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Materialien „Hamlet – Sein oder Nichtsein“, Theater Dortmund / KJT und Junge Oper, 2016-2017 1 Materialien zur Vor- und Nachbereitung HAMLET SEIN ODER NICHTSEIN Kammer-Jugendoper von Timo Jouko Herrmann Libretto von André Meyer Uraufführung für Jugendliche ab 14 Jahren Herausgegeben von: Theater Dortmund / Junge Oper und KJT Heike Buderus (Dramaturgie und Theaterpädagogik Junge Oper), Erika Schmidt- Sulaimon (Theaterpädagogik KJT) Spielzeit 2016/2017

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Materialien „Hamlet – Sein oder Nichtsein“, Theater Dortmund / KJT und Junge Oper, 2016-2017 1

Materialien zur Vor- und Nachbereitung

HAMLET SEIN

ODER NICHTSEIN

Kammer-Jugendoper von Timo Jouko Herrmann

Libretto von André Meyer Uraufführung für Jugendliche ab 14 Jahren

Herausgegeben von: Theater Dortmund / Junge Oper und KJT Heike Buderus (Dramaturgie und Theaterpädagogik Junge Oper), Erika Schmidt-Sulaimon (Theaterpädagogik KJT) Spielzeit 2016/2017

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Inhaltsverzeichnis Begrüßung 3 Verhalten im Theater 3 Dramaturgischer Teil 4 Die Besetzung 5 10 Dinge, die man über Hamlet - Sein oder Nichtsein wissen sollte 5 Ingo Stadtmüller, der musikalische Leiter und Dirigent von Hamlet – Sein oder Nichtsein über das Werk

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Melodram 8 Theaterpädagogische Vorbereitung Wer macht was bei einer Theaterproduktion? 10 Der Beruf Chorsänger/in 11 Spiel: Ein Band ist mehr als ein Band 13 Hamlet und die Stimmen Wahrnehmungsübung im Kreis 13 Übung zum sprachlichen Ausdruck 14 Arbeit mit Texten 14 Liebesduett Hamlet- Ophelia 15 Theaterpädagogische Nachbereitung Nachgespräch: Auf alles eine gute Frage haben 16 Gesprächsthemen: Das Bühnenbild / Die Reqisiten / Die Figuren / Der Chor / Die Musik / Die Gefühle

Literaturangaben 17

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Begrüßung Mit den vorliegenden Materialien möchten wir Ihnen und Ihren Schülern Hintergrundinformationen und Anregungen zur Vor- und Nachbereitung der Kammer-Jugendoper Hamlet - Sein oder Nichtsein von André Meyer, Musik von Timo Jouko Herrmann, zur Verfügung stellen. Für viele Jugendliche ist Hamlet wahrscheinlich der erste Besuch einer Operninszenierung. Wie bei jedem Theaterbesuch gilt es, Sehgewohnheiten, die von Film und Fernsehen geprägt sind, zu erweitern. Theaterzeichen und Symbole gilt es zu deuten. Dabei lässt das Gesehene oft unterschiedliche Deutungen zu. In der Oper gibt die Musik hier zusätzliche Hinweise auf eine konkrete Ausdeutung. Die wichtigste Voraussetzung für den Theaterbesuch ist Offenheit und das Sich–Einlassen auf neue ästhetische Erfahrungen. Dies gilt unter anderem auch für den gestalteten Bühnenraum. Wie an jedem Ort, gelten auch am Theater Regeln für ein gelungenes Miteinander. Bitte besprechen Sie mit Ihren Schülern vor dem Theaterbesuch die unten angeführten Regeln. Im praktischen Teil der Materialien geben wir Anregungen für szenische Annäherungen an den Stoff, laden dazu ein, den Text einmal selbst zu sprechen und mit Emotionen zu versehen. Dadurch vertieft sich das Erleben des Bühnengeschehens. Viel Freude am Ausprobieren und einen anregenden Theaterbesuch wünschen Heike Buderus, Dramaturgie und Theaterpädagogik Junge Oper, Ilona Seippel-Schipper, Dramaturgie KJT und Erika Schmidt-Sulaimon, Theaterpädagogik KJT Verhalten im Theater Ankunft Das Kinder- und Jugendtheater ist zwar eine Sparte des großen Theater Dortmund, hat aber eine externe Spielstätte in der Sckellstr. 5-7, Dortmund Hörde. Es empfiehlt sich, 15- 20 Minuten vor Beginn der Vorstellung im Theater zu sein, damit genug Zeit ist, Jacken und Taschen an die Garderobenständer im Untergeschoß zu hängen. Sie dürfen nicht mit in den Theatersaal genommen werden. Im Untergeschoß befinden sich auch die Toiletten. Einlass Ca. 5 Minuten vor Vorstellungsbeginn gongt es, dann gehen alle in den Theatersaal, am Eingang werden die Karten kontrolliert. Es gibt keine nummerierten Sitzplätze, sondern Sitzreihen, die lückenlos besetzt werden. Die Sänger, Musiker, Schauspieler und alle, die an der Produktion beteiligt sind, tun alles dafür, dass der Ausflug ins Theater zu einem gelungenen Erlebnis wird. Doch auch die Zuschauer müssen etwas zum Gelingen beitragen. Während der Vorstellung: Respekt Anders als im Kino, wo das Erleben einseitig in den Zuschauersitzen stattfindet, lebt eine Theatervorstellung von der Kommunikation zwischen Schauspielern und Publikum. Die Akteure auf der Bühne nehmen ihr Publikum sehr genau wahr und müssen bei jeder Vorstellung auf Lacher, Zwischenapplaus und anderer Reaktionen spontan reagieren. Gespräche mit dem Nachbarn, das Spiel mit dem Handy oder gar ein Telefonklingeln, eine raschelnde Bonbontüte oder Kaugummi-Kauen können eine Vorstellung erheblich stören. Deshalb braucht es Respekt auf Seiten des Publikums. Wer die Arbeit der Schauspieler und Sänger respektiert, redet, trinkt, isst und telefoniert vor oder nach der Vorstellung und verlässt den Zuschauerraum während der Vorstellung nur im Notfall. Handys, I-Phones, MP3-Player und sonstige elektronische Geräte müssen ganz ausgeschaltet werden.

