Mehr Lebens- qualität in jedem Alter

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Mobil bleiben ohne Schmerzen Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien 2,20 Wir über uns Zu viele Medikamente? Nicht nur die Dosierung, auch die Wechsel- wirkung kann gefährlich werden Akute Osteopor ose Warum rasche Hilfe nach Wirbelkörper- einbrüchen und Oberschenkel- halsbruch so wichtig ist Neues Gelenk , neuer Mensch So rasch macht Bewegung wieder Freude Neu: „ORO“- Zentrum am EKH Mehr Lebens- qualität in jedem Alter

Transcript of Mehr Lebens- qualität in jedem Alter

Mobilbleibenohne Schmerzen

Das Magazin des Evangelischen KrankenhausesWien € 2,20

Wir

über

uns

Zu vieleMedikamente?Nicht nur die Dosierung, auch die Wechsel-wirkung kann gefährlich werden

Akute OsteoporoseWarum rasche Hilfe nach Wirbelkörper-einbrüchen undOberschenkel-halsbruch so wichtig ist

Neues Gelenk, neuer MenschSo rasch macht Bewegung wiederFreude

Neu: „ORO“-Zentrum am EKH

Mehr Lebens-qualität

in jedem Alter

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Liebe LeserInnen! Inhalt Mobil bleiben ist eine (Über-)Lebensfrage!Unser neuer Sturztest gibt erstmals Aufschluss über das persönliche Verletzungsrisiko

Mobil bleiben ist eine (Über-)Lebensfrage!Doz. Dr. Peter Peichl stellt den Sturzrisikotest vor 3

Lebensqualität: keine Frage des Alters mehr!Drei Spitzenmediziner im Interview 4 – 5

Damit der Knochen weiterlebt!Doz. Dr. Peter Peichl über wichtige Therapien bei Osteoporose 6 – 7

Schreckgespenst Oberschenkelhalsbruch?Zwei Top-Orthopäden über eine moderne OP-Technik 8 – 9

Mit Hightech gegen schlimme RückenschmerzenOA Dr. Nicolakis: rasch wieder mobil und nahezu schmerzfrei 10 – 11

Narkose und Alter – hängt das zusammen?Prim. Dr. Franz-X. Neiger im Interview 12 – 13

Die Stufen werden immer höher …Der Orthopilot ermöglicht hohe Präzision bei Knie-OPs 14 – 15

Neue Hüfte – Neues Leben„Turboschub“ dank der modernen Schlüssellochchirurgie 16 – 17

Ausgerutscht auf zu vielen Pillen?Doz. Dr. Peter Peichl über unkontrollierten Arzneimittelkonsum 18

Aus dem Krankenhaus, was nun?Marlene Sporr über Kurzzeitpflege in der Residenz Bad Vöslau 19

Wer rastet, der rostetHermine Jüngling über das LIMA-Gedächtnistraining 20 – 21

Bewegung ist Leben, Leben ist Bewegung!Einfache Übungen für zu Hause von Dr. Andrea Dungl-Zauner 22

Kleines Medizin-ABC 23

Unsere Idealvor-stellung ist, geistigund körperlich bisins hohe Alter mo-bil zu bleiben.Doch was kannman tun, wenn dieZeit zur Vorsorgebzw. Vorbeugungimmer schneller

verstreicht? Nützt es, im Alter von 65 plusdie lieb gewonnenen Verhaltensweisenradikal zu ändern, jahrelange Bequemlich-keit zu überwinden und/oder falscheLebensgewohnheiten sofort einzustellen? Noch dazu: Umstellungen fallen mit stei-genden Lebensjahren immer schwerer,dessen sollte man sich bewusst sein.Die Spezialisten des Evangelischen Kran-kenhauses zeigen Ihnen Möglichkeiten,beschwerdefreier durch das Leben zu ge-hen. Ängste und Schmerzen nehmen, dasist unsere Devise! In dieser Ausgabeerfahren Sie, wie körperliche Aktivität unddamit Mobilität wieder hergestellt bzw.erhalten werden. Themen wie Sturzrisiko,Sturzvermeidung, Gründe für Schwindel,aber auch die häufigsten Gelenksbe-schwerden bei älteren Menschen werdenin dieser Ausgabe vorgestellt.

Damit den „guten“ Jahren die „besseren“folgen!

Ihre

Claudia Pekatschek

IMPRESSUM:Herausgeber:Evangelisches Krankenhaus WienHans-Sachs-Gasse 10 – 12, 1180 WienTel.: 01/404 22-503Redaktion: Claudia Pekatschek, Karin Hönig-RobierFotos: Evangelisches Krankenhaus, Grösel,[email protected]: GröselProduktion: Druckservice Angelika Duchkowitsch GmbH

Prim. Priv.-Doz.Dr. Peter Peichl, Msc

Eine traurige Bilanz: Laut Institut „SicherLeben“ sterben rund 1.100 SeniorenJahr für Jahr nach einem Unfall imHaushalt. Weitere 190.000 verletzensich bei Stürzen so schwer, dass siesich einer Spitalsbehandlung unter-ziehen müssen.

Bereits ab 60 ist das Risiko hoch! Diebesondere Tragik: 50% aller, die sichdabei eine Schenkelhalsfraktur zuge-zogen haben, sterben innerhalb einesJahres an den Folgen. Bei anderenresultiert der Sturz nicht selten inBettlägerigkeit oder gar dauerhafterPflegebedürftigkeit.

Wie gefährdet ist man selbst? Seinpersönliches Sturzrisiko kann manjetzt seit Kurzem erstmals gezielt undauf ambulanter Basis testen lassenund zwar in unserem neuen ORO-Kompetenzzentrum am Evangeli-schen Krankenhaus. Hier gibt es dieMöglichkeit, sich zum Unkostenbei-trag von 9 Euro einem ganz gezielten,etwa 20-minütigen Mobilitätstest zuunterziehen. Man macht dabei einigeleicht auszuführende Übungen, dieder Fachärztin wertvollen Aufschlussüber Be-weglichkeitund Koor-dinations-vermögengeben.

Bei bestimmten Verdachtsmomentenkann man sich gleich danach imangeschlossenen Diagnostikinstitutnäher untersuchen lassen. Wird dorteine Erkrankung des Bewegungs-apparates festgestellt, erhält der Be-troffene im neuen ORO-Kompetenz-zentrum gezielte Hilfe.

Fachübergreifende,unbürokratische Hilfe für Patienten

ORO steht für Orthopädie, Rheumato-logie und Osteoporose. Wir haben da-mit die erste Einrichtung in Österreichgeschaffen, die sich fachübergreifendallen drei genannten Gebieten widmet.Der große Vorteil für den Patienten: Dawir hier sämtliche Kompetenzbereiche„unter einem Dach“ anbieten, bleiben

ihm oder ihr das zermürbende,monatelange Hin- und Hergeschickt-Werden von Arzt zu Arzt und daslange Warten auf Befunde erspart.

Großer Patientenansturm

Seitdem bekannt wurde, dass wir alseinziges Zentrum in Wien den ambu-lanten Sturzrisikotest anbieten (mitgleichzeitiger Möglichkeit, sich derDEXA-Osteoporosemessung zu unter-ziehen), reißt die Nachfrage nichtmehr ab. Wir müssen daher um Ver-ständnis ersuchen, dass eine Warte-zeit von mehreren Wochen einzukal-kulieren ist.

Service-Info für Sie:

Anmeldungen zum Sturzrisikotest:01/40422-2802

ORO-Zentrum01/40422-1606

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien

unter Durchblutungsstörungen leidet,sollte sich nicht scheuen, einen Stockzu verwenden.

Doz. Dr. Peichl: Sein persönliches Sturzrisiko kannman jetzt erstmals in Österreich auchganz gezielt feststellen lassen: Seit Mai2006 führen wir hier im EvangelischenKrankenhaus ambulante Sturzrisiko-tests durch, denen sich jeder unter-

ziehen kann. Ein Arzt hilft dann im per-sönlichen Gespräch, mögliche Risiko-faktoren aufzudecken und gibt Tipps,wie man diese reduzieren kann. VielenPatienten gelingt es etwa, durch ver-mehrte und ganz gezielte körperlicheBetätigung, fallweise auch ergän-zende physio- oder ergotherapeutischeÜbungen, ein gutes Stück Mobilität,Sicherheit und letztlich Lebensqualitätwiederzuerlangen.

Wir Ärzte können viel erreichen, aberauch der Patient muss mitspielen!

