Martin Kurt Treml€¦ · ziertes Konzept eines Qualitätsmanagementansatzes in der inhaltlichen...
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Martin Kurt Treml
Controlling immaterieller Ressourcen im Krankenhaus
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Martin Kurt Treml
Controlling immaterieller Ressourcen im KrankenhausHandhabung und Konsequenz von Intangibles in Einrichtungen des stationären Gesundheitswesens
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
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1. Auflage 2009
Alle Rechte vorbehalten© Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009
Lektorat: Frauke Schindler / Britta Göhrisch-Radmacher
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Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/MainGedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem PapierPrinted in Germany
ISBN 978-3-8349-1565-8
Dissertation Wirtschaftsuniversität Wien, 2008
VV
Vorwort
Der Handhabung von Intangibles in Unternehmen wurde in den letzten Jahren wachsende Aufmerksamkeit zu Teil. Durch Privatisierungstendenzen im Gesund-heitswesen erfährt das Controlling von Intangibles auch im Krankenhaus-Sektor eine zunehmende Bedeutung. Die vorliegende Dissertation behandelt immaterielle Ressourcen (Intangibles) im öffentlichen Krankenhaus-Sektor aus der Perspektive des Controlling, wobei die Controlling-Konzeption per se einen Untersuchungsge-genstand darstellt.
Zielsetzung des Forschungsvorhabens war die Generierung einer gegenstandsbezo-genen Theorie hinsichtlich Möglichkeiten der Identifikation, Messung und Beeinflus-sung von Intangibles durch das Controlling. Für diese Zwecke wurde im Rahmen einer Feldstudie in drei österreichischen Krankenhäusern ein qualitativ-induktives Forschungsdesign auf Grundlage der Grounded Theory Methode konzipiert.
Anhand von drei Untersuchungszyklen wurde ein idealtypisches Intangibles-Rele-vanzsystem für den Krankenhaus-Kontext elaboriert. Durch die Verortung der empirischen Befunde in der Literatur der Controlling-Instrumente wurden in der Folge Schlüsse für das Controlling von Intangibles im Krankenhaus gezogen. Für die Handhabung von Intangibles wurde demnach ein Weg aufgezeigt, der ein modifi-ziertes Konzept eines Qualitätsmanagementansatzes in der inhaltlichen Struktur einer Wissensbilanz zu einem Instrument des Controlling von Intangibles modelliert. Vor diesem Hintergrund wurde schlussendlich ein Postulat für eine koordinations-orientierte Controlling-Konzeption im Krankenhaus abgeleitet.
Die vorliegende Arbeit berücksichtigt die bis Jänner 2008 publizierte wissenschaftli-che Literatur. Die empirischen Daten stammen aus dem Zeitraum von Dezember 2006 bis Oktober 2007.
Martin Kurt Treml
VII
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ................................................................................................................ V
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................. VII
Abbildungsverzeichnis .........................................................................................XV
Tabellenverzeichnis ............................................................................................XVII
Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................XIX
1 Problemstellung.....................................................................................1
1.1 State of the Field ....................................................................................1 1.1.1 Controlling von Intangibles im Krankenhaus ............................................1 1.1.2 Aktualität und Relevanz der Problemstellung...........................................2
1.2 Forschungsfrage....................................................................................5 1.2.1 Subforschungsfragen...............................................................................5 1.2.2 Forschungsziele.......................................................................................6
1.3 Zwischenfazit: Problemstellung ...........................................................6
2 Forschungskonzeption..........................................................................7
2.1 Wissenschaftstheoretische Verortung der Arbeit...............................7 2.1.1 Erkenntnistheoretisches Paradigma des Konstruktivismus......................7 2.1.2 Wissenschaftstheoretische Paradigmen ..................................................8 2.1.3 Sozialwissenschaftliches Paradigma der interpretativen
Sozialforschung .....................................................................................10 2.1.4 Forschungsmethodologisches Paradigma der qualitativen
Sozialforschung .....................................................................................12 2.1.4.1 Forschungszugänge verwandter Studien...............................................12 2.1.4.2 Adäquanz der qualitativen Sozialforschung ...........................................13 2.1.4.3 Forschungsprozess als Zyklus...............................................................16
2.2 Grounded Theory Methode (GTM)......................................................17 2.2.1 Konzept der GTM nach Glaser, Strauss und Corbin..............................17 2.2.2 Adäquanz der GTM im Forschungsdesign.............................................20
Inhaltsverzeichnis VIII
2.2.3 Kritik am Konzept der GTM....................................................................21 2.2.4 Forschungsansatz Feldstudie ................................................................22 2.2.5 Qualitätssicherungskonzept ...................................................................23 2.2.5.1 Qualitätskriterien in der qualitativen Sozialforschung.............................24 2.2.5.2 Qualitätskriterien der GTM.....................................................................25
2.3 Argumentationsgang...........................................................................27 2.3.1 Argumentationsgang aus fachlich-inhaltlicher Perspektive ....................27 2.3.1.1 Analyse der Literatur ..............................................................................28 2.3.1.2 Empirische Erhebung.............................................................................29 2.3.1.3 Synthese von Literatur und Empirie .......................................................30 2.3.2 Argumentationsgang aus Perspektive der zirkulären Forschungslogik..30
2.4 Zwischenfazit: Forschungskonzeption ..............................................31
3 Theoretische Analyse..........................................................................33
3.1 Erfahrungsobjekt Krankenhaus..........................................................33 3.1.1 Begriffsbestimmung ...............................................................................33 3.1.2 Öffentlich-stationärer Gesundheitssektor in Österreich..........................34 3.1.2.1 Bedeutung des Gesundheitssektors ......................................................34 3.1.2.2 Struktur des öffentlich-stationären Gesundheitssektors in Österreich....35 3.1.2.3 Finanzierung des öffentlich-stationären Gesundheitssektors
in Österreich...........................................................................................39 3.1.3 Krankenhaus-Organisation ....................................................................39 3.1.4 Anspruchsgruppen und Zielsystem des Krankenhauses .......................42 3.1.5 Zwischenfazit: Erfahrungsobjekt Krankenhaus ......................................46
3.2 Erkenntnisobjekt Intangibles ..............................................................46 3.2.1 Begriffsbestimmung ...............................................................................46 3.2.2 Merkmale, Eigenschaften, Attributierung ...............................................47 3.2.3 Systematisierung ...................................................................................50 3.2.4 Instrumente zur Handhabung von Intangibles........................................53 3.2.4.1 Scoringmodelle ......................................................................................56 3.2.4.1.1 Balanced Scorecard...............................................................................56 3.2.4.1.2 Skandia Navigator..................................................................................58 3.2.4.1.3 Intangible Assets Monitor.......................................................................59 3.2.4.1.4 Value Chain Scoreboard ........................................................................61 3.2.4.1.5 Intellectual Capital Index (IC-Index) .......................................................61 3.2.4.2 Wissensbilanzen ....................................................................................62
Inhaltsverzeichnis IX
