Mehrwert durch internes Marketing

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AUFLAGE 368 004 / TEL. 044 248 40 41 / [email protected] / WEITERE KADERSTELLEN: WWW.ALPHA.CH SAMSTAG / SONNTAG, 7. / 8. FEBRUAR 2015 Michael Grund: «Chance auf ein sich selbst verstärkendes System.» DER STELLENWERT DES FÜNFTEN «P» Mehrwert durch internes Marketing (Fortsetzung auf der letzten Seite) In den Jahrzehnten, in denen die sich Forschung und Unternehmen mit der The- matik Marketing auseinandersetzten, wurde diese Disziplin weiterentwickelt und optimiert. Das ganze Marketing? Nein, nicht wirklich. In aller Regel werden mit Marketing externe Zielgruppen assoziiert, es geht um (potenzielle) Kunden, neue Kampagnen usw. Welchen Stellenwert haben interne Zielgruppen? Wie professionell präsentieren wir uns als Unternehmen gegenüber den Mitarbeiten- den? Oder sind das «nur» HR-Aufgaben? Von Prof. Dr. Michael Grund (*) Stärken gegenüber den Wettbewerbern? Haben Sie das Wissen, das sie brauchen, um eine überdurchschnittliche Leistung zu erbringen? Wissen sie mehr als unsere Kunden? Gilt das Prinzip «interne Kom- munikation vor externer Kommunika- tion»? 2. Verstehen die Mitarbeitenden, was Füh- rungskräfte/Unternehmensleitung ihnen sagen wollen? Ist unternehmensinterne Kommunikation zielgruppengerecht und widerspruchsfrei? 3. Verfügen unsere Mitarbeitenden über die Fähigkeiten, die sie brauchen? Sind Schulung, Training, Weiterbildung etc. auf dem neuesten Stand, um die Leistungs- potenziale à jour zu halten? qualifizierte Bewerber(innen) für sie inte- ressieren und gerne Teil des Erfolgs sein möchten. Zwar haben die Unternehmen dadurch einen erhöhten Aufwand bei der Rekrutierung, sie können gleichzeitig aber auch aus einem riesigen Reservoir an hoch- attraktiven Talenten wählen. Dadurch steigt die Chance, dass die richtigen Menschen für die richtige Aufgabe gefunden werden. Der Stellenwert des fünften «P» im Marketing-Mix Das Marketing hat zwar schon seit langem das P «people» als fünftes Element im Mar- keting-Mix entdeckt. Dennoch gibt es gros- se Unterschiede bei der Gewichtung und Professionalisierung des Instrumenteein- satzes. Das (externe) Marketing ist bunt und kreativ, sucht immer wieder neue We- ge, um das Unternehmen und seine Leis- tungen zu präsentieren, die Mitarbeiten- Analysiert man die Rankings der wertvolls- ten Marken weltweit, so zeichnen sich z. B. Apple, Google oder Coca-Cola durch ein her- vorragendes Marketing aus. Sie repräsentie- ren damit Markenwerte im Multi-Milliar- den-Dollar-Bereich. Marketing ist in diesen Unternehmen weit mehr als nur Werbung oder Verkaufsförderung. Die Produkte und Dienstleistungen dieser Unternehmen stif- ten für die Kunden einen herausragenden Nutzen und haben damit einen hohen Wert. Doch nicht nur für die Kunden, auch für die Mitarbeitenden. Die Überschneidungen der Rankings der wertvollsten Marken und be- liebtesten Arbeitgeber sind kein blosser Zu- fall. Marktorientierung hört hier nicht bei den Kunden auf, sondern umfasst ganz ein- deutig auch die aktuellen und potenziellen neuen Mitarbeitenden. Die exemplarisch genannten Unternehmen sind so attraktiv, dass sich überdurchschnittlich viele hoch- den aber werden als Zielgruppe oft stark vernachlässigt. Dabei sind sie es, welche die Leistungen erbringen – und dabei ist nicht zu vergessen, dass in vielen Ländern der überwiegende Teil der Wirtschaftsleistung (75 - 80 %) aus dem Dienstleistungssektor kommt, wo Menschen naturgemäss (noch) die wichtigste Ressource sind. Die «Produktion» exzellenter Dienstleis- tungen wird begünstigt, wenn die Mit- arbeitenden zum einen über die richtigen Ressourcen verfügen, um die Leistung er- stellen zu können, zum anderen, wenn sie mit ihrer Arbeitssituation selbst zufrieden sind. Zu den Ressourcen gehören beispiels- weise die Ausstattung des Arbeitsplatzes oder die Qualität der Leistungen im Unter- nehmen. Bekomme ich von meinen Kolle- ginnen und Kollegen das, was ich für mei- ne eigene Arbeit brauche? Stimmen diese Voraussetzungen, können die Mitarbeiten- den auch gegenüber ihren (externen) Kun- den eine bessere Leistung erbringen, und durch die zu erwartenden positiven Rück- meldungen (Kundenzufriedenheit) besteht die Chance auf ein sich selbst verstärken- des System. Das gleiche Prinzip führt aller- dings im negativen Fall zu einer Abwärts- spirale. Hier kann das interne Marketing an der Schnittstelle zwischen Marketing und HRM ansetzen. Die richtigen Fragen stellen Um zu überprüfen, wo ein Unternehmen bei der Umsetzung von internem Marke- ting steht, lohnt sich ein Blick auf die fol- genden fünf Fragestellungen: 1. Kennen unsere Mitarbeitenden unsere Strategie, unser Produktportfolio, unsere DIE LETZTE SEITE > Business Travel Nomophobie auf Geschäftsreisen > Stellentrend-Barometer Tops und Flops > Aktuelle Bildungsangebote

