Medizinische Maßnahmen bei immigrierenden Kindern und Jugendlichen – Aktualisierung vom...

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Monatsschr Kinderheilkd 2014 · 162:56–61 DOI 10.1007/s00112-013-3033-1 Online publiziert: 16. Januar 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der DAKJ, Berlin Medizinische Maßnahmen bei immigrierenden Kindern und Jugendlichen – Aktualisierung vom 07.10.2013 Stellungnahme der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen Vorbemerkungen Diese Stellungnahme ist eine Aktualisie- rung der früheren Version und ersetzt diese [17]. Bei der Erstvorstellung von immigrie- renden Kindern und Jugendlichen besteht häufig Informationsbedarf, nach welchen Infektionskrankheiten und angeborenen Krankheiten vorsorglich gesucht werden sollte. Im Folgenden werden Vorschläge zu einer rationalen Diagnostik unterbrei- tet, um häufige, therapierbare oder anste- ckende Infektionen und andere Krankhei- ten schnell zu erfassen oder sicher auszu- schließen. Es handelt sich um Routine- untersuchungen bei oftmals fehlenden Krankheitszeichen oder Symptomen. Die Vorschläge beruhen auf Erfahrungen aus der tropenmedizinischen Praxis und Li- teraturrecherchen [1, 4, 6, 7, 9, 13–16, 19– 25, 27, 29]. Die DAKJ fordert die zuständigen Kos- tenträger auf, die Erstattung dieses medi- zinisch begründeten Untersuchungspro- gramms verbindlich zu regeln. Allgemeine Untersuchungen Anamnese inklusive Impfstatus und eine ausführliche körperliche Untersuchung sind wesentliche Bestandteile der Diag- nostik. International gültige Wachstums- kurven finden sich auf der Homepage der WHO („World Health Organization“, . Infobox 1, [30, 31]). Cave. Angaben zum Alter des Kindes können fehlerhaft sein. Zweifel am angegebenen Alter sind al- lerdings keine Indikation für ein Karpo- gramm oder andere radiologische Unter- suchungen [3]. Ergänzend sollten eine Hörprüfung und eine augenärztliche Untersuchung vorgenommen werden. Infektionsdiagnostik Es sollte immer ein Blutbild mit Differen- zierung erstellt werden. Falls eine Eosino- philie durch die im Weiteren beschriebene Diagnostik nicht abgeklärt werden kann, sind zusätzliche diagnostische Maßnah- men zu ergreifen. Die Blutsenkungsge- schwindigkeit (BSG) und einzelne Werte der Blutchemie sollten immer bestimmt werden. Virusinfektionen Alle immigrierenden Kinder und Jugend- liche sollten auf Infektionen mit HIV („human immunodeficiency virus“), He- patitis-B- und -C-Viren untersucht wer- den (. Tab. 1). Bakterielle Infektionen Bei fehlender Symptomatik, unauffälli- gem Blutbild und normwertiger BSG ist eine bakterielle Infektion unwahrschein- lich. Ausnahmen sind die Lues und die Tuberkulose. Syphilis. Bei Kindern <2 Jahre sollte eine Luesserologie durchgeführt werden, um konnatale Treponematosen zu erkennen (. Tab. 1). Bei älteren Kindern und Ju- gendlichen kommt diese Diagnostik nur bei auffälliger Anamnese und/oder Sym- ptomatik in Betracht. Tuberkulose. Gemäß den aktuellen Empfehlungen zur Tuberkulosediagnos- Infobox 1 Internetlinks F   Internationale Wachstumskurven: http:// www.who.int./childgrowth/en F   STIKO-Impfempfehlungen (Stand August 2013): http://www.stiko.de, http://www. rki.de F   WHO-Impfpläne: http://apps.who.int/im- munization_monitoring/globalsummary/ schedules Information Kommission für Infektions- krankheiten und Impffragen der DAKJ (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin) PD Dr. R. Bialek (geladener Experte) und Prof. Dr. U. Heininger (Kommissionssprecher) gemeinsam federführend, Prof. Dr. Dr. P. Bart- mann, Prof. Dr. H. I. Huppertz, Dr. M. Kinet, Dr. R. Klein, Prof. Dr. C. Korenke Redaktion A. Borkhardt, Düsseldorf S. Wirth, Wuppertal 56 | Monatsschrift Kinderheilkunde 1 · 2014 Konsensuspapiere

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Monatsschr Kinderheilkd 2014 · 162:56–61DOI 10.1007/s00112-013-3033-1Online publiziert: 16. Januar 2014© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der DAKJ, Berlin

Medizinische Maßnahmen bei immigrierenden Kindern und Jugendlichen – Aktualisierung vom 07.10.2013

Stellungnahme der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen

Vorbemerkungen

Diese Stellungnahme ist eine Aktualisie-rung der früheren Version und ersetzt diese [17].

Bei der Erstvorstellung von immigrie-renden Kindern und Jugendlichen besteht häufig Informationsbedarf, nach welchen Infektionskrankheiten und angeborenen Krankheiten vorsorglich gesucht werden sollte.

