MedUni Wien Researcher of the Month, Juni 2014

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MUW researcher of the month MUW researcher of the month 1 3 MedUni Wien Researcher of the Month, Juni 2014 Die Jury „Researcher of the Month“ verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Mag. a Dr. in Irma Schabussova aus Anlass der im Juli 2013 im „PlosOne“ erschienenen Publikation „Oesophagosto- mum dentatum extract modulates T cell-dependent immune responses to bystander antigens and prevents the development of allergy in mice“ (IF 3.73) [1]. Diese Arbeit entstand an der Medi- zinischen Universität Wien in der Arbeitsgruppe „Vakzinologie und Immunologie“ von Univ.-Prof. in Dr. in U. Wiedermann-Schmidt am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie (Leitung: Univ.-Prof. Dr. H. Stockinger), in enger Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. in Dr. in A. Joachim (Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität Wien). Weitere Kooperationspartner waren Dr. G. Loupal (Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität, Wien) sowie Prof. R. M. Maizels vom Institute of Immunology and Infection Research, University of Edinburgh, Edinburgh. Das Projekt wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF SFB F46) gefördert. Wien Klin Wochenschr DOI 10.1007/s00508-014-0566-9 Prävention und Therapie von Allergien und Autoimmunerkrankungen durch parasitische Würmer Zahlreiche epidemiologische und experimentelle Stu- dien konnten zeigen, dass ein hoher hygienischer Standard (d. h. verminderter Kontakt mit diversen bak- teriellen oder parasitären Erregern) mit einem vermehr- ten Auftreten von allergischen Erkrankungen, aber auch anderen chronischen Entzündungserkrankungen, wie Autoimmunerkrankungen, einhergeht [2]. Man hat dieses Phänomen unter dem Begriff der „Hygiene Hypothesebeschrieben und dies führte zu neuen Behandlungskon- zepten gegen immunologisch bedingte Entzündungs- erkrankungen auf der Basis von Infektion mit nicht humanpathogenen Würmern, wie zum Beispiel dem Schweineparasiten Trichuris suis bei Morbus Crohn [3]. Weitere Entwicklungen dieses neuen erapieansatzes gehen aber in Richtung der Verwendung von Wurmex- trakten oder sogar von isolierten Wurmmolekülen mit immunmodulatorischen Aktivitäten anstelle von leben- den Parasiten. Daher wurde in der aktuellen Studie getestet, ob Extrakte von bestimmten Entwicklungsstadien des bei Schweinen parasitierenden Fadenwurms Oesopha- gostomum dentatum [Extract of male O. dentatum = eMOD] allergische Immunantworten supprimieren können. In einem Mausmodell für Birkenpollenallergie konnte gezeigt werden, dass die gleichzeitige Gabe von eMOD mit dem Hauptallergen von Birkenpollen zu einer Reduktion der allergischen Symptomatik (systemische allergische Immunantwort und allergische Lungen- Inflammation) führte. Erste biochemische Untersuchun- gen von eMOD weisen darauf hin, dass die immunmo- dulatorischen Moleküle Zuckerstrukturen enthalten dürften. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass Immunisie- rungen mit diversen Vakzineantigenen in Kombination mit eMOD nur zur Reduktion von Antikörpern gegen ymus-abhängige Antigene (Proteine), nicht aber gegen ymus-unabhängige Antigene (Polysaccharide) führten. Wissenschaftliches Umfeld Frau Dr. in Schabussova ist von ihrer Ausbildung Immu- nologin und Parasitologin und verbindet in ihren For- schungstätigkeiten die Fragen, wie Parasiten mit dem Wirt interagieren und welche Evasionsmechanismen für Immunmodulation von chronischen Krankheitsbildern wie Allergien oder entzündlichen Darmerkrankungen herangezogen werden können. In den letzten Jahren hat sie sich vermehrt mit der Rolle der kommensalen Bakterien (Mikrobiom versus keimfreie Tiere) bei der Entstehung von Allergien beschäftigt und dabei neue Behandlungsstrategien zur pränatalen Allergiepräven- tion mit probiotischen Bakterien getestet [48]. Das Ziel dieser unterschiedlichen Forschungsan- sätze ist die Identifikation, Charakterisierung und Herstellung mikrobieller/parasitärer immunmodula- torischer Moleküle zur Prävention und erapie von entzündlichen Erkrankungen. Irma Schabussova I. Schabussova, PhD () Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien, Kinderspitalgasse 15, 1090 Wien, Österreich E-Mail: [email protected]

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MedUni Wien Researcher of the Month, Juni 2014Die Jury „Researcher of the Month“ verleiht die Auszeichnung für diesen Monat Frau Mag.a Dr.in Irma Schabussova aus Anlass der im Juli 2013 im „PlosOne“ erschienenen Publikation „Oesophagosto-mum dentatum extract modulates T cell-dependent immune responses to bystander antigens and prevents the development of allergy in mice“ (IF 3.73) [1]. Diese Arbeit entstand an der Medi-zinischen Universität Wien in der Arbeitsgruppe „Vakzinologie und Immunologie“ von Univ.-Prof.in Dr.in U. Wiedermann-Schmidt am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie (Leitung: Univ.-Prof. Dr. H. Stockinger), in enger Zusammenarbeit mit Univ.-Prof.in Dr.in A. Joachim (Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität Wien). Weitere Kooperationspartner waren Dr. G. Loupal (Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin, Veterinärmedizinische Universität, Wien) sowie Prof. R. M. Maizels vom Institute of Immunology and Infection Research, University of Edinburgh, Edinburgh. Das Projekt wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF SFB F46) gefördert.

