MINT Lehrer-News, Nr. 1

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1/6 Langsam öffnet Lea die Tür des Labor-Ofens. Die flimmernde Hitze, die ihr in diesem Moment entgegenschlägt, spürt sie dank ihres feuerfes- ten Overalls und der Schutzhandschuhe nicht. Mit einer langen Zange holt die 14-Jährige ein rot glühendes Stück Stahl hervor und legt es vorsichtig auf den Amboss. Dann nimmt sie einen schweren Schmiedehammer zur Hand und lässt ihn mehrmals kraftvoll auf das Metall hinabsausen. Interessiert beobachtet sie, wie der zuvor unbiegsame Stahl nun seine Form verändert, als sei er aus Gummi. Am Rand der Szene steht Rüdiger Deike und freut sich über Leas Erkenntnisgewinn. Deike ist Professor an der Universität Duisburg-Essen und unterrichtet normalerweise angehende Metallurgen und Umformtechniker. Heute aber hat er es mit Schülern des Max-Planck-Gymna- siums zu tun, genauer gesagt: mit Teilnehmern der Junior-Ingenieur-Akademie. Diese ist an der Duisburger Schule ein Wahlpflichtfach der achten und neunten Klasse, so wie Französisch oder Latein auch. Wer einen der begehrten Plätze ergattert, taucht vier Halbjahre lang je- weils zwei Stunden wöchentlich in die Arbeits- welt von Ingenieuren, Wissenschaftlern und Forschern ein. Das Besondere dabei: Ein gro- ßer Teil des Unterrichts findet an außerschu- Junior-Ingenieur-Akademie Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer, heute erhalten Sie die ersten MINT-News für Lehrer, die EINSTIEG und die Deutsche Telekom Stiftung gemeinsam herausge- ben. Aus unserer Zusammenarbeit wissen wir, dass gerade Lehrkräfte, die Schüler bei der Berufsorientierung unterstützen, sich für Neuigkeiten rund um die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaf- ten und Technik interessieren. Titelthema der ersten Ausgabe ist die Junior-Ingenieur- Akademie – ein erfolgreiches Projekt, das Jugendlichen die Berufsbilder von Ingeni- euren und Wissenschaftlern näherbringt. Wir wünschen eine anregende Lektüre und freuen uns auf Ihr Feedback. Dr. Ekkehard Winter Geschäftsführer Deutsche Telekom Stiftung Inhalt auf einen Klick Junior-Ingenieur-Akademie S. 1 - 2 MINT-Ausbildungen und -Studiengänge S. 3 Aktuelles aus der MINT- Landschaft S. 4 Begabtenförderung: ECHA-Diplom S. 5 Frühstudium / Impressum S. 6 Tüfteln als Schulfach MINT Lehrer-News Ausgabe 01 2011 Zu wenige Abiturienten* entscheiden sich für ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium. Der Grund: Sie erfahren in der Schule kaum etwas über den spannenden Arbeitsalltag von Ingenieuren und Forschern. Hier setzt die Junior-Ingenieur-Akademie an. Eine Kooperation von: » * Der Lesbarkeit halber verwenden wir, sofern beide Geschlechter gemeint sind, stets nur die männliche Form. © Deutsche Telekom Stiftung

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Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften & Technik

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Langsam öffnet Lea die Tür des Labor-Ofens. Die flimmernde Hitze, die ihr in diesem Moment entgegenschlägt, spürt sie dank ihres feuerfes-ten Overalls und der Schutzhandschuhe nicht. Mit einer langen Zange holt die 14-Jährige ein rot glühendes Stück Stahl hervor und legt es vorsichtig auf den Amboss. Dann nimmt sie einen schweren Schmiedehammer zur Hand und lässt ihn mehrmals kraftvoll auf das Metall hinabsausen. Interessiert beobachtet sie, wie der zuvor unbiegsame Stahl nun seine Form verändert, als sei er aus Gummi.Am Rand der Szene steht Rüdiger Deike und freut sich über Leas Erkenntnisgewinn. Deike