Das Gespräch führteMag. Karin Hönig

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Lebensqualität: keine Frage des Alters mehr!Auch der Patient trägt viel Verantwortung für sein Wohlergehen

„Lang leben will jeder, alt werden keiner“– dieser Spruch Johann NepomukNestroys war durchaus pointiert, trafaber nur auf wenige zu. Denn „alt“ imheutigen Sinne wurden zur Zeit Nestroysdie wenigsten: Die durchschnittlicheLebenserwartung war damals etwahalb so hoch wie heute. Man starb anErkrankungen, die heute längst heilbaroder sehr gut in den Griff zu kriegensind. Mehr noch: Wir sind heute in derglücklichen Lage, dank modernerMedizin nicht nur dem Leben mehrJahre, sondern auch den reifen Jahrenmehr Leben zu geben. Allerdings – soganz aus der Verantwortung kannsich auch der Patient nicht nehmen,sondern muss auch selbst einiges zurVerbesserung seiner Lebensqualitätbeitragen. Wir baten dazu drei Spezialis-ten aus dem Evangelischen Kranken-haus zum Interview:• Herrn Prim. Univ.-Prof. Dr. GeraldPflüger, ärztliche Leiter und Vorstandder Orthopädie,• Herrn Prim. Univ.-Prof. Dr. WolfgangFeil, MAS, Vorstand der Chirurgie und• Herrn Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl,Msc, Vorstand der Internen Abteilungen.

Stichwort Arzneimittelkonsum: Laut Studien konsumiert einDrittel aller älteren Patienten zu viele Medikamente auf einmal. Welche Risiken gehen sie damit ein?

Doz. Dr. Peichl: Ältere Menschen reagieren sensiblerauf Arzneimittel, da viele physiologi-sche Vorgänge bereits reduziert sindund Medikamente oft stärker oderlänger wirken. Die Folgen zu vieleroder falsch kombinierter Präparatereichen von Übelkeitsgefühl, Schwindelund vermehrter Sturzgefahr bis hin zuchronischen Verdauungsproblemen.In der täglichen Praxis zeigt sich immerwieder: nicht der maximale, sondernder optimale Arzneimittelkonsumschafft Lebensqualität. Daher meineEmpfehlung: Wer mehrere Präparateeinnehmen muss, sollte sich unbe-

dingt über mehrere Tage hindurch ge-zielt einstellen lassen.

Bleiben wir bei der Lebensqualität:Schwere Arthrosen und eingeschränkte Beweglichkeit führen oft zu sozialem Rückzug und Vereinsamung. Viele Patienten warten aber etwa mit einer nötigen Knieoperation, damit sie nicht später, im hohen Alter, nochmals operiert werdenmüssen. Zu Recht?

Prof. Dr. Pflüger:Die Entscheidung zu einer Gelenkser-satzoperation sollte man auf der einenSeite nicht leichtfertig treffen, auf deranderen Seite allerdings nicht unnötiglange zuwarten. Schließlich lässt mankostbare Zeit, sprich: Lebensjahre,die man schmerzfrei und beweglichverbringen könnte, verstreichen. DieAngst vor einer möglichen späterenZweitoperation ist in der heutigen Zeitangesichts des Fortschritts der mini-mal invasiven Operationstechnikenüberholt. Dazu kommt: Wir setzenhier im Haus ausschließlich qualitativhochwertige Kunstgelenke ein undgarantieren dem Patienten Stand-zeiten, die keine Wechseloperationnotwendig werden lassen.

Bedeutet das, dass sich minimalinvasive Eingriffe, also gewebeschonende Operationen mit nur kleinen Hautschnitten, speziell für Menschen im fortgeschrittenen Alter eignen?

Prof. Dr. Pflüger:Die sogenannte Schlüssellochchirurgieeignet sich für Patienten aller Alters-gruppen. Je betagter der Patient ist,desto empfindlicher reagiert er aberauf operative Eingriffe und destomehr dankt der Organismus einemschonenden chirurgischen Vorgehen,das ihm letztlich auch hilft, rascherwieder auf die Beine zu kommen. Das

trifft auf Eingriffe im orthopädischenBereich ebenso zu wie etwa auf Ope-rationen des Verdauungstraktes.

Prof. Dr. Feil:Damit wurde ein ganz wichtigerAspekt angesprochen: minimalinvasiveOperationstechniken ermöglichen diesofortige Mobilisation. Der Patientsteht noch am selben Tag kurz auf undbeginnt spätestens am Tag danachmit dem Kostaufbau. Dadurch werdenviele Vorgänge im Körper wie Blutkreis-lauf, Verdauung etc. wieder raschernormalisiert. Früher mussten Patientennach großen Hautschnitten oft tage-lang im Bett liegen und wurden an-fangs über Infusionen ernährt. Dieselange Bettruhe hat die Gefahr post-operativer Komplikationen beim älterenPatienten etwas erhöht.

Eignen sich minimalinvasive Operationstechniken auch für große Eingriffe im Bauchraum, etwa für Darmoperationen?

Prof. Dr. Feil:Wo immer es möglich ist, führen wirauch Darmoperationen wie beispiels-weise die Entfernung von Divertikelnoder größeren Polypen bereits auflaparoskopischem Weg, also durcheinige kleine Einstiche durch dieBauchdecke, durch.

Zurück zur Orthopädie: Der Oberschenkelhalsbruch zählt zu den am meisten gefürchtetenSturzfolgen. Wie kann man dieserVerletzung vorbeugen?

Prof. Dr. Pflüger:Darauf gibt es eine klare Antwort: ver-meiden, dass man stürzt! Die meistenUnfälle passieren im Haushalt: Tür-schwellen, glatt polierte oder nasseBöden oder der nächtliche Gang zurToilette, ohne Licht aufzudrehen, stellennur einige Beispiele für vermeidbareStolperfallen dar. Wer zu Schwindelneigt, einen unsicheren Gang hat oder

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Prim. Priv.-Doz.Dr. Peter Peichl, Msc

Wussten Sie, dass jedes Jahr – auchim hohen Alter – etwa 20 % der Kno-chenmasse ab- und wieder aufge-baut werden? Ab dem 40. Lebens-jahr, nach Erreichen der physiologischmaximalen Knochenmasse, kommtes zum kontinuierlichen Knochen-masseverlust, der etwa 1– 2 % proJahr vom fallenden „Kapital“ beträgt! Bei Osteoporose drohen neben einembeschleunigten Knochenmassever-lust, mit oft mehr als 10 %, auchstrukturelle Veränderungen des Kno-chengerüstes. Es kommt zu einerVerminderung und Vergröberung derKnochenstruktur. Die Mikroarchitek-tur des Knochens geht unwiderruflichverloren. Die Folgen sind ein vermehr-tes Auftreten von Frakturen, vor alleman der Wirbelsäule und im Schenkel-halsbereich! Diese Brüche treten ge-häuft im 70. bis 80. Lebensjahr aufund können oft böse Folgen haben.Allein 42 % aller Frauen ab dem 65.Lebensjahr sind davon betroffen!Aber auch bei Männern zeigt sicheine steigende Tendenz von Wirbel-körper- und Schenkelhalsfrakturen.

Aus diesen Gründen muss die Thera-pie der Osteoporose differenziert ge-sehen werden:1. eine Therapie in relativ jungen Jah-ren, die zur Verhinderung der Zerstö-rung der strukturellen Knochenstruk-tur führt und 2. eine Therapie im höheren Alter zurVermeidung von Stürzen und weiterenFrakturen als Folge von Osteoporose.

Was ist bei Verdacht aufOsteoporose zu tun?

Zunächst ist eine Knochendichte-messung durchzuführen. Dazu bietetsich das im Haus befindliche Diagnose-zentrum von Prof. Schwaighofer ganzbesonders an, weil dort mit speziellen,hochsensiblen Geräten, dem Dexa-Osteoporose-Scanner gearbeitetwird, der äußerst strahlungsarm istund mit dem man alle relevanten blut-chemischen Knochenparameter desKnochenan- und -abbaus ganz exaktbestimmen kann. Bei pathologischenVeränderungen sollte man einenSpezialisten (= Osteologen) aufsuchen.Dieser findet unter Zuhilfenahme derKnochendichtemessung und osteo-logisch relevanter Blutparameter imRahmen einer klinischen Untersuchungund anschließender Anamnese dierichtige Therapieform.

Welche Therapieformenhaben sich bewährt?

Evista etwa ist ein täglich einzuneh-mendes Medikament, das zwar amÖstrogenhormonrezeptor direkt wirkt,aber selbst keine hormonähnlicheWirkung im Körper hat. In der Alters-klasse der 50- bis 60-Jährigen hatdieses Präparat, neben der positivenWirkung auf den Knochen, zusätzlichnoch eine Herzschutz- und Brust-krebs verhindernde Wirkung!

