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Premiere 30.1.14 KLeiNeS HAUSAufführungsdauer 2 ¾ Stunden, eine Pause Aufführungsrechtefür die Übersetzung bei Verlag der Autoren, Frankfurt am Mainfür die Lieder bei den Autoren

meiN OberON! WAS WAr eS, WAS icH SAH!eS LieSS eiN eSeL micH Um Liebe fLeHeN

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eiN SOmmerNAcHTSTrAUmvon William ShakespeareDeutsch von Angela Schanelec in Zusammenarbeit mit Jürgen Gosch & Wolfgang WiensMusik von Clemens RynkowskiLieder von Tobias Gralke & Clemens Rynkowski

Egeus, Vater von Hermia / Puck ANDrÉ WAGNer

Helena fLOreNTiNe KrAffTHermia SOPHiA LöffLerDemetrius JAN ANDreeSeNLysander mATTHiAS LAmP

Titania ANTONiA mOHrOberon Tim GrObe*Elfen cLemeNS ryNKOWSKi, DAviD ryNKOWSKi, fLOriAN ryNKOWSKi

Handwerker:Peter Squenz / Prolog GUNNAr ScHmiDTKlaus Zettel / Pyramus rOberT beSTAFranz Flaut / Thisbe micHeL brANDTThomas Schnauz / Wand / Mond DANieL frieDL**Robert Schlucker / Löwe ANDreAS ricci** * als Gast ** Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Elfen / Musiker:Gesang, Klavier, Klavichord, Harmonium, elektr. Akkordeon, Vocoder, Wildsau, Rehfiep Hubertus, Nagelorgel, Holzverzerrer, Sperrholzschrein cLemeNS ryNKOWSKi Schlagzeug, Percussion, Waldhorn, Harmonium, Gong, Gartenschlauch, Stahl-Sputnik, Blechschnecke, Sperrholzschrein JAKOb DiNKeLAcKer Saxophon, Bassklarinette, Flöte, Piccolo, Block- flöte, Nagelorgel, Holzverzerrer SveN PUDiL Gesang, Zither, Stahl-Sputnik, Tonglocken, Leckmich, Zementwanne, Nagelorgel fLOriAN ryNKOWSKi Gesang, Keyboard, Synthesizer, Zither, Percussion, Stahl-Sputnik, Scharnierophon, Tonglocken DAviD ryNKOWSKi Posaune, Euphonium, Tuba, Leckmich JOcHeN WeLScH Bratsche, Klavichord, Blech- schaden, Nagelorgel AGATA ZiebA

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2 Tim Grobe, André Wagner

WAS HäSSLicH iST, WAS NiemAND Je beGeHrT, Die Liebe GibT iHm PLOTZLicH eiNeN WerT

Regieassistenz mATHiAS HANNUS Bühnenbildassistenz JOHANNeS frieD Kostümassistenz STefANie GAiSSerT Regiehospitanz LáSZLO brANKO breiDiNG, JeSSicA brUGGer Bühnenbildhospitanz KATHAriNA meier Dramaturgiehospitanz ANNiKA GrALKe Soufflage HANS-PeTer ScHeNcK Inspizienz NiKOLAUS NAUy

Technische Direktion HArALD fASSLriNNer, rALf HASLiNGer Bühneninspektor rUDOLf biLfiNGer Bühne HeNDriK brüGGemANN, eDGAr LUGmAir Leiter der Beleuchtungsabteilung STefAN WOiNKe Leiter der Tonabteilung STefAN rAebeL Ton JAN fUcHS, feLix WAGNer, LOreNZO WeSTermANN Leiter der Requisite WOLfGANG feGer Requisite cLemeNS WiDmANN Werkstättenleiter GUiDO ScHNeiTZ Malsaalvorstand DieTer mOSer Leiter der Theaterplastiker LADiSLAUS ZAbAN Schreinerei rOUveN biTScH Schlosserei mAriO WeimAr Polster- und Dekoabteilung UTe WieNberG

Kostümdirektorin DOriS HerSmANN Gewandmeister/-in Herren PeTrA ANNeTTe ScHreiber, rOberT HArTer Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GrAf, KAriN WörNer, ANNeTTe GrOPP Waffenmeister micHAeL PAOLONe, HArALD HeUSiNGer Schuhmacherei THOmAS mAHLer, bArbArA KiSTNer Modisterei DiANA ferrArA, JeANeTTe HArDy Chefmaskenbildner rAimUND OSTerTAG Maske HATAy yALciN, meiKe HecK, NiKLAS KLeiber

Wir DANKeN Eventfloristik für die Blumen zur Premiere

Regie DANieL PfLUGerMusikalische Leitung cLemeNS ryNKOWSKiBühne fLUriN bOrG mADSeNKostüm JANiNe WerTHmANNLicht cHriSTOPH PöScHKODramaturgie micHAeL GmAJTheaterpädagogik ANNe briTTiNG

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WAS HäSSLicH iST, WAS NiemAND Je beGeHrT, Die Liebe GibT iHm PLOTZLicH eiNeN WerT

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Die erste Szene spielt in Athen. Egeus, der Vater Hermias, erscheint und klagt die Liebe zwischen seiner Tochter und dem jungen Athener Lysander an. Egeus hält Demetrius für die bessere Wahl. Der ist vernarrt in Hermias Schönheit und hat bei Egeus bereits um ihre Hand angehalten. Davor hatte er sich aber bereits mit Helena, einer Freundin Hermias, verlobt. Egeus verlangt, dass Hermia bestraft werde, wenn sie seiner Forderung, Demetrius zum Manne zu nehmen, nicht nachkomme. Soll-te sich Hermia weiterhin nicht dem Willen des Vaters fügen, müsse sie den Rest ihres Lebens in einem Nonnenkloster verbringen oder sterben. Sie hat vier Tage Zeit, sich zu entscheiden. Während Egeus Demetrius zu einem vertraulichen Gespräch bittet, schmieden Lysander und Hermia heimlich einen Plan, aus Athen zu fliehen. Als Hele-na, Hermias Freundin, dazu kommt, erzäh-len ihr die beiden, dass sie sich am Abend des nächsten Tages in einem Wald in der Nähe von Athen treffen und fliehen wollen. In der Hoffnung, dass der von ihr geliebte Demetrius sich dankbar zeigen möge, be-

ZUm iNHALT

schließt Helena, ihm den Plan zu verraten.

Unter der Leitung von Peter Squenz treffen sich sechs Athener Handwerker, in un-serer Inszenierung Bühnentechniker, die das Stück Pyramus und Thisbe nach Ovid aufführen wollen. Sie möchten die „wahre Liebe“ auf der Bühne zeigen. Peter Squenz verteilt die Rollen und die sechs verabre-den sich zu einer weiteren Probe im Wald.

Egeus, der eigentlich Puck ist, tritt auf und gibt sich zu erkennen. Er begrüßt das Publi-kum zum nächtlichen Reigen im Wald und trifft auf die ersten Elfen, die Dienerschar Titanias, der Elfenkönigin. Denn in der Mit-sommernacht treffen der Elfenkönig Obe-ron und Titania aufeinander und streiten sich um einen indischen Menschenknaben, der Titania anvertraut wurde, den Oberon jedoch in seinem Gefolge wünscht. Titania weigert sich Oberon den Knaben zu über-lassen und geht mit ihrem Gefolge ab. Der will ihr dafür einen bösen Streich spielen. Er gibt seinem Diener Puck den Auftrag, eine bestimmte Blume zu finden, die einst

O GrimmGeNAcHT!

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von Cupidos Pfeil getroffen wurde. Wenn der Nektar dieser Blume die Augen eines Schlafenden benetzt, verliebt dieser sich in die nächste lebende Kreatur, die er sieht. So soll es mit Titania geschehen.

