MATERIALIEN ZUM FILM - soundofheimat.de · Regie und Buch: Arne Birkenstock, Jan Tengeler ... Wir...

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MATERIALIEN ZUM FILM

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M A T E R I A L I E N Z U M F I L M

INhALTsvERZEIchNIs

SOUND OF HEIMAT – Reiseführer und Stationen ……………………………………………………………………………… Seite 3

Volksmusik – Definitionen und Zitate ………………………………………………………………………………………… Seite 7

Praktische Übungen

Auf den Kinobesuch einstimmen ………………………………………………………………………………………… Seite 8

Impulse für Gesprächsrunden nach dem Kinobesuch ……………………………………………………………………… Seite 9

Den Kinobesuch ausklingen lassen ……………………………………………………………………………………… Seite 10

Zum Lesen, Recherchieren, Weitermachen ………………………………………………………………………………… Seite 11

DATEN ZUM FILM

Ein Film mit Hayden Chisholm

Eine Produktion von Fruitmarket Kultur und Medien & Tradewind

Pictures in Koproduktion mit dem WDR

Regie und Buch: Arne Birkenstock, Jan Tengeler

Kamera: Marcus Winterbauer

Schnitt: Volker Gehrke, Kathrina Schmidt

Ton: Ralf Weber

Produzenten: Helmut G. Weber, Thomas Springer,

Arne Birkenstock

Redaktion: WDR Jutta Krug, Lothar Mattner,

Birgit Keller-Reddemann

Gefördert durch: Filmstiftung NRW, Mitteldeutsche

Medienförderung, Deutscher Filmförderfonds,

Filmförderungsanstalt,

Beauftragter der Bundesregierung für Kultur

und Medien

© 2011 Fruitmarket Kultur und Medien & Tradewind Pictures

Verleih Deutschland: 3Rosen GmbH

Kinostart: 27. September 2012

FSK: 0 Jahre

Genre: Dokumentarfilm/Roadmovie

Laufzeit: 90 Minuten

IMpREssUM

Herausgeber: Vera Conrad im Auftrag von 3Rosen GmbH | Verantwortlich: Vera Conrad, www.con-kuk.de

Praktische Übungen: Regine Wenger, [email protected] | Redaktion & Texte zum Film: Vera Conrad, [email protected]

Grafik: torpedo leipzig | Fotos: © 2011 Fruitmarket Kultur und Medien & Tradewind Pictures

voRwoRT

Hayden Chisholm, ein junger schottisch-neuseeländischer Musiker, begibt sich auf eine musikalische Entdeckungsreise in die Sphären der deutschen Volksmusik – vorurteilsfrei und voller Neugier. Das gestörte Verhältnis der Deutschen zu diesem Genre befremdet ihn. Er möchte verstehen, „warum die Leute ein Problem mit der Volksmusik haben? Warum denen das sogar peinlich ist zum Teil?“. Und so begibt sich Hayden auf Reisen, trifft auf sympathische, begeisterte, höchst musikalische Menschen, die die andere, die „wirkliche“ Seite der Volksmusik zeigen, die so anders klingt, so weit weg ist von der volkstümlichen Hitparade mit ihrer Heimattümelei. SOUND OF HEIMAT ermöglicht uns einen unvoreingenommenen Blick auf Tradition und Brauchtum, macht Lust auf Musik und Gesang und bietet uns Einblicke in eine Welt, von der wir glaubten, Abstand nehmen zu müssen und die uns doch so nah ist.

Mit dieser Broschüre möchten wir Sie ermuntern, mit Freunden, Kollegen, Schülerinnen und Schülern Hayden Chisholms Reisebegleiter zu werden.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und gute Unterhaltung im Kino.Ihre Vera Conrad und Regine Wenger

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AUFTAKTDer GewandhausChor Leipzig probt „Wenn alle Brünnlein fließen“. Chorleiter Gregor Meyer animiert den Filmzuschauer zum Mitsin-gen.

DER REISELEITERHayden Chisholm spielt auf dem Saxophon die Sarabande 1. Cello Suite von Johann Sebastian Bach. Er, die Musik und die Landschaft scheinen miteinander zu verschmelzen. Hayden hat Neuseeland verlassen, in Deutschland Musik studiert, lebt in Köln.

KöLSCHE LIEDER, KöLSCHE SEELEStation „Weißer Holunder“: Jeden Sonntag wird in dieser urtypi-schen Kölner Kneipe ab 18:00 Uhr zu einem offenen Singen einge-laden. Die Lieder sind international, heimatverbunden, manchmal deftig: „Ich bin de Stroß eraf jejange“, manchmal berührend sen-timental: „En unserem Veedel“.