Bisphosphonate, die oral, aber auchintravenös verabreicht werden können,sind in der osteologischen Therapie infast allen Altersdekaden anwendbar.Bei oraler Einnahme dieser Präparatekann es jedoch gehäuft zu Magenbe-schwerden kommen. Eine echteAlternative ist die intravenöse Appli-kation (also eine Infusion), dennjüngst entwickelte Bisphosphonatebrauchen nur einmal im Jahr intra-venös verabreicht werden!

Auch Calcitonin, ein natürliches Hormonder Schilddrüse, weist eine ausge-zeichnete Knochenabbau hemmendeund gleichzeitig schmerzstillende Wir-kung, etwa bei Wirbelkörperfrakturen,auf. Das Präparat muss intranasal,also durch die Nase, appliziert wer-den. Der Vorteil dieser Therapie istdas fast völlige Ausbleiben vonNebenwirkungen. Vor allem beiPatienten mit mehreren Erkran-kungen und verschiedenen, gleich-zeitigen Medikamenteneinnahmenstellt dieses Präparat eine hervor-ragende Alternative dar.

Damit der Knochen weiterlebt! Diese Therapieformen haben sich bei Osteoporose bewährt

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„RegelmäßigeBewegung

ist die bestePräventiv-

maßnahme!“

Service-Info für Sie:

Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MscVorstand der Internen AbteilungenFacharzt für innere Medizin, Rheumatologie und Osteologie,Spezialist für klinische Immunologie

Ordination:01/879 63 05

Was kann man selbstpositiv und präventiv dazubeitragen?

Auf eine ausgewogene calciumreiche Ernährung sowie genügend körperlicheAktivität achten: Bewegen Sie sich regelmäßig! Sportarten wie Wandern oder Nordic Walking sind im Sinne einer positiven Osteoporose-Sturzpräven-tions-Prophylaxe absolut empfehlenswert!Angenehme zusätzliche „Nebenwirkung“: regelmäßig ausgeübt, stellen sie ein gutes Herz-Kreislauf-Training dar, verbessern sowohl die venöse als auch die arterielle Gefäßsituation und fördern durch die Durchblutung auchdie Hirnleistung.

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Schreckgespenst Oberschenkelh alsbruch?Moderne Operationstechniken ermöglichen heute schon rasche Mobilisierung

Prim. Univ.-Prof.Dr. Gerald PflügerOA Dr. Sabine Junk-Jantsch

Ein Stolpern über die aufgebogeneTeppichkante, ein Sturz, ein kna-ckendes Geräusch – ein gar nicht soseltenes Beispiel für die Ursache ei-nes Oberschenkelhalsbruches. DieNeigung zu Stürzen hat bei älterenMenschen sowohl medizinischeUrsachen, wie schlechtere Durchblu-tung, Schwindel und Gangunsicher-heit, als auch ganz banale Gründe:die schon erwähnten Teppiche, Tür-schwellen, rutschige Böden, freiliegende Kabel und Ähnliches.

Oft bedarf’s keinergroßen Krafteinwirkung!

Ist das natürliche Balancegefühl nicht(mehr) ausreichend vorhanden, wirdaus einem einfachen Hoppala ein un-gebremster Sturz, bei dem morscheKnochen leicht brechen können. Jestärker der Knochenschwund bereitsausgeprägt ist, desto fataler die Folgen.Bei massiver Osteoporose, eventuellin Kombination mit chronischer Poly-arthritis (Rheuma) können sogarKnochenbrüche ohne nennenswerteKrafteinwirkung auftreten. Für entsprechende Vorbeugungs-maßnahmen ist eigentlich niemand zujung. Stolperfallen im persönlichen Um-feld gehören aufgespürt und gnaden-los entfernt. Wer sich beim Gehennicht ganz sicher fühlt, egal ob dasam schlechten Sehen, Schwindel,Gleichgewichtsstörungen, Schmerzen

oder Schwäche liegt, sollte eine Geh-hilfe – einen Stock oder Krücken –verwenden. Leider lehnen das vieleMenschen ab, denn mit dem Stockmeinen sie „erst recht alt und hilflos“zu wirken. Doch hier ist falschesHeldentum nicht angebracht. Dieses„dritte Bein“ verleiht einfach zusätzlicheStütze. Um das Skelett stabil undkräftig zu erhalten, empfehlen sichvorsorgliche Knochendichtemessungenund entsprechende Therapien.

Gestürzt! Was deutet auf einenOberschenkelhalsbruch hin?

Treten nach einem Sturz starkeSchmerzen im Bereich der Leiste,des Gesäßes und des Oberschenkelsauf, besteht der dringende Verdachtauf einen Bruch. Meist ist das ver-letzte Bein etwas verdreht, verkürztund der Betroffene ist nicht in derLage allein aufzustehen oder dasBein zu belasten. Beim geringstenVerdacht sollte die Rettung oder einnaher Arzt verständigt werden. Dennder Bruch des Oberschenkelhalsesführt zu starkem Blutverlust und istsehr schmerzhaft. Das wiederumführt zu Schockreaktionen, die lebens-bedrohlich sein können. RaschesHandeln ist daher dringend erforderlich!Je schneller der Patient im Kranken-haus ist, desto schneller kann dieSchock- und Schmerztherapie starten.Besteht der Wunsch, an die orthopä-dische Abteilung des EvangelischenKrankenhauses gebracht zu werden,ist die Johanniter Unfallhilfe Ansprech-partner (Tel. 01/47 600).

Was macht der Arzt?

Die endgültige Diagnose ergibt sichdurch eine Röntgenuntersuchung.Manchmal ist auch eine Computer-oder Magnetresonanztomographienotwendig. Letztere speziell bei Pa-tienten, die „nur“ einen Sprung ohneVerschiebung der Bruchfragmenteaufweisen. Grundsätzlich werdenOberschenkelhalsbrüche heutzutageoperativ behandelt, je eher, destobesser. Allerdings ist dabei zu berück-sichtigen, dass viele Senioren Schmerz-

mittel und blutverdünnende Medika-mente einnehmen (wie beispielsweiseThrombo Ass, Aspirin, Plavix, Marcou-mar und dergleichen mehr), wodurchein sofortiger chirurgischer Eingriffnicht immer sinnvoll und möglich ist.Auch gilt es, die Ursache des Sturzeszu kennen, denn bei etwaigen internenErkrankungen, wie z. B. einer Mangel-durchblutung des Gehirns, ist dieFreigabe für die Operation mit demInternisten sorgfältig abzuwägen.

Wie wird operiert?

Die Bruchform, die Knochenfestigkeitund das Alter des Patienten entschei-den über die Wahl der Methode. Jejünger der Patient, je besser der Zu-stand des Knochens und je größerdas hüftnahe Knochenfragment, destoeher wird eine Erhaltung des Hüftge-lenks durch Verschrauben oder Nagelnmöglich sein. Im Gegensatz dazu wirdbeim älteren Patienten, schlechtererKnochensubstanz und kleineremBruchstück eher ein Kunstgelenkeingesetzt. Bei sehr alten Patientenohne Gelenksabnützung kann aucheine Halbprothese zum Einsatzkommen. Die Standardmethode amEvangelischen Krankenhaus ist eineTotalendoprothese mit Ersatz vonPfanne und Kopf. In jedem Fall stre-ben wir ein Verfahren an, das demPatienten eine sofortige Belastungdes Beines erlaubt. Denn „entlasten-des Gehen“ ist leichter empfohlen, alsin der Praxis umgesetzt!

Und wie geht’s nachder Operation weiter?

Bereits am Tag nach dem Eingriffbeginnen erste Mobilisierungsmaß-nahmen. Querbettsitzen und wennmöglich ein erstes Aufstehen wirdtrainiert. Begleitende Maßnahmensind Schmerzbefreiung, falls erforder-lich Blutersatz und physikalischeMaßnahmen wie Atemtherapie,Lymphdrainage, Bewegungsschieneund Heilgymnastik. Durch dieserasche Mobilisierung kann auch dieGefahr postoperativer Risiken deutlichreduziert werden.

Service-Info für Sie:

Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald PflügerFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische ChirurgieVorstand der Orthopädischen Abteilung

OA Dr. Sabine Junk-JantschFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische ChirurgieOberarzt an der Orthopädischen Abteilung

Kontakt: 01/40 422-4012 DW

9Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien10

OA Dr. Michael Nicolakis

Oft passiert es wie der sprichwörtli-che „Blitz aus heiterem Himmel“: Manführt eine ganz alltägliche Bewegungwie etwa das Heben einer kleinenEinkaufstasche aus und verspürtplötzlich nahezu unerträgliche Rücken-schmerzen.