Während Puck unterwegs ist, betreten Demetrius, der Lysander und Hermia sucht, und Helena, die ihm gefolgt ist, den Wald. Oberon beobachtet den Streit der beiden und gibt Puck, berührt von Helenas Not, den Auftrag, nach einem jungen Athener zu suchen, der von einer Frau verfolgt wird, und ihm etwas von dem Saft der Blume auf die Augenlider zu träufeln.Oberon findet wenig später die schlafen-de Titania und träufelt ihr den Nektar der Blume auf die Augen. Hermia und Lysander irren indessen durch den Wald, sind vom Weg abgekommen. Mit der Hoffnung, sich im Tageslicht besser orientieren zu kön-nen, legen sie sich schlafen. Bald darauf erscheint Puck, hält Lysander fälschlich für den von Oberon gemeinten Athener und reibt den Nektar auf seine Augenlider. Helena und Demetrius tauchen wieder auf. Im Streit mit Demetrius stolpert Helena über den schlafenden Lysander. Er wacht auf, verliebt sich schlagartig in sie und folgt ihr sogleich durch den Wald. Kurz darauf erwacht Hermia und stellt fest, dass Lysan-der sie alleine im Wald zurückgelassen hat. Verängstigt begibt sie sich auf die Suche nach ihm.

Mittlerweile haben sich die Handwerker zur Probe eingefunden. Puck bemerkt sie und entschließt sich, belustigt durch ihre schlechte Darbietung, ihnen einen Streich zu spielen – er verwandelt den Kopf von Klaus Zettel in den eines Esels. Als der sich bei seinem Szenenauftritt den Hand-werkern zeigt, fliehen sie aus Angst vor ihm. Aus Angst vor der Dunkelheit stimmt

Zettel ein Liedchen an. Nicht weit entfernt schläft Titania, die nun von seinem Gesang geweckt wird. Noch immer verzaubert von dem Nektar der Blume, verliebt sie sich in das Ungeheuer.

Oberon, der sich darüber köstlich amüsiert, entdeckt kurz darauf Pucks Fehler. Er be-fiehlt Puck, Helena zu holen und wendet selbst das Mittel bei Demetrius an. Als Helena erscheint, wacht Demetrius auf und verliebt sich in sie. Nun lieben beide junge Männer Helena. Hermia kommt und fühlt sich von den Dreien aufs Übelste verspottet, genauso Helena – ein wilder Streit entbrennt zwischen den Vieren. Obe-ron erkennt das Chaos und befiehlt Puck, es rückgängig zu machen. Dieser sorgt dafür, dass die jungen Liebenden getrennt voneinander einschlafen und entzaubert Lysander.

Nachdem Titania, noch immer im Bann des Liebeszaubers, sich bereit erklärt hat, den indischen Jungen an Oberon herauszuge-ben, befreit dieser sie aus Mitleid von der Wirkung des Nektars. Puck spricht einen Zauber, so dass Zettel sein ursprüngliches Aussehen zurückerhält. Oberon und Titania verlassen lachend über ihre Scherze wie-der versöhnt den Wald und Puck tarnt sich wieder als Egeus. So weckt er bei Anbruch des Tages die schlafenden Liebenden. Diesmal wirkt der Zauber wie geplant. Lysander liebt Hermia so wie sie ihn, und auch Demetrius und Helena sind wieder ein glückliches Paar. Egeus lädt alle zum gro-ßen Hochzeitfest in den Athener Tempel.

Zum großen Ereignis bringen die Handwer-ker nun das Stück Pyramus und Thisbe zur Aufführung. Puck bleibt das Schlusswort überlassen, mit dem er sich beim Publikum mit einem Augenzwinkern verabschiedet.

Folgeseiten Musiker, Jan Andreesen, Sophia Löffler, Matthias Lamp, André Wagner, Florentine Krafft

NAcHT!

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Kein Drama von William Shakespeare gibt sich auf den ersten Blick so sehr als ein Fest-spiel zu erkennen wie ein Sommernachts-traum – unbestritten eines der großartigsten Festspiele, die die Weltliteratur kennt.

Die Hochzeit des Theseus und der Hippolyta bilden die Rahmenhandlung des Stückes. Beide stehen für die längst im Dämmerlicht der Vergangenheit verschwundene Antike. In Daniel Pflugers Inszenierung des Som-mernachtstraums fehlt diese Geschichte je-doch, um Hermias Vater Egeus, der zugleich Puck ist, eine zentralere Rolle zu geben.Zeitloser lassen sich die beiden Liebes-paare interpretieren. Formal sind auch sie Bürger des antiken Athen, doch ihrem inneren Wesen nach sind sie keinem klar umrissenen Ort und keiner bestimmten Zeit zuzurechnen – ihre wahre Heimat ist die Welt der Liebe in ihren verschiedensten seelischen Schattierungen. Sie werden in ihrer räumlichen und zeitlichen Freizügigkeit nur noch von den Elfen übertrumpft, die ihr Dasein überall und jederzeit als Geister der Natur, aber auch als heimliche Genossen der tiefer verborgenen menschlichen See-

lenregungen zauberhaft verhüllen. Die Handwerksgesellen geben, handfest und ganz der Gegenwart Shakespeares angehörig, der leichtfüßigen Handlung den nötigen tragenden Untergrund.

Trotz vielfacher Datierungsversuche kann bis heute niemand mit Sicherheit sagen, welches Fest dem jungen Dramatiker den Anlass zu seiner Schöpfung bot.

Die zentrale Stellung der Fürstenhochzeit von Theseus und Hippolyta und der Hochzeits-segen der Elfen am Schluss, sowie formale Anklänge an die Dramaturgie höfischer Maskenspiele – beispielsweise der hohe Stellenwert von Musik und Tanz oder die wichtige Rolle übernatürlicher Symbolge-stalten – legen die Vermutung nahe, dass ein Sommernachtstraum erstmals zur Feier einer vornehmen Aristokraten-Hochzeit auf-geführt wurde. Nach Meinung des Shakes-peare-Forschers Dover Wilson wurde das Stück für drei Vermählungsfeiern in drei un-terschiedlichen Fassungen geschrieben und jeweils 1592, 1595 und 1598 aufgeführt. Die erste gedruckte Fassung stammt von 1600.

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Andere Literaturwissenschaftler sind der Ansicht, dass es nur eine Stückfassung ge-geben habe; hierbei wird allerdings um den Zeitpunkt der Aufführung gestritten.

Die Hochzeit des Grafen von Essex im Jahr 1590, die man zunächst als Zeitpunkt der Aufführung vermutete, ist für den Stil des Lustspiels zu früh, die des Grafen von Southampton, 1598, zu spät. Am ehesten passt noch die Hochzeit des Grafen von Derby, die am 24. Januar 1595 stattfand, oder die von Sir Thomas Heneage am 2. Mai 1594. Zu beiden kann Shakespeare Bezie-hungen gehabt haben.

Verschiedene Andeutungen im Stück spielen auf eine Aufführung 1595 an: In der ersten Szene des zweiten Aufzugs, erwähnt der Elfenkönig eine holde Vestalin, thronend fern im Westen, auf die Cupido vergebens seinen Liebespfeil abschnellt. Das verweist auf Königin Elisabeth, die es liebte, dass man ihre Jungfräulichkeit in poetischen Bil-dern pries. Demnach könnte die Königin bei der vermeintlichen Uraufführung des Som-mernachtstraums anwesend gewesen sein. Das würde gut zur Hochzeit des Grafen von Derby passen, die im königlichen Schloss zu Greenwich gefeiert wurde. Hier hatte Shakespeare während der Weihnachtsfei-ertage 1594/95 mit seiner Truppe mehrere Stücke vor Elisabeth aufgeführt.

Etwa zu dieser Zeit studierte Shakespeare die Erzählungen Chaucers und für den Sommernachtstraum ging ihm wohl dessen Geschichte von Palamon und Arcitas nicht aus dem Sinn. Chaucer schildert darin die Hochzeit des Herzogs von Athen, Theseus, mit der Amazonenfürstin Hippolyta.

Außerdem erzählt er von zwei Vettern, die sich beide in Hippolytas Schwester ver-

lieben, wodurch sich ihre Freundschaft in einen tödlichen Streit verwandelt und auf Theseus‘ Geheiß hin duch einen Zweikampf entschieden werden soll.

Shakespeare ließ sich für seine Schilderung der Elfenwelt von den zu seiner Zeit noch weit verbreiteten Glauben an fantastische Wesen inspirieren. Vor allem in den wun-dersamen, oft auch bedrückenden Träumen empfand man sie dem Menschen nah. Man glaubte, sie erschienen dann als nächtliche kleine Wesen, dem Menschen mal freund-lich, mal boshaft gesinnt, wie die Irrwische, die den Wanderer zu seinem Verderben in die Sümpfe locken.

Heutzutage sind sie unserem Bewusstsein entschwunden, doch Shakespeare hat ih-nen ein unauslöschliches Denkmal gesetzt.