3.2.4.2.1 Intellectual Capital (IC) Statement .........................................................63 3.2.4.2.2 A.R.C.S. Wissensbilanz .........................................................................64 3.2.4.2.3 JR Explorer ............................................................................................65 3.2.4.2.4 Wissensbilanz "Made in Germany" ........................................................66 3.2.4.3 Qualitätsmanagementmodelle ...............................................................67 3.2.4.3.1 ISO 9000ff Normenreihe ........................................................................69 3.2.4.3.2 EFQM-Modell .........................................................................................70 3.2.4.3.3 CAF........................................................................................................72 3.2.4.4 Finanzanalytische Verfahren..................................................................73 3.2.4.4.1 Allgemeine finanzanalytische Verfahren ................................................73 3.2.4.4.2 Value Added Intellectual Coefficient (VAIC)...........................................75 3.2.4.4.3 Knowledge Capital Scoreboard..............................................................75 3.2.4.5 Holistische Ansätze................................................................................76 3.2.4.5.1 Marktwert-Buchwert-Relation.................................................................76 3.2.4.5.2 Tobin's Q................................................................................................78 3.2.4.5.3 Calculated Intangible Value ...................................................................78 3.2.4.5.4 Zen-Approach ........................................................................................79 3.2.5 Forschungsdefizite im Kontext des Forschungsfeldes ...........................80 3.2.6 Zwischenfazit: Erkenntnisobjekt Intangibles...........................................81
3.3 Erkenntnisobjekt Controlling..............................................................84 3.3.1 Controlling..............................................................................................84 3.3.1.1 Terminologie ..........................................................................................84 3.3.1.2 Controlling-Funktion...............................................................................85 3.3.1.3 Controlling-Konzeption...........................................................................91 3.3.1.3.1 Aufgaben und Instrumente des Controlling ............................................92 3.3.1.3.2 Institutionalisierung des Controlling .......................................................95 3.3.2 Controlling von Intangibles.....................................................................97 3.3.2.1 Terminologie ..........................................................................................97 3.3.2.2 Funktion, Aufgaben, Instrumente ...........................................................97 3.3.3 Krankenhaus-Controlling......................................................................101 3.3.3.1 Controlling-Funktion im Krankenhaus ..................................................103 3.3.3.2 Controlling-Konzeption im Krankenhaus..............................................105 3.3.3.2.1 Controlling-Aufgaben und -Instrumente im Krankenhaus.....................105 3.3.3.2.2 Controlling-Institutionalisierung im Krankenhaus .................................109 3.3.4 Forschungsdefizite im Kontext des Forschungsfeldes .........................111 3.3.5 Zwischenfazit: Erkenntnisobjekt Controlling.........................................111
3.4 Zwischenfazit: Theoretische Analyse ..............................................112
Inhaltsverzeichnis X
4 Empirische Untersuchung ................................................................115
4.1 Konzeptioneller Aufbau und Phasen der Feldforschung ...............115
4.2 Forschungsplanung und Vorbereitung des Feldzugangs..............117 4.2.1 Forschungsorganisierung.....................................................................117 4.2.2 Handlungsbedingungen im Feld ..........................................................118 4.2.3 Einstiegsanalyse ..................................................................................119 4.2.3.1 Theoretische Annäherung an das Erfahrungsobjekt Krankenhaus ......119 4.2.3.2 Auswahl der Fallgruppen (Krankenhäuser)..........................................120
4.3 Feldeinstieg ........................................................................................121 4.3.1 Feldpositionierung................................................................................122 4.3.2 Methodenanwendung: Problemzentrierte Interviews ...........................123 4.3.2.1 Konzeption problemzentrierter Interviews ............................................123 4.3.2.2 Konstruktion des Erhebungsinstruments..............................................125 4.3.2.2.1 Gesprächsleitfaden für die erste Interviewserie ...................................128 4.3.2.2.2 Gesprächsleitfaden für die Erhebung der Controlling-Konzeption .......129 4.3.2.2.3 Pre-Test ...............................................................................................131 4.3.3 Methodische und inhaltliche Forschungsstrukturierung .......................131 4.3.3.1 Organisierung der Interviewserien .......................................................131 4.3.3.2 Aufbau der Interviewsituationen...........................................................134 4.3.3.3 Auswahl der Akteure für den Feldeinstieg............................................136
4.4 Zyklische Hauptforschungsphase....................................................138 4.4.1 Fallauswahl, Kodierung, Transkription und Auswertung ......................139 4.4.1.1 Fallauswahl durch theoretisches Sampling ..........................................139 4.4.1.2 Kodierverfahren nach der Constant Comparative Method ...................143 4.4.1.3 Transkription in Anlehnung an GAT .....................................................148 4.4.1.4 Auswertung nach den Grundsätzen der GTM......................................150 4.4.1.4.1 Inhaltlich-methodische Vorgehensweise ..............................................150 4.4.1.4.2 Technische Umsetzung........................................................................151 4.4.2 Erste Interviewserie .............................................................................152 4.4.2.1 Erhebung I ...........................................................................................152 4.4.2.2 Analyse I ..............................................................................................152 4.4.2.2.1 Erhöhung der theoretischen Sensibilität...............................................152 4.4.2.2.2 Feinanalyse..........................................................................................154 4.4.2.2.3 In-vivo-Kodierung.................................................................................157 4.4.2.2.4 Vergleichen, Konzeptualisieren, Kategorisieren...................................157 4.4.2.2.5 Kategorie "Betrifft Stakeholder"............................................................159
Inhaltsverzeichnis XI
4.4.2.2.6 Kategorie "Betrifft Mitarbeiter"..............................................................161 4.4.2.2.7 Kategorie "Betrifft Strukturen" ..............................................................162 4.4.2.2.8 Konzept "Service am Patienten" ..........................................................164 4.4.2.2.9 Kritische Betrachtung: Diskrepanz und alternative Analyseansätze ....166 4.4.2.3 Resumée I............................................................................................167 4.4.3 Zweite Interviewserie ...........................................................................169 4.4.3.1 Erhebung II ..........................................................................................169 4.4.3.1.1 Gesprächsleitfaden für die zweite Interviewserie .................................169 4.4.3.1.2 Datenbasis ...........................................................................................170 4.4.3.2 Analyse II .............................................................................................170 4.4.3.2.1 Spezifikation der Kategorien durch axiales Kodieren...........................170 4.4.3.2.2 Reagibilitätsmodell "Kommunikationsorientierung" ..............................174 4.4.3.2.3 Reagibilitätsmodell "Prozessorientierung"............................................177 4.4.3.2.4 Reagibilitätsmodell "Zukunftsorientierung"...........................................180 4.4.3.2.5 Reagibilitätsmodell "Kundenorientierung" ............................................182 4.4.3.2.6 Nicht-inhaltsbezogene Analyseaspekte: Interdependenzen.................185 4.4.3.2.7 Weitere Aspekte der Analyse II............................................................186 4.4.3.2.8 Metabetrachtung ..................................................................................188 4.4.3.2.9 Kritische Betrachtung: Diskrepanz und alternative Analyseansätze ....189 4.4.3.3 Resumée II...........................................................................................190 4.4.4 Dritte Interviewserie .............................................................................191 4.4.4.1 Erhebung III .........................................................................................191 4.4.4.2 Analyse III ............................................................................................192 4.4.4.3 Resumée III..........................................................................................193 4.4.5 Interviewteil zur Controlling-Konzeption ...............................................193 4.4.5.1 Erhebung .............................................................................................193 4.4.5.2 Analyse ................................................................................................194 4.4.5.2.1 Controlling-Funktion.............................................................................194 4.4.5.2.2 Controlling-Institutionalisierung ............................................................194 4.4.5.2.3 Aufgaben und Instrumente des Controlling ..........................................195 4.4.5.2.4 Kritische Betrachtung: Diskrepanz und alternative Analyseansätze ....196 4.4.5.3 Resumée..............................................................................................196
