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Medien, Öffentlichkeit und Integration Heinz Bonfadelli Inhalt 1 Einleitung ..................................................................................... 2 2 Öffentlichkeit: Ebenen, Phasen und Funktionen, Modalitäten .............................. 2 3 Medien und Öffentlichkeit ................................................................... 4 4 Medien und Öffentlichkeit im Wandel ....................................................... 6 5 Öffentlichkeitstheorien auf der Makroebene ................................................. 8 6 Medienwirkungen und Integration der Gesellschaft auf der Mikroebene ................... 10 7 Fazit ........................................................................................... 16 Literatur ........................................................................................... 17 Zusammenfassung Der Beitrag analysiert und diskutiert aus der Perspektive der Kommunikations- wissenschaft und der Medienforschung die gesellschaftliche Rolle der klassi- schen Massenmedien und neu der Online-Kommunikation mit ihren vielfältigen Funktionen und Leistungen gegenüber der Gesellschaft. Es werden relevante theoretische Perspektiven der (Medien-)Soziologie und Politologie auf der Makroebene und der Medienwirkungsforschung auf der Mikroebene dargestellt und deren Implikationen bezüglich Integration der Gesellschaft herausgearbeitet und diskutiert Schlüsselwörter Öffentlichkeit · Medien · Medienwirkung · Integration · Internet · Social Media · Fragmentierung H. Bonfadelli (*) Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Universität Zürich, Zürich, Schweiz E-Mail: [email protected] © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 G. Pickel et al. (Hrsg.), Handbuch Integration, https://doi.org/10.1007/978-3-658-21570-5_68-1 1

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Medien, Öffentlichkeit und Integration

Heinz Bonfadelli

Inhalt1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Öffentlichkeit: Ebenen, Phasen und Funktionen, Modalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Medien und Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Medien und Öffentlichkeit im Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Öffentlichkeitstheorien auf der Makroebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Medienwirkungen und Integration der Gesellschaft auf der Mikroebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

ZusammenfassungDer Beitrag analysiert und diskutiert aus der Perspektive der Kommunikations-wissenschaft und der Medienforschung die gesellschaftliche Rolle der klassi-schen Massenmedien und neu der Online-Kommunikation mit ihren vielfältigenFunktionen und Leistungen gegenüber der Gesellschaft. Es werden relevantetheoretische Perspektiven der (Medien-)Soziologie und Politologie auf derMakroebene und der Medienwirkungsforschung auf der Mikroebene dargestelltund deren Implikationen bezüglich Integration der Gesellschaft herausgearbeitetund diskutiert

SchlüsselwörterÖffentlichkeit · Medien · Medienwirkung · Integration · Internet · Social Media ·Fragmentierung

H. Bonfadelli (*)Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Universität Zürich, Zürich,SchweizE-Mail: [email protected]

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019G. Pickel et al. (Hrsg.), Handbuch Integration,https://doi.org/10.1007/978-3-658-21570-5_68-1

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1 Einleitung

„Öffentlichkeit“ ist ein zentraler Begriff der Kommunikationswissenschaft (Pöttker2005, S. 329), aber schwer fassbar, von unterschiedlicher Bedeutung und sogarwidersprüchlich (Westerbarkey 1999). Ursprünglich wurde darunter – bzw. unterdem Adjektiv „öffentlich“ – der für alle mögliche, offene und unbeschränkte Zugangzu gesellschaftlich relevanter Information zur Kommunikation der Bürger der Zivil-gesellschaft untereinander verstanden. Aber erst im Rahmen eines systemtheoreti-schen Verständnisses (Gerhards 1994, 1998; Neidhardt 1994; Merten 1999) wurdeÖffentlichkeit als politische Institution von demokratischen Gesellschaften konzi-piert. Und im Zusammenhang mit der Modernisierung von Gesellschaft und derenfunktionalen Differenzierung, wird der Öffentlichkeit bezüglich ihrer ordnend-integrativen Funktionen ein wichtiger Stellenwert zugeschrieben. Die Massenme-dien schließlich erzeugen Öffentlichkeit als auf Dauer gestelltes offenes Kommuni-kationsforum mit diskursiven Arenen (Neidhardt 1994, S. 7) zu den gesellschaftlichrelevanten Themen, Meinungen und Argumenten der Stakeholder als Sprecher ausden Bereichen Politik, Wirtschaft und Soziales (NGOs), aber auch von Intellektuel-len und Experten aus der Wissenschaft sowie dem breiten Kreis des offenen(Medien-)Publikums als Adressaten in der Rolle von Beobachtern (vgl. Abb. 1).

2 Öffentlichkeit: Ebenen, Phasen und Funktionen,Modalitäten

In der kommunikationswissenschaftlichen Literatur zur politischen Kommunikationwerden drei Ebenen der Öffentlichkeit differenziert (Donges und Jarren 2017,S. 85 ff.) und prozessorientiert verschiedene Funktionen sowie Modalitäten vonÖffentlichkeit unterschieden.

Die unterste Ebene der Begegnungsöffentlichkeit, die sog. Encounter-Ebene,umfasst die verschiedensten Formen der spontanen öffentlichen Kommunikation aufder Straße, in Restaurants, am Arbeitsplatz oder zu Hause, wobei die Kommunikati-onsteilnehmer als Mitglieder der Zivilgesellschaft sowohl als Sprecher bzw. Kommu-nikatoren wie auch als Publikum bzw. Rezipienten sich über unterschiedlichste aktuelleThemen austauschen. Die zweite Ebene der Themen- oder Versammlungsöffentlichkeitbezieht sich auf thematisch zentrierte und sozial organisierte Interaktionsformen,beispielsweise in Form von (partei-)politischen Versammlungen oder öffentlichenDemonstrationen, wobei die Rollen zwischen Sprecher, Vermittler und Publikumasymmetrisch stärker festgelegt sind und weniger wechseln. Und schließlich gibt esauf der obersten dritten Ebene die diskursive Medienöffentlichkeit, geschaffen undermöglicht durch professionelle und journalistisch-autonome Massenmedien, welcheeine offene Arena für Themen, Meinungen und Argumenten von Kommunikatoren fürein unlimitiertes und entsprechend heterogenes (Laien-) Publikum als Adressat seinsollte, und zwar als Basis für diskursive Meinungsbildung.

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Prozessorientiert unterscheidet der Soziologe Friedhelm Neidhardt (1994, S. 8 ff.)unter Rückgriff auf das kybernetische Gesellschaftsmodell des amerikanischenSoziologen Amitai Etzioni drei Phasen von Öffentlichkeit als Kommunikationssys-tem: 1) Input-Phase, in der Themen und Meinungen gesammelt, 2) in der Through-put-Phase verarbeitet und 3) als Output weitergegeben werden. Zudem werden dreiFunktionen der politischen Öffentlichkeit differenziert, die normativ je spezifischenAnforderungen genügen müssen: 1) Transparenzfunktion meint, dass Öffentlichkeitein Kommunikationssystem ist, in dem Themen und Argumente als Input gesammeltwerden, und die Öffentlichkeit sollte offen sein für alle Akteure und Themen sowieArgumente von kollektiver Bedeutung. 2) Validierungsfunktion bezieht sich auf denThroughput als Phase der Verarbeitung, in der mit den verschiedenen Themen undArgumenten diskursiv umgegangen werden sollte. 3) Die Orientierungsfunktionschließlich fokussiert den Output, d. h. die Weitergabe im Sinne der öffentlichenMeinungsbildung, wobei das Publikum die Meinungen als mehr oder wenigerüberzeugend wahrnehmen und akzeptieren kann, wobei normativ eine Orientierungdes Publikums am öffentlichen Diskurs stattfinden sollte.