Die Geschichte von Pyramus und Thisbe ist vermutlich wieder an Chaucer angelehnt, da sie in seiner Legende von guten frauen eine Rolle spielen. Aber Shakespeare kannte sie wohl auch aus Ovids metamorphosen.

ein Sommernachtstraum ist eines der meistgespielten Stücke weltweit und wur-de oft vertont, Henry Prucell setzte eine Bearbeitung Bettertons musikalisch um. In Deutschland wird das Stück aber haupt-sächlich mit der Musik von Felix Mendels-sohn gespielt.

Exklusiv für Daniel Pflugers Inszenierung hat der junge Slam-Poet Tobias Gralke 15 neue Liedtexte geschrieben, die der Kom-ponist Clemens Rynkowski vertont hat.Somit erwartet das Publikum ein klangvol-les Fest, bei dem es sowohl von Shakes-peares Sprache als auch von fantastischen Bilder und Melodien verzaubert werden wird.

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DAS

Die Biographie Shakespeares (1564-1616) gilt als die am besten dokumentierte Bür-gerbiographie der Tudor- und Stuartzeit. Dennoch bieten die erhaltenen Akten nicht die Informationen, die man vor allem seit der Romantik von einem Künstler dieses Ranges erwarten würde. Wäscherechnun-gen, private Briefe oder Tagebuchnotizen sind – wenn es sie denn jemals gegeben hat – nicht erhalten. Ein bürgerlicher Lebens-lauf eines William Shakespeares ist jedoch sehr gut dokumentiert.

Am 26. April 1564 wurde Shakespeare – nach der Eintragung im Kirchbuch – in der Pfarrkirche zu Stratford getauft. Das genaue Geburtsdatum ist unbekannt. Wil-liam, der älteste Sohn, hatte noch sieben Geschwister, von denen vier die Kindheit überlebten. In Stratford besuchte er die von gut bezahlten Lehrern geleitete „grammar school“. Aktenkundig wurde er erst wieder am 27. November 1582: Willams Heirat mit der acht Jahre älteren Anne Hathaway wurde beurkundet. Spätere Taufeinträge bezeugen, dass Anne zu diesem Zeitpunkt

schon schwanger sein musste. Zwei Töchter überlebten, der Junge starb mit 11 Jahren. Zwischen 1585 und 1592 haben wir keinerlei Informationen über William, sicher hingegen ist, dass Shakespeare 1592 in London ist und sich offensichtlich bereits als Schauspieler und Dramatiker einer ge-wissen Bekanntheit erfreute. Wann er nach London gekommen ist, wie er seine Karriere begann, das wissen wir nicht. 1593 und 1594 veröffentlichte er seine beiden Verse-pen, venus and Adonis und The rape of Lu-crece, die einzigen Werke, die er zweifels-frei selbst in Druck gab. Bereits Ende 1594 gehörte er – wie ein Rechnungsbeleg zeigt – zu den führenden Mitgliedern der Schau-spieltruppe Lord chamberlain’s men und hatte dadurch ein gutes Einkommen durch deren wirtschaftlichen Erfolg. 1599, nach dem Bau des Globe-Theatre, wurde er Teil-haber mit einem Anteil von einem Zehntel. Damit einher ging der soziale Aufstieg: Im Oktober 1596 verlieh das „College of Arms“, Williams Vater, John Shakespeare, seinen Kindern und Kindeskindern das Recht, ein Wappen zu führen. Fortan führte Shake-

ZUm AUTOr

SHAKeSPeAreräTSeL

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speare die Standesbezeichnung „gentle-man“. In seiner Heimatstadt Stratford legte er Geld in Immobilien, Wald-, Weide- und sonstigen Nutzungsrechten an, während er in London nur eben so viel investierte, um sich den an Haus- und Grundbesitz gekop-pelten Status eines Vollbürgers zu erhalten. Die in manchen älteren Shakespeare-Biographien kolportierte Vorstellung, er hätte sich in späteren Jahren vom Londoner Theaterleben zurückgezogen, ist Teil der Le-gendenbildung. Es gibt aus diesem Zeitraum genauso viele Zeugnisse, die Aufenthalt und Tätigkeit in London beurkunden.

Vom 25. März 1616 datiert Shakespeares Testament; es besteht aus drei eng be-schriebenen Seiten. Es ist das umfangreichs-te persönliche Dokument, ein Testament eines wohlhabenden Bürgers, der sich be-mühte, den Familienbesitz weitgehend ge-schlossen seiner ältesten Tochter zu über-lassen. Einen Monat nach Unterzeichnung seines letzten Willens, am 23. April 1616, starb William und wurde im Chorraum der Holy Trinity Church in Stratford begraben.Erst sieben Jahre nach seinem Tod, er-schien in London die berühmte – von seinen Freunden und Schauspielerkollegen John Heminges und Henry Condell herausgege-bene – first folio. In ihrer Vorrede geizten die Herausgeber nicht mit Kritik an zuvor erschienen Drucken und beanspruchten für ihre Ausgabe, die Texte nach des Autors handschriftlichen „true original copies“ zu bieten. Achtzehn der Stücke waren zuvor schon als preiswerte Einzeldrucke erschie-nen. Diese wurden um weitere achtzehn Dramen ergänzt. Die sorgfältig editierten und gedruckten Werke konstituieren das in der Forschung allgemein akzeptierte Werk Shakespeares. Darüber hinaus scheint seine Beteiligung an der Gemeinschaftspro-duktion The book of Sir Thomas more gesi-

chert. Die originalen Manuskripte scheinen ausnahmslos verloren zu sein.

Diese spärlich dokumentierte Biographie führte wiederholt zu Spekulationen: Konnte ein solches Werk von jenem nur in seiner bürgerlichen Existenz gut bezeugten Wil-liam Shakespeare stammen? Unzählige Kandidaten wurden von der Wissenschaft bisher als alternative Verfasser vorge-schlagen. Gegenwärtig hat wohl Edward de Vere, 17th Earl of Oxford, die größte Anhängerschar. Die Oxfordianer stilisieren Shakespeare zu einem ungebildeten, kaum des Schreibens kundigen Bauernburschen. Als Grund für den Adligen sich ein Alter Ego schaffen zu müssen, wird die mangelnde Reputation des Theaters im 16. Jahrhun-dert genannt – Adlige durften sich nicht mit dieser niederen Kunst beschäftigen. Es stimmt, dass es kein Dokument gibt, das Shakespeare als den tatsächlichen Verfas-ser bestätigt. Vergessen wird dabei, dass ein solches Dokument nicht existieren kann. Über seine Dramen konnte William keine Verfügung treffen, da sie nicht ihm, sondern der Schauspieltruppe gehörten. Überhaupt gab es den Verfasserschaftsbegriff, wie wir in heute kennen, im damaligen England nicht. Viel interessanter ist die Frage wer alles an Shakespeares Werken wie mitgear-beitet hat.

Die Dramen Shakespeares waren Spieltex-te für das Theater und dies bedeutet, dass sie den jeweiligen Verhältnissen angepasst, modifiziert und beständig überarbeitet wurde, teils mit, teils ohne Beteiligung des Dramatikers. Die uns bekannte gedruckte Fassung ist wahrscheinlich wesentlich umfangreicher als die damaligen Spielfas-sungen. Ob sie tatsächlich der Intention des Autors entspricht, wissen wir nicht.

Folgeseiten David Rynkowksi, Clemens Rynkowski, Florian Rynkowski, Sven Pudil, Agata Zieba, Jochen Welsch

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Auf der ganzen Welt ist ein Sommer-nachtstraum beim Theaterpublikum ein beliebtes Stück, von Literaturwissenschaft-lern wird es jedoch kritisch beäugt. Zwar gefällt die Poesie, die Liebesrhetorik, die sie für artifiziell erklären, missfällt ihnen. Geor-ge Orwell bemerkte, dass das äußerst büh-nengerechte Stück eines der am wenigsten bewunderten unter Shakespeares Theater-stücken sei, und er selbst fand daran offen-bar auch nichts zu bewundern. Die Tradition der Geringschätzung reicht weit in die Vergangenheit zurück. Die drei Handlungs-stränge erscheinen auf den ersten Blick belanglos. Die geistlosen Liebenden sind für das was sie tun, nicht einmal verantwort-lich; Puck, der Kobold, Oberons Diener gießt seinen Liebessaft ständig „in die falschen Augen“. Wer interessiert sich denn wirklich für Eifersucht und Treulosigkeit, wenn sie mit „wahrer Liebe“ nichts zu tun haben? Wer interessiert sich wirklich für die Pos-sen einiger ortsansässiger Handwerker, die ein Drama auf eine so groteske Art einüben,

ZUr iNSZeNierUNG

dass es nur eine miserable Karikatur seiner selbst ist? Das einzige Bindeglied zwischen den beiden Geschichten ist das dürftige Märchen, aber die Verbindung scheint rein formal zu sein, ohne einen bedeutsamen Gehalt.

