Meinoud Rost van Tonningen - Briefe aus der Vergangenheit, Band 1

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    Briefe aus der

    Vergangenheit

    von

    Dr. Meinoud Marimis Rost van TonningenPrsident der Niederlndischen Bank

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    Briefe aus der Vergangenheit

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    Mr. ROST VAN TONNINGEN:

    De Nederlandsche arbeider moet niet ten eeuwige dage

    verdoemd zijn, maar opstaan en zelf aan zijn nieuwe

    toekomst bouwen.

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    Briefe aus derVergangenheit

    von

    Dr. Meinoud Marinus Rost van TonningenPrsident der Niederlndischen Bank

    Band l

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    VerlagConsortium De Levensboom

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    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN K. VON SCHUSCHNIGG

    Noordwijk a/Zee, 3. August 1936Hochverehrter Herr Kanzler,

    Heute habe ich dem Herrn Generalsekretr des Vlkerbundes mein Demissionsschreibenals Vertreter des Vlkerbundes in Wien geschickt per 1. Oktober 1936.

    Dieser Entschluss ist nach reiflicher Erwgung genommen und absolut unwiderruflich.Die Kontrolle beruht auf der Annahme, dass das sterreichische Volk nicht imstande istselbst die Finanzverwaltung zu fhren. Diese Zumutung noch lnger durch meine Anwesen-heit in Wien zu begrnden, ist mir unmglich. Oesterreich's Volk, ein deutsches Volk, istbesser imstande seinen Haushalt zu fhren als viele andere Staaten von Europa.

    Der Eintritt Russlands in den Vlkerbund hat brigens die Situation grundlegendgendert. Ich habe es nicht verstehen knnen, dass Oesterreich auch von den Russenkontrolliert werden soll. Seit dem Eintritt Russlands habe ich innerlich die Freude an derArbeit im Auftrage des Vlkerbundes verloren. Ich hatte nur einen Wunsch, nmlich:Oesterreich baldmglichst von der Kontrolle zu befreien. Ich sprte jedoch gewisse Wider-stnde und ich entschloss mich daher den Weg zu gehen ber meine Demission und berdie offizielle Erklrung, dass die Kontrolle in Oesterreich berflssig sei.

    Dies habe ich in meinem Schreiben an den Generalsekretr des Vlkerbundes, dessenText Ihnen vom sterreichischen Gesandten im Haag bermittelt wird, getan.

    Ein zweiter Grund meiner Demission war die Ueberzeugung, dass alle Lnder in Europabald der bolschewistischen Gefahr als akutem Problem gegenberstehen werden. Dagegen inmeinem eigenen Vaterland zu kmpfen unter Einsatz meiner ganzen Zukunft und Existenzist eine selbstverstndliche Pflicht. Mgen auch soviele meiner Landsleute ahnungslos dieserGefahr gegenberstehen, mir ist sie in ihrer erschreckenden Grosse vllig klar. Auchaus diesem Grund wnsche ich sobald als mglich meine Ttigkeit in Oesterreich zubeenden.

    Mein sehnschtigster Wunsch ist es, dass das sterreichische Volk, das ich mit meinemganzen Herzen verehre, bald geeint in dem Endkampf stehen wird. Mit Schmerz trenneich mich von Ihrer Heimat. Gott weiss, dass das Glck des sterreichischen Volkes jedemeiner Taten und Entschlsse ausschliesslich bestimmt hat, whrend aller Jahre, welche ichdie Ehre hatte in seiner Mitte zu arbeiten. Nie habe ich mich als den Vertreter auslndischerInteressen betrachtet, nur ein Verteidiger wollte ich sein gegen das entsetzliche Unrecht,das man in Saint Germain und nachher Ihrem Volk zugefgt hat.

    Es war eine Freude die Stunde zu erleben, wo die zwei deutschen Vlker, Deutschlandund Oesterreich wieder geeinigt den schweren Weg durch die europische Politik gehenwollen. Wenn jemals in der Geschichte so soll jetzt die deutsche Mission in Europa alsSchutz der Zivilisation sich bewhren.

    Einen vollen Erfolg zum Glck des sterreichischen Volkes in diesem Kampf wnschtIhnen, hochverehrter Herr Bundeskanzler, in vorzglichster Hochachtung Ihr ergebener

    [M. ROSTVAN TONNINGEN]

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    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN G. VON NOSTIZ

    Genf, den 18. September 1936Mein lieber Freund !

    Ich habe die Tage in Nrnberg ausserordentlich genossen und habe dorten Gelegenheitgehabt mit Herrn v. Papen verschiedene Male ber die Zusammenkunft des Fhrersmeiner Bewegung mit der Ihnen bekannten Person zu sprechen. Er hat mir versprochensobald als er in Wien zurck ist, sich die Sache zu berlegen um herauszufinden auf welchezweckmssigste Weise diese Begegnung stattfinden knnte. Meines Erachtens msste derBesuch an derselben Stelle stattfinden, wo ich die betreifende Person gesprochen habe. Erhat dorten mehr Zeit und ein grndliches Gesprch ist jedenfalls erforderlich um diedauernde Verbindung festzulegen, die wir anstreben. Ich werde die Sache in Holland schonentsprechend vorbereiten, muss aber genau so wie das vorige Mal von Dir den Weg be-kommen, den ich beschreiten soll, um die Zusammenkunft zu ermglichen. Ich wre Dirausserordentlich verbunden, wenn Du die Sache nochmals Herrn v. Papen in Erinnerungbringen wrdest . Bitte schicke mir die Antwort nach Holland, (215, Groot Hertoginne-laan).

    Ich erinnere Dich weiters an die Methode, um eine dauernde Verbindung mit der Deut-schen Gesandtschaft zu bekommen . In Genf gehen die Diskussionen im Finanzkomiteezu Ende . Man ist hier ziemlich gegen mich aufgebracht und zwar aus dem Grunde, dass

    die Verffentlichung meines Briefes die Fortsetzung der Kontrolle unmglich gemacht hat.Weiters ist man bse darber, weil man in meiner Feststellung der Ueberflssigkeit einerKontrolle eine Ueberschreitung meiner Kompetenz zieht . Selbstverstndlich lehne ich dieseAnsichten ab und glaube im Gegenteil der Berufene zu sein, um diese Feststellung zumachen. Es scheint, dass das Finanzkomitee scheut, selbstndig die Aufhebung der Kon-trolle zu empfehlen, und dass es diese Entscheidung dem Vlkerbundrat berlassen wird.Damit ist meines Erachtens die Sache schon im gnstigen Sinne fr Oesterreich entschieden.Falls jedoch der Vlkerbundsrat, worin die russischen und spanischen Kommunisten eineerste Rolle spielen, sich trauen wrde, die Kontrolle nicht zu aufzuheben , so wrde ichmich gentigt sehen, durch einen ffentlichen Angriff den Rat und die Vlkerbundmethodenso anzugreifen, dass die Fortsetzung der Kontrolle in Oesterreich dadurch unmglichwrde. Ich habe mich nur auf Drngen meiner Freunde davon abhalten lassen , schonjetzt die Vertretung der spanischen Mrder anzugreifen, weil ich nach zehnjriger Arbeit imVlkerbund, nicht ohne zwingenden Grund mit einem Krach austreten will .

    Hiermit mache ich Schluss und bin in Erwartung Deiner Nachricht, mit herzlichstenGrssen, Dein sehr ergebener

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

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    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN G. VON NOSTIZ

    's Gravenhage, 25 September 1936Lieber Freund,

    Seit heute morgen, als ich Dich anrief, hat die Situation, die ein Augenblick verzweifeltschien, sich Gott sei Dank gebessert. Der Kampf den ich hier fhre, gleicht den erstenErlebnissen in Wien in 1931, wenn wir eigentlich keinen Moment wussten, ob wir dieSituation meistern knnten.

    Ich sehe auch heute den Ausweg noch nicht ganz. Wir stehen mit den gesamten Zeitungenin Holland in offenem Kampf , und eigentlich ist es so gut, denn dieser Kampf musste jakommen und dann ist es besser, dass er sofort geschieht, da man dann allen Schwierigkeitenzu gleicher Zeit gegenber steht.

    Uebrigens habe ich heute mit gewissen Freunden von Dir Kontakt genommen undbekam jetzt auch die Nachricht, dass meine seinerzeitige Rom-Reise mit Erfolg gekrnt ist .

    Vorgestern hatten wir eine Sitzung, wo die Redaktion der Zeitung organisiert wurde.Die Druckerei ist nahezu fertig; die Redaktionszimmer werden nchste Woche funktion-nieren. Ich habe eine ganze Reihe sehr gute Mitarbeiter ausserhalb der Redaktion gefundenund so gehen wir Schritt fr Schritt in dieser schweren Sache vorwrts .

    Bei meiner Ankunft in Holland hatte ich einen Moment eine entsetzliche Sehnsuchtnach Wien, jedoch ist das bald berwunden gewesen.

    Wenn Du die Gavronski's sieht, so grsse sie und frage Sie , ob Sie meine beiden Briefeempfangen haben.

    Mit herzlichen Grssen und nochmaligem Dank zeichne ich als Dein sehr ergebener

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

    NOTITIE VAN M. M. ROST VAN TONNINGENVOOR F. SCHMIDT

    Den Haag am 8. Juli 1940

    Am Sonntag Nachmittag hatte ich mit Herrn van Maasdijk, Bankier im Haag, und mitHerrn Kerkmeester, Direktor der National-Socialistischen Druckerei in Leiden, eine Be-sprechung ber die Art und Weise in welcher der Ankauf der Arbeiter Presse vorbereitetwerden knnte.

    Die Schlussfolgerungen zu welchen wir kamen knnen folgendermassen zusammengefasstwerden:

    1. Es ist kaum zu erwarten, dass ein Verkauf der Arbeiter Presse nur in gtlichem Wegezu erwirken ist, obwohl die finanziellen Sorgen wegen Aufrechterhaltung des Betriebes sehrgross sind .

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    2. Die Macht ber die Arbeiter Presse ist in den Hnden des Partei-Vorstandes derMarxistischen Arbeiterpartei . Die Verhandlungen mssten daher ber die politischeInstanz gefhrt werden.

    Zufllig hat Herr van Maasdijk in voller Uebereinstimmung mit mir in der vorigen Wocheeine Besprechung gehabt mit dem Vorsitzenden der Parlementarischen MarxistischenPartei, Herrn Drees und mit dem Marxistischen Brgermeister von Zaandam . Es solldaher nicht schwer sein fr Herrn van Maasdijk neue Besprechungen einzuleiten zwecks

    Fhlungname ber den Ankauf der Arbeiter Presse. Sollte jedoch eine derartige Besprechungdurch konkretere Verhandlungen ergnzt werden, so wre es unbedingt notwendig miteinem Druckmittel zu operieren .

    3. Von dem Besitz der Arbeiter Presse in Amsterdam, Leeuwarden, Arnhem, Enschede(die Druckerei in Rotterdam wurde durch das Bombardement verwstet) ist vorlufig nurder Hauptbetrieb in Amsterdam interessant. Er ist ein ganz erstklassiger Unternehmen, dasmit den modernsten Machinen ausgerstet ist. Unser Direktor Kerkmeester schtzt denWert auf 2 bis 3 Millionen Gulden.

    4. Bei Ankauf oder Beschlagname dieses Betriebes sollte man nach unserer Ansicht mitder sofortigen Verlust der Hlfte der Abonn's der Marxistischen Zeitung rechnen. DieBetriebsrechnung, die jetzt schon passiv ist, wrde daher ganz ausser Gleichgewicht geworfen werden.

    5. Die Rckeroberung dieser Leser knnte nur mit Erfolg in Angriff genommen werden,wenn die Zeitung den Rckhalt einer tadellos organisierten Arbeitsfront htte und daher

    die Marxistischen Gewerkschaften mitsamt den Christlichen Gewerkschaften vorher aufgelst wrden . Es muss daher eine sehr enge Zusammenarbeit zwisschen der neu zuschaffenen Arbeitsfront und der gleichgeschalteten Zeitung hergestellt werden. Alleoffizielle Verffentlichungen der Arbeidsfront mssten ausschlieslich ber die Zeitung geschehen, whrend bei Mitteilungen der Arbeitsmter eine bevorzugte Behandlung sicher zustellen wre .

    6. Fr die knftige Entwicklung wre es unbedingt notwendig die Fusion vorzubereiten,zwischen der gleichgeschalteten Arbeiter Presse und Die Tageszeitung der N.S.B. (HetNationale Dagblad) dessen Hauptschriftleiter ich bin.

