Menschen mit Behinderungen im Alter...Menschen mit Behinderungen im Alter“, Caritasverband für...
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Menschen mit Behinderungen im Alter
Pädagogische, soziale und pflegerische Betreuungsangebote der LWL-Wohnverbünde und LWL-Pflegezentren
LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen
Impressum
Menschen mit Behinderungen im AlterPädagogische, soziale und pflegerische Betreuungsangebote der LWL-Wohnverbünde und LWL-Pflegezentren
HerausgeberLandschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen48133 MünsterTelefon: 0251 591-5764Telefax: 0251 [email protected]
Text, Koordination und RedaktionIlona Konsorski
Gestaltung und GrafikenOktober Kommunikationsdesign, Bochum
DruckDruckerei Lonnemann GmbH, Selm
Auflage5.000 Exemplare
© 2010 LWL
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Inhalt
1.HistorischneueHerausforderung 2
2.DerLandschaftsverbandWestfalen-Lippe alsTrägervonWohnverbündenundPflegezentren 4 2.1. Einrichtungsüberblick 5 2.2. BewohnerstrukturderEinrichtungen 5 2.2.1.LWL-Wohnverbünde 5 2.2.2.LWL-Pflegezentren 9
3.VeränderungenbeiälterenMenschen mitBehinderungen 13
4.BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven derBetreuungsstrukturenund-angebote 17 4.1. LWL-Wohnverbünde 17 4.2. LWL-Pflegezentren 24 4.3. ZusammenwirkenderLWL-Wohnverbünde undLWL-Pflegezentren 26
5.Kernaussagen 29
6.Literaturverzeichnis 31
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1.HistorischneueHerausforderung
AktuelleundhochgerechneteAnzahlderBewohnerstationärerEinrichtungenderBehindertenhilfe1
DerdemografischeWandelistauchbezüglichderMenschenmitpsychi-schenundgeistigenBehinderungenzueinemzentralenThemageworden.DermedizinischeFortschrittermöglichtesimmermehrMenschenmiteinerBe-hinderung,ihrAlterzuerlebenbzw.„altzuwerden“.ErstnachderZeitdesNa-tionalsozialismusgeboreneMenschenmitgeistigenund/oderpsychischenBehinderungenhatteneineChance,das7.Lebensjahrzehntzuerreichen.
DievoraussichtlicheEntwicklungderAltersstrukturvonBewohnerinnenundBewohnernstationärerEinrichtungenderBehindertenhilfestelltfürdiebetreu-endenEinrichtungenundDiensteeineindieserFormneueHerausforderunghinsichtlichderkonzeptionellenAus-richtungihrerLeistungsangebotedar.InsbesonderestelltsichzukünftigdieFragenachderadäquatenAbdeckungvonzunehmendenPflegebedarfen,diemitdemdemografischenWandelbei
Datengrundlage:StatistischesBundesamt,eigeneBerechnungen
Bewohner
40.000
30.000
20.000
10.000
jüngerals20
20–29 30–39 40–49 50–59 60–69 70–79 80undälter
0
200620162026
HistorischneueHerausforderung
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MenschenmitBehinderungenstruk-turellmindestensebensoeinhergehenwieinderGesamtbevölkerung.VonderLeistungsangebotsseiteisthiernochkeinedurchgehende„Vorsorge“getrof-fenworden.
Strategien,dielediglichaufeineÜber-tragungdergeriatrischausgelegtenKonzeptederAltenhilfeaufMenschenmitBehinderungensetzen,sindnichthinreichendundwerdendenbeson-derenBedarfenderZielgruppenichtgerecht.Untersuchungen2undErfah-rungenhabengezeigt,dassdasAlternvonMenschenmitBehinderungenhäufigandereUnterstützungsformenundHilfesettingserfordert,alsdiesfüralteMenschenohneBehinderunggilt.DieEinrichtungenundDienstederBehindertenhilfekönntenmitihrerder-zeitigenAusstattungüberfordertsein,wennesumdieBetreuungerheblichpflegebedürftigerBewohnerinnenundBewohnerbzw.KlientinnenundKlien-tenimgrößerenquantitativenUmfanggeht.
Notwendigisteinflexibles,denindi-viduellenBedarfenentsprechendesBetreuungsangebot,dasdieschema-tischenGrenzenzwischenEingliede-
rungshilfeundPflegefürdiebetrof-fenenMenschenmitBehinderungenüberwindet.Diederzeitigensozial-undinsbesonderesozialfinanzierungsrecht-lichenGrundlagenmacheneinesolche„Grenzöffnung“allerdingsschwierig.DerLWL-PsychiatrieVerbundWestfalenstelltsichbereitsseitgeraumerZeitdieserHerausforderungsowohldurchdieEntwicklungspeziellerbzw.ange-passterLeistungsangeboteinseinenWohnverbündenundPflegezentrenalsauchdurcheineflexibleVerbindungzwischendiesenbeidenSchwerpunkt-Angebotsformen.DieserAnsatzzurangebotsseitigenÜberwindungso-zialrechtlicherGrenzziehungen–dievomLWL-Anbieteralssolchegewahrtbleiben–wirdergänztumdasjederzeitzurVerfügungstehendemedizinisch-psychiatrischeLeistungspotenzialderLWL-FachklinikenvorOrt.
1 „Altundbehindert“,Hrsg.Berlin-InstitutfürBevölkerungundEntwicklung,März2009,S.72Vgl.u.a.„WohnenimAlter“,BundesvereinigungLebenshilfe2008;„GemeindeintegriertesWohnenfür MenschenmitBehinderungenimAlter“,CaritasverbandfürdasErzbistumPaderborne.V.2008
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DerLandschaftsverbandWestfalen-Lippe(LWL)arbeitetalsKommunalver-bandmit13.000Beschäftigtenfürdie8,5MillionenMenscheninderRegion.Erbetreibt35Förderschulen,19Kran-kenhäuser,17MuseenundisteinerdergrößtendeutschenHilfezahlerfürMenschenmitBehinderung.ErerfülltdamitAufgabenimsozialenBereich,inderBehinderten-undJugendhilfe,imBereichGesundheitundPsychiatrie(LWL-PsychiatrieVerbundWestfalen)sowieinderKultur,diewestfalenweitwahrgenommenwerden.DieneunkreisfreienStädteund18KreiseinWestfalen-LippesinddieMitgliederdesLWL.SietragenundfinanzierendenLandschaftsverband,deneinParlamentmit100MitgliedernausdenKommu-nenkontrolliert.DerLWL-PsychiatrieVerbundWest-falenisteinNetzwerkvonprofiliertenZentren,KlinikensowiePflege-undWohneinrichtungeninderRegion.EristTrägeru.a.derLWL-Wohnverbündeund-Pflegezentren.
DieweltweitgültigenRahmenvorgabenfürdieVerwirklichungderSelbstbestim-mungvonMenschenmitBehinderun-genregeltaktuelldieUN-Behinderten-rechtskonvention.ZieldesAbkommensist,dieChancen-gleichheitbehinderterMenschenzuför-dernundihreDiskriminierunginderGe-sellschaftzuunterbinden.EswirdnichtIntegration,sondernsozialeInklusiongefordert.Dasheißt:imvollenUmfanganderGesellschaftteilzuhabenunddabeiAutonomieundUnabhängigkeitzubewahren.DieAllgemeinenGrund-sätze(Art.3)fordern:„DievolleundwirksameTeilhabeanderGesellschaftundEinbeziehungindieGesellschaft“.„DieAchtungvorderUnterschiedlich-keitvonMenschenmitBehinderungenunddieAkzeptanzdieserMenschenalsTeildermenschlichenVielfaltundderMenschheit.“3
FürdieEingliederungshilfeangebotedesLWLbedeutetdies,dassdieMenschenmitBehinderungensoweitwiemöglich
2.DerLWLalsTrägervonWohnverbündenundPflegezentren
3 „ÜbereinkommenderVereintenNationenüberdieRechtevonMenschenmitBehinderungen“, 03.05.08,Umsetzung des Übereinkommens in der Bundesrepublik Deutschland:Unterzeichnungder KonventionunddesZusatzprotokollsdurchdieBundesregierungam30.03.2007.Hinterlegungder Ratifizierungsurkundeam24.02.2009.InKraftgetretenam26.03.2009
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DerLWLalsTräger
selbstbestimmenkönnensollen,wo,inwelcherFormundvonwemsieHilfeninAnspruchnehmenwollen.DerMenschmitBehinderungmussnachseinenMöglichkeitenmitwirkenundesmusseinangemessenesGleichgewichtzwi-schendenpersönlichenWünschenunddenMöglichkeitenderGesellschaft/desLWLherrschen.DiederzeitnochüberwiegendeinrichtungszentriertenHilfestrukturenmüssenstärkerperso-nenzentriertausgerichtetwerden.