4.5 Qualitätssicherung: Triangulationsstrategien der Feldstudie .......197
4.6 Kritische Betrachtung der empirischen Befunde............................200
4.7 Zwischenfazit: Empirische Untersuchung.......................................201
Inhaltsverzeichnis XII
5 Synthese von Theorie und Empirie ..................................................205
5.1 Empirisch getriebene Bewertung der Instrumente des Controlling von Intangibles..............................................................206
5.1.1 Bewertung holistischer Ansätze ...........................................................208 5.1.1.1 Bewertung monetär orientierter holistischer Ansätze...........................208 5.1.1.2 Bewertung des Zen-Approach .............................................................209 5.1.2 Bewertung finanzanalytischer Verfahren..............................................210 5.1.2.1 Bewertung allgemeiner finanzanalytischer Verfahren ..........................211 5.1.2.2 Bewertung von VAIC und Knowledge Capital Scorboard ....................212 5.1.3 Bewertung der Scoringmodelle ............................................................213 5.1.3.1 Bewertung des Balanced Scorecard-Konzepts....................................214 5.1.3.2 Bewertung weiterer Scoringmodelle ....................................................217 5.1.4 Bewertung der Wissensbilanzen..........................................................219 5.1.5 Bewertung der QM-Modelle .................................................................221 5.1.5.1 Bewertung der ISO 9000ff Normenreihe ..............................................222 5.1.5.2 Bewertung des EFQM-Modells ............................................................223 5.1.5.3 Zusammenfassende Bewertung der QM-Modelle................................227 5.1.6 Zwischenfazit: Empirisch getriebene Bewertung der Instrumente
des Controlling von Intangibles ............................................................227
5.2 Konsequenzen aus der Bewertung der Instrumente des Controlling von Intangibles...............................................................229
5.2.1 Globale Modifikationsoptionen .............................................................229 5.2.1.1 Limitierung der Modifikationsoptionen durch Ansprüche
der Wahrheit ........................................................................................229 5.2.1.2 Limitierung der Modifikationsoptionen durch Controlling-Ansprüche ...230 5.2.2 Spezifische Modifikationsoptionen .......................................................231 5.2.2.1 Ausschluss untauglicher Ansätze ........................................................231 5.2.2.2 Verbleibende Gestaltungsoptionen ......................................................232 5.2.3 Zwischenfazit: Konsequenzen aus der Bewertung der Instrumente
des Controlling von Intangibles ............................................................235
5.3 Integration der Befunde in die Controlling-Konzeption..................237 5.3.1 Aufgaben des Controlling von Intangibles............................................237 5.3.2 Instrumente des Controlling von Intangibles ........................................240 5.3.3 Institutionalisierung des Controlling von Intangibles ............................241 5.3.4 Zwischenfazit: Integration der Befunde in die
Controlling-Konzeption.........................................................................242
Inhaltsverzeichnis XIII
5.4 Kritische Betrachtung der Synthese von Theorie und Empirie .....242
5.5 Zwischenfazit: Synthese von Theorie und Empirie.........................243
6 Zusammenfassung und Ausblick.....................................................247
6.1 Ergebnisse..........................................................................................247
6.2 Integration der Ergebnisse in den wissenschaftlichen Diskurs ....250 6.2.1 Erkenntnisgewinn.................................................................................250 6.2.2 Integration der Erkenntnisse in den wissenschaftlichen Diskurs des
Controlling von Intangibles im Krankenhaus ........................................250 6.2.3 Aussagenreichweite der Ergebnisse....................................................253
6.3 Ausblick ..............................................................................................254
7 Anhang................................................................................................257
7.1 Terminologie der Intangibles ............................................................257
7.2 Öffentlich-stationärer Gesundheitssektor in Österreich in Zahlen .............................................................................................260
7.3 Gesprächsleitfäden............................................................................264
7.4 Quantitative Aufstellungen der empirischen Untersuchung..........269
8 Literaturverzeichnis...........................................................................273
XV
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1.1: Forschungsfeld........................................................................................ 2
Abb. 2.1: Burrell/Morgan-Schema ........................................................................ 11
Abb. 2.2: "Slicing up the organization".................................................................. 15
Abb. 2.3: Zirkuläre Forschungslogik ..................................................................... 17
Abb. 2.4: Genese formaler Theorien .................................................................... 19
Abb. 2.5: Forschungslogischer Argumentationsgang ........................................... 28
Abb. 2.6: Argumentationsgang aus Perspektive der zirkulären Forschungslogik . 31
Abb. 3.1: Größenstruktur der österreichischen Krankenhauslandschaft anhand der Bettenzahl .......................................................................... 36
Abb. 3.2: Organizing Principles and the Key Characteristics of the Four Worlds . 41
Abb. 3.3: Intangibles als Bestandteil des Unternehmenswerts............................. 51
Abb. 3.4: Systematisierung immaterieller Vermögenswerte und Verfügungsrechte.................................................................................. 51
Abb. 3.5: Klassifizierung ausgewählter Ansätze zur Handhabung von Intangibles anhand ihres Forschungszugangs und Aussagegehalts..... 54
Abb. 3.6: Klassifizierung ausgewählter Ansätze zur Bewertung von Intangible Assets................................................................................... 54
Abb. 3.7: Balanced Scorecard: A Framework to Translate Strategy into Operational Terms.......................................................................... 57
Abb. 3.8: IK-Navigator der Skandia ...................................................................... 58
Abb. 3.9: Die Bilanz einer Wissensorganisation ................................................... 59
Abb. 3.10: Intangible Assets Monitor ...................................................................... 60
Abb. 3.11: Value Chain Scoreboard ....................................................................... 61
Abb. 3.12: A.R.C.S. Wissensbilanzmodell.............................................................. 65
Abb. 3.13: JR-Explorerzyklus ................................................................................. 66
Abb. 3.14: Wissensbilanzmodell "Made in Germany"............................................. 67
Abb. 3.15: EFQM-Modell für Business-Excellence................................................. 71
Abb. 3.16: Aufbau des CAF.................................................................................... 73
Abb. 3.17: Entwicklung des Markt-Buchwert-Ratio................................................. 77
Abb. 3.18: Ergänzung des Managements durch Führungsleistungen und -dienstleistungen des Controlling .......................................................... 88
Abb. 3.19: Controllingsystem.................................................................................. 90
Abbildungsverzeichnis XVI
Abb. 3.20: Differenzierung der Controllingaufgaben............................................... 93
Abb. 3.21: Betätigungsfelder des operativen Controlling...................................... 107
Abb. 3.22: Einsatz von Controlling-Instrumenten im Krankenhaus-Kontext ......... 109