    7. Es ist die Ansicht von Herrn Direktor Kerkmeester und mir, dass der ganze Verlagder National-Socialistischen Bewegung, das heisst die Druckerei der Tages und Wochenzeitung und der berigen Schriften der N.S.B., mit der Arbeiter Presse in Amsterdamzusammengelegt werden sollte . Mit Herrn Mussert wre zu verhandeln, zwecks Fusionder beiden Betrieben wobei er ein Anteil und ein Minimum Einkommen auf Grund der

    jetzigen Betriebsergebnissen der National-Socialistischen Druckerei garantiert bekommensollte .

    8. Nach einigen Meinungsdifferenzen einigten wir uns darauf, dass nach Ankauf odereventuellen Beschlagname der Arbeiter Presse die Marxistische Zeitung und mein Tageblatt vorlufig neben einander weiterzubestehen htten.

    In der Bekanntmachung am Tage der Uebernahme sollte ausdrcklich erklrt werden,dass die Redaktion der Marxistischen Zeitung vorlufig ungendert weiterbestehen wrde.Es ist mir schon jetzt gelungen mit dem Chefredakteur der Marxistischen Zeitung, Herrnvan Overbeek, ein gutes Einvernehmen herzustellen , und ich bin berzeugt, dass ich auchohne formellen Aenderungen nach Uebernahme der Arbeiter Presse gut zusammen arbeitenwrde.

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    9. Nachdem wir whrend einiger Wochen die Entwicklung der beiden Zeitungen beobachtet htten, sollte eine Entscheidung ber die Fusion der beiden Zeitungen herbeigefhrt werden.

    10. Zu gleicher Zeit sollte die Lage in den ndern Stdten wo Abteilungen der ArbeiterPresse bestehen geprft werden und die mglichkeit der Ausgabe oder Wiederausgabe vonOrtszeitungen geprft werden. Wie gesagt msste die Zeitung Hand in Hand mit derArbeitsfront arbeiten.

    11. Es wre daher bei Woudenberg, den Fhrer der Arbeidsfront zu erwirken, dass ersofort ein ganz erstklassiger Organisator fr die verwaltungstechnische und finanzielleAufbau der Arbeitsfront heranziehen sollte, der mit dem Direktor der Arbeiter PresseKerkmeester die organisatorischen Aufgaben zu erledigen htte.

    12. Die redaktionelle und politische Zusammenarbeit wrde zwischen Woudenberg undmir gemacht werden und sollte am Tag der Uebernahme der Gewerkschaften durch dieArbeitsfront und der Arbeiter Presse von mir durch eine gemeinsame Kundgebung vordem Radio und auf einer Pressekonferenz eingeleitet werden.

    Eine nhere Denkschrift folgt nach .

    [M. ROSTVAN TONNINGEN]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN F. SCHMIDT

    Den Haag 10. Juli 1940Lieber Herr Schmidt,

    Sofort nach Ihrer Abreise habe ich in der Angelegenheit der Uebernahme der ArbeiterPresse die notwendigen Untersuchungen eingeleitet .

    Die Arbeiter Presse ist der Verlag der Sozial-Democratischen Arbeiter Partei und derMarxistischen Gewerkschaft der N.V.V. Die wichtigsten Ausgaben sind die Tageszeitungen'Het Volk' und 'De Vooruit', weiters die illustrierte Wochenzeitung 'Wij'.

    Ich fasse die Ausgaben folgendermassen zusammen:1. Auf der Haupt-Redaktionstelle, Hekelveld 15 Amsterdam, 'Het Volk' und 'Wij'.2. Auf der Zweigredaktionstelle im Haag, Prinsengracht 51, das Tageblatt 'Vooruit'.

    3. Auf der Zweigredaktionstelle in Arnhem, Koningstraat 35, 'Volksblad voor Gelderland'.4. Auf der Zweigredaktionstelle in Enschede, Jan van Riebeekstraat 43, 'Volksblad

    van Twente'.5. Auf der Zweigredaktionstelle in Leeuwarden, Tweebakstraat 47 ?Die Druckerei und Redaktion in Rotterdam wo das Tageblatt 'Voorwaarts' gedruckt

    wurde, ist verwstet.Mir wurde mitgeteilt, dass 85% der Aktien der Arbeiter Presse das Eigentum ist der

    Gewerkschaft des N.V.V.; dass jedoch die eigentliche Macht bei dem Parteivorstandberuht .

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    Der Betrieb

    Der Betrieb ist schwer passiv. Die Zeitung verliert fortwhrend Abonnenten . DieUebernahme ist daher nur mglich, wenn ganz aussergewhnliche Massnahmen ergriffenwerden.

    Ich schlage folgendes vor:Auf einem im Einvernehmen mit dem Reichskommissar und mit Ihnen festzustellenden

    Zeitpunkt wre zu gleicher Zeit die Gewerkschaft, die Arbeiter Presse und das Radio von

    Treuhnder zu bernehmen. Ich nehme nach Ihren mndlichen Informationen an, dass alsTreuhnder fr die Gewerkschaft der Fhrer der Arbeitsfront, mein Freund Woudenberg,ernannt werden wird . Seine Aufgabe wre es auf den Grundlagen von zweckmssigenVerordnungen eine mglichst grosse Zahl von niederlndischen Arbeitern in eine Arbeits-front zusammenzubringen. Ich mache darauf aufmerksam, dass nur ein Drittel bis einViertel der niederlndischen Arbeiter in Gewerkschaften organisiert sind. Es msstemglich sein ein Teil der bis jetzt unorganisierten Arbeiter in die Arbeitsfront zusammen-zubringen . Die Arbeiter Presse und das Arbeiter Radio wren fr offiziellen Mitteilungenund Kundgebungen ausschliesslich zu verwenden. In dieser Art und Weise wrde dieZeitung der notwendigen Rckhalt gegeben werden.

    Auf Ihrem Wunsch habe ich die Frage des Ankaufes der Arbeiter Presse am SonntagNachmittag mit meinem Freund, dem Haager Bankier, Herrn van Maasdijk besprochen.Er ist ein vollkommen zuverlssiger National-Sozialist. Falls Sie daher ein Zwischen-instanz fr den Ankauf der Arbeiter Presse wnschen sollten, ist er der geeignete Mann .

    Die Druckerei der N.S.B.Es wre fr mich wertvoll und moralisch mehr oder weniger notwendig die Zeitung, die

    ich jetzt fast vier Jahre ununterbrochen unter den schwierigsten Verhltnissen fhre, nichtohne weiteres zu verlassen .

    Nach den gewaltigen Anstrengungen haben wir unter den schwersten finanziellen Sorgenund gegen einen masslosen Boycot, whrend den letzten Jahren standgehalten.

    Die Redaktion war bis zum Kriegsausbruch usserst schwach besetzt. Es waren nurwenigen, die die Mut hatten in dieser Zeitung zu arbeiten. Heute sind alle Schwierigkeitenberwunden. Ich bin im Begriff meine Redaktion zu ergnzen. Die Zahl der Abonnentenwchst tglich, mit ber hundert und ich bin sicher, dass wir Ende August die Auflage seitKriegsausbruch verdoppelt haben werden . Ich werde nun bei der Uebernahme derArbeiter Presse zwei meiner besten Redakteuren nach Amsterdam mitnehmen und wrde

    daher Das Nationale Dagblad desorganisieren .Dies ist unerwnscht, ich mchte daher bei Mussert erwirken, dass er den ganzen Verlagder N.S.B. nach Amsterdam in die Arbeiter Presse bersiedeln lsst . Damit wre derBetrieb in Amsterdam und der Verlag der N.S.B. finanziell gedient. Die Zeitung der ArbeiterPresse und das 'Nationale Dagblad' mchte ich in den ersten Wochen noch nicht zusam-menlegen. Im Gegenteil, ich wrde die Redaktionen neben einander bestehen lassen undruhig prfen in welcher Art und Weise sie einander ergnzen knnten.

    Auf die Dauer erschiene es mir jedoch wnschenswert eine Fusion herbeizufhren. DieVerhandlungen mit Herrn Mussert, die hierzu notwendig werden, werden wahrscheinlichsehr schwer sein.

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    Die Uebertragung des Betriebes der N.S.B. von Leiden nach Amsterdam wre auch ausdem Gesichtspunkt wertvoll, dass der Direktor und der Betriebsfhrer aus Leiden ganzausgezeichnete Fachmnner sind.

    Mndlich mchte ich diese Gesichtspunkten nher errtern .

    Mit National-Sozialistischem Gruss, zeichne ich

    [M. ROSTVAN TONNINGEN]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN F. SCHMIDT

    Den Haag, 16 Juli 1940Lieber Herr Schmidt,

    Ich bedaure sehr inmitten der Arbeit fr den Arbeidsfront belstigen zu mssen , aber ichsehe, dass im Norden des Landes die Bewegung zum Zusammenarbeit der Bauern im vollenGang ist, und ich glaube, dass diese Bewegung unter falschen Fhrern gert .

    Ich muss Sie dringend bitten meine Vorschlge zu berwegen und die besten Fhrernaus dem Norden in einem Agrarischen Rat zu einen.

    Ich kann Ihnen Vorschlge machen, und werde Ihnen in einigen Tagen die notwendigenNamen geben .

    Mit National Sozialistischem Gruss,

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN F. SCHMIDT

    Den Haag, 16 Juli 1940Lieber Herr Schmidt,

    Ich bin ber den Verlauf der Ernennungen der Kulturrat nicht sehr befriedigt. Im

    Gegenteil! Ich muss Ihnen sagen, dass man auch bei diesen Ernennungen zu viel auf denVorschlgen des Kulturrates des 'Hoofdkwartier der N.S.B.' Rcksicht genommen hat .Ich wrde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie die Angelegenheit intensievieren wrden.Mit Herrn Wehofsich habe ich schon gesprochen, und ich kann Ihnen sagen, dass er

    sehr entgegenkommend war .Ich wre Ihnen verbunden, wenn Sie mir die Gelegenheit geben wrden noch einzelne

    Persnlichkeiten vor zu legen.Mit herzlichem Dank im Voraus zeichne ich mit National Sozialistischem Gruss

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

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    NOTITIE VAN M. M. ROST VAN TONNINGENVOOR F. SCHMIDT

    Den Haag, 17 Juli 1940

    Bei der Uebernahme der Arbeiterpresse wren folgende Bedingungen zu erfllen:Alle Ausgaben Drucksachen usw. die jetzt von den unter Woudenbergs Aufsicht ge-stellte N.V.V. mitsamt der Gewerkschaften ausgefertigt werden sollen bei der Arbeiter-presse gedruckt werden.

    Woudenberg soll daher der Geschftskreis der Druckerei der Diamantarbeiter nicht aufKosten der Arbeiterpresse erweitern.

    Bei der Konzentration der Radiovereine soll ein allgemeiner Radiofhrer wchentlicherscheinen welche von der Arbeiterpresse zu drucken wre .

    Ein entsprechendes Betriebskapital wre der Arbeiterpresse zur Verfgung zu stellenum die finanziellen Schwierigkeiten dieses Uebernehmens whrend den ersten Monaten zuberbrcken.

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

    A. SEYSS-1NQUART AAN M. M. ROST VAN TONNINGEN

    Den Haag, den 20. Juli 1940

    Mit dem heutigen Tage bestelle ich Sie zum Kommissar fr die marxistischen Parteien,

    wie sich aus meiner anliegenden Verfgung (Anlage 1) ergibt.Durch meine Verfgung sollen in erster Linie die aus Anlage 2 ersichtlichen Vereinigungen

    erfasst werden. Sollten darber hinaus gegen weitere Vereinigungen Massnahmen erforder-lich sein, bedarf es meiner vorherigen ausdrcklichen Zustimmung.

    Whrend die C.P.N. und die R.S.A.P. zu liquidieren sind , ist hinsichtlich der S.D.A.P.dafr Sorge zu tragen, dass die Organisation als solche von marxistischer Ttigkeit undAnschauung befreit wird . Soweit bei Auflsungen Verfgungen ber Vermgen zu treffensind, behalte ich mir die Entscheidung vor.

    SEYSS- INQUART

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    VOLMACHT

    Den Haag, den 20. Juli 1940

    Verfgung

    Ob ihrer marxistischen oder sonst klassenkmpferischen Einstellung stelle ich 1.)die Social-Democratische Arbeiderpartij (S.D.A.P.), 2.) die RevolutionairSocialistische Arbeiders Partij (R.S.A.P.), 3.) die Communistische PartijNederland (C.P.N.)und deren Gebietsgruppen, ferner Neben- und Unterorganisationen, sowie die Vereinigungenund Unternehmen, die massgeblich, insbesondere durch Personalunion oder finanzielleBeteiligung, durch die obengenannten Vereinigungen beeinflusst werden, unter die aus-schliessliche Verwaltung und Leitung eines Kommissars.

    Auf den Kommissar gehen ab sofort smtliche Rechte und Vollmachten der Leitung ohneUnterschied, ob es sich um Einzelpersonen oder Personengemeinschaften handelt, ber. Erist berechtigt, Massnahmen organisatorischer, personeller oder finanzieller Art ohneBindung an vorhandene Satzungen zu treffen.

