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Michael Frey, Andreas Heilmann, Karin Lohr, Alexandra Manske, Susanne Völker (Hrsg.): Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht. Transformationen, Reflexionen, Interventionen Arbeit und Leben im Umbruch. Schriftenreihe zur subjektorientierten Soziologie der Arbeit und der Arbeitsgesellschaft, hrsg. von G. Günter Voß, Band 20, ISBN 978-3-86618-482-4, ISBN 978-3-86618-582-1 (e-book pdf)) Rainer Hampp Verlag, München u. Mering 2010, 320 S., € 29.80 Der Band versammelt Beiträge renommierter Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler zum Wandel der Erwerbsarbeit und der Geschlechterver- hältnisse aus der Perspektive der Arbeits- und Industriesoziologie sowie der Frauen- und Geschlechterforschung. Ziel ist die Verzahnung von aktuellen Forschungs- und Diskussionssträngen bei- der Disziplinen, um damit den augenblicklichen Entwicklungen in der Organisa- tion von (Erwerbs-)Arbeit und Geschlechterverhältnissen näher zu kommen. Zentrale Themen sind der gesellschaftliche Wandel und dabei insbesondere der Strukturwandel von Erwerbsarbeit, Reflexionen zur Kategorie „Arbeit“ und zur Bedeutung von Arbeit als gesellschaftlicher Integrationsinstanz sowie betriebli- che Veränderungsprozesse im Zuge der Vermarktlichung und Subjektivierung von Arbeit. Gemeinsamer „roter Faden“ ist die Thematisierung von Geschlecht als gesell- schaftlicher Grunddimension, die Analyse von Konsequenzen des Wandels für Frauen (und Männer) und die Geschlechterverhältnisse sowie die Diskussion von arbeits- und geschlechterpolitischen Gestaltungsansätzen angesichts der sozialen Veränderungen. Der Band gliedert sich in die Themenblöcke: Zeitdiagnose des „neuen Kapitalismus“ Feministische Perspektiven neu erfinden Die Entwicklung von Arbeit und Geschlechterverhältnissen Suchbewegungen Schlüsselwörter: Arbeitsforschung, Frauen- und Geschlechterforschung, Arbeitsbegriff, Subjektivierung, Eigensinn, Autonomie, Aneignung, Landnahme, Prekarisierung, Geschlechtergerechtigkeit Die HerausgeberInnen forschen, lehren und arbeiten auf dem Gebiet der Arbeits- und Geschlechtersoziologie. Sie sind oder waren MitarbeiterInnen am Lehrbe- reich „Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse“ am Institut für Sozi- alwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Michael Frey, Andreas Heilmann, Karin Lohr, Alexandra Manske, Susanne Völker (Hrsg.): Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht. Transformationen, Reflexionen, Interventionen Arbeit und Leben im Umbruch. Schriftenreihe zur subjektorientierten Soziologie der Arbeit und der Arbeitsgesellschaft, hrsg. von G. Günter Voß, Band 20, ISBN 978-3-86618-482-4, ISBN 978-3-86618-582-1 (e-book pdf)) Rainer Hampp Verlag, München u. Mering 2010, 320 S., € 29.80

Der Band versammelt Beiträge renommierter Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler zum Wandel der Erwerbsarbeit und der Geschlechterver-hältnisse aus der Perspektive der Arbeits- und Industriesoziologie sowie der Frauen- und Geschlechterforschung.

Ziel ist die Verzahnung von aktuellen Forschungs- und Diskussionssträngen bei-der Disziplinen, um damit den augenblicklichen Entwicklungen in der Organisa-tion von (Erwerbs-)Arbeit und Geschlechterverhältnissen näher zu kommen.

Zentrale Themen sind der gesellschaftliche Wandel und dabei insbesondere der Strukturwandel von Erwerbsarbeit, Reflexionen zur Kategorie „Arbeit“ und zur Bedeutung von Arbeit als gesellschaftlicher Integrationsinstanz sowie betriebli-che Veränderungsprozesse im Zuge der Vermarktlichung und Subjektivierung von Arbeit.

Gemeinsamer „roter Faden“ ist die Thematisierung von Geschlecht als gesell-schaftlicher Grunddimension, die Analyse von Konsequenzen des Wandels für Frauen (und Männer) und die Geschlechterverhältnisse sowie die Diskussion von arbeits- und geschlechterpolitischen Gestaltungsansätzen angesichts der sozialen Veränderungen.

Der Band gliedert sich in die Themenblöcke:

Zeitdiagnose des „neuen Kapitalismus“

Feministische Perspektiven neu erfinden

Die Entwicklung von Arbeit und Geschlechterverhältnissen

Suchbewegungen

Schlüsselwörter: Arbeitsforschung, Frauen- und Geschlechterforschung, Arbeitsbegriff, Subjektivierung, Eigensinn, Autonomie, Aneignung, Landnahme, Prekarisierung, Geschlechtergerechtigkeit

Die HerausgeberInnen forschen, lehren und arbeiten auf dem Gebiet der Arbeits- und Geschlechtersoziologie. Sie sind oder waren MitarbeiterInnen am Lehrbe-reich „Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse“ am Institut für Sozi-alwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Arbeit und Leben im Umbruch

Schriftenreihe zur subjektorientierten Soziologie der Arbeit und der Arbeitsgesellschaft

herausgegeben von G. Günter Voß

gefördert von ISIFO Institut für sozial-wissenschaftliche Information und Forschung e.V., München

Themenfeld der Schriftenreihe ist die gesell-schaftliche Arbeit und der Wandel der nach wie vor durch sie geprägten modernen Sozialver-hältnisse. Gemeint ist damit nicht nur die Er-werbsarbeit; Thema sind vielmehr auch alle an-deren im weiteren Sinne als Arbeit zu verste-henden Tätigkeiten (Haus-, Familien-, Eigen- und Bürgerarbeit, Alltagsorganisation usw.) und deren technisch-organisatorische Rahmen-bedingungen. Gemeinsame Perspektive der Beiträge ist eine an der tätigen Person theoretisch und/oder empi-risch ansetzende, dabei aber soziale Strukturen berücksichtigende und auf deren Analyse abzie-lende Subjektorientierte Soziologie. Konzeptio-neller Fluchtpunkt ist ein soziologisches Ver-ständnis von Subjektivität und dabei insbesonde-re von Arbeitskraft bzw. der Arbeitsperson. Wichtiges Spezialthema (das der Reihe den Na-men gibt) ist der soziale und individuelle Zu-sammenhang von erwerbsförmiger Arbeit und privatem Leben. Historischer Hintergrund dafür ist eine Entwicklung, mit der sich die bisher für moderne Gesellschaften typische strikte Tren-nung dieser beiden Sphären aufzulösen beginnt. Das Theoriekonzept der Alltäglichen Lebens-führung nimmt derartige Fragen in den Blick und ist damit für manche Beiträge der Reihe ei-ne orientierende Perspektive, sie deckt aber keineswegs den potentiellen Themenrahmen ab. Die Reihe ist vielmehr offen für vielfältige Ein-zelfragen, so z.B. für den gesellschaftlichen Wandel von Arbeitskraft und Beruflichkeit. Möglich sind auch Themen, die Umbrüche in Erwerbsarbeit und Betrieb betreffen (sofern dies weiterreichende gesellschaftliche Aspekte berührt) oder auf den Wandel privaten Lebens abzielen (sofern dies die erwerbsgerichtete bzw. betriebliche Arbeit tangiert).

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Michael Frey, Andreas Heilmann, Karin Lohr, Alexandra Manske, Susanne Völker (Hrsg.)

Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht

Transformationen, Reflexionen, Interventionen

Rainer Hampp Verlag München und Mering 2010

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Reihen- G. Günter Voß heraus- Technische Universität Chemnitz geber: Industrie- und Techniksoziologie 09127 Chemnitz, 0371-531/4388 [email protected]

www.arbeitenundleben.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-86618-482-4 (print) ISBN 978-3-86618-582-1 (e-book) Arbeit und Leben im Umbruch: ISSN 1617-0407 DOI 10.1688/9783866185821 1. Auflage 2010 Liebe Leserinnen und Leser! Wir wollen Ihnen ein gutes Buch liefern. Wenn Sie aus irgendwelchen Gründen nicht zufrieden sind, wenden Sie sich bitte an uns.

© 2010 Rainer Hampp Verlag München und Mering Marktplatz 5 D – 86415 Mering

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Inhalt Einleitung Michael Frey, Andreas Heilmann, Karin Lohr, Alexandra Manske und Susanne Völker Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht – Eine Einleitung 9 Zeitdiagnose des „neuen Kapitalismus“ Irene Dölling Transformation. Nach dem Ende der „arbeiterlichen Gesellschaft“ das Ende der „Arbeitsgesellschaft“? 31 Klaus Dörre Landnahme, sekundäre Ausbeutung und soziale Zeitregimes. Eine Ideenskizze 47 Feministische Perspektiven neu erfinden Brigitte Aulenbacher What’s New? Der Wandel der Arbeitsgesellschaft geschlechter- und arbeitssoziologisch begriffen 75 Susanne Baer Geschlechtergerechtigkeit. Zum Zusammenhang zwischen Geschlechterforschung, Feminismus und Politik 103 Entwicklung von Arbeit und Geschlechterverhältnissen Alexandra Scheele Emanzipatorische Potenziale einer Zusammenführung von Arbeit und Politik 119

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G. Günter Voß und Cornelia Weiß Selbstgenderung und Genderarbeit. Zur Subjektivierung von Geschlecht in Zeiten entgrenzter Arbeit 135 Christine Wimbauer Von Anerkennung und ihren „Tücken“ – Leistung und Liebe in Doppelkarriere-Paaren 165 Suchbewegungen Michael Frey Die Krise des Autonomiebegriffes und Ansätze zu seiner emanzipatorischen Reaktivierung 191 Andreas Heilmann Zur Subjektivierung der Männlichkeit des „Berufspolitikers“ unter den Bedingungen der Mediendemokratie 227 Karin Lohr Eigensinn und Widerstand. Versuch einer konzeptionellen Annäherung im Kontext der Subjektivierungsdebatte 247 Alexandra Manske Kreative als unternehmerisches Selbst? Subjektivierungspraxen zwischen Anpassung und Eigensinn 277 Susanne Völker Der Wandel der Erwerbsarbeit praxeologisch in den Blick genommen 297 Autorinnen und Autoren

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Einleitung

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Michael Frey, Andreas Heilmann, Karin Lohr, Alexandra Manske und Susanne Völker

Perspektiven auf Arbeit und Geschlecht – Eine Einleitung

Der vorliegende Sammelband geht zurück auf ein wissenschaftliches Collo-quium, das aus Anlass des sechzigsten Geburtstages von Hildegard Maria Ni-ckel am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin im Dezember 2008 durchgeführt wurde. Thema des Colloquiums war ein Gegen-stand, der die wissenschaftliche Arbeit von Hildegard Maria Nickel von Anfang an prägte: der gesellschaftlich vermittelte Zusammenhang von Arbeit und Ge-schlecht (oder genauer: von Arbeitsteilung und Geschlechterverhältnissen). Ziel des Colloquiums war es zum einen, den Blick auf die vielgestaltigen und inter-dependenten Zusammenhänge von Arbeit und Geschlecht weiter zu schärfen, Kontinuitäten und Brüche ausfindig zu machen und dabei auch zu Einschätzun-gen und Prognosen gesellschaftlicher Entwicklung – durchaus in zeitdiagnosti-scher und kritischer Absicht – zu gelangen. Zum anderen ging es mit dem Col-loquium darum, die beiden in diesem Kontext maßgeblichen Forschungs- und Wissenschaftsdisziplinen - Arbeits- und Industriesoziologie zum einen, Frauen- und Geschlechterforschung zum anderen – (weiterhin) miteinander in den Dia-log und Austausch zu bringen. Die augenblicklichen Veränderungen und Um-brüche in Arbeit und Gesellschaft bieten unseres Erachtens genügend Anlass für einen intensivierten Austausch beider Disziplinen. Bevor wir dies näher erläu-tern, geben wir einen kurzen Abriss über das bisherige Verhältnis beider Diszip-linen. Wir gehen dabei zunächst auf die beiderseitigen Vorbehalte und Kritiken ein, und skizzieren dann den seit einiger Zeit zu beobachtenden, wenngleich noch zaghaften und eher sporadischen Annäherungsprozess zwischen beiden Disziplinen. Anschließend benennen wir ausschnittartig und exemplarisch, war-um wir eine Annäherung beider Disziplinen für notwendig erachten. Abschlie-ßend gehen wir auf die einzelnen Themenblöcke und Beiträge des Sammelban-des ein.

1 Zum Verhältnis zwischen Arbeits- und Industriesoziologie und Frauen- und Geschlechterforschung

Das Verhältnis zwischen der Arbeits- und Industriesoziologie und der Frauen- und Geschlechterforschung lässt sich als ein deutlich asymmetrisches bestim-men: Während von Seiten der arbeitsbezogenen Frauenforschung von Beginn an ein deutlicher Bezug auf die Arbeits- und Industriesoziologie genommen wurde, verblieb die Arbeits- und Industriesoziologie in einer Haltung weitgehender Ig-noranz gegenüber der Frauen- und Geschlechterforschung sowie ihren arbeits-bezogenen Themen (Aulenbacher 2005; Jürgens 2006). Die Bezugnahme insbe-sondere der Frauenarbeitsforschung erfolgte dabei in dezidiert kritischer Ab-

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sicht. Kritisiert wurden vor allem zwei Punkte (vgl. dazu auch Aulenbacher u.a. 2007: 10):

• Die androzentrische Perspektive der Arbeits- und Industriesoziologie. In den Blick nimmt sie nur die Arbeits- und Beschäftigungsbereiche von Männern. Die vielfältigen Arbeitsbereiche von Frauen – sowohl innerhalb wie außerhalb des Erwerbssystems – werden dahingegen weitgehend au-ßen vor gelassen.

• Damit zusammen hängt ein verengter Arbeitsbegriff der Arbeits- und In-dustriesoziologie. „Arbeit“ wird allein als bezahlte Erwerbsarbeit ver-standen, die vor allem in ihrer Form als abhängige Lohnarbeit im formel-len Beschäftigungssystem untersucht wird.

Angestoßen durch diese Kritik entwickelte sich in den 1970er Jahren in West-deutschland eine avancierte Frauenarbeitsforschung, die an den Ausblendungen der traditionellen und männlich dominierten Arbeits- und Industriesoziologie ansetzte und diese auszufüllen suchte (vgl. als Überblick Aulenbacher 2010). Zugleich gab die Kritik des androzentrischen Bias die Basis für eine reflexiv-kritische Anwendung und Weiterentwicklung der eigenen methodischen Ansät-ze und Instrumente. In den 1990er Jahren entstand dann als weitere Ausdifferen-zierung der Frauen- und Geschlechterforschung eine feministische Organisati-onsforschung, die die Kategorie „Geschlecht“ ebenfalls systematisch in ihren Analysen berücksichtigte (vgl. als Überblick Hofbauer/Holtgrewe 2009). Erste Annäherungen zwischen beiden Disziplinen lassen sich ab dem Jahr 2000 feststellen. Eine wichtige Initialzündung dafür ging zunächst von Seiten der fe-ministischen Arbeitsforschung aus. So wurden im Rahmen des vom BMBF ge-förderten Projekts „GendA – Netzwerk feministische Arbeitsforschung“ mehre-re Tagungen veranstaltet, zu denen neben Vertreterinnen der Frauen- und Ge-schlechterforschung auch (männliche) Vertreter der traditionellen Arbeits- und Industriesoziologie eingeladen wurden (Baatz u.a. 2004; Kurz-Scherf u.a. 2005).1 Der Fokus dieser ersten Austauschbemühungen lag vor allem auf zwei Punkten:

• Die (neue) Bedeutung des Subjekts für die gegenwärtigen Rationalisie-rungsprozesse in der Erwerbsarbeit.

