglichkeiten darstellen (Arbitrage).

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 51 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik

Spekulationsgewinne⇒ „Bullen“ erwarten steigende Kurse und wollen Anleihen halten

(statt Geld).⇒ „Bären“ erwarten fallende Kurse und wollen Anleihen verkaufen

(und stattdessen Geld halten).Bei hohen Zinsen und niedrigen Kursen erwarten vieleMarktteilnehmer eine Kurssteigerung.

⇒ Der Anteil der Bullen sollte hoch sein und die Nachfrage nachGeld gering.Bei niedrigen Zinsen und hohen Kursen erwarten vieleMarktteilnehmer fallende Kurse.

⇒ Anteil der Bären und Geldnachfrage sollte hoch sein.⇒ Negative Beziehung zwischen Geldnachfrage und Zins.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 52 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik

Gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage

Weitere Einflussgrößen der Geldnachfrage (Liquiditätspräferenz):1. Das Transaktionsmotiv: Mit steigendem Einkommen werden

mehr Transaktionen (Käufe und Verkäufe) durchgeführt, die dasHalten von Geld bedingen.

2. Das Vorsichtsmotiv: Geld wird als Vorsichtskasse gehalten, umplötzliche, unvorhergesehene Ausgaben zu finanzieren.

3. Das Spekulationsmotiv: Geld wird gehortet, wenn dieErwartungen über die zukünftigen Entwicklung der Zinssätzeund Wertpapierkurse von den durchschnittlichenMarktanschauungen abweichen.⇒ Md = M1 + M2 = L1 (Y ) + L2 (i) , (L1)

′Y > 0, (L2)

′i < 0.

L2 hängt aber auch von Erwartungen (zukünftige Zinsen etc.) ab.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 53 / 70

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5.4 Liquiditätspräferenztheorie und GeldpolitikGeldnachfrage (Liquiditätspräferenz)

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 54 / 70

Marktzins i

Geldmenge M

Geldnachfrage :Md = M1(Y ) + M2(i)

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5.4 Liquiditätspräferenztheorie und GeldpolitikGeldmarkt: Gleichgewicht

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 55 / 70

Marktzins i

Geldmenge M

Geldangebot,MS

i0

MS = Md

Geldnachfrage :Md = M1(Y ) + M2(i)

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5.4 Liquiditätspräferenztheorie und GeldpolitikGeldmarkt: Gleichgewicht

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 56 / 70

Marktzins i

Geldmenge M

Geldangebot,MS

i0

MS = Md

Liquiditätspräferenz hängt abvon heutigen und in der Zukunft

erwarteten Preisen, Zinsen,Geldmenge, Einkommen etc.

Geldnachfrage :Md = M1(Y ) + M2(i)

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik

Zinsen und GeldpolitikÄnderungen im Einkommen oder der Präferenz für Liquiditätmüssen bei gleichem Geldangebot zu Zinsveränderungenführen.

⇒ Durch Umschichtung der Portfolios werden Anleihepreise undZinsen derart beeinflusst, dass die gleiche Menge Geld undAnleihen gehalten wird.Beispiel: Erhöhter Wunsch nach Kassenhaltung:⇒ Verkauf von Anleihen, um an liquide Mittel zu kommen.• Anleihepreis fällt, effektive Verzinsung steigt,...• ...bis der Wunsch nach Kassenhaltung im Durchschnitt wieder dem

Geldangebot entspricht.

Zins passt sich so an, dass die Wirtschaftssubjekte genau dievon der Zentralbank angebotene Geldmenge halten.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 57 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.4 Liquiditätspräferenztheorie und Geldpolitik

Zinsen und GeldpolitikZentralbank kann durch Veränderung der Geldmenge Zinssatzbeeinflussen.Beispiel expansive Geldpolitik:⇒ Bei Ankauf von Anleihen steigert die Geldmenge.⇒ Der Anleihekurs steigt und die Verzinsung fällt.

⇒ Sinkende Zinsen sollten Investitionen anregen und effektiveNachfrage erhöhen.Da Geldnachfrage und Investitionen unbeständig sind, wird dieGeldpolitik alleine nicht ausreichen, um das System dauerhaft zustabilisieren.

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KAPITEL 5.5

WIRTSCHAFTSPOLITISCHEKONZEPTION

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.5 Wirtschaftspolitische Konzeption

„Die Tatsache, daß der Vorteil, den unser eigenes Landaus einer günstigen Handelsbilanz erzielt, dafür verant-wortlich ist, daß einem anderen Land ein gleicher Nachteilzugefügt wird (ein Punkt, dessen sich die Merkantilisten vollbewußt waren), bedeutet nicht nur, daß große Mäßigungnotwendig ist, damit ein Land sich selber keinen größe-ren Anteil am Vorrat der Edelmetalle sichert, als billig undvernünftig ist, sondern auch, daß eine unmäßige Politik zueinem sinnlosen internationalen Wettbewerb um eine güns-tige Bilanz führen kann, die alle im gleichen Maße schädigt.(Das Hilfsmittel einer flexibleren Lohneinheit, mit dem einerwirtschaftlichen Depression durch eine Kürzung der Löh-ne begegnet wird, muß aus dem gleichen Grund ein Mittelsein, uns auf Kosten unserer Nachbarn einen Vorteil zuverschaffen.) “

(Keynes (1936, S. 338))

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 60 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.5 Wirtschaftspolitische Konzeption

Zum Merkantilismus

Geldsystem erlaubt Geldmengenerhöhung ohne Überschüsse:⇒ Zinspolitik gepaart mit nationalen Investitionsprogrammen, um

die inländische Beschäftigung zu erhöhen.⇒ Hilft Inland genau so wie ausländischen Handelspartnern.