    Zum Kommissar bestelle ich Herrn Rost van Tonningen .

    [SEYSS-INQUART]

    NOTITIE VAN M. M. ROST VAN TONNINGEN

    Die politische Organisierung der Arbeiter

    Bis 16. Juli ds. Js., an welchem Datum Woudenberg seine Fhrerstellung der NationaleWerknemer Vereeniging niederlegte , wurde die politische Organisierung folgendennassenvorgenommen:

    In den ersten Jahren der NSB waren die Arbeiter einfach Mitglieder dieser Organisation.Spter, vor ungefhr 5 Jahren, gelang es Woudenberg, die Nationale Werknemer Ver-

    eeniging, einen winzigen Arbeiterverein, zu anektieren . Als ich im September 1936 meineTtigkeit in der NSB aufnahm, waren die Fortschritte dieses Arbeitervereins ganz gering .Bis zu den Wahlen vom Mai 1937 musste ich mich mit dem Aufbau meiner Zeitung 'HetNationale Dagblad' befassen. Ich hatte keine Zeit fr sonstige Arbeiten. Die Niederlagebei den Wahlen vom Mai 1937 zwang mich, die politische Werbung der Bewegung zuberprfen. Die inneren Kmpfe der Bewegung waren damals sehr betrchtlich. Zwischendem kleinbrgerlichen Hauptquartier und der ganz schmalen Arbeiterschicht, welche in derNationale Werknemer Vereeniging vereint war, wurde besonders bitter gekmpft. Wouden-berg's Stellung war stark erschttert . Die christlich-faschistische reaktionre Strmungbekam Oberwasser. Ich entschloss mich, ganz systematisch bei der Propaganda meine

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    Arbeit auf die Arbeiter zu richten . Seit dem Frhjahr 1938 wurde die Methodik derPropaganda folgende: Wenn irgendwo Arbeiterunruhen entstanden, fuhren Woudenbergund ich zusammen hin, und stifteten Ortsgruppen der Nationalen Werknemer Vereeniging.Das Geld fr die Aktion sammelte ich . In diesem Zeitpunkt wurde fr die Propagandaimmer mehr das Schlagwort verwendet: 'In die Niederlndische Arbeitsfront hinein'.Der Begriff 'Arbeitsfront' hat also in den hollndischen Arbeiterkreisen die Bedeutungeiner Kampforganisation bekommen . Mit grossen Anstrengungen wurden allmhlich

    Fortschritte erreicht. Fortwhrend wurden wir vom Hauptquartier angegriffen. Mussertund van Geelkerken frchteten, dass die 'Arbeitsfront' zu sehr anwachsen wrde und dieBedeutung der Bewegung in den Schatten stellen wrde. Im Herbst 1939 hat Geelkerkeneingesehen, dass die Arbeitermasse fr die Eroberung reif war. Er schaltete sich jetzt in diePropaganda fr die 'Arbeitsfront' ein, konzentrierte sich auf Amsterdam und hatte dasGlck, dort in der Person des Bckersgehilfen Thomas einen ganz ausgezeichneten Propa-gandisten zu finden. Ich muss ehrlich anerkennen, dass van Geelkerken seine Sache gutgemacht hat. Die Fortschritte, in Amsterdam waren erstaunlich. Nichtsdestowenigererreichte die Zahl der Mitglieder bis zum Tage des Einmarsches der deutschen Armee inHolland nur 1000 in Amsterdam und 250 in den Haag. Jetzt, d.h. kaum 2 1/2 Monatespter, hat die Zahl in Amsterdam 6000 und im Haag l500 erreicht. Unsere Propaganda hatvollen Erfolg gehabt. Es strmt eine immer grssere Zahl von Arbeitern in die NationaleWerknemer Vereeniging, die wir in unserer Propaganda 'Niederlndische Arbeitsfront'genannt haben. Wenn diese Situation noch einige Monate weiter besteht, wird die

    'Arbeitsfront' mindestens 100 000 Mitglieder haben. Vielleicht wird die Lawine nochschneller rollen .

    Diese Entwicklung hat Anlass gegeben zu der Idee, den Aufbau einer nationalsozialis-tischen Bewegung in den Niederlanden einstweilen zu verlegen auf die Arbeitermassen .

    Am 16. Juli wurde nun Woudenberg bestellt zum Kommissar der NW (NederlandschVerbond van Vakvereeniging). Er wurde beurlaubt aus der NSB-Arbeiterorganisation,d.h. aus der Nationale Werknemer Vereeniging. Meines Erachtens war dies ein ver-hngnisvoller Fehler, denn durch eine Propaganda von vier Jahren war der Arbeiterstromauf diese letzte Organisation gerichtet. Er wird auch weiter auf diese Organisation gerichtetbleiben, wenn nicht unter der Fhrung von Woudenberg und mir, formell eine Nieder-lndische Arbeitsfront geschaffen wird. Dies ist umso notwendiger, als Mussert die NSB-Organisation christlich gleichgeschaltet hat . Thomas ist kaltgestellt und hat gebeten,mich heute abend zu besuchen . Ich werde aber unseren Besuch auf morgen vormittagverlegen.

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN F. SCHMIDT

    30 Aug. 1940Sehr geehrter Herr Schmidt,

    Samstag hatte ich in einer Unterredung mit dem Herrn Reichskommissar die Gelegen-heit ihn aufmerksam zu machen auf das Herausfordernde Benehmen in der Wochenzeitungder N.S.B., 'Volk und Vaterland' meiner Arbeit gegenber .

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    Ueber meine Ernennung zum Kommissar der S.P.D. wurde mit keinem Wort in demnchstfolgenden Nummer von Volk und Vaterland gesprochen. Dagegen richtete derRedakteur Meuldijk einen versteckten Angriff in einem Leitartikel gegen meine Radiorede .Die Bewegung hat diesen Angriff gut verstanden. Sie war aber vollkommen zwecklos, dameine Stellung in der Bewegung durch derartige Angriffe nicht erschttert werden kann.Vor einer Woche wurde nun aber einen Angriff gerichtet auf die S.P.D., mit der klarenAbsicht meine Arbeit zu stren .

    Ich habe den Reichskommissar hierauf aufmerksam gemacht und er hat mich erwidert,das solche Angriffe nicht zulssig seien. Ich hatte am Montag eine Unterredung mit Ihnen ,und bat Sie, diese Sache abzustellen, da ich sonst mich zu Wehr stellen msste.

    Sie haben mir zugesagt die Sache sofort mit Mussert aufzunehmen. Mussert hat sichoffenbar sehr wenig um Ihr Ersuchen gekmmert. In dem Heutigen Nummer von Volkund Vaterland steht wieder ein Angriff auf meiner Arbeit, der nicht direkt gegen mich, aberber die S.P.D. gegen meine Arbeit gerichtet ist . Ich kann die Redaktion der Arbeiter-presse nicht mehr zurckhalten hierauf zu antworten .

    Ich mchte Sie dringend bitten, ein derartiges Journalistenduell zwischen N.S.B. und dervon mir gefhrten Arbeiterpresse abzustellen, sowie Sie es mir freundlichst zusagten . Jeden-falls bitte ich abermals dringend um eine Unterredung mit dem Reichskommissar .

    Mit Nat. Soz. Gruss, Heil Hitler

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

    NOTITIE VAN M. M. ROST VAN TONNINGENVOOR F. SCHMIDT EN P. FINK

    [ca. 12 September 1940]

    Am Sontagmorgen findet eine Versammlung statt, von 30 bis 40 S.P.D.-Leuten, zurAufrichtung der 'Nederlandsche Socialistische Werkgemeenschap' (N.S.W.)

    Es sind Vertreter aus allen Teilen des Landes, und nach der Versammlung wird denAufruf erlassen werden an allen Sozialistischen Arbeitern um sich der neuen Werkgemein-

    schaft anzuschliessen.Es ist zu erwarten, dass grosse Mengen ehemaliger S.P.D.-Leuten in der Gemeinschaft

    eintreten werden .Auf der Versammlung von Sontag werde ich den verschiedenen Vertretern ersuchen zum

    Zwecke eines grossangelegten Aktions im Winter (ich werde das Wort 'Winterhilfe' nochnicht verwenden) in ihrer Umgebung nach Fhrern verschiedenster Art zu suchen, die indieser Aktion eingeschaltet werden knnen .

    Die Personalia der Personen wre beim Sekretariat der N.S.W. einzureichen. Dort wirdeine Kartothek angelegt, die die Winterhilfe zur Verfgung gestellt wird, sobald das Broder Winterhilfe funktioniert.

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    Ich schlage vor dasselbe mit der Bauernorganisation, der Frauenorganisation und derJugendorganisation zu tun, und zu diesem Zwecke mit Ruiter, Baroness op ten Noort, undeinem noch nher anzugeben Jugendfhrer in Verbindung zu treten .

    [M. ROST VA N TONNINGEN]

    NOTITIE VAN M. M. ROST VAN TONNINGENVOOR F. SCHMIDT EN P. FINK

    [ca. 12 September 1940]

    Zwecks die Organisation der Winterhilfe ist es notwendig die Aerzteschaft in den Nieder-landen zusammenzufassen. Vor einigen Monaten hatte Mussert meinem Freund, Dr. DelBaere mit dem Ausarbeitung einer Aerzteorganisation beauftragt . Die Besprechungensind folgendermassen gefhrt worden.

    Vorlufig hatten einige Aerzte aus Haag sich bereit erklrt die Kassenfrage neu zuordnen , wodurch eine lndliche Aerzteorganisation erforderlich wurde. Die lndlicheOrganisation sollte von einem Aerztefhrer, von der Regierung angewiesen, geleitet werden.

    Als Fhrer wird vorgeschlagen Dr. van Capellen, zwar nicht Mitglied der N.S.B., abervom tadellosen Ruf . Die Organisation soll ausserdem die vernachlssigten Massnahmen

    ber Eugenetik in die Wege leiten.Vorlufige Besprechungen wurden gefhrt mit: Dr. Buskop in Rotterdam , Dr. Kreuz-

    wendedich van den Borne, Amsterdam und Dr. Hartgerink in Groningen . Alle urteiltendass die jetztbestehende 'Nederlandsche Maatschappij tot bevordering Geneeskunst'nicht im Stande sei, sich den neuen Anforderungen anzupassen.

    Mein Vorschlag wre jetzt auf der Aerzteschaft denselben Vorgang anzuwenden als beider Presseorganisation .

    Es sollte meines Erachtens unter der Fhrung des obengenannten Dr. van Capellen einAerztekomitee ernannt werden das von Herrn Schmidt empfangen werden sollte.

    Die Aufgabe dieses Aerztekomitees wre, so bald wie mglich die Aerzte in einer neuenFachorganisation einzuschalten, und die 'Nederlandsche Maatschappij tot bevorderingder Geneeskunst' wre nur dem wissenschaftlichen Studium zu widmen.

    [M .ROST

    VA N

    TONNINGEN

    ] W.

    GOEDHUYS AAN F. SCHMIDT

    den 28. Dezember 1940Sehr geehrter Herr General-Kommissar,

    In Anschliessung an der kurzen Unterredung, die ich am Sonntag den 15.d.M. mitIhnen haben drfte, beehre ich mich Ihnen einliegend eine Uebersicht ber den richtigenAbonnentenzahlen der Arbeiterpresse zu bermitteln . Wie aus dieser Liste hervorgeht

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    hat sich unsre Erwartung verwirklicht, dass der tiefste Punkt mitte Dezember erreichtwre und von da ab - eventuelle Strungen vorbehalten - die Zahl der neuen Einschrei-bungen die der Kndigungen bersteigen wrde .

    Anfang Januar mchte ich gern einmal bei Ihnen vorsprechen um einzelne Fragenanlsslich der Arbeiterpresse mndlich zu errtern.

    Ich schliesse einen Artikel unsrer Auslandredaktion der den Tag nach der Fhrerredein Berlin verffentlicht wurde, mitsammt drei Leiterartikel anlsslich derselben Rede, bei .

    Mit gleicher Post senden wir Ihnen eine Nummer von jeder Zeitung der Arbeiterpressein der die obenerwhnten Artikel erschienen sind.

    Wie Herr Rost van Tonningen mir mitteilte wre es erwnscht eine Reihe Artikel zubringen anlsslich der Volksschule.

    Wir werden damit in Januar anfangen; inzwischen lege ich acht Artikel bei, welche alsEinleitung der in Holland politisch besonders wichtigen Schulfrage, im vorigen Monaterschienen sind .

    Es lag in der Absicht Anfang Januar eine zweite Reihe zu verffentlichen in welche dasUnterricht der deutschen Sprache auf der Volksschule und weiter eine vlkisch-kulturelleEinstellung des Unterrichts verlangt werden sollte. Eine dritte Reihe sollte eine Zusammen-fassung enthalten und das Problem der konfessionellen Schulen behandeln - wenn diepolitische Situation des Augenblicks das ermglichen sollte .