Ralf Dahrendorf (1967) hat zudem drei Modalitäten von Öffentlichkeit unter-schieden: Latente Öffentlichkeit bezeichnet die an der öffentlichen Debatte nichtTeilnehmenden. Die passive Öffentlichkeit sind Personen, die als Publikum undWähler sporadisch an der Politik teilnehmen. Und schließlich bilden jene Bürge-rinnen und Bürgern die aktive Öffentlichkeit, welche regelmäßig mit eigenen Ideenund aktiv am politischen Prozess partizipieren. Katharina Kleinen-von Königslöw(2014) hat rezipienten-orientiert vor dem Hintergrund von Medienkonvergenz unddem Wandel in Richtung multimedialer Informationsumgebung eine eigene

Medien undThemen-Agenda

mit journalistischenAngeboten & Inhalten

Kommunikatoren:Agenda-BuildingStakeholder aus

Politik, WirtschaftKultur, Soziales

Rezipienten:Agenda-Se�ng

Mediennutzer alsMitglieder der

Zivilgesellschaft

diskursiveÖffentlichkeit

Arena mitThemen-Agenda,

Meinungen &Argumenten

der Stakeholder

Abb. 1 Beziehungen zwischen Stakeholdern als Kommunikatoren, diskursiver Öffentlichkeitdurch Medien und Rezipienten der Zivilgesellschaft

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Typologie der verschieden intensiven öffentlichen Anbindung entwickelt: 1) nichtangebundene „lost citizens“, 2) prekär angebundene „endangered citicens“, 3) regel-mässig angebundene „monitorial citizens“ und 4) intensiv angebundene „informedcitizens“. Normativ gesehen bewertet sie die fehlende Anbindung an die politischeÖffentlichkeit über Nachrichtenmedien im Sinne einer „kulturellen Alltagspraktikder Bürgerschaft“ als Problem für die Demokratie (Kleinen-von Königslöw 2014,S. 96). Allerdings gibt es auch Entwarnung, etwa vom amerikanischen PolitologenJohn Zaller (2003), welcher das Ideal des allzeit wachsamen und informiertenBürgers bzw. der aktiv partizipierenden Öffentlichkeit für überzogen hält. Er postu-liert mit seiner These des „Burglar Alarms“, dass auch die prekär angebundeneÖffentlichkeit der politisch Abstinenten bei tatsächlich relevanten und wichtigenThemen durch die intensive Medienberichterstattung im Sinne einer Alarmanlage„aufgeweckt“ würden und eine Informationsaufnahme erfolge.

Während das Konzept der Öffentlichkeit lange Zeit auf den politischen Prozess indemokratischen Nationalstaaten beschränkt blieb, wurde das Konzept in jüngsterZeit auf Fragen der Möglichkeitsbedingungen von transnationaler Öffentlichkeitausgeweitet und in diesem Zusammenhang nach der Formierung einer europäischenZivilgesellschaft als Träger einer europäischen Öffentlichkeit gefragt (Gerhards1993; Eder 2003; Neidhardt 2006) und auch empirische Studien etwa in Form vontransnationalen Inhaltsanalysen zur Medienberichterstattung durchgeführt.

3 Medien und Öffentlichkeit

Massenmedien als gesellschaftliche Institutionen und soziale Organisationen imRahmen von Medienunternehmen produzieren für die Gesellschaft auf Dauergestellte professionelle Leistungen in Form von journalistischen Angeboten undInhalten (vgl. Abb. 1). Hier ist die Rollendifferenzierung zwischen Kommunikatorenund Publikum am stärksten ausgeprägt, und die Richtung der Kommunikation von„oben“ nach „unten“ bzw. als Einweg-Kommunikation von den Medien zur breitenÖffentlichkeit festgelegt.

Und Journalisten als Medienschaffende wählen aufgrund ihrer professionellenBerufsrollen und aufgrund von Nachrichtenfaktoren – engl. news values – wie demNeuigkeitswert von Informationen berichtenswerte Ereignisse und öffentlich rele-vante Themen aus und stellen diese in Form von Medienangeboten und Inhalten derGesellschaft als eine für alle öffentlich zugängliche Sphäre im Sinne einer Themen-Agenda und den darauf bezogenen Meinungen und Argumenten zur Verfügung.Hinter den Themen stehen meist mehr oder weniger professionelle Kommunikatorenals Stakeholder aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Soziales(z. B. NGOs), wobei diese als Interessensvertreter mit ihren kommunikativenBestrebungen in Form des Agenda-Building versuchen, mit ihren Themen, Meinun-gen und Argumenten die Aufmerksamkeit der Medien zu gewinnen.

Die Mitglieder der Zivilgesellschaft wiederum nutzen die von den Medien bereit-gestellten und mehr oder weniger stark priorisierten Themen als (Laien-)Publikumbzw. Rezipienten und schreiben diesen analog zur Medien-Agenda aufgrund von

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Wirkungsprozessen, welche als Agenda-Setting bezeichnet werden, persönlicheRelevanz zu und setzen sich mit den Themen-Argumenten mehr oder weniger aktivauseinander. Als Resultat bilden sie eine persönliche Meinung zu den Themen, waszusammengenommen als Öffentliche Meinung bezeichnet wird (z. B. Noelle-Neumann 1980).

Die Medien als soziale Systeme erbringen mit ihrer Information vielfältigeLeistungen und erfüllen so wichtige Funktionen als Voraussetzung für das Funkti-onieren der Demokratie und die Integration der Gesellschaft (Beck 2007, S. 87 ff.).Ganz allgemein gesprochen ermöglichen sie nach Niklas Luhmann (1996) dadurch,dass sie eine für alle Gesellschaftsmitglieder zugängliche und sichtbare sozialeRealität konstruieren: die Selbstbeobachtung der Gesellschaft. Die Vertreter derverschiedenen Bereiche der Gesellschaft wie auch die Mitglieder der Zivilgesell-schaft können darauf als geteilte soziale Realität im Sinne einer diskursiven Öffent-lichkeit Bezug nehmen und diese mit ihren eigenen Argumenten „bespielen“.Dadurch kommt den Medien eine ordnend-integrierende Vermittlerrolle zwischenden verschiedenen Funktionssystemen der hoch differenzierten modernen Gesell-schaft zu.