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Und am Ende: Applaus! Am Ende der Vorstellung verbeugen sich die Schauspieler. Das Publikum applaudiert. Mit dem Applaus zeigt man, dass man den Einsatz der Schauspieler wertschätzt. Man sagt: Der Applaus ist das Brot des Künstlers. Das heißt, auch wenn einem die Aufführung in Teilen nicht gefallen hat, spendet man Applaus. Natürlich kann man mehr oder weniger begeistert in die Hände klatschen, aber gar nicht zu klatschen ist respektlos.

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Dramaturgischer Teil HAMLET – SEIN ODER NICHTSEIN Kammer-Jugendoper von Timo Jouko Herrmann Libretto von André Meyer Uraufführung für Jugendliche ab 14 Jahren Eine Koproduktion der Jungen Oper und des KJT Dortmund Premiere am 23.02.2017 im KJT Dortmund Mit: Fabio Lesuisse Hamlet Anna Lucia Struck Ophelia Bettina Zobel Gertrud Andreas Ksienzyk Claudius Rainer Kleinespel Polonius Mitgliedern des Opernchores Dortmund Mitgliedern der Dortmunder Philharmoniker Musikalische Leitung und Einstudierung: Ingo Martin Stadtmüller Inszenierung: Ronny Jakubaschk Ausstattung: Annegret Riediger Chor: Manuel Pujol Dramaturgie: Heike Buderus, Ilona Seippel-Schipper Theaterpädagogik: Heike Buderus, Erika Schmidt-Sulaimon 10 Dinge, die man über Hamlet - Sein oder Nichtsein wissen sollte Die Ursprünge des Hamlet Selbst wenn man das Shakespeare-Drama nicht kennt, weil es im Englischunterricht nicht vorkam, haben die meisten Menschen bei der Erwähnung des Namens Hamlet ein Bild im Kopf: ein schwarzgewandeter, blasser, junger Mann hält einen Totenschädel in der Hand und stellt die Frage: „Sein oder Nichtsein?“ Was zu dieser Frage führt ist die Geschichte des dänischen Prinzen, dessen Onkel seinen Vater töten lässt, die Mutter heiratet, ihm den Thron streitig macht und nach dem Leben trachtet. Diese Geschichte taucht bereits in einer altisländischen Saga und in der altnordischen Literatur auf, Saxo Grammaticus ist der Autor von „Amlethus, Prinz von Dänemark.“ Der Shakespearesche Hamlet Mit Hamlet hat William Shakespeare eine Figur geschaffen, die ähnlich wie Faust oder Don Qichote zur Ikone der europäischen Literatur geworden ist. In seinem Drama stellt er dem idealistischen, sensiblen Hamlet den machthungrigen, pragmatischen Claudius gegenüber. Sie vertreten das Prinzip der Tugend gegen das Prinzip der Heimtücke. Gertrud, die Mutter Hamlets und Ophelia, seine Vertraute und Geliebte, spielen Nebenrollen. Hamlet im kulturellen Gedächtnis In Romanen, Opern und Verfilmungen ist der Hamlet-Mythos immer wieder verarbeitet worden. Zuletzt haben sich die Komponisten Christian Jost und Anno Schreier dieser Figur angenommen, die durch ein schockierendes Erlebnis aus allen Sicherheiten