2.1.Einrichtungsüberblick
2.2.BewohnerstrukturderLWL-Einrichtungen
DieLWL-Wohnverbündeund-Pflege-zentrenentwickeltensichausdenFör-der-undWohnbereichenderLandes-klinikenaufdemselbenGelände.Vorca.14JahrenhatderLWLdieVersor-gungvondamalssogenannten„nicht-krankenhausbehandlungsbedürftigen“Menschenmitgeistigenundpsychi-schenBehinderungenausdenKlinikenherausgelöstundeinNetzaußerkli-nischerambulanterundstationärerHilfsangebotefürdiesenPersonenkreisaufgebaut,umeskontinuierlichregionalundortsnahweiterzuentwickeln.ImZugederdamalszeitlichparallelenEin-führungderPflegeversicherungwurdenauchambulanteundstationärePflege-einrichtungengeschaffen.
2.2.1.LWL-WohnverbündeIndenWohnverbündenlebenMen-schenmiteinergeistigenoderpsy-chischenBehinderungodereinerAbhängigkeitserkrankung(einschließlichDoppel-undMehrfachdiagnosen).DieMenschenwerdenzielgruppendifferen-ziertinambulanten,stationärenodervermehrtdezentralenWohnformengefördertundbetreut.DieWohnver-bündesehenesausdrücklichalsihreVersorgungsverpflichtungan,auchfürMenschenmitschwerstenBehinderun-genundgleichzeitigherausforderndemSozialverhaltensowiesehrbetreuungs-intensivemVersorgungsbedarfspezi-alisierteBetreuungskonzepteumzu-setzen.AnverschiedenenStandortenwerdenentsprechendeAngebote,teil-weisemiterforderlichereingeschränkterAusgangsregelung,vorgehalten.NebendendifferenziertenWohnmöglichkeitenwerdenimRahmenvonFörder-undBetreuungsplanungennochweitereAngebotez.B.indenBereichenArbeitundBeschäftigung(z.T.inKooperationmitexternenTrägern),Freizeit,haus-wirtschaftlicheundlebenspraktischeFähigkeiten,BeratungsowieSeelsorgevorgehalten.
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StationärDerAnteilderMenschenmitBehinde-rungenimAlterab60JahreliegtindenstationärenBereichenderWohnverbün-de(Stand:15.09.2009)beica.16%.AllerdingsvariiertdieserAnteil–histo-rischbedingt–zwischen0%bis24%andeneinzelnenStandorten.
ImVergleichzustationärenWohnformenderEingliederungshilfeinWestfalen-LippeinandererTrägerschaftzeigtsich,dasssowohlderAnteilder50bis64-JährigenalsauchderAnteilderab65-JährigenindenLWL-Wohnverbün-denleichtüberdemDurchschnittliegt4.
AltersverteilungderBewohner/innenderLWL-Wohnverbünde
4Quelle:„DatenlieferungnachRahmenvereinbarungWohnen“vom30.06.2009 derLWL-BehindertenhilfeWestfalen
unter60Jahre84%
ab60Jahre16%
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DerLWLalsTräger
AltersstrukturenderBewohner/innenderLWL-Wohnverbünde
AltersstrukturenderBewohner/inneninEingliederungshilfeinWestfalen
unter5050–64ab65
57%
10%
unter5050–64ab65
33%
61%
9%
30%
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ImZeitverlauf2006bis2009zeigtsicheineVerschiebungvonderAlters-gruppederunter50-Jährigenzuden50bis64-Jährigen,wobeidieletzt-genannteGruppekontinuierlichleichtansteigt.DerProzentsatzderPflegebedürftigenmiteinerPflegestufeliegtindenWohn-verbündenper15.09.2009beidurch-schnittlich31%(Bandbreitevon0%bis69%).DieErhebungenindenWohnver-bündenzumPflegebedarfvon2006bis2009zeigteinenstagnierendenVerlauf.AllerdingsdarfPflegebedürftigkeitinderEingliederungshilfenichtgenerellmitAlterspflegebedürftigkeitgleichgesetztwerden.HäufigwerdenMenschenmitBehinderungundeinerzusätzlichenkörperlichenBehinderungaufgrundihresHilfebedarfsineinePflegestufeeingruppiert.
AmbulantImJahr2009wurdeindenWohnver-bündeneineEvaluationderBewohner-betreuungdurchgeführt.5
DieVerweildaueristvorallemimAmbu-lantBetreutenWohnenimDurchschnittkürzer(ca.6Jahre)alsimstationärenWohnenderLWL-Einrichtungen(ca.20Jahre).DerAltersdurchschnittistetwasniedriger.EsgibtnurwenigeKlienten/inneninambulantenWohn-formen,dieineinePflegestufeeingrup-piertsind.DadieKlienten/inneninihreneigenenWohnungenleben,istdieOrganisationeinerpflegerischenVersorgungdurchambulantePflegediensteauchsozial-rechtlichunproblematisch.MeistenssinddieälterenWohnungennichtbarrierefrei,sodassbeiodervoreinereintretendenPflegebedürftigkeiteinegeeigneteundbezahlbareWohnunggesuchtwird,wennderKlient/dieKlientindieswünscht.
5DirkRichter,„EvaluationdesstationärenundambulantbetreutenWohnenspsychischbehinderter MenschenindenWohnverbündendesLandschaftsverbandesWestfalen-Lippe“in„Psychiatrische Praxis“2010
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DerLWLalsTräger
2.2.2.LWL-PflegezentrenDiePflegezentrensetzenjenachStand-ortfürBewohner/innenmiteinergeisti-gen,einerpsychischenBehinderungodereinerAbhängigkeitserkrankung(einschließlichDoppel-undMehrfach-diagnosen)unterschiedlicheSchwer-punkte.DarüberhinauswerdenMenschengepflegtundbetreut,dieeinehirnorga-nischeBeeinträchtigung,eineneurolo-gische,demenzielle,somatischeodergerontopsychiatrischeErkrankung,eine
6StatistischesBundesamt(2008).Pflegestatistik2007,Deutschlandergebnisse,Pflegebedürftige inHeimen
körperlicheBehinderungund/oderdasapallischeSyndrom(„Wachkoma“)auf-weisen.Aufauto-undfremdaggressiveVerhaltensweisenwirdinfachgerechterWeiseeingegangen.DerAnteilderBewohner/innenderPflegezentrenimAlterab60Jahreliegtdurchschnittlichbei74%(Stand:15.09.2009).ImBundesdurchschnittderAltenheimeliegtdieserProzentsatzbei95%6:
AltersstrukturderBewohner/innenderLWL-Pflegezentren
unter60ab60
74%
26%
10
AltersstrukturderBewohner/innenimBundesdurchschnitt
unter60ab60
95%
5%
DieBewohner/innenderLWL-Pflege-zentrensindimMittelalsodeutlichjüngeralsdieindendurchdieBundes-pflegestatistikerfasstenEinrichtungen.DasDurchschnittsalterderBewohner/innenderLWL-Pflegezentrenliegtmit67,9JahrenebensounterdemderAltenheimbewohner/inneninDeutsch-landmit81,8Jahren.7DieseDifferenzlässtsichmitderobenbeschriebenenbesonderenKlientelundAusrichtungderLWL-Pflegezentrenerklären.