ist Professor an der Universität Duisburg-Essen und unterrichtet normalerweise angehende Metallurgen und Umformtechniker. Heute aber hat er es mit Schülern des Max-Planck-Gymna-siums zu tun, genauer gesagt: mit Teilnehmern der Junior-Ingenieur-Akademie. Diese ist an der Duisburger Schule ein Wahlpflichtfach der achten und neunten Klasse, so wie Französisch oder Latein auch. Wer einen der begehrten Plätze ergattert, taucht vier Halbjahre lang je-weils zwei Stunden wöchentlich in die Arbeits-welt von Ingenieuren, Wissenschaftlern und Forschern ein. Das Besondere dabei: Ein gro-ßer Teil des Unterrichts findet an außerschu-

Junior-Ingenieur-Akademie

Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer,

heute erhalten Sie die ersten MINT-News für Lehrer, die EINSTIEG und die Deutsche Telekom Stiftung gemeinsam herausge-ben. Aus unserer Zusammenarbeit wissen wir, dass gerade Lehrkräfte, die Schüler bei der Berufsorientierung unterstützen, sich für Neuigkeiten rund um die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaf-ten und Technik interessieren. Titelthema der ersten Ausgabe ist die Junior-Ingenieur-Akademie – ein erfolgreiches Projekt, das Jugendlichen die Berufsbilder von Ingeni-euren und Wissenschaftlern näherbringt.

Wir wünschen eine anregende Lektüre und freuen uns auf Ihr Feedback.

Dr. Ekkehard Winter Geschäftsführer Deutsche Telekom Stiftung

Inhalt auf einen Klick Junior-Ingenieur-Akademie S. 1 - 2

MINT-Ausbildungenund -Studiengänge S. 3

Aktuelles aus der MINT- Landschaft S. 4

Begabtenförderung: ECHA-Diplom S. 5

Frühstudium /Impressum S. 6

Tüfteln als Schulfach

MINT Lehrer-NewsAusgabe 01 2011

Zu wenige Abiturienten* entscheiden sich für ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium. Der Grund: Sie erfahren in der Schule kaum etwas über den spannenden Arbeitsalltag von Ingenieuren und Forschern. Hier setzt die Junior-Ingenieur-Akademie an.

Eine Kooperation von:

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* Der Lesbarkeit halber verwenden wir, sofern beide Geschlechter gemeint sind, stets nur die männliche Form.

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lischen Lernorten statt, zum Beispiel an der Uni Duisburg-Essen oder beim Stahlhersteller ThyssenKrupp. Und dort ist nicht bloß Zuhö-ren gefragt, sondern aktives Mitmachen! Ne-ben Stahlkochen lernen die Schüler etwa, wie man Brennstoffzellenautos entwickelt, Roboter programmiert und Alarmanlagen baut. „Das Mitmachen ist ein ganz wichtiger Aspekt“, sagt Uni-Professor Deike. „Und nebenbei verlieren die Jugendlichen bei uns ihre Hemmungen vor dem Lernort Universität. Das ist insbesondere im Hinblick auf ein späteres Studium nützlich.“

„Selber machen ist toll“

Das Max-Planck-Gymnasium war 2006 eine der ersten Schulen, die die Junior-Ingenieur-Akademie als Wahlpflichtfach einführten. Heute gibt es bundesweit Akademien an ins-gesamt 30 Schulen. Gefördert wird das Projekt von der gemeinnützigen Deutsche Telekom Stiftung, die sich für eine Verbesserung der Bil-dung in den MINT-Fächern engagiert. Ziel ist es, bei den teilnehmenden Schülern frühzeitig Interesse für technische Berufe und ingenieur-wissenschaftliche Karrieren zu wecken. „Mit 14 oder 15 Jahren machen sich viele Jugend-lichen zum ersten Mal Gedanken über ihre be-ruflichen Wünsche und Neigungen“, erklärt Dr. Ekkehard Winter, der Geschäftsführer der Stif-

