Militär als landesgeschichtliches Themenfeld der ... · Wie ernst es dem Museumsverband mit diesem...

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1 Militär als landesgeschichtliches Themenfeld der brandenburgischen Museumslandschaft Diskussionspapier erstellt im Auftrag des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e. V. durch Dr. Christian Hirte, 2010/11 1. Vorwort 2. Ausgangspunkte 2.1. Die Hypothese des preußisch-deutschen Militarismus 2.2. Charakteristika des Militärischen 2.3. Neuere Forschungsansätze 2.4. Museologischer Diskurs 3. Militärgeschichte in Brandenburg 3.1. Bezugsfeld preußisches Militär und brandenburgische Landesgeschichte 3.2.Schauplätze 3.3. Epochen – Themen – Orte 4. Strukturvorschläge 4.1. Stadt- und Regionalmuseen 4.2. Synopsen 4.2.1. Empfehlungen für Museen/Gedenkstätten mit synoptischen Funktionen 4.3. Geschichtslandschaft Zweiter Weltkrieg 4.4. Netzwerke 5. Zusammenfassung 6. Literatur

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Militär als landesgeschichtliches Themenfeld der brandenburgischen Museumslandschaft

Diskussionspapier erstellt im Auftrag des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e. V. durch Dr. Christian Hirte, 2010/11

1. Vorwort

2. Ausgangspunkte

2.1. Die Hypothese des preußisch-deutschen Militarismus

2.2. Charakteristika des Militärischen

2.3. Neuere Forschungsansätze

2.4. Museologischer Diskurs

3. Militärgeschichte in Brandenburg

3.1. Bezugsfeld preußisches Militär und brandenburgische Landesgeschichte

3.2.Schauplätze

3.3. Epochen – Themen – Orte

4. Strukturvorschläge

4.1. Stadt- und Regionalmuseen

4.2. Synopsen

4.2.1. Empfehlungen für Museen/Gedenkstätten mit synoptischen Funktionen

4.3. Geschichtslandschaft Zweiter Weltkrieg 4.4. Netzwerke

5. Zusammenfassung

6. Literatur

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1. Vorwort

Die im Jahre 2009 durch den Museumsverband des Landes Brandenburg vorgelegte Museumsentwicklungskonzeption benennt die Repräsentation der regionalen Militärgeschichte als ein Desiderat. Allerings dürfe die Bearbeitung dieses Desiderats nicht allein „den Militäranhängern überlassen werden.“1 Die Frage, ob dazu „eine fundierte Gesamtschau“ notwendig sei oder eine dezentrale Struktur lokaler Museen dazu hinreiche, musste im Rahmen dieses kulturpolitisch ausgerichteten Konzepts unentschieden bleiben. Wie ernst es dem Museumsverband mit diesem Thema ist, belegen das Themenheft der Museumsblätter 16/2010 und das hier vorgelegte Positionspapier.

Eine museale Beschäftigung mit Militärgeschichte in Brandenburg bedarf noch immer besonderer Begründung. Leicht steht sie im Verdacht einer Preußen-Apologetik oder auch nur der naiven Traditionalisierung des Militärischen. In Kern geht es um ein in mancher Hinsicht prekäres Segment der brandenburgischen Landes- bzw. der preußisch-deutschen Geschichte. Prekär insofern, als spätestens seit den traumatischen Erfahrungen von totalem Krieg und NS-Militarismus das Militärische in unserer Gesellschaft grundsuspekt erscheint. Aber gerade weil das so ist, darf dieser Teil unserer Geschichte nicht dem Vergessen anheim fallen und nicht in die falschen Hände geraten.

Als gesellschaftliche Institution und soziales Segment, als politisches Instrument wie als Erfahrungsfeld sind Militär und Krieg Teil unserer Sozial- und Kulturgeschichte. Wie kaum eine andere Region Preußens war die Provinz Brandenburg durch das Militär geprägt.2 Bis in die Gegenwart hinein hatte das Militär seinen gewöhnlichen Anteil an den Biographien der Mehrzahl der männlichen und mittelbar auch der weiblichen Bevölkerung. Kriege haben sich mit ihrem Leid, mit Zerstörungen und ihren Ruhmestaten tief in das kollektive Gedächtnis gegraben. Der Krieg findet seinen Niederschlag in nahezu jedem Bestand familiärer Erinnerungen. Kaum ein Ort im Land Brandenburg, in dem nicht an zentralem Ort an Gefallene vergangener Kriege erinnert würde. Kaum eine Stadt, die nicht noch heute Spuren des Krieges selbst zeigte. Militärwesen und Krieg sind von symbolischer Gegenwart. Ihre Relikte bedürfen aber der Deutung und Einordnung, der Verhandlung und empathischen Aneignung.

Dies rechtfertigt eine konzeptionell gefasste Studie zur Repräsentation der Militärgeschichte in brandenburgischen Museen, etwaigen Defiziten oder Entwicklungsperspektiven. Es ist das erste Mal, dass sich ein bundesdeutscher Museumsverband der regionalen Militärgeschichte in Form eines derartigen Gesamtüberblicks widmet.3 Dabei handelt es sich um eine Diskussionsgrundlage für die Museen und ihre Träger, die auch als Orientierungsansatz für die Landesregierung dienen kann. Sie stellt sich insofern der vorliegenden Bestandsauf-nahme zu den Memorialorten der Zeitgeschichte sekundierend an die Seite.4

1 Köstering 2009, 13 f.2 Kortsch 2001; Wernicke 2001; Bröckermann 2010.3 Vgl. aber das Themenheft Militärgeschichte im Museum. Tagung bayrischer, böhmischer und sächsischer Museumsfachleute, Leipzig 2006, Museum Bulletin Muzeum 15, 2006.4 Geschichte vor Ort: Erinnerungskultur im Land Brandenburg für die Zeit von 1933 bis 1990, Potsdam 2009.

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2. Ausgangspunkte

2.1. Die Hypothese des preußisch-deutschen Militarismus

Ein „tief im Preußentum verwurzelter“ und von hier aus auch ins Deutsche generell übergeschlagener Militarismus diente den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges, zumindest rhetorisch, als maßgebliches Argument zur Auflösung Preußens.5

Tatsächlich handelt es sich um eine viel diskutierte Hypothese, über die hinweg jeder Weg zur Militärgeschichte in einer ehemaligen preußischen Provinz führen muss. Handelte es sich in Preußen tatsächlich um „eine staatliche und gesellschaftliche Ordnung…, die in dominanter Weise von militärischen Interessen und kriegerischen Denkmustern geprägt“ war,6 oder eher um eine Art zur Schau getragenem „Folkloremilitarismus“,7 der sich im Prinzip wenig von vergleichbaren englischen oder französischen Mustern abhob? Nicht zuletzt scheint die Frage relevant, inwieweit sich der totalitär durchmilitarisierte NS-Staat durch die Formaneignung preußischer Militärtraditionen nicht nur legitimierte, sondern diese zugleich ex post braun einfärbte.

In den letzten Jahrzehnten wurden die Schnittstellen und gegenseitigen Durchdringungsfelder zwischen Militär- und Zivilgesellschaft verstärkt in den Blick der historischen Forschung genommen. Dies trug dazu bei, ein differenzierteres Bild zu entwerfen, bei dem etwa das Kantonssystem oder die Wehrpflicht daraufhin untersucht wurden, ob sie ausschließlich geeignet waren, die Gesellschaft zu militarisieren, oder nicht auch zivilgesellschaftliche Momente an das bis dahin hermetische Militär vermittelten.8

Das Phänomen des Militarismus, seiner Strukturen und Akteure ist komplexer Natur. Im Zuge einer dezentral und mit unterschiedlichen Zugriffen ansetzenden musealen Beschäftigung mit der regionalen Militärgeschichte könnte es eine Art Leitmotiv abgeben, das am jeweils lokalen Befund zu konkretisieren wäre.

2.2. Charakteristika des Militärischen

Um Fragestellungen und Ansätze für die Darstellungen von Militärgeschichte in Museen zu entwickeln, ist neben der Auseinandersetzung mit der Militarismus-Hypothese eine intensive Beschäftigung mit der Spezifik des Militärs im gesellschaftlichen Kontext unerlässlich. Welche Strukturmerkmale können als besondere Charakteristika des Militärischen bezeichnet werden? Dazu einige Thesen:

Das Militär

• ist eine weitgehend geschlossene gesellschaftliche Institution, die ohne ihre zivilgesellschaftliche Rahmung jedoch nicht zu denken ist

5 Albrecht 1999.6 Wette 1999a,13.7 Vogel 1999.8 Winter 2005.

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• unterliegt einer uniformen und hierarchischen inneren Ordnung, die unter Beschränkung von Individualität und Freiheit auf ein instrumentelles Ganzes zielt

• gibt sich in besonderen Formen kollektiven Ausdruck

• verfügt über ein delegiertes Gewaltpotenzial, das u. a. in Ausbildung, technischer Ausstattung und Einsatzgrundsätzen seine operativen Werkzeuge hat

• wird politisch bestimmt, dieses Gewaltpotenzial im Falle kriegerisch ausgetragener Konflikte zu mobilisieren und einzusetzen

• unterwirft sich in diesem Fall Maßregeln, die das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit ebenso einschränken wie das zivilisatorisch sanktionierte Tötungsverbot

• setzt seine Akteure im Kriege ethischen Entgrenzungen aus, die mit ritualisierten Formen von Trauer- und Gedenken, aber auch durch Gesten pathetischer Entschuldung oder Verklärung gesellschaftlich legitimiert werden.