AufgrundihrervorliegendenGrund-erkrankung,wiebeispielsweisegeistigeund/oderpsychischeBehinderungoderSuchterkrankung,kanneinepsy-chiatriespezifischePflegebedürftigkeitwesentlichfrüheralsinderDurch-schnittsbevölkerungauftreten.8
7LWL-interneErhebung20098Vgl.u.a.„PerspektivenalternderMenschenmitschwersterBehinderunginderFamilie“, Hrsg.Dr.AndreasBorchers,BundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend,Hannover 2008;„GemeindeintegriertesWohnenfürMenschenmitBehinderungenimAlter“,Caritasverbandfür dasErzbistumPaderborne.V.2008
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DerLWLalsTräger
DieVerteilungderPflegestufenindenPflegezentren(Stichtag15.09.2009)stelltsichimVergleichzudenDurch-schnittszahlenderBewohner/innenderAltenhilfeeinrichtungeninNordrhein-Westfalen9folgendermaßendar:
PflegestufenderBewohner/inneninAltenhilfeeinrichtungenNRW
PflegestufenderBewohner/innenderLWL-Pflegezentren
9StatistischesBundesamt(2008).Pflegestatistik2007,Ländervergleich–Pflegeheime
Pflegestufe0Pflegestufe1Pflegestufe2Pflegestufe3
0%
36%
20%
44%
15%
26%
21%
38%
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schränkterAlltagskompetenzwirdnichtberücksichtigt.VordiesemHintergrundsinddiebetreffendenBewohner/innenzwartatsächlichpflegebedürftig,findenaberderzeitnichteineentsprechen-desozialrechtlicheAnerkennungihrerBetreuungsbedarfe.ImBerichtdesBeiratszurÜberprüfungdesPflegebedürftigkeitsbegriffswirdeineUnterteilunginfünfBedarfsgradeempfohlen.Sieistsoangelegt,dassauchrelativgeringBeeinträchtigteerfasstwerden,dienachdenheutegel-tendenRegelungenderPflegeversiche-rungkeineLeistungenerhalten.Damitsollvermiedenwerden,dassMenschenals„nichtpflegebedürftig“bezeichnetwerden,obwohlsieaufpflegerischeHilfeangewiesensind.ZusätzlichzurPflegebedürftigkeitwirdnochdieHilfebedürftigkeit(BeeinträchtigungderSelbstständigkeit)festgestellt,umdieindividuelleBedarfslageumfassendereinschätzenzukönnen.11
DurcheinegesetzlicheVerankerungdesneuenPflegebedürftigkeitsbegriffswürdenauchdieBewohner/innenderLWL-PflegezentrenrechtlichzumgroßenTeilalspflege-undhilfebedürftig„definiert“werden,diez.Zt.nochindiePflegestufe0eingestuftsind.
Eszeigtsich,dassinAltenhilfeeinrich-tungenandererTrägerschaftkeineBe-wohner/innenmitPflegestufe010,dafürmehrmitPflegestufe1und2alsindenLWL-Pflegezentrenwohnen.IndiesemUnterschiedkommtdieSpezifitätderLWL-PflegezentrenzumAusdruck.ZumeinenkönnennichtdurchgehendalleEinrichtungenderBehindertenhilfeBewohner/innenselbstmitdiesemnurgeringenPflegebedarffachlichvertret-barbetreuen,sodassdasdifferenzierteAngebotderLWL-Pflegezentrenalsdasindividuellangemesseneangenommenwird.DabeiermöglichteinfrühererWechselineinPflegezentrum,teilweisebereitsbeiPflegestufe0,einebesseresozialeEingliederungindasneueWohnumfeld.DenbetreffendenBewoh-ner/innenwirddamitauchbeizuneh-menderPflegebedürftigkeitstabilessozialesUmfeldermöglicht.ZumanderenwirddermangelhafteundpraxisfernederzeitgültigePflege-bedürftigkeitsbegriffdeutlich.WichtigeGesichtspunkte,wiez.B.Kommuni-kationundsozialeTeilhabe,werdenausgeblendet,undderBedarfanallgemeinerBetreuung,BegleitungundAnleitungbeiMenschenmiteinge-
10BeiPflegestufe0liegteinHilfebedarfimBereichderGrundpflegeundhauswirtschaftlichenVersorgung vor,dernochnicht90Minutentäglicherreichthat,wovonwenigstens45MinutenaufdieGrundpflege entfallenmüssen.11Vgl.BundesministeriumfürGesundheit:„BerichtdesBeiratszurÜberprüfungdesPflegebedürftigkeits- berichts“,Berlin,26.01.2009,S.36ff
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Veränderungen
GrundsätzlichsinddieimFolgendenbeschriebenenVeränderungennichtzuverallgemeinern,siesindvonderPer-sonundihrerBiografieabhängig.AllenMenschenmitBehinderungistgemein,dasssichimAlterihreOrientierungundHandlungsmusterverändern,dasRuhebedürfnissteigtundindividuelleAbweichungeninderKommunikationundInteraktionauftreten.Hinsichtlichdieses–individuellunterschiedlichen–EntwicklungsprozessesunterscheidensiesichsomitnichtvonälterenMen-schenohneBehinderungen.AltersbedingteVeränderungen,wiez.B.einebeginnendeDemenz,sindhäufigschwererzuerkennenalsbeinichtbe-hindertenMenschen.ErsteAnzeicheneinerDemenzkönnenalseineneueVerhaltensformderGrundbehinderungfehlgedeutetunddementsprechendnichtadäquatmedizinischundbetreu-erischaufgegriffenwerden.DeshalbsindeinegenaueärztlicheDiagnostik,BeobachtungenimAlltag,ErstellenderVerlaufsberichtesowiedieKenntnis
deraktuellenDemenzforschungnotwendig.DerBeginnvonaltersbedingtenVer-änderungenkannineinigenFällenbeiMenschenmitBehinderungstarkvonderGesamtbevölkerungabweichen.Bekanntist,dassbeiMenschenmitTrisomie21(Down-Syndrom)altersbe-dingteVeränderungenschonabdem40.LebensjahreintretenkönnenunddannimRegelfallsehrschnellfort-schreiten12.
BeiMenschenmitBehinderungenimAlteristesauchschwierigerzuer-kennen,oboderinwieferneineVerän-derungimWesenoderVerhaltendesEinzelnenmitseinerzugrundeliegen-denBehinderung/Erkrankung,seinemfortschreitendenAlterselbstoderauchmitdergegebenenfallserforderlichenlangjährigenMedikationzusammen-hängt.
3.VeränderungenbeiälterenMenschenmitBehinderungen
12Vgl.u.a.„PerspektivenalternderMenschenmitschwersterBehinderunginderFamilie“, Hrsg.Dr.AndreasBorchers,BundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend,Hannover 2008;„GemeindeintegriertesWohnenfürMenschenmitBehinderungenimAlter“,Caritasverbandfür dasErzbistumPaderborne.V.2008
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= BeiMenschenmitgeistigenBehin- derungenkanndieDemenzfrüher einsetzen,dieEntwicklungverläuft dannrasanter.Eskönnenparallel epileptischeAnfälleauftreten.Der körperlicheVerfall,insbesondere dieErschlaffungdergesamten Muskulatur,istmassiv.= DemenzbeiMenschenmitchro- nischpsychischenBehinderungen äußertsichimvermehrtenRück- zugdesBewohners/derBewoh- nerinindiepsychischeErkrankung. Siewerdeninaktivundantriebsarm undbenötigeneinerhöhtesMaßan Aktivierung.= MenschenmiteinerSuchterkran- kungkönnenbereitsinjüngeren Jahrendementwerden,sindnach guterPflegeoftkörperlichfitund uneinsichtigbezüglichihrerSucht- problematik.