    Wir werden bei diesen Artikeln den uns von Seiten der deutschen Behrden gegebenenAnweisungen im weitesten Ausmass Rechnung tragen.

    Ich mchte schliesslich, Herr General-Kommissar, diese Gelegenheit bentzen Ihnenmeinen Wunsch zum Ausdruck zu bringen, dass Ihre Arbeit im Interesse des deutschenund niederlndischen Volkes im neuen Jahr einen vollkommenen Erfolg erzielen wird.

    Mit national-sozialistischem Gruss,[W. GOEDHUYS]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN A. S EYSS-INQUART

    24. August 1940

    Hochverehrter Herr Reichskommissar ,Nach unserem vorgestrigen Zusammensein bei der Kundgebung des Reichsleiters Ley ,

    habe ich nochmals ernstlich die verschiedenen politischen Tagesfragen geprft. Bevor ichnun, wie Sie es mir in Aussicht gestellt haben, zu Ihnen komme, wollte ich versuchen mirselbst ber alle Probleme klar zu werden und meine Gedanken in diesem Schreiben zu-sammen zu fassen. Hiermit glaube ich auch Ihnen, Herr Reichskommissar, die Arbeit zuerleichtern, da Sie dadurch Gelegenheit haben werden in aller Ruhe die verschiedenenAusfhrungen zu prfen, welche in diesem Schreiben enthalten sind.

    Die Anschauungen, zu welchen ich gekommen bin, sind das Ergebnis eines monaten-langen innern Ringens.

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    Als Ausgangspunkt mchte ich die Ttigkeit der drei politischen Gruppen, die vonIhnen zugelassen sind nehmen und zwar:

    1. Die Arnold Meyer Partei2. Die Nederlandsche Unie3. Die National Sozialistischen Gruppen, vor allem die N.S.B.Um einen gesammt Ueberblick der politischen Lage zu gewinnen, erlaube ich mir eine

    Charakterisierung dieser drei Gruppen nachfolgend im einzeln vorzunehmen:

    Die Arnold Meyer Partei ist eigentlich eine fascistische Tarnung des politischen Jesui-tismus. Bezeichnend ist, dass sie die einzige fascistische Gruppe ist, deren Mitglieder dieSakramente bekommen. Sie war fascistisch-italienisch orientiert, solange Italien eine anti-deutsche Politik fhrte. Parallel mit dem Vatikan nderte Arnold Meyer seine Politik infrancophiler Richtung, als Italien die Achsen Politik begann. Die Zeitung Arnold Meyerswird gedruckt bei dem 'Residentie Bode', einer Druckerei, welche der Kontrolle desJesuiten Kollegiums in Katwijk untersteht .

    Die Nederlandsche Unie ist bekanntlich als nichts anderes zu betrachten als eine Samm-lung der brgerlichen Reaktion und eine Tarnung des Zentrums .

    Der politische Katholicismus hat daher praktisch die Vorherrschaft sowohl in derArnold Meyer Partei, wie in der demokratisch fundierten Nederlandsche Unie.

    Die N.S.B. dagegen war und ist auch heute noch eine Gemisch von einerseits brgerlich-fascistisch-christlichen Strmungen, andererseits ein vlkischer NationalsozialistischerKern. Im Hauptquartier der N.S.B. finden sich nicht nur die obenerwhnten christlichen,

    dass heisst, Katholischen, Evangelischen wie auch brgerlichen und reaktionren Ten-denzen zusammen, sie ist auch freimaurerisch durchsetzt und in seiner Grundgesinnungim wesentlichen antideutsch.

    Dem stand ein vlkischer Kern gegenber, welche der Arbeiter Fhrer Woudenberg,der seinerzeitige Fhrer der Mussert Garde Feldmeyer, die Fhrerinnen der Frauenschaft,Frau Keers und Baroness Op ten Noort, so wie die Gruppen der von mir gefhrten Tages-zeitung 'Het Nationale Dagblad', angehrten.

    Aus dieser kurzen Schilderung geht klar hervor, dass der vlkische National Sozialismusin den drei genannten Gruppen eigentlich nicht organisch vertreten ist.

    Die Nationalsozialistische Idee in ihrer reinen Form lebt eigentlich nur bei der Fhrungder Kruyt und van Rappard Bewegungen. Ich kenne Kruyt persnlich nicht, habe aberden Eindruck, dass er zum Fhrertum nicht geeignet ist. Van Rappard ist einer meinerJugendfreunde und ebenso wie Kruyt ein vollkommen selbstloser Mensch und ehrlicherreiner Idealist .

    In den vergangenen Monaten habe ich vergeblich nach einem Weg gesucht, auf welchemdem reinen National Sozialismus zum Durchbruch verholfen werden knnte. Sie wissen,Herr Reichskommissar, wie ich genau so wie Sie mit aller meiner Kraft und vom ganzenHerzen der Idee des Fhrers diene. Diese Idee in meiner Heimat zum Durchbruch zuhelfen, ist das Ziel meiner Arbeit in den letzten Jahren gewesen. Sie werden es daher sicher-lich verstehen, dass ich in den letzten Monaten von tiefer Sorge erfllt war, als ich die fort-whrenden Vorstsse des Hauptquartiers wahrgenommen habe, welche alle bezwecktendie N.S.B. immermehr in reaktionrem antideutschem Geist zu steuern.

    Durch die Ernennung meines Kameraden Woudenberg und meine Ernennung zu Kom-missaren der S.P.D.-Gewerkschaft und der S.P.D. politischen Partei, waren wir beide aus

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    der Fhrung der N.S.B. praktisch ausgeschaltet. Ich selbst betrachte die Loslsung derArbeiterfragen von der Fhrung der N.S.B. unter gleichzeitiger Verwendung zweierN.S.B.-er (das heisst Nationalsozialisten) zum kommissarischen Aufbau der Arbeiterfrontals eine schwerwiegende Massnahme zur Sicherung des vlkischen Gedankens.

    Ich muss aber betonen, dass durch Woudenbergs und meine neue Arbeit die vlkischeVertretung in der N.S.B. jedenfalls in dieser Zeit betrchtlich geschwcht wurde.

    Die Sorge, welche ich in dieser Hinsicht habe, wurde noch verstrkt durch einzelne

    Massnahmen, welche das Hauptquartier in letzter Zeit getroffen hat. Als klarstes Beispielfr diese Massnahmen mchte ich auf die sehr geschickte Sabotagehandlungen hinweisen,durch die es dem Hauptquartier gelang den Aufbau einer vlkischen S.S.-Wehrformationzu verhindern, whrend die eigenen Wehrformationen antideutscher Gesinnung schnelleFortschritte machen . Durch die Verhinderung der Aufstellung von S.S.-Wehrformationenwurde der dritte Vorkmpfer des vlkischen Gedankens, mein Parteigenosse Feldmeyer,in seinen Arbeiten lahmgelegt.

    Aber auch hiermit gab sich das Hauptquartier nicht zufrieden, sondern verstrkte seinePosition noch in folgender Weise:

    An Stelle Woudenbergs wurde der christlich-brgerliche Parteigenosse ten Hoorn zumFhrer der Arbeitsfront bestellt. Seine erste Tat war es, den besten Arbeiterfhrer, denfrheren Bckergehilfe Thomass, der in der N.S.B. Arbeiterorganisation ttig war, ausseiner Stellung als Leiter der wichtigsten Abteilung in Amsterdam zu entlassen und ihndurch Uebertragung einer anderen rein propagandistischer Ttigkeit in der Provinz prak-

    tisch kalt zu stellen . Dieser Vorstoss wurde unternommen im engsten Einvernehmenzwischen der freimaurerisch durchsetzten Fhrung des N.S.B.-Gaues in Amsterdam unddes Hauptquartiers in Utrecht. Aus Protest hiergegen hat Woudenberg seinen KameradenThomass sofort in die Arbeit bei der S.P.D. Gewerkschaft bernommen. Auch einigeandere Fhrer der N.S.B. Arbeiterorganisationen sind in die Arbeit Woudenbergs bei derN.V.V. bergetreten.

    Zur gleichen Zeit hat Mussert die Liste der Versammlungsredner in christlichem Sinnegeradezu gleichgeschaltet. Woudenberg und Feldmeyer sind fast ganz aus der Versamm-lungsarbeit eliminiert. Die christlich-fascistischen, bezw. brgerlichen, Redner haben dasUebergewicht. Auch auf anderen Gebieten wurden bei der Stellenbesetzung innerhalb derN.S.B. nur antivlkische Vertreter des Hauptquartiers bercksichtigt.

    Hierzu mchte ich Ihnen folgende Beispiele nennen:Zum Fhrer der Jugend Organisation, die vor dem deutschen Einmarsch aufgelst

    worden war, wurde nach ihrer Wiederaufstellung der Kalviner van Geelkerken ernannt.Fhrer der Mittelstandsorganisation wurde der sehr christliche Herr Schlte.Im Pressebro bleibt nach wie vor der Kalviner Oosterbaan massgebend.Die neuerrichtete Radioorganisation der N.S.B. hat zum Fhrer den evangelischen

    Pastor Ds. Ekering.Fhrer der weltanschaulichen Bildung der Bewegung ist der mit dem Hochgrad-Frei-

    maurer Fahrwerck eng befreundete Flmische Katholik, van Genechten.Auf wirtschaftlichem Gebiet fhrt der Freimaurer Koster den sogenannten Rat fr

    Volkswirtschaft der N.S.B.Die gleiche Methode der Stellenbesetzung soll nun auch im Staatlichen Sektor durch-

    gefhrt werden. Gestern erhielt ich vom Stellvertretenden Fhrer van Geelkerken folgendes

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    Schreiben, das ich in Uebersetzung nachfolgend wiedergebe:

    'Kameraden,Falls von den deutschen Behrden an Sie Ersuchen gerichtet werden Vorschlge ein-zusenden ber Personen, welche eventuell im Betracht kommen drften fr die Besetzungvon Posten in Gemeinden, Provinz oder dem Reich, so ersuche ich Sie, bevor Sie per-snlich Namen nennen, sich in Verbindung zu setzen mit Kamerad M. Graaf de Marchant

    et d'Ansembourg (Adresse Zeestraat 76, Haag). Mit National Sozialistischem Gruss,Hou Zee!Der Stellvertretender FhrerC. van Geelkerken.'

    Alle diese Vorgnge sind um so bedeutsamer als die antideutsche Stimmung in Haupt-quartier in stndigem Wachsen ist.

    Hierzu mchte ich einige Beispiele anfhren:Als ich am Tage nach meiner Rckkehr aus der Gefangenschaft (2 Juni) Mussert ber

    die Bildung einer S.S. Standarte Westland berichtete, sagte er mir, er mache hierbei nichtmit, denn er wre kein Landesverrter .

    Als ich ihm in demselben Gesprch mitteilte, dass Deutschland den grossniederln-dischen Gedanken ablehnt, antwortete er, er wrde lieber nach Sd Afrika auswandern,als eine solche Politik mit zu machen. Seitdem wird in der ganzen Bewegung die Paroleausgegeben: 'Wir wollen nicht Deutsch werden.'

    Als der obenerwhnte brgerlich-christliche Fhrer ten Hoorn an der Stelle Wouden-bergs als Fhrer der N.S.B. Arbeiterorganisation eingesetzt wurde, verlangte Mussert zurgleichen Zeit, dass die rotweissen Farben der Fahnen verschwinden sollten, denn dieseFarben wren Deutsch.

    Die knstlich geschrte antideutsche Stimmung der N.S.B. kam auch in Mnchen beider Standarte Westland zum Ausbruch. Die nicht N.S.B.-er haben sich dort im allgemeineneinwandfrei benommen, die N.S.B.-er sind jetzt zum grssten Teil wieder zurckgekehrt.Lediglich die Gruppe, die mit mir im Haag immer treu zusammen arbeitete, hat sich inMnchen anstndig verhalten und ist auch dort geblieben . Gegen die Wehrleuten dieserGruppe, die noch im Haag geblieben sind, wird jetzt eine Untersuchung gefhrt, welchevon dem obenerwhnten christlichen Fhrer der Mittelstandsorganisation Herrn Schlte,geleitet wird . Dieser hat vor einigen Tagen bei seinen Vernehmungen einen Angehrigender genannten Gruppe angebrllt und ihm gesagt, das jeder Hollnder, der 'Heil Hitler'sagt, ein Landesverrter sei. Einen schriftlichen Zeugenbericht hierber lasse ich jetzt

    anfertigen.Die Frauenfhrerin, Baroness Op ten Noort, hat hnliche Erfahrungen gemacht. Auch

    sie verfasst auf meine Bitte eine schriftliche Zeugenaussage ' .