2.3. Neue Forschungsansätze

Militärgeschichte, wie sie heute verstanden wird, hat sich von der Kriegsgeschichts-schreibung oder Regimentschronistik früherer Tage zu einer Kultur- und Sozialgeschichte mit breitem Themenprofil gewandelt.9 Lange richtete sich der Fokus dabei insbesondere auf Schnittstellen zwischen Militär- und Zivilgesellschaft. Die Aufmerksamkeit galt sozialen Führungsgruppen, dem Adel wie dem Reserveoffizier, ebenso dem „Kleinen Mann“, Schützengilden und Kriegervereine rückten neu in den Blick.10 Auch die Rollen von Frauen im militärischen Kontext wurden zum Thema, sei es in symbolischer Funktion, als Opfer oder Akteurinnen.11

Dieser „social turn“ macht jedoch die Betrachtung von Schlachtenereignissen nicht obsolet, jedenfalls dann nicht, wenn sich deren Analyse auch auf außermilitärische Umstände und das Feld historischer Phänomenologie erstreckt.12 Dazu zählen auch das Schlachtfeld und seine Wahrnehmung. Die Schlacht, ihr Verlauf und Ausgang erscheinen in dieser Sicht als eruptive Klimax einer netzartig verwobenen Struktur von Umständen, in denen sich zugleich Charakteristika einer gegebenen historischen Situation symbolisch verdichten.

Dass auch einzelne Objekte des Militärischen Ausgangspunkt weitläufiger Untersuchungen zur Symbolpolitik oder zur Struktur von Rüstungsproduktion sein können, belegen Studien zum Eisernen Kreuz oder dem Maschinengewehr 08/15.13

9 Kühn u. Ziemann 2000; Nowosadtko 2002; Wette 2008.10 Trox 1990; Pröve 1998.11 Förster 2004; Hagemann 1997.12 Marten u. a. 2003; Förster 2008.13 Winkle 2007; Berz 2001.

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In den vergangenen Jahren war es insbesondere der interdisziplinäre Sonderforschungs-bereich 437 „Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit“, der seit 1999 neue Perspektiven und Forschungsansätze für den Gegenstand des Krieges gewann. Dabei trat insbesondere ein erfahrungsgeschichtlicher Ansatz in den Mittelpunkt, der nach individuellen Motiven, Begründungen, Wahrnehmungen und der Konstruktion von Erinnerung fragt. Krieg wird hier auf die Ebene der kriegerischen Situation herunter gebrochen, mit der Individuen unmittelbar konfrontiert sind, und in der sie mit Haltungen und Handlungen konkret agieren. Wie schon Clausewitz zum Verstehen des Kriegs beim Zweikampf ansetzte,14 so kann der Krieg aus dem Blick individueller Erfahrungsgeschichten verstehbarer werden. Einer Erfahrung vermittelnden musealen Umsetzung kommt diese Sicht zweifellos entgegen.

Schließlich muss auf zahlreiche Studien verwiesen werden, die unmittelbar militärische Aspekte der brandenburgischen Landesgeschichte aufgreifen, sei es zu den demographischen Folgen des Dreißigjährigen Krieges15, der Garnisongesellschaft16, dem Verhältnis des Adels17, der Stadt- und Landbevölkerung18 zum Militär. Seit diesem Jahr liegt mit dem Handbuch zur Berlin-Brandenburgischen Militärgeschichte ein umfassendes Kompendium zu diesem Themenkomplex vor.19

2.4. Museologischer Diskurs

Ureigenste Wurzeln militärischer Musealität liegen in der Trophäensammlung (Türkenbeute), der Weihestätte (Delphi) und dem Waffendepot (Zeughaus). Das frühe 20. Jahrhundert erfand die Weltkriegs- und Antikriegsausstellungen und trug damit den gesellschaftlichen Diskurs um die Legitimität kriegerischer Gewalt in die Museen.20 Verlauf und Ausgang des Zweiten Weltkriegs schienen diese Frage letztendlich beantwortet zu haben. Deutschland hat diesen von ihm ausgelösten Krieg nicht nur militärisch, sondern vor allem auch moralisch verloren. Entsprechend zurückhaltend gestaltete sich die museale Thematisierung des Militärischen außerhalb weniger Spezialmuseen. Der Umbau des Zeughauses zum Museum für deutsche Geschichte in Berlin war symptomatisch. Eine Fachdiskussion zum Militär im Museum fand nur vereinzelt statt.21 Erst als mit der deutschen Wiedervereinigung der Krieg auch in der Bundesrepublik wieder als Instrument der Politik denkbar geworden war und die bisher bestehende Auffassung fast prinzipieller Illegitimität militärischen Eingreifens erodierte, änderte sich dies. Im Jahr 2000 gab die Bundeswehr eine Anleitung zum „Aufbau einer militärgeschichtlichen Sammlung“ heraus.22 Dass die Bundeswehr demnächst in Dresden ihr eigenes Zentralmuseum eröffnen wird, kann als das museale Ankommen der bundesrepublikanischen Gesellschaft in dieser neuen Normalität gewertet werden.23

14 Clausewitz 1973, 191 f.15 Peters 1997; Asche 2003; Gahlen 200816 Angelow 2001; Engelen 2001; Gründel 200117 Göse 2005.18 Kaak 2000; Winter 2005.19 Arlt u. Thoß 2010.20 Christ 2004.21 Hinz 1997; vgl. auch Anm. 3.22 BdV 2000.23 Pieken 2010.

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Auch der erwähnte Tübinger Sonderforschungsbereich entwickelte museologische Herangehensweisen an das Thema, so beschäftigte er sich mit Deutungen der „Grabenkunst“ des Ersten Weltkrieges24 und stellte generelle Untersuchungen zur Darstellbarkeit des Krieges mit musealen Mitteln an.25 Mit diesem letztgenannten Fortschungsansatz näherten sich die Tübinger der wohl schwierigsten Frage, die an Militärgeschichte im Museum zu stellen ist.

Verkörpert das Militär im Frieden ein organisatorisch und disziplinarisch gesteigertes Ordnungsprinzip, gestaltet es im Krieg eine Sphäre der Entgrenzung und Unberechenbarkeit. Das prinzipiell Prekäre des Krieges kann sich auch im Museum nicht in vermeintlich geordnete Verhältnisse verwandeln, ohne seinen Charakter zu negieren. Die Medialisierung gerade des Krieges wird das Museum daher zwangsläufig an die Grenzen seiner Möglichkeiten führen.26 Die chaotische Struktur des Krieges entzieht ihn weitgehend szenographischer Domestizierung.27

3. Militärgeschichte in Brandenburg

Auch nach Abzug des Armeemuseums28 kann Potsdam bundesweit als wichtigstes Zentrum der militärhistorischen Forschung gelten, die hier durch das Militärgeschichtliche Forschungsamt und einen entsprechenden universitären Schwerpunkt repräsentiert ist. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren folgerichtig zu projektgebundenen Kooperationen der Forschungseinrichtungen mit Museen im Land. Weil gerade im Themenfeld Militär und Krieg museale Darstellung und Fachdiskurs oft eklatant divergieren, sollte diese Zusammenarbeit fortgesetzt und intensiviert werden.

3.1. Thesen zum Bezugsfeld preußisches Militär und brandenburgische Landesgeschichte

• Seit dem 17. Jahrhundert fußt die territoriale und machtpolitische Expansion Brandenburg-Preußens wesentlich auf militärischen Erfolgen.

• Die heutige Landeshauptstadt Potsdam galt als „Hauptstadt“ nicht nur des preußischen, sondern später des deutschen Militärwesens schlechthin.

• Seit Fehrbellin galten sämtliche preußischen Kriege in landläufiger zeitgenössischer Meinung weitgehend als legitim. Diese Auffassung schloss die Kriege des Reiches unter preußischer Beteiligung ein.

• Durch die personelle Verbindung militärischer Führungsfunktionen mit der gesellschaftlichen Elite wurde das Militär eine sowohl staatstragende als auch

24 Korff 25 Thiemeyer 2009; ders. 2010.26 Tonn 2009.27 Thiemeyer a.a.O. 28 Hanisch 1993.

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leitbildprägende Institution.

• Der Kanon der preußischen Tugenden trägt charakteristische Züge eines soldatischen Ethos.

• Die flächendeckend bestehenden Garnisonen banden militärischen Alltag in die Lebenswelt der märkischen Provinzstädte ein.

• Der Militärdienst war Teil der üblichen Biographie junger Männer und wirkte als Scharnier zwischen Militär- und Zivilgesellschaft.