WelcheAuswirkungendiefürmanchePersonenjahrelangeMedikamenten-gabe(besondersvonPsychopharmaka/Neuroleptika)aufdasAlternbzw.diePflegebedürftigkeithattenundhaben,istnichteindeutigbzw.gesichertzubeantworten.UmNebenwirkungenvonMedikamentenzuerkennen,istärztlicheBeratungerforderlich.Eswirdvermutet,dassdieMenschen,dielebenslanghochdosierteMedika-tionerhaltenhaben,ehergebrechlichwerdenkönnen.AußerdemdiskutierenFachleutekontrovers,obatypischeNeuroleptikaeinelebensverkürzendeWirkunghaben13.GrundsätzlichwirdbeiVerdachtaufNebenwirkungenvon(langjährigen)MedikamentengabendiesermiteinemArztabgeklärt.
IndenPflegezentrenwirdgegenüberdenWohnverbündendasFachwissenüberaltersbedingteVeränderungenverstärktvorgehalten.Derkognitive,psychischeundkörperlicheAbbauwirdauchhierüberdielangfristigesyste-matischeBeobachtungfestgestellt,z.B.anhanddergeführtenDokumen-tation.Eswerden,unterschiedennachGrundbehinderungen,verschiedeneTendenzeninderBetreuungspraxisderPflegezentrenbeobachtet:
13Vgl.u.a.VolkmarAderhold:„MortalitätdurchNeuroleptika“in„SozialePsychiatrie“09/2007; NilsGreve:„WennGoethenochlebenwürde,hätteerZyprexagenommen“in„Kerbe“03/2009
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Veränderungen
IndenPflegezentrenwerdennach-vollziehbarmehr(vermutliche)Auswir-kungenvonandauernderMedikamen-teneinnahmebeobachtetalsindenWohnverbünden;dasAlterderBewoh-ner/innenundsomitauchdieDauerdervorangegangenenMedikamenten-Einnahmeliegenhierdeutlichhöher.
FolgendeAuswirkungenwerdenindenPflegezentrenbeobachtetundzugro-ßenTeilendervorangegangenen,längerandauerndenMedikamenteneinnahmezugeordnet:– Voralterung– StörungdesBewegungsablaufs (Dyskinesie)– Speichelfluss– VeränderungdesGaumens,Zahn- ersatzsitztteilweisenichtrichtig– Haltungs-undGangveränderungen– erhöhtesSturzrisiko– Infektanfälligkeit– reduzierteWundheilung– VeränderungderStimmungslage– Appetitlosigkeit– Antriebsarmut– neuroleptischerParkinsonoid– AbnahmedesSchmerzempfindens– AuswirkungenaufLeberundNiere (Organveränderungen)
GrundsätzlichwerdenbeobachteteEffektemiteinemArzt/einerÄrztinab-geklärt,umsicherzusein,dassessichumNebenwirkungenhandelt.Gemein-samwirddannversucht,durchz.B.eineUmstellungoderAnpassungderMedikamentedieeventuellauftretendenunerwünschtenNebenwirkungenbeidereinzelnenPersonzuminimieren.LiteraturundPraxiserfahrungenzuVeränderungenbeiälterenMenschenmitBehinderungensindrudimentärundunzulänglich.DieFragestellungsollda-herdurchdasLWL-ForschungsinstitutfürSeelischeGesundheitinBochumineinerLangzeitstudieempirisch-wissen-schaftlichuntersuchtwerden.VordringlichsolldieFragenachdenWechselwirkungenzwischenaltersbe-dingtenVeränderungen/Erkrankungenwiez.B.DemenzundderGrundbehin-derung(geistigeoderpsychischeBe-hinderung,Suchterkrankung)erforschtwerden.Essollnachgeprüftwerden,obMenschenmiteinerbestimmtenBehin-derungsartanders(z.B.früher,später,schneller,langsamer)alternalsdieDurchschnittsbevölkerung.Zusätzlichistzuuntersuchen,wiesichdiephy-sischeAlterungaufdieGrundbehinde-rungauswirkt.Dabeiistzubeachten,dassvieleMenschenmitBehinderun-genzumeistjahrzehntelangMedika-menteeingenommenhaben,die
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vermutlichsowohlAuswirkungenaufdenAlterungsprozessalsauchaufdieGrundbehinderung/Grunderkrankunghaben.DurchdieUntersuchungsolleinBeitragzurErmittlungundUnterscheidungvonAlters-,Behinderungs-,Behandlungs-bzw.Medikamenteneffektengeleistetwerden.EssollenErkenntnissefürdieVerbesserungderärztlichenBehand-lungundmehrHandlungssicherheitfürdasBetreuungspersonalderWohn-verbündeundPflegezentrenbeiderBetreuungundBegleitungvonälterenMenschenmitBehinderungengewon-nenwerden.UmdenBedarfenderMenschenmitBehinderungenimAlterzuentspre-chen,müssenMitarbeiter/innenderWohnverbündeinsozial-gerontolo-gischenundgeragogischensowiemedizinischen,geronto-psychiatrischenundsozial-pflegerischenFragestellun-genweiterqualifiziertwerden.Mitarbei-ter/innenausdenPflegezentrenmussentsprechendesFachwissenausderBehindertenhilfevermitteltwerden14.
14Vgl.Abschlussbericht„GemeindeintegriertesWohnenfürMenschenmitBehinderungenimAlter“, CaritasverbandfürdasErzbistumPaderborne.V.2008,S.35,S.58ff
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BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven
DieErgebnissevorliegenderUntersu-chungen15zeigen,dasssichdieWün-schezurzukünftigenLebensgestaltungvonälterenMenschenmitundohneBehinderungenkaumvoneinanderunterscheiden.Siewollengesundundaktivsein,ihrenRuhestandnichtallein,sonderninGesellschaftverbringen,bestimmenkönnen,wosiealtwerden,undselbstentscheiden,wiesieihrLebengestaltenwollen16.BezüglichderBewohner/innenistesdieAufgabederWohnverbündeundPflegezentren,dieseWünschemöglichstindividuellzukonkretisierenundinkorrespondie-rendeLeistungsangeboteumzusetzen.
4.BestandsaufnahmeundEntwicklungs-perspektivenderBetreuungsstrukturenund-angebote
4.1.LWL-Wohnverbünde
WohnenundBetreuungDieWohnverbündepassenihrege-bäudlichenStrukturenkontinuierlichdenjeweilsgültigengesetzlichenBe-stimmungenunddenpädagogischenKonzeptenan.Zurzeitwerdengrößere
15Vgl.u.a.Abschlussbericht„GemeindeintegriertesWohnenfürMenschenmitBehinderungenimAlter“, CaritasverbandfürdasErzbistumPaderborne.V.200816Ebd.,S.26
UmstrukturierungenderGebäudeunddereinzelnenStandortegemäßdenVorgabendesWohn-undTeilhabe-gesetzes(WTG)NRWgeplantundumgesetzt.InneuerrichtetenGebäudenwohnendieMenschenmitBehinderungenbarrierefreiundbehindertengerechtinkleinenWohngruppenüberwiegendinEinzelzimmernmitangeschlossenemSanitärbereich.DieälterenGebäudewerdenimZugederUmsetzungdesWTGbarrierefreiundbehinderten-gerechtumgebautoderaufgegebenundmöglichstgemeindeintegriertneuerrichtet,wennentsprechendeVersor-gungsbedarfevorliegen.UnabhängigvonderGrößedesWohn-verbundessindinsgesamtnurwenigeWohngruppenausschließlichfürältereMenschenmitBehinderungengebildetworden.DieGruppensindinderRegelaltersgemischt,esgibtallerdingseinigewenigeSeniorengruppen,indenendie
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meistinderNähezudenKernstand-ortenderWohnverbündeerrichtetwur-den,musssichderMenschmitBehin-derung,derumzieht,nichtaneineneueUmgebunggewöhnen.ZumeisttrifftersowohlineineranderenWohngruppealsauchimPflegezentrumalteBekann-te,dieervonderArbeitineinerWfbM,einertagesstrukturierendenMaßnahmeodervonderFreizeitgestaltung(z.B.AusflügenoderUrlauben)kennt.ÄndertsichbeiMenschen,dieimAmbulantBetreutenWohnenleben,derHilfebedarf,mussgemeinsamentschie-denwerden,obeinUmzugineinstatio-näresWohnangebotoderindasPfle-gezentrumangezeigtist.AuchhierwirdbeieinererhöhtenPflegebedürftigkeitderUmzuginsPflegezentrumbevor-zugt,dadadurchwenigerumgezogenwerdenmuss.DerKlient/dieKlientinmusssichinbeidenFällenaufeineneueUmgebung,neueMitbewohner/innenundneuesPersonaleinstellen.