    Wenn ich hiermit die Schilderung der Mentalitt des Hauptquartiers abschliesse, somchte ich Ihnen noch mitteilen, dass in der Bewegung eine systematische Flsterpropa-ganda gegen Woudenberg, Feldmeyer und mich gefhrt wird in dem Sinne: Jeder, dermit uns 'Verrtern' verkehrt, ist selbst ein Verrter! Selbstverstndlich ist diese Flster-propaganda fr mich bedeutungslos. Die treue Anhnglichkeit meiner Kameraden, die mit

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    mir in der N.S.B. kmpfen ist zu gross, als das eine Flsterpropaganda des Hauptquartiersmeine Stellung in der Bewegung untergraben knnte.

    Whrend ich alle diese Beobachtungen machte, habe ich ununterbrochen nach Wegengesucht um den reinen Nationalsozialismus zum Durchbruch zu verhelfen.

    Die Fhrung des Hauptquartiers ist nicht sozialistisch, sondern National Gross Dietsch.Es fehlt diesen Mnnern das innere Feuer, sie glauben nicht an das Volk, sondern sie ver-achten das Volk als Pbel und werden daher auch nie im Volk Widerhall finden. Wenn

    trotzdem der Zulauf in die N.S.B. vorlufig andauert, so ist der Grund darin zu suchen,dass die Menschen glauben die ganze deutsche Staatsmacht stehe hinter der N.S.B. Dajedoch die guten Arbeiter die N.S.B. immermehr ablehnen, kam bei mir der Gedanke denVersuch zu machen aus der S.P.D. einen rein sozialistischen Kern herauszuschlen.

    Diesen dann in den Nationalsozialismus hinber zu fhren drfte nicht so schwersein.

    Ich habe meine Ansichten ber meine Aufgabe in meiner am 20. Juli gehaltenen Radio-rede, die vorher Generalkommissar Schmidt vorgelegen hatte, bekannt gegeben. Bevorich am 2. August im Osten und Norden die dortigen Zweigstellen der S.P.D. besuchte,habe ich mit Ihnen, Herr Reichskommissar, die Linie besprochen, die ich einhalten sollte.Ich habe damals ausgefhrt, dass durch das Emporwachsen von drei reaktionren Bewe-gungen, der N.S.B., der Arnold Meyer Partei und der Nederlandsche Unie, das politischeGleichgewicht zerstrt wrde und das es notwendig sei, die sozialistischen Arbeiter derS.P.D. wieder aktiv in das politische Leben zurckzufhren . Wir haben damals den

    Namen fr eine derartige Organisation besprochen. Sie hatten Bedenken gegen den NamenSozialistische Arbeiter Partei und wir haben uns geeinigt auf einen Namen, etwa wie Sozialis-tische Werkgemeinschaft.

    Damit fing die zweite Etappe meiner mhsamen Arbeit in der S.P.D. an. In den viernchstfolgenden Tagen (Freitag 2. bis Montag 5. August) habe ich mit den brauchbarenElementen der S.P.D. hart gerungen. Die von mir abgesetzten Vorstandsmitglieder derS.P.D. versuchten mit allen Mitteln, das Hochkommen einer revolutionren Oppositionvon jngeren Menschen zu verhindern und haben seitdem diese Anstrengungen uner-mdlich fortgesetzt. Verschiedene deutschen Stellen regten an den Vorstand verhaften zulassen, ich habe dies aber abgelehnt, denn nur durch die revolutionre Auflehnung derunteren S.P.D.-Angehrigen gegen die Sabotageversuche des Vorstandes, konnte derGrungs- und Reinigungsprozess etwas Gutes hervorbringen. Mit Zwang war auf diesemGebiet wenig zu erreichen. Es handelte sich darum einfach den einzelnen Arbeiter derS.P.D. und die unteren Fhrer derselben von dem marxistischen Oberfhrern abzuspalten.

    Der Kampf zwischen S.P.D. Unterfhrung und Oberfhrung ist zur Zeit im vollem Gang.Es lsst sich diese, meine Methode, nicht mit den deutschen Verhltnissen zur Zeit derMachtergreifung am 30. Januar 1933 vergleichen.

    Deutschland hat Adolf Hitler als Fhrer, die N.S.B. Mussert als Leiter, was nichtgenau dasselbe ist! Die N.S.D.A.P. ist eine Bewegung, die von Anfang an unter ihremgrossen Fhrer eine ganz klare Linie eingehalten hat. Die N.S.B. jedoch, ist eine in derWeltanschauung unklare wahrhaftig noch nicht National Sozialistische Bewegung. Erstdurch die jetzt und zwar von deutscher Seite veranlasste Reinigungsaktion in der N.S.B.,werden nach neunjhrigem Bestehen der Bewegung die Juden ausgestossen.

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    Die in diesen Massnahmen fr die Betroffenen liegende unvermeidliche Hrte, httevermieden werden knnen, wenn die Linie bisher schon klar gewesen wre. Mussert wurdevon deutscher Seite ebenfalls veranlasst, die Freimaurer auszuschliessen . Diese seineAktion droht schon jetzt eine lcherliche Komdie zu werden. Die Freimaurer die in denSchlsselstellungen sitzen und das Hauptquartier durchsetzt haben, werden einfach er-klren, dass sie bereits aus den Logen ausgetreten sind, bezw. waren, und das sie daherin der N.S.B. bleiben knnen. Von einer vlkisch sozialistischen Willensbildung im Haupt-

    quartier wird daher wohl auch in Zukunft keine Rede sein knnen.Bei meiner Rckkehr am 6. August habe ich Ihnen ausfhrlich ber meine Besprechungen

    innerhalb der S.P.D. berichtet. Sie waren mit mir der Meinung, dass hier nur etwas zuerreichen wre, wenn man den Menschen aus der S.P.D. die sich gegen ihre eigenenFhrung aufgelehnt hatten, Vertrauen zubilligen wrde. Sie waren damit einverstanden,dass wir die entgltige neue Fhrung einer sozialistischen Werkgemeinschaft nicht mehrunter meine kommissarische Aufsicht stellen wrden, sobald das Arbeitsprogramm vonIhnen genehmigt worden wre . Wir waren uns weiter darber einig, dass ohnehin dienotwendige Sicherheit dafr vorhanden sei um die neue sozialistische Werkgemeinschaftzur nationalsozialistischen Weltanschauung hinber zu fhren. Ganz abgesehen davon,dass die Macht der Deutschen Waffen und der deutschen Nationalsozialistischen Idee jetztschon strker sind als alle politischen Richtungen in den Niederlanden, habe ich in IhremAuftrage die Ermchtigung, die Arbeiterpresse (110.000 Abonnenten), das Arbeiter Radiound die 30 Fachzeitschriften der Gewerkschaften fr die Propaganda zu benutzen.

    Es ist daher meine tiefe Hoffnung, dass aus dieser unseren Aktion sich mit Geduld unddurch zher Arbeit ein rein Nationalsozialistischer Kern in der Arbeiterschaft bilden wird.Das Programm dieser neuen Gemeinschaft, das Sie entgltig bestimmen wrden, knnteein so wahrhaft sozialistisches Ideal verkrpern, dass damit auch die Fhrerschaft der N.S.B.gezwungen wrde eine sozialistische Politik zu machen. Mit der jetzigen N.S.B. soll deshalbeinmal nach meiner Ansicht, das frische Blut eines gereinigten Kernes der S.P.D. alssozialistische Fhrergruppe vereinigt werden.

    Mit dieser Zielsetzung betrete ich die Grundlage des Aufbaues einer wahrhaft National-sozialistischen Bewegung nach deutschem Muster.

    Wenn Sie die N.S.B. wirklich auf nationalsozialistischer Grundlage reformieren wollen,muss eine grndliche Suberung des Hauptquartiers vorgenommen werden. Falls Sieeinen brutalen Schnitt fr unerwnscht halten, msste man die einzelnen Persnlichkeitenvielleicht auf Posten versetzen auf denen sie mit ihren volksfeindlichen und volksfremdenIdeen am wenigsten Schaden anrichten knnen und gleichzeitig in ihrer Arbeit ihre in-tellektuelle Einstellung nach ihrem eigenen Geschmack sich ausleben lassen knnen Es

    wird, Herr Reichskommissar, Ihre eigene sehr schwere Aufgabe sein, die reaktionrenHerren des Hauptquartiers allmhlich durch Mnner von wahrhaft nationalsozialistischerGesinnung zu ersetzen.

    Nach unserer letzten Unterredung wird es Ihnen bewusst sein, dass die Situation in der Bau-ernschaft sich gleichfalls so entwickelt, dass auch dort Ihr Eingreifen unvermeidlich sein wird.

    Der Bauernfhrer der N.S.B., Herr Roskam ist ein Mann, dessen Knnen unzulnglichist und der mit sehr schweren Charakterfehlern belastet ist. Er ist der engste Mitarbeiter undFreund des Hochgradfreimaurers Fahrwerck und wird von der niederlndischen Bauern-schaft niemals freiwillig als Fhrer anerkannt werden. Mussert wird von sich aus nicht

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    die Kraft finden Roskam abzusetzen. Es wird sicherlich doch eine Verwendung fr diesenMann geben, die ihm selbst genehm ist, sobald er verstanden hat, dass er als Bauernfhrernicht im Betracht kommen kann. Der wirkliche Bauernfhrer ist nach meiner AnsichtHerr Ruiter . Ich muss Ihnen aber sagen, dass die Zeit drngt, wenn wir die ausgezeichneteOrganisation von Landbouw en Maatschappij vor der Vernichtung bewahren wollen, dieihr durch die N.S.B. unmittelbar droht.

    Die gleichen Grnde, die Sie, Herr Reichskommissar, veranlasst haben eine marxistische

    N.V.V. vor der Vernichtung zu retten und die Organisation derselben in den Dienst desAufbaues einer Arbeiterfront zu stellen, bestehen auch fr die Erhaltung von Landbouwen Maatschappij bei den Aufbau eines Nhrstandes .

    Die Machtsansprche des N.S.B.-Hauptquartiers fhrt Mussert weiter dazu, die Frauen-schaft, welche von Baroness Op ten Noort in so hervorragender Weise aufgebaut wird, zubedrohen. Man will voreilig die Frauen, die nicht Mitglied der N.S.B. sind, weil sie MussertsFhrerschaft nicht anzuerkennen vermgen, zwingen Mitglied der N.S.B. zu werden .

    Mein Besuch in Drenthe hat mich neuerlich davon berzeugt, dass die Frauen vomNorden, genau so wie die Bauern vom Norden, eine Mitgliedschaft der N.S.B. vorlufigablehnen und zwar aus dem gesunden Instinkt heraus, dass der Kreis in Utrecht nichtnationalsozialistisch ist.

    Sollte also Mussert seine Absichten durchsetzen, so wrde die gute Entwicklung derFrauenschaft jh abgebrochen werden und ich glaube deshalb, dass Mussert veranlasstwerden sollte die normale vlkische Entwicklung der Frauenschaft nicht zu stren .

    Whrend also unter den genannten Voraussetzungen die Arbeiterschaft, der Nhrstandund die Frauenschaft unter Fhrern wie Woudenberg, Ruiter und Baroness Op ten Noortbald Fronten sein knnten von rein nationalsozialistischer Prgung, liegt die Jugend-Bewegung noch arg darnieder.

    Ein Jugendfhrer kann ich Ihnen noch nicht nennen. Meines Erachtensist vorlufig der beste,den ich vorschlagen kann, Herr Heubel, der sich augenblicklich zur Ausbildung [in] der S.S.in Mnchen befindet. Vielleicht werden wir noch eine andere geeignete Persnlichkeit finden .

    Nach der Ansicht des Herrn Stadier, der bei dem Aufbau der Jugendbewegung und derOrganisation behilflich sein soll und sich seit einigen Tagen in den Niederlanden befindetist Heubel der geeignete Jugendfhrer. Im brigen knnten grosse Gruppen schon jetztaus einer Fhrung vereinigt werden.

    Zum Schluss mchte ich nochmals die Frage der niederlndischen S.S. berhren. MitFreude habe ich bei unserer letzten Unterredung von Ihnen erfahren, dass Sie jetzt vonMussert verlangen werden, dass er seine systematische Sabotage gegen die Aufstellung einer

    niederlndischen S.S. aufgibt. Meines Erachtens ist diese S.S. Formation entscheidend frdie ganze knftige Entwicklung. Man mag gegen Feldmeyer vieles einwenden, aber es istsicher, dass er eine glnzende Begabung hat um die Flamme der nationalsozialistischenWeltanschauung in sein Volk hineinzutragen. Seine Einstellung ist rein nationalsozialistisch.