Neben der Herstellung von geteilter Öffentlichkeit durch ihre Informationen unddie Artikulation der bestehenden Meinungen erfüllen die Medien aber auch einewichtigeKritik- und Kontrollfunktion, insofern sie als unabhängige Instanzen im Sinneeiner sog. Vierten Gewalt nicht nur die Meinungen der Stakeholder wiedergeben,sondern basierend auf Recherche auch das Verhalten der staatlichen Behörden wie derInteressensvertreter kontrollieren und allenfalls Kritik äußern. Schließlich tragen dieMedien mit ihren vielfältigen Leistungen zur Vermittlung von Sachpolitik und dendamit verknüpften Argumenten bei und erfüllen eine sog. Korrelationsfunktion imSinne der kollektivenMeinungsbildung etwa bei Abstimmungen undWahlen, was mitdem Konzept der öffentlichen Meinung umschrieben wird (vgl. Tab. 1). Themenbe-zogen wird öffentliche Meinung als Bevölkerungsmeinung mittels repräsentativerUmfragen als Aggregationsprinzip erhoben, im Unterschied zur öffentlichen Meinungals Meinung der Mehrheit – Majoritätsprinzip – oder als Ergebnis rationaler Diskus-sionen im Sinne eines Diskurs-/Konsensprinzips.

Die bis jetzt genannten politischen Funktionen im engeren Sinn sind zu ergänzendurch Hinweise auf weitere Funktionen: Auch gegenüber derWirtschaft erfüllen dieMedien mit ihrer Berichterstattung und Werbung vielfältige Funktionen der

Tab. 1 Öffentlichkeit: Ebenen, Akteure, Prozesse und Funktionen

Ebenen Akteure Prozesse Medienfunktionen

BegegnungsöffentlichkeitThemenöffentlichkeitMedienöffentlichkeit

Interessensvertreteraus Politik, Wirtschaft,Kultur, Soziales(NGOs)vs.Laien als Bürger derZivilgesellschaft

Kommunikatoren:Agenda-BuildingMedien-AgendaRezipienten:Agenda-Setting

InformationArtikulation vonMeinungenKritik- &KontrolleKorrelation alskollektiveMeinungsbildung

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Transparenz, aber auch der Zirkulation, Akkumulation und Reproduktion von Be-schäftigung (Beck 2007, S. 96). Und für die Bereiche Kultur und Soziales leisten dieMedien vielfältige Sozialisationsfunktionen durch Vermittlung von Normen undWerten, aber auch wichtige Integrationsfunktionen etwa in Bezug auf die Akkultu-ration von Immigranten oder durch das Bereitstellen von Themen für Gespräche alsErmöglichung von sog. Anschlusskommunikation.

4 Medien und Öffentlichkeit im Wandel

In jüngster Zeit ist vor dem Hintergrund des Medienwandels in Richtung Mediati-sierung (Krotz 2001; Lundby 2009; Krotz und Hepp 2012) bzw. Medialisierung(Meyen 2009), aber auch im Zusammenhang mit der sich verschärfenden Medien-krise der klassischen Printmedien wegen Abwanderung der Werbung ins Internet,dem Rückgang der Mediennutzer und der zunehmenden Ökonomisierung derMedien, nicht zuletzt im Kontext des globalen Medienwandels (Meier 2017), ver-mehrt Kritik an der Funktionserfüllung der oben dargestellten Leistungen derMedien für die Gesellschaft und der Medienqualität (Weischenberg et al. 2006)überhaupt formuliert worden. Und während in den 1980er- und 1990er-Jahren derFokus der Kritik auf den Folgen der Privatisierung des Fernsehens in Deutschlandund der Kommerzialisierung der Medien überhaupt sowie der politischen Polarisie-rung der Medien (vor allem in den USA) lag, so hat sich die Debatte mittlerweile aufPhänomene der Digitalisierung und der Durchsetzung der Online-Medien sowie derGlobalisierung und Konvergenz der Kommunikation verschoben (Altmeppen et al.2015, S. 13).

Auf der Basis von Inhaltsanalysen wurde eine wachsende Personalisierung derPolitik in den Medien moniert (z. B. Hoffmann und Raupp 2006). Darunter wirdverstanden, dass in der Politikberichterstattung die Politiker selber als Menschen wieauch deren Privatsphäre im Zentrum stehen, und zwar auf Kosten der eigentlichenpolitischen Fragen. Und damit erhält das Private in der Politik ein stärkeres Gewicht(Holtz-Bacha 2001; Lengauer 2007, S. 137 ff.). Diese Entwicklung ist aber nichtausschließlich durch die Medien generiert, sondern umgekehrt orientiert sich die Politikselbst als Folge der Medialisierung zunehmend an der Funktionslogik der Medien.

In diesem Zusammenhang steht die Beobachtung einer verstärkten Boulevardi-sierung (Donsbach und Büttner 2005) bzw. Unterhaltungsorientierung (Lünenborg2004; Saxer 2007) der Politikberichterstattung. Argumentiert wird, dass dies eineFolge der wachsenden Ökonomisierung der Medien sei, welche zu verstärkterPublikumsorientierung, auch der Qualitätspresse geführt habe.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf den sog. Negativitäts-Bias (Schulz2008, S. 69; Engesser et al. 2014), zusammen mit gestiegener Skandalberichter-stattung (Kepplinger 2009, 2012). Auch hier wird davon ausgegangen, dass derMedienwandel in Form von Medialisierung der Politik, aber auch Ökonomisierungder Medien Ursachen des Wandels der Politikberichterstattung sind (Jarren 1998).Zudem versuchen die Stakeholder aus Politik, Wirtschaft und dem Sozialbereich(NGOs) mittels Corporate Publishing in Form von Content Marketing und digitaler

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Public Relations ihre Interessen, Themen und Meinungen über einen direkten Wegzum Publikum, d. h. ohne dem Umweg über die journalistischen Redaktionen, zuund vermitteln (Eisenegger 2017, S. 9).

Schließlich hat der Mediensoziologe Kurt Imhof (2006) diesen vielfältigen Funk-tionswandel der klassischen Medien und der Politikberichterstattung mit prägnantenStichworten bilanziert: Inszenierung, Personalisierung, Emotionalisierung, Skanda-lisierung und Moralisierung. – Diese Prozesse würden der modernen Medien-Logikals Folge der Medialisierung unterliegen. Mit diesem Konzept wird bezeichnet, wieMedien und Journalismus gezielt Ereignisse und Themen aus dem Politikbereichauswählen und möglichst publikumswirksam aufbereiten. Allerdings orientierensich auch die politischen Akteure mehr und mehr an der Medien-Logik, indem siegezielt Events im öffentlichen Raum produzieren und inszenieren, um Medienreso-nanz zu erzielen (Imhof und Eisenegger 1999). Damit verknüpft ist normativgesehen eine Kritik an der Funktionserfüllung der Medien. Mark Eisenegger(2017, S. 9), ebenfalls vom foeg – Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesell-schaft an der Universität Zürich, spricht als Folge von einem dritten digitalenStrukturwandel der Öffentlichkeit: Die klassische massenmedial hergestellte Öffent-lichkeit als Medienarena verliert ihren Status als unumgängliche Plattform für denöffentlichen Diskurs.

