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Konstruktivität im Journalismus: Ursprung, Bedeutung & Einsatz von Constructive News Masterarbeit von Alexandra Eder

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Konstruktivität

imJournalismus: Ursprung,

Bedeutung &

Einsatz von

Constructive News

MasterarbeitvonAlexandraEder

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Konstruktivität im Journalismus:

Ursprung, Bedeutung und Einsatz von

Constructive News

MasterarbeitzurErlangungdesakademischenGrades

MasterofArtsimStudiengangNewMediaJournalism

LeipzigSchoolofMedia

ImExternatanderHTWK/UniversitätLeipzig

BetreuerundErstgutachter:Dr.phil.TobiasD.HöhnZweitgutachter:Dr.ChristianSauerBeginnderBearbeitungszeit:13.Mai2016EndederBearbeitungszeit:30.September2016Eingereichtvon:AlexandraEderE-Mail:[email protected]

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Danksagung

Ich möchte meinen StudienkollegInnen danken, denn wir sind den Weg durch

dieses Studium gemeinsam gegangen. Es ist etwas Besonderes, dass sich eine

GruppesounterschiedlicherPersonenaufeinerderartrespektvollenundherzlichen

Ebenebegegnet.

MeinDankgiltaußerdemdenBetreuerndieserArbeit,diemichinderThemenfin-

dungundmitetlichen,hilfreichenHinweisenunterstützten.Insbesonderedankeich

TobiasHöhn,dermirmitkonstruktiverKritikjederzeitzurSeitestand.

Durch die gesamte Dauer dieses Studiums hat mich meine Familie, mein enger

Freundeskreis und mein Freund begleitet – danke für eure aufbauendenWorte,

eureUnterstützungunddassichaufeuchzählenkann.

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Hinweis:AusGründenderbesseren Lesbarkeitwird inder vorliegendenArbeit auf

geschlechterspezifischeDifferenzierungverzichtet.EntsprechendeBegriffegeltenim

SinnederGleichbehandlungfürbeideGeschlechter.

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Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit zum Thema Konstruktiver Journalismus bietet einen

ÜberblicküberdieAufgaben,dieJournalismuserfüllensollte,setztsichauseinander

mitdemBegriff„Konstruktivität“understenHerangehensweisenanKonstruktiven

JournalismussowiekritischenStimmendazu.DassesvergleichbareStrömungenin

der Geschichte des Journalismus bereits gibt, zeigt eine Übersicht über ähnliche

ModelleundKonzepte.

Umgenauerbetrachtenzukönnen,wasConstructiveNewseigentlichsindundwie

die Realisierung aussehen kann, wurde eine Inhaltsanalyse des im Mai 2016

lancierten Mediums Perspective Daily durchgeführt, welches ausschließlich

Konstruktiven Journalismus realisiert. Zudemwurden zwei Experteninterviewsmit

AutorenderPlattformdurchgeführt.

Dabei stellte sich heraus, dass es sich hauptsächlich umumfangreiche Lesestücke

handelt, die ein breites Themenspektrum abdecken. Der aufwendigen Visualisie-

rungvonkomplexenSachverhalteninFormvonInfografikenwirdvielAufmerksam-

keit geschenkt, unter anderem, um Lesern zu helfen, komplizierte Sachverhalte

leichterzuverstehen.

NachrichtenfaktorenverlierenbeidieserArtvonJournalismusanBedeutung,dadie

Themenselektion nicht auf den gleichen Kriterien basiert wie tagesaktueller

Journalismus.DasZiel ist indiesemFallnicht, schnell zusein,sondernThemenzu

beleuchten,dieausführlicherErklärungenbedürfenunddemPublikumpotenzielle

LösungenfürKonflikteundProblemeaufzuzeigen.

Basierend auf der Auswertung können die Befürchtungen von Kritikern nicht

bestätigt werden, dass es sich bei Konstruktivem Journalismus, wie er bei

Perspective Daily realisiert wird, um rein positive Berichterstattung handelt. Die

ValenzdesGroßteilsderanalysiertenArtikelistambivalent,dasheißt:EinProblem

wirderklärt,möglicheLösungendazuaufgezeigtunderklärt.

Diese Masterarbeit ist unter anderem als Basis für weiterführende Forschungen

zum Thema Konstruktiver Journalismus zu verstehen, da die wissenschaftliche

AuseinandersetzungmitdiesemJournalismus-Modellbishergeringist.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung..................................................................................................................................5

1.1 RelevanzdesThemas..........................................................................................................................5

1.2 ZieleundGrenzenderArbeit...........................................................................................................7

1.3 ForschungsleitendeFragen..............................................................................................................8

1.4 Methode....................................................................................................................................................8

1.5 GliederungderArbeit.........................................................................................................................9

2 DieAufgabendesJournalismus.....................................................................................10

2.1 WissenschaftlicheDefinitionen....................................................................................................10

2.1.1 Information,KritikundKontrolle................................................................................11

2.1.2 Erklärung,UnterhaltungundBildung........................................................................13

2.1.3 KritikanderUmsetzungjournalistischerAufgaben............................................14

2.2 DasRollenselbstverständnisvonJournalisten.......................................................................14

2.3 DieErwartungendesPublikumsanJournalismus..............................................................16

3 Nachrichtenauswahl..........................................................................................................20

3.1 Nachrichtenwerttheorie&Nachrichtenfaktoren................................................................20

3.2 Gatekeeper-Forschung.....................................................................................................................25

4 Konstruktivität&Journalismus.....................................................................................27

4.1 DieBedeutungvonKonstruktivitätinverschiedenenFachbereichen........................27

4.2 ConstructiveJournalism..................................................................................................................28

4.2.1 CatherineGyldensted:PositivePsychologieimJournalismus........................29

4.2.2 UlrikHaagerup:Best-Practice-Beispielestatt„badnews“................................32

4.3 DasImagederMedien......................................................................................................................34

4.3.1 Themenverdrossenheit....................................................................................................35

4.3.2 Hostile-Media-Effekt..........................................................................................................37

4.4 Medien,dieaufKonstruktivenJournalismussetzen...........................................................38

4.5 KritischeStimmen..............................................................................................................................43

4.6 ÄhnlicheJournalismus-Modelle....................................................................................................46

4.6.1 PublicJournalism................................................................................................................47

4.6.2 LösungsorientierterJournalismus...............................................................................47

4.6.3 Friedensjournalismus........................................................................................................49

4.6.4 PositiverJournalismus......................................................................................................51

4.6.5 SlowJournalism...................................................................................................................51

4.6.6 Journalismofattachment–JournalismusderVerbundenheit........................53

4.6.7 Modelldesfindigen,problemlösendenJournalismus.........................................53

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5 EmpirischeUntersuchung................................................................................................55

5.1 Untersuchungsobjekt:PerspectiveDaily..................................................................................55

5.2 Inhaltsanalyse:MethodeundDurchführung.........................................................................57

5.2.1 Fragestellung.........................................................................................................................59

5.2.2 Untersuchungszeitraum...................................................................................................59

5.2.3 Codebuch&Kategorienbildung....................................................................................60

5.3 Experten-Interview:MethodeundDurchführung...............................................................64

5.3.1 Interviewpartner.................................................................................................................65

5.3.2 Interview-Leitfaden...........................................................................................................65

5.3.3 Auswertungsmethode.......................................................................................................66

6 ErgebnissederempirischenUntersuchung...............................................................67

6.1 FormaleKategorien..........................................................................................................................67

6.2 InhaltlicheKategorien.....................................................................................................................80

6.3 WertendeKategorien.......................................................................................................................89

6.4 KommunikationmitdenLesern..................................................................................................93

7 Methodenkritik....................................................................................................................95

8 Fazit&Ausblick...................................................................................................................96

Abkürzungsverzeichnis.....................................................................................................................................99

Abbildungsverzeichnis....................................................................................................................................100

Tabellenverzeichnis.........................................................................................................................................101

Literaturverzeichnis........................................................................................................................................102

AnhangI:Inhaltsanalyse...............................................................................................................................111

AnhangII:Experten-Interviews.................................................................................................................122

EidesstaatlicheErklärung............................................................................................................................137

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Einleitung 5

1 Einleitung

1.1 RelevanzdesThemas

Das letzte Jahrzehnt hat die europäische Medienwelt stark verändert. Bisher

auflagenstarke Print-Zeitungen mussten und müssen nach wie vor drastische

Absatz-Rückgänge verzeichnen. (Schröder 2011: 287ff)Die Konkurrenzwirddurch

das Internet bzw. Soziale Plattformen wie Facebook und Co. immer größer, die

Möglichkeiten, sich über diese Kanäle zu informieren, immer einfacher – und vor

allembilliger,meistgratis.DieZeiten,indenensichdasPublikumInformationenaus

einem einzigen Medium holte, sind vorbei. Wir sind angekommen in einer

Gegenwart,inderJournalistenundVerlegerihreRolleundArbeithinterfragenund

sich den Veränderungen im Konsumverhalten ihres Publikums und der neuen

Konkurrenz anpassen müssen. Der Mehrwert journalistischer Artikel wird in

KlickzahlenüberToolswieChartbeatgemessen,Inhaltewerdenimmermehranden

Tagesablaufunddas Leseverhalten ihresPublikumsadaptiert. (Schulz 2016:32 ff;

Paukens,Vogel,Wieneken2008:19f)

JournalismuskannheutedurchInnovation,IndividualitätoderPersonalisierungbei

Lesern punkten. Beispielsweise wurden neue Geschäftsmodelle wie Blende

entwickelt, wo einzelne Artikel online, losgelöst von ihrem Leitmedium, gekauft

werdenkönnen.(Schröder2015:o.S.)DieZeitungals„eingroßesGanzes“existiert

indiesemFallüberhauptnichtmehr.

SpiegelOnlinewillmitdemFormatbentoseitNovember2015einejungeZielgruppe

erreichen, die sich vor allemOnline informiert – und dasmithilfe großformatiger

Bilder, eines breiten Themenspektrums, Unterhaltung und einer gewissen

sprachlichen Leichtigkeit. (Harms 2015b: o.S.; bento 2016: o.S.) Ähnlich bei ze.tt,

einemAngebotvonZeitOnline:

„Das Redaktionsteam unter Leitung von Sebastian Horn will mit eigenen undkuratierten Inhalten für Gesprächsstoff in WhatsApp-Gruppen undWG-Küchensorgen.“(Wegner2015:o.S.)

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Einleitung 6

Auf Sozialen Plattformen wie Instagram schöne Bilder anzusehen, macht die

Menschen glücklicher, als in Zeitungen über Krieg und Krisen zu lesen. (Praschl

2016:o.S.,zit.n.Schulz)

Das alles deutet auf neue Wege des Journalismus hin. Und zwar nicht nur, was

Format,AufbereitungoderVertriebswegebetrifft, sondern auch,was Inhalte und

Themenangeht.EinJournalismus-ModellschlägtdiesenKursderVeränderungein:

ConstructiveJournalism.

Im August 2015 veröffentlichte Florian Harms, Chefredakteur von Spiegel Online,

einen Beitrag, in dem er darauf hinwies, dass sich das Medium von nun an

intensivermit„Artikeln,dieweitergehen“beschäftigenwerde:

„Indenvergangenen24StundenhabenwiraufSPIEGELONLINEmehrArtikelalssonst veröffentlicht, die zum Weiterdenken anregen, die auch bei düsterenThemen einenAspekt aufzeigen, derHoffnungmacht, der einenAuswegweist,dervieldiskutierteThemenauchmalauseineranderenPerspektivebeleuchtet.”(Harms2015:o.S.)

Zur Veranschaulichung für die Leser fügte er Links zu genannten Artikeln bei.

Darunter finden sich Beiträge wie „Bewerbungmit über 50: AlterManager sucht

Job. So hat's geklappt” (Dahlkamp 2015: o.S.) und „Syrische Flüchtlingsfamilie in

Ostdeutschland: Ein Jahr danach”. (Kämpfer 2015: o.S.) Beide Artikel behandeln

Themen,dieeinenaktuellenBezughabenundaufProblemeaufmerksammachen:

Dieschwierige Jobsuche fürÜber-50-Jährigeunddie IntegrationvonGeflüchteten

inDeutschland.WasdieTexteaußerdemverbindet,ist,dasssiemöglicheLösungen

oderpositiveEntwicklungenaufzeigen.DennderJobsuchende,derporträtiertwird,

ist ein Mann, der eine neue Stelle finden konnte. Über die Geflüchteten wird

berichtet,dasssiediedeutscheSprachebereitsgutbeherrschenundbeginnen,sich

einzuleben.

DieseArtvonBerichterstattung,diepositiveBeispieleundLösungsansätzeaufzeigt,

nennt Ulrik Haagerup, Nachrichtenchef vom Dänischen Rundfunk, Constructive

Journalismbzw.ConstructiveNewsundbeschreibtsiewiefolgt:

„Konstruktive Nachrichten sind nicht: unkritisch, oberflächlich, naiv, irrelevant,unspektakulär,langweilig,blindfürWeltprobleme,diesüßeGeschichtezumEndeder Nachrichten. Konstruktive Nachrichten bieten: einen Ausweg, Hoffnung,

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Einleitung 7

InspirationzuLösungen,Aktivierung,Bildung,Engagement,Perspektive,Positivi-tät.“(Haagerup2015:123)

DochHaagerups Ansatz ist nicht unumstritten, beispielsweise stehen Journalisten

wieStefanNiggemeierdenAnsätzendesDänenkritischgegenüber:

„Er plädiert dafür, die klassischen Kriterien, welche Berichte Nachrichtenwerthaben,umdenGedankenderKonstruktivitätzuergänzen.Abervieles,daser inseinem Buch anprangert, sind gar keine Beispiele für klassischen, negativenJournalismus,sonderneinfachBeispielefürschlechtenJournalismus.”(Niggemei-er2015:o.S.)

Anderewiederum sindüberzeugt vondemKonzept – so überzeugt, dass sie eine

Online-Plattform gegründet haben, auf der ausschließlich Konstruktiver Journalis-

musveröffentlichtwerdensoll.GemeintistdasMediumPerspectiveDaily.Dahinter

stehenals InitiatorendieNeurowissenschaftlerinMarenUrnerundHanLangeslag,

Wirtschaftwissenschaftler, Psychologe und Neurowissenschaftler. Sie deklarieren

aufihrerHomepage:

„Wir wollen eine lebenswerte Zukunft für alle.Wie soll das gehen? Indemwirdarüber reden, was möglich ist. Denn nur das Reden über Lösungen schafftLösungen!”(PerspectiveDaily2016a:o.S.)

– und zitieren damit den amerikanischen, 2005 verstorbenen, Psychotherapeuten

StevedeShazer,deralseinerderBegründerderLösungsfokussiertenKurzzeitthe-

rapiegilt.(Draht2012:553,zit.n.Shazer)

Mehr als 13.000 Personen machten per Crowdfunding die Gründung von

Perspective Dailymöglich. Interesse an Constructive News besteht demnach. Am

Crowdfunding konnte sich nur beteiligen, wer bereit war, einen Betrag von

mindestens 42 Euro zu bezahlen, um ab Ende Juni 2016 wöchentlich einen

konstruktivenArtikellesenzukönnen.(PerspectiveDaily2016a:o.S.)

1.2 ZieleundGrenzenderArbeit

ZieldieserArbeitistes,herauszufinden,wasConstructiveJournalismüberhauptist

und was daran neuartig und innovativ ist. Ausgehend von Haagerups Credo des

Constructive Journalism soll der Begriff Konstruktivität aus dem Blickwinkel

verschiedener Fachdisziplinen diskutiert werden. Zudem soll Konstruktiver

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Einleitung 8

Journalismus anhand bestehender Journalismustheorien und Berichterstattungs-

muster(mitFokusaufdieNachrichtenwerttheorieundihreEntwicklung)untersucht

werden.ErgänztwirddiesmitempirischenBefundenauseiner Inhaltsanalyseder

PlattformundeinemInterviewmitAutorenvonPerspectiveDaily.

Ihre Grenzen findet die vorliegende Arbeit dahingehend, als dass auf die große,

diverseMeinungsvielfalt zumThemaKonstruktiven Journalismus nicht ausführlich

eingegangen wird. Außerdem ist es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, das

gesamte deutschsprachige Medienangebot, das auf Konstruktiven Journalismus

setzt,zuanalysieren.VielmehrsollenderBegriffunddasKonzept,dassichdahinter

verbirgt, genauer beleuchtet werden und ein aktuelles, neuartiges Projekt –

PerspectiveDaily–imDetailbetrachtetundanalysiertwerden.

1.3 ForschungsleitendeFragen

1. WelcheRollespieltKonstruktivitätimJournalismus?

2. Inwiefern ist Konstruktivität in existierenden Journalismustheorien vorhan-

den?

3. Mithilfe welcher Elemente setzt Perspective Daily Konstruktiven Journalis-

musum?

4. MitwelchemZielwirdKonstruktiverJournalismuseingesetzt?

1.4 Methode

Eine quantitative Inhaltsanalyse soll dabei helfen, eine größere Menge an

Textmaterialzuanalysierenundvergleichenzukönnen.Kategorisiertwirdmithilfe

einesCodebuches.(Meier2013:56)DabeiwirdPerspectiveDailyüberdenZeitraum

vonsechsWocheninhaltsanalytischaufverwendetejournalistischeElementesowie

formale Kriterienwie die Länge der Artikel oder die Themenauswahl geprüft. Die

InhaltsanalysewirdimAnschlussmitAutorenvonPerspectiveDailyimRahmenvon

Experteninterviewsdiskutiert.ZielistdabeiinersterLinie,möglicheAuffälligkeiten,

dieausderInhaltsanalyseentstehen,zuhinterfragen.

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Einleitung 9

1.5 GliederungderArbeit

Auf die vorangegangene Einleitung folgt der zweite Abschnitt, in dem die

theoretischen Erkenntnisse zur Rolle und zu den Aufgaben von Journalisten und

derenRollenselbstverständnisaufgezeigtwerden.DanachwerdendieErwartungen

desPublikumsandenJournalismusanhanddiverserStudiengenauerbeschrieben.

ImdrittenKapitelfolgteineAufarbeitungderNachrichtenauswahlmitFokusaufdie

Nachrichtenwerttheorie sowie damit einhergehend die Nachrichtenfaktoren und

dieGatekeeper-Forschung.

MitKonstruktivitätansichundinBezugaufJournalismusbeschäftigtsichdasvierte

Kapitel. In diesem wird die Bedeutung und Definition von Konstruktivität in

verschiedenen Fachbereichen dargestellt, um danach auf den Ansatz des

ConstructiveJournalismeinzugehen.DerBlickwirddabeiauchaufdieRezipienten-

SeiteundderenWahrnehmunggelenkt, indemaufdas ImagederMedienanhand

diverserStudieneingegangenwird.ZudemwerdenMedienvorgestellt,diebereits

aufKonstruktivenJournalismussetzen,auchkritischeStimmenwerdenbeleuchtet.

Zum Abschluss des Abschnittes werden Journalismus-Modelle, die dem des

ConstructiveJournalismähnlichsind,beschrieben.

Anschließendfolgt inKapitelfünfdieMethodeundDurchführungderempirischen

Untersuchung von Perspective Daily in Form einer Inhaltsanalyse sowie zweier

Experten-Interviews. In Abschnitt sechs werden anschließend die Ergebnisse

erläutert, grafischdargestelltunddiskutiert.DenAbschlussderArbeitbildetnach

derMethodenkritikeinFazitsamtAusblick.

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Die Aufgaben des Journalismus 10

2 Die Aufgaben des Journalismus

WiezuBeginnausgeführt,gibteseinigekritischeStimmengegendasKonzeptdes

Constructive Journalism. Es stehen viele Journalisten, insbesondere jene, deren

RedaktionennichtaufKonstruktiven Journalismus setzen,demModell tendenziell

kritischgegenüber.

Drückt Hanns Joachim Friedrichs mit seinem Credo „Einen guten Journalisten

erkenntmandaran,dassersichnichtgemeinmachtmiteinerSache,auchnichtmit

einer guten Sache“ vielleicht genau das aus, was Journalisten wie Niggemeier

befürchten?(Weichert,Zabel2007:181,zit.n.Friedrichs)Nämlich,dasssichdurch

Constructive News das Rollenselbstverständnis von Journalisten ändern könnte –

dahingehend,dasshauptsächlichnach„positiven“Entwicklungengesuchtwirdund

dieRollevonJournalistenalsWatchdogverlorengeht?DieFragemusswahrschein-

lichjederJournalistfürsichselbstbeantworten.

Um einen Überblick über die Aufgaben von Journalisten zu schaffen, soll dieses

Kapitel dienen. Nachfolgend wird, basierend auf verschiedenen Definitionen,

Herangehensweisen und Blickwinkeln ein grundlegendes Verständnis dafür

hergestellt,auchwennsichAufgabenundRollenmitderZeitverändernkönnenund

dynamischsind.

Eswerdennacheinander die Sichtweise vonWissenschaftlern und Praktikern, das

Rollenselbstverständnis von Journalisten anhand der Studie „Journalismus in

Deutschland“ und die Erwartungen des Publikums an den Journalismus näher

betrachtet.

2.1 WissenschaftlicheDefinitionen

Der deutscheMedienwissenschaftler Stephan Ruß-Mohl behauptete, der Versuch

einerDefinitionjournalistischerQualitätgleichedemVersuch,einenPuddingandie

Wand nageln zu wollen. (Wetzstein 2010: 116, zit. n. Ruß-Mohl 1992: 85)

Tatsächlich existiert eine Vielzahl vonHerangehensweisen,was die Definition der

journalistischen Aufgaben angeht, außerdem ändern sich diese kontinuierlich.

Hannes Haas und Klaus Lojka sehen diese Entwicklung positiv, da dadurch einer

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Die Aufgaben des Journalismus 11

VereinheitlichungdesJournalismusvorgebeugtwird.(ebd.,zit.n.Haas/Lojka1998:

116) Nachfolgend werden die Aufgaben von Journalisten, wie sie in derWissen-

schaftbeschriebenwerden,grobinUnterkapitelzusammengefasst.

2.1.1 Information,KritikundKontrolle

Der Rolle von Journalisten als Schnittstelle zwischen einer unüberschaubaren

Menge an Informationen, die täglich entsteht und demPublikum, das nur für sie

relevanteNachrichtenkonsumierenwill,wirdeinegroßeBedeutungzugeschrieben.

So betont Klaus Meier, Professor für Journalistik, im Zuge seiner Definition des

JournalismusdessenzentraleRolleinderGesellschaftundbeschreibtdieAufgaben

wiefolgt:

„Journalismus recherchiert, selektiert undpräsentiert Themen, die neu, faktischundrelevantsind.ErstelltÖffentlichkeither,indemerdieGesellschaftbeobach-tet, diese Beobachtung über periodische Medien einem Massenpublikum zurVerfügung stellt und dadurch eine gemeinsame Wirklichkeit konstruiert. Diesekonstruierte Wirklichkeit bietet Orientierung in einer komplexen Welt.“ (Meier2013:14)

Weitersbetonter,dassJournalismuseinVertrauensgutsei.DurchThemenselektion

bestimmen Journalisten, was ihr Publikum erfährt oder nicht erfährt, die

GesellschaftvertrauelautMeieraufdieWahrheitundRichtigkeitdieserInformati-

onen.(Meier2013:14)

StephanRuß-MohlerkenntinjüngsterZeiteineTendenzdazu,dassofteinThema

alleine die Medien beherrsche und damit andere Ereignisse verdränge. Dieses

Hervorhebenbezeichneterals„AgendaSetting“.(Ruß-Mohl2010:18)DieAuswahl

derNachrichten trägtdemzufolgeeinenessenziellenTeil zurMeinungsbildungbei

undbeeinflusst,worüberinderGesellschaftdiskutiertundnachgedachtwird–und

worübernicht.

DassJournalistengroßeVerantwortungtragen, implizierenebensoWolfSchneider

undPaul-JosefRaue, die selbst auch Journalisten sind, und stellendieBedeutung

fürdieGesellschaftheraus:

„Wenn die demokratische Gesellschaft funktionieren soll, dann ist sie aufJournalistenangewiesen,dievielkönnen,vielwissenundeinwachesBewusstseinfürihreVerantwortungbesitzen.“(Raue/Schneider2012:13)

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Die Aufgaben des Journalismus 12

Das Stichwort „Demokratie“ ist häufig im Zusammenhang mit Definitionen von

Journalismus und den Aufgaben von Journalisten zu finden. So untermauert

beispielsweise das 1966 verkündete „Spiegel-Urteil“ des deutschen Bundesverfas-

sungsgerichtsdieVerantwortung,dieJournalisten inBezugaufeine impolitischen

SinnefunktionierendeGesellschaftinnehaben:

„SollderBürgerpolitischeEntscheidungentreffen,musserumfassendinformiertsein,aberauchdieMeinungenkennenundgegeneinanderabwägenkönnen,dieanderesichgebildethaben.“(Limbach2011:76)

Im selben Zug wird betont, dass Journalisten dazu angehalten sind, sowohl

verschiedene Meinungen anderer zu präsentieren, als auch selbst Stellung zu

bestimmten Themen zu nehmen, um so ihren Lesern ein möglichst breites

Spektrum an Sichtweisen bieten zu können. Durch das Abwägen verschiedener

PositionenkönnesichdasPublikumbesser selbstorientierenundEntscheidungen

treffen.DahingehendbezeichnetMeierJournalistenalsPersonen,die„Transparenz

in die gesellschaftlichen Verhältnisse“ bringen sollen und deren Kernaufgaben

„InformationsowieKritikundKontrolle“sind.(Meier2013:17)DieKontrollfunktion

beziehtsichaufjenePersonenoderInstitutionen,denenineinerGesellschafteine

„mächtige“ Stellung zukommt, in der diese großen Einfluss und Autorität haben.

SchneiderundRauefinden2012lobendeWortefürdieArtundWeise,wiePolitiker

durch Journalisten kritisiert und in Frage gestellt werden. (Raue/Schneider 2012:

13f) Dieses Öffentlich-Machen von Problemen oder Missständen fasst Ruß-Mohl

unter dem Begriff „Artikulation“ zusammen und beschreibt dieMedien in dieser

HinsichtalseineArt„Frühwarnsystem“fürdieGesellschaft.

Unter „Sozialisation“ versteht er das Führen und Leiten des Publikums, er geht

sogareinenSchrittweiter,indemerbehauptet,Medien„erziehen“ihreRezipienten

und prägen Verhaltensmuster und ethische Ansichten. Besonders in Bezug auf

PolitikundineinerDemokratiesprichterdiesalswichtige„Leitfunktion“an,daein

GroßteilderöffentlichenMeinungjeneAnsichten,diedurchdieMedienvertreten

wird, widerspiegelt. (Ruß-Mohl 2010: 17, 21) Als Voraussetzung dafür, dass die

durch Journalisten vermittelten Informationen für die Rezipienten auch wertvoll

sind,siehtMeierdieUnabhängigkeitderJournalisten,ausreichendeRecherche,und

dassdieFaktorenAktualitätundRelevanzgewährleistetsind.(Meier2013:235)

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Die Aufgaben des Journalismus 13

ChristophNeubergerergänztdieInformationsfunktionundbezeichnetJournalismus

als„MittelzurProblembearbeitung“,dadurchdiejournalistischeBerichterstattung

Wissen zurVerfügung gestelltwird, das denRezipientenbei demBearbeitenund

VermeidenvonProblemenhelfenkann.(Neuberger1996:14)

2.1.2 Erklärung,UnterhaltungundBildung

AusSichtdesOnline-JournalistenSimonWaldmannvonTheGuardianistdieArbeit

vonprofessionellenJournalistenauchinZeitendesInternets,inderdieBeteiligung

desPublikumsanderNachrichtenentstehungstetiggrößerwird,nichtdurchUser-

Generated-Content ersetzbar. Diese Inhalte könnten demnach eine Ergänzung,

jedochkeinErsatzfürJournalismussein:

„Professionelle Journalisten werden immer unglaublich wichtig sein, um zuerklären,was inderWeltvorsichgeht,undzwartagtäglichanhandeinerFüllevonThemen.Das,wasdie LeserundZuschauerbrauchen, kannnichtaufAma-teurniveaugeleistetwerden.“(Waldmann2010:o.S.)

Für ihn liegt die Rolle des Journalismus darin, Themen für die Leserschaft so

aufzubereiten, dass ein zusätzlicher Mehrwert entsteht. Es geht nicht um

Unterhaltung, sondern um das Erklären von Sachverhalten, Geschehnissen und

Zusammenhängen.(Waldmann2010:o.S.)

Die unterhaltende Funktion der Medien bezeichnet Stephan Ruß-Mohl hingegen

ebensoalseinedurchauswichtige,undimmerwichtigerwerdendeFunktion.Dabei

seijedochzudiskutieren,obesAufgabedesJournalismussei,zuunterhaltenoder

ob es eher als Nebenerscheinung von guter journalistischer Arbeit zu sehen sei.

(Ruß-Mohl 2010: 20) Gleichzeitig beobachtet er, dass die Bildungsfunktion von

Medien zunehmend abnimmt, weil Journalismus kaum noch Einbindung an

schulischeoderuniversitäreAusbildungfinde.Diesbezüglichbetonter:

„Gleichwohl erwerbenwir einen beträchtlichenAnteil unsererAllgemeinbildungdurch Massenmedien. An die Bildungsfunktion des Journalismus sollte alsoerinnertwerden.“(Ruß-Mohl2010:21)

Ruß-MohlsiehtdemzufolgedieMedienalsessenziellenWissensvermittler.

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Die Aufgaben des Journalismus 14

2.1.3 KritikanderUmsetzungjournalistischerAufgaben

Obwohl es heutzutage eine schier unendliche Auswahl anMedien und Informati-

onswegengibt,dievorallemdurchdasInterneterweitertwird,kritisiertRuß-Mohl

die„Einfalt inderVielfalt“durcheine immereinheitlicherwerdendeNachrichten-

auswahl, im Speziellen bei Großereignissen. Er beklagt, dass Verantwortliche in

leitendenPositionen JournalismuseheralswirtschaftlichesProdukt sehen,dessen

ErfolgdurchKlickzahlenundEinschaltquotengemessenwerde,ohnesichweiterauf

die eigentlichenAufgabenunddie gesellschaftlicheVerantwortung zu konzentrie-

ren.(Ruß-Mohl2010:23)

WolfSchneiderundPaul-JosefRauekritisierenimSpeziellendieArtundWeise,wie

dasPublikuminformiertwird.SiebeklagendasmangelndeInteressegegenüberden

Rezipienten,dassieeinemGroßteilderJournalistenvorwerfen.DieFolgesei,dass

das Publikum nicht ausreichend bzw. nicht über tatsächlich wichtige Themen

informiert und über komplexe Sachverhalte aufgeklärt werden. (Raue/Schneider,

2012:13f)

2.2 DasRollenselbstverständnisvonJournalisten

InteressantistnichtnurdieSichtderJournalistik,sondernauchderBlickvoninnen

–also jenerderJournalistenauf ihreeigeneRolle.ErsterepräsentativeErgebnisse

dazubrachtedieStudie„Journalismus inDeutschland“,dieAnfangder90er-Jahre

erstmalsdurchgeführtwurde.(Weischenberg/Scholl2002:511f)Weischenbergund

ScholläußertensichüberdieStudienergebnissefolgendermaßen:

„Siebelegen,daßdasdominierendeRollenverständnisdeutscherJournalistendasder neutralen und präzisen Information ist, gefolgt von anderen Kommunikati-onsabsichten, welche mit Informationsjournalismus zusammenhängen: Abbil-dung von Realität, schnelle und wahrheitsgeprüfte Faktenweitergabe.“ (Wei-schenberg/Scholl2002:511f)

Journalistenwollendemnachnichtnur informieren,sondernkomplizierteThemen

vereinfacht darstellenundKontexte verständlich erklären. (edb.) Im Jahr 2005/06

wurde diese Studie erneut durchgeführt, um die Resultate von damals auf einen

neuen Stand zu bringen und Vergleiche anstellen zu können. Erneut zeigte das

Ergebnis, dass es Journalisten in Deutschland als ihre Aufgabe ansehen, zu

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Die Aufgaben des Journalismus 15

informieren.Fast90%derBefragtenwollten„dasPublikummöglichstneutralund

präzise informieren“. Jeweils zwischen 70% und 80% sahen es als ihre Aufgabe,

„komplexe Sachverhalte (zu) erklären und (zu) vermitteln“, „dem Publikum

möglichst schnell Informationen (zu) vermitteln“ und „die Realität genauso

ab(zu)bilden,wiesieist“.(Weischenberg/Scholl/Malik2006:355ff)

GeradebezugnehmendaufdieZielevonConstructiveJournalismistandieserStelle

hervorzuheben, dass den Punkten „neue Trends aufzeigen und neue Ideen

vermitteln“ oder „positive Ideale vermitteln“ lediglich etwa je 40% der Befragten

zustimmten. Diesem Element schrieben Weischenberg, Scholl und Malik in ihrer

Auswertung „imweitesten Sinn (…) (dem)Ratgeber-, Service- undUnterhaltungs-

jounalismus“ zu. (ebd.) Ein interessanterAspekt zeigt sich in demPunkt „positive

Idealevermitteln“,demknapp40%derJournalistenzustimmen,derjedochnurvon

43%umgesetztwird.Dasheißt:WenigeralsdieHälftederBefragtensehenesals

ihreAufgabe,positiveIdealezuvermitteln,wobeiwiederumwenigeralsdieHälfte

jenerJournalistendiesauchumsetzenkann.(ebd.,sieheTabelle1)

Tabelle1:RollenselbstverständnisundHandlungsrelevanzbeiJournalisten

* prozentualer Anteil derer, für die die betreffende Aussage „voll und ganz“ oder „überwiegend“ zutrifft.** prozentuale Basis ist der Anteil derer, die der betreffenden Aussage „voll und ganz“ oder „überwiegend“zustimmen.Quelle: Eigene Darstellung nachWeischenberg/Scholl/Malik 2006: 356; Studie: „Journalismus in Deutschland2006“

1„DieVerbindungzwischendemSelbstverständnisderJournalistenundihrerMöglichkeit,dieseauchtatsächlichinberuflichesHandelnumzusetzen,wirdalsHandlungsrelevanzbezeichnet.“(Weischenberg/Scholl/Malik2006:356)

RollenselbstverständnisundHandlungsrelevanzbei

Journalisten

Zustimmungin%*

Handlungsrelevanz1in%**

DasPublikummöglichstneutralundpräziseinformieren 88,6 76,4

KomplexeSachverhalteerklärenundvermitteln 79,4 75,1

DemPublikummöglichstschnellInformationenvermitteln 74,1 79,1

Realitätgenausoabbilden,wiesieist 73,8 67,2

NeueTrendsaufzeigenundneueIdeenvermitteln 44,1 58,3

PositiveIdealevermitteln 39,9 43,0

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Die Aufgaben des Journalismus 16

DemnachsehenesJournalistenalsihrewichtigstenAufgabenan,dasPublikumauf

eine schnelle, neutrale und realitätsgetreue Art und Weise zu informieren und

Sachverhaltezuerklären.