PersonalqualifikationDieQualifikationenderMitarbeiter/innensindbreitgefächert:– Erzieher/innen– Heilerziehungspfleger/innen– Heilpädagogen/innen– Ergotherapeuten/innen– Sozialarbeiter/innen– Sozialpädagogen/innen
Bewohner/innenzusammenaltgewor-densind.EinUmzugineinespezielleGruppealleinaufgrunddesAlters,ohnedassderHilfebedarfsichveränderthat,istnichtvorgesehen.EinenMenschenmitBehinderungnuraufgrundseinesAltersumziehenzulassen,ohnedassderHilfebedarfeinanderergewordenist,wirdvondenWohnverbündenalsnichtsinnvollangesehen.Wichtigist,dassderBewohner/dieBewohnerinsichinseiner/ihrerWohngruppewohlfühltunddortgemäßseinem/ihremHilfebedarfgefördertwerdenkann.ÄndertsichderHilfebedarfinRichtungeinererhöhtenPflegebedürftigkeitundistdieWohngruppenichthinreichendbarrierefrei,wirdvorrangiginnerhalbdesWohnverbundesumgezogen.StehtdiePflegebedürftigkeitallerdingsbereitsimVordergrund,wirdzumeisteinUm-zugdesBewohners/derBewohnerindirektinsPflegezentrumangestrebt,umdieZahlderUmzügemöglichstzuminimieren.DerUmzuginsPflege-zentrumwirdvondemBewohner/derBewohnerinalsebensovieloderwenigeinschneidenderlebtwiederUmzuginnerhalbdesWohnverbundesineineandereWohngruppe.InbeidenFällenmusssichdiePersonaufandereMitbewohner/innen,an-deresPersonalundandereRäumlich-keiteneinstellen.DadiePflegezentren
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BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven
– Dipl.-Pädagogen/innen– Dipl.-Psychologen/innen– Gesundheits-undKrankenpfleger/ innen– Altenpfleger/innen– Heilerziehungspflegehelfer/innen– Altenpflegehelfer/innen– Hauswirtschafter/innen– Nichtfachkräfte
Zubeobachtenist,dassdertraditionellhoheAnteilderGesundheits-undKran-kenpfleger/innenindenLWL-Wohn-verbündenaufdasbedarfsgerechteNiveauabnimmt.DieWohnverbündebefürworteneineintegrierteAusbildung,inderErziehung/HeilerziehungspflegezugleichenTeilenmitdemBereichPfle-gekombiniertwird.DieseAusbildung,dieineinemdoppeltenAbschlussmün-det,wirdzurzeitinBaden-Württembergangeboten.17EshandeltsichbeidieserAusbildungallerdingsumeinModell;esbleibtabzuwarten,wiedieUmsetzunginderPraxiserfolgtundobderpflege-rischeAnteilmitsomatischerPflege
17Siehehttp://www.diakonie-kork.de/d/diakonieschulen_kork/heilerziehungspflegeschule/index.htm Link„Altenpflege“18ÄhnlichgelagertsinddieQualifizierungsmaßnahmen,diederCaritasverbandfürdasErzbistum Paderborne.V.erstmaligimJahr2007fürseineMitarbeiter/innendurchgeführthat(Caritasverbandfür dasErzbistumPaderborne.V.:„Abschlussbericht:GemeindeintegriertesWohnenfürMenschenmit BehinderungimAlter“,Paderborn2008,S.58ff).Zielist,dieMitarbeiter/innenfürdiealtersgerechte BegleitungvonMenschenmitBehinderungzuqualifizieren.Darüberhinausgiltes,Begleiter/innenim BereichderGrundpflegeundaltersbedingterKrankheitenweiterzubilden.FolgendemodularenWeiter- bildungsangebotewurdendurchgeführt:„BeratendePflegefachkraftinderBehindertenhilfe“sowie „MenschenmitBehinderungenimAlterinihrerLebensgestaltungbegleiten“.DieeinzelnenModule wurdenunterschiedlichgutangenommen.InderabschließendenBewertungwurdevondenTeilneh- mer/inneneinestärkereOrientierunganderPraxisgefordert.
vergleichbarist.WeiterhinliegtderSchwerpunktderWohnverbündeinderFörderungdesEinzelnenundnichtindessenPflege18.
IndenWohnverbündenrichtensichu.a.folgendeinterneundexterneFort-bildungsangeboteauchanMitarbeiter/innen,diemitälterenMenschenmitBehinderungenarbeiten:– Demenz– RückengerechtesArbeiten– Sturzprophylaxe– Abschiednehmen– BasaleStimulationundPflege– „DamitderNotfallkeinReinfall wird“–RichtighandelninNotfällen– UmgangmitEpilepsie– Pharmakologie– KrankheitslehreDieFortbildungsprogrammederWohnverbündewerdenzielgerichtetangepasstundzukünftigzusätzlichinHinblickaufdieälterwerdenden
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inVollzeitbeschäftigt,seltenerwirdvonderMöglichkeitderTeilzeitarbeitGebrauchgemacht.DanebengibtesindenWohnverbün-deneinehoheAnzahlvonMenschenmitBehinderungen,diekurzvordemRentenaltersindodersolche,dieschoninjüngerenJahrennichtamregulärenArbeitslebenteilnehmen(können)undnichtwerkstattfähigsind.Eshandeltsichdabeiu.a.auchumdiesoge-nannten„Langzeitpatienten/innen“derehemaligenLandeskrankenhäuser,fürdieschonfrühaufgrundfehlenderWerkstattfähigkeiteinumfangreichesTagesstrukturangebotgeschaffenwerdenmusste.Aberauchneuaufge-nommeneBewohnerinnenundBewoh-nersindüberwiegendnichtwerkstatt-fähig,ebensowieeingroßerTeilderMenschen,dieaufdieWartelistenderWohnverbündegenommenwurden.TagesstrukturangebotesindimmernachrangiggegenüberdemregulärenArbeitsmarktundeinerWerkstattfürbehinderteMenschen(WfbM).FürdieBewohner/innenhaltendieWohnver-bündeunterschiedlicheBeschäfti-gungs-undFörderangeboteu.a.inTagesförderstätten,Kreativwerkstätten,ArbeitstherapienoderSnoezel-Räumen
Bewohner/innenfolgendenotwendigeThemenbeinhalten:– Alzheimer-Krankheit– NebenwirkungenvonPsycho- pharmaka– ErgebnissederHirnforschung (SindmancheGedächtnisleistun- genimAltereinfachnichtmehr möglich?GibtesneueKompeten- zenimAlter?)– BeschäftigungundTrainingfür MenschenmitBehinderungenim AlterzurRessourcenerhaltung– ErkennenderNotwendigkeitvon behandlungspflegerischenMaß- nahmen,etwabeiDekubitus
ArbeitundBeschäftigungGrundsätzlichstehtderersteArbeits-marktMenschenmitBehinderungengleichermaßenwieMenschenohneBehinderungenzurVerfügung.DaeineFestanstellungimerstenArbeitsmarktausunterschiedlichenGründenvielfachnichtgelingt,arbeiteteingroßerTeilderMenschenmitBehinderungen,dieinambulantenoderstationärenWohnfor-menleben,biszum65.LebensjahrineinerWerkstattfürbehinderteMen-schen(WfbM).DiemeistenBewohner/innenderWohnverbünde,dieineinerWfbMarbeiten,sindbiszuihrerRente
19Beispielesiehehttp://www.lwl.org/LWL/Gesundheit/psychiatrieverbund/P/lwl_wv_lippstadt/ leistungsspektrum/tagesstrukturierende_angebote/tagesstaettenverbund/
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BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven
bereit19.AuchindeneinzelnenWohn-gruppenwerdentagesstrukturierendeAktivitätenangeboten,sowirdu.a.ge-kocht,gebastelt,hauswirtschaftlichge-arbeitetodereswerdenGesellschafts-spielegespielt.AlleAngebotesindgrundsätzlichauchfürältereMenschenmitBehinderungenoffenundwerdenauchgutvonihnenangenommen.