Was ist passiert? Hier liegt der Ver-dacht auf einen Wirbelkörpereinbruchnahe. Rund 500.000 EU-Bürger erlei-den einen solchen Jahr für Jahr, und inden meisten Fällen ist Osteoporoseder Auslöser. Denn diese Erkrankungdes Skelettsystems, welche dieKnochendichte zunehmend mindert,erhöht in weiterer Folge die Wahr-scheinlichkeit eines Knochenbruchsoder Wirbelkörpereinbruchs. Osteo-porose entsteht zumeist – bedingtdurch die nachlassende Hormonpro-duktion – während des Klimakteriumsund wird durch Erbanlagen sowieLebensführung stark beeinflusst. Wersich wenig bewegt, keinen Sport be-treibt, kaum Milchprodukte zu sichnimmt, regelmäßig Alkohol und Ziga-retten konsumiert, ist der typische„Osteoporosekandidat“. Wirbelkör-pereinbrüche mit Langzeitfolgen, wiechronische, starke Schmerzen, ein-geschränkte Bewegungsfähigkeit undDepressionen, sind oft die logischeFolge!

Hightecheingriff hat größereOperationen abgelöst!

Was aber tun, wenn man nach einerkleinen, alltäglichen Bewegung nahe-zu unerträglich starke Rückenschmer-zen hat und die Diagnose „Wirbelkör-

pereinbruch“ lautet? Halfen bis vorkurzem nur Schmerzmittel oder einegrößere Operation, so hat sich eineerstmals von mir in Österreich einge-setzte Technik als äußerst wirksamerwiesen: die sogenannte „Ballon-Kyphoplastik“. Was ist darunter ge-nau zu verstehen?

Bei diesem speziellen Eingriff wird un-ter örtlicher Betäubung ein Ballon-katheter durch eine schmale Kanülein den eingebrochenen Wirbelkörpereingeführt und danach ganz vorsich-tig aufgeblasen. So entsteht ein Hohl-raum im Wirbel, der mit Knochenze-ment aufgefüllt wird, wodurch es ge-lingt, die ursprüngliche Höhe derWirbelkörper wiederherzustellen.

Was bringt’s dem Patienten?

Dieser Wirbelsäuleneingriff lässt sichvom darauf spezialisierten Fachmannmit minimalinvasivem Zugang, alsomit besonders kleinem Hautschnitt,durchführen. Diese moderne Me-thode des Eingriffs bedeutet für denPatienten ganz große Vorteile: sofor-tige Mobilisation, winzige Narben, einnur kurzer Spitalsaufenthalt und ra-sche Rehabilitation. Das Schönsteaber ist: Der Patient wird durch diesenEingriff zumeist sofort beschwerdefreiund kann die Wirbelsäule wieder be-lasten. Durch die Wiederherstellungder ursprünglichen Höhe der Wirbel-körper nimmt auch der osteoporose-bedingte, runde Rücken wieder eineaufrechtere Form an.

Wirbelkörpereinbrüche verursachenüblicherweise ausgeprägte Schmer-zen, die dringend einer Behandlungbedürfen. Die Ballon-Kyphoplastikhat sich hier, an der Orthopädiestationim Evangelischen Krankenhaus – Wien,hervorragend bewährt und schonsehr vielen Patienten zu bedeutendmehr Lebensqualität verholfen. Dankder enormen Weiterentwicklung dermedizinischen Technologie und derFortschritte in der modernen Wirbel-säulenchirurgie muss also heuteniemand mehr langfristig leiden!

Service-Info für Sie:

OA Dr. Michael NicolakisFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische Chirurgie,Konsulent für Wirbelsäulenchirurgieam Evangelischen Krankenhaus Wien

Ordination:01/270 64 80

Patiententipp:Diagnose Wirbelkörpereinbruch:nicht zuwarten!

Ein plötzlicher, starker Schmerz inder Wirbelsäule muss unbedingternst genommen werden. Wirbel-körper können leider auch bei gerin-gem Anlass einbrechen, etwa dann,wenn Sie zuvor nur eine leichte Lastgehoben haben! Lassen Sie die ge-naue Ursache Ihrer Schmerzenmöglichst bald von Ihrem Orthopä-diefacharzt abklären. Er wird Ihnenauch alle weiteren Schritte empfeh-len. Liegt ein Wirbelkörpereinbruchdiagnostisch abgesichert vor, soll-ten Sie keinesfalls monate- oder garjahrelang zuwarten. Denn der hierbeschriebene Eingriff, die Ballon-Kyphoplastik, lässt sich nur bei rela-tiv frischen Wirbelkörpereinbrüchenerfolgreich durchführen.

Mit Hightech gegen schlimme RückenschmerzenEingebrochener Wirbelkörper? Die „Ballon-Kyp hoplastik“ hat sich bewährt

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien 11

Narkose und Alter – hängt das zu sammen?Im Gespräch mit dem Anästhesiespezialisten, Prim. Dr. Franz-X. Neiger

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Prim. Dr. Franz-X. Neiger

Sprechen wir es offen aus: So mancherPatient fürchtet sich noch vor derNarkose. Speziell ältere Menschenhaben sich noch bestimmte Bilderaus der Vergangenheit eingeprägt:Übelkeit oder Erbrechen, schwan-kender Gang, postoperative Schmer-zen. Derlei Vorurteile sind heute zumGlück längst überholt, denn die Anäs-thesie hat in den letzten 25 Jahrengeradezu einen Quantensprung ab-solviert. Man könnte auch sagen: Sie ist der Schlüssel zur modernenoperativen Medizin geworden.Zahlreiche weiterentwickelte, scho-nende Operationsverfahren, High-techgeräte zur Narkoseoptimierung,effektive, postoperative Schmerz-therapien sowie die präzise Aus-bildung der Anästhesisten und desOP-Personals bieten dem Patienteneine optimale Versorgung.

Dem Patienten von heute stellt sicheher die Frage, welche Art von Nar-kose er wählen soll. Denn viele opera-tive Eingriffe lassen aufgrund ihrer Na-tur prinzipiell mehrere Möglichkeitenzu: Vollnarkose, Spinalanästhesie(Kreuzstich) oder Epiduralanästhesie.Was ist für den älteren Menschenbesonders geeignet? Kann man dasüberhaupt verallgemeinern? Und woliegen die Risiken?

Wir sprachen dazu mit Herrn Prim.Dr. Franz X. Neiger, dem Leiter derAnästhesie und Intensivmedizin.

WIRUS: Herr Professor, gibt es eine empfoh-lene Altersgrenze für die Vollnarkose?

Prim. Dr. Neiger:Im Prinzip kann jeder Mensch, auchein älterer, eine Vollnarkose bekom-men. Allerdings ergibt sich durch ge-wisse Vorerkrankungen ein erhöhtes,individuelles Narkoserisiko. Dazu zäh-len etwa Herz-Kreislauf-Erkrankun-gen, Erkrankungen der Leber, Niere,Lunge sowie Diabetes.

WIRUS:Diesen Patienten werden also eherandere Narkosemethoden empfohlen?

Prim. Dr. Neiger:Nicht unbedingt. Bei einer geplantenOperation etwa gibt es ein ausführli-ches Gespräch zwischen Patienten,Operateur und Narkosearzt, bei demalle Risiken gegeneinander abgewo-gen werden und dem Patienten letzt-lich die für ihn bestgeeignete Narko-semethode empfohlen wird. Weiters– wenn möglich – optimieren wir vor-her den Gesundheitszustand des Pa-tienten. Das bedeutet beispielsweisedie optimale Einstellung von Zucker-werten, Blutdruck und Puls oder dieVerbesserung der Lungenfunktion.Sogenannte Risikopatienten werdenin der Aufwachphase ganz genauüberwacht und verbringen zumindesteine Nacht bei intensiver Betreuung inunserem speziellen Aufwachraum.

WIRUS:Viele Patienten bevorzugen heuteden Kreuzstich als Alternative. Gibt esauch hier Grenzen oder Risiken?

Prim. Dr. Neiger:Die Spinalanästhesie, so der Fach-ausdruck, wird sowohl als alleinigesNarkosemittel eingesetzt als auch inKombination mit einer Vollnarkose,um deren Dosis gering zu halten. Ge-eignet ist der Kreuzstich für alle Ope-rationen abwärts vom Nabel, alsoetwa bei Leistenbruch, Eingriffen anBlase, Prostata, Hämorrhoiden, beigynäkologischen Operationen undnatürlich bei Hüft- oder Knieoperatio-nen. Ein Kreuzstich kann dann nichtdurchgeführt werden, wenn der Pa-tient blutgerinnungshemmende Mitteleinnimmt.