tung. „Genau in dieser wichtigen Phase bieten wir ihnen mit der Junior-Ingenieur-Akademie die Möglichkeit, spannende Tätigkeiten und Berufe mit besten Zukunftsaussichten kennen zu lernen.“Die Duisburger Junior-Ingenieure nehmen das Angebot gerne an – nicht zuletzt, da die außerschulischen Unterrichtseinheiten für sie eine reizvolle Abwechslung vom normalen Schulalltag darstellen. „Es ist einfach toll, et-was selber machen zu können“, findet etwa die 14-jährige Lea, die sich eben noch als Stahlkocherin versucht hat. Und auch Phy-siklehrer Ralf Bandusch, der das Projekt am Max-Planck-Gymnasium betreut, ist zufrieden mit seinen Schützlingen. „Man merkt deutlich, wie viel Motivation die Schüler mitbringen. Das macht sich am Ende des Halbjahres natürlich auch auf dem Zeugnis bemerkbar“, erzählt er stolz. Besonders freut sich Bandusch jedoch über den nachhaltigen Effekt, den die Junior-Ingenieur-Akademie offenbar auf die Jugend-lichen hat. Viele Absolventen der Akademie bleiben auch in der Oberstufe bei der Stange. „Letztes Jahr mussten wir sogar gleich zwei Physik-Leistungskurse aufmachen. Das habe ich vorher auch noch nicht erlebt.“

www.telekom-stif tung.de/junior-ingenieur-akademie

„Die Noten sind immer sehr gut, weil dieSchüler viel Motivation mitbringen“ Physiklehrer Ralf Bandusch, Projektleiter Junior-Ingenieur-Akademie am Max-Planck-Gymnasium Duisburg

Aktives Mitmachen ist die Devise der Junior-Ingenieur-Akademie

Leitfaden

Lehrer, die selbst eine Junior-Ingenieur-Aka-demie an ihrer Schule einrichten möchten, finden in der Publikation „Junior-Ingenieur-Akademie“ der Deutsche Telekom Stiftung einen praktischen Leitfaden zur Planung und Umsetzung. Sie bietet außerdem eine Zusammenfassung von Erlebnissen und Erkenntnissen der beteiligten Schulen, wis-senschaftlichen Einrichtungen und Unter-nehmen sowie der Stiftung aus sechs Jahren Projektarbeit. Das Buch kann über die Stiftung kostenlos bestellt werden und steht im Internet zum Download bereit.

Experimente auf Rädern

Das Besondere an der Junior-Ingenieur-Akademie ist die enge Verzahnung der teilnehmenden Schulen mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Doch nicht jede Schule hat eine Universität oder ein Forschungszentrum direkt um die Ecke. Die drei Gymnasien Elsterwerda, Finsterwalde und Herzberg im Süden Brandenburgs etwa liegen zu weit von der nächsten Hochschule entfernt, als dass regelmäßige außerschuli-sche Unterrichtseinheiten möglich wären.Dass dort trotzdem Junior-Ingenieur-Aka-demien eingerichtet werden konnten, ist dem „mobilen Lehrkabinett“ zu verdanken, das jetzt in Brandenburg unterwegs ist. Ein Kleinbus bringt dabei verschiedene Themen-kisten mit Unterrichtsmaterialien an die Gym-nasien, mit denen die Junior-Ingenieure ex-perimentieren können. Auf dem Programm stehen zunächst die Themen Photovoltaik, Brennstoffzelle und Wärmepumpe.

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Kurz notiert

+++ Kupfer, Gold, Öl, Erdgas. An der Tech-nischen Universität Clausthal ist zum Winter-semester der Studiengang Rohstoff-Geowis-senschaften angelaufen. Er soll Experten für die Gewinnung und das Recycling Seltener Erden, technologisch bedeutender Metalle sowie fossiler Energien ausbilden. +++

+++ IT mit Beamtenstatus. Die Fachhoch-schule des Bundes bietet ab 2012 den dualen Diplomstudiengang Verwaltungsinformatik an. Die Praxisphasen finden in verschiedenen Bundesbehörden statt. Die Studierenden wer-den vorläufig verbeamtet. +++

+++ Moderner Buchbinder. Zum 1. August ist mit dem Medientechnologen Druckverar-beitung ein neuer MINT-Ausbildungsberuf ge-startet. Bewerber sollten gute Noten in Mathe, Werken, Physik und Chemie mitbringen. +++