Im Folgenden werden Vorschläge zu einer rationalen Diagnostik unterbrei-tet, um häufige, therapierbare oder anste-ckende Infektionen und andere Krankhei-ten schnell zu erfassen oder sicher auszu-schließen. Es handelt sich um Routine-untersuchungen bei oftmals fehlenden Krankheitszeichen oder Symptomen. Die Vorschläge beruhen auf Erfahrungen aus der tropenmedizinischen Praxis und Li-teraturrecherchen [1, 4, 6, 7, 9, 13–16, 19–25, 27, 29].

Die DAKJ fordert die zuständigen Kos-tenträger auf, die Erstattung dieses medi-zinisch begründeten Untersuchungspro-gramms verbindlich zu regeln.

Allgemeine Untersuchungen

Anamnese inklusive Impfstatus und eine ausführliche körperliche Untersuchung sind wesentliche Bestandteile der Diag-nostik. International gültige Wachstums-kurven finden sich auf der Homepage der WHO („World Health Organization“, . Infobox 1, [30, 31]).

Cave. Angaben zum Alter des Kindes können fehlerhaft sein.

Zweifel am angegebenen Alter sind al-lerdings keine Indikation für ein Karpo-gramm oder andere radiologische Unter-suchungen [3].

Ergänzend sollten eine Hörprüfung und eine augenärztliche Untersuchung vorgenommen werden.

Infektionsdiagnostik

Es sollte immer ein Blutbild mit Differen-zierung erstellt werden. Falls eine Eosino-philie durch die im Weiteren beschriebene Diagnostik nicht abgeklärt werden kann, sind zusätzliche diagnostische Maßnah-men zu ergreifen. Die Blutsenkungsge-schwindigkeit (BSG) und einzelne Werte der Blutchemie sollten immer bestimmt werden.

Virusinfektionen

Alle immigrierenden Kinder und Jugend-liche sollten auf Infektionen mit HIV („human immunodeficiency virus“), He-patitis-B- und -C-Viren untersucht wer-den (. Tab. 1).

Bakterielle Infektionen

Bei fehlender Symptomatik, unauffälli-gem Blutbild und normwertiger BSG ist eine bakterielle Infektion unwahrschein-lich. Ausnahmen sind die Lues und die Tuberkulose.

Syphilis. Bei Kindern <2 Jahre sollte eine Luesserologie durchgeführt werden, um konnatale Treponematosen zu erkennen (. Tab. 1). Bei älteren Kindern und Ju-gendlichen kommt diese Diagnostik nur bei auffälliger Anamnese und/oder Sym-ptomatik in Betracht.

Tuberkulose. Gemäß den aktuellen Empfehlungen zur Tuberkulosediagnos-

Infobox 1 Internetlinks

F  Internationale Wachstumskurven: http://www.who.int./childgrowth/en

F  STIKO-Impfempfehlungen (Stand August 2013): http://www.stiko.de, http://www.rki.de

F  WHO-Impfpläne: http://apps.who.int/im-munization_monitoring/globalsummary/schedules

Information

Kommission für Infektions-krankheiten und Impffragen der DAKJ (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin)

PD Dr. R. Bialek (geladener Experte) und Prof. Dr. U. Heininger (Kommissionssprecher) gemeinsam federführend, Prof. Dr. Dr. P. Bart-mann, Prof. Dr. H. I. Huppertz, Dr. M. Kinet, Dr. R. Klein, Prof. Dr. C. Korenke

RedaktionA. Borkhardt, DüsseldorfS. Wirth, Wuppertal

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Konsensuspapiere

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tik muss die Mehrzahl der immigrieren-den Kinder und Jugendlichen auf diese Erkrankung getestet werden [10, 11, 18]. Die Testung soll erfolgen, wenn mindes-tens eine der folgenden Bedingungen er-füllt ist:F  Kontakt zu einer Person mit infektiö-

ser TuberkuloseF  Herkunft oder Aufenthalt in den letz-

ten 2 Jahren in einem Hochprävalenz-gebiet (Osteuropa, Asien, Afrika, Süd-amerika)

F  Kontakt zu RisikopopulationenF  HIV-Infektion oder andere Immun-

schwäche

Die Testung ist mittels dem intrakutan zu applizierenden und 72 h später abzu-lesenden Tuberkulinhauttest (PPD-RT23: „tuberculin purified protein derivati-ve RT23“) oder dem IGRA („interferon-γ-release assay“) möglich. Bei negativem Ergebnis wird empfohlen, den Test nach 3 Monaten zu wiederholen.

Die Sensitivitätswerte von PPD-RT23 (80%)und IGRA (83–84%) sind ähnlich, die Spezifität des IGRA ist etwas bes-ser (91–94% gegenüber 85%). Da es je-doch bei Kindern <5 Jahre kaum Daten gibt, sollte in diesem Lebensalter mindes-tens initial der PPD-RT23 gewählt wer-den. Zur Erhöhung der Sensitivität wird empfohlen, beide Tests anzuwenden [8], ist einer davon positiv, gilt die Infektion als nachgewiesen.

Bei positivem Testausfall muss weiter untersucht werden, ob eine latente Infek-

tion oder eine aktive Tuberkulose vorlie-gen. Dies beinhaltet Röntgenaufnahmen des Thorax in 2 Ebenen und evtl. weitere Organdiagnostik sowie den Versuch des Erregernachweises [18].