Abb. 4.1: Elemente der Organisierung von Feldforschung................................. 116
Abb. 4.2: Entwicklung der Fragestellungen der Interviews ................................. 129
Abb. 4.3: Kodierparadigma................................................................................. 144
Abb. 4.4: Bedingungsmatrix in der Feldstudie .................................................... 148
Abb. 4.5: Verwendete Transkriptionszeichen ..................................................... 150
Abb. 4.6: Attributierung und Dimensionalisierung des Konzepts "Service am Patienten"............................................................................................ 158
Abb. 4.7: Kode-Matrix für die Kategorie "Betrifft Stakeholder"............................ 160
Abb. 4.8: Kode-Matrix für die Kategorie "Betrifft Mitarbeiter".............................. 161
Abb. 4.9: Kode-Matrix für die Kategorie "Betrifft Strukturen" .............................. 163
Abb. 4.10: Kode-Matrix für das Konzept "Service am Patienten" ......................... 164
Abb. 4.11: Visualisierung der Kodierungen der ersten Interviewserie .................. 168
Abb. 4.12: Modell der Intangibles-Wirklichkeit im Krankenhaus ........................... 203
Abb. 5.1: Evaluation Criteria of Measurement Methods ..................................... 207
Abb. 7.1: Entwicklung der Eintagespflegen in LGF-finanzierten Krankenhäusern.................................................................................. 260
Abb. 7.2: Entwicklung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer in LGF-finanzierten Krankenhäusern ...................................................... 261
Abb. 7.3: Kostenentwicklung in LGF-finanzierten Krankenhäusern.................... 262
Abb. 7.4: Entwicklung der stationären Endkosten je Belagstag in Euro ............. 263
Abb. 7.5: Gesprächsleitfaden zur Controlling-Konzeption .................................. 264
Abb. 7.6: Gesprächsleitfaden der Interviewserie 1 ............................................. 265
Abb. 7.7: Gesprächsleitfaden der Interviewserie 2 ............................................. 266
Abb. 7.8: Fragebogen der Interviewserie 3 (Seite 1/2) ....................................... 267
Abb. 7.9: Fragebogen der Interviewserie 3 (Seite 2/2) ....................................... 268
Abb. 7.10: Anzahl der Kodierungen je Interview................................................... 269
Abb. 7.11: Kodesystem ........................................................................................ 270
Abb. 7.12: Quantitative Aufstellung zur Interviewserie 3 ...................................... 271
Abb. 7.13: Quantitative Aufstellung zur Controlling-Konzeption ........................... 272
XVII
Tabellenverzeichnis
Tab. 2.1: System der Wissenschaftstheorie ........................................................... 8
Tab. 2.2: Neuere Studien mit engem Konnex zum Forschungsvorhaben ............ 13
Tab. 2.3: Gegenüberstellung quantitativer und qualitativer Verfahren ................. 14
Tab. 2.4: Evaluationskriterien der Grounded Theory Methode............................. 26
Tab. 3.1: Struktur der österreichischen Krankenanstalten 2005........................... 38
Tab. 3.2: Aktuelle Anforderungen an Krankenhäuser .......................................... 42
Tab. 3.3: Interessenslagen am Krankenhaus (vereinfacht) .................................. 44
Tab. 3.4: Synonyme für (organisationales) Wissenskapital.................................. 47
Tab. 3.5: Economics of Intangibles: Value Drivers versus Value Detractors........ 49
Tab. 3.6: Differences Between Intangible an Tangible Assets ............................. 49
Tab. 3.7: Ermittlung des VAIC.............................................................................. 75
Tab. 3.8: Systematisierung ausgewählter Instrumente des Controlling von Intangibles............................................................................................. 83
Tab. 3.9: Kontextfaktoren des Controlling ............................................................ 86
Tab. 3.10: Neuere Literatur zum Krankenhauscontrolling .................................... 102
Tab. 4.1: Kategorisierung der Fallgruppen ......................................................... 121
Tab. 4.2: Auswahl der Akteure für die erste Interviewserie ................................ 138
Tab. 4.3: Samplingstrategie in der Feldstudie .................................................... 141
Tab. 4.4: Übersicht der geführten Interviews...................................................... 143
Tab. 4.5: Phasen der Constant Comparative Method in der Feldstudie............. 147
Tab. 4.6: Anwendung des paradigmatischen Modells von Strauss/Corbin......... 172
Tab. 4.7: Struktur der Reagibilitätsmodelle ........................................................ 174
Tab. 4.8: Reagibilitätsmodell Kommunikationsorientierung................................ 176
Tab. 4.9: Reagibilitätsmodell Prozessorientierung ............................................. 179
Tab. 4.10: Reagibilitätsmodell Zukunftsorientierung ............................................ 181
Tab. 4.11: Reagibilitätsmodell Kundenorientierung.............................................. 184
Tab. 4.12: Triangulationsstrategien der Feldstudie .............................................. 198
Tab. 5.1: Merkmale holistischer Ansätze............................................................ 208
Tab. 5.2: Merkmale finanzanalytischer Verfahren .............................................. 211
Tab. 5.3: Merkmale der Scoringmodelle............................................................. 214
Tabellenverzeichnis XVII
Tab. 5.4 Schwierig zu quantifizierende Funktionstypen .................................... 216
Tab. 5.5: Merkmale der Wissensbilanzen .......................................................... 219
Tab. 5.6: Merkmale der QM-Modelle.................................................................. 222
Tab. 5.7: Reagibilitätsmodelle und ihre Passung in der EFQM-Logik I .............. 225
Tab. 5.8: Reagibilitätsmodelle und ihre Passung in der EFQM-Logik II ............. 226
Tab. 5.8: Bewertung der Kongruenz der Controlling-Instrumente mit den empirischen Befunden ........................................................................ 228
Tab. 5.9: Ausschlusskriterien für ein Instrument des Controlling von Intangibles im Krankenhaus-Kontext................................................... 232
Tab. 5.10: Bewertung der Instrumente des Controlling von Intangibles ............... 236
Tab. 7.1: Definitionen von Intangibles in der Literatur I ...................................... 257
Tab. 7.2: Definitionen von Intangibles in der Literatur II ..................................... 258
Tab. 7.3: Definitionen von Intangibles in der Literatur III .................................... 259
XIX
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
Abs. Absatz (im juristischen Sinn)
Art. Artikel (im juristischen Sinn)
BSC Balanced Scorecard
bspw. beispielsweise
bzw. beziehungsweise
CA Cost Approach
CAF Common Assessment Framework
d.h. das heißt
DCF Discounted Cash Flow
DEA Data Envelopment Analysis
DIC Direct Intellectual Capital Methods
EBM Evidence-based Medicine
EFQM European Foundation for Quality Management
ERA Excess Return Approaches
G&V Gewinn- und Verlustrechung (Erfolgsrechung)
GAT Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem
ggf. gegebenenfalls
GTM Grounded Theory (Methode)
HGB Handelsgesetzbuch
HR Human Ressources
i.V.m. in Verbindung mit
IA Indicator Approach
IC Intellectual Capital
IPR Intellectual Property Rights
IT Informationstechnologie
IT Informationstechnologie
JCIA Joint Commission International Accreditation
Abkürzungsverzeichnis XX
KTQ Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen
LDF Leistungsorientierte Diagnosefallgruppen
LGF Landesgesundheitsfonds
LKF Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung
MCM Market Capitalization Methods
MDM Market Derived Measures
MM Multiple Methods
Mrd. Milliarde(n)
n.v. nicht verfügbar
NPO Non-Profit-Organisation
o.J. Literatur ohne Jahresangabe
o.J. Literatur ohne Jahresangabe
o.O. Literatur ohne Ortsangabe
OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
OP Operations-
PIMS Profit-Impact-of-Market-Strategy
PPR Pflegepersonalrechnung
PRIKRAF Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds
QM Qualitätsmanagement
QM Qualitätsmanagement
R&D Research and Development
resp. respektive
RO Real Options (Realoptionenansatz)
ROA Return on Assets Methods
SC Scorecard Methods
SWOT Strenghts-Weaknesses-Opportunities-Threats
Tab. Tabelle
TQM Total Quality Management
USP Unique Selling Proposition (Alleinstellungsmerkmal)
Z.B. Zum Beispiel
Abkürzungsverzeichnis XXI
Wörtlich zitierte Akteure aus der empirischen Untersuchung wurden mit folgende Nomenklatur versehen:
Beispiel: (CVT11, 14 – 14: Betrifft Mitarbeiter/heilende Hände)
(Interviewkürzel, Textstelle im Transkript mit Angabe des Absatzes von – bis: Kategorie bzw. Konzept/Kode/ggf. Subkode)
Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde generell auf eine geschlechtsneutrale Formulierung verzichtet. Wenn nicht ausdrücklich hervorgehoben gelten die gewähl-ten personenbezogenen Bezeichnungen jeweils für beide Geschlechter in gleicher Weise.