• Seit der Reichsgründung wird Brandenburg mit einem dichten Netz militärischer Infrastruktur überzogen, die das Land bis gegen Ende des 20. Jahhrundert prägte.

• Kaum ein Ort im Land, der nicht an zentraler Stelle Opfern des Krieges gedächte.

• Der Bombenkrieg sowie die Gefechte und wilden Zerstörungen 1945 haben sich bis heute tief in das Gesicht des Landes eingegraben.

• Die 1945 durch die Siegermächte erklärte Aufhebung Preußens gründet in der Behauptung eines preußischen Militarismus als Wurzel beider Weltkriege.

3.2. Schauplätze

Das Land Brandenburg kann als militärische Geschichtslandschaft betrachtet werden. Die Schauplätze dieser Geschichte sind vielfach aktuell wahrnehmbar oder zumindest symbolisch erfahrbar. Museen sind Teil einer Struktur, die diese Orte lesbar macht. So sie in historischen Wehrbauten, wie in Templin oder Bernau, oder in Garnisonstädten residieren, können sie selbst Teil dieser Schauplätze sein.

Festungen: Feste Plätze sind die augenfälligsten militärtopographischen Landmarken. Während ihre Lage noch heute Strategien historischer Landesverteidigung dokumentiert, stehen die fortifikatorischen Anlagen selbst für zeitgebundene Konzepte des Festungsbaus.29

Daneben konnten sie u. a. Orte des Strafvollzugs sein. In Brandenburg sind Festungen aus der Zeit vom 15. bis 19. Jahrhundert erhalten und werden bis auf das kleine Küstriner Außenfort Gorgast30 ganz (Senftenberg)31 oder teilweise (Belzig, Peitz)32 museal genutzt. Eng verbunden mit der märkischen Geschichte sind die heute außerhalb der Landesgrenzen gelegenen Festungen Spandau und Küstrin (Kostrzyn).

Flächendenkmale: Truppenübungsplätze (Döberitz, Jüterbog), Erprobungsstätten (Kummersdorf), Kasernenkomplexe (Wünsdorf), aber auch Kriegsgefangenenlager markieren die dichte militärische Infrastruktur in Brandenburg. Gekennzeichnet sind sie

29 Theissen 2010.30 Gelach 2000; ders. 2006.31 Rösler 1999.32 Redies 2001.

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häufig durch sich überlagernde Nutzungsschichten, die den politischen Wechselfällen des 20. Jahrhunderts folgten.

Schlachtfelder: Schlachten hinterlassen ihr Terrain weitgehend ungestaltet. Es sind die Nachgeborenen, die hier ihre Monumente setzen. Im weiteren Sinne dürfen aber auch kriegszerstörte Stadtbilder in diesem Kontext betrachtet werden. Denkmale oder Ausstellungen am geschichtlichen Ort verbinden den Spiritus loci mit memorialer Funktion und historischer Information. Das Museum wird zum Basislager der Erschließung eines landschaftlichen Exponats. Von den Häusern in Mühlberg oder Wittstock aus kann die betreffende Schlachttopographie in situ begangen werden: Raumerfahrung in historischer Sicht. Unterstützend lassen sich mobile audio-visuelle Medien einsetzen.

Erinnerungsstätten: Von Fehrbellin bis Großbeeren beherrscht der Stil wilhelminischer Gedenkkultur die geschichtlichen Orte. Seelow artikuliert sich im Pathos der einstigen Sieger, Halbe in stiller Traurigkeit. Auch die zahllosen Kriegsgräberstätten gehören hierher. Bei aller Pflege einstiger Erinnerungsdiskurse muss jedoch Raum und Ort für vergegenwärtigende Deutung bleiben, die jenseits der Rezeptionsgeschichte unmittelbaren Zugriff auf das historische Ereignis nimmt. Die Frage nach dem uns Betreffenden steht dabei latent zur Verhandlung.

3.3. Epochen – Themen – Orte

Frühmittelalter (8.-11. Jh.)

Zahlreich sind die Belege slawischer Befestigungen, angelegt gewöhnlich als Ringwälle, sei es zur Abwehr innerslawischer oder externer Angriffe. Mit dem Raddusch bei Lübbenau wurde eine solche Anlage des 9./10. Jahrhunderts rekonstruiert. Hier wie auch im Archäologischen Landesmuseum in Brandenburg/H. finden sich Beispiele für die zeitgenössische Bewaffnung. Darstellungen konkreten Kampfgeschehens sind zwar vereinzelt überliefert, diese werden aber in den Ausstellungen selten zu den Bodenfunden in Beziehung gebracht.

Hoch- und Spätmittelalter (12.-15. Jh.)

Der Bergfried der Burg Eisenhardt aus dem 12. Jahrhundert zählt zu den ältesten erhaltenen deutschen Festungsbauten der Mark. Auf das 13. bzw. 14. Jahrhundert gehen die Befestigungen zahlreicher Städte im Lande zurück, z. B. Templin, Luckau oder Wittstock. Einzelobjekte aus dieser Zeit reduzieren sich noch weitgehend auf die archäologische Überlieferung. Seit 1465 wird die Burg Eisenhardt in Belzig durch den wettinischen Kurfürsten Ernst von Sachsen zur spätgotischen Festung ausgebaut.

Der Schmalkaldische Krieg (1546/47)

Bei Mühlberg, Kr. Elbe-Elster, entschied sich 1547 der Schmalkaldische Krieg. Dieses Ereignis rückt die Stadt in die Rolle eines Erinnerungsortes, an dem sich regionale d. h. in

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diesem Falle sächsische Landesgeschichte mit den europäischen Schicksalslinien des 16. Jahrhunderts verknüpfen.33 Heute erinnern Tafeln an einzelne Episoden der Schlacht. Das Heimatmuseum Mühlberg widmet der Schlacht eine kleine Ausstellung. Der Ausbau des lokalhistorischen Museums mit einer Schwerpunktsetzung auf die Schlacht, ihre Hintergründe und Folgen wird verfolgt.

Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen (1618 ff.)

Der Dreißigjährige Krieg bringt schweres Leid und Not ins Land. Die unstete Bündnispolitik des Kurfürsten lässt die Mark zum beliebten Aufenthaltsort aller kriegführenden Parteien werden. Ganze Landstriche veröden. Dörfer und Städte büßen im Schnitt 50 % ihrer Einwohner ein.34 Besonders sind die Prignitz, die Uckermark und der Barnim betroffen. Die Notwendigkeit zur externen Anwerbung von Neuansiedlern gehört zu den Kriegsfolgen. Seinen dramatischen Höhepunkt findet der Dreißigjährige Krieg in der für die Schweden gegen ein kaiserlich-sächsisches Heer siegreichen Schlacht bei Wittstock 1636. Die Folge ist eine schwedische Besetzung der gesamten Mark.

Die Schlacht bei Wittstock gab den Anlass für die Gründung des Museums des Dreißigjährigen Krieges. Neben der Würdigung der Schlacht steht das Haus nicht zuletzt für den schwedischen Anteil an der brandenburgischen Landesgeschichte. Die bedeutende Zahl von Besuchern aus unserem nordischen Nachbarland macht das Haus auch zu einem Ort der Völkerverständigung aus historischen Wurzeln. Folgerichtig arbeitet man in Wittstock nicht nur an einer Erneuerung der Dauerausstellung, sondern wird auch das Schlachtfeld selbst und seine archäologischen Befunde in die Vermittlungsarbeit einbeziehen.35

1675 besiegte ein Heer des Großen Kurfürsten die in die Mark eingefallenen Schweden bei Fehrbellin. Der anschließende Feldzug führte bis nach Ostpreußen. Zwar wurden die erhofften territorialen Gewinne nicht erzielt, dennoch nimmt diese Schlacht in der militärischen Landesgeschichte stets einen besonderen Platz ein. Diese Schlacht markiert den eigentlichen Beginn einer eigenen brandenburgischen Militärtradition. In Fehrbellin und bei Hakenberg, am eigentlichen Ort der Schlacht, befinden sich einschlägige Denkmäler. Das Heimatmuseum Fehrbellin verfügt räumlich nicht über die Möglichkeiten, der Schlacht museal gerecht werden zu können.

Als Besitz und Grabstätte Derfflingers, des siegreichen Feldherrn, gehört auch Schloss Gusow zu den Fehrbelliner Erinnerungsorten. Dessen Lebensweg vom Schneider zum begüterten Feldmarschall zählt zu den Musterkarrieren der militärischen Sozialgeschichte des 17. Jahrhunderts.

Das friderizianische Militärwesen (1713-1806)

Die Regierung Friedrich Wilhelms I. begründet wesentliche Züge jener Militärinfrastruktur, die das Heer unter seinem Nachfolger zum offensiven Instrument der Politik werden lässt.