• Das sich verändernde Verhältnis von Arbeit und Leben.

1 Dies gilt vor allem für die erste Tagung im Jahr 2003 und für die dritte Tagung in 2005.

Beide Tagungen wurden an der Philipps-Universität Marburg durchgeführt. Geleitet wurde das Projekt „GendA – Netzwerk feministische Arbeitsforschung“ von Ingrid Kurz-Scherf. Die Beiträge und Diskussionen beider Tagungen sind publiziert in Baatz/Rudolph/Satilmis (Hrsg.) (2004) und Kurz-Scherf/Corell/Janczyk (Hrsg.) (2005). Die zweite Tagung in 2004 beschäftigte sich mit der feministischen Arbeitsforschung in europäischer Perspektive (vgl. Lepperhoff/Satilmis/Scheele (Hrsg.) 2005). Zu Konzeption und Intention des Projekts „GendA – Netzwerk feministischer Arbeitsforschung“ vgl. Kurz-Scherf u.a. (2005).

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Beide Punkte betreffen Themen, mit denen sich die Frauenarbeitsforschung von Beginn an auseinander setzte (vgl. Ostner 1978; Knapp 1981; Becker-Schmidt u.a. 1983; Knapp 1987). Für die traditionelle Arbeits- und Industriesoziologie hingegen stellen beide Punkte – allerdings in unterschiedlicher Gewichtung – relatives Neuland dar, die ihre augenblickliche Bedeutung für sie erst im Gefol-ge neuer („postfordistischer“) betrieblicher Rationalisierungskonzepte gewin-nen.2 Dementsprechend werden gegenwärtig beide Punkte in der Arbeits- und Industriesoziologie unter den Schlagworten „Subjektivierung“ und „Entgren-zung“ prominent diskutiert (Minssen 2000; Moldaschl/Voß 2002; Gottschall/ Voß 2003). Diese beiden Debatten in der Arbeits- und Industriesoziologie griff eine Veran-staltungsreihe auf, die im Wintersemester 2004/2005 am Lehrbereich „Soziolo-gie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse“ am Institut für Sozialwissenschaf-ten der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt wurde. Auf Einladung von Hildegard Maria Nickel präsentierten „traditionelle“ (männliche) Arbeitsfor-scher aus der Arbeits- und Industriesoziologie sowie feministische Arbeits- und Geschlechterforscherinnen ihre Befunde und Thesen zum Wandel von Arbeit und Geschlechterverhältnissen im Rahmen des am Lehrbereich durchgeführten Promotionscolloquiums. Die Veranstaltungsreihe mündete schließlich in eine Publikation, in der insbesondere die Debatte zur Subjektivierung von Arbeit aufgegriffen und aus Sicht der feministischen Arbeitsforschung kritisch kom-mentiert wurde (Lohr/Nickel 2005). Damit wurden zugleich auch neue Akzente innerhalb der arbeits- und industriesoziologischen Debatte gesetzt (Dörre 2005; Voß/Weiß 2005). Eine zweite Veranstaltungsreihe am selben Lehrbereich im Sommersemester 2007 befasste sich mit dem Thema „Sorgearbeit“. Unter der Fragestellung „Care – Black Box der Arbeitsforschung?“ waren feministische Arbeitsforscherinnen eingeladen, ihre Ansätze zur Konzeptionalisierung von Sorgearbeit sowie ihre Befunde zu deren Wandel vorzutragen (Nickel 2008). Auch wenn bei dieser Reihe kein (männlicher) Vertreter der traditionellen Arbeitsforschung dabei war, wurde damit doch eine wichtige Leerstelle im derzeit dominierenden Arbeits-begriff sowie den derzeit in der Arbeits- und Industriesoziologie vor allem be-achteten Arbeitsbereichen abgedeckt.

2 Diese Aussage gilt vor allem für das Verhältnis von Arbeit und Leben. Der Lebensbereich

außerhalb der betrieblichen Arbeitssphäre kam der traditionellen Arbeits- und Industrieso-ziologie kaum in den Blick (Jürgens 2006). Anders ist dies beim Verhältnis von Arbeit und Subjektivität. Als sog. „Bewusstseinsforschung“ interessierte sich ein Teil der bundesdeut-schen Arbeits- und Industriesoziologie vor allem in den 1970er Jahren für die subjektiven Einstellungen und Verarbeitungsformen insbesondere der Lohnabhängigen (vgl. als Über-blick Beckenbach 1991; Deutschmann 2002). Vor dem Hintergrund der „neuen Rationali-sierungskonzepte“ (Kern/Schumann 1984) in den 1980er Jahren war die Subjektivität der Arbeitenden erneut ein Thema, das stärker beachtet wurde (vgl. Schmiede 1988).

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Ein weiterer wichtiger Schritt in der Annäherung von traditioneller und feminis-tischer Arbeitsforschung war eine im April 2006 an der Sozialforschungsstelle Dortmund durchgeführte Tagung, die gemeinsam von den Sektionen Arbeits- und Industriesoziologie und Frauen- und Geschlechterforschung in der Deut-schen Gesellschaft für Soziologie (DGS) veranstaltet wurde (Aulenbacher u.a. 2007). Sie stand unter dem Motto „Arbeit und Geschlecht im Umbruch der mo-dernen Gesellschaft – Forschung im Dialog“ und berührte damit explizit die zentralen Punkte, die beide Disziplinen spätestens seit der Jahrtausendwende verstärkt beschäftigen und herausfordern: Die weitreichenden Wandlungen so-wohl in den Arbeitsverhältnissen als auch in den Geschlechterverhältnissen so-wie deren Verknüpfungen miteinander und mit der Gesellschaft insgesamt. Da-mit war zum einen – ausgehend von den jeweiligen Gegenstandsbereichen und ihren möglichen Zusammenhängen – das gesellschaftstheoretische und zeit-diagnostische Potenzial beider Disziplinen angesprochen. Zum anderen war da-mit ausdrücklich die Aufforderung zum gegenseitigen Dialog und Austausch verbunden. Dieser Dialog zwischen den Disziplinen wurde in vier Themenfel-dern geführt:

• Dienstleistungen: Interaktion, Wissen und Privatisierung

• Flexibilisierung, Vermarktlichung und Subjektivierung

• Arbeiten in der globalen Ökonomie

• Zukunft der Arbeitsgesellschaft Die sich an der Tagung beteiligenden VertreterInnen aus beiden Disziplinen führten einen lebendigen Dialog, bei dem der Horizont des jeweils eigenen Be-zugssystems überschritten wurde und sich auf die Perspektiven und Bezugs-punkte der jeweils anderen Disziplin eingelassen wurde. Damit war ein Niveau erfolgreicher Dialogorganisation vorgegeben, von dessen Qualität und Intention wir uns als OrganisatorInnen des wissenschaftlichen Col-loquiums aus Anlass des sechzigsten Geburtstages von Hildegard Maria Nickel leiten ließen. Dementsprechend ging es auch uns um die Zusammenführung der oftmals unverbunden nebeneinander her existierenden Perspektiven von Arbeits- und Industriesoziologie und Frauen- und Geschlechterforschung. Damit sollte ausdrücklich der auf der gemeinsamen DGS-Sektionen-Tagung bereits begon-nene Gesprächsfaden wieder aufgenommen und weiter fortgesetzt werden. Wir erachten diese Fortsetzung vor allem auch deshalb für wichtig, um die gegen-wärtigen Veränderungen in der Arbeit und den Geschlechterverhältnissen ange-messen erfassen und analysieren zu können. Qualität und Ausmaß dieser Verän-derungen sind nach unserer Ansicht so beschaffen, dass einseitige oder be-schränkte Forschungsperspektiven ihnen immer weniger gerecht werden. Denn sie betreffen in zunehmender Weise die bisherigen Schnittstellen zwischen den gesellschaftlichen Sphären – sei es auf der sozialen Makroebene zwischen Markt und Staat, Öffentlich und Privat, sei es auf der sozialen Mikroebene zwischen

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Arbeit und Leben. Da die Struktur und Hierarchie des Geschlechterverhältnisses in bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften auf das Engste mit diesen Schnitt-stellen verwoben sind, bleibt auch das Verhältnis zwischen Frauen und Männern von den derzeitigen Veränderungen nicht unberührt. Die Folgen davon sind schwer zu durchschauen und ergeben eine Gemengelage höchst widersprüchli-cher und ambivalenter Entwicklungen. Wir illustrieren dies im Folgenden – ei-nem Einleitungstext entsprechend – nur skizzenhaft.