1 Problemstellung
Motivation für die Durchführung einer Forschung können "incompleteness, novelty, counterintuitive implications, puzzlement, and fascination"1 sein. Die vorliegende Problemstellung stellt sich als ein Hybrid der genannten Motive dar. Auf die Motiva-tion der vorliegenden Arbeit hinsichtlich
- Relevanz des Forschungsvorhabens, - Aktualität der Forschungsfrage sowie - Zielsetzung respektive zu erwartende Ergebnisse
soll im ersten Abschnitt eingegangen werden. Die Forschungsdefizite des For-schungsfeldes werden im Zuge der theoretischen Analyse in Abschnitt 0 im Detail erläutert.
1.1 State of the Field
1.1.1 Controlling von Intangibles im Krankenhaus
An den Beginn der Arbeit soll ein Überblick über das Forschungsfeld im Sinne einer Beschreibung von Erfahrungs- und Erkenntnisobjekt gestellt werden. Das For-schungsobjekt (-feld) gestaltet sich als Schnittmenge der Themenkomplexe Intan-gibles, Controlling und Krankenhaus. Im Rahmen des Forschungsprozesses stellt das Krankenhaus das Erfahrungsobjekt, Controlling (im Sinne einer Unternehmens-funktion) und Intangibles (als betriebswirtschaftliche Größe) jeweils das Erkenntnis-objekt dar.2
Mit der Abgrenzung eines Erkenntnisobjekts entsteht auch ein Auswahlproblem, also die Problemabgrenzung einer Disziplin. So wird bspw. das Objekt Betrieb für einen betriebswirtschaftlichen Forscher andere Fragestellungen aufwerfen als etwa für einen Juristen oder Mediziner. Problemstellungen für Objekte werden je nach Per-spektive in andere disziplinenspezifische Teilaspekte aufgelöst.3 Nicht zuletzt des-halb wird eine genaue Begriffsnormierung erforderlich.
Unter einer Begriffsdefinition versteht man dabei die Zuordnungen bestimmter Merkmale zu Objekten. Die Art und Weise der Begriffsdefinition ist entscheidend für die getätigten Aussagen in der Wissenschaft. Es hängt also weitgehend vom Er-kenntnisziel ab, was unter bestimmten Begriffen zu verstehen ist.4 Eine exakte
1 Weick (1992), S. 173 2 Vgl. Gliederung des Forschungsobjekts in Anlehnung an Sachs (2002), S. 33 3 Vgl. Chmielewiecz (1994), S. 19 4 Vgl. Atteslander (2000), S. 44f
M. K. Treml, Controlling immaterieller Ressourcen im Krankenhaus,DOI 10.1007/978-3-8349-9464-6_1, © Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009
Problemstellung 2
Normierung der gegenständlich verwendeten Begriffe erfolgt im Abschnitt 0, die For-schungsziele werden in Abschnitt 1.2 näher ausgeführt.
Intangibles
Krankenhaus
Controlling
Erkenntnisobjekte
Erfahrungsobjekt
Abb. 1.1: Forschungsfeld5
1.1.2 Aktualität und Relevanz der Problemstellung
Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden makroökonomischen Strukturwandels hin zu einer "Knowledge-based Economy"6 ist ein zunehmender mikroökonomischer Wandel der Determinanten7 der unternehmensbezogenen Wettbewerbsfähigkeit zu beobachten,8 die sich u.a. in einer zunehmenden Diskrepanz des Markt-Buchwert-Ratios börsennotierter Unternehmen widerspiegelt.9
Das konventionelle Vorgehen bei der Suche nach Forschungsthemen strebt nach der Entdeckung von Problemstellungen. Dabei werden Problembereiche oftmals künst-lich geschaffen, anstatt darauf zu hören, was Akteure in der Praxis als Problem
5 Eigene Darstellung 6 Vgl. OECD (1996), Online 7 Vgl. dazu die Untersuchung zur Bedeutung von Intangibles als unternehmenserfolgskritischer
Faktor bei Edvinsson/Brünig (2000), S. 136 bzw. in abgewandelter Form bei Sudy (2001), S. 108f 8 Vgl. bei Banker et al. (2004), S. 423: "[…] Researchers have emphasized the need to move
beyond financial measures of operations and to incorporate a much wider variety of nonfinancial metrics in an organization's performance reporting […]."
9 Vgl. Speckbacher/Güldenberg/Ruthner (2004), S. 437ff; Müller (2006), S. 4; Eigene Berechnung in Abb. 3.17 (Entwicklung des Markt-Buchwert-Ratio)
State of the Field 3
wahrnehmen.10 Ausgangspunkt des gegenständlichen Forschungsvorhaben stellt denmach ein für Entscheidungsträger sich bietendes Dilemma dar: "Eine neue Marktdynamik im Gesundheitswesen produziert für die Krankenhäuser eine grundle-gende strategische Zielharmonie: Kosten versus Qualität."11 So sehen sich Entschei-dungsträger, in besonderem Maße im Gesundheitswesen mit seiner "hochgradig vernetzten Systemwelt kooperierender Partialsysteme"12, mit dem Problem konfron-tiert, Investitionen in Intangibles nur schwer rechtfertigen zu können, weil diese – be-sonders schlagend in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen – oftmals als „nice to have“ klassifiziert werden, und ihnen in der Bilanz kein entsprechender Gegenwert zugeordnet werden kann.13 Ein bekanntes Phänomen ist bspw. die Direktive des pauschalen Investitionsstopps im Falle von Budgetüberschreitungen. Ist also die Rückstellung einer Schulungsmaßnahme, der Verzicht auf ein neues Krankenhaus-Informationssystem oder die Einstellung von Informationstätigkeit im extramuralen Bereich und der daraus unmittelbar resultierende gebarungswirksame Positiveffekt tatsächlich ein Gewinn für das Krankenhaus? Eine Beantwortung dieser Frage ist wohl nur unter Einbeziehung immaterieller Vermögenswerte, der Intangibles, in eine Gesamtbetrachtung möglich.14
Doch gerade in dieser Hinsicht eröffnet sich schnell ein Transparenzproblem: Der Aufbau von Intangibles erfordert in der Regel hohe Einzelinvestitionen über einen längeren Zeitraum, deren Nutzung verursacht dagegen kaum Kosten. Auf Grund der Nicht-Rivalität der Nutzung von Intangibles entstehen auch keine Opportunitätskos-ten und die Skalierbarkeit ist nur durch das Marktvolumen beschränkt. Aus dieser Konstellation entsteht ein hoher Anteil an Fixkosten bei geringen variablen Kosten und gleichzeitig steigenden Skalenerträgen.15 Für das Controlling ergibt sich daraus die Notwendigkeit, die daraus resultierende Kosten- und Erlösstruktur abzubilden und zu gestalten.16
10 Vgl. Lundberg (1999), S. 3 teilweise zit. nach Weick (1995) 11 Eiff (2007), S. 4 12 Braun (2005), S. 15 13 Anmerkung: Empfehlungen für Investitionen in Intangibles wurden in der Literatur bisher
vernach-lässigt. "Erst wenn diese so weit fassbar sind, dass sie in Investitionsrechenmethoden einbe-zogen werden können, [...] kann das Management Investitionsentscheidungen auch gesamthaft fällen." (Kaufmann/Schneider 2006, S. 39)
14 Anmerkung: Smith lenkt im Rahmen seiner Untersuchung des "Return on Management" den Fokus auf die diesbezüglichen Schwachstellen von finanzorientierten Messinstrumenten: "[…] 2. 'Politically correct' performance variables are in place that are designed not to exclude or offend any constituency in the organization. 3. People are not sure what they are accountable for, or they face so many measures that they are overwhelmed. 4. Planning, budgeting, and control systems have a life of their own.[…]" (Smith 2002b, S. 74)
15 Vgl. Daum (2004), S. 45ff; Anderson/Prezas 1999, S. 3: "Cash flow patterns of intangible and real assets differ in terms of timing and risk."