Wien Klin WochenschrDOI 10.1007/s00508-014-0566-9

Prävention und Therapie von Allergien und Autoimmunerkrankungen durch parasitische Würmer

Zahlreiche epidemiologische und experimentelle Stu-dien konnten zeigen, dass ein hoher hygienischer Standard (d. h. verminderter Kontakt mit diversen bak-teriellen oder parasitären Erregern) mit einem vermehr-ten Auftreten von allergischen Erkrankungen, aber auch anderen chronischen Entzündungserkrankungen, wie Autoimmunerkrankungen, einhergeht [2]. Man hat dieses Phänomen unter dem Begriff der „Hygiene Hypothese“ beschrieben und dies führte zu neuen Behandlungskon- zepten gegen immunologisch bedingte Entzündungs-erkrankungen auf der Basis von Infektion mit nicht humanpathogenen Würmern, wie zum Beispiel dem Schweineparasiten Trichuris suis bei Morbus Crohn [3]. Weitere Entwicklungen dieses neuen Therapieansatzes gehen aber in Richtung der Verwendung von Wurmex-trakten oder sogar von isolierten Wurmmolekülen mit immunmodulatorischen Aktivitäten anstelle von leben-den Parasiten.

Daher wurde in der aktuellen Studie getestet, ob Extrakte von bestimmten Entwicklungsstadien des bei Schweinen parasitierenden Fadenwurms Oesopha-gostomum dentatum [Extract of male O. dentatum = eMOD] allergische Immunantworten supprimieren können. In einem Mausmodell für Birkenpollenallergie konnte gezeigt werden, dass die gleichzeitige Gabe von eMOD mit dem Hauptallergen von Birkenpollen zu einer

Reduktion der allergischen Symptomatik (systemische allergische Immunantwort und allergische Lungen- Inflammation) führte. Erste biochemische Untersuchun-gen von eMOD weisen darauf hin, dass die immunmo-dulatorischen Moleküle Zuckerstrukturen enthalten dürften. Darüber hinaus wurde gezeigt, dass Immunisie-rungen mit diversen Vakzineantigenen in Kombination mit eMOD nur zur Reduktion von Antikörpern gegen Thymus-abhängige Antigene (Proteine), nicht aber gegen Thymus-unabhängige Antigene (Polysaccharide) führten.

Wissenschaftliches Umfeld

Frau Dr.in Schabussova ist von ihrer Ausbildung Immu-nologin und Parasitologin und verbindet in ihren For-schungstätigkeiten die Fragen, wie Parasiten mit dem Wirt interagieren und welche Evasionsmechanismen für Immunmodulation von chronischen Krankheitsbildern wie Allergien oder entzündlichen Darmerkrankungen herangezogen werden können. In den letzten Jahren hat sie sich vermehrt mit der Rolle der kommensalen Bakterien (Mikrobiom versus keimfreie Tiere) bei der Entstehung von Allergien beschäftigt und dabei neue Behandlungsstrategien zur pränatalen Allergiepräven-tion mit probiotischen Bakterien getestet [4–8].

Das Ziel dieser unterschiedlichen Forschungsan-sätze ist die Identifikation, Charakterisierung und Herstellung mikrobieller/parasitärer immunmodula-torischer Moleküle zur Prävention und Therapie von entzündlichen Erkrankungen.

Irma Schabussova

I. Schabussova, PhD ()Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie, Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien,Kinderspitalgasse 15,1090 Wien, ÖsterreichE-Mail: [email protected]

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Literatur

1. Schabussova I, Ul-Haq O, Hoflehner E, Akgun J, Wagner A, Loupal G, Joachim A, Ruttkowski B, Maizels RM, Wieder-mann U. Oesophagostomum dentatum extract modulates T cell-dependent immune responses to bystander antigens and prevents the development of allergy in mice. PLoS One. 2013;8:e67544.

2. McSorley HJ, Maizels RM. Helminth infections and host immune regulation. Clin Microbiol Rev. 2012;25:585–608.

3. Weinstock JV, Elliott DE. Translatability of helminth the-rapy in inflammatory bowel diseases. Int J Parasitol. 2013;43:245–51.

4. Schabussova I, Hufnagl K, Tang ML, Hoflehner E, Wagner A, Loupal G, Nutten S, Zuercher A, Mercenier A, Wiedermann U. Perinatal maternal administration of Lactobacillus para-casei NCC 2461 prevents allergic inflammation in a mouse model of birch pollen allergy. PLoS One. 2012;7:e40271.

5. Schabussova I, Hufnagl K, Wild C, Nutten S, Zuercher AW, Mercenier A, Wiedermann U. Distinctive anti-allergy pro-perties of two probiotic bacterial strains in a mouse model of allergic poly-sensitization. Vaccine. 2011;29:1981–90.

6. Schabussova I, Wiedermann U. Lactic acid bacteria as novel adjuvant systems for prevention and treatment of atopic diseases. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2008;8:557–64.

7. Schwarzer M, Repa A, Daniel C, Schabussova I, Hrncir T, Pot B, Stepankova R, Hudcovic T, Pollak A, Tlaskalova-Ho-genova H, Wiedermann U, Kozakova H. Neonatal coloni-zation of mice with Lactobacillus plantarum producing the aeroallergen Bet v 1 biases towards Th1 and T-regu-latory responses upon systemic sensitization. Allergy. 2011;66:368–75.

8. Schwarzer M, Srutkova D, Schabussova I, Hudcovic T, Akgun J, Wiedermann U, Kozakova H. Neonatal coloniza-tion of germ-free mice with Bifidobacterium longum pre-vents allergic sensitization to major birch pollen allergen Bet v 1. Vaccine. 2013;4(31):5405–12.