EDELWEISSPIRATENDie Kölner Gruppe BamBam Babylon Bajasch adaptiert Lieder der „Edelweißpiraten“ und überträgt sie in die heutige Zeit.

HEIMATLOSHayden Chisholm, aufgewachsen im Südpazifik. Wirklich zuhau-se fühlt er sich nur in der Musik, reist mit dieser um die ganze Welt. Was ihn befremdet? Das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Volksmusik. „Dieselben Menschen, die feuchte Augen bekommen, wenn ein alter Indio in den Anden zum tausendsten Male ‚El Cón-

dor Pasa’ in seine Panflöte bläst, kriegen Pickel, wenn man sie auf die Melodien ihrer Heimat anspricht“.

DER KLANG IST EINE ZUTAT Mittagberg, Allgäu: Haydens Reise beginnt. „Jodeln und Wandern mit Loni Kuisle“ stehen auf dem Programm. An oberster Stelle gilt hier die Gemeinsamkeit – gemeinsam atmen, tönen, singen, lernen, sehen, fühlen, spüren, riechen, hören, klingen, gehen… gemeinsam die unglaubliche „Harmonie” der Naturlaute mit den menschlichen Lauten zu vereinen und zu erleben.

VOLKSMUSIK IST BöSEBamberg, Franken: Im Morph-Club tagt der Antistadl „die be-rühmteste Volxmusikveranstaltung in ganz Bamberg“ (Christoph Lambertz, Musiker und Mitbegründer). Die Instrumentensammlung von Christoph Lambertz und David Saam ist beachtlich: Sie reicht von verschiedenen Dudelsäcken über Concertina bis zur Death-Metal-Rassel. Auch diverse Klari-netten, Drehleier, Gitarre, Akkordeon und Darabouka kommen zum Einsatz.

soUND oF hEIMAT REIsEFühRER UND sTATIoNEN

Chorleiter Gregor Meyer (links) und der GewandhausChor Leipzig mit Gastsänger Hayden Chisholm

„Eihoo“: Rainer Prüß (rechts) und seine Mannen

Volxmusik mit X ist Rock ’n’ Roll.

Kölsch:„En unserem Veedel“

Wat och passeet, dat Eine es doch kloret Schönste, wat m‘r han, schon all die lange Johr es unser Veedel, denn he hält m‘r zosamme ejal, wat och passeet, en uns‘rem Veedel.

Übersetzung:„In unserem Viertel“

Was auch passiert, das Eine ist doch klar:Das Schönste, was wir haben, schon all die langen JahreIst unser Viertel, denn hier hält man zusammenEgal was auch passiert, in unserem Viertel.

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DIE FAMILIE WELLBayern, das tiefste: Hayden besucht die Familie Well, lernt dort die Wellküren und Biermösl Blosn kennen und tanzt auf einem Volks-fest zu ihrer Musik. Die Schwestern Moni, Burgi und Bärbl lernten von ihrem Vater den traditionellen Dreigesang und das Spielen zahlreicher Musikinstrumente. Mitte der 1980-Jahre gründeten die Drei die „Wellküren“. Sie stehen für die „weibliche“ Synthese aus Volksmusik mit Kabarett.

UNTERWEGS IM VOGTLANDDer GewandhausChor Leipzig reist zu den Stelzenfestspielen ins Vogtland. Im Bus wird „Ännchen von Tharau“ angestimmt. In Stel-zen trifft Hayden auf eine Gruppe chinesischer Kinder, die deut-sche Kinderlieder singen und mit ihren traditionellen Instrumen-ten vertonen. Tief berührt fühlt sich Hayden von „Morgen muss ich fort von hier“, das ihm zu Ehren zum Abschied vorgetragene Lied des Ge-wandhausChor Leipzig. „Ich finde, dass der Klang der deutschen Sprache absolut vereint ist mit dem Stück und der Melodie. Und deshalb wirkt das auf einer tiefen Ebene.” (Hayden in SOUND OF HEIMAT)

WER HAT DAS ERFUNDEN?Klingenthal, Erzgebirge, Sachsen: Hayden trifft den Sänger und Bandoneon-Spieler Rudi Vodel. Gemeinsam besuchen sie Anja Rockstroh, die die Tradition der Herstellung des Bandoneons fort-setzt. Dieses Musikinstrument, ursprünglich Bandonion, ist ein von Heinrich Band konstruiertes Handzuginstrument, das aus der Concertina entwickelt worden ist. Rudi Vodel singt „Chia,chia,chia, cho, Käse gibt‘s in der HO“ und „Deitsch un Frei“.