Bei latenter Infektion wird eine Che-moprophylaxe mit Isoniazid (INH) für 9 Monate oder Rifampicin (RMP) für 4 Monate durchgeführt. Die aktive Tuber-kulose wird mindestens mit einer Drei-fachkombination aus INH, RMP und Py-razinamid, bei komplizierten pulmonalen und extrapulmonalen Formen zusätzlich mit Ethambutol behandelt. Einzelheiten zu Testung und Therapie sind dem Hand-buch der DGPI (Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V.) zu entneh-men [18].

Protozoonosen

Malaria. Der Nachweis spezifischer Anti-körper gegen Plasmodien stellt keine diag-nostische Hilfe dar. Bei Herkunft aus oder nach Reisen in Malariaendemiegebiete muss beim Auftreten von Fieber mikro-skopisch nach einer Parasitämie mittels dickem („Dicker Tropfen“) und dünnem Blutausstrich gesucht werden [2].

Leishmaniose. Die viszerale Leishma-niose (Kala-Azar) ist selten und tritt v. a. in Indien, Bangladesch, Nepal, Sudan und Brasilien auf. Eine parasitologische Diag-nostik inklusive Immundiagnostik ist nur beim Auftreten entsprechender Sympto-me (z. B. Fieber, Splenomegalie) sinnvoll,

eine routinemäßige Antikörpersuche wird nicht empfohlen.

Trypanosomiasis (Chagas-Krankheit, Schlafkrankheit). Eine Diagnostik ist nur bei entsprechender Symptomatik er-forderlich. Die Chagas-Krankheit kann konnatal übertragen werden und im ers-ten Lebensjahr weitgehend asymptoma-tisch bleiben, sodass bei fehlenden Anga-ben zur Mutter bei adoptierten Säuglin-gen aus ärmlichen Verhältnissen Mittel- und Südamerikas eine Immundiagnostik durchgeführt werden sollte.

Intestinale Protozoonosen. Amöbia-sis und Giardiasis sollten anhand von 3 Stuhlproben an verschiedenen Tagen diagnostiziert bzw. ausgeschlossen wer-den (. Tab. 1). Immundiagnostische Untersuchungen sind für eine Therapie-indikation weder aussagekräftig noch er-forderlich!

Andere intestinale Protozoonosen, ins-besondere Kokzidiosen durch Cryptospo-ridium, Isospora und Cyclospora spp., ver-laufen bei Immungesunden zwar symp-tomatisch, aber überwiegend selbstlimi-tierend, sodass nur bei abdominalen Be-schwerden im Stuhl nach diesen Erregern zu suchen ist.

Helmintheninfektionen

Intestinale Helmintheninfektionen. Sie werden durch die routinemäßige parasi-tologische Untersuchung von 3 Stuhlpro-ben an verschiedenen Tagen nachgewie-sen bzw. ausgeschlossen. Eine routinemä-ßige Immundiagnostik intestinaler Hel-mintheninfektionen ist nicht erforderlich.

Typischerweise entzieht sich die Stron-gyloidiasis dem diagnostischen Nachweis, da die Ausscheidung von Larven gering ist und diese sich nicht mit den üblichen Ver-fahren darstellen lassen [26]. Eine weiter-gehende Diagnostik inklusive Immundia-gnostik kommt bei symptomatischer In-fektion (perianaler Juckreiz, intermittie-rend abdominale Beschwerden, ggf. Eosi-nophilie) in Betracht und muss vorsorg-lich vor Beginn einer geplanten immun-suppressiven Therapie erfolgen.

Extraintestinale Wurminfektionen. Hier sind insbesondere Schistosomiase und

Tab. 1 Labordiagnostik

Blutbild mit mikroskopischem Differenzialblutbild, BSG

GPT, γGT, alkalische Phosphatase, Kreatinin (Serum)

Neugeborenenscreening

Immundiag-nostik

Antikörper gegen HIV1 und 2, Hepatitis-C-Virus

Hepatitis B Anti-HBc

HBs-Antigen

Kinder <2 Jahre Luesdiagnostik (TPPA/TPHA)

Evtl. Antikörper gegen Trypanosoma cruzi (Chagas-Krankheit)

Bei Herkunft aus Endemiegebieten Antikörper gegen Schistosomenantigene

Parasitologische Untersuchung von Stuhlproben an 3 unterschiedlichen Tagen (Amöben, Lamblien, Wurmeier)

Urinstatus

Evtl. Bestimmung der Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Aktivität

Tuberkulinhauttest (bei Kindern unter 5 Jahren bevorzugt) und/oder InterferonfreisetzungstestBSG Blutsenkungsgeschwindigkeit, γGT γ-Glutamyltransferase, GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase, HBc Hepatitisoberflächenprotein „core“, HBs Hepatitisoberflächenprotein „soluble“, HIV „human immunodeficiency virus“, TPPATreponema-pallidum-Partikeltest, TPHATreponema-pallidum-Hämagglutinationstest

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Filariose aufgrund ihrer Häufigkeit und möglichen schweren Organschädigun-gen bedeutsam. Die durch Hautkontakt mit kontaminiertem Süßwasser über-tragene chronische Darm- und Blasen-bilharziose kann initial weitgehend in-apparent bleiben, aber langfristig zu er-heblichen Organschädigungen (Hydro-nephrose, Blasenkarzinom, Leberzirrho-se) führen. Da eine geringe Eiausschei-dung in der parasitologischen Diagnos-tik (Urin, Stuhl) übersehen werden kann, sollte bei Ankunft aus einem Endemiege-biet (Afrika, Naher und Mittlerer Osten, Ostküste Südamerikas, Karibik, arabische Halbinsel, China, Südostasien) eine Im-mundiagnostik (Antikörper- und Anti-gennachweis) auch bei fehlender Sympto-matik durchgeführt werden.