Auf den zweiten Blick betrachtet, greift Shakespeares unterhaltsame Komödie je-doch tiefer, es hat Inkohärenz zum Thema, obwohl es als Kunstwerk und in seiner Aussage kohärent ist. Das ewige Thema der griechischen Tragödie, über die sich Shakespeare lustig macht, ist das Chaos, und doch ist die Tragödie selbst keineswegs chaotisch. Auf den ersten Blick scheint Shakespeare die Launen seiner Liebenden aufs Geratewohl, ohne bestimmte Absicht erfunden zu haben, aber ihre Gabe, anein-ander vorbei zu begehren, ist so unfehlbar, dass sie kaum zufällig sein kann. Sie wählen immer genau den Weg aus, der das größte Potential an Frustration und Konflikt be-reithält. Es geht bei den Liebenden um eine

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Tim Grobe, Antonia Mohr

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lange Eskalation ihrer Rivalitäten, die auf dem Höhepunkt so erbittert geführt wird, dass sie sich in ein Chaos der Gewalt ver-wandelt. Es geht um eine Systematik des Begehrens, nicht um die „wahre Liebe“, was auch immer das sein mag. Es geht um Besitzansprüche und die Lust am Erobern dessen, was am schwersten zu erreichen ist. Die während der Nacht zunehmende Hysterie produziert monströse Halluzi-nationen, die schließlich sowohl bei den Handwerkern, die ihr mimetisches, also die Wirklichkeit nachahmendes Stück einüben, als auch bei den Liebenden, die ihren mime-tischen Kummer aneinander erproben, die Erscheinung der Elfen auslösen.

Daniel Pflugers Inszenierung ist darauf bedacht, Shakespeares Stück aus der beschriebenen Perspektive zu lesen. Das beginnt schon mit der grundlegenden Entscheidung den Sommernachtstraum mit Liedern anzureichern. Im Stück finden sich bereits Liedtexte von Shakespeare, geschrieben für die Elfen und Zettel. Das Lied an sich ist eine Form, die im Theater immer an den Punkten eingesetzt wird, an denen eine Figur vom Gefühl übermannt wird und das gesprochene Wort nicht mehr ausreicht, um dieser Emotion Ausdruck zu verleihen. In dieser Art und Weise werden auch die neu verfassten Lieder im Sommer-nachtstraum eingesetzt. Schon mit dem ersten Auftritt besingen Hermia und Lysan-der ihr gegenseitiges Begehren. Die vom 22-jährigen Poetry Slammer Tobias Gralke geschriebenen Texte orientieren sich an Shakespeares Versmaß. Die eingängigen Kompositionen sind angelehnt an heutige Popmusik. An eben jene Musik, mit der heu-te junge Liebende ihre ersten Erfahrungen mit Begehren und „wahrer Liebe“ machen. Die Liebenden besingen den Rausch der Jugend, sie fassen ihre Lust am andern in

eine künstliche Form, sie ahmen, wie es junge Liebende, Teenager, so oft tun, die Formen des Begehrens nach, die sie bei anderen gesehen haben. Shakespeares Stück beschäftigt sich, wie auch heutige Liedtexte, nicht mit der naturalistischen Darstellung von Begehren oder Liebe, es befasst sich mit deren Nachahmung. Wenn die ungeliebte Helena auftritt, spricht sie nicht davon, dass ihre Liebe von Demetrius nicht erwidert wird, sondern davon, dass sie Hermia gleichen will. Es geht ihr nicht zuallererst darum, von Demetrius geliebt zu werden, sondern von allen anderen so begehrt zu werden, wie es bei ihrer Rivalin Hermia der Fall ist.

Der Beginn unserer Inszenierung spielt sich auf einer Arenabühne ab, einer Nachah-mung der elisabethanischen Bühne – auf der es um die Darstellung von etwas geht. Der Narzissmus der Jugendlichkeit, die Zurschaustellung des eigenen Werts ist das Thema der Liebenden. So ist es auch nur logisch, dass Shakespeare nach der Einfüh-rung der Liebenden die Handwerker auf die Bühne treten lässt, um sich mit der Darstel-lung von Liebe zu beschäftigen, in Form des Stücks im Stück, Pyramus und Thisbe. Der Regisseur Pfluger entschied sich dafür, die Handwerker als Bühnentechniker auftreten zu lassen. Sie bauen die Arenabühne ab und ermöglichen uns so erst, in die Traum-welt des Elfenwaldes entführt zu werden. Ein Ort, an dem Traum und Realität, Lüge und Wahrheit, der jugendliche Sommer und die alptraumhafte Nacht verschwimmen. Die Techniker sind es aber auch, denen es zum Ende des Stücks als ersten gelingt am Abend mit Pyramus und Thisbe, uns etwas von „wahrer Liebe“ zu erzählen.

Der Bühnenbildner Flurin Borg Madsen orientiert sich für den Wald am Papierthea-

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ter des 19. Jahrhunderts, am romantischen Theater, an Bühnenbildern, die die Illusi-onsbühne begründeten. Diese Bühne ist der Ort für den Einzug der Liebenden in die magische Elfenwelt. Einer Welt, in die wir durch Egeus, den Vater Hermias, eingeführt werden, der sich als der mal freundliche, mal dämonisch böse Puck zu erkennen gibt. Ist es also Puck, der den Egeus nur dargestellt hat, oder ist es Egeus, der den Puck darstellt? War es Puck, der in der Ver-kleidung des Egeus die Not der Liebenden überhaupt erst herbeiführte, und sie nun im Wald zur Fortsetzung seines Verwirrspiels empfängt?

Der Wald ist das Reich des Elfenkönigs-paars Oberon und Titiania, die gefangen in einem ewig währenden Streit sind. Ihr Streit, der sogar die Natur und das Wetter beeinflusst, ist ein gewitztes Machtspiel von gegenseitigem Begehren, Besitzan-sprüchen und Verletzungen, die beide untereinander austauschen. Für dieses höfische Aufeinandertreffen hat Clemens Rynkowski Lieder komponiert, die sich an barocker Form orientieren. Der Streit des Elfenkönigspaars erhält somit trotz seiner Energie einen zeremoniellen Käfig, eine stringente höfische Form, die ihm etwas ewig Währendes verleiht.

Zudem hat Rynkowski zusammen mit seinen Brüdern für den Elfenwald eine Vielzahl an selbstgebauten Instrumenten geschaffen. Neben einer Nagelorgel, findet sich auch ein Scharnierxylophon, eine Basstonne

und eine Sputnik-ähnliche Metallkugel. Alle diese Instrumente wurden aus gefundenen Materialien oder Schrott zusammengebaut. Die Instrumente erzeugen nicht die uns gewohnten chromatischen Klänge, wie wir es z. B. vom Klavier her kennen. Unsere westliche Musik besteht aus gleichmä-ßig verstimmten Tönen, den Intervallen, die in der Natur so nicht vorkommen. Der Komponist Clemens Rynkowski wollte den selbstgebauten Instrumenten diese Stim-mung nicht aufzwingen, sondern nach de-ren eigenem Klang suchen. Und genau das ermöglicht es, einen klingenden Wald zu schaffen, der tatsächlich so wirkt als wäre er uns fremd und seltsam vertraut zugleich: Ein Elfenwald, geradezu geschaffen für das Verwirrspiel Pucks mit den Liebenden.