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Artikel von Michael Grund, Leiter Center für Marketing HWZ im ALPHA, Kadermarkt vom 8.2.2015

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Page 1: Mehrwert durch internes Marketing

AUFLAGE 368 004 / TEL. 044 248 40 41 / [email protected] / WEITERE KADERSTELLEN: WWW.ALPHA.CH

SAMSTAG / SONNTAG, 7. / 8. FEBRUAR 2015

Michael Grund: «Chance auf ein sich selbst

verstärkendes System.»

DER STELLENWERT DES FÜNFTEN «P»

Mehrwert durch internes Marketing

(Fortsetzung auf der letzten Seite)

In den Jahrzehnten, in denen die sich Forschung und Unternehmen mit der The-matik Marketing auseinandersetzten, wurde diese Disziplin weiterentwickelt und optimiert. Das ganze Marketing? Nein, nicht wirklich. In aller Regel werden mit Marketing externe Zielgruppen assoziiert, es geht um (potenzielle) Kunden, neue Kampagnen usw. Welchen Stellenwert haben interne Zielgruppen? Wie professionell präsentieren wir uns als Unternehmen gegenüber den Mitarbeiten-den? Oder sind das «nur» HR-Aufgaben? Von Prof. Dr. Michael Grund (*)

Stärken gegenüber den Wettbewerbern? Haben Sie das Wissen, das sie brauchen, um eine überdurchschnittliche Leistung zu erbringen? Wissen sie mehr als unsere Kunden? Gilt das Prinzip «interne Kom-munikation vor externer Kommunika-tion»?2. Verstehen die Mitarbeitenden, was Füh-rungskräfte/Unternehmensleitung ihnen sagen wollen? Ist unternehmensinterne Kommunikation zielgruppengerecht und widerspruchsfrei? 3. Verfügen unsere Mitarbeitenden über die Fähigkeiten, die sie brauchen? Sind Schulung, Training, Weiterbildung etc. auf dem neuesten Stand, um die Leistungs-potenziale à jour zu halten?

qualifizierte Bewerber(innen) für sie inte-ressieren und gerne Teil des Erfolgs sein möchten. Zwar haben die Unternehmen dadurch einen erhöhten Aufwand bei der Rekrutierung, sie können gleichzeitig aber auch aus einem riesigen Reservoir an hoch-attraktiven Talenten wählen. Dadurch steigt die Chance, dass die richtigen Menschen für die richtige Aufgabe gefunden werden.

Der Stellenwert des fünften «P» im Marketing-MixDas Marketing hat zwar schon seit langem das P «people» als fünftes Element im Mar-keting-Mix entdeckt. Dennoch gibt es gros-se Unterschiede bei der Gewichtung und Professionalisierung des Instrumenteein-satzes. Das (externe) Marketing ist bunt und kreativ, sucht immer wieder neue We-ge, um das Unternehmen und seine Leis-tungen zu präsentieren, die Mitarbeiten-

