Mehr Landwirtschaft - top agrar46 Meister & Macher 2015: ... Viele Gersten- und früh gesäte...

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www.topagrar.com Februar 2015 2 Mehr Landwirtschaft ! Die Nährstoff-Not der Viehhalter Neue Düngeverordnung: Gülle: So düngen Profis • Milchmarkt: Was geht 2015? H 13285/SR

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Februar 20152

Mehr Landwirtschaft !

Die Nährstoff-Not der Viehhalter

Neue Düngeverordnung:

Gülle: So düngen Profis • Milchmarkt: Was geht 2015?

H 13285/SR

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top Inhalt 2/2015

❚❚ Magazin 3 Düngeverordnung:

Wohl alternativlos! 12 Namen & Nachrichten 16 Junge Agrarier

❚❚ Rundschau 18 Clip my Farm: 20 000 € für

die besten Bauern-Videos

❚❚ Betriebsleitung 22 tipps & trends 26 Zinsbarometer 28 Neue Düngeverordnung trifft

die Tierhalter hart 36 Mindestlohn: Mehr

Kontrollen, mehr Haftung 38 Macht Aufräumen glücklich? 44 Anteilskäufe bald unter

behördlicher Kontrolle? 46 Meister & Macher 2015:

Jetzt bewerben!

❚❚ Ackerbau & Grünland 48 tipps & trends 52 Den Raps richtig düngen 58 Raps: Höhere Erträge durch

organische Dünger? 62 Kräftiges Getreide nur

verhalten andüngen! 66 Gülle ins Getreide! 70 Roggen und Triticale:

Rost beutelt die Robusten 78 Serie Greening mit Legumino-

sen: Erfolg mit Erbsen 84 Energierüben im Aufwind 88 Grünland: Gülle muss

direkt auf den Boden!

❚❚ Landtechnik 94 tipps & trends 96 Neue Maschinen 100 top agrar-Schleppervergleich:

Das können die Lader der Hunderter

28Dünge-

verordnungDie neuen Auflagen treffen

vor allem Tierhalter und Biogas-anlagenbetreiber. Wie können

Sie reagieren?

36Bürokratie-Falle Mindestlohn

Wie Sie die Haftung eingrenzen und Kontrollen meistern.

Gülle und Gärrest gehen fast immer

So düngen die Profis Raps, Getreide und

Grünland.

58 + 66 + 88

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4 top agrar 2/2015

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❚❚ Landtechnik 108 top agrar-Fahrbericht:

Mit Luft und Strom 110 top agrar-Systemvergleich:

Mit oder ohne Walze grubbern?

114 Ladungssicherung: Gu(r)te Fahrt!

❚❚ Energie 120 tipps & trends 122 Wärme vom eigenen

Acker

❚❚ Markt 126 Märkte morgen 130 Getreidemarkt: Haken Sie den

Markt nicht vorschnell ab! 132 Milchmarkt: Schwierig, aber

nicht hoffnungslos 135 Holz bleibt knapp 136 Bald Preisabzug für

„Ausländer“?

❚❚ Familie 142 Erfolgreiche Landwirtinnen:

Stark, mutig, entschlossen 147 tipps & trends 148 Kinderwettbewerb:

Mein Garten 152 Paare & Partner

❚❚ Rubriken 6 Leserbriefe 10 Leserfragen 98 Gewusst wie 154 Aus der Wirtschaft 161 Impressum 162 Köpfe vom Hof

❚❚ Spezialprogramme nach Seite 98

114Ladung sichern

Auch schon mal Ärger mit einer wackligen Ladung gehabt? So verrutscht nichts mehr.

142Erfolgreiche Landwirtinnen

Nicht nur im Osten, auch im Westen gibt es starke Frauen.

132Milchmarkt

Die Erzeugerpreise bleiben vorerst unter

Druck. Für die zweite Jahreshälfte soll

es Lichtblicke geben.

Hier finden Sie uns auch:

top agrar 2/2015 5

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1. Flexible Düngung. Künftig muss je-der Betrieb den Düngebedarf schlag-bezogen für N und P ermitteln und do-kumentieren. Dafür soll es bundesein-heitliche N-Bedarfswerte für die wesentlichen Ackerkulturen und für das Grünland geben. Für die jeweiligen Standortbedingungen sind bundesein-heitliche Zu- oder Abschläge vorgese-hen. Einzelne Schläge können wie bis-her zu Bewirtschaftungseinheiten zu-sammengefasst werden.

Pauschale Düngungsobergrenzen wie in den Niederlanden oder Dänemark sind nicht vorgesehen. Nach Ansicht der Experten sind die Standortver-

hältnisse bei uns dafür viel zu unter-schiedlich. Pauschale Obergrenzen wä-ren entweder zu hoch oder zu niedrig und würden die Pflanzen nicht optimal versorgen.

2. Verfeinerte Bilanzierung. Bilanziert wird weiterhin nach der „Feld-Stall-Bi-lanz“. Die von Wissenschaftlern vehe-ment geforderte „Hoftorbilanz“ will der Bund erst zu einem späteren Zeitpunkt einführen, wenn dafür die Grundlagen im Düngegesetz geschaffen wurden. Al-lerdings soll die Nährstoffabfuhr über das Grundfutter exakter als bisher ermit-telt werden. Über einen „Grundfutter-

Seit Jahren ringen Bund und Län-der um eine neue Düngeverord-nung. Die EU-Kommission sitzt

Deutschland diesbezüglich seit Langem im Nacken, weil sie die gegenwärtige Fassung für nicht wirksam genug hält (siehe Kasten auf Seite 29). Kurz vor Weihnachten hat sich der feder- füh rend zuständige Bundeslandwirt- schaftsminister Christian Schmidt (CSU) mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf einen Ent-wurf verständigt. Dieser enthält erheb-liche Verschärfungen, die so vorher nicht diskutiert wurden. Nachfolgend die wichtigsten Eckpunkte:

Neue Düngeverordnung trifft die Tierhalter hartDer von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt vorgelegte Entwurf für die neue Düngeverordnung verschärft die bisher geltenden Regeln zum Teil deutlich. Betroffen sind vor allem Tierhalter und Biogasanlagen-Betreiber.