Dass MINT-Berufe hierzulande nicht zwangs-läufig von Männern dominiert sein müssen, beweist das Beispiel des medizinisch-tech-nischen Assistenten, kurz MTA. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten sind weiblich, was damit zusammenhängt, dass die Ausbildung ursprünglich Schulen vorbehalten war, die nur Frauen aufnahmen. Heute verspricht der Beruf jedoch beiden Geschlechtern eine interessan-te und vielseitige Tätigkeit – Nachwuchs drin-gend gesucht! MTA arbeiten in Kliniken, Praxen und Labors, wo sie die Ärzte beim Diagnostizieren von Krankheiten und bei der Behandlung der Patienten unterstützen. Es gibt vier Spezia-lisierungen: In der Radiologie nehmen MTA Röntgenbilder auf und bedienen komplizierte Bestrahlungsgeräte. In der Funktionsdiagnos-tik erstellen sie Elektrokardiogramme, führen neurologische und audiologische Tests durch. MTA der Fachrichtung Laboratoriumsmedizin untersuchen Blut- und Gewebeproben auf Gendefekte, Tumore und Infektionen. In der Ve-terinärmedizin schließlich diagnostizieren sie Tierkrankheiten und testen Lebensmittel auf Seuchen wie BSE oder EHEC.Die Ausbildung zum medizinisch-technischen Assistenten findet an Berufsfachschulen statt und dauert drei Jahre. Bewerber brauchen min-destens einen mittleren Schulabschluss und gute Noten in den MINT-Fächern.

„Warum gibt es Ebbe und Flut?“ „Haben Sterne wirklich Zacken?“ – Kinder sind neu-gierig auf die Natur und stellen ihren Lehrern viele Fragen. Doch nicht immer finden diese darauf befriedigende Antworten. Die wenigs-ten Grundschullehrer haben selbst ein natur-wissenschaftliches Fach studiert. Biologie, Chemie und Physik werden in der Primarstufe deshalb häufig nur lückenhaft oder sogar gar nicht unterrichtet. Die Folge: Den Kindern fällt es schwer, einen Zugang zu den Fächern zu finden. Früher oder später verlieren sie das In-teresse an der Natur.Ein innovativer Ansatz an der Freien Universität Berlin soll nun dazu beitragen, den naturwis-senschaftlichen Unterricht in der Primarstufe zu verbessern. Das Studienfach Integrierte Na-turwissenschaften – eine Kooperation von vier Fachbereichen und der Projektgruppe MINT-

Lehrerbildung – vermittelt angehenden Grund-schullehrern ein solides Basiswissen in den beteiligten Disziplinen, das ganz auf die spä-tere Lehrtätigkeit ausgerichtet ist. Absolventen sollen in der Lage sein, ihre Schüler auf Ent-deckungsreisen in die Natur zu begleiten und ihnen dabei auch die Systeme und Methoden der Wissenschaften verständlich zu machen. Unterrichtserfahrung sammeln sie dabei nicht erst im Referendariat: In den Schülerlaboren der Uni kommen sie im Verlauf des Studiums regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen zu Forschungsaktivitäten zusammen und lernen, wie diese die Welt interpretieren.Das Studienfach „Integrierte Naturwissen-schaften“ wird als Zweitfach in Kombination mit dem Kernfach Grundschulpädagogik an der Freien Universität Berlin angeboten.

Medizinische Assistenten: Nachwuchs dringend gesucht!

Studienfach „Integrierte Naturwissenschaften“

Auf Entdeckungsreise in die NaturAn der Freien Universität Berlin lernen angehende Grundschullehrer, wie sie Kinder für die Naturwissenschaften begeistern können.