Und wenn vom oben thematisierten digitalen Medienwandel und dem induziertenStrukturwandel der Öffentlichkeit gesprochen wird, sind nicht zuletzt die Entwick-lungen in der Online-Kommunikation zu thematisieren, ermöglicht durch die neuehybride Plattform des Internet und in einem zweiten Schritt durch die SozialenMedien des Web 2.0 (Adolf 2015; Hooffacker et al. 2018). Der kommunikations-wissenschaftliche Diskurs um die gesellschaftlichen Funktionen und Effekte diesesneuen Mediums war dabei von Beginn weg ambivalent (DiMaggio et al. 2001;Donges und Jarren 1999; Kamps 2000; März und Müller 2008; Winkel 2001), unddie Ergebnisse sind uneinheitlich geblieben (Adolf 2015; Jandura et al. 2017;Schrape 2015; Weichert 2017).

Zum einen löste die Zugangsoffenheit des Internet (März und Müller 2008, S. 9)und die Möglichkeit der politischen Partizipation für alle (Leggewie und Maar 1998;Scherer 1998, S. 171–172) die größte Euphorie aus, welche den Laien als passivenRezipienten der klassischen Medien die aktive Teilnahme als Kommunikatoren in derOnline-Öffentlichkeit des Internet und vor allem der Sozialen Medien ermögliche.Positiv wurde zudem aus Sicht des Publikums argumentiert, dass die Informationsfülledes Internet den Mitgliedern der Zivilgesellschaft eine vielfältigere Meinungsbildungermöglichen würde, und zwar zusammen mit dem neuen Potenzial an Interaktions-möglichkeiten bzw. Zweiweg-Kommunikation, was im Unterschied zu den klassischenMedien auch die Artikulationschancen von Minoritäten im Sinne der Präsenz vonGegenöffentlichkeit erhöhen würde. Auch wird meist postuliert, dass Internetnutzungdie politische Partizipation stimuliere, beispielsweise durch Produktion und Distribu-tion von Inhalten im und durch das Web 2.0, beispielsweise in Form von Protest-kampagnen (Stichwort: Shitstorms). Dazu sind später auf der Mikro-Ebene empirischeStudien durchgeführt worden, beispielsweise in der Untersuchung von Emmer et al.(2011) zur politischen Online-Kommunikation in Deutschland.

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Allerdings gibt es zu dieser Position des Netzoptimismus auch eine Gegenpositiondes Netzpessimismus. Hier wird betont, dass der höhere Grad an Unbeschränktheitvon Themen in der Online-Öffentlichkeit potenziell eine Zersplitterung der Öffent-lichkeit nach sich ziehe, nicht zuletzt wegen der Abschwächung der öffentlichsichtbaren und geteilten Themen-Agenda (Marr 2002). Die Informationsfülle desInternet führe zudem zu einer Überforderung der Nutzer, nicht zuletzt, weil imInternet die selektionierenden und bewertenden Prozesse des Journalismus derklassischen Medien fehlen würden. Dies habe zur Folge, dass die Gefahr bestehe,dass die Internetnutzer sich nur noch selektiv mit den zur eigenen Meinung konso-nanten Positionen befassen würden – Stichwort: Echokammern bzw. Filterblasen(Humborg und Nguyen 2018, S. 25) –, was wegen der individualisierten unddiversifizierten Nutzung zur Fragmentierung des Medienpublikums führe (Holtz-Bacha 1998). Und was den Zugang zum Internet und die Artikulationschancenanbelangt, so wären nicht die Randgruppen (Stichwort „Digital Divide“ als sozialungleiche Zugangschancen etwa von Migranten), sondern die gesellschaftlich mäch-tigen Gruppen noch stärker im Vorteil durch ihre finanziellen und kommunikativenRessourcen als Basis von professioneller systematisch-persuasiver Öffentlichkeits-arbeit in Form von Public Relations.

5 Öffentlichkeitstheorien auf der Makroebene

Nachfolgend soll vertiefter auf verschiedene kommunikationswissenschaftliche undmediensoziologische Theorien eingegangen werden, die sich auf der Makroebeneder Gesellschaft mit der Herstellung und den Strukturen von Öffentlichkeit befassen(vgl. Neidhardt 1994; Gerhards 1994, 1998; Imhof 2003; Donges und Jarren 2017,S. 75 ff.; Jandura et al. 2017) und auch Aussagen zum Verhältnis von Öffentlichkeitund gesellschaftlicher Integration machen. Allerdings erfolgt die Analyse und Ab-schätzung des Integrationspotentials der Öffentlichkeit auf der Makro-Ebene alsSchwäche kaum empirie-basiert.

In der Perspektive der Systemtheorie von Niklas Luhmann (vgl. Luhmann 1996;Merten 1999; Marcinkowski 2002) wird Öffentlichkeit als Medium betrachtet, dasquasi als Spiegel, aber auch Resonanzboden die Selbstbeobachtung der Gesellschaftermöglicht. Gesellschaftliche Akteure nutzen zum einen die Medien, um zu erfah-ren, welche Themen und Positionen, Argumente und Diskurse von anderen Akteu-ren vertreten werden. Sie benützen diese Medieninformation zur eigenen Orien-tierung und für das eigene politische Handeln der Öffentlichkeit gegenüber viaMedien. Und die Bürger der Zivilgesellschaft unterstellen wiederum als Mediennut-zer, dass die anderen Rezipienten die „Öffentlichkeit als soziales Wissenssystem“ebenfalls zur Kenntnis genommen haben (Merten 1999, S. 59). Normativ wird dieOffenheit auf der Input-Seite im Sinne der Transparenzfunktion gefordert. Diesscheint aber bei den Sozialen Medien zu einem Problem geworden zu sein, wieAnalysen der gezielten und manipulativen Einflussnahme durch russische Internet-Trolls in den letzten US-Wahlen zeigen.

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Entscheidend ist somit nach dem Liberalen Paradigma, dass möglichst alleAkteure mit ihren Argumenten und Meinungen, und zwar mit Quellentransparenz,in der Öffentlichkeit abgebildet werden. Bezüglich der integrativen Funktion vonÖffentlichkeit heißt dies, dass Transparenz im Sinne der Vollständigkeit der themen-relevanten Akteure und Meinungen zwar eine notwendige Voraussetzung für dieMeinungsbildung ist, aber nicht als hinreichend für die diskursive Validierungbetrachtet werden kann.

Merten (1999, S. 61) geht allerdings einen Schritt weiter, indem für ihn eineBedrohung der Öffentlichkeit im möglichen Verlust ihres Konsenspotenzialsbesteht, etwa durch Aufkündigung der Teilnahme an der Öffentlichkeit. Von zentra-ler Bedeutung ist dabei Frage, wie die Verbindlichkeit von konsentiertem Wissenhergestellt werden kann. Damit wird auf der Output-Seite die Entwicklung vonStrukturen der öffentlichen Meinung wichtig.