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herausgerissen und in das Chaos des Lebens geschleudert wird. Timo Jouko Herrmann und André Meyer beschreiben einen jungen Mann, der nach dem Tod des Vaters mit dem furchtbaren Verdacht, dass es sich um Mord handeln könnte, nicht umgehen kann. Er verschließt sich der Außenwelt und kreist schließlich nur noch in seinen eigenen Gedanken. Das berühmteste Selbstgespräch der Theatergeschichte Hamlet spricht seinen berühmten Monolog „Sein oder nicht sein“ zu einem Zeitpunkt, da für ihn klar ist, dass sein Onkel Claudius der Mörder seines Vaters ist. Es geht für ihn um die Frage, ob es leichter ist, das eigene Schicksal, also das Leben oder den eigenen Tod zu ertragen. Dem bevorstehenden Leben, das mit Leiden und Pflichten verbunden ist, möchte er am liebsten durch den Tod entfliehen. „O schmölze doch dies allzu feste Fleisch, zerging und löst in einen Tau sich auf! Oder hätte nicht der Ew’ge sein Gebot gerichtet gegen Selbstmord! Sterben, schlafen, nichts weiter. Ruhestand mit einer Kugel. Gedanken kreisend. Nichtsein! Damit ist für ihn in der Kammerjugendoper die Entscheidung gefallen. Der Zitatenschatz Hamlets Sätze haben sich über die Jahrhunderte hinweg in unserer Sprache verankert, auch wenn wir sie nicht mehr eindeutig mit ihm verbinden. „Sein oder Nichtsein“, „Es ist was faul im Staate Dänemark“oder „Der Rest ist Schweigen“ sind zu stehenden Redewendungen geworden. Hier einige weitere Zitate zum Schlaumeiern: „Bereit sein ist alles“ „Im Schwachen wirkt die Einbildung am stärksten“ „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode“ „Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt.“ „Die Zeit ist aus den Fugen“ „Wenn die Leute nur dann redeten, wenn sie etwas zu sagen haben, würden die Menschen sehr bald den Gebrauch der Sprache verlieren“ „Nennt mich was für ein Instrument ihr wollt, ihr könnt mich zwar verstimmen, aber nicht auf mir spielen.“ Der Komponist Timo Jouko Herrmann Timo Jouko Herrmann (*1978 in Heidelberg) studierte Komposition bei Ulrich Leyendecker an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Weitere wichtige Impulse und Anregungen erhielt er von den Komponisten Hermann Schäfer, Krzysztof Meyer, Detlev Glanert, Roberto Doati und Wladimir Zagorzew. Ein Promotionsstudium in Musikwissenschaft absolvierte er bei Hermann Jung. Einige Höhepunkte seiner bisherigen künstlerischen Laufbahn waren die Premiere der Kammeroper "Unreine Tragödien und aussätzige Dramatiker" an den Städtischen Bühnen Heidelberg, die Aufführung seiner Kadenzen und Eingänge zu Mozarts Fagottkonzert bei den Salzburger Festspielen mit dem Fagottisten David Petersen und der Camerata Salzburg unter Leitung von Sir Roger Norrington, ein literarisch-musikalisches Projekt mit der Schauspielerin Heike Makatsch und Mitgliedern der Heidelberger Sinfoniker sowie die mehrfache Aufführung seiner Fabeln nach Jean de La Fontaine am Gewandhaus zu Leipzig. „Hamlet- Sein oder Nichtsein“ ist seine erste Arbeit für die Oper Dortmund.