MINT-Ausbildungen und -Studiengänge

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Kurz notiert

+++ Kopfarbeit. Unter dem Motto „Uns gefällt, was du im Kopf hast!“ startet der bekannte Wettbewerb Jugend forscht in die neue Runde. Interessenten bis 21 Jahre können sich noch bis Ende November mit einem frei gewählten Forschungsthema alleine oder im Team bewer-ben. +++

+++ Schnuppern und mitmachen. Pünktlich zum Start des Wintersemesters ist das Schüler-vorlesungsverzeichnis Einblick der Ruhr-Uni Bochum erschienen. Aufgelistet sind dort rund 200 Vorlesungen und Seminare aus dem regulären Lehrangebot, die auch Schülern offen- stehen. +++

+++ Zu wenig Frauen. Einen Anstieg der Absolventenzahlen in den MINT-Studienfächern seit 2000 verzeichnet eine neue Studie der Expertenkommission Forschung und Innovation. Mit Sorge betrachten die Wissenschaftler allerdings den weiterhin geringen Frauenanteil unter den Absolventen. +++

Wie erzeugt ein Windrad Strom? Warum züchten Weltraumforscher in ihren Labors Ka-kerlaken? Und was erleben Praktikanten in der Fertigungshalle bei Audi? Diesen und anderen Fragen geht tecTV nach, ein Web-TV-Sender für Jugendliche im Internet. Zu Beginn jedes Monats stellen die Macher eine neue Ausga-be des Magazins online mit spannenden Bei-trägen aus den Ingenieur-Arbeitsbereichen Energie, Produktion, Elektronik und Mobilität. Der Kanal „Jobcheck“ nimmt darüber hinaus Ingenieurberufe unter die Lupe, stellt Studi-engänge vor und porträtiert Auszubildende. Ältere Videos findet man im inzwischen recht umfangreichen Archiv. Der Sender ist ein Pro-jekt von Sachen machen, einer Initiative des Ingenieurverbands VDI zur Förderung des Technikstandortes Deutschland.

Für das Roberta Teacher-Training am 8. und 9. Dezember in Sankt Augustin bei Bonn sind noch Plätze frei. Die Schulung führt Lehrerinnen und Lehrer aller Fachrichtungen in das Roboter-Baukastensystem „Lego Mindstorms NXT“ ein und vermittelt ihnen einen sicheren Umgang mit der Hard- und Software. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Nach dem Training können die zertifizierten Roberta-Teacher an ihren Schulen selbstständig Roboterkurse durch-führen. Roberta, eine Initiative des Fraunhofer-Instituts IAIS, will bei Mädchen und Jungen auf spielerische Art und Weise Interesse für Naturwissenschaften und Technik wecken. 2012 feiert das Projekt, das jährlich mehr als 5.000 Schüler in über 300 dokumentierten Roboterkursen deutschlandweit erreicht, zehnjähriges Bestehen.

Vom 16. bis 19. November findet an der Tech-nischen Universität Berlin der Technik-Work-shop Try it! Junge Frauen erobern die Technik! für Schülerinnen ab der 11. Klasse statt. In den Labors und Werkräumen der Hochschule lernen die Teilnehmerinnen verschiedene Inge-nieur-Fachrichtungen kennen. Außerdem steht der Besuch eines Berliner Technologieunter-nehmens auf dem Programm, wo die Mädchen einen Eindruck davon erhalten, was sie nach einem Studium der Ingenieur- oder Naturwis-senschaften erwarten könnte. Berufspraktike-rinnen berichten in einer Gesprächsrunde über ihren Arbeitsalltag und beantworten Fragen.Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei. Unterkunft und Verpflegung werden von der Femtec GmbH übernommen, die die Veranstal-tung ins Leben gerufen hat. Interessentinnen können sich noch bis zum 10. Oktober online bewerben.