2.3 DieErwartungendesPublikumsanJournalismus

Auch die Erwartungen des Publikums an Medien und die Beziehung zwischen

Rezipientenund Journalisten solltennicht außerAcht gelassenwerden,umbeide

SeitenderMedienweltverstehenzukönnen:ProduzentenundRezipienten.

Gestützt auf die zwei Studien „Journalismus in Deutschland 2005“ (Weischen-

berg/Scholl/Malik 2006: 346-361) und die ARD/ZDF-Langzeitstudie „Massenkom-

munikation“,ebenfallsausdemJahr2005(Ridder/Engel2005:422-448)untersuch-

tenArminScholl,MajaMalikundVolkerGehraudieErwartungendesPublikumsan

JournalistenebensowiedasBild,das Journalistenvon ihremPublikumhaben.Die

Erwartungshaltung von Rezipienten gegenüber Journalisten, also ihr Verständnis

davon,wasdieAufgabeunddieRolledesJournalismusist,stimmtimGroßenund

Ganzen mit dem Rollenselbstverständnis der Journalisten überein. Auch das

Publikum wünscht sich in erster Linie (mit 61%), informiert zu werden, wie

nachstehendinTabelle2zusehenist.(Scholl/Malik/Gehrau2014:25f)

Tabelle2:JournalistischesPublikumsbildundPublikumserwartungen: Informationsorientie-

rung

Informationsorientierung

Publikum n=11.496

Nutzungsmotiv

Weilichmichinformierenmöchte 61%

Damitichmitredenkann 32%

WeilichDenkanstößebekomme 23%

Medienimage

Informativ 31%

Sachlich 30%

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Die Aufgaben des Journalismus 17

Journalisten n=1.536

Rollenselbstverständnis

DasPublikumneutralundpräziseinformieren 55%

MöglichstschnellInformationenvermitteln 42%

KomplexeSachverhalteerklärenundvermitteln 40%

Publikumsbild

Publikumistinformationsorientiert 21%

Quelle:EigeneDarstellungnachScholl/Malik/Gehrau2014:26

Ähnliche Ergebnisse gingen aus einer 2010 durchgeführten Online-Erhebung vom

Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-

Maximilians-Universität in München hervor, an der 1000 Personen teilnahmen.

Christoph Neuberger beschreibt, dass den Befragten folgende Eigenschaften und

Qualitäten des Journalismus am wichtigsten sind: glaubwürdig (92,9%), Themen-

kompetenz (89,9%), sachlich (89,4%), unabhängig, (87,1%)Hintergrundinformatio-

nen(85,6%).(Neuberger2012:40–44)

Tabelle 3: Wichtigkeit von Eigenschaften und Qualitäten des Journalismus aus Sicht desPublikums

WichtigkeitvonEigenschaften&QualitätendesJournalismusausSichtdesPublikums

Mittelwert(1=sehrwichtigbis5=ganzunwichtig)

Sehrwichtig/wichtigin%

glaubwürdig(n=980) 1,3 92,9

Themenkompetenz(n=979) 1,5 89,9

sachlich(n=980) 1,5 89,4

unabhängig(n=978) 1,5 87,1

Hintergrundinformationen(n=978)

1,7 85,6

Quelle:EigeneDarstellungnachNeuberger2012:44;zit.n.:StudiezuIdentitätundQualitätdesJournalismusimInternet aus Nutzersicht, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen(inKooperationmitDFJV)2011.

DochnureinkleinerTeilderJournalisten(21%)schätztlautderAnalysevonScholl,

MalikundGehrauihreRezipientenals informationsorientiertein.Darauslässtsich

derSchlussziehen,dasszwardasRollenselbstverständnis(sieheAbschnitt2.2)der

ErwartungshaltungderLeser/Zuseherentspricht,JournalistenihrPublikumindieser

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Die Aufgaben des Journalismus 18

Hinsicht trotzdem falsch einschätzen. Auch im Umkehrschluss zeigt sich ein

ähnliches Bild: Lediglich 31% der befragten Leser/Zuseher stimmten nämlich der

Medienimage-Bezeichnung„informativ“zu.(Scholl/Malik/Gehrau2014:25f)

Ähnlich verhält es sich in Bezug auf die Unterhaltungs- und Serviceorientierung

journalistischerAngebote.50%desbefragtenPublikumsnutztMedien„weiles(mir)

Spaßmacht“,35%schreibendenMedieneinunterhaltendesbzw.unterhaltsames

Imagezu.Hierbeiistaberzubeachten,dassessichbeidenanalysiertenStudienum

medienübergreifende Ergebnisse handelt und beispielsweise bei dem Medium

Fernsehen vom Publikum ein höherer Unterhaltungswert erwartet wird als beim

MediumZeitung.TrotzdemistdieanderePerspektivestarkabweichend.Dennnur

13%derJournalistenglaubenlautStudie,dassihreRezipientenunterhaltungsorien-

tiertsind.(ebd.:28f)InsgesamtkommtdieseSekundäranalysederzweiStudienzu

demErgebnis,dassdieErwartungenzwischenJournalistenundPublikumeinander

zumgrößtenTeilentwederwidersprechenodernichterfülltwerden.

Tabelle 4: Journalistisches Publikumsbild und Publikumserwartungen: Unterhaltungs- undServiceorientierung

Quelle:EigeneDarstellungnachScholl/Malik/Gehrau2014:28

Unterhaltungs-undServiceorientierung

Publikum n=11.496

Nutzungsmotiv

WeilesmirSpaßmacht 50%

Weilichdabeientspannenkann 35%

Weileshilft,michimAlltagzurechtzufinden 13%

WeilichdamitdenAlltagvergessenmöchte 9%

Medienimage

Unterhaltend/unterhaltsam 35%

Journalisten n=1.536

Rollenselbstverständnis

LebenshilfefürdasPublikumbieten 14%

DemPublikumUnterhaltung,Spannungbieten 13%

Publikumsbild

Publikumistunterhaltungsorientiert 13%

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Die Aufgaben des Journalismus 19

Zusammenfassend ist festzustellen, dass alle beschriebenen Definitionen und

StudiendieRolledeskritischenJournalistenindenVordergrundstellen,derineiner

komplexenWelt eine erklärende Funktion einnimmt, relevante Themen auswählt

undinsbesonderepolitischeVorgängehinterfragtundimZugedessenkontrolliert.

Journalisten selbst sowie auch ihre Rezipienten sehen es als die Aufgabe von

Journalismus,neutralundpräzisezuinformieren.AllerdingshatdasPublikumnach

den erläuterten Studien eher weniger das Gefühl, ausreichend informiert zu

werden.Unterschätztwirdaußerdem,dassdasPublikumsichUnterhaltungdurch

Journalismuserwartet,JournalisteneshingegenehernichtalsihreAufgabesehen,

zuunterhalten. SchneiderundRauewerfen Journalistenmangelndes Interessean

ihremPublikumvor.(Schneider/Raue2012:13f)

EntschuldigungfürnegativeBerichterstattung

Ein Beispiel dafür, dass die Gesellschaft an konstruktiver Berichterstattung

interessiert ist, verdeutlicht eine Kampagne des Evening Standard, einer gratis

TageszeitungausLondon. ImJahr2009entschuldigtesichdieZeitung imZugeder

Aktion bei seinen Lesern dafür, negativ und vorhersehbar zu berichten. Auf den

Plakaten war zu lesen: „Sorry for being negative“, „Sorry for losing touch“ oder

„Sorry for being predictable“. Ausschlaggebend dafürwar eineMarktanalyse, die

ergab,dassdieLeserdieZeitungalszunegativeinstufteunddassdasPubliumdie

Zeitung dafür kritisierte, dass die Vorzüge einer Stadtwie London runtergemacht

wurden.(Greenslade2009:o.S.)

Abb.1:Plakatausder„Sorry-Kampagne“desEveningStandard2009

Quelle:Greenslade2009:o.S.

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Nachrichtenauswahl 20

3 Nachrichtenauswahl

WolfSchneiderundPaul-JosefRaueweiseninihremBuch„DasneueHandbuchdes

JournalismusunddesOnline-Journalismus“aufHansHeigerthin,derbereits1979

beklagt hat, dass im Journalismus „die Realität als Büfett von Appetithäppchen

angerichtet“werde.(Schneider/Raue2012:14,zit.n.Heigert1979)

Auf der Suche nach positiven Entwicklungen, die im Konstruktiven Journalismus

unter anderem beschrieben werden, sollten die Nachrichtenwerte nicht in den

Hintergrundgestelltwerden,dennsonstkönntedieses„appetitlicheAnrichten“von

Informationnochverstärktwerden.

In diesem Kapitel soll die unter Abschnitt 2.1.1 angesprochene Themenselektion

näher beleuchtet werden. Um innerhalb der quantitativen Inhaltsanalyse von

Perspective Daily Rückschlüsse ziehen zu können, wie die Themenauswahl

vonstatten geht, soll dieses Kapitel die Basis dafür bilden, dabei wird auf die

Nachrichtenwerttheorieeingegangen.

3.1 Nachrichtenwerttheorie&Nachrichtenfaktoren

SeinenUrsprung findet dieNachrichtenwerttheorie 1922durchWalter Lippmann.

Das Grundkonzept besagt, dass jedem Ereignis bestimmte Nachrichtenwerte

anhaften, beispielsweise (geographische) Nähe oder Prominenz der betroffenen

Personen. Sie geht davon aus, dass Nachrichten von Journalisten nach der

Ausprägung dieser Kriterien selektiert werden. Joachim Friedrich Staab erklärt

LippmannsAnsatzwiefolgt:

„(…) je ausgeprägter diese Eigenschaften, die man als Nachrichtenfaktorenbezeichnet auf ein Ereignis zutreffen, desto publikationswürdiger ist es, destogrößeristseinNachrichtenwert.“(Staab2002:608)

LippmannsprichtindiesemZusammenhangerstmalsvondemBegriff„newsvalue“

derdieKombinationverschiedenerMerkmalebeschreibt,diediePublikationswür-

digkeitvonbestimmtenEreignissenerhöht.(Ruhrmann/Göbbel2007:3)

DieseBasisvonLippmannwurdeinweitererFolgeunabhängigvoneinanderineiner

europäischenundeiner amerikanischen Forschungstraditionweiterentwickelt.Die

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Nachrichtenauswahl 21

europäische wurde durch Einar Östgaard 1965 begründet, der drei Faktoren-

Gruppendefiniert:

⋅ Vereinfachung

⋅ Identifikation

⋅ Sensationalismus(Staab2002:609,zit.n.Östgaard)

Demnach werden „unübersichtliche Geschehnisse vereinfacht dargestellt“.

(Ruhrmann/Göbbel 2007: 4) Zudemwerden laut Östgaard eher bereits bekannte

Themenweiterbehandelt.UnterIdentifikationverstehterdieNähedesPublikums

zu einem Geschehnis, etwa in geographischer, kultureller oder zeitlicher Hinsicht

sowie den persönlichen Bezug und die Prominenz involvierter Personen.

SensationalismusbeziehtsichaufBerichteüberKatastrophen,Konfliktthemenoder

Unfälle.(ebd.)

JohanGaltungundMariHolmboeRugekamen1965zudemSchluss,dasssichnicht

nurJournalistenbeiderSelektionvonThemenaufNachrichtenfaktorenkonzentrie-

ren, sondern auch umgekehrt Rezipienten bei der Auswahl der konsumierten

Medien und Informationen. Die insgesamt zwölf Auswahlkriterien, die sie

formulieren, sind, unterteilt in kulturabhängige Faktorenund auf die „nordwestli-

chen“KulturenbezogeneFaktoren,stärkerdifferenziertalsjenenachÖstgaard:

⋅ KulturabhängigeFaktoren:DauerdesEreignisses,Schwellenfaktor,Eindeu-

tigkeit, Bedeutsamkeit, Konsonanz, Überraschung, Kontinuität, Kompositi-

on/Variation

⋅ Auf die „nordwestlichen“ Kulturen bezogene Faktoren: Betroffenheit von

Elite-Nationen, Betroffenheit von Elite-Personen, Personalisierung, Negati-

vismus(Ruhrmann/Göbbel2007:5)

KritischäußertsichJohanGaltung,derauchdasKonzeptdesFriedensjournalismus

einschlägiggeprägthat,überdenAnsatzderNachrichtenwerttheorie inBezugauf

bestimmteNachrichtenfaktoren.Ersiehtinsbesondere„Status“,alsodenFokusauf

Elite-Nationenund-PersonenundaufKonfliktealsSelektionskriteriumalsGrundfür

dasVorherrschendeskriegsorientiertenJournalismus.Tendenziell fändendadurch

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Nachrichtenauswahl 22

unbekanntere Personen, komplexere Sachverhalte und positive Berichterstattung

wenigerPlatzindenMedien.(Wetzstein2010:68,zit.n.Galtung1998:9,17)

Östgaard teilt Galtungs und Ruges Ansatz, dass die Nachrichtenfaktoren die

allgemeine menschliche Wahrnehmung widerspiegeln und dass demnach

Journalisten bei der Nachrichtenauswahl ein ähnliches Muster verfolgen, wie es

generellvonJedeminder Informationsverarbeitungpassiert. (Galtung/Ruge1965:

66)

Mitte der 70er-Jahre setzte sich Winfried Schulz erstmals im deutschsprachigen

SprachraummitderNachrichtenwerttheorieauseinander.Ergehtdavonaus,dass

nichtdieMerkmalevonEreignissenentscheiden,worüberberichtetwird.Erglaubt,

dass Journalisten Ereignissen selbst Eigenschaften zuschreiben und dadurch

GeschehnissenaktiveinenNachrichtenwertgeben–odernichtgeben.

Schulz betont weiter, dass es sich um den „Effekt einer Verschränkung zwischen

sozialen, institutionellen und personalen Faktoren im Journalismus“ handelt.

(Weischenberg1995,zit.n.Schulz1990:176)WeitersbezeichneterNachrichtenals

„journalistischeDefinitionundInterpretationderRealität“.(Staab2002:611)Damit

entwickelter sichwegvonder „Abbildtheorie“,nachderNachrichtendieRealität

widerspiegeln und geht vielmehr davon aus, dassNachrichtenRealität konstituie-

ren.(Schulz1976:31)Schulzdefiniert1997sechsDimensionen,diewiederumin18

Nachrichtenfaktorenuntergliedertwerden:

⋅ Status(Elite-Nation,Elite-Institution,Elite-Person)

⋅ Valenz(Aggression,Kontroverse,Werte,Erfolg)

⋅ Relevanz(Tragweite,Betroffenheit)

⋅ Identifikation(Nähe,Ethnozentrismus,Emotionalisierung)

⋅ Konsonanz(Thematisierung,Stereotypie,Vorhersehbarkeit)

⋅ Dynamik (Frequenz, Ungewissheit, Überraschung) (Meier 2013: 201 zit. n.

Schulz1997:70-72)

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Nachrichtenauswahl 23

JoachimFriedrichStaabentwickeltdasKonzeptvonGaltungundRugeweiterund

geht dabei, der Tendenz von Schulz folgend, davon aus, dass es nicht die

Nachrichtenfaktoren sind,welche die Themenauswahl von Journalisten beeinflus-

sen,sonderndass imGegenteil Journalistenessind,dieNachrichtenumsostärker

hervorheben, je wichtiger sie sie erachten. In der Berichterstattung versehen

Journalisten demnach Beiträgemit möglichst vielen Nachrichtenfaktoren, um die

Themenselektionzurechtfertigen.(Ruhrmann/Göbbel2007:8)

Basierend auf diesem Konzept wurde 2007 eine Online-Befragung von leitenden

Nachrichtenredakteuren aus deutschen Medien durchgeführt. Zentrale Fragestel-

lungwarhierbei,wasausSichtder JournalistendiewichtigstenNachrichtenfakto-

ren sind. (ebd.: 39) Nachfolgend werden jene sechs Faktoren (inkl. Erklärung)

aufgeführt,denen JournalistendiegrößteWichtigkeitbeiderNachrichtenauswahl

zugeschriebenhaben:

⋅ Reichweite (Unter der Reichweite eines Ereignisses wird die Anzahl der

Personen verstanden, die direkt von ihm betroffen sind/sein wer-

den/waren/seinkönnen)

⋅ Deutsche Beteiligung (Über das Ereignis wird berichtet, weil es mit deut-

scherBeteiligungstattfindetbzw.eswirddarüberberichtet,geradeweiles

ohnedeutscheBeteiligungstattfindet)

⋅ NegativeFolgen/Schaden/Misserfolg(HierbeigehtesumEreignisse,deren

negativeFolgenimNachrichtenbeitragexplizitdargestelltwerden)

⋅ Überraschung(ÜberraschendisteinEreignis,dasnichtankündbaristsowie

einEreignis,dasbestehendenErwartungenwiderspricht)

⋅ Meinungsunterschiede/Kontroverse(DarunterwirddieexpliziteDarstellung

vonMeinungsunterschieden verstanden, die verbal oder schriftlich ausge-

tragenwerden)

⋅ Positive Folgen/Nutzen/Erfolg (Hierbei geht es um Ereignisse, deren

positive Folgen im Nachrichtenbeitrag explizit dargestellt werden) (Ruhr-

mann/Göbbel2007:42)

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Nachrichtenauswahl 24

ChristianeEilders stellt 2004 fest, dass sichdieKriterienderNachrichtenselektion

trotzdeseinschlägigenWandelsderInformationsmöglichkeitendurchdasInternet

nicht entscheidend verändert haben. Online bestünden jedoch im Prinzip keine

Schranken mehr bezüglich der Länge von Artikeln, wie es beispielsweise in

Printmedien der Fall ist, dadurch sei der Selektionsdruck gesunken. Eilders

beschreibtdieseSchlussfolgerungfolgendermaßen:

„Jeweniger Platz zur Verfügung steht, desto höhermuss der 'Nachrichtenwert'derNachrichtsein,d.h.destomehrdieserFaktorenmüssenzutreffenunddestostärkermüssendieseausgeprägt sein. (…) ImNetzdürftenNachrichtenfaktorenweitgehend wirkungslos sein. Da hier angesichts fehlender Platzprobleme vonInformationsanbieternkeineAuswahlgetroffenwerdenmuss,sindauchSelekti-onskriterienunnötig.“(Eilders2004:33)

Von dieser Annahme schließt Eilders jedoch Online-Angebote von klassischen

Massenmedienaus,welchesichtrotzentfallenderPlatzproblemeandieNachrich-

tenfaktorenbeiderThemenauswahlhielten.(Eilders2004:33)

DurchdasimmenseAngebotanNachrichtenquellenentstehtfürdieRezipientenein

erheblich größerer Aufwand, relevante und interessante Informationen zu filtern.

Dabei halte sich das Publikum an ähnliche Auswahlkriterien wie Journalisten,

nämlich Nachrichtenfaktoren, wodurch die Selektion relevanter Inhalte praktisch

identischverlaufe.MitdieserAnnahme folgtEildersdemAnsatz vonGaltungund

Ruge.Resümierendbetontsie:

„Die grosse [sic] Beliebtheit herkömmlicher Medien im Netz bestätigt dieÜbereinstimmung des Publikums mit den Selektionskriterien der Medien underklärtsichgeradeausdemBedürfnisnachjournalistischerVorselektion.“(Eilders2004:35)

In Bezug auf Online-Journalismus und Nachrichtenfaktoren stellt Balthas Seibold

2002 fest, dass Teaser von Artikeln umso öfter angeklickt werden, desto mehr

Nachrichtenfaktoren sie enthalten. Dies konnte unabhängig von der Platzierung

einesArtikelsinnerhalbeinesOnline-Mediumsfestgestelltwerden.Damitbestätigt

SeibolddieFeststellungEilders,dassauchRezipientenNachrichtenfaktorenfürdie

eigeneSelektionbenutzen.(Seibold2002:128ff)

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Nachrichtenauswahl 25

3.2 Gatekeeper-Forschung

DerBegriff „Gatekeeping“geht zurückaufeineStudiedesSozialpsychologenKurt

Lewin von 1947. (Lewin 1947: 143ff) Im Journalismus wird mit diesem Begriff

beschrieben,dass jede InformationerstdurcheineArtSchleusemuss,alsovorbei

aneinemsogenannten „Gatekeeper“,bevor siepubliziertwird.DieseSchleuse ist

personifiziert durch Journalisten. Nach Pamela J. Shoemaker ist die Auswahl an

Informationen,dieveröffentlichtwerden,abhängigvonFaktorenaufverschiedenen

Ebenen:

⋅ IndividuelleEbene:EinstellungenundErfahrungenvonJournalisten.

⋅ Routinen: Jede Information muss auch in die Regeln des Journalismus

passen,d.h.esmussPlatzdafürvorhandensein,siemussindasRessortpas-

senetc.

⋅ OrganisatorischeEbene:HierbeigehtesumökonomischeFaktoren,

z.B.:ÜbereinenOrtodereinEreigniswirdinandererArtundWeiseberich-

tetwenneinKorrespondentvorOrtanwesend ist,alswenndiesnichtder

Fallwäre.

⋅ Extramedia-Ebene: Diese Ebene bezeichnet unter anderem die Beeinflus-

sungdurchPublicRelationsoderEinflüssedurchdieWerbewirtschaft.

⋅ SozialesSystem:DieEbenedesSozialenSystemsbeschreibtEinflüssedurch

denkulturellenHintergrund.(Meier2013:199f,zit.n.Shoemaker1991)

Nach der Gatekeeping-Theorie bestimmen also nicht die Informationen und der

Nachrichtenwert,densiehaben,obsieandieÖffentlichkeitgelangen,sondernder

JournalistunddieGegebenheiten,unterdenenerarbeitet.

Wie sich innerhalb dieses Abschnittes der Arbeit herauskristallisiert, gibt es

verschiedenewissenschaftliche Herangehensweisen bezüglich der journalistischen

Themenauswahl. Dabei können Journalisten selbst, ihr Umfeld, die Umstände in

RedaktionenoderdasPublikumeineRollespielen.

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Nachrichtenauswahl 26

In diesem Abschnitt wurde die theoretische Basis der Nachrichtenwerttheorie

umfänglicherklärt,umspäterdaraufaufbauenddieKategorien fürdasCodebuch,

dasfürdieInhaltsanalysevonPerspectiveDailyverwendetwird,zuerstellen.

Um auf die Frage eingehen zu können, ob bei Konstruktiven Nachrichten die

Themenselektion einseitig ausfallen könnte und damit einhergehend positive

Themen Vorrang haben, muss erst die Inhaltsanalyse durchgeführt werden. Die

AuswertungsolldieBeantwortungermöglichen.

DaimZugederInhaltsanalysewederdieJournalistenselbstnochdieGegebenhei-

ten, unter denen jeder einzelne Artikel geschrieben und Themen ausgewählt

wurden, bekannt sind, wird auf die Gatekeeper-Forschung innerhalb der

InhaltsanalysekeinBezuggenommen.

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Konstruktivität & Journalismus 27

4 Konstruktivität & Journalismus

4.1 DieBedeutungvonKonstruktivitätinverschiedenenFachbereichen

BevorderBegriff„ConstructiveNews“beleuchtetwerdenkann,sollgeklärtwerden,

wasunter„Konstruktivität“überhauptverstandenwird,wosichdieWurzelndafür

findenundwieerinverschiedenenFachrichtungendefiniertundverwendetwird.

KlausPawlowskiundHansRiebensahmbeispielsweise,diebeideanderUniversität

GöttingenimArbeitsbereichSprecherziehungtätigwaren,definieren„Konstruktivi-

tätinderGesprächsführung“folgendermaßen:

„Konstruktive Gespräche sind keine Gespräche, in denen der eine gewinnt, derandere verliert. Konstruktiv ist ein Gespräch für uns dann, wenn beide Partneretwasdavonhaben(…)“(Pawlowski&Riebensahm1998:8)

DerSchwerpunktliegthieraufderBalanceinderGesprächsführungzwischenzwei

Personen,derGleichberechtigungunddemErtragaufbeidenSeiten.

GiselaMüller-Fohrbrodt,ProfessorinfürBildungswissenschaftenanderUniversität

Trier,schließtsichderAusgewogenheitzwischenzweiSeiteninihrerBeschreibung

einer„konstruktive(n)BearbeitungeinesKonfliktes“an.Siesiehtdiesealsgegeben,

wennunteranderem:

„(…)diewechselseitigeBlockadederAnliegengelockertbzw.aufgehobenwurde,wenn die Anliegen beider Parteienmöglichst gleichmäßig, also gerecht verteiltbefriedigtwurden(…)“(Müller-Fohrbrodt1999:23)

Siebetontweiters,dassesnichtpassierensoll,dasseineoderbeideParteienzwar

mit einem Ergebnis aus einem Konflikt gehen, aber trotzdem frustriert sind. Laut

Müller-Fohrbrodt ist es wichtig, dass nach langfristigen Lösungen gesucht wird.

(Müller-Fohrbrodt1999:23)

ZweiCoachesausGroßbritannien,AverilLeimonundGladeanaMcMahon,diesich

mitpositiverPsychologiebeschäftigen,definieren„KonstruktivesDenken“wiefolgt:

„Beim konstruktivenDenkengeht es darum, nachpragmatischenundpositivenLösungenzusuchen,anstattsichvonÄngstenundBefürchtungenzurückhaltenzulassen.“(Leimon,McMahon2011:141)

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Konstruktivität & Journalismus 28

SiegehenwenigeraufdasHandelnzwischenzweiParteienein,sondernbezeichnen

KonstruktivitätalslösungsorientiertesDenkeneinerPerson.HierwerdendieWorte

„konstruktiv“und„positiv“praktischalsSynonymeverwendet.(Leimon,McMahon

2011:141)

EdwarddeBono,einbritischenMedizinerundKognitionswissenschaftler,definiert

Konstruktivitätentwederdurchdas,wassieist–oderdurchdas,wassienichtist:

„Konstruktiv zuseinbedeutetAktion,Aufbauen,Dingegeschehen lassen–aberimmer im positiven Sinn. (…) Konstruktivität ist das Gegenteil von Ziellosigkeit,(…)vonPassivität, (…)vonNegativität, (…)vonDestruktivität.“ (DeBono1992:28)

Er betont, dass Konstruktivität damit verbunden ist, positive Gefühle in Aktion

umzusetzen.EnergieundAktivitätseiennichtautomatischkonstruktiv.EinKind,das

Bauklötze aufeinandersetzt, ist für ihn konstruktiv. Zwei Personen, die in

entgegengesetzteRichtunganeinemSeilziehen,nicht.(DeBono1992:28)

Der Begriff „konstruktiv“ an sich deckt also eine größere Bandbreite ab und lässt

Raum für Interpretation. Dennoch gibt es klare Gemeinsamkeiten. Was bei den

genanntenDefinitionenauffällt, ist,dassmeistensvon zweiParteiendieRede ist,

auf den Journalismus umgelegt sind das Autor und Rezipient. Wie bereits in

Abschnitt2.3festgestellt,isteineintensiveAuseinandersetzungderJournalistenmit

denBedürfnissendesPublikumswichtig.UnterUmständenkanndurchdenFaktor

„Konstruktivität“ Rezipienten einMehrwert gegeben werden, der wiederum eine

stärkereBindungandasMediumzurFolgehabenkönnte.FürdieseAnnahmegibt

es jedoch noch keine zugänglichen Auswertungen von Redaktionen oder

Medienhäusern,ausdenensichrepräsentativeErgebnisseziehenließen.

4.2 ConstructiveJournalism

Die Strömung des Konstruktiven Journalismus ist unter anderem in Dänemark

verankert,mit ihren zwei in Europa bekanntesten Vertretern Ulrik Haagerup und

Catherine Gyldensted. In den folgenden deren wird ihr Zugang zu Konstruktivem

Journalismuserklärt.

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Konstruktivität & Journalismus 29

4.2.1 CatherineGyldensted:PositivePsychologieimJournalismus

DieDäninCatherineGyldenstedwarjahrelangalsInvestigativjournalistinundunter

anderemalsUS-KorrespondentinfürdenDänischenRundfunktätig,bevorsie2011

begann, sich während bzw. nach ihrem „Master of Applied Positive Psychology“,

densieanderUniversityofPennsylvaniaabsolvierte,miteinemanderenAnsatzbei

ihrer Arbeit als Journalistin auseinanderzusetzen. (Gyldensted 2013: o.S.) Dabei

stehen zuverlässige, kritische Nachrichten, verbunden mit den Grundsätzen der

PositivenPsychologienachdemUS-amerikanischenPsychologenMartinSeligman,

einemihrerProfessoren,imMittelpunkt.SiebeschreibtihreHerangehensweisewie

folgt:

“The aim is to strengthen quality journalism by not only covering the diseasemodel of the world, but also providing news stories that engage, inspire, anddescribesolutionswhilestillbeingqualityreporting.”(Gyldensted2007:o.S.)

Gyldensted folgtdabeider„TheoriedesWohlbefindens“nachSeligman (Seligman

2011:33ff).DieserbeschreibtFünfElementedesWohlbefindens.Diesewerdenkurz

„PERMA“,nachdenenglischenAnfangsbuchstaben,genannt:

⋅ Positive Emotion (Positives Gefühl): Bei diesem Element geht es um die

subjektiveWahrnehmung von positivem Gefühl, einem „angenehmen Le-

ben“.

⋅ Engagement:AuchdiesesElementistnursubjektivzubeurteilen,Seligman

nenntdie Fragen „Bliebdie Zeit für Sie stehen?“und „WarenSie vonder

Aufgabevollkommenabsorbiert?“.ZudemsprichtereinenZustandan,bei

demMenschen„imFlow“sind,alsoRaumundZeitumsichherumverges-

sen,weil sie sich nur einer Sache voll und ganzwidmen, ohneGedanken

oderGefühlewahrzunehmen.(Seligman2011:34)

⋅ Positive Relationships (Positive Beziehungen): Positive Beziehungen be-

schreibtSeligmanalswichtigesElement,daeingroßerTeilpositiverErleb-

nisseimZusammenhangmitanderenMenschenerlebtwerden.

⋅ Meaning (Sinn): Das Element „Sinn“ erklärt Seligman als das Gefühl, „zu

etwas(zu)gehörenundetwas(zu)dienen,daswiralsgrößeralsunserIch

einschätzen“. (ebd. 35)Auchhier gibt es eine subjektive Komponente, da

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Konstruktivität & Journalismus 30

sogardereinundderselbeMenschdenSinnderselbenSacheinverschie-

denen Situationenoder rückblickend anders einschätzen kann, als in dem

MomentdesErlebens.

⋅ Accomplishment (Ziellerreichung): Hierbei ist die „um ihrer selbst willen

verfolgte Leistung” gemeint. Seligman nennt das Element auch „sich als

wirksamerleben”.(ebd.:36f)

(Foregard,Jayawickreme,Kern,Seligman2011:96;Seligman2011:33ff)

UmalsElementzugelten,mussnachSeligmanjedesdergenanntenFünfElemente

wiederumdreiEigenschaftenaufweisen:

1. EsträgtzumWohlbefindenbei;

2. vieleMenschenstrebenwegenderSacheselbstdanach,nichtnurumeines

deranderenElementezuerhalten;

3. eslässtsichunabhängigvondenanderenElementendefinierenundmessen

(Exklusivität)(Seligman2011:34)

BeiwichtigenNachrichtennutztGyldensteddieseElementealsAusgangsbasis,um

zuhinterfragen,welche„KonstruktivenHerangehensweisen”aneinThemamöglich

sind. Bei einem Brainstorming können in Redaktionssitzungen Nachrichten durch

FragestellungennachdenPERMA-Elementenbeleuchtetwerden.

Tabelle 5: Wie Catherine Gyldensted Seligmans Fünf Elemente desWohlbefindens in derRedaktionnutzt

ElementdesWohlbefindens FragestellungaufNachrichtbezogen

PositivesGefühl Weristglücklich?WerhatdasProblem/denKonfliktgelöst?

Engagement WerhatdasZeitgefühlverloren?Werhatsichengagiert?Werist leidenschaftlich dahinter? Wer macht etwas Ungewöhnli-ches?

Beziehungen Wem wird geholfen? Wer wird zusammengeführt? Gibt esBeispiele von enger Zusammenarbeit? Gibt es einengesteigertenGemeinschaftsgeist?

Sinn Wer hat etwas gelernt oder ist gewachsen? Was konntegelerntwerden,daslebensveränderndseinkönnte?

Zielerreichung Wasmusste geschehen, bisman an diesen Punkt gekommenist? Wer hat an etwas profitiert/etwas erlangt? Was wurdeüberwunden?

Quelle:EigeneDarstellungnachGyldensted2013:o.S.

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Konstruktivität & Journalismus 31

Gyldensted konstatiert, dass normalerweise nach einem Brainstorming dieser Art

einige neue Ideen vorliegen, aus welchem Blickwinkel man eine Nachricht noch

beleuchtenkönnte.(Gyldensted2013:o.S.)

IhreAbschlussarbeitanderUniversityofPennsylvaniaverfasstedieDänin2011zu

demThema„InnovatingNewsJournalismthroughPositivePsychology“.Dabeigeht

siedavonaus,dasssowohlRezipientenalsauchJournalistennegativvomKonsum

wieauchderProduktionvonNachrichtenbeeinflusstsindundstelltdieBehauptung

auf,dassErkenntnissederPositivenPsychologierelevant fürMedienunternehmen

seinkönnten.

Um herauszufinden, ob positive Berichterstattung innerhalb der existierenden,

grundlegenden Werte des Journalismus Einzug finden kann, führte sie ein

Experimentdurch.Sielegtemehrals700TeilnehmerneinerseitseinenArtikelvor,

der nach den „klassischen“ journalistischen Standards verfasst wurde, dessen

Valenz sie als negativ bezeichnet. Andererseits verfasste sie fünf verschiedene

VariantendesselbenArtikels,indemallerdings,basierendaufErkenntnissenausder

PositivenPsychologie,dieWortwahlunddieemotionaleValenzverändertwurden.

Die Teilnehmer bekamen sowohl den „klassischen“, als auch einen der fünf

adaptiertenArtikelzulesen.NachjedemderTextewurdensiezuihremGemütszu-

stand befragt. Die Resultate ließen den Schluss zu, dass eine einzelne, negative

NachrichtsichderartnachteiligaufdenGemütszustandderLeserauswirkt,dasses

mehrere „konstruktive“ Nachrichten braucht, um dieses negative Gefühl wieder

ausgleichenzukönnen.(Gyldensted2011:19ff)

Ähnliche Ergebnisse ergab eine Untersuchung, die 2015 von The Conversation

durchgeführtwurde, einer Plattformmit Sitz in London, auf derNachrichten und

Ergebnisse von internationalen akademischen Quellen wie Hochschulen oder

Forschungsinstituten veröffentlicht werden, um so die Öffentlichkeit direkt zu

erreichen.(TheConversation2016:o.S.)DievonDeniseBadenvonderUniversityof

Southampton vorgestellte Studie besagt, dass bei 2.000 Teilnehmern, denen eine

„typical news story“, also eine klassische Nachricht vorgelegt wurde, sich die

Stimmungdrastischverschlechterte:beiFrauenum38%,beiMännernum20%.