DerAnteilderMenschenmitBehin-derungen,dienichtineinerWfbMarbeiten,istimVergleichzuanderenEinrichtungenderEingliederungshilfegroßundweiteransteigend(Stichtag15.09.2009):
TagesstrukturderBewohner/innenderLWL-Wohnverbünde
TagesstrukturderBewohner/innenderEingliederungshilfeWestfalen-Lippe
30%
10%
60%
TagesstrukturierendeMaßnahmen
WfbMOhne16%
17%
67%
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DiesresultiertzumeinenausderHistoriederWohnverbünde(einstige„Langzeitpatienten/innen“),zumanderenausdenverstärktenAufnah-meanfragenimBereichderMenschenmitpsychischenBehinderungen,dienichtwerkstattfähigsind.
BetreuungundBeschäftigungfürMenschenmitBehinderungenimAlterEbensowieesbeimWohnennurwenige,gewachseneSeniorengrup-pengibt,sindbishernureinzelneBetreuungsangebotespeziellfürältereMenschenmitBehinderungengeschaf-fenworden.Dasresultierteinerseitsaus
derderzeitnochgeringenAnzahlüber60-JährigerineinigenWohnverbünden,andererseitsistesauchkonzeptionellnichtimmernotwendig.Diebehinde-rungsspezifischenBedürfnissebleibenimAltergleichundsindmitdenenderDurchschnittsbevölkerungnichtzuvergleichen.SosindEinzel-und
TagesstrukturderBewohner/innen:VerlaufindenLWL-Wohnverbünden
inProzent%
80
60
40
20
0TS WfbM Ohne
2006200720082009
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BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven
GruppengesprächezurKonflikt-undKrisenbewältigungsowiedieFörderungvonKommunikationsverhaltenundso-zialenKompetenzeneinwichtigerTeilderBetreuungvonMenschenmitBe-hinderungeninjedemAlter.MenschenmitBehinderungenmüssenimAlternichtandersbetreutwerdenalsinjun-genJahren,solangesichihreHilfebe-darfenichtgeänderthaben.GrundlageistdurchwegdieFörderungderindivi-duellenNeigungenundFähigkeiten.NurwennsichdieHilfebedarfederMenschenmitBehinderungenimAlterverändern,werdenspezielleAngebotefürsinnvollerachtet.HauptsächlichfürMenschenmitBehinderungenimAlterwerdenu.a.indenWohnverbündenangeboten:– angeleiteteBewegung/ Bewegungsaktivierung– Gedächtnistraining– TrainingalltagspraktischerTätigkei- ten(z.B.Wäschewaschen,kalte undwarmeMahlzeitenzubereiten, OrdnungimpersönlichenBereich/ Zimmerhaltenetc.)– Orientierungstraining
– Sitztanz– Seniorengruppen(Ausflüge, Kochen,Backen,Spaziergänge, Bastelnetc.)
HierkannbesseraufaltersspezifischeNeigungenwiez.B.einerhöhtesRuhe-bedürfnisodereineverkürzteKonzen-trationsspanneeingegangenwerden.DaallerdingsbeispielsweisebeiMen-schenmitgeistigenBehinderungenderAlterungsprozessdeutlichvordem60.Lebensjahreintretenkann20,sinddieseGruppenauchfürjüngereoffen.AlleanderenBeschäftigungs-undFördermöglichkeiten,diesowohldieBereicheArbeitsförderungalsauchFrei-zeitabdecken,sindaltersgemischtundwerdengernvondenälterenMenschenmitBehinderungenangenommen.DieAngebotspaletteerstrecktsichu.a.vonderindustriellenFertigung(Montage-arbeiten,Metallbearbeitung,Verpackungetc.)überdasTrainingalltagspraktischerFähigkeiten,denmusisch-kreativenBereichbiszurDurchführungvonAus-flügen.21
20Vgl.u.a.„PerspektivenalternderMenschenmitschwersterBehinderunginderFamilie“, Hrsg.Dr.AndreasBorchers,BundesministeriumfürFamilie,Senioren,FrauenundJugend,Hannover 2008;„GemeindeintegriertesWohnenfürMenschenmitBehinderungenimAlter“,Caritasverbandfür dasErzbistumPaderborne.V.200821Vgl.http://www.lwl.org/LWL/Gesundheit/psychiatrieverbund/P/lwl_wv_lippstadt/leistungsspektrum/ tagesstrukturierende_angebote/tagesstaettenverbund/
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ImZugederUmsetzungdesWohn-undTeilhabegesetzes(WTG)undderVerordnungüberdieallgemeinenGrund-sätzederFörderungvonPflegeeinrich-tungennachdemLandespflegegesetz(AllgFörderPflegeVO)werdendieälterenGebäudebarrierefreiundpflegegerechtumgebautoderaufgegeben.
PersonalqualifikationDievorgehaltenenQualifikationenindenPflegezentrenumfassennebenAlten-,Gesundheits-undKrankenpflegern/innen(teilweisemitgerontopsychiatri-scherZusatzqualifikation),Altenpflege-undKrankenpflegehelfern/innen,Haus-wirtschafts-sowieNichtfachkräftenauchpädagogischeFachkräftewieDipl.-So-zialarbeiter/innen,Erzieher/innen,Heil-erziehungspfleger/innenundBetreuungs-assistenten/innennach§87bSGBXI.DadieTeamsmultiprofessionellzusam-mengesetztsind,wirdeineintegrierteAusbildung(Heilerziehungs-undAlten-pflegekombiniert,s.Abschnitt3.2.1.)vondenPflegezentrenfürdieZukunfteben-fallsbefürwortet.DurchdieNeuregelungderVergütungs-zuschlägefürPflegebedürftigemiterheb-lichemallgemeinenBetreuungsbedarfnach§87bSGBXIzeichnetsicheinevomGesetzgebergewollteAngebots-verbesserungab.DurchschnittlichfallenfastDreiviertelderBewohner/innenderLWL-Pflegezentrenunterden§87bSGB
4.2.LWL-Pflegezentren
WohnenundBetreuungAnalogdenWohnverbündenfolgenauchdieWohnkonzeptederPflege-zentrendemNormalisierungsprinzip.GrundlagederArbeitindenPflegezen-trenistdasHausgemeinschaftskon-zept.DerBegriff„Hausgemeinschaft“wirdvomKuratoriumDeutscheAlters-hilfeimZusammenhangmitstationärenEinrichtungenverwendet.EineHaus-gemeinschaftisteineräumlicheundorganisatorischeEinheit,inder(ältere,pflegebedürftige)Menschenleben.Siebietetmitca.12bis14PersoneneineüberschaubareWohnstruktur,inderenRahmensovielNormalitätundEigen-verantwortlichkeitenwiemöglichundsovielHilfeundBetreuungwienötigstattfindet.FesteTagesstrukturenundRituale,vergleichbarmitdemAlltagineinerFamilie,gebendenBewohnerin-nenundBewohnerndasGefühlvonSicherheitundOrientierung.DieneuerenPflegezentrenhaltennahe-zuausschließlichEinzelzimmer,auchfürRollstuhlfahrer,vor.DieWohnbereichesinddurchgängigbarrierefreiundüber-sichtlichgestaltet.DurchdasVorhalteneinerKüchejeWohnbereichkanneineTagesstrukturierungrealisiertwerden,dieimWesentlichenhauswirtschaftlicheTätigkeitenbeinhaltet.