Extraintestinale Nematodeninfektio-nen, wie Onchozerkose, Loiase oder lym-phatische Filariose, gehen typischerwei-se mit einer Eosinophilie einher und füh-ren zu einem ausgeprägten Juckreiz, so-dass bei asymptomatischen Patienten oh-ne Eosinophilie eine routinemäßige Im-mundiagnostik nicht erforderlich ist.

Angeborene und nichtinfektiöse erworbene Erkrankungen

Das Neugeborenenscreening sollte alters-unabhängig bei jedem immigrierenden Kind und Jugendlichen nachgeholt wer-den. Zusätzlich sollte bei Herkunft aus einem früheren (z. B. Mittelmeeranrai-nerstaaten) oder derzeitigen Malariaende-miegebiet die Glukose-6-Phosphat-Dehy-drogenase-Aktivität bestimmt werden, da ein Mangel zu unerwünschten Arzneimit-telwirkungen bei diversen Medikamenten führen kann.

Außerdem sollte ein großes Blutbild inklusive RDW („red cell distribution width“), als Parameter für das Ausmaß einer Anisozytose, zum Nachweis von Hä-moglobinopathien oder Eisenmangel be-stimmt werden. Beim Eisenmangel sind Hb (Hämoglobin) und MCV („mean cor-puscular volume“) niedrig, die RDW aber über 15,5% erhöht. Beim Thalassämieträ-gerstatus sind der Hb-Wert meist normal, das MCV aber niedrig und die RDW nor-mal.

Beim Nachweis einer Anämie sind ergänzende Untersuchungen zum Aus-

schluss von Thalassämie, Sichelzellanä-mie und anderen Hämoglobinopathien indiziert.

Bei Kindern aus Risikoländern für die Sichelzellkrankheit (Süditalien, Griechen-land, Türkei – v. a. Südosttürkei – Nordaf-rika, Mittlerer Osten, Zentralafrika) soll-te eine Hb-Analyse durchgeführt werden.

Als Suchtests auf andere Organkrank-heiten sollten ALT (Alaninaminotransfe-rase)/GPT (Glutamat-Pyruvat-Transami-nase), γGT (γ-Glutamyltransferase), alka-lische Phosphatase und Kreatinin im Se-

rum bestimmt und ein Urinstatus erho-ben werden.

Hinweise auf Mangelzustände wer-den am ehesten durch Auffälligkeiten in der bisherigen Entwicklung (Wachstums-perzentilen) und durch weitere, ggf. kurz-fristige Verlaufsbeobachtungen erhalten. Hinweise auf einen Jod- bzw. Eisenmangel ergeben sich aus dem TSH-Wert (TSH: thyroidstimulierendes Hormon) des Neu-geborenenscreenings bzw. dem Blutbild. Bei späterer ausgewogener Ernährung ist eine allmähliche Beseitigung anderer, bei

Zusammenfassung · Abstract

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Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der DAKJ, Berlin

Medizinische Maßnahmen bei immigrierenden Kindern und Jugendlichen – Aktualisierung vom 07.10.2013. Stellungnahme der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen

ZusammenfassungHintergrund. Immigrierende Kinder bzw. Ju-gendliche leiden häufig an therapierbaren, oftmals ansteckenden Infektionen und ande-ren relevanten Krankheiten. Um diese schnell erfassen oder ausschließen zu können, wur-den aktualisierte Vorschläge zu einer rationa-len Diagnostik erarbeitet. Diese sollten mög-lichst rasch nach der Ankunft in Deutschland umgesetzt werden. Diagnostik. Anamnese und eine ausführli-che körperliche Untersuchung sind wesentli-che Basisbestandteile der Diagnostik. Diver-se virale, bakterielle, Protozoen- und Wurm-infektionen, die bedacht werden sollten, wer-den diskutiert. Auf manche davon sollte ge-nerell untersucht werden, auf andere symp-tomorientiert, auf wiederum andere bei Her-

kunft aus einem Risikogebiet. Unter den In-fektionskrankheiten haben Tuberkulose, Hel-minthosen und Malaria eine besondere Be-deutung, bei den angeborenen Krankheiten sind v. a. Hämoglobinopathien häufig. Immi-grierende sollten zudem auf Mangelernäh-rungen sowie bei Symptomen auf Vergiftun-gen, z. B. durch Insektizide oder Quecksilber, untersucht werden. Prävention. Standardmäßig sollten der Impfstatus erhoben und evtl. fehlende Imp-fungen nachgeholt werden.