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Konstruktivität & Journalismus 32

Zudem fand man heraus, dass bei Personen, die mit traurigen, negativen,

verunsicherndenNachrichtenkonfrontiertwaren,dieMotivationsank,sichaktivfür

etwaseinzusetzen, seienesnunSpendenoderumweltbewusstesVerhalten.Auch

AuswirkungenaufdiementaleGesundheitvonRezipientenwerdenangesprochen.

LeserseienzwartendenzielleheranpositivenNachrichteninteressiert,würdenihre

Aufmerksamkeit aber im Endeffekt doch immer wieder negativen Nachrichten

widmen. Dies führt Baden auf evolutionäre Instinkte zurück, sichmit warnenden

Informationenzubeschäftigen.SiesiehtKonstruktivenJournalismusalsLösung,zu

informieren,ohnedenLeserhilflosundängstlichzurückzulassen.(Baden2015:o.S.)

Gyldensted ruft Journalisten dazu auf, ihre Arbeitsweisen zu überdenken und

grundlegendeElementederPositivenPsychologiezunutzen:

“What does the science of positive psychology offer to journalists and ourprofession?Ibelieveagreatdeal.Positivepsychologyisnota'Happiology',butadiligent,scientificallybasedstudyonbuildingthrivingindividuals,withinfamilies,communities,organizations,businesses,andsocieties.Findingsfromthefieldofpositivepsychologyofferhands-ontechniquesthatcanfosternewsreportingandnewsroomsstillinstrictaccordancewithourcoreethicsandjournalismpurpose.”(Gyldensted2011:38)

Seit 2016 ist Catherine Gyldensted an der School of Journalism derWindesheim

University of Applied Science in den Niederlanden „Director of Constructive

Journalism“, nachdem Konstruktiver Journalismus dort ins Curriculum aufgenom-

menwurde.(WindesheimUniversity2016:o.S.)

Gyldensted folgt den Prinzipien der Positiven Psychologie in ihrer Auslegung von

KonstruktivemJournalismus.SiebezeichnetkonstruktiveBerichterstattungalseine

Steigerung der journalistischen Qualitätsstandards und sieht kein Problem in der

VereinbarkeitmitallgemeingeltendenBerufsprinzipiendesJournalismus.

4.2.2 UlrikHaagerup:Best-Practice-Beispielestatt„badnews“

InseinemBuch„ConstructiveNews.Warum 'badnews'dieMedienzerstörenund

wieJournalistenmiteinemvölligneuenAnsatzwiederMenschenberühren“erklärt

der Nachrichtenchef des Dänischen Rundfunk Ulrik Haagerup Konstruktiven

Journalismus als Modell, das negative oder investigative Nachrichten nicht

verschweigenoderersetzen soll. ConstructiveNews solleneineErgänzung zuden

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Konstruktivität & Journalismus 33

seiner Ansicht nach vorherrschenden „bad news“ sein. (Haagerup 2015: 196)

HaagerupsAnsatzist,nachBest-Practice-BeispielenzusuchenunddieseinBerichte

über negative Entwicklungen zu integrieren, um Lesern potenzielle Lösungen für

Problemeaufzuzeigen:

„Konstruktive Nachrichten sind nicht: unkritisch, oberflächlich, naiv, irrelevant,unspektakulär,langweilig,blindfürWeltprobleme,diesüßeGeschichtezumEndeder Nachrichten. Konstruktive Nachrichten bieten: einen Ausweg, Hoffnung,InspirationzuLösungen,Aktivierung,Bildung,Engagement,Perspektive,Positivi-tät.“(Haagerup2015:123)

GroßeMedienwieSpiegelOnlineoderDieZeithabensich inzwischen inDeutsch-

land zu Konstruktivem Journalismus bekannt. Ein ganzes Kapitel hindurch

beschäftigt sich Haagerup in seinem Buch mit dem Medium Die Zeit und zitiert

dabei Rainer Esser, den Geschäftsführer des Verlages, die jenen von Haagerup

ähneln:

„Uns interessieren nicht so sehr dieDinge, die inDeutschlandnicht gut laufen.Uns interessieren vielmehr Themen, Angelegenheiten und Projekte, die gutfunktionieren (…) Die Menschen (…) sind ermüdet von der herkömmlichenjournalistischen Methode, wonach nur Bad News Good News sind. (…)“ (Haa-gerup2015:133,zit.n.Esser)

AlsneueHerangehensweisestelltHaagerupein„Experiment“vor,dasermitdem

dänischenMedienhausNordjyskedurchführte.SechsBürgermeisterwurdenfür24

Stunden zusammengesetzt, um eine Lösung zu finden, wie man die Zahl der

TouristenundTourismusjobsinNordjütlandinnerhalbvonzehnJahrenverdoppeln

kann. Die Berichterstattung dazu erfolgte in Fernseh- und Radionachrichten, das

PublikumkonntezudemOnlineVorschlägeeinbringen.Tatsächlichkameszueiner

Einigung,eswurdebeschlossen,diegesamteRegiongemeinsamundeinheitlichzu

vermarkten.(Haagerup2015:102f)

LautderhauseigenenMedienforschungdesDänischenRundfunksmache sich laut

Haagerup der Einsatz von Constructive Journalism bezahlt. (ebd.: 114) In diesem

ZugeerwähntderDäneauchdenErfolgderHuffingtonPostmitdenHuffPostGood

NewsoderdiedänischeRegionalzeitungFyensStiftende,dienachseinenAussagen

mithilfe vonConstructiveNewseine leicht steigendeAuflage verzeichnen konnte.

(ebd.:127f)

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Konstruktivität & Journalismus 34

GenausostelltHaagerupdieErfolgederZeitindenletztenJahren,dienachseinen

Ausführungen durch die Investition in Konstruktive Nachrichten erreicht werden

konnten,indenVordergrundundvergleichtsiemitdemSpiegel,demseinerAnsicht

nachdie Leserwegenderdurchgängigkritischenund investigativenBerichterstat-

tungdenRückengekehrthätten.(Haagerup2015:131ff)

ZusammenfassendistHaagerupsAnsatz,dassConstructiveNewsdentraditionellen

Journalismuserweitern,abernichtersetzenkönnenunddieBerichterstattungmit

Lösungsansätzenergänztwerdensoll:

„Constructive News ist keine Schön-Färberei, die vorgaukelt, dass alles gut ist.BevormannachLösungensucht,mussmanschließlichdasProblemverstandenhaben.“(Haagerup2015:189)

Dadurch erhofft er sich eine Verbesserung der Absätze und Quoten sowie mehr

Vertrauen in Journalisten und eine größere Beteiligung des Publikums am

politischenDiskurs.DabeisollderJournalismusnachwievorkritischunddistanziert

bleiben.(Haagerup2015:195ff)

EinigePunktevonGyldenstedundHaagerupdeckensichmitdemvorangegangenen

Abschnitt4.1,indemdieBedeutungvonKonstruktivitätindiversenFachbereichen

beleuchtet wird. Beispielsweise das lösungsorientierte Denken, das Leimon und

McMahon erwähnen, auch dass die Bedürfnisse beider Seiten (in diesem Fall

Journalist und Rezipient) wichtig sind und dass man nach Müller-Fohrbrodt mit

einem Ergebnis aus einen Konflikt herausgeht – was in diesem Fall einem

aufgezeigtemLösungsansatzentspricht.

4.3 DasImagederMedien

WasHaagerupvermehrtanspricht,istdasschlechteBild,welchesdasPublikumvon

denMedienhabeunddassdasVertrauenindieMediensehrgeringsei.(Haagerup

2015:41)Gerade imdeutschsprachigenRaumhatsich insbesondere imJahr2015

der Begriff der „Lügenpresse“ immer weiter verbreitet und Vorfälle, bei denen

Journalisten oder Redaktionen Ziele von Angriffen wurden, häuften sich. (Schulz

2016: 120;ReporterohneGrenzen2015: 1ff)Auseiner Studie, die imMärz2016

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Konstruktivität & Journalismus 35

von derGesellschaft für Konsum-,Markt- undAbsatzforschung e. V. (GfK Verein)

veröffentlichtwurde, gehthervor,dassesbeiderAuswertungdes „Vertrauens in

Berufsgruppen“inBezugaufJournalisteneineDiskrepanzzwischendemVertrauen

weltweit und jenem in Europa gibt. Journalisten erhalten in Europa von den

Befragten22Prozentpunkteweniger(41%) inSachenVertrauenals imweltweiten

Vergleich (63%). Siehtman sich nur Deutschland an, ist das Ergebnis umweitere

fünfProzentpunkteschlechter(36%).(GfKVerein2016:o.S.)

EinigemöglicheGründedafürsollennachfolgendbeleuchtetwerden.

4.3.1 Themenverdrossenheit

Den Begriff „Themenverdrossenheit“ definieren Christoph Kuhlmann, Christina

SchumannundJensWollingalssinkendeAkzeptanzaufRezipientenseite,wennein

ThemaintensivundübereinenlangenZeitraumindenNachrichtenbehandeltwird.

DieskannbiszurAblehnungundaktivenVermeidungderBerichterstattungführen.

AlsBeispielewerdendieGriechenlandkrise,diePlagiatsaffäreumGuttenbergoder

dieNuklearkatastophe von Fukushimagenannt.DiesehoheRelevanzzuschreibung

durchMedienwirdzwaroftvondenRezipientenunterstützt,jedochüberschreitet

dieIntensitätderBerichterstattungoftdasInteressedesPublikumsundeskommt

zu einer Art „Übersättigung“ – der Themenverdrossenheit. (Kuhl-

mann/Schumann/Wolling2014:9ff)Alsproblematischwirddies insoferngesehen,

wennmandieInformationen,dieMedienübermitteln,alsBasisfüreinefunktionie-

rende Demokratie sieht. Wird das Empfangen derartiger Nachrichten aktiv

vermieden,könntesichdasnegativaufdasStaatswesenauswirken.

Im Zuge einer qualitativen Studie 2011 mit 13 Teilnehmern konnten Kuhlmann,

Schumann und Wolling feststellen, dass sich bestimmte Eigenschaften von

„Verdrussthemen“abzeichnen.(ebd.)

Dassind:

⋅ ZugroßeodergeringeBetroffenheit

⋅ FehlendeoderverringerteRelevanz

⋅ ZuvielProminenz

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Konstruktivität & Journalismus 36

Interessant ist das Ergebnis bezüglich der persönlichenBetroffenheit. Rezipienten

empfindenVerdrossenheitsowohldann,wenneinesehrgroße,alsauch,wenneine

geringeBetroffenheitzumThemabesteht.

Die Berichterstattung an sich führt zur Verdrossenheit, wenn sie folgende

WahrnehmungbeidenRezipientenhervorruft:

⋅ Sensationsheischende Berichterstattung: Als Beispiel wird von einem

Befragten das EHEC-Virus genannt, das sich später als weniger gefährlich

herausstellte,alseszuBeginn„aufgebauscht“wurde.

⋅ ManipulativeBerichterstattung:HierwirddiePlagiatsaffärevonGuttenberg

erwähnt, derbeimPublikumbeliebtwarund vondenMedien „kaputt ge-

macht“wurde.

⋅ UnzureichenderNeuigkeitswert: ZweiBefragtesprechenEreignissean,bei

denen immer wieder die gleichen Informationen genannt bzw. dieselben

Bildergezeigtwerden,ohnedassesetwasNeueszugab. (Bsp.Fukushima;

Libyen-Konflikt)

⋅ Übermaß an Information: Konkret beschreibt eine Befragte diesbezüglich:

„wenndassoinskleineDetailgeht“undmeintdamitübermäßigtiefgehen-

deBerichterstattung.(Kuhlmann/Schumann/Wolling2014:9ff)

In einer Folgestudie, die 2012 mittels Stichprobenziehung mit 366 Teilnehmern

durchgeführtwurde, konnte festgestelltwerden, dass am häufigsten Themen zur

Verdrossenheit führen, die einen politischen und gesellschaftlichen Bezug

aufweisen, wenn es um Krieg, Krisen und Gewalt oder um Umweltthemen geht.

Konkret wurden die Einzelthemen Eurokrise, Bundespräsident Wulff, der Syrien-

Konflikt und die Plagiatsaffäre Guttenberg genannt. Es handelt sich dabei um

negative,komplexeThemen,dieoftProminentebetreffen.

Nach Kuhlmann, Schumann und Wolling reagieren Rezipienten grundlegend

unterschiedlich,wennThemenverdrossenheiteintritt:

„Themenverdrossenheit äußert sich darin, dass Menschen den Wunsch haben,nichts mehr von dem Thema sehen und hören zu wollen. Sie kann zur Folgehaben,dass einNachrichtenthema–nachanfänglicher (undggf. sogar intensi-ver)Rezeption–vondenRezipientenbewusstvermiedenwird(konativeKompo-nente).“(Kuhlmann/Schumann/Wolling2014:20)

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Konstruktivität & Journalismus 37

UmdieseReaktionzuvermeiden,solltensichJournalistenmitdenWünschenund

Erwartungen ihresPublikums intensivbefassen.ObKonstruktiverJournalismusein

möglicher Weg sein könnte, Themenverdrossenheit entgegenzuwirken, ist zum

jetzigen Zeitpunkt aufgrund von unzureichendenwissenschaftlichenUntersuchun-

genaufRezipientenseitenochnichtfeststellbar.

4.3.2 Hostile-Media-Effekt

Die Theorie des Hostile-Media-Effekts nach Robert Vallone, Lee Ross und Mark

Lepper geht davon aus, dass Rezipienten, insbesondere bei umstrittenen,

polarisierenden Themen, die Berichterstattung der Medien als unausgewogen

empfinden,selbstwenndasnichtderFall ist.Ausgewogenheitwirdgrößtenteils–

sowohlvon Journalisten,alsauchvomPublikum–alswichtigesQualitätsmerkmal

imJournalismusgesehen.GehennunRezipientendavonaus,dassdieserStandard

nichteingehaltenwirdbzw.sogarzugunsteneinerSeiteberichtetwird,diesienicht

vertreten, kann dies zum Vertrauensverlust gegenüber Medien führen. (Vallo-

ne/Ross/Lepper1985:577ff)DieserEffekt zeigt,dassesBereichegibt,aufwelche

JournalistenkeinenEinflussnehmenkönnen.PhilippHenn, FriederikevonVincke,

MarcoDohleundShoshanaSchnippenkoetteruntersuchten2014,welcheUrsachen

undKonsequenzenderHostile-Media-Effekthabenkann.

Sie gingen davon aus, dass Personen, die ein hohes Interesse an einem Thema

habenoderinjeglicherArt involviertsind,eherdazuneigen,dieBerichterstattung

als unausgewogen aufzufassen. Ebenso nahmen sie an, dass ein grundsätzlich

geringes Vertrauen in die Medien zur Verstärkung des Hostile-Media-Effekts

beitragenkann.

Außerdemwurde imZugederStudiederFragenachgegangen,obRezipientendie

Qualität von Journalismus als schlechter beurteilen, wenn sie das Gefühl haben,

übereinThemawerde„feindlichverzerrt“ (entgegen ihrerpersönlichenMeinung)

berichtet. Ebenso wurde untersucht, ob die unterstellte negative Wirkung auf

andere Rezipienten stärker eingeschätzt wird, wenn die Berichterstattung als

unausgewogenempfundenwird.(Henn/vonVincke/Dohle/Schnippenkoetter2014:

222ff)

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Konstruktivität & Journalismus 38

Resultierend wurde festgestellt, dass Befürworter und Gegner eines Themas den

Hostile-Media-Effekt unterschiedlich empfinden, das heißt, dass es deutliche

Unterschiede in den Einschätzungen der verschiedenen Befragten gibt und die

Ergebnisseteilweisesehrdiversausfallen,jedochmeistdurchzumindesteineSeite

bestätigtwurden.

Bewiesenhatsich,dasseingenerelles,geringesVertrauengegenüberdenMedien

den Hostile-Media-Effekt steigert und die Qualität des Journalismus schlechter

beurteiltwird.(ebd.:225f)

Dieser Effekt kann zu einem immer weiter sinkenden Vertrauen von Rezipienten

gegenüber denMedien führen, was eine problematische Entwicklung wäre. Dass

dieBestrebungenvonJournalisten,eineausgewogeneBerichterstattungzubieten,

oftvomPublikumvonvornhereinnichtanerkanntwird,istebensobedenklich,daes

aufeineallgemeinnegativeGrundstimmunggegenüberdenMedienhindeutet.

Diese Erkenntnisse zeigen, dass sorgfältig recherchierter Journalismus, der bei

Kontroversen die Meinungen verschiedener Parteien gegenüberstellt, nicht

automatisch vom Publikum wertgeschätzt wird. Auch, dass die Medien bei

Konflikten eine Art Vermittlerfunktion einnehmen könnten, scheint nach diesen

Ergebnisseneherunwahrscheinlichzusein.(ebd.:227)

InBezugaufKonstruktivenJournalismusbedeutendieErgebnissederStudien,dass

es einen Bedarf gibt, die Medien zu verändern, um das Vertrauen der Leser

zurückzugewinnen. Ob Constructive Journalism der richtige Weg ist, ist unklar –

jedoch ist eseinAnsatz, der sichdemPublikummehröffnet, indemSachverhalte

ausführlicherklärtwerdensollen.

4.4 Medien,dieaufKonstruktivenJournalismussetzen

WasHaagerupimDänischenRundfunketablierthat,istauchinanderenMedienein

Teil der Arbeitsroutine geworden. Es gibt Magazine, Online-Plattformen oder

traditionelleMedienhäuser, die entweder ausschließlich, in einzelnen Artikeln, in

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Konstruktivität & Journalismus 39

eigens dafür geschaffenen Rubriken oder Sonderausgaben das Modell des

KonstruktivenJournalismusanwenden.

DasbritischeMagazinPositiveNewswurdebeispielsweisebereits1993gegründet

undwirdaufderHomepageals„constructivejournalismmagazine“deklariert,das

sichaufFortschrittfokussiert:„(…)welookatsociety’schallengesthroughalensof

progressandpossibility”. (PositiveNews2016:o.S.)Eserscheintvierteljährlichals

Print-Version für registrierte Abonnenten, ist allerdings nicht für Jedermann im

Verkauferwerblich.Dafürkönnenauch interessierte,nichtregistrierteUseronline

aufeineVielzahlanArtikelnzugreifen,dieindieKategorien„Society“,„Economics“,

„Science“, „Environment“, „Lifestyle“ und „Perspective“ untergliedert sind. Das

MagazinfinanziertsichdurchCrowdfunding.(ebd.)

DeCorrespondent isteineholländischePlattformfür Journalismus,die2013unter

derLeitungvonRobWijnberggegründetwurde.BekanntwurdedasMediumunter

anderem aufgrund seiner Finanzierung. De Correspondent konnte nämlich einen

Weltrekort in Sachen Crowdfunding für ein Journalismus-Projekt aufstellen. (De

Correspondent2016:o.S.)

Wijnberg legt großen Wert auf investigativen Journalismus, das holländische

Medium konzentriert sich laut eigenen Angaben auf Hintergrundberichte und

Analysen,genausowiejedeArtvonInformation,die„demRadarderMainstream-

Medienentkommen“. (ebd.)Wijnbergs „Manifest“, daser2013verfasste, enthält

unteranderemfolgendeAussagen:

„The Correspondent will publish fresh stories on a daily basis, but it aims touncover, explain, and highlight the long-term developments and underlyingstructuresthathavethepowertoshapeourworld,ratherthanspeculatingaboutthelatesthype,scare,orbreakingnewsstory.”

„The Correspondent does not pretend to constitute a substitute for existing,mainstreammedia; rather, it intends to supplement traditionalmedia, filling agapinthecurrentnewslandscapebylookingbeyondthedailynewsgrind.“(DeCorrespondent2016:o.S.)

Hierbei sind deutlich Parallelen zu Elementen des Konstruktiven Journalismus zu

finden,unteranderemdasZiel,langfristigeEntwicklungenzubeleuchtenundeinen

SchrittweiterzudenkenoderHintergründezuerklären.Zudemwirdbetont,dassDe

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CorrespondentklassischeMediennichtersetzen,sondernergänzenwill–ebenfalls

eine Gemeinsamkeit mit Konstruktivem Journalismus. Festzuhalten ist aber, dass

sichdiePlattformnichtals„konstruktiv“deklariert,abertrotzdemoftalsVorbildfür

PerspectiveDailygenanntwird.(DeCorrespondent2016:o.S.;Baurmann2016:o.S.)

Anfang2016hatSpiegelOnlineeineneueRubrikeingeführt,die„Früherwaralles

schlechter“ heißt. Einmal pro Woche wird in einer Infografik mit einem kurzen,

erklärendenTextvonGuidoMingels veranschaulicht,dassdasSprichwort „Früher

warallesbesser“invielenFällenkeineswegszutreffendist.

In nachfolgender Infografik wird beispielsweise dargestellt, dass es trotz des

Syrienkonflikts heute verglichen mit den letzten Jahren (bis 1946) nur einen

BruchteilanKriegsopferngibt.(Mingels2016:o.S.;Trantow2016:o.S.)

Abb.2:Rubrik„Früherwarallesschlechter“zumThema„Kriegstote“,SpiegelOnline

Quelle:Mingels2016:o.S.

DerSpiegel-Verlag veröffentlichtedarüberhinaus imFebruar2016eine-bookmit

dem Titel „Absagen an den Untergang. Warum es der Welt besser geht, als wir

glauben“,herausgegebenvonWissenschaftsredakteurHilmarSchmundt.Darinsind

30 Artikel von Spiegel und Spiegel Online gesammelt, „die auch bei schwierigen

ThemenHoffnungmachen,ErfolgsmodelleerwähnenundüberdasTagesgeschehen

hinausweisen“.(Schmundt2016:o.S.)

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ZDF-Moderator Claus Kleber undARD-Aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke äußerten

sichimAugust2015positivinBezugaufKonstruktivenJournalismus.Klebernimmt

dabeiBezugaufdieFlüchtlingsberichterstattungundmeint:

"Ichglaube,wasmanstärkerbetonenmussundwaswirauchschonbetonen,ist,dass es nicht nur Probleme gibt, sondern auch die Wege zur Lösung. Es gehtdarum,denZuschauernnichtnuretwaszuzumuten,sondernihnenauchIdeenzugeben, wie Probleme angepackt werden können." (Horizont 2015: o.S., zit. n.Kleber2015:o.S.)

Gniffke schließt sich demweitestgehend an, betont jedoch, dass es nachwie vor

Aufgabe des ARD sei, „unvoreingenommen und unparteiisch zu berichten und

weder zu skandalisieren noch schönzureden“. Er selbst stellt in Frage, ob bei

Projekten wie beispielsweise einer interaktiven Karte von Deutschland auf der

Tagesschau-Homepage, auf der Projekte zur Integration von Flüchtlingen

eingezeichnetsind,bereitsNeutralität,diederJournalismuswahrensollte,verloren

geht. Gniffke kommt zu dem Schluss, dass derartige Berichterstattung zur

gesellschaftlichen Interaktion beitragen und deshalb gerechtfertigt sei. Ähnliche

Probleme sieht auch Kleber, der davor warnt, die Zuschauer zu belehren und

„Positivfernsehen“ zu produzieren. (Horizont 2015: o.S., zit. n. Kleber & Gniffke

2015:o.S.)

Ebenso zeigt sich in Österreich eine Entwicklung in Richtung Konstruktivem

Journalismus,konkretbeimÖsterreichischenRundfunk (ORF).ORF-Generaldirektor

Alexander Wrabetz hat sich im Juni 2016 bei einem Studientag des ORF-

Publikumsrates genauso wie Fernsehdirektorin Kathrin Zechner zum Thema

Constructive News geäußert. Zechner betont dabei, dass konstruktive und

investigative Berichterstattung für denORF miteinander einhergehen und darauf

zukünftigverstärktderFokusgelegtwerdensoll.Wrabetzunterstreicht,dassesder

„aufklärerische Anspruch“ sei, der denÖsterreichischen Rundfunk dazu antreibe,

sichmitkonstruktiverBerichterstattungvonkommerziellenMedienzuunterschei-

den. Damit wolle er den Bürgern ermöglichen, bestmöglich „an demokratischen,

sozialenundkulturellenProzessen“teilzuhaben.(derstandard.at2016:o.S.)

In der Schweiz widmet sich der Tages-Anzeiger in der Rubrik „Die Lösung“

konstruktiven Nachrichten. Berichtet wird beispielsweise über Umweltthemen,

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Konstruktivität & Journalismus 42

inspirierende Projekte, Visionen und Lösungen für Jugendarbeitslosigkeit,

Integration von Flüchtlingen oder humanitäre Hilfsorganisationen. Vom Tages-

Anzeiger wird „Die Lösung“ beschrieben als „Beiträge zur Bewältigung sozialer,

ökonomischer,politischeroderökologischerProbleme.”(Tages-Anzeiger2016:o.S.)

Im Juli 2016 hat Zeit Online begonnen, über seine App den Usern täglich eine

positiveNachrichtzuschicken.VonKonstruktivemJournalismuswirdnichtdezidiert

gesprochen. Es wird täglich eine Push-Nachricht an User der Zeit-Online-App

geschickt, die über positive Entwicklungen informiert,wobei das Erscheinungsbild

einerEil-Nachrichtgleicht(sieheAbb.3).

Abb.3:Screenshotder„PositivenEil-Nachrichten“derZeit-Online-Appvon10.8.2016

Quelle:Zeit-Online-App2016

Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner erklärt in einem Interview mit Peter

Weissenburger,dassdieseinVersuchsei,die sich zudiesemZeitpunktüberschla-

gendenNegativ-MeldungenvonTerroranschlägenundAmokläufenauszugleichen.

Abhängig davon,wie das FeedbackderNutzer ausfalle, soll das Projektweiterge-

führtwerdenodernicht.WegneräußertsichwiefolgtzuderNeuerung:

“(…) vielleicht sind Journalisten durch ihre Ausbildung so geprägt, vielleichterscheintunsGuteslangweilig,wirsuchenliebernachMissständen.UndauchdieLesersinddarauftrainiert,Schlechtesinteressanterzufinden–zumindestdenkenwir das, vielleicht ist es ein veraltetes Klischee. Das heißt,manmuss sich dazu

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Konstruktivität & Journalismus 43

zwingen,auchmalpositiveEntwicklungenaufzugreifenundeiligzuverbreiten.“(Weissenburger2016:o.S.,zit.n.Wegner2016:o.S.)

InEnglandstelltTheGuardian seit Juni2016konstruktiveBerichterstattung inder

Rubrik„Halffull:solutions,innovations,answers“indenMittelpunkt.Diespassiert

alsAntwortaufLeser,diesichüberdienegativeTendenz inderBerichterstattung

desGuardian beschwerten. (Rice-Oxley 2016: o.S.) Deklariert wird „Half full“ als

Serie, die über positive, konstruktive, inspirierende und lösungsorientierte Arbeit

von Menschen berichtet. Hier finden sich beispielsweise Artikel darüber, wie

Dänemark es schaffte, Essensabfälle zu reduzieren, wie durch Flüchtlinge in

FinnlandderFachkräftemangelimTechnologiebereichverringertwerdenkannoder

Systeme,diedenPazifikvonMüllbefreiensollen.(TheGuardian2016:o.S.)

Mark Rice-Oxley von The Guardian erklärt den Ansatz als Versuch, „dieWelt ein

wenigbesserzumachen“:

„Journalismdoesnotonlyreflectthesocietythatwelivein.Itshapesittoo.Ifwepublishtoomanypicturesofsizezeromodels,girlswanttobethin.(…)Ourhopeisthattheoppositeisalsotrue:ifwepublishmoreexamplesofpeopletryingtodoinspiringthings,perhapsitcaninspireusalltomakeourworldalittlebetter.“(Rice-Oxley2016:o.S.)

Hiermit wurden einige Ansätze aufgezeigt, wie Konstruktivem Journalismus Platz

gegebenwird,seiesineigensdafürgegründetenPlattformenoderinnerhalbgroßer

Medienhäuser. In welchen Redaktionen noch über Konstruktiven Journalismus

nachgedachtwirdoderwoderAnsatzaktivangewandtwird,kannnichtimmerklar

festgemachtwerden,dasichnichtjedesMediumnachaußendazuäußert.

4.5 KritischeStimmen

KritikwirdvermehrtvorallemaufgrundderBefürchtung,journalistischeStandards

könnten vernachlässigt werden, laut. Auch der Vorwurf, „Schönfärberei“ zu

betreibenoderPRstatt Journalismuszumachen,wiederholtsich.Es folgeneinige

BeispieleankritischenStimmengegenüber lösungsorientiertenoderkonstruktiven

AnsätzenimJournalismus.

DavidSchraven,GründerdesMediumsCorrectiv,dasfüraufklärendenJournalismus

steht, äußerte sichDerWelt gegenüber zuKonstruktivem Journalismus: „Wernur

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Konstruktivität & Journalismus 44

das Gute sieht, wird es nicht kritisch hinterfragen." Er sieht die Gefahr, dass

Constructive News von PR-Managern für deren Zwecke genutzt werden könnte.

(Meier2016:o.S.,zit.n.Schraven)

Christian Meier kritisiert in einem Artikel auf welt.de die seiner Meinung nach

vorherrschendeTendenzvon„VertreternderkonstruktivenSchule,(…)Nachrichten

mit dem Journalismus in Gänze gleichzusetzen“. (Meier 2016: o.S.) Er stimmt zu,

dass Nachrichten in vielen Fällen negativ sind. Journalismus bezeichnet er im

GegensatzdazualsNachrichten,die zueinerGeschichtegemachtwerdenund im

Zugedessenkönntenauchpotenzielle Lösungswegeaufgezeigtwerden. Journalis-

tenseienjedochnichtdazuda,„dieWeltzuretten“.(ebd.)

In einem kritischen Artikel über „Erlösungsjournalismus“ spricht sich Kathrin

Hartmann klar gegen „Solution Journalism“ aus. Im Speziellen geht sie auf die

Online-Rubrik„Fixes“derNewYorkTimesein,dievondemMediumselbstwiefolgt

beschriebenwird:„Fixeslooksatsolutionstosocialproblemsandwhytheywork.”

(TheNewYorkTimes,Fixes2016:o.S.)

HartmannhinterfragtdieAbsichtendesAutorsDavidBornstein,derauchGründer

des Solutions Journalism Network ist. Sie unterstellt ihm, politische Forderungen

undsozialeBewegungenindenHintergrundzustellen,umsozialemUnternehmer-

tum mehr Platz zu geben. Gesellschaftliche Probleme unternehmerisch zu lösen

sieht Hartmann kritisch und erwähnt dabei Bornsteins Berichterstattung über

Initiativenwiewater.org2.SiesiehtdieGefahrvorallemdarin,dasssichJournalisten

für „scheinbar gute Ideenund Lösungen“ aussprechenunddabeimit einer Sache

gemeinmachen,ohneaufzuklären:

„DieGrenzen zur PR sind dabei fließend.Gesellschaftliche Änderungen sind niedurch 'Lösungen' zustande gekommen, sondern durch Aufklärung, Diskurs,ProtestundWiderstand.DurchKritikundKontrollekönnenJournalistenzudiesenProzessenbeitragen,diewiederumzustrukturellenÄnderungenführenkönnen.”(Hartmann2014:o.S.)

2Mikrokreditewerdenbeiwater.organMenschenvergeben,dieinArmutleben,ProjektunterstützeristunteranderemderumstritteneKonzernPepsiCo.

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Konstruktivität & Journalismus 45

Ebenfalls in Bezug auf „dieGrenze zur PR“ sah ReinerMetzger 2014, als er noch

stellvertretender Chefredakteur bei der taz war, Probleme beim von ihm so

genannten „Lösungsfokussierten Journalismus“, obwohl er sich generell dafür

aussprach.Grunddafürsei,dassesbeivielenInitiativenkeineKritikeroderStudien

gebeunddeshalbnurdieSeitedesGründersoderdesProjektesvorgestelltwerden

können.(Krüger/Gassner2014:o.S.)

Die Kommunikationswissenschaftlerin Julia Wippersberg, die an der Universität

WienamInstitutfürPublizistiktätigist,stehtKonstruktivemJournalismusinsofern

kritischgegenüber,alsdasssiedenBegriffgenerellinFragestellt:

„Das ist alter Wein in neuen Schläuchen. Alle Parameter die für 'ConstructiveNews' angeführt werden, gibt es schon: im Qualitätsjournalismus.“ (derstan-dard.at2016:o.S.,zit.n.Wippersberg2016:o.S.)

SiesiehtesnichtalsdieAufgabevonJournalisten,dieWeltzuverbessern,sondern

zuinformierenundwarntindiesemZugedavor,dassJournalistenversuchen,selbst

Lösungenvorzuschlagen.(ebd.)

Doch auch kritische Stimmen werden hinterfragt. So entgegnet Susanne Jaeger

ähnlicherKritikwiederobengenannten,aufdenAnsatzdesFriedensjournalismus:

„Dass diese Form des Journalismus in Gefahr gerät, als unrealistisch, als Frie-denspropaganda oder Versöhnungsmanipulation diskreditiert zu werden,während 'ganznormale'KriegsberichterstattungoftZügevonPropagandaträgtund dies als selbstverständlich hingenommen wird, zeigt einmal mehr, welchabsurdgeringerMarktwertdemFrieden,verstandenalsmitgewaltfreien MittelnzuschaffenderZustandderGewaltfreiheit,zugestandenwird.“(Jaeger2004:327)

DerGedanke von Jaeger zu der Kritik gegenüber Friedensjournalismus kann auch

jene zum Modell des Konstruktiven Journalismus, der sich unter anderem auf

Lösungenfokussiert,umgelegtwerden.

NichtzuunterschätzenistdiehoheRelevanzdergenanntenKritikpunkte,dadiese

auf fundierten Aussagen von erfahrenen Journalisten bzw. Wissenschaftlern

basieren.DassbeispielsweisedieGrenzezurPRmanchmal fließendseinkannund

gewisse journalistische Standards wie Kritik und Kontrolle eingehalten werden

müssen, sind gleichzeitig Punkte, zu denen sich auch Vertreter des Konstruktiven

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JournalismuswieUlrikHaagerupwarnendäußern.Erruftbeispielsweisedazuauf,

Objektivität zu bewahren, immer kritisch zu hinterfragen und nicht Partei zu

ergreifen. Als einen weiteren Punkt erwähnt er, dass es keine quantitativen

Vorgaben in Redaktionen geben sollte, wieviele „konstruktive“ Artikel/Beiträge

produziert werden sollten. (Haagerup 2015: 195ff) Dadurch könne vermieden

werden, dass nach konstruktiven Nachrichten gesucht wird, nur um bestimmte

Quotenzuerfüllenundnicht,weildieAnsätzevonRelevanzsind.