tecTV informiert Jugendliche über Ingenieur-Themen

Roberta Teacher-Training: Lehrer lernen Umgang mit Robotern

Try it! Technik-Workshop für Schülerinnen in Berlin

Aktuelles aus der MINT-Landschaft

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In jeder Klasse sitzen, statistisch gesehen, mindestens zwei Schüler, die sich im Unter-richts-Alltag unterfordert fühlen. Diese beson-ders begabten beziehungsweise leistungsbe-reiten Jugendlichen brauchen dringend eine spezielle Förderung, damit ihre Talente nicht verkümmern. Allerdings spielt das Thema Begabtenförderung in der Lehrerausbildung an den Universitäten bislang kaum eine Rol-le. Entsprechend schwer ist es für Lehrkräfte, besonders begabte Schüler überhaupt zu identifizieren. Zumal diese erstaunlicherweise häufig schlechtere Leistungen bringen als ihre normal begabten Mitschüler. „Viele verweigern im Unterricht die Mitarbeit, weil sie Angst davor haben, von ihren Klassenkameraden als Stre-ber gehänselt zu werden“, erklärt die Lehrerin Larissa Poetgens. „Andere stören, weil sie zu wenig geistiges Futter bekommen und sich langweilen.“ Larissa Poetgens unterrichtet am Gymna-sium Haus Overbach in Jülich-Barmen die Fächer Deutsch und Biologie. Ihre Schule ist vergleichsweise gut auf den Umgang mit begabten Schülern vorbereitet: Es gibt ein Vorversetzungsmodell, spezielle Mathekurse für die Leistungsstärkeren sowie Schüler-Akademien zu Themen wie Astronomie oder Hirnforschung, in denen die Jugendlichen un-ter Anleitung von externen Experten viel tiefer in die Materie eintauchen, als es im regulären Unterricht möglich wäre. Regelmäßig schickt das Gymnasium seine besten Schüler zudem zum Frühstudium an die Universität.„Begabte Jugendliche werden ihr volles Poten-zial vor allem dann zeigen, wenn die gestellten Aufgaben für sie eine Herausforderung dar-stellen“, sagt Prof. Christian Fischer, der sich an der Universität Münster mit Begabungsfor-

schung und Begabtenförderung befasst. Die Lehrer dürften ihre Schüler nicht länger als homogene Einheit betrachten, sondern müss-ten verstärkt versuchen, mit Formen des selbst-gesteuerten Lernens jedem Kind individuell gerecht zu werden. Gleichwohl: „An deutschen Schulen wird in der Sekundarstufe immer noch zu 80 Prozent Frontalunterricht praktiziert.“

„Wissen an Kollegen weitergeben“

Um bei Lehrkräften das Bewusstsein für die Bedürfnisse begabter Schüler zu stärken, hat Fischer vor zehn Jahren in Münster das ECHA-Diplom (European Council for High Ability)eingeführt, eine berufsbegleitende Weiterbil-dung, die ursprünglich in den Niederlanden entwickelt wurde. Die Teilnehmer lernen dort in drei Semestern, wie man begabte Jugend-liche erkennt und angemessen fördert. Eine Rolle spielen dabei neben diagnostischen und

didaktischen auch kommunikative Kompeten-zen: „Die Lehrer sollen gegenüber den Jugend-lichen als vielseitige Lernberater auftreten, nicht bloß als einseitige Wissensvermittler“, er-klärt Fischer. Die Ausbildung zum „Specialist in Gifted Education“ umfasst circa 500 Stunden. Neben Wochenend-Blockseminaren gehören Literaturzirkel sowie Exkursionen zu Einrich-tungen der Begabtenförderung zum Curricu-lum. Außer in Münster kann das ECHA-Diplom derzeit auch in Potsdam und Düsseldorf absol-viert werden.Auch Larissa Poetgens vom Gymnasium Haus Overbach absolviert die ECHA-Weiterbildung bei Christian Fischer und schreibt derzeit an ih-rer Diplomarbeit. Nach dem Abschluss will sie das Thema Begabtenförderung an ihrer Schu-le weiter stärken. „Es geht darum, das Wissen, das ich gewonnen habe, an meine Kollegen weiterzugeben. Nur so schaffen wir es, in Zu-kunft wirklich kein Talent mehr zu übersehen.“

ECHA-Diplom

Kein Talent übersehenDas Thema Begabtenförderung kommt in der Lehrerausbildung noch kaum vor. Ein berufsbegleitender Lehrgang an der Universität Münster zeigt Pädagogen, wie sie besonders begabte Schüler erkennen und angemessen unterstützen können.