2 Neue Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten zwischen den Geschlechtern und innerhalb der Geschlechter

Als exemplarisch für die neue Qualität und Reichweite der derzeitigen Verände-rungen in der Erwerbsarbeit sowie die Unbestimmtheit und Widersprüchlichkeit ihrer Folgen können die Prozesse der Subjektivierung und Entgrenzung von Ar-beit gelten (Moldaschl/Voß 2002; Gottschall/Voß 2003). Zwar hat die feministi-sche Arbeitsforschung zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass die unter die-sen beiden Schlagworten diskutierten Veränderungen in der Erwerbsarbeit sowie die damit verbundenen Anforderungen an die arbeitenden Subjekte aus der Perspektive von Frauen durchaus nichts Neues darstellen (Aulenbacher 2005; Jürgens 2006). So waren (und sind) Frauen aufgrund der „doppelten Vergesell-schaftung“ ihres Arbeitsvermögens sowohl in der Erwerbs- als auch der Privats-phäre bereits im Rahmen der fordistisch-tayloristischen Organisation von Arbeit dazu aufgefordert, beide Arbeits- und Lebensbereiche miteinander ins Verhält-nis zu setzen (Becker-Schmidt u.a. 1983). Gleiches gilt für den erweiterten Zu-griff auf das Arbeitsvermögen (Knapp 1981, 1987). Auch hier sind die extra-funktionalen Qualifikationen und subjektiven Kompetenzen („soft skills“ oder – in Anlehnung an Knapp [1987: 241] – „Subjektpotenziale“) von Frauen gerade in sog. „Frauenarbeitsbereichen“ (z.B. Handel, Hotel- und Gaststättenwesen, Krankenpflege, Erziehung, aber auch Elektro- und Leichtindustrie) bereits unter den Bedingungen einer fordistischen Arbeitsorganisation stillschweigend und unentgeltlich, d.h. also zusätzlich genutzt worden (Aulenbacher 2005: 39).3 Für Männer gilt dies in vergleichbarer Weise erst mit Ausbreitung von „postfordisti-

3 Dabei muss in Rechnung gestellt werden, dass personenbezogene Dienstleistungstätigkei-

ten (wie z.B. Krankenpflege, Kundenberatung und Verkauf im Einzelhandel, Bedienen in Gaststätten, Erziehen etc.) lange Zeit nur in begrenztem Maße der fordistisch-tayloris-tischen Rationalisierung zugänglich waren. Darin waren sie durchaus der privaten Haus- und Sorgearbeit vergleichbar, wenngleich es gerade in den Anfangszeiten des Fordismus (1920er Jahre) Bemühungen gab, auch die private Hausarbeit nach rationalen Prinzipien zu gestalten und damit effizienter zu machen (Reese u.a. 1993; Wajcman 1994; vgl. auch Hampel 1991; Meyer/Schulze 1993, 1994). Gegenwärtig lässt sich im personenbezogenen Dienstleistungsbereich ein starker Trend zur erhöhten Standardisierung und – damit ver-bunden – Ökonomisierung feststellen. Dies gilt sehr ausgeprägt z.B. für die Kranken- und Altenpflege (Rieder1999; Arnold 2008).

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schen“ Organisations- und Managementkonzepten sowie neuen Arbeitsformen.4 Für beide Genusgruppen gilt jedoch, dass diese Anforderungsstrukturen nicht länger in ein ‚fordistisches Geschlechterregime‘ (Young) eingebettet sind, son-dern mit weitreichenden Transformationen der vergeschlechtlichten Organisati-on von ‚Arbeit‘ korrespondieren. Die Folgen dieser neuen Anforderungen für Männer im Bereich der Erwerbsarbeit sind für das Verhältnis der Geschlechter uneindeutig: Sie reichen (vor allem im mittleren und höheren Managementbe-reich) von einer verstärkten Freistellung der Männer für die gestiegenen Anfor-derungen der Erwerbsarbeit durch die Lebenspartnerin bis hin zur Auflösung stabiler Paarbeziehungen und verstärkten Selbstsorge (vgl. Aulenbacher 2009: 71 mit entsprechenden Referenzen). All diese Reaktionen der Männer dienen einer vollen Verfügbarkeit für Beruf und Karriere. Allerdings gibt es auch An-zeichen dafür, dass die Bereitschaft zur vollständigen beruflichen Verfügbarkeit gerade bei jüngeren qualifizierten Männern kollidiert mit den eigenen Ansprü-chen an eine gelungene Partner- und Vaterschaft (Drewke 2005). Verzichtet auch die Lebenspartnerin nicht auf das Verfolgen einer eigenständi-gen beruflichen Karriere, dann erfolgt häufig eine Delegation der ihr zugewiese-nen Haus- und Sorgearbeit an eine weibliche Haushaltsbedienstete. Sehr oft sind dies Migrantinnen mit unsicheren Aufenthaltsstatus und Lebensbedingungen (Gather u.a. 2002; Rerrich 2006; Lutz 2007). Die Folgen dieser Umverteilung von Arbeit zwischen Frauen sind widersprüchlich. Einerseits werden erwerbsbe-zogene Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern abgeschwächt. Hochqua-lifizierte, ambitionierte und karriereorientierte Frauen stellen für Männer nun-mehr ernstzunehmende Konkurrentinnen um gut dotierte, sozial anerkannte und knapper werdende Arbeitsplätze dar. Andererseits werden soziale und ethnische Ungleichheiten zwischen Frauen verstärkt, während Männer sich weiterhin er-folgreich den Anforderungen der Haus- und Sorgearbeit entziehen. Zugleich existieren auf Seiten der Arbeitsmigrantinnen durchaus auch Nutzenaspekte, die ihnen solch häufig informelle und illegale Beschäftigungsverhältnisse im Ver-gleich zur Arbeits- und Lebenssituation in ihrer Heimat als vorteilhaft erschei-nen lassen (Treibel 2010). Solche Gegenläufigkeiten und Ungleichzeitigkeiten (wie z.B. die Zunahme quasi feudaler Abhängigkeitsverhältnisse in Gestalt von Dienstbotentätigkeiten in modern-aufgeklärten und egalitär ausgerichteten Paar-haushalten) verdeutlichen die Notwendigkeit einer Disziplinen und Ansätze überschreitenden Analyseperspektive in Bezug auf den Forschungsgegenstand der Arbeits- und Geschlechterverhältnisse. Denn wie skizzenhaft gezeigt, ziehen Veränderungen in den Anforderungen und Geschlechterverhältnissen des einen Praxisbereiches (z.B. der Erwerbsarbeit) ebenso Veränderungen in den Anforde-rungen und Geschlechterverhältnissen des anderen Praxisbereiches (z.B. der

4 Als neue Arbeitsformen können z.B. Projektarbeit und Teamarbeit gelten (Pongratz/Voß

2003). „Postfordistische“ Organisations- und Managementkonzepte zeigen sich z.B. in ver-stärkter Ergebnisorientierung, Aufgabendelegation, Enthierarchisierung, Dezentralisation etc. (Sauer/Döhl 1997).