Im Vergleich zum systemtheoretischen Ansatz sind die verschiedenen Diskurs-modelle normativ anspruchsvoller, welche sich meist auf Jürgen Habermas‘ „Struk-turwandel der Öffentlichkeit“ (1962) beziehen. Nach dieser Perspektive ist derZugang für alle Bürger der Zivilgesellschaft als Transparenzfunktion der Öffentlich-keit zwar eine notwendige Voraussetzung, aber noch entscheidender ist die Validie-rungsfunktion: Im kommunikatives Handeln sollten die Beteiligten ihre Situations-deutungen und Handlungspläne als räsonierendes Publikum aufeinander abstimmen,und zwar im Sinne der deliberativen Auseinandersetzung mit dem normativen Zielder gemeinsamen Verständigung, der eine integrative Wirkung zukommt (Peters2002).

Das partizipatorisches Modell der Öffentlichkeit fokussiert auf die Input-Seitevon Öffentlichkeit, indem betont wird, dass möglichst viele, auch die marginalisier-ten Gruppen der Gesellschaft sich in der Öffentlichkeit einbringen und dort ihreInteressen artikulieren können sollten. Für solche minoritären Akteure werdenKonzepte wie Gegenöffentlichkeiten oder alternative Öffentlichkeit benutzt (Wim-mer 2007, 2018). Damit ist gemeint, dass diese als Teilöffentlichkeiten begriffenwerden sollten, welche sich mit ihren Argumenten und Meinungen gegen diedominanten Akteure und Interessen durchzusetzen versuchen (Rucht 1994). DemInternet wird dabei eine positive Funktion zugesprochen, insofern es die politischePartizipation der Bürger wie auch das Entstehen von Gegenöffentlichkeiten erleich-tere. Allerdings zeigen dazu empirische Analysen, dass nach wie vor bildungsab-hängige Zugangsbarrieren zum Internet bestehen, welche sozial privilegierte Nutzerbevorteilen (van Dijk 2013).

Auf der gesellschaftsbezogenen Wirkungsebene wurde den Medien und der durchsie geschaffenen Öffentlichkeit schon früh (z. B. Maletzke 1980) generell einesozial-integrative Funktion für den Zusammenhalt der sozialen Gemeinschaft inder modernen Gesellschaft zugesprochen, und zwar relativ unspezifisch über Pro-zesse der Homogenisierung. Auf der Ebene der Themen fokussieren die Medien quaSelektion auf bestimmte Themen, und die durch die Medien öffentlich her- undbereitgestellte Themenagenda wiederum bewirkt beim Medienpublikum, seien dasnun Stakeholder aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Soziales oder die Bürger alsVertreter der Zivilgesellschaft, eine sozial geteilte Themenpriorisierung. Und auch

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bezüglich der themenbezogenen Meinungen und den ihnen unterliegenden Argu-menten führt der medieninduzierte Diskurs in der öffentlichen Arena zur Herstellungvon Konsens. Diese Prozesse der Homogenisierung der Gesellschaft durch Mediensind nach Ulrich Saxer (1985, S. XI) positiv konnotiert, im Gegensatz etwa zuUniformierung oder gar Gleichschaltung der pluralistischen Gesellschaft als Dys-funktionen von Medien und Öffentlichkeit.

6 Medienwirkungen und Integration der Gesellschaft aufder Mikroebene

Die Medienwirkungsforschung (Bonfadelli und Friemel 2017) befasst sich mit denWirkungen der Medien auf die einzelnen Menschen als Mediennutzer meist auf derMikro-Ebene der Gesellschaft, aber es gibt auch Ansätze wie die Agenda-SettingTheorie, die Wissenskluft-Perspektive oder die Theorie der Schweigespirale, welcheAussagen über Wirkungsphänomene auf der Makro-Ebene der Gesellschaft wie derHerausbildung einer geteilten Themen-Agenda der Zivilgesellschaft, der Diffusionvon geteiltem Wissen oder der Beeinflussung von Öffentlichkeit bzw. ÖffentlicherMeinung machen. Und obwohl in der Medienwirkungsforschung explizit kaumnormative Fragen etwa nach der Rolle der Mediennutzung für die Herstellung einerintegrierten Gesellschaft gemacht werden (Bonfadelli 2013), finden sich doch immerwieder, wenngleich meist implizit, Hinweise auf normative Annahmen, etwa zu densozial schädlichen Effekten von negativ stereotypisierter und verzerrter Realität wiein der Berichterstattung über Migration und Migranten oder positiv zum Ideal desinformierten Bürgers als aktiver Nutzer des medienvermittelten Informationsange-bots. Im Folgenden werden darum die wichtigsten Ansätze der Medienwirkungsfor-schung hinsichtlich ihrer normativen Prämissen nicht zuletzt bezüglich der gesell-schaftlichen Integration bzw. Diversifikation und Fragmentierung dargestellt unddiskutiert. Die Ausführungen basieren auf der Analyse von Bonfadelli (2015).

Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass in der Medienwirkungsforschung imUnterschied zu den makro-theoretischen Perspektiven nicht von einem polarenGegensatz zwischen integrierenden vs. desintegrierenden Medienwirkungen gespro-chen wird. Im Zentrum stehen vielmehr konkretere Effektphänomene wie Individu-alisierung, Fragmentierung und Homogenisierung oder, abstrakter formuliert, zen-trifugale vs. zentripetale Effekte der Mediennutzung, welche je nach theoretischerPerspektive eher als funktional resp. dysfunktional für die Gesellschaft beurteiltwerden und entsprechend einer eher optimistischen resp. pessimistischen Visionentsprechen. Vor diesem Hintergrund sind die wichtigsten Medienwirkungstheorienin Abb. 2 idealtypisch in vier Feldern verortet worden.

Dabei stellen sich folgende Fragen (Bonfadelli 2013, S. 106): 1) Inwiefern wirddas im Zentrum der jeweiligen Theorie stehende Wirkungsphänomen für das Indi-viduum resp. die Gesellschaft normativ als funktional oder dysfunktional bewertet?2) Führt der Wirkungsmechanismus, welcher der jeweiligen Theorie zugrunde liegt,tendenziell zu einer Homogenisierung oder Differenzierung der Themen-Agenda,

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der Wissensdiffusion oder der Einstellungsbeeinflussung bei den Mediennutzern?3) Wie erklärt die Theorie die unterliegenden Wirkungsprozesse? 4) Und nichtzuletzt interessiert, inwiefern dem Internet und der Online-Kommunikation imVergleich zu den klassischen Print- und AV-Medien allenfalls theorie-orientiertunterschiedliche Medieneffekte auf gesellschaftlicher Ebene zugesprochen werden.