Service-Info für Sie:

Prim. Dr. Franz-X. NeigerVorstand der Anästhesie und Intensivmedizin am Evangelischen Krankenhaus

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien

WIRUS: Was geschieht eigentlich bei einemKreuzstich?

Prim. Dr. Neiger:Zuerst wird lokal vereist, danach wirddas Lokalanästhetikum in den Spinal-kanal der Wirbelsäule eingespritzt.Die sehr dünne Nadel bzw. der Katheterwird dabei unterhalb des Rücken-marks, zwischen dem dritten undvierten oder dem vierten und fünftenLendenwirbel angesetzt, um die dortbefindlichen Nervenfasern zu betäu-ben. Dadurch wird die gesamte un-tere Körperhälfte völlig schmerz-unempfindlich. Im Regelfall erhält derPatient während der Operation ein

leichtes Schlafmittel. Auf Wunsch kann er den Eingriff (z.B. bei

Arthroskopie) sogar über Monitor verfolgen.

WIRUS:Ein Stich in den Rücken, das klingtnicht ganz harmlos …

Prim. Dr. Neiger:Gut, dass Sie nachfragen! Natürlichdarf der Einstich bei der Spinalanäs-thesie nicht ins Rückenmark selbst,sondern muss in die unterhalb desRückenmarks befindliche Rücken-marksflüssigkeit erfolgen. Dadurchkann es auch zu keiner Lähmungnach der Operation kommen. DieProfessionalität des EKH-Anästhesie-teams gewährleistet maximale Sicher-heit für den Patienten.

WIRUS:Aber eine Vollnarkose für – sagen wir– 6 bis 8 Stunden ist für den Patien-ten, egal ob alt oder jung, sicher auchrecht belastend …

Prim. Dr. Neiger:Das kann durchaus der Fall sein.Deshalb wenden wir bei langen odersehr langen Operationen oft die so-genannte Narkosetiefenmessung an.Dieses moderne Verfahren ermöglichtes den Anästhesisten, Über- undUnterdosierungen während der ganzenOperation zu vermeiden.Abschließend kann man sagen: Nichtdas Alter ist ausschlaggebend für dieNarkoseform, sondern der indivi-duelle Gesundheitszustand, dasOperationsgebiet und die voraus-sichtliche Dauer.

Ursachen der Gonarthrose

Hauptverantwortlich für die Abnüt-zung sind Achsenabweichungen derBeine, also X- oder O-Beinstellung,die eine ungleichmäßige Belastungam Gelenk bewirken. Auch Verletzun-gen des Kniegelenks, rheumatischeEntzündungen, Gicht, Gelenksent-zündungen, Übergewicht und hor-monelle Faktoren können Gonarth-rose begünstigen.

Behandlungsmöglichkeiten

Zunächst wird eine medikamentöseTherapie empfohlen, um den Schmerzzu reduzieren und Entzündungen zuhemmen. Auch knorpelschützendeSubstanzen, z. B. Hyaluronsäure, hel-fen. Physikalische Therapien ergän-zen die konservative Therapie. Bringen alle versuchten „leichten“Maßnahmen keine dauerhafte Er-leichterung, müssen verschlisseneGelenksanteile durch eine künstlicheOberfläche ersetzt werden. Dabeiwerden die abgenützten Knorpel-und Knochenschichten entfernt unddurch metallische Implantate ersetzt.Zwischen die Metallteile wird eineKunststoffgleitfläche eingesetzt. Nichtimmer ist es notwendig, das gesamteKniegelenk zu ersetzen, wenngleichdies die häufigste Methode ist.

ComputergesteuertesNavigationssystem sorgtfür Präzision

In den letzten Jahren hat auch bei derKniegelenks-Endoprothese ein Um-denken stattgefunden. Auch hier wirdnun minimalinvasiv operiert, dasheißt, es sind nur ganz kleine Schnitteerforderlich. Diese wiederum verrin-gern den Wundschmerz und heilenrascher. Auch auf die Schonung vonnahe liegenden Sehnen und Muskelnwird größter Wert gelegt. Am Evangelischen Krankenhausarbeiten wir – übrigens als eines derersten Zentren – mit dem computer-gesteuerten Navigationssystem„Orthopilot”. Dieses System ermög-licht dem erfahrenen orthopädischen

Chirurgen, eine ganz besonders prä-zise Positionierung der Implantatevorzunehmen, beschleunigt dadurchdie Rehabilitation und verbessert denErfolg der Behandlung. Der Eingriff er-folgt unter Voll- oder Spinalanästhesie.

Bereits 750 Knieendoprothesen wur-den mit Hilfe des Orthopiloten hier imHaus erfolgreich implantiert.

Nach der Operation liegt wieder einekorrigierte, gerade Beinachse vor, dieOber- und Unterschenkel sind wiederideal zueinander positioniert. Durchdie schonende Operationsmethodekann unmittelbar nach dem Eingriffmit der Rehabilitation begonnen wer-den. Das Knie ist nach diesem Eingriffwieder voll belastbar, eine Entlastungmit Krücken ist auch kurz danachnicht zwingend notwendig.

Wenn nach erfolgreicher Operationdie Schmerzen weg sind und Beweg-lichkeit wie Gehleistung wieder ver-bessert sind, erscheinen einem diealtbekannten Stufen wieder in ihrerursprünglichen Höhe. Auch ein un-ebener Boden wird nicht mehrschmerzlich als ein solcher wahrge-nommen. Wenn das kein Gewinn anLebensqualität ist!

Service-Info für Sie:

Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald PflügerFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische Chirurgie,Vorstand der Orthopädischen Abteilung

Ordination:01/479 29 79

OA Dr. Sabine Junk-JantschFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische Chirurgie,Oberarzt an der Orthopädischen Abteilung

Ordination:01/505 35 81

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien 15Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien14

Prim. Univ.-Prof.Dr. Gerald Pflüger undOA Dr. SabineJunk-Jantsch

Seit 45 Jahren wohnt Anna K. nun indem eleganten Gründerzeithaus im3. Stock, aber seit einiger Zeit hat die65 Jahre alte Dame fast täglich dasGefühl, als ob die Stufen immer einbisschen höher würden. Egal ob siehinauf- oder hinuntergeht. Oder liegt’snicht doch an den stärker werden-den Schmerzen in den Knien, dassdas Stiegensteigen immer be-schwerlicher wird?

Die ersten Symptome

Abnützungen des Kniegelenkes, diesogenannte Gonarthrose, sind leidereine sehr häufige Begleiterscheinungdes Älterwerdens. Zu Beginn merktder Patient nur Anlaufschmerzen nachlängerem Liegen oder Sitzen und dasKniegelenk fühlt sich ein bisschensteif an. Nach und nach nehmenSchwellungen und Ergussbildungenzu, die auch bei geringen BelastungenSchmerzen verursachen. Das Stiegen-steigen wird zunehmend zum Pro-blem, ebenso das Bergabgehen undGehen auf unebenem Boden.

Damit das Kniegelenk ungestörtbelastet werden kann, braucht eseine glatte Knorpelschicht an denKontaktflächen. Bei der Gonarth-rose degeneriert diese Knorpel-schicht. Verschleißerscheinungenfinden sich zusätzlich an den Kno-chen, der Gelenkskapsel und derMuskulatur.

Die Stufen werden immer höher . . .Lesen Sie, wie präzise man Kniegelenke heute sch on einsetzen kann

Neue Hüfte – neues LebenRasch wieder in Schwung dank Spezialgelenk un d Schlüssellochchirurgie

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien 17Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien16

Prim. Univ.-Prof.Dr. Gerald Pflüger undOA Dr. SabineJunk-Jantsch

Neue Hüfte – neues Leben! Ist dieserTitel nicht ein bisschen zu pathe-tisch? Mitnichten, meinen jene, dienach erfolgreicher Hüftoperation wie-der imstande sind, ihr Leben so zugestalten, wie sie es wünschen.