DANN KAM DER HONECKERRudi Vodel ist einer der letzten Musiker, der noch die alten Lieder des Erzgebirges kennt und spielt. Nach einer streng ausgewähl-ten Musikliste durfte er früher mit seiner Folklore-Gruppe in den feinen Hotels spielen, „wenn die großen Brüder aus Russland zu Gast waren.“ Ernüchtert von der ständigen Zensur, hat Vodel ir-gendwann das Musizieren an den Nagel gehängt. Heute spielt er wieder und versucht die alten Lieder, die vielerorts dem sozialisti-schen Einheitsbrei zum Opfer gefallen waren, an die junge Gene-ration weiterzugeben. Gemeinsam mit Dorfbewohnern und Stefan Gerlach stimmt Rudi Vodel in SOUND OF HEIMAT die Lieder „Glück auf der Steiger kommt“ und „Feierobnd“ an.

SExy VOLKSLIEDERSINGENRudolstadt, Thüringen: Dort findet das größte Folk-Roots-Weltmu-sik-Festival Deutschlands statt. Hayden trifft auf alte Bekannte, Christoph und David vom Antistadl. Die beiden haben zum „Sexy Volksliedersingen“ in die dortige Stadtbücherei geladen.

BOBOGräfenhainichen, Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt: Hayden trifft die Rockmusikerin Bobo, die ihre ganz eigenen Versionen deutscher Volkslieder vorstellt – eine Mischung aus romantischem Kunstlied, verbunden mit Jazz- und Popelementen. In SOUND OF HEIMAT interpretiert Bobo „Es saß ein klein wild Vögelein“ und „Die Gedanken sind frei“.

Erzgebirgisch:„Deitsch un Frei“ (Erzgebirge, um 1908)

Heil eich, ihr deitschen Brüder!Grüß Gott viel tausend Mol!Auf, auf, singt deitsche Lieder,deß rauscht ve Barg ze Tol.Denn‘s gilt ja onnrer Haamitin alter deitscher Trei;loßt‘s weit ins Land nei klinge,deß mer Arzgebirger sei.Deitsch on frei wolln mer sei,on do bleibn mer aah derbei,weil mer Arzgebirger sei!

Übersetzung:„Deutsch und Frei“

Heil euch, ihr deutschen Brüder!Grüß Gott viel tausend Mal!Auf, auf, singt deutsche Lieder,dass es rauscht von Berg zu Tal.Denn es gilt ja unserer Heimatin alter deutscher Treue;lasst es weit ins Land rein klingen,dass wir Erzgebirgler sind.Deutsch und frei wollen wir sein,und da bleiben wir auch dabei,weil wir Erzgebirgler sind!

„Mach einmal“: Loni Kuisle bringt Hayden die Jodeltöne bei

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AUF DER SUCHE NACH ANTWORTENGedenkstätte Buchenwald bei Weimar, Thüringen: Hayden trifft dort den ehemaligen KZ-Häftling Władysław Kozdon. Hier versucht er Antworten zu finden, auf die Frage, warum die Deutschen ein so gespanntes Verhältnis zur Volksmusik haben, warum sie so häufig befangen sind ihre Lieder zu singen.„Ich erinnere mich, zum Beispiel im Sommer, der Arbeitstag dau-erte 16 Stunden, danach hatten wir Appell, und zum Essen und zum Schlafen hatten wir manchmal nur sechs Stunden. Diese Frei-zeit war sehr teuer und wir mussten noch singen. Sehr oft war der Rapportführer schlecht gelaunt und sagte: ‚Das ist kein Gesang! Noch einmal!’. Und dann stehe ich auf dem Appellplatz und war-te auf das Kommando ‚Abtreten’. Für mich ist das das schönste deutsche Wort. [...] Außerdem gab es noch andere Lieder wie ‚Alle Vöglein sind schon da, alle Vögel, alle’. Das wurde gesungen, wenn ein Häftling geschnappt wurde nach der Flucht und dann wieder ins Lager kam. Dann mussten die anderen Häftlinge singen ‚Alle Vöglein sind schon da’. Das war so ein Horror“. (Władysław Kozdon in SOUND OF HEIMAT)