    Ich kann jetzt meine Ausfhrungen folgendermassen zusammen fassen:Mit Mnnern, wie Woudenberg, Ruiter, Heubel, Feldmeyer und mit einer Frauenfhrerin

    wie Baroness Op ten Noort, steht Ihnen, Herr Reichskommissar, eine prchtige Fhrer-schar zur Verfgung. Sie wrden die Freude erleben, dass Sie unter Ihren Hnden einenniederlndischen Nationalsozialismus wachsen sehen, der eine Zierde in der nationalsozia-listischen Aufbauarbeit unseres so heissverehrten grossen Germanenfhrers Adolf Hitlers,

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    sein wrde. Es besteht also die unendlich schwere Frage, der eigentlichen politischenFhrung. Das Hauptquartier der N.S.B. muss nach meiner festen Ueberzeugung grsstenTeils verschwinden.

    Sie, Herr Reichskommissar, der selbst eine glhende Liebe ebenso zur Kultur, wie auchzum mnnlichen Sport haben, der in den Bergen das findet, was er sucht, werden es ver-stehen das ein Hauptquartier, welches der Kultur und der mnnlichen sportlichen Leistungvollkommen interessenlos gegenber steht, niemals zur nationalsozialistischen Erneuerung

    berufen sein kann. Dieses Hauptquartier ist es aber, das es beansprucht das niederlndischeVolk zu fhren und an der Spitze der nationalsozialistischen Erhebung zu marschieren.

    Sollten die Bemhungen des jetzigen Hauptquartiers gelingen, so wre eine vlligunklare antideutsche Fhrung unter nationalsozialistischen Tarnung zur politischenMacht gelangt. Eine Entscheidung des Fhrers, die im Zeitpunkt der Vollendung derjetzigen N.S.B. das Hauptquartier beseitigen wrde, knnte keine politische Entscheidungmehr sein, sondern wrde eine reine Machtentscheidung darstellen. Die wirklichen Na-tionalsozialisten an die der Fhrer vielleicht appellieren wrde, wrden einer geschlossenendeutschfeindlichen Front des eigenen Volkes unter N.S.B.-Fhrung gegenberstehen. Fallsunter deutschen Mithilfe zu einer berragenden Machtstellung gelangen wrde, wre dienationalsozialistische Eroberung des niederlndischen Volkes gescheitert und unternationalsozialistischer Tarnung eine christlich-brgerliche freimaurerische Reaktion an dieStelle einer vlkischen Erhebung gesetzt.

    Die Fhrung dieser Bewegung wrde die nchste Gelegenheit abwarten um eine gross

    niederlndische imperiale Politik mglicherweise unter Anlehnung an England zu verfolgen.An Stelle des grossgermanischen Gedankens wrde die christlich Burgundische Idee gestellt.Die Arbeit der vlkischen Gruppe wre vorerst vernichtet. Unsere Anstrengungen

    vergeblich gewesen. Sie werden es verstehen, Herr Reichskommissar, welchen tiefen Schmerzdies in den Herzen der besten Nationalsozialisten bereiten wrde.

    Ich appelliere an Sie und bitte Sie diese meine Ausfhrungen zu erwgen und demMhen eines aufrichtigen National Sozialisten Ihre Untersttzung zu gewhren .

    Mit National-Sozialistischem Gruss, Heil Hitler!

    [M. ROSTVAN TONNINGEN]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN A. SEYSS-INQUART

    18-9-1940Hochverehrter Herr Reichskommissar!

    In der Angelegenheit der Jugendfrage mchte ich Sie nochmals um Ihre Interventionbitten . Wie ich Ihnen anlsslich unserer letzten Unterredung berichtete , hat Herr Mussertsich neuerdings auf den Standpunkt gestellt, dass die Jugendbewegung in den Niederlandenauf christlicher Grundlage aufgebaut werden soll.

    Und zwar hat er sich ausdrcklich in einem Gesprch mit Frl. Heubel auf den Standpunktgestellt, dass die Bewegung auf katholischer und evangelischer Grundlage, d.h. notwen-digerweise auf der Basis einer Zweiteilung, gegrndet werden soll .

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    Diese Einstellung widerspricht in nicht alltglicher Weise den Grundstzen des National-sozialismus und verkennt die vlkische Zusammenstellung unseres Volkes. Ich habe wieder-holt darauf hingewiesen, dass die Unterzeichnung der Erklrung und des BekenntnissesMusserts zum Fhrer und zum vlkischen Gedanken an sich nichts ndern wrde hin-sichtlich der christlichen, anti-vlkischen Politik der N.S.B. Dazu erscheint ein Personen-wechsel in den verschiedenen fhrenden Stellungen notwendig . Die reaktionren Tenden-zen sind besonders stark in der Fhrung der Jugendbewegung der N.S.B. vertreten. In

    einem Gesprch, welches ich vor einigen Tagen mit meinem Kamerad Geelkerken hatte ,hat er mir zugestimmt, dass der von ihm selbst seit langen Jahren an die Spitze gestellteFhrer der Jugendbewegung, Herr van Raamsdonk, zur Fhrung ungeeignet sei. Es istdies ein Mann, der mit einem geradezu unbegreiflichen Fanatismus jede Erziehung derJugend auf der nationalsozialistischen Grundlage abgelehnt hat. Er hat im Gegenteil imFrhjahr 1939, um zu einem Uebereinkommen mit Herrn Colijn zu gelangen, das Fhrer-prinzip der Bewegung so abgeschwcht, dass davon wenig brig blieb. Mit der neuen neu-tralen Richtung hat der damalige Fhrer der N.J.S. van Geelkerken sein Einverstndniserklrt.

    Um den Weg zu Colijn zu erleichtern, hat Geelkerken gegen meinen Ratschlag nachtrg-lich seine Fhrung niedergelegt. Ein Jahrlang hat man dann um die Gunst von Colijngebettelt .

    Die besten Jugendfhrer, grundstzlich Nationalsozialisten, wurden aus der N.J.S.gedrngt; unter ihnen befanden sich die Geschwister Heubel. Zwar verharrte die Mehrheit

    der N.J.S. Fhrer und Fhrerinnen auf ihren Posten aber es waren diese keine gute Na-tionalsozialisten. (Ich beziehe mich auf der eingeschlossenen Note von Frl. Heubel .) Eswar der Ehrgeiz des Herrn van Raamsdonk die derart neutralisierte Jugendbewegung derN.S.B. zu einem allgemeinen Jugendverein zu machen. Viele der besten Jugendlichen habenseelisch unter dieser Doppeltdeutigkeit gelitten. Es kam dann in Frhjahr 1940, nachdemdie Jugendbewegung immer kleiner geworden war, zu einem Zusammenbruch.

    Gegen die Proteste verschiedener Gruppen setzte van Raamsdonk in enger Zusammen-arbeit mit dem pltzlich wiedererschienenen van Geelkerken die Auflsung der N.J.S.durch . Damals habe ich mit aller Kraft gegen diese Auflsung gekmpft und habe nacheiner Intervention bei Mussert das Weiterbestehen einzelner Splittergruppen, die sichgegen die Auflsung und die Methoden van Geelkerkens und Raamsdonks auflehnten,durchgesetzt. Dies war das Ende einer jahrelangen Entwicklung einer Jugendbeweging,welche sich fanatisch auf Oranien verschworen hatte und den Spruch fhrte 'Ehret denKnig'. Die Erfahrungen in der Standarte Westland haben deutlich gezeigt, dass eine

    knstlich hochgezchtete Deutschfeindlichkeit, in den faschistischen Teilen der N.S.B.vorherrscht. Diese faschistischen Teile sind Ueberbleibsel der brgerlichen Gruppen, welcheam Anfang, d.h. in den Jahren 1931-1937, die Bewegung gefrdert haben. Als im Jahre1936 die vlkischen Gruppen mit meiner Hilfe immer entschiedener den Kampf in derBewegung aufnahmen, wurde die faschistisch-brgerliche Gruppe zurckgedrngt. Sie iststark vertreten in der Jugendfhrung der N.S.B. und ich fge in diesem Zusammenhangein Zeugnisbericht von Frl. Heubel bei.

    Ich betrachte es als eine grosse Gefahr, wenn die N.J.S. und ihre jetzigen Fhrer unterder Leitung von van Geelkerken zur Grundlage des Aufbaus einer nationalsozialistischenJugendbeweging gemacht werden wrde . Hier muss eine systematische Suberung

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    durchgefhrt werden, die Monate, wenn nicht jahrelange Arbeit erfordert. Wir knnenjedoch auf das Resultat dieser Arbeit nicht warten, die Zeit drngt, und daher muss mitaller Energie auf der ganzen Linie die Jugendbewegung angefasst werden.

    Bevor ich nun auf die Methode und die Taktik, welche hier angewendet werden soll,eingehe, mchte ich die Jugendbewegung in folgender Uebersicht zusammenfassen .

    Die niederlndische Jugend von heute besteht aus:1. Vereeniging van Nederlandsche Padvinders 16.000 Jungen . Vorstand ist der Frei

    maurer van Leeuwen. In dieser Organisation sind auch dieKatholieke Verkenners enthalten .Diese Jugendgruppen sind vlkisch neutral. Sie umfassen zusammen 30.000 Jungen. DieBewegung ist englisch orientiert. Die Organisation und Fhrerschaft sind technisch gut,die Weltanschauung liegt noch in den Windeln. Das Jungvolk ist krperlich in guterVerfassung.

    2. De Jonge Wachten, undDe Kruisvaarders undDe Jonge Studenten. Diese Gruppensind katholisch und umfassen resp. 27.000, 14.000 und 1.000 Jungen.

    Der Vorstand ist Bannenberg.

    Man hat uns berichtet, dass diese Gruppen bereit wren, eine gute Fhrung von andererSeite anzunehmen; nhrere Ausknfte sind schon angefordert .

    3. De Vrijzinnig Christelijke Jeugdcentrale. Diese Gruppe ist bedeutungslos und um-fasst 3.433 Jungen und 6.568 Mdel.

    Der Vorstand ist Wim den Herder.

    4. Die A.J.C. und Arbeitersportverein .Die A.J.C. (Arbeiders Jeugd Centrale) war eine ausserordentlich aktive und kulturellsehr gebildete Gruppe. Sie war eine Auslese der Arbeiterjugend und umfasste in ihrerBltezeit rund 7.000 Mitglieder. (Jungen und Mdel).

    Im Laufe des letzten Jahres ist die Bewegung schnell zurckgegangen. In einzelnenOrtschaften wurde sie mit den Jugendabteilungen des Arbeitersportvereins zusammengelegt .Bei meiner Ernennung zum Kommissar hat der Vorstand unter dem Druck des von mirabgesetzten Vorstandes der S.D.A.P. die Arbeit des Vereins beendet und die A.J.C. auf-gelst . Mir war die Auflsung angenehm insbesondere in Amsterdam, wo die Bewegungstark verjudet war. Mein Adjutant hat nachtrgliche Besprechungen gefhrt mit dembesten Mann des Vorstandes, Herrn Halm, zwecks Wiederaufnahme der Arbeiten. Es solldie Jugend des Arbeitersportvereins zusammengefasst werden. Halm ist ein ausgesprochenerFhrertyp. Der Vorstand des Arbeitersportvereins, der in seiner Bltezeit ungefhr 20.000Mitglieder zhlte, macht jetzt energische Anstrengungen um die Jugend, die seiner Zeit

    9.000 Jungen und Mdel gezhlt hat, wieder zusammenzufassen .Die obenerwhnten Gruppen sind die Wichtigsten. Ihre Organisation ist ziemlich gut;ihre Ttigkeit umfasst Sport, Gelnde- und Arbeitsdienst, die mit der Ttigkeit der H. J.verglichen werden knnte. Es wird notwendig sein, in taktvoller Weise auf weltanschau-lichem Gebiet vorzugehen. Die katholischen Gruppen sind am schwersten zu erfassen, abereiner nationalsozialistischen Erziehung eher zugnglich als im allgemeinem angenommenDie Methode der Erziehung zum grossgermanischen Gedanken wird nachtrglich in dieserNote auseinandergesetzt.

    Es sind noch verschiedene Splittergruppen zu erwhnen:

    Het Nederlandsche Jongelingenverbond. Der Vorstand ist Gordot. Der Verein umfasst

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    34-764 Mitglieder und ist christlich-konfessionell orientiert. Es fehlt an innerlichem Schwungund an Kraft.

    Het Nationaal Jongerenverbond. Der Vorstand ist Baud. Der Verein der einmal 7.750Mitglieder umfasste, war ausserordentlich aktiv. Er ist jetzt aufgelst und verboten und wareinmal eine Hochburg der Oranienidee. Es handelt sich hier um eine liberale Gruppierung.

    De Princevlag. Der Vorstand ist Berlott. Zahl der Mitglieder 6.000. Auch dieser Vereinist sehr von dem Oranienhaus eingenommen, hat aber nur als Sportverein Bedeutung. Er

    veranstaltet jedes Jahr grosse Sportfeste und Mrsche u.s.w., welche alle mustergltigorganisiert sind.