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BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven
XI.DurchdaszusätzlichePersonal,dasausschließlichfürdieGestaltungundDurchführungvonvorherdefinier-tenFreizeitangebotenzuständigist,hatsichdiepsychosozialeBetreuungweiterbedarfsgerechtentwickelt.
IndenLWL-PflegezentrenwerdenimüberdurchschnittlichenMaßeinterneundexterneFortbildungenzufolgendenThemenangeboten:– Deeskalation– freiheitseinschränkendeMaßnah- menmitdemSchwerpunktder rechtlichenBedeutungundder Vermeidung(z.B.„ReduFix“)– sexuelleSelbstbestimmungpsy- chisch/geistigbehinderterMen- scheninBetreuungundPflege– Pflegebeigerontopsychiatrischen Erkrankungen– Validation(MethodezurKommuni- kationmitdementenMenschen)– Korsakow-Syndrom– UmgangmitaggressivenVerhal- tensformen– AnleitungzuEntspannungs- verfahren– Beschäftigungfürdemenziell erkranktePersonen– basaleStimulation– Kinästhetik– Umsetzungdernationalen Expertenstandards(zuSturz- prophylaxe,Dekubitusprophylaxe,
Wundmanagement,Förderungder Harnkontinenz,Schmerzmanage- ment,Ernährungsmanagement, Kontrakturenprophylaxe)– VerhalteninNotfallsituationen– Pflegeprozessplanungsowiederen Dokumentation– Beschäftigungsangebotewie Bewegungsübungen,Hirnleistungs- trainingetc.– BegleitungSterbender/Grundsätze derPalliativpflege– ErhöhungderLebensqualitätder Bewohner/innen– Psychopharmakaundderen Anwendung
ImPflegezentrumLengerichwirdmitdenMitarbeitern/innendasEden-Konzeptumgesetzt.DieGrundannahmeist,dassdrei„Plagen“–Einsamkeit,HilflosigkeitundLangeweile–fürdenGroßteilderLeidenalterMenschenverantwortlichsind.Diesengiltesent-gegenzuwirken,indemmanPflegeein-richtungenzuOrtendermenschlichenWärmemacht.
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ihrenindividuellenErwartungengerechtwerdenmuss.DieMitarbeiter/innenmüsseneinenWegzwischenAktivie-rungundderVermeidungvonÜberfor-derungzusammenmitdenBewohnern/innenfinden.
4.3.ZusammenwirkenderLWL-WohnverbündeundLWL-Pflegezentren
DenWohnverbündenundPflegezentrenistgemein,dasssieihreBetreuungs-strukturenund-angebotenachdenindividuellenWünschenundBedürfnis-senderBewohner/innenausrichten.Imkreativ-musischenBereich,beidenAusflügen,denBewegungsangebotensowiedemEntwickelnvonalltags-praktischenFähigkeitengibtesinbei-denEinrichtungsformenvieleEntspre-chungen.Diekreativ-musischenAngeboteumfas-senu.a.gestalterischesWerken/MalenundgemeinsamesMusizierenoderSingen.BewegungsangebotewerdenvorallemimBereichTanzundBewe-gungsaktivierungvorgehalten,beidenzutrainierendenalltagspraktischen
PsychosozialeBetreuungDietagesstrukturierendenAngebotederPflegezentrensindaufdiebeson-derenpsychosozialenHilfebedarfederBewohner/innenzugeschnitten.Sieumfasseninsbesonderelebensprak-tischesTraining,basaleStimulation,psychomotorischeAngeboteein-schließlichgemeinsamenFeiernsvonFestenundBesuchevonVeranstaltun-gen22.EinzelneAngeboterichtensichzusätzlichaneinebestimmteGruppevonBewohnern/innen23.GrundsätzlichwirddieAlltagsbewältigung(z.B.ge-meinsamesZubereitenundEssenderMahlzeiten,Wäschewaschen)alsTa-gesstrukturinnerhalbderWohngruppegenutzt.ImHinblickaufdenBetreuungsprozessistjenachRessourcenundDefizitendesBewohners/derBewohnerineinedifferenzierteundindividualisierteHilfe-erbringungerforderlich.DabeisollderBewohner/dieBewohnerinsowenigwiemöglichdeaktiviertwerdenundihm/ihrnursovielUnterstützungan-gebotenwerden,wieunbedingtnötigist.HierbeidarfjedochnichtaußerAchtgelassenwerden,dassderAufenthaltindenPflegezentrenzugleichfürvielederLebensabendistundentsprechend
22Beispielesiehehttps://zzz.lwl.org/LWL/Gesundheit/psychiatrieverbund/P/lwl_pz_warstein/aktuell/ soziale_beschaeftigung/index_html23Eswirdz.B.ineinemPflegezentrumfürMenschenmitgeistigenBehinderungeneinmalwöchentlich eineHippotherapiedurchgeführt.
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BestandsaufnahmeundEntwicklungsperspektiven
Fähigkeitenhandeltessichüberwie-gendumhauswirtschaftlicheTätigkei-tenwiez.B.kochen,backensowieWäschewaschenundfalten.VorallemdieAngeboteindenWohn-verbünden,diesicheheranSenioren/innenrichten,sinddersozialenBetreu-ungindenPflegezentrensehrähnlich,wiebeispielsweisedasGedächtnis-training.DieWohnsituationunterscheidetsichzwischendenWohnverbündenundPflegezentrennichtgrundlegend.EinWohnhausistinunterschiedlicheWohngruppenbzw.Hausgemeinschaf-tenunterteilt.IndenWohnverbündenliegtdieGruppengrößezukünftigbeimaximal8,indenPflegezentrenbei12bis14Personen.InbeidenEinrich-tungsformengehörtzujederWohn-gruppeeineKüche,dieWohngruppensindbarrierefreigestaltet.ZielgedankeisteineüberschaubareWohnstruktur,inderderAlltaggelebtwerdenkann.AuchdieQualifikationsspektrendesPersonalsunterscheidensichzwischendenWohnverbündenunddenPflege-zentrenkaum(s.Abschnitte3.2.1.und3.2.2.).DiequantitativenSchwerpunktesindjedochunterschiedlichgesetzt.IndenWohnverbündenistmehrpäda-gogisches,indenPflegezentrenmehrpflegerischesPersonalbeschäftigt.Die
Fachkraftquotevondurchschnittlichüber75%überschreitetdeutlichdiegesetzlichvorgeschriebenevon50%,sowohlindenWohnverbündenalsauchdenPflegezentrendesLWL.
DieTagesstrukturistindenWohnver-bündenundPflegezentrenimAllgemei-nenunterschiedlichorganisiert.IndenWohnverbündenfindendietagesstruk-turierendenMaßnahmenvorwiegendaußerhalbderWohngruppestatt.TeilweisegibtesAngeboteimselbenGebäude,häufigaußerhalbineinemanderenHaus.DemNormalitätsprinzipfolgend,wirdvielWertaufdieTrennungvonWohnenundArbeiten(bzw.Tages-struktur)gelegt.IndenPflegezentrenfindetdemgegen-übereingroßerTeildertagesstrukturie-rendenBetreuunginnerhalbderWohn-gruppeoderdesGebäudesstatt.DiesemVorgehenliegtebenfallsdasNormalitätsprinzipzugrunde.MenschenmitundohneBehinderungengehenimRentenalternichtmehrarbeiten,beschäftigensicheherzuHauseundnehmenjenachMobilitätundInteresseverstärktanAktivitätenimnäherenoderweiterenUmfeldteil.DerSchwerpunktbzw.dieGrundideederBetreuungsangeboteistjenachEinrichtungsformunterschiedlich.IndenWohnverbündengehtesinersterLinie
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Bewohnern/innenderPflegezentrenmitBegeisterungaufgenommenwird,sollesgrundsätzlichindieWohnver-bündetransferiertwerden.DurchdenVergleichderBetreuungs-strukturenund-angebotefürältereMenschenmitBehinderungenderWohnverbündeundPflegezentrenwirddeutlich,dassbeideEinrichtungsfor-mendasfürihreBewohner/inneninderGewichtungpassendeLeistungs-spektrumbieten.