AUF DEM MEERFlensburg, Schleswig: Segeltour mit Rainer Prüß von Liederjan. Er erzählt Hayden, wie Iren nach einem Konzert der Gruppe den Wunsch aussprachen ein deutsches Lied vorgetragen zu bekom-men, „but now give us a German song“. Liederjan kommt über die erste Strophe von „Der Mond ist aufgegangen“ nicht hinaus. Wie erklärt sich Rainer Prüß das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Volksmusik? „Ich glaube es liegt am Dritten Reich, wegen der Nazis. Weil die natürlich auch ganz viel gesungen haben und auch alle Volkslieder bemüht haben und in Gange gehalten haben. Darauf hatte nach dem zweiten Weltkrieg keiner mehr Lust. Das war besetzt durch den Nationalsozialismus. Du konntest eigentlich unbefangen kein Volkslied mehr singen, weil, da haben die Leute gesagt: ‚Ja hör mir bloß auf, das haben wir lange genug gehabt so eine Singerei’. Insofern haben wir ja auch lange gebraucht, bis wir das Zeug wieder angefasst haben. Das war ja erst in den 70ern. Mit 68 kam das. Als ich mich zum Beispiel auch gefragt hab, und Ekki ‚wo kommen wir eigentlich her?’ Uns wurde plötzlich bewusst, Ekki wurde bewusst, dass er Friese ist und ich eigentlich Dithmarscher, und dass das mit den Nazis gar nichts zu tun hat, so-zusagen. Es war unsere Jugend, die da wieder hoch kam“. (Rainer Prüß in SOUND OF HEIMAT). Rainer Prüß stimmt die Lieder „Die fünf Söhne“ und „Eihoo“ an.

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? Sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger sie schießen, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!

Ich denke, was ich will und was mich beglücket, doch alles in der Still’, und wie es sich schicket.Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!

Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen, sie tut mir allein am besten gefallen. Ich bin nicht alleine bei meinem Glas Weine, mein Mädchen dabei: die Gedanken sind frei!

Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker, das alles sind rein vergebliche Werke; denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei: die Gedanken sind frei!

Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen. Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen und denken dabei: die Gedanken sind frei!

Bobo: Rockmusikerin und Volksliedinterpretin

Ich finde, dass der Klang der deutschen Sprache absolut vereint ist mit dem Stück und der Melodie.

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AUCH DIESE REISE HAT EIN ENDE„Ich habe nur einen Bruchteil von der Musik gehört, was dieses Land zu bieten hat. Ich habe wahnsinnig schöne Melodien gelernt; Lieder, Tänze. Und tief verborgen irgendwo in dieser Musik ist eben das Gefühl von Heimat. Ich habe erlebt, wie viel Freude euch Deutschen diese Musik macht. Auch wenn immer ein Hauch von Melancholie dabei ist. Die gehört wohl dazu hier in Deutschland. Sie macht Eure Volksmusik zu etwas ganz Besonderem. (Hayden Chisholm in SOUND OF HEIMAT)

Wir sind das BamBam Edelweiß Soundsystem

Kölsch:„Da steiht ene Schutzmann“

Kumm lass john lass ma rädsche fahreKumm lass john lass ma rädsche fahreKumm lass john lass ma bildsche maleDat sin e paar sache die mir all jään macheDat is uns freizeitspaß ansonsten liejen ma im grasEt tät kenem wee beton expreeDie wahlsprüch anna wäng wolle ma nit hanDa male ma leever a paar bildsche dranDat hakenkrüz weed zum finster jemaatDa kütt dr schutzmann an sun säät: stop piratIsch sach isch ben ki pirat isch hann jet joodes jemaatSach mir leeverens worum du misch jetzt jagstDo säät r weisste worum isch hann nix zo donnDa steiht ene schutzmann

Übersetzung:„Da steht ein Schutzmann“

Komm geh ab – lass’ uns Rollbrett fahrenKomm geh ab – lass’ uns Fahrrad fahrenKomm geh ab – lass’ uns Bilder malenDas sind so’n paar Sachen, die wir alle gern machenDas ist so’n Freizeitspaß, sonst liegen wir im GrasDas tut keinem weh – Beton-ExtremDie Wahlsprüche an der Wand wollen wir nicht habenDa malen wir doch lieber ein paar Bildchen draufDas Hakenkreuz haben wir übermaltDa kommt der Schutzmann und sagt „Hey Pirat“Ich sag: „Ich bin kein Pirat, ich hab was Gutes gemachtSag Du mir lieber mal, warum Du mich jetzt jagst?“Da sagt der: „Weißt Du warum? Ich habe nichts zu tun“Da steht ein Schutzmann…

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Volksmusik: ein Synonym von Folklore, Volkslieder und Volkstänze (Oberbegriff)Quelle: http://wortschatz.uni-leipzig.de

Volksmusik: vokal oder volkstümlich ausgeführte Musik, die münd-lich tradiert und durch Hören erlernt wird. Die Komponisten der Volksmusik sind in der Regel anonym. Volksmusik findet sich in allen Gesellschaften und existiert unter verschiedensten sozialen und kulturellen Bedingungen.Quelle: http://www.enzyklo.de/suche.php