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Begabtenförderung

Begabtenförderung: Selbstgesteuertes Lernen statt Frontalunterricht

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Impressum

Herausgeber:Deutsche Telekom StiftungGraurheindorfer Straße 15353117 BonnTelefon: 0228 181-92021Telefax: 0228 [email protected]

Herausgeber, Redaktion, Grafik:EINSTIEG GmbH

Venloer Straße 24150823 KölnTelefon: 0221 398 09-30Telefax: 0221 398 [email protected]

Zur Person

Prof. Dr. Claudia Solzbacher ist Schulpä-dagogin und leitet die Forschungsstelle für Begabungsförderung an der Universität Os-nabrück.Ihre Studie „Frühstudium – Schüler an die Universität“ ist online verfügbar.

Das Frühstudium

Derzeit bieten etwa 50 Hochschulen bundes-weit das Frühstudium an, rund 1.700 Jugend-liche nehmen jedes Jahr daran teil. Die Schü-lerstudierenden besuchen zusätzlich zum Schulunterricht Vorlesungen und Übungen und legen sogar schon Prüfungen ab. Die Scheine, die sie dabei sammeln, können auf ein späteres Studium angerechnet werden. So schafft das Frühstudium einen fließenden Übergang zwischen Schule und Hochschule und leistet wertvolle Hilfe bei der Studien- und Berufsorientierung.Weitere Informationen erhalten Interessenten im Handbuch „Frühstudium“ der Deutsche Telekom Stiftung. Die Publikation kann kos-tenlos bei der Stiftung bestellt werden und steht als Download bereit.

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„Schulen wollen ihre Besten nicht abgeben“Eine Möglichkeit der Begabtenförderung ist das Frühstudium. Clau-dia Solzbacher hat untersucht, welche Erfahrungen Schüler, Lehrer und Universitäten bislang damit machen.

Frau Prof. Solzbacher, ist das Frühstudium eine Erfolgsgeschichte?Aus Sicht der Universitäten auf jeden Fall, denn die sind mit ihren Schülerstudierenden meist hochzufrieden. Es ist allerdings fraglich, ob die praktizierten Auswahlverfahren an den Schulen tatsächlich alle Jugendlichen, die fürs Frühstudium geeignet sind, erfassen, denn eine sorgsame Diagnose und Förderung findet dort meist nicht statt. Nach neuesten Schät-zungen bleiben 50 Prozent der Begabungen unserer Schülerinnen und Schüler unentdeckt.

Wovon hängt denn die Aufnahme eines Frühstudiums ab?In ganz erheblichem Maße vom Elternhaus: Von über 70 Prozent der Schülerstudierenden hat mindestens ein Elternteil selbst studiert. Kinder aus sozial schwächeren oder bildungs-fernen Familien werden erwiesenermaßen deutlich seltener als begabt identifiziert als Kinder aus oberen sozialen Schichten. Mitunter gibt es doppelte Benachteiligungen: Gravierend ist etwa die mangelnde Identifika-tion begabter Mädchen in den MINT-Fächern.

Das Vorurteil, dass man innerhalb dieser Gruppe keine Begabungen finden könne, hält sich fatalerweise hartnäckig.

Einige Schulen stehen dem Frühstudium noch skeptisch gegenüber. Warum?Sie befürchten, dass ihre Schülerstudierenden zu viele Schulstunden versäumen. Das ist aber tatsächlich gar nicht der Fall. Aus Untersu-chungen zur Begabtenförderung wissen wir auch, dass Schulen ihre „Besten“ häufig nicht abgeben wollen. Das Resultat: Die Schülerstu-dierenden fühlen sich in der Organisation des Frühstudiums nicht ausreichend unterstützt. Nachfragen der Lehrer gibt es nur selten.

Was können die Schulen konkret verbessern?Zuallererst bedarf es der professionellen Qualifizierung der Lehrkräfte, denn die Iden-tifikation und Förderung besonders begabter Schüler will gelernt sein. Der Blick muss stärker auf die Potenziale der Kinder gerichtet werden – wir sind noch zu sehr auf ihre Defizite fixiert und nehmen ihnen dadurch die Motivation zum Lernen.

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