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Der Regisseur Ronny Jakubaschk Ronny Jakubaschk studierte Dramaturgie in Leipzig. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als Regieassistent am Staatstheater Cottbus, am Schauspiel Frankfurt und am Wiener Burgtheater. Von 2006 bis 2009 war er fester Regieassistent und Regisseur am Maxim Gorki Theater Berlin. Zusammenarbeit u.a. mit Sebastian Baumgarten, Jan Bosse, Vera Nemirowa, Stefan Pucher und Armin Petras. Seit 2009 inszeniert er als freischaffender Regisseur u.a. am Theater Basel, am Schauspiel Frankfurt, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Theaterhaus Jena, am Volkstheater Rostock und am Theater Aachen. Für die Junge Oper Dortmund inszenierte Ronny Jakubaschk bereits die Kinderoper Schaf, Der kleine Barbier oder Eine haarige Angelegenheit und Der unglaubliche Spotz. Der Sänger der Titelpartie Fabio Lesuisse Der belgische Bariton Fabio Lesuisse studierte an der HfMT Köln bei Prof. C. Kunz-Eisenlohr und studiert derzeit bei Prof. M. Gehrke an der HfM Franz Liszt in Weimar. Im Laufe seines Studiums wirkte er bereits in zahlreichen Konzerten und Opernprojekten mit. So sang er u.a. Papageno (Die Zauberflöte), Demetrius (A Midsummer Night's Dream), wirkte an einer szenischen Aufführung von Schuberts Winterreise mit und verkörperte den Leopold Im weißen Rössl. Im vergangenen Jahr war er als Gast am Theater Aachen in der Rolle des Sciarrone (Tosca), als Jacob (Gold), sowie als Ramiro (L'heure espagnole) zu erleben. 2015 gewann er den Bach-Wettbewerb in Barcelona und war Jahresstipendiat der BZM Organisation. In der Spielzeit 2016/17 führen ihn Engagements ans Theater Aachen (Gold), als Hamlet an die Oper Dortmund, sowie als Ned Keene (Peter Grimes) an die Oper Bonn. Die Kooperation der Jungen Oper mit dem Kinder- und Jugendtheater Bereits mehrfach arbeiteten die Junge Oper und das Kinder- und Jugendtheater erfolgreich zusammen. Dies ermöglichte Produktionen wie „Carmen- Außer Kontrolle“ im Kinder- und Jugendtheater oder „Sneewitte“ in der Jungen Oper, die jungen Zuschauern einen Zugang zum zeitgenössischen Musiktheater erschlossen. Die Kammerjugendoper „Hamlet – Sein oder Nichtsein“ setzt diesen Weg fort. Mit einer kammerorchestralen Besetzung der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller, Mitgliedern des Opernchores, Sängern und Schauspielern entsteht eine spannende Fassung der Hamlet-Geschichte, die Jugendlichen den Konflikt aber auch das Musiktheater näher rückt. Sprachlosigkeit und die Stimmen im Kopf Während der Hamlet des Shakespeare-Dramas seinen Wahnsinn als Waffe einsetzt, um dem Mord an seinem Vater auf den Grund zu gehen, schleicht sich der Wahnsinn leise und stetig in die Hauptfigur dieser Oper. Ein Gespräch mit den „neuen“ Eltern Gertrud und Claudius kommt trotz deren Bemühungen nicht zustande. Eltern und Kind stehen sich verständnislos gegenüber. Statt Fragen und Interesse nur Anschuldigungen und Rückzug auf beiden Seiten. „Immer wieder diese Stimmen“ und sie schreien „Mord, Schuld, Rache“.