33 Koch 2010.34 vgl. Anm. 13.35 Zeiger 2010.

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Während sich der König selbst kriegerischen Unternehmungen weitgehend enthält, schafft das 1733 eingeführte Kantonreglement die Basis regionaler Rekrutierung. Weite Teile der ländlichen Bevölkerung werden militärisch auf Abruf gehalten, ohne sie der Landwirtschaft dauerhaft zu entziehen. Der Adel wird zum Offiziersdienst verpflichtet. Zugleich entstehen Versorgungseinrichtung wie das Militärwaisenhaus in Potsdam. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgt in Garnisonstädten der Bau von Kasernen, ersetzt die private Einquartierung und manifestiert das Militärische dauerhaft im Stadtbild.

Die weitgehend außerhalb der Landesgrenzen ausgetragenen Kriege Friedrich II. blieben in Brandenburg ohne Memorialorte. Dies gilt auch für den einzigen gegnerischen Einfall in der Mark 1759. Vereinzelt liegen Augenzeugenberichte auch von märkischen Landeskindern vor.36 Potsdam wird im 18. Jahrhundert faktisch zur Militärhauptstadt Preußens.37 Die besondere Dichte seiner militärischen Bauten und hier stationierten Einheiten verknüpfen die Potsdamer Stadt- mit der brandenburgisch-preußischen Landesgeschichte wie an kaum einem anderen Ort. Nachdem die private Initiative zur Gründung eines Brandenburgisch-Preußischen Militärmuseums in Potsdam über sammlerische Ansätze nicht hinauskam, muss der Darstellung der Potsdamer Garnison im Rahmen der neuen Dauerausstellung des Potsdam- Museums besondere Aufmerksamkeit gewidmet sein.38

Napoleon und die Befreiungskriege (1806-1815)

Der Niederlage der Preußen bei Jena und Auerstädt folgen die als schmachvoll erlebten Kapitulationen bei Prenzlau und der Festungen Küstrin. Die Armee sieht sich mit der Notwendigkeit tief greifender Reformen konfrontiert. Im Verbund mit der erneuerten Agrarverfassung und der Städteordnung zählt der Umbau des Militärs zu den Säulen einer z. T. radikalen Modernisierung Preußens in der Zeit der Okkupation. Tragend dabei wird der Kreis um Scharnhorst.

Die Befreiungskriege berühren Brandenburg 1813 mit den Gefechten bei Luckau (4. 6. 1813), Großbeeren (23. 8. 1813)39, Hagelberg (27. 8. 1813)40 und Dennewitz (6. 9. 1813). Neben den zentralen preußischen Erinnerungsstätten, Schinkels Berliner Kreuzberg-Monument und der Neuen Wache mit den Generalsbildnissen wurden an den betreffenden Schauplätzen individuelle Denkmäler gesetzt. Eine museale Zusammenschau der militärisch-politischen Ereignisse aus landesgeschichtlicher Perspektive existiert bislang nicht. Die Museumsentwicklungskonzeption des Museumsverbandes Brandenburg empfiehlt eine grundlegende Neuausrichtung des Museums in der Burg Eisenhardt in Bad Belzig, um der Geschichte der militärischen Ereignisse von 1813 an diesem Ort Gewicht zu geben.41

36 Etwa: Bräker 1985; Frühsorge u. Schreckensberg 2006.37 Kotsch 1992; ders. 1993.; Bauer u. a. 1993.38 Götzmann u. Magdowski 2009.39 Rethwisch 2005.40 Schobeß 1963.41 Museumsverband des Landes Brandenburg, Museumsentwicklungskonzeption für den Landkreis Potsdam-Mittelmark, Potsdam 2010.

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Erstmals in der deutschen Militärgeschichte treten mit den Befreiungskriegen vereinzelt auch Frauen in aktive Rollen ein. So begegnen uns mit Eleonore Prochaska oder Friederike Krüger einerseits Frauen in Uniform, andererseits wurde auch das Schicksal der Königin selbst als nationales Opfer wahrgenommen. Beide Themen waren vereinzelt Gegenstand von Ausstellungen.

Restauration und Repression (1816-1848)

Hoffnungen auf eine nachhaltige Strukturveränderung namentlich des adligen Offizierskorps erfüllten sich zunächst nicht. Beibehalten wurde indes die allgemeine Wehrpflicht. Eine dreißigjährige Friedenszeit endet mit militärischen Interventionen für die Aufständischen in Schleswig-Holstein, gegen Hungerrevolten in Schlesien und die demokratische Bewegung.

Von den „Einigungskriegen“ zum Ersten Weltkrieg (1849-1918)

Seit Blüchers Rheinübergang 1813 fanden, von vereinzelten Repressionen gegen zivile Aufstände im Innern abgesehen, bis 1945 sämtliche kriegerischen Einsätze außerhalb der brandenburgischen Landesgrenzen statt.

Der Aufstieg Preußens zur deutschen Hegemonial- und europäischen Großmacht ist ohne die Kriege von 1864, mehr noch 1866 und 1870/71 nicht zu vermitteln. In den hier wirksamen organisatorischen, taktischen und technologischen Neuerungen spiegeln sich epochale Veränderungen der Zeit, insbesondere der Beschleunigung und Technisierung wider (Eisenbahn, Telegraphie, Zündnadelgewehr). In Berlin erinnert das Denkmalsensemble um die Siegessäule an die sog. Einigungskriege.42 In Brandenburg zeugen neu angelegte Standorte (Wünsdorf), Truppenübungsplätze (Döberitz) und Erprobungseinrichtungen (Kummersdorf) von der Konjunktur des Militärischen in dieser Zeit. Kriegerdenkmäler und Gefallenenehrungen dokumentieren die Verlustseite.

Die Zeit Wilhelms II. ist von einer mentalen Militarisierung weiter bürgerlicher Kreise geprägt. Als Verkörperung dieses Geistes gilt der Reserveoffizier. Einer Vorliebe des Kaisers folgend, blieb kaum ein Ort ohne Flottenverein, keine Kinderstube ohne Matrosenanzug. In den musealen Sammlungen finden sich aus dieser Zeit militärische Souvenirs, Erinnerungen an Auslandsreisen mit der Marine, Reservistenkrüge, -pfeifen u. ä. Das Aufkommen militärischer Erinnerungsstücke in den Stadt- und Heimatmuseen steigert sich noch einmal mit dem Ersten Weltkrieg, mit Feldpost, der sog. „Trenchart“, Beutestücken, Fotografien, Uniformteilen. Der Erste Weltkrieg bringt auch den ersten massenhaften Einsatz von Frauen in der Industrie. Kriegsgefangene kommen ins Land und werden, wie in Wünsdorf und Zossen, gesuchte Objekte anthropologischer Studien. Das Museum des Teltow nimmt dieses Thema auf. In Borkheide partizipierte Hans Grade an der noch jungen Luftrüstung.

Die „Zwischenkriegszeit“ (1918-1933)

42 Ursprl. Standort vor dem Reichstag.

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Die enorme Flut an patriotischen Denkmälern, die der Erste Weltkrieg noch im kleinsten Ort hinterlassen hat, belegt sowohl Trauer als auch das Verdrängen der Niederlage. Ohne den latenten Revanchismus breiter bürgerlicher Kreise ist der Aufstieg der Nationalsozialisten kaum zu denken. Insofern werden lokalhistorische Museen der schleichenden gesellschaftlichen Militarisierung in den 1920er besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Dies betrifft den ausschweifende Denkmalkult, das Kriegervereinswesen oder Spielzeugsoldaten, denen man im Stadtmuseum Brandenburg besondere Aufmerksamkeit schenkt.43 Im Schicksal ehemaliger oder noch vorhandener Kriegerdenkmäler kann oft ein Stück Diskursgeschichte lokaler Erinnerungspraxis eingeschrieben sein.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg (1933-1945)

Aufgrund seiner historischer Nähe, übersehbaren Zerstörungen und bis heute wirkenden Folgen tritt der Zweite Weltkrieg in Brandenburg in besonderer Zeugnisdichte hervor. Kaum ein Dorf in Brandenburg, das nicht gefallenen Soldaten mit einem Denkmal gedachte. Zahlreiche Städte und Gutsanlagen in Brandenburg sind noch immer von Kriegszerstörungen geprägt, sei es in Folge des Bombenkrieges, sei es aufgrund der Gefechte und Ereignisse 1945. Einige Städte verloren im Zuge des Wiederaufbaus ihr historisches Gesicht. Auch an den wiederhergestellten Kirchenbauten bleiben die Kriegsschäden augenfällig.

Der Zweite Weltkrieg ist mit wichtigen militärischen Infrastruktureinrichtungen, neuen Kasernenbauten und Einheiten, Flugplätzen, Erprobungsstellen, Schulen und Übungsplätzen in Brandenburg maßgeblich vorbereitet worden. Neben den ausdrücklichen Wehrmachts-Objekten und Gedenkstätten zählen auch die Komplexe Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit, militärischer Widerstand und Repression dazu. Die bereits seit 1875 bestehende Heeresversuchsstelle Kummersdorf wird erheblich erweitert und mit Unterstützung von zivilen Forschungseinrichtungen und Rüstungsindustrien als zentrale militärische Forschungseinrichtung betrieben. Als Teil des kriegsrelevanten Rüstungssystems gehört auch das KZ Sachsenhausen mit seinen Außenlagern in diesen Zusammenhang.