Wenn Puck am Ende die vier Jugendlichen so verzaubert und entzaubert, dass sie zum Schluss doch den jeweils vermeintlich Richtigen lieben, ist die Papierbühne des traumhaften Waldes bereits verschwunden. Die leere Bühne mit einem Sternenhimmel bietet den passenden Rahmen für das Auf-wachen aus dem wahnhaften Traum und der Erkenntnis der Liebenden, dass Begehren eben doch nicht gleich gestellt werden kann mit Liebe. Auf der leeren, kargen Bühne hält die Realität Einzug und bietet dann auch das Spielfeld für die Aufführung der Bühnen-techniker von Pyramus und Thisbe. In einem improvisierten Bühnenbild, frei von jeglicher Illusion, erzählen sie so simpel und einfach von wahrer Liebe und landen nicht ganz unfreiwillig im zeitgenössischen Theater.

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Die Eröffnungsszene im Sommernachts-traum lässt den Handlungsverlauf einer gewöhnlichen Komödie erwarten. Ein Junge und ein Mädchen lieben einander. Ein missgünstiger alter Vater versucht, die beiden zu trennen. Die beiden jugendlichen Opfer flüchten schließlich in den Wald. Das erste Paar – Hermia und Lysander – scheint in seinem Glück von außen bedroht, wäh-rend das zweite Paar – Helena und Demetri-us – von Beginn an darauf besteht, von sich aus unglücklich zu sein und sich immer in die falsche Person zu verlieben. Bald lässt sich erkennen, dass Shakespeare diese syste-matisch selbstzerstörerische Leidenschaft mehr interessiert als das Anfangsthema der „wahren Liebe“, die per Definition unbe-siegbar ist und immer schurkischer Feinde bedarf, wenn sich eine auch nur annähernd dramatische Handlung entwickeln soll. Sehr schnell stellt sich heraus, dass die selbst-zerstörerische Leidenschaft die Beziehun-gen beider Paare dominiert und sie durch ein vierfaches Verwirrspiel treibt, in dem es – sooft die Partner auch gewechselt werden – nie zu gegenseitiger Verliebtheit kommt. Das einzig konstante Element innerhalb

reNÉ GirArD über Die LiebeNDeN

dieser Konfiguration ist die Tatsache, dass sich das Begehren mehrerer Figuren auf ein Objekt richtet, so als ob den Vieren ihre fortgesetzten Rivalitäten wichtiger wären als ihre wechselnden Absichten. Obwohl das Thema „Einmischung von außen“ nicht gänzlich fallengelassen wird, gerät es mit der Zeit immer weiter in den Hintergrund. In der Abwesenheit der Vaterfigur wird diese Rolle Puck anvertraut, der unablässig seinen magischen Liebessaft in die „falschen“ Au-gen träufelt.

Wer kann zwischen einer wahren Liebe, die irrt, und einer falschen Liebe, die zur wahren verkehrt wird, unterscheiden? Es muss wohl eine ernsthaftere Erklärung für die Misere der vier Protagonisten geben als die zuneh-mende Hysterie in dieser Sommernacht. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich im Verhalten der Vier etwas recht Systematisches, das in mehr als nur ein paar ironischen Anspie-lungen deutlich wird. Helena sieht in Hermia den magnetischen Pol, der sie selber gerne wäre, da er alles Begehren in ihrer gemein-samen, kleinen Welt auf sich zieht. Mit den anderen drei Figuren verhält es sich nicht

Tim Grobe, Jan Andreesen, Florentine Krafft

THeATer DeSNeiDeS

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anders. Sie alle verehren dasselbe erotische Absolute, dasselbe Ideal der Verführung, das abwechselnd jede Frau bzw. jeder Mann in den Augen der anderen verkörpert. Dieses Absolute hat nichts mit konkreten Qualitäten zu tun, vielmehr ist es rein meta-physischer Natur. Obwohl vom Fleischlichen besessen, ist das Begehren gleichsam davon abgetrennt; es ist nicht instinktiv und spontan, es scheint nie genau und sofort zu wissen, auf welches Objekt es eigentlich gerichtet ist. Um das Objekt ausfindig zu machen, kann es sich nicht auf die Freuden des Auges und der anderen Sinne verlassen. In seiner immerwährenden „noche oscura“ muss das metaphysische Begehren daher auf ein anderes, anscheinend strahlenderes Begehren vertrauen, nach dessen Muster es sich formt. Folglich wird das Begehren im Sommernachtstraum fortwährend so vom Begehren angezogen, wie im Kapitalismus das Geld vom Geld angezogen wird.

Natürlich kann man sagen, dass die vier Figuren in die Liebe verliebt sind. Das wäre zwar nicht falsch, doch da es „die Liebe“ und „das Begehren“ in einem allgemeinen Sinn nicht gibt, würde diese Formulierung den entscheidenden Punkt verschleiern, nämlich dass es zwangsläufig Eifersucht und Konflikte mit sich bringt, wenn ein ein-ziges Objekt von mehreren begehrt wird. Borgen wir einander laufend unsere Sehn-süchte und erlauben wir unseren jeweiligen Begierden, sich auf dasselbe Objekt zu beziehen, werden wir als Individuen immer in Konflikte geraten. Der erfolgreiche Rivale verkörpert unweigerlich das erotische Ab-solute. Helena wird zwangsläufig zwischen Hass und Bewunderung für Hermia hin- und hergerissen.

Je mehr sich die Sommernacht ihrem Hö-hepunkt nähert, desto mehr verlieren die

vier Protagonisten jede Individualität, die sie zuvor scheinbar besaßen. Je mehr die Figuren dazu übergehen, sich schwarz-weiß zu zeichnen, desto mehr gleichen sie sich einander in Wirklichkeit an. Jede kleinste Bewegung, jede einzelne Reaktion wird sofort selbstzerstörerisch. Je mehr diese Figuren die Wechselwirkungen zwischen ihnen verneinen, desto mehr bringen sie sie hervor und jedes Leugnen wird sofort ver-golten. In dem Moment, da die Unterschiede zwischen ihnen am eindrucksvollsten sein sollten, beginnen sie nicht nur einem Prot-agonisten, sondern allen Vieren gleichzeitig, abhanden zu kommen. Die Figuren lösen sich auf, die Persönlichkeiten zerfallen. Him-melschreiende Widersprüche vervielfachen sich, kein festes Urteil hat mehr Bestand. Jeder Protagonist wird in den Augen der anderen drei zu einem maskierten Ungeheu-er, das sein wahres Wesen hinter wechseln-den, irreführenden Erscheinungen verbirgt.

Wir sind nicht nur dazu eingeladen, die dramatische, aber nicht weiter bedeutsa-me Geburt bizarrer mythischer Geschöpfe mitzuerleben, sondern werden vielmehr mit einer sehr faszinierenden und bedeutsamen Erklärung der Entstehungsgeschichte von Mythen konfrontiert. Die Hochzeit der Tita-nia mit dem eselsköpfigen Zettel unter Ein-fluss des Liebessaftes, der auch die Lieben-den verrückt macht, kann nur stattfinden, weil der Unterschied zwischen dem Na-türlichen und dem Übernatürlichen aufge-hoben ist. Die stolze Titania stellt zu ihrem Entsetzen fest, dass die Grenze zwischen ihr und den gewöhnlichen Sterblichen ver-schwunden ist. Die Vereinigung von Mann, Gott und Scheusal findet am Höhepunkt der Krise statt und ist das Ergebnis einer Ent-wicklung, die zu Beginn des Stückes ihren Anfang nahm. Es ist die äußerste Metamor-phose, die höchste Umwandlung.