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Hausarbeit) et vive versa nach sich. Diese Veränderungen können sowohl durch den Wandel der Erwerbsarbeit als auch den Wandel der betrieblichen und ge-sellschaftlichen Geschlechterverhältnisse zustande kommen (Nickel 2000, 2004). Ein weiteres Beispiel für solche Veränderungen im Bereich der Erwerbsarbeit, die zugleich auch Auswirkungen auf die Geschlechterverhältnisse jenseits der Erwerbsarbeit haben, sind die zunehmenden Prozesse der Prekarisierung. Auch dies ist ein Phänomen, welches für die Erwerbsarbeit von Frauen nicht neu ist (Mayer-Ahuja 2003). Erst allerdings, seitdem die Erwerbsarbeit von Männern verstärkt von Prekarisierungsprozessen betroffen ist und diese bis in Schlüssel-bereiche der Industrie vordringen, ist Prekarisierung auch ein Thema der tradi-tionellen Arbeits- und Industriesoziologie (vgl. Brinkmann u.a. 2006; Dörre u.a. 2006; Castel/Dörre 2009). Dabei zeigt sich, dass Prekarisierungsprozesse in der Erwerbsarbeit auch bisherige Geschlechterarrangements außerhalb des Erwerbs-bereichs brüchig werden lassen, indem z.B. Frauen im Falle von Arbeitslosigkeit oder niedrig entlohnter Beschäftigung der (Ehe-)Männer auf einmal zu Fami-lienernährerinnen werden (Völker 2006, 2007, 2009). Solchen Interdependenzen und Gegenläufigkeiten auf die Spur zu kommen, ist sowohl für die Arbeits- und Industriesoziologie als auch für die Frauen- und Geschlechterforschung eine wichtige Aufgabe. So müssen z.B. angemessene Analysestrategien die Arbeits- und Geschlechterverhältnisse in beiden Praxisbereichen (Erwerbs- und Privats-phäre bzw. Produktion und Reproduktion) mitsamt deren Wechselwirkungen im Blick haben. Es ist unsere Überzeugung, dass der gegenseitige und gleichbe-rechtigte Austausch beider Disziplinen dazu beitragen kann, die damit verbun-denen Herausforderungen zu bewältigen. Brigitte Aulenbacher spricht in ihrem Überblicksartikel im jüngst erschienenen „Handbuch Arbeitssoziologie“ zum Wandel der Erwerbsarbeit aus der Ge-schlechterperspektive in Bezug auf das beiderseitige Verhältnis von Arbeits- und Industriesoziologie sowie Frauen- und Geschlechterforschung von einer „bedingten Annäherung“ (Aulenbacher 2010: 312).5 Wir stimmen dieser Ein-schätzung zu und verstehen das „Bedingte“ der Annäherung zum einen so, dass es nach wie vor äußerer Anlässe bedarf, um sie zu initiieren. Zum anderen ist eine Bedingung dieser Annäherung mit Aulenbacher (2005: 41) in der Tat der tief greifende Wandel des zentralen Gegenstandsbereichs beider Disziplinen, der

5 Die maßgeblichen Gründe dafür sieht Aulenbacher (2010) in Veränderungen innerhalb bei-

der Disziplinen, die letztendlich auf Entwicklungen im Forschungsfeld selbst basieren (vgl. Aulenbacher 2005: 41). So befasse sich bspw. die Frauen- und Geschlechterforschung seit der vermehrten Partizipation von Frauen in zentralen Beschäftigungssektoren (und – so ließe sich ergänzen – den dennoch relativ stabil bleibenden Geschlechterdisparitäten) em-pirisch verstärkt auch mit Männern sowie den Entwicklungsperspektiven von Arbeit, Or-ganisation und Technik. Umgekehrt nehme auch die Arbeits- und Industriesoziologie stär-ker solche Beschäftigungsbereiche und -bedingungen in den Blick, die lange Zeit nur be-deutend für Frauen waren (z.B. den öffentlichen Sektor und prekäre Beschäftigung).

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Erwerbsarbeit selbst.6 Diesen Wandel und seine Implikationen für das Verhält-nis beider Disziplinen zu illustrieren, war die Intention unserer bisherigen Aus-führungen (vgl. dazu auch Aulenbacher 2005: 39ff). Mit dem Colloquium anlässlich des sechzigsten Geburtstages von Hildegard Maria Nickel haben wir gewissermaßen einen „äußeren“ Anlass für die Fortset-zung des Dialogs zwischen Arbeits- und Industriesoziologie sowie Frauen- und Geschlechterforschung genutzt. Mit vorliegender Publikation wollen wir die Re-sultate dieses Dialogs den beiden Fachöffentlichkeiten vorstellen. Wir publizie-ren die Beiträge, die beim Colloquium gehalten wurden, in einem erweiterten AutorInnenkreis. Unser Ziel war es, aktuelle Forschungs- und Diskussionssträn-ge beider Disziplinen miteinander zu verzahnen, um den augenblicklichen Ent-wicklungstendenzen von Arbeit und Geschlechterverhältnissen näher zu kom-men. Ob es sich nun um Beiträge zum gesellschaftlichen Wandel, um den Struk-turwandel von Erwerbsarbeit, um das Nachdenken über „Arbeit“ als Analyseka-tegorie und Integrationsinstanz handelt, oder konkret um betriebliche Verände-rungsprozesse im Zuge von Vermarktlichung und Subjektivierung – der „rote Faden“ ist dabei die Thematisierung von Geschlecht, die empirische Analyse von Konsequenzen für Frauen und das Geschlechterverhältnis sowie die Diskus-sion von arbeits- und geschlechterpolitischen Gestaltungsansätzen.

3 Die Beiträge des Sammelbandes

Weder mit dem Colloquium noch mit vorliegendem Band wollten wir eine Bi-lanz der wissenschaftlichen Leistungen von Hildegard Maria Nickel ziehen, sondern vielmehr die wissenschaftliche Debatte um die Entwicklung von Arbeit und Geschlechterverhältnissen konzentriert fortsetzen und gegebenenfalls neue Perspektiven für künftige Forschungsthemen und -felder eröffnen. Die in dem Buch versammelten Beiträge sind dabei im Kern entlang der Forschungs-schwerpunkte von Hildegard Maria Nickel geordnet. Sie umfassen folgende As-pekte und Fragen:

• Die Beschäftigung mit gesellschaftstheoretischen Fragestellungen der Entwicklung unserer Gesellschaft. Dies wird im Themenblock „Zeitdiag-nose des ‚neuen Kapitalismus’“ verhandelt.

• Die Frage, wie aus geschlechtertheoretischer Perspektive auf die Heraus-forderungen des „neuen Kapitalismus“ theoretisch angemessen zu reagie-ren ist. Damit ist ein Spannungsfeld angesprochen, dessen einer Pol für neue Begriffe und Ansätze plädiert, während der andere Pol für die Bei-behaltung und Weiterentwicklung von bestehenden Begriffen und Ansät-zen eintritt. Dies wird im Themenblock „Feministische Perspektiven neu erfinden“ diskutiert.

6 Diese Aussage bezieht sich auf die feministische Arbeitsforschung als bedeutenden Teil

der Frauen- und Geschlechterforschung.

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• Die Frage nach dem Wandel von Arbeit und dessen Konsequenz für die Geschlechterkonstruktion und -verhältnisse. Dies ist Gegenstand des Themenblocks „Die Entwicklung von Arbeit und Geschlechterverhältnis-sen“.

• Im Themenblock „Suchbewegungen“ werden abschließend einige Aspek-te angerissen, die Themen und Fragestellungen für künftige Forschung zum Themenfeld „Arbeit und Geschlecht“ aufzeigen. Die Beiträge zu die-sem Themenblock stammen von Autorinnen und Autoren, die im Umfeld von Hildegard Maria Nickel arbeiten und forschen. Sie stehen in engem Bezug zu dem theoretischen und methodischen Profil, das Hildegard Ma-ria Nickel charakterisiert und das sie ihnen zum Teil auch als Mentorin und Kollegin vermittelt hat. Dafür sei ihr an dieser Stelle auf das Herz-lichste gedankt!