6.1 Agenda-Setting: Homogenisierung und Integration positiv

Die Agenda-Setting-Theorie, entwickelt von Maxwell E. Combs und Donald L. Shawin den frühen 1970er-Jahren, gilt als wichtigste und sehr gut bestätigte neuere Theorieder Medienwirkungsforschung (Bonfadelli und Friemel 2017, S. 173–188). Sie istspeziell auch für die Frage der gesellschaftlichen Integration durch Massenmedienrelevant, weil sie davon ausgeht, dass Medien durch die Priorisierung von mehr oderweniger kontrovers diskutierten Themen (engl. issues), etwa in Wahlkämpfen, sowohldie öffentliche als auch die von den Mediennutzern wahrgenommene Themen-Agendabestimmen (Maurer 2010; McCombs und Reynolds 2009; Bulkow und Schweiger2013). Die wichtigste gesellschaftliche Funktion der Medien besteht somit in derThematisierung und Priorisierung von Themen zuhanden der Öffentlichkeit. Dienormative Prämisse des Agenda-Setting-Ansatzes besteht darin, dass den Medien einegesellschaftlich wichtige und positiv bewertete Funktion zukommt, indem sie über denAgenda-Setting-Prozess die begrenzte Aufmerksamkeit der Menschen auf ein Set vonöffentlich relevanten Themen fokussieren und so zur Strukturierung und Integrationder Öffentlichkeit beitragen. Voraussetzung ist dabei, dass sich die Medien an denwichtigen Stakeholdern des politischen Prozesses und der Gesellschaft orientieren,welche durch Strategien des Themen-Managements in Form von Agenda-Building

optimistische Vision

pessimistische Vision

zentripetaleEffekte

zentrifugaleEffekte

2. Vielfalt durch (Wahl-)Freiheit- Uses-and-Gratifications & Framing

Info-Vielfalt & individualisierte Nutzungsozial-deliberative Realitätskonstruktion

- Online-KommunikationÜbersättigung & Orientierungslosigkeitpolarisierte Deutungsmuster

4. Diversifikation & Fragmentierung- Wachsende Wissensklüfte

Fragmentierung und Exklusion- Soft-News-Lernen & Burglar

Alarm als Gegenthesen

1. Homogenisierung & Integration- Agenda-Setting-Theorie

Sozial relevante Themen vs.Ausblendung vs. Media Hypes

- Online-KommunikationAgenda-Setting Abschwächung, aberE-Partizipation und Deliberation

3. Uniformität & Dominanz- Stereotypisierung und

Kultivierungsprozesse:- Media-Malaise-Phänomen- Schweigespiralentheorie

Abb. 2 Idealtypische Verortung von Wirkungsphänomenen und Wirkungstheorien (modifiziertnach Bonfadelli 2015, S. 179 sowie McQuail 2000, S. 72)

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versuchen, ihre Themen als besonders dringlich der Öffentlichkeit gegenüber darzu-stellen. Und die klassischen Medien Presse und Rundfunk stellen zuhanden derÖffentlichkeit eine mehr oder weniger gemeinsame homogene Medien-Agenda zurVerfügung, und zwar durch gegenseitige Orientierung untereinander. Und mit derPriorisierung von Themen ist ein weiteres Phänomen verbunden, das als Priming-Effekt bezeichnet wird, insofern Parteien und Politiker beispielsweise in Wahlkämpfenaufgrund der durch die Medien-Agenda als relevant herausgestellten Themen beurteiltwerden.

Allerdings gab es neben der Agenda-Setting-Funktion der Medien vor demHintergrund von Medialisierung der Politik und dem verstärkten Einfluss derMedien-Logik für die Herstellung von Öffentlichkeit auch Kritik an den klassi-schen Medien in Bezug auf deren strukturell-integrierende Funktionen: Bemängeltwurde beispielsweise, wie oben im Kontext des Medienwandels angesprochen,dass die Medien sich immer weniger an der gesellschaftlichen Relevanz vonThemen orientieren würden, und spektakuläre Themen in Form vonMedien-Hypesimmer mehr Aufmerksamkeit erlangen würden, neben einer Verstärkung voninszenierter, personalisierter und unterhaltungsorientierter Politik. So würdenMedien eine überspitzte und verzerrte Realität konstruieren und gesellschaftlichrelevante Themen blieben zum Teil ausgeblendet. Als Folge würde auch dasVertrauen in politische Institutionen und die Medien sinken und Politikverdros-senheit sich einstellen.

Und schließlich ist bezogen auf die neuen Medien Internet und Social Media bzw.Web 2.0 zu fragen, inwiefern diese Konsequenzen für den gesellschaftlichenAgenda-Setting-Prozess haben könnten? Hierzu wird vor allem kontrovers diskutiertund es werden empirische Studien durchgeführt zur Frage, ob die Zunahme undAusdifferenzierung der Medienangebote im Gefolge der Online-Kommunikationnicht zu einer individualisierten Mediennutzung führe, was einerseits zu einer Ab-schwächung der Agenda-Setting-Funktion der Medien und einer Erosion des kol-lektiven Gedächtnisses führe und andererseits die Fragmentierung der Meinungsbil-dung in der immer stärker pluralisierten Gesellschaft verstärke. Bis jetzt sind dievorhandenen Befunde und Meinungen aber inkonsistent geblieben (z. B. Marr 2002;Ruβmann 2007; Haake et al. 2014). Tatsächlich hat sich die Mediennutzung imGefolge des Internet stark individualisiert, allerdings kann vom Medienangebot herargumentiert werden, dass auch im Internet die klassischen journalistischen Medienmit ihren Informationsangeboten weiterhin dominieren und die Software-Aggregatoren bei der Informationssuche sich nach wie vor an der klassischenMedien-Agenda orientieren. Es ist aber nicht auszuschließen, dass einzelne Nutzer-gruppen, welche ihre Informationen praktisch nur über Social Media beziehen, sichvon der Mainstream Themen-Agenda abkoppeln. So wenden sich Onliner häufigselektiv den Themen aufgrund ihrer individuellen Prädispositionen und ihren präfe-rierten sozialen Netzwerken zu. Uta Ruβmann (2007, S. 345/346) bewertet dieseEntwicklung negativ: „Eine primäre (bis ausschließlich) Onlinenutzung fördert den‚Zersplitterungsprozess‘, so dass – vor allem zukünftig – auf eine Fragmentierungdes Publikums geschlossen werden kann.“

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6.2 Uses-and Gratifications und Medien-Framing: Vielfalt durch(Wahl-)Freiheit

Der Uses-and-Gratifications bzw. Nutzenansatz (Rubin 2009a, b; Bonfadelli undFriemel 2017, S. 74–91) gilt neben der Agenda-Setting-Theorie als einer der wich-tigsten Ansätze der neueren Medienwirkungsforschung. Im Unterschied zurAgenda-Setting-Theorie stehen jedoch Tendenzen der individualisierten Medienzu-wendung und die dahinter stehenden Erwartungen auf medienbezogene Gratifika-tionen im Zentrum. Gemeint ist, dass Mediennutzer sich den Medienangeboten aktivund intendiert zuwenden, und zwar aufgrund einer Vielzahl von Nutzungsmotivenbzw. erwarteten Gratifikationen wie beispielsweise in der Langzeitstudie Massen-kommunikation abgefragt (Breunig und Engel 2015). 1) Kognitive Motive: sichinformieren, Denkanstöße erhalten, nützliche Dinge für den Alltag erfahren;2) affektive Motive: sich entspannen, weil es Spaß macht, zur Unterhaltung undAblenkung; 3) soziale Funktionen: um mitreden zu können oder sich nicht alleinfühlen; 4) habituelle Motive: weil es aus Gewohnheit dazu gehört oder weil es denTag strukturiert.