Der menschliche Körper ist im Laufedes Lebens verschiedensten Ver-schleißerscheinungen ausgesetzt.Bei den Hüftgelenken wirkt sich dasbesonders dramatisch aus. Die Ursa-chen dafür sind höchst unterschied-lich. Am häufigsten ist der Gelenks-knorpel betroffen, der für einschmerzfreies Gleiten des Hüftkopfesin der Gelenkspfanne verantwortlichist. Schwindet der Knorpel, dannkratzt Knochen auf Knochen und dastut weh. Auch Unfallfolgen, entzündli-che Gelenkserkrankungen wie Rheumaoder angeborene Entwicklungs-störungen können zu Abnützungenführen. Erbliche Faktoren und Über-gewicht tragen zur Verstärkung derProbleme bei.

Am Röntgenbild werden die Ver-schleißerscheinungen als nicht mehrvorhandener Gelenksspalt sichtbar.Auch die Bildung kleiner Zysten,Knochenanbauten und eine Entrun-dung von Hüftkopf und Pfanne wer-den durch die bildgebenden Verfah-ren sichtbar gemacht. Allerdings istdas Röntgenbild kein absoluter Grad-messer für die Beschwerden, die derPatient empfindet.

Wie äußern sich Hüftgelenks-verschleißerscheinungen?

Zumeist in Form von Schmerzenbei Belastung. Doch kann derSchmerz auch in Ruhe auftretenoder bei an sich alltäglichen Ver-richtungen, wie etwa Strümpfeanziehen. Die Lebensqualität iststark in Mitleidenschaft gezogen,wenn Betroffene selbst einfachsteBewegungen oder kurze Spazier-gänge nur mehr unter Schmerzendurchführen können.

Der einzige Schlüssel zur Wieder-erlangung der Bewegungsfreiheitist eine Hüftoperation. Wann dieOperation erfolgen soll, müssenArzt und Patient gemeinsam fest-legen. Einen absoluten Wert gibt esdafür nicht. Ist die Entscheidung fürdie Operation gefallen, wurde bis vorzwei Jahren noch einekonventionelle Opera-tionsmethode mit einem15 – 20 cm langen Schnittgewählt.

Spezialgelenk ermöglicht rasches,selbstständiges Gehen

Seit zwei Jahren wird amEvangelischen Kranken-haus als „Gold Standard“eine minimalinvasiveOperationsmethode an-gewandt, die hier eigens zum Wohleder Patienten entwickelt wurde. Es istnur mehr ein kleiner Schnitt nötig, umzum Operationsareal vorzudringen.Die Mobilisierung des Patienten be-ginnt bereits am Tage der Operation.Schon wenige Tage nach dem Eingriffkann der Patient schmerzfrei undohne Krücken mit voller Muskelkraftgehen. Das künstliche Hüftgelenk,das dabei zum Einsatz kommt, ist einhochwertiges Zweymüller-Gelenk. Miteiner von unserem Haus mitent-wickelten Formänderung ermöglichtdieses Spezialgelenk ein knochen-sparendes und muskelschonendesEinsetzen.

Die Patientenvorteileüberzeugen:

Die Nachbehandlung nach diesermodernen Operationsmethode ge-staltet sich für alle Beteiligten weit-aus einfacher. Es besteht kein Risikoder Muskelschwäche, das Gangbildnormalisiert sich rascher, der Patienterfährt einen echten „Turboschub“ inRichtung verbesserte Lebensqua-lität. Einkaufengehen, einen Stadt-bummel machen, Wandern – plötz-lich ist so vieles wieder schmerzfreimöglich, das einem jahrelang quä-lende Schmerzen verursacht hat! Jejünger ein Patient, desto höher seineAnforderungen an die neue Hüfte,die ein großes Stück Lebensqualitätbedeutet. Schließlich soll ja auch derSport wieder uneingeschränkteFreude machen!

Kann man dem Hüftgelenks-verschleiß vorbeugen?

Einem späteren, zu starken Hüftge-lenksverschleiß kann man bereits imBabyalter vorbeugen. In der Ultra-schalluntersuchung des Hüftgelenkswerden etwaige angeborene Entwick-lungsstörungen aufgedeckt und dieBehandlung kann sofort beginnen. ImErwachsenenalter sind dann unver-nünftige extreme Belastungen zu ver-meiden und das Gewicht sollte im nor-malen Bereich liegen, um nicht einezusätzliche Belastung für die Gelenkezu provozieren.

Bei entzündlichen Gelenkserkrankun-gen ermöglicht eine frühe Diagnosenoch den rechtzeitigen Start einerzielführenden Therapie und verhin-dert so eine komplette Gelenkszer-störung.

Zusammenfassend kann gesagt wer-den, dass ein künstliches Hüftgelenk– speziell beim älteren Patienten –zwar einen großen chirurgischen Ein-griff darstellt, der allerdings durch dieschonende minimalinvasive Opera-tionstechnik zu einer der sicherstenOperationen im Seniorenalter zählt.

Service-Info für Sie:

Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald PflügerFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische Chirurgie,Vorstand der Orthopädischen Abteilung

OA Dr. Sabine Junk-JantschFacharzt für Orthopädie u. Orthopädische Chirurgie,Oberarzt an der Orthopädischen Abteilung

Kontakt: 01/40 422-4012 DW

19Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien

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Marlene Sporr

Kennen Sie die Situation? Man wirdals geheilt aus dem Akutkrankenhausin die sogenannte häusliche Pflegeentlassen. Nur – eine solche hat mannicht, weil man alleinstehend ist. VieleDinge des Alltags wie An- und Aus-kleiden, Körperpflege, Einkaufen gehenetc. fallen einem aber noch zuschwer. Was also tun?

Natürlich gibt es die Möglichkeit dermedizinischen Hauskrankenpflegeoder der vorübergehenden Haus-haltshilfe. Aber oft sind diese helfen-den Hände genau dann nicht vor Ort,wenn man sie benötigt. Eine gute Al-ternative dazu stellt daher die Mög-lichkeit der stationären Kurzzeitpflegein einem gut geführten Senioren-wohnheim dar. Die entscheidendenVorteile: Es ist rund um die Uhr fach-kundiges Personal vorhanden, dasdem Betroffenen auch in nicht vorher-sehbaren Situationen hilfreich unterdie Arme greift. Man muss nichtselbst kochen, sondern wird mit allenMahlzeiten und Zwischenmahlzeitenversorgt. Das Wesentliche aber ist:Man wird während des Pflegeurlaubsgezielt körperlich mobilisiert und kanndadurch rascher wieder seine gewohn-ten Alltagstätigkeiten aufnehmen.

Zu uns in die Seniorenresidenz BadVöslau kommen immer wieder auchMenschen zur Kurzzeitpflege, welcheetwa nach orthopädischen Eingriffendie Zeit zwischen Krankenhausauf-enthalt und Kur- oder Reha-Aufent-halt überbrücken müssen. Je nach in-dividuellem Zustand können dieseGäste entweder in einem Hotelappar-

tement oder in unserer modernenPflege- und Betreuungsstation wohnen.In jedem Fall stehen ihnen bei unszahlreiche physiotherapeutische Maß-nahmen zur Auswahl, die dazu beitra-gen, dass sie ihren Reha- oder Kur-aufenthalt rüstig genug antreten kön-nen, um auch voll davon zu profitie-ren. Unseren Kurzzeitgästen steht esauch frei, alle Einrichtungen des Hau-ses – vom Hallenbad bis zum Hobby-raum – gratis mitzubenützen sowiean allen Aktivitätsprogrammen wieetwa der Gymnastik oder dem Ge-dächtnistraining sowie am Kultur- undUnterhaltungsprogramm teilzunehmen.Viele fühlen sich hier wie im Urlaub,manche bedauern sogar, dass siewieder nach Hause oder zu ihremReha-Aufenthalt fahren müssen.

Als besonders hilfreich für unsere Gästeund Bewohner erweist sich der zu100 Prozent barrierefreie und behin-dertengerechte Baustil der Residenz:Auch wer im Rollstuhl sitzt, kann da-mit jeden Raum des Hauses sowiedie gesamte Gartenanlage mühelosansteuern. Rutschfeste Fliesen, auto-matisch öffnende Türen, barrierefreieBäder, nächtliche Bodenbeleuchtun-gen und schwellenlose Übergängeerleichtern Menschen mit Gehbehin-derungen den Alltag und reduzierenauch das gefürchtete Sturzrisiko.