28 top agrar 2/2015

Betriebsleitung

Page 5: Mehr Landwirtschaft - top agrar46 Meister & Macher 2015: ... Viele Gersten- und früh gesäte Rog-genbestände haben Ende des letzten Jahres, nach ausreichender Vernalisa-tion, bereits

faktor“ wird die Nährstoffabfuhr durch das Grundfutter mithilfe der betriebsei-genen Tierbestände errechnet und so überprüft. Damit soll verhindert werden, dass mancher Betriebsleiter zu hohe

Nährstoffabfuhren angibt. Zu- und Ver-käufe von Grundfutter müssen geson-dert erfasst und dokumentiert werden.

3. Strengere Abstandsregeln. Die bis-herigen Abstandsregeln zu Gewässern werden erweitert. Grundsätzlich darf nur bis zu einem Abstand von 4 m zur Böschungskante gedüngt werden. Die-ser Schutzstreifen verringert sich auf 1 m, wenn die Streubreite der Arbeits-breite entspricht oder die Geräte über eine Grenzstreueinrichtung verfügen. Bei stark hängigen Flächen mit mehr als 10 % Gefälle beträgt der Mindestab-stand 5 m. Zwischen 5 und 20 m darf auf unbestellten Flächen nur dann Gülle ausgebracht werden, wenn diese sofort eingearbeitet wird und auf be-stellten Flächen nur dann, wenn diese mit Mulch- oder Direktsaatverfahren bestellt worden sind oder eine ausrei-chende Pflanzendecke haben.

Bei gefrorenen oder mit Schnee be-deckten Böden ist die Ausbringung ver-boten, um das Abschwemmen zu ver-meiden. Wenn der Boden allerdings tagsüber oberflächig auftaut und Nähr-stoffe aufnehmen kann, ist eine Aus-bringung auch bei gefrorenem Boden unter bestimmten Voraussetzungen möglich (kein Abschwemmen, Pflan-zendecke, Gefahr von Strukturschäden, max. 60 kg N/ha).

4. Längere Sperrfristen. Auf Acker-land soll die Sperrfrist für die Ausbrin-gung flüssiger organischer Dünger un-mittelbar nach der Ernte der Hauptkul-

tur beginnen. Sie gilt künftig aber für alle Stickstoffdünger. Ausnahmen soll es nur für Raps, Wintergerste (nach Getreide), Feldfutter und Zwischen-früchte geben, die im Herbst noch in nennenswertem Umfang Nährstoffe aufnehmen. Hier soll die Sperrfrist am 1. 10. (bisher 1. 11.) beginnen. Bis dahin darf eine „Startgabe“ bis max. 30 kg Ammonium-N/ha aus Mineraldünger, Gülle oder Gärresten gegeben werden, höchstens jedoch 60 kg Gesamt-N. Damit ist künftig eine Gülledüngung zur Strohrotte ohne nachfolgenden Zwischenfruchtanbau nicht mehr er-laubt. Für Gemüse ist die Sperrfrist kür-zer. Sie beginnt erst am 1. 12.

Grünland und mehrjähriges Feld-futter dürfen ab dem 1. 11. (bislang 15. 11.) nicht mehr begüllt werden. Die Sperre endet – wie beim Ackerland – am 31. 1.

Neu ist die Sperrfrist für Festmist, feste Gärreste und Komposte. Diese Dünger dürfen in Zukunft vom 15. 11. bis zum 31. 1. weder auf Acker- noch auf Grünland ausgebracht werden.

5. Größere Lagerkapazitäten. Die bis-her vorgeschriebenen Mindestlagerka-pazitäten von 6 Monaten für Gülle, flüssige Gärreste, Jauche und Sicker-säfte gelten weiter. Betriebe mit mehr als 3 GV/ha oder ohne eigene Ausbrin-gungsflächen müssen ab 2020 aber La-gerkapazitäten für mindestens 9 Mo-nate nachweisen. Neu ist, dass auch für Festmist, Kompost oder feste Gärrück-stände ab 2018 eine Mindestlagerkapazi-tät von 4 Monaten gelten soll.

Sofern die Betriebe nicht über eigene Kapazitäten verfügen, müssen sie durch schriftliche vertragliche Vereinbarun-gen nachweisen, dass übersteigende Mengen überbetrieblich gelagert oder verwertet werden.

6. Verlustarme Ausbringung. Gülle und Gärreste sollen auf bewachsenen Flächen nur noch mit Schleppschläu-chen bzw. mit Schlitz- oder Injektions-technik ausgebracht werden dürfen. Da-für wird es aber Übergangsfristen geben. Auf Ackerland gilt die Vorgabe ab 2020, auf Grünland ab 2025. Ausnahmen soll es für hängige Flächen geben, weil der Einsatz von Schleppschläuchen dort technisch an Grenzen stößt. Klar ist: Prallteller wären dann nur noch auf un-bestellten Flächen zulässig. Dort muss die Gülle aber unverzüglich eingearbei-tet werden. Das heißt: sofort, spätestens innerhalb von 4 Stunden nach der Aus-bringung! Das ist aber nicht neu: Die meisten Bundesländer legen die Dünge-verordnung schon heute so aus.

Nach dem Entwurf der Düngeverordnung künftig nicht mehr zulässig: Eine

Gülledüngung zur Strohrotte ohne

nachfolgenden Zwischen-fruchtanbau.

Düngung: Warum schärfere Regeln?