16 Vgl. Stoi (2002), S. 263
Problemstellung 4
Die steigende Bedeutung von Intangibles in der betriebswirtschaftlichen Praxis ist in der Literatur weitgehend unbestritten.17 Ihre besondere Bedeutung im Krankenhaus-Kontext erfahren sie vor allen durch
- das für Non-Profit-Unternehmen typische multidimensionale Zielsystem,18 als auch durch
- zunehmende Privatisierungstendenzen im Gesundheitswesen,19 die eine Er-fassung immaterieller Werte aus verschiedenen Gründen als notwendig er-scheinen lassen.20
Bisweilen existiert zur Fragestellung der Identifikation, Klassifikation sowie auch Be-einflussung von Intangibles zwar eine Reihe von Ansätzen.21 Im Krankenhaus-Sektor ist dem Autor aber abgesehen vom Balanced Scorcard-Konzept bis dato eine syste-matische Anwendung nicht bekannt.
Für das Controlling als Disziplin eröffnet sich im Zusammenhang mit Intangibles ein neues Betätigungsfeld.22 Organisationstheoretisch lässt sich das Controlling als Sub-system der Unternehmensführung darstellen, und es hat sich mittlerweile als solches im Krankenhausbetrieb weitgehend etabliert.23 Durch diese zentrale Stellung im Füh-rungssystem des Krankenhauses scheint das Controlling dazu prädestiniert, den Aufgabenkomplex der Intangibles hinsichtlich Identifikation und Beeinflussung zu bearbeiten. Für die daraus resultierenden Konsequenzen betreffend Controlling-Kon-zeption im krankenhausspezifischen Kontext finden sich in der Literatur aber keine Hinweise.24
Forschungsbedarf aus Controlling-Perspektive unterstreicht auch Stoi in einer bran-chenunabhängigen Betrachtung. Er sieht eine steigende Abhängigkeit der Unter-nehmen von immateriellen Vermögenswerten. Demzufolge werden qualitative As-pekte („Intangibles“) auf Grund der nicht oder nur schwer möglichen monetären Er-fassung in den Hintergrund gedrängt. Hauptaugenmerk der Forschung sei dabei auf das Verständnis ihrer Natur sowie deren Steuer- und Messbarkeit gerichtet, weniger auf die monetäre Bewertung.25
17 Vgl. Standfield (2002), S. 41f; Menninger (2003), S. 3; Lev/Radhakrishnan (2003), S. 24ff 18 Vgl. Eckardstein/Simsa (2004), S. 420; Gabler (2005), Online; Horak/Matul/Scheuch (2007), S.
179ff 19 Vgl. Reisner (2000), S. 90f; Ingruber (2001), S. 1f; Hermes (2002), S. 1ff; Löser-Priester (2003),
S. 15ff; Hauke/Bauer/Holzer (2005); Schulz-Nieswandt/Kurscheid (2007), S. 5f, Zobel/Borges/ Kuntz (2007), S. 96
20 Vgl. bspw. bei Güttel (2003) hinsichtlich Identifikation im Post-Merger-Prozess oder bei Wolter (2006) hinsichtlich Bewertung von Intangibles bei Privatisierungen
21 Siehe Abschnitt 3.2.4 (Instrumente zur Handhabung von Intangibles) 22 Vgl. Weber (2006), S. 9ff; Atkinson et al. (1997), S. 101 hinsichtlich der Bedeutung von "organi-
zational change, organizational structure and decision making" für das Management Accounting 23 Vgl. Ingruber (2001), S. 97; Hauke/Bauer/Holzer (2005), Online 24 Vgl. dazu Abschnitt 3.3.1.2 hinsichtlich Kontextabhängigkeit der Controlling-Konzeption 25 Vgl. Stoi (2002), S. 255ff
Forschungsfrage 5
1.2 Forschungsfrage Unter Bezugnahme auf die erläuterten Problemstellungen und unter Hinweis auf die vorgenommenen Definitionen in Abschnitt 3 wird die (Haupt-)Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit wie folgt formuliert:
F: Wie können Intangibles im Krankenhaus durch das Controlling identifiziert, ge-messen und beeinflusst werden?
1.2.1 Subforschungsfragen
Die (Haupt-)Forschungsfrage gliedert sich in sieben Subforschungsfragen, die im Zuge des Forschungsprozesses26 einer sukzessiven Bearbeitung zugeführt werden:
F1: Welche Ansätze zur Identifikation, Messung und Beeinflussung von Intangibles finden sich in der Literatur?
F2: Wie stellt sich in der Literatur die idealtypische Controlling-Konzeption im Kran-kenhaus-Sektor dar?
F3: Wie zeigt sich die Ausgestaltung der Controlling-Konzeption in den untersuchten Krankenhäusern der Feldstudie?
F4: Welche Intangibles sind im Kontext der untersuchten Krankenhäuser der Feld-studie von Bedeutung?
F5: Welcher oder welche der Ansätze zur Identifikation, Messung und Beeinflussung von Intangibles sind für die kontextualen Rahmenbedingungen der Feldstudie als tauglich zu bewerten?
F6: Welche Modifikationen sind bei den Ansätzen ggf. vorzunehmen, um den Rele-vanzkriterien in größerem Ausmaß zu entsprechen?
F7: Welche Konsequenzen ergeben sich dadurch für die Controlling-Konzeption hin-sichtlich Aufgaben, Instrumente und Institutionalisierung?
Der empirische Teil der Forschung behandelt die Subforschungsfragen F3 und F4. Subforschungsfrage F4, die Identifikation des spezifischen Intangibles-Relevanz-systems im Krankenhaus-Kontext, stellt auch den Hauptteil des gegenständlichen Forschungsvorhabens dar. Die Beantwortung der übrigen Subforschungsfragen sind als theoretische Arbeit (F1, F2) bzw. als Derivat der empirischen und theoretischen Abhandlung (F5, F6, F7) konzipiert.
26 Vgl. dazu den Argumentationsgang von Abb. 2.5 (Forschungslogischer Argumentationsgang)
sowie Abb. 2.6 (Argumentationsgang aus Perspektive der zirkulären Forschungslogik)
Problemstellung 6
1.2.2 Forschungsziele
Das vorliegende Forschungsvorhaben versucht demzufolge, eine Analyse der Intan-gibles im Krankenhaus aus Perspektive der Unternehmensführung vorzunehmen und die Konsequenzen für das Controlling zu untersuchen. Den empirischen Kern der Forschung stellt dabei die Untersuchung der Relevanzkriterien der Intangibles im Krankenhaus-Kontext dar.
Ziel der Arbeit ist folglich die Entwicklung einer Theorie (Hypothesenkonstruktion).
- Wie können bestehende Ansätze zur Handhabung von Intangibles auf den spezifischen Kontext eines Krankenhauses übertragen werden?
- Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für das Controlling? Explizites Nicht-Ziel ist die Erforschung der Intangible-Terminologie. Hierfür soll auf anerkannte Definitionen27 in der Literatur zurückgegriffen werden. Weiters ist es nicht beabsichtigt, die konkrete Ausprägung der Intangibles in den untersuchten Erfah-rungsobjekten (Krankenhäusern) zu ermitteln.
1.3 Zwischenfazit: Problemstellung Im aktuellen Abschnitt wurde ein Überblick über das Forschungsfeld dargeboten, welches sich als Schnittmenge des Erfahrungsobjekts "Krankenhaus" und den Er-kenntnisobjekten "Controlling" und "Intangibles" darstellt. Als konkrete Problemstel-lung wurde die Handhabung von Intangibles im Kontext des öffentlich-stationären Gesundheitssektors in Österreich lokalisiert.