Volksmusik bezeichnet zum einen die traditionelle, häufig schrift-los überlieferte Musik. Sie ist für bestimmte Regionalkulturen charakteristisch oder wird dafür gehalten. Sie umfasst Volkslie-der, instrumentale Stücke und Musik für Volkstanz. Im allgemei-nen Sprachgebrauch umfasst Volksmusik davon abweichend auch volkstümlichen Schlager, also moderne Unterhaltungsmusik mit Elementen der traditionellen Volksmusik. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Volksmusik

„Ganz im Vertrauen gesagt: Ich bin der tiefen Überzeugung, dass sich die Volksmusiken der ganzen Welt im wesentlichen auf einige stilistische Grundtypen und Grundformen zurückführen lassen,

wenn wir auf diesem Gebiet erst einmal über hinreichendes For-schungsmaterial verfügen. Um aber zu einem solchen Endergeb-nis zu gelangen, müssten, ehe die Volksmusik vollständig ausge-storben ist, viel erheblichere Summen für musikwissenschaftliche Untersuchungen aufgewendet werden.“ Béla Bartók 1937, ungarischer Komponist und MusikethnologeQuelle: Gergely, Jean, Einführung in die Volksmusik. Lausanne: Edition Rencontre,1967

„Ich habe Bruder Jakob na klar auf türkisch gesungen, das heißt dann Jakub usta, Jakub usta, haydi kalk…saartine birbak, ding, dang, zong! Gut, ne?“Aishe, 9 Jahre Quelle: http://www.hauptsachemusik.nibis.de/pdffiles/klasse-wirsingenweiter1_0411.pdf

Volksmusik: Vom werktätigen Volk gesungene oder auf Volksins-trumenten (z.B. Gitarre, Laute, Mandoline, Akkordeon) gespielte Musik von nationaler Eigenart (bes. Volkslied u. –tanz); die natür-liche Grundlage der Kunstmusik. Der Volksmusik widmen sich in der DDR bes. Volksmusikensembles, Volksorchester, -chöre, -tanz-gruppen, die Schulen und Kabinette für Kulturarbeit.Quelle: Meyers Lexikon A –Z, Leipzig: VEB Bibliographisches In-stitut,1974

„In der Regel ist eine gute Volksmusik mehr wert als 200 Kunst-melodien. Denn an Innigkeit, Originalität und Schönheit ist nichts dem Volkslied zu vergleichen.“Max Bruch, 1883-1920, deutscher KomponistQuelle: www.aphorismen.de

„Diese penetrante Fröhlichkeit, der verlogene Mitmachzwang: Das hat nichts mit Volksmusik zu tun, es ist nur zum Kotzen“. Stefan Remmler, ehemaliger Sänger der Gruppe Trio. Quelle: http://www.unmoralische.de/zitate2/Zitate_R.htm

„Karneval der Kulturen. Die Ächtung des Volksliedes und der Heimatmusik unter den sich gebildet und erhaben Dünkenden Deutschlands versteckt eine überdauernde Begierde nach hei-meliger Musik und lässt diese sich ausleben mittelst hemmungs-losem Suhlens im größten Kitsche sogenannter irischer oder griechischer oder sonst welcher mit ethnischer Güte prämierter Volksmusik.“ Quelle: Kapielski, Thomas, Weltgunst. Berlin: Mereve Verlag 2004

voLksMUsIk DEFINITIoNEN UND ZITATE

Die Wellküren mit der Mutter zu Haus’

Es ist das Volk, das die Musik schafft. Wir Musiker arrangieren sie nur.

Michael Glinka, russischer Komponist, 1804-1857

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pRAkTIschE übUNgEN AUF DEN kINobEsUch EINsTIMMEN

„Was ist ein Klischee? …Es ist ein französisches Wort, und …ursprünglich wurde es von Druckern verwendet. Wenn sie einen Satz druckten, mussten sie die einzelnen Buchstaben nehmen und sie in eine Art gefurchten Stock setzen, um den Satz zu bilden. Aber für Worte und Sätze, die oft verwendet wurden, hatte der Drucker kleine Stöcke mit Buchstaben, die schon fertig sind. Und diese fertigen Sätze nennt man Klischees. …Wir alle haben eine Menge fertiger Redewendungen und Vor-stellungen, und der Drucker hat fertige Druckstöcke, die alle in Redewendungen angeordnet sind. Wenn aber der Drucker etwas Neues drucken will…dann muss er die alte Ordnung der Buchstaben aufbrechen. Und so ist es auch, wenn wir etwas Neues denken oder sagen wollen, dann müssen wir all unsere fertigen Vorstellungen aufbrechen und die Teile mischen.“ Bateson, Gregory, Ökologie des Geistes , Teil 1 Metaloge, Suhrkamp Verlag 2001

Mythos Heimat, Heimat-Klischees(sich mit Vorurteilen zum Thema auseinandersetzen und unter sozialkritischen Aspekten diskutieren: Akzeptanz und Toleranz in der Gesellschaft)

Aufgabe: In der Teilnehmerrunde über Assoziationsketten die ThematikKlischees und Vorurteile im Volkslied eingrenzen.