Grundlage für die Überwachung der Nitratbelastung des Grundwas-sers ist das sog. Belastungsmessnetz der Länder (162 Messstellen in Deutschland). Gemessen wird dort seit Anfang der 90er-Jahre. Insge-samt ist die Nitratbelastung des Grundwassers seit Langem rückläu-fig. Dennoch wies der letzte Nitrat-bericht der Bundesregierung von 2012 noch immer für knapp 50 % der Messstellen Nitratgehalte oberhalb des Grenzwertes von mehr als 50 mg/l Grundwasser aus (Zeitraum 2008 bis 2010). Bei knapp einem Viertel der Messstellen wurde zudem eine steigende Tendenz festgestellt.

Die EU-Kommission macht für

diese unbefriedigenden Ergebnisse die aus ihrer Sicht zu lasche deutsche Düngeverordnung verantwortlich und fordert von Deutschland stren-gere Regeln. Sie verweist dabei auf die Entwicklungen in den Niederlan-den und in Dänemark, die mit drasti-schen Auflagen wie fruchtartbezoge-nen Düngungsobergrenzen und lan-gen Sperrfristen innerhalb von vier Jahren einen deutlichen Rückgang der Nitratwerte im Grundwasser er-reichen konnten (siehe top agrar 3/2013, S. 34). Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die Kommission schon 2013 ein Ver-tragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet.

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Übers. 1: N-Startgabe zu Wintergerste1)

Boden LS 40 BP sL 60 BP Löß 80 BP LT 50 BP

Mehrzeilige Sorten

Zielähren/m² 450 550 600 550

800 bis 1 000 kräftige Triebe mit mindestens 3 Blättern je m²

Aufdüngungsziel 50 60 60 80

- Nmin (0 – 30 cm) - 10 - 15 - 20 - 10

- Nmob (bis EC 31) - 0 - 0 - 10 - 0

= Startgabe (N1) 40 45 30 70

500 bis 700 kräftige Triebe mit mindestens 3 Blättern je m²

Aufdüngungsziel 70 80 80 100

- Nmin (0 – 30 cm) - 10 - 15 - 20 - 10

- Nmob (bis EC 31) - 0 - 0 - 10 - 0

= Startgabe (N1) 60 65 50 90

Zweizeilige Sorten

Zielähren/m² 700 900 1 000 800

Zweizeilige Sorten: 900 bis 1200 kräftige Triebe je m²

Aufdüngungsziel 70 80 80 100

- Nmin (0 – 30 cm) - 5 - 10 - 15 - 10

- Nmob (bis EC 31) - 0 - 0 - 5 - 0

= Startgabe (N1) 65 70 60 90

1) Korrekturen: Früher Vegetationsbeginn: - 20 kg/ha N (Mindeststartgabe von 30 kg/ha N aber nicht unterschreiten!); starke Blatt vergilbung und wegen Nässe schwach ausgebildete Wurzeln: + 20 kg/ha N

Kräftiges Getreide nur verhalten andüngen!In gut bestockten Beständen reicht eine geringe N-Startgabe aus. Zu beachten ist in diesem Jahr allerdings der geringe N-Pool im Boden. Wie Sie die Startgabe für Ihren Bestand ermitteln und welcher Dünger sich dafür eignet, erläutert Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar.

Die meisten Getreidebestände sind ihrer Zeit weit voraus. So ist die vegetative Entwicklung der Früh-

saaten oft bereits jetzt so weit vorange-schritten wie im März eines „Normal-jahres“. Das im September gesäte Win-tergetreide startet in die Vegetation mit einem Vorsprung von fast 140 °C-Tagen. Selbst Ende Oktober gedrillter Weizen begann fast bundesweit noch vor Weih-nachten zu bestocken.

Viele Gersten- und früh gesäte Rog-genbestände haben Ende des letzten Jahres, nach ausreichender Vernalisa-tion, bereits mit der Umwandlung von Blatt- in Ährchenanlagen begonnen (Doppelringstadium). Auch die vor dem 10. September gedrillten Weizensorten

mit geringem Tageslängenanspruch wie JB Asano, Barok, KWS Ferrum oder Re-bell standen Anfang Januar kurz vor der Ährchen-Differenzierung. Diese Bestände werden schon Anfang April schossen.

Für die üppig entwickelten, frühzei-tig gesäten Getreidebestände reicht da-her eine verhaltene N-Startgabe für die Ährchen-Differenzierung aus. Die Be-stockung dieser Bestände muss man nicht mehr fördern. Anders sieht es aus, wenn früh gedrillte Gerste im Herbst keinen Stickstoff erhalten hat und deutlich unter N-Mangel leidet. In die-sen Fällen muss die N-Startgabe vor al-lem frühzeitig fallen, um die Ährenbil-dung in den Nebentrieben zu fördern

und damit die Bestandesdichte abzusi-chern.

Höhe der N-Startgabe zu Gerste: Wie hoch die erste Gabe zu Wintergerste ausfallen sollte, entnehmen Sie der Übersicht 1. Reduzieren Sie die angege-benen Mengen bei frühem Vegetations-beginn (z. B. im Rheinland vor dem 5.3.) um 20 kg/ha N. Die Startgabe darf da-durch insgesamt nicht unter 30 kg je ha N sinken.

Wenn die Gerste starke Blattvergil-bungen und schwach ausgebildete Wur-zeln aufweist, ist ein Zuschlag von 20 kg/ha N zu empfehlen. Grund für gelbe Wintergerste kann eine zu nasse Bearbeitung während der Aussaat sein. Die Mehrzahl der Gerstenbestände zeichnet allerdings wegen des massiven Mehltaubefalls im Herbst. Die Symp-tome haben sich in diesem Jahr durch regional auftretenden Manganmangel noch verstärkt. Dieser tritt vor allem auf, wenn die Böden nicht ausreichend rückverfestigt wurden (die Fahrspuren bleiben grüner).