Ebenso findetMichaelGleich,derWorkshops zumThemaKonstruktiver Journalis-

mushält,beieinemdieserKurseklareWorte,wasdieGrenzendesAnsatzesangeht

undbetont,wieConstructiveNewsseinsollen:

"Für mich geht’s um einen kritisch-konstruktiven Journalismus, das heißt, dieJournalisten,dieihrErkenntnisinteresseaufLösungenrichten,schauengenauhin,recherchierensorgfältig,isteswirklicheineLösungoderisteseineScheinlösung.Sie recherchieren auch,wo die Risiken undNebenwirkungen einer Lösung sind,denndiegibtesimmer.UnddamitunterscheidetessichebenvonReklameoderPR(…)."(Fritz2016:o.S.,zit.n.Gleich2016:o.S.)

Gleich setzt sich mit dem Projekt Peace Counts weltweit für pädagogische,

journalistische,wissenschaftlicheundgesellschaftlicheAnsätzeein,diefriedensför-

derndwirkenundmithilfedererKonfliktegewaltfreiundkonstruktivgelöstwerden

könnten.(PeaceCounts2016:o.S.)

4.6 ÄhnlicheJournalismus-Modelle

DerGedankehinterKonstruktivemJournalismusistnichtneu,gibtMatthiasSander

ineinemkritischenArtikel,denerfürdieNZZverfasste,zudenken.(Sander2015:

o.S.)SelbstHaagerupsprichtvonanderen„Experimenten“inRichtungkonstruktiver

Berichterstattungundnenntbeispielsweisedenöffentlichenoderlösungsorientier-

tenJournalismus.(Haagerup2015:117)

EinÜberblicküber Formendes Journalismus,die einemähnlichenKonzept folgen

wieConstructiveJournalism,folgtimnächstenAbschnitt.

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Konstruktivität & Journalismus 47

4.6.1 PublicJournalism

Public Journalism entstand Anfang der 90er-Jahre in den USA, als Zeitungen an

AuflageverlorenunddasInteresseanPolitikinderGesellschaftzurückging:

„Public Journalism ist in seiner Berichterstattung bürgernah und zugleichjournalistisch unabhängig. Er versucht, mit innovativen Darstellungsformenpolitische Diskurse zu stimulieren und politisches Verständnis und Wissen zufördern. Public Journalism ist lösungsorientiert und informiert über die Konse-quenzenmöglicher Problemlösungen,wobei er kontinuierlich sein Verhältnis zudenBürgernüberprüft.“(Forster2006:34f)

Es wurde der aktive Austausch zwischen Journalist und Rezipient gesucht, um

Menschen in ihremAlltag abholen zu können,wodurch dieDistanz zwischenden

beiden verringert wurde. Die Bürger wurden involviert in die Themenauswahl,

sodass über Ereignisse berichtetwurde, die für sie von Relevanzwaren. Dadurch

konnten auchmehr Personen an der öffentlichenDiskussion teilnehmen. Ziel des

Public Journalismwaresvorallem, zupolitischemEngagement zuermutigenund

den klassischen Journalismus zu ergänzen. (Nip 2006: 212-217) Auch in seiner

lösungsorientiertenAusrichtungunddemFokusaufdieWissensvermittlung folgte

die Strömung des Public Journalism ähnlichen Zielen wie der Konstruktive

Journalismus.

4.6.2 LösungsorientierterJournalismus

Von der University of British Columbia, die sich an der „UBC Graduate School of

Journalism“ mit „Solutions-focused journalism“ beschäftigt, wird diese Art der

Berichterstattung so beschrieben, dass man sich dabei mehr auf die Zukunft

konzentriert, statt auf die Vergangenheit. Die Frage, die sich Journalisten stellen

sollten, ist also: „Was könnte morgen gut oder schlecht laufen?“ statt „Was lief

gestern schlecht?“. Das soll dem Publikum einen Anreiz geben, sich auf die

EntwicklungeinerbesserenZukunftzufokussierenunddarüberzudiskutieren.(The

UniversityofBritishColumbia2016:o.S.)

EineInitiativeinderSchweizbeschäftigtsichmit„SolutionBasedJournalism“.Unter

anderembeteiligensichdaranJournalistenwieDominiqueEigenmannvomTages-

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Konstruktivität & Journalismus 48

Anzeiger, oder Journalistenschulen wie das MAZ, genauso wie Vertreter der

Organisationen„Ashoka“3unddes„TheRightLivelyhoodAward“4.

LesernsollenWegeineinebessereZukunftaufgezeigtwerden:

„Der'SolutionBasedJournalism'setztsichmitLösungenfürgesellschaftlicheundökologische Probleme auseinander. Er informiert darüber, welche Ansätzefunktionieren, regt zum Nachdenken an und inspiriert zum selbstständigenHandeln. (…) Die Leser und Leserinnen werden es mit mehr Verbundenheit zuihremMediumverdanken.”(TheRightLivelihoodAward2016b:o.S.)

Ein wichtiger Punkt dieser Aussage ist, dass der Einsatz von Solution Based

Journalism förderlich für die Leser-Blatt-Bindung sei und sich Lösungsorientierter

Journalismussomitauchwirtschaftlichpositivauswirkenkann.

Solution Based Journalism ähnelt den Ansätzen des Konstruktiven Journalismus

insofern, als dass dem Publikum Lösungen näher gebrachtwerden sollen, um sie

nichtnurzuinformieren,sondernauchzumaktivenHandelnzuanimieren.

DavidBornstein, der inAbschnitt 4.5 in Zusammenhangmit „Fixes“, derKolumne

der New York Times erwähnt wurde, beschreibt Lösungsjournalismus als das

GegenteilvonPromotionfürProjekteoderInitiativen,vielmehrgehtesihmumdie

ausführliche Recherche über Personen, egal ob diese erfolgreich damit sind oder

nicht. Er empfindet es als wichtig, der Gesellschaft die Gründe für Erfolg oder

ScheiternvonAnderennäherzubringen,damitdarausgelerntwerdenkann.Wichtig

sei dabei, „das journalistische Handwerk auszuüben und nicht zum Anwalt einer

Lösungzuwerden.”(Krüger/Gassner2014:o.S.,zit.n.Bornstein)

Uwe Krüger von der Universität Leipzig erklärt in einem Interview, dass der

lösungsorientierte Journalismus „soziale und ökologische Innovationen der

Zivilgesellschaft im Fokus“ hat. (Brehl 2014: o.S., zit. n. Krüger) Er sieht es als

Hauptaufgabe dieser Art der Berichterstattung, neue, lösungsorientierte Themen

langfristig zu behandeln, so dass sie Teil des öffentlichen Bewusstseins werden.

3Die amerikanischeOrganisation unterstütztmehr als 3.000 Sozialunternehmer („Ashoka Fellows“) in 89 Ländern bei derUmsetzungihrerProjekte,diesichfüreinenpositive,gesellschaftlicheVeränderungeneinsetzen.(Ashoka2016:o.S.)

4Der„RightLivelihoodAward“wirdauchals„AlternativerNobelpreis“bezeichnetundehrtMenschenbzw. Initiativen,dieLösungen für verschiedenste Probleme finden und/oder umsetzen. Der Preis wird seit 1985 jährlich im SchwedischenReichstagübergeben.(TheRightLivelihoodAward2016:o.S.)

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Konstruktivität & Journalismus 49

Fundierte Recherche und Faktentreue, genauso wie die Abgrenzung zuWerbung

undPRseiendabeiunerlässlich.(ebd.)

4.6.3 Friedensjournalismus

EinederLeitfigureninSachenFriedensjournalismusbzw.PeaceJournalismist,wie

bereitsinAbschnitt3.1erwähnt,derNorwegerJohanGaltung,dersichintensivmit

Friedens-undKonfliktforschungauseinandersetzt.SeineKritikgiltBerichterstattun-

gen über politische Ereignisse, bei denen kein größerer Kontext oder eine

Entwicklungerklärtwird.EbensosollnichtderbrutaleAspekt imVordergrundder

Berichterstattung stehen, sondern Lösungen und Ideen, mit Hilfe derer Konflikte

reduziertwerdenkönnen.(McGoldrick/Lynch2006:628)Galtungunterscheidetmit

„highroad“und„lowroad“zweiverschiedeneWege,Konfliktezubetrachten:

„Dielowroad,diebeiweitemindenMediendominiert,siehtdenKonfliktalseineSchlacht (…) Die Parteien werden gewöhnlich auf die Zahl 2 reduziert undkämpfen um die Durchsetzung ihrer Ziele. (…) Die gleiche Perspektivewird aufVerhandlungenangewendet,diealsverbaleSchlachtendargestelltwerden:Werüberlistetdenanderen,werzwingtdenanderenzumNachgeben,werweichtamEndeamwenigstenvonseinerAusgangspositionab?“(Galtung1998:4)

DiesesMusterbzw.dieseArt zuberichten,bezeichnetGaltungalsKriegsjournalis-

mus und stellt den Friedensjournalismus gegenüber. Dabei stehen Chancen und

Transformationen im Zentrum der Berichterstattung. Doch auch über Gewalt soll

berichtet werden, wenn es der Realität entspricht, da der Journalismus sonst an

Wahrheitsgehalteinbüßenwürde.GaltungsMeinungnach istesessenziell fürden

Friedensjournalismus, dass die Verfasser unter anderem recherchieren, was

Gegenstand des Konflikts ist, welche Parteien welche Ziele verfolgen, wo der

UrsprungdesKonfliktsliegt,welcheLösungsansätzeesgibt,undauch,wersichum

Versöhnung und Konfliktlösungen bemüht und wer hingegen vom Konflikt

profitiert. (ebd.: 5f) Zusammengefasst erklärt er Friedensjournalismus folgender-

maßen:

„Friedensjournalismusversuchtzudepolarisieren,indemerPositivaundNegativaallerSeitendarstellt,undzudeesklaieren,indemerüberFriedens-undKonfliktre-solutionen ebenso berichtet wie über Gewalt. (…) Friedensjournalismus ist einJournalismusderVerbundenheit (journalismofattachment)mitallen tatsächli-chen und möglichen Opfern. (…) Friedensjournalismus muß wahrheitsgemäß

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sowohlüberdenKriegalsauchüberdenFriedenberichten (…)“ (Galtung1998:8f)

DerSchweizerBurkhardBläsisiehtFriedensjournalismusoderähnlicheModelleder

konstruktiven Berichterstattung nur als realisierbar im Sinne davon, dass sie von

Journalisten angenommen und umgesetzt werden, wenn es konkrete Vorschläge

zurUmsetzungundzumUmgangmitProblemendabeigibt.Dasheißt,siemüssen

andiekomplexeRealitätderMedienadaptiertwerden.Ineiner2004veröffentlich-

ten Studie kommt er zum Schluss, dass es einfacher ist, Friedensjournalismus zu

verwirklichen,wenn„daseigeneLand“nichtineinenKonfliktinvolviertist.Sokann

eine ausgewogene Berichterstattung einfacher gelingen. (Bläsi 2004: 10) Zudem

nenntersechsFaktoren,diedenNachrichtenprozessbeeinflussen,nämlich:

⋅ StrukturelleAspektederMedien(structuralaspectsofthemedia)

⋅ DieSituationvorOrt(thesituationonsite)

⋅ Dereinzelne,individuelleJournalist(theindividualjournalist)

⋅ DaspolitischeKlima(politicalclimate)

⋅ Interessensgruppen(lobbies)

⋅ unddasPublikum(audience)

Seiner Erkenntnis nach müssen diese Faktoren berücksichtigt werden, um

StrategienfürfunktionierendenFriedensjournalismusentwickelnzukönnen.(ebd.:

11)

Die Parallelen des Friedensjournalismus zum Konstruktiven Journalismus sind

offensichtlich:DemLeserwerdenneueIdeenundmöglicheLösungenfürProbleme

vorgestellt,zudemsollüberdieHintergründeundverfolgtenZieleallerBeteiligten

aufgeklärtwerden.BeibeidenModellenwirdbetont,dasszwarderBlickwinkelder

Berichterstattung geändert werden soll, jedoch nichts verschwiegen werden darf

oder dem Leser wichtige Informationen vorenthalten werden, selbst wenn diese

negativsind.

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4.6.4 PositiverJournalismus

ChristinFink,VorstanddesDeutschenFachjournalisten-Verbandesbetont,dasseine

trennscharfe Abgrenzung vom Positiven Journalismus zu anderen journalistischen

Strömungen kaum möglich sei, es herrschten einige Ähnlichkeiten mit dem

Friedensjournalismus, dem lösungsorientierten Journalismus, dem präventiven

Journalismus sowie dem Nutzwert-, Ratgeber-, Service oder Verbrauchsjournalis-

mus. Konkretdefiniert sie Positiven Journalismusnach seinerWirkung, statt nach

derArtderBerichterstattung,wiefolgt:

„Positiver Journalismus ist ein journalistisches Genre, das beim Rezipientenpositive kognitive, affektive und motivationale Wirkungen hervorzurufenbeabsichtigt.DamitstelltpositiverJournalismuseinennormativen–gegebenen-fallssogarpädagogischen–Ansatzdar.“(Fink2015:9)

FinksiehtesnichtalsAufgabedesPositivenJournalismus,nurpositiveThemenzu

behandeln, sondern vielmehr, dass auch negative Aspekte sprachlich so zu

formulieren,dassdarauspositiveBerichterstattungresultiert.Siesprichtaußerdem

denAgenda-Setting-Effekt (vgl. Abschnitt 2.1.1) an, wonachMenschen intensiver

über jene Inhalte nachdenken, mit denen sie konfrontiert werden. Sind diese

Inhalte überwiegend positiv, werden Rezipienten auch mehr über tendenziell

positive Dinge nachdenken. Negative Sprache oder Themen führen zu negativer

EinstellungbeimPublikum.(Fink2015:11f)

AlsGefahrenbezeichnet sie die Schönfärberei bzw.Wirklichkeitsverzerrungdurch

positive Darstellungsformen oder eine verfälschte Darstellung der Realität, wenn

negative Themen überhaupt nicht behandelt werden. Dies sei nicht das Ziel des

PositivenJournalismus.(ebd.:13)

4.6.5 SlowJournalism

MeganLeMasurierbeschreibtineinem2014verfasstenArtikel,dassesheutzutage

Ususist,„schnell“zuproduzieren.DiesseivorallemdurchdieständigeVerfügbar-

keitvon Informationen im Internetbedingt,wodurchderDruck für jedesMedium

wächst, immeraktuellundschnell InformationenfürdasPublikumbereitzustellen.

(LeMasurier2014:138)

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Konstruktivität & Journalismus 52

DassahSusanGreenbergbereits2007ähnlichundbeschreibtSlowJournalismals

das Gegenteil vom „schnellen Journalismus“ und sieht darin sogar eine Art

Luxusgut:

„Wegetbasicnewscheaply,onairandonline. Inthemiddle istraditionalprintjournalism,thesectorthatislosingreaders.Attheluxuryend,thereshouldbeagrowingmarketforessays,reportageandothernon-fictionwritingthattakesitstimetofindthingsout,noticesstoriesthatothersmiss,andcommunicatesitalltothehigheststandards:'slowjournalism'.“(Greenberg2007:o.S.)

Slow Journalism definiert Le Masurier aber nicht nur als Gegenteil von (tages-)

aktuellenNachrichten,denndaswärekeineneueEntwicklung–eswürdevielmehr

die Art undWeise beschreiben,wie z.B.Magazine Beiträge produzieren. Nämlich

vorallemmitmehrZeitfürRechercheunddieGestaltungvonArtikeln,diedadurch

auchoftlängerwerden.SiebezeichnetzusätzlichzurzeitlichenKomponenteeinen

hohen Qualitätsanspruch als Merkmal des Slow Journalism. In dieser Art der

Berichterstattung sollendemPublikumZusammenhängeundHintergründeerklärt

werden. Außerdem sieht sie es, und bezieht sich dabei auch auf Greenberg, als

wichtigan,denLeserndenUrsprungderverwendetenInformationenoffenzulegen,

also die Quellen nachvollziehbar zu machen. Das kann durch Verlinkungen oder

HinweiseaufandereTexteoderRechercheergebnisseerfolgen.(LeMasurier2014:

142)

LeMasuriererachtetesweiteralskeinKriteriumvonSlowJournalism,dassArtikel

umfangreichundlangesind,dieLängegehejedochoftmitausführlicherRecherche

und der Erklärung von Sachverhalten einher. Die Stilistik des Schreibens soll in

Richtung „narrative storytelling“ gehen, die Autoren demnach einen eher

erzählerischen Stil anwenden, statt den formellen Ton, der oft bei „hard facts“

verwendetwird.(ebd.:143)

Ausführliche Recherche, ein hoher Qualitätsstandard sowie ein Fokus auf die

erklärendeKomponentesindGemeinsamkeitenmitdemKonzeptdesKonstruktiven

Journalismus.

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Konstruktivität & Journalismus 53

4.6.6 Journalismofattachment–JournalismusderVerbundenheit

AndersalsbeimFriedensjournalismuswirdimJournalismofAttachmentParteifür

die „Gute Seite“ ergriffen, es handelt sich um eine Art der Berichterstattung, die

aktiv gegen„DasBöse“geht.Eswirddavonausgegangen,dass Journalistennicht

neutralberichtenmüssen, sondern sich imPrinzipaktiv ineinenKonflikt involvie-

ren,indemsieParteiergreifen.(Löffelholz2005:179)DerehemaligeBBC-Journalist

MartinBellstehthinterdiesemModellundruftdamitzueinerArtvonJournalismus

auf,dieden„traditionellenWerten“widerspricht:

„By this Imean a journalism that cares aswell as knows; that is aware of itsresponsibilities; that will not stand neutrally between good and evil, right andwrong,thevictimandtheoppressor.“(Bell1997:8)

Dieses Journalismus-Modell stößt auf Kritik und Widerrede, da journalistische

Standards wie die Wahrung einer neutralen Position bewusst vernachlässigt

werden. In seinem Ansatz unterscheidet er sich von jenem des Konstruktiven

Journalismus,derkeineParteiergreifenwill.AllerdingsspiegelnsichdieKritikpunk-

te, die Vertretern von Constructive Journalism vorgeworfen werden, wie das

gemeinmachenmiteinerSache,auchindiesemFallwider.

4.6.7 Modelldesfindigen,problemlösendenJournalismus

Das Modell nach Helmut F. Spinner beschreibt das Verhältnis zwischen der

Wissenschaft, welche Forschung und neue Erkenntnisse vertritt und dem

Journalismus, welcher diese Ergebnisse für das Publikum „übersetzt“. Der

(Wissenschafts-)Journalist istdemnachals„HilfsorganderWissenschaft“zusehen,

dertrotzdemzueinemProblemlösungsprozessbeitragenkann,daerBescheidweiß

über die Praxis, beispielsweise über Umstände im Anwendungsbereich. Dadurch

kannertheoretischeAnsätzeüberprüfenundnimmtsoeinekritischeFunktionein.

Zusammenfassend sieht Spinner Journalismus als eine Instanz an, die einen

Problemlösungsbeitrag leistet und betont die Wechselwirkung mit der Wissen-

schaft.(Haas1999:96ff,zit.n.Spinner)

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Konstruktivität & Journalismus 54

DassdasKonzeptdesKonstruktivenJournalismusnachHaagerupoderGyldensted

nichtausschließlichinnovativist,kannindiesemKapiteldurchdieÄhnlichkeitenmit

denbeschriebenenStrömungenbestätigtwerden.

DasModelldesfindigen,problemlösendenJournalismushatbeispielsweiseinsofern

ÄhnlichkeitenmitdemKonstruktivenAnsatz,alsJournalistenalserklärendeInstanz

verstanden werden, die dem Rezipienten neue Möglichkeiten aufzeigen und

erklären.EinJournalismus-Modell,dasgroßeÄhnlichkeitenmitdemKonstruktiven

Journalismus hat, ist der Lösungsorientierte Journalismus, der gezielt – wie der

Name sagt – nach Lösungen sucht, sie den Lesern vorstellt und sie zum aktiven

Handeln motivieren soll. So auch beim Public Journalism, der tendenziell

lösungsorientiert ist und verstärkt auf die Interessen der Leser eingeht. Ähnlich

etwaauchbeimFriedensjournalismus,der IdeenundAnsätze inden Mittelpunkt

stellt,dieProblemelösenkönnen.DarüberhinaussolldemPublikumeingrößerer

Kontext aufgezeigt werden und die Gesinnung aller Beteiligten klar gemacht

werden.AuchmitdemSlowJournalismgibteseinigeGemeinsamkeiten,allerdings

istes indiesemFallnichtdie lösungsorientierteAusrichtung.Vielmehrgehtesum

intensiveRecherchen,durchwelcheRahmenbedingungenundKontexteaufgezeigt

unddenLesernSachverhalteerklärtwerdenkönnen,sowieallgemeineinenhohen

Qualitätsanspruch.

Alle genanntenElemente ausden verschiedensten StrömungenundAnsätzen soll

der Konstruktive Journalismus vereinen. Ob undwie dies realisiert werden kann,

wird die empirische Untersuchung, die im nächsten Kapitel in Form einer

Inhaltsanalyse von Perspective Daily und Experten-Interviews mit Autoren des

Mediumsfolgt,zeigen.

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Empirische Untersuchung 55

5 Empirische Untersuchung

5.1 Untersuchungsobjekt:PerspectiveDaily

Die Plattform für Konstruktiven Journalismus Perspective Daily ist das Untersu-

chungsobjekt fürdenempirischenTeildieserArbeit.DieAuswahl fieldarauf,weil

Perspective Daily sich als erstes Medium im deutschsprachigen Raum auf

Konstruktiven Journalismus spezialisiert und als im Jahr 2016 neu gestartetes

ProjekteininteressantesForschungsobjektdarstellt.

Wäre einMediumwieDie Zeit als Untersuchungsobjekt gewählt worden, hätten

sich mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits beim Erkennen von Constructive-

Journalism-Artikeln innerhalb der großen Textvielfalt Schwierigkeiten ergeben.

Somitwäre ein erheblicherMehraufwandbereits in derAuswahl der zu analysie-

rendenArtikelentstanden.Auchdeshalb istPerspectiveDailyalseinMedium,das

klar deklariert, ausschließlich Konstruktiven Journalismus zu veröffentlichen, als

Forschungsobjektherangezogenworden.

Perspective Daily ist ein Online-Medium mit Sitz in Münster, das mithilfe von

Crowdfundinggegründetwurdeunddadurchwerbefreiseinkann.Am21.Juni2016

wurde es nach einigen Verzögerungen lanciert und ging mit dem ersten Artikel

online.VordemStarterhieltenMitgliedereinJahresabonnementumdenPreisvon

42Euro,danachwurdederPreisauf60Euroangehoben.Wochentagserscheintim

Normalfall je ein Artikel, der den Lesern Lösungsansätze und Erklärungen zu

verschiedensten globalen und nationalen Missständen, Problemen und Krisen

aufzeigensoll.DerMehrwertfürLesersollaußerdemdarinbestehen,„konstruktive

Diskussionen mit den Autoren und Mitgliedern führen zu können“. (Perspective

Daily 2016b: o.S.) In einem Informationstext auf derHomepagewird erklärt,was

dasProjektausmacht:

„Wirstehen füreinen Journalismus,dernichtnurProblemebeschreibt, sondernauchLösungendiskutiert (…),dersowohlnegativealsauchpositiveEntwicklun-genaufzeigtundsoeinausgewogenesundrealistischesWeltbildvermittelt.Undwir stehen für einen Journalismus, der Hintergründe und ZusammenhängevermitteltundseineLeserbefähigt,zuverstehen,warumdieDingesosind,wiesiesind–undwiemansievielleichtverbessernkann.“(PerspectiveDaily2016b:o.S.)

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Empirische Untersuchung 56

Von der Eingliederung der Artikel in traditionelle Ressorts wie Politik oder

Wirtschaft wird abgesehen, stattdessen werden die Beiträge nach „Themen“

gegliedert. Grund dafür sei, dass ein Artikel beispielsweise sowohl politische, als

auch wirtschaftliche oder soziale Aspekte gleichzeitig beinhalten könne undman

sichhiernichtdurchklassischeRessortseingrenzenwolle.Allerdingssinddiese im

Gegensatz zu Ressorts in Zeitungen bei Perspective Daily für User nicht sichtbar.

Dadurch istbeimLesenkeineAuswahlvonspezifischenThemengebietenmöglich,

wie Rezipienten es von Zeitungen mit verschiedenen Ressorts gewohnt sind.

Nachstehende Grafik gibt einen Überblick über die Themen. (Perspective Daily

2016c:o.S.)

Abb.4:ThemenübersichtvonPerspectiveDaily

Quelle:PerspectiveDaily2016c:o.S.

DasTeamvonPerspectiveDailybeschreibtineinerausführlichenDefinition,wases

unter Konstruktivem Journalismus versteht. Wie bei Haagerup geht es vor allem

darum,Wegeaufzuzeigen,wieProblemegelöstwerdenkönnen:

„Die Idee ist vergleichbar mit konstruktiver Kritik: Dabei wird dem Gegenübernicht nur mitgeteilt, welche Fehler gemacht wurden, sondern auch, was gutgelaufenistundwelcheVerbesserungsmöglichkeitenesgibt.“(PerspectiveDaily2016d:o.S.)

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Empirische Untersuchung 57

Zusammengefasst soll der Konstruktive Journalismus von Perspective Daily

zukunfts- und lösungsorientiert sein. Auf der Plattform gibt es nicht nur fertige

Lösungen,esgehevielmehrdarum,dierichtigenFragenzustellen,umpotenziellen

LösungeneinenSchrittnäherzukommen.DieArtikelsollenaufwissenschaftlichen

Studienbasieren.DieUrsachenforschungstehtimFokus,dasheißt,Problemesollen

behandeltwerden,wichtigdaranseiaber,auchdieUrsachenfürKonfliktegenauer

zubetrachten.Außerdembediene sichKonstruktiver JournalismusbeiPerspective

Daily Erkenntnissen der positiven Psychologie, was an Catherine Gyldensteds

Konzept des Constructive Journalism erinnert. Demnach seien scheinbar

ausweglose Situationen immer nur temporäre Zustände, die verändert werden

könnten.VomPositivenJournalismuswillmansichhingegenklarabgrenzen.Damit

die journalistischen Funktionen nicht vernachlässigt werden, soll kritisch und

investigativberichtetwerden:

„MeisterzähltPositiverJournalismusGeschichtenvonHeldenundEinzelereignis-senmit geringergesellschaftlicherRelevanz.Mit anderenWorten:DieKernauf-gaben des Journalismus, wie die Funktion als vierte Macht, die Warnung vorpotentiellen Gefahren für die Gesellschaft und die Verbreitung von wichtigenInformationen,umeineinformierteGesellschaftzuschaffen,werdenvernachläs-sigt.“(PerspectiveDaily2016d:o.S.)

VieleMenschenhättenlautPerspectiveDailydurchdieMedieneinfalschesBildvon

derWeltunddemZustandderGesellschaft,nämlicheines,dasschlechteristalsdie

Realität.AußerdemwirddieUnvollständigkeit vielerBerichterstattungenkritisiert,

dienochdazuehernegativeAspektebeleuchte.DieswirkesichauchaufdiePsyche

desPublikumsaus,dassichüberfordertundhilflosfühle.(PerspectiveDaily2016d:

o.S.)

5.2 Inhaltsanalyse:MethodeundDurchführung

Eine quantitative Inhaltsanalyse soll Aufschluss über die Elemente geben, die

ConstructiveNewsaufderPlattformPerspectiveDailyinderpraktischen,täglichen

Umsetzungbeinhalten.DieMedieninhaltsanalyseistnachPatrickRössler,Professor

fürKommunikationswissenschaftmitSchwerpunktEmpirischeKommunikationsfor-

schung/MethodenanderUniversitätErfurt,wiefolgtanwendbar:

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Empirische Untersuchung 58

„SiebetrachtetinderRegeleinegroßeZahlvonBotschaftenvergleichbarerNatur(…), die sie auf darin auffindbare Muster und Tendenzen (…) hin durchsucht.“(Rössler2005:16)

Da der Untersuchungsgegenstand vordergründig der Frage nachgeht, wie

KonstruktiveNachrichteninderPraxisumgesetztwerden,alsowelche„Musterund

Tendenzen“zufindensind,wirddiequantitativeMedieninhaltsanalysealsMethode

herangezogen.

Durch die Anwendung der Inhaltsanalyse werden die für die Untersuchung

relevanten Elemente innerhalb der größeren Textmenge in ihrer Komplexität

reduziert,was eine strukturierteAnalyse ermöglicht. (Früh2007: 42) Es geht also

nicht darum, „ein möglichst umfassendes und tiefgehendes Verständnis des

jeweiligen medialen Objekts zu erreichen“ (Rössler 2005: 16), sondern vielmehr

darum,fürdieForschungsfrageinteressanteTendenzenanalysierenzukönnen.

Um die Untersuchung durchführen zu können, muss systematisch vorgegangen

werden. Dafür wird ein standardisiertes Kategoriensystem in Form eines

Codebuches definiert, das die bedeutsamen Kriterien, die es zu untersuchen gilt,

festlegt.(Rössler2015:16ff)

IndreiVariablenblöckenwerdenalleArtikelcodiert, zunächstgehtesumformale

Kategorien, also unter anderem um die Autorenschaft, Artikelumfang oder

Visualisierung. Im Anschluss werden inhaltliche Kategorien wie Thema, Ort des

EreignissesundNachrichtenfaktorenerfasst.AbschließendwirddieCodierungder

wertenden Kategorien vorgenommen, wie Valenz und Wahrung journalistischer

Standards.

BeieinemPre-TestwurdedasCodebuchaufseineAnwendbarkeitgeprüft,waszu

Modifikationen führte. Es kambeispielsweise zuÜberschneidungenverschiedener

Kategorien, die adjustiert bzw. zusammengefasst wurden. Zudem wurden

Kategorien entfernt, die zwar generell interessant schienen, aber für eine

Untersuchung bezüglich Konstruktiven Journalismus vorerst nicht weiter relevant

waren,wiebeispielsweisedieVerwendungMultimedialerElemente.DieseVariable

wurde abgeändert in „Grafische Umsetzung des Themas“, da Infografiken und

ähnliche grafischen Darstellungen dem Verständnis dienen und dadurch die

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Empirische Untersuchung 59

erklärende Funktion unterstützen, die im Konstruktiven Journalismus als wichtig

gilt. Im Anhang dieser Arbeit ist das Codebuch inklusive der Codieranweisungen

dokumentiert. Durchgeführt wird die Codierarbeit lediglich durch eine Person,

nämlich der Verfasserin vorliegender Arbeit, was der Gefahr unterschiedlicher

InterpretationenimCodierprozessvorbeugt.

5.2.1 Fragestellung

Die Strömung des Konstruktiven Journalismus ist eine relativ junge und bislang

unerforschte, es gibt nur eine geringe Anzahl an Studien oderwissenschaftlichen

ArbeitenzudieserArtderBerichterstattung.InderfolgendenMedieninhaltsanalyse

sollsichtbargemachtwerden,welcheElementeimKonstruktivenJournalismus,wie

er von Perspective Daily realisiert wird, in welcher Art und Weise in der Praxis

verwendetwerden.

Zudem ist die Inhaltsanalyse ein erster Schritt, um herauszufinden, ob kritisierte

PunktewiefehlendeRelevanzoderdieGefahr,dasssichJournalistenzu„Weltver-

besserern“entwickeln(vgl.Abschnitt4.5),beiPerspectiveDailyzubemängelnsind.

Diese Analyse kann erste Aufschlüsse darüber geben, ob Perspective Daily

tatsächlich zugleich investigativ, relevant, kritisch und konstruktiv berichtet.

Werden beispielsweise Funktionen des Journalismus wie Kritik an einflussreichen

Personen vernachlässigt, muss den zweifelnden Stimmen andererseits Recht

gegebenwerden.

Im nächsten Abschnitt werden der Untersuchungszeitraum sowie das definierte

Codebuchbzw.Kategoriensystemweiterausgeführt.

5.2.2 Untersuchungszeitraum

PerspectiveDailywurdeübereinenZeitraumvonsechsWochen,von21.Junibis5.

August, inhaltsanalytisch auf verschiedene, festgelegteKategorienuntersuchtund

danach analysiert. Das entspricht einer Grundgesamtheit von 34 Artikeln, die

jeweils wochentags erscheinen. Eine Schwierigkeit bei der Durchführung der

Inhaltsanalyse lagdarin,dassdasPortalnicht,wievorerstangekündigt,bereits im

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Empirische Untersuchung 60

Mai lanciertwurde,sondernderStarteinigeMalenachhintenverschobenwurde.

DadurchwardievorhandeneTextmengeeingeschränkt.

5.2.3 Codebuch&Kategorienbildung

DerFragestellung folgendwurdeeinCodebucherstellt,das in formale, inhaltliche

undwertendeKategorienunterteiltwurde.DienachstehendeTabelle6bieteteine

Übersicht über die Kategorien des Codebuches. Inweiterer Folgewird in diesem

Kapitel näher auf die einzelnen Kategorien eingegangen, um deren Auswahl und

Relevanzzubeschreiben.

Tabelle6:ÜbersichtüberdieKategoriendesCodebuchs

FormaleKategorien InhaltlicheKategorien WertendeKategorien

Identifikationsnummer Titel ValenzdesArtikels

Erscheinungsdatum Thema Vielfalt der Perspek-tiven

Autorenschaft OrtdesEreignisses Kritische

Berichterstattung

Artikelumfang Reichweite Erklärungkomplizier-terSachverhalte

Bebilderung Bezug auf Länder desdeutschsprachigenRaumes

GrafischeUmsetzung

desThemas

Überraschung

Kontroverse

Quelle:EigeneDarstellung

FormaleKategorien

Innerhalb der formalen Kategorien werden alle analysierten Artikel mit einer

fortlaufenden Nummer identifiziert, sowie das Erscheinungsdatum und der Autor

festgehalten,wasbedeutsamfürdieWiedererkennungderUntersuchungseinheiten

Nachrichten

faktoren

Wah

rung

journa

listischer

Stan

dards

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Empirische Untersuchung 61

ist.HinzukommtdieCodierungdesTextumfangsdurchdieErmittlungderZeichen

(inkl.Leerzeichen).

Umfeststellenzukönnen,nichtnurwievieleBilder,sondernwelcheArtvonBildern

bei Perspective Daily eingesetzt wird, wird eine Codierung folgender Kategorien

festgelegt: Porträtfotos von Menschen, in Abgrenzung dazu die symbolhafte

Darstellung vonMenschen, Fotos vonNatur und Stadt, von Tieren,Darstellungen

von Kunst oder Illustrationen. Ebenso wird mit „(T)“ gekennzeichnet, welcher

KategoriedasTitelbildangehört,dassymbolischfüreinenArtikelsteht.

DieKategorie„GrafischeUmsetzung“wirdcodiert,umzusehen,wieoftGebrauch

von visuellen Elementen wie Infografiken, Balkendiagrammen oder Landkarten

gemachtwird.