Analysiert man die Rankings der wertvolls-ten Marken weltweit, so zeichnen sich z. B. Apple, Google oder Coca-Cola durch ein her-vorragendes Marketing aus. Sie repräsentie-ren damit Markenwerte im Multi-Milliar-den-Dollar-Bereich. Marketing ist in diesen Unternehmen weit mehr als nur Werbung oder Verkaufsförderung. Die Produkte und Dienstleistungen dieser Unternehmen stif-ten für die Kunden einen herausragenden Nutzen und haben damit einen hohen Wert. Doch nicht nur für die Kunden, auch für die Mitarbeitenden. Die Überschneidungen der Rankings der wertvollsten Marken und be-liebtesten Arbeitgeber sind kein blosser Zu-fall. Marktorientierung hört hier nicht bei den Kunden auf, sondern umfasst ganz ein-deutig auch die aktuellen und potenziellen neuen Mitarbeitenden. Die exemplarisch genannten Unternehmen sind so attraktiv, dass sich überdurchschnittlich viele hoch-

den aber werden als Zielgruppe oft stark vernachlässigt. Dabei sind sie es, welche die Leistungen erbringen – und dabei ist nicht zu vergessen, dass in vielen Ländern der überwiegende Teil der Wirtschaftsleistung (75 - 80 %) aus dem Dienstleistungssektor kommt, wo Menschen naturgemäss (noch) die wichtigste Ressource sind.Die «Produktion» exzellenter Dienstleis-tungen wird begünstigt, wenn die Mit-

arbeitenden zum einen über die richtigen Ressourcen verfügen, um die Leistung er-stellen zu können, zum anderen, wenn sie mit ihrer Arbeitssituation selbst zufrieden sind. Zu den Ressourcen gehören beispiels-weise die Ausstattung des Arbeitsplatzes oder die Qualität der Leistungen im Unter-nehmen. Bekomme ich von meinen Kolle-ginnen und Kollegen das, was ich für mei-ne eigene Arbeit brauche? Stimmen diese Voraussetzungen, können die Mitarbeiten-den auch gegenüber ihren (externen) Kun-den eine bessere Leistung erbringen, und durch die zu erwartenden positiven Rück-meldungen (Kundenzufriedenheit) besteht die Chance auf ein sich selbst verstärken-des System. Das gleiche Prinzip führt aller-dings im negativen Fall zu einer Abwärts-spirale. Hier kann das interne Marketing an der Schnittstelle zwischen Marketing und HRM ansetzen.

Die richtigen Fragen stellenUm zu überprüfen, wo ein Unternehmen bei der Umsetzung von internem Marke-ting steht, lohnt sich ein Blick auf die fol-genden fünf Fragestellungen:1. Kennen unsere Mitarbeitenden unsere Strategie, unser Produktportfolio, unsere

DIE LETZTE SEITE

> Business Travel

Nomophobie auf Geschäftsreisen

> Stellentrend-Barometer

Tops und Flops

> Aktuelle Bildungsangebote

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AKTUELLE BILDUNGSANGEBOTE4. Haben wir die richtigen Mitarbei-

tenden am richtigen Platz? Haben sie den Willen, die «Extra-Meile» zu gehen? 5. Dürfen unsere Mitarbeitenden – in angemessenen Bandbreiten – selbst entscheiden? Gibt es Freiräume für die schnelle und unkomplizierte Lö-sung von Kundenproblemen (intern wie extern), um eine hervorragende Leistung bieten zu können?

Diese fünf zentralen Elemente eines systematischen Marketings nach in-nen sind in Grossunternehmen wie auch KMU einfach umsetzbar. Sie sollten eigentlich eine Selbstver-ständlichkeit sein. Macht man den Praxistest bei Apple oder Google, so erkennt man schnell deren Exzellenz. Die Firmen haben hervorragende Mitarbeitende, die genau wissen, was das Unternehmen auszeichnet und warum es das macht, was es macht. Die Mitarbeitenden sind stolz, ihren Beitrag dazu leisten zu dürfen und tun dies in aller Regel engagiert.Die konsequente Verknüpfung und parallele Optimierung von Marke-ting und HR soll erreichen, dass im Endeffekt alle Beteiligten gewinnen: Die Mitarbeitenden durch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zu-friedenheit, die Kunden durch besse-re Leistungen und das Unternehmen durch die höhere Loyalität beider Anspruchsgruppen. All das verbes-sert schlussendlich auch finanziell das Unternehmensergebnis.

(*) Prof. Dr. Michael Grund leitet das Cen-ter für Marketing an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich und ist u. a. Studien-gangsleiter des Executive MBA – Marke-ting und des CAS Luxury Management so-wie Mitglied der Erweiterten Schulleitung. (www.about.me/michaelgrund)

(Fortsetzung Leitartikel)

Tops und Flops

Die Branche mit dem grössten Personalbedarf im abgelau-fenen Jahr war die Industrie mit mehr als 104 000 ausge-schriebenen Stellen (nur direkte Inserate, ohne Ausschrei-bungen über Personaldienstleister). Auf den Plätzen dahinter folgen der Handel mit 86 900 und die freiberufli-chen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister mit 64 600 offenen Stellen.