umdasEntdeckenunddieFörderungvonNeigungenundFähigkeiten.Ledig-lichimSchwerstmehrfachbehinderten-bereichkannderErhaltvonvorhande-nenFähigkeitenimVordergrundstehen.IndenPflegezentrenliegtderFokusvorallemaufdemErhaltvonFähigkei-ten.InderpsychosozialenBetreuungwirdhauptsächlichderhäuslicheAlltagabgebildet,wiez.B.gemeinsamEssenvorbereitenunddieMahlzeitenzusam-meneinnehmen.AndereMaßnahmenwerdenbegleitendzurhäuslichenAll-tagsgestaltungangeboten,hierwirdeingrößererWertaufBewegungsangeboteinHinsichtaufSturzprophylaxealsindenWohnverbündengelegt.DasBewegungsprogramm„Fitfür100“24,dasineinigenPflegezentrenangebotenwird,istvorallemfürMen-schenkonzipiert,diemotorischnochaktivseinkönnen.SchwerstPflege-bedürftigekönnennichtbzw.nursehreingeschränktdaranteilnehmen.DadasProgrammbeidenteilnehmenden
24„Fitfür100“isteingezieltesTrainingmithilfevonindividuellangepasstenundgesteigertenGewichten, umdiewichtigstenMuskelpartien,z.B.SchulternunddesoberenRückens,dieOberarmmuskulatur, Hüftbeuger-,Oberschenkel-undGesäßmuskulaturzustärken.DasgemeinsameTraininginderGruppe führtzumehrWohlbefindenundzuneuenKontakten.Lernzielesind:PositiveBeeinflussungvonStand- undGehsicherheit;Sturzprophylaxe;FörderungvonKraftundKoordination,umdieAlltagskompetenz (Selbstständigkeit)sowieLebensqualitätzuerhalten;ErfahrungvonErfolgserlebnissenundWohlbefinden; SchulungvonAufmerksamkeit,GedächtnisundKonzentrationsowieVerbesserungderVitalitätundder Mobilität.DieseZielesollendurchKoordinativeErwärmung,KräftigungsprogrammmitHantelnund variablenGewichtsmanschettenamFuß,ÜbungenzumGleichgewichtserhaltsowiedieständige AnleitungundKorrekturdurchdieKursleitungerreichtwerden.VoraussetzungenfürdieTeilnahmean demTrainingsindStehvermögenohneHilfsmittel,selbstständigesAufstehenundSetzenaufeinenStuhl sowieselbstständiges,sicheresGehen.
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Kernaussagen
AufdieAnforderungenderimmergrö-ßerwerdendenAnzahlvonMenschenmitBehinderungenimAltersindsowohldieWohnverbündealsauchdiePflege-zentrenbestmöglicheingestellt.Siebie-tendenBewohnern/innenindividuellebehinderten-,alten-undpflegegerechteBetreuungsstrukturenund-angebote.Diesberuhtvorallemaufdermultipro-fessionellenZusammensetzungundderPsychiatrie-ErfahrungderMitarbeiter/innen.DievorgehalteneQualifikationwirddurchzielgerichteteFortbildungs-maßnahmenständigweiterentwickelt.DieWohnverbündewerdenergänzenddurchPflegefachkräfteberaten,diefürdieMitarbeiter/innensowohlAnlauf-stellebeipflegerischenFragenalsauchMultiplikatorfürpflegerischesWissensind.IndenPflegezentrenwerdendiesozialeBetreuungundtagesstrukturie-rendeAngebotevonpädagogischenFachkräftenwiez.B.Sozialpädagogen/innenkonzipiertundbegleitet.Dadurch,dassindenWohnverbündenunddenPflegezentrenstrukturellähn-licheQualifikationenvorgehaltenwer-den–allerdingsentsprechendihremsozialrechtlichdefiniertenAuftragmiterheblichunterschiedlichenSchwer-punktsetzungen–verschwimmtdie
GrenzezwischenklassischerBehinder-tenhilfeundAltenhilfe,bezogenaufpflegebedürftigebehinderteMenschen.AuchaufgrundderTatsache,dassindenPflegezentren(kleine)Hausgemein-schaftengebildetwerdenundsiedenWohngruppenindenWohnverbündenkonzeptionellsehrähnlichsind,relati-vierensichdieUnterschiedezwischenbeidenEinrichtungsformen.JenachAusmaßundindividuellenBegleitum-ständenderPflegebedürftigkeiteinesMenschenmitBehinderungenimAlterbekommterdiefürihnpassendeUnter-stützungineinemLWL-WohnverbundoderineinemLWL-Pflegezentrum.
5.Kernaussagen
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AbeinembestimmtenGradoderauf-grundderSpezifitätderPflegebedürf-tigkeitkanneinUmzugdieangemes-seneLösungsein,weildieBetreuungdannineinemPflegezentrumbesseraufdieBedürfnissedesBewohners/derBewohnerinzugeschnittenwerdenkann.DieEntscheidung,obeinMenschmitBehinderungenimAlterinsPflegezen-trumziehtoderimWohnverbundver-bleibt,wirdimmerindividuellgefällt.SiewirdnichtnuranhandfestgelegterKriteriengetroffenwerdenkönnen,son-dernauchmaßgeblichvonindividuellenWünschenderBetroffenenundvonderenEntwicklungabhängen.
EineEntscheidungshilfefürdenUmzugeinesBewohners/einerBewohnerinvomWohnverbundinsPflegezentrumkannnurdieRahmenbedingungenabbilden.ImEinzelfallwerdenmaß-geblichsein:
– dieindividuelleSituation despflegebedürftigenMenschenmitBehinderung– dieBetreuungsmöglichkeitendesWohnverbundes– dieAufnahmemöglichkeitenunddie konzeptionelleAusrichtungdesPflegezentrums
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StatistischesBundesamt2008Pflegestatistik 2007
LWL-Wohnverbünde
LWL-Wohnverbund Dortmund Marsbruchstraße 179 44287 Dortmund Telefon: 0231 4503-01 LWL-Wohnverbund Gütersloh Dorotheenstraße 44 33332 Gütersloh Telefon: 05241 502-0 LWL-Wohnverbund Hemer Frönsberger Straße 81 58675 Hemer Telefon: 02372 5596-840 LWL-Wohnverbund Lengerich Parkallee 10 49525 Lengerich Telefon: 05481 12-0 LWL-Wohnverbund Lippstadt Dorfstraße 28 59556 Lippstadt Telefon: 02945 981-03 LWL-Wohnverbund Marl-Sinsen Halterner Straße 525 45570 Marl Telefon: 02365 802-0 LWL-Wohnverbund Marsberg Bredelarer Straße 33 34431 Marsberg Telefon: 02992 601-4101 LWL-Wohnverbund Münster Friedrich-Wilhelm-Weber-Straße 30 48147 Münster Telefon: 0251 91555-0 LWL-Wohnverbund Paderborn Agathastraße 1 33098 Paderborn Telefon: 05251 295-0
LWL-Wohnverbund Warstein Franz-Hegemann-Straße 23 59581 Warstein Telefon: 02902 82-1 LWL-Pflegezentren LWL-Pflegezentrum Dortmund Allerstraße 28 44287 Dortmund Telefon: 0231 4503-01 LWL-Pflegezentrum Gütersloh Hermann-Simon-Straße 7 33334 Gütersloh Telefon: 05241 502-0 LWL-Pflegezentrum Lengerich Parkallee 10 49525 Lengerich Telefon: 05481 12-0 LWL-Pflegezentrum Lippstadt Apfelallee 20 59556 Lippstadt Telefon: 02945 981-04 LWL-Pflegezentrum Marsberg Weist 45 34431 Marsberg Telefon: 02992 601-1000 LWL-Pflegezentrum Münster Kinderhauser Straße 90 e 48147 Münster Telefon: 0251 91555-0 LWL-Pflegezentrum Warstein Lindenstraße 4 a 59581 Warstein Telefon: 02902 82-0
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