Erhöhen Sie die N-Startgabe zu Gerste ebenfalls um 20 kg/ha N, wenn Ihr Bestand vom Gerstenmosaik-Virus (Typ 2) befallen ist. Dann regenerieren die betroffenen Pflanzen schneller. Vi-rusinfektionen treten derzeit verstärkt auf. Typische Symptome sind nester-weise Aufhellungen. An den Einzel-pflanzen zeigen sich an den jüngsten Blättern teilweise strichelartige Vergil-bungen, die Magnesiummangel ähneln.

Wie viel Start-N für Weizen? Weil sogar die späten, bis Anfang November gesä-ten Weizenbestände mit der Bestockung bereits begonnen haben, ist eine weitere Förderung der Bestockung mit hohen Startgaben nicht nötig. Vielmehr kommt es darauf an, die Reduktion von Neben-trieben durch die N-Düngung zum Schossen in EC 30/31 zu vermeiden.

Früh gesäte Weizensorten mit gerin-gem Vernalisationsanspruch, die kurz

Wenn Sie schwache oder kranke Gerste andüngen, sollten Sie Zuschläge einkalkulieren.

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Ackerbau

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vor dem Doppelringstadium stehen, sollten Sie allerdings stärker andüngen. Die erforderlichen N-Startmengen für Weizen entnehmen Sie der Übersicht 2. Ziehen Sie bei frühem Vegetationbe-ginn 15 kg/ha N davon ab. Eine Min-deststartgabe von 40 kg/ha N sollte man aber keinesfalls unterschreiten.

Zu früh schossenden Sorten, wie z. B. JB Asano, Barok, Kerubino, KWS Fer-rum oder Arezzo, ist dagegen ein Zu-schlag von 25 kg/ha N zu empfehlen. Eine Zugabe von 20 kg/ha N zur Start-gabe ist zu Einzelährentypen mit ho-hem Tausendkorngewicht, wie z. B. Ak-teur oder Patras, nötig. Wie die Weizen-sorten vom Typ her einzustufen sind, entnehmen Sie Übersicht 3 auf Seite 64.

In diesem Jahr ist die N-Startdün-gung stärker nach den Vorfrüchten zu differenzieren: Nach Körner- bzw. Silo-mais ist mit einer deutlich geringeren N-Nachlieferung aus dem Boden zu rechnen als nach Raps. Späte Weizenbe-stände nach Körnermais, die bis Weih-nachten aufgelaufen sind, benötigen daher höhere Startgaben. Gleiches gilt

Eine zu hohe Startdüngung zu weit entwickelten Beständen verhindert, dass unproduktive Nebentriebe reduziert werden.

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Übers. 2: Startmengen für Winterweizen1)

Boden LS 40 BP sL 60 BP Löß 80 BP LT 50 BP

Zielähren/m² 450 550 600 550

Voll bestockte Bestände, 800 bis 1 000 kräftige Triebe/m², Raps als Vorfrucht

Aufdüngungsziel 60 80 80 90

- Nmin (0 – 30 cm) - 10 - 15 - 25 - 15

- Nmob (bis EC 31) - 5 - 10 - 15 - 0

= Startgabe (N1) 45 55 40 75

Bestände mit 500 bis 700 kräftigen Trieben/m², Weizen als Vorfrucht

Aufdüngungsziel 60 80 80 100

- Nmin (0 – 30 cm) - 5 - 10 - 15 - 10

- Nmob (bis April) - 0 - 0 - 10 - 0

= Startgabe (N1) 55 70 55 90

Bestände nach Rüben im 4- bis 5-Blattstadium (500 bis 700 Triebe/m²)

Aufdüngungsziel 80 100 100 120

- Nmin (0 – 30 cm) - 5 - 15 - 20 - 15

- Nmob (bis April) - 5 - 10 - 15 - 5

= Startgabe (N1) 70 75 65 100

Späte Bestände nach Körnermais (320 – 400 Pflanzen/m²)

Aufdüngungsziel 100 120 120 140

- Nmin (0 – 30 cm) - 5 - 15 - 25 - 10

- Nmob (bis April) - 0 - 0 - 0 - 0

= Startgabe (N1) 70 + 25 105 95 130

1) Korrekturen: früher Vegetationsbeginn: - 15 kg/ha N, Mindeststartgabe von 40 kg/ha N aber nicht unterschreiten! (im Rheinland beginnt die Vegetation oft bereits vor dem 05.03.); Frühschossende Sorten wie JB Asano, Barok, Kerubino, KWS Ferrum, Arezzo: + 25 kg/ha N; Einzelährentypen mit hohem TKG (z. B. Akteur, Patras): + 20 kg/ha N

Später Weizen nach Körnermais benötigt zum Start oft mehr als 100 kg/ha N.

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Stark, mutig, entschlossenKürzlich haben wir taffe Betriebs leiterinnen aus Ost deutschland vorgestellt. Doch auch westdeutsche Chefinnen haben bemerkenswerte Biografien.

Die Größenordnungen sind an-ders, die Betriebsstrukturen auch. Dennoch haben die Land-

wirtinnen auf Ost- und Westbetrie-ben vieles gemeinsam: Sie sind starke Persönlichkeiten, die im Alltag ihre Frau stehen und sich von Krisen oder Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lassen.

Zwar sagen die Zahlen etwas ande-res: Im gesamten Bundesgebiet gibt es nur 9 % Betriebsleiterinnen, doch der Anteil im Osten liegt deutlich darü-ber. Das liegt weniger an den Frauen, als vielmehr an unterschiedlichen Rollenbildern, die in der alten BRD und der Ex-DDR galten. Während die DDR die Gleichberechtigung in der Verfassung verankerte, waren Frauen in Chefpositionen in der BRD bis in die 1990er-Jahre eine Seltenheit. „Ich war ein Mädchen. Ich wurde gar nicht gefragt, ob ich den Hof haben will“, sagt eine Landwirtin.