Beispiel: Auf „Herzschmerz“ folgen mögliche Assoziationen wie naiv, pathetisch, konservativ, ältlich, einfach …Sind die bestehenden Klischees und Vorurteile berechtigt?

Musikalische Bilder(den Fokus auf besondere Details im persönlichen Lebensraum lenken, eine eigene Haltung dazu entwickeln, musikalische Assoziationen in Bezug auf Volksmusik wecken)

Aufgabe:Mit einer Handy- oder Digitalkamera alleine oder in Kleingruppenvon drei bis vier Personen eine persönliche Heimat-Galerie des eigenen Lebensraumes erstellen.Gibt es Entsprechungen zwischen den entstandenen Bildern und einem bekannten Volkslied?

Variante: Auf einer Pinnwand eine Assemblage (dreidimensionale Collage) mit Erinnerungsstücken, Heimatfotos, „Herzensdingen“ arran-gieren; Titel eines passenden Volksliedes darauf platzieren; die Wahl bei der Präsentation begründen.

Das HeimatLied-Interview(persönliche Haltung zum Begriff und zur Thematik Heimat und Volkslied äußern, Interviewform)

Aufgabe:Paarübung, möglichst unterschiedlichen Geschlechts,folgende Fragen gegenseitig beantworten und dann präsentieren.

Spontane Gedanken zu Folgendem sammeln:

Was verstehst du unter Heimat? (mindestens fünf Stichpunkte dazu finden)

Was bedeutet Deutschland für mich?

Gibt es Orte, wo mich bei der Vorstellung das Entsetzen packt, dass sie Heimat sein könnten?

Was würde mich heimatlos machen?

Was gehört für mich zur deutschen Kultur?

Mich nerven Volkslieder, weil...

Ich mag Volkslieder, weil...

Wenn ich mich in der Fremde aufhalte und nach einem deutschen Volkslied gefragt werde, reagiere ich…

Gibt es bei der Befragung Unterschiede in den Antworten der weiblichen und männlichen Teilnehmer?

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IMpULsE FüR gEspRächsRUNDEN NAch DEM kINobEsUch

Der Vorspann bietet einen geschickten Einstieg in das Thema Volksmusik: Das Kinopublikum wird ermuntert „Wenn alle Brünn-lein fließen“ mitzusingen.Wie wird der Zuschauer hier angesprochen? (z.B. direkte Ansprache über Großaufnahme des Chorleiters mit Blick in die Kamera)

Mit welchen filmischen Mitteln wird diese Animation begleitet? (z. B. Einblenden des Liedtextes als Untertitel/ Wiederholung der Aufforderung zum Mitsingen/ Nahaufnahmen des Chores)

Was erfährt der Zuschauer über Hayden Chisholm? (z.B. lebt z. T. in Köln, immer auf Reisen, seine familiären Hintergründe, auf der Suche nach Melodien und Persönlichkeiten, offenes Auf-treten, stellt sich mit seinen musikalischen Qualitäten auf jede musikalische Herausforderung ein, offen, tolerant, Vermittler zwischen gezeigten Volksmusikern und den Zuschauern)

Experiment zum Nachahmen: Mit Loni Kuisle die Schritte zum Jodeln erlernen! (passenden Ort auswählen/ das „Begleitorchester Natur“ entdecken/ Atemübungen/ mit dem „Duuu“ und geschlossenen Augen in sich hineinhören/ einen Ton höher singen/ zum hohen Ton einen Knicks machen/in eine Melodie Jodellaute verpacken, mehrstimmig jodeln)

Offene Diskussion zu den Fragen:Sind Fußballfans und ihre Lieder Volkslieder?Volksmusik in der DDR: genutzt – benutzt? (Rudi Vodel über seine Erfahrungen in der DDR mit Titelverboten)Volksliedermissbrauch während der Zeit des Faschismus? (Władysław Kozdon über seine schrecklichen Erlebnisse im KZ)

Nicht nur die Musik ist sexy: Christoph Lambertz (links) und David Saam (rechts) vom „Antistadl“

„ Das hier, so ein schöner Kasten“: Rudi Vodel und Hayden Chisholm

„Und jetzt alle“: Margot Schiesberg im „Weißen Holunder“

Plattdüütsch:„Eihoo“

Eihoo, faat em an, sooEihoo, alle Mann, sooEihoo, hool em op, sooEihoo, n‘ grooten Ruck, sooEihoo, steidel op, sooEihoo, ga mit rop, sooEihoo, faat em an, sooEihoo, nu gift‘n Sluck, soo