InhaltlicheKategorien

Der Titel ist ein essenzieller Teil eines jeden Artikels, da er (zusammenmit dem

Titelbild) die Aufmerksamkeit der Leser wecken soll. Im Zuge der Inhaltsanalyse

werdenÜberschriftendahingehendanalysiert,obsiebereitseinnegativesoderein

positivesThema implizieren.Sokannfestgestelltwerden,obPerspectiveDailymit

einempositiven Titel die Leser ansprechenwill und in eine thematische Richtung

lenkt, oder ob Headlines eher neutral oder mit einer negativen Ausprägung

vergebenwerden.

Zusätzlich werden, unabhängig vom Codebuch, positiv bzw. negativ konnotierte

Wörter in Titeln notiert, um später im Rahmen der Auswertung einen Überblick

überjeneWörtergebenzukönnen.

DieAnalysederthematischenGewichtungbeiPerspectiveDaily istinteressant,um

feststellen zu können, ob man sich eher einer speziellen Themengruppe widmet

oder ob ein breites Spektrum abgedeckt wird. Die Vergabe der Variablen erfolgt

nachdenunterAbschnitt5.1erwähnten31AusprägungenvonPerspectiveDaily.Es

werden je ein Haupt- und ein Nebenthema codiert, wobei als Hauptthema jenes

anzusehenist,dasalsGrundfürdieBerichterstattungerkennbarist.

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Empirische Untersuchung 62

DerOrtdesEreignisseswirdanalysiert,umeinemöglicheTendenzfestzustellen,ob

Perspective Daily hauptsächlich Geschehnisse oder Entwicklungen behandelt, die

eine geographische Nähe zu Deutschland, wo sich der Redaktionssitz befindet,

aufweisen oder obman sich auchmit Fragestellungen auseinandersetzt, die von

allgemeiner,weltweiterRelevanzseinkönnen.

Die Untersuchung der vorhandenenNachrichtenfaktoren spiegelt das grundsätzli-

che Problem der Nachrichtenwertforschungwider. Denn hierbei können im Zuge

derInhaltsanalysenurbereitspublizierteArtikeluntersuchtwerden.Dieslässtkeine

Rückschlüsse auf die Auswahlkriterien zu, nach denen die jeweiligen Journalisten

ihre Themen auswählen. Trotz dieser Einschränkung werden gezielt ausgewählte

NachrichtenfaktorenimZugederInhaltsanalysecodiert.

Die Ergebnisse der in Abschnitt 3.1 beschriebenen Online-Befragung von

Journalisten imJahr2007,dieaufFriedrichStaabsErkenntnissenbasieren,dienen

als Ausgangspunkt für die Variablen der Kategorie „Nachrichtenfaktoren“. Grund

dafürist,dassessichumeinerepräsentativeStudiehandelt, inderenMittelpunkt

dieSichtderJournalistenstehtunddiedadurcheinepraxisnaheHerangehensweise

inBezugaufdieNachrichtenfaktorendarstellt.AnpassungendieserFaktorenfanden

hierbeiinsofernstatt,alsdassderFaktor„Reichweite“konkretisiertwurdeunddie

„Deutsche Beteiligung“ zum einen auf den deutschsprachigen Raum, also

Deutschland, Österreich und die Schweiz erweitert wurde. Zum anderen wurde

„BeteiligungdesdeutschsprachigenRaumes“in„BezugaufLänderdesdeutschspra-

chigenRaumes“geändert,daRückschlüsseaufdenAnlassfürdieBerichterstattung

gezogenwerdensollenundnichtaufdenInhaltdesGeschehnisses.Sosollbeider

Auswertunganalysiertwerdenkönnen,wieoftdieörtlicheNäheundderBezugauf

räumlich naheliegende Ereignisse und Entwicklungen ausschlaggebend für den

GrundderBerichterstattunggewesenseinkönnte.

Die Punkte „Negative Folgen/Schaden/Misserfolg“ sowie „Positive Fol-

gen/Nutzen/Erfolg“ wurden nicht unter „Nachrichtenfaktoren“ codiert, sondern

werden in ähnlicher Form innerhalb der „Wertenden Kategorien“ Valenz

ausgewertet.

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Empirische Untersuchung 63

Die beiden Faktoren „Überraschung“ und „Kontroverse“ wurden übernommen.

„Überraschung“ istdeshalbeinwichtiger, zuanalysierenderFaktor fürKonstrukti-

venJournalismus,weileshierbeiumEntwicklungengeht,dieunerwartetsindund

demLeseretwasNeuespräsentieren.

Mithilfe der Kategorie „Kontroverse“ soll codiert werden, ob innerhalb eines

Artikelsverschiedene,sichwidersprechendeMeinungendargestelltwerden.

Zudemwurden ausgehend von diversen Codebüchern, die sich hauptsächlich auf

das Codieren von Nachrichtenfaktoren konzentrieren, auch in den Wertenden

Kategorien Anpassungen und Erweiterungen vorgenommen. Dadurch werden

Nachrichtenfaktoren nicht nur explizit durch die dazugehörige Variable codiert,

sondernebensoimplizitinnerhalbandererVariablen.

Als Beispiele wurden Codebücher von Benjamin Fretwurst (Fretwurst 2008: 312-

332), Michaela Maier, Georg Ruhrmann und Kathrin Klietsch (Mai-

er/Ruhrmann/Klietsch2006:68-88)sowieChristianeEilders(Eilders1997:292-310)

herangezogen.

WertendeKategorien

Die Kategorien „Valenz des Artikels“ und „Wahrung journalistischer Standards“

werdendurchWertungenbzw.Einschätzungenerfasst.

ValenzerfasstdieTendenz,dieinderBerichterstattungzuerkennenist.„Negativ“

istzutreffend,wennessichumThemenhandelt,dieunangenehmsind,mitÄngsten

undGefahrenverbundenunddiebedrohlichsind.DaskönnenNaturkatastrophen,

Unfälle, Arbeitslosenzahlen oder Verbrechen sein. Als „positiv“ wird ein Artikel

codiert, wenn es um Berichte geht, die ein positives Bild zeigen und bei Lesern

positiveGefühlehervorrufen,etwawennesumFriedensverhandlungenoderneue

Erkenntnisse in der Forschung geht. (Rössler 2005: 148). Als „ambivalent“ gilt ein

Artikeldann,wenneineVerschränkungvon„positiv“und„negativ“passiert.Dabei

wird ein Problem erläutert – bei Friedensverhandlungen sollte etwa auch erklärt

werden, warum es zu Krieg oder Streitigkeiten kam und wie der Prozess der

Friedensverhandlungenvorsichgeht.ImselbenArtikelsollauchaufgezeigtwerden,

welchemöglichenLösungswegeundbereitserfolgtenFortschritteesbezüglichder

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Empirische Untersuchung 64

zugrunde liegenden Problematik gibt. Diese Kategorie soll dabei helfen, zu

analysieren, ob im Konstruktiven Journalismus vonPerspectiveDaily der Einwand

vielerJournalisten,beiConstructiveNewshandleessichnurumSchönfärberei,bei

der Negatives außen vor gelassen wird (vgl. Abschnitt 4.5), anwendbar ist oder

nicht.WirdeinArtikeldemnachals „ambivalent“ codiert,erfüllterdieAnsprüche

des Konstruktiven Journalismus, sowohl negative Aspekte als auch mögliche

LösungenindieBerichterstattungmiteinzubeziehen.(Haagerup2015:196)

DieKategorie„WahrungjournalistischerStandards“sollAufschlussdarübergeben,

ob wichtige journalistische Aufgaben wie die Ausübung von Kritik an mächtigen

PersonenausPolitikundWirtschaftoderdieErklärungkomplizierterSachverhalte

durch Beleuchtung von Hintergründen erfüllt werden. Innerhalb der Kategorie

„VielfaltderPerspektiven“wirdcodiert,obessichumBerichterstattunghandelt,in

der lediglicheineMeinungübereinbestimmtesThemawiedergegebenwird,oder

ob mehrere Sichtweisen beleuchtet werden – diese müssen sich jedoch nicht

zwangsläufigwidersprechen,dieswirdunter„Kontroverse“analysiert.

5.3 Experten-Interview:MethodeundDurchführung

ImZugederInhaltsanalysekönnenvonaußensichtbareundfeststellbareFaktoren

analysiert und nach vordefinierten Kriterien untersucht werden. Wie die

Journalisten, die hinter Perspective Daily stehen, arbeiten, oder welche internen

Vorgaben,AnsätzeundZieleesgibt,lässtsichdadurchjedochnichtfeststellen.Um

diesenAspektgenauerzubeleuchten,wurdeentschieden,dasExperten-Interview

alszusätzliche,qualitativeMethodeanzuwenden.

Mithilfe dieser Methode werden anhand eines Leifadeninterviews offene Fragen

gestellt, um somit Auffälligkeiten oder Fragen, die sich bei der Auswertung der

Inhaltsanalyseergeben,aufdenGrundzugehen.

Das erste Interview fand nach Abschluss der Codier-Arbeit und der Auswertung

statt, damit die Ergebnisse als Grundlage für die Befragung verwendet werden

konnten. Das Gespräch mit der Autorin Juliane Metzker erfolgte am 29. August

2016 per Telefon. Das Interview wurde im Anschluss transkribiert und an die

InterviewpartnerinzurAutorisierunggeschickt.DieseergänztedieTranskriptionum

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Empirische Untersuchung 65

einige Passagen und strich jeneAntworten, die im Zuge eines zweiten Interviews

durchFelixAustendetaillierterbeantwortetwurden.

SeitensPerspectiveDailywurdeangeboten,perMailFragenerneutanFelixAusten

zu stellen, welche durch Juliane Metzker nicht vollständig beantwortet werden

konnten. Diese wurden in einem zweiten Telefoninterview geklärt, das am 1.

September stattfand und bei welchem nach der gleichen Methode vorgegangen

wurdewiebeimerstenGespräch.

Die finalen Transkriptionen beider Gespräche sind im Anhang dieser Arbeit zu

finden.

DasLeitfadeninterviewalshalbstandardisierteBefragungermöglichteeinegewisse

Flexibilität in der Fragestellung während der Interviews, der Rahmen wurde

trotzdemvorabalsLeitfadenfestgelegt,sodasssichderInterviewer(dieVerfasserin

dieserArbeit)daranorientierenkonnte.Das ließ zu,dasswährendder Interviews

spontanreagiertunddieReihenfolgederFragenflexibelangepasstwerdenkonnte.

(Brosius2008:115)DieWahlfielindiesemFallaufdieseArtderErhebung,weilsie

sich dafür eignet, Experten mit speziellen Fragen zu konfrontieren, um konkrete

Informationenvonihnenzubekommen.(Gläser/Laudel2010:111)

5.3.1 Interviewpartner

FürdieBefragung konnte imersten Schritt JulianeMetzker, einederPerspective-

Daily-Autorinnen gewonnen werden, die sich hauptsächlich mit den Themen

InterkulturalitätundNaherOstenbeschäftigt.DurchihreregelmäßigeMitarbeitals

fest angestellte Autorin beider Plattform kann davon ausgegangenwerden, dass

dieBefragtegesicherteAuskünftegebenkann.ZusätzlichkonntenvalideAuskünfte

beieinemzweitenGesprächmitFelixAustengewonnenwerden.Erbeschäftigtsich

hauptsächlich mit Umweltthemen und war am Aufbau von Perspective Daily

beteiligt.

5.3.2 Interview-Leitfaden

BasierendaufderAuswertungderInhaltsanalysewurdeeinLeitfadenfürdaserste

Interviewerstellt,dereinegrobeStrukturfürdasGesprächvorgab.EristimAnhang

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Empirische Untersuchung 66

dieser Arbeit zu finden. Fragen wurden nur zu Kategorien der Inhaltsanalyse

gestellt, bei denen die Auswertung Auffälligkeiten aufwies, oder die weiterer

Erklärungbedurften.

Im Zuge des zweiten Interviews wurden Fragen, die nach dem ersten Gespräch

zumindestnochteilweiseoffenwaren,erneutgestellt.

5.3.3 Auswertungsmethode

Die Transkription der aufgenommenen Interviews wurde ohne die Aufzeichnung

von Sprechpausen, Stimmlage oder ähnlichen Details durchgeführt. Laut Meuser

und Nagel sind derart aufwendige Transkriptionen bei Experteninterviews

entbehrlich, da es sich um die Wissensvermittlung und nicht um ein klassisches

Interviewhandelt.(Meuser/Nagel1991:455)UmdieAuthentizitätderTranskripti-

onzuwahren,wurdennurgrobesprachlicheAnpassungendurchgeführt,diekeinen

Eingriff in den Inhalt des Gesprochenen darstellen. Zusätzlich wurde die erste

Transkription,wiebereitserwähnt,durchdieInterviewteJulianeMetzker,ergänzt.

FürdieAuswertungderExperteninterviewswirddiequalitativeInhaltsanalysenach

Mayring verwendet. Als Grundformen der Interpretation unterscheidet Mayring

Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung. Dabei steht die Reduktion des

Untersuchungsmaterials im Mittelpunkt, um die gesamte Textmenge auf die

wesentlichenAussagenzureduzieren,ohnedieGrundaussagenzuverfälschen.

Die Auswertung findet in drei Schritten, nämlich der Paraphrasierung, der

Generalisierung und der Reduktion, statt. Im ersten Schritt werden relevante

Textteile paraphrasiert. Danach erfolgt die Generalisierung, also das Verallgemei-

nern und Verkürzen der Paraphrasen. Im dritten Schritt, der Reduktion, werden

doppelte Elemente oder ähnliche Textstellen mehrerer Interviews zusammenge-

fasst.(Mayring2008:58ff)Daesjedochkeinesichwiederholendenoderähnelnden

Ergebnisse imgleichenThemenbereichgab, fieldieReduktion indiesemFallweg.

Diesresultiertdaraus,dassdaszweite Interviewgeführtwurde,umoffeneFragen

nachdemerstenInterviewzuklärenundsichsomitdieFragenkaumüberschnitten.

DievollständigeAuswertunginAnlehnunganMayringbefindetsichimAnhang.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 67

6 Ergebnisse der empirischen Untersuchung

Im folgendenKapitelwerden zumeinendie Ergebnisseder Inhaltsanalyse, die 34

Artikel der Plattform für Konstruktiven Journalismus Perspective Daily umfasst,

erläutertundgraphischdargestellt.DerAufbauderAuswertungorientiert sichan

derReihenfolgederKategorienimCodebuch.ZumanderenergänzendieErgebnisse

aus den beiden Experteninterviews, die mit Juliane Metzker und Felix Austen

geführtwurden,jenederInhaltsanalyse.SosolleineübersichtlicheZusammenfüh-

rungbeiderAuswertungenrealisiertwerden.

6.1 FormaleKategorien

V03Autorenschaft

AuswertungderInhaltsanalyse

ImZugederAuswertungzeigtsich inBezugaufdieAutorennureineAuffälligkeit,

undzwar,dassneunBeiträge,alsofasteinViertelalleranalysiertenArtikel(n=34),

vonGastautoren verfasstwurde.Ansonsten scheint sich dieAutorenschaft relativ

gleichmäßigaufdiePerspective-Daily-Autorenaufzuteilen,lediglichTorstenSewing

hatkeinenderindieserAnalyseuntersuchtenArtikelverfasst(sieheAbb.5).

Abb.5:AnzahlderverfasstenArtikelproAutor

Quelle:EigeneDarstellung

0 2 4 6 8 10 12

FelixAustenBernhardEickenberg

HanLangeslagJulianeMetzker

Gi{MüllerNikolaSchmidtTorstenSewingMarenUrnerDirkWalbrühl

DavidEhlFrederikvonPaepcke

TareqSydiqAndere

VerfassteArbkel

Autoren

V03Autorenschad

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 68

DieGastautorensind:SozialwissenschaftlerKaiRüsberg,derfreiberuflichbeimWDR

tätigist(Rüsberg2016:o.S.),Politologinundtaz-MitgründerinUteScheub(Scheub

2016: o.S.), Historikerin und freie Journalistin Isabelle Daniel (Perspective Daily

2016e: o.S.), Julia Stürzl, Oliver Imhof und Gesche Loft, Schriftsteller und

Kulturmanager Stanisław Strasburger (Secession-Verlag 2016: o.S.), der Journalist

undTextberatervonPerspectiveDailyVitoAvantarioalsCo-AutorvonMarenUrner

undLarissaSchwedes.

Bei den Gastautoren handelt es sich um einen vielfältigen Querschnitt, was

berufliche Hintergründe, Erfahrungen und Spezialisierung angeht. Dies deutet

darauf hin, dassman seitensPerspectiveDaily durch dieMitarbeit freier Autoren

ausverschiedenenBereichendieThemenvielfaltsteigernwill.

Zwei weitere Artikel ließen sich keinem einzelnen Perspective-Daily-Autoren

zuordnen undwurden unter „Andere“ codiert, da das ganze Team desMediums

daranbeteiligtwar.HierbeihandeltessichumeinenTextmitdemTitel„Waskann

die EU?“, in dem nach dem Brexit die Vorteile der EU beleuchtet wurden. Zwölf

AutorendesTeamsäußertensichhierbeizujeeinemPunkt.

Der zweite Artikel des Teams steht unter der Headline „Was wir bei Perspective

Dailymachen,wennsichallesüberschlägt“undist,wiederTitelbereits impliziert,

mehr ein erklärender Text darüber, wie das Medium arbeitet und mit aktuellen

Informationen umgeht und welche Prinzipien in der Berichterstattung verfolgt

werden,alsein„regulärer“Artikel.

VondenPerspective-Daily-AutorenverfasstenDavidEhl,NikolaSchmidtundJuliane

MetzkermitjedreiArtikelndiemeistenderanalysiertenBeiträge.

Ergänzendisthinzuzufügen,dassMarenUrnerzusätzlichzudenaufgeführtenzwei

Artikeln einmal als Co-Autorin von Vito Avantario fungierte, sowie dass Han

Langeslag einenArtikel in Zusammenarbeitmit FelixAusten veröffentlichte, diese

beidenalsoebenfallsjeeinmalalsCo-Autorentätigwaren.

AuswertungderExperteninterviews

Juliane Metzker betonte, dass sich die tagesaktuelle Berichterstattung durch die

journalistischeArbeitsweisevonPerspectiveDailyunterscheide.Dadurch,dassnur

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 69

einArtikelproTagproduziertwerde,könnelängerundintensiverfürHintergrund-

geschichten recherchiert werden. Sie sieht zwei grundlegende Wege, die es im

Journalismusgibt:

„Entweder du bist halt tagesaktuell, du reagierst schnell, du kommentierstschnell, läufst dann aber sicherlich Gefahr, vielleicht auch aufmanche QuellenentwederreinzufallenoderauchirgendwienichtwirklichgenügendQuellendafürzuhaben.OderdubisteinJournalist,derHintergrundgeschichtenmacht,sichZeitlässtmit den Sachen und dann auch, ja fürmich persönlichwar dasmehr dasbefriedigendeGefühl,wenndudanngutvielrecherchierthast.“(Metzker2016)

DasentsprichtauchGaltungsAnsatzdesFriedensjournalismus,derdieWichtigkeit

dersorgfältigenRechercheallerSeitenundParteienbetont(vgl.Abschnitt4.6.3).

Sowohl bei Gastautoren als auch bei festen Autoren achteman darauf, dass ein

wissenschaftlicher Hintergrund gegeben ist oder die Personen ein spezifisches

Fachwissen zu einem Themenbereich haben. Nur so könne von einer gewissen

fachlichenSicherheitderAutorenausgegangenwerden.DiesseidieVoraussetzung

dafür,„ehrlichenJournalismus“praktizierenzukönnen.(Metzker2016)Abgesehen

vom Fachwissen sollten (Gast-)Autoren journalistische Vorerfahrung aufweisen

können, damit die Qualitätsstandards gehalten werden können. (ebd.) Insgesamt

gibteslautAustenzwischen13und15festangestellteMitarbeiter,wobeimanche

VollzeitundmancheTeilzeitarbeiten.DieAnzahlderGastautorensteigestetig,da

beinahe wöchentlich ein Gastautor einen Artikel verfasst. (Austen 2016) Diese

Ausführungen spiegeln wider, was in dem erwähnten Artikel „Was wir bei

PerspectiveDailymachen,wennsichallesüberschlägt“ausgeführtwird:

„Ehrlichkeit und Transparenz zu unseren Recherchen sind uns wichtig. UnsereAutorensindFachmenschenfürihreThemen,QuellennennenwiramArtikelrand.Besonderes Augenmerk legen wir auf die Motive von Quellen, vor allem inKonfliktsituationen:Wichtigistnichtnur,wasjemandsagt,sondernauch,warumjemandetwassagt.”(PerspectiveDaily2016f:o.S.)

Zusammenfassung:

⋅ DieMitarbeitvonGastautorenwirdbeiPerspectiveDailygefördert.⋅ AlleAutorenhaben ihrespeziellenFachgebieteund/odereinenwissen-

schaftlichenBackground.⋅ AusführlicheundintensiveRechercheistwichtig.⋅ DieMotive,warum Personen, Institutionen etc. so handeln,wie sie es

tun,sollenbeleuchtetwerden.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 70

V04Artikelumfang

AuswertungderInhaltsanalyse

Im Durchschnitt umfasst der Text der analysierten Artikel 13.137 Zeichen (inkl.

Leerzeichen).CodiertwurdedieZeichenanzahljedesArtikelsexklusiveAngabenwie

Datum,Uhrzeit, Autorenname, Bildbeschriftungen sowie Zusatzinformationen, die

beiPerspectiveDailyinDrop-Down-Kästenzufindensind.EineÜbersichtstelltAbb.

6dar.

Abb.6:UmfangalleranalysiertenArtikelgemessenanderZeichenzahl

Quelle:EigeneDarstellung

Der kürzeste der codierten Artikel umfasst lediglich 6.040 Zeichen, der längste

20.061, somit wird hinsichtlich des Textumfangs ein relativ breites Spektrum

abgedeckt.Dabei ist jedochzubeachten,dassSpitzenundTiefen inBezugaufdie

ZeichenanzahlehergeringausfallenundsichderGroßteilderArtikel imMittelfeld

zwischen10.000und15.000Zeichenbewegt.

DenkürzestenArtikelstelltderunter„V06Autorenschaft“bereitserwähnteBeitrag

„Was wir bei Perspective Daily machen, wenn sich alles überschlägt“ des

Perspective-Daily-Teams dar, dieser ist demnach nicht als „klassischer“ Artikel

einzustufen, wodurch sich die Kürze erklären lässt. Er wurde mit dem Hinweis

„DieserTextistTeilunsererSommerreiheunddaherkürzereundleichtereKostals

05000

10000150002000025000

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122232425262728293031323334

Zeichen(inkl.Leerzeichen)

Arbkelnummer

V04Arbkelumfang

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 71

unsere normalen Beiträge.” von Perspective Daily gekennzeichnet. (Perspective

Daily2016f:o.S.)

DiebeidenArtikel,diediesemArtikelmit7.496bzw.9.926Zeichenfolgen,sindvon

denGastautorinnenUte Scheub („Riace oder: Rezept für eine gelebteUtopiemit

Geflüchteten“) zu den Themen „Migration & Integration“ sowie „Kultur &

Zusammenleben“ und Isabelle Daniel („Der Petry-Effekt“) zu den Themen „EU &

Demokratie“undebenso„Kultur&Zusammenleben“verfasstworden.

Die drei längsten Artikel wurden von den beiden Gründern Han Langeslag und

MarenUrnersowievonderGastautorinGescheLoftverfasst.Derumfangreichste

ArtikelvonLangeslag(„DasÖlderAnderen“)wurdemitdemHauptthema„Energie

& Rohstoffe“ und dem Nebenthema „Geld & Handel“ codiert (20.061 Zeichen).

MarenUrnerhatden zweitlängstenArtikelmit 19.243 Zeichen verfasst („Wiewir

schlechteGewohnheitenbrechen“)wobeidieThemen„Neurowissenschaften“und

„Ernährung& Landwirtschaft“ codiertwurden.Andritter Stelle stehtGesche Loft

mit17.452ZeichenunddenThemen„Migration& Integration“ sowie „Rechtund

Gerechtigkeit“(„MutzurGrauzone“).

Mit einem durchschnittlichen Artikelumfang von etwa 13.000 Zeichen (exakt:

13.137 Zeichen) ist erkennbar, dass beiPerspectiveDaily die Vorteile desOnline-

Portals, was die nicht vorhandene textliche Begrenzung angeht, ausgenutzt wird

undlangeLesestückederNormalfallsind.

Erkenntnisse zur Lesegeschwindigkeit ergeben, dass ein Durchschnittsleser etwa

200 bis 250Wörter proMinute (WpM) lesen kann. (FocusOnline: o.S.) Das lässt

darauf schließen, dass sich Leser von Perspective Daily bei einem analysierten

Durchschnittswert von 1.885 Wörtern etwa zehn bis 15 Minuten Zeit für das

ErfasseneinesganzenArtikelsnehmenmüssen. ImGegensatzzuanderenMedien

fallendieanalysiertenBeiträgedamitverhältnismäßiglangaus.

Zum Vergleich: Bei Artikeln auf NZZ.at wird die Lesezeit, die sie in Anspruch

nehmen, angegeben. Bei Durchsicht aktueller Artikel konnte an mehreren

aufeinanderfolgendenTagenfestgestelltwerden,dassdasLeseneinesGroßteilsder

Artikel Lesernnichtmehrals vierbis fünfMinutenkostet,wasdieHälftederZeit

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 72

oderwenigerist,alsdieLeserfürArtikelvonPerspectiveDailyaufwenden.(NZZ.at

2016:o.S.)

Dass es Unterschiede zwischen Print und Online gibt, was den Artikelumfang

betrifft, bestätigt auch Thorsten Quandt anhand einer Inhaltsanalyse, die

hervorbrachte, dass der durchschnittliche Textumfang von Online-Beiträgen

deutlich länger ist als jener in Print-Medien. Er sieht in dieser Feststellung einen

Widerspruch zu der oft vertretenen Ansicht, dass Online-Medien nur für kurze

Nachrichtengeeignetsind.(Quandt2008:138)DiesbestätigendieErkenntnisseder

vorliegendenInhaltsanalyse.

LautARD/ZDFOnlinestudievon2015wirddasInternetzwarvon59%derBefragten

genutzt, um „Artikel und Berichte im Internet (zu) lesen“. Auf die täglichen

Tätigkeitenumgelegt, dieonlinedurchgeführtwerden, sindes jedoch lediglich27

Minuten,diefürdie„MediennutzungimInternet,alsoVideosundFernsehsendun-

gen schauen, Radio, Audios oder Musik hören, Nachrichten im Internet lesen“,

ausfallen.Dies inkludierteineVielzahl anverschiedenenTätigkeitendar,dienicht

nurdasLesenvonArtikelnbetrifft,weshalbdavonausgegangenwerdenkann,dass

der Anteil der Nutzer, der zehn bis 15Minuten dieser 27Minuten für das Lesen

eineseinzigenArtikelsaufwendet,ehergeringist.(Frees/Koch2015:372,375)

DadurchkommtdieFrageauf,warummansichseitensPerspectiveDailyzuArtikeln

indiesemUmfangentschiedenhatbzw.obdieseEntscheidungüberhauptbewusst

getroffenwurde.

Das Publikum könnte sich, glaubtman den angeführten Studien, spätestens nach

einem Jahr, wenn die Abo-Verlängerung ansteht, stark reduzieren, wenn

Rezipienten nicht die Zeit haben bzw. aufwendenwollen, um derart ausführliche

Artikel zu lesen. Auch der Zeitaufwand, den Journalisten in Recherche und

Verfassen der Texte steckenmüssen, ist erheblich – was auch finanziert werden

muss.

AuswertungderExperteninterviews

Laut Aussagen von Felix Austen gibt es im Prinzip keine Vorgaben, was den

Textumfang der veröffentlichen Artikel betrifft, da man die Flexibilität, die das

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 73

Veröffentlichen auf einer Online-Plattform mit sich bringt, auch nutzen will.

Trotzdem spricht er von einem Richtwert, der zwischen mindestens 7–8.000

Zeichen und höchstens 13–14.000 Zeichen liegt. Die analysierten Texte bewegen

sich mit einem Durchschnittswert von etwa 13.000 Zeichen pro Artikel an jener

oberenGrenze,dievonAustenangesprochenwurde.SeinerMeinungnachwerden

Texteautomatisch länger, jemehrHintergründebeleuchtetwerdenundsobald in

die Tiefe gegangen wird. Dass sich lange Lesestücke entwickelt hätten, wäre nie

explizitangestrebtgewesen,sondernhättesichsoergeben.

LangfristigstrebemanbeiPerspectiveDailyeinenMixauskurzenundlangenTexten

an, wobei die Länge von Text und Thema abhängig sein soll. (Austen 2016)

V05Bebilderung

AuswertungderInhaltsanalyse

BezüglichderBebilderunglässtsichfeststellen,dassbeiknappderHälftederTexte

(16 Artikel) je vier Bilder verwendet wurden. In fünf Artikeln wurden drei Bilder

verwendet, invierwarenes je sechsBilder,und lediglich indreiTextenbefanden

sichjeweilsfünfbzw.siebenBilder.JeeinmalwurdennureinBild,neunBilderoder

13Bilderverwendet,wieausdernachstehendenAbbildung7zuentnehmenist.

Zusammenfassung:

⋅ DurchschnittlichumfassendieTextederanalysiertenArtikeletwa13.000Zeichen(inkl.Leerzeichen).

⋅ DasLeseneinesArtikelsdauertdemnachinetwazehnbis15Minuten.⋅ EswarseitensPerspectiveDailynichtgeplant,solangeStückezuprodu-

zieren–diesgehtabermitderausführlichenBerichterstattungeinher.⋅ LangfristigwillmaneinenMixaus langenundkurzenTextenerreichen,

derRichtwert liegtmomentan inetwabeimindestens6–7.000Zeichenundhöchstens13–14.000Zeichen.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 74

Abb. 7: Bilder pro Artikel, dargestellt in Prozentzahlen und ganzen Zahlen (Anzahl derArtikel)

Quelle:EigeneDarstellung

Der Text mit 13 Fotos beinhaltet zwölf Autorenporträts, da er vom ganzen

Perspective-Daily-Team verfasst wurde und jeder der Journalisten mit Bild

angeführt wurde, und stellt somit eine Ausnahme dar. Auch der Artikel mit nur

einem Bild ist vom Perspective-Daily-Team geschrieben worden („Was wir bei

PerspectiveDailymachen,wennsichallesüberschlägt“,siehe„V06Autorenschaft“)

und enthält im Gegensatz zu dem ersten angesprochenen Artikel lediglich ein

Titelbild.DerTextmitneunBildernbeinhaltet sieben Illustrationen,die indiesem

FallalseineArtUntergliederungeingesetztwurden.

Daranlässtsicherkennen,dassderZwischenwertvonvierBildernkaum,undwenn,

dannnurgeringoderinspeziellenFällenvonderNormabweicht.

BeiderBebilderungverhältes sichähnlichwiebezüglichdesTextumfangs.Einem

Online-Medium stehen in dieser Hinsicht mehr Möglichkeiten offen als einem

gedruckten Produkt, das auf eine bestimmte Seitenanzahl beschränkt ist und pro

ArtikelnichtbeliebigvielPlatzeinplanenkann.

Zu diesem Thema konnten keine repräsentativen Studien gefunden werden. Im

ZugeeinerDurchsichtmehrererTageszeitungen (Kurier,DerStandard,DiePresse,

3%(1)

14%(5)

47%(16)9%(3)

12%(4)

9%(3)

3%(1)

3%(1)

V05Bebilderung

1Bild

3Bilder

4Bilder

5Bilder

6Bilder

7Bilder

9Bilder

13Bilder

BilderproAr}kel:

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 75

SüddeutscheZeitung)konntejedochfestgestelltwerden,dassvierodermehrBilder

in Print-Zeitungen pro Artikel selten sind. Bei Reportagen oder Aufmacher-Storys

stehtmeistmehrPlatzfürBilderzurVerfügung,genausowieinMagazinen.Oftwird

dieserPlatzfüreineinzelnes,großesBildgenutzt.

In der Beziehung zwischen Wort und Bild sieht Irmgard Wetzstein ein wichtiges

Element im Journalismus. Bilder können bei Lesern beispielsweise Empathie

auslösen, Emotionen hervorrufen und ihnen helfen, sich besser in Situationen

hineinzuversetzen.DiesbewirkeeineVerstärkungdesemotionalenEffekts.Zudem

dientenFotografienalseineArt„Beweisstück“dafür,dassetwasauchtatsächlichso

passiertist,wieesbeschriebenwird.(Wetzstein2010:122ff)

DieBedeutungvonBildern im Journalismusunterstreicht siemiteiner Studievon

RuneOttosen, die besagt, dassGrafiken und Fotos in der Kriegsberichterstattung

dieAussagekraftdesBerichtetenverstärkenkönnten.(Wetzstein2010:122ff,zit.n.

Ottosen 2007: 1) Ebenso erwähnt sie, dass der Einsatz vonVisualisierungsmitteln

teilweise kritisch gesehen wird, da der Informationswert dadurch an Stellenwert

verlierenkönnte.(ebd.,zit.n.Renger/Rest2001:124)

DieseErkenntnissehebenhervor,dassPerspectiveDailydurchdenunbeschränkten

Einsatz von Bildern die Möglichkeit hat, beschriebene Situationen besser

verständlich zu machen und bestimmte Emotionen besser zu transportieren. Ob

dadurch der Informationswert in denHintergrund tritt, kann rein analytisch nicht

festgestellt werden und ist von der Art und Weise, wie und mit welchem

HintergrundeinTextrezipiertwirdundwieBildereingesetztwerden,abhängig.

Innerhalb aller Artikel wurde lediglich ein Video von Gastautor Kai Rüsberg

eingebunden, das offensichtlich von Perspective Daily eigens produziert und mit

einemLogoversehenwurde.Darüber,warumnichtvermehrtaufdenEinsatzvon

Videoszurückgegriffenwird,konntedasExperteninterviewAufschlussgeben.

DifferenzierungderBilderinverschiedeneKategorien

ImZugederCodierungwurdendieBilderinverschiedeneKategorieneingeteilt,um

feststellen zu können, welche Art von Bildern am häufigsten bzw. am seltensten

verwendetwird.In23der34ausgewertetenArtikelwurdeninsgesamt51Porträts

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 76

von Menschen codiert, wobei jene zwölf Autorenporträts des weiter oben

angesprochenen Artikels mitgezählt wurden. Weiters wurden in 18 Texten

insgesamt33Bilder,dieNaturoderStadtzeigten,codiert.Insgesamt24Illustratio-

nen finden sich in relativ wenigen, nämlich sieben Artikeln wieder und wurden

meist innerhalb eines Textes vermehrt eingesetzt. Bilder von Kunst, wozu auch

einige Graffitis gezählt wurden, wurden in lediglich vier Textenmit insgesamt 13

Bilderneingebunden,AbbildungenvonTierensindmitvierBildern indreiArtikeln

eherspärlicheingesetztworden.