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Ingo Stadtmüller, der musikalische Leiter und Dirig ent von Hamlet – Sein oder Nichtsein über das Werk Du hast im Opernhaus bereits die musikalische Leitung von „Ronja Räubertochter“ gehabt, ebenfalls einer Neukomposition, was ist das Besondere an „Hamlet – Sein oder Nichtsein? In diesem Werk gibt es eine kammermusikalische Besetzung, also kein Orchestergraben oder großes Orchester. Wir sind mit dem Orchester nah am Publikum, da ist es notwendig sehr ausgefeilt zu arbeiten. Größtenteils werden die Instrumente ganz traditionell gespielt, schon mal eine Klaviersaite mit einem Gitarrenplektrum angezupft, aber es gibt keine elektronische Verzerrungen oder ähnliches. Aber wir haben in der Partitur teilweise eine ungewöhnliche Kombination von Instrumenten, die eigene Klangmöglichkeiten eröffnen und ein ungewohntes Klangbild bieten. Die Herausforderung wird sein, aus dem nichtalltäglichen Klang des Orchesters und der nichtalltäglichen Situation auf der Bühne etwas Unmittelbares, Erlebbares herzustellen. Mit der Figur des Hamlet erleben die Zuschauer einen Jungen, der den Tod seines Vaters nicht verkraftet, sich immer mehr in sich selbst zurück zieht und vor allen Dingen mit den Erwachsenen, dem „neuen“ Elternpaar nicht mehr reden kann, reden will. Wie spiegelt sich das in der Komposition wider? Schon ganz zu Beginn hört Hamlet Stimmen, gesungen von Mitgliedern des Opernchores, die ihn auffordern, den Tod seines Vaters zu rächen, die den Verdacht nahe legen, dass es bei dem Tod nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Das klingt musikalisch erst mal ganz bodenständig, eher wie ein verschwörerischer Hinweis. Im Laufe des Werks wird dieser Chor drängender, die Musik sphärischer und endet schließlich in einem bizarren Walzer, einem Leichenjubel. Der Gesang gehört ausschließlich den jungen Leuten - Hamlet und Ophelia. Das Duett zwischen ihnen ist zunächst sehr harmonisch, dann aber entsteht ein Bruch. Die Erwachsenen benutzen eine andere Sprache – das gesprochene Wort. Dennoch ist der Text der Schauspieler in einem Melodram mit der Musik verknüpft, ist zwischen instrumentale Einschübe komponiert. Das wird eine spannende Aufgabe für uns. Melodram „Die erwachsenen Figuren in Hamlet-Sein oder Nichtsein benutzen das gesprochene Wort. Dennoch ist der Text der Schauspieler in einem Melodram mit der Musik verknüpft, ist zwischen instrumentale Einschübe komponiert.“ (Ingo Martin Stadtmüller, musikalischer Leiter Hamlet) Siehe unten stehender Auszug aus der Partitur zu Hamlet - Sein oder Nichtsein. Definition Melodram Heute wird meist die Unterlegung von gesprochenen Texten mit Musik als Melodram bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen rhythmisch festgelegten Sprechgesang, dessen Tonhöhen sich an der Sprachmelodie orientiert. Im 18. Jahrhundert, als das

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moderne Melodram entstand, lag das Schwergewicht noch eher auf einer Verbindung von tänzerischer oder pantomimischer Gestik mit Musik. In der altgriechischen Tragödie war das rhythmische Sprechen der Darsteller möglicherweise mit Musik unterlegt. Vorläufer des Melodramatischen könnten die Reden zur Musik in William Shakespeares Theaterstücken gewesen sein.

Beispiel für ein Melodram. Die Texte von Gertrud und Claudius werden gesprochen. Auszug aus der Partitur von Timo Jouko Herrmann

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Theaterpädagogische Vorbereitung Wer macht was bei einer Theaterproduktion? Oft kennen die Zuschauer im Theater nur den Beruf des Schauspielers, es sind aber noch andere Personen nötig, damit die Vorstellungen gespielt werden können. Ordne die untenstehenden Berufsbezeichnungen den Sprechblasen zu. Die Beschreibung für die Schauspieler trifft bei Hamlet auch auf die Sänger und den Chor zu.