Der 1933 in der Garnisonkirche abgehaltene „Tag von Potsdam“ markiert symbolisch die Liaison infernale der preußischen Tradition mit den Machthabern des Nationalsozialismus. Die 1930er Jahre sahen nicht nur einen forcierten Ausbau der militärischen Standorte im Land, sondern ab 1936 auch eine extensive Rüstungsprofilierung der Industrie, so des Stahlstandorts Brandenburg oder der Rüdersdorfer Zementproduktion. Wichtige Flugzeughersteller unterhielten Produktionsstätten im Land.

Im Feld der militärischen Infrastruktur treten in Brandenburg insbesondere der Komplex Zossen-Wünsdorf,44 ab 1936 Sitz des Oberkommandos des Heeres, und das weitläufige Areal der Heeresversuchsstelle in Kummersdorf hervor, die nun ebenfalls aufwändig ausgebaut wird. Auch hier treten militärtechnische Innovation und Rüstungsindustrie in enge

43 Köhler u. Kreschel 2010.44 Kaiser 1998; Fischer 2010.

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Allianz. In beiden Fällen wirken Initiativen auf eine museale Dokumentation der Standortgeschichte.

Ehemalige Militärflugplätze, wie in Cottbus oder Finowfurt, sind Gegenstand spezialisierter Initiativen. Dabei stehen gewöhnlich technische Aspekte im Vordergrund. Aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges sind gewöhnlich kaum Originale vorhanden. Eine Ausnahme bildet das Museum in Finowfurt, das in Abstimmung mit der Bodendenkmalpflege eine Reihe historischer Flugzeugwracks bergen konnte. An dieser Stelle ist aber auf das Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow zu verweisen. Die in Brandenburg angelegten Gefangenenlager werden in der Regel durch lokale Museen oder Initiativen thematisiert, in Luckenwalde und Mühlberg etwa.45 Die Lager sowjetischer Kriegsgefangener waren Teil eines ideologisch begründeten Vernichtungskonzeptes und führen die moralische Entgrenzung dieses Krieges auch abseits der Front drastisch vor Augen. Die Thematisierung der Verflechtung von Industrieproduktion, Krieg und Zwangsarbeit zählt, auch unter den technischen Museen, noch immer eher zu den Ausnahmen.46

Der militärische Widerstand hat seine Schauplätze an den Dienststellen oppositioneller Soldaten, den Institutionen und Orten der Repression oder den Stationen aktiver Widerstandshandlungen. So war der Flugplatz in Rangsdorf am 20. Juli 1944 wichtige Durchgangsstation Stauffenbergs beim Rückflug von der Wolfsschanze zum Bendlerblock. In Potsdam konzentriert sich das Erinnern an den Mut und die Opfer aus dem Kreis der Offiziere des Infanterie-Regiments 9 in der Gedenkstätte in dessen einstiger Kaserne.47

Im NS-Begriff der „Heimatfront“ spiegelt sich das Konzept des „totalen Krieges“ und seiner Ausweitung auf nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche. Dazu wurde die ökonomische, physische und mentale Mobilmachung der Zivilgesellschaft erzwungen. Der Bomben- und Vernichtungskrieg, Volkssturm und Gewalt an der Zivilbevölkerung sind sämtlich Symptome einer Entgrenzung des Krieges.

Seit 1943 suchte der alliierte Bombenkrieg seine Ziele systematisch auch unter den märkischen Städten. 1945 wurden sie auch am Boden vom Krieg heimgesucht. Die Frage, warum zahlreiche märkischen Städte ihren historischen Charakter verloren oder zumindest schwere Einbußen an ihrer einstigen Substanz hinnehmen mussten, zählt zu den gesetzten Themen der Stadtmuseen und wird z. B. in Prenzlau oder Lübben entsprechend behandelt. Die Schicksale der zivilen Opfer dagegen entziehen sich vielfach musealer Darstellung, sei es aufgrund ethischer Zurückhaltung, fehlender Exponate oder weil die Darstellung von Flucht und Willkür der Sieger vor 1989 als inopportun galt.48

Mit der sowjetischen Offensive Anfang 1945 erreichte der Krieg die Oder, die im Zuge der Schlacht um die Seelower Höhen überschritten wurde.49 Es folgten an Toten und Zerstörungen unübersehbare Rückzugsgefechte der Wehrmacht, die im Kessel von Halbe

45 z.B. Schmidt 2010.46 Heß 2001.47 Finker 1993; Reich 1994.48 Vogel 2009.49 Hermann 2007, Hirte 2010.

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ihren grauenhaften Höhepunkt erreichten und erst mit der Kapitulation ein Ende fanden. Zerstörte Städte und Kriegsgräber markieren noch heute unübersehbar die Endphase dieses Krieges.

Während Cecilienhof als Ort der Potsdamer Konferenz von 1945 von vornherein als bleibender Erinnerungsort angelegt und gepflegt wurde, schalteten sich in Seelow und Halbe andere Motive ein. Eine historisch-systematische Analyse der Ereignisse, ihrer Voraussetzungen und Folgen, die aktuellem Forschungsstand entspricht, war hier, sei es aufgrund finanzieller, räumlicher Beschränktheit (Seelow) oder ethischer Vorbehalte (Halbe) lange Zeit nicht angestrebt. Allen drei Standorten ist eine symbolische Aufladung eigen, die weit über das historische Ereignis hinaus in die Gegenwart reicht.

Sowjetisch-Russische Streitkräfte und NVA (1945-1992)

Die jüngere Militärgeschichte umfasst im Prinzip zwei parallele militärische Kulturen und Lebenswelten, die der Besatzungsmacht und späteren Alliierten der sowjetisch-russischen Streitkräfte sowie diejenige der Nationalen Volksarmee der DDR.

In der Perspektive einer militärischen Landesgeschichte sind beide in Betracht zu ziehen. Die sowjetische Militäradministration bestimmte in den ersten Nachkriegsjahren die politische und wirtschaftliche Lage des Landes maßgeblich mit. Ehemals deutsche militärische Liegenschaften wurden nun von der „Roten Armee“ bezogen.50

Die Nationale Volksarmee nahm, trotz ihrer gänzlich anderen ideologischen Verortung, durchaus demonstrativ formale Attribute preußisch-deutscher Militärtradition auf.51

Museumsinitiativen in Dallgow-Döberitz und Wünsdorf, Gedenkstätten und manche Stadt- und museen (z. B. Jüterbog) thematisieren die Rolle der Roten Armee und der NVA im Kalten Krieg und auch deren Einsatz gegen die Bevölkerung der DDR und anderer sozialistischer Staaten (z. B. Niederschlagung des Aufstandes vom 17. Juni 1953, Mauerbau, Einmarsch in Prag 1968). Mauer-Gedenkstätten (z. B. Checkpoint Bravo in Potsdam-Drewitz) thematisieren die Rolle der Grenztruppen der DDR. Die Gedenkstätte Leistikowstraße in Potsdam erarbeitet die Geschichte des sowjetischen Gefängnisses in direkter Nähe zur Zentrale der sowjetischen Truppen und des Geheimdienstes in Potsdam. Ebenfalls arbeitet die Gedenkstätte Ravensbrück an einer Ausstellung über die sowjetische Präsenz nach 1945. Diese Gedenkstätten setzen Maßstäbe für die Erforschung und Darstellung von Militärgeschichte nach 1945, die perspektivisch auch für Museumsinitiativen an anderen Orten gelten.

4. Strukturvorschläge

Die Militärgeschichte hat viele Spuren in der Geschichts- und Museumslandschaft Brandenburg hinterlassen, manche davon eher andeutungsweise, andere tief eingegraben. Die Bestandsaufnahme der Orte und Themen hat eine Vielfalt der bereits vorhandenen

50 Gehrke 2008; Satjukow 2008.51 Caspar 2001; Niemetz 2006.

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musealen Verarbeitungen zutage gebracht. Wie kann diese Komplexität in Zukunft sinnvoll weiterentwickelt werden? Der in diesem Positionspapier gemachte Strukturvorschlag dient weniger der Neu- oder Umordnung des Vorhandenen denn der Bewusst- und Kenntlichmachung explitzit oder latent vorhandener Strukturen und der Anregung für weiter führende Überlegungen aller Akteure, wie diese Potenziale besser ausgeschöpft, schärfer ausgeleuchtet und sinnvoll gebündelt werden können.