DieReihenfolgeinnachfolgenderTabelle7,dieeineÜbersichtüberalleKategorien

aufzeigt,orientiertsichanjener,dieimCodebuchverwendetwird.

Tabelle7:AufteilungderBilderindenverschiedenenfestgelegtenKategorien

AnzahlderArtikel,

indenendie

Kategorie

verwendetwurde

AnzahlderBilder

dieserKategorie

innerhalballer

analysiertenArtikel

Verwendungvon

Bilderndieser

Kategorieals

Titelbild

PorträtsvonMenschen 23 51* 2

SymbolhafteDarstellungvonMenschen

14 18 4

Natur&Stadt 18 33 12

Tiere 3 4 1

Kunst 4 13 3

Illustration 7 24 5

Andere 10+1Video 18+1Video 6

*inkl.12AutorenporträtsinArtikelNr.19vom15.7.2016;Quelle:EigeneDarstellung

Titelbild/Header

Als Titelbild, das zusammen mit der Headline den ersten Eindruck eines Artikels

ausmachtundLeserzumWeiterlesenanimierensoll,wurdeinzwölfFälleneinBild,

das der Kategorie „Natur & Stadt“ entspricht, verwendet. Dieser Tatsache wird

jedoch keine bestimmte Bedeutung zugemessen. Eher liegt die Vermutung nahe,

dasssichjeneBilderfürdasLayoutbeiPerspectiveDailyanbieten,weilsiemeistin

ihremGesamteindruck ruhigerwirkenalsbeispielsweisePorträts.Der großeTitel,

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 77

der auf der Plattform darübergelegt wird, ist so besser lesbar, wie man in

nachfolgendemBeispieldesArtikels„Riaceoder:RezeptfüreinegelebteUtopiemit

Geflüchteten“sehenkann. ImVergleichdazu fälltdasverwendetePorträtbildvon

Frauke Petry für den Artikel „Der Petry-Effekt“ ungünstig aus, da der Schriftzug

direktüberdasGesichtderPersonfälltundschwerlesbarist(sieheAbb.8).

Abb.8:Header-BilderbeiPerspectiveDaily

Quelle:PerspectiveDaily2016a:o.S.

AuswertungderExperteninterviews

DerEinsatzvonBildernistnichtnurSachederJournalisten,erklärtJulianeMetzker

im Interview. Es bestehe eine enge Zusammenarbeit zwischen Autoren und

Designern und die Gesamtoptik sei wichtig. Beispielsweise werden Header-Bilder

unteranderem,wievermutet,nachdemAspektausgesucht,obsieharmonisch in

das Gesamt-Layout passen. Auch hinter dem Einsatz von Bildern innerhalb eines

ArtikelsstehenichtalleindieVisualisierung:

„DieBilder undgrafischaufgearbeiteten Zitate5 sindoptischeAnker.Damit derLeseraucheinmalverschnaufenunddasgeradeGeleseneaufsichwirkenlassenkann.“(Metzker2016)

Zumgeringenbzw.kaumvorhandenenEinsatzvonVideosbeziehtsichMetzkerauf

die personellen Kapazitäten, die für die Produktion eines Videos vorhanden sein

müssen. Vorerst stehe die „Konstruktive Schreibe“ imVordergrund, immerhin sei

5Anm.:Als „grafischaufgearbeitete Zitate“bezeichnetMetzker farblichund inder SchriftgrößehervorgehobeneZitateamRanddesFließtextes

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 78

PerspectiveDailyerstzweiMonateaufdemMarktundmüssesichauchdarin„erst

austesten“.(Metzker2016)

V06GrafischeUmsetzungdesThemas:VerwendungvonInfografiken

AuswertungderInhaltsanalyse

Das Wort Infografik ist eine Zusammensetzung aus „Information“ und „Grafik“,

welcheinihrerAusgestaltungsehrvielfältigausfallenkönnen.(Knieper1995:3)Das

ist auch der Fall bei Perspective Daily. Die Infografiken gehen von interaktiven

Grafiken über die comic-hafte Darstellung von technischen Systemen bis hin zu

Balkendiagrammen, die neben der Darstellung von Zahlen auch Zusammenhänge

grafischaufzeigen.

Eswurdenin17aller34analysiertenArtikelninsgesamt27Infografikenfestgestellt,

waseinenAnteilvon50%ausmacht.

In15FällenwurdemehralseineGrafikverwendet,wasdieGesamtanzahlvon27

Infografiken erklärt. Zumeist waren es jedoch nicht mehr als eine oder zwei

Infografiken,dieproArtikeleingesetztwurden,nurjeeinmalwurdendreibzw.vier

Infografikenverwendet(sieheAbb.9).

Zusammenfassung:

⋅ ImDurchschnittwurdenvierBilderproArtikelverwendet.⋅ AmhäufigstenwurdenPortätsvonMenscheneingesetzt.⋅ AlsTitelbilderwurdenhauptsächlichBilderderKategorie„Natur&Stadt“

verwendet.⋅ Der Einsatz von Bildern ist nicht nur Sache der Journalisten, sondern

auchderDesigner.SiesollenTexteauflockernunddasGeleseneverdeut-lichenundwirkenlassen.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 79

Abb.9:VerwendungvonInfografikeninnerhalbderanalysiertenArtikel

Quelle:EigeneDarstellung

Infografiken werden oft zur Erklärung komplexer Themen eingesetzt, um Zahlen

undEntwicklungenzuveranschaulichenoderlange,zahlen-undfakten-lastigeTexte

aufzulockern. Bei einem derart hohen Anteil an Infografiken, nämlich in jedem

zweiten Artikel, ist davon auszugehen, dass es fürPerspective Dailyeinwichtiger

Aspekt ist, ihren Lesern komplizierte Themen einfach zu veranschaulichen und

dadurchdasVerständniszuerleichtern.DasreflektiertdieselbstauferlegtenZiele

der Plattform, Abonnenten Hintergründe und Zusammenhänge zu erklären (vgl.

Abschnitt 5.1). Zudem steckt meist ein hoher Arbeits- und damit verbunden

Kostenaufwandhinterder Erstellung von Infografiken.Dieser finanzielleMehrauf-

wand, der damit einhergeht, verdeutlicht, dass die erklärende Funktion des

Mediumsinternalswichtigangesehenwird.

AuswertungderExperteninterviews

Juliane Metzker, die meist über den arabischen Raum berichtet, verwendet

Infografiken oft in Form von Landkarten, um den Lesern zu zeigen, wo sich das

Gescheheneabspielt.Infografikensollen,wieinderWissenschaft,zurVeranschauli-

chungundZusammenfassungkomplexerSachverhaltedienen.Dieskorrespondiert

mitdemwissenschaftlichenAnspruch,demPerspectiveDailygerechtwerdenwill.

(Metzker2016)

AußerdemkommeeinAspekthinzu,derschoninderKategorie„Bilder“angespro-

chen wurde: die optische Aufwertung eines Textes und Infografiken als eine

„Verschnaufpause“fürdenLeserbeianspruchsvollenArtikeln.(ebd.)

Innerhalbder34analysierten

Artikelwurden27Infografiken

verwendet

17von34analysiertenArtikel

beinhaltenmindestenseine

Infografik

0

2

4

6

8

10

1 2 3 4

AnzahlderArbkel

AnzahlderInfografiken

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 80

FelixAusten sieht Infografiken als einenBestandteil vonhochwertigen Texten an.

Nach neurowissenschaftlichen Erkenntnissen der GründerinMaren Urner werden

Informationen zudem besser aufgenommen,wenn ein gewisserMix aus Bild und

Textbesteht.(Austen2016)

6.2 InhaltlicheKategorien

V07Titel

DieAuswertungderHeadlinesbezüglichihrerValenzistnichtaussagekräftig,dain

23 von34 Fällen „KeineEinordnungmöglich“ codiertwurde. In vier Fällenwurde

der Titel als negativ und in sieben Fällen als positiv eingestuft. Dies lässt keine

Rückschlüssezu,obesbeiPerspectiveDaily genauereÜberlegungengibt,wasdie

FormulierungvonHeadlinesbetrifft,alsoobmangezielteineRichtungansteuert.

Die Analyse des Titels stellte sich außerdem als schwierig heraus, weil bei der

ErstellungdesCodebuchsdavonausgegangenwurde,dassbestimmteSchlagwörter

wie„Angst“,„Gewalt“,„Freude“oder„Hoffnung“RückschlüsseaufdieValenzdes

Titelszulassen.AllerdingswurdenhäufignegativeWörterverwendet,umPositives

darzustellen und so zu verstärken. Beispiele dafür sind die Titel „Zukunft statt

Zynismus“oder„InderHeldenschmiedegegenExtremismus“.

Eine Headlinewie „Dieses Geldwill fast keiner haben – und das ist gut so“ lässt

keine klaren Rückschlüsse zu. Tendenziell vermutet man sogar eher negative

Nachrichtendahinter,wassichaberbeimLesendesArtikelsalsfalscherweist.

EinenÜberblicküberverwendetepositivbzw.negativkonnotierteAusdrückeinden

verwendetenHeadlinesgibtdienachfolgendeGrafik.(Abb.10)Hierbeiistzusehen,

dassmehrWörter,dietendenziellalsnegativwahrgenommenwerden,festgestellt

wurden.

Zusammenfassung:

⋅ DieHälftederanalysiertenArtikelbeinhaltetmindestenseineInfografik.⋅ Sie stellen eine optische Aufwertung dar, veranschaulichen komplexe

SachverhalteundlockernTexteauf.⋅ BeiPerspectiveDailywerdensiealsBestandteilvonhochwertigenTexten

angesehen.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 81

Abb.10:WordcloudsmitpositivundnegativkonnotiertenWörterninTitelnderanalysiertenArtikel

Quelle:EigeneDarstellungunterVerwendungdesToolswordclouds.com

V08Thema(Hauptthema&Nebenthema)

Die nachfolgende Tabelle enthält jene zehn Themen, die am öftesten codiert

wurden.DievollständigeAuswertungbefindetsichimAnhang.

Gereiht wurden die Themen danach, wie oft sie insgesamt als Haupt- und

Nebenthemeninsgesamtverwendetwurden.KameszueinergleichhohenAnzahl

an Verwendungen, wurde jenes Thema, das öfter als Hauptthema ausgewertet

wurde,vorgereiht.

„EU&Demokratie“wurdeachtmalalsHauptthemacodiert,waseinendeutlichen

Vorsprung zu den anderen Themen darstellt. „Kultur & Zusammenleben“ wurde

zwar insgesamt auch siebenmal festgestellt, jedoch sechsmal davon nur als

Nebenthema. Am dritten Platz ist das Thema „Energie & Rohstoffe“ gereiht, das

viermalalsHauptthemaundzweimalalsNebenthemaaufgegriffenwurde.

DieklareMehrheitdesThemenbereiches„EU&Demokratie“lässtdaraufschließen,

dass der Bereich Politik als wichtig empfunden wird, vor allem in Bezug auf die

Zusammenfassung:

⋅ DieAuswertungderTitelsbezüglichderValenzführtezukeinemeindeu-tigen Ergebnis, das Rückschlüsse zulassenwürde.Grund dafür ist, dassbei 23 der 34 analysierten Artikeln keine klare Einordnung getroffenwerdenkonnte.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 82

Länder der EU. Das Thema Brexit wurde beispielsweise aus zu diesem Zeitpunkt

aktuellemAnlasszweimalaufgegriffen.

Tabelle8:Haupt-undNebenthemenderanalysiertenArtikel

Hauptthema Nebenthema

EU&Demokratie 8 0

Kultur&Zusammenleben 1 6

Energie&Rohstoffe 4 2

Identität 3 3

Recht&Gerechtigkeit 1 5

Migration&Integration 3 1

Geld&Handel 1 3

Partizipation 0 3Konflikte 2 0DigitaleWelten 2 0

Quelle:EigeneDarstellung

Weitere Hauptthemen, die verwendet wurden, aber nicht unter die zehn ersten

Themenfielen,waren:„DenkenundEntscheiden“,„Werte“,„Gesundheit“,„Arbeit

& Leben“, „Neurowissenschaften“, „Innovation & Fortschritt“, „Natur & Leben“,

„Klima“sowie„UrbanesLeben“(jeeinmal).

Als Nebenthemen wurden außerdem codiert: „Denken & Entscheiden“ (einmal),

„Lebenspfade“ (einmal), „Psychologie“ (zweimal), „Innovation und Fortschritt“

(zweimal), „Klima“ (zweimal), „Ernährung und Landwirtschaft“ (zweimal) und

„SozialeBewegung“(einmal).

KeineinzigesMalkonntendieThemen„Inklusion“,„MedienCheck“,„Technologie“,

„DieWeltinZahlen“,„Kreativität“,„Kaufen&Besitzen“,„Bildung“oder„Lifehacks“

festgestelltwerden.

WährenddesCodierens ist aufgefallen, dass jeneeher speziellenoder abstrakten

Themen von Perspective Daily wie „Inklusion“, „Kreativität“ oder „Lifehacks“

tendenziellbeiderAnalyseaußerAchtgelassenwerden,weildarunterVielesfallen

kann, es jedoch keine Bezeichnungen sind, die konkret genug wären, um sie zu

codieren.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 83

Außerdem wurde im Zuge des Codierens deutlich, dass bei den von Perspective

Daily vordefinierten Kategorien Begriffe wie etwa „Politik“ oder „Frei-

heit/Freiheitsentzug“ fehlen, da Themen, die in jene oder ähnliche Kategorien

fallen, sehr oft behandelt werden. Aus Mangel an jenen zutreffenden Themen

wurdendieseKategorienzugeordnet,dieamehestenpassten,alsobeispielsweise

„Rechte&Gerechtigkeit“oder„EU&Demokratie“.

Die vonStephanRuß-Mohl kritisierte „Einfalt inderVielfalt“ (Ruß-Mohl2010:23;

vgl. Abschnitt 2.1.3) kann bei Perspective Daily nicht bestätigt werden, da viele

unterschiedlicheThemenbereichebehandeltwerden.

V09OrtdesEreignisses

AuswertungderInhaltsanalyse

Bei der Auswertung des Ortes, in denen thematisierte Geschehnisse oder

Entwicklungen stattfinden oder die Anlass für die Berichterstattung sind, ist ein

FokusaufMitteleuropaauszumachen.InzwölfFällenhandelndieArtikelaußerdem

von Ereignissen oder Themen, die in mehreren, unterschiedlichen Ländern

stattfinden. Bei drei der analysierten Texte war keine Einordnungmöglich, da es

Themen waren, die nicht von Geschehnissen in einem einzelnen oder mehreren

Ländern handeln, sondern die übergreifend sind. In 13 Artikeln konnten europäi-

sche LänderalsOrtdesEreignisses festgestelltwerden,wobei es sichdabeineun

MalumDeutschlandhandelt(sieheTabelle9).

Zusammenfassung:

⋅ Am häufigsten wurden die Themen „EU & Demokratie“, „Kultur &Zusammenleben“ und „Energie & Rohstoffe“ codiert. Die Themenaus-wahl ist insgesamt vielseitig und stellt einen Querschnitt aus ver-schiedenstenBereichendar.

⋅ Einige Themen, diePerspective Daily selbst nennt, sind nicht klar defi-niert. Eine Zuordnung war dadurch im Rahmen der Inhaltsanalyse beimanchenThemenschwierigodernichtmöglich.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 84

Tabelle9:AuswertungderKategorie„LanddesEreignisses“

Quelle:EigeneDarstellung;DievollständigeAuswertungistimAnhangzufinden.

Russland und die Türkeiwurden innerhalb der Auswertung trotz ihresAnteils am

europäischenKontinentzuAsiengezählt,dadieFlächederLänderüberwiegendzu

Asien zählt. Insgesamt konntendreiArtikel Asien zugeordnetwerden, zweiAfrika

undeinerNordamerika.

Der relativ große Anteil an europäischen Ländern, die thematisiert werden, ist

durchdieörtlicheVerankerungderPerspective-Daily-RedaktionmitSitzinMünster

zuerklären.WinfriedSchulzdefiniertedieNachrichtenfaktoren„Elite-Nation“und

„Nähe“, die in diesemFall beide zutreffen.Deutschland ist einemächtigeNation,

was laut ihm den Nachrichtenwert eines Themas erhöht. Außerdem ist das

Geschehengeografisch,politischundkulturell sehrnahe,wennes inDeutschland

oderdemRestdeseuropäischenRaumespassiert. (Meier2013:201 zit.n. Schulz

1997:70ff)

Die analysierte Gesamteinheit ist zu gering, um ein repräsentatives und aussage-

kräftigesErgebnisandiesemPunktzuziehen,vorallemaufgrundderhohenAnzahl

an nicht klar zuordenbaren Einheiten („Verschiedene“ & „Keine Einordnung

möglich“).Trotzdemistfestzustellen,dassinnerhalbderArtikel,indenendasLand

des Ereignisses festgemacht werden konnte, die Nachrichtenwerttheorie nach

SchulzfürdieFaktoren„Elite-Nation“und„Nähe“greift.GleichzeitigistdieAnzahl

der Artikel, die nicht zugeordnet werden konnten oder verschiedene Länder

betreffen,mitinsgesamt15von34Artikelnsehrhoch.

OrtdesEreignisses

AnzahlderArtikel,in

denenderOrtdes

Ereignisseszutrifft

Verschiedene 12

Deutschland 9

Europäische Länder exkl.Deutschland,Österreich,Schweiz

4

KeineEinordnungmöglich 3

Asien 3

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 85

AuswertungderExperteninterviews

FelixAustensieht zwareinengewissen regionalenBezugbeieinemTeilderTexte

gegeben,sprichtabervoneinerTendenz,dassbeiPerspectiveDailyeherallgemein

gültige Themen behandelt werden. Diese würden jedoch oft einen Bezug zur

deutschenKulturaufweisen(vgl.AuswertungderInhaltsanalyse„V10-02Bezugauf

LänderdesdeutschsprachigenRaumes“).GenerellhättedieräumlicheNähejedoch

„keinenbesonderenStellenwert“.(Austen2016)

V10Nachrichtenfaktoren

BeidenfürdasCodebuchausgewähltenNachrichtenfaktorenkonntenbeinahealle

Artikeleindeutigcodiertwerden,esgab lediglich indreidervierKategorien jeein

bis zweiArtikel,beidenenkeineZuordnungmöglichwar.Die folgendeTabelle10

zeigtdieAuswertungallerVariableninnerhalbderKategorie„Nachrichtenfaktoren“.

Tabelle10:VerwendungvonNachrichtenfaktoreninnerhalbderanalysiertenArtikel

*Inachtder21Artikel,indenenderBezugaufLänderdesdeutschsprachigenRaumesbeschriebenwird,istderOrtdesEreignissesDeutschland;Quelle:EigeneDarstellung

V10Nachrichtenfaktoren

V10-01

Reichweite

V10-02

BezugaufLänderdes

deutschsprachigen

Raumes(DE/AUT/CH)

V10-03

Überraschung

V10-04

Kontroverse

GeringeReichweite

11 Bezugnichtbeschrieben

11 KeineÜberraschung

16 KeineKontroverse

18

GroßeReichweite 23

Bezugbeschrieben 21*

Überraschungvorhanden 17

Kontroversevorhanden 14

KeineEinordnungmöglich

0Keine

Einordnungmöglich

2Keine

Einordnungmöglich

1Keine

Einordnungmöglich

2

Zusammenfassung:

⋅ EskonnteeinFokusaufMitteleuropa,insbesondereDeutschlandfestge-stelltwerden.

⋅ In zwölf Fällen wurde „Verschiedene“ codiert. Dies legt in Verbindungmit Felix Austens Aussage nahe, dass viele Artikel allgemeine Relevanzhaben,dienichtaufeinLandbeschränktist.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 86

V10-01Reichweite

DieReichweitewurdeoft,dasheißt in23von34Fällen,als„groß“codiert.Wenn

einevieleMenschenvoneinemThemabetroffenist,waroderseinwird,bedeutet

das,dasseinehoheRelevanzbesteht.DiesentsprichtdenErgebnissenvon„V09Ort

des Ereignisses“ und damit verbunden Felix Austens Aussagen im Experteninter-

view, dass oft allgemein gültige Themen behandelt werden. „Große Reichweite“

wurde auch bei Artikeln mit länderspezifischen Themen codiert, die eine

internationaleTragweitehaben,wiebeispielsweisederBrexit.

SomittrifftineinemGroßteilderArtikel(mehralszweiDrittel)derNachrichtenfak-

tor„Reichweite“zuundkannalswesentlichesElementbeiderAuswahlderThemen

betrachtetwerden.

V10-02BezugaufLänderdesdeutschsprachigenRaumes(Deutschland,Österreich,

Schweiz)

DerinhaltlicheBezugaufLänderdesdeutschsprachigenRaumes,alsoDeutschland,

Österreich oder die Schweiz, ist in beinahe zwei Dritteln der analysierten Texte

gegeben.Diesbestätigt,wasbereits unter „V09 Landdes Ereignisses“ festgestellt

wurde:DieörtlicheNähespiegeltsich inderBerichterstattungunddenbehandel-

tenThemenwider.

In21TextenwirdBezugzujenenLänderngenommen,wobeiinachtFällenauchder

Ort des Ereignisses Deutschland ist. Doch auch wenn sich Ereignisse oder

Entwicklungen nicht im deutschsprachigen Raum abspielen,was in 13 der Artikel

derFallist,wirdBezuggenommenaufDeutschland,ÖsterreichoderdieSchweiz.

Auch dieser Nachrichtenfaktor wird in einem Großteil der analysierten Texte als

zutreffend codiert und wird somit als Faktor für die Berichterstattung bei

PerspectiveDailyeingestuft.

Dies steht nicht in Widerspruch zu dem festgestellten Nachrichtenfaktor

„Reichweite“. Es ist vielmehr eine weitere Bestätigung dessen, was Austen im

Interview geäußert hat: Artikel von Perspective Daily behandeln oft allgemein

gültigeThemen,wobeiBezugaufdiedeutscheKulturgenommenwird.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 87

V10-03Überraschung

InBezugaufdenNachrichtenfaktorÜberraschungistdasErgebnismit16Artikeln,

beidenenderFaktorzutrifftund17,beidenenernichtzutrifft, fastausgeglichen.

LediglichbeieinemArtikelwarkeineEinordnungmöglich.Dasheißtzusammenge-

fasst,dassdieBerichterstattungüberEreignissebzw.Entwicklungen,dieunbekannt

sind oder deren Verlauf unberechenbar ist, fast genauso oft berichtetwurdewie

über solche, die dem Publikum bereits bekannt sind. In diesem Fall kann der

Nachrichtenfaktor nicht als ausschlaggebendes Kriterium oder Anlass für die

Berichterstattunggewertetwerden.

KritischzusehenistinBezugaufdieCodierungdesNachrichtenfaktors,dassesauf

denindividuellenInformationsstandeinesjedenLesersankommt,obdasBerichtete

bereitsbekanntundabschätzbar ist,odernicht. Insofern istdasErgebnis inBezug

auf den Nachrichtenfaktor ein subjektives, das abhängig vom Codierer stark

variieren könnte und hätte somit auch alswertende Kategorie eingestuftwerden

können.

V10-04Kontroverse

AuswertungderInhaltsanalyse

Der Nachrichtenfaktor Kontroverse wurde in 14 der 34 analysierten Artikel als

zutreffendcodiert.Hingegenwurde in52%derArtikel (18) festgestellt,dasskeine

Kontroversedargestelltwird.ZweimalwarkeineEinordnungmöglich.

DiesesErgebniszeigtalso,dassinmehralsderHälftederArtikelkeinewidersprüch-

lichenMeinungeneinandergegenübergestelltwerden,wasdenEindruckvermitteln

könnte,esfehleanderDarstellungmehrererAnsichten.

Kontroversemuss jedoch in Abgrenzung zurMeinungsvielfalt betrachtet werden,

welche unter dem Punkt „V12-01 Vielfalt der Perspektiven“ genauer betrachtet

wurde.Dennunter Kontroverse fallen nur sichwidersprechendeMeinungen,was

etwasanderesistalsdieDarstellungmehrererMeinungen,diesichnichtunbedingt

widersprechen. Meinungsvielfalt kann demnach gegeben sein, auch wenn keine

Kontroversebeschriebenwird.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 88

Dennoch kannder Faktor „Kontroverse“nicht alsAnlass für dieBerichterstattung

gewertet werden, wenn in mehr als der Hälfte der Artikel keine sich widerspre-

chendenMeinungenvorkommen.

AuswertungderExperteninterviews

Im Zuge des Interviews betont Felix Austen die Wichtigkeit ausgewogener

Berichterstattung,jedochmitgewissenEinschränkungen:

„Ichsagmal,grundsätzlichistesunswichtig,ausgewogenzuberichten.UndzueinemThemawirklichzuversuchen,allerelevantenSichtweisenmiteinzubringen.Natürlichistesschonso,dasswirderMeinungsind,dassnichtalleSichtweisen,dieeszueinemThemagibt,diegleicheRelevanzhaben.“(Austen2016)

Demnach sollenberechtigteStandpunktemit indieBerichterstattungeingebracht

werden,jedochmusslautAustennichtzwangsläufigjedeMeinungzueinemThema

ausgeführtwerden,alleineumeineKontroversedarzustellen.(Austen2016)

Gehtman vonMichaelGleich aus (vgl. Abschnitt 4.5), so ist es essenziell, Risiken

und Nebenwirkungen von Lösungsansätzen darzustellen, um sich von PR oder

Werbungabzugrenzen. (Fritz2016:o.S., zit. n.Gleich2016:o.S.)WirdeinProjekt

beschrieben, das mögliche Lösungen aufzeigt, zu dem es aber (noch) gar keine

Studien oder kritischen Meinungen gibt, die man anführen kann, kann auch die

Abgrenzung schwierig werden. (Krüger/Gassner 2014: o.S.) Es ist also wichtig,

RisikenoderAuswirkungen von Lösungsansätzendarzustellen, so kannauchohne

dieDarstellung kontroverserMeinungenklardie Trennung zwischen Journalismus

undPRerfolgen.

Zusammenfassung:

⋅ Die Nachrichtenfaktoren „Reichweite“ und „Bezug auf Länder desdeutschsprachigenRaumes“wurdenineinemGroßteilderArtikelerfüllt,weshalb angenommen wird, dass sie eine Rolle bei Perspective Dailyspielen.

⋅ ImGegensatz dazuwurden die Faktoren „Überraschung“ und „Kontro-verse“nichtoftgenugcodiert,umsiealsEinflussfaktoraufdieThemen-auswahlzubewerten.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 89

6.3 WertendeKategorien

V11ValenzdesArtikels

Die Auswertung der Analyse unterstreicht, was seitens Perspective Daily als Ziel

definiert wurde (vgl. Abschnitt 5.1): 59% der untersuchten Artikel sind als

„ambivalent“ in Bezug auf ihreValenz codiertworden.Darunter ist zu verstehen,

dassProblemeinnerhalbderTexteerklärtwerdenundpotenzielleoderrealisierte

Lösungen oder Erfolge zur Verbesserung von Konflikten dargestellt werden.

EntgegenderBefürchtungvonKritikern,Journalistenkönntensichzu„Weltverbes-

serern“ entwickeln (vgl. Abschnitt 4.5), wurden sogar mehr Artikel als negativ

codiert(6),alspositiv(4)(sieheAbb.11).VierTextekonntennichtklarzugeordnet

werden.

Abb.11:Auswertung„ValenzdesArtikels“,dargestelltinProzentzahlenundganzenZahlen(AnzahlderArtikel)

Quelle:EigeneDarstellung

59%(20)17%(6)

12%(4)

12%(4)

V11ValenzdesArbkels

ambivalent

nega}v

posi}v

KeineEinordnungmöglich

Zusammenfassung:

⋅ Ein Großteil der analysierten Artikel (20 von 34, was 59% entspricht)wurde als ambivalent codiert. Das heißt, dass sowohl ein Problem, alsaucheinemöglicheLösungaufgezeigtwurden.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 90

V12WahrungjournalistischerStandards

V12-01VielfaltderPerspektiven

Wie bereits in der Kategorie „V10-04 Kontroverse“ angedeutet, ist von einer

Meinungsvielfaltauchzusprechen,wennmehrerePerspektivenaufgezeigtwerden,

diesichnichtunbedingtwidersprechen. InderAuswertungentsprechen20Artikel

diesem Kriterium. Zwölf Texte hingegen wurden dahingehend codiert, dass

innerhalb der Berichterstattung nur eine Meinung dargestellt wird, zwei Artikel

konntenkeinerderVariablenzugeordnetwerden(sieheTabelle11).

Tabelle11:Auswertung„VielfaltderPerspektiven“

Quelle:EigeneDarstellung

EsbetrifftzwardiegeringereAnzahlanArtikeln,abertrotzdemistinknappeinem

Drittel der analysierten Texte nur eine Sichtweise beschrieben worden. Die

WahrungdiesesjournalistischenStandardsistalsoindiesemPunktnichtvollständig

gewährleistet,beziehtmansichaufbestimmteAnsichtenzurDefinitionjournalisti-

scher Aufgaben. Hierbei ist das Spiegel-Urteil von 1966 zu nennen, das die

DarstellungmehrererSichtweisenaufeinThemafordert.(vgl.Abschnitt2.1.1)

V12-02KritischeBerichterstattung

Der Befürchtung, Konstruktiver Journalismus wäre unkritisch, kann anhand der

InhaltsanalysevonPerspectiveDailynichtzugestimmtwerden.In22der34Artikel

wurde codiert, dass Kritik an einflussreichen Personen oder Institutionen geübt

wird. Trotzdemwurdedieser vonWissenschaftlern als „journalistischer Standard“

V12-01VielfaltderPerspektiven

Berichterstattung,beidernureineSicht/Meinungdargestelltwird

12

Verschiedene Perspektiven werden aufgezeigt, ein ThemavonvielenSeitenbeleuchtet

20

KeineEinordnungmöglich 2

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 91

bezeichnetePunktinsiebenderArtikelnichtcodiertundkonnteinfünfFällennicht

klarfestgestelltwerden.(vgl.Abschnitt2.1.1)

DieserBestandteiljournalistischerStandardsistdemnachimgrößtenTeilderArtikel

gewährleistet,jedochnichtzu100%(sieheTabelle12).

Tabelle12:Auswertung„KritischeBerichterstattung“

Quelle:EigeneDarstellung

V12-03ErklärungkomplizierterSachverhalte

DieErklärungkomplizierterSachverhaltekonntefürbeinahealleArtikelfestgestellt

werden,lediglichinzweiFällenwardieEinordnungnichtmöglich(sieheTabelle13).

Grunddafürist,dassessichumspezielleThemenhandeltewiebeispielsweiseHass-

PostingsaufSocial-Media-Plattformen.ObbeieinemsolchenThemavorausgesetzt

werdenkann,dassalleLeserwissen,worumesgeht, ist fraglich–selbst,wennes

bei denUsern eines Online-Mediums durch die anzunehmende Affinität und den

versiertenUmgangmitdemInternetwahrscheinlichist.DerzweiteArtikel,dernicht

zugeordnetwerdenkonnte,handeltvonAngstundwurdedeshalbsocodiert,weil

Angst einGefühl ist, das Jeder kennt und bei demes offensichtlich ist, dassman

dem Leser nicht erklären muss, was dieses Gefühl bedeutet, bevor man näher

daraufeingeht.

V12-02KritischeBerichterstattung

EswirdkeineKritikaneinflussreichenPersonen/Institutionengeübt 7

Es wird Kritik an einflussreichen Personen/Institutionengeübt 22

KeineEinordnungmöglich 5

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 92

Tabelle13:Auswertung„ErklärungkomplizierterSachverhalte“

Quelle:EigeneDarstellung

Die Wahrung journalistischer Standards in Bezug auf die ausgewählten drei

ElementekanndurchdieInhaltsanalysealsgegebenbewertetwerden.

ZujournalistischenStandardsäußertmansichauchseitensPerspectiveDaily:

„Ganzallgemeingilt:Alles,waswiralsTatsachedarstellen,habenwirentwederselbst miterlebt oder anhand zweier unabhängiger seriöser Quellen sorgfältigüberprüft.DasistzwarjournalistischerStandard,selbstverständlichistesdeshalbnochlangenicht.”(PerspectiveDaily2016f:o.S.)

DieBezeichnung „Journalistischer Standard“ ist schwer zudefinierenundauch zu

analysieren, wie man an diesem Zitat sieht. Intern wird demnach das Einholen

mehrererQuellenalsjournalistischerStandardgesehen–imZugeeinerInhaltsana-

lysekönnenArbeitsweisenwiedieseabernurschwernachvollzogenwerden.Selbst

bei Experteninterviews müsste jeder der Autoren befragt werden, wie er

recherchiert,welcheQuellenerheranziehtetc.,umfeststellenzukönnen,objene

allgemeinenStandardsauchtatsächlicherfülltwerden.

V12-03ErklärungkomplizierterSachverhalte

Eswirdvorausgesetzt,dassderLeserdieHintergründekennt;esgibtkeineErklärungenzukomplexenThemen

0

Eswirdversucht,demLesereinThemazuerklärenundauchHintergründezu beleuchten, um das Verständnis zu erleichtern; Kontexte werdenverständlicherklärt

32

KeineEinordnungmöglich 2

Zusammenfassung:

⋅ Resümierend kann gesagtwerden, dass die journalistischen Standards,welcheimZugedieserInhaltsanalysegenauerbetrachtetwurden,größ-tenteilseingehaltenwerden:EswerdenverschiedenePerspektivenauf-gezeigt, es wird Kritik an einflussreichen Personen/Institutionen geübtundeswirdversucht,ThemenzuerklärenundHintergründezubeleuch-ten.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 93

6.4 KommunikationmitdenLesern

EinThema,dasinnerhalbderInhaltsanalysenichtbeachtetwerdenkonnte,dadie

KommentarfunktionzumStartvonPerspectiveDaily,dergleichzeitigderStartder

Inhaltsanalysewar,nochnichtaktiviertwar,istdieKommunikationmitdenLesern.

UnterBeiträgenkönnenUsermittlerweilekommentierenundsomit ihreMeinung

kundtun oder mit den Autoren diskutieren. Juliane Metzker äußert sich im

Experteninterview zur Kommunikation mit Lesern dahingehend, dass sie sich in

ihrer Arbeit als freie Journalistin immer aus Diskussionen über ihre Beiträge, die

beispielsweiseaufFacebookstattgefundenhaben,rausgehaltenhat.BeiPerspective

DailyseiesabervonBeginnaneinZielgewesen,dassDialogezwischenLesernund

AutorenunterderenBeiträgenstattfinden–mitdemAnspruchandieLeser,dass

auchdiese„konstruktiv“diskutieren. SieselbsthättedamitbisherbeiPerspective

Daily gute Erfahrungen gemacht, auchwenn sie zu Beginn abgeschrecktwar von

Diskussionen, die sie zuvor auf Facebook mitverfolgt hatte. (Metzker 2016) Es

wärenjedochdurchwegkonstruktiveDialogeundDiskussionenentstanden:

„UnddasistglaubichaucheineSache,diedieLeserrichtiggutfinden.(…)manweiß, wenn man mit uns diskutieren möchte, dann kann man das. Und ichglaube, das ist das, was bei uns gut ankommt, woman dann auch eine NäheschafftmitdenLesern.UnddasistaufjedenFalleinedieserSachen,aufdiePDziemlichvielWertdrauflegt.“(Metzker2016)

DieseAnnäherunganLesererinnertandasKonzeptdesPublicJournalism,beidem

aktivnachdemAustauschmitdemPublikumgesuchtwurde.