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Der Beruf Chorsänger/in Den Beruf des Chorsängers gibt es seit rund 200 Jahren. Der heutige Opernchor ist ein geschlossenes Ensemble innerhalb des Theaters von professionell ausgebildeten Sängern. Opernchöre in Deutschland bestehen aus zwischen 24 und 120 Mitgliedern, wobei eine Mindestanzahl von Sängern pro Stimmgruppe im Interesse eines homogenen Klanges notwendig ist. Der Chor ist in der Regel in acht Stimmgruppen eingeteilt (jeweils zwei Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassstimmen). Ein Chorsänger hat außergewöhnliche Gedächtnisleistungen zu erbringen, da er ständig eine größere Anzahl musikalisch unterschiedlicher Werke in verschiedenen Sprachen beherrschen muss. Die szenische Darstellung verlangt überdies vom Chorsänger hohe Eigenständigkeit und Verantwortung in der szenischen Gestaltung bei gleichzeitigem Bewusstsein für die Rolle des gesamten Chorensembles. Anders als ein Solist erhält er relativ wenig Probenzeit innerhalb der Erarbeitung eines Opernwerks, dagegen hat er vergleichsweise häufigere Wiederholungen von Vorstellungen Voraussetzungen Grundsätzlich müssen Sänger in Opernchören eine überdurchschnittliche Musikalität sowie eine solide und souveräne Gesangstechnik besitzen, um den besonderen Anforderungen des komponierten Chorsatzes – u.a. Vielstimmigkeit des Chorsatzes, den A-Capella-Passagen, solistischen Einschüben, dem vorgesehenen Tonumfang und auch speziellen Artikulationsweisen bei zeitgenössischen Werken – gerecht werden zu können. Die Stimme soll tragfähig und klingend sein und vor allem in der Mittellage Strapazierfähigkeit beweisen. Neben psychischer und physischer Stabilität sollte der Chorsänger auch über gute darstellerische Fähigkeiten und eine gute Kondition verfügen. In der Regel setzt dies ein mehrjähriges Gesangsstudium voraus. In Vorsingen am jeweiligen Opernhaus weist man seine Eignung und seine Leistungsfähigkeit für den Beruf nach. In der Regel ist für jede Stimmgruppe zusätzlich ein bestimmter Arienkanon (»Pflichtstücke«) festgelegt, und es wird der Nachweis in Fähigkeiten des »Vom-Blatt-Singens« verlangt. Auch Kollektivfähigkeit und soziale Kompetenz sind wichtig. Ausbildung In der Regel setzt der Beruf des Chorsängers ein mehrjähriges Gesangsstudium voraus. Um sich über ihre grundsätzliche Eignung für den Beruf des Opernchorsängers Klarheit zu verschaffen, können interessierte Laiensänger im Extra-Chor eines Opernhauses die nötigen Erfahrungen sammeln. Der Extra-Chor wird engagiert, wenn die Größe des hauseigenen Chores nicht ausreicht oder auch wenn spezielle Anforderungen des Opernwerks gegeben sind. Für ein Gesangsstudium ist eine weiterführende Schulbildung vorteilhaft. Meist erfolgt nach einer Eignungsprüfung an einer Musikhochschule eine solistische Gesangsausbildung mit szenischem Unterricht und vorzugsweise Musiktheater- oder Opern- Schwerpunkt von drei bis fünf Jahren mit dem Abschluss Bachelor oder Diplom. An diese kann sich ein Masterstudium von zwei Jahren anschließen. Hier bieten einige Hochschulen einen speziellen Studiengang »Opernchor« an, andere bilden nur zum Solisten aus, was aber der späteren Entscheidung für die Chorlaufbahn nicht

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entgegensteht. Der Zeitaufwand für das Studium beträgt ohne das eigene Üben und privates Literaturstudium zwischen 15 und 30 Wochenstunden. Wie beim Solisten ist ein Nebeninstrument (Klavier) obligatorisch, Interesse und Freude an szenischer Gestaltung notwendig. Für den Eintritt in den Beruf wird im Studium ein Repertoire an Vorsinge-Rollen und -Arien erarbeitet, das für die Vorsingen qualifiziert. Informationen zu verschiedenen Theaterberufen gibt es ausführlich auf der Internetseite des deutschen Bühnenvereins: http://www.buehnenverein.de/de/jobs-und-ausbildung/berufe-am-theater-einzelne.html

[Hamlet und der Chor, Probenfoto: Björn Hickmann] Aus dem Probentagebuch einer Schülerpraktikantin: „Im Anschluss daran übt der Chor nochmal das Ende der Szene; dabei wird besonders darauf geachtet, dass alles im richtigen Takt gesungen wird (Versmaß...). Das alles muss zeitlich schnell passieren, wenn dies nicht der Fall sein sollte, wird es nun nochmal technisch zum Verständnis durchgegangen und erneut gespielt. Was mir aufgefallen ist, ist das eine Szene sehr oft geprobt wird, jedoch nur ein Ausschnitt des Theaterstücks, bis alles perfekt ist und der Regisseur für den Tag zufrieden ist. Es wird zudem auf sehr kleine Details geachtet wie Teilbewegungen etc, wenn dort irgendwas nicht fehlerfrei läuft, wird die Szene nochmal angefangen. Wenn das Theaterstück, in diesem Fall, mit dem Chor geübt wird, gibt es immer einen A und B Chor. Diese wechseln sich immer mit den Szenen oder manchmal auch in den Szenen ab.“ [Natalie, 15 Jahre]