Marlene Sporr

Direktorin der Residenz Bad Vöslau

Service-Info für Sie:

Residenz Bad Vöslau am KurparkTel.: 02252/75555-610www.residenzbadvoeslau.at

Ausgerutscht auf zu vielen Pillen?Warum die richtige medikamentöse Einstellung so wichtig ist

Prim. Priv.-Doz.Dr. Peter Peichl, Msc

„Schwindel, schwankender Gang,der Tritt ins Leere ...“, laut Untersu-chungen erhöhen falsch eingenom-mene oder falsch kombinierte Präpa-rate nicht nur die Gefahr schwererStürze, sondern führen auch zu einererheblichen Verminderung der Le-bensqualität und somit zum Gegenteildessen, was sie bewirken sollten: Sokann etwa die Verwirrtheit deutlichansteigen; Parkinson, Harninkonti-nenz und schwere Stuhlverstopfun-gen können gefördert werden. Ganzzu schweigen von Bauchweh, starker Müdigkeit und allgemeiner Unlust.

Multimorbidität – mehr als zweiErkrankungen gleichzeitig

Multimorbidität ist zum aktuellen me-dizinischen Schlagwort geworden.Mit zunehmendem Alter steigt dieZahl der Erkrankungen und damit dieNotwendigkeit einer medikamentösenTherapie. Nicht weniger als sieben(!)Pillen nehmen über 75-Jährigedurchschnittlich pro Tage ein. LautBerliner Altenstudie ist dabei aber nurein Drittel therapeutisch richtig einge-stellt. Ein gutes Drittel ist medikamen-tös unter-, ein weiteres Drittel über-versorgt! Gerade letztere gehen damitaber ein erhebliches Risiko ein: Einer-seits weisen zahlreiche Arzneimittel-gruppen, die von Senioren besondershäufig konsumiert werden, vielfältigeNeben- und auch Wechselwirkungenmit anderen Pillen auf. Zudem sindbei älteren Menschen viele physiolo-gische Kapazitäten reduziert, was die Wirkung der Pillen noch zusätzlich beeinflusst.

Die häufigsten Fallstricke

Wo wirkt sich unkontrollierter Arznei-mittelkonsum am stärksten aus? Spe-ziell Blutdruckmittel, Medikamente ge-gen Blutzucker, Beruhigungs- undSchlafmittel sowie Schmerz- undRheumapräparate haben beim älterenMenschen oft erhebliche Wechsel-und Nebenwirkungen. Die Hauptfehlerliegen einerseits in der Einnahme „falscherArzneimittel“ (zweifelhaft wirksameSubstanzen, nicht sinnvoll kombi-nierte Präparate), andererseits in der„falschen Therapie“ (richtiges Präpa-rat, falsche Dosierung und Einnahme-dauer). Dosierungsempfehlungen aufBeipackzetteln sind nämlich für ältereMenschen nicht immer zutreffend, daBeipackzettel sich üblicherweise an„Normmenschen“ orientieren.

Weniger ist oft mehr!

Ziel jeglicher Behandlung mussdaher die Optimierung der Lebens-qualität und nicht die Maximierungder eingenommenen Präparate sein!Man kann nicht alles gleichzeitig be-handeln, sondern muss sich als ver-antwortungsvoller Arzt die Frage stel-len: Was braucht der Patient am drin-gendsten, was fallweise und auf waskann, beziehungsweise soll er ver-zichten? Im Evangelischen Kranken-haus nehmen wir daher genau ausdiesen Gründen auf die Medikamen-tation besondere Rücksicht. Patientenim stationären Bereich werden inpunkto Arzneimittelkonsum beson-ders genau untersucht und beratenund nur mit der absolut notwendigenund begründbaren Medikamenten-versorgung nach Hause entlassen.

Aus dem Krankenhaus, was nun?Stationäre Kurzzeitpflege kann eine gute Alternative sein

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien18

Service-Info für Sie:

Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MscVorstand der Internen AbteilungenFacharzt fürinnere Medizin, Rheumatologie und Osteologie,Spezialist für klinische Immunologie

Ordination:01/879 63 05

Literatur:

W. D. Oswald 1998Gedächtnistraining2. überarbeitete und ergänzte Auflage. Hofgrefe – Göttingen-Bern-Toronto-SeattleW.D. Oswald/T. Gunzelmann1995 Kompetenztraining2. unveränderte Auflage 1999 Hofgrefe – Göttingen-Bern-Toronto-SeattleH. Baumann/M. Leye 1995Psychomotorisches Training Hofgrefe – Göttingen-Bern-Toronto-Seattle

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien 21Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien20

Wer rastet, der rostet!Bleiben Sie in Schwung! Denn auch die kleinen grauen Zellen brauchen Nahrung!

Hermine Jüngling

„Guten Tag Herr – ähhh ...“, eine denk-bar peinliche Situation, denn mankonnte sich weder Name noch Gesichtmerken. Oder: Man hat eine Telefon-nummer nachgeschlagen, doch diesesofort wieder vergessen.

In solchen und ähnlichen Fällen ist esan der Zeit, etwas für die kleinen grauenZellen zu tun! Denn wie die Muskulaturwollen auch diese bewegt werden.Und wer möchte nicht auch im Altergeistig fit, beweglich und gesund blei-ben? Denn ein nachlassendes Ge-dächtnis beeinträchtigt unsere Lebens-qualität empfindlich. Ein neues Trai-ningsprogramm für Menschen ab 55kann hier Abhilfe schaffen. Und Spaßmacht es obendrein!

nennt sich eine adaptierte Form derSIMA-Studie, welche die Bedingungenzur Erhaltung und Förderung der Selbst-ständigkeit im höheren Lebensalter erforscht hat. Im Rahmen dieser Studie wurde ein Trainingentwickelt, das auf die besondere Problematik älterer Menschen Rücksicht nimmt. Bereits nach einem Jahr Training zeigte sich, dass nur ein gezieltes, kombiniertes sowie regelmäßiges Training dem normalen Alterungsprozess nachweisbar entgegenwirkt!

• GedächtnistrainingDabei üben wir auf spielerischem WegAufmerksamkeit und Konzentrationsowie das Schärfen der Sinne mit ver-schiedenen Wahrnehmungsübungen:Dies geschieht etwa, indem man Ge-räusche errät, etwas genau betrachtet,Geschmack und Geruch testet,Gegenstände ertastet. Mit der ge-nauen Schilderung dieser Wahrneh-mungen werden dann Wortfindung,Formulierung und Merkfähigkeit trai-niert: Motto: „Nur was ich wirklichwahrnehme, kann von meinem Gehirnbearbeitet und gemerkt werden!“

Auch dem Nachlassen der Informa-tionsaufnahmegeschwindigkeit kannman mit verschiedenen Übungen ge-zielt entgegenwirken. Dazu eignen sichetwa der Labyrinthtest oder der Farb-Wort-Test. Klingt alles sehr nach Schule,aber in der Gruppe geschieht diesspielerisch und mit viel Spaß. Trainieren kann man auch die Informa-tionsverarbeitungstiefe, indem man Be-griffe kategorisiert, einen gemeinsamenÜberbegriff oder zu einem Überbegriffdie passenden Begriffe sucht. Da beim Speichern von Wissen diesesimmer mit dem schon vorhandenenverknüpft wird, helfen diese Übungensowohl beim Abspeichern, aber vorallem beim Abrufen von Informationen.Durch das Trainieren der Merkfähigkeitfördert man so sein Kurzzeitgedächtnis.

Es gilt als Arbeitsspeicher, wo Inhaltefür Sekunden bis Minuten abgespei-chert werden, z.B. für das Verstehenvon Texten. Verschiedene Lerntechniken und Ein-prägstrategien (wie z.B. das einfacheWiederholen von dem, was man sichmerken möchte, das bildliche Vorstel-len, das sich „Eselsbrücken“ bauensowie Zahlen in Symbole umwandeln)fördern wiederum das langfristige Mer-ken.

• PsychomotoriktrainingDieses versucht den ganzen Menschenin seiner Bewegungsweise zu erfassen.Bewegung gilt dabei als Entwicklungs-stimulans, welche das Wahrneh-mungs- und Bewegungsverhalten undsomit das Planen und Denken fördert.

Mit Freude und Beschwingtheit werdenGleichgewicht und Koordination sowiealltägliche Bewegungen, wie gezieltesund sicheres Greifen, geübt. Durchdas Üben mit Bällen, Luftballons, Reis-säckchen und Tüchern kommt auchenorme Lebensfreude und Fröhlichkeitin der Gruppe auf, da Bewegung,Emotionen und kognitive Leistungensich gegenseitig beeinflussen. Gruppen-tänze und Bewegungstanz im Sitzengehören ebenso dazu wie Atem-, Entspannungs- und Aktivierungsübungen.