    Weitere Organisationen sind:1.Nederlandsch Verbond van Christelijke Jonge Vrouwen en Meisjes 24359.2. Studenten Verein 2993.3.Nederl. Baptistische Jeugdvereeniging 393.4. Gereformeerde Jongeren Vereeniging 8820.5.Leger des Heils (6-24 Jahr) 7433.6. Vereeniging van Fabrieks-Arbeiders Jeugd 2539.7.Nationale Jeugd Storni (N.J.S.) 19 2445.8.Joodsche Jeugd Jungen 2460. Mdel 2768.u.s.w.

    Die Frage der Taktik, wie die Jugendbewegung zusammengefasst werden soll, wurde

    eingangs bereits errtert . Meines Erachtens muss in folgender Weise vorgegangenwerden: Es msste der grsste Jugendverein, nmlich die Pfadfinder, unter kommissarischeAufsicht gestellt werden. Dieser Verein besitzt ein grosses Lager in Ommen, eine derwunderbarsten Gegenden unseres Landes.

    Die Arbeiterjugendzentrale (A.J.C.) besitzt ihrerseits 5 Heime. Dazu kommen Gelnde,die fr Zeltlager sehr geeignet sind.

    Die Pfadfinder haben berdies verschiedene Heime gemietet. Es wren nun diese Heimeals organisatorische Ausgangspunkte anzusehen. Der Jugendsachverstndige, Herr Wilke,ist ber diese Heime gut informiert. Eine Zusammenarbeit zwischen den gegebenenfallskommissarisch zu verwaltenden Heimen der Pfadfinder und denen der Arbeiterjugend-zentrale wre sobald als mglich herzustellen. Ein entsprechender Aufruf an die Pfad-finder und an die Arbeiterjugend erscheint gegeben. Hierbei sollte die N.V.V. von Wouden-berg mitarbeiten. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass die Masse der Arbeiter-jugend noch nie organisatorisch zusammengefasst wurde.

    Schtzungsweise sind rund eine halbe Million Arbeiterjungen und Mdel ausserhalbjeder Organisation. Gerade diese Jugend ist der nationalsozialist ischen Weltanschauungam ehesten zugnglich. Es ist gerade diese Jugend, welche man nie der Fhrung der brger-lich, christlich und orangistisch angehauchten N.J.S. anvertrauen darf. Es wren nach derUebernahme der Pfadfinder allmhlich Aufrufe zu erlassen an alle Jugendfhrer die sichhierzu eignen wrden, einem Kursus der H.J. zu folgen. Diese Aufrufe sollten insbesonderean die agrarische Jugend gerichtet werden.

    Aus der agrarischen Jugend sollen die Fhrer einer wahrhaft vlkischen Jugendbewegungrekrutiert werden. Sie sollen in engster Zusammenarbeit mit den stdtischen Arbeiter-jugendfhrern die Fhrung der nationalsozialistischen Jugend bernehmen. Ueber diese

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    Angelegenheit habe ich schon mit dem Bauernfhrer Ruiter Fhlung genommen .Ein erster Schritt wurde schon gemacht mit dem Fhrerlager von 20 Jungen und 25

    Mdel, welche in Potsdam whrend des Monats August gesammelt wurden . Unter ihnenwaren auch Vertreter der aufgelsten A.J.C. (Arbeiterjugend). Diese Methode solltedahingehend verallgemeinert werden, dass die Zahl der in Deutschland erzogenen Fhrerund Fhrerinnen systematisch erhht wrde. In diesem Zusammenhange sind folgendeMomente zu betrachten:

    1. Bis jetzt war es der Arbeiterjugend unmglich in eine der Jugendbewegungen oder ineinen der vielen Jugendsportvereine einzutreten. Die Grnde waren:

    a. Die hohen Eintritts- Lager- und Festgebhren.b. Die hohen Unkosten fr Uniformzwecke u.s.w.Es wren aus der Winterhilfe die notwendigen Untersttzungen zu gewhren, mit dem

    Zweck insbesondere die Jugendbewegung der Arbeiter, welche am ehesten die national-sozialistische Weltanschauung bernehmen wird, zu frdern.

    Bei der Errterung der agrarischen Jugend muss insbesondere die Organisation derJugend von 'Landbouw en Maatschappij' bercksichtigt werden. Diese Jugend hat einhohes kulturelles Niveau. Die Fhrung ist zu alt, aber weltanschaulich fast einwandfreiund sie umfasst nach meinen Informationen ungefhr 6000 Mitglieder. Es sollen ausser-halb von 'Landbouw en Maatschappij' noch andere agrarische Gruppen bestehen, dieangeblich 15000 Mitglieder umfassen.

    Weiter besteht noch eine unwichtige konfessionelle Jugendgruppe nmlich der 'Bondvan Christelijke Jonge Boeren en Tuinders,' Organisation in Niederland mit 3500 Mit-gliedern. Ich habe schon mit der Fhrung der Jugendgruppe von 'Landbouw en Maat-schappij' Fhlung genommen.

    Methoden der Zusammenfassung:Falls die Zusammenfassung rein technisch ohne Bercksichtigung der weltanschauliche

    Unterschiede erfolgen wrde, wren grosse Zusammenstsse zu erwarten.Im gegenwrtigen Zeitpunkt ist nicht zu bersehen, wer in den Niederlanden der ge-

    eignete Jugendfhrer sein knnte. Eines aber steht fest: Wie sehr ich auch meinen Kame-raden van Geelkerken schtze , so soll hier doch festgestellt werden, dass er durch seineschwankende Weltanschauung, durch seinen Mangel an Organisationstalent und durchsein Alter als Jugendfhrer vollkommen ungeeignet ist.

    Man sollte an die Spitze der Jugendarbeit einen Organisator stellen, der durch seine

    Herkunft und seine Vergangenheit von allen Jugendbewegungen akzeptiert werden kann.Fr den geeignetsten Mann zur kommissarischen Leitung der Pfadfindervereine halte ichHerrn F. L. Rambonnet, Sohn des ehemaligen Pfadfinderfhrers, Vizeadmiral und StaatsratJ. J. Rambonnet.

    Der Name Rambonnet ist mit der Pfadfinderbewegung verbunden. Er kennt die Fhrergenau und steht in freundschaftlichen Beziehungen zu dem jetzigen zweiten Fhrer derPfadfinder, Herrn Spijkerman .

    Der Hauptfhrer Herr van Leeuwen und andere Freimaurer wren sofort aus derFhrung zu entfernen.

    Herr Rambonnet hat, wie obenerwhnt, auch der Arbeiterjugendfhrer Halm wieder

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    fr die Arbeit gewonnen. Er ist kein Mitglied der N.S.B. aber seine Einstellung ist national-sozialistisch. Die Verbindung zwischen der Arbeiterjugend- und der agrarischen Jugend-fhrung von 'Landbouw en Maatschappij' ist schon hergestellt.

    Herr Spijkerman, der jetzige zweite Fhrer der Pfadfinder, hat das volle Vertrauenseiner Bewegung, auch des katholischen Teiles.

    Ihr Eingreifen, Herr Reichskommissar, ist umso notwendiger, als die NederlandscheUnie systematische Versuche macht die verschiedensten Jugendbewegungen, also Katho-

    lische-, Pfadfinder-, und Agrarische Jugend, an sich zu ziehen .Eine Entscheidung ist ebenfalls dringend, da die Jugend in das Winterhilfswerk einge-

    schaltet werden soll. Daher soll auch so bald als mglich eine Zentralstelle geschaffenwerden, welche die grosse Mehrzahl der Jugendbewegungen umfassen msste .

    An der Spitze dieser Zentralstelle soll nach meinem Vorschlag Herr Rambonnet stehen.Seine Aufgabe soll sich daher sowohl auf die Jungen wie auch auf die Mdel erstrekken.

    Als Fhrerin der Mdel schlage ich Frulein Heubel vor. Als Jugendfhrer kme HerrHeubel in Betracht. Er darf jedoch nicht sofort als Jugendfhrer eingesetzt werden, damitman erst in der Praxis erproben kann ob er sich dafr wirklich eignet .

    Ich mchte, Herr Reichskommissar, mich auf diese allgemeine Bemerkungen beschrn-ken und ersuche Sie, mir die Gelegenheit zu geben mndlich diese wichtige Angelegenheitzu besprechen '.

    Obige Mitteilungen, und der eingeschlossene Bericht von Frl. Heubel, welche meinesErachtens mit der Wirklichkeit bereinstimmen, erhielt ich aus ganz zu vertrauenden

    Quellen, und teile sie Ihnen streng vertraulich mit.Ich empfehle eine weitere Untersuchung durch die Sicherheitspolizei auf der Grundlage

    des Berichtes von Frulein Heubel .Mit Nationalsozialistischem Gruss Heil Hitler

    [M. ROSTVANTONNINGEN]

    W. J. HEUBEL AAN A. SEYSS-INQUART

    Mnchen, den 29. Sept. 40Sehr geehrter Herr Reichskommissar!

    Bezugnehmend auf die gefhrten Unterredungen, die meine zuknftige Arbeit betrafen ,mchte ich Ihnen hiermit meine weiteren Plne vorlegen.

    Weil ich eine militrische Ausbildung fr mich als sehr ntzlich ansah und die Ueber-zeugung hatte, dass sich jetzt hierzu die letzte Gelegenheit bot, entschloss ich mich nachMnchen zu fahren zur SS Verfgungstruppe . Es wurde abgemacht, dass ich einen acht-wochigen Kursus mitmachen wrde und danach in den Niederlanden fr Jugend- oderSS-Arbeit zur Verfgung stehen wrde. Ich habe inzwischen 7 Wochen hier mitgemachtund festgestellt, dass ich meine hier verbrachte Zeit bestimmt nicht als verloren betrachtenbrauche. Man merkt zwar, dass die Niederlnder nach Preussischer Auffassung, kaum als

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    halbe Soldaten angesehen werden, aber deshalb ist, trotz der oft enttuschenden Arbeit frdie Ausbilder, unsere Erziehung hier gut. Und abgesehen von manchen Schattenseiten,glaube ich, dass die Jungens sich betr. militrischer Haltung hier gnstig entwickeln werden,obwohl sie ja vorlufig bestimmt nicht die Hhe der Deutschen erreichen werden und nurwenige Fhrer darunter sind. Dafr ist bei uns zu lange pacifistische Propaganda gemachtworden und uns hat auch die militrische Vorbildung in einer Jugendorganisation gefehlt.

    Obwohl ich fhle, dass eine weitere Ausbildung hier mich gut tun wrde, will ich zurck,

    denn die Entwicklung in der Jugendfrage beunruhigt mich. Wir Jngeren habe so oft dieHoffnung auf unsere Fhrer gesetzt und sind so oft enttuscht worden, dass jetzt alles mg-liche getan werden muss, um die durch die heutige Entwickelung vorhandene Energie zusteigern und nicht verloren gehen zu lassen. Stadtler hat mir z.B. die neuen Aufbauplne desNationalen Jeugdstorms gezeigt . Sie sehen wunderbar aus, aber die Ausfhrenden sindalle wieder dieselben, die damals nichts besseres zu tun gewusst haben, als ihr Jugendbe-wegung auf zu lsen 'bis auf bessere Zeiten' . Nach meiner Meinung brauchen wir jetztnicht so sehr sog. Sachverstndige, denn die haben wir in Massen gehabt, sondern ehrlicheKerle, die man vertrauen kann. Aus diesen revolutionren Geist werden dann spter diebesseren Fhrer geboren werden. Davon bin ich berzeugt! Die SS Aufgabe ist wichtig!Bestimmt gleichwichtig ist aber die Auferstehung der Jugend! Die SS hat ihre Richtungschon gefunden wenn auch mit den entsprechenden Schwierigkeiten; die Jugend nochnicht, obwohl, wie ich erfahre, Vorbereitungen fr Zusammenschliessen gemacht werden.Die Jugendfrage ist also im Moment die bei weitem schwierigere Frage und deshalb mchte

    ich mich dieser widmen. Ich beanspruche keinen bestimmten Posten, will aber fr meineArbeit die Sicherheit einer klaren Richtung haben. Wie ich mir meine Aufgabe genau vor-stelle, kann ich, nachdem ich schon seit Monaten fort bin, nicht genau sagen. Ich mssteerst die weitere genaue Entwickelung kennen lernen. Ich stelle mir vor zuerst schnellstensKontakt mit den Fhrern der anderen bestehenden Jugendbewegungen aufzunehmen,um zu einer Zusammenarbeit zu kommen. Ich werde diesen meinen ursprnglichen Planvorschlagen, um von der Erfahrung Deutschlands auf diesem Gebiete Gebrauch zu machenund die besten Krfte nach Potsdam usw. zur Fhrerschule zu schicken und zum Studiumder praktischen Arbeit . Sie werden dort, wie die Erfahrung nach den ersten Versuchenzeigt, bestimmt positiv beeinflusst werden und ihr Wert fr unsere Arbeit, in welchemVerein sie sich auch im Moment befinden, wird sich steigern. Nach einer noch besserenVorbereitung bei der R.J.F., wofr..................Errichtung einer Fhrerschule, nur gefhrt von Niederlndern. Dort wrden die bestenVertreter aller Jugendvereine eine klare geistiger Ausrichtung erfahren und so der sptereorganisatorischen Zusammenschluss vorbereitet werden. Ich glaube, dass derartige Plne

    schon von meiner Schwester mit Ihnen besprochen worden sind und zum Teil schon bei denMdeln in Angriff genommen. Als Einleitung habe ich schon zwei meiner Kameraden ausBerlin zurckgeschickt, um mit van Geelkerken Kontakt aufzunehmen, betr. Ausbildungder Mitglieder des Nationalen Jeugdstorms bei der R.J.F. Frans de Brune, Pieter deHooghlaan 21, Hilversum, wird hierbei als Verbindungsmann auftreten .