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Gut zu wissen Das Theater arbeitet mit Zeichen und Symbolen. Viele Handlungen, Spielorte, der Gebrauch von Requisiten (das sind die Gegenstände auf der Bühne), Kostümen, werden oft nur angedeutet. Das vollständige Bild entsteht in der Phantasie des Zuschauers. Damit das funktioniert, muss sich der Zuschauer ganz auf das Bühnengeschehen einlassen. . Bei der Einordnung der Theaterzeichen und Symbole gibt es nicht immer eindeutige Lösungen. Theater ist kein Rätselraten mit einer Frage und nur einer eindeutigen Antwort! Theater lässt viele Deutungen zu. Probiert es aus, in dem ihr beim Zuschauen alle Sinnesantennen auf Empfang schaltet. Es gibt viel zu hören, zu sehen und zu fühlen. Anregungen für ein Nachgespräch, in dem die Eindrücke aus dem Vorstellungsbesuch ausgetauscht werden, sind im Kapitel „Nachbereitung“ zu finden. Spiel: Ein Band ist mehr als ein Band Setting: Sitzkreis Material: Band in der Kreismitte, Länge ca. 2 m Der Spielleiter geht in die Mitte, nimmt das Band und spielt mit ihm, so dass deutlich wird, welche Funktion das Band hat, z.B. als Lasso. Wurde geraten, was gemeint war, kommt ein neuer Spieler an das Band. Was könnte das Band noch alles sein? Ein Haarband, ein Tau, ein Geschenkband. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig: Die Spieler sagen vorher nicht, was sie darstellen werden. Es wird allein durch die Handlung deutlich. Wenn die Mitspieler nicht erkennen, was dargestellt wird, muss der Spieler versuchen, es deutlicher zu zeigen. Diese Übung weckt die Lust an der Imagination – eine gute Voraussetzung für den Theaterbesuch. Hamlet und die Stimmen Wahrnehmungsübung im Kreis 5 Spieler bilden einen Kreis. Ein Spieler begibt sich in die Mitte des Kreises. Die Spieler des Kreises richten unterschiedliche Töne und Laute an den Spieler in der Mitte. Dieser wendet sich jeweils dem Klang zu, reagiert darauf. In einem zweiten Durchgang kann der Spieler in der Mitte die Augen schließen und raten, welche Person im Kreis den Laut produziert hat.

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Übung zum sprachlichen Ausdruck Stimmen:

Mord! Mord! Unerhört! Unnatürlich! Hamlet! Höre! Höre! Hamlet! Mord! Mord und Rache!

Hamlet:

Stimmen. Immer wieder diese Stimmen. Variation 1: subtil einflüsternd Variation 2: fordernd Variation 3: unerbittlich drängend Als wiederkehrendes Element taucht der Chor der Stimmen auf. Zwar ändert sich der Text nicht, aber die Intensität mit der die Stimmen auf Hamlet einwirken, wird gesteigert. Aufgabe: Sprecht den Text des Stimmen-Chores als Gruppe von 8 Spielern. Erprobt die drei Varianten von subtil einflüsternd über fordernd bis unerbittlich drängend. Ein Spieler/Spielerin übernimmt die Rolle des Hamlet. Wie fühlt es sich an, von den Stimmen bedrängt zu werden? Der Spieler versucht diesem Gefühl in dem Satz „Stimmen. Immer wieder diese Stimmen.“ Ausdruck zu geben. Mit jeder Variation ändert sich der Ausdruck, z.B. ungläubig, abwehrend, aufgestachelt. Arbeit mit Texten Dieses Lied singt sowohl Ophelia als auch Hamlet. Ophelia erinnert es als ein Lied, das ihre Mutter sang. Was sagt das Lied über den Sänger aus, versuchen, den Liedtext in unteschiedlichen Sprechhaltungen zu sprechen. „Er singt schon wieder dieses Lied“ (Ophelia) Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu sehn Geziert mit Blumensegen, das unbetränt zum Grab muss gehen von Liebesregen. Sie trugen ihn auf der Bahre bloß, leider! Ach, leider! Und manche Trän´ fiel in Grabes Schoß … Ihm zu Häupten ein Rasen grün, ihm zu Fuß ein Stein. Er ist hin, er ist hin, und kein Leid bringt Gewinn: Gott helf´ ihm ins Himmelreich!