Bei allen Strukturüberlegungen steht die Frage am Anfang, welche Aufgabe Brandenburger Museen, welche Berliner Häusern zufallen. Traditionell war ja für die Region Berlin-Brandenburg das Zeughaus in Berlin der zentrale Ort militärischer Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit.52 In der DDR übernahm das einst in Potsdam ansässige Armeemuseum der DDR53 zentrale Funktionen. Nachdem es mit seinen Sammlungen dem Dresdner Haus einverleibt wurde, stellt sich nun die Frage nach der Präsenz der Militärgeschichte in Berlin neu. Zwar existiert eine Reihe größerer Häuser in Berlin, die in diesem Zusammenhang relevant sind, neben dem Deutschen Historischen Museum auch das Deutsche Technikmuseum und, zumindest vom Sammlungsbestand her, das Berliner Stadtmuseum, keines dieser Häuser versteht sich aber in maßgeblicher Weise als Repräsentant der Berlin-Brandenburgischen Militärgeschichte, und auch das durch die Bundeswehr getragene Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow kann als einschlägiger Repräsentant des Militärischen nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Ganzen vertreten.

Das bedeutet: Wir sehen ein grundsätzliches Desiderat in Berlin-Brandenburg und, bezogen auf das Bundesland Brandenburg, die Aufgabe, über Strukturbildung in der Museumslandschaft nachzudenken, die quer durch die militärische Geschichtslandschaft bewusst gewählte thematische Schnitte setzt.

4.1. Stadt- und Regionalmuseen

Die Stadt- und Regionalmuseen schauen nicht von Oben oder von Außen auf ihren Gegenstand, sondern stehen mitten in der Szene. Es ist das Leben vor Ort, das sie reflektieren. Wenn eingangs auf erfahrungsgeschichtliche Ansätze in der Erforschung von Kriegsereignissen hingewiesen wurde, so dürften diese gerade in den Heimatmuseen fruchtbar gemacht werden können, wo sich große Geschichte im Kleinen spiegelt und alles Gesicht hat und Namen trägt.

Militär- und Stadtgeschichte berühren sich einerseits in der Garnison und der zugehörigen Regimentsgeschichte, andererseits in den individuellen Erfahrungen der Bürger mit dem Militär oder durch militärische Ereignisse. Dies können der Militärdienst, die Besatzung, der Verlust eines Angehörigen, das Sammeln kriegswichtiger Rohstoffe sein. Die letzten Kriege ließen kaum einen Lebensbereich unberührt. Auch die Wahrnehmung von Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit gehört hierher.

Brandenburgische Einheiten nahmen an nahezu sämtlichen Kriegshandlungen Preußens und später des Deutschen Reiches teil. Räumlich sprengt die Geschichte dieser Kriege den europäischen Rahmen. Landesgeschichtlich binden sie die betr. Einheiten und ihre

52 Horath 2010.53 Hanisch 1993.

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heimischen Standorte in größere historische Zusammenhänge ein. Für viele Soldaten bedeuteten auswärtige Feldzüge auch erste Begegnungen dem kulturell Anderen. In Erzählungen, Korrespondenz, Fotos und Souvenirs vermitteln sich Blicke und Haltungen dieser Zeit.

Wenn in Jüterbog die enge Verschränkung von Stadt und Garnison zum zentralen Thema wird,54 oder das Stadtmuseum in Brandenburg/H. militaristische Implikationen der örtlichen Spielzeugindustrie herausstellt,55 haben diese Häuser eigene, lokal spezifische Ansätze zur Annäherung an unser Thema gefunden. Auch hier geht es um Schnittstellen, in denen das Militärische in die Zivilgesellschaft ragt.

4.2. Synopsen

Die territoriale Geschichte des Bundeslandes Brandenburg muss im Verhältnis zur kurmärkischen bzw. provinzialen oder gar preußischen Geschichte stets ein Segment bleiben. Dies wird in Hinsicht auf das Militär und seine Geschichte insofern besonders relevant, als es sich hier um eine obrigkeitliche Institution handelt, die gesamtstaatlichen Interessen verpflichtet war. Brandenburgisch-Preußische Militärgeschichte im Ganzen zu repräsentieren kann daher nicht eigentlich Aufgabe der brandenburgischen Museen sein.

Wenngleich auch die Museumsentwicklungskonzeption für das Land Brandenburg (MEK Brandenburg) vom Prinzip dezentraler Repräsentation maßgeblicher Themen der Landesgeschichte ausgeht, bedarf es in unserem Fall doch der Synopse. Schon die militärischen Strukturen für sich sind komplex. Etliche für die Militärgeschichte des Landes namhafte Orte liegen außerhalb der Landesgrenzen. Da ist zuvörderst Berlin, da sind die Schlachtfelder im europäischen Ausland, aber auch heute zu Nachbarländern gehörige Orte wie Havelberg, Möckern, Küstrin oder Kunersdorf.

Eine Einbindung der Militärgeschichte in die Darstellung einer allgemeinen Landesgeschichte wäre die natürliche Aufgabe eines Landesmuseums. Da es ein solches in absehbarer Zeit kaum geben wird, kommt den beiden großen musealen Einrichtungen in der Landeshauptstadt, dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und dem Potsdam-Museum besonderes Gewicht für eine militärgeschichtliche Synopse zu.

Der symbolisch so hoch besetzte Standort Potsdam scheint alternativlos. Das HBPG hat die programmatische Aufgabe, die Landesgeschichte zu vermitteln. Das Potsdam-Museum verfügt über die erforderlichen Sammlungen und kommt im Zuge seiner stadtgeschichtlichen Dauerausstellung ohnedies nicht umhin, der bedeutenden Garnison die gebotene Aufmerksamkeit zu schenken. Schließlich könnte auf dem Wege längerfristigen Leihverkehrs ggf. auch auf die momentan inaktiven Bestände einschlägiger Berliner Häuser zurückgegriffen werden.

Synoptische Funktionen kommt darüber hinaus schon jetzt bzw. in Zukunft den Museen in Mühlberg, Wittstock und Belzig für die von ihnen zu repräsentierenden Epochen des Schmalkaldischen Krieges, des Dreißigjährigen Krieges und der sog. Befreiungskriege zu.

54 Jannick 2010.55 Köhler u. Kreschel 2010.

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Die wohl größte Herausforderung für brandenburgische Museen ist die Darstellung der Ursachen, Voraussetzungen und Folgen der großen Krieges des 19. und 20. Jahrhunderts, vor allen anderen des Zweiten Weltkriegs. Diese Ausgabe ist nur von mehreren Museen/Gedenkstätten gemeinsam zu bewältigen.

4.2.1. Empfehlungen für Museen/Gedenkstätten mit synoptischen Funktionen

Die Museumslandschaft Brandenburg hat eine dezentrale Struktur. Es ist deshalb sinnvoll, militärhistorisch besonders signifikante Orte entsprechend zu akzentuieren, thematische Schwerpunkte zu bilden, an denen synoptische Zusammenhänge entwickelt und dargestellt werden. Diese Orte mit ihren jeweiligen Themenschwerpunkten werden in Folgenden hervorgehoben.

Momentan befinden sich einige Museen an militärgeschichtlich besonders relevanten Standorten in einer Phase der Neuaufstellung. Für andere Häuser wird eine standortbezogene thematische Zuspitzung im folgenden empfohlen. Aktuelle Anlässe bieten zahlreiche Jahrestage, so 2013: 1813, 2014: 1914, 2015: 1945, 2017: 1517, 2018: 1648.

Mühlberg: Der Schmalkaldische Krieg

Der Schmalkaldische Krieg, der erste zwischen Reich und deutschen Fürsten gewaltsam ausgetragene Reformationskonflikt, markiert einen Tabubruch, der einer Epochenschwelle gleichkommt. Insofern repräsentiert die Schlacht bei Mühlberg ein ebenso herausragendes wie folgenreiches Ereignis der europäischen Geschichte. Darüber hinaus steht die Schlacht von Mühlberg quasi im Vorfeld von Wittstock und Fehrbellin, berührt insofern mittelbar brandenburgische Landesgeschichte.

Der Ausbau des Museums in Mühlberg mit einer Schwerpunktsetzung auf die Schlacht, ihre Hintergründe und Folgen wird gegenwärtig verfolgt. Der Museumsverband des Landes Brandenburg hat dazu konkrete konzeptionelle Vorschläge unterbreitet. Die Verleihung des europäischen Kulturerbesiegels bietet eine bedeutende Chance für die überregionale Wahrnehmung des Ortes und seines Museums.

Sinnvoll ist es, sich bei der Umgestaltung inhaltlich einerseits mit dem Museums des Dreißigjährigen Krieges in Wittstock abzustimmen, anderseits historische und landeskundliche Institutionen der Nachbarländer Sachsen und Sachsen-Anhalt frühzeitig aktiv einzubinden. Das groß begangene Luther-Gedenken zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags 2017 setzt auch für Mühlberg ein Zieldatum.

Wittstock: Der Dreißigjährige Krieg

Kein kriegerisches Ereignis vor 1945 kommt nur annähernd den Schrecken gleich, die der Dreißigjährige Krieg in die Mark Brandenburg brachte. Auch in diesem Fall darf von einer Schwellensituation gesprochen werden.