SchlüsselwörterImmigranten · Infektionskrankheiten · Rationale Diagnostik · Routineuntersuchung · Impfungen

Guidelines for medical measures in immigrant children and adolescents—updated 7 October 2013. Position statement from the German commission on infectious diseases and immunization

AbstractBackground. Treatable infectious and other diseases are frequent in immigrant children and adolescents and should be searched for using a rational diagnostic approach. Pro-posed diagnostic procedures should be per-formed as soon as possible after arrival in Germany. Diagnosis. A careful history and thorough physical examination are substantial compo-nents of the diagnostic procedure. Various vi-ral, bacterial, protozoan, and worm infections which should be considered are described. Some of these should be routinely included in the examination, while others should be symptom-dependent or should be especial-

ly considered when originating from a high-risk area. Tuberculosis, worm infestations, and malaria are noteworthy infectious diseas-es, hemoglobinopathies are the most com-mon form of inherited diseases. Immigrants should be examined for malnutrition and poisoning, e.g., by insecticides or mercury. Prevention. The vaccination status should be ascertained and possible missing inocula-tions should be administered.

KeywordsImmigrants · Infectious diseases · Rational diagnosis · Diagnoses and examinations · Vaccination

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der Immigration evtl. bestehender Man-gelzustände zu erwarten.

In einigen Regionen, z. B. Afghanistan, Irak oder Nordkorea, sind Intoxikationen mit Blei, Insektiziden oder auch Quecksil-ber in Betracht zu ziehen. Gezielte Unter-suchungen sind nur bei auffälligem Blut-bild (z. B. basophile Tüpfelung der Eryth-rozyten) oder symptomatischen Kindern sinnvoll.

Überprüfung des Impfstatus und Nachholimpfungen

Zunächst sollten evtl. vorhandene Impf-dokumentationen daraufhin überprüft werden, ob der Impfstatus den altersent-sprechend aktuellen Stand gemäß STIKO-Empfehlungen (STIKO: Ständige Impf-kommission am Robert Koch-Institut) er-füllt. Anderenfalls werden fehlende Imp-fungen nachgeholt bzw. unvollständige Immunisierungen komplettiert. . Tab. 2 dient der diesbezüglichen Orientierung. Früher durchgeführte und dokumentierte

Impfungen werden dabei berücksichtigt, und nur die entsprechende Anzahl feh-lender Impfdosen wird nachgeholt. Auch wenn eine Grundimmunisierung für län-gere Zeit unterbrochen wurde, muss sie nicht neu begonnen werden.

Die nationalen Impfpläne findet man auf der Homepage der WHO (. Info-box 1). Sie erlauben eine Orientierung über die landesüblichen Impfungen.

Bei unbekanntem Impfstatus (fehlen-de Dokumentation) ist im Interesse der zu schützenden Person von fehlenden Imp-fungen auszugehen. Impfungen, die im deutschen – aber nicht im Impfplan des Herkunftslandes – enthalten sind, sollten altersentsprechend nachgeholt werden.

Anamnestische Angaben zu bisherigen Impfungen bzw. Krankheiten sind unzu-verlässig (Ausnahme: Varizellen) und soll-ten nicht berücksichtigt werden! Auch se-rologische Untersuchungen sind zur Klä-rung der Frage nach der Notwendigkeit von Nachholimpfungen im Allgemeinen nicht sinnvoll.

Im Gegensatz dazu kann der Impfung gegen Varizellen die anamnestische Befra-gung nach früherer Erkrankung vorange-stellt werden, da die positive Anamnese eine hohe Aussagekraft hat [12]. Im Zwei-felsfall sollte die Varizellenimpfung erfol-gen. Sie hat insbesondere bei Jugendlichen (und jungen Erwachsenen) einen hohen Stellenwert, da in dieser Altersgruppe Komplikationen zunehmen (Pneumonie, Enzephalitis, Risiko der Fetopathie bei Er-krankung in der Schwangerschaft, [5]). In zahlreichen tropischen Ländern, insbe-sondere in Südostasien, ist die Immuni-tät gegen Varizellen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wesentlich geringer als in Europa!

Im Fall des Auftretens von ausge-prägten Lokalreaktionen im Rahmen von Nachholimpfungen mit Diphtherie- und Tetanustoxoidimpfstoffen kann aus-nahmsweise eine Antikörperbestimmung im Serum erfolgen und bei entsprechend hohem Wert die Impfserie abgebrochen werden. Erfahrungsgemäß findet man bei

Tab. 2 Nachholimpfungen (allgemein empfohlene Impfungen) bei fehlender Impfdokumentationa,b

Impfstoff (s. auch Tab.3!) Alter bei Impfbeginn Grundimmunisierung (Mindest-abstand von Dosis zu Dosis)

1. Auffrischimpfung (Alter) 2. Auffrischimpfung (Alter)

DTaP-IPV-HepB/Hibc <1 Jahr 0–1–1–6 Monate 5–8 Jahred,e 9–17 Jahred,e

1–4 Jahre 0–1–6 Monate 6–9 Jahred,e 11–17 Jahred,e

Tdap-IPVe,f 5–10 Jahre 0–1–6 Monate 10–17 Jahred,e,g Erwachseneg

Tdap-IPV/Td-IPVe,f 11–17 Jahre 0–1–6 Monate ≥16 Jahred,e,g Erwachseneg

IPVh Altersunabhängig 0–2 Monate – –

0–1–1 Monate

HPV 12–17 Jahre (nur Mäd-chen)