Sophia Löffler

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LieD 1 – DUeTT HermiA UND LySANDerText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

LysanderIch will mit deinen Augen sehenund durch deine Finger spürenwas du denkst, will ich verstehenwas du hältst, will ich berühren

HermiaIch will Ungeheures wagengierig sein und nichts bereuendich auf meinen Schultern tragenkeine Hindernisse scheuen

chorusSo langbis der Ozean sich auftut und die Ferne näher bringtbis ein Käfer unvermutet über weite Täler springtbis die Berge sich erheben und die Wüste wieder lebtbis ein kleiner Stein im Himmel riesenhafte Wellen schlägt

HermiaIch will weiter mit dir wachsenjedes Geheimnis mit dir teilen

Lysanderwill in deinen Augen nackt seinund mich ganz bewusst beeil’n

Hermiameinen Horizont vergolden

Lysanderob in Klarheit oder Wahn

Hermiajedem deiner Schritte folgen

Lysanderohne einen zweiten Plan

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chorusSo langbis der Ozean sich auftut und die Ferne näher bringtbis ein Käfer unvermutet über weite Täler springtbis die Berge sich erheben und die Wüste wieder lebtbis ein kleiner Stein im Himmel riesenhafte Wellen schlägtbis die Wolken sich auflösen und die Sterne sich verbindenbis die Stürme sich ergeben und die Jahreszeiten schwindenbis die Sonne ferner Länder friedlich um die Erde kreistuns der letzte aller Tage warm und hell willkommen heißt

Lysanderwill dir diese Verse singensie der Welt entgegen schreien

Hermia Ich will endlos viele Dinge

beideaber nichts davon allein

LieD 2 – DemeTriUSText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Schließ die Augen und ich schwindel alles dreht sich innerlichganz egal, wie ich mich windealles dreht sich nur um dich

Da ist nicht mehr viel zu machenbin dir hoffnungslos verfallenkann mich nur bei hundert Sachenan den Rand des Wahnsinns krallen

Alles dreht sich nur um dichalles dreht sich nur um dichalles dreht sich

Wie nach hemmungslosem Zechennoch nach Mitternacht hellwachhab mich manches Mal vergessen

Folgeseiten Michel Brandt, Gunnar Schmidt, Robert Besta, Daniel Friedl, Andreas Ricci

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und dabei an dich gedacht

Ich hab nie eine getroffendie mich taumeln lässt wie duich halt die Augen weiter offenund seh‘ mir beim Fallen zu

Alles dreht sich nur um dichalles dreht sich nur um dichalles dreht sich

LieD 3 – HeLeNAText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Was ich beginnen möchte, endetwas ich berühren will, das fliehtjedes Wort, das ich dir schenkeist ein schales Klagelied

Ich stürze beim Versuch zu fliegenmit meinen Hahnenfedern hinbleib im Unsichtbaren liegenwo ich nicht zu finden bin

Ich hab zu warten begonnenund du rennst immer noch davon

Wer hat den längeren Atemdie günstigsten Kartenich habe nur Geduld GeduldGeduld

Doch ich erstrahl nach deinem Bildich bin Wachs in deiner Handich bin alles was du willstsiehst du mich nur einmal an

Ich hab zu warten begonnenund du rennst immer noch davon

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LieD 4 – HermiA, LySANDer, HeLeNAText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

chorusDieses Lied soll dich begleitentriff mich wo die Nacht beginntwenn dich der Mut verlässt nimm meinenleg dich in den klaren Wind

Lysander & HermiaIch bin die Straße die dich trägtdie kein Zweifelnder berührtauf der du verloren gehstwenn du vergisst wohin sie führt

Ich bin ein aufgescheuchtes Irrlichtdas dir deinen Heimweg weistdas dir Sicherheit versprichtvor deinen müden Augen kreist

chorusDieses Lied soll dich begleitentriff mich wo die Nacht beginntwenn dich der Mut verlässt nimm meinenleg dich in den klaren Wind

HelenaIch bin ein Fels der Blüten treibttreu in deine Richtung wächstdu die Hand, die sie ergreiftund dem Winter überlässt

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LieD 5 – TiTANiAText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Nur dein Stolz trägt Schuld darandass uns kein Trost erreichen kanndass uns nichts mehr einen kannmein Herzsoll für immer traurig seindu bist die tiefste meiner Wundenund die schönste obendrein

LieD 6 – OberONText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Ist Liebe doch süß, woher rührt mein Leid?warum schenkt mir Bitternis Glückseligkeit?

Was wir einmal waren, verkümmert in Grameinst arglose Liebe weicht Ohnmacht und Scham

Ist Liebe doch süß, woher rührt mein Leid?warum schenkt mir Bitternis Glückseligkeit?

Glückliche Liebende möget ihr seinfür immer will ich euch befreienvon Eifersucht und Seelenpeinvon allem Zweifel, allem Streitdie geteiltes Leben hält bereitseid einander lieb und gut aufrichtig und frohen Mutsund wenn die Irrungen der Nacht vergehensollt ihr euch treu zur Seite stehen

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LieD 7 – HeLeNAText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Ein neuer Morgenein fragender Blickzwei Schritt nach vorneund einer zurück

Auf leisen Sohlenschleich ich mich davonnur Zeit dir gestohlendie nicht wiederkommt

Mit Abstand besehnwird’s gut irgendwannich werde verstehnman tut was man kann

Ich hab hier nichts mehr verlor‘nwo es nichts zu gewinnen gabaus Trümmern wird nichts mehr gebor‘nals ein neuer leerer Tag

So wie Träume stets vergebensgegens Dämmern rebellier‘nist der Inhalt meines Lebenszu verlier‘n, verlier‘n, verlier‘nimmer wieder neu zu sterbenund die Toten zu verscharr‘nSchutt und Asche und die Scherbenvon Gebäuden die nie war‘n

Ich hab hier nichts mehr verlor‘nwo es nichts zu gewinnen gabaus Trümmern wird nichts mehr gebor‘nals ein neuer leerer Tag

Ein Herz voller Angstden Kopf wundgeschürftin Zweifeln verschanztund dich nie berührt

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LieD 8 – OberONText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Sieh, auf königlichen Schwingenkommt die Nacht uns beizustehenlässt den Tageslärm verklingendir die Sinne zu verdrehen

Dieses kleine Wiegenliedsoll die Augen dir verbindeneh Titania sich versiehtsoll sie sich in Wollust winden

Der ganze Wald ist in Begierde getauchtund du bist es auch

Lass von Träumen dir lüstern Liebesglück flüstern

LieD 9 – LySANDer Text: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Du fällst durch den Raumund weißt nicht was passiert geifernde Münder und schwitzende Körperfangen dich aufschlucken und speien zitterndes Dingich kenne die Lügediese kranke Idee

Wasch mich reinvom Blut an den Händenes ist überall Blut

Du kriechst auf dem Bodenmit pochenden Schläfen wie Erbrochenes im SchneeStille zerfrisst dich fiebriges Kinddu fasst dich selbst anwie ein panischer Traum

Wasch mich rein

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vom Blut an den Händenes ist überall Blut

Ich gehe verlorenich gehe verloren

LieD 10 – HermiA, DANN ALLe vier LiebeNDeNText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

HermiaWeil sie immer tiefer fälltweil sie oftmals heimlich weintweil sie nichts mehr wirklich hältist sie mal mit sich allein

Weil sie Sicherheit verspürtweil Verlangen in ihr brennter ihr dunkles Herz nicht kenntkann sie nicht alleine sein

Ich bin nicht alleinich bin nicht alleinich bin nicht alleinich bin nicht allein

HelenaEin neuer Morgenein fragender Blickzwei Schritt nach vorneund einer zurück

LysanderWasch mich reinvom Blut an den Händenes ist überall Blut

DemetriusAlles dreht sich nur um dich

Folgeseiten Robert Besta, Antonia Mohr

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LieD 11 – ZeTTeLText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Wenn die Lichter sich verlaufen und der Wald beginnt zu dämmernwartet schon der ganze Haufenendlich wild drauflos zu hämmern

Wo sich Männchen nebens Weib setztwird das Nestchen eingesautauch der letzte Kuckuck treibt es noch mit jeder Kuckucksbraut

Und da tollt das wilde Packimmer wieder zack zack zack

Und im Dschungel tauschen KüsseElefanten-Eheleut‘dass sein meterlanger Rüsselsie ganz meisterhaft erfreut

Da wird nicht lange gefackeltjeder Bulle ist bereitwo ein Stierenhintern wackeltwird auch dieser eingeweiht

Und da tollt das wilde Packimmer wieder zack zack zack

Selbst der König aller Tierekennt kein anderes Programmwochenlang auf allen Vierennimmt er seine Löwin ran

Ja wer dieses munt‘re Treibennur betrachtet, der versteht dass wir alle Tiere bleibenwenn‘s um Liebesdinge geht

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LieD 12 – DUeTT TiTANiA UND ZeTTeLText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

TitaniaWie du die massiven Zähne voller wahrer Kühnheit bleckst

ZettelI-A-I-A

TitaniaWie du dir mit rauer Zunge deine vollen Lippen leckst

ZettelI-I-I-A

TitaniaDeine mächtig prallen Schenkel schwellen im Adonis-Kleidwie dein wild gewachs‘nes Haar dir doch Engelsglanz verleiht

ZettelA-A-A-I

TitaniaWie dein würdevoller Schweife in Galopp und Winde wallt

ZettelI-A-I-A

TitaniaWie dein himmlisches Geschrei in meinem Herzen widerhallt

ZettelI-A-I-A

TitaniaWie dein wohlgeformtes Haupte sich in stiller Anmut senktdeine kolossale Rute mir doch Wonnestunden schenkt

ZettelA-A-A-I

TitaniaDeine langgezogenen Ohren, deine Augen, oh, wie klar!