Männerdomäne erobert: Umso be-merkenswerter ist es, wenn Frauen sich in den 1980er- oder 1990er-Jahren in Westdeutschland ihren Platz in der Männerdomäne Landwirtschaft er-kämpft haben. Während es heute (fast) selbstverständlich ist, als Frau einen Betrieb zu führen, waren die Chefinnen der ersten Stunde Pionie-rinnen, die Mut und Durchsetzungs-kraft brauchten.

Was auffällt: Die Frauen setzen im Betrieb oft andere Schwerpunkte als ihre männlichen Kollegen. Zwar gibt es auch klassische Vieh- oder Acker-baubetriebe in Frauenhand, doch viele setzen bewusst auf Bauernhof-Gast-ronomie, -Urlaub oder -Pädagogik. Dabei sind die Betriebe im Übrigen

überwiegend genauso gut aufgestellt wie die der Männer.

Deutlich wird auch: Westdeutsche Landwirtinnen-Biografien sind oft nicht so geradlinig wie die ihrer Ost-Kolleginnen. Nur wenige sehen es als Berufung an, Landwirtin zu sein. Viele sind erst Umwege gegangen, um zu erkennen, dass ihr Platz auf dem Hof ist. „2009, mit Ende 30, legte ich die Prüfung zur Landwirtin ab“, sagt die gelernte Erzieherin Silke Vogel. Wieder andere hat das Leben einfach in diese Position „gespült“. Etwa die Witwe, die seit 20 Jahren den ur-sprünglich gemeinsam bewirtschafte-ten Hof am Laufen hält. „Ob meine Kinder einmal weitermachen, ist noch unklar. Ich bleibe trotzdem dran. Für mich gibt es keine Alterna-tive.“

Um Landwirtschaft und Familien-leben zu vereinbaren, sind auch im Westen Einsatz und Kreativität ge-fragt, und es geht nicht ohne Zuge-ständnisse. Lesen Sie auf den folgen-den Seiten, wie vielfältig und einfalls-reich die Betriebsleiterinnen diese Aufgabe lösen. Kathrin Hingst

Plötzlich Landwirtin

Schnell gelesen• Im Westen gibt es deutlich

weniger Betriebsleiterinnen als im Osten.

• Die Lebenswege und Motive westdeutscher Landwirtin-nen unterscheiden sich sehr.

• Die Betriebe sind gut auf- gestellt, doch die Frauen setzen andere Schwerpunk-te als männliche Kollegen.

Silke Vogel ist Erzieherin und Mutter. Mit Ende 30 übernimmt sie die Verantwortung für den Hof.

Es war im Herbst 2003. Niedergeschla-gen, wütend und auch trotzig sagte

ich mir: ‚Entweder wir gehen jetzt mit Pauken und Trompeten unter – oder wir finden einen anderen Weg, fangen etwas Neues an!‘ Unser Lage war desolat: Als Folge der BSE-Krise konnten wir kaum noch Bullen verkaufen. Der Getreide-händler hatte die komplette Ernte zwar direkt vom Feld übernommen, wegen Insolvenz jedoch nicht bezahlt. Der große Schlepper ging kaputt. Schließlich musste Rainer, mein Ehemann, mit Herzproblemen ins Krankenhaus.

Seit unserer Heirat 1991 und der Ge-burt der drei Kinder war ich stets halb-tags in meinem erlernten Beruf als Er-zieherin tätig. Meine Arbeit hatte bis-lang unser Privatleben gesichert und häufig betriebliche Krisen überbrückt.

Den Hof umgekrempelt: Ich kündigte meine Stelle, belegte den Kurs zur Ag-rarbürofachfrau und absolvierte mit Herzblut die Weiterbildung zur Bauern-hofpädagogin. Als Ich-AG startete ich das Projekt „Lernort Bauernhof“. Ich hoffte, hier auf dem Betrieb einen regu-lären Bedarfs-Kindergarten für unsere Gemeinde etablieren zu können. Das ge-lang nicht. Stattdessen gründeten wir einen gemeinnützigen Verein und haben seitdem tageweise, immer freitags, Kin-dergartenkinder auf dem Hof.

Rainer, der auf diesem 1970 gegründe-ten Aussiedlerhof aufgewachsen ist und über Jahre hier gearbeitet hat, wechselte 2005 in die Berufstätigkeit außerhalb des Betriebes. Seitdem arbeitet er als land-wirtschaftlicher Sachverständiger in Wiesbaden. Um meine Position zu stär-ken und vor allem, weil ich große Lust dazu hatte, besuchte ich ab 2007 die Abendschule für Landwirtschaft. Knapp zwei Jahre später legte ich die Prüfung ab – dann war ich Landwirtin!

Seit fast fünf Jahren existiert nun die ‚Vogel GbR‘. Ich bin ihre Geschäftsfüh-rerin. Genauso lange gehören wir zudem zu Naturland. Die Umstellung war ein Ziel, das Rainer und ich lange angepeilt

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Familie

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und ersehnt hatten. Dass ich mich heute, 44-jährig, mit Haltungsformen oder dem Öko-Sojaanbau beschäftige, war in meiner Jugend nicht abwegig, aber auch nicht greifbar. Als Tochter von Kleinbauern, die ihr Höflein aufge-ben mussten, kannte ich die Schwär-merei meines Vaters für das Landleben. Mehr aber nicht.

Frühsommer-Fan: Mein größtes Glücksgefühl heute? Das Ährenschie-ben im Frühsommer! Dann gehe ich ins Feld, pflücke ein paar Halme und staune, wie viel Leben aus einem Wei-zenkorn neu wächst. Vielleicht ist es diese Faszination der Natur, die mich antreibt, Verbrauchern die Landwirt-schaft zu erklären. Denn genau das ist mir ein inneres Bedürfnis.