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Das Museum des Dreißigjährigen Krieges in Wittstock sollte, neben der Schlacht bei Wittstock selbst, die dramatischen Auswirkungen dieses Krieges auf die Mark im Ganzen aufgreifen und sich als synoptisches Museum für diesen Abschnitt der Landesgeschichte profilieren. Dies schließt die ökonomischen und demographischen Kriegsfolgen ebenso ein wie die machtpolitischen Spätfolgen bis hin zur Schlacht bei Fehrbellin. Dabei bietet die Verknüpfung von historischer Überlieferung und archäologischem Befund die Chance besonderer Anschaulichkeit. Die Neukonzeption der Dauerausstellung verlangt eine intensive Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der musealen Darstellung des Krieges und dem Leid, das er ins Land brachte.

Potsdam u. a. O.: Das friederizianische Militärwesen

In der Garnisonstadt und Residenz Potsdam verdichten sich Funktionen und Institutionen des Militärischen in einer Dichte und Repräsentativität wie selten sonst. Dem Potsdam-Museum kommt daher eine zentrale Rolle bei der Darstellung des entwickelten preußischen Militärwesens im 18./19. Jahrhundert zu. Aufgrund der Bedeutung des Militärstandorts, die den Rahmen der Stadtgeschichte zweifellos überschreitet, kommt dem Zusammenhang von Residenz, militärischer Repräsentation, militärtopographisch geprägtem Stadtbild und anhängenden ideologischen Topoi („Geist von Potsdam“) besondere Bedeutung zu.

Mit dem friderizianischen Heer setzen Regimentstraditionen ein, die sich z. T. bis auf Wehrmachtseinheiten erstrecken und, jenseits der politischen Systeme, eine eigene militärische Kontinuität verkörpern. Ein anderer Aspekt des friderizianischen Militärwesens berührt den Zusammenhang von landsässigem Adel und Offizierskorps. Hier wäre es wünschenswert, wenn an musealen Standorten, die der ländlichen historischen Adelskultur (z. B. Wolfshagen) oder der grundherrlichen Agrarverfassung (z. B. Altranft) gewidmet sind, einschlägige Zusammenhänge am lokalen Befund entwickelt würden.

Schließlich stellt sich die Auseinandersetzung mit der Pflicht- und Entsagungsideologie des Pietismus als ein gravierendes Desiderat zum Verstehen des preußischen Militärethos dar.

Belzig: Die Befreiungskriege

Die Befreiungskriege werden in der preußischen Landesgeschichte als eine Art patriotisches Erweckungserlebnis gefeiert. Ähnlich wurden sie auch zeitgenössisch empfunden. Von den märkischen Ereignis- und Erinnerungsorten tritt zwar Großbeeren am prominentesten hervor, jedoch bietet die Burg Eisenhardt in Bad Belzig die besten Voraussetzungen, um das Thema in einem Museum voranzutreiben. Hier nahm Napoleon eine seiner letzten Truppenparaden in Preußen ab und rief der russische General Wittgenstein sächsische Einheiten zum Frontwechsel auf. Am 27. August 1813 kam die neu aufgestellte preußische Landwehr im Gefecht von Hagelberg bei Belzig zum ersten Mal zum Einsatz .

Bereits die Museumsentwicklungskonzeption des Museumsverbandes Brandenburg für den Landkreis Potsdam-Mittelmark empfiehlt eine grundlegende Neuausrichtung des Museums in der Burg Eisenhardt. Ziel einer neuen Dauerausstellung sollte es nicht nur sein, die verschiedenen Gefechte des Jahres 1813 militärisch zu kontextualisieren, sondern auch die

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Bedrückungen der Besatzung, die Emphase der Bevölkerung, und die bald darauf einsetzende Reaktion analytisch in den Blick zu nehmen.

4.3. Geschichtslandschaft Zweiter Weltkrieg

In Berlin und Brandenburg markieren die Erinnerungsorte Küstrin, Seelow, Halbe, Karlshorst und Potsdam-Cecilienhof die Agonie des Zweiten Weltkrieges, den deutschen Zusammenbruch und den Beginn einer Nachkriegsordnung, die Mitteleuropa 40 Jahre lang spalten sollte. Von Karlshorst abgesehen, handelt es sich bei diesen historischen Orten um Gedenkstätten bestenfalls musealer Attitüde. Eine Zusammenschau und Bewertung des schickalhaften Jahres 1945 in Brandenburg steht immer noch aus.

Die museale Darstellung der Geschehnisse der letzten Kriegswochen 1945 in Brandenburg kann nicht Aufgabe eines einzigen, synoptisch agierenden Museums sein, sondern lässt sich sinnvoll nur im Verbund von Gedenkstätten, Museen und dezentralen Erinnerungsorten bewerkstelligen. Ein einschlägiger Projektverbund sollte gebildet werden, um spätestens 2015 gemeinsam abgestimmte Ausstellungen und Vermittlungsangebote präsentieren zu können. Vor allem die folgenden Orte bilden dabei besondere Schwerpunkte der Auseinandersetzung über die Darstellung des Zweiten Weltkrieges.

Küstrin, Seelow und Oderbruch

Die Entwicklung der Gedenkstätte Seelower Höhen stagniert seit einigen Jahren. Insgesamt muss festgestellt werden, dass der Landkreis Märkisch-Oderland und dessen als Träger fungierende Kultur-GmbH bei der Entwicklung dieses bedeutenden Ortes deutscher Geschichte nicht weiter allein gelassen werden darf. Insofern sehen wir durchaus auch eine Verantwortung des Landes gegeben. Endlich scheinen Bemühungen erfolgreich zu sein, auch den Bund zu einer Förderung zu bewegen. In der geplanten neuen Dauerausstellung werden rezeptionsgeschichtliche Aspekte vermutlich sträker als bisher hervortreten: Die Überlagerung mehrerer Ebenen historischer Bedeutungsproduktion und ihr memorialer Niederschlag an diesem Ort sollen Gegenstand kritischer Auseinandersetzung werden. Dies sollte allerdings nicht dazu führen, dass die Darstellung und Interpretation der Gefechte im April 1945 selbst in den Hintergrund tritt. Weiterhin sollten Küstrin und die von den Kämpfen 1945 betroffenen Ortschaften im Oderbruch als Projektpartner in die Erarbeitung der Dauerausstellung in Seelow einbezogen werden. Das Oderbruch als Geschichtslandschaft 1945 ist letztlich auch dezentral aufzufassen und darzustellen. Halbe

Am Ortsrand von Halbe befindet sich die größte Kriegsgräberstätte Deutschlands. Neben der Unzahl von Toten aus den Gefechten um den sog. „Kessel von Halbe“ wurden hier auch Opfer der NS-Militärjustiz, Zwangsarbeiter und Häftlinge eines NKWD-Speziallagers bestattet. Eine sepulkrale Gemengelage also, die ein „eindeutiges“ Gedenken ausschließt.

Ob und ggf. wie sich in der Nachbarschaft des Waldfriedhofs Halbe eine Gedenkstätte (oder ein Museum) entwickeln sollte, ist unter den verschiedenen Interessengruppen umstritten.

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Bei aller Kontroverse bleibt es jedoch inakzeptabel, dass die an Opfern so reichen letzten Schlachten des Zweiten Weltkrieges gänzlich ohne einen Ort historischer Aufklärung bleiben. Sollte sich eine darauf ausgerichtete Entwicklung der bestehenden Gedenkstätten ausschließen, müsste dies anderer geeigneter Stelle geschehen. Auch gilt das zuvor in Beezug auf die Gedenkstätte Seelower Höhen Gesagte: In die Geschichtslandschaft 1945 gehören alle Orte der letzten Schlachten des Zweiten Weltkrieges, von Lübben über Baruth bis Beelitz.

Kummersdorf

Mit der ehemaligen Heeresversuchsstelle Kummersdorf hat sich in Brandenburg ein Bau-, Flächen- und Naturdenkmal von außergewöhnlicher und überregionaler militärgeschichtlicher Bedeutung erhalten. Seit den 1870er Jahren und bis 1945 befand sich hier die zentrale waffentechnische Prüf- und Entwicklungseinrichtung des deutschen Heeres. Hier arbeiteten Militärangehörige und Zivilisten gemeinsam daran, sowohl die deutschen Kolonialkriege in Asien und Afrika als auch insbesondere den Ersten und den Zweiten Weltkrieg auf möglichst hohem technologischen Niveau führbar zu machen. Wie nirgends sonst ergibt sich in Kummersdorf die Möglichkeit, den Krieg und seine Planung im Kontext von Ingenieursleistung und Wissenschaftsbetrieb, Politik und Rüstungsindustrie einerseits, und den in Gestalt der Gefechte in Brandenburg 1945 gewissermaßen leibhaftigen Krieg anderseits als zwei nicht voneinander zu trennende Kausalien zu zeigen. Schließlich zog 1945 der Krieg selbst im Kummersdorf ein und hinterließ hier seine Spuren.Kaum ein anderes Denkmal im Land ist so geeignet, über das Thema des Krieges zu sprechen wie die Kummersdorfer Ruinenlandschaft. Eine Arbeitsgruppe engagiert sich für Erhalt und museale Nutzung des Areals. Wir empfehlen es zum Ort der Darstellung von Rüstung und Krieg im Zeitalter des deutschen Imperialismus 1871-1918, 1933-1945. Perspektivisch handelt es sich um ein Projekt von nationaler Bedeutung und sei daher auch der Fürsorge des Landes und ggf. des Bundes anempfohlen.