Übersetzung:„Eihoo”

Eihoo, fass ihn an, sooEihoo, alle Mann, sooEihoo, heb ihn hoch, sooEihoo, ’nen großen Ruck, sooEihoo, stemm ihn auf, sooEihoo, geh mit rauf, sooEihoo, fass ihn an, sooEihoo, nun gibt’s ’nen Schluck, soo

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Je echter, desto besser!(Einstieg nach dem Film, Singen üben, gängiges Volkslied-Repertoire festhalten)

Aufgabe: Lose mit Volksliedzeilen ziehen (Beispiele: Hoch auf dem gelben Wagen, Wenn alle Brünnlein fließen, Hänschen klein, Lasst doch der Jugend ihren Lauf! / Mundartlieder etc.). Eine Person be-ginnt, die erste Zeile des Liedes anzustimmen, der Nachbar singt die zweite Zeile usw.Wird der Text nicht mehr weitergewusst, ein weiteres Los ziehen und das neue Lied anstimmen; so lange weitersingen, wie die Gruppe daran Spaß hat.

Variante: Lose mit den Volksliedzeilen ziehen und in Kleingruppen mit Hilfe von vorhandenen Instrumenten Klänge und Geräusche erzeugen, die den Sinn dieser Zeile verdeutlichen; die Zuhörer er-raten die gesuchte Zeile bzw. den Titel des LiedesVariante: Für die ausgeloste Liedtextzeile Bewegungen finden, die die Kleingruppe gemeinsam darstellen.

Heimat – Klang und BildDie Impulse für Gesprächsrunden zu dem Filmerlebnis aufnehmen.

Weitere Fragen:Musik und Emotionen - Wie fühlt sich der Klang von Heimat an; wodurch wird er erzeugt? (z.B. gemeinschaftliches Singen/ Mu-sik fürs Herz/ Musik, um die heimatliche Identität und Bindung zu stärken und sie zu zeigen/ in Verbindung mit Gerüchen, z.B. das Meer als Erinnerung an Heimat)Orte, an denen Volksmusik gepflegt wird: Warum gerade da? (z.B. gesellige Orte, Gemeinschaftsplätze wie Kneipe, Kultursaal, Scheune, Bus, Kirche, zu Hause bei der Familie, in der heimatli-chen Landschaft)(Ein)Klang der Sprache mit der Melodie: Die Themen in Volkslie-dern wie Liebe, Freundschaft, Abschied und Tod sind zeitlos und sprechen jeden an.Welche Mittel setzt der Film ein, diese Aussage zu visualisieren? (z.B. Bildtotale von Landschaften, die Hayden Chisholm bereist, Interviews im O-Ton, Off-Kommentare von Hayden Chisholm)

Volksmusik – was ist das?(Facetten des Genres zusammentragen, eine eigene Definition erarbeiten, Klischees bestätigen oder entkräften)

Aufgabe: Folgende Gedanken als These zum Thema Volksmusik un-tersuchen, bewerten, gedanklich einordnen; sich dazu mit nachfol-gendem Liedtext aus dem Film auseinandersetzen.

Kellerkommando ON:Volksmusik, das ist doch Tradition, sagt ihrAber was das wirklich heißt, das habt ihr leider nicht kapiert.Eure Volksmusik, die ist nicht mal drei Jahrhunderte alt,aber ihr meint, ihr wisst`s besser und mit aller Gewaltpocht ihr drauf, reißt Euren Mund auf:Das war immer schon so!Na freilich, so ein Blödsinn, hey, ich renn auf`s KloUnd scheiß auf Euer Gerede von Reinhaltung der KulturPur! Pur! Puristen! Ihr habt keine Spur von einer Ahnung!Keine Ahnung!Checkt unsere Warnung: Steckt Eure Nazi-Parolen in den Arsch,weil sonst werden wir euch denselben versohlen – am Arsch!Dann ist Schluss mit der Gemütlichkeit – finito! Das war`s!Sperrt Eure Lauscher auf und dann hört uns zu:Kellerkommando macht Volksmusik abseits der CSUUnd Stubenmusik, die kickt und die ist laut – Gnade, wenn Nobbse auf die Pauke haut.

Thesen:Volksmusik ist: Volksgesang Volkstanz Instrumentalmusik verschiedenster Art sozialromantisch politisch unkorrekt

kann ein gefühlvolles Heimatlied ein rhythmisch kraftvolles Protestlied sein.

Volksmusik hat keine Regeln und wird immer wieder aufgemischt.