0–1 bzw. 2–6 Monatei – –

HepBk Altersunabhängig 0–1–6 Monate – –

Pneumokokkenkonjugatl 2–11 Monate 0–1(–2) Monate 11–14 Monate –

12–23 Monate 0–2 Monate – –

Meningokokken- Gruppe C-Konjugat

≥1 Jahr Einzeldosis – –

MMR bzw. MMR-Vm ≥(9–) 11 Monate 0–1 Monat – –

Varizellenm ≥(9–) 11 Monate 0–(4–) 6 Wochen – –aP azellulärer Pertussisimpfstoff, D Diphtherie, HepB Hepatitis B, Hib Haemophilus influenzae Serotyp B, HPV humane Papillomaviren, IPV inaktivierte Poliovakzine, MMR Masern, Mumps, Röteln, MMR-V MMR und Varizellen, STIKO Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, T Tetanus, Td Tetanus und verminderte Dosis an Diphthe-rieimpfstoff, Tdap Tetanus, verminderte Dosis an Diphtherie- und azellulärem Pertussisimpfstoff. aGemäß STIKO-Empfehlungen (. Infobox 1). bBei teilimmunisierten Kindern und Jugendlichen zählen alle bisherigen, dokumentierten Impfungen. Fehlende Impfungen sollen entsprechend nachgeholt werden. cAb dem Alter von 12 Monaten genügt eine Einzeldosis Hib, ab 5 Jahren ist keine Hib-Impfung mehr erforderlich. Hib-Einzelimpf-stoffe sind nicht immer verfügbar. dMit Tdap+IPV, 5 bis 10 Jahre nach der letzten vorausgehenden Impfung. eAufgrund der ausgeprägteren lokalen Reaktionen wird ab dem Alter von 5 bis 6 Jahren mit einer geringeren Diphtherietoxoiddosis (d) geimpft (z. B. Tdap±IPV). fdTpa-Kombinationsimpfstoffe sind nicht zur Grundimmunisierung zuge-lassen; über einen Off-Label-Gebrauch muss im Einzelfall entschieden werden. gWeitere Auffrischimpfungen mit Td (bzw. Tdap±IPV bei gegebener Indikation) alle 10 Jahre. hBei Verwendung von IPV als Einzelimpfstoff werden je nach Hersteller 2 bzw. 3 Impfdosen empfohlen. Auffrischimpfungen alle 10 Jahre gegen Poliomyelitis sind nur bei einem erhöhten Expositionsrisiko erforderlich. iCervarix®: 0–1–6 Monate; Gardasil®: 0–2–6 Monate. kBei Verwendung als Einzelimpfstoff. l3 Impfungen bei Impfbeginn im Al-ter von 2 bis 6 Monaten bzw. 2 Impfungen bei Impfbeginn im Alter von 7 bis 11 Monaten, jeweils gefolgt von einer weiteren Impfung im 2. Lebensjahr, frühestens 6 Monate nach der letzten vorausgegangenen Dosis. Kinder mit erstmaliger Impfung im Alter von 12 bis 23 Monaten erhalten 2 Impfungen im Abstand von 2 Monaten. mDie STIKO empfiehlt für die 1. Varizellenimpfung vorzugsweise die Verwendung eines Einzelimpfstoffs (. Infobox 1, [28]).

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den betroffenen Personen Antitetanus-toxinwerte, die weit (100-fach und mehr) über der Schutzschwelle (0,1 IE/ml bzw. 100 IE/l Serum) liegen.

In . Tab. 3 sind die altersentspre-chenden Zulassungen relevanter Kombi-nationsimpfstoffe für Nachholimpfungen angeführt. Da sich der Zulassungstext lau-fend ändern kann, sollte vor der Anwen-dung eines Produkts die jeweils aktuelle Fachinformation beachtet werden.

Zeitplan

Im Hinblick auf evtl. erforderliche weite-re Maßnahmen sind die Diagnostik ge-mäß . Tab. 1 sowie evtl. Nachholimp-fungen (. Tab. 2) bald nach der Ankunft in Deutschland anzustreben.

Bei Kindern, die zu elektiven ope-rativen Eingriffen nach Deutschland kommen, sollte die Diagnostik gemäß . Tab. 1 möglichst präoperativ abge-schlossen werden.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. M. Gahr Deutsche Akademie für Kinder- und Jugend-medizin e.V.Chausseestraße 128/12910115 [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. Die Kommission für Infektions-krankheiten und Impffragen der DAKJ gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustim-mung der zuständigen Ethik-Kommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung vor. Alle nationalen Richtlinien zur Haltung und zum Umgang mit Labor-tieren wurden eingehalten und die notwendigen Zu-stimmungen der zuständigen Behörden liegen vor.

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10. Diel R, Loytved G, Nienhaus A (2011) Neue Empfeh-lungen für die Umgebungsuntersuchungen bei Tu-berkulose. Deutsches Zentralkomitee zur Bekämp-fung der Tuberkulose. Pneumologie 65:359–378

11. Deutsches Zentralkomittee zur Bekämpfung der Tuberkulose (2005) Von der WHO empfohlenes Tu-berkulin PPD RT 23 SSI in Deutschland zugelassen. Epidemiol Bull 41:380–381

12. Heininger U, Baer G, Bonhoeffer J, Schaad UB (2005) Reliability of varicella history in children and adolescents. Swiss Med Wkly 135:252–255

Tab. 3 Handelsnamen und Anwendungsalter für Impfstoffe zur Durchführung von Nachhol-impfungen (gemäß Fachinformationen, Stand September 2013)