Die Aktualität des Forschungsvorhabens lässt mit zahlreichen Hinweisen in der Lite-ratur über die wachsende Bedeutung von Intangibles belegen. Die Relevanz im Krankenhaus-Kontext erfährt die Problemstellung vor allem in Hinblick auf gegen-wärtige Privatisierungstendenzen im Gesundheitswesen.
Die in sieben Subforschungsfragen untergliederte (Haupt-)Forschungsfrage wurde wie folgt formuliert:
F: Wie können Intangibles im Krankenhaus durch das Controlling identifiziert, ge-messen und beeinflusst werden?
27 Siehe Abschnitt 3.2.1 (Begriffsbestimmung)
2 Forschungskonzeption
Der folgende Abschnitt gliedert sich in drei Bereiche: Zunächst werden die der Arbeit zu Grunde gelegten wissenschaftstheoretischen Basisannahmen expliziert.28 Her-nach erfolgt eine Darstellung von Forschungsmethode und Argumentationsgang.
2.1 Wissenschaftstheoretische Verortung der Arbeit Stellt eine Erklärung den Anspruch, über das Maß einer persönlichen Meinung hi-nauszugehen, so entsteht ein Legitimationsdruck hinsichtlich einer Begründung der Erklärung. Der Legitimationsdruck bewirkt, dass Theorien nach einer bestmöglichen metatheoretischen Absicherung streben, also einer Theorie, die die Theorie ihrerseits theoretisch begründet. Wissenschaftstheorie ist demnach der zwangsläufige Effekt theoretischer Ansprüche.29
2.1.1 Erkenntnistheoretisches Paradigma des Konstruktivismus
Als Erkenntnistheorie kann der metatheoretische Hintergrund für die Entstehung neuer Erkenntnis bezeichnet werden. Institutionalisierte Erkenntnistheorie kann als Wissenschaftstheorie bezeichnet werden.30
Die gegenständliche Arbeit stützt sich weitgehend auf die Grundannahmen des Kon-struktivismus. Wesentliches Merkmal des Konstruktivismus ist der Verzicht auf die Möglichkeit, die Realität zu erkennen. Er stellt das erkennende Subjekt in den Mittel-punkt, das mittels Erfassung durch seine Sinnesorgane und einer kognitiven Opera-tion ein (Ab-) Bild der Wirklichkeit konstruiert.31 In der vorliegenden Arbeit tritt dieser Aspekt besonders im Rahmen der Feldforschung deutlich zu Tage, bei der die Per-zeptionen der Akteure im Feld das Intangibles-Relevanzsystem (Wirklichkeit) kon-struieren.
Im Gegensatz zur Position des kritischen Realismus lässt der Konstruktivismus Zweifel an der Übereinstimmung von Wissen und Wirklichkeit zu. Wissen ist dem-nach keine Entdeckung einer äußeren Wirklichkeit, sondern eine subjektive Kon-struktion. In einer konstruktivistischen Sichtweise "passen" Wissen und Wirklichkeit, während nach dem kritischen Realismus Wissen und Wirklichkeit "übereinstimmen". Wissen in Form von Ideen, Aussagen und Theorien sind nach konstruktivistischer Auffassung dann als wahr zu bezeichnen, wenn sie der Erfahrungswelt standhalten
28 Vgl. bei Zingales (2000), S. 1651: "Our view of what a firm is, shapes the way we do research in
the field […]." 29 Vgl. Diekmann (2005), S. 23ff; Schülein/Reitze (2005), S. 9 30 Vgl. Schülein/Reitze (2005), S. 103ff 31 Vgl. Glasersfeld (1992), S. 20ff; Schülein/Reitze (2005), S. 259
M. K. Treml, Controlling immaterieller Ressourcen im Krankenhaus,DOI 10.1007/978-3-8349-9464-6_2, © Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009
Forschungskonzeption 8
und uns befähigen, Vorhersagen zu machen, um gewisse Phänomene zu bewerk-stelligen.32
2.1.2 Wissenschaftstheoretische Paradigmen
Nach Raffée stellt Wissenschaftstheorie eine Lehre von der Wissenschaft dar, wel-che Aussagen über die Wissenschaft formuliert.33 Nachfolgende Darstellung unter-nimmt den Versuch, die vorliegende Arbeit wissenschaftstheoretisch zu verorten. In Form eines Rasters sind Teilaspekte der Wissenschaftstheorie und ihre möglichen Ausprägungsformen dargestellt. Die dieser Arbeit (überwiegend) zu Grunde liegende Ausprägungsform ist jeweils grau hinterlegt.
KulturNatur
HeuristikInduktionExperi-ment
Herme-neutik Deduktion
logisch
real
theoretisch
sozio-ökonomischerAnsatzsozialwissenschaftlicher Ansatzökonomischer AnsatzWissenschafts-
programm
EndergebnisInstitutionTätigkeitWissenschafts-begriff
essentialistischpragmatischnormativWissenschafts-ziele
formalmetaphysischWissenschafts-arten
kritischheuristischutopischWissenschafts-funktionen
Quanti-tative
MethodeDialektikPhäno-
menologieWissenschafts-methodologie
empirischnormativmetaphysischWissenschafts-logik
KulturNatur
HeuristikInduktionExperi-ment
Herme-neutik Deduktion
logisch
real
theoretisch
sozio-ökonomischerAnsatzsozialwissenschaftlicher Ansatzökonomischer AnsatzWissenschafts-
programm
EndergebnisInstitutionTätigkeitWissenschafts-begriff
essentialistischpragmatischnormativWissenschafts-ziele
formalmetaphysischWissenschafts-arten
kritischheuristischutopischWissenschafts-funktionen
Quanti-tative
MethodeDialektikPhäno-
menologieWissenschafts-methodologie
empirischnormativmetaphysischWissenschafts-logik
Tab. 2.1: System der Wissenschaftstheorie34
Der Wissenschaftsbegriff normiert den terminologischen Inhalt von Wissenschaft. Im Verständnis als Tätigkeit betrifft Wissenschaft die systematische Gewinnung von Er-kenntnis, im institutionellen Verständnis das System von Menschen innerhalb des Prozesses der Erkenntnisgewinnung. Weiters kann Wissenschaft als Ergebnis der Erkenntnisbemühung aufgefasst werden.35 In der vorliegenden Arbeit wird Wissen-schaft im letztgenannten Sinne aufgefasst.