Schneider und Raue kritisieren, wie erwähnt (vgl. Abschnitt 2.1.3), mangelndes

InteressevonJournalistenihrenRezipientengegenüber.(Raue/Schneider2012:13f)

Wie auch in Abschnitt 4.3, der sich um das Image derMedien dreht, ausgeführt

wird, sollten sich Journalisten intensivermit ihrem Publikums auseinandersetzen,

um deren Interessen und Anforderungen besser kennenzulernen und so Leser

gewinnenzukönnen.SokannzumBeispieldenFolgendesHostile-Media-Effektes,

nämlich der aktiven Vermeidung von Medien durch Rezipienten vorgebeugt

werden.

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Ergebnisse der empirischen Untersuchung 94

DieKommunikationmitdemPublikumüberdieKommentarfunktionunterArtikeln,

beidertatsächlichAutorenmitdiskutieren,könnteeinWegindieseRichtungsein.

Denndadurch fühlt sichnichtnurder Leserernst genommen, Journalistenhaben

gleichzeitigdieChance,ihrPublikumundderenInteressenbesserkennenzulernen,

waslangfristigzueinerstärkenLeser-Blatt-Bindungführenkann.

Der Austausch zwischen Rezipienten und Autoren könnte mit ein Grund dafür

werden, dass Leser ihre Abos verlängern und die Plattform sich weiterhin ohne

Werbungfinanzierenkann.

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Methodenkritik 95

7 Methodenkritik

In diesem Abschnitt folgen einige Kritikpunkte zummethodischen Vorgehen, das

denempirischenUntersuchungenzugrundeliegt,umdeutlichzumachen,dassdie

ErgebnissemitEinschränkungenzuverstehensind.

Generellfielesschwer,imZugederAuswertungderInhaltsanalyseVergleichswerte

zufinden,umfestzustellen,wasdieUnterschiedevonPerspectiveDailyzuanderen

Medien sind. Das liegt vor allem daran, dass es keine vergleichbaren, etablierten

Journalismus-Modelle gibt. Um einen Vergleich (z.B. in Bezug auf Artikelumfang

oderBebilderung)durchführenzukönnen,hättenbeispielsweise zusätzlichArtikel

zu den gleichen Themen in anderen Medien analysiert werden müssen, was

allerdingsdenUmfangdieserArbeitüberschrittenhätte.

DieanalysierteGesamteinheitderArtikelistnichtsehrumfangreich,wasdurchden

verspäteten Start der Plattform bedingt wurde. So ist die Aussagekraft der

Ergebnissegeringer,alswennmehrDatenmaterialzurVerfügunggestandenhätte.

DetaillierterekritischeAnmerkungensindzudemunterAbschnitt6,derAuswertung

der Ergebnisse zu finden, beispielsweise bei der Valenz des Titels, wo eine klare

Zuordnungzu„positiv“oder„negativ“schwierigwar.

HinzukommtdieThemenauswahl,beider teils abstrakteThemenwie „Inklusion“

oder „Lifehacks“ nicht ausreichend definiert waren, um Artikel diesen Variablen

zuschreibenzukönnen.

In der Analyse der Ereignisortes war die Anzahl der nicht klar zuordenbaren

Elementenzuhoch,umeineindeutigesErgebnisdarausziehenzukönnen.

GeradeinderWertendenKategoriekommtesvielaufdiesubjektiveWahrnehmung

und den individuellen Informationsstand des Rezipienten an. Da die Codierarbeit

jedoch nur durch eine Person durchgeführt wurde, kann von einer einheitlichen

Codierungausgegangenwerden.

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Fazit & Ausblick 96

8 Fazit & Ausblick

DassPerspectiveDaily sich von anderenMedienunterscheidet, liegt vor alleman

der„Geschwindigkeit“,inderberichtetwird.EinMedium,daseinenArtikelproTag

veröffentlicht,kannnichtmittagesaktuellerBerichterstattunginPrint,Onlineoder

Rundfunk verglichen werden. Dazu meint die Perspective-Daily-Autorin Juliane

MetzkerimInterview:

„Ichhabegeschaut, obdas auchmitmeiner Philosophie vereinbar ist, alsomitdieserPhilosophie(…)vomSlowJournalismalsoehereinbisschenbedachter,einbisschenaufdieBremsedrücken,umdannzukucken,dassmanauchwirklicheinvalidesProduktzumSchlusshat.“(Metzker2016)

KonstruktiverJournalismus,wiejenervonPerspectiveDaily,ist,aufdasWesentliche

reduziert und zusammengefasst, eine Mischung aus den vorhandenen Journalis-

mus-Theorien des Lösungsorientierten Journalismus und des Slow Journalism.

KonstruktiveElemente, sowohlbeimKonstruktiven Journalismus,alsauchbeiden

genanntenModellen,sind:

⋅ IndieTiefezurecherchieren,

⋅ Hintergründezuerklären,

⋅ LösungswegefürProblemeoderKonflikteaufzuzeigenund

⋅ QuellenfürLesertransparentzumachen.

Eine Übersetzung jener Konstruktiven Nachrichten, wie sie von Perspective Daily

realisiertwerden,indentagesaktuellenJournalismusscheintnichtmöglich.Abund

zumagesgelingen,gleichzeitigkonstruktivundtagesaktuellzuberichten,allerdings

erfordertdasKonzeptdesConstructive JournalismeineausgiebigeRechercheund

zudem umfangreichen Platz bzw. Sendezeit, um dem Publikum Kontexte

aufzuzeigenundProblemezuerklären–und imAnschlussdaranauchnoch Ideen

oder neue Projekte zu Lösungen vorzustellen. Der Zeitaufwand, der mit der

Realisierung von Artikeln beiPerspective Daily einhergeht, wird zudem durch die

aufwendigeBebilderungundVisualisierungmittelsInfografikenerhöht.

Dadurch scheinen auch Nachrichtenwertfaktoren in der tagesaktuellen Berichter-

stattungeinenhöherenStellenwertzuhaben–dennhiermussschnellentschieden

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Fazit & Ausblick 97

werden,worüberberichtetwird,undworübernicht.AlsMedium,daseineandere

ArtvonJournalismusmacht,musssichPerspectiveDailynichtzwangsläufigdanach

richten,sondernkannauchspezielleThemenbehandeln,diefürdieLeserneuund

interessant,abervielleichtnichtsobrisantsind.

Seitens der Rezipienten steigt der Zeitaufwand beim Lesen der umfangreichen

Artikel beiPerspective Daily.Dies ist vergleichbarmit Special-Interest-Magazinen:

Beim Leser muss ein grundsätzliches Interesse vorhanden sein, mehr und

tiefergehendeInformationüberbestimmteThemenzuerhalten,wofürersichdann

auchbewusstZeitnimmt.

Nichtnurdurchdiebereits genanntenGrundzügedesKonstruktiven Journalismus

werdendieNachrichtenfaktorenbiszueinemgewissenGradwirkungslos.Auchdie

wegfallenden Platz- und Längenbeschränkungen tragen dazu bei. Gibt es keine

Platzprobleme,mussnichtzwingendeineAuswahlgetroffenwerden.(Eilders2004:

33; vgl. Abschnitt 3.1) Zu überlegen wäre deshalb, einen eigenen Katalog an

Nachrichtenfaktoren,diefürKonstruktivenJournalismusrelevantsind,aufzustellen,

da–zumindestbeiPerspectiveDaily–einandererFokushinterderBerichterstat-

tungstehtalsbeispielsweiseimklassischenNachrichtenjournalismus.

Die Ergebnisse der durchgeführten Inhaltsanalyse zeigen trotzdem eine gewisse

RelevanzdiverserNachrichtenfaktorenbeiPerspectiveDaily.Beispielsweisewurde

relativ oft ein Bezug zu Ländern des deutschsprachigenRaumes festgestellt, auch

die Reichweite der Artikel ist meist hoch. Faktoren wie „Überraschung“ und

„Kontroverse“konntenhingegennuringeringemAusmaßausgemachtwerden.

ImRahmender Experteninterviews stellte sichheraus, dassPerspectiveDailyden

Lesern Themen, die intern als wichtig erachtet werden, näher gebracht werden

sollen,wiebeispielsweisederKlimawandelundwasdagegengetanwerdenkann.

Die Inhaltsanalyse ergab, dass die ressortübergreifenden Themenbereiche

Europäische Union, Demokratie, Kultur und Zusammenleben sowie Energie und

Rohstoffeamhäufigstenbehandeltwurden.

ImZugeder empirischenUntersuchung konntedesWeiteren festgestelltwerden,

dassbeiPerspectiveDailyWertdaraufgelegtwird,dassAutorenüberFachkennt-

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Fazit & Ausblick 98

nisseoderwissenschaftlichenHintergrundverfügen.DerArtikelumfangbewegtsich

zwischen 10.000 und 15.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen), erklärende Grafiken und

Bilder werden als „optische Anker“ eingesetzt. Es wird versucht, verschiedene

PerspektivenzueinemThemadarzustellenundkritischzuberichten.BeiPerspective

DailywirdaußerdemaktivderAustauschmitdenRezipientengefördert.

ObessichinwirtschaftlicherHinsichtrentierenwird,KonstruktivenJournalismuszu

realisieren, wird sich im Falle von Perspective Daily erst mit Beginn des zweiten

Jahresherausstellen.

„Natürlichwollenwir,dassimmernochmehrLeuteMitgliedwerden–unddasistauchderFall–sodasswirauchimnächstenJahrweitermachenkönnen.Esgibtnatürlich auch eine gewisse Fluktuation am Ende von so einem Jahr, ein paarbleibenweiterdabei,einpaarspringenab.“(Austen2016)

BisherkannsichdasMediumvondenEinnahmendurchdieCrowdfunding-Aktion

finanzieren.Wasauf InteresseundZuspruchdesPublikumsfürConstructiveNews

deutet, ist, dass sich Perspective Dailymomentan durch die Unterstützung von

Lesernfinanzierenkann.

Insgesamt ist esnochungewiss, obKonstruktiver Journalismusper se zuhöheren

Absätzen führt. Annahmen wie jene von Ulrik Haagerup und Rainer Esser,

Geschäftsführer vom Zeit-Verlag, die Auflage und Umsätze der Zeit wären durch

den Einsatz von Konstruktiven Journalismus gestiegen, können insofern nicht

verifiziert werden, als es keine öffentlich zugänglichen Ergebnisse diesbezüglich

gibt.(Haagerup2015:131)

Einegroßangelegte, langfristigeUntersuchungvonverschiedenenMedien,dieauf

KonstruktivenJournalismussetzen,sowieeineBefragungaufRezipientenseitewäre

zukünftig sinnvoll, um Vergleiche anstellen und Entwicklungen beobachten zu

können.EbensokönnteeineInhaltsanalysevonPerspectiveDaily,beispielsweiseein

Jahr nach jener in vorliegender Arbeit, Aufschlüsse über Entwicklungen und

ChancenderPlattformbringen.

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Abkürzungsverzeichnis 99

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

ARD Arbeitsgemeinschaftderöffentlich-rechtlichenRundfunkanstaltenderBundesrepublikDeutschland

BBC BritishBroadcastingCorporation

Brexit Kunstwortaus„Britain“und„Exit“,bezeichnetdenEU-Austrittdes

VereinigtenKönigreichs

ebd. ebenda

EHEC EnterohämorrhagischeEscherichiacoli

EU EuropäischeUnion

LSoM LeipzigSchoolofMedia

MAZ Medien-Ausbildungs-Zentrum (Schweizer Journalistenschule in

Luzern)

NZZ NeueZürcherZeitung

ORF ÖsterreichischerRundfunk

o.S. ohneSeite

PR PublicRelations

ZDF ZweitesDeutschesFernsehen

zit.n. zitiertnach

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Abbildungsverzeichnis 100

Abbildungsverzeichnis

Abb.1:Plakatausder„Sorry-Kampagne“desEveningStandard2009....................19

Abb.2:Rubrik„Früherwarallesschlechter“zumThema„Kriegstote“,SpiegelOnline

............................................................................................................................40

Abb.3:Screenshotder„PositivenEil-Nachrichten“derZeit-Online-Appvon

10.8.2016...........................................................................................................42

Abb.4:ThemenübersichtvonPerspectiveDaily......................................................56

Abb.5:AnzahlderverfasstenArtikelproAutorQuelle:EigeneDarstellung...........67

Abb.6:UmfangalleranalysiertenArtikelgemessenanderZeichenzahl.................70

Abb.7:BilderproArtikel,dargestelltinProzentzahlenundganzenZahlen(Anzahl

derArtikel).........................................................................................................74

Abb.8:Header-BilderbeiPerspectiveDaily.............................................................77

Abb.9:VerwendungvonInfografikeninnerhalbderanalysiertenArtikel...............79

Abb.10:WordcloudsmitpositivundnegativkonnotiertenWörterninTitelnder

analysiertenArtikel............................................................................................81

Abb.11:Auswertung„ValenzdesArtikels“,dargestelltinProzentzahlenundganzen

Zahlen(AnzahlderArtikel).................................................................................89

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Tabellenverzeichnis 101

Tabellenverzeichnis

Tabelle1:RollenselbstverständnisundHandlungsrelevanzbeiJournalisten...........15

Tabelle2:JournalistischesPublikumsbildundPublikumserwartungen:

Informationsorientierung...................................................................................16

Tabelle3:WichtigkeitvonEigenschaftenundQualitätendesJournalismusausSicht

desPublikums....................................................................................................17

Tabelle4:JournalistischesPublikumsbildundPublikumserwartungen:

Unterhaltungs-undServiceorientierung............................................................18

Tabelle5:WieCatherineGyldenstedSeligmansFünfElementedesWohlbefindens

inderRedaktionnutzt........................................................................................30

Tabelle6:ÜbersichtüberdieKategoriendesCodebuchs........................................60

Tabelle7:AufteilungderBilderindenverschiedenenfestgelegtenKategorien......76

Tabelle8:Haupt-undNebenthemenderanalysiertenArtikel.................................82

Tabelle9:AuswertungderKategorie„LanddesEreignisses“..................................84

Tabelle10:VerwendungvonNachrichtenfaktoreninnerhalbderanalysiertenArtikel

............................................................................................................................85

Tabelle11:Auswertung„VielfaltderPerspektiven“................................................90

Tabelle12:Auswertung„KritischeBerichterstattung“.............................................91

Tabelle13:Auswertung„ErklärungkomplizierterSachverhalte“.............................92

Tabelle14:Interview-Leitfaden..............................................................................122

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Anhang I: Inhaltsanalyse 111

Anhang I: Inhaltsanalyse

Untersuchungsobjekt

Die Medien-Inhaltsanalyse widmet sich der Untersuchung der ersten Artikel des

neuen, deutschen Online-Mediums für Konstruktiven Journalismus Perspective

Daily. ImZeitraumvom21.Junibiszum5.AugustwerdendieArtikelinhaltsanaly-

tisch auf konstruktive Elemente untersucht. Da nur an Wochentagen Artikel

veröffentlichwerden,liegendemnachfürdieErhebung34Artikelvor.Diesewerden

als PDFs abgespeichert mit dem Dateinamen „Identifikationsnum-

mer_Erscheinungsdatum_Headline“.

Codebuch

FormaleKategorien

V01 Identifikationsnummer

01-34

V02 Erscheinungsdatum

JJJJMMTT

V03 Autorenschaft

01 FelixAusten02 BernhardEickenberg03 HanLangeslag04 JulianeMetzker05 GittiMüller06 NikolaSchmidt07 TorstenSewing08 MarenUrner09 DirkWalbrühl10 DavidEhl11 FrederikvonPaepcke12 TareqSydiq99 Andere

V04 Artikelumfang

V05

V05-01

V05-02

Bebilderung

01-…

PorträtfotosvonMenschen

SymbolhafteDarstellungvonMenschen

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Anhang I: Inhaltsanalyse 112

V05-03

V05-04

V05-05

V05-06

V05-07

NaturundStadt

Tiere

Kunst

Illustration

Andere

Hinweis: Titelbild in der zutreffenden Kategorie mit (T)kennzeichnen

V06 GrafischeUmsetzungdesThemas

01 KeinegrafischenElementevorhanden02 EingrafischesElementvorhanden

MehralseingrafischesElementeingesetzt

InhaltlicheKategorien

V07 Titel

01 Negativ (Begriffe wie z.B.: Angst, Kampf,Eskalation, töten, Gewalt, Armut, Flucht, hoff-nungslos,Opfer,Arbeitslosigkeitetc.)

02 Positiv (Begriffe wie z.B.: zusammen, Freude,Hoffnung, Chance, gewaltlos, Entwicklung, Auf-schwung,Erfolg,Erleichterungetc.)

99KeineEinordnungmöglich

V08

V08-01

V08-02

Thema

Hauptthema

Nebenthema

01 Denken&Entscheiden02 Partizipation03 Identität04 Werte05 Lebenspfade06 Gesundheit07 Lifehacks08 Bildung09 Arbeit&Leben10 Kaufen&Besitzen11 Psychologie12 Neurowissenschaften13 Kreativität14 Innovation&Fortschritt15 Natur&Leben16 Klima17 DieWeltinZahlen18 Technologie19 Ernährung&Landwirtschaft20 UrbanesLeben21 Energie&Rohstoffe

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Anhang I: Inhaltsanalyse 113

22 Kultur&Zusammenleben23 Recht&Gerechtigkeit24 Konflikte25 EU&Demokratie26 Geld&Handel27 Migration&Integration28 SozialeBewegung29 MedienCheck30 DigitaleWelten31 Inklusion99 Anderes

V09 OrtdesEreignisses

01 Deutschland02 Österreich03 Schweiz04 EuropäischeLänderexkl.Deutschland,Österreich,

Schweiz05 Nordamerika06 Südamerika07 Asien08 Australien09 Afrika10 Verschiedene99 KeineEinordnungmöglich

V10 Nachrichtenfaktoren

V10-01 Reichweite

01 GeringeReichweite02 GroßeReichweite

99KeineEinordnungmöglich

V10-02 Bezug auf Länder des deutschsprachigen Raumes

(Deutschland,Österreich,Schweiz)

01 BezugaufDE/AUT/CHnichtbeschrieben02 BezugaufDE/AUT/CHbeschrieben

99KeineEinordnungmöglich

V10-03 Überraschung

01 KeineÜberraschung02 Überraschungvorhanden

99KeineEinordnungmöglich

V10-04 Kontroverse

01 KeineKontroverse02 Kontroversevorhanden

99KeineEinordnungmöglich

WertendeKategorien

V11 ValenzdesArtikels

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Anhang I: Inhaltsanalyse 114

01 Negativ (Themen, die allgemein als bedrohlich,traurig,gefährlich,gesundheitsgefährdend,gewalt-tätig bewertet werden, Krieg, Trauer, Mord, Be-trug,Naturkatastrophen)

02 Positiv (Erfolge, Fortschritte, Lösungsansätze,positive Entwicklungen, erwünschte Tendenzen,Verbesserungen von Problemen, positiver Blick indieZukunft)

03 Ambivalent (eine Verknüpfung aus „positiv“ und„negativ“:ErklärungeinesProblemsundAufzeigenmöglicherLösungen)

99KeineEinordnungmöglich

V12 Wahrung journalisti-scherStandards

V12-01 VielfaltderPerspektiven

01 Berichterstattung, bei der nur eineSicht/Meinungdargestelltwird

02 Verschiedene Perspektiven werden aufgezeigt,einThemavonvielenSeitenbeleuchtet

99 KeineEinordnungmöglich

V12-02 KritischeBerichterstattung

01 Es wird keine Kritik an einflussreichenPersonen/Institutionengeübt

02 Es wird Kritik an einflussreichen Perso-nen/Institutionengeübt

99KeineEinordnungmöglich

V12-03 ErklärungkomplizierterSachverhalte

01 Es wird vorausgesetzt, dass der Leser dieHintergründekennt;esgibtkeineErklärungenzukomplexenThemen

02 Es wird versucht, dem Leser ein Thema zuerklären und auch Hintergründe zu beleuchten,um das Verständnis zu erleichtern; Kontextewerdenverständlicherklärt

99KeineEinordnungmöglich

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Anhang I: Inhaltsanalyse 115

Codieranweisungen

FormaleKategorien

V01:Identifikationsnummer

JedercodierteArtikelwirdmiteinerfortlaufendenNummeridentifiziert,beginnend

mit„01“.

V02:Erscheinungsdatum

InderKategorie„Datum“wirdsechsstellig imFormatJJJJMMTTdasErscheinungs-

datum des analysierten Artikels codiert. Bei einstelligen Zahlen wird die Null mit

angeschrieben.

V03:Autorenschaft

DieAutorInnenderArtikelwerdencodiert.DiezutreffendeZifferisteinzutragen.

V04:Artikelumfang

Der Umfang der Artikel wird durch Angabe der Zeichen (inkl. Leerzeichen)

festgehalten. Dazu zählen Headline wie Subheadlines und der gesamte Fließtext

exkl.denZusatzinformationen indenDrop-Down-Kästen imText.Datum,Uhrzeit,

Autorenname,Bildbeschriftungenwerdenebenfallsnichtmitgezählt.

V05:Bebilderung

Es wird die Anzahl aller Fotos und Bilder, die im Artikel enthalten sind, codiert.

AusgeschlossensindgrafischeDarstellungenvonInhalten.Diesewerdenunter„V06

UmsetzungdesThemas“aufgeführt.

ZurKategorie„Bebilderung“zähltdasTitelbild,sowiejedeseinzelneBildinnerhalb

des Fließtextes. Ist eine Bildergalerie vorhanden,wird jedes darin enthalteneBild

einzeln gezählt. Bei einstelligen Zahlen wird die Null mit angeschrieben.Werden

mehrereFotoszueinerCollagezusammengefügt,wirdlediglicheinBildgezählt.

Die Gesamtanzahl an Fotos wird im nächsten Schritt aufgegliedert in folgende

Kategorien, bei denen jeweils die Anzahl der zutreffenden imArtikel enthaltenen

Bildereinzutragensind.

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Anhang I: Inhaltsanalyse 116

V05-01:PorträtfotosvonMenschen:EinzelfotooderGesichtermehrererPersonen

(Gruppenfoto)klarerkennbar

V05-02:SymbolhafteDarstellungvonMenschen:EinzelneodermehrereMenschen

ineinemRaum/einerLandschaft/beieinerDemoo.Ä.–nichtklarerkennbar

V05-03:NaturundStadt: Bilder von Landschaften,Gebäuden, Skylineeiner Stadt

o.Ä.

V05-04:Tiere

V05-05:Kunst:Graffitis,Malereien,Kunstwerkeetc.

V05-06: Illustration:Comic-hafteDarstellungenzurBebilderung(inAbgrenzungzu

Visualisierung,dieInhaltegrafischaufbereitet,umsieverständlichzumachen)

V05-07:andere

DabeiwirdinderKategorie,indiedasTitelbildfällt,ein(T)eingetragen,umsobei

der Auswertung eruieren zu können, welche Art von Bilder am häufigsten als

Aufmachergewähltwurden.

V06:GrafischeUmsetzungdesThemas

DadieVisualisierungvonkompliziertenSachverhaltenmaßgeblichzumVerständnis

der Leser beitragen kann, wird die grafische Umsetzung eines Themas codiert.

Daruntersind Infografiken,Balken-Säulen-Kreis-oderKurvendiagrammegenauso

wieStraßen-/oderWeltkartenoderOrganigrammezuverstehen,diezumbesseren

VerständnisderThematikdienen.

InhaltlicheKategorien

V07:Titel

Als Headlinewird der Haupttitel eines Artikels gehandelt. Dieser wird auf seinen

GesamteindruckinBezugaufdieValenzcodiert.Hilfreichistdabei,auchbestimmte

negative oder positive Begriffe zu achten. Generell soll der Gesamtkontext

betrachtetwerden(negativeroderpositiverTenor)

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Anhang I: Inhaltsanalyse 117

V08:Thema

V08-01Hauptthema

V08-02Nebenthema

DaPerspectiveDaily veröffentlicheArtikel nicht in Ressorts gliedernwill, sondern

sich nach Themen richtet, werden diese auch codiert. Pro Artikel wird ein

Hauptthema (V07-01) und ein Nebenthema (V07-02) codiert. Die Themengebiete

orientieren sich einer Übersicht der Themen von Perspective Daily auf deren

Homepage. (PerspectiveDaily (c):o.S.)AlsHauptthemawird jenesThemacodiert,

welchesalsGrundfürdieBerichterstattungzuerkennenistoderdemammeisten

Textumfang gewidmetwird. Als Nebenthemawird das relevanteste oder –wenn

nichtklarerkennbar–daszuerstgenanntecodiert.

V09:LanddesEreignisses

Als LanddesEreignisses ist jenerOrt zuverstehen,andemsichdasEreignisoder

Geschehnisabspielt,überdasberichtetwird,alsoderHandlungsortdesBerichter-

stattungsanlasses.Istdiesnichtzuzuordnen,wirdderHandlungsortcodiert,welcher

inderBerichterstattungdominiert.

V10:Nachrichtenfaktoren

V10-01:Reichweite

„Geringe Reichweite“ wird codiert, wenn: Eine überschaubare Gruppen an

Personen von einem Ereignis oder einer Entwicklung betroffen sind/waren oder

davonbetroffenseinwird(bspw.nureineNation,einebestimmteGruppe)

„Große Reichweite“ ist zu codieren, wenn ein sehr großer Kreis an Personen

weltweit direkt voneinemEreignis oder einer Entwicklungbetroffen ist/warbzw.

davonbetroffenseinwird

V10-02: Bezug auf Länder des deutschsprachigen Raumes (Deutschland,

Österreich,Schweiz)

Es ist zu codieren, ob das berichtete Ereignis einen Bezug auf Deutschland,

ÖsterreichoderdieSchweiznimmt(BeteiligunganeinemEreignis,Involviertheitder

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Anhang I: Inhaltsanalyse 118

Länder in Entwicklungen o.Ä.), um analysieren zu können, wie oft die räumliche

NäheausschlaggebendfürdenGrundderBerichterstattunggewesenseinkönnte.

V10-03Überraschung

Alsüberraschend istdieBerichterstattungübereinEreignisodereineEntwicklung

zu codieren, dessen Verlauf nicht vorhersehbar ist oder das spontan und

unerwartet passiert genauso wie ein Ereignis, das bestehenden Erwartungen

widersprichtundalskurios,ungewöhnlichoderseltenwahrgenommenwird.Auch

eine ungeahnte Möglichkeit oder innovative, die bislang nicht für das breite

Publikum publik gemacht wurden, werden als „Überraschung“ kodiert. „Keine

Überraschung“istzucodieren,wennEreignisseankündbarsind,wiebeispielsweise

Jubiläen,Eröffnungenetc.

V10-04Kontroverse

Darunter wird die explizite Darstellung von Meinungsunterschieden in Form der

Darstellung divergierender Ansichten bzw. Vorwürfe verstanden, das heißt wenn

die thematisierten Akteure unterschiedliche Positionen einnehmen. Die Beschrei-

bungvondauerhaftenKonfliktenfälltnichtunter„Kontroverse“.

WertendeKategorien

V11:ValenzdesArtikels

HierbeiwirdderGesamteindruckdesArtikelsinBezugaufseineValenzcodiert.Als

„positiv“wirdeinArtikelcodiert,wenneseinen„Nutzen“gibt,alsoVerbesserungen

bzw.wissenschaftlichen,medizinischenodertechnischenFortschritt.„Negativ“sind

Misserfolge,materielle,ideelleoderpolitischeSchadenodereineVerschlechterung

in Bereichen wie Gesundheit, Freiheit oder Frieden. Ambivalent bezeichnet die

Kombinationaus„positiv“und„negativ“,eineVerbindungbeiderElemente.Diesist

folglich das, was Konstruktiven Journalismus sein sollte: Die Erklärung von

Problemen und im selben Zug die Darstellung von potenziellen oder bereits

realisiertenLösungenundErfolgenbezüglichderVerbesserungdieserProbleme.

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Anhang I: Inhaltsanalyse 119

V12:WahrungjournalistischerStandards

V12-01:VielfaltderPerspektiven

Es wird codiert, ob es sich um Berichterstattung handelt, in der lediglich eine

Meinung/Sicht herangezogen wird, oder ob innerhalb eines Artikels mehrere

Meinungen zu dem behandelten Thema miteinbezogen werden und dem Leser

unterschiedlichePerspektivenaufgezeigtwerden.Diesekönnen,müssensichaber

nichtwidersprechen,umeineVielfaltderPerspektivendarzustellen.

V12-02:KritischeBerichterstattung

DaeseinederKernaufgabenvonJournalistenist,kritischübermächtigePersonen

zu berichten, die großen Einfluss durch ihre Position innehaben,wird codiert, ob

dies bei den untersuchten Artikeln der Fall ist. Als „einflussreiche Perso-

nen/Institutionen“bezeichnetwerden indiesemZusammenhang indervorliegen-

denArbeitPersonenoderInstitutionenbzw.derenVertreter,dieeineeinflussreiche

StellunginderGesellschafthaben,seiesdurchihrepolitischeFunktionoderihren

EinflussinwirtschaftlichenProzessen.

V12-03:ErklärungkomplizierterSachverhalte

Ebensowirdcodiert,obindenArtikelversuchtwird,komplexeThemenverständlich

aufzubereiten, indem Hintergrundinformationen erklärt und Zusammenhänge

aufgezeigt werden, oder ob vorausgesetzt wird, dass komplizierte Sachverhalte

bereitsbekanntsind.

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Anhang I: Inhaltsanalyse 120

Auswertung

V08Thema

Hauptthema Nebenthema

Denken&Entscheiden 1 1Partizipation 0 3Identität 3 3Werte 1 0Lebenspfade 0 1Gesundheit 1 0Lifehacks 0 0Bildung 0 0Arbeit&Leben 1 0Kaufen&Besitzen 0 0Psychologie 0 2Neurowissenschaften 1 0Kreativität 0 0Innovation&Fortschritt 1 2Natur&Leben 1 0Klima 1 2DieWeltinZahlen 0 0Technologie 0 0Ernährung&Landwirtschaft 0 2UrbanesLeben 1 0Energie&Rohstoffe 4 2Kultur&Zusammenleben 1 6Recht&Gerechtigkeit 1 5Konflikte 2 0EU&Demokratie 8 0Geld&Handel 1 3Migration&Integration 3 1SozialeBewegung 0 1MedienCheck 0 0DigitaleWelten 2 0Inklusion 0 0Anderes 0 0

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Anhang I: Inhaltsanalyse 121

V09OrtdesEreignisses

OrtdesEreignisses AnzahlderArtikel,indenenderOrtdes

Ereignisseszutrifft

Verschiedene 12

Deutschland 9

Europäische Länder exkl. Deutschland,Österreich,Schweiz

4

KeineEinordnungmöglich 3

Asien 3

Afrika 2

Nordamerika 1

Australien 0

Österreich 0

Schweiz 0

Südamerika 0

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Anhang II: Experten-Interviews 122

Anhang II: Experten-Interviews

Interview-Leitfaden

Tabelle14:Interview-Leitfaden

Einstieg

1 VorstellungdereigenenPerson,InformationüberAufzeichnungdesGesprächs

AllgemeineInformationen

2 FragezurPersonundVerbindungzuPerspectiveDaily,AufgabenundThemengebiete

3 AufstellungbeiPerspectiveDaily:Angestelltenverhältnis,Arbeitsweise

Themenvielfalt

4 GastautorenzurSteigerungderThemenvielfalt?

Artikelumfang

5 InterneVorgabenzuMindest-undHöchstlänge

6 ZeitintensiveLesestücke

Visualisierung

7 Bilder:Ziele,Vorgaben,Methoden,AuswahlderBilder

8 Videos:Kaumeingesetzt

9 Infografiken:Rentabel?

Themenauswahl

10 NähezudeutschsprachigemRaum

Kontroverse

11 „Schönfärberei“?ErgebnisderAuswertung–wenigKontroverse

Finanzierung

12 VorläufigeBilanz/Ergebnisse?

InteraktionmitLesern

Quelle:EigeneDarstellung

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Anhang II: Experten-Interviews 123

Transkriptionen

Experteninterview1mitJulianeMetzker

Es folgt die Transkriptiondes am29.August 2016 für dieMaster-Arbeit durchge-

führtenTelefon-InterviewsmitJulianeMetzker,AutorinvonPerspectiveDaily.

AE:AlexandraEder,Interviewerin

JM:JulianeMetzker,Interviewte

AE:KannstdumirzuBeginneinfachmalerzählen,wieduzuPerspectiveDailygekommenbistundwasdeineAusgabensind?

JM:AlsoichwarfreieJournalistinoderfreieAuslandskorrespondentinimLibanonundhabganzvielfürunterschiedlicheMedieninDeutschlandgearbeitet.DannwarirgendwannsoderPunkterreicht,andem ichmirauchdieFragestellenmusste:„Wieschnellwerde ichjetztimJournalismus“also,heißt:WenndualsfreieJournalistinmehrAufträgebekommenmöchtest,sprich,bekannterunterdenMedienmachernseinmöchtest,istjaauchdieSachedassduauchvieltagesaktuellplötzlichmachst.Daswarmirpersönlichaber…dashatmirnichtsogutgelegen.Weiltagesaktuellbedeutet invielenFällen,dukannstnichtsehrtiefrecherchieren,undkommstvielleichtdannnicht so zueinemErgebniswodudenkst „OKdasmöchte ich jetzt dem Leserwirklichmit auf denWeg geben“, sondernmanmuss jaselbernochimmersoeinbisschenabstimmen.Undesgibtdanndiesezwei,also,fürmich,wieichesalsJournalistinsehe,gibtesdiesezweiWege:Entwederdubisthalttagesaktuell,dureagierstschnell,dukommentierstschnell,läufstdannabersicherlichGefahr,vielleichtauch auf manche Quellen entweder reinzufallen oder auch irgendwie nicht wirklichgenügendQuellendafürzuhaben.OderdubisteinJournalist,derHintergrundgeschichtenmacht,sichZeit lässtmitdenSachenunddannauch,jafürmichpersönlichwardasmehrdasbefriedigendeGefühl,wenndudanngut viel recherchierthast.DannkannstduauchTextrausbringenodereinenBeitrag,ichhabjaauchRadiobeiträgegemacht,wodudirauchwirklichsosicherbist:„Esistjetztgutgewesenirgendwie,dahoffich,dassichdamitauchin eine gewisse Funktion reinkomme, anstatt dass ich halt einfach nur so kurze kleineKommentareschießeodersowas.