Zeitdiagnose des „neuen Kapitalismus“ Die Frage nach dem „neuen Kapitalismus“ wird verschieden gedeutet. Die Sys-temtransformation vom Sozialismus zum Kapitalismus und deren Folgen war in den 1990er Jahren ein zentraler Untersuchungsgegenstand7, der trotz aller nach wie vor empirisch feststellbaren Unterschiede zwischen Ost und West in der wissenschaftlichen und öffentlichen Aufmerksamkeit an Bedeutung verloren hat. Ebenfalls in dieser Zeit relevant war die Debatte um den gesellschaftlichen Strukturwandel hin zu einer „Dienstleistungsökonomie“. Gegenwärtig interes-siert in erster Linie, welche Konsequenzen die globale Wirtschaft (und globale Krisen) sowie die Ausbildung eines finanzmarktgetriebenen Kapitalismus für die Struktur, Perspektive und die Integrationsmodi moderner Gesellschaften ha-ben, und welche Fragen sich damit generell an eine erwerbsarbeitszentrierte Ar-beitssoziologie stellen. Die Ausdifferenzierung und Reduzierung von marktver-mittelten Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen, eine damit möglicherweise einhergehende tiefe Spaltung und Segmentierung der Gesellschaft wirft die Fra-ge auf, ob eine gesellschaftliche und politische Regulierung von Märkten und von Arbeit überhaupt noch möglich ist, ob Erwerbsarbeit als zentraler Modus der Vergesellschaftung relevant bleibt und welche Begrenzungen und Chancen sich für eine „Geschlechterdemokratie“ ergeben. Die zentrale Frage lautet, wie zum einen unter den aktuellen Bedingungen die verschiedenen Interessen und Konfliktpotenziale zur Rezivilisierung oder aber zur praktischen Kritik des Ka-pitalismus eingesetzt werden und sinnvoll an die heutigen entwickelten Formen von Selbststeuerung und Selbstorganisation anknüpfen können. Zum anderen soll diskutiert werden, ob und wie sich Spielräume für eine aufklärerische Aus-einandersetzung der Beschäftigten und der Gewerkschaften mit der am Share-holder-Value orientierten Corporate Governance eröffnen können (vgl. Ni-ckel/Hüning/Frey 2008: 225). 7 Erinnert sei hier nur z.B. an Hildegard Maria Nickels (1995) These von der „doppelten

Transformation“ in Ost- und Westdeutschland.

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Irene Dölling diskutiert in ihrem Beitrag unterschiedliche gesellschaftstheoreti-sche Argumentationen, die sich mit der Zukunft der Arbeitsgesellschaft bzw. der Bedeutung der kapitalistischen Lohnarbeit für eine postfordistische Gesell-schaftsfiguration beschäftigten. Sie lotet dabei sowohl Stärken und Schwächen von Ansätzen aus, für die auch nach der Erosion der fordistischen ‚organisier-ten‘ Phase der Moderne die Erwerbsabreit die Basismatrix für soziale Teilhabe und Anerkennung bleibt, als auch für jene, die die Zukunft postindustrieller Ge-sellschaften eher in einer Entkopplung von Erwerbsarbeit und sozialer Intergra-tion sehen. Als zentrale aktuelle theoretische Anforderung an eine sich nicht zur Begleitwissenschaft reduzierenden, eingreifenden kapitalismuskritischen Sozio-logie und Geschlechterforschung plädiert sie für das Schaffen von klassifikatori-schen Voraussetzungen dafür, dass soziale Existenzweisen und sinnerfüllte Le-ben jenseits der produktivistisch verkürzten Erwerbsarbeit intelligibel und aner-kennbar werden. Dabei kommt der Reformulierung und Re-Vision des Arbeits-begriffs, wie es immer wieder von Teilen der Frauen- und Geschlechterfor-schung eingefordert worden ist, neue Aktualität und ein gesellschaftskritisches Potenzial zu. Klaus Dörre nähert sich der Frage nach dem „neuen Kapitalismus“ aus einer besonderen Perspektive. Er fragt nach dem Zusammenhang von Kapitalismus und sozialem Zeitregime und verdeutlicht in der Folge, dass dies ein Zusam-menhang ist, der bereits die soziologischen Klassiker interessierte. Gegenüber der Vorstellung von sozialer Beschleunigung als einem generellen Entfrem-dungsphänomen des Kapitalismus macht Dörre zum einen die These stark, dass die Verfügung über Zeit immer auch Ergebnis von (ungleicher) Ressourcenver-teilung ist. Zum anderen zeigt Dörre, dass es auch im Kapitalismus selbst zum Wandel sozialer Zeitregimes kommt. So sei das seit seiner Durchsetzung herr-schende lineare Zeitregime im Zuge der jüngsten kapitalistischen Entwicklungs-phase ergänzt worden durch ein Regime der diskontinuierlichen Zeit. Dörre ver-deutlicht dies anhand des Konzepts der kapitalistischen Landnahme, mit dem er sowohl das Entstehen des neuen Zeitregimes und dessen Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation und Geschlechterverhältnisse als auch dessen Funktion für den neuen, finanzmarktgetriebenen Kapitalismus nachzeichnet.

Feministische Perspektiven neu erfinden Feministische Perspektiven, die über die unmittelbare Analyse von Prozessen des gesellschaftlichen Wandels und die empirische Analyse von Veränderungen in der Erwerbsarbeit hinausgehen, waren und sind immer Gegenstand der Arbeit von Hildegard Maria Nickel. Gegenwärtig wird ein Zusammenfallen der Struk-turkrise von Wirtschaft und Erwerbsarbeit mit der Erosion der alten Geschlech-terordnung diagnostiziert. Thematisiert wird eine Pluralisierung von Geschlech-terverhältnissen, die mit De-Familisierungstendenzen einhergeht und das Ge-schlechterverhältnis möglicherweise zu einem stärker individualisierten Regulie-rungsmodus macht. Dies rückt den Blick auf die Betrachtung von Differenzen