    Einen hnlichen Plan arbeiten wir hier aus und hoffe ich noch vor meiner Abfahrtteilweise durchgefhrt zu haben . Wir sind dabei eine Regimentszeitung zu errichten miteinem positieven politischen Ziel und hoffen die herum aufbauende Krfte sammeln zuknnen. Dieses ist sehr ntig, denn man kann bei dem Durchschnitt Niederlndischen SS

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    Anwrtern wenig an positieven politischen Willen spren. Das kommt auch, weil vieledarunter sind, die kaum Interesse haben fr die politische Seite und es nur von der Ver-dienstseite beschauen.

    Ich habe Stadtler vor zwei Wochen noch in Berlin gesprochen, ich bin dort in einemWochenende auf Anforderung der R.J.F. hingefahren. Ich habe 1/2 Tag extra Urlaub dazugebraucht und so gleichzeitig die Verbindung mit der Reichsbank kurz aufnehmen knnen.Diese scheint von Holland aus immer noch schwierig zu sein.

    Stadtler wollte Ihnen bei meiner Rckkehr ein Fernschreiben zukommen lassen undhoffe ich dann in dieser Angelegenheit nochmal bei Ihnen vorsprechen zu drfen. Auchden Punkt der Zusammenarbeit mit den Flmischen Organisationen mchte ich dann mitIhnen besprechen. Es sind hier heute mit dem neuen Transport von 130 Mann auch 30Flamen angekommen .

    Da wir erst in zirka zwei Wochen zum praktischen Schiessunterricht kommen, mchteich noch bis Mitte Oktober hier bleiben und hoffe ich, dass Sie mit allem einverstanden sind.

    Ich hoffe und glaube von ganzem Herzen, dass es uns gelingen wird, den Niederlndernwieder ein Ziel zu setzen und damit dieses wunderbare Volk gleichberechtigt mit denanderen Germanischen Vlkern in die grosse werdende Gemeinschaft einzufhren. Ichwerde hieran in Treue an meinem Volke und an unserem Fhrer Adolf Hitler mitarbeiten.Heil Hitler!

    [W. J. HEUBEL]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN A. SEYSS-INQUART

    den 2. Dezember 1940Hochverehrter Herr Reichskommissar,

    Vorgesternabend erhielt ich vom Brigadefhrer Rauter die Nachricht, dass das FreikorpsRostzur Rappard-bewegung bergetreten war. Dadurch, so wurde mir gesagt, kme ichin eine unhaltbare Lage meiner Fhrung gegenber.

    Ich mchte zu dieser Meldung folgendes bemerken:

    1. Das Freikorps Rost wurde nie von mir gefhrt .2. Dieses Freikorps wurde whrend meiner Gefangenschaft von einer Gruppe Kameraden gebildet, die glaubten, dass ich in der Gefangenschaft ermordet wurde.

    3.Nach meiner entgltigen Aussprache mit dem 'Leider' der N.S.B. und mit Kameradvan Geelkerken, habe ich Geelkerken gebeten, die Mnner des s.g. Freikorps Rost dochwieder die Mglichkeit zu geben in die W.A. einzutreten. Ich habe in diesem Sinne auf dieMnner eingearbeitet und Geelkerken hat sich in bemerkenswerter Weise fr diese Mnnerbei der W.A.-Fhrung eingesetzt. Das s.g. Freikorps Rost wurde damit aufgelst und einTeil der Mnner in die W.A. bergefhrt. Damit war fr mich die Angelegenheit bereinigt.Ein Freikorps Rost besteht daher seit vielen Wochen berhaupt nicht mehr .

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    4. Die Alarmmeldung des Brigadefhrers war mir nicht bekannt. Ich habe mich soforttelefonisch an Kamerad van Geelkerken, an Kamerad Baron van Haersolte (Distrikts-fhrer vom Haag) und an den Heerbanfhrer Feenstra gewandt. Aber diesen war von derAlarmmeldung nichts bekannt.

    Nun wandte ich mich telefonisch an einzelnen Mnner des s.g. Freikorps Rost underfuhr von ihnen, dass tatschlich zwei Mnner, weil sie in der W.A. nicht Disziplin gehal-ten hatten und daher aus der W.A. ausgeschieden wurden, zu Rappard gegangen sind .

    Ich muss es ablehnen, dafr verantwortlich gemacht zu werden. Ich habe mit diesenVorgngen nichts zu tun. Ich bitte Sie mir den Herrn bekanntzugeben, der in dieser Formgegen mich hetzt .

    Indem ich mich Ihnen fr eine mndliche Unterredung zur Verfgung halte, zeichne ichmit nationalsozialistischem Gruss, Heil Hitler!

    [M. ROSTVA N T ONNINGE N]

    A. SEYSS-INQUART AAN M. M. ROST VAN TONNINGEN

    Den Haag, 2. Dezember 1940Lieber Herr Rost!

    Herzlichen Dank fr Ihr Schreiben vom 2. Dezember . Ich nehme gerne von Ihren Mit-teilungen 1-4 Kenntnis; Ihre Schlusserklrung ist aber unmotiviert. Es wurde mir nichtmitgeteilt, dass Sie fr den sich nun als unrichtig erwiesenen Uebertritt des sogenanntenFreikorps Rost zur Rappard-Bewegung verantwortlich sind. Ich habe in diesem Sinne michauch nicht an Rauter gewandt und, wenn Sie Rauter so verstanden haben sollten, so ist

    das eben ein Missverstndnis. Nach einer mir zugekommenen Mitteilung bestand die Mg-lichkeit, dass diese Gruppe von Mnnern die sich Freikorps Rost nennt, aus eigenem zurRappard-Bewegung bertritt . Wenn dies geschieht, besorge ich, dass Sie selbst in eineunangenehme Lage kmen, weil Sie ja dann Mnnern gegenber, die einmal fr Sie ein-getreten sind, mit einem Trennungsstrich vor die Oeffentlichkeit treten mssten. Um solchenpolitischen Schwierigkeiten vorzubeugen, habe ich Rauter gebeten, die Sache zu prfen.Ich freue mich nun zu hren, dass das Gercht unbegrndet ist; damit ist die Angelegenheitwohl erledigt.

    Mit besten Grssen und Heil Hitler![SEYSS-INQUART ]

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    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN A. SEYSS-INQUART

    den 3. Dezember 1940Hochverehrter Herr Reichskommissar,

    Ich danke Ihnen fr Ihr Schreiben vom 2. Dezember, woraus ich entnehme, dass Sie sichgeirrt haben.

    Die Art und Weise in welcher mich Brigadefhrer Rauter in der Nacht von Sonnabendzu Sonntag in der Sache selbst angesprochen hat, gibt mir Anlass zu glauben, dass Sie jedegegen mich gerichtete Hetze fr wahr annehmen.

    Ich komme mir schon langsam wie ein Stck verfolgtes Wild vor, das kommt davon,dass ich seit meinem Eintritt in die Bewegung, fr Adolf Hitler eingetreten bin und dievlkische Richtung in der N.S.B. seit jeher vertreten habe. Meine ehemalige Gegner in derN.S.B. triumphieren dass der einst gefhrliche Rost van Tonningen in die Ecke gedrcktworden ist .

    Dies Alles, sehr geehrter Herr Reichskommissar, wird mir nicht hindern meine fanatischeAnhnglichkeit an Adolf Hitler und meinen Eintritt fr ihn und seine Gedankenwelt auchweiterhin zu verfolgen.

    Heil Hitler![M. ROSTVA N T ONNINGE N]

    M. M. ROST VAN TONNINGEN AAN A. SEYSS-INQUART

    den 6. Dezember 1940Hochverehrter Herr Reichskommissar,

    Ich besttige den Empfang Ihres Schreibens vom 3. Dezember und hoffe bei nchsterGelegenheit zu hren in welchem Sinne ich mich geirrt habe .

    Ich mchte mich jetzt noch ber eine andere Angelegenheit zwecks Klrung an Siewenden.

    Am 30. November erlaubte ich mir, die Frage der Auflsung der S.P.D. neuerlich zuerrtern aus dem Anlass, dass zwei sozialdemokratische Wethouder in Amsterdam in das

    Ehrenkomitee des Winterhilfswerkes fr Nord-Holland ernannt wurden . Ich habe indiesem Schreiben darauf hingewiesen, dass diese Ernennung in klarem Widerspruch stehtzu den Grundstzen, die Sie mir bei unserem letzten Gesprch in Clingendaal bekannt-gaben , nmlich dass nach Ihrer Meinung nicht nur S.P.D.-Vertreter in Ehrenkomiteesunerwnscht seien, aber dass diejenigen, die schon ernannt waren, hinausfliegen wrden.

    Es fand die Errterung dieser Frage statt bei der Besprechung meines Schreibens vom5. November, wo ich in Uebereinstimmung mit Herrn Generalkommissar Schmidt undmit Ihren Gedankengngen Vorschlge gemacht habe, um an Stelle der S.P.D.-er in denGemeinderaten und den Provinzialen Staaten Vertreter der N.S.B. und der N.S.W.G. zunominieren.

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    In diesem Schreiben habe ich auch verschiedene Vorschlge gemacht um die N.S.W.G.eine positive Aufgabe zu setzen, welche sie allmhlich mit der N.S.B. zusammenwachsenHesse .

    Whrend ich auf eine Entscheidung Ihrerseits wartete, hat der GeneralkommissarSchmidt durch Vermittlung des Rechnungprfers Harting , ohne dass ich, der doch alsKommissar der S.P.D. die Verantwortung Ihnen gegenber trage, informiert wurde oderzu der Besprechung zugezogen wurde, mit Herrn van der Zee in Hotel Terminus eine

    Unterredung gefhrt in Anwesenheit des genannten Rechnungprfers Harting. Selbstver-stndlich hat Herr van der Zee, aus dem guten Verstndnis der Verhltnissen heraus, michnachtrglich informiert. Ansonsten htte ich von der ganzen Unterredung auch jetzt nochkeine Ahnung .

    In dieser Unterredung soll Herr Generalkommissar Schmidt Herrn van der Zee geratenhaben, die Arbeit in nchster Zeit einzustellen und mit seiner Gruppe zu der N.S.B. zu-zutreten. Die Situation ist daher ungefhr folgendermassen:

    1. Am 20. Juli wurde ich von Ihnen ernannt um als Kommissar die S.P.D. zu liquidieren.Am selben Tag habe ich in einer von Herrn Generalkommisar Schmidt voraus genehmigten Radiorede die Arbeiter aufgefordert aus eigener Kraft eine neue Fhrung aufzubauen.Ich habe berhaupt keinen wichtigen Schritt getan ohne vorher das Einvernehmen mitIhnen und Herrn Generalkommissar Schmidt herzustellen . Es war die Ansicht des HerrnGeneralkommissar Schmidt, dass die knftige Ttigkeit derjenigen Mnner der S.P.D., diesich positiv einstellen wrden, in das Winterhilfswerk ausmnden sollten .

    2. Seitdem habe ich in engstem Einvernehmen mit Ihnen und Herrn GeneralkommissarSchmidt die N.S.W.G. gestiftet, die jetzt nach den Mitteilungen van der Zee's 2 1/2 bis 3.000Mitglieder zhlt . Es sind dies hauptschlich jngere ehemalige S.P.D-er die positiv eingestellt sind und vollkommen bereit sind mit den deutschen Behrden in der neuen Zeitmitzuarbeiten. Sie werden in der niedertrchtigsten Weise von der ehemaligen S.P.D.-Fhrung, die hauptschlich im Parlament, in den Provinzialen Staaten und in den Gemeinderaten sitzt, angegriffen. D