Wissenschaftsziele können
- als normatives Ziel im Sinne einer Philosophie (Abgabe und Begründung von Werturteilen),
32 Vgl. Glasersfeld (1990), S. 19ff 33 Vgl. Raffée (1993), S. 17 34 In Anlehnung an Güldenberg (2003), S. 27 35 Vgl. Raffeé (1993), S. 13
Wissenschaftstheoretische Verortung der Arbeit 9
- als pragmatisches Ziel im technologischen36 Sinne, - als theoretisches Ziel in der Gestalt von Aussagen einer Theorie37 oder - als essentialistisches Ziel im Sinne einer Begriffslehre (Definitionen)
verfolgt werden. Wissenschaft kann prinzipiell aus den unterschiedlichsten Motiven heraus erfolgen.38 Bei der Gewinnung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen existiert ein Spannungsfeld zwischen Neuheit, Wahrheit und Informationsgehalt zu-einander in einem Zielekonflikt, wobei zwei Ziele unter Außer-Acht-Lassung des dritten ohne größere Mühe erreicht werden.39 Popper räumt in diesem Zielsystem der Neuheit und dem Informationsgehalt eine vorrangige Stellung ein.40
Im System der Wissenschaften, den Wissenschaftsarten, lassen sich die Betriebs-wirtschafts- und Volkswirtschaftslehre in den Bereich der realen Kulturwissenschaf-ten einordnen. Kulturwissenschaften behandeln dabei die Beziehungen zwischen Menschen, zwischen Menschen und Sachen sowie bestimmte Hervorbringungen des Menschen.41
Die Wissenschaftsfunktion beantwortet die Frage nach Zweck und Aufgabe der Wis-senschaft. Die utopische Funktion lässt die Wissenschaft neue Ziele, Werte und Mo-delle möglicher Welten entwickeln. Die heuristische Funktion stellt das Vorhandene in Frage und sucht neue Wege der Erkenntnisgewinnung. Dabei steht das Entdecken bzw. die Konstruktion neuer Möglichkeiten des Erkennens und Gestaltens sowie Aufwerfens neuer Fragestellungen, die Entdeckung neuer Konzepte, Theorien und Methoden im Vordergrund.42 Die kritische Funktion erfüllt die Wissenschaft als Korrektiv, indem Fehler und Missstände aufgedeckt werden.43 Im gegenständlichen Fall betrifft dies den Stand der Forschung zur Handhabung von Intangibles im Kran-kenhaus-Kontext.
Die Wissenschaftslogik beschäftigt sich mit der Wahrheitsfähigkeit sowie Überprüf-barkeit wissenschaftlicher Aussagensysteme. Unterschieden werden kann in dieser Hinsicht zwischen nicht wahrheitsfähigen (metaphysischen, normativen) sowie wahr-heitsfähigen (empirischen, logischen) Aussagen.44
36 Anmerkung: Unter Technologie wird bei Chmielewiecz das Ziel-/Mitteldenken als konstitutives
Element in die Wissenschaft einbezogen. (Vgl. Chmielewicz 1994, S. 169) 37 Anmerkung: Das theoretische Wissenschaftsziel im Sinne von Raffée wird in der vorliegenden
Arbeit mit der Erstellung eine gegenstandsbezogenen Theorie verfolgt. Siehe Abschnitt 2.2 (Grounded Theory Methode (GTM))
38 Vgl. Chmielewicz (1994), S. 17ff 39 Vgl. Chmielewicz (1994), S. 129ff 40 Vgl. Popper (1974), S. 86 41 Vgl. Raffée (1993), S. 21ff 42 Vgl. Picot (2007), S. 4 43 Vgl. Raffée (1993), S. 13ff 44 Vgl. Raffée (1993), S. 29ff
Forschungskonzeption 10
Als Wissenschaftsmethodologie wird die Lehre von den Methoden bezeichnet. Das griechische Wort "methodos" kann als "Weg zur Wahrheit" übersetzt werden. Der Einsatz von Methoden soll ein größtmögliches Maß an Objektivität bieten.45 Die Methodologie der Wissenschaft beabsichtigt, generelle Forschungsmethoden zu entwickeln und zu begründen.46 Der metatheoretische Hintergrund qualitativer Sozialforschung kann im Bereich der Phänomenologie und Hermeneutik lokalisiert werden. Sie stellen die Grundannahmen des interpretativen Paradigmas dar bzw. führen zu diesem hin. Beiden ist gemein, dass Soziales nur über Sinn konstituiert wird und somit Sinnrekonstitution das adäquate sozialwissenschaftliche Verfahren sei.47 Daneben existieren die Verfahren der Deduktion und Induktion.48 Deduktion leitet aus bereits vorhandener Erkenntnis, einem Prinzip, Schlüsse für einen Einzel-fall ab. Als Induktion wird dagen der Schluss von empirischen Feststellungen zu all-gemeinen Aussagen bezeichnet.49
Hinsichtlich des Wissenschaftsprogramms kann eine Unterscheidung zwischen öko-nomischem, sozialwissenschaftlichen oder sozioökonomischem Ansatz getroffen werden. Während ökonomische Ansätze nach einer klaren Abgrenzung zu den ver-haltenswissenschaftlichen Nachbardisziplinen bemüht sind, fußen sozialwissen-schaftliche Ansätze auf dem Menschen selbst, seinen Bedürfnissen und seinem Ver-halten. sozioökonomische Ansätze können als Integration der beiden erstgenannten Ansätze aufgefasst werden.50
2.1.3 Sozialwissenschaftliches Paradigma der interpretativen Sozialforschung
Die Systematisierung der sozialwissenschaftlichen Paradigmen bei Burrell/Morgan erfolgt anhand einer Matrix mit einer horizontalen und einer vertikalen Achse. Die horizontale Achse zeigt ein Kontinuum zwischen subjektivem und objektivem Para-digma, das sich aus einem Set von vier Dimensionen konstituiert. Diese Dimensio-nen umfassen die
- ontologischen (Nominalismus versus Realismus), - epistemologischen (Anti-Positivismus versus Positivismus), - methodologischen (idiografisch versus nomothetisch) Implikationen sowie - das der Forschung zu Grunde gelegte Menschenbild (Voluntarismus versus
Determinismus).
45 Vgl. Schülein/Reitze (2005), S. 260 46 Vgl. Raffée (1993), S. 18 47 Vgl. Lamnek (2005), S. 59 48 Anmerkung: Die Anwendung von Deduktion und Induktion im vorliegenden Forschungsdesign
wird aus Abb. 2.6 (Argumentationsgang aus Perspektive der zirkulären Forschungslogik) ersichtlich.
49 Vgl. Schulein/Reitze (2005), S. 253ff 50 Vgl. Güldenberg (2003), S. 23
Wissenschaftstheoretische Verortung der Arbeit 11
Die vertikale Achse beschreibt die Natur der Gesellschaft mit den Extremata der Paradigmen der Ordnungssoziologie einerseits und der Wandelsoziologie anderer-seits. Während die Ordnungssoziologie auf den Grundannahmen einer stabilen und kohäsiven Gesellschaft beruht, zeichnet die Wandelsoziologie ein Bild von Machtstreben, Konflikt und Gegensatz. Die vertikale Achse kann somit als ein Konti-nuum zwischen sozialer Regulierung und radikalem Wandel aufgefasst werden.
Aus dieser Konstellation ergibt sich eine Matrix mit vier sozialwissenschaftlichen Basisparadigmen (interpretatives Paradigma, funktionalistisch-positivistisches Para-digma, radikaler Humanismus, radikaler Strukturalismus). Der Hauptteil der vorlie-genden Forschung, die Identifikation des Intangibles-Relevanzsystems im Kranken-haus-Kontext, basiert hauptsächlich auf den Grundannahmen des interpretativen Paradigmas: Methodologisch zielt der Forscher hier auf die individuellen Perzeptio-nen der Akteure des Forschungsfeldes ab, die zu einem kollektiven Sinn rekon-struiert werden. Die ontologische Grundannahme dabei ist, dass Organisationen durch Akteure unterschiedlich sozial konstruiert und interpretiert werden, und über-haupt erst durch den Vorgang der Interpretation entstehen. Die gesellschaftstheoreti-sche Grundannahme der vorliegenden Forschung stellt die Frage in den Mittelpunkt, wie über den subjektiven Sinngehalt der Akteure soziale Ordnung entsteht (und behandelt nicht etwa soziale Konflikte oder die Legitimierung von sozialem Wan-del).51
FunctionalistInterpretative
Radical structuralistRadical humanist
FunctionalistInterpretative
Radical structuralistRadical humanist
The sociology of radical change
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The sociology of regulation
Abb. 2.1: Burrell/Morgan-Schema52
51 Vgl. Burrell/Morgan S. 3ff 52 In Anlehnung an Burrell/Morgan (1979), S. 22