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nicht nur zwischen ‚Männern‘ und ‚Frauen‘, sondern auch innerhalb der Ge-nusgruppen und individuellen Lebenslagen. Diese „neue Unübersichtlichkeit“ stellt die feministische Forschung und ihre theoretischen Ausgangspunkte vor die Frage, welche neuen theoretischen Konzepte zu entwickeln sind, um die Si-tuation angemessen zu beschreiben und zugleich Ansatzpunkte für eine Ge-schlechterpolitik zu entwickeln. Geschlechterpolitische und feministische Ans-prüche mit Professionalisierungsprozessen feministischer Forschung zu verbin-den, scheint dabei eine zentrale Herausforderung zu sein. So fragte Hildegard Maria Nickel bereits im Jahr 1999, ob es Ansätze in der Frauen- und Geschlech-terforschung gebe, die in der Lage sind, die vielfältigen und widersprüchlichen Dynamisierungen im Geschlechterverhältnis, die sich in der Realität längst ab-zeichnen, aufzunehmen und abzubilden, oder ob die Frauen- und Geschlechter-forschung möglicherweise das festschreibe, was kritisiert werden solle: das so-ziale Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit (Nickel 1999)? Brigitte Aulenbacher leistet in ihrem Beitrag eine kritische Analyse aktueller Begriffe und Konzepte der Arbeits- und Industriesoziologie und der Geschlech-terforschung. Dabei bestimmen drei Aspekte ihre Lektüre: zum einen die Frage danach, welche Prozesse und Phänomene in den gegenwärtigen sozialen Trans-formationen denn mit einer gewissen Plausibilität als ‚neu‘ bezeichnet werden können und was dies für unterschiedliche zeitdiagnostische Ansätze und ihre Gültigkeit bedeutet – eine Frage, zu der sich Aulenbacher am Schluss ihres Bei-trags in Anlehnung und Erweiterung der Argumentation von Regina Becker-Schmidt und in kritischer Replik zu praxeologischen Überlegungen positioniert. Sie spricht sich für ein relationales Gesellschaftsverständnis aus, das Gesell-schaft sowohl in ihren sozialen Zwängen und ihrer Vermitteltheit, als auch in ihrer Kontingenz und grundsätzlichen Ungewissheit fasst. Zum zweiten disku-tiert Aulenbacher in den Diskussionskontexten zu Arbeit, Geschlecht und Un-gleichheit häufig auftauchende Topoi wie den des ‚Arbeitskraftunternehmers‘ oder der ‚Familienernährerin‘ kritisch, wenn sie als vereindeutigende und ver-einfachte Sozialfiguren des ‚Neuen‘ inszeniert werden und damit einer intersek-tionell differenziert vorgehenden Zeitdiagnostik entbehren. Dies unterlegt sie im dritten Schritt durch die sekundäranalytische Betrachtung jüngerer Forschungs-befunde. So zeigen sich nach Aulenbacher eine Vielzahl neuer Phänomene, ver-vielfältigte Ungleichzeitigkeiten und auch kontingente Konstellationen, die al-lerdings weniger die Instrumente einer feministischen Gesellschaftsanalyse ver-altet sein lassen als vielmehr zu einem schärferen analytischen Aufwand anre-gen. Susanne Baer fragt in ihrem Beitrag nach den spezifischen Grundlagen einer sich auch weiterhin als feministisch verstehenden Geschlechterforschung. Denn die einstmals enge Verbindung zwischen Geschlechterforschung und feministi-scher Perspektive ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Dies sei auch als Folge des institutionellen Erfolges der Geschlechterforschung zu verstehen, die ihre – auch politisch motivierte – Aufbruchphase hinter sich gelassen habe. In

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der Folge sieht Baer vor allem in der Frage der Geschlechtergerechtigkeit ein Kriterium, anhand dessen über den feministischen Gehalt von Geschlechterfor-schung entschieden werden könne. Allerdings sei auch dieses Kriterium nicht mehr eindeutig zu benennen. Notwendig ist deshalb die Bestimmung von Krite-rien für Geschlechtergerechtigkeit, um der Geschlechterforschung eine (auch) ethische Grundlage zu geben. Nur auf dieser Basis könne die sozialwissen-schaftliche Geschlechterforschung künftig (erneut) feministische Interventionen in kritischer Absicht führen.

Die Entwicklung von Arbeit und Geschlechterverhältnissen Dieser Themenblock fokussiert auf die gegenwärtigen Phänomene der Ver-marktlichung und Subjektivierung von Arbeit und deren Konsequenzen für ge-schlechtsdifferenzierende Erwerbs- und Beschäftigungsmuster, lässt aber auch das Verhältnis von Arbeit und Leben nicht unberührt. Flexibilisierung, Prekari-sierung und Individualisierung sind hier die wesentlichen Schlagworte, die mit Bezug auf die Geschlechterarrangements möglicherweise mit Prozessen der „Entgeschlechtlichung“ oder der „De-thematisierung“ von Geschlecht verbun-den sind. Das Herauslösen der Subjekte aus traditionellen fordistischen Struktu-ren der Fremdbestimmung und hochgradigen Arbeitsteilung kann zu wachsender Unsicherheit führen, aber auch den „Eigensinn“ der Subjekte und ihre „Wider-ständigkeit“ befördern. Die zentrale Frage lautet, inwieweit in der Dienstleis-tungsökonomie und als Folge verstärkter Subjektivierungstendenzen von Arbeit eine (Selbst-)Befähigung der Individuen angelegt ist. Weiter ist zu fragen, ob die konstatierten Tendenzen die Individuen befähigen, eine betriebliche Arbeits- und Geschlechterpolitik einzufordern, die verstärkt von ihren Reproduktionsin-teressen getragen ist. In diesen Prozessen, so Nickel, könnte eine Option des Strukturwandels von Arbeit liegen, die sowohl Gewerkschaften wie betriebliche Interessenvertretungen, aber vor allem die geschlechterpolitische Debatte vor neue Herausforderungen stellt und emanzipatorische Perspektiven eröffnen könnte (Nickel 2007). Alexandra Scheele stellt in ihrem Beitrag am Beispiel der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise den politischen Charakter von Arbeit bzw. – in Anknüpfung und Erweiterung der Bourdieuschen Konzeption des politischen Feldes – Arbeit als Schauplatz politischer Auseinandersetzung zwischen höchst unterschiedli-chen Akteuren dar. Sie grenzt sich dabei sowohl gegen naturalisierende und ent-politisierte Auffassungen von ökonomischen Entwicklungen und Veränderungs-prozessen in den unterschiedlichen Sphären von ‚Arbeit‘ ab. Stattdessen plädiert sie dafür, ‚Arbeit‘ sowohl als Medium von Macht und Herrschaft zu begreifen, als auch deren emanzipatorisches Potential immer wieder in die gesellschaftli-che Verhandlung darüber, was Arbeit ist und sein soll, einzubringen. Dabei reicht der Bereich der gesellschaftlich notwendigen Arbeit nicht nur weit über die erwerbsförmig organisierte und als solche anerkannte Arbeit hinaus. Scheele konzipiert das politische Feld ‚Arbeit’ insofern als komplexe Anordnung, als sie

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von einer Ko-Konstruktion dieses Feldes durch und in Verknüpfung mit anderen Feldern sozialen (Tätig-)Seins ausgeht und so den Zusammenhang von Arbeit und der Organisation von Privatheit, Sorge, von Geschlechterverhältnissen ins-gesamt systematisch berücksichtigt. Christine Wimbauer geht in ihrem Beitrag aus einer subjektzentrierten und aner-kennungstheoretischen Perspektive der Frage nach, wie sich im Zuge von aktu-ellen Entgrenzungstendenzen zwischen (Erwerbs-)Arbeit und Familie/persön-lichen Nahbeziehungen das Verhältnis der verschiedenen Anerkennungslogiken „Liebe“ und „Leistung“ neu zueinander ordnet. Sie operationalisiert die bekann-ten Kategorien aus Axel Honneths Anerkennungstheorie in Bezug auf ihren Un-tersuchungsgegenstand und wendet sie auf eigene empirische Ergebnisse aus einer Untersuchung von Doppelkarriere-Paaren an. Hierbei wird deutlich, dass sich in der Subjektivierung von Arbeit geschlechtlich ungleiche Anerkennungs-chancen reproduzieren bzw. erneut einstellen. Typische „Tücken“ und „Aner-kennungsfallen“ werden herausgearbeitet. G. Günter Voß und Cornelia Weiß beleuchten im Anschluss an Befunde zur Subjektivierung von Arbeit Prozesse des doing gender aus einer arbeits- und industriesoziologischen Perspektive. Sie fassen sie als „Gender-Arbeit“ im Rahmen betrieblicher Anforderungen als selbstgesteuerte Genderung des Selbst in Arbeitszusammenhängen. Am Beispiel von zwei Fallgeschichten („Johannes“ und „Johanna“) argumentieren die AutorInnen, dass Geschlecht insbesondere in persönlichen wie in betrieblichen Umbruchzeiten zu einer reflexiven Kategorie wird und den Individuen eine „Selbstgenderung“ abverlangt, die parallel zu den drei Eigenschaften des Arbeitskraftunternehmers (‚Selbst-Kontrolle‘, ‘Selbst-Ökonomisierung‘ ‚Selbst-Rationalisierung‘) verlaufe . Darin spiegele sich, so die Zuspitzung, ein qualititativ neuer, kapitalistischer Zugriff auf Subjektivitäten wider und eine verschärfte Unterwerfung der „Naturbasis von Gender“ unter ökonomische Logiken.