So ist das Programm auf unserem Hof inzwischen bunt und lebendig: Die Ter-mine reichen von „Kunst-Mais“, einem Künstler-Event im Maislabyrinth über Schulaktionen, Open-Air-Gottesdienste bis zu Konzerten. Im Sommer bieten wir 55 Gartenparzellen zur Miete an. Der „Wurstkeller“, unser Lädchen für den eigenen Fleischverkauf, ist freitags und samstags geöffnet. Für all den Tru-bel brauche ich aber auch einen Aus-gleich: Heilig ist mir daher der wö-chentliche Yoga-Kurs und gelegentlich ein Sauna-Tag mit meinem Mann. Zu-dem schreibe ich intensiv Tagebuch.

‚Ich bin hier die Geschäftsleitung.‘ Das sage ich nicht häufig, aber wenn es sein muss. Ich bin kein lauter Mensch, aber ein entschlossener und konse-quenter. Ich entscheide gern und kann, wenn sich etwas nicht lohnt, einen Strich drunter machen. Wichtige Stüt-zen sind für mich die Haushaltshilfe, unsere Bürokraft und der fest ange-stellte polnische Mitarbeiter. -rb-

Die Vermittlerin: Silke Vogel brennt dafür, Kindern und Erwachsenen das Hofleben zu erklären.

Silke Vogel

Nidderau, HessenAlter: 44 JahreBeruf/Position: BetriebsleiterinAusbildung: Erzieherin, Religions-Pädagogin, LandwirtinFamilie: verheiratet, 3 KinderBetrieb: 100 Mastbullen, 220 Mast-schweine, 20 Schafe, 120 ha Acker- und Futterbau, Fleischvermarktung, Bauernhofkindergarten, MietgärtenEhrenämter: Diakonie-Ausschuss

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Quelle: New Zealand Dairy Statistics 2013 –14

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16Herden in 1000

LF zur Milchproduktion, Mio. ha Milchkühe, Mio. TiereMilchmenge, Mio. t

Herden in Tausend

Übers. 1: Milchmenge nimmt stark zu

Mehr Milch – egal wie!

Rekord am anderen Ende der Welt: Neuseeland hat im letzten Wirt-schaftsjahr 2013/2014 (Juni bis

Mai) über 20 Mio. t Milch produziert. Das sind 10 % mehr als in der Vorsai-son – und so viel wie noch nie zuvor. Und in diesem Milchjahr gab es in der Saisonspitze im Oktober 2014 erneut 5 % mehr Milch – obwohl sich der Milch-preis nahezu halbiert hat (Seite R 16).

Intensiver und professioneller: Die Milcherzeuger intensivieren und pro-fessionalisieren die Milchproduktion:• Mehr Milcherzeuger: Milchproduk-tion ist lukrativer als die Haltung von Schafen, Fleischrindern oder Hirschen, den anderen neuseeländischen Produk-tionszweigen auf Grünland. Die Land-wirte wechseln deshalb zur Milch, An-dere steigen ganz neu ein. Die Anzahl an Milcherzeugern hat sich zuletzt leicht auf ca. 12 000 erhöht (Übers. 1).• Mehr Kühe: Die Anzahl an Kühen ist im Juni 2014 auf 5,26 Mio. gestiegen. Letztes Jahr waren es 4,92 Mio., vor zehn Jahren 3,85 Mio. Die durchschnitt-liche Herdengröße beträgt 413 Kühe, 111 Kühe mehr als vor zehn Jahren. Auf der Südinsel sind die größten Herden.• Mehr Milchleistung: Im Schnitt ge-ben die Kühe 4 900 l Milch/Jahr. Das sind 1 200 l mehr als vor zwanzig Jah-ren. Das liegt zum einem am geneti-schen Fortschritt, vor allem aber am Zufüttern von Kraftfutter. Die Neusee-länder verabschieden sich von ihrer tra-ditionellen Produktionsweise mit aus-schließlicher Weidehaltung. So ist der Import von Palmkernmehl von 96 000 t im Jahr 2003 auf 1,6 Mio. t im Jahr 2013 gestiegen. Nur noch jeder dritte Milch- erzeuger verzichtet nahezu komplett auf das Zufüttern (Low-Input-System). Im Jahr 2000 waren es noch 70 %.• Mehr Bewässerung: Die stärkste Milch-Region ist Waikato auf der Nord-

insel (Karte Seite R 8). Das größte Milch- Wachstum mit Steigerungen von 10 % pro Jahr kommt aber aus North Canter-bury auf der Südinsel. Mit einer intensi-ven Bewässerung verdoppeln die Farmer den Grasertrag auf 20 t TM/ha und hal-ten im Schnitt 3,5 Kühe pro Hektar – die höchste Besatzstärke in Neuseeland.• Mehr Fläche: Die Nutzfläche zur Milchproduktion hat sich in zwanzig Jahren um 35 % auf 1,72 Mio. ha erhöht. Zum einen ist Fläche von wechselnden Landwirten hinzugekommen. Zum an-deren roden die Neuseeländer Wälder, um neue Grünlandflächen zu erschlie-ßen. Auf der Nordinsel fällen sie Kie-fern-Wälder, auf der Südinsel wandeln sie Buschland in Weide um. Die Besatz-stärke hat sich in zwanzig Jahren von 2,44 auf 2,87 Kühe pro Hektar erhöht.

„Gülle ist Abfall“: Die intensivere Pro-duktion zeigt sich sehr deutlich: In den Hochburgen sind die Bodenpreise auf bis zu 40 000 € und die Pachtpreise auf bis zu 650 € pro Hektar in die Höhe ge-

Neuseeland intensiviert die Milchproduktion – ohne Rücksicht auf die Umwelt. Das soll sich ändern, die Milchmenge dürfte dennoch weiter steigen. top agrar war vor Ort.