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TitaniaI-A-I-A

TitaniaSollst mein gold‘ner Esel sein, so wahr ich bin Titania!

ZettelTi-TaNi-ATi-TaNi-A

I-AI-AI-AI-A

LieD 13 – OberON, ALLeText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowsi

Fest im Banne einer Machtdie uns immer tiefer drängtbis ins Innerste dieser Nachtwo Ekstase uns empfängt

Schon erwacht ein leiser Hauchwas wir seh‘n in Traumes Sinn?Atmen wir erst wieder ausschwinden wir mit ihm dahin

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LieD 14 – DemeTriUSText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Alles ist weißich treibe darindie Welt ist vergessenund das was ich bin

Alles ist weißich schreibe darinlautlose Liebeein Tod ohne Sinn

Alles ist weißich bleibe darinein fließender Raumder schützt was ich bin

LieD 15 – OberON, ALLeText: Tobias Gralke, Musik: Clemens Rynkowski

Nichtmehrnichtfortvonhieran schweigt

Der Kriegist ausvorbeidie Schuldnie mehrhabt Angstnie mehrverlangt

Entzogender Liebeverborgen

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dem Tagefür immerzu schlafendie Sehnsuchtzu stillen

vereintim Nichtsgetilgtund frei

niemehreinLeid

nicht mehrnicht fortvon hier anschweigt

DU biST Die TiefSTe meiNer WUNDeN UND Die ScHONSTe ObeNDreiN

Antonia Mohr, Robert Besta, Band

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DANieL PfLUGer Regie

Daniel Pfluger studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Wäh-rend des Studiums erarbeitete er u. a. Unvollkommen, ein Bewegungstheater nach den metamorphosen von Ovid, das beim Schauspielschultreffen 2008 in Rostock ausgezeichnet wurde und mit dem er das Körber Studio Junge Regie 2009 gewann. Am Mannheimer Schnawwl war zuletzt die Uraufführung von Tahrir Tell, ein Stück über den arabischen Frühling in Ägypten zu sehen, am Theater Biel-Solothurn kürzlich Das Schloß von Kafka. Seit Oktober 2012 nimmt er am Stipendiatenprogramm der Akademie Musiktheater Heute teil. Bei den Europäischen Kulturtagen im Mai 2014 läuft als Gastspiel seine Inszenierung Strawinsky: animated. Mit Gilgamesh must die! inszeniert er bereits das zweite Mal an der Deutschen Oper in Berlin. In Karlsruhe brachte er in der Spielzeit 2011/12 die Kinder-oper Dino und die Arche und 2012/13 das Musical Alice zur Aufführung.

cLemeNS ryNKOWSKi Komposition & Musikalische Leitung

Clemens Rynkowski ist Pianist, Komponistund Thereminist. Seit seinem Studiuman der Universität der Künste und an derHochschule für Musik „Hanns Eisler“ inBerlin komponiert und arrangiert er für Orchester, Kammerensembles, Film und Theater. Er arbeitete mit den Regisseuren Michael von zur Mühlen am Deutschen Nationaltheater Weimar und Claus Peymann am Berliner Ensemble. Mit seinen Brüdern gründete er die Band Herr rynkowski, spezialisiert auf Soul und Funk im Falsettgesang. Das Thereminspielen lernte Rynkowski u. a. bei Lydia Kavina, der Großnichte des Theremin-Erfinders und ist seither solistisch und im Ensemble als Thereminist tätig, u. a. 2010 mit Sting. Er unterrichtet an der Musik-Hochschule in Weimar und der Hochschule für Musik und Theater Rostock. In Karlsruhe zeichnete er für die Musikalische Leitung und die Arrangements in Alice verantwortlich.

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fLUriN bOrG mADSeN Bühne

Flurin Borg Madsen, geboren 1981 inStuttgart, begann nach Hospitanzen u. a. am Schauspielhaus Düsseldorf und am Nederlands Dans Theater in Den Haag 2002 sein Studium der Szenografie an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe. Daneben arbeitete er als Kamera-Assistent und entwarf Bühnenbilder für Theater in Buenos Aires, Mannheim und Zürich, sowie Videoprojektionen für Opern in Amsterdam, Düsseldorf und für Michael Simons Lohengrin-Inszenierung an der Nürnberger Staatsoper. 2006 bis 2007 war er Bühnenbildassistent am NationaltheaterMannheim, ab 2008 folgte ein weiteresSzenografie-Studium an der ZüricherHochschule der Künste (ZHdK). Mit DanielPfluger verbindet ihn eine regelmäßigeZusammenarbeit. In Karlsruhe entwarfFlurin Madsen 2011/12 die Bühnenbilderfür Herzog Theodor von Gothland, dieKinderoper Dino und die Arche und zuletzt für das Musical Alice.

JANiNe WerTHmANN Kostüm

Janine Werthmann ist seit 2006 freischaffende Kostümbildnerin für Schauspiel, Oper und Ballett u. a. am Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Frankfurt, Stadttheater Bremerhaven, Theater Heidelberg. Sie arbeitet mit Regisseuren wie Burkhard C. Kosminski, Daniel Pfluger, Michael Simon, Cilli Drexel, Tim Egloff, Egill Pálsson, Simon Solberg u. a. Sie entwarf die Kostüme für die deutsche Erstaufführung von Der andere Ort unter der Regie von Burkhard C. Kosminski am Nationaltheater Mannheim. Mit Daniel Pfluger arbeitet sie regelmäßig zusammen, zuletzt für Tahrir Tell am Mannheimer Schnawwl und Kafkas Das Schloss am Theater Biel-Solothurn. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE entwarf sie in den letzten Spielzeiten bereits die fantasievollen Kostüme der KinderoperDino und die Arche sowie für das Musical Alice.

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TObiAS GrALKe Liedtexte

Tobias Gralke wurde 1991 in Wiesbaden geboren. Nachdem er 2010 in Ostfildern sein Abitur gemacht hatte, arbeitete er als Jahreshospitant am Theater Heidelberg. Seitdem er die Kunst des Poetry Slams für sich entdeckt hat, tritt er reglmäßig als Slammer in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg auf. Pro Jahr steht er an ca. 100 Abenden auf Bühnen im ganzen deutschsprachigen Raum. 2012 wurde er sowohl Baden-Württembergischer Landesmeister als auch Halbfinalist bei den deutschsprachigen Meisterschaften. Er veranstaltet und moderiert diverse Poetry Slams, auch am STAATSTHEATER KARLSRUHE und ist Teil der Gruppe Laut & Lyrik, die mit Sprechtheaterperformances in Freiburg auftritt.

Jan Andreesen, Matthias Lamp

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JAN ANDreeSeN DemetriusJan Andreesen studierte Schauspiel in Leipzig und spielte im Studio desDresdner Staatsschauspiels, bevor er fest am Theater Bielefeld und amTheater Heidelberg spielte. Seit 2011 in Karlsruhe, steht er zur Zeit in Dantons Tod, Alice, Die Leiden des junge Werther, verrücktes blut und als Rio Reiser in rio reiser – König von Deutschland auf der Bühne.

rOberT beSTA Klaus Zettel / PyramusRobert Besta ist seit 2005/06 in Karlsruhe engagiert. 2007 erhielt er denjährlich an ein Nachwuchstalent des Theaters verliehenen Goldenen Fächer. Seit 2006 leitete er mehrfach einen Volkstheatergruppe, ins-zeniert selbst und dreht Filme. Diese Spielzeit ist er u. a. in rio reiser und irgendwann in der Nacht zu sehen.