Die Vielfalt der Medienangebote und die zunehmend individualisierten Nut-zungsmuster werden grundsätzlich positiv bewertet, und nicht zuletzt die neuenMöglichkeiten, dass die vormals tendenziell passiven Rezipienten sich neu imWeb. 2.0 sogar aktiv als sog. Produser engagieren können. Für die Aufrechterhal-tung der sozialen Ordnung gelten vor allem die kognitiven Motive der Information,aber auch die sozialen Motive der Anschlusskommunikation als relevant, wobei derinteraktive Austausch im Web 2.0 in der Langzeitstudie Massenkommunikationnoch nicht abgefragt wird. Kritisiert wurde der Nutzenansatz jedoch, weil das durchdie Medien tatsächlich geleistete Ausmaß der kommunikationsrelevanten Bedürf-nisbefriedigung empirisch nicht untersucht wird. Und was die gesellschaftlicheIntegration anbelangt, so wird durchaus als Gefahr gesehen, dass die Zersplitterungdes Programmangebots im Fernsehen durch die Vielzahl neuer kommerziellerAnbieter, zusammen mit dem unüberschaubaren Online-Medienangebot zu einerÜbersättigung und Fragmentierung des Publikums (Goertz 2009) führen könnte,zusammen mit wachsender Orientierungslosigkeit der Öffentlichkeit (Jäckel 1996,S. 9) und einem Rückgang der medial vermittelten gemeinsamen Erfahrungen.

Neben dem Nutzenansatz ist auf die Perspektive der Medien- bzw. Rezipienten-Frames einzugehen, welche für die gesellschaftliche Integration analog zum Nut-zenansatz als positiv bewertet wird, aber im Gegensatz zur Agenda-Setting-Theorienicht von Homogenisierung, sondern von vielfältigen Prozessen der Konstruktionund Wahrnehmung von sozialer Realität ausgeht (Scheufele 2003; Dahinden 2006;Matthes 2014; Bonfadelli und Friemel 2017, S. 188 ff.). Die gesellschaftlicheLeistung der Medien besteht also nicht nur darin, eine öffentlich geteilte Themen-Agenda zu ermöglichen und zu bestimmen, worüber wir nachdenken, sondernebenso darin, aufzuzeigen, wie über diese Themen in der Öffentlichkeit diskutiertund kommuniziert wird. Gesellschaftliche Themen und Probleme wie Armut,Migration, Alter oder AIDS werden nach Entman (1993) von den verschiedenengesellschaftlichen Akteuren und den Medien immer je spezifisch geframt, indem sie

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unterschiedlich 1) definiert und 2) bewertet werden und 3) ihnen je spezifischeUrsachen, aber auch 4) allfällige Problemlösungen zugeschrieben werden (Entman1993).

Stakeholder als Interessensvertreter aus Politik, Wirtschaft und dem Sozialbe-reich (NGOs) versuchen in Form von strategischem Frame-Setting (Böcking 2009)ihren Perspektiven und Interpretationen der gesellschaftlich relevanten Themenzuhanden der medienvermittelten Öffentlichkeit Deutungshoheit zu verleihen, unddie Medien selbst interpretieren und kommunizieren diese unterschiedlich geframtenkontroversen Themen (engl. issues) in Form von Medien-Frames dem Medien-publikum gegenüber. Die Mitglieder der Zivilgesellschaft wiederum interpretierendie Themen aufgrund ihrer eigenen Frames und in Auseinandersetzung mit denMedien-Frames.

Die Framing-Perspektive hat direkte Implikationen für die soziale Ordnung,insofern in der Medienöffentlichkeit unterschiedliche Perspektiven der aktuell-relevanten gesellschaftlichen Themen sichtbar gemacht und deliberativ verhandeltwerden. Mediennutzer in ihrer Rolle als Bürger der Zivilgesellschaft nehmen diese jespezifischen Sichtweisen wahr und wägen deren Vor- und Nachteile im deliberativenDiskurs gegeneinander ab. Negativ zu bewerten sind Konstellationen, in denen dieden Medien vorgelagerten gesellschaftlichen Stakeholder aufgrund ihrer finanziellenund kommunikativen Ressourcen Deutungshoheit zu erlangen vermögen, ohne dassein öffentlicher Diskurs stattgefunden hat. Im Kontext von Web 2.0 ist ebensonegativ zu bewerten, wenn einzelne soziale Gruppen sich nur noch mit ihren eigenenDeutungsmustern beschäftigen und angesichts von Polarisierung eine Auseinander-setzung mit alternativen Perspektiven nicht mehr stattfindet.

6.3 Stereotypisierung und Kultivierung: Uniformität undDominanz

Nach der Darstellung und Diskussion der normativ positiv bewerteten Szenariensollen abschließend noch zwei Szenarien präsentiert werden, welche normativ als fürden Zusammenhang der Gesellschaft dysfunktional betrachtet werden. In der Medi-enwirkungsforschung wurde anfangs der 1970er-Jahre von der amerikanischenForschungsgruppe um George Gerbner von der Annenberg School for Communi-cation die Kultivierungsanalyse formuliert (Morgan 2009; Morgan et al. 2009;Bonfadelli und Friemel 2017, S. 252 ff.). Die Ausgangshypothese ging auf der Basisvon Inhaltsanalysen des amerikanischen Fernsehprogramms davon aus, dass dieunterhaltungsorientierte populäre TV-Realität systematisch von der Alltagswirklich-keit abweiche und den Zuschauern eine stereotypisiertisierte Realität präsentierte,beispielsweise was den Anteil an Gewalt anbelangt, was wiederum bei Viel-Sehernim Unterschied zu Wenig-Sehern verzerrte Wirklichkeitsvorstellungen erzeuge.Vielseher nehmen gemäß Befragungen ihre Umwelt als bedrohlicher wahr und sindängstlicher als Wenig-Seher. Im Verlauf der Entwicklung wurde die Kultivierungs-analyse thematisch auf verschiedenste Bereiche ausgeweitet wie stereotypeGeschlechter- und Altersrollen oder Familien- und Migrantenbilder. Die intensive

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Nutzung der TV-Realität bewirkt somit als Mainstreaming-Effekt eine Homo-genisierung der politischen Weltsichten, sodass Personen mit liberalen Vorstellungensich als Folge von hoher TV-Nutzung sich einer konservativen Weltsicht annähern.

Befasste sich die Gerbner-Gruppe zu Beginn vor allem mit der Überrepräsenta-tion von Gewalt im Unterhaltungsfernsehen, formulierte Michael J. Robinson 1975analog dazu seine Video-Malaise-These, später genereller Media-Malaise-Thesegenannt, welche sich aber mit dem politischen Bereich befasst: Darunter wird derkumulativ-negative Langzeiteinfluss der politischen Berichterstattung speziell deskommerziellen US-Fernsehens verstanden, welche sich erodierend auf das Vertrauenauswirke. Ursache ist nicht zuletzt die hohe Glaubwürdigkeit des Fernsehens,zusammen mit der Negativität und Konfliktbetontheit der Berichterstattung. Aller-dings erbrachten die später in Deutschland durchgeführten empirischen Studienkeine konsistenten Befunde (Holtz-Bacha 1994; Holtz-Bacha und Peiser 1999;Bonfadelli und Friemel 2017, S. 260 ff.).