Suchbewegungen Unter dem Stichwort „Suchbewegungen“ lassen sich eine Vielzahl von Frage-stellungen aufwerfen. Die zentrale Frage ist in Anlehnung an Nickel so zu for-mulieren: „Der fordistische Gender Contract funktioniert nicht mehr, was aber tritt an seine Stelle? Werden mit dem Druck auf die fordistischen Strukturen auch die ihnen korrespondierenden asymmetrischen Geschlechterkonstruktionen obsolet?“ (Nickel 2009). Anknüpfungspunkte für eine feministisch-kritische Sicht dieser Tendenzen ist bspw. die Frage, welches Geschlecht ein „unterneh-merisches Selbst“ abgeben kann, wie sich die unternehmerischen Anrufungen empirisch (unterschiedlich) äußern bzw. wie sie von einer asymmetrisch ver-geschlechtlichten sozialen Position bearbeitet werden können. Damit stellt sich aber auch eine metatheoretisch relevante Frage: Inwiefern und wo ist „Ge-schlecht“, bzw. das Geschlechterverhältnis das zentrale Movens gegenwärtiger gesellschaftlicher Umbrüche und wo ist es diesen eher „ausgesetzt“? Hierzu gibt

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es in der feministischen Forschung anhaltend analytischen Diskussions- und Theoriebildungsbedarf. Die hier versammelten Beiträge nehmen diese Fragen auf und bearbeiten sie mit unterschiedlichen Akzentuierungen. Michael Frey konstatiert in seinem Beitrag eine Krise des Autonomiebegriffs und fragt nach Möglichkeiten, wie dessen einstmals sozialkritisches Potenzial unter den heutigen Bedingungen der Arbeitswelt zu reaktivieren ist. Seine These ist, dass dazu eine inhaltliche Weiterentwicklung des Autonomiebegriffs erfor-derlich ist, die sowohl die zunehmende Subjektivierung von Arbeit als auch die hohe individuelle Bedeutung des Zusammenhangs von Arbeit und Leben be-rücksichtigt. Er entwickelt dafür die Kategorie der Aneignung und konzeptiona-lisiert sie für die empirische Untersuchung von Autonomiechancen in der Ar-beit. Auf dieser Basis diskutiert Frey betriebliche Voraussetzungen für Autono-mie in der Arbeit und nennt Instrumente gegen deren Einschränkung. Zudem zieht er erste Konturen für eine inhaltliche Weiterentwicklung des Autonomie-begriffs. Andreas Heilmann zeichnet die Traditionslinien der Männlichkeitskonstruktion in der Politik am Beispiel von Max Webers „Politik als Beruf“ nach und fragt anschließend mit Bezug auf Pierre Bourdieus Feldtheorie nach den geschlech-terpolitischen Konsequenzen, die aus einer Öffnung des politischen Feldes für neue Akteure und aus der zunehmenden Medialisierung und Personalisierung der politischen Kommunikation folgen. Seine These ist, dass die veränderten Anforderungen der Mediendemokratie die Berufspraxis von professionellen Po-litikern einem Subjektivierungsprozess aussetzen, der mit der personalisierten Inszenierung von Politik die Männlichkeit des Politikers zu einer darzustellen-den Konstruktionsaufgabe und einem symbolischen Kapital zugleich macht. Im Akt der Selbstinszenierung wird der Politiker einerseits als ‚ganze Person’ zur massenmedialen Projektionsfläche von Männlichkeitsbildern und andererseits zum eigensinnigen und definitionsmächtigen Konstrukteur seiner eigenen Männlichkeit. Karin Lohr setzt sich in ihrem Beitrag mit dem Begriff „Eigensinn“ im Kontext des Strukturwandels von Arbeit und insbesondere der Debatte um die Subjekti-vierung von Arbeit auseinander. Im Mittelpunkt steht die Frage, was eigentlich Eigensinn meint, worauf er basiert und inwiefern der den arbeitenden Subjekten zugeschriebene Eigensinn im Kontext von Widerstand oder Gestaltung zu den-ken ist. Die zentrale These ist, dass Eigensinn nicht mit Widerstand gleichzuset-zen ist, aber durchaus widerständige Potenziale beinhalten kann. Eigensinn ist ebenso wenig mit der gängigen Fassung von subjektiviertem Arbeitshandeln gleichzusetzen, da sich eigensinnige Deutungen der Arbeitssituation und in Be-zug auf die Arbeit entwickelte Handlungsstrategien auch auf Kontexte beziehen können, die über betriebliche Anforderungen hinausweisen. Exemplarisch wird am Beispiel von Arbeit im Bildungsbereich – konkret in Einrichtungen der Er-wachsenenbildung – illustriert, in welchen Formen Eigensinn auftritt und worauf dieser beruht.

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Alexandra Manske geht den gendersoziologischen Implikationen der Subjekti-vierungspraxen von „Kreativen“ nach. Angesichts der spezifischen Feldbedin-gungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft stellt sie fest, dass Wandlungspro-zesse mit Phänomenen der Beharrung koexistieren, die einerseits traditionelle, industriegesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse zwischen den Geschlechtern implizieren und andererseits auf Genderrelationen jenseits industriegesellschaft-licher Logiken verweisen, welche hergebrachte Ungleichheitsverhältnisse re-konstellieren. Bezugnehmend auf diesen Befund beschreibt sie die Eigenlogiken der Subjektivierungspraxen von Kreativen als Spannungsfeld von unternehmeri-schem Selbst und kreativer Selbstentfaltung und pointiert sie als reproduktions-orientiertes Arbeitshandeln. Sie resümiert, dass sich auf der Basis von milieuab-hängigen Subjektivierungsmodi ein spannungsreicher Umgang mit erwerbsver-mittelten Anforderungen zeigt, der auf eine Differenzierung von Männlich-keitsmustern verweist. Susanne Völker greift in ihren „Suchbewegungen“ die Fragestellung Hildegard Maria Nickels nach den Möglichkeiten der Gestaltung von sozialen Prozessen und des Eingreifens von Seiten der AkteurInnen in den aktuellen Dynamiken von Subjektivierung und Prekarisierung von Erwerbsarbeit auf. Sie plädiert für eine radikal praxeologische Perspektive mit Bezug auf Pierre Bourdieu. Völker entwickelt als Argument, dass sich dadurch nicht nur die wechselseitige Durch-dringung der Reproduktion vergeschlechtlichter Ungleichheitsstrukturen und sozialem Wandel erfassen ließe, sondern auch die Mitverantwortung der sozio-logischen Wissensproduktion an Reproduktion und Wandel sozialer Ungleich-heit kritisch einbezogen werden könne. Im Anschluss an Irene Dölling in diesem Band tritt sie für eine soziologische Empirie ein, die ihre Begriffe immer wieder erneut mit den Alltagspraxen und -wahrnehmungen der sozial eingebundenen AkteurInnen abgleicht. Die HerausgeberInnen sind Vielen zu Dank verpflichtet, ohne deren Mitwirkung der vorliegende Sammelband nicht hätte Realität werden können. An erster Stel-le sind hier die Autorinnen und Autoren der Beiträge zu nennen. Für ihre Bereit-schaft, das mit einem wissenschaftlichen Colloquium begonnene Projekt einer disziplinären Perspektivenverschränkung weiterzuführen und sich mit einem Beitrag im vorliegenden Band zu beteiligen, danken wir ihnen außerordentlich. Wir haben von den Gesprächen und Korrespondenzen mit den AutorInnen sehr profitieren können. Diese befruchtende Wirkung wünschen wir uns auch für die LeserInnen ihrer Beiträge. Sodann danken wir Mirka Brüggemann für die Unterstützung beim Formatieren und Korrekturlesen der Druckvorlage. Schließlich möchten wir G. Günter Voß danken für die Gelegenheit, und vor allem für das damit verbundene Vertrauen, unseren Sammelband in der von ihm herausgegebenen Reihe veröffentlichen zu dürfen.

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Zeitdiagnose des „neuen Kapitalismus“

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