„Internationaler Handel würde aufhören das zu sein,was er ist, nämlich ein verzweifeltes Mittel, um die Beschäf-tigung im Inland durch das Erzwingen von Verkäufen aufausländischen Märkten und die Einschränkung von Käufenaufrecht zuerhalten, das, wenn es erfolgreich ist, lediglichdas Problem der Arbeitslosigkeit auf den Nachbarn schiebt,der im Kampf unterliegt; vielmehr würde er ein williger undungehinderter Austausch von Gütern und Dienstleistungenin Zuständen des gegenseitigen Vorteiles sein. “

(Keynes (1936, S. 382))

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.5 Wirtschaftspolitische Konzeption

Maßnahmen zu Erreichung von Vollbeschäftigung1. Umverteilung, um die Sparneigung der privaten Haushalte zu

senken.• Ersparnis ist Kernproblem und für Investitionen keine

Voraussetzung.⇒ Steuerpolitik und Erbschaftssteuer.

2. Der Zins sollte niedrig sein, um Investitionen zu fördern, nichthoch, um Ersparnisse anzuregen.

3. Öffentliche Investitionen (Fiskalpolitik).• Steuerung zum Ausgleich zwischen Sparneigung und geplanten

Investitionen.• Es ist wichtig, Aufgaben für alle Menschen bereit zu stellen, nicht

jedem einzelnen vorzuschreiben, was er zu tun hat.• Staatlichen Eingriffe sind Voraussetzung dafür, dass das System

bestehen bleibt und persönliche Freiheit auch weiterhin möglich ist.

⇒ Sowohl Fiskal- als auch Geldpolitik können und sollen diewirtschaftliche Aktivität beeinflussen.

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 62 / 70

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KAPITEL 5.6

EINFLUSS AUF DIEWIRTSCHAFTSPOLITIK

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5.6 Einfluss auf die Wirtschaftspolitik

Keynesianismus / Keynesianisch-Rooseveltsche SyntheseGlobaler Ausbau des Wohlfahrtsstaates.Stärkung von Gewerkschaften.Staatliche Investitionen.Geldpolitische Maßnahmen zur Lenkung der privatenInvestitionstätigkeit.Bretton-Woods (1944): Festes Wechselkurssystem (mitregelmäßigen diskretionären Änderungen derWechselkursrelationen).

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 64 / 70

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.6 Einfluss auf die WirtschaftspolitikJährliche Wachstumsraten des realen BIPs

Reales BIP pro Kopf

Jahre Welt OECDLänder

Entwicklungs-länder

1700 - 1820 - 0.2 % -1820 - 1913 - 1.2 % -1919 - 1940 - 1.9 % -1950 - 1973 - 4.9 % 3.3 %1973 - 1981 - 1.3 % -1981 - 1990 1.2 % 2.2 % 1.2 %1991 - 1993 - 0.4 % 0.6 % 2.6 %1993 - 2002 2.7 % 2.0 % 3.0 %1998 - 2005 2.8 % 1.9 % 4.2 %

Quelle: (Davidson, 2007, S. 95)

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 65 / 70

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5.6 Einfluss auf die WirtschaftspolitikJährliche Wachstumsraten des realen BIPs

Gesamtes reales BIP

Jahre Welt OECDLänder

Entwicklungs-länder

1950 - 1973 - 5.9 % 5.5 %1966 - 1973 5.1 % 4.8 % 6.9 %1974 - 1980 3.4 % 2.9 % 5.0 %1981 - 1990 2.8 % 2.9 % 2.4 %1991 - 1997 2.2 % 1.9 % 5.0 %1998 - 2005 3.9 % 2.5 % 5.0 %

Quelle: (Davidson, 2007, S. 95)

Dr. Michael Paetz Makroökonomik für Betriebswirte 10/18 66 / 70

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5.6 Einfluss auf die WirtschaftspolitikEntwicklung in Deutschland

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.6 Einfluss auf die WirtschaftspolitikEntwicklung in Deutschland

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Zusammenfassung Kritik an der Neoklassik Effektive Nachfrage Liquiditätspräferenztheorie Wirtschaftspolitische Konzeption Einfluss

5.6 Einfluss auf die Wirtschaftspolitik

Entwicklung in DeutschlandDeutschland profitierte von der globalen Ordnung, demweltwirtschaftlichem Aufschwung sowie auch vomWiederaufbau.Erste Nachkriegsrezession 1967:• Wirtschaftsminister Schiller (SPD) und Finanzminister Strauß

(CSU) starteten ein Investitionsprogramm in Höhe von 2,5 Mrd.Mark im Februar und 5,3 Mrd. Mark im September (insgesamt ca.10 % des damaligen staatlichen Haushalts).

⇒ Reales BIP wuchs in den Folgejahren durchschnittlich um 6 % undALQ sank auf 0,7 %

• Schuldenquote 1970 (17,81 %) niedriger als 1966 (20,15 %).

Ölpreiskrise 1973 und 2. Nachkriegsrezession 1975:• Zunächst Sparpolitik und Zinserhöhungen.• 1977 dann staatliches Investitionsprogramm mit positiven, aber

geringeren Effekten.

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Literaturhinweise

DAVIDSON, P. (2007). John Maynard Keynes, Great Thinkers in Economics,Palgrave Macmillan UK.

KEYNES, J. M. (1936). General Theory of Interest, Employment, and Money,London: Macmillan Cambridge University Press.

——— (1978). “The economic consequences of Mr. Churchill (1925),” inThe Collected Writings of John Maynard Keynes, ed. by E. Johnson andD. Moggridge, Royal Economic Society, vol. 9 of The Collected Writings ofJohn Maynard Keynes, 207–230.

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