Und in Deutschland formulierte Elisabeth Noelle-Neumann anfangs der 1970er-Jahre ihre Theorie der Schweigespirale, welche ebenfalls dysfunktionale Effekte vondominanter politischer Meinungsäußerung in den Medien thematisierte (Noelle-Neumann 1980). Nach ihrem Ansatz kann die stete kumulierte Wiedergabe vonkonsonanter Meinung in den Medien und speziell im Fernsehen einen Öffentlich-keitseffekt insofern ausüben, als Mediennutzer mit gegenteiliger Meinung aufgrundvon sozialer Isolationsfurcht ihre politische Haltung nicht mehr öffentlich zu äußernwagen, was zu einem sog. Schweigespiralen-Effekt führen kann, insofern sich eineanfängliche Minoritätsmeinung zu einer Mehrheitsmeinung entwickelt. Allerdingssind die Prämissen ihrer Theorie und deren empirische Umsetzung nicht unwider-sprochen geblieben (Bonfadelli und Friemel 2017, S. 226 ff.). Auf den Einfluss vonInternet und Web 2.0 auf die Meinungsbildung meint Wolfgang Schweiger (2017,S. 125), dass die Wahrnehmung des Meinungsklimas die Bereitschaft zur öffent-lichen Bürgerkommunikation im Internet ebenso prägt wie die Redebereitschaftoffline.

6.4 Wissenskluft-Perspektive: Fragmentierung und Exklusion

Abschließend sei auf weitere dysfunktionale Medienwirkungen hingewiesen, welcheim Unterschied zur Kultivierungsanalysen jedoch nicht das Resultat homogen-stereotyper Medienrealität sind. Vielmehr geht die von der mediensoziologischenForschergruppe Holtz-Bacha und Peiser 1999; Phillip Tichenor, George Donohueund Clarice Olien (1970) von der Minnesota University formulierte Hypothese derwachsenden Wissenskluft davon aus, dass bei steigendem Informationszufluss über einThema in der Gesellschaft keine homogene Wissensverbreitung resultiert, sondernsich vielmehr die Klüfte im Wissen zwischen den verschiedenen sozialen und bil-dungsmäßigen Segmenten vertiefen. Von dem prinzipiell allen zugänglichen medien-vermittelten Wissen vermögen somit nicht alle gleichermaßen zu profitieren, nichtzuletzt, weil die besser gebildeten Mediennutzer über mehr Vorwissen, aber auch

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bessere Medienkompetenz verfügen und die informationsreichen Printmedien stärkernutzen und nicht zuletzt auch in größere soziale Netze eingebunden sind.

Die Medien können also zum einen eine geteilte Themenöffentlichkeit schaffen,aber gleichzeitig kann die Informiertheit der Bevölkerung mehr oder wenigerheterogen bleiben. Dieser sozial ungleiche Informationsfluss wird zudem noch durchdas neue Medium Internet verstärkt, nicht zuletzt, weil hier nur schon der Zugangzum Internet sozial ungleich verteilt ist, was als Digital Divide bezeichnet wird(Bonfadelli und Friemel 2017, S. 236 ff.). Vor allem in der Anfangsphase hattenjunge Menschen, Männer und Gebildete deutlich mehr Zugang zum Internet undnutzten dieses auch zur politischen Information.

Allerdings hat der Politologe John Zaller (2003), wie oben erwähnt, mit der Thesevom sog. „Burglar Alarm“ eine kontroverse Debatte entfacht. Er betrachtet dieüblicherweise formulierten normativen Ansprüche an informationsorientierte Medi-ennutzung und politische Partizipation durch die Mitglieder der Zivilgesellschaft alsüberhöht und versucht auch die unterhaltungsorientierte Soft-News-Nutzung zurehabilitieren. Er argumentiert, dass auch bildungsferne und politisch wenig inte-ressierte Mediennutzer durch die Medien erreicht würden. Für ihn genügt es, wenndie Mitglieder der Zivilgesellschaft die Medien quasi nur oberflächlich mitverfolgen.Wenn tatsächlich etwas Relevantes geschehe, dann würden auch die kommerziellenSoft-News-Medien den sog. „Burglar Alarm“ betätigen und mit vereinter PublizitätÖffentlichkeit schaffen und so auch die wenig wachsamen Bürger „aufwecken“ undeine entsprechende Informationsaufnahme bewirken.

7 Fazit

Der Beitrag analysiert aus der Perspektive der Kommunikationswissenschaft und derempirischen Medienforschung die gesellschaftliche Rolle der klassischen Massen-medien und der neuen Online-Kommunikation bei der Herstellung von Öffentlich-keit. Dabei wurden verschiedene Theorien mittlerer Reichweite aus der Medienwir-kungsforschung bezüglich der Frage präsentiert und diskutiert, inwiefern die Effekteder medienvermittelten Kommunikation normativ gesehen einen funktionalen oderallenfalls dysfunktionalen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration leisten. Eswurde aufgezeigt, dass diese Frage je nach theoretischer Perspektive und demjeweils fokussierten Wirkungsphänomen anders beantwortet wird. Während in derAgenda-Setting Theorie homogenisierende Medienwirkungen in Form von Thema-tisierung und Priorisierung von Themen durch die Medien zuhanden der Öffentlich-keit im Zentrum stehen und für die Integration als positiv beurteilt werden, postuliertdie Kultivierungshypothese ebenfalls homogenisierende Effekte der TV-Realität inBezug auf die Wahrnehmung und Konstruktion der sozialen Realität durch dieMediennutzer, was aber normativ als dysfunktionale bewertet wird, weil bei Viel-sehern verzerrte soziale Realitätswahrnehmungen als Medieneffekte kultiviert wer-den. Andere Theorien wiederum fokussieren differenzierende Medieneffekte inForm von heterogenem gesellschaftlichem Informationsfluss und differenziellemWissenserwerb wie beispielsweise die Wissenskluft-Perspektive, welche ebenfalls

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als dysfunktional für die soziale Integration bewertet werden. Im Gegensatz dazubetrachtet der Uses-and-Gratifications Ansatz die aktiv-intendierte vielfältige Medi-enzuwendung und Mediennutzung durchaus als positiv und betont das interaktiv-partizipatorische Potenzial von Online-Kommunikation und Web 2.0.

Die Ausführungen sollten verdeutlich haben, dass es „die“ Wirkung der Medien-öffentlihkeit nicht gibt, sondern dass je nach betrachteten Medienangeboten und derfokussierten Modalität der Mediennutzung durch die verschiedenen sozialen Grup-pen als Bürger der Zivilgesellschaft je andere Medieneffekte ins Zentrum rücken, diewiederum normativ je spezifisch bewertet werden, sei das nun als Chance oder alsGefahr für die gesellschaftliche Integration.

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