Antigenkombination Handelsname Untere Altersgrenze Obere Alters-grenze (Kindes- und Jugend-alter)

DTaP Infanrix® 2 Monate 72 Monate

DTaP-IPV-Hib Infanrix-IPV+Hib® 2 Monate 36 Monate

Pentavac® 2 Monate 60 Monate

DTaP-IPV-HepB-Hib Infanrix hexa® 6 Wochen 36 Monate

Hexyon® 6 Wochen 24 Monate

Td Td-Immun®, Td-pur®, Td-Impfstoff Mérieux®

5. Geburtstag (60 Monate) Keine

Td-Rix® 6. Geburtstag (72 Monate) Keine

Tdap Boostrix®, Covaxis® 4. Geburtstag (48 Monate) Keine

Tdap-IPV Boostrix Polio® 4. Geburtstag (48 Monate) Keine

Repevax® 3. Geburtstag (36 Monate) Keine

Td-IPV Revaxis®; Td-Virelon 5. Geburtstag (60 Monate) Keine

IPV IPV-Virelon®, IPV-Mérieux®

2 Monate Keine

Pneumokokken-konjugatimpfstoff

Prevenar® 6 Wochen Keinea

Synflorix® 60 Monatea

Meningokokken- Gruppe C-Konjugat-impfstoffe

Meningitec® 2 Monateb Keine

Menjugate®

Neis Vac-C®

Meningokokken-Grup-pen ACWY-Konjugat-impfstoffec

Menveo® 2. Geburtstag (24 Monate) Keine

Nimenrix® 1. Geburtstag (12 Monate) Keine

MMR M-M-RVaxPro® (9–)12 Monate Keine

Priorix® (9–)11 Monate Keine

MMR-V Priorix-Tetra® (9–)11 Monate 13. Geburtstag

Varizellen Varilrix® (9–)11 Monate Keine

Varitect® (9–)12 Monate Keine

HPV Cervarix®, Gardasil® 9. Geburtstag KeineaP azellulärer Pertussisimpfstoff, D Diphtherie, HepB Hepatitis B, HibHaemophilus influenzae Serotyp B, HPV humane Papillomaviren, IPV inaktivierte Poliovakzine, MMR Masern, Mumps, Röteln, MMR-V MMR und Varizellen, STIKO Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, T Tetanus, Td Tetanus und verminderte Dosis an Diphtherieimpfstoff, Tdap Tetanus, verminderte Dosis an Diphtherie- und azellulärem Pertussisimpf-stoff. aBei fehlenden Risikofaktoren als Standardimpfung nur bis zum Alter von 2 Jahren (24 Monate) empfohlen. bBei fehlenden Risikofaktoren als Standardimpfung erst ab dem Alter von 1 Jahr (12 Monate) empfohlen. cSchützen vor Gruppe-C-Infektionen und 3 weiteren Serogruppen (für medizinische bzw. reisemedizinische In-dikationen gemäß STIKO)

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Konsensuspapiere

Page 6: Medizinische Maßnahmen bei immigrierenden Kindern und Jugendlichen – Aktualisierung vom 07.10.2013; Guidelines for medical measures in immigrant children and adolescents—updated

13. Hesseling AC, Schaaf HS, Gie RP et al (2002) A cri-tical review of diagnostic approaches used in the diagnosis of childhood tuberculosis. Int J Tuberc Lung Dis 6:1038–1045

14. Hoffmann M, Vernazza P, Fierz W (2003) Diagnos-tik der latenten Tuberkulose im neuen Millennium. Forum Med Suisse 50:1244–1247

15. Hostetter MK (1999) Infectious diseases in inter-nationally adopted children: findings in children from China, Russia, and Eastern Europe. Adv Pedi-atr Infect Dis 14:147–161

16. Khan EA, Starke JR (1995) Diagnosis of tuberculo-sis in children: increased need for better methods. Emerg Infect Dis 1:115–123

17. Kommission für Infektionskrankheiten und Impf-fragen der DAKJ (2008) Stellungnahme zu medi-zinischen Massnahmen bei immigrierenden Kin-dern und Jugendlichen. Monatsschr Kinderheilkd 156:170–176

18. Magdorf K, Bialek R, Detjen A et al (2013) Tuberkulö-se und nichttuberkulöse mykobakterielle Krankhei-ten. In: Berner R, Bialek R, Borte M et al, Deutsche Ge-sellschaft für Pädiatrische Infektiologie (Hrsg) Hand-buch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Aufl. Thieme, Stuttgart New York, S 551–570

19. Marais BJ, Gie RP, Schaaf HS et al (2004) The natu-ral history of childhood intra-thoracic tuberculosis: a critical review of literature from the pre-chemot-herapy era. Int J Tuberc Lung Dis 8:392–402

20. Marais BJ, Gie RP, Schaaf HS et al (2004) The clinical epidemiology of childhood pulmonary tuberculo-sis: a critical review of literature from the pre-che-motherapy era. Int J Tuberc Lung Dis 8:278–285

21. Miller LC (2005) International adoption: infectious diseases issues. Clin Infect Dis 40:286–293

22. Miller LC, Hendrie NW (2000) Health of children adopted from China. Pediatrics 105:e76

23. Murray TS, Groth ME, Weitzman C, Cappello M (2005) Epidemiology and management of infecti-ous diseases in international adoptees. Clin Micro-biol Rev 18:510–520

