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Mechatronische Mehrkörpersimulation - Ansatz zur Behandlung wandernder Koppelstellen im FEM Daniel Spescha Hop Nguyen 23.01.2014 VPE Swiss Workshop Kopplung von Struktur und Steuerung/Regelung

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Mechatronische Mehrkörpersimulation -

Ansatz zur Behandlung wandernder Koppelstellen im FEM

Daniel Spescha

Hop Nguyen

23.01.2014

VPE Swiss Workshop

Kopplung von Struktur und Steuerung/Regelung

Inhalt

Mechatronische Mehrkörpersimulation (H. Nguyen)

– Einleitung/Grundlagen

– Modellbildung

– Simulationsbeispiele

– Fazit und Ausblick

Ansatz zur Behandlung wandernder Koppelstellen im FEM (D. Spescha)

– Stand der Technik

– Ansatz über Fourier-Reihenentwicklung einer Kraftdichtefunktion

– Diskretisierung der Kraftdichtefunktion

– Positionsabhängigkeit der resultierenden Kraft und des Kraftschwerpunktsfehlers

– Umsetzung in Finite-Elemente-Modell

– Versuchsergebnisse

– Fazit und Ausblick

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Einleitung

Mechatronische Mehrköpersimulation (MKS)

– Kopplung von Antrieben, Regelung und mechanischer Struktur für

dynamische Analysen wie beispielsweise:

– Frequenzantworten

– Modalanalysen

– Transiente Simulationen

– Vergleich mit Finite Elemente Modellen

– Geringere Modellordnung und somit geringere Rechendauer bei MKS

– MKS nur dann zulässig, wenn die dominierende Nachgiebigkeit in den

Koppelstellen liegt

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Grundlagen

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MKS-Gleichung: 𝐌𝐪 + 𝐃𝐪 + 𝐊𝐪 + 𝐟 = 𝟎

– 𝐪𝑖 = (x, y, z, a, b, c)𝑻; 𝐪 = (𝐪1, 𝐪2,… , 𝐪𝑛−1, 𝐪𝑛)𝑻

– 𝐌 : Massen-Matrix, 𝐃 : Dämpfungs-Matrix, 𝐊: -Steifigkeits-Matrix

– 𝐪𝑖: Freiheitsgrade eines Körpers i (z.B. eine Maschinenachse)

– 𝐟 : externe Kräfte

Zustandsraumdarstellung 𝐱 = (𝐪, 𝐪 ) 𝐱 = 𝐀𝐱 + 𝐁𝐮; 𝐲 = 𝐂𝐱

– 𝐱: Zustandsraum, 𝐀: Zustandsmatrix aus Systemmatrizen 𝐌, 𝐃 und 𝐊

– 𝐁: Eingangsmatrix, 𝐮: Eingangsvektor, 𝐂: Ausgangsmatrix,

y: Ausgangsvektor

Regelmodell (kaskadiert)

– Lageregler

– Geschwindigkeitsregler

– Stromregler approximiert als Tiefpass (Element 1. Ordnung)

Modellbildung

Input der Modellparameter

– Direkte Modellparametereingabe über Excelsheets

– Darstellung von Ersatzkörpern

– Import aus ANSYS FE-Daten

– Darstellung der Struktur über ANSYS FE-Netz

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Simulationsbeispiel I

GUI für positionsabhängige Strukturanalysen

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Bsp: Modalanalyse und Darstellung der Eigenform

Simulationsbeispiel II

Beispiel: 360° Bewegung einer Schwenkachse im Werkstück-

Koordinatensystem: Y- und Z- Achse interpolieren mit der A-Achse

Für konstanten Abstand zwischen Werkstück und TCP konstant über 360°

Schwerpunkt der Schwenkachse abhängig von A

Bewegung einer Schwenkachse

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Pos. A bei 0° Pos. A bei 60° Pos. A bei 120°

Simulationsbeispiel III

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Statische Simulationen von A 0° bis 360°