Was sagen die Inserenten?

Schweizer Stelleninserenten waren 2014 mit der Qualität der Bewerbungen mit einem Wert von 3,50 ähnlich zufrieden wie 2013 (3,53) (Skala von 1 = «sehr zufrieden» bis 6 = «unge-nügend»). Bei genaueren Analysen nach Print- und Online-Inseraten ist auffällig, dass die Qualität der Bewerbungen auf Print-Anzeigen 2014 mit 3,30 gegenüber 2013 (3,42) positi-ver bewertet wurde. Dies wirkt sich auch auf die Einstel-lungswahrscheinlichkeit bei Print-Inseraten aus, die 2014 mit einem Plus von zwei Prozentpunkten höher ausfällt als 2013.

Zahl des Monats

investierten Unternehmen Im Jahr 2014 in Stellenangebote (Listenpreis). Im Vergleich zum Jahr 2013 stiegen die Ausgaben um 36 %.

Jan2014

Feb2014

März2014

April2014

Mai2014

Juni2014

Juli2014

Aug2014

Sep2014

Okt2014

Nov2014

Dez2014

0

1.000

2.000

3.000

4.000

6.000

5.000

7.000

8.000

9.000

10.000Entwicklung der Top-5-Branchen (ohne Personaldienstleister)

Gesundheits- / Sozialwesen

freiberufl., wiss. und techn. Dienstleistungen

Finanzen und Versicherungen

Handel

Basis: Auswertung von 22 Printmedien und 12 Online-Jobbörsen

Industrie

STELLENTREND BAROMETER

AnzeigenDaten ist ein Service der index

Internet und Mediaforschung GmbH.

AnzeigenDaten wertet Stelleninserate aus 34

Schweizer Print- und Online-Medien sowie

Stellenofferten von Firmen-Websites aus.

672 Mio. CHF

BUSINESS TRAVEL

Nomophobie auf Geschäftsreisen

Nein, Nomophobie meint nicht die Angst vor dem Gesetz, wie die Nomen-klatur vermuten liesse, sondern steht für «No Mobile Phone Phobia». Ein Kunstwort, das durch

das UK Post Office geprägt wurde und die Angst bezeich-net, nicht erreichbar zu sein und so Wichtiges zu versäu-men. Anzeichen dafür, dass man unter Nomophobie leidet, sind parallel laufende Anwendungen auf dem Smartphone wie Facebook, Twitter, Skype, WhatsApp, Mail und SMS; das Einschlafen mit dem Handy in der Hand oder ein Ge-fühl der Hilflosigkeit, wenn der Akku leer ist oder schlech-te Verbindung besteht.Laut einer britischen Studie leiden 58 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen unter diesem Phänomen. Beson-ders häufig manifestiert sich Nomophobie auf Langstrecken-flügen. Zudem sind überdurchschnittlich viele Geschäftsrei-sende davon betroffen. Laut der Studie ist die Phobie ernst zu nehmen und dürfte bei vielen Airlines für den beschleu-nigten Einbau von WLAN und Mobilfunksystemen in Flug-zeugen sorgen. Dies ist möglich, seitdem die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa) 2013 die Nutzung elektro-nischer Geräte auch während des Starts und der Landung erlaubt hat – jedoch nur bei aktiviertem Flugmodus. Tat-sächlich war British Airways (BA) die erste europäische Flug-gesellschaft, die den Gebrauch von Handys während des ganzen Flugs erlaubte. Andere Carrier wie die Lufthansa zo-gen nach. Für Nomophobie-Geplagte ist dies jedoch nur eine bedingt gute Nachricht: Die europäischen Fluggesell-schaften sprechen sich nach wie vor dagegen aus, den Pas-sagieren das Telefonieren an Bord per Mobiltelefon oder Skype zu erlauben. Umfragen hätten gezeigt, dass die meis-ten Kunden sich dadurch gestört fühlen würden. Auch ver-schiedene amerikanische Airlines wollen weiterhin an derlei Verboten festhalten. Für an Nomophobie leidende Ge-schäftsreisende bedeutet dies: Augen zu und durch. Oder vielleicht unterhalten Sie sich auf dem nächsten Flug einfach einmal wieder «analog» mit Ihrem Sitznachbarn? Von Nina Aryapour, Beraterin in der auf die Reiseindustrie speziali-sierten PR-Agentur Primus Communications (www.primcom.com).

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