ANTONiA mOHr TitaniaNach dem Schauspielstudium an der Hochschule der Künste Berlin warAntonia Mohr u. a. an den Westfälischen Kammerspielen Paderborn, amLandestheater Tübingen und am Heidelberger Theater engagiert, wo sieu. a. Robespierre in Dantons Tod darstellte. In Karlsruhe ist sie derzeit inmännerphantasien und irgendwann in der Nacht zu sehen.

fLOreNTiNe KrAffT HelenaGeboren in Hamburg, studierte Florentine Krafft Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Für besondere Leistungen in ihrem Abschlussvorsprechen erhielt sie 2012 den Oprecht-Preis. Ihre ersten Karlsruher Premieren feierte sie mit rio reiser, dem KSC-Projekt Aus und der Komödie richtfest.

micHeL brANDT Franz Flaut / ThisbeMichel Brandt, geboren 1990, studierte bis 2012 Schauspiel in Stuttgart und spielte am Schauspiel Stuttgart bei Sebastian Baumgarten, Hasko Weber und Catja Baumann. Seit 2012/13 fest in Karlsruhe engagiert, spielt er u. a. die Titelrolle in Werther und ist zudem in Prinz von Homburg, Dantons Tod und dem KSC-Projekt Aus zu sehen.

SOPHiA LöffLer HermiaSophia Löffler, 1985 in Potsdam geboren, studierte Schauspiel in Leipzig. Von 2009 bis 2011 gehörte sie dem Studio am Staatsschauspiel Dresden an. Seit 2011/12 fest in Karlsruhe engagiert, steht sie aktuell in verrücktes blut, richtfest, als Natalie in Prinz von Homburg, als Louise in Kabale und Liebe, sowie demnächst in rechtsmaterial auf der Bühne.

DANieL frieDL Thomas Schnauz / Wand / MondDaniel Friedl befindet sich in seinem letzten Jahr des Schauspiel-studiums an der Staatlichen Hochschule in Stuttgart. Während des Studiums zeigte seinen in Eigenregie entstandenen Anti-Pollesch-Abend Dancefloor der Hinterfragung. In der Spielzeit 2013/14 ist der Mitglied des Schauspielstudios des STAATSTHEATERS KARLSRUHE.

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ANDrÉ WAGNer Egeus / PuckAndré Wagner, Jahrgang 1963, studierte Schauspiel an der Hochschule „Ernst Busch“ in seiner Heimatstadt Berlin. 2002 kam er fest nach Karls-ruhe. Aktuell spielt er den Schriftsteller in Agnes, den Kurfürsten in Prinz von Homburg, den Präsidenten in Kabale und Liebe sowie in der Komödie richtfest und bald wieder in Die möwe.

ANDreAS ricci Schlucker / Der LöweGeboren 1986 in der Schweiz, studiert Andreas Ricci im letzten Jahr Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Er arbeitete bereits am Theater Freiburg und Schau- spiel Stuttgart. Diese Spielzeit gehört er zum Schauspielstudio des STAATS-THEATERS KARLSRUHE und spielt u. a. in endstation Sehnsucht mit.

Tim GrObe OberonNach dem Studium an der Hochschule der Künste Berlin spielte Tim Grobe fest in Wuppertal, am Staatsschauspiel Dresden, am Schauspiel Köln und zuletzt am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Zudem übernahm er Rollen im Tatort Dortmund und im Großstadtrevier. In Karlsruhe ist er in Lutz Hübners Komödie richtfest zu erleben.

GUNNAr ScHmiDT Peter Squenz / PrologGunnar Schmidt absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg. Nach Engagements am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, in Wilhelmshaven, Reutlingen, Münster und Tübingen kam er 2002 fest ins Karlsruher Ensemble. Derzeit steht er in Dantons Tod, Alice, müdigkeitsgesellschaft und dem KSC-Projekt Aus auf der Bühne.

...UND AUf Dem WeG erZäHL’N Wir UNS Die TrAUme.

mATTHiAS LAmP LysanderAm Maxim Gorki Theater und an der Schaubühne gastierte Matthias Lamp, 1981 in Heidelberg geboren, schon während des Studiums an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. In Karlsruhe ist er zur Zeit in verrücktes blut, Prinz von Homburg, Der vorname und bald wieder in Die möwe zu sehen.

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DAviD ryNKOWSKi Gesang, Keyboard, Zither, Percussion u. w.David Rynkowski studierte Gesang und Musikproduktion an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Als Sänger trat er u.a. mit Bobby Mc Ferrin und Julian & Roman Wasserfuhr in Erscheinung, mit denen er auch an Alben zusammenarbeite. Als Produzent betreibt er ein Studio in der Kölner Innenstadt und arbeitete unter anderem für Norah Jones.

fLOriAN ryNKOWSKi ZitherFlorian Rynkowski studierte E-Bass, Kontrabass und Komposition inWeimar, Helsinki, Accra (Ghana) und Köln. Der Musiker arbeitet mitverschiedenen Formationen im Bereich Jazz, Weltmusik, Minimal Music,Klassik und Soul zusammen. 2012 erschien seine Debütplatte floraet labora, die er gemeinsam mit fünf finnischen Musikern aufnahm.

SveN PUDiL Saxophon, Bassklarinette, Flöte, Piccolo, Blockflöte u. w.Sven Pudil studierte Jazz- und Popularmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim und ist europaweit für Big und Brass Bands, Musicals, CD-Produktionen und Jazzfestivals tätig. Er tritt mit der Big Band Kicks `n Sticks in der Alten Feuerwache Mannheim auf und ist Mitglied der Brassband blassportgruppe Südwest.

AGATA ZiebA Bratsche, Klavichord, „Blechschaden“ u. w.Agata Zieba studierte Bratsche und Musiktheorie in Krakau. Es folgtenStudien an der Musikhochschule Stuttgart bei Prof. Andra Darzins, ab2011 mit Schwerpunkt Neue Musik. Aushilfstätigkeiten führen sie u. a.zum SWR SO Freiburg und zur Badischen Staatskapelle. Seit Kurzem ist sie als Tutti-Bratschistin an der Philarmonie Baden-Baden engagiert.

JOcHeN WeLScH Posaune, Euphonium, Tuba u. w.Der gebürtige Karlsruher Jochen Welsch ist freischaffender Komponist,Arrangeur, Posaunist und Sousafonist. Wenn der Musiker nichtgerade unterwegs ist, lebt er in Mannheim, wo er an der Musikhoch-schule und an der Universität Ensemble-Leitung unterrichtet. Er ist Mitbegründer und Leiter zahlreicher Jazz-Orchester und Bigbands.

JAKOb DiNKeLAcKer Schlagzeug, Percussion, Harmonium u. w.Jakob Dinkelacker studierte in Mannheim Jazz- und Popularmusik mitSchwerpunkt Schlagzeug. Er ist Mitglied verschiedener Jazz-Kollektive,Gründer des Projektes return To Whatever und wirkte bei Theater-produktionen in Tübingen, Heidelberg, Basel und Karlsruhe mit. Zudem begleitet er Tourneen u. a. von Fabian Simon und Adam Arcuragi.

Jakob Dinkelacker, David Rynkowski

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48 Matthias Lamp, Florentine Krafft, Sophia Löffler

biLDNAcHWeiSe

UmScHLAG Felix Grünschloß Robert Besta als Zettel, Antonia Mohr als Titania

SZeNeNfOTOS Jochen Klenk

fOTOS biOGrAfieNFelix Grünschloß, Jochen Klenk, privat

imPreSSUm

HerAUSGeber STAATSTHEATER KARLSRUHE

GeNerALiNTeNDANT Peter Spuhler

verWALTUNGSDireKTOr Michael Obermeier

cHefDrAmATUrGBernd Feuchtner

ScHAUSPieLDireKTOr Jan Linders

reDAKTiONMichael Gmaj, Annika Gralke

KONZePT DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net

GeSTALTUNGKristina Pernesch

DrUcK medialogik GmbH, Karlsruhe

STAATSTHEATER KARLSRUHE 13/14Programmheft Nr. 163www.staatstheater.karlsruhe.de

TexTNAcHWeiSe

Theater des Neides:René Girard: Shakespeare, Theater des Neides, aus dem Englischen von Wiebke Meier, Köln 2011

Für die Originalbeiträge wurden folgende Quellen verwendet:

Uwe Baumann: Shakespeare und seine Zeit, Stuttgart 1999

Jan Kott: Shakespeare heute, aus dem Polnischen von Peter Lachmann, München 1970

Stephen Greenblatt: Will in der Welt, aus dem Amerikanischen von Martin Pfeiffer, Berlin 2004

Nicht gekennzeichnete Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft von Michael Gmaj und Annika Gralke

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