– Statische Berechnungen bis 360° und auf 0° referenziert

– Statische Verlagerung des Tisches gegenüber dem Werkzeug fliesst in die

kinematische Kalibration ein

– Statische Verlagerung führt zu Ungenauigkeiten vor allem in der simultanen 5-

Achs-Bearbeitung

Pos. A bei 60° 0 50 100 150 200 250 300 350

-6

-4

-2

0

2

4

6

8

A [°]

TC

P-D

ispla

cem

ent [µ

m]

X-TCP

Y-TCP

Z-TCP

Y

Z

X

Werkstückkoordinaten

Simulationsbeispiel IV

GUI für Analysen der geregelten Struktur

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Bsp: Frequenzgang des X-Antriebs

Simulationsbeispiel V

X-Positionierung auf 10mm, Cross-Talk in Z am TCP

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Simulationsbeispiel VI

Cross-Talk bei X-Positionierung auf 50mm

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Kippen der Z-Achse um Y

Überhöhte Darstellung

Mehrkörpersimulation - Fazit und Ausblick

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Fazit: MKS mit Antriebsankopplung

– Grundlegende, dynamische Effekte aufgrund von Offsets zwischen

Schwerpunkten, Koppelstellen, Antrieben und Messsystemen können

dynamisch simuliert werden

– Positionsabhängige Maschinenkonfigurationen und erforderliche Regel- und

Antriebsparameter sind mit geringem Rechenaufwand abschätzbar

– Elastizitäten innerhalb der Achskörper sind mit Segmentierung der Körper

approximierbar (Finite Differenzen Methode)

Ausblick

– Flexible Mehrkörpersimulation (MKS mit flexiblen Körpern)

– Einbindung flexibler Körper durch Finite Elemente Modellierung und

Modellordnungsreduktion

Flexible Mehrkörpersimulation

Motivation

– Nicht vernachlässigbare Nachgiebigkeiten von Körpern in der MKS abbilden

– Abbildung von grossen Bewegungen

– Abbildung von grossen Rotationen

Abbildung flexibler Strukturteile

– Lineare Finite Elemente Modelle

– Modellordnungsreduktion (Krylov Unterraum, Balanced Truncation, Modale

Kondensation etc.)

Eine wichtige Fragestellung für die Realisierung:

– Abbildung bewegter Lasten/Koppelstellen auf elastischen Körpern

– Abbildung von Führungsschienen, Kugelgewindetrieben, Umlauflasten etc.

– Identifizieren von Positionsabhängigkeiten

– Transiente Simulation von Bewegungen

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Bewegte Lasten auf elastischen Körpern

Nachteile

– Äquidistantes Netz nötig

– Knoteninformationen müssen zur

Simulationszeit vorhanden sein

– Jeder Knoten muss ansprechbar sein

(ungünstig für Modellreduktion)

– Die resultierende Kraft variiert leicht abhängig von der Position

(Rel. Fehler bei 5 Knoten im Eingriff ca. 10−5)

Stand der Technik

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Gewichtung mehrerer Knoten über

quadratische Gewichtungsfunktion

[Siedl, 2008] Daniel Siedl, Simulation des dynamischen Verhaltens von Werkzeugmaschinen während Verfahrbewegungen,

Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung, Technische Universität München, 2008

[Siedl, 2008]

Bewegte Lasten auf elastischen Körpern

Kraftdichte 𝑓 𝑥 trapezförmig

– Kraft lokal begrenzt

– Stetige Funktion

Ansatz über Fourier-Reihe einer Kraftdichtefunktion

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0 0.2 0.4 0.6 0.8 10

10

20

position x

forc

e d

ensi

ty

𝑓 𝑥 =𝑎02+ 𝑎𝑘 cos 𝑘

2𝜋𝐿 𝑥 + 𝑏𝑘 sin 𝑘 2𝜋 𝐿 𝑥

𝑘=1

Fourier-Reihe:

𝑎𝑘 =2

𝐿 𝑓 𝑥 cos 𝑘

2𝜋

𝐿𝑥 𝑑𝑥

𝑐+𝐿

𝑐

𝑏𝑘 =2

𝐿 𝑓 𝑥 sin 𝑘

2𝜋

𝐿𝑥 𝑑𝑥

𝑐+𝐿

𝑐

𝑎0 =1

𝐿 𝑓 𝑥 𝑑𝑥

𝑐+𝐿

𝑐

Fourier-Reihe einer Trapezfunktion

Reihenentwicklung

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Anzahl Harmonische: 30

Konstante Knotengewichtungen für Basisfunktionen

𝑤0𝑖 𝑤𝑐,𝑘𝑖 𝑤𝑠,𝑘𝑖

Diskretisierung der Kraftdichtefunktion

Kraft F𝑖 an Knoten 𝑖:

– Kraftdichte 𝑓 über den an Knoten 𝑖 angrenzenden Flächen- /

Linienelementen integrieren

Verteilung der Kraft auf einzelne Knoten

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𝐹𝑖 =1

2 𝑓 𝑥 𝑑𝑥

𝑥𝑖+1

𝑥𝑖−1

=1

2

𝑎02+ 𝑎𝑘 cos 𝑘

2𝜋𝐿 𝑥 + 𝑏𝑘 sin 𝑘 2𝜋 𝐿 𝑥

𝑘=1

𝑑𝑥

𝑥𝑖+1

𝑥𝑖−1

𝐹𝑖 = 𝑎01

4 𝑑𝑥

𝑥𝑖+1

𝑥𝑖−1

+ 𝑎𝑘 1

2 cos 𝑘 2𝜋 𝐿 𝑥 𝑑𝑥

𝑥𝑖+1

𝑥𝑖−1

+ 𝑏𝑘 1

2 sin 𝑘 2𝜋 𝐿 𝑥 𝑑𝑥

𝑥𝑖+1

𝑥𝑖−1

𝑘=1

1D-Beispiel:

Diskretisierung der Kraftdichtefunktion

Kraftdichte vs. Knotenkraft

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Positionsabhängigkeit der Kraft

Kraftvariation der Kraftsumme über alle Knoten

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Konstante resultierende Kraft bei beliebiger Knotenverteilung

Positionsabhängigkeit der Kraft

Positionsfehler des Kraftschwerpunkts

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Positionsauflösung bis ca. 170 mal höher als Knotendistanz (äquidistanter Knotenabstand)

Umsetzung für Finite-Elemente-Modell

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Fixierte Lagerungen

Einbindung in FE-Modell

– Systemmatrizen 𝑴, 𝑫, 𝑲

– Ein- resp. Ausgangsmatrizen 𝑩 und 𝑪 mit den Gewichten der

Basisfunktionen (𝑤0𝑖, 𝑤𝑐,𝑘𝑖, 𝑤𝑠,𝑘𝑖)

– Variation der Fourier-Koeffizienten (𝑎0, 𝑎𝑘, 𝑏𝑘) während der Simulation

Testsystem

– Balken mit drei Lagern

– Modellordnungsreduktion

(Modale Kondensation, 100 Modes)

Versuchsergebnisse

Quasistatisch bewegte Last (1Hz)

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Versuchsergebnisse

Dynamisch bewegte Last (1kHz)

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Versuchsergebnisse

Räumliche Modellierung

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Versuchsergebnisse

Positionsabhängigkeit des Amplitudengangs

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Kraftdichtefunktionen - Fazit und Ausblick

Eigenschaften des Ansatzes «Fourier-Reihe einer Kraftdichtefunktion»

– Keine Kraftoszillation aufgrund der Diskretisierung während der Bewegung

(keine parameterinduzierte Schwingungen)

– Hohe Positionsauflösung (bis ca. 170-fach höher als Knotenabstand)

– Superposition mehrerer Kraft-, Auswerteverteilungen möglich

– Drehmomente über Kräftepaare realisierbar

– Zweidimensionale Verteilungen über 2D-Fourierreihen möglich

(Bsp. flächig geführte Systeme)

– Positionsabhängige Verlagerungsauswertung möglich

Ausblick

– Untersuchung der Methode unter Einsatz von Krylov-Unterraum-basierten

Reduktionsmethoden

– Einsatz der Methode in der flexiblen Mehrkörpersimulation mit reduzierten FE-

Modellen

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