Auch für das Museum Kummersdorf ergibt sich die zwingende Notwendigkeit, mit Museen und Gedenkstätten zusammenzuarbeiten, die den Zweiten Weltkrieg aus unterschiedlichen Perspektiven behandeln. Neben den hier genannten einschlägigen Brandenburgischen Einrichtungen gehören dazu vor allem auch die Museen/Gedenkstätten in Peenemünde, Mittelbau-Dora, Dresden und Warschau.

Cecilienhof

Neben Berlin-Karlshorst, dem Ort der Kapitulation 1945, ist das Schloss Cecilienhof gleichsam ein Synonym für das Ende des Zweiten Weltkriegs und den Beginn der Nachkriegsordnung. Die Aufgabe der Gedenkstätte wird es zukünftig verstärkt sein, Menschen aus aller Welt und vor allen auch jungen Generationen einen Einstieg in die Geschichte des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieges zu bieten und sie nicht nur über die Potsdamer Konferenz, sondern auch in deren Vorgeschichte und Folgen einzuführen. Gegenwärtig beginnen Planungen für die grundlegende Überarbeitung der Dauerausstellung. Die Zusammenarbeit und Abstimmung mit anderen Museen/Gedenkstätten zum Zweiten Weltkrieg ist dafür eine unverzichtbare Voraussetzung und Unterstützung. Weiterhin empfiehlt sich der Verweis auf Erinnerungsorte, Museen und Gedenkstätten der Nachkriegszeit und des Kalten krieges.

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4.4. Netzwerke

Militär ist als eine Art Netzwerk konzipiert. Anderseits verhält es sich darin keineswegs isoliert, sondern greift in Strukturen aus, die weite gesellschaftliche Bereiche berühren oder gar einbeziehen. Daher sollte Militärwesen als regionales Phänomen systemisch in den Blick genommen werden. Dazu dient den Museen sowohl kooperative Zusammenarbeit in der Forschung, als auch im Feld der vernetzten Vermittlung.

Die Garnison z. B. verkörpert den Normalfall militärischen Auftretens in Brandenburg. Bevorzugt lagen sie bei den damaligen Kreisstädten. Für viele Kommunen gehörte die Garnison fest zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben. So wäre unter den Museen einstiger Garnisonstädte eine Kooperation in Hinsicht auf eine vergleichende Analyse im Verhältnis Stadt-Militär, örtliche Besonderheiten und die Adaption aktueller Forschungsansätze denkbar. Unter den Festungsmuseen besteht bereits eine solche Kooperation.

Eine andere Form der Zusammenarbeit legt einen Epochenschnitt an und versammelt Standorte eines historischen Ereignisrahmens. Zwischen dem Deutsch-Russischen Museum Karlshorst, dem Waldfriedhof Halbe und der Gedenkstätte Seelower Höhen besteht eine Zusammenarbeit in Hinsicht auf das gemeinsame Thema des Zweiten Weltkrieges. Diese Zusammenarbeit kann möglicherweise zu einem umfassenderen Netzwerk ausgebaut werden, das den Zweiten Weltkrieg, seine Vorbereitung, sein Ende und die Erinnerung daran gemeinsam bearbeitet. Als verbindendes Moment kann ein Führer wirken, wie er etwa in Sachsen-Anhalt zur musealen Repräsentation des Dreißigjährigen Krieges vorliegt.56

5. Zusammenfassung

Militärwesen und Krieg als kulturgeschichtliche Phänomene betrachten zu können, setzt eine perspektivische Distanz voraus. Jeder Generationswechsel ermöglicht, ja erzwingt neue Positionierungen. Nicht von ungefähr wird das Militärische von den Museen in Brandenburg in jüngster Zeit neu entdeckt. 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges empfiehlt der Museumsverband des Landes Brandenburg seinen Mitgliedern, sich der regionalen Militärgeschichte und ihren lokalen Niederschlägen offensiv zu nähern.

Leitende Fragestellungen richten sich dabei auf: sein:

• Historische Orte und ihre landesgeschichtliche Bedeutung• Ideologien und Interessen • Strukturen und Instrumente • Erfahrungen und Folgen

Das organisierte militärische Gewaltpotenzial hat den Charakter eines Systems. Es ist sowohl komplex als auch facettenreich, es greift über den lokalen Befund ebenso hinaus wie

56 Kuper 2007.

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über die militärischen Institutionen. Der Zusammenhang zwischen zivilgesellschaftlich ideologisierten Haltungen, politischen Absichten, technischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Interessen ist nicht erst wirksam und ablesbar, sondern schon im Kleinen des Garnisonsalltags. Strukturell verweisen zahlreiche Phänome, sei es aufgrund von Eingemeindungen, sei aufgrund der Lokalisierung administrativer oder politischer Instanzen, auch auf Berlin.

Wenn der Krieg ein Instrument der Politik ist, sollte ein museales Umgehen mit dessen Folgen auch bereit sein, politische Konsequenzen zu diskutieren. Dies sollte jedoch nicht dazu zu führen, die Ebene der individuellen Erfahrung zu präjudizieren. Gerade sie ist es, die mit ihren Überzeugungen und Zweifeln Geschichte als Konsequenz persönlicher Entscheidungen begreifbar und vermittelbar macht.

Das Militärische nicht nur als Teil der Landesgeschichte, sondern auch der Landeskultur zu begreifen bedeutet in vielen Häusern ein Umdenken. Schließlich galt das Themenfeld lange als ideologisch besitzt und darum als sperrig. Es fordert so oder so zum unbequemen Standortbezug heraus. Einfache und glatte Antworten werden nur auf zu simpel gestellte Fragen zu erwarten sein. Gerade bei der Betrachtung des Krieges sollte man auf Überraschungen gefasst sein, das liegt in seiner Natur. Dogmatische Schubladen passen, so scheint es, nicht mehr in eine Zeit, in der die Zeitzeugen seltener werden und sich das umittelbare Erinnern zum medialisierten Gedenken wandelt. Dabei erleben wir, wie einerseits Erfahrungen verloren gehen, dafür andere Zugänge möglich werden. Diese können einerseits nüchterner, andererseits durchaus empathischer ausfallen, als dies in den vergangenen Jahrzehnten zuträglich schien. Dass wir uns dabei auch Risiken aussetzen, liegt auf der Hand. Dabei kann man die Auffassung vertreten, dass Museen nur dann am Puls ihrer Zeit bleiben, wenn sie bereit sind, sich Spannungen auszusetzen.

In diesem Sinne möchte das vorliegende Positionspapier zur kollegialen Diskussion Anstoß geben, nicht mehr. So auch scheint es der Rolle eines Museumsverbandes angemessen, der keine aktive Museumspolitik betreiben kann und daher beratend Impulse setzen will. Das Papier soll aber zugleich zeigen, wie die Landesmuseumsentwicklungskonzeption (MEK) verfolgt werden kann und erste Wurzeln treibt. Sie ist im Fluss, also auch in Bewegung. Unsere Museen und ihre Partner in der Politik, der Verwaltung, der Forschung sollten helfen, dass es so bleibt. Darum wurde dieses Konzept zum Militär im Museum bewusst als eine Momentaufnahme angelegt, die zur Fortschreibung auffordert.

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6. Literatur

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Jürgen Angelow, Die Garnisonstadt Prenzlau im deutschen Kaiserreich 1871-1918. In: MVB 2001, 43-55.

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Ders., Michael Herrmann, Ulrike Ludwig u. Anton Schindling (Hg.), Krieg, Militär und Migration in der frühen Neuzeit, Berlin 2008.

Kurt Arlt u. Bruno Thoß, Militärgeschichtliches Handbuch Brandenburg-Berlin, Berlin 2010.

Ernst F. R. von Barsewisch, Von Rossbach bis Freiberg 1757-1763. Tagebuchblätter eines friderizianischen Fahnenjunkers und Offiziers, Krefeld 1959.

Frank Bauer, Hartmut Knitter u. Heinz Ruppert, Vernichtet, Vergessen, Verdrängt. Militärbauten in Potsdam, Berlin u. a. 1993.

BdV 2000: Bundesministerium der Verteidigung (Hg.), Aufbau einer militärgeschichtlichen Sammlung. Hilfen für die Gestaltung von Ausstellungen für die historische Bildung in der Bundeswehr, Bonn 2000.

Friedrich Beck u. Klaus Neitmann (Hg.), Brandenburgische Landesgeschichte und Archivwissenschaft [= Festschrift Enders], Weimar 1997.

Christine Beil, Der ausgestellte Krieg. Präsentationen des Ersten Weltkrieges 1914-1939, Tübingen 2004.

Peter Berz, 08/15. Ein Standard des 20. Jahrhunderts, München 2001.

Karl Biermann, Flugplatz Döberitz. Geburtsort der militärischen Luftfahrt in Deutschland, Berlin 2005.

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