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Und er kommt nicht mehr zurück? Und er kommt nicht mehr zurück? Er ist tot! Oh weh! In dein Totenbett geh…. Liebesduett Hamlet – Ophelia (Lesen in verteilten Rollen) Hamlet Ein schöner Gedanke, zwischen den Beinen eines Mädchens zu liegen. O liebe Ophelia, ich besitze die Kunst nicht, meine Seufzer zu messen, aber dass ich dich liebe, das glaube mir. Zweifle an der Sonne Klarheit, Zweifle an der Sterne Licht Zweifl´, ob lügen kann die Wahrheit, nur an meiner Liebe nicht. Ophelia Zweifle an der Sonne Klarheit, Hamlet Zweifle an der Sterne Licht, Ophelia Zweifl´, ob lügen kann die Wahrheit, Hamlet Zweifl´ an meiner Liebe nicht. Beide Zweifl´, ob lügen kann die Wahrheit, nur an meiner Liebe nicht.

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Theaterpädagogische Nachbereitung Nachgespräch: Auf alles eine gute Frage haben! Moderne Theaterformen bebildern nicht, sie ermöglichen, dass Zuschauer eigene Bilder finden. Sie hinterlassen Fragen, aber auch ein Feuerwerk der Ideen und Assoziationen in den Köpfen. In jedem Kopf ein anderes Feuerwerk. Doch wie tauscht man sich darüber aus? Es ist eine Herausforderung, die sinnlichen und vielleicht widersprüchlichen Eindrücke in Worte zu fassen. Ein gutes Gespräch nach einem gemeinsamen Theaterbesuch braucht deshalb ein paar Voraussetzungen. 1. Es geht nicht um das Abfragen von Wissen. 2. Es geht um das Sammeln von Eindrücken und Meinungen. 3. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. 4. Es werden offene Fragen gestellt, die mehrere Antworten zulassen.

Was hast du gesehen? Was denkst du dazu? 5. Antworten werden nicht korrigiert, sondern zur Diskussion gestellt:

Was meinen die anderen dazu? 6. Der Gewinn aus dem Gespräch entsteht aus der Vielfalt der Blickwinkel.

Am Ende wissen alle mehr – voneinander und vom Theater.

[Probenfoto: Björn Hickmann]

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Gesprächsthemen aus Hamlet – Sein oder Nichtsein Das Bühnenbild Versucht das Bühnenbild zu beschreiben. Welche Bedeutung hat der Raum für Hamlet? Hintergrundinformation: Vorbild für das Bühnenbild von Hamlet ist das aus der bildenden Kunst bekannte Triptychon (von altgriechisch tríptychos „dreifach gefaltet, aus drei Lagen bestehend“) Als Triptychon werden dreigeteilte Gemälde oder dreiteilige Relieftafeln bezeichnet, die oft mit Scharnieren zum Aufklappen verbunden sind und sich insbesondere als Andachts- oder Altarbild finden. Die Requisiten z.B. Kerzen, Blumen, Absperrband, Schleifenband, Urne Wie werden sie eingesetzt? Welche Bedeutung bekommen sie durch die Bühnenhandlung der Schauspieler/Sänger? Die Figuren Hamlet, seine Mutter Gertrud, sein Onkel und Stiefvater Claudius Ophelia, ihr Vater Polonius Was erleben die Figuren? Wie läuft die Kommunikation untereinander? Der Chor Welches Ziel verfolgt der Chor? Wieviel Macht hat er über Hamlet? Die Musik Wie spiegeln sich Geschichte und Musik? Bedingen sie sich? Ergänzen sie sich? Die Gefühle Welche Gefühle hat das Geschehen auf der Bühne beim Zuschauen ausgelöst? Welche Gefühle erzeugt die Hamlet-Figur im Zuschauer? Die Handlung Hamlet treibt die Frage „Sein oder Nichtsein“ um. In seiner Gedankenwelt entstehen Mord- und Selbstmordphantasien. Wie versuchen Hamlets Mutter, sein Stiefvater, Polonius und Ophelia diesen Phantasien entgegen zu wirken? Was würden die Schüler unternehmen, wenn Hamlet ihr Mitschüler wäre?

Literaturangaben und Quellen Erläuterung zu Melodram https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/opera-comique-singspiel-melodram Theaterpädagogik Wie wäscht man einen Elefanten? Teil 2, Hrsg ASSITEJ e.V., Frankfurt 2011, ISBN: 978-3-930759-38-5