Und genau das war eigentlich das Ding, weshalb ich dann auch auf Perspective Dailyaufmerksamgewordenbin, ichglaub…das istwahrscheinlicheine lustigeAnekdote,aberdieNoraTschirnerhatechtgutvielPublicitygemachtdamalsfüruns,dannhabichsieauchbei einem Fernsehauftritt gesehen und habe das dann recherchiert „Was ist das, wasmachendie,mhm interessant“undhabmichdannweiter indieMaterieeingelesen.UndhabdamalsauchaufdenerstenArtikelgewartet,denMarendannrausgebrachthatte,dasmitdiesenZahlen,dassdieWelthaltgarnichtsoschlechtist,wiewirdashaltdenken.Unddasfandichallesspannendirgendwieunddashatwasmitmirgemacht,diesereineArtikel,undjadannhabichmichgemeldetundwirhabenunsbeschnuppert.Ichhabegeschaut,obdasauchmitmeinerPhilosophievereinbar ist,alsomitdieserPhilosophie, jetztauchwasduschonraushörstwahrscheinlichvomSlowJournalismalsoehereinbisschenbedachter,einbisschenaufdieBremsedrückenumdannzukucken,dassmanauchwirklicheinvalidesProduktzumSchlusshat.Genau,unddashateigentlichganzgutgepasst.Unddannhabenwirunshaltdaraufgeeinigt,dassichjetztzumBeispiel,daichhalt imLibanonwar,viel inderarabischenWeltunterwegswar,haltdieseSachenbediene,die(unverständlich)dievondortkommen,vielleichtauchmaleineRecherchereisedorthinmache.Aberdannauchweil

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Anhang II: Experten-Interviews 124

es ja jetzt auch Thema in Deutschland ist und in Europa generell, was Kulturalität,Geflüchtete,derZugangdazufälltmirhaltviel leichter,weil ichz.B.imLibanonauchganzlangeFlüchtlingsgeschichtengemachthabe,dortdieSituationgesehenhabunddannhierhalt auch die Situation sehe und dann auch sehr gut irgendwie so die Parallelen undDynamikenirgendwieerkennenkann.AlsodassindsomeineThemenfürPerspectiveDailyundmeinWeg,wieichdannhiernachMünstergefundenhab.

AE: Du hast gerade auch schon die Gastautoren angesprochen, wird da auch daraufgeschaut,dasssieausverschiedenenFachbereichenkommen,umdieThemenvielfaltaktivzusteigern,gibtesdaeinenZusammenhang?Oderistdasabhängigdavon,obdasThemainteressantist?Wiewirddasausgewählt?

JM:AlsowirhabenschonsokleineKategorien,diewirinbisschenabchecken,wennesumGastautoren geht. Also ja, wissenschaftlicher Background, der sollte da sein, oderzumindest ein Fachbereich, denman erfüllen kann. Denn ich glaub du kennst das auch,jederkenntdas,esgibtsoeinGebiet,aufdemdufitbist,daskannstdudannauchsicherkommunizierenunddasistwichtig,alsosowohlalsGastautoralsauchalsfesterRedakteur,dassmansichbeiunsnichtausdemFensterlehntmitdenSachen.Dasberuhtdarauf,dasswiraucheinensehrehrlichenJournalismusmachenmöchten.

Du hast ja bei Journalisten auch häufiger diese Tendenz, „Journalismus ist ein Handwerkund du kannst es erlernen“, und duweißt, wie du recherchieren kannst, wie du Sachenzusammentragenkannst.AbertrotzdemistesimmernocheinUnterschied,obdujetztsoeinTausendsassaseinmusst,derganzvieleThemenbedient,oderduhasthaltdieseseine,deneinenThemenkomplex,woduechtdichwohl fühlst,auchdarin,wasweiterzugeben,oderauchvonderArbeit.AlsodasisthaltwichtigbeiGastautorenundauchbeiunsfestenAutoren,einThemengebiet zuhaben,dassunsdannauchmitgeteiltwird,auf irgendeineArt und Weise, also gezeigt wird, dass man da halt schon irgendwie Fachkenntnissemitbringt.Natürlich ist es auchwichtig, das journalistischeHandwerk auchmitzubringen,also dass man halt vielleicht auch schon mal publiziert hat, dass man auch ein paarProbetexte mal schicken kann, die man irgendwo publiziert hat, das ist wichtig. Weilansonstenda kommenwir dann, dawürdenwir ja als betreuendeAutoren…wirmüssenuns ja auch da drauf verlassen können, dassman einfach Schreiben kann, dassman dieSachen gut erzählen kann.Da sindwir glaub ichnicht anders als andereMedien.Genau,unddassindeigentlichsodiewichtigstenGeschichten.Unddann istes imEndeffekthalteigentlichauchdasExposéansich,alsowirmachenhaltKonstruktivenJournalismus,alsoistesauch,dasswirschon imExposésehen„Aha,da istdieserkonstruktiveAnsatzdrin“,also es soll halt schon, das ist ja schonwie so eine kleineWerbung für den Artikel, undwennmandannmiteinemkonstruktivenAnsatzauf-oderzumacht,dannhabichdasauchschon als Autorenleser, alsowenn du das dann liest, also daswäre… das sind so unsereStandards,diewirfürunsereGastautorensetzen,unddiedanngleichzeitigfürunsgelten.

AE:OK,dannzurnächstenFrage:Undzwarhabe ichauchdieBildereinbisschengenaueranalysiert,undzwarnichtnur,wievieleBildervorhandensind,sondernauch,welcheArtvonBildern.Gibt es dabei irgendwelche Ziele, Vorgaben,Methoden,wieviele Bilder eingebautwerden,welche Bilder als Titelbilder verwendetwerden, vielleicht umdie Leser anzuspre-chen?

JM: Ich weiß auf jeden Fall, dass es erstmal eine oder auf jeden Fall mit auch eineGeschichtevonunserenDesignern ist,dienatürlich fürdieSeitediesesDesignentworfenhabenunddannauchz.B.beidenHeader-Bildern,dadurchdassdasjasoeineSerieist,diemansorauf-undrunterscrollenkann,daraufachten,dassdieauchsoeinenähnlichenStilhaben irgendwie, so Farben-Geschichten usw., das weiß ich auf jeden Fall von unserenDesignern.Weilwir Autoren recherchieren ja auchwährendwir unsereArtikel schreiben

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Anhang II: Experten-Interviews 125

schon,wasfürBilderkönntendamitreinkommenunddannsindwirimAustauschmitdenDesignern darüber. Und die machen uns dann halt die Angebote oder entwerfen auchselber,daswarjaauchaufunsererSeite.Ansich–ichkannjetzterstmalnurfürdieSachensprechen, die ichhaltmache – ist, dass ich natürlich versuche, vieleBildermitzubringen.Dadurchdass ichhaltauch imAuslandwarundvieleBildergemachthabe,versuchenwirschon–versuche ich,unddasversuchennatürlichauchalleanderen,da thematischguteBilderzufindenunddieDesignerunddieAutorengemeinsam.AlsowenndannkeineBilderda sind, das heißt der Autor hat halt leider nicht, hat halt kein Footage irgendwie dafür,dannistdaseinesehrengeZusammenarbeitzwischenDesignernundAutoren,dapassendeBilderdafürzufinden.Und inwelchemAbstanddasdanngeschieht,das istdannauchsoeineästhetischeundeinethematischeGeschichtemitdazuunddasprechensichDesignerundAutorenziemlichgutab,wiedasgeschehensoll.DieBilderundgrafischaufgearbeite-tenZitatesindoptischeAnker.DamitderLeseraucheinmalverschnaufenunddasgeradeGeleseneaufsichwirkenlassenkann.

AE: Auch in Richtung Bilder, oder Visualisierung bessergesagt, geht die nächste Frage:ZumindestindenvonmiranalysiertenArtikelnwarnureinmaleinVideoeingebunden.Gibtes da irgendwelche bestimmten Gründe dafür, warum Videos nicht so oft bzw. kaumeingesetztwerden?

JM: Wir haben immer, also Videos manchmal in diesem „entdeckenwasgeht“, in diesenHashtags unten auchdrinnen,wennduda draufklickst unddann kommst du zumVideo.WarumkeineVideoseingebundensind…ichglaube,dasVideo,daseingebundenwar,warja auch schon für PD sozusagen gemacht, und war dann halt ein PD-Video. Deswegen,nochmaleinVideozumachen,istnatürlich,weißtduselber,irgendwiesoeineKapazitäten-Geschichte.Deswegen,alsowirmüssen,dasindwirnochsoeinbisschenaufEntdeckungs-reise,wannkönnenwireinVideomachen,wannhabenwirdieZeitdafürundwannhabenwir die Kapazitäten und die Leute, die das machen können, und dann würden wir dasnatürlich auch veröffentlichen. Aber deswegen, ich glaub das ist so ein bisschenmit derHauptgrunddasswir jetztnochnicht sovieleVideoshaben, sondernwir sind ja jetzt seitzweiMonatenaufdemMarktundtestenunserstmalinderkonstruktivenSchreibeausunddannkommenspäterwahrscheinlichdieganzenSachenmitdazu,konstruktiveVideosusw.,ichglaubdasistderHauptgrund.Undichweißnicht,damüsstemansichmalinformierenaber ich weiß auch immer nicht, wie das ist, wenn man halt Videos auch einbindet,Fremdvideos usw., da gibt es schon rechtlicheGrundlagen, aber ja, ich glaub,wirwollenhaltauchversuchen,jetztnichtsovieleVideos,diehaltdannnichtvonPDproduziertsind,danneinzubindenerstmal.

Wir haben im Artikel vom 30.08. ein Video eingebunden. Der Artikel war über den Film„Tomorrow“ und deshalb wurde der Trailer mit eingesetzt. Ob Videos eingebundenwerden,entscheidetsichjeweils,obeinVideodenTextanderStelleunterstütztodernicht.WirsindaberinersterLinieeinMediumfürgeschriebene,konstruktiveTexte.DeshalbliegtdaraufauchunserHauptfokus.

AE:NochkonkretaufKonstruktivenJournalismusbezogen:IstauchdieseErklärfunktionfürdenLeserdamitverbunden,dassihrsovieleInfografikenverwendet?

JM:DasssichderLeserdasbesservorstellenkann,meinstdu?

AE:Genau,someineich.

JM: Ich denke auf jeden Fall, dass das wichtig ist, jetzt hast du grad von Infografikengesprochen, ichhab zumBeispielbeimirdieSache,dass ich jahäufigüberdiearabischeWeltsprecheunddeswegenhalthäufigKartenbenutze,damitauchderLesersicheinfachvorstellen kann,überwelcheRegion ich jetzt spreche.Undbei den Infografiken,wo zumBeispieldannZahlendrinsind,dukennstwahrscheinlichselbersoZahlenineinemText,die

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Anhang II: Experten-Interviews 126

werdenentwedervergessenoderdiesindeinbisschenmühsamzulesen.Dastolpertmanvielleichtdrüber.DeswegenbietetsichnatürlicheineInfografikdafüran,umsolcheSacheneinzubetten.AuchfürdieLesbarkeitvonTexten.Das istglaubichsoderHauptgrund,wiedusagst,dieSachenverständlicherzuzeigen,wirMenschensindja…wirmögenGrafiken,wirmögenvisuelleGeschichten.Alsopasstdasganzgutzusammen,umdannhaltvielleichtsoZahlengeschichtenmiteinzubinden,dasistaufjedenFalldasDing.AufderanderenSeitearbeitenwirjawissenschaftlich,dasheißt,soGrafiken,Statistikenusw.kommenjaausderWissenschafterstmal,Diagrammeusw.undsofort,deswegenistdasauchglaubichsoeineImage-Geschichte,dassduhalt…odernichtImage-Geschichte,dasmeinichjetztnicht,alsoeherdassdusoeine,keineAhnung…soeinwissenschaftlicherLookdannauch,dukönntestesdannauchinirgendeinerAbhandlung,dagibt’sjaauchinformativeStatistiken.Undbeiuns aber versuchtman es ja immer noch irgendwiemit dem Text korrespondierend, einbisschen locker,Grafiken irgendwie, sodassmanhaltdenkt, alles klar,daspassthalt gutzusammen irgendwieunddaserklärtmiralsLeserauchmehr,alswenn ich jetztnurTextvormirhätte. InfografikenkönnenExtra-Informationenliefern,diedenTextunterstützen.Oder sie fassennocheinmal kurz zusammen,was imText besprochenwurde.WieBildergebensiedenLesernaberaucheineVerschnaufpauseundwertendenTextoptischauf.Dawir häufig auch mit wissenschaftlichen Quellen arbeiten, versuchen wir Statistiken undDiagrammedarausauchinunserenTexteneinzubinden.

AE:Allesklar.Eineswollteichnochansprechen:UndzwardieInteraktionbzw.Kommunika-tionmitdenLesern,diejaglaubeichgrößtenteilsoderVielesüberdieKommentarfunktionerfolgt.GibtesdagenerellvieleRückmeldungen,inwelcherArtundWeiseundwiestehtihrzurKommunikationmitdenLesern?

JM:AlsodieKommunikationmitdenLesernwarjavonAnfanganauchsoeinSteckenpferdvonPD.IchkannjetztmalsoeinbisscheninmeineVergangenheitschauen:WennmanalsJournalist irgendwie,wenn ich früher einenBeitrag verfasst hab, undder ging dann rausundwurde irgendwo ineinerZeitunggedrucktoder ineinemMagazinoderso,unddannvielleichtaufFacebookgeteilt,dannwaraberdieserBeitrag irgendwieweg.Alsomanhatden geschrieben und erwarweg, und ich kannmich auch noch erinnern, dass ich danndochinmanchenKommentarspaltenuntermeinenBeiträgenhaltSachengelesenhabe,woichgernedaraufgeantwortethätte.Sachendievielleichtauchgarnichtkonstruktivwaren,sondernmanchmal auch falschdargestelltwurden,oder irgendwie sowas.Aber ichhattefrüher das Gefühl als Journalistin „Ne, besser nicht“, also man geht ja eigentlich alsJournalistgarnichtsoindieseFrontalgeschichterein,mitdenLesern,unddasfandichbeiPerspectiveDailydannhaltwiedersointeressantundvorallenDingen,alsojetztnochmalzurück kurz, vor allem wenn das auf Facebook geteilt wird, da gibt’s dann ja auch oftdestruktive Diskussionen, wo du dann auch keine Lust hast, irgendwie mit reinzugehen,weil die Leute halt von ganz verschiedenen Standpunkten herkommen und dann kannmanchmal so eine Diskussion auch ganz schnell in was ausarten, wo man dann lieberwegklicktundsagt„Ne,dawillichjetztnichtmehrmitrein.“

UndichfandbeiPDhaltinteressant,dassvonAnfangangesagtwurde,wirwollenmitdenLeserndiskutieren,wirhabenbestimmte,wirhabenauchanunsereLesereinenAnspruch,nämlichauchkonstruktivmitunszudiskutieren.Alsodasssiedannhaltauch,dasssiedanneinfach…dassnichtsowaspassiertwieaufFacebookzumBeispiel.Ichglaubdasisthalt,damuss ich ganz ehrlich erzählen… so den ersten Artikel, den ich gemacht hatte, und ichwusste, danachmöchtenwirmit unseren Lesern in Kontakt treten, also der Autor sollteschondannselberunterseinemStückmitdiskutierenundantworten…dahabichHerzrasengehabt.WeilichsoschlechteErfahrungenfrüherimmergemachthatte.Unddannwarichhaltbegeistert.WeildieLeutesichhaltwirklichwirklichsehrgutdamitauseinandersetzten.UnddannkamauchnichtnureinLobodersowas,sonderndannkommt…wenndieeinen

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Anhang II: Experten-Interviews 127

Artikel gut finden, dann sagen die das ganz kurz, aber dann kommt irgendwie noch einepersönlicheAuseinandersetzungnochmal„AchichweißdaauchBescheid“und„Kuckmal,das und daswäre vielleicht auch interessant gewesen bei dem Themenkomplex“ und dakannstduecht,alsodapassierenwunderbareDialogeundDiskussionen.UnddasistglaubichaucheineSache,diedieLeserrichtiggutfinden.Weildiewissenauch,unddasistauchdieseNahbarkeitvondenAutorenhaltbeiuns,alsowirAutorenzeigenhaltGesicht,manweiß,wennmanmitunsdiskutierenmöchte,dannkannmandas.Und ichglaube,das istdas,wasbeiunsgutankommt,womandannaucheineNäheschafftmitdenLesern.UnddasistaufjedenFalleinedieserSachen,aufdiePDziemlichvielWertdrauflegt.

AE:Super,vielenDankfürdeineZeitunddieBeantwortungmeinerFragen.

Experteninterview2mitFelixAusten

EsfolgtdieTranskriptiondesam1.September2016fürdieMaster-Arbeitdurchgeführten

Telefon-InterviewsmitFelixAusten,AutorvonPerspectiveDaily.

AE:AlexandraEder,Interviewerin

FA:FelixAusten,Interviewter

AE:Wievielefestangestellte/freieMitarbeitergibtesbeiPD?

FA: Fest angestellte Leute sindwir, also wennman jetzt in Festanstellungen rechnet, soetwa15,javielleichtsindeszwischen13und15,daskannichdirnichtganzgenausagen,weilwirwelchehabendieVollzeitarbeiten,manchesindnurTeilzeitangestelltunddannschwanktdasauch immereinbisschen,alsomancheLeutekommen,manchegehenaberwir sind so 15 Leute kann man sagen. Und freie Mitarbeiter hatten wir während derCrowdfunding-Kampagne eine ganze Reihe von Leuten, die uns unterstützt haben, auchehrenamtlich,dahabenwirdas jaalleehrenamtlichgemacht.UndjetzthabenwirunsereGastautoren,die sozusagenauch freiarbeiten,das sindbisher so, vielleichtachtbis zehnaber da kommen immer mehr dazu. Weil wir im Schnitt jede Woche einen Gastbeitragveröffentlichen.

AE:GibteseinevorgegebeneArtikel-Mindest-bzw.Höchstlänge?Wennja,wievieleZeichensindvorgegeben?GiltdasauchfürGastautoren?

FA:Alsomanmusseigentlichsagen„Nein“,wirwolltendashaltsozusagendieFlexibilitätdie man hat im Digitalen auch ausnützen und ausschöpfen, das war die Grundidee.Natürlich gibt es gleichzeitig so ein gewisses Optimum und das hattenwir, ja da gibt esverschiedeneDiskussionen,verschiedeneAnsichten.Aber ich sagmalganzgroßzwischen7.000und8.000undvielleicht13/14.000warmalangestrebt.Esistso,dassesinzwischensicheinbisscheneingespielthat,dasswirtendenzielleherlängereStückebringenundauchschon die Erfahrung gemacht haben, dass die Leute, wenn wir’s mal kürzer machenzwischendurch,sagen„WosindunsereschönenlangenTexte“alsodieLeutehabensichdaschondarangewöhnt.Auf langeSichtwollenwirdaversuchen,soeinbisscheneinenMixreinzubringen. Dasswirmal etwas kürzeres, knackigeres haben und zwischendurch dannauch wieder die längeren Sachen. Aber wie du siehst, sind wir da relativ flexibel undmachendas vonTextundThemaabhängigundgenausohandhabenwirdasauch fürdieGastautoren.AlsowirgebendeneneineziemlichgrobeHausnummerundinnerhalbdieserHausnummerkönnensiesichdannbewegen.

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Anhang II: Experten-Interviews 128

AE:GeradebeiderEntwicklungderletztenJahrehinzuübersichtlicher,kurzerInformationfürLeser,die sich immerwenigerZeitnehmen,umNachrichtenzu lesen–wiesohatmansichbeiPerspectiveDailytrotzdemfürsozeitintensiveLesestückeentschieden,was istderHintergrund?(JulianehatUmfragen/Rechercheergebnisseangesprochen)

FA: Also es war jetzt glaub ich nie explizit die Überlegung da, wir wollen sehr langenJournalismus machen. Ich sag mal so, bei uns hat eher die Zeitkomponente, also das(unverständlich) eine Rolle gespielt, dass wir sagen, wir wollen nicht tagesaktuell sein,sonderndenDingenZeitgeben,biswirklichetwaspassiertistoderbismanetwasfundiertsagen kann. Das heißt, für uns spielt eigentlich die entscheidende Rolle, dass wir einbisschenAbstandhabenzudenGeschehnissenunddanneinbisschenHintergrundbringenwollenundEinordnungfürunsaucheinegroßeRollespieltunddagehteinfachdanneinegewisseLängemiteinher.WirmachenjakeineNeuigkeiten,alsokeineNews,keinenNews-Journalism ,und deshalb sind unsere Texte ein Stückweit länger. Und dann hat sich dasauchdahinentwickelt,wieichgradschonbeiderTextlängebeschriebenhab.

AE:Infografikensindsehrzeit-undkostenintensivinderErstellung.InderHälftedervonmiranalysiertenArtikelwarmindestenseineInfografikeingebunden.Rentiertsichdas?WasistderGedankedahinter,dasssovieleInfografikenverwendetwerden?

FA: Ich mein, das ist halt ein Baustein von vielen, der dazugehört, wenn man Textproduzierenwill,alsonichtvieleamTag,sonderneinen,dersehrhochwertigseinsoll.Alsowir versuchendasnatürlichauch imTextumzusetzen,wasdieDetails angehtundhabenviele Textschleifen, die ein Text durchläuft und wir wollen einfach, dass da ein fertigerBeitrag am Schluss rauskommt, der eine runde Sache ist und das in allen Bereichenausdrücken.DagehörtdieOptikinsgesamtdazu,dasLayoutsprichtjaauchschoneinStückweitfürsich,denkeich.AberdazugehörenebenauchGrafikendazu.UndwarumGrafikenwichtigsind,das ist jaaucheinStückweitevident,alsovieleZusammenhänge lassensichdarübereinfachbesserwahrnehmenunddannkommenauchsoeinbisschenneurowissen-schaftliche Erkenntnisse unserer Gründerin mit rein, dass die Menschen halt einfachInformationen besser aufnehmen, wenn da ein gewisserMix drinnen ist, also wenn dasnichtnurTextist,sondernwenndaauchBildmitdrinist.WirversuchenauchabundzueinpaarinteraktiveSachenmitaufzunehmen,habenschonzweidreiMaleinkleinesQuizdringehabt oder eine Umfrage, so Sachen. Da sind wir eigentlich auch noch am Anfang undwollendasnochmehrvertiefen,dasseshaltnichtirgendwiesichaufdrängtundablenkendistundallesblinktundsoweiteraberdasswennespasst,dieGeschichteoderdenBeitraghaltvoranbringt.AlsoichmachvieleUmweltthemenundauchTechnikthemenunddasindGrafikenofthilfreich,umDingeaufzuzeigen.

AE: Spielt die thematische Nähe oder ein Bezug zu Deutschland/dem deutschsprachigenRaum(Deutschland,Österreich,Schweiz)oder,größergesehen,zuEuropaeineRollebeiderThemenauswahlvonPD?

FA:DieräumlicheNähe?

AE:Jagenau.

FA: Natürlich gibt es Themen, die einen gewissen regionalen Bezug haben, „Der Petry-Effekt“zumBeispiel,woesumFraukePetryundsoging,daistnatürlichdieNäheso,oderdiedeutschePolitikThema,dann…washattenwirdennnochmitregionalemBezug…alsomir fallen ehrlichgesagt mehr Texte ein, die irgendwie universell Bedeutung haben: ZurEnergiewende,zumKlimawandel, jetztunsereDrogen-Reihe,dakommenauchmanchmalBezüge,beimAlkohol zumBeispiel, zuunsererKulturaberdasindauch immersehrvieleDinge,dieallgemeinfürMenschengelten,diefürdieErdegelten,alsoichsagmalinvielenanderenRedaktionenkennichdaseigentlichnochstärker,dassmansagt:DasThemamusseinen starken regionalen Bezug haben, warum ist das grad für die Leute hier vor Ort

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Anhang II: Experten-Interviews 129

interessant.Dasindwir,dahabenwirunsrelativdavongelöstgefühlteigentlich,zumindestim Bewusstsein und es sind keine zwingenden Kriterien. Kann auchmal eine Geschichtesein,wir haben eineGeschichte schon gehabt aus Kenia,wir hatten eine aus Italien,wirhatten eine Geschichte über Russland, da kommt bald wieder was. Das hat keinenbesonderenStellenwert.

AE:ImZugederAuswertunghatsichherausgestellt,dassinmehralsderHälftederArtikelkeine kontroversen Meinungen dargestellt werden. Kritiker sehen in KonstruktivemJournalismus „Schönfärberei“, wird dieser Vorwurf nicht in gewisser Weise dadurchbestätigt?KannstdudazuStellungnehmen?

FA: Ichsagmal,grundsätzlich istesunswichtig,ausgewogenzuberichten.UndzueinemThemawirklichzuversuchen,allerelevantenSichtweisenmiteinzubringen.Natürlichistesschon so,dasswirderMeinung sind,dassnicht alle Sichtweisen,diees zueinemThemagibt, die gleiche Relevanz haben. Beispiel Klimawandel: Es gibt natürlich Leute die sagen„Gibt’s nicht, ist Quatsch.“, (unverständlich) … und deshalb hat das bei uns auch keinengrößeren Stellenwert, dann gehört das für uns nicht zu einer Kontroverse oder zu einerausgewogenen Berichterstattung, dass wir sagen: Jetzt haben wir jemanden zu Wortkommen lassen,dersagt„EsgibtdenKlimawandel,wirmüssenetwasdagegentun“ jetztmüssen wir auch jemanden zu Wort kommen lassen, der das Gegenteil argumentiert.Deshalb muss man da sagen, also Kontroverse, wenn sie ihren Zweck erfüllt undverschiedeneStandpunkte,wennsieberechtigtsind,dasversuchenwiraufjedenFall,mitreinzubringen,das istaberkeinSelbstzweck. Ichglaubemankann…esgibtauchThemen,dagibtesrelativ…Alsodakannmanschon,wennmaneineHaltunghat,sagen…damussman nicht jeden, der eine Meinung hat, die irgendwie anders ist, die ebenbürtigdanebenstellen.Dakannmansagen:DasunddassindunsereGrundwerte,das istunsereHaltungunddementsprechendkannmandenInformationenirgendwiehiersoeineTheseaufstellen und die hier so begründen und natürlich auch gerne streiten darüber imAnschluss.

AE:Wie läuft esmit der Finanzierung vonPerspectiveDaily?Welcheweitere EntwicklungderPlattformerhofftihreuch?

FA:Duhastdasjawahrscheinlichmitverfolgt,alsodasCrowdfundinghabenwirerfolgreichabgeschlossenunddashatunsdieGrundfinanzierungfürdasersteJahrgesichert.Natürlichwollenwir,dass immernochmehrLeuteMitgliedwerden–unddasistauchderFall–sodasswirauchimnächstenJahrweitermachenkönnen.EsgibtnatürlichaucheinegewisseFluktuationamEndevonsoeinemJahr,einpaarbleibenweiterdabei,einpaarspringenab.UnddementsprechendsindunsereZielenatürlich,Optimal-Zielistdasswirsovielemöglichdazugewinnen, und die die wir haben (unverständlich) dass sie dabeibleiben. Wirverstärkendasauchgerade,dasswireinbisschenmehranalysierenundeinbisschenmehrStrategieninunsereÖffentlichkeitsarbeitstecken.Undauchanalysieren,ichsagmalso,dasZusammenspiel von sozialen Medien und Artikeln, die wir veröffentlichen und so dieseganzeAußendarstellung,alsodieAußendarstellung imNetzzuoptimieren,dassdieLeuteda kommen und wirklich schnell da reingezogen werden, ob das spannend ist, und dieLeuteschnellwissen,woransiesind.DasindwiraufeinemganzgutenWeg.Wirsindnochnicht an unserem Optimum, was wir uns wünschen aber da arbeiten wir drauf zu undhaben auch noch viele Dinge, diewir umsetzenwollen, die dazu beitragen, dasswir dasaucherreichen.Alsoesgibtvielzutun,immer,auchindemBereichaberwirtunauchvielundsindvondemhermitunsererArbeitsicherimReinen.

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ng II: Experten-Interviews

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acht,sich

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mehrdasbefriedigendeGefühl,wenndudanngutvielrecherchierthast.

DannkannstduauchTextrausbringenodereinenBeitrag,ichhabjaauch

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ng II: Experten-Interviews

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demLeserz.B.gezeigt,wo

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jetztnicht,alsoeherdassdusoeine,keineAhnung…soeinw

issenschaftli-

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mernochirgendwiemitdemTextkorrespondierend,einbisschen

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inBau

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,und

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dwurde

irgend

woineinerZeitung

gedrucktode

rineinem

Magazinode

rso,u

nddan

nvielleichtaufFaceb

ook

geteilt,da

nnw

arabe

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eg.Alsom

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tte.Sache

ndie

vielleichtauchgarnichtkonstruktiv

waren

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dernm

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hda

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n,ode

rirgen

dwiesow

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erdasGefüh

lalsJourna

listin

„Ne,bessernicht“,a

lsom

angeh

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tlichalsJourna

list

garn

ichtso

indieseFrontalgeschichtere

in,m

itde

nLesern…

Soba

ldeinArtikelveröffentlicht

und

auf

SocialMed

iageteilt

wird

,verlierenvieleAu

torendie

Kontrolleda

rübe

r,wasda

zu

diskutiertwird

,dasie

sichliebe

rau

sde

nDiskussio

nen

rausha

lten.

Wen

neinArtik

elausSocial

Med

iageteiltwird

,ha

ben

man

cheAu

torenda

sGefüh

l,sie

sollten

sic

hau

sde

rDiskussio

nrausha

lten.

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Anha

ng II: Experten-Interviews

134

ANGESTELLTENVE

RHÄL

TNIS

FA:F

estangestellteLeutesindwir,alsowennm

anjetztinFestanstellungen

rechnet,soetw

a15,javielleichtsindeszw

ischen13und15,daskannich

dirnichtganzgenausagen,weilw

irw

elchehabendieVollzeitarbeiten,

manchesindnurTeilzeitangestelltunddannschwanktdasauchimmerein

bisschen,…

Undjetzthabenw

irunsereGastautoren,diesozusagenauchfreiarbeiten,

dassindbisherso,vielleichtachtbiszehnaberdakommenimmermehr

dazu.WeilwirimSchnittjedeW

ocheeinenGastbeitragveröffentlichen.

BeiPDgibteszw

ischen13und

15festAngestellte,dieteils

Vollzeit,teilsTeilzeitarbeiten.

DazukommenimM

omentacht

bis

10

Gastautoren,

diese

werden

jedoch

wöchentlich

mehr.

BeiPDgibteszw

ischen13

und15festA

ngestellte,die

Vollzeit

oder

Teilzeit

arbeiten.Dazukommendie

Gastautoren.

MINDEST-/H

ÖCH

STAR

TIKE

LLÄN

GE;LAN

GELESESTÜCK

E

FA:A

lsom

anm

usseigentlichsagen„Nein“,w

irw

olltendashaltsozusagen

dieFlexibilitätdiem

anhatim

Digitalenauchausnützenundausschöpfen,

daswardieGrundidee.Natürlichgibtesgleichzeitigsoeingewisses

Optimumunddashattenwir,jadagibtesverschiedeneDiskussionen,

verschiedeneAnsichten.Aberichsagm

alganzgroßzwischen7.000und

8.000undvielleicht13/14.000warmalangestrebt.

Es

gibt

eigentlich

keine

ZeichenvorgabefürArtikelbei

PD,weilm

andieFlexibilitätdes

Digitalen

nicht

eingrenzen

wollte.Trotzdemwollteman

sichzwischen7–8.000und13–

14.000Zeicheneinpendeln.

DieLängekannim

Internet

flexibel

variieren,

ein

Optimumvonm

indestens7–

8.000undhöchstens

13.–

14.000

Zeichen

wird

angestrebt.

FA:AuflangeSichtwollenwirdaversuchen,soeinbisscheneinenMix

reinzubringen.Dasswirmaletw

as

kürzeres,knackigeres

habenund

zwischendurchdannauchw

iederdielängerenSachen.Aberwiedusiehst,

sindw

irdarelativflexibelundm

achendasvonTextundThemaabhängig

undgenausohandhabenwirdasauchfürdieGastautoren.

LangfristigsollenLeservonPD

sowohlkurzealsauchlange

Textefinden.

DieLängeist

flexibel

undvonTextund

Themaabhängig.

PDstrebt

einenMixaus

kurzenundlangenTexten

an.DieLängeistflexibelund

von

Text

und

Thema

abhängig.

FA:A

lsoeswarjetztglaubichnieexplizitdieÜberlegungda,wirwollensehr

langenJournalism

us

machen.Ichsagmalso,beiuns

hateher

die

Zeitkomponente,alsodas(unverständlich)eineRollegespielt,dasswir

sagen,wirw

ollennichttagesaktuellsein,sonderndenDingenZeitgeben,

bisw

irklichetw

aspassiertistoderbism

anetw

asfundiertsagenkann.Das

heißt,fürunsspielteigentlichdieentscheidendeRolle,dasswireinbisschen

AbstandhabenzudenG

eschehnissenunddanneinbisschenHintergrund

bringenw

ollenundEinordnungfürunsaucheinegroßeRollespieltundda

Eswarnieexplizitvorgegeben,

dassdieTexteinegewisse

Längeerreichenm

üssen.Jedoch

gehtdas

damiteinher,wenn

man

nicht

tagesaktuell

berichtet,sondernm

ehrindie

Tiefe

geht

und

über

Hintergründeberichtet.

EsistkeinZielvonPD,lange

Textezuproduzieren.Das

passiertaber

automatisch,

wenn

man

Hintergründe

beleuchtetundindieTiefe

geht.

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Anha

ng II: Experten-Interviews

135

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ispiel,zuunsererKulturab

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Sichtw

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The

magibt,d

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en.

Ausgew

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mit

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Sichtw

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allerdings

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Meinu

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D.

PD

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Meinu

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FA:De

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emen

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…damussman

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ersist,d

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nstellen.Dakann

man

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The

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mte

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hat,

muss

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jede

Meinu

ngdarstellen.

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Anha

ng II: Experten-Interviews

136

WEITERE

ZIELE

FA:N

atürlichwollenwir,dassim

mernochmeh

rLeu

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itgliedwerde

nun

dda

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rFall.Soda

ssw

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türlichaucheine

gew

isseFluktuationam

End

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eine

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r,ein

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leiben

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ein

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ab.Und

de

men

tspreche

ndsindun

sereZielenatürlich,O

ptim

al-Zielistdasswirso

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lichda

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n,und

diediewirha

ben(unverstän

dlich)dasssie

da

beibleiben

.Wirverstärken

dasauchgerade

,dasswireinbisschen

meh

ran

alysierenun

deinbisschen

meh

rStrategieninunsereÖffe

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itstecken.

Die

weiteren

Ziele

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zuzugewinne

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rLeser

dazuzuge-

winne

nun

ddieFluktuation

gerin

gzuhalten,w

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itgearbe

itet.

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