24. Rothel JS, Andersen P (2005) Diagnosis of latent Mycobacterium tuberculosis infection: is the de-mise of the Mantoux test imminent? Expert Rev Anti Infect Ther 6:981–993

25. Soysal A, Millington KA, Bakir M et al (2005) Effect of BCG vaccination on risk of Mycobacterium tu-berculosis infection in children with household tu-berculosis contact: a prospective community-ba-sed study. Lancet 366:1443–1451

26. Stauffer W, Walker P (2006) Eosinophilia in refu-gees. Clin Infect Dis 42:1655–1656

27. Stehr K, Heininger U, Uhlenbusch R et al (1997) Studiengruppe monovalente azelluläre Pertussis-vakzine: Immunogenität und Verträglichkeit einer azellulären, monovalenten 4-Komponenten-Per-tussisvakzine als Boosterimpfung im Vorschul- und frühen Schulalter. Monatsschr Kinderheilkd 145:30–36

28. STIKO (2011) Zur Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (MMRV). Epidemiol Bull 38:353

29. Van den Bos F, Terken M, Ypma L et al (2004) Tu-berculous meningitis and miliary tuberculosis in young children. Trop Med Int Health 9:309–313

30. WHO Child Growth Reference Study Group (2006) WHO child growths standards based on length/height, weight and age. Acta Paediatr Suppl 450:76–85

31. WHO Child Growth Reference Study Group (2006) Assessment of sex differences and heterogeneity in motor milestone attainment among populati-ons in the WHO multicentre growth reference stu-dy. Acta Paediatr Suppl 450:66–75

A.Trautmann, J. Kleine-TebbeAllergologie in Klinik und PraxisAllergene – Diagnostik – Therapie

Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2013, 2. Aufl., 564 S., 205 Abb., (ISBN 978-3-13-14182-1), gebunden, 129.99 EUR

Das in diesem Jahr erschienene Fachbuch

wurde von zwei namhaften Autoren verfasst,

die seit Jahrzehnten durch diverse Aktivi-

täten und Publikationen auf dem Gebiet der

Allergologie bekannt sind. Beide Ärzte sind

Dermatologen, was einige subjektive Schwer-

punkte erklärt. Der Titel „Allergologie in Klinik

und Praxis“ impliziert, dass für jeden etwas

dabei ist – und das ist richtig. In diesem mehr

als 500 Seiten umfassenden Werk haben

Trautmann und Kleine-Tebbe alle Aspekte des

so breiten Querschnittsfaches Allergologie

untergebracht. Es ist natürlich nicht das erste

oder einzige ausführlichere Buch auf dem

Markt, aber dieses ist aktuell und vollständig

und daher lohnenswert.

Die Hauptstärke des Buches ist, dass es sich

um ein breites, umfangreiches Nachschlag-

werk handelt, das in vielen Punkten durch

Details glänzt und sehr viele und ausführliche

Tabellen und Übersichten beinhaltet. Es gibt

ein reichhaltiges Stichwortverzeichnis, in

dem z. B. Saibling und Salbei vertreten sind

(Samen z. B. jedoch nicht aufgeführt werden).

Einige Aspekte kommen etwas kurz, wie z. B.

die unterschiedlichen Augmentationsfaktoren

oder die verschiedenen Anwendungsgebiete

von Omalizumab. Auch das Literaturverzeich-

nis könnte aus meiner Sicht etwas ausführ-

licher sein – es werden 121 Referenzen für

über 500 Seiten Text angeboten (viele Punkte

sind daher in Text und Tabellen nicht belegt).

Sehr hilfreich dagegen sind die Internetad-

ressen-Liste und die Erläuterung zahlreicher

Abkürzungen.

Spezielle Aspekte bei Kindern werden in

einem Extrakapitel dargelegt und finden

auf zwanzig Seiten Raum. Sicherlich ist das

Buch auf diesem Feld nicht spezifisch genug,

um für pädiatrisch-allergologisch versierte

oder interessierte Ärzte ausreichend vertiefte

Informationen zu liefern. Aus meiner Sicht

ist das vorgestellte Buch aber für Pädiater als

Ergänzung sehr hilfreich, da umgekehrt in

pädiatrisch-allergologischen Büchern sehr

viele in diesem Buch behandelte Aspekte zu

Fachnachrichten

kurz kommen oder gar nicht erwähnt werden,

wie z. B. Kontaktallergene oder Pollen-assozi-

ierte Nahrungsmittel. Bei einigen Krankheits-

bildern, wie z. B. Krupp-Syndrom, Chronischer

Husten oder Mukoviszidose, fragt man sich,

warum diese in einem Allergologie-Buch mit

sehr kurzen Kapitelchen vertreten sind und

nicht in einer Differenzialdiagnosenliste auf-

geführt werden.

Zusammengefasst lässt sich feststellen: Das

Buch lebt von der Ausführlichkeit der Dar-

stellung auf vielen Gebieten und ist daher als

breites Nachschlagwerk für alle allergologisch

interessierten Ärzte sowie für Kinderärzte in

Ergänzung zu einem pädiatrisch-allergologi-

schen Buch sehr empfehlenswert.

B. Niggemann (Berlin)

61Monatsschrift Kinderheilkunde 1 · 2014 |