Service-Info für Sie:

Patientenservice: 01/40 422-4500 DW

LIMA ist ein Projekt des katholischen Bildungswerkes WienTel.: 51 552-3604

• KompetenztrainingDabei werden wissenschaftlich gültigeInformationen angeboten sowie zu Er-fahrungsaustausch und Diskussion inder Gruppe angeregt. Themen sinddabei etwa: Veränderungen im Alter,soziale Kontakte, soziales Netzwerk,sicheres Wohnen, Ernährung undPflegebedürftigkeit. • Bei Lebens-,

Sinn- und Glaubensfragenstehen Wünsche und Anliegen derGruppenmitglieder im Vordergrund.Der gegenseitige Austausch von Lebens-erfahrungen und die Auseinander-setzung damit fördern auf natürlicheWeise den Gruppenprozess.

Ohne Leichtigkeit und Humorgeht nichts!

Nur ein kombiniertes Training von Ge-dächtnis, Bewegung und Kompetenz,aber nicht zuletzt auch mit Humor undFröhlichkeit, wirkt nachweislich demHirnalterungsprozess entgegen underfasst somit den Menschen in seinerGesamtheit! In der Gruppe machendiese Übungen erfahrungsgemäßnoch mehr Spaß!

➜ Tipp!Übrigens gibt es jetzt auch im Evangelischen Krankenhaus einwöchentliches Gedächtnistraining, zu dem jeder Interessierte Zutritt hat.

Bewegung ist Leben, Leben ist Bewegung!Praktische Tipps zur Erhaltung von Koordination und Mobilität

Dr. Andrea Dungl-Zauner

Bewegung ist Leben, Leben ist Be-wegung! Dies gilt für alle Funktionenunseres Körpers – Muskeln, Gelenke,Koordination, Gedächtnis, Durchblutungvon der Zehe bis zum Scheitel. Be-wegung kann abwechslungsreichsein – flottes Gehen oder Wandern,einige gymnastische Übungen zuHause oder eine Stunde im Fitness-studio. Wichtig ist, immer wieder alleSinne anzusprechen. Dabei mussnatürlich der individuelle Gesund-heitszustand berücksichtigt werden.Sind Sie vollkommen gesund, sowerden Sportarten wie NordicWalking oder Radfahren kein Problemsein. Bei einem „schwachen Herzen“werden Ergometertraining oder gym-nastische Übungen passender sein.

Diese Übungen kann man immer machen:

Die folgenden Übungen tun auch IhrerWirbelsäule gut und können bei Bedarfim Sitzen absolviert werden:

Stellen Sie sich locker hüftbreit undaufrecht hin:• Abwechselnd die rechte und dielinke Schulter zu den Ohren hochziehenund wieder fallen lassen.• Kreisen Sie eine Schulter nach rück-wärts, dann die zweite, danach beidezugleich.• Rollen Sie den Kopf langsam von einerSchulter über die Brust zur anderen,aber nicht nach rückwärts.• Nicken Sie langsam mit dem Kopfvon einer Seite zur anderen.• Heben Sie einen Arm hoch und dehnenSie beide Arme (diagonal) nach rück-wärts, jedes Mal die Arme wechseln.

• Heben Sie einen Arm über den Kopfhoch und neigen Sie den Oberkörperzur Seite, aufrichten und zur anderenSeite hinüber.• Heben Sie ein Knie hoch und kreisenden Oberschenkel nach außen zurSeite, jedes Mal das Bein wechseln.Wiederholen Sie jede Übung etwa 10 – 15Mal.

Überkreuzübung:

Aufstehen, das rechte Knie anhebenund den linken Ellbogen zum rechtenerhobenen Knie führen. Danachgegengleich üben. In rascher Folge 5bis 6x wiederholen. Diese Übung istideal zur Förderung der Koordination.

„Liegende Acht“:

Die linke Hand in Gesichtshöhe nachvorne. Die Hand zu einer leichten Faustballen und den Daumen gerade nachoben strecken. Mit dem Daumen lang-sam eine immer größer werdende lie-gende Acht in die Luft schreiben.Wichtig ist, dass der Daumen immermit den Augen verfolgt wird, ohne dasssich der Kopf bewegt, der Daumenmuss dabei immer nach oben wan-dern. Nach fünf Wiederholungen diegleiche Übung mit der rechten Hand.Übrigens: Überprüfen Sie auch gele-gentlich Ihre Ernährung – sie ist die Ba-sis hochwertiger Energie für Bewe-gung und Konzentration!

Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien22 Das Magazin des Evangelischen Krankenhauses Wien 23

Kleines Medizin-ABC

Service-Info für Sie:

Dr. Andrea Dungl-ZaunerFachärztin für physikalische Medizin,Geschäftsführerin des DUNGL MEDICAL-VITAL RESORT in Gars/Kamp

Arterielle HypertonieBluthochdruck.

Arthritis UricaGicht.

ArthroseZumeist altersbedingte,schmerzhafte Abnützung desGelenksknorpels; äußert sich inSchrumpfung und Verformungdes Knorpels.

Ballon-KyphoplastikBei diesem Eingriff wird unterörtlicher Betäubung ein Ballon-katheter durch eine schmaleKanüle in den eingebrochenenWirbelkörper eingeführt unddanach vorsichtig aufgeblasen.So entsteht ein Hohlraum imWirbel, der mit Knochen-zement aufgefüllt wird.Dadurch wird die ursprünglicheHöhe der Wirbelkörperwiederhergestellt.

BisphosphonateMedikamente zur Behandlungder Osteoporose.

Computertomographie (CT)Untersuchung mittels einesspeziellen Röntgengerätes, beidem mehrere Bündel Röntgen-strahlen fächerförmig aus ver-schiedenen Winkeln auftreffen(beim herkömmlichen Röntgenwirkt ein gebündelter Strahl nuraus einer Einstrahlrichtung aufden Körper).

Diabetes MellitusZuckerkrankheit.

DivertikelKleine Ausstülpungen aus derDarmwand, die sich entzündenkönnen.

EndoprotheseKünstlicher Ersatz für ein starkabgenütztes Gelenk.

Epiduralanästhesie Rückenmarksnahes Anästhe-sieverfahren; durch Einspritzenvon Schmerzmitteln oderLokalanästhetika in den im Wirbelkanal liegenden Epidural-raum werden die zum Rücken-mark führenden, schmerz-leitenden Nervenfasern für eine bestimmte Zeit betäubt.

GonarthroseDegenerative Abnützungen desKniegelenks.

Intravenöse ApplikationInfusion.

LaparoskopischMinimalinvasive Operations-technik; die Bauchhöhle wirddabei mit Kohlendioxidgasgefüllt. Über kleine Schleusenwerden Videokamera undInstrumente eingebracht,wobei der Chirurg diese übereinen Monitor steuert.

LokalanästhesieÖrtliche Betäubung.

Lymphdrainage Die Lymphdrainage ist eineVariante der klassischenMassage, die den Abtransportder Lymphflüssigkeit aus denKörpergeweben fördert.

Magnetresonanztomographie(MRT)Die MRT, auch Kernspintomo-graphie bezeichnet, ist einediagnostische Technik zurDarstellung der inneren Organeund Gewebe. Das Prinzip derMRT beruht auf der Verwendungvon Magnetfeldern und Radio-wellen. Der Patient wird dabeikeiner Röntgen- oder anderengefährlichen Strahlung ausgesetzt.

Minimalinvasive VerfahrenOperative Eingriffe über kleineSchnitte oder Einstiche. Meistsind damit laparoskopischeOperationen gemeint.

MultimorbiditätGleichzeitiges Vorhandenseinmehrerer Krankheiten beimPatienten.

NeuroleptanästhesieIst eine Vollnarkose, die auseiner Kombination vonBeruhigungsmitteln, Schmerz-mitteln und Sauerstoff-Lach-gas-Beatmung besteht.

NiereninsuffizienzNierenversagen.

OsteoporoseKrankhafter Knochenschwund;führt zu einer Zerstörung der Mikrostruktur des Knochens und erhöht dasRisiko eines Knochenbruchsganz beträchtlich.

PolyarthritisAutoimmunerkrankung, dieunbehandelt zur Entzündungund zunehmenden Zerstörungmehrerer Gelenksknorpel führt.

PolypWucherung derDarmschleimhaut. Kann zueinem Karzinom entarten.

Spinalanästhesie (Kreuzstich)Komplette Ausschaltung desSchmerzempfindens in einerbestimmten Körperregiondurch Einspritzung einesörtlichen Narkosemittels.

Spinalkanal(spina = lat. Wirbelsäule)ist die Verlängerung desSchädelinneren gegen untenund enthält die Fortsetzungdes zentralen Nervensystems,das Rückenmark und auch die Spinalnervenabgänge.

ZytostatikaKrebshemmende Präparate.