Die Neuseeländer haben die Milch-menge auf über

20 Mio. t gesteigert.

Foto

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te

schnellt. Pro Hektar melken die „Kiwis“ im Schnitt über 14 000 kg Milch – 50 % mehr als vor zwanzig Jahren (Übers. 2).

Eine intensivere Milchproduktion be-deutet auch einen höheren Anfall an Gülle. Zwar stehen die meisten Kühe das ganze Jahr über auf der Weide. Gülle fällt somit nur im Wartehof und beim

R6 top agrar 2/2015

Markt

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Quelle: New Zealand Dairy Statistics 2013 –14

Übers. 2: Flächenproduktivität steigt

Melken an. Der Großteil der Milchfar-mer sieht Gülle aber als lästiges Abfall-produkt: Einige leiten sie deshalb direkt in die Bäche, andere versprühen sie auf den hofnahen Flächen über ein Schlauchsystem. Nur wenige nutzen sie als organischen Dünger. Dazu passt, dass Totalherbizide offenbar eines der wich-

Die Milchleistung pro Kuh und die Milchmenge pro Hektar steigen seit Jahren kontinuier-lich an.

tigsten Betriebsmittel sind: Die Neusee-länder schneiden keine Gräben oder Straßenränder frei, sie spritzen alles ab.

Schwammige Auflagen: Doch künftig werden sich die Milchfarmer stärker mit Umweltfragen beschäftigen müs-sen. Denn die öffentliche Kritik an der

immer intensiveren Produktionsweise nimmt zu. Vor allem die Folgen des hö-heren Mineraldünger-Einsatzes und Gülle-Anfalls auf die Trinkwasserquali-tät steht im Blickpunkt der Einwohner.

Die Regierung will daher Auflagen er-stellen. „Es wird künftig Vorschriften zur Lagerkapazität der Gülle sowie der Besatzstärke geben“, sagt Prof. Dr. Jacqueline Rowarth von der Universität Waikato in Hamilton.

Wie diese genau aussehen, kann noch niemand sagen. Sie sollen aber recht schwammig sein und betriebsindividu-ell gelten, in Abhängigkeit von Nieder-schlag, Bodentyp, Düngung usw. Klar scheint, dass es Höchstgrenzen für den Eintrag ins Grundwasser gibt und keine Obergrenzen für die Düngung.

Um dem Gesetzgeber vorzugreifen, haben Molkereien wie Fonterra oder Synlait freiwillige Umweltprogramme erstellt. Darin steht beispielsweise, dass die Landwirte alle Gräben auf den Wei-den umzäunen müssen, damit Kot und Urin nicht direkt in das Wasser fallen.

Die Umsetzung läuft aber recht zäh. Die meisten Milchfarmer produzieren weiter wie bisher. P. Liste

Zum Melken sind alle Kühe im Warteraum gesammelt. Die Farbstriche am Schwanz- ansatz zeigen den Fruchtbarkeits-Status.

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Was bei Saugferkel-Durchfall wirklich hilftDurchfälle sind die zweithäufigste Todesursache bei Saugferkeln. Wie Sie wirksam vorbeugen und effektiv behandeln, erläutert Dr. Anna Siemers, Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Dümmerland in Steinfeld.

Es war zum Verzweifeln! Ferkeler-zeuger Rainer Hartmann (Name geändert), der mit seinen 500

Sauen im Schnitt 28,3 Ferkel absetzt, be-kam die Durchfälle bei seinen Saugfer-keln einfach nicht in den Griff. Zwar wurden alle Abferkelbuchten nach je-dem Durchgang gründlich mit heißem Wasser gereinigt, getrocknet und desin-fiziert. Außerdem wusch er die Sauen vor dem Umstallen gründlich mit einem Spezialwaschmittel für Tiere.

Doch die erhoffte Wirkung blieb aus. Im Herbst 2014 spitzte sich die Situation immer weiter zu. Mehr als drei Viertel aller Würfe erkrankten zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag an gelb-lich-wässrigem Durchfall. Dabei er- wischte es Altsauen- ebenso wie Jung- sauenwürfe. Das verwendete Antibioti-kum zeigte kaum noch Wirkung, die Saugferkelverluste kletterten von 11 auf über 15 % und die Absetzgewichte san-ken um durchschnittlich 480 g. Und selbst im Flatdeck waren die Ferkel deutlich anfälliger als früher. Hart-mann war absolut ratlos.

Häufig sind es Mischinfektionen. Ge- meinsam mit seiner Tierärztin zog Hartmann bei einigen erkrankten Fer-keln Kottupfer. Bei der Laboruntersu-chung wurden neben Rota viren auch zwei E.coli-Stämme nachgewiesen. Ei-ner der beiden Coli-Erreger war gegen das bisher verwendete Antibiotikum resistent.

Als Sofortmaßnahme wechselte Hart-manns Tierärztin zu einem anderen, wirksamen Antibiotikum. Beim Be-standsdurchgang fiel der Ärztin zudem auf, dass sich die Ferkel nicht in allen Abferkelnestern gleichmäßig auf die Wärmeplatten verteilten. Messungen er-gaben, dass die Temperatur auf den

Die Durchfalltupfer werden in speziellen Röhrchen zum Labor verschickt.

Saugferkel-Durchfall kann durch Bakterien, Viren und

Parasiten verursacht werden.

Heizplatten zwischen 33 und 37 °C schwankte. Dieses Problem ließ sich durch das Entlüften der Heizungsanlage schnell und problemlos beheben. Zu-sätzlich verabreicht Rainer Hartmann den Saugferkeln auf Anraten seiner

Tierärztin neuerdings am ersten und zweiten Lebenstag ein probiotisches Präparat ins Maul, das unter anderem Antikörper gegen Rotaviren enthält. Auf diese Weise gelang es, die Ferkel so weit zu stabilisieren, dass nur noch etwa 40 % der Würfe erkrankten.