Volksmusik wird meist in Mundart gesungen (z.B. im „Weißen Holunder“)

Volksmusik ist kabaretttauglich (z.B. die Wellküren)

Volksmusik besteht als Kunstliedform (z.B. Bobo, GewandhausChor Leipzig)

Volksmusik ist nicht: volkstümlich heimatschnulzig seicht

Hayden Chisholm, selbst ein Reisender, ewig Suchender, zeigt uns „unsere“ Volksmusik: Eine Musik, die wir hinter einem dichten Vorhang plastifizierter Stadl-Schlager versteckt haben und die wir lieber der Lächerlichkeit oberflächlicher Vorurteile preisgeben als sie mit offenen Ohren wahrzunehmen und dabei herauszuhören, was sie uns über uns selbst und unsere Heimat verraten kann.

pRAkTIschE übUNgEN DEN kINobEsUch AUskLINgEN LAssEN

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LiteraturMast, Christine, Miliken,Catherine, Zukunft@BPhil: Die Education-Projekte der Berliner Philharmoniker, Unterrichtsmodelle für die Praxis. Mainz: Schott Music, 2008. - 239 Seiten, geb., mit farb. Fotos und einer DVD, Blank 29,95. I Mit Beispielen von Dokumen-tationen und Praxismodellen richtet sich das Buch besonders an Musikpädagogen, die an innovativer Musikvermittlung interessiert sind.

Vineyard, Jeremy, Crashkurs Filmauflösung: Kameratechniken und Bildsprache des Kinos / illustriert von Jose Cruz, aus dem Engli-schen von Krischan Schulte. 2. Aufl. Frankfurt/Main: Zweitausend-eins, 2001. - 128 Seiten, 210 Abb., pb. Blank 17,90. Beschreibt griffig wichtige Filmtechniken und ihre Wirkung.

Linkshttp://www.dva.uni-freiburg.de/Das Deutsche Volksliedarchiv bietet vielfache Informationen zum Thema. Das Institut verfügt über eine umfangreiche Fachbiblio-thek und verschiedene Sammlungen zur populären Musikkultur, vom traditionellen Lied bis zum Musical.

http://www.hf.uni-koeln.de/data/musikeume/File/ad%20marginem/admarginem8283.pdfMitteilungen des Instituts für Europäische Musikethnologie an der Universität Köln mit sehr ausführlichen Hintergrundinformationen zum Thema.

http://www.klasse-wir-singen.de/Vorstellung des erfolgreichen Niedersächsischen Schulprojekts „Klasse! Wir singen“. Zu jedem Lied finden sich hier die Texte und Noten, die Klaviersätze und ein Hörbeispiel, sowie Hilfen zum Ein-üben.

http://www.liederlexikon.de/liederDas „Historisch-kritische Liederlexikon“ umfasst derzeit 173 Lie-der mit insgesamt 933 Liededitionen. Es wird kontinuierlich er-gänzt und ausgebaut.

http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/ziel-gruppen/lehramtsanwaerterinnen/musik/lied_liedhistorie1.pdfBietet einen historischen Überblick über das Lied im Unterricht.

http://www.soundofheimat.deOffizielle Website zum Film SOUND OF HEIMAT.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/die-uni-muenchen-hat-deutschlands-einzigen-studiengang-volksmusik-a-822362.htmlSpiegel-Artikel über den Studiengang Volksmusik an der Hoch-schule für Musik und Theater in München.

http://www.uni-marburg.de/musik-in-hessen/themen/laienmusik/ buergerlichemusikkultur/volksliedKurze historische Abhandlung des Themas Volksmusik.

http://www.musikschulen.de/Offizielle Website des Verbands deutscher Musikschulen.

http://www.volkstanz.de/Offizielle Website der DGV- Deutschen Gesellschaft für Volkstanz.

http://www.zeit.de/kultur/musik/2010-09/volkslied-einfuehrungKurze historische Abhandlung des Themas „Was ist Volksmusik“?

http://www.zeit.de/themen/kultur/volkslieder/indexVorstellung von 52 Volksliedern mit ausführlichen Hintergrund-informationen. Prädikat: Lesenswert.

ZUM LEsEN, REchERchIEREN, wEITERMAchEN LITERATUR UND LINks

DIESELBEN MENSCHEN, DIE FEUCHTE AUGEN BEKOMMEN, WENN EIN ALTER INDIO ZUM TAUSENDSTEN MALE ‚EL CóNDOR PASA’ IN SEINE PANFLöTE BLÄST, KRIEGEN PICKEL, WENN MAN SIE AUF DIE MELODIEN IHRER HEIMAT ANSPRICHT.HAyDEN CHISHOLM, MUSIKER