Durchfälle ein Riesenproblem: Um den Erregerdruck in der Herde weiter zu senken, führten Tierärztin und Landwirt außerdem eine kombinierte Mutterschutzimpfung gegen Coli-Keime und Clostridien ein. Über die Muttermilch sollen die Ferkel passiv immunisiert werden. Die Sauen werden sechs und drei Wochen vor der Geburt geimpft. Später genügt zur Auffri-schung dann eine einmalige Impfung, jeweils drei Wochen vorm Abferkeln.

Die Summe der ergriffenen Maßnah-men brachte schließlich den Durch-bruch. Nachdem die ersten doppelt ge-impften Sauen abgeferkelt hatten, mussten ab Dezember 2014 nur noch knapp 10 % aller Würfe antibiotisch ge-gen Durchfall behandelt werden.

Rainer Hartmann ist leider kein Ein-zelfall. Obwohl das Herdenmanage-ment in den letzten Jahren kontinuier-lich verbessert wurde, verursachen

Häufige Durchfallerreger bei SaugferkelnErkrankung Erreger Erkrank.-

Rate, %Alter, LT) Sterblich-

keit, %1)

Bakterien

Coliruhr Escherichia coli bis 100 1 – 4 bis 100

Nekrotis. Enteritis Cl. perfringens Typ C bis 50 1 – 4 bis 100

Clostridiendurchfall Cl. perfringens Typ A bis 50 1 – 10 10 – 100

Viren

Rotavirusdurchfall Rotavirus bis 100 ab dem 1. bis 100

TGE Coronavirus bis 100 ab dem 1. bis 100

PED Coronavirus bis 100 ab dem 1. bis 100

VW-Krankheit Hämaglut. Enzephal.2) bis 10 4 – 6 10 – 50

ParasitenKokzidiose Isospora suis bis 100 5 – 15 bis 50Strongyloidiose Strongyloides ransomi bis 100 ab dem 1. bis 50Kryptosporidiose Cryptosporidium parv. bis 50 2 – 10 bis 10

1) ohne Behandlung; 2) Hämagglutinierendes Enzephalomylitisvirus

6 top agrar 2/2015

Management

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Saug fer keldurchfälle noch immer in vielen Betrieben große Verluste. Auf-grund der gestiegenen Wurfgrößen und nach Be stands aufstockungen stehen selbst gut geführte Betriebe vor großen Problemen.

Durchfälle sind nach Erdrücken die zweithäufigste Todesursache bei Saug-ferkeln. Doch selbst wenn die Ferkel nicht verenden: Die Würfe wachsen auseinander, und die Durchfallferkel hinken zeitlebens hinterher. Mitunter lassen sich die Leistungseinbußen bis in den Maststall nachverfolgen.

Erst den Erreger bestimmen! Als Auslöser für Saugferkeldurchfälle kom-men zahlreiche bakterielle und virale Erreger sowie Parasiten infrage (siehe Übersicht). Ganz oft handelt es sich auch um Mischinfektionen.

Da jeder Erreger ein besonderes Be-handlungs- und Vorbeugekonzept er-fordert, müssen daher zunächst die be-teiligten Erreger nachgewiesen werden. Am besten eignet sich dazu eine Tupf-

erprobe von noch nicht behandelten Tieren. Ideal ist es, wenn die Tupfer-probe im Rahmen einer Sektion gewon-nen wird, denn dann kann auch gleich der Darm mitbeurteilt werden.

Die mit Abstand häufigste Ursache für Saugferkeldurchfälle sind Infektio-nen mit dem Bakterium E. coli. Man un-terscheidet mehr als 1 000 verschiedene Coli-Stämme, von denen die meisten auch in „Friedenszeiten“ im Darm vor-kommen.

Nur wenige von ihnen besitzen an ih-rer Oberfläche die nötigen Struk- turen, um sich nach dem Schlüssel- Schloss-Prinzip an Rezeptoren im Schweinedarm anzuheften. Ist dies al-lerdings erst einmal geschehen, werden vom Erreger sogenannte Enterotoxine ausgeschieden, die einen wässrigen, meist gelben Durchfall auslösen.

Typisch für die Coliruhr ist, dass ganze Würfe sehr schnell und heftig er-kranken. Die Ferkel trocknen stark aus, ihr After ist meist wund und durchfall-verschmiert. Die Ferkel können sich

über verschmutzte Abteile, den Kot der Sau und den Durchfall erkrankter Wurfgeschwister infizieren. Daher sollte man Saugferkel, die an Coli-Durchfall erkrankt sind, möglichst auch nicht versetzen.

Keime zerstören Darmzellen. Auch Clostridien gehören zu den bakteriellen Durchfallerregern. Clostridium perf-ringens Typ A kann Clostridiendurch-fall und der Typ C die Nekrotisierende Enteritis auslösen. Die Infektionsquel-len sind ähnlich wie bei Coliinfektio-nen. Die Toxine dieser Keime sind aber so stark, dass sie im Gegensatz zur Coli-ruhr sogar das Gewebe des Darmes zer-stören können. Außerdem sind Clostri-dien in der Lage, Gas zu bilden.

Die Kennzeichen für eine nekrotisie-rende Darmentzündung sind ausge-trocknete Ferkel, deren Durchfall übel-riechend, wässrig-gelblich bis sogar blu-tig und schaumig sein kann. Die Infektion mit Clostridium perfringens Typ A verläuft dagegen in der Regel

Jeder Erreger erfordert ein spezielles Behandlungs- und Vorbeugekonzept. Deshalb muss er zunächst genau bestimmt werden.

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